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Die Zukunft, 13. Dezember, Jahrg. XXVIII, Bd. 107, Nr 11.

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X X V III. Jahrg. Berlin, den 13. Dezember 1919 Nr. 11

Herausgeber

Maximilian Harden

INHALT

Seite

Die grauen W e i b e r ... 319

Nachdruck verboten

E r s c h e i n t j e d e n S o n n a b e n d

Preis vierteljährlich 10,— Mk., das einzelne Heft 1 — Mk.

BERLIN

Verlag der Zukunft

Großbeerenstraße 67 1919

(2)

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Orten, Ia -u . Asaland. Erledig v. Vfirtrauensangelegsnheit |ed. Art. Ermlttel. e:c.

.99

A u s k u n f t s - S c h ü t z “

s. lang. Jahren d. la Ref., Inanspruchnahme von Behörden anerkannt unbedingt zuverlässig, bestinformierte, d. «ig. direkte Vertretungen orgaais. Spez.-Auskunftl 1. R.rs., Berlin W, Tauentzlenstr. 3 (a. W itt e nb erg p la tz) . Teleph. Steinpl. >168.

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Berlin, den 13. Dezember 1919

Die grauen Weiber

M a n g e l

| A e r U ntersuchung * A usschuß der „V erfassunggebenden N ationalversam m lung“ , die, seit sie der D eutschen Repu*

folik eine V erfassung gegeben hat, w ider das Recht, nur nach dem W u n sch der m achtgierigen, um ihre M andate bangen Zufallsm ehrheit, w eitertagt, soll dieser w ürdigen Versamm*

lung die H errschaft langem . W as über „höhere Zw ecke“ ge»

r edet wird, ist B rim borium . D am it die R echtsbeugung, die d e n hoch rentirenden Beschluß erw irkt hat, eine in N ebel ge»

wählte C onstituante als Reichstag w alten zu lassen, nicht h ü l­

lenlos sichtbar w erde, w ird m it der „höchst w ichtigen Auf*

gäbe des A usschusses“ gekohlt, dessen „bedeutsam e Arbeit**

m an nicht unterbrechen, nicht durch N euw ahl, also Entwerth*

ung ihrer Ergebnisse, beenden dürfe. W ohlausgesonnen, M atthias Lam orm ain; w är’ der G edanke nicht so verw ünscht .gescheit, man wäre versucht, ihn herzlich dum m zu nennen.

Ein U n teraussch uß, der einzige, der bisher die A rbeit be*

gann, hat an die E rörterun g der unbeträchtlichsten, sim pelsten Frage (d er M öglichkeit, durch A m erikas V erm ittelung Frie*

d e n zu erlangen) sieben W ochen verzettelt u n d w ird kaum vor der W eihn acht dam it fertig sein. E rgebniß, nebenbei:

nichts dem K enner des Stoffes N eu e; wenn m an Bernstorffs Buch über sein amtliches E rlebniß in den V ereinigten Staaten abgew artet u n d in zwei Sitzungen dann durch K reuzverhör

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die paar H a u p tp u n k te aus Zw eifelsdünsten gelöst hätte, wäre nicht n u r viel Z eit gespart, sondern auch all der tie f ins I n te r ­ nationale w irkende Schade v erh ütet w orden, der hier voraus*

gesagt w urde, n u n aber wie schuldlosen K indlein verhängte Strafe beflennt oder bezetert w ird. D a die anderen U nterau s­

schüsse, die erm itteln sollen, ob der Krieg unverm eidlich w ar (als könne ein unbefangen W issen d er auch nur eine M in u te noch zweifeln, daß er erst durch die deutsch*austro*ungarische G em einschaft von M ilitarism us, K anzleigestüm per, Prestige*

sucht unverm eidlich, erst durch diesen D o p p el-D reib u n d irr*

lichtelirender U nzulänglichkeit m öglich w urde) u n d ob er, wie Belgier, Franzosen, Briten, Italer, Litauer, Polen, Letten, Esthen, Serben, Rum änen, A rm enier u n d viele N eutrale be*

h au pten,m it barbarisch grausam en, vom V ölkerrecht gevehm*

ten M itteln geführt w orden ist, vor hundertm al breiterem Pflichtenkreis stehen, ist an A rbeitabschluß vor dem Sommer gar nicht zu denken. D ie ernsthaften A nklagebücher und G utachten m üssen gründlich geprüft, die w ichtigstenZ eugen ersucht w erden, sich zu persönlicher V ernehm ung zu steilen:

sonst wird aus dem A ufw and vollends Posse u n d W eltskandal.

W ird auch, wenn nicht in Belgien, N ordfrankreich, Serbien, Rum änien, A rm enien vom A usschu ß A b geordnete selbst sich durch A ugenschein und V ernehm ung ein Bild des Geschehe»

nen schaffen. E ntw eder m uß also die C onstituante die G e b u rt der Verfassung, den einzigen Zw eck ihres D aseins, um (min*

destens) ein Jah r überleben oder das E rgebniß ihrer Unter«

suchung w ird M akulatur. Ich kanns nicht ändern. Begreiflich ist ja der W unsch, ein Stückchen des verlorenen A nsehens zurückzugew innen. E rfü llb ar? N u r, wenn der A usschuß sich, endlich, über die Bräuche des Stammtisches von Liebenw alde oder Jau er (w oher der erste, unw ahrscheinlichste V orsitzende kam) in die W ü rd e einer politischen G erichtskörperschaft h e b tr also nicht w ieder vor „H o n o ratio ren “ auf K ratzfüßen in Ehr*

furcht erstarrt un d wenn er nicht länger G eist un d W o rtlau t der Strafprozeßordnung m ißachtet, deren „sinngem äße Anwend*

un g “ das Reichsgrundgesetz ihm vorschreibt. A lle zu A ussage Berufenen sin d in gleichem Rang; nachdem der Zw eite Unter*

ausschuß den am Schw ersten Belasteten erlaubt hat, schrift*

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D ie grauen W eiber 321 lieh gestellte Fragen erst nach vierundzw anzig Ueberlegung*

stund en zu beantw orten, darf jeder andere Zeuge, m uß jeder, dem Selbstachtung B edürfniß ist, das selbe Recht für sich iordern. „U n b e e id e t sind zu vernehm en Personen, welche hinsichtlich der den G egenstand der U n tersu chung bilden,, den T h at als Theilnehm er, B egünstiger oder H eh ler verdächtig sin d “ (§ 56 StPO.)* U n te r den bisher Vernom m enen, Zeugen un d Sachverständigen, ist kaum Einer, der nicht in diesem Ver»*

dacht steht: u n d doch sind, ausnahm elos, A lle beeidet wor«

den. Jedem Z eugen ist einzuschärfen, daß er „die A u skunft auf solche Fragen verw eigern darf, deren B eantw ortung ihm selbst oder einem A ngehörigen die G efahr strafgerichtlicher V erfolgung zuziehen w ürde (§ 54). „Jeder Zeuge ist einzeln u nd in A bw esenheit der später abzuhörenden Z eugen zu ver»

nehm en“ (§ 58). A uch diese Bestim m ung ist wichtig; wo sie verletzt w ird, fügen die A ussagen, wie Räderzähne, sich in ein ander.W ären die H erren Bernstorff, Bethm ann,H eIfferich, Zim m erm ann, die G enerale, die M arinem änner einzeln,Jeder ohne K enntniß des von A nderen A usgesagten, vernom m en u nd ausführliche Berichte erst nach der Erledigung eines Be*

weisthemas veröffentlicht worden, dann hätten w ir heute eine glaubw ürdige Ereignißspiegelung; n u r dann dürfte man von einem dem W illen der Strafprozeßordnung gerechten Verfah*

ren reden. D eren W o rtla u t u n d Sinn ist in dem Stammtisch««

geplauder über hohe Politik so oft, so plum p verletzt w orden>

daß keine zu Revision berufene O berinstanz dieses Verfahren als ein der R echtsordnung genügendes geltenließe. D erZ w eite U nterausschuß hat der V orschrift des A rtikels 34 der Reichs*

Verfassung nicht gehorcht. Sein Verfahren ist nichtig. Er m uß verschw inden oder, m it gestähltem Pflichtbew ußtsein, sich in neues V erfahrhn entschließen. U n d m üßte sich der Gelegen*

heit freuen, den M akel wegzuätzen, m it dem ihn sein Han«*

dein befleckt hat, u n d seiner G eschäftsordnung den Satz an*

zufügen: „W er, ohne durch die Strafprozeßordnung des Deut*

sehen Reiches dazu berechtigt zu sein, einem M itglied oder Sachverständigen des A usschusses auf eine Frage die Ant*

w ort weigert, w ird m it G eldstrafe bis zu fünfzigtausend M ark oder m it H aft von angemessener D au er bestraft.“

25*

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322 D ie Zukunft

Er soll„säm m tliche M öglichkeiten, zu Friedensbesprech«

ungen m it den Feinden zu gelangen, und die G rü n d e aufklä*

ren, die solche M öglichkeiten zum Scheitern gebracht haben“ . Schaumschlag. D o ch entschlösse er sich in neues Verfahren, d an n sprösse ihm auch aus neuem Stoffe, vielleicht, noch Er*

kenn tn iß . Schon vor einpaar W o c h en ist in der N eu en Z ürcher Z eitu ng angedeutet w orden, d aß im Septem ber 1917 Friedens«

Schluß m öglich war, Berlin aber sogar unverbindliche Vor*

besprechung ablehnte. D a D eutschlands letzte T rum pfkarte, derT auchbootkrieg, der,m it zulänglicher Bootem enge geführt, Eintagserfolg (niemals, versteht sich, m ehr) bringen konnte, den als sicher ausgebrüllten G ew inn nicht eingetragen, nicht für einer Stunde D au er England in Lebensgefahr gerissen, ihm aber die längst erhoffte H ilfe Am erikas beschert hatte, w ar nu r noch Friede erlangbar, der von D eutschland O pfer forderte.

Britanien w ar nicht m N o th ,a ls o nicht g e n ö th ig t,ih n h a stig z u erstreben, doch gew iß, das zu Sicherungseiner Z u k u nftU n ent*

behrliche schon jetzt erreichen zu können. Frankreich hatte u n ter Painleve, in der Zeit, wo die A nzettelung von M euterei gelungen war, nicht rosig ausgesehen; in R u ßlan d rum orte Lenin von W o che zu W oche lauter; W ilsons W eltordnung*

program m , das ein erst durch am erikanischen K rafteinsatz er*

fochtener Sieg den V erbündeten aufzw ingen konnte, schien m it dem K öder nationalen Selbstbestim m ungrechtes in Ir*

land, Indien, E gypten u n d andersw o noch die britische M achtstellung zu gefährden. H err Lloyd G eorge stand zwar fest auf dem G lauben, daß erst m it dem geschlagenen Deutsch*

land zu reden sein w erde; hinderte aber die m inder rauh aus der Bahn des Pazifismus gescheuchten K abinetsgenossen nicht, freundliche „F ü hlu n g m it dem Feind“ zu versuchen.

Ein nicht m ehr beam tetes Parlam entsm itglied, ein auch auf dem K ontinent bekannter, deutschen Landes u n d W esens kundiger Politiker, w urde gebeten, einen in neutrales Land eingebürger*

ten deutschen Freund aufzusuchen u n d ihm, ohne H interhalt, zu sagen, u n ter welchen B edingungen D eutschland Frieden haben könne. Lichtete danach sich die A ussicht auf einen V erhandlungw eg, so sollten beglaubigte V ertreter der zwei M ächtegruppen ihn beschreiten; g lü h te kein H offnungstrahl

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D ie grauen W eiber 323 auf u n d sickerte lästiges G erü cht d urch das D äm m ergrau, so durfte das B ritenkabinet die V erantw ortlichkeit für den Schritt eines Privatm annes ablehnen.D er Prem ierm inister hatte diesem Schritt n u r unter der B edingung zugestimm t, daß D eutschland, an dessen W id e rsta n d alle Versuche, ein Marine* A bkom m en zu erlangen, zerschellt waren, sich fortan in den Besitzstand einer Seemacht zw eiten Ranges schränke, n u r die zum Schutze seiner K olonien vor solcher M acht no th w en d ig en Schiffe halte u n d E ngland nicht länger in W e ttrü stu n g zu See zwinge. D ie A nnahm e dieses Vorschlages hätte uns in die W estpolitik Bis*

marcks zurückgeführt, der einsah, d aß sein an Rohstoffen u n d N ährm itteln armes, auf W aaren au sfuh r u n d dam it bezahlte V olksnahrung angewiesenes D eutschland sich das W ohl*

w ohlen Britaniens u n d A m erikas w ahren müsse u n d diese H ü te r der Rohstoffquellen, der W eizen*, Vieh*, Fettparadiese nicht d u rch Seerüstung reizen dürfe, die auf beiden Seiten die A usgabenlast erschweren, au f beiden n u r die Z ahlen d er Kampfschiffe, doch niemals, uns zu G u n st, die Verhältniß*

ziffer ändern könne. Zw eite B edingung: Kein D u m p in g w ieder; also V erzicht auf den deutschen M iß b rauch, im Aus*»

land die W aare billiger als in der H eim ath anzubieten. D ie A nnahm e dieser zwei Pfeilerbedinge hätte uns n u r gsenützt, D er Krieg hat (auch, trotz der ungem ein tüchtigen Leistung von M annschaft u n d Führern, am Skagerrak) unzw eideutig erw iesen, d aß der Bau der deutschen Schlachtflotte aber*

witzige M illiardenverschleuderung war; in Friedenszeit h at diese Flotte uns den Erdw esten verärgert u n d im Krieg m u ßte sie, weil sie zu B lockadebruch untauglich war, ins N asse Drei*

eck versteckt werden. (A u ch E ngland hat seine Flotte verbor*

g en ? A ls ob Einer, der den Feind in den K äfiggesperrt hat, sich noch zu regen brauchte, nicht gemächlich abw arten könnte, ob der Eingeriegelte auszubrechen versucht! England wäre toll gewesen, wenn es den G efesselten, von allen M eeren Ver*

jagten zu Seeschlacht herausgefordert, gar durch K üstenangriff seine grauen, D am p f schnaubenden Riesen gefährdet hätte.

N e b e n anderen saftigen K riegspresselügen ist diese am Spieß längst verkohlt.) D ie K osten unserer Ausfuhrpreisschleu*

derei trug der deutsche V erbraucher; u nd jeder Kaufm ann

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w eiß (u n d Professor Lujo B rentano hats oft w arnend ge, sagt); welche H aß h ü g el uns der üble, n u r den D ynasten der G ro ß in d u strie zinsende, den A u sfu h rd ran g in ungesundes Fett m ästende D um p in g brau ch häufte. D ie schmerzlichste B edingung um ringte Elsaß«Lothringen. Das sollte zunächst selbständig u n d nach einer (noch unbefristeten) W eile dann sein V olk gefragt werden, ob es allein, in einem neutralisirten Pufferstaat, bleiben,zu Frankreich oder zu D eutschland zurück»

kehren wolle. N u r M änner und F rauen,die vor m ehr als zwan*

zig Jah ren selbst u n d deren Eltern im Elsaß oder in Lothrin«

gen geboren w urden, sollten zu dieser V olksabstim m ung m itw irken. Fiel die E ntscheidung für Frankreich, so w urde D eutschland durch U eberseeland von dem G ebietsverlust ent«

schädigt. A uch in dem selbständigen Staat dürften dem Deut«

sehen Reich A ngehörige w eder G ru n d b esitz noch öffentliche A em ter behalten; von dem V erlust m ußte das M u tterlan d sie entschädigen. R u ßlan d sollte in E uropa die G renzen d er y ork rieg szeit behalten, den Italern der vom Botschafter F ürsten B ülow ihnen gebotene L andzuw achs, den Serben freier A usgang in die A d ria gew äh rt, die endgiltige A b ­ grenzung der B alkanländer dem V ölk erbu nd Vorbehalten, dem D eutschen Reich seine afrikanischen H au p tk o lo n ien zurück geg eben w erden. V on K riegskosten sollte es nu r Bel*

gien entschädigen, das es, natürlich, in den alten Stand wie«

derherstellen u n d dessen B ürgern es jed en durch den d e u t­

schen E inbruch u n d K rieg entstandenen Schaden ersetzen m ußte. D er V ö lk erbun d sollte b eide M ächtegruppen und alle zu B eitritt w illigen n eu tralen Staaten um fassen; die ihm Zugehörigen w ären verpflichtet, jeden internationalen Streit du rch den Spruch des B undesgerichtes schlichten zu lassen, ihren Parlam enten dieE ntscheidung über Lebensfragen (Frie«

de, Krieg, E rnennung der Regirer) zu sichern, die T ru pp en au f die V erfassung, nicht auf einen M onarchennam en, zu vereiden u n d die Friedenspräsenzziffer des H eeres nicht über ein H albp rozen t der V olkszahl zu heben. A n diese Ziffern«

pflicht w urde n u r die M arine E nglands nicht gebunden, weil es m it kleiner Europäervolkszahl das g rö ßte Erdreich zu schirm en habe. A lle im V ö lk erbu n d vereinten Staaten soll«

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Die grauen Weiber 3 2 5

ten in H andelsverträgen einander das Recht der M eistbegün­

stigunggew ähren u n d jede nicht zum B und gehörigeM acht, die einem M itgliededenK rieg erklärte,inG em einschaft bekäm pfen.

D as war nicht der ewig unm ögliche „Siegfriede“ , auch nicht der von herzlich A politischen erträum te „D eutsche Frie- d e “ ; doch einer,in dessenLichtfülledasdem okratischeD eutsch*

land aufgeblüht wäre. D ie Bedingliste war uns viel günstiger noch als W ilso ns Vierzehn G ru n dsätze; un d sie bew eist hier o ft A usgesprochenes: d aß erst die ludendorffischen Friedens*»

schlüsse von Brest u n d Bukarest, diese T o tsü n d en w ider den H eiligen G eist des M enschenrechtes un d politischer V ernunft, das Verlangen nach Eingriff in D eu tsch lan d s O stbesitz pflanz»

ten ; weil diese Friedensschlüsse m ißtrauischen Blicken die Seifenblase „M itteleu ro p a“ verdickten u n d ein von Riga bis M id ia, gar bis Basra herrschendes, als Suzerainm acht über einem Vasallenkönigreich Polen thronendes deutsches Milita*

ristenim perium dem Sanftesten unerträglich gew orden wäre.

W ahrscheinlich hätte im Elsaß der starke D ran g nach Selb­

ständigkeit gesiegt, Frankreich sich m it der lothringischen Sprachgrenze begnügt; wäre von klugen V erhändlern noch al*

lerleiM ild e ru n g u n d R ab a ttd u rc h zu d rü c k e n gewesen.Ein gan­

zes K riegsjahr, m it entsetzlicher M enschenvergeudung in drei O ffensiven u n d vielen Rückzügen, m it vierzigtausend Milli*

onen M ark Reichsausgabe gespart. Keine Blutlache zwischen A m erikanern und D eutschen. Keine R eparation C om m ission, keine Z erfädelung aller vom deutschen H an d el draußen ge­

k n ü pften B ünde, nicht Entschädigungpflicht, die ganze G e ­ schlechter verfront. Freilich: d ie T a g v o rT a g von Amtes wegen B elo gen enh ättedieA nkü n dun g so lchen Friedens erschrecklich enttäuscht; der Blick in W irklich k eit Erw achter sieht ihn wie ein verlorenes Eden schim mern. W aru m es verloren w urd e?

D ie Frage m üßte einen ernsthaften U n te rsu c h u n g sa u ssc h u ß beschäftigen. D ie Bedingliste ist im Septem ber 1917 dem Sekretär einer D eutschen G esandtschaft d ik tirt, von Chiff*

reurs übertragen, vom G esandten nach Berlin, an das A u s­

wärtige A m t, geschickt w orden. D rei Tage danach m ußte der D eutsche dem britischen F reund schroffe A b lehn un g m ejden. W ilh e lm , h ieß es, habe gesagt: „M ein H aus hat

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P reußen gem acht, P reußen hat D eutschland gem acht u n d wir H ohenzollern haben Elsaß * L othringen dem Reich er*

fochten. M ein H aus H ohenzollern steht und fällt m it dem R eichsland; un d fällt es, dann kom m t schließlich auch nicht m ehr viel d rau f an, ob D eutschland aufrecht bleib t oder zu G ru n d e geht.“ Provinztheaterpose; wie immer. (W o llt Ihr g lau b en , d aß dieser E ntkrönte, nach allem E rlebniß, h e u te noch völlig unverändert ist? Z w eiflern ein erweisliches Bei?

spiel: als in A m erongen der tausendste Baum gefällt w orden war, ließ der allerhöchste G ast im Park sich neben dem W ipfel der graugrünen Leiche photographiren. D as ist weniger als Shakespeare,m ehr alsH jalm arE k d al. D as istG ra b b e in seiner hellsten Stunde.) O b der Friedensvorschlag bis in den Dunst*

kreis der G enerale vordrang, war noch nicht zu erm itteln.

G ew iß aber ist, daß er auch da barsch abgelehnt w orden wäre. Zw ei M onate zuvor hatte (in dem vor acht T agen hier veröffentlichten Brief an den K anzler) G eneral Luden*

dorff, der seine politischen B ekenntnisse dam als noch v o n dem Feldm arschall unterschreiben ließ, ja gesagt: „ W ir kön*

nen sicher sein, d aß jed er englische Friedensversuch der Be*

weis seiner nahenden A gonie ist.“ U n d ein Jah r nach d e r Rügeepistel an T heobald u m sprach er zu H errn von H in tze :

„ A u f die Frage, ob ich gew iß sei, m it der Sommeroffensive den Feind entscheidend m ilitärisch zu besiegen, antw orte ich m it einem bestim m ten J a “ . W ie un klu g die M enschenw elt re-»

girt w ird, h at O xenstjerna selbst nicht geahnt. W ill d e r j Zw eite U nterausschul? des V organges wahres W esen ergrün*

d en , so m uß ers pfiffiger anfangen, als er bisher pfleg te;

m uß aus der T raulichkeit alkoholfreier Plauderstündchen in die Schranken der S trafprozeßordnung zurückkehren. D ie (sehr kurze) Zeugenliste kann er jeden T ag haben.

N o t h

1. „D er Krieg ist verloren, den wir zu vermeiden gesucht habenr

•SO lange es mit unserer Selbsterhaltung vereinbar erschien. W ir konnten ihn nicht wollen, weil wir ihn auf dem Festlande austragen und unsere Kolonien, unseren Seehandel, unsere Schiffe preisgeben mußten. Und doch sollen wir die U rheber gewesen sein: man wirft uns W eltherrschaftpläne vor. Lassen wir uns doch nicht durch solche Machenschaften irreführen; denn sie haben ja nur den Zweck,

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D ie grauen W eiber 3 2 7

uns zum Eingeständniß unserer Schuld zu bringen. Rußland und Frankreich allein hätten es nicht zum Aeußersten kommen lassen, wenn sie nicht Englands sicher gewesen wären. Unser wirthschaft- licher Aufschwung, unsere Arbeit, unser eiserner Fleiß erregten jenseits des Kanals Mißbehagen. D urch unsere Stellung als stärkste L and­

m acht und die Entwickelung unserer Flotte fühlte sich das Inselvolk in seinem Herrendasein bedroht. England hätte 1914 ,das russische Schwert in der Scheide halten' können, aber sein Neid und Macht­

wille haben den Krieg eigentlich erst entfesselt, durch seinen Eintritt ist er zum W eltkrieg geworden. Ueber vier Jahre haben wir stand­

haft und ruhm voll gekämpft. Ungeheures ist von unserem Volke verlangt und auch geleistet worden. Aber warum brachen wir denn zusammen? H at die U eberm acht unserer Feinde uns vernichtet?

Nein; unsere tapferen Soldaten sind nicht besiegt worden, es war anders. In uns selbst saß der W urm der Zerstörung. Die Heimath hat nicht durchgehalten, sie ist in Folge der Länge des Krieges müde und uneinig geworden. Dem zähen Vernichtungwillen unserer Gegner, die zielsicher alle Kräfte einsetzten, haben wir nichts Gleiches ent­

gegengestellt. W ir hatten keine richtige Führung im Inneren. Die Zügel schleiften am Boden, die Volksseele wurde durch die oft stark hervortretende Rathlosigkeit der Regirung geschwächt, der Sieges­

wille entkräftet. W ir fielen auseinander, gegenseitiges Mißtrauen und Feindschaft, Eigennutz und Raffgier haben die Kluft zwischen den einzelnen Volksklassen immer m ehr vergrößert. Volkfremde und unpolitische Führer drängten sich vor, gewissenlose Agitation machte sich breit, feindliches Geld rollte und sorgte dafür, daß man über die Stimmung bei uns und unseren Verbündeten gut unter­

richtet war. Mochte der Soldat an der Front unübertrefibare Helden- thaten vollbringen, dem anrennenden Feind eine Mauer von Eisen entgegenstellen, der Hölle des Trommelfeuers bis zum Letzten trotzen:

der Zersetzung von innen heraus, die auch ihn allmählich erreichte, war er nicht gewachsen. Allzu sehr ist die Schuldfrage in den Vordergrund getreten; dazu ist keine Zeit. Unsere Gegner verfolgen einen politischen Zweck damit, wenn sie uns die Schuld an dem W eltunglück aufbürden. W enn aber Deutsche selbst sich dazu h er­

geben, unsere Gegner darin zu unterstützen, so zeigen sie dam it Mangel an nationalem und sittlichem Gefühl, an geschichtlichem V erständniß; als ob die Kriegserklärung von unserer Seite, dieser rein formale Akt, der sich aus dem strategischen Zwang ergab, das Ent­

scheidende gewesen w äre!“ („Den Heimkehrenden die Stadt Stettin“.) 2. „D en heim kehrenden Brüdern und K am eraden! W as hat man aus Eurer deutschen Heimath gemacht? In Trüm m er und Scherben

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haben schmutzige Hände geschlagen, was Euch heilig und geweiht war. Geschändet hat man den deutschen Namen, für den Ihr erst gekämpft und gelitten und dann Jahre lang noch in Gefangenschatt geschmachtet, den Namen des deutschen Vaterlandes, das die W eihestätte war Eures häuslichen Glückes, Eures vaterländischem Stolzes. Von Judengeld haben sich traurige Feiglinge bestechen lassen, Euch in den Rücken zu fallen, als Ihr noch kämpftet;

Juden und Judensöldlinge haben des Vaterlandes letzte W ehr ent­

ehrt und zerschlagen, als es galt, einen Frieden zu schließen, der Euch, den Aermsten unter den Armen, wenigstens die Heimath wiedergegeben hätte. Darüber täuscht keine Lüge und keine Be- theuerung der jetzigen Gewalthaber und ihrer Trabanten hinweg:

wäre die sogenannte Regirung fest geblieben und hätte erklärt:

W ir schließen keinen Frieden, wenn Ihr uns unsere Gefangenen nicht zurückgebt, Kameraden: wir hätten den Frieden bekommen und Eure Erlösung! Nur deswegen, um Euch noch länger schänden und m artern za können, um noch Tausende von Euch dem Siechthum und dem Tode preiszugeben, deswegen allein hätte der Feind den Friedensschluß nicht verweigert. . . B eauftragtedes Volkes nannten sich die Herren, die sich in die W olle setzten. Hat man Euch gefragt, ob Ihr noch länger hungern und dürsten und leiden wollet, nur damit es Denen in der Heimath, die nie eine Kugel hatten pfeifen hören, besser erging? Die Heimath und die Front war zermürbt. Gewiß war sie zermürbt, des Rückgrats und des Marks, des Pflicht- und Ehrgefühls beraubt, niedergebrochen und vielfach der Verzweiflung nah. A ber woher kam Das? Erinnert Ihr Euch, Kameraden, wie der böse Geist umging unter uns und Denjenigen von Euch, die erst in späteren Jahren in die Hand und Gewalt des F ein d e s, fielen? Erinnert Ihr Euch, wie die jüdische Presse und die im Solde der goldenen Internationale stehenden Söldlinge Euch zuflüsterten, Euch unablässig, Tag und Nacht, unaufhörlich in den Ohren lagen und Euch predigten, daß Ihr nur für den Kapitalismus kämpftet, für die Oberen, die Kaiserlinge und die volksfeindlichen Monarchisten? Und wie man die Unzufriedenheit über den leider Gottes seuchenartig über das Volk gekommenen W ucher ausnützte und schürte, um Euch zu sagen, daß Ihr nur für die Blutsauger Euer Leben aufs Spiel setzet? Aber hat man Euch jem als die W ahrheit gesagt, w er diese W ucherer und Blutsauger waren? H at man Euch jem als davon gesprochen, daß der Jude, der nicht arbeiten und nicht kämpfen wollte, den deutschen Geist vergiftete und leider mit Erfolg vergiftete, so daß Keiner m ehr in dem Anderen einen Bruder erkennen wollte? Kameraden! W ir

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D ie grauen W eiber 3 2 9

brauchen Euch nichts vorzumachen. Ihr habt wohl selber unter Euch Umschau gehalten, als Ihr hörtet, daß die Juden in Eurer Heimath überall an der Spitze waren, daß sie die Revolution m achten und führten und überall in der Regirung auftauchten, wo es einen einflußreichen und einträglichen Posten gab; Ihr habt Euch da wohl unter Euch um gesehen, wie viele Juden in Euren Reihen waren. Von D enen aus den Kämpfen, wohlgemerkt, nicht unter den Uebergelaufenen! Noch während Ihr mit Euren Leibern Heim und Herd beschütztet, H and aufs Herz: wo habt Ihr Juden getroffen? Im Schützengraben oder in der Etape und den Kriegs­

gesellschaften? Ihr braucht Euch nur selber Antwort zu* geben.

Und nochmals H and aufs Herz: Habt Ihr unter den Hungernden und Darbenden, unter den zum Erschrecken Abgemagerten, unter den Tausenden von Schwindsüchtigen einen Juden gesehen? So wenig, wie Ihr unter Euren werkthätigen Volksgenossen, am Schraub­

stock, an der Esse, im Bergwerk, auf der rauchenden Lokomotive, unter den Straßenarbeitern und der hart schaffenden Landbevölkerung

■einen Juden findet. Ihr findet sie, wo es zu herrschen, zu profitiren, wo es Geld zu verdienen giebt; Ihr findet sie unter den wahren Kapitalisten, an deren Schätze keine Sozialisirung, keine Enteignung sich wagte. W arum? W eil Diejenigen, die die deutschen Volks­

genossen gegen einander aufhetzen, die den Bruder zum Feinde des Bruders machen, aus diesen Quellen immer w ieder ihr schmutziges Geld beziehen, wie sie es aus Judenhänden bezogen haben, als es galt, das niedergebrochene Vaterland durch Revolution und damit die größte V ersündigung gegen Euch Schm achtende vollends nieder­

zutreten. Brüder! Kameraden! Die Abrechnung kommt! Lasset nicht auch Ihr Euch'bethören! Lasset nicht, die Ihr Euch in heißer, -qualvoller Sehnsucht um Heimath und Vaterland verzehrt, Euch Herz und Sinne von den Frem dlingen bethören, die keine Heimath kennen, denen es überall wohlergeht, wo sie ohne Arbeit Geld verdienen. D eutscher Schutz- und Trutzbund . . . Die überlaute Auf­

geregtheit der Juden ist eine ihrer geschickten Waffen, um die Erörterung der Judenfrage zu unterdrücken. Es ist darum unklug, in Gegenwart von Juden über ihre Gefahr für das Deutschthum sich zu unterhalten. Die Juden werden durch großes Geschrei die Aussprache immer in ihrem Sinne zu lenken wissen. Darum lernt schweigen, beobachten und handeln. W ir überwinden den Judaismus, indem wir uns von ihm frei machen und ihm und Juden und Judengenossen aus dem W ege gehen. Im Deutschen Schutz- und Trutz-Bund (Hamburg 1, Postschließfach 38) finden wir den H ort unseres Deutschthums. Das Aufnahm egesuch la u tet: Ich ersuche

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um Aufnahme in den Deutschen Schutz- und Trutz-Bund. Meine U nterschrift habe ich eigenhändig vollzogen und versichere nach bestem W issen und Gewissen, daß ich deutscher A b s t a m m u n g bin und daß unter meinen bzw. m einer Frau Vorfahren sich insbesondere keine solchen jüdischen Blutes befinden. Der jährliche Mindest­

beitrag beträgt drei Mark. A ngesichts der jüdischen Geldherrschaft bedarf aber der Bund zurD urchführung seiner Aufgaben großer Mittel.

D arum sollten die Mitglieder, die dazu im Stande sind, aus freier E nt­

schließung sich zur Leistung höherer Jahresbeiträge verpflichten.“

3. „Ein Friedensfürst zu sein und zu bleiben, war der höchste Ehr­

geiz uüseres nur allzu vertrauensseligen Kaisers, der selber, wie mit ihm sein ganzes Volk, einzig die unerläßliche Pflicht der V e r te id i­

gung und Selbsterhaltung erfüllte, als der schlau Ueberlistete und ruchlos Ueberfallene endlich aufrief zur Vertheidigung der Vatererde und völkischen Freiheit. Ueberzeugt von dieser noch heute durch nichts erschütterten Thatsache leisteten die Führer aller Parteien da­

mals bereitwillig den Schwur treuer Gefolgschaft in die Hand des obersten Kriegsherrn. ,W ar sint die eide kommen?' klagt der treue Held Siegfried im Nibelungenlied. Allein wie durch das Dunkel der Jahre von 1806 bis 13 tröstend und stärkend ,das Gestirn von Friedrichs E hre£ strahlte, wie 1870 die Erinnerung an das W under der Befreiungskriege, 1914 das Gedenken an 1813 und 1870 als lebendige Kraft befeuernd und stählend wirkte, so möge einstens kommen der Tag, von dem wir nicht eitel sprechen, an den wir jedoch in unserer Herzen Tiefen stündlich mit höchster Inbrunst denken sollen, der dreim al gesegnete Tag, an dem der Geist von 1813, 1870 und 1914 wieder das gesammte deutsche Volk durchflammt und mit Heldenblut die Novem ber-Schuld und Juni-Schm ach vom deutschen Namen abwaschen wird. Allmählich werden ja auch die heute und morgen noch abseits solcher Hoffnung und W ün?che stehenden Volksgenossen, wenn in langen Jahren bitterer Drangsal ,das lockere Geschlecht* gemäß der W eissagung unseres schlesischen Sängers und Lützow-Jägers Eichendorff ,wie die Erze vom Hammer, von Noth und Jam m er zu festem Eisen rechtgehauen sein wird', die tiefe W ahrheit des schlichten D ichterw ortes erkennen und dann er­

neut bethätigen: ,Glaub mir, mein Sohn, denn alles Andere ist L ü g e:

Kein Mensch gedeihet ohne V aterland/ . . . Ist es noch nicht ge­

nug, daß der englische Goldstrom durch Hunderte von Kanälen die Oeffentliche Meinung allenthalben vergiftet hat, die Gewissen ein­

schläferte, daß der russisch-bolschewistische Rubel ungehemmt ver­

derblichst rollte, bis Hagens tückischer Mordspeer, von der eigenen Heim ath geschwungen, Siegfried, das von vorn unbezwungene deutsche

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D ie grauen W eiber 331

Frontheer, verrätherisch im Rücken zu Tode traf? Soll jetzt auch noch unser ganzes reines Streiten für ITerd und Heimath, sollen Hindenburgs Rettungschlachten, die Ruhmesthaten unserer F eld­

herren und der Todesmuth unserer U-Boot- und Luftschiffkomman­

danten, die doch nur zögernd und schonend für die gegen unsere Frauen und K inder gerichtete grausame Hungerblockade, für den Kindermord französischer Flieger in Karlsruhe eine immer noch sehr milde Vergeltung übten, zu einer deutschen Schuld und Missethat gestempelt werden?“ („Akadem ische Feier der breslauer H och­

schulen zur Ehrung der gefallenen und zurückgekehrten Kommili­

tonen; Gedenkrede des Rektors der Universität Max Koch.“) Ein M ann aus W estlan d brachte m ir diese drei Urkun*

d e n deutschen W ollens, b at mich, sie zu lesen, und sprach d a n n : „ In unserem A rchiv liegen ganze Ballen ähnlicher A rtikel. D ie drei Typen, dachte ich, w erden genügen. D er Kom m unal*Dem okrat, der A ntisem it, der Professor: A lle sind einig in der G ew ißheit, d aß D eu tsch lan d nicht m it der W affe besiegt, sondern verrathen, verkauft, daß sein H eer von der H eim ath erdolcht w orden ist u n d seinem Volk hei*

ligste Pflicht befiehlt, die Schmach der N iederlage zu rächeni d en schändenden Friedensvertrag zu zerreißen. N ic h t in einem einzigen Fall ist erwiesen, ist auch n u r glaubhaft be*

haup tet w orden, d aß G eld aus den Entente*Staaten oder aus R u ßland die Bestechung deutscher M einungm acher oder Krieger versucht habe; als der fast ängstlich vorsichtige Bot*

schafter Joffe zu P ropaganda der bolschew ikischen Revo*

u ion Läppersüm m chen anweisen konnte, war D eutschlands Krieg längst verloren (u n d Sie wissen ja, daß selbst die A ngabe, H err Joffe habe für D eutschland gedruckte Hetz«

blätter eingeschm uggelt, aus der Luft gegriffen w ar). Z u M ittelgebirg aber schichten bei uns sich die Beweise der m it deutschem G eld unternom m enen K orrum pirversuche.

W as allein das Bureau Erzberger für G rü n d u n g von, Be*

theiligung an Z eitungen, für Telegram m e zu Lügenaussaat, für E inzelbestechung in O ccident u n d O rien t ausgegeben hat, ist Ihnen eben so bekannt wie der Fall Parvus*Sklarz m it seinen A usläufern bis an drei A lpenzüge, drei S e e r

küsten. W ir haben die beglaubigte A bschrift des Vertrages, d en Ihr A usw ärtiges A m t m it Casem ent schloß, der im

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332

Krieg Irland m it deutschem G eld u n d deutschen W affen aus dem V erbände des Britenreiches lösen w ollte un d dessen schim pflicher H ochverrath von Leuchten deutscher Wissen*

schaft wie H ero sth at (verstehen Sie, bitte, nicht: wie Hero*

strat) gepriesen w urde. W ir kennen die irischen Priester, die ihre in D eutschland gefangenen Landsleute dem T reueid still en tbinden sollten und, weil sie diesen Schanddienst wei*

gerten, ins Loch kam en. N ic h t Alles, doch viel von dem in der Schweiz (w o nicht ohne G ru n d hohe A ktenstöße verbrannt w urden) u n d in Skandivavien (w o es noch duf*

tige Prozesse geben w ird) G eschehenen ist uns b e w u ß t;

u n d das in den V ereinigten Staaten, in A rgentinien, Vlam*

land, Brüssel, Frankreich über den U rsp ru n g gewisser Stimm*

ungen, Z erstörungdränge, M eutereien Erm ittelte ist nun lange schon Jedem , der lesen kann u n d will, zugängig. N ich t schwe*

rer die lange Liste all der Kämpfe, in denen das deutsche Heer, sicher nicht ihm zu Schmach, von den T ru p p en der West*

m achte geschlagen w orden ist. D iese steten N iederlagen, die nicht dadurch, daß sie in D eutschland verschwiegen oder gar in Erfolge um gefälscht w urden, aus der W elt der W irk*

lichkeit schw anden, nu r sie haben das als K am pfkrafteinheit bew undernsw erthe, doch n u r au f Siegesgew ißheit gedrillte, niem als von eines him m elan w eisenden G edankens Leucht#

feuer du rchg lü h te H eer zerm ürbt, in O hnm acht zerbröckelt.

W as blieb ihm , w enn die letzte H offnung au f Sieg ver*

stä u b te ? G estatten Sie mir, zu sagen, d aß es m indestens im letzten H alb jah r schlecht geführt war u n d schließlich dem selben Fehler erlag, der im Septem ber 14 den Rückzug von der M arne erzw ungen u n d schon dadurch unseren E n d ­ sieg gesichert hatte: blin d er V erkennung der feindlichen A u f­

w andsm öglichkeit. W ie M oltke,B ülow , Kluck (einerlei, wers war) nicht m it G allienis pariser T ru p p en , so rechnete 18 L udendorff nicht m it den Reserven Petains (der, nicht Foch, Frankreichs H eer füh rte), w ähnte sie schon durch das Bronze­

geschütz seiner amtlichen Berichte vernichtet, hielt die E ng­

länder fü r m üde, die A m erikaner fü r L uxussportleute. Sie selbst, H e rr H arden , hab en m ehrm als geschrieben, d aß seit der ersten A prilw oche, seit dem völlig m ißglückten Ver*

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D ie grauen W eiber 333 such, A m iens zu nehm en, Franzosen u n d Briten zu trennen, an die Küste vorzustoßen, der blässeste H offnungschim m er verdunstet und jede der ertraglos folgenden Offensiven das W erk verhängnißvollen Irrth um s, nur^von frühem R ückzug in feste, schwer einnehm bare Stellungen, |von der starken D efensive ausgeruhter M annschaft noch leidlicher Friede zu erw arten war. Seit M onaten haben Sie oft auch w arnend .vorausgesagt, der Rückfall in W esen u n d T o n a rt des M ilitär?

m onarchism us müsse, wie Zw iebelgeruch das T hränen des A uges, in den W estv ölk ern das Erfrieren aller lenzlichen G efühlskeim e bew irken. Solche U nbefangenheit läß t Ver»

ständn iß hoffen. Keinem E uropäerreich bringt der Friedens*

vertrag auch n u r für gro ß e Bruchtheile des verlorenen Men*

sehen*, Güter» u n d G eldkap itals Ersatz; d aß er, wie ich nicht leugne, für D eutschland sehr hart ist, w ird durch die von Blick kaum m eßbare H ö h e des angerichteten Schadens und durch die Furcht vor neuer A u fb ru n st d erT eutonenw uth erklärt. Ist diese Furcht tief beg rü n det oder n u rW a h n g e b ild ? W ir haben geduldig gewartet. D as neue D eutschland, das uns angekündet w ard, kon nte auf die Länge ja nicht verken*

nen, daß des Kaisers H eer in D u tzen d en kleiner un d g ro ß er Kämpfe, seit dem A pril fast ohne W ied erk ehr seiner Sieges»

sonne, geschlagen, zurückgew orfen, seines G eschützes be*

ra u b t, m ilitärisch, in durchaus ehrenvollem R ingen, voll*

kom m en besiegt w orden un d n u r durch die W affenstreckung einem Cannae o der Sedan von zuvor unahnbarem U m fang entgangen ist. Ich höre hier im m er (auch G raf Bernstorff h ats.neben m ancher schwanken B ehauptung, ausgesprochen), ,W ilso n habe versagt*. A uch D ies ist Irrthum . W en n s nach dem W illen unserer Feldherren u n d einzelnen Zufallsmili*

taristen im schwarzen Rock ging, m arschirten unsere Trup*

pen nach Berlin, M ünchen, D resden, noch weiter ostw ärts;

erlebte D eu tsch land , was Belgien, F rankreich, Polen vier Jah re lang erd u ldet hat; w urde erst in der R eichshauptstadt der W affenstillstands veitrag d ik tirt u n d im Friedenspakt die A u flösu n g des R eichsverbandes, die Einung O esterreichs m it Bayern, die A uto nom ie u n d N eu tralisiru n g des Rhein»

landes, m it der Pfalz un d H essen , erlangt. D a ß W ilso n

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u n d A ndere sich solchem D ran g entgegenstem m ten, ändert nichts an der Thatsache unseres vollkom m enen, nu r m it mili*

tärischen M itteln erstrittenen Sieges. D essen A nerkennung ford eft von D eutschland nicht etwa gallische Hahnseitel*

keit o der angelsächsischer D ünkel. D ie W e lt w eiß die W ahr*

heit; u n d der alteC lem enceau selbst ist weitab vonTrium phes*

wonne. A ber n u r m it einem D eutschland, das eingesehen h a t und, m it dem Freim uth seiner tapfersten Bekenner aus w irklich g roßer Zeit, zugiebt, d aß der in dem gew altigsten H eer aller Geschichte ausgedrückte M achtw ille seiner alten, gestürzten Regirer m it dem von ihm selbst erw ählten W erk*

zeug besiegt, zerbrochen w orden ist, k ö n n en wir leben; nur in mählich erw ärm ter G enossenschaft m it ihm in das Unge*

w itter schreiten, das an Europas H im m el aufzieht u n d das zu W eltk atastrop h e w erden m uß, w enn D eutschland, statt in dem okratisch friedliche Internationale hinzustreben, sich w ieder in ehern blinkenden N ationalism us panzert. D as ab er geschieht; u n d die regirenden Sozialisten w irken, trotz S tockholm , Bern u n d der A ussicht auf G enf, eifernd da*

zu mit. , A m A usbruch des Krieges waren alle M ächte, wir am W enigsten, m itschuldig. W ir haben Sieg auf Sieg errungen;

sin d nicht geschlagen, sondern durch den Landesverrath von Kom m unisten, Bestochenen, Ju d e n u nd anderen fremd*

stäm migen Feiglingen in W affenstillstand gezw ungen, von W ilso n u n d ähnlichen H euchlern um den vereinbarten Frie*

d en betrogen w orden, noch aber stark genug, um das Fremd*

gift auszuscheiden u n d die Schmach unerbittlich zu rächen.*

Von dem H istorischen ist jedes W o rt als falsch erweislich un d h undertm al erwiesen. D ennoch ists O effentliche Mein*

ung bis tief in die Reihen D erer, die sich D em okraten nen*

nen; in deren H au pto rgan , dem Tageblatt, las ich neulich das Lied von dem hingesunkenen G erm anen, der sich bald in die alte Riesenkraft aufrecken u n d die U eberw ältiger zer*

m alm en w erde; u n d dachte an Ih r C itat aus dem Tacitus, der von den hartnäckig noch in der verw erflichsten Sache beharrenden G erm anen sagt: ,D as nennen Sie selbst dann T reu e.1 D ie besiegten Feldherren werden gefeiert, wie nir*

gends die vom Siege gekränzten, u n d stehen als A nkläger,

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D ie grauen W eiber •335

als zürnende G ö tter vor dem G ericht der Nationalversamm * lu n g , aus deren Schoß kein W ö rtch en des W iderspruches gegen die K indsm är vom .D o lchstoß in den Rücken* kojnm t.

Alles von den alten G ew alten V ollendete w ird, wie T rojas P alladion, so hitzig vertheidigt, daß der Frem de sich T ag vor T a g fragen m uß, warum m an die Väter so w ohlthätigen Wir*

Jkens weggejagt habe. Bald, flüstert ringsum die A ntw ort, kehren sie auch zurück. A us Reichswehr, Sicherheitwehr, Zeitfreiw illigen, E inw ohnerw ehren soll in der Stille eine neue Arm ee w erden, die, wenn die Stunde schlägt, von rasch umzustellenden* Fabrikbetrieben gewaffnet wird. D as Pro*

.gram m lhrerM onarchisten, deren A nhang v o n M o n d zu M ond

•wächst, ist von W ieg an d in N ew Y ork veröffentlicht u n d als echt anerkannt worden. Z uerst Präsidium des M arschalls Hin*»

d e n b u rg (also Ludendorffs, der ja, m it seinem O b erst Bauer u n d anderen K nappen, von N ew m ans W o h n u n g in der als Sym bolon w ichtigen V ictoriastraße aus das G anze leitet);

dann Plebiszit ü b er die künftige Staatsform und^ w ennsglückt, d er K ronprinz, der nicht auf sein T h ro n recht verzichtet hat, D eutscher Kaiser. W as den heim kehrenden Kriegern gepre*

<iigt w ird, habe ich an drei Beispielen Ihnen zuvor erläutert.

Kann ein nicht dem V ernunftreich entlaufener D eutscher, M onarchist oder Bolschewik, nach A lledem d arüber staunen, d a ß wir dem Frieden m it D eutschland nicht trauen u n d vier»

hunderttausend gefangene Krieger nicht heimschicken, ehe die V ertragsvorschrift uns dazu z w in g t? “

Keiner. U n d wer, wie der Salam ander den Leib in Feuer, die Seele rein wahren will, D er darf so rauh schmerzender, 'so w ahrhaftiger Rede* w enn sie auch aus dem M u n d eines Feindes“ kom m t, nicht widersprechen. U n ter all dem Noten*

gestiebe der letzten W o ch en sehe ich n u r den N a p f m it hu ndertm al beschnüffeltem u n d beleckten Brei, den derhung*

rigste K ater nach der K ostprobe verschm äht h a t W a rs nöthig, d u rc h die vom Präsidenten Clemenceau am achten D ezem ber Unterzeichneten N o te n die D eutsche R epublik w ieder vor der W e lt in U nrechtsschein setzen un d in R ückzug vor Gewalt*

a n d ro h u n g zwingen zu lassen? W ird dieser R ückzug durch die Offiziösenlüge gedeckt, Frankreich habe in der Gefan*

genenfrage seinen S tan dpu n kt geändert und kom m e dem

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3 3 6

deutschen W u n sch weiter als zuvor entgegen? D en Stand*

p u n k t bestim m t A rtikel 214 des Friedensvertrages, der die H eim sendung „des la mise en vigueur (after the coming into förce)“ des Paktgesetzes vorschreibt; un d N iem and h a t diese V orschrift je zu verwischen getrachtet. Am erika, Bel*

gien, E ngland haben viel früher, als die Vertragspflicht be*

fahl, die G efangenen heim geschickt; Frankreich, die Präsidial«

macht, hat gewartet, weil der Besiegte das Baltikum allzu säum ig räum te, französische Offiziere d o rt nicht vor wirrem G eschieß der verw ilderten Söldnerbanden zu schützen ver.»

mochte, w eder einen A ufb au p lan noch Ersatz der bei Scapa Flow versenkten Kriegsschiffe an b o t und weil die Remili*

tarisirung D eutschlands den w unden N achbar vor der Rück*

lieferung der M annschaft warnte, aus der schnell m indestens dreizehn Arm eecorps zu bilden wären. N eues ist über das G ekram nicht m ehr zu sagen. N ich t zum Erbarm en schlecht geführte V erhandlung, in der ein Q uivis sich als starken M ann empfiehlt, hilft uns weiter. N u r schleunige E rfüllung besiegelter Pflicht. Freut das deutsche Volk nach der Nieder«*

läge sich noch an T haten vom Schlag der bei Scapa Flow ge«

schehenen, dann m uß es dafür zahlen; wills von den alten C hören die alten Lieder hören, alltäglichem A u fru f zu Rache«

krieg lauschen, dann darf es nicht erw arten, daß der Sie«

ger um eines Buchstabens Spanne von seinem V ertragsrecht weiche. D as G escharr bourgeoiser H asenfüße, das Geflenn der den R egirungtrog U m schm atzenden, um Futter u n d gott*

ähnlicheW ürde Bangen d arf nicht über dieT hatsachetäuschen, d aß D eutschland n u r gesunden kann, wenn Sicherheit* und Einw ohnerw ehren nebst Zeitfreiw illigen und anderem Mili«

taristenspiel m it dem Feuer verschw inden u n d die an G rund*

u n d G eldbesitzer vertheilten G eschütze und W affen w ieder in Reichsgewahrsam eingeliefert werden. Beschämend ist i nur, d aß einer sozialistisch*dem okratischen'Regirung erst die W estm ächte diese Entw affnung aufzw ingen m ußten. W enn w ir nicht m it hunderttausend tüchtig gedrillten Söldnern u n d örtlichen, nach dem M uster britischer Policemen vorgebil«

deten G em eindepolizeicorps auskäm en, m üßte das Auge d er W e lt in den Irrthum schweifen, das deutsche Volk sei zur R äuberhorde gew orden. Schwimmdocks, Bagger und anderes

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Die grauen Weiber 33 ? unentbehrliche H afengeräth w erden uns bleiben, w enn in See« u n d Flußschiffahrt Sachverständige (etwa die H erren H ulderm ann, H eineken, Stinnes, V on Flügge) m it höflichem Ernst die N o th w en d ig k eit erweisen u n d wenn für die ver*

senkten Schiffe zureichender Ersatz („au f A bzahlung“) ge*

boten wird. D a ß im Bauch eines vom M eeresgrund ge*

hobenen Kriegsschiffes der Brief des deutschen Admirale stabschefs an den Befehlshaber der internirten Flotte ge»

funden w urde, ist Pech; unw ürd ig aber, zu leugnen, d a ß als dieses Briefes H auptzw eck jedem U nbefangenen der W ille erkennbar w ird, dem eingesperrten A dm iral anzudeuten, die Behörde erw arte von ihm, d aß er der U ebergabe die Ver*

Senkung der Schiffe vorziehen werde. („ Ih r Schicksal w ird nicht ohne uns entschieden, die Entscheidung w ird vo n uns selbst vollstreckt w erden un d die A uslieferung an d en Feind ist ausgeschlossen.“) K indhaft war der G laube, neuer W illkürw echsel zwischen „geharnischtem Protest“ unddem ü- thiger Bitte könne den Sieger bew egen, einen K riegsakt u n d eine Ersatzw eigerung, gegen die zwei Verträge ihm das Sühnrecht zusprechen, dem U rtheil frem den G erichtes vor*

zulegen. D er m ilitärische Ehrbegriff w ollte die V ernichtung des G eschw aders, die doch keinen H eldenthum saufw and, kein persönliches O pfer heischte: u n d die d eu tsc h e 'N a tio n m uß den Spiritus bezahlen, der ihr diesen Ehrbegriff rein erhalten, vor Schimmelpilz schützen soll. T h u t nichts: d er Ju d e w ird verbrannt un d das „R eichsnothopfer“ schwillt noch ein Bischen höher. D as w ürde erträglicher, wenn mans we*

nigstens „K aiser*W ilhelm »Gedächtniß*Spende“ taufte. N ic h t ganz so kitschig wie M atthaei, des Tiefbauers, Benennung;

und, ohne bem äntelnde H euchelei, richtig. Eitle T h o rh eit ist in den Präventivkrieg, den 1914 keine fremde G ro ß ­ macht wollte, zu dem keine gerüstet war, dem jede m it aller erdenklichen K unst auszubiegen strebte, geschlittert; hat ihn mit m enschheitw idrigem W erkzeug, m it m eisterlicher T echnik, doch ohne die G eniespur schöpferischer Strategie, ohne G eist, ohne E rkenntniß des politisch N othw en d igen u n d Mög*

liehen, geführt; ihn gewissenlos verlängert, bis die letzte Ge*

legenheit zu leidlichem Friedensschluß verglommen war; ist völlig besiegt, das ihr anvertraute H eer von der U eberzahl

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.338

feindlicher W affen in O hnm acht zertrüm m ert w orden: und n u n klagen die allein Schuldigen, o h n e Reue, ohne Scham, ohne G raus , vor jLeichenhimalayas, große Theile des deut- sehen Volkes, das für ihre B lindheit und ihren Frevel die .Riesenzeche zahlen m uß, feigen Erlahm ens u n d tückischen V errathes an. D as ist die W ah rh eit. D as ist die Frucht vom Faulbaum der Kaiserei, die, in höherem A uftrag, der M ilitärtribun M axim us Bauer, Ersinner des M ärleins vom D olchstoß, w iederherstellen, durch die erlauchte Persönlich-»

keit des W indspielheros von Stenay in neuen G lanz fir­

nissen will. W e r sich a u f diesen W eg, dessen D ickicht nur Bayonnettes lichten k önnen, sehnt, D er darf ü ber H ärte und Schroffheit der B edrohten nicht klagen.

, Schade, daß nicht einer der vielen Fehler, die H err Gle- menceau in der letzten Z eit gem acht hat, nicht einer von kluger Staatsm annschaft ausgenützt w orden ist, D er noch als G reis, als das hum uslose G efäß eines steil aufgeschossen nen. W illens preußischste aller Franzosen m öchte das u n rett­

bare E u ro pa von gestern, das im W esten m it dem Jak o b in er­

stem pel beprägte, retten; schw ankt zwischen der A ngst vor W ied erh o lu n g des deutschen Einbruches u n d dem G rauen vor der ringsum (trotz allem Z eitungschw atz) sich wölben*

den W o g e des Bolschewism us; u n d schirm t sich m it der H offnung, ein unter der Fuchtel gehaltenes D eutschland im N o th fall als E tapenstraße auf dem M arsch nach Leninien, gegen die G läubigenheerde der Sowjets, brauchen zu k ö n ­ nen. Er sp ürt nicht, d aß der Bolschewism us A siens Rache an d er entarteten, Asiens H eilspende an die, dennoch, ge­

liebte, noch gebärtüchtige T ochter ist; daß in der W iege des urältesten Bew ußtseins von M itleidspflicht, W eihkraft erdu ld eter Q ual, gleichem R echtsanspruch alles von A them D urchw ehten auch dieses G laubensverm ächtniß, wie des G a ­ liläers, in festen K nochenbau reifte und, wie das vom Kruzi- fixus hinterlassene, zwar von einem Paulus, G regor, Luther w eltlichem M achtbegehr u n d Behagenszweck angepaßt, nie aber, niemals wieder, aus der Scholle der M ühsäligenhoff- n u n g gerodet w erden kann. Ein jüngeres A uge sähe es^nicht:

d enn zwischenVogesen und Peipus qualm t die Lüge aus nicht dü n n eren G arben als w ährend der schwärzesten Kriegszeit.

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D ie grauen W eiber 330 W eitblickender, Ziele setzender Politik brächte der Greises»

w ahn reichen Zins. D och die Lüge, je tit die von der U nschuld der W ilhelm iner, von der Friedensschm ach u n d der still vefr*

wegenen Jag d bis in den Rachemittag, bieg t alle Balken detit*

scher Regirer un d M einungm acherpaläste, Verwaltung», Bet«*

und Lehrstätten. U n d noch immer gilt die Pflicht, d en ,,F eind“, aus dessen Verlegerkassen die Feldherren Falkenhayn, Hin»

denburg, Ludendorff doch ohne N asenarger hohen Sold eiri»

säckeln, m it V olldam pf anzulügen, als des dreieinigen G ottes Elftes G ebot. N o ch immer w ird, nach dem hehren V orbild der glorreich G eschlagenen, alle Schuld dem bösen öder blöden N achbar zugeschoben. So leben wir. M itten in Ge»

genrevolution. W eit vorn schon auf der Straße, an deten Ende ein einig Volk von Schiebern aus Sturm unter das Noth*

dach der M ilitärdik tatur kriecht. D as aus schwammigemFach»

werk gefügte „K abin et“, die versklarzte D unkelkam m er, in der kein Lichtbild deutschen G eistes zu entw ickeln ist, w ird, endlich, vom Volk die Bezahlung der von alten u n d neuen Regirern zerbrochenen T öp fe fordern, irgendeinen diplo»

m atischen Com m is in D utastas C anossaburg schicken und durch löbliche U nterw erfung die zerquälten Landsleute aus der G efangenschaft erlösen, der sie von hellsichtiger V ernunft seit W o ch en entkettet sein könnten. Von Vernunft, die weiß, was in E uropa ist, was Asiens unsterblicher Schoß gebar u n d wo allein noch deutschem Streben sich die Hohl*

gasse öffnet. Soll den H eim kehrern in einer stettiner Ge»

m eindeküche, von einem breslauer Koch die M ahlzeit be»

reitet und danach, m it „H ep p ! H ep p ! H u rra !“ das Eiapopieia von M ax u n d Ehrich, den M usterknaben, gesungen wer*

den ? D ie Scheidung der Individualisten von Sozialisten ist heute nicht so w ichtig wie andere: Scheidung D erer, die in der bleichen W interssonne w ahrhaftigen W illens zum Frie»

den sauber zu leben, m it den W urzeln des H eim athgefühles sich in M enschheit einzuordnen trachten, von D enen, die in jeder Frem dart den Feind w ittern, die dicht eingewickelte M um ie unfroh entschlafener, schon von Lessings Zwielicht»

w itz gehöhnter V aterlandliebe als G o tth e it anbeten und, auf ihren stum m en Befehl, in Lügenbrodem , auf glühender Esse das Schwert des Rächers schmieden.

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