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Die Zukunft, 16. Dezember, Jahrg. XXV, Bd. 97, Nr 11.

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xXV. Jahrg. seelityden 16.gezembee1916. st.11.

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Herausgehen

Maximilian Kardew

Inhalt-

Süd Triebe insitt-sit........ ..................M

Uachdruck verboten.

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ErscheintjedenSonnabend.

Preisvierteljährlich5 Mark, die einzelne Nummer 50 Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft- Wilhelmstraßesie

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von Dr.med. Mag-Ins Hirsehtech 1190s.Preis geh.»I.12.—.Ist-.rll t4.—,

Dieses Buch ist deselnzise undSr-

sohdptendste speziell-erl( über dieHo- mosexuelität desMannesu.desWeibes.

Namentlich istesdaserstemal, dasdie homosexuelle Frau inallenEigenarten

ihres Lebens undWesens insoein

gehender Weise geschildert wird. Zu

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Berlin, den 16.Dezember 1916.

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Friede in Sicht?

Der TagderBlinden.

-inhellerWintermorgen. Reif aufdenMauern, Dächern, de«mMoos,zwischendenbraunenBlättern derErdkrippen, die hiereinSpätzlein,dortein HündchennachSättigendemdurch- stöbert.Feuchtschimmern,iinFrühglanzderSonne,diegrauen, aitgrünlichenBaumrinden, inDiamantgefunkel schondieEis- klümpchen,die denGertenspitzen,denGelenken undKnorpeln des Gesträuches, jederJulmonatspslanze die kalteNacht ausges- stülpt hat. Wiegesrorene Hoffnung,die inLebensglück austhauen sollundmitFreudenthränendieErlösungaus Starrheit grüßt.

DurchdasGraubraun, unter demschwärzlichenGrün der Kie- fern, lächeltmithundertBlitzlichterneinhelles, dürftig schmales Tännchenwie einChristbaumzundpaßtsichnun, alswärenan seinem KleidalleDochte verglommen,introckenemRöckleinswies derderAachbarfatbeein.Wo sichnichthimmelslichtspiegeltund

umunsdieRunde zumParadies macht,dünkt denträgenBlick dieErde kahl.Ottiliens Tag stieg frohausdemDunkel. Jmseis ligenialender folgterdemTagderGermana Cousin,der krän- kelnden Verghirtinaus Pibroc, die, nach Pein jeglicher Art,das Kreuz auszerstriemteSchultern lud undsichinSeligkeitläuterte.

Ausholderem AugeschautOltilieunsan. DiesrommeFrauVers- winda hat siedemstolzen,rauhen Elsassenherzog Adaltich ge- boren. Statt desersehnten Stammhalters nur·einMädel;gar

-

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einblindesi DerVater will dietotenAugen nicht sehenzwill,daß seinesSamens mißratheneFruchtnochamTagderEntbindung

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308 DieZukunft.

sterbe.Das aufheulendeLeid des-Mutter verhallt.Was-sie unter neun Monden trug, darfnichtindieGruftalsinsersteBettchen sinken. EinetreueMagdrettet das Kindin das rheinischeKloster ZurPalme. DorthinruftEngelsstimmedenBischof Erhardvon RegensburgErlehrt dieHerzogstochter,tauftsie:unddaerihre Augen salbt, erwachtinihnendasLicht.Ottiliebleibtin dem Klo- sterundfristetalsarme Nonne ihrLeben.Die Mutter ist nachder Geburt zweierKnaben hingewelkt.Herzog Adalrichwill von der TochternichtshörenundweigertdemFlehendesSohnesdas winzigste Almosen füreinDing,das nachseinemWillen längst totseinmüßteSeinJähzornerschlägtdenSohn,der dieSchwester heimlich aufdieFesteAltenbergholen ließ.Balddanachwirdsein wildes HerzvonReue zerwühltunderbittetdieTochter-,die als letzteMagdaufdemHofe front,schluchzend,aufaltenKnien,um Verzeihung.Die wirdihmsogleich.OttilieschenktihrLeben denArs men undSiechen, pflegt sie, lüftet unsaubereHütten,bereitet aus HafermehldenDarbendenSpeiseundstiftet,als sievom Vater SchloßundGut Hohenburgmit allerEinkunftgeerbthat,ein Kloster fürhundertdreißigJungfrauen und eingeräumigesKran- kenheim. DenNonnen wird erschlaffendesBehagen nichtge- gönntzihrVettpfühlisteinelinnenloseBärenhaut, ihrKissenein Stein, Gerstenbrotund WasserallihreMahlzeit. JmSpital ist AebtissinOttiliebei derwidrigstenArbeitvornan; selbstbetreutsie denAussätzigenundscheutsichnicht, ihm,weilerMensch ist,die Stirn zuküssen.KlosterNiedermünster,vor-dessenPfortesie,aus denRatheinesPilgers, dreiLindenzweige,alsdiefortkeimens denZeichendesGlaubens,der Liebe undHoffnung, gepflanzt hat, wirbtinNäheundFernesichhehren Ruf.DenBauplatz hatte Oitilien derTäufer,derihr liebsteHeilige,gewiesen;undindie JohanneskapelleistdieJungfraubestattetworden,die,nach lan- gemprunklosenWirken imDienstderVedürftigsten,amzwölf- tenDezember720starb.»Aus ihren eigenenHänden empfingsie desHerrnFronleichnam Leget sich danachnieder und ging ihre Seele ausundverschied seliglichzu denEwigen Freuden.Wer dürfte sicheinrechtes Kindder Kirchenennen, wenn dasFeuer,

»dasaufderen Altar immer flammt,nicht auch sein Herz erwärmte, wenn erkalt undhartvordemLeide der Menschenstündeund nichttrachtete, ihnennachseinerKraftzuhelfen?«DieMythen

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eFriedeinSicht? 309 weitab voneinanderliegenderZeitundZoneklingeninEintracht.

Aus gläubiger Zuversicht sproßtSehkraft.Wärme befreit gefro-

rene HoffnungzvonderHöhestrahlendeWeltgestirnsbrunstoder von Wachs genährtes LichtimSchiff steinernerDome. Sonne undAltarampellehrenimEinklangdenLohnderLiebe,dieUn-s stuchtbarkeitalles Hasses,der,wieeindenHerzschlageinschnüren- der,das BlutkältenderEisgürtel,vertropfenmuß,eheLenzwer- den, HimmelsgluthdiekahleRunde zumParadies machenkann.

Den insDiesseits begrenztenBlick erinnert derKalender sanGottsched,denkantigen deutschenKerl,der nicht so »coulant«

wieGellert war, doch, trotzFritzund Lessing,sürDeutschlands Sprache, Dichtung, BühneUnverlierbares geleistet,demVater- -«landdieerstenZeitschriftenvon ernster Bedeutung geschaffen, Bayles Wörterbuch, Leibnizens Theodicee,denFontenelleund

·-anderes Wesentliche übersetzthat.EinJahrvorseinemTodemp- finger(,den ganzLeipzigverachteteund mit demNiemand mehr Oerkehrte«)imErstenStockdesGoldenen Bären denBesuchdes --Studenten Goethe.DerhatunsinseinemBerichteinStückvom WesendesMannes gezeigt.»Wir ließenunsmelden. DerBe- diente führteunsin eingroßesZimmer,indemersagte,derHerr werde gleichkommen. Ob wirnun eineGeberde,dieermachte, snicht recht verstanden, wüßte ich nichtzusagen ;genug,wirglaub- .:ten,erhabeuns indas anstoßende Zimmer gewiesen. Wirtra-

«xenhineinzu einersonderbaren Szene:dennindemAugenblick citatGottsched,dergroße,breite,riesenhafte Mann,in einemgrün- damastenen,mitrothem Taft gefüttertenSchlafrock,zurentgegen- gesetzten Thür herein;aber seinungeheures Hauptwar kahlund -.ohneBedeckung.Dafürsollte jedoch sogleich gesorgt sein;denn derBediente sprangmiteiner großenAllongeperückeaufderHand .«(dieLockenderPerückefielenbisandenEllenbogen)zu einer Seitenthür herein und reichtedenHauptschmuckseinemHerrnmit erschrockenerGeberde. Gottsched, ohnedenmindestenBerdruß -zuäußern,hobmitder linkenHanddiePerückevondem Armdes Dieners,und indem ersiesehrgeschicktaufdenKopfschwang,gab

ermitseinerrechtenTatzedemarmen MenscheneineOhrfeige, so .daßDieser,wieesimLustspielzugeschehenpflegt, sichzurThür chinaus wirbelte,woraufderansehnlicheAltvater unsganzgra- OitätischzusitzennöthigteundeinenziemlichlangenDiskurs mit

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310 DieZukunft.

gutemAnstand durchführte.«Gottsched,denKönig Fritz, eheer ihn kannte,als denSchwanSachsens,denBegründer rühmlich deutscherLiteratur besungen,dannaber weithinterGellertgestellt hatte (erwidmete dasGottscheden zugedachteGedichtausieur Oellert),warvondenZürchernBodmer undBreitinger kritischzer- zaust,vonseinem abtrünnigenSchülerRost,vonderTheatertruppe der Neuberin und von dem leipzigerSchauspielprinzipal Koch- öffentlichverhöhntundallgemach um sein Ansehengebrachtwor- den.DaßFritzihnwegwarf,hätteihmanderStätte seinerWirkens-- versuche nichtgeschadet;denn derPreußenkönigwardenSachsen einMann, dessenbesondereVerschmitztheitsichrechteigentlichnur- darin zeigte, daßerüber einGebirgvon Fehlernschließlichhin- wegkam.Schlimmerwar Lessings grausamehärtegegenden Vor- gängerzunddas SchlimmsteimUrtheil derLeipziger,daßder Alte,nachdemTodseinerFrauund»geschicktenFreundin«Luise AdelgundeMctoria,der flinkenKomoedienmacherinKulmus,ein blutjunges Mädchen heirathete.ProfessorGellert fandgrößeren ZulaufalsderfürHorazund Boileau,Corneille und Racine werbendeVerfasserder»KritischenDichtkunst«,von derGoethe spöttelt,sie habe allerleiBrauchbares gelehrt,daspoetischeGenie abervorausgesetzt.DiekräftigstenTalente,Aabener, Klopstock,.

Schlegels,Weiße,3achariae,wandtenvonGottschedsichzuGellert und verziehendem sächsischenPfarrerssohn sogar Versevom Schlagdesberüchtigtem»Lebe,wieDu,wenn Dustirbst,wünschen wirst,gelebtzuhaben.«AlsGottschedundGoethe,dieWipfel welkenderund aufblühenderLiteratur,einander sahen,waren zwei Winter seit demAbschlußdesSiebenjährigen Kriegesvergangen.

FritzensAugeleuchtetnochund derGeist seiner Schriftenwirkt- ausdemfranzösischenGewand indiedeutscheLiteratur. Ein ande- rerFriedrich,derHerzogvonWürttemberg,derGoethesLands- mann undFreund SchlosseralsGeheimsekretäranstellt,hatvon

NousseauRath überErziehungfragenerbeten undanderSpitze desAntwortbriefes denSatzgelesen:»Wenn ichdasUnglück hätte,alsFürst geborenzusein.«Voltaire undPope,Linnåund-- Vuffonwerden bisindieWinkel der mitGelehrsamkeit angeln- denVürgergesellschaftgepriesen- Schonaber ist, auf Wielands Wegenwieaufdenminder breiten undglattenderSprudelju-"

gend,ringsumzuspüren,daßDeutschland sichdemGängelband

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FriedeinSicht? 31 I Fremderentknüpfenund,endlich,deutsch werden will.Mochte LessingsWort von derheroischen SchwachheitdesPatriotismus nochinmancherSeele nachklingen:nichtinGleims undRam- leis Fritzenzeitliedernnur entband sichdie nationale Dichtung demvonKriegsgluth heißenSchoßderVolkheit. »Der erstewahre und höhereeigentlicheLebensgehalt kam durchFriedrich den Großenund dieThatendesSiebenjährigenKriegesindiedeutsche Poesie.JedeAationaldichtung muß schal seinoderschal werden- dienicht ausdemMenschlich-Ersten ruht,·aufdenEreignissender Völkerund ihrer Hirten,wenn Beide füreinen Mann stehen.

Könige sind dar-zustelleninKriegundGefahr,wosieebendadurch als dieErsten erscheinen,weilsiedas SchicksaldesAllerletzten bestimmenundtheilenunddadurchvielinteressanterwerden als die Götter selbst,die,wenn sieSchicksale bestimmthaben,sichder Theilnahmedaran entziehen.«Dasspricht Goethe;undmeint, FriedrichsAbneigung von allemDeutschensei fürdieBildung desLiterarwesens ein Glückund durchausbegreiflichgewesen.

»Wiekannman voneinem König,dergeistiglebenundgenießen will, verlangen,daßerseine Jahre verliere,umDas,was erfür barbarisch hält,nur allzu spätentwickelt undgenießbarzusehen?

JaHandwerks-sundFabriksachenmochteerwohl sich,besonders aberseinemVolk, statt fremdervortrefflicherWaaren sehrmäßige Surrogate aufnöthigenzaber hiergehtAllesgeschwinderzur Voll- kommenheitundesbrauchtkeinMenschenleben,um solcheDinge zurReifezubringen«DergelassenenMajestätDessen,dersobe- dächtig urtheilte,demKünstlergewissenundHandwerkerernstsei- nes Schwarmes,deminMenschheit zielendenWollen Lessings undderzärtlichenTriebpflegeDerendie mit Ewald Kleistindeut- schemWald »aufdieBilderjagd«gingen,hatDeutschlandzu dan- ken,daß Kunstschöpfung,nichtGesinnungzuchtwurde.

Ueber denGeburtstag Flauberts hin,der unsFrauVovas ty, Salammbo und denganzen Maupassant schenkte,weistdas Kalenderblatt in dieAdventzeitdesDeutschenReiches »Zwölf- terDezember1870: KapitulationderFestung Pfalzburg.«Der ReichstaghatdenVertragdesNorddeutschenBundes mitBayern angenommen unddieAbordnung von dreißigMitgliedern be- schlossen,die denKönigWilhelmalsDeutschenKaiserbegrüßen sollen.Paris wirdnoch nichtbeschossenzdoch sindtausend Wa-

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312 DieZukunft.

genund viertausend Pferdeunterwegs,die denBelagererndie- Munition zufahrenwerden. (Vor solchenZifferndünkt uns atr- Granatenmilliarden Gewöhnte,daseivon Kinderspielkriegdie Rede.)DenVundeskanzler schmerztderKopfunddieBeinader..

Erliestin den«Times«einen Artikel,derdieDeutschen mahnt,.

nicht aufdesMitleids sanfteStimme zuhören,sondernnur zu bedenken,wiederjetztniedergeworfene Feindhandelnwerde,.

wenn erwieder inKraftgelangtsei. »SeitvierhundertJahren ist FrankreichdenDeutschenderbösesteNachbar, derjeeinVolk belästigthat;schamlosraubsüchtig,immer nach Angriff lüstern, unersättiichundunversöhnlich.Deutschlandblieblange geduldig; heute wäreesthöricht,wenns nicht denSieg ausnützteundsich eineGrenze sicherte,dieihmdenFrieden verbürgt. WelchesGe- setzermächtigtdenndieFranzosen,das einst geraubteGut zu be- halten,wenn derVestohlenesie festam Kragenhat? Frankreich-- winseltüberdrohendeEhrenkränkung. Wird seine Ehreetwa durchdieWeigerung gewahrt,die vonihmzerschlagenen Fenster- scheibenzubezahlen? Niemals schienuns Frankreichso sinn- losund biszuVerächtlichkeiterbärmlichwieindieserStunde,.

da essichsträubt,Wahrheitzu erkennen undselbstbereitetes Un- glückwürdig hinzunehmen.Minister,diefich,mitfalscherSieges- verkündungundandererLügealsBallast,inLustballonsausdem Staub machen,eineRegirung,die lieberdasViutopferdes Vol- kesverlängernalsauf ihr Diktatorrechtindemwunderlichsten ZerrbildeinerRepublik,dasjeerdachtward, verzichten will,ganze HochgebirgeausLugundTrug,um deren Gipfel die Vorstell- ungnebelt, Frankreichseidasneue Zion,ausdemdasLichtüber- menschlicher AllweisheitindieWelt strahlt:niesah unser Auge auf eingroßesVolksosvielSchmachgehäuft.Vismarck wirdvom

Elsaßundvon Lothringen sovielnehmen,wieihmbeliebt. Das wirdgut für ihn, für uns, fürdie ganzeWeltundamEndesogar fürFrankreich sein«Das große,ernstlich besonnene Plänen die- sesimhöchstenSinn fähigenStaatsmannes strebtruhigeinem Zweckzu: derWohlfahrtDeutschlands.Die ist vereinbar mitdem friedlichen Glück allerLänder-. Das deutsche Volk isternsthaft,hat eingroßes Herzund denWillen zuFriedenund Geisteshellez wenn esseine Einheit gestaltetundaufdemPlatz,wobisherdas leichtsinnige,reizbare,ehrgeizige,streitfüchtkgeFMUkkeichherrschte-,

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FriedeinSicht? 313 Germania desFestlandes Königin wird,sehenwirEreignißwer- den, dasdieHoffnung,denWunscheinerWelt erfüllt.Die Ent- stehungdes starkenDeutschen Reiches schaffteineneue Lage.

Wenn dieMilitärstaaten FrankreichundRußland sichverbün- deten,konntensiedaszerspiitterteDeutschland,daszwischenihnen lag,vernichten.JetzterstwirdihreWillkürdurch einefeste Schranke gehemmt. Diekräftige Eentralmacht,diealleenglischenStaats- männerersehnten,tritt ausdenBereichdesGedankens inWitks lichkeit.«Das stand,nachdemzweitenAdventsonntagdesJahres 1870,inden»Times«; undder»Daily Telegraph«begrüßtdqsWer- dendesReichesmitnicht geringererWärme. Bismarck liestdie Blätter im Bett. AuchdenTagesbefehl,denGeneralDucrot an diepariserGarnison gerichtethat, eheersiezudemAusfallführte,

derdiedeutschenLinien durchbrechenunddasLand bisan die Marne vom Feindbefreiensollte.»Vor Euchund vorder Aa- tiongelobeich,nur alsSiegeroderalsLeichnamnach Paris zu- rückzukehren.Jhrkönntmichfallen,werdetmichabernichtweichen sehen.Mein FalldarfEuchnicht aufhalten; mußEuchzuRache spornen.«Der Mann hattemehr panache,einüppigeresWortge- fiederalsBater Joffre;undgabGelübdezumSelbftkostenpreis hin.Unverwundet,ohne SchrammesitzterwiederinParis. Da, berichtetder EnglischeMilitärbevollmächtigte,denTrochugestern, mitdemRussenWittgensteinundden einem Wagendesbelgis schenPrinzenCroy vorgespanntenPonies desGrafenPaulHatzs feldt, herausgelassen hat, siehtesnoch nicht soübelaus,wieman imversailler Hauptquartier geglaubt hat. KonzerteimOpernhaus, TheateranderPorte SaintsMartinz aufderStraße brenntnur

jede fünfteLaternezaberwerGeldhat,brauchtnochnichtPferde- fleischzukauen.Bismarck hört,währendersichmittags ankleidet, denBericht undschließtdaraus, daßesVerbrechengegen das deutscheHeerwäre,dieBeschießung,diealleindenKriegenden kann, nochlängerzuverzaudern.ErmischtdenChampagnermit

"Bichy-Wasser,sagt, wiedereinmal,daßerdenRussendiefreie Ausfahrt insMittelmeer gerngönnenwürde; daß Deutschland RufsenundBritenDank schuldeundabstattenwolle;daßernicht, wiePalmerston,Dankbarkeit ausdenGrenzenderpolitifchenBe- griffsweltweise;und nennt dasneue Seerecht,dasnur effektive Blockadeanerkenne undverbiete,Kaperfchiffe auszufchickennnd

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314 DieZukunft.

nichtzurKriegscontrebande gehörigeWaaren wegzunehmen, einenUnsinn,von demman schnell loskommen müsse.Thauwetter und trübeStimmung(trotzdemWildschweinskopfundderCum- berlandsSauce, dieHelene Hatzfeldt gesandthat). Allesistnet- vös,abgearbeitet,inWutherbittert;nur derKönigimmer gleich liebenswürdig. Niemand, schreibtHatzfeldt, VuchersSardana- paul,anseineTouti, »kann diesesverdammten Kriegesüberdrüs- sigerseinalsich.Er dauert zulange!«Dauert schonindenfünf- tenMonat. UnddieHoffnung,zuHausdieWeihnacht zufeiern, wirdvonGambetta undGenossenzuEis,zuWassergemacht.

UnserenKrieg,der von derNordseebisandenPersergols tobt undindemSöhneallerErdtheilemitfechten,siehtderneun- undzwanzigsteMond. Derletzte?Kann das Licht,das heute aufschitnmernsoll,die Wärme zeugen, inderHaßwegtropft,wie draußeninMittagssonnedieEis borte desGesträuches? AusGe- dächtnißdämmerung,diesichumeinKalenderblatt wob,keuchtje- der Gedanke insengeDunkel der einen Fragezurück:Nahtdas Ende desGrauses? DerReichstag ist einberufen.DerKanzler wirdsprechen;wirdFriedenanbieten. NachdemEinmarschins unvertheidigte Vukarest,nachderEroberungderWestwalachai scheintihmdieStunde zurAusführungdeslange bebrüteten Planes gekommenzusein« Rußland,dasPolen nichthalten, Serbien, Montenegro, Rumänien nichtschirmen konnte,keinen FeldherrmkeineninsVertrauen der»Gesellschaft«eingewurzel- tenStaatsmann,nirgends inleidlichbequemerNäheeinenoffe- nenGroßhafen hat, istinVerlegenheit;schlüpftvielleichtgernaus derKlemme,da essich,imBesitzderVukowina,galizischenund armenischenVodens,fürunbesiegt ausgebenundaufdasunge- heureHeerdeutendarf,dasimFrühjahrzuneuem Kampfbereit stünde.Frankreichs Zornist nichtverkohlt, dochinTragoediens stimmunggefärbt.DerPoilu verachtetund haßtden Boche nicht mehr; hat ihn,derMenschdenMenschen, richtigsehenundschätzen gelernt.DerBürger weiß,daß seinVolkjederHeldenleistungfä- hig;dochseinStaat,sohne diewichtigstenBezirkedesEisen-, Erzs undStahlgewerbes, ohnediebelgischeKohle,zuJndustriekrieg ungeahntenUmfangesgegendenNachbar,dessen größteIndu- strie schoninMirabeaus ZeitdieKriegsbereitungwar,nichtge- rüstetist. »Uns fehltEisenblech, fehlt Rohstoffjeglicher Art, seh-

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Friedein Sicht? 315 len dieHändezu Gewerbsarbeit. Englandhatseitdem Kriegs- ausbruch seineTonnageum anderthalb, Deutschlandseineum dreiViertel,Japan seineumfastdieselbeMenge,dieVereinig- tenStaaten haben ihreumfünfViertel Millionen Tom-lenver- mehrt.Wenn derKriegausist,wirdunsere Kauffahrtflottever- zwergt,erschöpft,zuHandelsdehnung undwirksamem Wettbe- werbunfähigsein.Bis heutehabenwirdreihundertzwanzigtaus send Tonnen verloren und beinahedieHälfteDessen,was uns gebliebenist,wirdimStaatsdienst, für denTransport vonTrup- pen, Kohle,Kriegsgeräth,bis zuUnbrauchbarkeit abgenutzt.

Und nirgends Ersatzmöglichkeiti Diese Lage istbejammernss werth.« (Abgeordneter Hesse.) »Ueberflußan Verordnungen, Mangel anOrdnung: so siehtsbei unsaus.Wir hattenKaffees vorrath füranderthalb Jahre,ließenabernochimmermehr hin- einund verstopftendamitdieHäfen unentbehrlichenGütern.Für Holz schickenwirunser gutesGoldnachKanada, gewährenaber

dieAusbeutungunsererJurawäldereinerenglischenGesellschaft.

Zuckerwird,weilsimmersowar,ausKubageholt:unddochkonnten wirihnaus unseren Kolonien holen;derZuckergehaltderalges rischen Traube istum dreiProzent höherals derfranzösischen.

Währendbeiuns vierzigtausendTonnen Papiermasse aufirgends einemQuaischimmeln,erbitten und erlangenwirvon England dieZufuhrvonfünfundvierzigtausendTonnen,diewirdann,als der alteVorrathentdecktwird,nach Spanienspediren. Unser Han- del undVerkehr istbis indieTiefegestö·rt.S-«rotzdemKriegleben wirnochimByzanzderhundert Behörden.Weristverantwort- lichJJm KriegsgebietderGeneralissimusDer thront,unangreif- bar,imOlymp.Jm Innerenerblickt meinAugekeinen Verant- wortlichen. AuchdaaberistKriegeinehöllischernsteSache.Wir wollenkräftigklaresHandeln, nichtAugentäuschungvon derArt derhaliloswirren Verkehrsdiktatur, die derchinesischenPagode unsererStaatsverwaltung nureinStockwerkanflickt.«(Abgeord- neter DeMonzie.)SosprechenmildeMänner indemAbgeordis netenhaus, dessen zweiterGeheimsitzungserieHerr Briand mit stattlicherMehrheit zwar, doch nichtungerupftentronnen ist.Er mußJoffres Machtbezirk schmälern,sein Kabinet umbauen und wirdvonderwachsenden FluthderSehnsuchtnach Friedenum-

gifchtet.DieIndustrieimRückgrat gebrochen,derHandel lahm,

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310 DieZukunft-

dasLandvolk verblutend,Acker,Wiese,WeinbergvonWeibern, Kindern,Greisen bestellt: istderKlugenicht kluggenug,ein wür-

.digesEnde zumachen,wenn erdieGrenzen derRepublik nichtzu verrückenbrauchtundmitstolzemRechtsagen darf,Frankreichsei

nichtmehrderVesiegtevon1870,inkeinerHauptschlachtgeschlagen,

anderMarne,amYser,vor Verdun vomKriegsglückgekröntwors den?DiesenFrieden könntedieRepubliküberdauermkönnte,well Aothwendigkeit EuropainAbrüstung zwingen wird,Frankreichs unverwelklicherGrundreichthum verwinden. UndAristeidesBri- and, der,als dieFurie sichvon der Ketteriß,stillimJustizmini- steriumsaß,hättedemBaterland dieEhre gewahrtunddenFrieden beschert.Anders siehtEnglandaus.Das hatviel edlesBlut und viel Goldverloren, istabernicht gefährlichverwundet unddurch dieProben unschreckbarerTapferkeitundgeschwinder Organisirs kraftimWeltansehen heute noch erhöht.AusseinerErde,derHei- math,DominionsundSiedelstätten, hates einHeergestampft,das- zu modernem Landkrieg gewaffnetundtauglich istunddemnur dasHirn, Generalstab undFührers chule, also nichtKleines, fehlt.

Dieses HeerwirderstimFrühlingdenGipfeldesWachsthums undVermögenserreichen. Auchdas LanderstdannganzinBe- reitschaftsein.Eineneue Negirung, die,vonlenzlichemHoffenbe- grüßt,nochimVorhofdesEntschlussesftehtzdieaufdie Trümmer derParteienkoalition dasBanner desWillens zubedenkenlosem Kampf gepflanzthat.WirdsiedenTempeldesJanus schließen?

NurGroßbritanien vermags; ohne EnglandsHilfekann keine uns feindliche Macht, ohneanderen Beistand als Frankreichsund Velgiens(undinAoth sogar ohne ihn)kannEnglandweiterfechik ten. Wähltesheute? Noch ist nichtAbend; derNachklangder Reichstagssitzungnoch nicht hörbar. SchickedenGeistaus dem SchattenderSorge aufneue Wanderschast. Laßihnerkunden,.

was inEngland gewordenist, seitHochtories’mitdemokratischen SozialistenaneinemStrang ziehen.DieSachewills. Erstnach solcher Erkundungwird dieAussichtdesWegesvermuthlich sein, indensichdervonDeutschlandgeführteVierbundentschlossenhat.

Men and measures

» EnglandsAdelthront nichtinAllmacht.Derkannnur ein von- derStaatskircheodereinem,wiesie,aufübersinnlichenVorstellum

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Aber nach seiner Ansicht hat »die ganze materielle- Ansiedelung, ganz gleichsgiltig, ob ihre Begründer selbst sich Dessen bewußt sind oder nicht, nur den Zweck, eine Unterlage für

Schon er aber empfand auch wie Dorn in feinerHaut, daß er Sein und Schimmer dem Schwert eines Kaisers verdanke. »MeinWilIe ist, daß die Kirchen der Christen geöffnet und ihren

Die Jdeien der Zeit«um 1813 eilten als politische Vekenntnisse der geschichtlichen Entwicelung weit voraus. Auch kosnstruirten sie sich, Ivon den unfertigsen Dingen ihrer

Dann aus dem deutschen Süden: »Von Nürnberg bis Amsberg reiste ich- ganz allein: vor Langeweiie wurde tich ein Sankt Peter sund mach-te einen Entwurf zu einem ewigen Frieden.

Ein Jahr später in Frankfurt, wo Franz Joseph dem Fürstentag präsidirenfom »Um Sechs kam der Kaiser in einer offenen zweisitzis gen Kales che.Da man geglaubt hatte, er werde

Doch Schiller selbst hat, freilich in stillerer Stunde, das ernstlich bedachte Wort gesprochen: »Wer die Kunst als Etwas, das im- mer wird und nie ist, betrachtet, kann gegen

»Civildienstpflicht«: ein schiefes, in gefährliche Miß- deutung neigendes Zeitungwort, fast so sinnlos wie das häßliche ,Neuorientirung«, das nur von der Gnadedes

(,,Weltbekannt ist« daß sich aus ungarischen Kriegsgefangenen hier eine Unga- rische Legion gebildet hatte. Schon bei Ausbruch des Krieges wurden uns in der Beziehung