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Glückauf, Jg. 76, No. 37

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(1)

GLÜCKAUF

Berg- und H üttenm ännische Zeitschrift

%ii =

Nr. 37 14. September 1940 76. Jahrg.

Die technische Entw icklung des großoberschlesischen Steinkohlenbergbaues.

litt;

;n «'orda1-

Von P r o f e s s o r Dr.-Ing. O. S p a c k e i e r , Breslau.

Nachdem D e u tsc h la n d d u rc h den h eld en m ü tig en Siegeslauf des d eutschen H e e re s an d e r O s tg r e n z e des Reiches das seit J a h r h u n d e r t e n d e u tsc h e obers chle sische Kohlenrevier in se iner G e s a m t h e it w ie d e r g e w o n n e n h a t und darüber hinaus auch ü b e r die von N a tu r d a z u g e h ö ri g e n Randbezirke verfügt, ist es d a ra n g e g a n g e n , den bisher durch politische G re n z e n zerrissenen Bezirk einheitlich zusammenzufassen und g r o ß z ü g i g zu en twickeln . In diesem Zeitpunkt dürfte bei vielen de u tsc h e n F ac h g e n o ss e n der Wunsch bestehen, einen Übe rb lick ü b e r die ses wichtig e Bergbaugebiet zu erhalte n, um sich ü b e r die V o r a u s ­ setzungen für die d o rt b e g i n n e n d e A rb eit u n d ü b e r ihre Größe Klarheit zu verschaffen. Die g e o lo g isc h e n V e r­

hältnisse des Bezirks hat K u k u k an die ser Stelle bereits Anfang d. J. b e h a n d e l t 1. A nschli eßend d a r a n soll der vorliegende Aufsatz die te chnische E n tw ick lu n g schildern und zeigen, w as in d e r Zeit d e r poln isc hen und tschechischen H errsch aft gesch affen w o r d e n ist, wie w eit dies deutschen A uffassungen und A n fo rd e ru n g e n g e n ü g t und wo die Arb eit des d e u tsc h e n B erg m an n es einsetzen muß, was also neben d e r w e ite re n kü n ftig en E n tw icklung an Arbeit aus frü h e re r Zeit n a ch zu h o len ist. Er b e s c h r ä n k t sich dabei auf den eigentlichen B e rgw erksbetrieb.

Von dem dam als auf 5700 k m 2 g e sc h ä tz te n Bezirk gehörten nach M i c h a e l 2 vor dem W e l tk ri e g e räumlich 48,60/0 zum Reich ( P r e u ß e n ) , 7 ,9 % zu R u ß la n d un d 43,5 <%

zur österreichischen Monarchie . D urch den b e rü c h tig te n Genfer Schiedsspruch ä n d e r t e sich die se Verteilu ng. Mit Ostoberschlesien, D o m b r o w a (d em f r ü h e re n russisc hen Anteil), Galizien un d zuletz t d e m O ls a g e b i e t kam en 8 0 % an Polen und 11,1 o/0 an die Tschechei, w ä h r e n d n u r 8 , 9 »0

1 Glückauf 76 (1940) S. 1.

2 Festschrift zum B ergm annstag Breslau 1913, Bd. l .

beim Reiche verblieben. Diese V erteilu ng en tsprach in k einer Weise dem vorh a n d e n e n Bedarf an Kohle. Es ist bekannt, d aß beso n d ers P ole n mit Kohle übers ättigt w ar u nd daß seine F ö rd e r k a p a z itä t u n d sein A rb eiters tam m w eit über der A ufnahm efähigkeit seines M ark tes lagen, w ä h re n d in W estoberschlesien die F ö rd e r fä h ig k e it dem Bedarf nicht en tsp rach. Da die te ch nische Entw ic klung eines B e rg w e rk sb e z irk s wesentlich von der H ö h e der F ö rd e r u n g bestim m t wird, sind die fo lgenden Zahlen für die weitere n B etr achtu ngen g rundlegend. Abb. 1 gibt einen Überblick ü b e r die Lage d e r G ru b e n un d die alten politischen G re nzen, die vorläu fig noch die einzelnen T e il­

b ezirke bestim men. Aus d e r Zahle ntafe l 1 g e h t die E n t­

w ic klung der F ö r d e r u n g in die sen T eilbezirken hervor.

Z a h l e n t a f e l 1. F ö rd e r u n g der T eilbezir ke G ro ß o b ersch lesien s in 1000 t.

J a hr O s t o b e r ­ schlesien

D o m ­

brow a Galizien O lsagebiet

1923 26 630 7420 2050 4201

1929 34 444 8948 2844 6813

1933 19 940 5594 1821 4537

1936 22 092 5663 1992 5227

1937 27 401 6475 2341 7352

1938 28 465 6635 1937 7502

1939 26 795 6639 1670 8360

kF re is ta d t•

i i u -- . ^ tfa r w i n I )M-Ostrau % j 1

I I \ ' \

Deutsch bis 1920 Deutsch bis 1939

■ Öst.-Ung. b is 1918 R u s s is c h b is 191V-

D eutsch ab 1939 Tschech. bis 1939 Abb. I. G ro ß o b e rsc h le sie n mit den politischen G r e n z e n und

den S ch achtanla gen.

W ir sehen seit 1923 einen S tillstand in O stober schlesien, einen R ü c k g a n g in D o m b r o w a u n d Galizien und n u r im O lsag eb iet einen fühlbaren Fortsc hritt. Die Versc hiedenheit der E ntw ic klung in d en einzelnen T e ilb e z ir k e n ist bere its d urc h diese Z ahle n beg rü n d et. Sie w u r d e w eiter v e r g r ö ß e r t durc h Eingriffe d e r R e g ie r u n g u n d d e r sonstig en Behörden im völkischen Kampfe, w obei vor allem eine v ers ch ied en ­

artig e H a n d h a b u n g d e r G e se tz g e b u n g gegen Pole n u n d Deutsche in Obersc hlesien an d e r T a g e s o r d n u n g w ar. H inzu kamen vo lk s w irt­

schaftliche E r w ä g u n g e n , soziale M aßnahm en u n d nic ht zuletzt d e r persönliche E in f lu ß d e r le itenden M änner, ihre B ezie hungen zum A us­

lande, ihre von d o r t m itg eb rach te V orb ild u n g u n d ihre E r f a h r u n g , um die E n tw ic k lu n g der einzelnen W e rk e g anz verschie denartig zu g e ­ stalten . M an muß diese V oraussetzungen aber kennen, w enn man die gele istete A rbeit richtig ei nschätz en un d v o r allem org anisch w e it e r­

entwickeln will. N eben G ru b e n neuzeitlichster Bau art un d g r o ß z ü g i g s t e r Aus- u nd V o rrich tu n g gibt es solche, die ihre F ö r d e r u n g nur m it Hilfe tie fe r U n te rw e rk s b a u e u n d mit v eralte ten E i n ­ richtu ngen h erau s h o len können. Die G r ü n d e fü r dieses v ers chiedene V e rh a lte n b e n a c h b a rt e r G r u ­ ben u n d die M ittel, die es den rü ckstä ndigen G r u b e n erm öglichte n, du rc h z u h a lte n u nd neben ihren g rö ß e r e n S chw este rn zu bestehen, sollen deshalb in den fo lg e n d e n Zeilen neben d e r reinen D a rs t e ll u n g d e r technischen E n tw ic k lu n g m it e r ö r t e r t w erden.

497

(2)

O s t o b e r s c h l e s i e n .

Die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Vorbedingungen der technischen Entwicklung.

Wen n die Polen glaubten, daß sie mit der Übernahme der Regie rungsg ewalt auch die wirklichen H e rre n der Berg w erk e ihres Landes würden, so m ußten sie bald er­

kennen, daß dies ein Irrtum war. Die abgetrete nen G ru b en kann man nach dem Besitzer in drei G ru p p e n einteilen, nämlich 1. den Staatsbesitz, 2. die gro ß e n A ktiengesell­

schaften (Kattowitzer AG., Königs- u n d Lau rahütte, Schlesische Aktien-Gesellschaft, Giesche usw.) und 3. die Magnaten F ü rs t Pless, F ürs ten und G rafen Henckel Donnersmarck, Schaffgotsch und Ballestrem). D en S ta a ts­

besitz mußten die Polen sogleich den F ranzosen für die gegebenen Anleihen verpfän den; es ist bek an n t, daß er an eine Aktiengesellschaft, die Skarb oferm e, verpachtet wurde, deren Kapitalmehrheit in französischen H änden w ar und deren D irektore n ausschließlich F ranzos en waren.

Die g ro ß en Aktiengesellschaften w aren zu nächst üb e r­

wiegend in deutschen Händen. Das Reich w a r a b e r damals nicht in der Lage, den Kapitalbedarf zu decken, d e r nach dem Weltk riege und der Abstimm ungs- u nd Besetzungs­

zeit unvermeidlich war. So m ußten sich die Gesellschaften nach ausländischer Hilfe Umsehen. Man erinnert sich der viel besprochenen T ran sak tio n der für die o sto b e r­

schlesischen W e rk e abgetrennte n Giesche-Gesells chaft mit dem A merikaner H arrim an (A naconda C o p p e r Co.), der mit der Meh rheit des A ktienkapitals auch d e r wirkliche H err der reichen Bergw erke wurd e. A ndere Gesellschaften erhielten englische od er sonstige ausländische Kapital­

beteiligungen. In der ersten Zeit der polnischen H e r r ­ schaft mußten bei vielen Gesellschaften die W e rk s b e a m te n mit ihren D irektoren durch Dolm etscher verk ehren.

Zielbewußt gin g die polnische Reg ie rung, im beson­

deren der bekannte W oiw ode Gra zynsk i, an die Poloni- sierung der Industrie. Durch rücksichtslose S teue r­

eintreibungen und an dere M aß n ah m en v erd ar b er v e r­

schiedenen Ausländern die F reude an dem Besitz, so daß wenigstens die D irektore n ihre Stellungen rä u m ten und den Polen überließen. Mit dem E rstark en des polnischen Staates suchte er a b er auch das Kapital in seine H a n d zu bringen. A usgenom m en w are n die F ranzosen, die bis zuletzt in ihrer Machtstellung blieben. Besonders rü c k ­ sichtslos gin g man natürlich g e g e n den deutschen Besitz vor. Kennzeichnend w ar die 1936 erfolgte Fusion der drei g roßen Gesellschaften Königs- und Laura hütte , Bism arck ­ hütte und K attowitzer Bergw erk s-A G. zur »Interessen- Gemeinschaft für Berg bau und H ü tte n w esen AG.«, kurz

»Kattowitzer I. G.« genannt. Sie b- leutete das Ende des deutschen Einflusses auf diese Gesellschaften, da der polnische Staat teils unm ittelbar, teils m ittelb ar rd. 90 o/o aller Aktien der neuen I. G. erw arb. Am w id e rs ta n d s ­ fähigsten erwies sich der Besitz der deutsc hen Magnaten.

Wenn auch bei ihnen schließlich Polen an die Spitze des ostoberschlesischen Besitzes tr a te n und wenn auch zum Teil sehr schwierige Zeiten zu überw in den w aren , so blieb das deutsche Eig entum doch erhalten. N u r die Grafen H enckel-D onners m arc k m uß ten einen Teil ihres Besitzes aufgeben. Durch die G r ü n d u n g der W irek AG., die den gräflichen Felde sbesitz bei Kochlowitz mit H ild e b ra n d ­ schacht und H u g o -Z w a n g g ru b e ü bernahm , blieb er aber deutsch, da die Aktionäre der W irek w ie derum die benach­

barten deutschen M agnaten waren.

Neben den verschiedenen ausländischen Einflüssen und der K apitalkraft der Besitzer w u rd e die technische Entw ic k­

lung der G ru b en durch die sozialen Verhältnisse bestimmt.

Es ist bereits her vorgehoben, daß die Leistungsf ähigkeit des polnischen Bergbaues anfangs weit ü b er dem Bedarf des Landes lag, obw ohl damals die Schichtleistung der Arbeiterschaf t ä u ß e rs t bescheiden war. Als Pole n die G ruben übern ahm , hatten die Revolution und die Kam pf­

zeit von 1919 bis 1922 die Arbeitswilligkeit der G efolgschaft

auf ein M indestm aß h e r u n t e r g e d r ü c k t . D as zeigt ein Ver­

gleich der Schic htleistungen in O sto b e r sc h le s ie n zwischen 1913 bis 1923.

Z a h l e n t a f e l 2. Schic htleistung d e r Gefolg schaft.

J a hr H au er G efo lg s ch aft u n te r ta g e

G e s a m t­

gefo lgschaft

t/M ann t/ M a n n t/Mann

1913 8,3 1,8 1,2

1923 4,5 0,9 0,6

O stoberschle sie n b efand sich d an ach 1923 etwa auf dem Sta ndpunkt, auf dem das Reich 1919 w ar. Zunächst gal t es, alle z u g e w a n d e r te n u n d u n g e e ig n e te n Leute aus dem B ergbau au szuschalten u n d die A rbeitszeit von nur 71/2 h w ieder auf den N o rm a l s t a n d von 8 h zu erhöhen. Das geschah. Die G efolg schafts ziffer s a n k von 1923 bis 1929 von 154000 auf 88000 M ann, o b w o h l die F ö rd e r u n g von 26 auf 34 Millionen t stieg. S eh r bald a b e r hinderten R e g ierungsm aßnahm en d e n w eit eren A bbau d e r Gefolg­

schaft. Als dann die Scheinblü te d e r J a h r e 1928/29 vorüber war, der Absatz k a t a s tr o p h a l s a n k u n d w eitere starke A rbeiterentla ssungen u nverm eid lic h w u r d e n , begann eine Zeit heftig ste r so zi aler Kämpfe. Die Regierungsmaßnahm en zw angen zur B eibehaltung der B ele gschaft u nd damit zu außero rdentlic h vielen F eie rsch ich ten sow ie zur Ein­

richtung von T u rn u s u r la u b e rn . Die Arbeitsschichtenzahl der W e r k e lag 1932/33 um 220 im J a h r ; d e r Turnusurlaub gin g für den einzelnen von d ie ser Zahl noch ab. Trotzdem w u rd e die G efolg schaft w e ite r verm in d e r t. Sie sank von 88000 in 1929 auf 48000 in 1933, so d a ß einem Förder­

rü c k g a n g von 34,5 auf 20 Mill. t o d e r 42 0/0 eine Beleg­

s c haftsverm inderung um 4 5 % g eg en ü b ers tan d . Die Regie rung su chte durc h S e n k u n g d e r P reise die Wirtschaft zu beleben. In d e r Zeit 1929 bis 1935 t r a te n mehrere Preis­

sen k u n g en ein, die sich bei den ei nzeln en Sorten ver­

schieden a usw ir kte n. Am s t ä r k s t e n tr afen sie die Haus­

brandkohlen, d e r e n Preis um 42 o/0 e r m ä ß i g t wurde. Dies zw ang die Zechen zu L o h n k ü rz u n g e n . V erg le icht man den Lohnstand in W est- u nd O s to b e r sc h le s ie n und berück­

sichtigt man nicht den K u rsw ert, so n d e r n die Kaufkraft des Zloty, so d ü r f te n die poln isc hen Löhne je Schicht in erträglichem M aß e hin ter den d e u t s c h e n zurückgeblieben sein. Durch die viel g r ö ß e r e Z ah l d e r Feierschichten und die T u rn u s u r la u b e s a n k das E in k o m m e n des Bergmannes aber auf einen M in d estb e trag . A u ß e r d e m hielt die sinkende T endenz der Löhne in P ole n im G e g e n s a tz zum Reich bis Ende 1936 an. D er T ie f s ta n d w u r d e so g a r erst 1936 erreicht. Das zeigen die fo lg e n d e n Z a h le n ü b er die Höhe d e r Löhne, w obei d e r Zlo ty nach dem K u r s w e r t in Reichs­

ma rk u m g e re c h n e t ist. Das Bild v e rs c h ie b t sich dadurch nicht, da Kurs und K au fk raft des Z lo t y ziemlich gleich­

mäßig blieben.

Z a h l e n t a f e l 3. V erg le ich d e r Löhne in O st- u nd W e sto b ersch lesien .

O s to b ers ch le sien W es tob ersch le sien

Jahr Hauer O e s a m t ­

b e le g sc h a f t H a u er Gesamt­

belegschaft

« « / S c h i c h t « « /'S c h ich t « « / S c h i c h t ««/Sch icht

1929 6,21 4,47 9,31 6,74

1930 6,46 4,68 9,21 6,87

1931 6,34 4,67 8,31 6,36

1932 5,73 4,30 7,05 5,45

1933 5,30 4,08 7,07 5,44

1934 5,03 3,94 7,29 5,55

1935 4,90 3,88 7,42 5 , 6 3

1936 4,86 3,87 7,49 5, Fl

1937 5,06 4,03 7,64 5,80

1938 5,30 4,24 7,75 5,85

1. Halbj. 1939 5,40 4,33 7,85 5,95

D auernde S tr e ik d r o h u n g e n auf d e r einen Seite, Ver­

suche nach L o h n h e ra b se tz u n g e n u n d K ä m p fe um die Ver­

lä ngerung d e r polnischen K o h len k o n v en tio n kennzeichnen

(3)

daher die g a n z e Zeit von 1930 bis 1938, in d e r die Re­

gierung w ie d e rh o lt verm itteln d u n d schließlich 1937 mit gesetzlichen M itteln e in g re if e n m ußte. S obald sich die polnische W irts c h a ft u n te r dem Einfluß d e r R ü s tu n g s ­ ma ßnahmen w ie d e r b elebte , g la u b te die R e g ie r u n g endlich auch den F o r d e r u n g e n d e r B e rg a rb e i te r e n t g e g e n k o m m e n zu sollen. So w u r d e im S e p te m b e r 1937 zugleich mit einer beschränkten S te i g e r u n g d e r Löhne die A rb eitszeit auf 71/2 und für sc hw ie rig e A rb eiten auf 7 h v e rk ü r z t, eine A rb e its­

streckung u n te r dem D e ck m an tel einer so ziale n M a ß n a h m e zur Schonung der A rbeitskraft.

Allen die sen M a ß n a h m e n b e g e g n e t e n die Zechen mit dem Streben nach E r h ö h u n g des A bsatz es und nach Steigerung der S chic htleistung d urch Z u s a m m e n l e g u n g und Mechanisierung. Die A u sfu h r suchte man d urch D u m p in g zu fördern. Bereits 1932 w u r d e eine A usgle ichskasse zu ihrer U n te rs tü t z u n g eingeric htet, an w elc he 1,50 Z lo t y /t des Inland- und des g e w in n b r i n g e n d e n A u s la n d a b s a tz e s a b ­ zuführen w are n (D o m b r o w a - B e z i r k ebenfa lls 1,50, Galizien

1 Zloty/t), w ä h re n d für den A b sa tz in den s t a r k u m k ä m p ft e n Gebieten, besonders auf d en üb e rs e e isc h e n M ä r k te n , bis zu 5 Zlo ty/t f ü r g r o b e Sorten u n d bis 2,50 Z l o t y / t f ü r feine Sortimente als H ilfe ge z a h lt w u rd e n .

Parallel dazu liefen R a tio n a lisie r u n g sm a ß n a h m e n . Ähn­

lich wie anfänglich in D e u tsc h la n d käm p fte n auch in Polen zwei Meinungen um die O b e r h a n d : Die einen v erurte ilten die Rationalisierung, da sie die A rb eitslo sig k eit v e r g r ö ß e r e ; die anderen priesen sie als die E rl ö s u n g d e r Men schheit, da sie einer wenn a uch k le in e re n B ele gschaft g u te n Lohn zu zahlen ermögliche. T ats ächlich w a r es leichter, eine Zeche stillzulegen als die G e fo lg s c h a ft einer le b e n s­

fähigen Zeche zu verklein ern. So w u r d e n in d e r Zeit von 1929 bis 1935 tr o tz aller M a ß n a h m e n g e g e n A rb e it e r­

entlassungen 29 s e l b stä n d ig e S chachtanla gen stillg elegt, deren Gesamtzahl d a d u rc h von 98 auf 69 san k . V ereinzelt handelte es sich dabei um neu e, noch in d e r E n tw ick lu n g begriffene Anlagen, bei de n e n das Kapital zur V ollendung des Ausbaues fehlte. B e k a n n tg e w o rd e n ist be so n d e r s die Stillegung des W ire k sc h a c h te s, d e r eine Z e n tr a la n la g e für den gesamten g ro ß e n , eh em als G rä flic h von D o n n e rs m a rc k - schen Felderb esitz bei K ochlowitz w e rd e n sollte. Nach dem W irts ch afts u m sch w u n g E n d e 1929 fe hlte n für den Bau einer solchen G r o ß a n l a g e die V o ra u sse tz u n g e n . D er 600 m tiefe Schacht w u r d e a u ß e r Betrie b g e s e t z t un d auf den Bau der g e p la n te n T a g e s a n l a g e n verzichtet.

Die Art, wie m a n ratio nalis ie rte, w a r im einzelnen außerordentlich verschie den. In d e r ers ten Zeit d e r p o l­

nischen Herrschaft, als reichlich ausländis ches Kapital z u ­ strömte und die L eitung d e r W e rk e ü b e r w ie g e n d in H ä n d e n deutscher oder a u slä n d is c h e r B erg leu te lag, w a r m an um eine positive R ationalisie rung b e m ü h t. Je sc h w ie r ig e r nach dem K onjunktu rum schw ung E n d e 1929 die W irts ch afts lag e wurde und je m e hr die V e r w a l tu n g in die H ä n d e d e r Polen überging, desto m e h r g e w a n n die negative R ationalisie rung durch V ernachlässigung d e r schw ächeren Flöze, Verzicht auf den Abbau von R estp feilern usw. die O b e rh a n d . In jedem Falle ist es den Z e c h e n v e r w a lt u n g e n g e lu n g e n , die

Z a h l e n t a f e l 4. F ö r d e r u n g , B ele gschaft u n d Leistu ng in O sto b ersch les ien .

Jahr F ö r d e r u n g G e f o l g ­ sc haft

L eis tu ng t / M a n n u nd Sch ic ht 1000 t M ann insges. u n t e r t a g e

1929 34 100 87 400 1,356 1,901

1930 28 200 82 500 1,370 1,947

1931 28 400 74 000 1,520 2,140

1932 21 500 59 400 1,635 2,307

1933 20 000 46 600 1,817 2,623

1934 22 000 46 000 1,957 2,791

1935 21 100 44 000 2,026 2,896

1936 22 000 43 700 2,073 2,958

1937 27 400 50 000 2,071 2,886

1938 28 500 55 500 2,021 2,869

sinkenden Erlöse, die zun eh m en d en Belastu ngen und die behörd lic hen Eingriffe durc h eine Ste ig eru n g der Sch ic ht­

le istung au szugleic hen u nd so den B erg bau, wenn auch im verklein erte n Rahmen, le bensfähig zu erhalten. Das zeigen die folgenden Zahlen ü b e r F ö r d e r u n g u nd Belegschaft sowie besonders über die Leis tu ng d e r G esam tbele gschaft.

Die M aß n ah m en , die zu die sem Erfolge führte n, sollen im folgenden im einzelnen d a r g e l e g t w erden .

Die technische Entwicklung.

A u s - u n d V o r r i c h t u n g .

Oberschlesien w ar von je h e r infolge d e r M ächtigkeit d e r Flöze darauf eingestellt, die Aus- u nd V orrichtung vorz ugsw eise im Flöz vorzunehm en. Ein einziger H aupt- querschla g d u rc h ö r te rte das Baufeld un d ers chloß die einzelnen Flöze, die stre ichend mit G ru n d streck en v e rf o lg t w urden. Es g alt fr ü h e r in O berschlesie n schon als et was Besonderes, wenn man die G r u n d stre c k e in ein u n b a u ­ w ürdig es Flöz le gte un d von hier aus mit ku rz e n A b­

te ilungsquerschlägen die H auptflöze anfuhr. W ä h r e n d man in W estobers chlesien a b e r seit dem W e l tk ri e g e in g ro ß e m U m fan g zur A usrichtung im G estei n ü b e r g e g a n g e n ist, a n ­ fan gs Abteilu ngpquerschläge, s p ä te r auch Richtstreck en im N ebengeste in au ffuhr un d im Anschluß d aran die B rem s­

be rg e im Flöz w e itg e h e n d durc h Stape lschächte un d in den letzten Jahren auch durc h B a n d b e rg e im G estein ers etzt e, haben die Polen sich zu s o g r o ß e n K apitala nlagen n u r in Einzelfällen au fschw ingen können. G an z ü b e rw ie g e n d ist die Vorrichtu ng durc h streichende G r u n d s t re c k e n in je dem Flöz beibehalten. Sehr häufig ist der Fall, d a ß in b e n a c h ­ barten Flözen lange G ru n d stre c k e n n e b en ein an d er h e r­

laufen und in je dem eine eigen e F ö rd e r e in ric h tu n g ^besteht, nur dam it der k u rz e Q u e rsc h la g g e s p a r t wird. Eb en so ist die weitere E rsc h lie ß u n g d e r Flöze d u rc h la nge Brems­

berge, von denen oft m e h re re u n te re in a n d e r hängen, noch allgemein üblich.

Kennzeichnend für das Kleben an d e r Kohle un d die A ngst vor den K osten d e r G estein sarb eiten ist auf den meisten G ru b e n die A usrichtung d e r v erw o rfen en F e ld e s ­ teile. Es g e h ö r t zu den Eig en arten d e r obers ch lesischen A bla gerungen, d aß die so n st f l a c h g e la g e r te n Flöze durc h ein System sich k r e u z e n d e r V erw e r fu n g e n in einzelne Schollen zerschnitten w erden. B esonders häufig ist das in den G ru b en feld ern d e r Fall, die auf o d er am H a n g e des b ek an n ten H in d e n b u r g - K ö n i g s h ü t t e - M y s l o w i t z e r - S a t t e l s liegen. So ist in dem noch zu erw ä h n e n d e n O stfelde der K önig sgrube (K ru g sc h a c h t), d e r neuzeitlichsten A nla ge des Reviers, dere n H a u p ts c h a c h t man nach dem S ta a tsp r ä si­

denten den N a m e n M oscicki-S chacht g e g e b e n hatte , eine gro ß z ü g i g e A usrichtu ng der einzelnen Schollen im G estei n e rf o lg t, so daß die k rä f tig e n elek trischen Lok omotiv en in ansteig enden Q u e rsc h lä g e n die verw o rfe n e n Feldesteile mit u n g e k ü rz te n Z ü g e n err eic hen können. N u r einzelne Schollen, bei denen eine g r o ß e V erw u r fh ö h e (m e h r als 20 u n d bis zu 80 m) zu ü b e rw in d e n w ar, sind d u rc h seigere Blindschächte mit s t a rk e n H aspeln für die G r o ß r a u m ­ f ö r d e ru n g ausgeric htet. Auf den meisten G r u b e n je doch h at man die K osten d e r G e s tein sarb eiten auf ein M in d e st­

m aß b e g re n z t un d zur A usrich tu n g solcher Schollen auch bei kleinen V erw u r fh ö h e n , bei denen A u sric h tu n g durc h Q uerschläge möglich g e w e s e n w äre, e n t w e d e r Blind­

schächte o d er a n ste ig e n d e B re m sb e rg e d urch das G estein aufgefahren, in denen bei 20 — 23° N e ig u n g e ben noch eine W a g e n f ö r d e r u n g mit Bremse möglich war.

W ä h re n d fern er einzelne G r u b e n , w elc he das A n la g e ­ kapital zur V e rfü g u n g hatte n, die Aus- u n d V o rric h tu n g g ro ß z ü g i g b etrieb en un d d a m it u n e r w a r t e te n Ere ignissen, sei es F ö r d e r s te i g e r u n g , sei es Ausfall v on F eld este ile n, z. B. durc h G r u b e n b r a n d , g e r ü s te t g e g e n ü b e rs ta n d e n , sp a r te n die meisten G ru b e n so, d a ß die V o rri c h tu n g n u r dem u n b e d in g te n B edarf en tsp rach un d keinerlei R ü ck h alt v o rhanden, ja die F ö r d e r u n g d u rc h den S tand d e r V o r ­ richtung b e g r e n z t w ar. Das m a ch te sich nam entlic h g elte nd,

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500 G l ü c k a u f

als im Jahre 1937 der Absatz zu steigen begann und eine M e h rförderung verlangt wurd e. Die meisten G ruben w are n nicht in der Lage, dieser F o rd e r u n g zu genügen. Sie erzielten die M e h rförderung d aher allein durch einen A b­

bau der Feierschichten. Manche G ru b en konnte n so g a r die T a g e sfö r d e ru n g nicht halten, so daß man schließlich zu Über- und Sonntagsschichten schreiten m ußte, um die M onatsfö rderu ng zu sichern oder eine geringe M e h r ­ fö rd eru n g zu erreichen. Das tr a t vor allem im Jah re 1939 in Erscheinung, als der Rüstu ng w egen mit allen Mittein eine F örderste igerung verlangt w urde, obw ohl das Ja h r 1938 schon die letzten Reserven an V orrichtu ng v e r­

zehrt hatte. Kennzeichnend sind in d ie ser Hinsicht Förderziffern d e r Oheim gru be, die in d e r fo lg e n d e n Z ahlen­

tafel mit dem Bemerken w ie d e rg e g e b e n sind, d aß die meisten anderen G ruben sich in der gleichen Z w angsla ge befanden.

Z a h l e n t a f e l 5. Monats- und T a g e s fö r d e ru n g der O heim gru be.

Ta W ochen­

tage ge

Arbeits­

tage

Verfahrene Schichten je Arbeitstag

F ö rd eru n g je Monat (Arbeitstag

t t

D urchschnitt 1.4. 1938

bis 31.3.1939 25 20 1650 97 600 4880

1939: April 24 23 1953 111 930 4839

Mai . . 24 24 1989 113 904 4746

Juni . . 24 23 1905 108 118 4700

Juli . . 26 26 1874 115 500 4442

A ugust 26 24 1746 103 563 4315

Man sieht, daß trotz V e rm ehrung d e r Belegschaft die D urchschnittsförd er ung von 1938 nicht gehalte n w erd en konnte ; das G rubenbild läßt kla r erkennen, d aß es an An­

griffspunkten fehlte. Gefeiert w u rd e deshal b n u r am 2. Oster- und P fingsttag; H im m elf ahrt und Fronleich nam mußte gearb eite t werden.

Die negative Rationalisierung, d. h. der b e vorzugte Verhieb der mä chtigen Flöze und ihr V ora usbau, selbst wenn dad urch die w enig er mächtigen Flöze für immer verlorengingen, mußte häufig helfen, um im Augenblick die F ö rd eru n g zu sichern, obw ohl sie dam it in nic ht zu ferner Z ukunft erst recht g efäh rd et w urd e. Die S orge nur für das H eute ohne vorausschauende Z u k u n ftsa rb e it ist überhaupt ein Kennzeichen des polnischen Bergbaues.

U nte r den vielen Beispielen, die man aufzählen könnte, sei wieder nur eins als be so nders kennzei ch nend genannt. Die O heim gru be baute das durchschnittlich 1,5 m mächtige Flöz 17 und 70 m d aru n ter das 3,5 —4,0 m mächtige Cleophasflöz bei 5 —10° Einfallen. Die g e fo r d e rte H e b u n g der Schichtleistung führte zunächst dazu, erheb liche Teile des Flözes 17 mit Mächtigkeiten von 1,0—1,4 m für u n b a u ­ w ürd ig zu erklären. A ber auch der restliche A b b au von Flöz 17 w urde nur langsam betrieben und schließlich von dem im Cleophasflöz überholt. D adurc h tr a t fo lgendes ein:

Die Kohle des Flözes 17 w u rd e in d e r G ru n d s t re c k e der 230-m-Sohle gesammelt, von d e r sie nahe dem H auptschacht in einem Blindschacht auf die 300-m-Sohle, die H a u p t­

fördersohle im Cleophasflöz, abgebrem st w u rd e. Der Abbau des Cleophasflözes gin g nun so viel schneller als der des Flözes 17 vonstatten, daß er den Fuß des Blindschachtes erreichte und übers chritt, als der Abbau in Flöz 17 noch mehr als 200 m vom Blind­

schacht entfernt war. Da es sich auch im Flöz Cleophas um Bruchbau handelte, konnte der Blindschacht mit seinem Fu ß im Alten Mann nicht aufr echte rh alten w erd en. Um die F ö id eru n g des Flözes 1/ von der 230-m-Sohle w eiter zur 300-m-Sohle bringen zu können, mußte man S chw ebende im Flöz aufwältigen, durch welche die F ö rd e r u n g nunm ehr in zwei unte re in ander hängenden, je 400 m langen Bre m s­

bergen und einer zwischengeschalteten 200 m langen söhligen Seilbahn hinunterging. Sie entfernte sich dabei um 800 m vom Hauptschacht und m ußte durc h die Loko-

motivbahn des an sich schon ü b e rl a s t e te n engen Quer­

schlages der 300-m-Sohle w ie d e r zum Schacht zurück­

gebracht w erd en. Sta tt des einen Fördermittels., des Blind­

schachtes von 70 m T eufe, w a r e n n u n m e h r 4 Förder­

mittel, zwei Bremsen, eine Seilbahn u n d eine Lokomotiv- bahn von zusam m en 1800 m Län ge, erford erlich. Aus solchen und ähnlichen Z u s tä n d e n e r k l ä r t sich d e r Rück­

g ang der Schichtleistung seit A nfang 1937, d e r nach der Zahlentafel 4 mit dem Steigen d e r F ö r d e r u n g einsetzte, obwohl man daraus eigentlich infolge b e s s e re r Ausnutzung der Anlagen auch eine B e sse r u n g d e r L eis tu n g erwarten mußte.

Man könnte zu d e r V e rm u t u n g k o m m e n , d aß dieser Rückgang durch eine v e r s tä r k t e B eleg u n g d e r Vorrichtung verursach t sei, die zur A n p a s s u n g d e r G r u b e an die erhöhte F ö rd e r u n g nachgeholt w e rd e n m ußte. D as ist ab er nicht der Fall, wie die Ziffern d e r aus V o rric h tu n g und der aus Ausbauen g e fö r d e rte n Kohle fast aller G ru b e n zeigen. Der oberschlesische P fe ile r b ru c h b a u b ed in g t, d a ß je nach der Mächtigkeit des Flöze s un d d e r G r ö ß e der Pfeilerabschnitte 2 0 —25o/o d er g e s a m te n Kohle aus d e r V o rri c h tu n g stammen müssen. Im D urchschnitt m e h r e r e r g r o ß e r G r u b e n konnte ich feststellen, daß diese Ziffer bis 1 930 e tw a eingehalten w orden ist, d aß sie in der Zeit d e r W i rts c h a fts k ris e aber mit durchschnittlich nur 16 — 19 o/0 d a r u n t e r lag, da man infolge V erk le ineru ng der F ö r d e r u n g lä n g e re Z eit vom Bestände zehren konnte , daß die V o rri c h tu n g 1 9 3 5 —19 3 7 wieder etwas s tärk er b elegt w a r u n d zum Teil den Normalstand mit 2 0 — 25o/o erreichte, daß sie a b er seit 1 9 3 7 erheblich zugunsten des Abbaues v ern ach lässig t w u rd e . Sie ging zum Teil bis auf 15»/o u n d w e n ig e r zurück, eine Zah l, welche die Richtigkeit der D arle g u n g e n ü b e r die kurz sic htig e Augen­

blickspolitik der polnischen W e r k s v e r w a l tu n g e n bestätigt.

A b b a u . A bbau d e r S a tte lflö z e .

ln den erste n Ja h r e n d e r Berichtszeit w ar man in den mäch tigen Sattelflö zen b e m ü h t, den üblichen ober­

schlesischen P fe ilerb ru ch b au mit seinen nic ht unerheblichen Abbauverlu sten in den K ohle nbeinen u n d seiner Brand­

gefahr im Alten Mann durc h A b b a u v e rfa h re n mit restlosem Verhieb zu ersetzen. Das Ziel w ar, auch die mächtigen Flöze im S tr e b b a u a b z u b a u e n , w o b e i nötigenfalls zum Scheibenbau ü b e r g e g a n g e n w u rd e. Die Versuche sind auf einer Reihe von W e rk e n , z. B. bei d e r Skarboferme, der Schlesischen AG. u. a., d u r c h g e f ü h r t w o rd e n . Zu einem befriedigenden E rgebnis ha b e n sie nicht geführt, da die Scheibenhöhe zu g r o ß g e w ä h lt u n d die Versa tzfrage nicht ausr eichend g elqst w urde.

Über den A b b au eines mit 10 — 20° einfallenden 6-m- Flözes im Streb b au m it Spü lv ersatz in zwei Scheiben, einer v o rangebauten U n te r b a n k von 3, 2 —3 , 5 m u nd einer Ober­

bank von 2, 5 —2,8 m M ächtig keit, h a t B l i t e k bereits im

S c h n itt 7

Abb. 2. Scheibenbau mit S pülversatz in Ostoberschlesien.

(5)

1 4 . S C p TU I l U l l I M " l ü c k a u f 501

Jahre 1926 b e r i c h t e t 1.' Das A bbausehem a ist in Abb. 2 w iedergeg eben . Die 50 m langen S tr e b e n s t a n d e n im m er zu zweien n e b e n e i n a n d e r u n d fö r d e rte n z u einer g e m e in s a m e n Mittelstrecke, s o d aß sich tatsächlic h F r o n t lä n g e n von 100 m e rgaben. N ach V ortrieb von je 12 m w u r d e Spül- versatz ge g e n einen H o lzv ers ch lag ein g eb rach t. D en V e r ­ hieb führte man, w ie bei den m e isten V ersuchen die ser Art, schw ebend, um einen g ü n stig e n W a s s e ra b fl u ß und eine E ntl astu n g des V ersa tz v e rsc h la g e s zu erha lte n. Beim Abbau der u n te re n Scheibe b efried ig te das V erfa h re n zunächst. V or allem s e t z te die g u te H a u e rle i s t u n g in E r ­ staunen, die m an dam als auf die g r ö ß e r e n freien Flächen

zurückführte. Nach d e m h e u tig e n Stande u n s e r e r Kenntnis vom O e b irg s d ru c k ist an z u n e h m e n , d a ß d e r s e h r viel schnellere V erh ie b einen N u tz d r u c k auf den K ohle nstoß erzeugte, d e r v o rh e r nic ht v o r h a n d e n w ar. F e r n e r e rg a b die Einführung d e r Sch ü ttelru tsc h e g e g e n ü b e r d e r W a g e n ­ füllung eine E r h ö h u n g d e r Schle pperle istung. Zugleich sanken die S p r e n g s to ff k o ste n . W enn man auch d a s einzelne Bohrloch s tä rk e r lud, so w a r doch d e r K ohlenanfall je Bohrloch ganz erheblic h g r ö ß e r . D e r Spülv ersa tz schmälerte allerdings das G e s a m t e rg e b n i s , d a auf 10 Schichten für G e w i n n u n g . F ö r d e r u n g usw . im S treb etwa 12 Schichten im V ersatz n o tw e n d i g w aren , w enn man die Leute in der V e r s a t z g e w i n n u n g und - f ö r d e n in g ü b e r ­ tage (B aggerb edienung bei d e r S a n d g e w in n u n g , S an d b ah n usw.) einschließt. Das E rg e b n i s g e h t aus fo lgenden Zahlen hervor:

Z a h l e n t a f e l 6. V erg leich szah len bei S tr e b b a u mit Spülv ersa tz u n d P feile r b ru c h b a u .

Pfeile rbau

t'M ann und Schicht

S tr e b b a u

t'M ann un d Schicht

H a u e rle istu n g ... 14,1 20,9 S c h l e p p e r l e i s t u n g ... 9,4 16,8

Gesamtleistung mit V ersatz 5,6 4,1

Kohlenanfall je Bohrlo ch . . t 1,96 4,2

Sprengstoffverbrauch . . . ß / t 133 96

Gewonnene Kohle t/ k g S p re n g s t. 7,6 11,0 Diese M in d e rle istu n g d e r A b b a u b e le g sc h a f t beim S tr e b ­ bau wurde neben d e r S p r e n g s t o f f e r s p a r n i s ausgeglic hen durch die stark verbillig te V o rri c h tu n g sow ie durc h die geldmäßig schwer e r f a ß b a r e n F a k to r e n , die konzentrie rte Förderung, den v o llständig en A b b a u u nd die sc heinbare Verminderung d e r G r u b e n b r a n d g e f a h r . Im Pfe ile r w aren beim Bruchbau n u r zw ei H a u e r u nd dre i Füller angelegt.

Im Streb setzte man an j e d e r 50 m la ngen F r o n t vier H a u e r und fünf Schlepper ein. D er zw eiflügelige S treb fü hrte daher der Samm elrutsche in d e r A b b a u s tr e c k e 8 ■ 20,9 o d er 167 t/Schicht zu, w ä h r e n d eine P feile r str e c k e n u r 2 - 9 , 4 oder noch nicht 20 t 'Schicht erg ab . Ein e solche Betrie bs­

zusammenfassung w a r in O be rsc h le sie n bis dahin noch nicht erreicht w ord en.

Gleichwohl w u r d e ü b e r den A b b a u d e r o beren Scheibe nicht m e h r berichte t. Er ist zweifellos g a r nicht erfolgt, da die zahlreic hen V ersu c h e d ie ser A rt alle zu dem gleichen E rg e b n is f ü h r te n : die z e i tra u b e n d e V o r ­ bereitung des Str ebs für den S pülv ersatz, die U n t e r ­ brechung des G e w i n n u n g s b e tr ie b e s u nd die V e rsc h lä m ­ mung d e r F ö rd e r s tr e c k e n beim Spüle n zw angen dazu, den auf einmal verspült en R aum m ög lich s t g r o ß zu n ehm en, d. h. vor dem V erspülen m ö g lic h s t viel Raum o f f e n z u ­ halten. D adurc h t r a te n B rü che d e r F ir ste u nd Z e r k l ü f ­ tungen in d e r O b e r b a n k ein, die ihren A b b a u meist unmöglich, in je dem Falle a b e r völlig unw irtschaftlich machten. V or allem erw ie s sich die H o ffnung, d urch den vollständigen A b b au den G r u b e n b r a n d zu b e k ä m p fe n , als völliger Ir rtum. Im G eg en teil, die Z e r k l ü f t u n g d e r O b e r ­ bank erlau bte das U m la u fen von Schle ic hw ettern, so d aß d e r G ru b e n b ra n d nic ht v e rm ied en , s o n d e r n im G eg en teil mit Sicherheit h e rv o r g e ru fe n w u rd e .

1 Z. O berschi. Berg- u. H ü tte n m . V er. 65 (1926) S. 439.

Bis in die W irts ch afts k ris e hinein, also bis 1930 oder 1931, ist im m er w ie d e r v e rs u c h t w o rd e n , den S tr e b b a u auch a u f mächtigen Flözen einzufü hre n. Die schließliche A ufg abe d e r Versuche dürfte die F olg e d e r k a ta str o p h a le n W i r t­

sc haftslage un d des D rä n g e n s nach E r h ö h u n g d e r Schicht­

le istung sein, das die poln ischen B etr ie bsleiter zum Streb en nach A ugenblickserfolgen zw ang. Je m e h r man auf F ö r d e r u n g d rä n g t e und je öfte r die V ersa tz a rb e it der T a g e s f ö r d e r u n g zuliebe z u rü c k g e s te llt w u rd e, desto h ä u fig er u n d g r ö ß e r w u rd e n die F ir stb r ü c h e , die U n fa ll­

ziffer u n d die B ran d g efah r in d e r oberen Scheibe, w ä h re n d zugleich die Leis tu ng sank.

Es ist unb e stre itb a r, d aß die E ig en art des S trebbaues dem Spülver satz w en ig g ü n stig ist. Spült m an einen Pfeile r­

ab schnitt aus, so d rü c k t d e r Versatz, a b g e se h e n von der A b baustr ecke, in d e r ein S püld am m erric htet w ird, a u s­

schließlich ge g e n feste Kohle o d er dichten Spülversatz.

Man kann d a h e r restlos zuspülen u n d h a t mit E rfolg s o g a r eine »Drucksp ülung« a n g e w a n d t. Soweit ich feststellen k onnte , sind w enig stens die ersten V ers uche mit D r u c k ­ spü lu n g in O sto berschle sie n angestellt w o rd en . D abei w e rd e n die Spülr ohre nicht d e r fortschreitenden V erfü llu n g , entsprechend au sgebaut, so n d ern im V ersatzsan d eingespült, bis ein vor dem P fe i le r angebrachtes M a n o m e te r eine erhebliche D ru c k ste ig e ru n g in d e r S p ülleitung anzeigt.

Bis zu 5 atü S püldruck h a t man a n g e w a n d t, um nicht n u r den H ohlraum , s o n d e r n auch alle in die Firste hin auf­

reichenden Klüfte zu verschließen. Die R ohre w e rd e n erst beim Ausk ohlen des N a c h b a ra b sc h n itte s u n d R ü c k ­ ge w in n u n g des Beines a u s g e b a u t ; sie sind zu diesem Z w eck unm ittelb ar am feste n K ohle nstoß entlang verlegt. Beim Str e b b a u mit einem Bretter-, D ra h t- o d er L e in w a n d ­ vers chla g gegen den A b b a u ra u m w ird niemals ein voll­

ständig es V ersp ülen möglich sein. Abb. 2 lä ß t d a h e r auch das unvers etz te Dreie ck erkennen, das e rs t beim nächsten S p ülgang verspült w ird u nd b ew irk t, d aß die Firste nicht a u f 12 m, so ndern a u f erheblich g r ö ß e r e r Flä che nicht auf V ersatz ruht.

Die polnische B e rg b e h ö rd e h a t 1938 d en A nla uf gem acht, den P fe ile r b ru c h b a u in den m ä chtigen Flö ze n zu beseitigen. D urc h V e r o r d n u n g des O b e rb e rg a m te s Kattow itz vom 6. Juli 1938 ist v orges chrieben, d aß Flöze von m e hr als 3,5 m M äch tig k eit nur mit V ersatz a b g e b a u t w e rd e n dürfen. D a a b e r die meisten G r u b e n kein e V e rsa tz ­ anlagen besaßen, m u ß t e man für die D u r c h fü h ru n g eine erhebliche Frist g ew ä h re n . Die E in fü h ru n g szeit sollte deshalb von Fall zu Fall b e stim m t w erden. D am it h atte die V e ro rd n u n g einen politischen E in sc hla g erh alte n. Ihre D u rc h fü h ru n g w ä r e zweifellos den in d eu tsch em Besitz befindlichen G r u b e n in aller Kürze v o rg es ch rieb en w o rd e n , w ä h re n d die polnischen W e rk e B e fri s t u n g s a n tr ä g e b ew illigt erhalten hätten. Bis zum K riegsbeginn w a r a b e r die D u r c h ­ f ü h r u n g unmöglich.

V orläufig b esitz en n u r w en ig e ostoberschlesische G ru b e n eine S pülv e r sa tz a n la g e ; von ihnen h a t w ie d e r n u r ein Teil reinen S and als S p ü lg u t z u r V e rfü g u n g . M indestens zeitweilig k o m m t d e r S a n d b a g g e r in s tark le hm haltige A b lag eru n g en , aus denen die L e h m k lu m p e n kaum o d e r g a r nicht a usgehalten w erd en kö nnen. D adurch erschw ert u n d v e rz ö g e r t sich d e r S p ü lv o r g a n g , d a d e r Lehm das Abfließen des S pülw assers v erhindert. M u ß m an das Spülen un te rb re c h e n , um das allmähliche Abfiltern des W ass ers a b z u w a rte n , so sc hlagen sich aus d e r T r ü b e w a s s e rt ra g e n d e T on sch ich ten auf d e r O b erfläch e des V e r ­ satzes nieder, die den E rfo lg d e r nächsten S p ü lu n g w eiter verm in dern. O ft m u ß man eine W o c h e und lä n g e r tä glich spülen, um einen A bschnitt a n n ä h e r n d voll z u b e k o m m e n . D er Stand d e r V o rric h tu n g z w in g t d ann oft dazu, den S treb w ieder zu belegen, ehe d e r alte A b b a u richtig v e rs p ü lt ist.

Es le uchtet ein, wie g r o ß die fr eig eleg te H a n g e n d flä c h e in solchem Falle w e rd e n m u ß u n d d a ß F ir stb r ü c h e nicht zu verh in d ern sind.

Aus allen diesen G r ü n d e n sind die Versuche, den P fe ilerb ru ch b au d urch den S tr e b b a u zu ersetz en, in O s t ­

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oberschlesien aufg egeben worden. Der Versatzbau steht nur noch dort in Anw en dung, w o entw eder

a) ein stärk ere s Einfallen besonder e Verhältnisse schafft, wie z. B. auf G ru b e Knurow, oder

b) T ag esg eg en stän d e zu schützen sind, oder

c) die Mächtigkeit des Flözes so gro ß ist, daß sich ein Abbau in einzelnen Scheiben nicht vermeiden läßt, weil die Mächtigkeit 6 — 7 m überschreitet.

In den Fällen a und b w ird der Abbau nicht als Strebbau, sondern als Pfeiler- oder Sto ßbau d urchgeführt;

im Falle c steht meist Scheibenbau mit Scheiben parallel zur Flözfläche in Anwendung, wie z. B. in dem 8 —10 m mächtigen Fanny-Glücks-Flöz der O heim grube und in dem 20 in mächtigen Sattelflöz der M yslowitzgrube, dere n A b­

bauverfahren aus dem Schrifttum b e k a n n t und für viele andere G rab en nicht nur Oberschlesiens vorbildlich gew ord en ist.

D er Abbau a u f den F lözen der M u ld en g ru p p e.

Die Flöze der Mulden gru ppe, d e r Rudaer und da rü b e r der Orzescher Schichten, unte rscheiden sich von den Sattel­

flözen durch erheblich geringere Mächtigkeit, durch eine gewisse U nbestä ndigkeit in der flächenhaften A usdehnung und durch höheren Aschengehalt. Dabei ist die V er­

wachsu ng von Kohlen und Bergen teils so innig, daß eine A ufbereitung nur bei w eitgehender Z erkleinerung möglich ist. D a f ü r ' fehlen auf den meisten G ru b en die Auf­

bereitungsanlagen. Es g ib t aber in den Schichten der M uldengru ppe, besonders in ihrem unte re n Teil, d en R udaer Schichten, auch gute und reine Flöze. Bek an nt und seiner Beständigkeit und Reinheit wegen viel ge b a u t ist das meist 3 —4,5 m mächtige Antonieflöz, in der K attow itz er G egend Cleophasflöz genannt. Die meisten Flöze der G ru p p e sind, von örtlichen Verd ickungen ab gese hen, w e it w enig er mächtig. D agegen ist ihre Zahl sehr gro ß. Man hat auf diese Weise alle Übergän ge vom u n bedingt unb au w ü rd ig en Kohlenschmitz bis zum schönen Flöz von 2 —3 m M ächtig ­ keit. Kennzeichnend ist, daß auf G ruben, die in diesen Schichten bauen und auf denen man alle Flöze beziffert hat, beispielsweise nur die Flöze 17, 29 und 35 in A b b au stehen.

Die Flöze d e r M uldengruppe gew innen um so me hr Bedeutung, je weiter der Abbau vom b ekannten Hinden- burg-Königshütter-Sattel nach Süden hin in die g ro ß e o b e r­

schlesische H auptm uld e vorrückt, der die Schichten ihren Sammelnamen »Muldengruppe« verdanken. Die südlichen G ru ben des Kernreviers (C le ophasgru be, O h eim g ru b e usw.) bauen die mächtigeren Flöze der R udaer Schichten mit gutem Erfolg, da die Sattelflöze hier erst auf den tiefsten Sohlen erschlossen sind. Noch w eiter nach Süden beru ht der Bergbau des Fürsten Pless auf den Flözen der noch höheren Schichten. Hier trete n in der vorläufig e r ­ schlossenen Teufe lediglich die Flöze der O rzesch er (Nico- laier) Schichten auf. G ebaut w erd en meist Flöze von 1,5 2,5 m Mächtigkeit und gleichmäßigem flachen Ein ­ fallen nach Südwesten. Flöze von 1,1 —1,4 m sind im ganzen Revier nur vereinzelt, z. B. bei örtlichen V erdrückungen des sonst stärkeren Flözes g e b a u t word en . 1,1 m M ächtig ­ keit kann man als die unte re G re nze bezeichnen, bei der sich die Polen noch mit dem Abbau befaßt haben.

Wie hohe Anfo rd eru ngen die Polen an ein Flöz stellten, um es fü r b auw ürdig zu erklären, und wie w e n ig sie für die rechtzeitige U nte rs uchung der Nachbarflöze ta ten, er­

gibt sich aus einem Bericht von U r b a n ü b e r den Versuch, unterbaute Flöze auf der Ferdinandgrube nachträglich a b z u b a u e n 1. Dort hatte man ein 3,5 m mächtiges, reines, mit 2 - 4 ° einfallendes Flöz nicht beachtet und in einem nur 22 m tieferen 5-m-FIöz im Bruchbau unte rbaut. Das Zwischenmittel bestand dabei aus g ebrächem Schieferton.

Die Beobachtungen beim nachträglichen A bbau waren ähnlich, wie sie P u s c h m a n n bereits 1910 fes tgestellt h a t 2.

1 Przegl. Oörn.-H utn. 26 (1934) S. 391; Kohle u. Erz 33 (1936) Sp. 3.

2 Z. Berg-, Hütt.- u. Sal.-Wes. 58 (1910) S. B387.

Schwierig w ar die D u r c h ö r t e r u n g ' d e r sta rk zerklüfteten Flözteile ü b e r den A b b a u g r e n z e n des u n te r e n Baufeldes.

Mitten ü b e r dem alten A b b a u w a r e n die Schwierigkeiten aber ge ring. Das Flöz w a r a u f g e b l ä tt e r t , w obei horizon­

tale Spalten bis zu 3 cm W eite o f f e n s t a n d e n ; gleichwohl drückte das Liegende. Die Kohle w a r fest, die Leistung bescheiden, der S p re n g s to ff v e rb ra u c h hoch. Dennoch ge­

lang der Verhieb. In vielen an d e re n Fällen haben die Polen solche erst nachträ glich b e o b a c h t e te n Flöze ver­

loren geg eb en , beso n d ers wen n sie u n r e i n e r e Kohle als die Sattelflöze enthielten.

Vor 1930 haben eine Reihe von G r u b e n wenigstens A ufschlußarbeiten d u rc h g e f ü h rt, um die B auw ürdig keit der unbeständig en Flö ze zu prüf en. V ereinzelt ist es auch zu Versu chsb au en darin g e k o m m e n . Seit 1930 ist in dieser Hinsicht kaum noch etw as g e sc h e h e n , d a m an w ohl dünne Flöze stillg elegt, a b er nicht neu in A n g r i f f genommen hat:

Für G este insarbeite n, ohne die so lch e Untersuchungen selten d urchzuführen sind, w a r seit 1930 kein Geld ver­

fügbar. D ag eg en haben sich eine Reihe von G ru ben be­

müht, den A bbau d e r sc h w ä c h e re n Flöze, nach ober­

schlesischen Begriffen d e r j e n ig e n von 1 , 5 - 2 , 5 m oderauch 3 m M ächtigkeit, wirtschaftlich zu ge sta lte n , besonders um an V orrichtu ng zu sparen un d eine g ü n s t ig e Ausnutzung der Förderm ittel zu erzielen.

Der stre ichende P feiler b ru ch b au , d. h. d e r Abbau mit streichenden A b b a u str e c k e n und s c h w e b e n d geführtem Verhieb der Pfeile rabsc hnitte , w u r d e in ihnen in großem U m fa nge durch sc h w e b e n d e n A b b a u ers etz t, bei dem die A bbaustr ecken sch w e b e n d g e fü h r t sind un d die Abbau­

kam m ern im Streichen verlaufen. Als V orteil ergab sich, daß die sch w eb en d en Str ecken b e s s e r dem Gebirgsdruck w iderstehen, und d aß die Sch ü ttelru tsc h e in ihnen eine besonders leichte F ö r d e r u n g erm öglicht. Die Beseitigung der W ag en fü llu n g im A b b au d urch die Rutsche verein­

fachte die F ö r d e r u n g so, d a ß eine Beschleunigung des Verhiebs erreic ht w u r d e und die F ö r d e r u n g d es einzelnen Abbauortes stieg.

Es hätte nahe gelegen, den g a n z e n Pfeilerbruchbau in den sc hw ächeren Flözen d u rc h S t r e b b a u zu ersetzen.

Zu die se r U m ste llu n g ist es im so g e n a n n te n Zentralrevier bisher aber nur in E in zelfä lle n g ekom m en. Der Pfeiler­

bruchbau b e h e rr sc h t vorläufig völlig das Feld. Dagegen hat man erprobt, wie w eit man mit d e r G r ö ß e der Abbau­

pfeiler hinaufg ehen kann, wie w eit also die Abbaustrecken vonei nander entfernt gehalten w e r d e n k ö n n e n , um die Be­

la stung mit V o rric h tu n g sk o s te n auf ein Mindestmaß herab­

zudrücken. Je g r ö ß e r die M ä c h tig k e it des Flözes ist, je la ngsa mer d a h e r der A bbau fo rtsch reitet, d e s t o kleiner muß der A bsta nd d e r A b b a u str e c k e n w e r d e n ; d e sto stärker sind natürlich auch die Beine dem H a n g e n d d r u c k ausgesetzt.

W äh ren d w ir in den Sattelflözen ausschließlich einseitigen Abbau finden, d. h. P fcilcrabschnitte n u r an einer Seite der A bbaustr ecke, ist man in s c h w ä c h e re n Flözen, etwa unte rh alb 2 m M ächtig keit, auch zum zw eiseitigen Abbau mit Pfeile rkam m ern beiderseits d e r A b b a u str e c k e iiber- g egangen, w as eine erheblic he E rsp arn is an Vorrichtung bedeutet. Abb. 3 veranschaulicht ein auf m e h re re n Gruben a ngew andte s A bb a u sc h e m a , aus dem auch herv orgeht, daß der s c hw ebende A bbau eine z w a r g e z a h n t e , im Gesamt­

verlauf a b e r g r a d e F ro n t ergibt. Zu g leich erlauben der schnellere V erh ie b un d die k ü r z e r e S ta n d d a u e r des Pfeiler­

abschnittes eine V e r g r ö ß e r u n g d e r S treck en ab stän d e, die in den Sattelflözen 10—15 in zu b e t r a g e n pflegen, in den schwächeren Flözen ab e r bis a u f 25 m hin a ufgehen, was einen Abstand d e r A bbaustr ecken v o n e in a n d e r von 50 m ergibt. Er sinkt e rk l ärlich erw eis e mit zunehmender Mächtigkeit.

ln anderen Fällen hat m an d e r Rutsche nförderung w egen den A bbau als T a n n e n b a u a b b a u au sg es taltet, dessen Schema in Abb. 4 w ie d e r g e g e b e n ist. D as Abbauverfahren w irkt sich zw ar fö r d e rte c h n i s c h g ü n s t ig aus, hat aber u nangenehm e D r u c k w i r k u n g e n auf den vorspringenden Kohlenpfeiler beiders eits der M itt elstrecke im Gefolge.

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l Li . o c p r o w w . ü c k a u f 503

Abb. 3. Zw eiflügeliger, s t re ic h e n d e r P fe ile r b ru c h b a u aus s c h w e b e n d e n A b b au streck en .

. V

Abb. 4. Z w e iflü g e lig e r T a n n e n b a u m a b b a u mit Bruchbau.

Ein Fall u n g e w ö h n li c h e r B e tr ie b sz u s a m m e n fa ssu n g beim Pfeilerbruchbau auf G r u n d d e r E r fo r s c h u n g und A us­

nutzung des G e b irg s v e rh a lt e n s u nd d e r d urch den Abbau der Nachbarflöze g e g e b e n e n • D ru c k v e rä n d e r u n g e n verdient noch der E rw ähnung. Auf d e r M a x g r u b e b au t man die nur durch ein 2 m s t a r k e s B ergem itte l g e t re n n te n beiden Flöze Graf Gleichen 1 u n d 2 im üblichen P fe i le r b ru c h b a u mit schw ebenden A b b a u s tr e c k e n , w obei zu ers t das 3 m mächtige O berflöz G leichen 1 u n d 4 — 6 Ja h r e sp ä t e r das 2 m mächtige Flöz 2 g ew o n n e n w ird . D essen A b b au v erfah re n ist nach Abb. 5 d ad u rc h g e k e n n z e i c h n e t, d a ß abw eichend von den Regeln des B ru ch b au es nicht d e r V e rb ru c h des alten Pfeilerabschnittes a b g e w a r t e t w ird , b e v o r man den neuen belegt, so n d ern an einer A b b a u s tr e c k c drei Pfeile r­

abschnitte zugleich in A rb eit stehen. O ffe n b a r ist in den Jahren seit dem A b b au des o b e re n Flö ze s em e B eru h ig u n g des verbrochenen G e b ir g e s e in g e tre te n , d e r volle G eb irg s - druck aber noch nicht z u r ü c k g e k e h r t . D as letz tere ist das wesentliche; im frisch en Feld dürfte d e r A b b a u u nm öglich sein. Das Berg em itte l zw ischen beiden Flö zen ist durc h Schnitte zerklüftet; die einzelnen G e s te i n s b l ö c k e kö n n en äber durch Z im m e r u n g g u t a b g e f a n g e n w e rd e n , so d aß die Schwierigkeiten d e r F ir s ts ic h e r u n g u nd die H o lz k o ste n in trag b aren G re n z e n bleiben. N o tw e n d i g ist ein s t ä rk e re s Bein gegen den N a c h b a ra b s c h n itt, als es so n st üblich ist.

Die dad urch v e r g r ö ß e r te n K ohlen v erlu ste w e r d e n in Kauf genom men, da es sich um ein unreines Flö z h andelt, dessen

Lie ferm enge in po ln ischer Zeit einen g e ­ wissen Anteil an d e r F ö r d e r u n g doch nicht übe rs chre iten durfte . D er g ro ß e Vorteil die ­ ses Abbaues liegt in d e r Z u sa m m e n fa s su n g des Betriebes, da drei P feile rabschnitte auf eine Schüttelrutsche arbeite n, w ä h r e n d sonst, vom S onderfall in Abb. 3 ab gese hen, f ü r jeden P feiler eine Schüttelrutsche benötigt w ird. Zwei Rutschenschwebende pflegen gleichzeitig in Arb eit zu stehen u n d in eine Sam m elrutsche a u s z u t ra g e n ; dazu kommt eine V orrichtu ngsstrecke, so d a ß diese die Kohlen von sieben Betriebsp unkten erhäl t, ein sonst in O berschlesien selten erreic hter Fall von B etriebszusam m enfassung.

D er Abbau a u f den F lözen d e r R a n d g ru p p e.

W ä h r e n d in W estoberschlesien die oberen Flöze d e r R a n d g ru p p e , die A ndreasflöze, bei Mächtigkeiten von 1 — 2 m in g ro ß e m U m ­ fange in A n g rif f genom m en sind, ist dies im Z entr a lre v ie r O sto berschle sie ns n u r in ganz geringem U m fa n g e geschehen. Zum Teil h ä n g t das d a m it zusammen, daß die Flöze in d e r G e g e n d von Hinden- b u r g u n d G leiwitz verk o k b ar sind, was östlicher, bei Kattowitz, nicht d e r Fall ist. Wese ntlich w a r a b er auch, d aß die Mächtig kei t den Polen nicht genügte.

In der K onjunkturzeit 1927 bis 1929 sind die Flöze auf einzelnen G ru ben unte rsucht und vorgerichtet w o r d e n ; zum Abbau ist es a b er nicht gekommen.

D e r Abbau d e r R a n d g ru p p e be­

sc hränkt sich d a h e r auf das Rybniker Revier, wo, abgesehen vom Feld e der D o n n e r s m a r c k g r u b e (Blücher- und D onnersm arckschächte), die ü b er eine S onderm ulde mit Rudaer- u nd Sattel­

flözen westlich d e r O r l a u e r Stö ru n g verf ügt, nur die O s tr a u e r Schichten v orhanden sind. Die Mächtig kei ten de r g ebauten Flöze liegen dab ei etwa zwischen 1,3 un d 3 m. Im G egensatz zum Z entralrevier ist hier d e r Str ebbau

Abb. 5. A bbau nach dem M e hrpfeilerverfahren.

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fast restlos durchgeführt, und zw ar ganz überw ie gend als Strebbruchbau mit W anderkästen. N ur einzelne f r ü h e r vo r­

gerichtete oder vielfach durchörte rte Feldesteile w erd en heute noch im Pfeilerbru chbau abgebaut. In ab sehbarer Zeit w ird dieses Abbauverfahren im Rybniker Bezirk ver­

schwunden sein.

Die G ru n d g ed an k en des S tr ebbruchbaues w are n in Polen bekannt, vor allem die Bed eu tu ng des schnellen Verhiebs, der N otw endig keit restlosen Raubens der Z im m erung und des pla nm äßigen Ablaufes eines täglichen Arbeitspensums. Es w ar aber noch nicht überall gelungen, die W erk sbeam ten und die G efolgschaft zu einer solchen planmäßigen D urc hführung des Betriebes un d einer Pen su m arbei t zu erziehen. W äh ren d manche A bteilungen einwandfrei arbeiten, konnte man in andere n noch alle Fehler sehen, die beim S treb b ru ch b au gem ach t w erd en können. Besonders in gestörten Feldesteilen w a g te man aus Besorgnis sta rk e r Förd erausfälle nicht, den täglichen Verhieb eines Feldes zu verlangen. L an g sam er A b b a u ­ fortschritt, fehlen der Rhyth m us der Arbeit, Verlus t von Harth olz-W anderkäste n und ihr Ersatz durc h solche aus Weichholz sowie als natürliche • F olge u n g e n ü g e n d e r Verbruch des Hangenden im Alten Mann mit allen seinen Schwierigkeiten waren das Ergebnis. In einzelnen Fällen ging man zum Einbau von Standholzpfeilern üb er, nic ht um eine planmäß ige A bsen k u n g des H an g en d en zu e r ­ zielen, wie es C abole t aus dem Revier Bochum N ord beschrieben h a t 1, sonder n als Notbehelf, da man das re g e l­

mäßige Hereinbrechen des H a ngenden nicht erreichte und dadurch die H errschaft über dieses H an g en d e verlor. Nicht überall, aber in erheblichen Teilen des R yb n ik er Reviers ist der deutschen V erw altu ng die Aufgabe zugefallen, die Gefolgschaft zu einer richtigen D u rc h fü h ru n g des S tr e b ­ baues zu erziehen, obw ohl das V erfahren seit m ehreren Jahren in A nw endung steht.

A bbauverfahren un d G rubenbrand.

Von je her ist Oberschlesien viel von G ru b e n b ra n d heimgesucht worden. In D eutsch-Oberschlesien hat man diese G efa hr aber mit Erfolg bekäm pft. G ru b e n b r a n d e n t­

steht teils im Alten Mann; dann ist er eine Folg e unreinen Abbaues und der ungenügenden V erfüllung des H o h l ­ raumes durch Versatz bzw. durch m a ngelh aftes Z u ­ bruchgehen des H angenden. O d e r er entste ht im an­

stehenden Flöz; dann hat er dessen Z e rk lü ftu n g infolge unzw eckm äßiger F ü h ru n g des Abbaues zur V oraussetzung.

Seitdem diese U rsachen des G ru b e n b ra n d e s e rk a n n t sind, hat man in Westoberschlesien ta tk rä f tig und mit Erfolg an seiner Verminderu ng gearbeitet. Der G ru b e n b r a n d im Alten Mann w urde beim Bruchbau durch lange, gera de Abbaufronten, durch V erm eidung von Restpfeilern und so genannten Halbinseln sowie durch Ü bergang vom zw ei­

flügeligen zum einflügelig en A b b a u e i n g e s c h r ä n k t ; denn der zweiflügelige A b b au e rg ib t zw ischen den von beiden Seiten gegen den B re m sb e rg h e r a n k o m m e n d e n A b b a u fro n t e n stets Restpfeiler oder H albinseln, d eren G e w i n n u n g Schwierig­

keiten bereitet. Alle diese M a ß n a h m e n b e z w e c k te n , durch vollständiges Bruchw erfen eine dichte V e rfüllung u nd einen Luftabschluß d e r K ohle nre ste im Alten M an n zu erreichen.

Zugleich ist es natürlich n o tw e n d i g , die K o h len res te selbst g ering zu halten, die Beine g e g e n d e n A lten M an n also möglichst vollständig zu g ew in n en , selbst w en n dies nur unter erh ö h te m A rb eitsau fw an d u n d mit g e ste ig e r te n Holz­

kosten möglich ist. In Po len h a b e n von die sen Erkennt­

nissen nur wen ig e, be so n d e r s g u t geleitete Zechen Ge­

brauch gem acht, obw o h l nic ht zu v e rk e n n e n ist, daß die Polen an der w isse nschaftlich en K lä ru n g d e r Zusammen­

hänge m itg earbeitet haben. Auf d e r M e h r z a h l der Gruben ist der zweiflügelige A b b a u b eibehalten w o rd e n , und oft h a t man so g a r auf den A b b a u d e r Sicherh eitsp feiler für die Brem sberge u nd ihre P ara lle lstre c k e n , die d e r Fahrung und W e t te rf ü h ru n g dienen, verzichte t. Alte Restpfeiler, wie sie das G ru b en b ild in Abb. 6 w ie d e r g i b t, sind in West­

oberschlesien tr otz vieler S c h w ie rig k e ite n durch nach­

träglichen A b b au nach M ö g lich k eit beseitig t worden, ln Ostoberschlesien sind sie heute noch h ä u fi g u nd üblich;

an ihren Abbau haben die Po len, nam entlich in den letzten Jahren, nicht gedacht, weil d ad u rc h die Schichtleistung zweifellos u n günstig b eeinflu ßt w o r d e n w äre . Solche Rest­

pfeiler, wie sie Abb. 6 zeigt, w ir k e n sich a b er im später gebauten N achbarflöz bekanntlich se h r u n an g en eh m aus.

Sie erzeu gen darin D r u c k w i r k u n g e n u n d Zerklüftungen und w erd en dam it sp äter zur Q uelle von Grubenbränden im zw eitgebauten Flöz. Die T h e o ri e der gegenseitigen Be­

einflussung der Flö ze un d die B e d e u tu n g d e r Zerklüftung der Kohle für die B ran d g efah r w a re n in Polen bekannt.

E ingehende U n te rs u c h u n g e n d a r ü b e r hat z. B. U r b a n an-

Abb. 7 und 8. Z e r t r ü m m e r u n g d e r Kohle um Strecken in D ruckzonen.

100 200 300 400 500m

'--- 1--- 1--- 1---1______j Abb. 6. G rubenbild mit Bremsbergres tpfeiler .

1 Glückauf 75 (1939) S. 2.

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