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Glückauf, Jg. 76, No. 39

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‘ a * ¡ 5

OLUCKAUF

Berg- und H üttenmännische Zeitschrift

Nr. 39 28. September 1940 76. Jahrg.

Die technische Entwicklung des großoberschlesischen Steinkohlenbergbaues.

Von P r o f e s s o r Dr.-Ing. G. S p a c k e i e r , Breslau.

( F o r ts e t z u n g .) D e r D o m b r o w a - B e z i r k .

Der D om brow a-B ezirk, d e r ehem als russisc he Anteil des Kohlenbeckens, n im m t mit 440 k m 2 vom G e s a m t r a u m e Großoberschlesiens, d a s 6400 km 2 u m f a ß t, n u r einen kleinen Teil am NO-Rande ein. Seine F ö r d e r u n g ist d a g e g e n e r ­ heblich; sie macht 13,5 o;0 d e r g e s a m te n je tz t deutschen F ö r ­ derung G roßoberschlesiens aus. Die U rs ache liegt in d e r Kohlenarmut des fr üheren w estlic hen R u ß la n d s, die schon vor dem Weltkriege zu einer stark en E n tw ic k l u n g fü h rte, aber auch gute Erträ gnis se e r b r a c h te u n d Kapital h e r a n ­ zog. Dazu kam, daß d e r Bezirk sich in polnischer Zeit als >; altpolnisch« des b es o n d e r e n W o h lw o llen s d e r Regierung erfreute un d nach M ö g lich k eit b e g ü n s t ig t w urd e.

Vor allem schnitt er bei G r ü n d u n g des poln isc hen K ohle n­

syndikates durch hohe Lizenzen g u t ab. W e n n er je tz t weniger als 1923 fö rd ert, w ä h r e n d O sto b ersch les ien seine Förder ung wenig stens g e h a lte n hat, so d ü rfte sich das dadurch erklären, d aß d e r reichliche A u sb a u d e r Anlagen weniger G ele genheit bot d u rc h In v es tieru n g en neue Lizenzen beim S y n d ik at zu e rw e rb e n . A nderseits hat auch in Dombro w a eine R ationalisierung d urch Stillegung der ungünstigen Anlagen u nd Ü b e rn a h m e ih rer F ö r d e r u n g auf die leistungsfähigen N a c h b a r w e r k e s ta ttg e fu n d e n . Beispiels­

weise hat die G e w e r k s c h a f t G ra f Renard die G r u b e Reden, die einer T o ch terg esellsch aft g e h ö rt e , stillg elegt und ihre Förderung auf das M u t t e r w e r k ü b e rn o m m e n . D essen Förderung belief sich vor d e r Z u s a m m e n l e g u n g a u f 750000t Jahr, w ä h r e n d G r u b e R ed en 380000t J a h r lieterte, so daß das M u t te r w e r k seine H a u p ta n l a g e a n n ä h e rn d auf volle A usnutzung ih rer m it 1200000 t / J a h r a n g e g e b e n e n Kapazität brachte. A u ß e r Reden sind noch vier G r u b e n (Klimontow, M o r tim e r , P o r a b k a u n d G ro d ziec 1) still­

gelegt, andere mit d en N a c h b a r w e r k e n verein ig t w o rd en . Der Lage d e s Bezirks am R ande d e s K ohlenbeckens entspricht es, d aß ein g r o ß e r Flächenteil von den Schichten der Randgruppe e i n g e n o m m e n w ird, w ä h r e n d die S attel­

flöze oder, rich tiger g e s a g t , d a s Sattelflöz n u r in dem der Altreichsgrenze nahen Teil v o rh a n d e n sind. Die b e k a n n t e Scharung und M ä c h t i£ k e i ts a b n a h m e d e r obers chle sischen Flöze nach O sten hin b e w i r k t es, d aß hier n u r ein S a tte l­

flöz, das Redenflöz, auftritt. V erein zelt ist es noch du rch eine Bergelage in O b e r - u n d U n t e r b a n k g e t r e n n t ; in den östlichen Teilen ist es g a n z einheitlich ausgebild et.

Geologisch g e h ö r t d e r Bezirk zum östlich en Teil d e r Beuthener Mulde. Die n o rd w e stlic h e n G ru b e n ha b e n nur den nördlichen Flü gel d ie s e r M u ld e au fgeschlo ssen. E rst bei Sosnowitz liegt die g a n z e M u ld e im Bereich des Bezirks. Hier bauen die G ru b e n Kasim ir u n d G ra f Renard.

Südlich von d e r V e r lä n g e r u n g des H in d e n b u rg - K ö n ig s - hütter Sattels, d e r nach O s te n bis ü b e r S osnow itz hinzieht, bauen nur die G r u b e n N iw k a ü n d M o d r z e jo w . D urch diese Eigenart der A b la g e ru n g e n k o m m t es, d a ß die meisten Gruben am M u ld e n ra n d e b a u e n , s o d a ß die T e u fe g e r i n g ist. Dafür ist das Einfallen steiler, als m a n es sonst in O b e r ­ schlesien g e w o h n t ist. Es st e ig t am M u l d e n r a n d e bis auf 35° an; ü b e rw ie g e n d a l le r d i n g s ist es flacher.

Die Rechtsverh ältnisse d e r G r u b e n b e r u h e n zum Teil auf einer Konzession, zum Teil a b e r n u r auf einem P a c h t ­

v erträ g e mit dem russisc hem Staate, in dessen Rechte Polen ei ngetret en war. So hat die erw ä h n te G e w e rk s c h a ft G raf Renard für ihr eigenes G ru b en feld eine Konzession, w ä h re n d die G ru b e Reden ihrer T ochtergesellschaft nur durch P a c h tv e rtr a g g esichert ist, d e r 1897 auf 54 Ja h r e abgeschlossen w u rd e, also bis 1951 läuft. Das Kapital d e r meisten altrussischen Gesellschaften w a r in fran zö sisch en H än d en ; die A ufsichtsräte sa ß e n teils in Paris, teils in Lyon. Allen diesen Gesellsc haften hat die polnische R egie rung keine Schw ie rigkeiten bereite t, so d a ß die Besitzverhältnisse erh alte n blieben. Neben d e r d e r H ü tte n ­ gesellschaft Huta -B ankow a n ahestehenden G e w erk s ch aft G ra f Renard sind von den g ro ß e n G r u b e n die »Sosnow itzer G esellschaft für K ohlenbergbau« (G ruben M odrzejo w , N iw ka un d Milowitz), die »Französisch-italienische G esell­

schaft« (G rube Paris mit d e r zugelegte n G r u b e Koszelew) u n d die »Czeladzer Steinkohlen-Gese 11 Schaft« in f r a n ­ zösischen H än d en ; n u r die » W ars chauer Gesellsc haft für K ohlenbergbau« (G ru b e Kasimir mit d e r zugelegte n G ru b e Julius) und die »Montan-G esellschaft-Saturn« (G ruben Jupite r, M ars u n d S aturn) befan d en sich in polnischem Besitz. Von den rd. 6,5 Mill. t F ö rd e r u n g des letzten Ja hres entfielen auf die französischen G r u b e n 3,9 un d auf die polnischen 2,6 Mill. t. D er fran zö sisch e Einfluß m achte sich auch im te ch nisch en Z uschnitt der Anlagen erheblich geltend.

In der K apitalkraft, sicherlich a b er auch in d e r starken Aufteilung des Reviers un d den d a d u rc h zum Teil be­

sch rän k ten K ohlenvorr äte n d e r G ru b e n liegt es be g rü n d e t, daß im G e g e n sa tz zu O berschlesien alle g ro ß e n G ru b en ü b er Spülv ersatzanla gen verf ügen. Begünstigt w ird dies durch das V o rk o m m e n g r o ß e r D ü n en eines w undervoll reinen Sandes am O s tr a n d e des Bezirks. Die G ru b e n b e ­ sitzen deshal b eigene S an d b a h n e n un d g r o ß e S a n d g e w in ­ nungsanlagen u n d h a b e n den Spülv ersatzbetrieb in g r o ß ­ zü giger W eise a u s g e b a u t u n d durchgebild et.

Auch sonst sind die te chnischen Ein ric htungen in je der Hinsicht auf der H öhe. Die Schw ie rigkeiten, w elc he das mächtige F lö z bie tet, h a b e n vor allem zu zah lreichen A bbauvers uchen u n d zur E n tw ick lu n g g u t e rp r o b te r A b b a u ­ verf ahre n gefü h rt, w obei der vorz üglic he Spülsan d eine B e tr ie bszusam m enfassung tr o tz des Spülv ersatzes e r m ö g ­ licht. Über die zah lreichen A b b au v erfah re n ste h t ein b e ­ s o n d erer Aufsatz in Aussicht, so d aß hie r nic ht n ä h e r darauf eingegangen zu w e rd e n bra ucht. N e b e n den g r o ß e n un d g u t fundierten W e r k e n g ib t es eine Reihe k le in erer G ru b e n , die auf die g e rin g m ä c h tig e n Flö ze d e r R a n d g ru p p e a n ­ gew ie se n sind u n d dabei ein s e h r b escheidenes Dasein führen. D azu k o m m t, d aß g e r a d e diese G r u b e n mit starken W ass ersch w ierig k eiten zu k äm pfen h aben, weil das D e c k ­ g e b i rg e be so n d e r s im T a le d e r P r z e m s a w a sse rr e ic h e S a n d ­ m assen enthält, die für d a u e rn d e n N a c h flu ß s o r g e n ; denn bei den alljährlichen H o c h w a s s e rn d e r P r z e m s a w e rd e n sie gespeist. Ein g r o ß z ü g i g e r Plan zur R eg lu n g d e r P rz e m s a un d ih rer Zuflüsse ist von den P ole n a u s g e a r b e it e t w o rd e n , aber P r o j e k t geblieben.

Die F löze ü b e r dem Redenflöz, die R u d a e r Schichten, sind ü b e rw ie g e n d n u r im östlich en T eile des Reviers v o r ­ h anden, w o die B e u th en er Mulde in ih rer g a n z e n Breite

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526 G l ü c k a u f m . j y im Revier liegt. Sie w erd en aber auch dort nur im be­

schränkten Maße geb aut, weil die G ruben es vorzogen, das tiefere Redenflöz vorerst in Angriff zu nehmen.

A uffal lend ist der g roße Unterschied zwischen der Schichtleistung der G esam tgefo lgschaft und der unte rtage.

Zum Vergleich sind nachstehend die Zahlen f ü r O sto b e r­

schlesien und D om bro w a zusammengestellt.

Jahr

Ostobers untertage

t/Mann

Schichtlei chlesien

Gesamt­

gefolgschaft t/Mann

stung in Dom untertage

t/Mann jrowa

Gesamt­

gefolgschaft t/Mann

1929 1933 1937 1938

1,901 2,623 2,886 2,869

1,339 1,795 2,031 2,021

1,824 2,124 2,294 2,257

1,080 1,211 1,397 1,405 Durch Einbeziehung der Gefolgschaft ü b ertag e ergibt sich danach 1938 ein Sinken der Kopfleistung um 29,5 o/o in Ostoberschlesien, ab er um 37,8 o/0 in D om brow a. D er U n te r ­ schied ist nicht etwa dadurch zu erklären, daß in D o m ­ bro w a die Tag esa nlagen vernachlässigt w äre n. Die T a g e s ­ anlagen entsprechen in Ostoberschles ien im allgemeinen dem Zustand der G ruben unte rtag e, sind also auf den meisten G ru ben nicht gerade in bestem Z usta nde. Die D om brow aer Einrichtungen sind im D urchschnitt denen in Ostoberschlesien mindestens gleichwertig. D er U nte rs chie d erklärt sich daher durch die im D om bro w abezirk ver­

breitete weitgehende A usgestaltung der Zechenw erkstä tte n.

Manche G ru ben verfügen geradezu über eine M aschin en­

fabrik. Hier macht sich vermutlich noch der Einfluß der russischen Zeit geltend, als Ersatzteile für die aus dem Ausland bezogenen Maschinen sc hw er zu beschaffen waren.

Es spiegelt sich darin aber auch der französische Einfluß wider, un te r dem die meisten G ru ben standen. Neue Maschinen w urd en überw ie gend aus Frankreic h und zum Teil aus Amerika bezogen. Durch Ein kauf von Ersatzteilen dort hätte man das D evisenkont o zu s tark belastet.

Die F ö rd eru n g der vorhandenen Einzelanlagen ist im Vergleich zu Westoberschlesien nicht hoch. Sie b e t rä g t auch bei den größeren W erken nur 2500 3000 t / T a g , w as etwa Ostoberschlesien entspricht.

Zur Kennzeichnung des Reviers sei, ähnlich wie es bei Oberschlesien geschehen ist, eine für den Bezirk ken n zeich ­ nende gut ausgebaute G ru b e beschrieben und im An­

schluß daran kurz auf die abw eichenden Bedingungen der übrigen Gruben u nd eine u n te r schwierigen Verhältnissen arbeitende Zeche eingegangen.

Die G rube Paris, einer französischen Gesellschaft g e ­ hörend, baut ausschließlich das Redenflöz, das im östlichen Teile 12, im westlichen Felde 16 m mäch tig ist und mit etwa 10° einfällt. Sein Liegendes besteht aus Schiefer, das H angende dag eg en aus Sandstein. N ur örtlich schiebt sich zwischen Flöz und Sandstein ein Schieferpacken ein. Die Ausrichtung vom Schachte aus ist im N ebengeste in vor­

genommen. Auch die H au ptrichtstreck en sind im Liegen­

den aufgefahren. Das A bbauverfahren ist ein Scheibenbau in Scheiben parallel zur Flözfläche, und zw ar als Sto ß b au mit Spülversatz, also von unten nach oben. Die Sch ei ben ­ höhe b eträgt etwa 3,5 m, so daß im Ostfelde 3, in der Mitte 4 und im Westfelde 5 Scheiben zu bauen sind. In Abständen von etwa 160 m w erd en Sch w eb en de h o c h ­ gefahr en und mit einem Sam m elb and ausgerüstet. 'Von ihnen aus wird ein S to ßbau betrieben. In der unte rsten Scheibe ist die Breite der Einzelstöße auf 8 m, in den oberen Scheiben auf 6 m festgesetzt. Gegen den’ Versatz bleibt zunächst ein Bein von 1 m Breite stehen, das man aber grö ßtente ils zurückgewinnt. Jed er Stoß w ird nicht genau streichend, sondern etwas ansteigend gefa hren Das geschieht hauptsächlich d e r Schüttelr utschenförderung wegen, da d e r Antrieb ausschließlich elektrisch e rfo lg t (P r e ß lu ft wird nur den Gesteinsbetrieben zugeführt) und der ausschließlich durch Kurbelantrieb geschüttelte fr a n ­ zösische A ntriebsmotor keine wesentliche S to ßbew egung

erzeugt. D am it die Leis tu n g sfäh ig k eit d e r Pendelrutschen genügt, ist d a h e r G efälle erf o rd e rlic h . J e d e r Stoß wird in Streckenquerschnitt mit einem so g e n a n n te n Hals zum Schutze der Schw ebenden angesetzt, a u f vollen Querschnitt erweitert, dann bis zu 80 m v o rg e trie b e n u nd schließlich verspült. Den nächsthöhere n Stoß richte t man z u r Schonung des F ö rd e r b a n d e s in d e r S chw ebenden v o r d e r Wirkung der Schießarbeit zunächst vom alten S to ß r a u m aus vor.

Dazu w ird hin ter dem H als in etw a 6 m Breite parallel zur Bandstrecke schw eb en d hochgebrochen. Dann stellt man einen H olzdam m gegen die S chw ebende u nd einen Lein­

w andvers chlag gegen den oberen Stoß h e r u n d verspült den alten Stoß auf einmal. Dank dem vorzü glichen Sande (man kann w ä h re n d des V erspülens a u f dem Sande stehen) gelin gt eine fa s t vollständig e V e r s p ü l u n g in einem Spül- gang. Gegen Schluß des S püle ns w ird d a s Spülrohr stückweise au sg ebaut, so bald d e r Sand sich bis an das Rohrende a n g e h ä u ft hat. Da dabei je d e sm a l eine Unter­

brechung des Sp ü lv o rg an g es mit Vor- u n d Nachspülung durch reines W ass er nötig ist, e r f o r d e r t d a s letzte Voll­

spülen längere Zeit un d m e hr Arbeit. M an kann deshalb durchschnittlich in d e r Schichtzeit n u r m it einem Spül- betrieb von etwa 4 h rechnen. Die S p ü lleitu n g schafft 100 m3/h Sand. Bei den üblichen A usm aßen eines Stoßes von 3 , 5 x 6 m im Q uerschnitt u n d 1 m/Schicht Vortrieb liefert ein Stoß zweischichtig rd. 50 t / T a g . E r w ird regel­

mäßig in 40 A rb eitstagen a u sg e k o h lt u n d in 4 Schichten verspült. Infolge des vorzüglichen Sandes ist also nur eine kleine Anzahl von A rbeitspunkten d urch das Verspülen der K ohle ngew in nung entzogen, so d aß im ganzen wenig O rte b enötig t w erd en. Die g u te V ers p ü lu n g erlau b t es, die schwebende Bauhöhe eines A bschnittes gleichzeitig an mehreren Stellen im S to ßbau anzufassen. Man pflegt drei benachbarte Stöße in Z u sa m m e n h a n g a b z u b a u e n ; der vierte Stoß ist also d e r un te rste Stoß d e r Nachbarkameradschaft.

Es entsteht das Abbau schem a nach Abb. 11, das trotz des Stoßbaues un d des Spiilversatzes eine stark e Betriebs­

zusam m enfassung erkennen läßt. 500 t / T a g sind die übliche F ö rd e r u n g eines B andbergfeldes.

Abb. 11. Sto ßbau in Scheiben a u f d e r G r u b e Paris.

Am Schluß w ir d d e r B a n d b e rg selbst so r g f ä lt ig ver­

spült, w o ra u f die V o rric h tu n g d e r h ö h eren Scheibe beginnen kann. D er neue B an d b erg d a ri n k o m m t nicht über dem tieferen, sondern etw a 10 m d aneben zu liegen. Alle diese Maßnahmen e rg eb en eine b ru c h f re ie A b se n k u n g des Han­

genden, so d aß die G e w i n n u n g auch d e r o beren Scheiben einwan dfr ei vo n statten geht. Das h ä u fi g beim Scheiben­

bau an g ew an d te V erfa h re n , zunächst die u n te re Scheibe im ganzen Feld e zu g ew in n en , w obei man an den Abbau der oberen n u r u n g e rn h e ra n g e h t, ist d a h e r hier nicht zur Anwendung gekom m en. V ie lm ehr b au t man in einem einmal ausgerichteten A bsc hnitt die Scheiben bald nacheinander ab, um die Strecken im Liegenden im gute n Zusta nde be­

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nutzen zu können. D e r Abbau auch d e r o b ers ten Scheibe ist d aher in vielen Teilen d e r G erech ts am e bere its vor sich ge g a n g e n , ohne daß tr o tz des S a n d s te in h a n g e n d e n Gebirgssc hlä ge o d e r P erio d e n d rü c k e en ts ta n d e n w äre n.

Kennzeichnend f ü r die D ruckverhältn isse im Abbau ist die Tatsache, d aß die erste Scheibe viel Fein kohle liefe rt, während die Kohle d e r obere n Scheiben g ro ß s tü c k i g a n ­ fällt, so d aß vielfach s o g a r eine Z e r k l e in e r u n g d e r Stücke mit der Keilhaue nötig ist. D er volle G e b ir g s d r u c k ist also beim A bbau d e r o beren Scheiben noch nicht zu rü c k ­ gekehrt. A nders eits hat sich das H a n g e n d e doch so weit auf den Versatz geleg t, d aß ei ner A u f b lä t te r u n g d e r Kohle der oberen Scheiben v o r g e b e u g t ist. D adurch w erd en Wetterverluste verm ie den, d ie so n st eine erh eblic he B ra n d ­ gefahr herv o rru fen w ü rd e n . Tatsächlich ist es gelu n g en , durch das geschild erte A b b a u v e rfa h re n den f r ü h e r häufigen Grubenbra nd zu b ekäm pfen. W enn E r w ä r m u n g e n Vor­

kommen, trete n sie nicht in den ob e re n noch an steh en d en Scheiben ein, so ndern im d ritte n Stoß eines U n terab s ch n ittes der untersten Scheibe, d a d ie ser z u n äch st die ganze Last des Hangenden tr ä g t, u n t e r d ie s e r Last a b e r z e rd r ü c k t w ird und eine erhebliche Z e r k l ü f t u n g m it B il d u n g feinsten Staubes auf den G leitfläch en e r f ä h r t. Als F o lg e die ser Zertrüm m erung fällt von die sem Stoß auch die m eiste Feinkohle an. Der dritte Absc hnitt d e r u n te rsten Scheibe erf o rd e rt dah er Achtsamkeit w eg en d e r E r w ä r m u n g . Bisher ist es aber stets gelungen, ihn n o tf a lls se h r schnell zu verhauen und so die G e f a h r zu beseitigen.

Die G ewinnung e r f o l g t ausschließlich d urch Schie ß­

arbeit. Da der gesam te A b b au b etrieb elektrifiziert u nd Pre ßluft nicht vorhanden ist, w ir d auss ch ließ lich d r e h e n d gebohrt. Die elektrischen S c h ü ttelr u tsc h en an trieb e sind bereits erwähnt. Die F ü l l u n g d e r Rutsch e geschieht im allgemeinen von H and. Ein am erik an isch er Jo y - L a d e r ist vorhanden, aber n u r in d e r u n te rs t e n Scheibe v e rw e n d b a r, da er sich so nst in den V e rsa tz sa n d d e r Sohle einfrißt.

Die Rutsche t r ä g t a u f ein 64 cm bre ite s S a m m e lb a n d aus, das mit 1,5 m /s G e sc h w in d ig k e it l ä u f t; seine L eis tu n g s­

fähigkeit w ird bei weitem nic ht ausgenutzt.

Abb. 12. T r a n s p o r t b e r g zur Bandschw ebenden au f d e r G ru b e Paris.

Um die Lad estelle nic ht in Kohle o d e r Versatz, sondern im festen Liegenden zu haben un d die Richtstrecken im Liegenden von A b b a u w i rk u n g e n frei zu halte n, tr e ib t man nach Abb. 12 vom Q u e r s c h l a g aus im G este in einen mit 23° ansteigenden B erg bis an den F u ß d e s S am m elba ndes hoch. In ihm g e l a n g t die K ohle mit einem nach seinem Erfinder als S k o u p f ö r d e r e r bezeichneten B r e m s f ö r d e r e r zur Verladestelle hin unter. E r besteht aus einer feste n Rutsche mit einer Art G ailsch er Kette, die sich a u f die Kohle le gt und mit Haken in sie ein g reift. Bei L e e rla u f e r f o r d e r t diese natürlich e b en falls elektrisc h a n g e trie b e n e E i n ­ richtung 7 PS.

Der S k o u p f ö r d e r e r b e lie fe r t die F ö r d e r w a g e n , die bei nur 60 cm S pur fa s t 2 t N u tz la st haben u n d von den Fahrdrahtlokom otiven in Z ü g e n zu je 12 W a g e n zum Schacht gebracht w erd en . F ü r V o rric h tu n g sb e trie b e u n d Restbaue die nt eine P f e r d e f ö r d e r u n g als Z u b ri n g e r. Im Schacht ist wie auf den meisten G ru b e n , w o fr an zö sis ch er Einfluß m a ß g e b e n d w ar, eine G e f ä ß f ö r d e r u n g mit B oden­

entleerer eingebaut. Sie h a t 5,5 t N u tzlast u n d 4,4 m /s Höchstges chwindigkeit. Ein e S p e ic h e ru n g v o r d e r F ü ll u n g des G efäßes fin d et nic ht statt. D er P u f f e r zwischen Strecken- u n d S c h a c h t fö rd e ru n g liegt in d e r au sreic henden Anzahl von F ö r d e r w a g e n u n d einem g r o ß e n F ü llo rt.

W ährend des F ö r d e r z u g e s e r f o l g t d a s Kippen von dre i

W agen mit dem W ip p er, so d aß die F ü ll u n g des G efäß es bere it liegt. Das h e rabkom m ende G efäß ö ff n e t die Füll- schnauze se lbsttätig, ähnlich wie es von d e r K önig sgrube (K ru gsc hacht III) im ersten Abschnitt beschrieben ist.

Der Hauptschacht enthält n u r die Skipanlage. Z u r A us­

hilfe die nt eine K o rb fö r d e r u n g mit K örben zu drei Böden f ü r je einen G ro ß ra u m w a g e n im Nebenschacht. Sie b e s o r g t zugleich die Seilfahrt. In diesem Schacht befindet sich auch eine V orrichtu ng zum E inhängen des Langholzes. Der H olz w agen w ird voll beladen selb sttätig auf dem K o r b t hoch gerichte t u n d ebenso zum E n tla d e n w ieder in die w aagere chte Lage geb rach t. F ü r den französischen E influß ist es kennzeichnend, daß die F örderm aschinen mit Bobinen u n d Flachseilen a u sg e r ü ste t sind.

Ausbau in Eisen ist unbekannt. In d en Richtstrecken u nd Querschläg en w ird, sow eit Ausbau ü b e rh a u p t e r f o r d e r ­ lich ist, Beton verw andt, d e r aber beim H eran n ah en des Abbaues in Druck g e r ä t u n d durc h H olz ve rs tä rk t oder ersetzt w erden muß. D er geschild erte F ö r d e r b e r g mit der Sk o u p fö r d e ru n g hält desh alb den Abbau in g e n ü g e n d e r E n tf e rn u n g . Die B ew ette rung d e r S toßkam m ern e rf o lg t bis auf 30 m Länge durc h Diffusion, dann d u rc h elek ­ trische Lüfter. Das G esteinstaubverfahre n ist nicht üblich, d a d e r Spülversatz f ü r g en ü g en d e Feuchtig keit so rgt.

Die übrigen g ro ß e n G ru b e n des Bezirks sind ähnlich eingerichtet. Neben dem geschild erte n Sto ßbau mit Spül­

versatz steht auch Str ebbau mit Versatz als Scheibenbau in Anw endung. So hat die G r u b e G r a f R en ard zum Teil einen Streb bau ein g efü h rt, d e r aus 60 m langen Streben bei Belegung mit acht H a u e rn u n d 16 Sc hle ppern bis zu 240 t/Schicht liefert. Das Verspülen e r f o lg t gegen einen Holzverschlag nach je 8 m Vortrieb.

Beso ndere r E r w ä h n u n g b e d a rf noch die G r u b e K a s i m i r wegen ih rer eigen tü m lichen D ruckschw ie rig­

keiten. Die G ru b e baut v o rlä u fig n u r das R edenflöz auf dem N o rd flü g el d e r M ulde, d e r in den obere n T eu fen ein Einfallen bis 35° hat. D er Abbau e rf o lg t e d a h e r sohlen­

weise. Dabei tr a te n bei d e r V orrichtung in j e d e r ers te n Scheibe einer Sohle h eftig e Drucksc hläge auf, die das O ffenhalte n d e r Strecken in d e r Kohle o f t kaum zuließen.

F e r n e r w u rd e d e r Druck unüberw in dlic h, wenn sich der Abbau von unten h e r dem Versatz d e r oberen Sohle näherte.

D arum w ir d je tz t vor d e r eigentlichen V orrichtu ng obe rh alb zunächst ein Dreieck u n te rh a lb d e r neuen Sohle in dünnen Scheiben h e ra u s g e h o lt u n d m it Spül­

versatz so r g f ä lt ig versetzt. E r s t nach d e r vollständig en A usgew innung dieses Dreieckes* w ird mit d e r eigentlichen V orrichtu ng des Bau fe ldes begonnen. Die Druckschläge trete n dabei nic ht m e hr a u f ; sie w erden v o rh e r g e w is s e r­

ma ßen abgefangen. E b en so kann man den Abbau unbehin­

d e r t bis an den Versatz d e r obere n Sohle hochfü hren. In den je tz t gebauten Teilen d e r G ru b e oberhalb d e r 600-m- Sohle hat sich das E in fallen bis auf 1 0 - 1 5 ° verflacht.

Bei 20 m re iner M ächtig keit des Red enflözes w ird es d a h e r bis zu 110 m Länge q u ers ch läg ig d u rc h ö r te rt. Abb. 13 zeigt im P ro f il das heutig e A b b au v erfah re n , einen quer- schlägigen Sto ß b au m it Spülv ersa tz, bei G e w in n u n g der d ritten Scheibe. Die V ersatzzufuhr e r f o lg t iin Liegenden, die K o h le n fö r d e ru n g d u rc h einen in das H a n g e n d e nach­

gerissenen T r a n s p o r t b e r g mit B rem sfö rd erer.

Abb. 13. A bbauprofil a u f d e r G ru b e Kasimir.

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Von Anlagen mit ungünstig en Verhältnissen sei die G r u b e F l o r a genannt, d eren Gerechtsame nur die Flöze d e r R andgruppe enthält. Die V erjüngung d e r Schichten nach Osten ist an d e r Zahl und d e r Mächtigkeit dieser Flöze sehr deutlich zu erkennen. Die A ndreasflözgruppe der obersten O strau er Schichten besteht nur noch aus e i n e m Flöz von etwa 1 m Mächtigkeit. D arunter folgen nach etwa 300 m Bergemittel weitere sechs Flöze, das als H auptflöz bezeichnete Flöz 1 mit 2,4 m, die Flöze 2, 3 un d 3 a mit 0 ,6 —1 m, Flöz 4 mit 1 m un d Flöz 5 mit 0,75 m Mächtigkeit. Ob noch weitere Flöze vo rh anden sind, ist unbekannt, da ihr Ausgehendes von wasserreichen Sanden überdeckt ist.

Das G rubenfeld liegt größtente ils im Tale der Przemsa, so daß die W asserzuflüsse erheblich und Durchbrüche von Schwimmsand zu befürchten sind. Sie zwingen zu einem das Hangende schonenden Abbau. Der Abbau des H a u p t­

flözes, das in seinem H an genden viel klüftigen Sandstein mit offenen Spalten hat, w ird d a h e r im Pfeile rbau mit Spülversatz durc hgeführt. Die Flöze 2 und 4, die m ächtig­

sten der tieferen, hat man im Strebbau mit Blindortversatz in A ngriff genommen. Die Wasserzuflüsse machen aber eine wirtschaftliche G ew innung dieser Flöze unmöglich.

In Flöz 4 hat man bei einer F ö r d e r u n g von 200 t / T a g einen Zufluß von 3 m3/m in gemessen. Das entspricht einer W asserförderung von mehr als 20 m3 je Tonne Kohle.

Als einziger Vorteil g e g e n ü b e r allen die sen Schwierigkeiten sind die Reinheit un d H ä r t e d e r K ohle zu nennen. Aller­

dings bedingt die H ä r te einen g r ö ß e r e n S pre n g s to ff a u f­

wand (200 g / t g e g e n ü b e r 130 g / t a u f d en G ru b e n , welche das Redenflöz bauen). Auch d e r V erschleiß d e r Schneiden erfolgt schneller. G e b o h r t w ird auch hie r in fo lg e d e r durch­

geführ ten Ele k trifizieru n g ausschließlich d re h e n d . Mit einer Schneide w erd en etwa 1000 m Bohrloch a b g e b o h r t gegen­

über 2000 m auf den N ach b arw erk en . D a f ü r h a t die Kohle aber einen Aschen geh alt von n u r 1 — 1,5 o/o im G ro b e n und von 6 - 7 % im Staub. V or allem a b e r ist d e r Grobkohlen­

anfall günstig. Reichlich 7 0 % d e r F ö r d e r u n g gelangen stückig mit m e h r als 50 mm K o r n g r ö ß e zum Verkauf.

Diese Vorteile w e rd e n a b er nic ht ausreichen, die Lebensfähigkeit d e r G ru b e zu sichern, wenn die Wasser­

zuflüsse bleiben. Ohne eine R e g lu n g d e r Prz em sa wird ein w irtschaftlicher Abbau im F elde d e r G r u b e F lo ra und den Nachbarg ebie ten kaum m öglic h sein, b esonders dort, wo das H au p tflö z verh auen ist. Daß eine pla nm äßige Ent­

wässeru ng der Sande des P rzem satales durc h Regelung des Flusses E r f o l g vers pricht, zeigt eine örtliche Regelung der Brinitza, durc h welche u n te r ähnlichen Verhältnissen die Zuflüsse d e r G ru b e S atu rn erhe blic h, durchschnittlich von 9 auf 2 m 3/m in z u rü c k g e g a n g e n sind.

(Ein abschließender Aufsatz ü b e r das O strau-K arw iner Revier folgt demnächst.)

Steuerliche Abschreibungen im Bergbau.

Von Dr. Fr. A. P i n k e r n e i l , Mitglied der G eschäftsfü hru ng der W i r ts c h a f ts g r u p p e B e rg b a u , Berlin.

H e rr G enera ld ire ktor Z a n g e n 1 hat mit g e re c h t­

fertigtem Nachdruck d a ra u f hingewiesen, daß die Ab­

schreibungsf rage gera de im jetzigen Zeitpunkt von be­

sonderer Bedeutung ist. Man darf sagen, sie ist nachgera de zu einem Problem geworden.

F ü r einen K ern begriff wirtschaftlich er W e rtu n g , die Abschreibung, stehen 3 verschiedene Begriffsb es timm ungen , besser g esagt Begrenzungen des Begriffs nebeneinander in Geltung:

in den Vorschriften d e r handelsrechtlichen Bilanz, in den Vorschriften f ü r die Steuerbilanz u nd

in den Kostenrechnungsg ru ndsätzen, die denen der LSÖ und RPÖ gleichen.

Bei diesem Nebeneinanderstehen d e r A usdeutu ngen e i n e s G rundfaktors wirtschaftlicher Berechnung u n d B ew ertu ng muß der Wirtsch aftler in seinen A useinander setzungen aus­

gehen von dem Begriff »Abschreibung«, d e r durch die Entwicklung wirtschaftlichen Denkens g e fo r m t ist. W ir begrü ßen es, daß Zangen ihn zur G ru n d la g e seiner Be­

trachtungen gem acht hat, und stimmen ihm durchaus zu in seiner Feststellu ng:

Die Abschreibungen sind ein wesentlicher Kostenfakto r, und als maßgeb en de Richtschnur f ü r ihre H öhe ist grundsätzlich der Investitions bedarf des U nte rn ehm ens anzusehen. — Die Abschreibungen sind zu bemessen nach den betriebswirtschaftlichen Notw en dig keiten des Unternehmens.

Wenn über den Begriff, über Zweck und A nw endung steuerlicher Abschreibungen gesprochen w erden soll, muß der W irtschaftler von d i e s e n eindeutigen Überlegungen wirtschaftlichen Denkens ausgehen.

Die Tatsache, daß die Absc hre ibung ein wesentlicher Kostenfaktor ist, gew in nt f ü r den Bergbau eine ungem ein hohe Bedeutung du rch den Umstand, daß f ü r den g e ­ samten Steinkohlen-, Braunkohlen- und K alibergbau die Preise seit über 20 Jahren gebunden sind, nicht m e hr vom Markt gebildet, sondern letzten Endes autonom von d e r Staa tsführu ng festgesetzt werden. Auch fü r den gesam ten Erzberg bau — den Eisen- und M etallerz berg bau — findet die Preisfestsetzung nicht nach allgemeinen w irtsch aft­

1 Industrie u. Steuer 43 (1940) Nr. 18, S. 122.

liehen G rundsätzen, sondern nach E ntscheid ungen von Stellen außerhalb des Bergbaues statt. M it Bezug auf die Pre isb ildung ist d e r B ergbau ledig lich O b j e k t geworden.

Rein politische E r w ä g u n g e n im R ahm en wirtschaftlicher Voraussetzungen u nd N o tw en d ig k eiten haben beim Kohlen­

bergbau zu einer N ie d ri g h a lt u n g d e r E rl ö s e geführt, die seit langem keine o d er n u r eine u n g e n ü g e n d e Spanne zu den reinen Selbstkosten g e w ä h rt. Aus politischen Er­

wägungen ist d e r E rlö s fü r K a liprodukte, d e r dem Kali­

berg bau auf G r u n d ein g e h e n d e r Untersuchungen zu­

gestanden w u rd e, plötzlich vor einigen Ja h r e n in Verbin­

d ung mit einer Pre issen k u n g zu einem erheblichen Teil gekürzt w orden. W ä h r e n d so die Pre ise im Bergbau gleich­

bleibend gehalte n un d g esenkt w u r d e n , w e rd e n fortgesetzt von ihm v erstä rkte A u fw e n d u n g e n g e f o r d e r t. Die dem Bergbau vorgeschriebenen P r o d u k t io n s p r o g ra m m e gehen bei den Bergbauzw eig en a u f eine au ßerordentlic he Stei­

gerung d e r F ö r d e r u n g hinaus. Das e r w a r t e te Resultat ist nur bei einer auß erg ew ö h n lich en In anspru chnahm e aller Betriebsmittel, ohne d aß Rücksicht a u f vorgesehene Ab­

nutzung u nd n o tw endigen E rs a t z g en o m m en wird, zu erreichen. N orm ale A bschreibungen, Abschreibungen im vorgesehenen Rahmen, langen nicht hin, um die erhöhte Inanspru chnahme auszugleichen. D e r E rsatz der Maschinen und E inric htungen ist n u r zu e rh ö h te n Wiederbeschaffungs­

preisen möglich. Die B etrie bsunkoste n — es sei besonders auf Holz verwiesen — sind u n v e rh ä l tn i s m ä ß ig hoch ge­

stiegen. Die A rbeit sunkosten haben sich in folg e der be­

kannten A n o rd n u n g e n erh ö h t, ein Ausg le ich d urch Mehr­

leistung ist nicht geschaffen. Die Kosten d e r Produktions­

steig erung müssen, weil d e r A usgleich nach d e r Preisseite nicht g e w ä h rt w ird, vom B ergbau se l b s t g e t r a g e n werden und gehen letzten E n d e s zu Lasten d e r Substanz. Ich spreche dam it etw as aus, w as w ohl nic ht bestritten ist:

daß die dem B ergbau f ü r A bsch reib u n g en in d e r Weite des Begriffs zur V e r f ü g u n g ste h e n d e n Mittel aus den Erlösen nicht hinreichen, um den Zweck d e r Abschrei­

bungen, die E r h a l t u n g d e r P r o d u k t io n s k r a f t , zu gewähr­

leisten. Dies gilt im b e so n d e r e n in e in er Z eit d e r außer­

gewöhnlichen In a n s p ru c h n a h m e d e r Betriebe, wie der jetzigen.

Die R eich s fin an zv erw altu n g kann mit Recht darauf hinweisen, d aß nicht sie die V e r a n t w o r t u n g f ü r diese als

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28. S e p t e m b e r iU4u G l ü c k a u f 5 29 :H >

unwirtschaftlich bezeichnete W irts ch afts p o litik des B e rg ­ baues zu ü b e rn e h m e n hat. W ir verlangen un d w ü n sch en von der R eic h s fin an zv erw altu n g auch nicht m e hr, als d aß sie d e r Tats ache R echnung t r ä g t, d a ß d e r B erg bau ungemein sc hw er d a ru m käm pfen muß, sich die Mittel f ü r die E r h a l tu n g seiner P r o d u k t io n s k r a f t zu sichern. U n d bei diesem K am pf d a r f e r sich nicht scheuen v o r dem Anspruch auch auf die je nigen M ittel, die d e r Sta a t ü b e r die Steue rn für sich sichern will. Es w äre falsch, dies nic ht a u s ­ zusprechen. D er B erg b au k a n n es tun, weil d e r A nspru ch auf diese Mittel aus d e r N o tw e n d ig k e i t kom m t, sie zu seiner inneren S tä r k u n g zu benutzen.

Von einer Seite, die dem B ergbau stets b eso n d eres Verständnis e n t g e g e n g e b ra c h t hat , ist anläßlich von Be­

sprechungen üb e r R efo rm d e r steuerlic hen A b s c h re ib u n g s­

handhabung einmal g e s a g t w o r d e n , d aß m an nic ht v e r­

stehe, weshalb d e r B ergbau h öhere A bsch reib u n g en an­

strebe, wenn seine E rlöse doch zu k n a p p seien, um solche Abschreibungen effektu ieren zu kö nnen . W i r haben zu unterscheiden zwischen g e w in n a b h ä n g i g e n un d b e trie b s­

abhängigen Abschreibungen. Die b e t rie b s a b h ä n g ig e n Ab­

schreibungen, und das sind alle A bsch reib u n g en w egen technischer und w irtschaftlicher A bnu tzu n g , w olle n e r ­ rechnet und festg estellt sein, ohne die E r t r a g s l a g e zu erwägen. Dies betrifft nic ht n u r die handelsrechtlichen, sondern auch die steuerlichen A bschreibungen. W enn d e r W irtschaftler bei der A b s c h re i b u n g s fra g e nic ht konsequent ist, rächt sich das bitter.

1. D e r e r s t e S a t z , den d e r B ergbau in d e r Ab­

schreibungsfrage hera usste lle n m uß, ist der :

D e r s t e u e r l i c h e A b s c h r e i b u n g s b e g r i f f i s t g e g e n ü b e r d e n A n f o r d e r u n g e n d e s B e r g b a u e s zu e n g , b z w . e r w i r d z u e n g a u s g e l e g t .

Das H andelsrecht spric ht im Z u s a m m e n h a n g m it den Ab­

schreibungen von »Anteil am W e rtv e rlu st« , von »Ab­

nutzungen« u n d von »sonstig en W e r t v e rm in d e ru n g e n « (§ 133 Aktiengesetz). Das E in k o m m e n s t e u e rg e s e tz le g t im

§ 7 die A bschreibungsursache a u f »A bnutzung« fest, g e h t aus von d e r b etrie b s n o tw e n d ig e n N u tz u n g s d a u e r un d läßt

»Absetzung f ü r au ß e rg e w ö h n li c h e technische o d e r w i r t ­ schaftliche A bnutzungen« zu.

Die Beh auptu ng, d aß d e r steuerlic he A b s c h re ib u n g s­

begriff zu eng sei, w i r d b e l e g t m it d e r A usleg u n g , die er sehr häufig findet. Die »A bnutzung« w i r d — dahin gehen die Beanstandungen —- d e r blo ße n » t e c h n i s c h e n Ab­

nutzung« gleichgesetzt. Die »technische A bnutz ung« w ird hierbei mit dem L a b o r a t o r iu m s m a ß s ta b g em essen, die Betriebsbedingtheit d e r A b n u tz u n g w i r d o f t a u ß e r acht gelassen. Die » w i r t s c h a f t l i c h e A bnutz ung« w ir d als außergewöhnlich b e t ra c h te t un d ih r V o rhandensein allzu häufig bestritten. D e m g e g e n ü b e r w eist d e r B erg b au d a r a u f hin, daß die »technische A bnutz ung« d e r A n la g e g e g e n ­ stände nicht als ü b e r g e o r d n e t e r M aß s tab a n e rk a n n t w e rd e n kann. Die Mög lic hkeit des reinen Fun k tio n ieren s, des Gebrauchenkönnens b e s t im m t nic ht ü b er N u tz b a rk e it im Betrieb. Der G r a d d e r V e rw e n d u n g s m ö g l ic h k e i t w i r d nicht durch den te chnischen Z u s ta n d des G e g e n s ta n d e s , sondern durch die tech nische G e b r a u c h s f ä h i g k e it in V er­

bindung mit dem w ir tsc h a ftlic h e n E f f e k t bezeichnet. Die se r Effekt ist a u ss c h la g g e b e n d f ü r die E i n s t u f u n g des A n lag e­

gegenstandes als W e rt. Je d e B e e in trä c h tig u n g des Nutzungsgrades inne rhalb d e r G e s a m t h e it d e r A nla ge ist nach den W o rte n des A ktie ngesetz es eine »W e rtm in d e ru n g « , der durch A bschre ibungen R e c h n u n g zu t r a g e n ist. Nicht die technische G e b ra u c h s fä h ig k e it, s o n d e r n die N u tz u n g im Sinne d e r S tä r k u n g d e r P r o d u k t io n ist d e r ob e rs te anzulegende Maßstab.

Es m u ß u n te rstellt w e r d e n , d a ß die B es ti m m u n g e n im § 7 Abs. 1 des E i n k o m m e n s t e u e r g e s e tz e s die A n le g u n g dieses M aßsta bes gestatten, das h eiß t die F es t s te l lu n g der A bnutz ung aus den w irtschaftlichen E r w ä g u n g e n der N utz ung des G egen stan d es .

Die B ergbautechnik hat eine stürm isc he E ntw ic klung genom m en. Noch im Jah re 1913 w u rd e n im R uhrgebiet 17% der F ö rd e r u n g maschinell g e w o n n e n ; heute sind es ü b er 90 o /0 . Die Selb stkostenberechnung im Bergbau ist entscheidend durch die A rbeit sunkosten beeinflußt. Diese w erd en bestim mt durch die Leistung je Mann un d Schicht.

Die Schichtleistung ist w iederum ein Spiegelbild des Stande s der Technik des Abbaues. Schritthalten mit dem Fortschritt des te ch nisch en A bbaues ist o berste s G e b o t der W irts chafts führung des Berg baues. Das hat die E r ­ w äg u n g en ü b er die wirtschaftliche Ü beralterung von A nla gegegenständen im Gefolge. Bei A nla gezugängen, die lediglich der E rh altu n g d e r P r o d u k t io n s k r a f t dienen, handelt es sich nicht um einen V e rm ö g e n s z u g a n g , d e r zu aktivieren ist, sondern um die A u frech terh altu n g der Pro d u k tio n sk r a ft im notw endigen W e t tb e w e r b um die Vereinfachung und E rleichterung der P r o d u k tio n . Dieser W ettb ew erb liegt ebenso se h r im allg em ein en natio n al­

wirtschaftlichen Interess e der B edarfsdeckung mit Kohle u nd den andere n M ineralien, wie im privatw irtschaftlic hen Interesse d e r W ettb ew erb sfäh ig k eit d e r Anlage.

W ir sind der Auffassung, daß bei d e r steuerlichen Bem es su ng der A bschreibungssätze s t ä r k e r als bis her den F o rd er u n g en R echnung zu tr a g e n ist, die sich aus der wirtschaftlichen Betr achtu ng der A ufg abe und des Effektes de r A nlagegegenstände ergeben.

Die Bestim m ung des §' 7 E in k o m m e n ste u e rg e s e tz :

»Die Abnutzung b em iß t sich hierbei nach d e r betriebs­

gew öhnlichen N utz ungsdauer«

h at sich so ausg ew irk t, daß in einigen O b erfin an zb ezirk en im internen G eb rau ch Richtsätze für die F estste llu ng von

»betrie bsgewöhnlic her N u tz u n g s d a u e r einiger A n la g e g e g e n ­ stände« a ufgeste llt w u rd e n , z. B. f ü r Kokereien. W ir w enden uns nicht ge g e n solche Richtsätze, a b er wir fordern, daß man ihnen nicht A llgem eingültigkeit beilegt.

Es muß je der berechtigte Ein w and einer A bw eichung berü ck sichtig t w erden, sei es w eg en technischer, sei es w egen wirtschaftlicher A bnutz ung, die eine an d e re Ab­

schreib ung rechtfertigt.

Neben dieser F o r d e r u n g halten wir es für erforderlich, daß bei der A ufstellung solcher Richtsätze die V ertreter des Bergbaues zur B eratung h e ra n g e z o g e n w e rd e n in der gleichen Art, wie es bei d e r F e stse tz u n g der Richtsätze fü r die E in h eitsb e w ertu n g geschieht. Es kön n en manche Fehle ntscheidungen mit ihren F o lg e n verm ie den w erden, wenn diese G em ein sch aftsarb eit d u rc h g e f ü h rt wird. Die V ertreter des B ergbaues stehen zu dieser M ita rbeit in je der Hinsicht zur Verfügung.

Als eine Selbstv erstä ndlic hkeit bra u c h t w ohl k au m e rö r te rt zu w erden, daß d e r B erg b a u im Hin blick auf die üb ern o rm ale In anspruchnahm e, d e r er seit einigen Jahren u n te rw o rfen ist, an ei ner w ü n sc h e n sw e rte n K onti­

nuität der A bschreibungssätze nicht m e h r festh alte n kann.

Ü bernorm ale In a ns pruchnahm e d e r Anlage, v erb u n d en mit der fehlenden o d er u n g e n ü g e n d e n P flege d e r A n la g e ­ geg en stän d e infolge von M angel an A rbeitskräften un d Material, bedingen eine viel hö h e re A bnutz ung, als sie bis­

lang a n g en o m m en w e rd e n konnte . Dem ist R echnung zu tragen. W ir möchte n w arn en , für diese ü b e rn o r m a l e A b ­ nutz u n g rein schem atisc he Sätze aufzustellen, etw a so, daß beim Ü b erg an g von ei ner Schicht zu zwei Schichten, von zwei Schichten zu drei Schichten eine E rh ö h u n g nach einer bestim m ten F o rm el zu g e sta n d e n wird. Eine solche Form el m a g wohl A nhaltsp u n k te g eben, sie darf a b e r nicht schem atisch a n g e w a n d t w erden.

Eine schnellere A b n u tz u n g w ird a u ß e r bei d e r f o r ­ cierten P ro d u k t io n v eru rsach t durc h die infolge der Z e it­

um stä nde bedingte n U nm öglichkeit au sr e ic h e n d e r und rechtzeitig er R epara ture n.

D er v e rs tä rk te n A b schreibung w ird sei tens d e r Reich s­

finanzverw altung oft w id ers p ro ch en mit dem H in w eis darauf, daß heute Anlagen in Betrieb g eh alten w e rd e n , die nach dem M a ß s tä b d e r v e r s tä r k t e n A b sc h re ib u n g e n

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nicht mehr betriebsfähig sein dürften. Dieser Einwand berücksichtigt jedoch nicht, daß die Zeitumstände — der Mangel an Material und Arbeitskräften — den Ersatz iiber- alteter, abgesch riebener Anlagen einfach nicht zulassen.

Die außergewöhnlichen U mstände der W iederb eschaffu ng bedingen zur Zeit und vielleicht noch für einige Jahre, daß A nla gegegenstände in Betrieb gehalten w erden, die unte r normalen Umständen nicht mehr gebraucht w ürden. Das Verbleiben dieser A nlageg eg en stän de nach vollständiger Abschreibung im Betrieb beweist dem nach durc haus nicht, daß die Abschreibungssätze zu hoch, daß das A bschrei bungstem po zu schnell gew esen ist. A u ß e rg e w ö h n ­ liche U mstände haben eben das Verbleiben der A n lag e­

gegenstände bedingt.

Wir glauben, jeden G rund zu der A nnahm e zu haben, daß eine V erständig ung ü b er die Anwendung steuerlicher Abschreibungssätze auf A nla gegegenstände der b e r g b a u ­ lichen Betriebe — ohne daß neue Richtlinien aufgestellt w erden — dann möglich ist, wenn die Ste ue rbehörden den D arlegungen folgen, die seitens der Leitungen der Betriebe g em acht w erd en im besonderen in Bezug auf die wirtschaftliche Abnutzung. Die V erantw ortung für den' Betrieb schließt auch die V erantw ortung ein, die d e r U n te r ­ nehm er auf sich nimmt, wenn er eine ge w issenhafte Schätzung der ihm an vertrauten W irtschaftsgüte r versucht.

Diese V er antw ortung tr ä g t er auch vor der Ste uerb ehörd e.

Dann hat der Streit ü b er die unzulängliche F o rm u lieru n g des steuerlichen Abschreibungsbegriffes ein Ende, wenn das Verständnis für den wirtschaftlichen A bschreibungs­

begriff bei einer W e rtu n g der steuerlichen Absc hre ibungen vorhanden und richtu nggebend ist.

Es ist in den Kreisen des Bergbaues e rw ogen word en, ob die Auseinandersetzungen über die N utz ungsdauer, über die technische und wirtschaftliche A bnutz ung u nd ü b e r die Kontinuität der Sätze überflüssig gem acht w erd en können durch Einführung von A bschreibungssätzen, die auf die Tonne Fördergut abgestellt sind. Das Nein gegen einen solchen Vorschlag sollte nicht aus einem orthodoxen F e st­

halten an Buchstaben und G egebenheiten kom m en. Ehe nicht eine Unte rs uchung von Sachverständigen beider Seiten — der Reichsfinanzverwaltung und des Bergbaues — abgeschlossen ist, ist dieses Nein verfrüht. W ir sind der Meinung, daß es sich in jedem Falle verlohnt, eine U n te r­

suchung über die Möglichkeit anzustellen, Abschreibungen der bet riebsgewöhnlichen A n lagegegenstände auf die T onne Fördergut zu beziehen, und wir bitten, d aran m it­

zuarbeiten,

Es kann nicht bestritten w erden , daß die E inführu ng von Standard wer ten im Schacht- und G ru b e n b a u und einer Pauschalierung der maschinellen Einrichtungen unte rta ge zu einer Vereinfachung der A bschre ibungsfrage g eführt haben. Wir geben zu, daß wir in der Fra ge der Pauscha-/

lierung und der S ta ndardw erte auch noch nicht am Ende, der Überlegungen sind; aber die E rfahrungen geben uns recht, wenn wir den Wunsch aussprechen, ü b er die M ög­

lichkeiten der Abstellung der A bschreibungen auf die Förderung zu verhandeln.

2. D a s z w e i t e E r f o r d e r n i s einer Bereinigung der steuerlichen Absch reibungsfrage scheint uns die Einigung über die L e b e n s d a u e r f r a g e in V er bin dung mit der L agerstätte zu sein.

Die Lebensd auer des bergbaulichen Betriebes ist an die Leb en sd au er der Lagerstätte gebunden. Die Lebensd auer der Lagerstätte ist nicht nur dann erschöpft, wenn der Abbau des abbauw ürdig en Minerals zu Ende g eführt ist.

Es können U mstände eintreten, die den w eiteren A bbau einer noch ergiebigen Lagerstätte verbieten. Es sei an die Zwangsstillegungen im Kalibergbau erinnert. Aus welchem G runde der W eite ra bbau der Lagerstätte unmöglich ist muß gleichgültig sein. Es ist als Leitsatz aufzustellen, daß die Abschreibungen sich nach der Lebensd auer der L a g e r­

stätte richten müssen. Dieser Satz ist in seiner Allgemein- gultig keit bestritten worden, und zwar unte r Hinweis

darauf, daß z. B. im G a n g b e r g b a u die an ste h e n d e n Vor­

räte nicht mit der im ü b rig en B e rg b a u g e w o h n te n Sicher­

heit oder W ahrschein lic hkeit e r k a n n t w e r d e n u n d daß in diesem B erg bau die n a ch g ew iesen en sicheren u nd wahr­

scheinlichen V orräte nicht als Beweis für die Lebens­

dauer der L agerstätte die nen k ö n n te n . Ein Zugrundelegen eines nachgew ie senen M i n eralv o rrates für 6 bis 8 oder 10 Förderja hre als L eb e n sd a u e r bei einem Betrie b mit nodt kurz er Anlaufszeit w u rd e a b g e l e h n t m it der Begründung, daß kein B e rg b a u u n t e rn e h m e r im Hinblick auf eine solche kurze L ebensdauer die In v es tieru n g en v o r n e h m e n würde, die zum Beginn und zur D u r c h f ü h r u n g des Bergbaues auf der betreffenden Lagerstätt e n o tw e n d i g w äre n.

Ich m öchte davon ab seh en , mich n ä h e r mit diesem A rg um ent ause inanderz use tzen u nd ledig lich das eine be­

m erk en: unte r den gelten d en U m s t ä n d e n ist d e r Bergbau­

unte rnehm er selten frei in seinem P lane n, ob und welche Lagerstätte er abbauen will.

Im Falle eines Nac hweise s ü b e r ein voraussichtliches Erliegen der Lagerstätt e m u ß die ser N achw eis genügen, um die L ebensdauer auch mit Bezug auf die steuerlichen Folgen festzustellen. Liegt die U n g e w i ß h e it mit Bezug auf die L ebensdauer vor, so em pfiehlt es sich, eine Einigung über die anzunehm ende L eb e n sd a u e r zu vers uchen. Es ist falsch und un angem essen, in einem solchen Fall einer nicht mit Sicherheit nachgew ie senen L e b e n s d a u e r vom steuer­

lichen G es ic htspunkt, wie es g e s c h e h e n ist, eine Lebensdauer zu dekretie ren und bei d ie ser Zumessung der L ebensdauer eine Zahl von L e b e n sja h re n d e r Lager­

stätte zu greifen, die zu hoch ist. In einem vorliegenden Falle hat man 30 L ebensjahre zu g ru n d e geleg t, obwohl eine B egrü ndung da fü r nicht v o rh a n d e n ist. Mit gleichem Recht hätte man 20 o d e r 50 Jahre sagen kö nnen . Es empfiehlt sich, beim Vorliegen ei ner M ein u n g sv ers ch ied en h eit über die L ebensdauer d e r L ag erstätte eine E in i g u n g a u f Grund eingeholter unparteiischer G u ta c h te n zu versuchen.

Steh t es fest, daß der Betrieb im Auslaufen ist, aus Grü nden , die in seiner L ag erstätte liegen, müssen aus dieser Tats ache die F o lg e r u n g e n für die Abschreibungen gezogen w erd en. Es sollte kei nes w e ite re n Nachweises bedürfen, daß mit dem Versiegen der L ag erstätte oder mit der U nm öglichkeit ihres w eiteren A b b a u e s die Anlage­

gegenstände u n te rtag e, und zw ar nicht n u r die Schaeht- und G ru b en b au e, keinen W e r t m e h r haben. Die Anlage­

gegenstände ü b e rt a g e hab en , a b g e s e h e n von Ausnahmen, die gern zugestanden w e rd e n sollen, keinen anderen Wert mehr als den A bbru ch- o d e r S c h ro ttw ert. Die volle Ab­

schreibung zum Z e itp u n k t des A u fh ö ren s d e r Produktion ist bei den weitaus meisten A n la g e g e g e n s tä n d e n übertage berechtigt.

Mit Bezug auf die Kontinuitä t d e r Abschreibung in einem auslaufenden Betrieb sei b e m e r k t, d a ß es den wirt­

schaftlichen G e d a n k e n g ä n g e n entspricht, nic ht schematisch nach Ja hren des Auslaufs, s o n d e r n nach d e r jeweiligen Höhe der P r o d u k tio n in einem J a h r e abzuschreib en. Hier hätten wir den Beweis für die N o tw e n d ig k e i t von Ab­

schreibungen nach der P ro d u k t io n s h ö h e .

3- Die Quelle m a ncher A u s e in a n d e r s e tz u n g e n über die Zulässigkeit von A b sch reib u n g en lag bis lang auch in den Erw ägungen ü b e r die Z u läs sig k eit d e r A bschre ibungen auf die sogenannten B e r g s c h ä d e n .

Der Begriff B ergschäden w ird m eistens zu eng gefaßt, und zw ar als B eein trächtig ung d e r E r d o b e r f lä c h e durc h den Bergbau in V e rb in d u n g mit den F olg en d ie ser Beeinträchti­

gung (Brüche der E rd o b e rf lä c h e , S en k u n g e n , Risse an Häusern usw.). In den S e lb s tk o s t e n b e r e c h n u n g e n des Bergbaues sub su m ieren w ir u n te r B e rg sc h ä d e n neben den soeben bezcichneten — d e r B e e in trä c h tig u n g d e r E rdober­

fläche die Im m issionsschäden, w ie Rauchschäden und die W assers chäden, u n d zw a r hier die dir e k te n und die indirekten. Es ist berechtigt, für all diese Schäd en die Bezeichnung B ergschäden zu g e b r a u c h e n : als Schäden, die gemeinhin durch den dem B e rg b a u eigenen Betrieb ver­

ursacht w erden .

(7)

'■>: '28. 8C|J l C i ii D C lT f f lia

i ii c k a u f

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N d w i r dürfen vorschla gen, auch in ste u e rlic h e r H insicht ' ¡n Z ukunft von die sem w eiteren Begriff B erg sch äd en a u s ­

zugehen.

ln die sem Z u s a m m e n h a n g sei es g e s t a tt e t, einige grundsätzliche F o r d e r u n g e n aufzustellen.

Es g e n ü g t nicht, die A bsetz ung von B erg schäden

— hier Bergschäden im w eiteren Begriff g e n o m m e n — in der Höhe d e r nachgew ie senen A u fw e n d u n g e n im Rech­

nungsjahr v o rzunehm en. Die M ö g lich k eit des Ausgleichs von Bergsc häden ve rla n g t das V o rh a n d e n se in von R ü c k ­ stellungen. Es handelt sich oft um g r o ß e Schäden, die als solche feststehen, in ih rer H ö h e je doch nicht. Die Merkmale für eine R ü ck ste llu n g im Begriff des H andels- näher mit( rechts sind also geg eb en . Es erleich tert die W i r ts c h a f ts ­

führung, die V orschau bei d e r R e g u lie ru n g solcher Schäden zu Rate zu ziehen.

Es dürfte steuerlic hen G r u n d s ä t z e n nicht w id e rs p re c h e n , wenn dem B erg b a u u n t e rn e h m e n e rm ö g li c h t w ird, neben den tatsächlichen A u fw e n d u n g e n für B erg sch äd en z u ­ künftige A ufw endungen für B e rg sc h ä d e n zu b e r ü c k s ic h ­ tigen. Die N otw endig keit solcher R ü c k ste llu n g e n für z u ­ künftige A ufwendungen für B e rg sc h ä d e n ist im b e s o n d e r e n für auslaufende Betriebe g e g e b e n ; die B erg sc h ä d e n bel asten die stillgelegten Betriebe noch fü r la nge Jahre. Das Abstellen auf die Tonne F ö r d e r u n g ist bei d e r B erech n u n g der Sätze durchaus zu e m pfehlen. U n s e r W unsch g e h t dahin, daß die steuerlichen A b s e tz u n g e n für B erg sch äd en konform gehen möchten mit de n e n in d e r H an d elsb ilan z und unte r Berück sich tigung d e r V o rsch läg e d e r K o sten ­ rechnungsrichtlinien für den B e rgbau. So w o h l in der Handelsbilanz wie auch in d e n K o stenrechnungsrichtlinien sind Rückstellungen fü r k o m m e n d e B ergschäden, die, wie wir nochmals betonen, e r r e c h e n b a r sind, v o rg es eh en . Die Forderung auf s t e u e rb e g ü n s t ig t e B erg s c h ä d e n r ü c k s te llu n g ist daher eine g u t fundierte.

■ 4. In der b ergbaulichen K o s te n r e c h n u n g spielt neben den Bergschäden, die fr e m d e G ü t e r b e einträchtigen, eine große Rolle das W a g n i s d e s b e r g b a u l i c h e n U n t e r ­ n e h m e n s im H inblick auf d en eigenen Betrieb. D er b e r g ­ bauliche Betrieb ist stets m it b e so n d e r e n Risiken v e r ­ bunden. Einbr üche von W a ss e r, Lau g en u nd G a s e n sow ie Rutschungen führen den V erlus t g a n z e r Betriebsteile und oft ganzer Betriebe herbei. Die F olgen sind g r o ß e V erluste an Mineralsubstand un d an Investierungen.

Die »K oste n rech n u n g sg ru n d sätze« , die m it dem be­

kannten Erlaß vom 19. J a n u a r 1939 verö ffe ntlic ht sind, und die auch für den B e rg b a u G e lt u n g h a b e n , s e h e n eine Berücksichtigung u n d V e r r e c h n u n g d e r s o g e n a n n t e n

»besonderen W agnisse« — d e r soeb en u m r iss e n e n — vor.

Sie gehen davon aus, d a ß die se W a g n i s s e k alk u lato ris ch zu ermitteln sind. An H a n d von A ufzeic hnungen ü b e r eine genügende Anzahl von J a h r e n k ö n n e n z u k ü n ft ig e d u r c h ­ schnittliche A u fw e n d u n g e n für b e s o n d e r e W a g n i s s e f e s t­

gestellt werden. In den K o s te n r e c h n u n g e n un d in den handelsrechtlichen Bilanzen in Form von R ückste llungen und Rücklagen sind solche W a g n i s s e zu b erücksichtigen.

Auch mit Bezug a u f diese »besonderen W agnisse« e rg i b t sich die vom B e rg b a u d e r S te u e r g e g e n ü b e r e rh o b e n e Forderung der B e rü c k sic h tig u n g d e r d urch die W a g n isse erforderlichen R ü ck ste llu n g e n u n d R ückla gen. W ir g e h e n hierbei aus von d e r T a ts a c h e , d a ß die W a g n i s s e g e m ä ß den A nordnungen d e r R e ic h s re g ie r u n g in den E rlösen zum Ausdruck kommen sollen. Das lassen die K o s te n r e c h n u n g s ­ richtlinien u n d die LSÖ zu. E s ers cheint uns nic ht in Einklang zu stehen m it einer k o n s e q u e n t e n W i r ts c h a f ts ­ führung, wenn d e r dem Betrie b als Kosten — erwachsen, aus den Risiken — z u g e s t a n d e n e Teil des Erlöses v o l l einer Besteuerung z u g ru n d e g e l e g t w ird .

5. F ern er w ird es n o t w e n d i g sein, die je nigen In ­ vestierungen steuerlich zu b e g ü n s t ig e n , die lediglich aus Gründen d e r E rh a ltu n g o d e r V e r s t ä r k u n g d e r G r u b e n - S i c h e r h e i t v o rg e n o m m e n w e r d e n , o h n e d a ß m it d e r In­

vestierung eine S icheru ng o d e r E r h ö h u n g d e r P r o d u k t i o n s ­ kra ft erreicht wird.

. D er Bergbau , wie die g e s a m te W irtschaft, g e h t von dem G ru n d s a t z aus, d a ß man n u r die A ktivierung solcher W i rts ch afts g ü ter verlangen kann, die zur A usnutz ung der P r o d u k t io n s k a p a z it ä t b e trie b s n o tw e n d ig sind oder die, u n te r A u ß erach tlassu n g d e r F o rd e r u n g e n der Betriebs­

n otw endigkeit, freiwillig investiert w erd en.

In steig endem M äß e verlangen die B e rghoheitsbehörden die E rrichtu ng un d E in r e ih u n g von Betrie bsgegenstä nden, die aus Ü berle gungen der w irtschaftlichen Betrie bsf ühru ng nicht angeschafft w e rd e n dürfen, weil diese B etriebsgegen­

stände zur A usn u tzu n g der P ro d u k tio n s k a p a z itä t nicht n o tw e n d ig sind. Ein häufiges Beispiel ist die F o rd eru n g , zusätzliche K o m p res so ren aufzustellen. Die wirtschaftlichen Übe rlegungen e rfordern für diese W irts ch afts g ü ter eine m öglichst baldig e A bschre ibung. Dem sollte auch die steuerliche H a n d h a b u n g folgen.

Aus G ründen d e r G rubensicherheit müssen häufig A nla gegegenstände, oft ganze Betriebseinrichtungen, aus dem Betrieb g e n o m m e n w erd en. Sie restlos abzusc hreib en, ist notw endig.

Es entspricht durc haus d e r Billigkeit, die Investie­

rungen auf G r u n d d e r G rubensicherheit steuerlich insoweit bevorz ugt zu beh andeln, d a ß Sonderabschreib ungen zu­

gestanden w erd en.

Solche Sonderabschreib ungen sind auch zu f o r d e r n fü r W irts chafts güter, d eren E in f ü h r u n g in den Betrieb aus zeitlichen G rü n d e n a u f behörd liche V era nla ssung, im besonderen auf V eranlassung des B eauftragten f ü r den Vie rjahre sp lan, erfolg t.

6. Das dem B erg bau du rch die Z eitum stände a u ferleg te F ö r d e r p r o g r a m m zw ingt ihn zu Investieru ngen, die für ihn nur einen se h r relativen, zeitg ebundenen W e r t haben. In außerordentlic h vielen Fällen muß ein ble ibender W e rt a bgestritten w erden. D er forcie rte Abbau aus zeitlichen G ründen f ü h r t zum schnelleren Abbau d e r L agers tätte, die Ü bersteig erung d e r K apazitätsausnutz ung zu einer unw irtschaftlichen Betrie bsführu ng. D er Betrieb ist nicht sachgem äß ausgfenutzt.

Wo im mer im Bergbau d i e s e r Nachweis g e f ü h r t w ird, sind daraus auch die steuerlichen F olgen zu ziehen, im besonderen mit Bezug auf das Zugestehen von S o n d e r­

ab schr eibungen f ü r A ufw en d u n g en , die im Zusam m enhang mit der Ü bersteig erung d e r F ö r d e r u n g gem acht w erd en .

A ufw endungen die ser A rt sehen w ir auch in dem V er­

bleiben solcher Betriebseinrichtu ngen im Betrieb, die unwirtschaftlich arb eite n un d nur deshalb im Betrieb be­

halten w erd en, um einer F o r d e r u n g zu genügen, die a u ß e r ­ halb des Betriebes mit Bezug a u f die P ro d u k tio n von Seiten der B eauftra gte n d e r R egierung a u fg e s te llt wird.

Ich habe den Versuch gem acht, die je nigen W ünsc he zu skizzieren, die sich f ü r den Berg bau im Rahm en des F ragenkom plexes »A bsc hre ibungen und steuerliche H a n d ­ habung d e r Abschreibungen , Rückstellungen u nd Rück­

lagen« ergeben. Diese W ü n sch e laufen im w esen tlichen hinaus au f:

a) eine stärkere Berücksichtigung w irtschaftlicher Über­

le gungen bei d e r F e stste llu n g d e r N u tz u n g s d a u e r d e r W erte des A n lag ev erm ö g en s;

b) das Z u g ru n d e le g e n d e r L ebensdauer d e r L agerstätte bei den A bschre ibungen de rje n ig e n b ergbaulichen Be­

triebe, die im A usla ufen sind o d e r n u r eine relativ kurze L ebensdauer h aben;

c) eine weite F a s s u n g des Begriffes »Bergschäden« u nd die Z ulas sung ste u e rb e g ü n s t ig t e r Rückstellungen f ü r zu e rw a rte n d e B ergschäden;

d) die steuerliche Berücksichtigung d e r In vestieru ngen 1. aus G rü n d e n der G rubensicherheit,

2. aus G rü n d e n eines P r o d u k t io n s p r o g r a m m s , das nicht betriebseig en ist;

e) die steuerliche Berüc ksichtigung d e r dem B erg bau eigentümlichen W ag n isse d u rc h Z u la s su n g von Rück­

stellungen.

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