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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 3, H. 2

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TECHNIK UND WIRTSCHAFT

MONATS CHRIFT DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE * REDIGIERT U HERAUSGEGEBEN VON DR-HERMANN BECK U N D D -M E yE R .

3. JAHRG. FEBRUAR 1910 2 . HEFT

ÜBER MECHANISCHE TECHNOLOGIE. IHR WESEN UND IHRE WERTSCHÄTZUNG.

Von 2>r."3ng. OTTO WILLKOMM, Privatdozent an der Kgl. Technischen Hochschale, H annover.

In den 70er J a h re n des v erg an g en en Ja h rh u n d e rts h e rrsc h te u n ter den b eru fen en G elehrten ein leb h after G ed an k en au stau sch 1) ü b er das W esen der m echanischen T echnologie als selb stän d ig er, v o llw e rtig e r W issen sch aft und a n d e rse its ü b e r die z w eck m äß ig ste A nordnung ihres Inhaltes und ih re r E rg e b ­ nisse als L ehrstoff. K onnte m an sich a u ch nicht völlig ü b er die D arstellung d e s L ehrstoffes v e rstän d ig e n , so w a r m an sich doch d a rü b e r einig, daß die

■mechanische T echnologie eine w esen tlich e G rundlage des technischen Studium s b ild e n m üsse. Und sie nahm- denn auch in den dam aligen p o lytechnischen .'Schulen d em en tsp re ch en d ein e h e rv o rra g e n d e S telle im U n terrich tsp lan ein '(bis zu 11 S tu n d en w ö ch en tlich !).

S e it je n e r Z eit is t ü b e r diesen G eg en stan d w en ig gesch rieb en w orden. Und

•doch h a t die T echnologie von ih ren A nfängen b is auf den heutigen T a g so in te re ss a n te W andlungen d urchgem acht, daß es sich lohnt, einen A ugenblick dabei zu v e rw e ile n , A ltes dem’ G ed äch tn is zurückzurufere, N eues e in e r v e r ­ gleichenden B e tra c h tu n g zu unterziehen. B eso n d ers in te re s s a n t e rsc h e in t m ir d ieser R ückblick zu e in e r Zeit, in w elch er T echnik und V erw altu n g sw issen ­ schaften in einen friedlichen W e tts tre it g e ra te n sind, da jede von beiden die U n en tb eh rlich k eit d er än d ern je län g er je m ehr em pfindet; infolgedessen die

3) K i c k , T ech n isc h e BL 1873 S. 103. — E x n e r , Dimglers p o ly te c h a Ji.

1874 Bd. 214 S. 410. — K i e k , Ü b er ein S y stem der v ergleichenden T ech n o ­ logie, eine technologische S treitsch rift, P ra g 1877. — H ö r m a n n , S itzungs­

b e ric h t d. V ereines z. Bef. d. G ew erbfleißes in P reu ß en vom 4. Juni 1877. — K i c k , T ech n isch e Bl. 1879 H eft 1. — H e .r m . F i s c h e r , W S ch r. d. V. d. I.

1879 S. 434. — K i c k , S itzu n g sb erich te d. V ereines z. Bef. d. G ew erb - iieiß es in P re u ß e n vom

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. M ai 1882.

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66 ABHANDLUNGEN

V e rtr e te r d er einen tech n isch es V erstän d n is zu gew in n en sich bem ü h en , die der ä n d ern sich m it V e rw a ltu n g sw e se n b efassen . Die V erbindung b e id e r muß bei z w e c k m ä ß ig e r A rb eitsteilu n g ein g ü n stig es E rg eb n is hab en und w ü rd e einem J a h rz e h n te alten B edürfnis abhelfen.

Fxagt m an nun a b e r nach dem Z usam m enhang zw isch en tech n isch en V er­

w a ltu n g sb e a m te n o d er „V erw a ltu n g sin g e n ie u re n “ und T ech n o lo g ie, so lau tet die A n tw o rt2), daß die T echnologie ihr E n tste h e n dem B edürfnis n ach technisch u n te rric h te te n V e rw a ltu n g sb e a m te n v e rd a n k t, w e n ig ste n s in ihrem u rsp rü n g ­ lichen U m fang, ln w elch em M aße sie sich s p ä te r als eine freie, selb stän d ig e W issen sch aft e n tw ick e lt hat, soll d e r V erlauf d e r B e tra c h tu n g zeigen.

In ihren A nfängen is t die T echnologie ein Kind d er U n iv e rs itä t. Schon die Bildung des W o rte s d e u te t d arau f hin. E n tsp re c h e n d den B ezeichnungen T heologie, Philosophie entlehnte m an aus dem G riech isch en d as W o rt T ech n o ­ logie3) und v e rs ta n d d a ru n te r „die L eh re vo n den H a n d w e rk e n , F a b rik e n und M a n u fak tu ren “. In diesen G ren zen w a r die T ech n o lo g ie auf den U n iv ersitäten ein T eil d e r K am eralw issen sch aften , d. h. als L eh rfach fü r V erw a ltu n g sb e a m te b e re c h n e t, um diesen einiges V erstän d n is für die ihrem M ac h tb e re ic h u n ter­

stellten g ew erb lich en B etrieb e zu geben. Sie w a r also e in e rein b esch reib en d e D isziplin4), die sich dam it befaßte, die A rb e itsv o rg ä n g e e in z e ln e r G e w e rb e , und z w a r neben den eigentlichen H a n d w e rk s b e trie b e n b e so n d e rs d e r m it d er L and­

w irts c h a ft zusam m en h än g en d en G e w e rb e , d a rzu stellen . „ G e w e rb e k u n d e “ w ürde nach h eu tig er A uffassung w o h l d er treffen d ste A u sd ru ck d a fü r sein.

H and in H and m it d er v ielseitig en und v ie lg e sta ltig e n E n tw ick lu n g der T ech n ik und dem A n w ach sen ih re r A ufgaben g esch ah nun d reierlei. Um dem B edürfnis nach gründlich und ausschließlich tech n isch v o rg e b ild e te n M ännern abzuhelfen, e n tsta n d e n die „tec h n isch en B ild u n g san stalten “, die V o rläu fer der technischen M ittel- und H ochschulen. Als die b e ru fe n e n V e r tr e te r technischen U n te rric h te s nahm en nun n atu rg em äß diese A n sta lte n auch die T echnologie in ih ren L eh rp lan auf, und z w a r im w e ite s te n U m fang. In dem M aß, in dem hier die B eschäftigung m it der T ech n o lo g ie zunahm , v e rs c h w a n d sie bis auf w enige R e ste aus den L eh rp lä n en und von den L e h rk a n z e ln d e r U n iv ersitäten .

Die d ritte d er an g e d e u te te n F o lg eersch ein u n g en e rg a b sich aus der w e it­

gehenden V ertiefung, die d e r L eh rsto ff d e r T ech n o lo g ie an den technischen Schulen erfah ren k o n n te und erfuhr. B e re its e in ig e U n iv e rs itä ts le h re r hatten eingesehen, daß m it fo rtsc h re ite n d e r E n tw ick lu n g die E in zelb eh an d lu n g der H a n d w e rk e je lä n g e r je m eh r unm öglich w u rd e . S ie su c h te n durch Zu­

sam m en fa ssen b e stim m te r G e w e rb e den g an zen Stoff sy s te m a tis c h in w enige G ruppen zu zerleg en . D iese V o rsch läg e sah en z. T. w u n d e rlic h g enug aus.

E iner der b esten w a r noch B eck m an n s5) G edanke, die H a n d w e rk e r einzuteilen in solche, die P ro d u k te e rs te n s d es T ie rre ic h e s , z w e ite n s des P flan zen reich es,

2) K a r m a r s c h , G esch ich te d. T ech n o lo g ie (in „G esch ich te d. W issen ­ sc h a fte n “ Bd. I I M ünchen 1872).

3) z t - x v o 'K o y i u , w ö rtlic h : L e h re d e r K ünste ( r e / r i j ) , H an d fertig k eiten .

S. a. B e c k m a n n : A nleitung zu r T ech n o lo g ie, Göttingern 1796.

4) K a r m a r s c h , G eschichte d. T echnologie.

5) J. B e c k m a n n , P ro fe s s o r d. Ö konom ie an d er U n iv e rs itä t G öttingeny geb. 1739, gest. 1811.

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d ritte n s des M in eralreich es v e ra rb e ite n , zu b ereiten , v ered eln . Freilich h at auch diese E inteilung eine n iedre Stufe tech n isch er E ntw icklung und K ultur zu r V o rau ssetzu n g , da eine ganze große R eihe z u sa m m en g esetzter E rzeugnisse hier keinen P la tz findet. D esgleichen m achen häufige W iederholungen d e r­

selben T ä tig k e ite n den w issen sch aftlic h en W e rt d ieser E inteilung ziemlich, hin­

ten fällig.

S olange m an sich nicht von d er V orstellung und dem Begriff des H an d ­ w e rk e s , selb st w enn e r w e it g efaß t w u rd e, loslösen konnte, w a r an eine iatji s y s te m a tis c h e A nordnung und B ehandlung des Stoffes nicht zu denken. B lickt

m an heute zurück, so sch ein t es, als ob die E ntw icklung technischen Schaffens se lb st den W eg z u r sinngem äßen D arstellung gegeben h a t. Zum großen Teil büßten die H an d w e rk e an S elb stän d ig k eit ein und v ersch m o lzen vielfach zu sh- einem einheitlichen, m eist F ab rik genannten B etrieb . Innerhalb dieser neuen

E inheit b e tä tig e n sie sich freilich in der alten W eise, ab e r ih re A rbeit ist T eil­

s t a rb e it an einem z u sam m en g esetzten E rzeugnis. A r b e i t s t e i l u n g nennen kc w ir e s h e u te und gehen d ab ei v on dem E rzeugnis aus, dessen H erstellu n g eine

zu gro ß e V ielheit v o n A rb eiten e rfo rd e rt, als daß e s v o n einigen w enigen {jg. M enschen zw eck m äß ig und billig genug an g e fe rtig t w e rd e n könnte. T echno­

logisch genom m en e rsc h e in t es nach dem G esag ten als eine Z u s a m m e n ­ f a s s u n g , V ereinigung von H a n d w e rk e n zur H erstellung n eu er E rzeugnisse.

p; M an kön n te also v e rsu ch en , den B ereich d er T echnologie nach den E r ­ z e u g n i s s e n sy ste m a tisc h zu zerlegen, sofern es gelänge, hier zusam m en- .. fassende B egriffe fü r einzelne G ruppen zu finden. An solchen B em ühungen h a t es

nicht gefehlt, doch sind sie an d er ungeheuren V ielheit d er E inzelerscheinungen für eine einheitliche D arstellu n g des g esam ten Stoffes g e sc h e ite rt. W ohl aber ist ihnen die Sam m lung eines re c h t um fangreichen M ateria les zu v erd an k en , denn eine große A nzahl H an d b ü ch er d e r T echnologie sind in diesem Sinne g e sch rieb en und haben eine g ew altig e M enge Stoff zu sam m en g etrag en , ab er

— e s ist kei-n befriedigendes S y ste m darin, sondern ein A neinande.rreihen von E in zelh eiten ; es sind w e rtv o lle N achschlagebücher, die a b e r ein zusam m en­

fassen d es V erstän d n is nich t verm itteln .

Einen g roßen S c h ritt v o rw ä rts b e d e u te t dem gegenüber der G edanke, die R o h s t o f f e s e lb s t als G ru n d lag e für die B ehandlung ih re r tech n isch en Be­

a rb e itu n g zu nehm en. Und in der T a t g e s ta tte t dieser P lan , ähnlich dem zu­

le tz t g enannten, viele v ersch ied en e G e w e rb e in G ruppen zu sam m en zu fassen ; nur ist hier die A nzahl der G ruppen w esen tlich kleiner und die A rt der G ruppie­

rung n atü rlich er, da er auf einer von der N atur g ebotenen G rundlage aufbaut, und logischer, da e r G e w e rb e zusam m enfaßt, die durch den Rohstoff, den sie iß

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v e ra rb e ite n , in g ew issem Sinne v e rw a n d t sind.

A ber beide A rten d e r B ehandlung käm en ü b er eine G ew erb ek u n d e, im b esten Falle „v erg leich en d e G ew e rb e k u n d e “, n ich t hinaus, w enn nicht zu der

—' rein b esch reib en d en D arstellung d er A rb e itsv e rfa h re n eine kritische, w isse n ­ schaftliche P rü fu n g ih re r Z w eckm äßigkeit hin zu g etreten w ä re . Und z w a r sind es C hem ie und P h y sik , die je tz t der T echnologie ihre D ienste w idm en.

Die e rs te F o lg eersch ein u n g d ieser n e u en R ichtung w a r, daß m an die T echnologie in eine c h e m i s c h e und eine m e c h a n i s c h e tre n n te . U nter d er le tz te re n v e rs ta n d m an und v e rs te h t man noch heute die L eh re von der m echanischen, sich auf äu ß ere F orm und G röße e rs tre c k e n d e n B earb eitu n g der

M ECH A N ISCH E T EC H N O LO Q IE 67

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68 ABHANDLUNGEN

R ohstoffe zu G e g en stän d en des m enschlichen G e b rau ch es, u n te r d er le tz te re n die L e h re v on V e rä n d e ru n g e n d er R ohstoffe ih re r N atu r, ihrem W e se n nach.

Die chem ische T echnologie fan d lite ra ris c h se h r bald eine einheitliche w isse n sc h a ftlic h e B ehandlung, un d z w a r z u n ä c h st und z u m e ist in den Handi- b ü ch ern d e r tech n isch en C hem ie, die nicht allein die C hem ie in ih ren B e­

ziehungen z u r T ech n ik d a rs te llte n , so n d ern ein e m e h r o d e r w e n ig e r p la n ­ m äßige und au sfü h rlich e B eh an d lu n g c h e m is c h e r In d u s trie z w e ig e g ab en . In ­ dessen gehen h ie r chem ische und tech n o lo g isch e L ite r a tu r so in ein an d er über, daß ich in d er F olge n u r die W e ite re n tw ic k lu n g d e r m ech a n isch en T echnologie b e tra c h te n w ill, um nich t auf frem d e G eb iete a b z u irre n .

Die m ech an isch e T echnologie, a u fg eb au t auf d er B e a rb e itu n g d e r R oh­

stoffe, w a r nun n ic h t m eh r ein fach re p ro d u k tiv , so n d e rn h a tte z w e i seh r w ich tig e A ufgaben zu erfüllen. W ohl w a r sie als L eh rsto ff no ch b e sc h re ib e n d e r N atu r, doch g e g rü n d e t auf den E rg e b n isse n k ritisc h e r B eo b ach tu n g . Sie nahm die in d er P ra x is g eü b ten H andgriffe und V e rfa h re n nich t e in fa c h auf, sondern p rü fte d eren Z w eck m äß ig k eit, fra g te n ach dem W aru m . Die L ö su n g solcher A ufgaben e rfo rd e rte a b e r nich t nur e in e g ründliche K enntnis d e r jew eiligen A rb e itsv e rfa h re n und d e r betreffen d en W e rk z e u g e , so n d e rn v o r allem auch d e r R ohstoffe und ih re r p h y sik alisch en E ig en sch a ften , d. h. die m echanische T echnologie t r a t als fo rsc h e n d e W is se n sc h a ft in e n g e Fühlung m it d e r P h y sik . Sie ü b ern ah m teils d e re n E rg e b n isse , te ils w a r sie a b e r a n g e w ie se n , ihre eig n en W eg e zu gehen. U nd diese T ä tig k e it is t re c h t fru c h tb rin g e n d g ew esen.

Alle die S o n d e rla b o ra to rie n , die sich m it d e r U n te rsu c h u n g v o n te ch n isch v e r­

w e n d e te n R oh- und B austoffen und z. T. fertig e n E rz e u g n isse n b efassen , sind als A b leg er d ie s e r R ich tu n g tech n o lo g isc h e r A rb e it6) a n z u se h e n : die M ateria l­

p rü fu n g sa n sta lte n z u r U n tersu ch u n g vo n M etallen (M etallo g rap h ie!), Steinen (B eton!) und H o lz; tech n o lo g isch e L a b o ra to rie n z u r P rü fu n g v o n G espinsten, G ew eb en , P a p ie r usw . Die A nfänge d ieser E n tw ic k lu n g sind im V erhältnis zu dem A lter ch em isch er od er p h y sik a lisc h e r L a b o ra to rie n noch ziem lich jung.

Noch 1879 b e z e ic h n e te H errn. F is c h e r7) die Schaffung so lc h e r A rb e its tä tte n als dringend notw endig.

Von dem A ugenblick an, in w elch em die m ech a n isch e T echnologie, die T echnologie ü b erh au p t, in d er k u rz a n g e d e u te te n W e is e b e trie b e n w ird , ist a b e r d er G eleh rte nich t m eh r d er n u r em p fan g en d e, d e r sein e W e is h e it dem H a n d w e rk , d er „ P r a x is “ v e rd a n k t, so n d ern seine F o rsc h u n g se rg e b n isse kom m en ih re rse its w ie d e r d er p ra k tisc h e n T ech n ik zu g u te in F o rm vo n v e r ­ b e ss e rte n , k ü rz e re n o d e r g an z neuen A rb e itsv e rfa h re n . Die T ech n o lo g ie ist nich t m eh r nu r re p ro d u k tiv , so n d e rn se lb st sc h ö p ferisch tä tig ; sie ist eine selb stän d ig e W isse n sc h a ft g ew o rd en , im G e g e n sa tz z u r G e w e rb e k u n d e , die n u r ein L eh rfach v o rs te llte .

N atu rg em äß b le ib t die T ech n o lo g ie auch im neuem' G e w a n d ein U n te r­

rich tsg eg e n stan d . D er T ech n o lo g e h a t som it z w ei A ufgaben zu erfü lle n : eine w issen sch aftlic h fo rsch en d e und eine p äd ag o g isch e. F ü r die le tz te r e t r i t t nun

6) Eine W e ite re n tw ic k lu n g n a c h d e r m a th e m a tis c h e n S eite findet sich in der sog. ,, I ech n o lo g isch en M echanik (P. L udw ik, W ien ), in d e r „theoretischem m e ch a n isch en T e ch n o lo g ie“ und d er „ F e s tig k e its le h re “ .

7) W S ch r. d. V. d. I. 1879 S. 434.

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M EC H A N ISCH E TEC H N O LO G IE 69 die z w e ck m äß ig ste D arstellu n g des g esam ten L ehrstoffes d er m echanischen T echnologie in den V ord erg ru n d . Je nach dem S o n d erzw eck geht m an dabei e n tw e d e r vom E rzeu g n is aus o d e r vom R ohstoff und sp rich t in beiden Fällen v o n e in e r „speziellen T ech n o lo g ie“. So b e tr e ib t m an z. B. spezielle T ech n o ­ logie d er W e b e re i, S pinnerei, P ä p ie rfa b rik a tio n o d er eine spezielle Technologie der M etalle, d e r H ölzer, d e r S teine, d er F aserstoffe. In beiden Fällen h an d elt es sich a b e r nicht um die B e a rb e itu n g sv e rfa h re n an sich, sondern s te ts m it R ü c k sic h t auf einen bestim m ten Z w eck. D em angehenden In g en ieu r sollen je n ach dem Z w eig e te c h n isc h e r F a b rik a tio n , dem e r sich w id m en w ill, „spezielle“

F ach k en n tn isse v e rm itte lt o d er b e s s e r schon p ra k tisc h e rw o rb e n e K enntnisse w issen sch aftlic h v e rtie ft w e rd e n . S o w ird sich z. B. zw eck m äß ig m it der sp eziellen T echnologie der M etalle b eso n d ers zu befassen haben, w e r in ein er M aschinenfabrik tä tig sein w ill, w ä h re n d der angehende W eb ereiin g en ieu r spezielle T echnologie d e r W e b e re i zu b e tre ib e n h a b e n w ird . D as b e d e u te t a b er, daß das F ach „spezielle T echnologie“ für technische F a c h - und M ittel­

schulen die geg eb en e A rt d er B ehandlung ist.

E tw a s an d e re F o rd eru n g en tre te n dagegen auf, w en n e s sich darum handelt, auf ein allgem eines V erstän d n is fü r technische A rb e itsv e rfa h re n ü b e r­

h au p t hinzuführen, tech n o lo g isch e K enntnisse als G rundlage einer allgem einen technischen B ildung zu verm itteln , w ie es z. B. eine A ufgabe d er technischen H ochschule ist. F ü r diesen Z w eck fü h rt ein e A nordnung d es L ehrstoffes nach A rt d er speziellen T echnologie n ic h t zu dem g ew ü n sch ten Ziele, da diese D a r­

stellu n g ein seitig auf E inzelheiten eingehen muß und keinen logischen Zu­

sam m en h an g d er v e rs c h ie d e n e n Z w eig e der sp eziellen T ech n o lo g ie b ie te n kann.

E ine Z usam m enfassung d e r g esam ten technischen A rb e itsv e rfa h re n w ü rd e ein A neinanderrertoen v e rs c h ie d e n a rtig e r V orgänge se in und re c h t um fangreich und u n ü b ersich tlich au sfalle n m üssen, zum al häufige W ied erh o lu n g en eines und d es­

selb en V erfah ren s unausbleiblich w ä re n . M an sie h t dies leich t ein, w en n m an bedenkt, daß z. B. die A rbeiten des W alz en s b e i den M etallen und beim

1

G las Vorkom m en, d a s A bdrehen und H obeln (S p an ab h eb en !) in der speziellen Technologie der M etalle, H ö lzer und S teine, also dreim al zu b esp rech en w ä re .

Da ist denn ein d ritte r S c h ritt g e ta n w o rd en . M an nahm s ta tt d er E r­

zeu g n isse o d er d e r R ohstoffe die E i g e n s c h a f t e n d e r R ohstoffe, die für eine m ech a n isch e B e a rb e itu n g von' B ed eu tu n g sind, a lso die sogenanntem „B e­

a rb e itu n g se ig en sch aften “ als A u sgangspunkt der D arstellung. Die V orschläge h ierzu liegen v erh ältn ism äß ig w e it zurück. B e re its B eckm ann h a tte 1806 den V ersuch g em acht, die In d u striezw eig e n ach ih rer inn eren V e rw a n d tsc h a ft zu ordnen, und K arm arsch s k iz z ie rt in se in e r G eschichte der Technologie eine B ehandlung d er T echnologie, die sich bis auf einige P u n k te g an z un d g a r auf die B e arb eitu n g seig en sch aften grü n d et, w en n auch d ieser G ru n d satz noch nicht k la r e rk a n n t und au sg esp ro ch en ist. B ew u ß t und m it stre n g e r F o lg erich tig k eit is t e r e r s t v on H. F isch er in d e r

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. A uflage vo n K arm arsch -F isch er, H andbuch d e r m ech a n isch en T echnologie, duircbgefübrt. D iese D arstellu n g fühirt d o rt den an sp ru ch slo sen N am en: A ufbereitungskunde. D ie k lin g en d ere und allgem einer übliche B ezeich n u n g is t zu r Z eit noch allgem eine od er v e rg le ic h e n d e m echa­

nische T echnologie.

D iese d ritte F o rm d er m echanischen T echnologie h a t also die B ea rb e itu n g s­

eig en sch aften als G rundlage. Sie b e h an d elt die A rb e itsv e rfa h re n ohne R ück­

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70 ABHANDLUNGEN

s ic h t auf b estim m te fe rtig e E rzeu g n isse n u r im Z usam m enhänge m it den E ig e n ­ sch aften d e r R ohstoffe, die e b en jene A rb eiten erm ö g lich en . So sind z. B.

A rb eiten w ie G ießen, W alzen, S chm ieden, Ziehen, P re s s e n , P rä g e n , T re ib e n , D rü ck en n u r m öglich, w e n n d e r jew eilige R ohstoff bildsam ist. Nun sind ab e r alle R ohstoffe d u rch b e stim m te V o rb e re itu n g e n in irg e n d einem G ra d e bildsam zu m achen, z. B. durch E rw ä rm e n , A nfeuchten usw ., d. h. d ie s e r eine S am m el­

begriff um faßt eine gro ß e Fülle v o n m annigfaltigen A rb e its v e rfa h re n , die säm t­

lich ihrem W e s e n nach v e rw a n d t sind. F e rn e r k an n m an die R ohstoffe nicht n u r u m g estalten , w eil

1

sie bildsam sind, so n d e rn in gleichem

1

M aß erm ö g lic h t dies auich die T e ilb a rk e it, eine E ig en sch aft, die e b e n fa lls allem R ohstoffen m eh r od er w e n ig e r eigentüm lich ist. D iese G ruppe um faßt alles S ch n eid en , B ohren, S ägen, H obeln, F rä se n , D rehen, Feilen, S ch ab en , Schleifen, P o lie re n (so w e it h ier w irk lic h d a s A bheben v o n S p ä n e n in F ra g e ko m m t). M an w o lle diesen w en ig en B eispielen entnehm en, daß es nu n m eh r in d e r T a t m öglich ist, m it w en ig en B egriffen säm tlich e A rb e itsv e rfa h re n d e r T ech n ik zu u m sp an n en , und daß diese B egriffe den Stoff w irk lic h logisch zu g ru p p ieren g e s ta tte n , da sie innerlich V e rw a n d te s um fassen. D am it ist a b e r d as e rre ic h t, w a s w ir w o llen : eine e i n h e i t l i c h e F orm , ein e a l l g e m e i n gütig© Ü b e rsic h t ü b e r den g e s a m t e m Stoff .herzustellem, eine M öglichkeit, d ie den N am en „allg em ein e“

T ech n o lo g ie w o h l re c h tfe rtig t.

F e rn e r g e s ta tte t d iese D a rste llu n g s a rt u n m itte lb a r einen V erg leich d e r­

selben A rb e its v e rfa h re n aii v e rsc h ie d e n e n R ohstoffen und b ie te t d a d u rch G e­

legenheit, die d urch den jew eilig en R ohstoff b ed in g ten A b w eich u n g en der gleichen A rb e itsv e rfa h re n o d e r die v e rsc h ie d e n e G e sta ltu n g d e r W e rk z e u g e z w a n g lo s n e b en ein an d erzu stellen und zu v erg leich en . So sind z. B. beim B o h ren und H obeln des H olzes b estim m te V o rsich tsm aß reg eln zu treffen, die bei M etallen unnötig sind, und die m it d e r B ezeich n u n g „ P o lie re n “ zu sa m m e n ­ gefaßten V erfah ren k ö n n en sich auf z w ei w e se n tlic h v e rsc h ie d e n e B e a rb e itu n g s­

eig en sch aften g rü n d e n : ein m al die T e ilb a rk e it, w e n n näm lich die F lä c h e durch A bh eb en fe in ste r Spänchem g e g lä tte t w ird , o d e r die B ild sam k eit, w e n n die G lättu n g d u rch N ied erd rü ck en d e r die R au h ig k eiten b ild en d en U n ebenheiten g esch ieh t (A nw endung d es P o lie rh a m m e rs , d e r W ä sc h e m a n g e l).

D a sich auf diese W eise g a n z vo n s e lb st die M öglichkeit so lc h e r V ergleiche auf d rän g t, is t die se h r treffen d e B ezeich n u n g v e r g l e i c h e n d e T ech n o lo g ie für „allg em ein e“ g e p rä g t w o rd e n . D e r d ritte b e re its g e n a n n te N am e, die Auf­

bereitu n g sk u n d e , e r k lä r t sich v o n selb st, da alle A rb e its v e rfa h re n einen P la tz finden können, die den R ohstoff zu irg en d einer V erw e n d u n g b e re it m achen.

Die hohe B ed eu tu n g d er v e rg leich en d en T ech n o lo g ie lieg t d arin , daß sie als G rundlage die E ig en sch a ften von N a tu rp ro d u k te n h a t, also auf N atu r­

g e se tz e n se lb st au fg eb au t ist. Sie is t deshalb in ih rem G efüge u n abhängig von E rscheinungen, die m it d er A u sb reitu n g der T ech n ik , m it V erä n d e ru n g e n d e r E rz e u g n isse o d e r F a b rik a tio n so rg a n isa tio n , s e lb s t m it H e rste llu n g s- e i n z e l h e i t e n Z usam m enhängen; G esch m ack und M ode la sse n sie in ihrem A ufbau u n b e rü h rt. Sie dien t lediglich, w ie so n s t ein e „ e x a k te “ W isse n sc h a ft, d e r E rk en n tn is, h a t jedoch v o r vielen a n d e re n d a s v o ra u s , daß ih re E rg e b n isse leich t in die W irk lich k eit od er in w irtsc h a ftlic h e W e rte u m g e s e tz t w e rd e n können, so fern sie nu r m it d e r W irk lich k eit in Fühlung b leib t und sich nicht in u n fru ch tb are S p ek u latio n en v e rlie rt.

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M ECHA NISCH E TEC H N O LO G IE 71 M an h a t d er v erg leich en d en T echnologie den V orw u rf g em acht, sie sei zu a b s tra k t und fü r die V orbildung zu r p rak tisch e n T echnik ungeeignet, da sie

„zu sam m en g eh ö rig es au sein an d erreiß e, frem d artig es in k ü nstlicher, g esu ch ter W eise zusam m en fasse und som it nicht O rdnung in die Köpfe bringe, sondern V e rw irru n g “ . D em gegenüber w ird m an sich zu fragen h ab en : W elchen Zw eck v erfo lg t denn eigentlich die v erg leich en d e T ech n o lo g ie? Sie is t ih re r E n t­

steh u n g und ihren G rundlagen nach n ich ts an d eres als eine A rt an g ew an d ter P h y sik , d. h. eine D arstellung tech n isch er A rb e itsv e rfa h re n vom physikalischen S ta n d p u n k t aus. D er p hysikalische V organg bildet G rundlage und K ern d ieser B e tra c h tu n g sw e ise , im G eg en sätze zu der speziellen T echnologie, w elche die A rb e itsv e rfa h re n d a rs te llt als M ittel und W eg e z u r B earb eitu n g der R ohstoffe o d e r H erstellu n g d e r E rzeu g n isse. In beiden Fällen m üssen viel­

fach die gleichen A rb e itsv e rfa h re n g e sc h ild e rt w e rd e n 1; a b e r w a s für die v e r ­ gleichende T echnologie nu r B e i s p i e l v o rs te llt, is t fü r die spezielle T ech n o ­ logie d er eigentliche Z w e c k . D arau s g eh t h e rv o r, daß die spezielle T ech n o ­ logie d e r v erg leich en d en im L eh rg a n g v o rau sg eh en muß. So verlo ck en d auch d er G edanke ist, in den R ahm en d e r verg leich en d en T echnologie die g esam te V ielheit d er speziellen T echnologie m it allen E inzelheiten in G estalt von „B eispielen“ hineinzuzw ängen, muß e r pädagogisch doch als verfehlt, als nicht logisch b ezeich n et w e rd e n . E s soll dabei zw ei w esen tlich v e r ­ schiedenen Z w ecken g ed ien t w e rd e n . Zudem ist d er A nfänger noch viel zu seh r durch die V ielheit und M annigfaltigkeit der ihm neuen E inzelerscheinungen in A nspruch genom m en, als daß e r zugleich dam it auch den logischen Aufbau d er v erg leich en d en Technologie b e re its zu erkennen und zu v e rs te h e n im ­ s tan d e w ä re . Sind dagegen durch F achstudien o d er eine sinngem äß geleitete p ra k tisc h e T ä tig k e it K enntnisse auf d er G rundlage der speziellen T echnologie gew onnen, so kan n die v erg leich en d e Technologie dann in d er H auptsache B ek an n tes als B eispiele für ih re A ufgaben heranziehen, ohne daß durch die Fülle n eu er E inzelheiten d er logische G edan k en g an g v e rd u n k e lt w ü rd e. Es h andelt sich dann im w esen tlich en n ic h t m eh r darum , b estim m te fachliche K enntnisse zu v erm itteln , so n d ern eine auf N atu rg esetzen g eg rü n d ete Zu­

sam m enfassung dieser K enntnisse zu geben. Daß a b e r ein solches v e rg le ic h e n ­ des Z urückführen d er technischen A rbeitsverfahren) auf die ihnen zugrunde liegenden N atu rg e se tz e n ic h t überflüssig, sondern- außerordentlich fru ch t­

b ringend sein w ird , b ra u c h t nicht e r s t w e ite r b e g rü n d e t zu w erd en .

Auf d ieser Stufe ist die E n tw icklung d er mechamis-chen Technologie jedoch noch nicht zu Ende. Bei K ennzeichnung der v ergleichenden Technologie ist b e re its m ehrfach b e to n t w o rd en , daß sie ein auf N atu rg esetze gegründetes, also im tech n isch -n atu rw issen sch aftlich en Sinne logisches G ebäude v o rstellt.

Es w ird sich also auch hier schon G elegenheit bieten, den angehenden Ingenieur auf ein technisch folgerichtiges D enken hinzuführen, indem man äußerlich v e r ­ sch ied en en E rscheinungen auf den G rund geht und ihre W esen sg leich h eit nach- w eis't, o d e r -um gekehrt. Die T echnologie b leib t jedoch d ab ei noch im m er auf dem B oden d e r N atu rw issen sch aften .

Es liegt a b e r nicht allzu fern, von hier aus einen S c h ritt w e ite r, und z w a r ins A b stra k te , zu gehen. U nzählige M ale stellt das tech n isch e L eb en die F o rd e ­ rung nach d er eindeutigen E rk läru n g , d er „D efinition“ irgend eines A rb eits­

v o rg a n g e s, eines E rzeu g n isses, ein es A rb eitsm ittels usw . D a in diesen Fällen

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72 ABHANDLUNGEN

s te ts hau p tsäch lich tech n o lo g isch e Fragten m itsp rech en , w ird sich die T e c h n o ­ logie zu einer -reinen B eg riffsw issen sch aft ausbilden m üssen. Sie w ird eine auf tech n isch e F ra g e n a n g e w a n d te fo rm ale Logik. Und d er dafür g eb ild ete A usdruck „T ech n o lo g ik “ sch ein t m e h r als ein bloßes W o rtsp ie l zu sein.

Den A ufbau un d Inhalt eines so lch en L e h rfa c h e s h a t m an sich e tw a fo lg en d erm aß en v o rzu stellen . Z u n äch st w ird ein e E in fü h ru n g in die D enk- und A u sd ru ck sw eise d er allgem einen L ogik nötig sein, also eine E rö rte ru n g ü b e r Begriff und V orstellung, ü b er In h alt und U m fang e in es B egriffes, W e rk ­ begriff und S achbegriff, üb er W esen und E ig en sch a ften su b sta n tiv is c h e r, a d je k tiv isc h e r und v e rb a le r B egriffe u. a. H ie ra n sc h ließ en sich dan n B eispiele üb er B ildung tech n isch er B egriffe od er ü b e r die V e rsc h ie d e n h e it d e r u n ter einen B egriff fallenden G ebilde, w o b ei folg erich tig das W e se n d e r E inzelform en h e ra u s g e sc h ä lt w ird , das d eren Z u g eh ö rig k e it zu eben jenem B egriff bedingt.

D iesen B e tra c h tu n g e n folgt dann z w eck m äß ig die- U m k eh ru n g : die E rk lä ru n g v o rh a n d e n e r B egriffe, z. B. d er B ezeich n u n g en W e rk z e u g , M aschine oder s o n stig e r A rb eitsm ittel o d er E rzeu g n isse d e r m ech a n isch en T echnik.

M an sieh t ein, daß zu Ü bungen d ieser A rt, die ausschließlich das te c h n isc h ­ logische D enken sch ärfen sollen, u m fassen d e tech n o lo g isch e

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K en n tn isse e r ­ fo rd erlich sind, daß also fü r diese r-ein begriffliche B eh andlung d er T e c h n ik die T ech n o lo g ie (T echnologik!) die g eg eb en e S telle ist. M an m ag h ie r en tgegnen, daß dem an g eh en d en Ingenieur durch d ie M a th e m a tik reichlich G elegenheit g eg eb en ist, sich im fo lg eric h tig en D e n k e n zu üben. D ieser E in w a n d is t e r­

fahru n g sg em äß nicht u n b e sc h rä n k t stich h altig . W ü rd e die M a th e m a tik in dem U m fang und in d e r W eise b e trie b e n , daß sie jeg lich es D enken ü b e rh a u p t in zw angläufige B ah n en zu leiten v e rm ö c h te , dann w ä re e in e T eo hnologik im' obig en S inn unnötig. D as ist a b e r in deir R eg el n ic h t d e r F a ll: die M a th e m a tik ist für den Ingenieur m eist n u r M ittel zu m Z w eck , n äm lich A nleitung zu r L ösung te c h n isc h w ic h tig e r A ufgaben. In- diesem Fall- a b e r re ic h t ih r lo g isch er Z w a n g nur so w eit, als -irgend -ein V o rg an g m it den A u sd ru ck sm itteln der M ath em atik zu fa s se n ist. D iese G ren zen sind im V erh ältn is zu dem u n g eh eu er um fangreichen G eb iete te c h n isc h e n Schaffens erfa h ru n g sg e m ä ß re c h t eng. In allen F ällen, die a u ß erh alb liegen, ist d as te c h n isc h fo lg eric h tig e D en k en an die vielfach w e ch seln d en und sch w a n k e n d e n A u sd rü ck e des täg lich en L e b e n s g e ­ bunden. U n d h ier n ich t in die Irne gehen, s o n d e r n a u f S c h ritt u n d T r itt W o rt für W o rt die F o lg erich tig k eit e in es D en k v o rg a n g e s prüfen, b e d e u te t ein e h a rte A rbeit, die v ie le r Ü bung b ed arf. D er In g e n ie u r e rsc h lie ß t h ie rm it der W isse n sc h a ft aller W issen sch aften , d e r E rk e n n tn isle h re , b e w u ß t ein n eu es A n­

w en d u n g sg eb iet. Alle W isse n sc h a ftsz w e ig e d er a lte n Schule, die w ir als solche an zu seh en g e w ö h n t sind, geh en auf diesen A u sg an g sp u n k t z u rü ck , sind An­

w en d u n g e n e in e r und d erse lb e n D en k w eise, n u r auf v ersch ied en artig e- F ra g e n . B eso n d ers die re in a b s tra k te n W isse n sc h a fte n la s se n dies deutlich erk en n en , da si-e durch fre m d a rtig e , v on außen kom m ende E inflüsse d e s täg lich en L eb en s nur w en ig b e rü h rt w e rd e n . Die S c h w ie rig k e it liegt fü r die T ech n o lo g ik in d er A bhängigkeit v on dem b estä n d ig e n W ech sel, dem oft sp ru n g h a fte n F o rtsc h re ite n technischen L ebens. Am m eisten Ä hnlichkeit h a t sie n ach d ie s e r R ich tu n g hin m it der R e c h tsw isse n sc h a ft. A uch d eren V e rtr e te r sind d u rch d ie V e rh ä ltn isse g ezw u n g en , den W e c h se lt allen des tä g lich en w irtsc h a ftlic h e n und g e w e rb lic h e n L eb en s n ach zu g eh en und alle die w id e rsp ru c h sv o lle n Erscheinungen- a b s tra k t

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M ECHA NISCH E TECH N O LO G IE 73 lo g isch n ach je d e r R ichtung hin zu zerg lied ern , w enn an d ers sie w irklich „das R e c h te “ finden w ollen. Und es is t vielleicht kein Zufall, w enn die durch fo rt­

g e s e tz te Ü bung so geschulten V e rtre te r eines S ta n d e s in allen Z w eigen des täg lich en L eb en s einen au ssch lag g eb en d en Einfluß b ehaupten konnten.

S o w e it m ir b ek an n t, ist die T echnologie als T echnologik nirgends als s e lb s tä n d ig e s L eh rfach b etrieb en w o rd en . Sie w u rd e an d eu tu n g sw eise in D resden in den V orlesungen ü b e r allgem eine m echanische T echnologie von dem frü h eren T echnologen E. H artig, dem H a u p tv e rtre te r dieser R ichtung, b eh an d elt. E ine w e ite re A usbreitung haben diese A nregungen nicht erfahren.

M an ü b erläß t es im allgem einen dem angehenden Ingenieur, sich m it diesen F ra g e n allein und ohne die g eeig n ete A nleitung abzufinden. Die P ra x is findet m eist eine solche D en k w eise für ihre Z w eck e zu a b s tra k t und hält sie für Z eitv ersch w en d u n g . U nd doch b e h e rrsc h t das technische L eben ein G ew altiger, dem die G e su ch stelle r nu r dann m it Erfolg nahen, w en n ihre W ünsche in logisch ein w a n d fre ie r W eise v o rg e b ra c h t w e rd e n : d as P a te n ta m t. Und g erad e für die B edürfnisse des P a te n ta m te s h a t H artig, als eines d er e rs te n M itglieder und ein er d er e rs te n B e ra te r dieses In stitu tes, die g en an n te n A nregungen gegeben, die e r auch schriftlich in dem W erk c h e n „Studien in der P ra x is des k a is e r­

lichen P a te n ta m te s “ (Leipzig 1890) n ä h e r au sg efü h rt h a t. W enn nun auch v ielleich t zu g eg eb en w e rd e n muß, daß die B edürfnisse d er Zeit in diesen am A nfänge h e rrsc h e n d e n G rundgedanken m ancherlei W andel h erb eig efü h rt haben, so is t doch soviel sicher, daß das P a te n ta m t schon se h r bald ans einer rein o der doch v o rw ieg en d technisch ged ach ten E inrichtung eine technisch-juristische (m it ein er sta rk e n B etonung des z w eite n W o rte s) g ew o rd en ist. D as ist an sich n atü rlich , denn R ech tssch u tz ist ja ih r Z w eck. A ber eine V erständigung z w isch en T echnik und R echtspflege ist n u r dann m öglich, w en n der Ingenieur m it d e r ju ristisch en , d. b. in diesem F all ein er in s tech n isch e1 ü b ersetzten fo rm a l lo g isch en D enkw eise, v e r tr a u t i s t

M an k ö n n te e n tg eg n e n , daß als V erm ittler zw isch en te c h n isc h e r P ra x is und P a te n ta m t d e r P a te n ta n w a lt da ist. Bei dem Zug der Z eit n a c h A rbeitsteilung e rsc h e in t d ie s e r H inw eis richtig und b e r e c h tig t W o z u soll d e r schaffende Ingenieur sich m it A ufgaben b elasten , d eren L ösung einen selb stän d ig en Beruf b ilden k a n n ? D er E inw and w ä re stichhaltig, w en n der P a te n ta n w a lt in allen ihm vorko m m en d en Fällen auch tech n isch er S a c h v e rs tä n d ig e r sein könnte, eine F o rd eru n g , die nur dann erfü llb ar ist, w en n sein B u reau für b estim m te G ruppen te c h n isc h e r A rb eitsg eb ie te b eso n d e re F ach leu te h at. W ie es h eu te liegt, ist d er A n w alt v o rw ieg en d J u r is t; seine technische V orbildung h a t ihn n aturgem äß n u r m it einigen Z w eigen d er T echnik in w irkliche Fühlung geb rach t. In allen a u ß e rh a lb liegenden F ra g e n ist eine b efriedigende V erständigung m it den m eist S o n d erg eb ieten an g eh ö ren d en F o rd e ru n g e n sein er K undschaft u n v e rh ä lt­

nism äßig sch w ierig , w en n nich t unm öglich.

W a s hier für den b eso n d ern F all d es P a te n ta m te s au sg efü h rt ist, gilt n atu rg em äß für alle F rag en , d eren L ösung nur auf technisch-juristischem W ege m öglich ist. Und d er technische S ach v erstän d ig e, dessen A ufgabe v o r G ericht rein tech n isch er N atur ist, w ird tro tzd em nur dann w irk lich e Ü b erzeu g u n g s­

k ra ft en tw ick eln , w en n ihm die ju ristisch e D enkw eise v e rtra u t ist.

S pezielle T echnologie, v ergleichende T echnologie, Technologik! W elche G er drei nahe v e rw a n d te n und doch so v ersch ied en en W issenschaften soll nun

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74 ABHANDLUNGEN

dem Ingenieur als B ildungsm ittel d ien en ? W ie sch o n e rw ä h n t, ist die e rs te ausschließlich für F ach - und M ittelschulen d as g e g eb en e, w o F a c h w iss e n auf w isse n sc h a ftlic h e r (p h y sik alisch er) G ru n d lag e v e rm itte lt w e rd e n soll. Die beiden an d eren sind die den technischen H ochschulen zu kom m enden F o rm en d e r T echnologie, w o b ei v o ra u s z u se tz e n ist, daß eine g e w iss e Sum m e te c h n o ­ logischer F a c h k e n n tn isse , e tw a aus dem p ra k tisc h e n J a h r , m itg e b ra c h t w ird . E rfah ru n g sg em äß ist nun a b e r d iese V o ra u sse tz u n g n ich t in dem w ü n sc h e n s­

w e rte n U m fange zu treffen d .8) Die Folge ist, daß die H ochschulen sich v e r ­ an laß t seh en , das F ehlende zu e rs e tz e n , n achzuholen. W ill m an d ab ei die w issen sch aftlic h e B ehandlung im Sinne d er v erg le ic h e n d e n T ech n o lo g ie nich t fallen lassen, so kom m t ein w en ig b efried ig en d es und w en ig fru c h tb rin g e n d e s K om prom iß z u stan d e, w ie b e re its frü h e r k u rz a n g e d e u te t w o rd e n ist.

M eist ist m an denn davon ab g eg an g en und b e g n ü g t sich m it e in e r speziellen T echnologie d er im M aschinenbau h au p tsäch lich v e rw e n d e te n M aterialien (M etalle, H ölzer, e tw a noch S tein e). D as G anze h eiß t m e rk w ü rd ig e rw e is e vielfach noch allgem eine 1 echnologie, w ü rd e m. E. a b e r w ohl b e s s e r m it „ H e r­

s te llu n g sv e rfa h re n “ b ezeich n et, w ie es denn auch an e in ze ln en S tellen g e ­ schieht.

Eine w irk lich e allgem eine, v e rg le ic h e n d e T echnologie w ird , so v iel ich w eiß, zu r Z eit n irg e n d s m eh r g elesen , au ß er e t w a an d e r te c h n isch en H ochschule m D re sd e n ; v o n T ech n o lo g ik h ab e ich au ch n ich t eine A ndeutung gefunden. D ieser E n tw ick lu n g sg an g h a t sein e z w e ite U rsa c h e in d er F o rd e ru n g d er p ra k tisc h e n T ech n ik nach In g en ieu ren , die m it den „ A rb e its­

v e rfa h re n v e rtra u t, ja in ihnen g e ü b t“ sein sollen. E s ist a b e r eine alte E r­

fahrung, daß p ra k tisc h e s K önnen nicht in V o rtra g sä le n e rw o rb e n w e rd e n kann, so n d e rn nur im B etrieb e. D er Ingenieur le rn t nicht in den V orlesungen k o n stru ieren , so n d ern durch reichliche Ü bungen im K o n stru k tio n ssa a l. V or­

trä g e können p ra k tisc h e s K önnen h ö ch sten s e rg ä n z e n , v e rtie fe n , auf ein e w issen sch aftlic h e G ru n d lag e stellen. D a d esh alb auch tech n o lo g isch e V or­

lesungen den F o rd e ru n g e n d e r P ra x is s e lb st m it L a b o ra to rie n nicht g e re c h t w erd en können, w a s W u n d er, daß in tech n isch en K reisen d as In te re ss e an d er Technologie und technologischem A rb e ite n ü b e rh a u p t zu sc h w in d e n b eg in n t, daß die L eh rp lä n e für dieses F ach 4, h ö ch sten s 5 W o c h e n stu n d e n au fw eisen gegen 11 in frü h eren Ja h re n !

D och das Spiel d er W e c h se lw irk u n g ist noch n ich t zu E nde, und dam it keh ren w ir zum A u sg an g sp u n k te d e r B e tra c h tu n g zu rü ck . Die T echnologie v e rlie rt an In te re ss e in tech n isch en K reisen, die U n iv e rs itä te n beg in n en , sich ihr m it ern eu tem E ifer z u zu w en d en . A llen th alb en 9) w e rd e n d o rt technische V orlesungen teils tech n o lo g isch er, teils e n z y k lo p ä d isc h e r N atu r eingerichtet,, und z w a r w ie zu B eginn d e r g an zen E n tw ick lu n g — für J u ris te n und V er­

w altu n g sb eam te.

F ü rw a h r, ein b e m e r k e n s w e rte r P a ra lle lism u s, g eeig n e t, zum N achdenken an zu reg en !

8) S. a. zu r N edden: „D eu tsch e und am e rik a n isc h e In g en ieu rau sb ild u n g “.

(M itt. d. V erb an d es tech n .-w issen so h aftl. V erein e, H a n n o v e r, A. S p o n h o ltz 1908 Nr. 9 bis 12.)

*) B erlin : E. M e y e r , E inführung in die m o d ern e M a sc h in e n te c h n ik ; G ö ttin g en : A. N a c h t w e h , E inführung in T echnologie und T e c h n ik ; H alle:

B. M a r t i n y , Die T ech n ik in d e r G e g e n w a rt; H e id e lb e rg : W . M e r t e n s , M echanische T echnologie.

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D IE IN D U STRIA LISIERU N G CHINAS 75

DIE INDUSTRIALISIERUNG CHINAS.

Von D ipl.-Ing. Dr. WALDEMAR KOCH, Charlottenbnrg.

D as In te re ss e d er ziv ilisierten W e lt h a t w äh re n d des letzten J a h rz e h n te s in O stasien w esentlich Ja p a n gegolten. E rst n eu erd in g s beg in n t m an ab zu ­ w äg en , w elchem L ande die F ü h re rsc h a ft in jenem E rdteil einm al endgültig zufallen w ird , und bei dieser k ritischen B eu rteilu n g der n atürlichen K räfte, S c h ä tz e und M öglichkeiten h a t sich C hina, d as Reich der M itte, in den V o rd er­

grund geschoben. D ieses L and, dem m an eine V erstein eru n g sein er K ultur v o rw irft, geht m it R iesen sch ritten v o rw ä rts . D as S chulw esen und die M arine w urd en neu eren G ru n d sätzen en tsp rech en d u m g e sta lte t und v o r allem ein V erfassu n g sg esetz erlassen . V iele der N euerungen steh en vorläufig auf dem P ap ier, a b e r der W ille zu r T a t ist vorh an d en .

C hina ist ein im w esen tlich en in der gem äßigten Zone lieg en d es L and von 4 000 000 qkm A usdehnung. H inzu kom m en seine K olonien T ib et, T u r- k estan , die M ongolei und die M andschurei. D as L and b ie te t d as B eispiel eines au sg esp ro ch en en A g ra rsta a te s . Die C hinesen sind kein H an d elsv o lk ; bei eir.er N ation von 400 M illionen M enschen liegt dies auch auf der H and. Sie sind A ck erb au er und b etreib en nebenbei e tw a s H au sin d u strie, G ew erb e und H andel. D as R e g ie ru n g ssy ste m ist d er A bsolutism us, jedoch zieht das H e r­

kom m en sc h a ife G renzen, sodaß es im G runde genom m en ziem lich demo­

k ratisch zugeht. S c h w e r auf dem Volke lasten jedoch die B eam ten. Sie sind der Fluch des L andes. Ihre V orbildung ist m angelhaft. Ju riste n sind sie z w a r nicht, sondern L ite ra te n und d ah er nicht sa c h v e rstä n d ig e r. Hinzu kom m t ihre a u ß ero rd en tlich e B estechlichkeit. Ü berh au p t ist S elb stsu ch t im höchsten G rad e d e r G rundzug des ganzen L e b e n s; sie u n te rd rü c k t alle an d eren Gefühle, G erech tig k eitssin n , G utm ütigkeit, w ah ren S tolz, ü b erh au p t jede edle Em pfindung m it A usnahm e des Fam iliensinnes.

D er C hinese ist ein g e w a n d te r K aufm ann, g e w a n d te r als d er E u ro p äer, den er völlig au s dem Z w ischenhandel v e rd rä n g t h at, dessen A lleinstehen er g esch ick t b e n u tz t, indem er ihm in festo rg an isie rten G ilden en tg eg e n tritt.

U nternehm end ist er dagegen nicht. In d er R egel w a g t er nur dort, w o ihm ein hoh er G ew inn fast v e rb ü rg t ist. D arin w e ic h t e r b e träch tlich von den J a p a n e rn und den Indern ab, bei denen allerdings v ielleich t das V eran t- w ortlichkeitsgefühl w en ig er e n tw ick e lt sein dürfte. E ingegangene Z ahlungs­

verpflichtungen erfüllt er fast im m er; bei L ieferungsgeschäften b e trü g t er gern.

S e h r sch lech t ist es m it der R ech tssich erh eit bestellt. Die R echtspflege u n te rste h t der allgem einen V erw altu n g und ist d ah er eb en so w enig w e rt w ie diese. B eso n d ers schlim m für den A usländer ist die N ichtachtung, die m an v e rtrag lich en R echten en tg eg e n b rin g t. Die K onzession zur A usübung des B erg b au es an irgend einer S telle ist d ah er an sich w ertlo s. D er C hinese, M eister im p assiv en W id ersta n d e, w ird den E u ro p äer nur dann g ew äh ren lassen , w en n es ihm p aß t; in der Regel paßt es ihm nicht, und so b e m e rk t m an h eu te eine ähnliche U nruhe w ie v o r dem B o x erau fstan d e. A lles bem üht sich, den A usländer zu rü ck zu d rän g en .

W ill nun a b e r China erfolgreich mit Jap an um die V o rh errsch aft im östlichen Asien käm pfen, so ist die V orbedingung für die politische Fiihrumg die volle w ir t­

schaftliche S elb stän d ig k eit. H eute ab e r ist China für die B efriedigung v ieler Be-

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76 ABHANDLUNGEN

d iirfnisse a u i d a s A usland a n g ew iesen , und d e r E infuhr s te h t k e in e g le ic h w e rtig e A usfuhr g eg en ü b er, sodaß 1905 eine p a ssiv e Z ah lu n g sb ilan z v on 426 M illionen M v o rh a n d e n w a r. Auf eine V erm eh ru n g d e r A usfuhr ist bei d e r Z u fried en h eit d e r ländlichen B e v ö lk e ru n g nicht zu rech n en . So b le ib t n u r die M öglichkeit, die G e g en stän d e d e r E infuhr im eigenen L an d e in ra tio n e lle n B e trie b e n zu e rz e u g e n : die In d u stria lisie ru n g C hinas. D er B e tra c h tu n g d ie s e s A u sw e g e s d ien t die v o rlie g e n d e A rbeit, d er p ra k tisc h e E rfa h ru n g e n b ei d e r E rric h tu n g

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Eisenbahnen im Betriebe

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Ü bersichtskizze von China.

in d u strie lle r A nlagen in C hina zu g ru n d e liegen. Auf allgem eine G ru n d lag en , w ie V erw altu n g , R e c h tsw e se n , H andel und W an d el, V o lk sc h a ra k te r, die s ä m t­

lich von h o h e r B ed eu tu n g für den A ufbau ein er In d u strie sind, k a n n d a b e i im R ahm en d ieser Z eitsch rift nicht n ä h e r ein g eg an g en w e rd e n .

Rohstoffe.

C hina b esitzt, im G e g e n sä tz e zu J a p a n , einen a u ß e ro rd e n tlic h e n R eichtum an R ohstoffen jed er A rt. Kohlen sind in u n g eh eu ren M engen fa s t ü b er d as g an ze L an d v e rte ilt, w ie auch die b eig eg e b en e K a rte e rk e n n e n läßt. G anz S üd-H unan b ild et ein z u sa m m en h än g en d es K ohlenfeld, halb B rau n k o h le, halb A n th razit, der an G üte k e in e r b e k a n n te n Kohle n a ch steh t. D as V o rk o m m en in Y unnan, K w eichow und K w angsi sch ein t 30 M illiarden t zu e rre ic h e n . S h a n si

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DIE IN D U STRIA LISIERU N G CHINAS 77 ü b e rtrifft s e lb st P e n n sy lv a n ie n und kön n te die W e lt auf Ja h rta u se n d e mit B re n n m a te ria l v e rs o rg e n . Allein die M enge des v o rh an d en en A n th razites sc h ä tz t m an auf 630 M illiarden t.1) Chiihlr liefert schon h e u te 1 lA M illionen t jä h r­

lich au s ein er G ru b e und te ilt sich m it S h an tu n g in die B efriedigung d er An­

sp rü c h e an d er gan zen C hinaküste. Kaum eine P ro v in z fehlt in diesem R eigen.

E benso ist E isen w e it v e rb r e ite t und oft in u n m itte lb a re r N ach b arsch aft der Kohle zu finden, w ie in S hansi, w o g a r noch d e r K alkstein hinzukom m t. Von den an d eren P ro v in z e n sind S h an tu n g , H unan, H onan und S ze c h w a n zu nennen. K upfer findet sich in Y unnan und K w eichow , re ic h t allerdings nicht z u r B efriedigung des infolge der K up ferw äh ru n g großen B ed arfes aus. Yunnan e n th ält fern er Blei, Zink, Zinn, S ilb er und allu v iales Gold. L e tz te re s findet sich auch noch in H upeh und Chihli, w ä h re n d S h an tu n g es in Q uarzgängen b ie t e t Im m erhin ist d as G oldvorkom m en m äßig, w a s eine W ä h ru n g srefo rm seh r e rs c h w e rt. Q u eck silb er w ird in K w eichow g ew onnen.

S a lp e te r findet sich, eb en so w ie P o tta sc h e , in Shansi. D a d er C hinese kein Vieh h ä lt und n a tü rlic h e r D ünger d ah er n ic h t in genügendem M aße v o r­

handen i s t e rla n g t in diesem riesig en A g ra rs ta a t die künstliche D üngung große B edeutung, h a t sich b ish er a b e r k ein e sw e g s e in g e fü h rt S alz kom m t aus Yunnan und S z e c h w a n ; es ist M onopolartikel. S z e c h w a n b irg t auch A sbest, ferner ebenso w ie K ansu P etro leu m .

D er H olzreichtum ist durch die sch lech te F o rs tw irts c h a ft seh r z u rü c k ­ gegangen. Nur die M andschurei fü h rt H olz in großen M engen aus. Bei allen Rohstoffen, die nicht fe rtig vorgefunden w e rd e n , sondern bei d eren H erstellu n g N atur und M ensch H and in H and a rb e ite n , zeig t sich, daß d er C hinese z w a r ein em sig er A rb e ite r ist, d er seinen A cker w ie einen G a rte n b estellt, daß er ab e r n iem als g e w illt ist, m it seinem Kopfe zu arb e ite n , zu forschen, zu v e r­

suchen, zu züchten. Ihm fehlt d er kritisch e G eist. H inzukom m t noch, daß der C hinese es n ich t u n te rla sse n kann, die R ohstoffe zu v erfälsch en , um sich d a ­ durch b eso n d e re V orteile zu v erschaffen. In d er Kohle findet m an S teine, im W eizen E rd e, in d er B aum w olle W a ss e r. Von den lan d w irtsch a ftlich en E r­

zeugnissen ist die le tz te re , ab g eseh en von den N ahrungsm itteln, d a s w ich tig ste.

Die klim atischen B edingungen des J a n g tsz e ta le s g e s ta tte n den A nbau der B au m ­ w olle auf einem S treifen , d er sich in B reite von 300 km von Ichang bis vor die T o re S h an g h ais e rs tre c k t, fe rn e r o berhalb C hungkings und in K w eichow . M an sc h ä tz t die jährliche E rzeu g u n g auf 300 000 t2), von denen 1908 noch 27 000 t, 1907 43 000 t au sg efü h rt w u rd en . M an s ä t im Mai und e rn te t im S ep tem b er. M it steig en d en P re ise n w u c h s auch die a n g eb au te F läche, ohne daß sich jedoch d er B aum w ollpflanzer b em ü h t h ä tte , b e s s e re W a re zu e r­

zielen. W ahllos w e rd e n die S am en g u te r und sch lech ter Pflanzen a u s g e s ä t An G üte s te h t d a h e r die chinesische B aum w olle d er am erik an isch en n ach ; sie h a t eine k ü rz e re F a s e r und fühlt sich h a rt an. D agegen ist sie blendend w eiß und ziem lich re in ; d as au s ihr h e rg e s te llte G arn ist a n F a rb e und R ein h eit w en ig sten s dem indischen und japanischen überlegen. In d er G egend N ankings ist sie gelb, n an k in g farb en , e tw a s flockiger und ebenfalls von g u te r B eschaffen­

heit. V ersu ch e ein er deu tsch en F irm a in Shanghai, eine län g ere F a s e r zu erzielen, um fein ere G a rn so rte n h e rsteilen zu können, sind b ish er erg eb n islo s geblieben.

1) R ichthofen, C hina II S. 473.

2) B erich te ü b e r H andel u. In d u strie Bd. 12 H. 1 S. 44.

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7» ABHANDLUNQEN

W olle ko m m t au s dem nördlichen C h in a und d e r M o n g o lei; doch is t im L a n d e s e lb s t d er B ed arf gering. Von g ro ß e r B ed eu tu n g ist die S eid e, d eren E rz e u g u n g ü b erall m it A usnahm e d e s n ö rd lich sten Q e b ie te s heim isch i s t Sie e rf o rd e rt schon in den V orstufen eine S um m e s o rg fä ltig e r A u fm erk sam k eit, fü r die sich d er C hinese g u t e ig n e t M a u lb e e rsp in n e rse id e w ird b e so n d e rs in K iangsi, K w angtung, S z e c h w a n , dem m ittle re n J a n g ts z e g e b ie t und im w e s t­

lichen S h a n tu n g e rz e u g t, E ich en sp in n erseid e in d e r M an d sch u rei und im ö s t­

lichen S h an tu n g . Am w ic h tig ste n ist die w eiß e S eid e, die in n erh alb eines H a lb m e s se rs von 250 km um S h an g h ai so w ie in einem k lein eren B e z irk um C an to n g ew o n n en w ird . In diesen G egenden b e sc h ä ftig t sich fa st jed e Fam ilie h ie r m it A ber auch dabei zeig t sich d er C h in ese als sc h le c h te r, s c h w e r­

fällig er Z ü ch ter. M an ist g ew o h n t, eine A uslese d er E ier d a d u rc h zu b e w e rk ­ s tellig en , daß m an sie dem F ro s t a u ss e tz t, w obei S c h w ä c h lin g e ste rb e n . Als s p ä te r in d e r gan zen W e lt d er B e sta n d an S e id e n ra u p e n d u rch a n ste c k e n d e K ran k h eiten v e rr in g e rt w u rd e , w u ß te m an d iesen in E u ro p a und au ch in Ja p a n m it w issen sch aftlic h en M ethoden e n tg e g e n z u a rb e ite n , w ä h re n d m an in C hina bei dem alten V erfah ren blieb. Von 1000 in E u ro p a als g esu n d befundenen E ie rn 3) liefern e tw a 700 gute K okons, von denen 3 bis 4 P fu n d ein P fu n d S eide geben. Von 1000 E iern, die die F ro s tp ro b e b e sta n d e n h ab en , e n tw ic k e ln sich v ielleich t 700, vo n denen 400 n ac h h e r ste rb e n , nach d em auch noch F u tte r an sie v e rs c h w e n d e t w o rd e n ist. D ie 300 ü b erleb en d en liefern leich te K okons, von denen 6 bis 7 Pfund ein P fu n d S eide g eben. D em n ach v e rh ä lt sich das P ro d u k tio n sv e rm ö g e n w ie 1 :4 , ein E rg eb n is, dem se h r w ohl bei g u tem W illen abgeholfen w e rd e n könnte.

D er W eiz en ist au sg e z e ic h n e t und dem b e ste n a m e rik a n isc h e n g leich ­ w ertig . M an b a u t ihn am u n te re n J a n g ts z e , fe r n e r im G ro ß b e trie b Ln d er M an d sch u rei. L e id e r w ird e r u n ab sich tlich und ab sich tlich s ta r k m it L ehm , K ieselchen, E rb se n usw . v e ru n re in ig t. S e lb s t in S h an g h ai, w o d e r W eizen angeblich re in e r ist als a n d e rs w o , findet m an b is zu 25 vH V e ru n rein ig u n g en . F e rn e r b a u t m an H anf, B ohnen, E rd n ü sse. Z u c k e rro h r pflanzt m an im Süden, Z u ck errü b en im Z entrum und im N orden.

S o m annigfaltig w re das Klima d ieses vo n d e r h eiß en b is m die k a lte Zone reich en d en L a n d e s ist, so reich und v e rs c h ie d e n sind die m in eralisch en S c h ä tz e , die pflanzlichen und tierisch en P ro d u k te . N ur h insichtlich d e r G üte d e r E rzeu g n isse bleib t m an ch e s zu w ü n sch en übrig. W a s E rz ie h u n g d es A c k e r­

b a u e rs zu g rü n d lich er A rbeit, zu g rö ß e re r U n a b h ä n g ig k e it von den vo n den V orfahren üb erk o m m en en A rb e itsw e ise n , z u r Ü b erleg u n g und S o rg fa lt an g eh t, is t in C hina noch se h r viel zu tun. V or allem ist A u stre ib u n g d e r S e lb s t­

g en ü g sa m k e it e rfo rd erlich .

A rbeit

A r b e i t e r u n d L ö h n e .

D e r C hinese ist als A rb e ite r fleißig, w illig und g e s c h ic k t a b e r denkfaul und oberflächlich. E r ist k ö rp erlic h s ta rk , g ro ß e r A n stre n g u n g und A u sd au er fähig, geduldig in d er V e rric h tu n g m ü h selig er A r b e it H a n d e lt e s sich um einen ew ig w ie d e rk e h re n d e n H andgriff, um die H e rste llu n g v o n S ta p e lw a r e .

*) M orse, T ra d e and A d m in istratio n of the C h in ese E m p ire S. 295.

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DIE IN D U STRIA LISIERU N G CHINAS 79 so ist er g esch ick t und rasch. Bei an d eren A rbeiten, z. B. d er M ontage m asch in eller A nlagen, v e rs a g t e r in d e r R egel, auch im W ied e rh o lu n g sfall A usnahm en kom m en v o r ; es g ib t L eu te, die so g a r elek trisch e Schaltungen nach Z eichnungen au sführen, a b e r sie sind dann b e re its te u re r als in D eu tsch ­ land und leisten doch noch nicht das G leiche. In d er R egel b ra u c h t d er C h in ese auch bei einfachen A rbeiten eine fo rtw ä h re n d e , stre n g e Ü berw achung.

E r ist nicht nur ged an k en lo s, e r ist auch in se in e r A rb eit oberflächlich und g e w issen lo s an solchen Stellen, w o e r glaubt, daß m an Ihn nicht ü b erw ach en w ird. E r v e rs te h t sich auch nur sc h w e r dazu, nach V orschriften zu arb eiten , d eren G rund e r nicht e in s ie h t A lles muß dem g ering en tw ick e lten chinesischen D en k v erm ö g en und seinen uns oft e tw a s v ersch lu n g en ersch ein en d en Pfaden a n g e p a ß t sein.

D ie A rb e ite r sind in G ilden ähnlich u n seren G e w erk sch aften zu sam m en ­ gesch lo ssen , die M indestlöhne festsetzen , U n terstü tzu n g e n in K rankheits- und S terb efällen g e w ä h re n usw . Sie leisten G roßes in d er A ufstellung von F o rd e ­ rungen, in S tre ik s, B o y k o tts und Knapphaltumg des A rb eitan g eb o tes, sodaß inan m anchm al annehm en m öchte, sie h ätten w ie die Inder K enntnis d e r V er­

h ältn isse im A usland e r la n g t D er chinesische A rb eiter b ild et ein re c h t un­

ruhiges Elem ent. E r v e rla n g t w e it m ehr F reih eiten , als b e i uns üblich ist.

Einen S o n n tag gib t es in C hina n ic h t D agegen bleibt der Kuli auch so von der A rb eit f o r t falls es ihm g e ra d e paßt und e r für einige T ag e zu essen h a t Er h ält dies für sein g utes R ech t und findet es eigentüm lich, daß jem and, d er ihn jeden sieb en ten T a g zw a n g sw e ise fernhält, nun v e rla n g t, daß e r in der W oche pünktlich sei. A ber auch w o es k ein e S o n n tag sru h e gibt, sc h w a n k t die Zahl d e r A rb e itsta g e für den einzelnen zw ischen 220 und 320. Um N eujahr herum ru h t fa st jede T ä tig k e it; se lb st die D ien stb o ten der E u ro p äer erledigen in d ieser Z eit noch nicht das N ötigste. Die B ehörden schließen ihre G eschäftzim m er gänzlich vom 19. D ezem b er b is 19. Ja n u a r. U nangenehm ist auch der große A rbeiterw echseL A us den n ichtigsten G ründen w ird d er C hinese seine T ä tig ­ k eit in einer F a b rik aufgeben, sei es, daß ihm eine A rbeit nicht paßt, daß er sich einm al e tw a s m ehr an zu stre n g e n h a tte , daß m an ihn auf schlechte L eistungen aufm erk sam m ach te usw . N iem als g ib t e r den w ah ren G rund an;

e n tw e d e r ist d er V a te r k ra n k oder er selb st. In ern sten Fällen stirb t der G ro ß v ater. D abei findet e r se h r leich t L eute, die sich m it ihm solidarisch e r ­ klären. A rb eiteru n ru h en w e rd e n m it zuneh m en d er V erb reitu n g der G roß­

b e trieb e in C hina an d e r T a g e so rd n u n g sein.

Die A rb eitzeit ist seh r v ersch ied en . Im T e x tilg e w e rb e w ird zur Zeit g u te r B esch äftig u n g w ohl g rö ß ten teils in 2 S chichten zu je 12 S tunden ge­

a rb e ite t, in an d eren U nternehm ungen S h an g h ais n u r w äh re n d 10 oder g a r 8 S tunden. In den Z u ck erfab rik en S üdchinas geht d er B etrieb m eist von 9 Uhr ab en d s bis 10 U hr m orgens. In den K ohlen b erg w erk en K ansus w ird in 4 Schichten zu 6 S tu n d en g e a rb e ite t, w obei d er A rb eiter auf den T a g nur ein­

mal a n fä b rt; im den G ruben in T o ngshan dagegen in 3 S chichten zu 8 Stunden. B et den klein eren einheim ischen U n tern eh m ern des Innern a rb e ite t d e r C hinese 15 S tu n d en hindurch und m ehr. S elb st in Shanghai sieht m an den H a n d w e rk e r sch e in b a r ohne U n terb rech u n g vo n m orgens früh bis ab e n d s s p ä t tätig . Die A rb eitsleistu n g läßt sich jedoch, ab g eseh en von den L a stträ g e rn und ähnlichen, w e d e r der G üte noch der M enge nach m it d e r eines

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so ABHANDLUNGEN

eu ro p äisch en A rb e ite rs v erg leich en . In der T e x tilin d u strie v e rh ä lt sie sich nach ein er A ngabe w>ie 3 zu. 5; nach anderem A n g ab en le iste t ein e P r a n in den B au m w o llsp in n ereien in C hina nu r ein D ritte l des bei uns d u rc h s c h n itt­

lich E rre ic h te n . Jed en falls bedienen in E ngland 2 A rb e ite r und 1 Ju n g e 2500 Spindeln, h ier d ag eg en 3 F ra u e n 364 Spindeln, Im M asch in en b au sind die V erh ältn isse noch u n g ü n stig er. Bei ein er g rö ß e re n A rb eit, die m e h re re L eu te in A nspruch nim m t, s c h a u e n am lieb sten alle dem. B e ste n u n te r ih n en zu.

D er E inbau eines F a h rs tu h le s in ein P riv a th a u s e rf o rd e rt e tw a 10 L eu te 2 M onate lang, d. h. m an b ra u c h t m in d e ste n s fünfm al m eh r A rb e itstu n d e n als bei uns. Ü b er die G üte d er L e istu n g d a rf h ier ü b e rh a u p t k au m g esp ro ch en w e rd e n . Schließlich ist d er C hinese, d e r so n st n ich ts um kom m en läßt, re c h t v e rs c h w e n d e risc h m it Stoffen, die ihm n ich t g eh ö ren . So b e tru g e n in ein e r chinesischen S p in n erei die A bfälle 11 vH . E s z e ig t sich in all diesem , daß eben g an ze G e sch lech ter zu lernen h ab en , um eine h ö h e re S tu fe d er P ro d u k tiv itä t zu e rreich en . D a die U m w andlung d e s g e w e rb lic h e n L e b e n s in C h in a eb en e rs t e in g e se tz t h a t, is t es n u r n atü rlich , daß die L eistu n g en des A rb e ite rs fü r die Z w eck e d es m o d ern en F a b rik b e trie b e s noch als m in d e rw e rtig zu b ezeich n en sind.

S eh r v e rb r e ite t ist die F ra u e n a rb e it, auch in den G eg en d en , die k ein e neuzeitlichen V erh ältn isse kennen. C h in a is t eben ein s ta rk ü b e rv ö lk e rte s L and, in dem je d e r h a rt um s tä g lic h e B ro t zu käm pfen h at. W e it b ed e n k lic h e r ist die w eitg eh e n d e B esch äftig u n g v on K indern im H a n d w e rk s b e trie b e und in F ab rik en . S e lb s t bei den g roßen B au ten S h a n g h a is sind z a h lre ic h e Ju n g e n von e tw a zehn J a h re n b e sc h ä ftig t w o rd en . In den S p in n ereien H a n k o w s a rb eiten K naben die g an ze N ach t h indurch, ohne d a s " W e r k zu v e rla s s e n , den H un g er m it e tw a s R eis stillend. In d ie se r B ezieh u n g h e rrsc h e n V e rh ä lt­

nisse, die nu r vo n dem e rre ic h t w e rd e n , w a s v o r 100 J a h re n in E n g lan d üblich w a r. V iele K inder w a c h se n auch förm lich in den F a b rik e n auf. F a b rik ­ a rb eiterin n en im A lter von m eh r als 16 J a h r e n sind w o h l s te ts v e rh e ira te t, w ie jede F ra u in C h in a ; ih re K inder nehm en' sie oft m it in die F a b rik , und s e lb st in S h an g h ai kann m an in den S älen d er B au m w o llsp in n ereien zw isch en den M aschinen S äu g lin g e im K in d erw ag en sehem M it e tw a z e h n J a h r e n , eurem A lter, in dem sie im K ö rp e rb a u h in te r u n se re n K indern m in d e ste n s um zw ei J a h r e z u rü ck sind, fangen die M ädchen in den S eid en sp in n ere ien an m it­

z u a rb e ite n , z u n ä c h st als G ehilfen, indem sie täg lich zw ölf S tu n d en h indurch in den heißen R äu m en die K okons a u fb rü h e n ; m it e tw a v ie rz e h n J a h r e n s e tz t m an sie an die B assinen.

M an d a rf nicht, dem e rs te n A nschein folgend, A rb e it in C h in a fü r s e h r b ö ig h alten. Z w eifellos sin d die L ö h n e s e h r g erin g im V erg leich zu den in E uropa g ezah lten B e trä g e n , w en n auch die g eleg en tlich zu u n s h e rü b e r- drimgemden m ä rc h e n h a ft e rs e h e Inenden A ngaben ta tsä c h lic h M ä rc h e n o d er zum w en ig sten irre fü h re n d sind. B ezüglich d e r L öhne ein es jeden L an d es, in dem alle w e rtb ild e n d e n E inflüsse u n g eh em m t sind, läßt sich an n eh m e n , daß sie dem E xistenzm inim um p ro p o rtio n a l sind. D ieses ist nun in C hina se h r n ied rig , ob­

w ohl auch je d e r ü b e r 20 J a h r e a lte A rb e ite r m in d esten s eine F ra u und a u ß e r­

dem m ö g lich st v iele S öhne h at. D och g rü n d e t e r k e in e s w e g s einen eigenen H a u s h a lt In d er R egel b le ib t e r beim V a te r o d e r G ro ß v a te r, d. h. beim F am ilien o b erh au p te, d a s ü b e rh a u p t allein m it vollem B ü rg e rr e c h t a u s g e s ta tte t

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