• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 18. November, Jahrg. XX, Bd. 77, Nr 7.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 18. November, Jahrg. XX, Bd. 77, Nr 7."

Copied!
52
0
0

Pełen tekst

(1)

xx. Zahrgz zerlbyden 18.yovember1911. Ir.7.

-v·:.L:-.v7q

Uhu-RAE

Herausgehen

Maximilian Bari-m

Inhalt:

Seite Beifall link-! .... ............... ........M EnergrckllxundHauswirtsxkckxakt VonKarl Jentsch ..........219 Kaukasu-. vonTara- Schewtschcuko ...............·228 Unglvspeullche Kreundlklxafl vonRudolf SaidsRucte ........233 Wesens-lia. Voncadon ....·..................W

Unchdruct verboten·

«f

Erscheint jeden Sonnabend.

preisvierteliäbelhbsstatt. die einzeer stumme sops.

IV

Berlin.

Verlag der Zukunft Wilhelmstkaßes-.

1911.

(2)

Avonnement

pro

Puartal

I.5.—,

pro ist-s-

uec-.

Unter

kreuzbantl

bezogen

I.s.ss,

pro Mis-

n.22.So.

Ausland

u.s.so.pro

Iska

m.25.2o.

Im

about-text

hat

aus-

Buchhandlung-am

kam-stauen

and M

asksxpsmqu

set-Ists

ALLE

Wilhelm-ts-

Za-Dioin«721soraclieMomentaufnahmentlosvon KörpersDr. KarlMichel.

set-»stei- ngeblsttk El«»W5yle-·lmcl1«tie-KåmersyimclieWoran JakMumiefle »ew- gelsensverwaistes-,was Lamler mai Den-»in olmewirkliche-cErjolgerstrebte-» ist life-gelange-»undvollen-let

Breslsqets Zelt-rags: AlleAEeleleslmlzum Anselm-le Felix-acht...Nlclzlallem sie-«

stlmusxsleletzaule sie-«öFenlllclte Redner-,Male-,Blllilmrlehsie-«Dltliteh sie-«los-»l-

»all-eamie,sie-«Beylclzlerslqlleh P.sytlzologe,thlileh Irre-may sie-« Enkel-« sie allemiissm tileKärperspmclieüelzerysclmz alsnotwendigesRilskzeugils-esSen-Ies- Uebers Land »m-Meekk ...Jede- Ajjelellink»o«alle-Me- Fel«emillirllxlze cis-Fig

sie-tileeinzelne Persönlichkeit immer »u- noclxeilecrazie mie-ciasBesiegten-it ltlnzujilgerzkam-.

Verlag J.J.WEBER inLSlIIZIS - - - - Prsls 10Ist-It.

Isotel Esplanacle

set-litt Hamburg

Zwei der vornehmsten llotels der Neu-eit.

.

·- . I

I

l

I

v s

«

I·I

« s ..

»

-

D1e Mode-Form desvornehmen Herrn

,

»ctty «

SehrdistinqujriÄusserstbequem

Emil Jacoby

Friedridxsfn70 chchEdstc

Zinalco

leoholfrei

(3)

lKV-7, .

J

( -«.«L-- .

;4hszW .

W

,

E

»z,i:"».«.

s-.

k-.)

«Fasse-! .-Wp)s·

«..

G. l(

,

l 1 11

.-A

’f"« ·

----»-

Verlin, den 18.November 1911.

-— -- -c«gqx »

F

Beifall links!

ÆmneuntenNovembermittaghatimReichstagdie»BesPrech-«

ungderdeutsch-französischenAbkommen vomvierten No- vember 1911, betreffendMarokko und Aequatorialafrika«be- gonnen. Diesen Termin hatteHerrvonBethmann-Hollweg ge- wünscht.Nur werden Mann nochimmer nicht kennt, nochimmer nicht einsieht, daß hierdasUnzulängliche Ereigniß ward,kann

.darüber staunen, daßschon dieser Wunschausblindem Unver- ständnißdesNothwendigstenkam.Wenn imReichstag, wieim Sternenkreise strebsamer undumihre Dividende besorgterAktien- direktoren,Leutegewesen wären,die denNovemberabschlußals einenErfolgdeutscherStaatskunst buchenwollten: amNeunten durften siedieseAbsichtnicht entschleiern. Nicht, ehederTagver- dämmerte,an demdiepariserDeputirtenkammerüber die Ver- trägeabgestimmthatte. LautesLobinVerlim und dieFeindedes Ministeriums Eaillaux stürmten,inbuntem Haufen,ans Ziel.

Ein inWallots Hausals demDeutschen Reichnützlichgeprie- sener VertragwäreungefährdetnichtdurchdenVourbonenpalast zubringengewesen. HerrJulesEambon,derseitdemMaimond sichderFirmaBethmannFeKiderlen(inLiq.) sothurmhochüber- legen zeigt, hatauch diesmal richtig gerechnet.,,3uerstderNeichs-s stag;dann (daeinstweilennochkeinhalbwegs Ansehnlicherden Muthhabenwird,den elenden Kram alsetwas Gloriosesaus- zubriillen) habenwirdieersehnte Kammerstimmungundweder

s-Elemenceau noch Paul LeroysBeauliem weder Hanotauxnoch Maurras sindunsgefährlich.Dannkann Eaillaux,dersichsogcrn

19

(4)

206 DieZukunft-«

indie Rolle eines von Blut nicht befleckten Bonaparte träumt, ausdenGroll undGrimm derDeutschen weisenundseine Mehr- heit nocheinmal zusammenpeitschen.saDerHerr, der,demReich zufortzeugendem Unheil,denTiteldesKanzlers trägt, hat sich selbstineineLagegebracht,inderjeder Lobsprucheinerstarken Fraktion seinerSacheschadenmußte.Wäreinihmnurdaskleinste Aederchen,derwinzigsteBlutstropfeneinesStaatsmanns, sohätte erderRepublikdenVortrittgelassen. Vorallzustürmischemanel über denausdem weiten-RundderErdeverhöhntendeutschenRück- zughätte politischerInstinktundTakt diepariserDiätarien ge- warnt ; undmindestenseinegewichtigeStimme wohlauchbeklagt, daßdieRegirungderNepublikdieDrohgeberdevonAgadirnichtmit sichtlichererWillenskraftabgewehrthabe.Dannkonnte unserHof- dragoner sichindieVrustwerfen undfragem,,JauchzendieFran- zosenetwa? Diesind,Jhrhörts,garnicht so sehrzufrieden.Jsts drumnichtvernünftiger,,jetzt,daderVertragdrüben angenom- men, also fürsErste doch nichts mehrzuändernist,zuthun,als seiunsereArbeitbescheidenen Lobeswürdig?«Selbst überschwins gendesLobvermochtedann ja nicht mehrzuschaden.Herrvon Vethmann sieht nicht, hört nicht, riecht nicht, schmecktnicht.Ein AktenstückinGroßfolio.Vuß-undVethmann desDeutschenNeis ches.Wennerirgendeinen annochverborgenenoderunterschätz- tenVortheilingünstiges Licht ziehenkonnte: vordemSpruchder Pariser durfteers nicht;durfteindieSeelen derDeputirten nichtMißtrauen säen. (Und läßt sein Gesindemorgen vielleicht die Mär herumtragen: »So ister; immer strengsachlich; nieauf Applaus bedacht;willlieber gescholtenseinals inParis das SchicksaldesVertrages gefährden«Als Lindequists Gewissen inaufgährendemEkel denReichsdienst gekündigt hatte, liefen ja Vertrauensmänner des AuswärtigenAmtes geschäftigumher undwisvertem Haben wirgedeichselt,umEaillaux zuretten!

Einen Vertrag,denderdeutsche Kolonialsekretär sospottschlecht findet,schluckendiePariserwieTrüfselvoulardeundahnennicht- wieihreMagennerven darunter leidenwerden.Jstdas Dingvon uns nicht seingedrehtworden?«EinSegen,daßalldieseMäg- chen,alldiese Versuche,dieAbwässerder cloaca maximains Em- vsindendeutscherNationzuleiten,unwirksambleiben-Derschwä- bischeNeichsschädigermag auch fortan,durchbekannteSchall-

I

(5)

.-

Veifalllinksl 207

trichter,täglichzwei-oderdreimal zudenLeserndesBerliner Lo- kalanzeigers sprechenundseine Gegner fürwiderlegt,fürunrett- barvernichteterklären:erschwitztvergebens.Das Bolksbewußt- sein läßt ihn nichtüber dieSchwelle. Jstersoschlau,wiesein Lehrer Holsteinglaubte,dannpfeifterdieunnützlicheMeute jetzt zurück.

Nequjd njmislSonst zwingterdieKundigemderkaiserlichenRe- sidenzzuerzählen.wieman, mitwelchenMitteln undSozien, OeffentlicheMeinungenherzustellenversucht.)EinpolitischerKopf durfte,als Anwalt derRegirung,nichtwünschen,daßam neun-

ten,zehnten, elftenRovember imReichstagüber dieVerträgege- sprochenwerde. HerrvonVethmannhat dieer Termin gewollt- DerbotfreilicheinenBortheiLDerReichstagkonnte noch nichtausgründlicherSachkenntniszurtheilen.Konnte nicht.Der frankosdeutscheMeinungaustauschüberMarokko wirdindiesem Sommer zehnJahrealt. AmdreiundzwanzigstenJuni1901hat derDeutsche BotschafterFürstRadolin am Quaid’Orsay,beim Diplomatenempfang, denMinisterDelcassågefragt,obFrank- reich,wieinmancherZeitungzulesen sei,das Protektorat über Marokko erstrebe,und dieunzweideutige Antwort erhalten:

»WennmitdemWortProtektoratgesagtwerdensoll,daßdie Re- publik,alsHerrinvonAlgerienundTunesien,inMarokko den Vorrang habenundsichwahrenmuß,so scheintmirdamit etwas Selbstverständlichesausgedrücktzusein.«Der Vertreter des Deutschen Kaisers,desDeutschenReicheshat erwidert: »Was Siedasagen, ist vollkommen richtig;undüberdiesen Stand der Dingeherrschtja auch nirgends einZweifel.« (Documents diplo- matiques.Akfairesdu Maroc. 1901—1905. N0.18.)DerJnhaltdes Gespräches ist, auf ministerielleWeisung, durchdenVotschafter Marquis de Noailles in derWilhelmstraßemitgetheiltunddie vonRadolin blank,bedingunglos ausgesprochene Anerkennung des französischenBorrechtesvonBerlin aus nicht eingeschränkt worden. Wer seit dieserZeitnicht jedePhasedesHadersauf- merkend beobachtet,nichtdieGeschichteder madrider Konserenz (1880) studirt,nichtalleszugänglicheMaterial fleißigdurchforscht undsodie demMenschenblickerreichbareKlarheitüber dieThat- beständeerlangt hat,Der braucht Wochen,um sich zunächstdie Wissensgrundlagezuschaffen,vonder aus einhaltbares Urtheil überdenWerthderneuenVerträgeerstmöglichwird.DemReichs-

19·

(6)

208 DieZukunft(

tag,indemnichteineinziger Spezialist fürinternationale Ange- legenheiten sitzt,blieben zwei Tage·Die»Begründung«desKo- lonialabkommens war ihmamneunten Novembermorgen zuge- gangen. Von denfünf Schriftstücken,die dasDoppelabkommen umfaßt, lagennur zwei ihm,dieVertragstexte, vor. Diebeiden erläuterndenBriefe (Iettres explicatives),indenen das französische Protektorat von derdeutschen Regirung ausdrücklichanerkannt wird,denPachtvertrag, derdenFranzosendasRecht aufmili- tärischeEtapeninNordkamerun sichert,das überSpaniens West- kolonien Vereinbarte: keinsder(wichtigen)annexes hatteder zum Urtheil berufene Reichstag vordemAuge.Nimmt ersolcheUn- gebührhin, läßtsichwie einen unzuverlässigenVengelbehandeln, dessenGeschreiman zwardulden muß,demman abernichtAlles sagen dars: seine Sache. Draußen mußman sichmitderGewiß- heitbegnügen,daßderDeutsche Reichstagüber diebedeutsamste Angelegenheit,mit derersichseitdemAbschlußdesdeutsch-öster- reichischenVündnisseszubeschäftigenhatte, ohne irgendwiezu- reichendeSachkenntnißgeurtheiltunddaß ihnderReichskanzler, durch Terminswahl undMaterialbeschränkung, gehindert hat, die zuernstem Urtheil nöthige Thatbestandskunde zu erwerben.

Durch Terminswahl, Materialbeschränkungunddurch zwei Reden,die er,höchstselbst,vomStapel derZähneließ. »Was für

·

ein kleines Herz ist dochBethmann-Hollweg! Verletzte Eitelkeit, äußerlichflacheAmbition sind seine tiefstenMotive. Erläßt sich vondem faux-brj11ant seinesinderSchweiz geborenen,inParis gefirnißtenSchwiegersohnesP. imponirenund beherrschen.P.

ist einerderbestplattirtenhohlköpfe,die mirje vorgekommen sind.

Schnelles Sprechen, dreister ApvlombimVehaupten undgutes FranzösischhabenderMehrzahl derDeutschen nochimmer im- ponirt; nehmenSie dazuvielGeld, weitgereist, Gesandterge- wesen, Graf noch jetzt,blasirt,mitdenersten Europäern persön- lichbekannt undmit einer leichtenAbfärbung vonKirche, Salon, WissenschaftundBordell amLeibe: wiesollteDer einen Deut- schen Michelvon bonner Gelehrten nichtmitdem mäßigsten Grade vonSchmeichelei dahin bringen,die Weltfürkrankzuhal- ten,so lange dieser Schwiegersohn nichtMinifterist?«Dasschrieb, ausFrankfurt,Vismarck anGerlach.Ueber Moritz Augustvon Vethmann-Hollweg.DerKasus Theobald liegtnur einBischen

(7)

Beifallslinks! 209

anders. Nicht mehrwie imFebruar 1910.Dawurde Denen,die ihn,allzu rauh,schalten,hier zugerufen:»Lassetihm wenigstens doch dieZeit,die zu dem Beweis nöthig ist, daßernichtskann!a Da mußteman demfleißigenundredlichen Pedanten zutrauen,daß erseineUnzulänglichkeitfrüherkennen unddenKaiserbittenwer- de, ihnAemtern zuentheben,die den Willen unddasVermögen eines Schöpfergeiftesfordernund ohne Augenmaß, ohneSinn für Nesonanz nicht nützlichauszufüllensind. NochimJuni1910 sagte ich: »Herr vonBethmann hat nichtdiedünnfteVertrauens- wurzelimdeutschen Erdreich.Soeinsam, so anhangloswar nie einKanzler. UeberallhörtderLauscherdasselbe Urtheil: Unmög- lich; auchvon Denen jetzt,die denAnfangausfroher Hoffnung sahen...Wir sindwieder,wowirnachAlgesiraswaren. Damals hat virtuose Rednerei undTechnikdieSchwachheitso schlauver- hüllt, daßnur derschärfsteBlickNiederlageundRückngmerkte.

Jetztwerden dieFehlermitsobiederer Miene gemacht,mitso gemüthvollerAufrichtigkeitvorsAugegerückt,daszderStümpf- ste sie spüren muß;und jederpolitisch Empfindende vor dem Tag bangt,derdenfürdieExistenzeineswohlhabendenPrivat-- dozentenGeschaffenenvordieNothwendigkeitschnellerundbe- deutender Entscheidungstellenkönnte. EineMöglichkeitbleibt diesem Mann,seinen redlichenVeamtensinnfürdenNeichsdienst zunützen;eine: erkannaus demPflichtenkreisscheiden,indem nur dervonmuthigemSchöpfergeistbediente Herrnwillezu wirken vermag-«JmNovember 1911 könntenurein träumender Knabe nochdemHerrnvonVethmannsolchen Entschlußzutrauen. Der istweitvomWegzurSelbsterkenntnißabgeirrt.Derhat diehöchste StufederSelbsteinschätzungerklettert. DermöchtederSchlange lieber jetztals demTäublein ähneln.DieihnimHerbst gehört hatten,rangen dieHände.DerVersuch, füreineandereAuffassung politischerBedürfnisse ihmdas innere Augezuöffnen,biete ge- nau dieselbeErfolgschancewieder,einen steinernen Gartentisch Trigonometriezulehren.DieFähigkeitzurSelbsttäuschungüber WesenswerthundAmtsleistungmüsseauchdenfreundlich Hor- chenden erschrecken.AllevonihmabgehalftertenMinister,Staats- sekretäre,Votschafterwaren unbrauchbaroder unlauter. Alles, was ergethanhat, wird, spätestens,derNachweltals richtig einleuchten. Marokko? Das hatunsBülow verdorben. (Der,

(8)

210 DieZukunft.z

indemWahn,,einfürdenzweitenPlatz Tauglichermüsse sich auch aufdemerstenmitAnstand halten,demKaiserdieErnennung dieses Nachfolgers abfchmeichelteundin denReden undSchrei- ben derJnspirirtenjetztdenDank vomHause Vethmann spüren mag.)Nur Vülow. Dochwas zu retten war,hatderfünfteKanz- lergerettet. Er ;nichtetwa Kiderlen Der war nur Werkzeug;

wurde ausHohenfinow, durchsTelephon, TagvorTaggenau in- struirt.DieVolksmeinung istdagegen?Somußessein;wars immer,wennder Genius neue Himmelerschloß.»WartenSienur ab:dieLeutewerden schoneinsehen,daß ichimRechtbin undfür dasReich erstritten habe,was nach Bülows bedauerlichenFeh- lernirgend nochzuerstreitenwar-« EintragikomischerFall.Daß dieHäusungsichtbarerErfolgeEineninGrößenwahn drängt, ist einAlltagserlebniß. Hier hat Einer,demAlles mißlang,dernicht das kleinste Nutzwerkgeschaffen,aberunersetzlicheReichswerthe zerstörthat,imGewittersturmnationalen Unwillens jedeDistanz zusichverloren undkeuchend sichindieEinbildungewigenGlan- zes geflüchtet.JstsdieFruchtaus dem vomfarblosenBlut ver- letzterEitelkeit gedüngtenSelbsterhaltungtrieb? Wertäglichge- scholten wird, muß sichsorgsamerals derVerhäts cheltevorSelbst- überschätzunghüten.Als schirmender Panzer locktsie ihn;kann ihmaberzumNarrenkittelwerden. Jsterschwachundmöchtedoch stark scheinen, sotaumelt erleichtindenBeschluß,,sichgrenzenlos zu lieben. Allesindblind; nurerschautimmerdieWahrheit.Beth- manns Fall.Seine Gegner sind aufgehetzt,vom Gassenlärmges täubt,von persönlicheroder fraktioneller Eigensucht geblendet;

kurzsichtigeKinder einer kranken Zeit.Alle. Erallein weiß,was dem-Reichfrommt,undwird, mags umithfeile undSchleudern regnen, Alles baldherrlichvollenden. Jeder Widerspruchreizt ihmdieGalle;jedem Zeichner guckterüber dieSchulterundwird schnellbrummig,wenn ersichnichtedel genugdargestelltfindet;

vorjederKarikatur entfärbthth ihmdieWangeundruftBrechs reiz,dasalteAbendleiden, ausdenMagenwändenindieSchlund- höhle.Einarmer,kleiner,kränkelnderMenfchzgebildet, dochohne Humor, ohneBlick fürdas Wesentliche,ohneSinn für Reso- nanz, ohnedieGabe, auchnur einWort zufinden,das imGe- müthder Nation widerhallt. Umnicht verzweifeln, nichtabdans ken zumüssen,sporntundfuchteltersichindenGlauben anseine

(9)

Beifalllinks! 211 einsame, unverstandene Größe;undistselig, daß irgendein Pro- fessor,derinihmFleischvon seinem Fleisch wittert,mitihmin diesem Glauben wohnenwill.KeinAnderer. AmHofundim.Heer, inMinisterien undReichsämtermunter Diplomaten undPoli- tikernfändeernichteinen hellen Kopf,derheute noch glaubt, Herr vonVethmannkönnejemalseinmöglicherReichskanzlerwerden- Vom Thronsaalbisin dieSchreibstubedes Anarchisten: nicht einen. Die öffentlichanders sprechen, thuns,weil sieheucheln müssenodermeinen,vor demWahltagkönne derKanzlerwechsel dieWirrniß noch mehren. JmKämmerlein sind Alle, sogarGe- neraladjutantenundOberhofchargen,darübereinig, daßderfünfte Kanzler deruntauglichsteist. Daßerssein müsse,hatder ersteKanz- lervoraus geahnt.AlsimFrühjahr1892inFriedrichsruh erzählt wurde,Capriviwerde nichtnur ausdempreußischenMinister- präsidiumabtreten,sagteBismarck nachdenklich:-,,Darüber könnte ich,trotzAllem,was ichanmeinemNachfolger auszusetzen habe, mich nicht freuen.JmmerhinistseinGeneral. Was kommtdanach?

Thatis thequestion- Wird malsoeinrichtiger Beamter,dernur durchdieSchule preußischerVureaukratiegegangen ist, Kanzler, dann werdet JhrDingeerleben,dieheutenochKeiner für mög- lich hält.«Wir haben sieerlebt. DiekläglichsteNiederlage im preußischenWahlrechtskampf,der eindemüthigenderVerzichtan

-feierlichverkündeteGrundsätzevor-ausgegangen war. DieWei- gerung, dann dieGewährungdes,,Rechtes aufdieStraße«.Die unkluge,in allenKanzleienbespöttelteReise nachRom undFlo- renz.DieHerausgabeeinesWeißbuches,das dieFranzosengegen deutschenRechtsanspruch,deutsche Gutachtenvertheidigte.Den PlanderSchiffahrtabgaben,derin dengrößtenVundesstaatenbit- terenGrollerwirkte. DieEmpfängederHerrenRooseveltund San Giuliano, diegefeiert wurden,wiekeines selbstbewußtenBolkes RegirungdieFreundeundBegünstigerihrerFeindefeiern dürfte.

DenVerzicht auf Persien,der unsans Nußlanddenskandalös lächerlichenBagdadvertrag eintrug.Dendeutsch-portugiesischen unddendeutsch-schwedischenHandelsvertragz zweiMonumente deutscher DemuthDie flinkeVerschenkungdesallgemeinenWahl- rechtes (fürdas derPreuße nicht »reif« sein soll)an ein unzu- friedenes Reichsland,dessen erster Wahlgang denn aucheine französischfühlende,zwaralsCentrumspartei verkappte,dem ber- «

(10)

212 DieZukunft-

linerCentrum aberkaumnochverwandte Nationalistenmehrheit zurHerrschaft bringt.DiebarscheAbweisung desBritenwunsches nach würdiger VerständigungüberdenFlottenstatus Diethö- richteBehandlung von Personen (Radolin,Dernburg, Arnim, Rheinbaben,Mumm,Bülow,Lindequist,Heydebrand),vonNoth- ständen(Futtermangel,TheuerungderLebensmittel,Roggenaus-i fuhr),vonProzessen (Moabit, BeckenJatho,Metternich).Aga- dir. Das sinnlos scheinende HingezerrderVerhandlungen, die ums Vierfache längerdauern alsderBerliner KongreßFranko- deutsche Verträge,die unsinAfrikaeineVogesengrenze schaffen, denJslam enttäuschen,das Deutsche Reichinfünf Erdtheilendem Kinderspott ausliefern undderenFolgen,wenn nichteinkräftiger nationaler Wille uns vor ihnen wahrt, nochder Enkelschmerz- haft empfindenwird. ,,EinrichtigerBeamten« Bismarck hat Theobaldum nichtminder klar erkannt alsdenGroßvater.

Was hätteergarüberdenVersuch gesagt,einemBethmann einenKiderlen aufzupfropfen,demmitleidigGehöhntendenhun- dertmal Verwünschten?DerEinschnittdesGeißfußmessers hat demKanzler den«-Restgegeben.BülowspolyglotteHexenmeisters schaftkonnte mit einem Kiderlen haufen.Dersetzteden eiskalten Schwadenmiteiner dickenHavanna an denKamin,sagte ihm, was zuthun sei,undfand oftdann nochinderNachteinenBe- richt,dersichsehen lassenkonnte. LießdenZügelabernieausder HandundhieltdenGehilfen stets fürdenUrtypus desBalkan- diplomatenz nichteine Stunde lang füretwas Anderes. UndHol- steinlebtenoch,derEnglandundFrankreichkannte undzu dem Kiderlen,wieStemrichunddessenunsäglicherErbeZimmermann, injeder Woche mindestenseinmal ging,um vonseiner Weisheit aufdenGrund zuhören. Tempi passati. Theobaldo istderneue Staatssekretär sogefährlichgewordenwieMoritzAugust,dem Ahnherrn,derdreisteApplombdesSchwiegersohnes Wieden CapriviundMarschall einstderVortragende RathvonKiderlens Waechter.DerscheintnichtausderUeberzeugungzudrängen, daß VluffsundMogeleien zumKernwesenbismärckischerPolitikge- hörtenund daßJeder,dersolchePolitiktreiben wolle,die toll- kühnstenKniffeundPfiffe nicht scheuen dürfe.(Vismarck,pflegte Fritz Holsteinzu mirzusagen,»warsichereinGenie, hataber furchtbargelogen«; doch mußteerschließlichimmer zugeben,daß solche»Lügen«stetsdemJnteressedes Baterlandes dienensollten

(11)

Beifall links! 213

unddienten. Nousavons changecela.)WenneinMann imschwar- zenLehrerrocksichin einenMehlhaufen einwühlt,wirdnichtdas Tuchdas Mehl schwärzen,sonderndasMehl RockundHose, HaarundStiefel bestäuben.Wenn einfürdas Ordinariat der Obersekunda Geschaffener sichmiteinem vonSkrupeln nichtbe- schwerten Balkandiplomaten zusammenspannt, wirdnichterden Gesponsen, sondernderGespons ihninseines behendenWillens Richtunggängeln;wird diefromme Einfaltbaldevielleicht nach sämmtlichenSalben desMorgenlandes duften.DieVluffsvon Potsdam undAgadir,dieFrisur derRegirungbilanz undUmfrisur derOeffentlichenMeinung, dieMißhandlung Lindequists,die Ableugnungen undSchleiertänzeinParlament undPresse: auf solcheDingewäreHerrvon Bethmannaus bewußtemWillenwohl niemals gekommen.Schwachwar er,dochkeinBösewicht. Hat- te,alsVülows Getreuster, sichgegenunvorsichtigeEingriffedes Kaisersgestemmt:und-nachderkönigsbergerRede,demKaiser gehorsamst empfohlen,sichnichtlängerandenPaktvomNovember 1908 zu binden ; denKittblockmitgeschasfen:undmiteigenerHand dannzerstört;alsNachfolgerdes demCentrum allzu freund- lichgesinntenGrafeansadowskydenGipfeldeszweitenReichss amtes erstiegen,derKatholikenpartei harteFehdeangesagt: und, nachdemAbschlußeinesVertrages, derzwischenKanzlerund Centrum innigeFreundschaftschuf,dieHerren Spahnund Pieper ermächtigt,auchinseinemNamen dieBittenachRom zutragen, Papst Piusmögedie denchristlichenGewerkschaften angedrohte Acht noch vertagen. Schwach; undjustdeshalbnachdemRuhm kraftvollerSelbständigkeitgierig.Erglaubt,zuschieben,und wird geschobenHerrvonKiderlen hat ihn. Läßt ihmdenGlauben, daß erAlles ersinne, anordne, leiteundderDresseurnur derHand- langer seines erhabenen Willens sei. Diese Methode hatden bravenCaprivi bis zudemUriasbrief andenBotschaster Prinzen NeuszundzumAufgebotder GeheimpolizeigegenVismarcks,den mißtrauischenserrnvonMarschall bis indenFeldzuggegenden Kriminalkommissar vonTauschgetrieben.HerrvonKiderlen war immer vornan; auchbei derKündigungdes russischenAsseku- ranzvertrages. Austernfreund,derErnstesteundGescheitestedes Dreimännerbundes, ist tot; Troubadour besinntinLiebenberg das Los desSchönen auf dieserargen Erde ;nurSpätzle istwie- deranderArbeitQ(SeitanBordder»Hohenzollern«dasinseiner

(12)

214 DieZukunft-

wehmüthigenYJeisheiterstjetztganzermeßlicheWortfiel:»Wenn Siedurchaus wollen, setzenSiesichauch noch dieseLausin den Pelz!«)Und siehe:Alles istwieder wieimHerbstdesCaprivis- mus. Dieselbe täppischeTüncherkunst.Das selbe Geflunkermit BerdächtigungundDementi(einstwiderVothoEulenburg,gestern widerLindequist).DieselbeVerärgerungdernützlichstenPreßs häupter.Sogar dieselbenFedernwieder, fürFrankfurtundKöln, imDienstdesHerrn.DieMittel, die denKolonialsekretärinBers rufbringen sollten,bekamen damals Otto undHerbertBismarch Preußens Ministerpräsident, zwei mißliebigeBotschafterundein ausStuttgart zumVundesrathBevollmächtigterzukosten. Auch der»Veifall aufderäußerstenLinken« und dieVehmungder Konservativen Partei ist schonwieder erreicht. Schreckt Herrn vonVethmanndieSpurnicht?ErPaßt nichtzwischendie Meer- katzenzunft.DürfteselbstFliegengöttern nicht glauben, daßer, losgebunden, frei, auf demWegzubismärckischerPolitiksei (die wirklichganzanders roch).Dürftedenschlicht majestätischenMen- schenverstanddesNeichsschöpfers,von demernicht mehr weiß, als inEgypterland derneue Pharao vonJosephwußte, nicht

-durchdasTemperament desdickhäutigenStuttgarters sehen.Als LandrathdesKreisesOberbarnim hatereineInstruktionvonder Sorte derjetzt auf seinen BefehlindieKreishäuser versandten wüthend aufdencTischgeworfen und,vor weitoffenem Ohr,ge- stöhnt: »IchbinkeinWahlagent!«Somußteerbleiben. Im leich- tenFeuermitdemSalamander wohnenundim reinen Element sichreinhalten.HimmelblaulackirterVertreter derdeutschenVil- dung (fiir derenRegirungfähigkeiternun einmal nichtzu zeugen vermag).MoraltrompetervonHohenfinow.UngestraftkriechtKeis

ner aus seinerWesensschale.Derfeine Pedant, derinsaubere Gründlichkeit Gewöhntekannmitdemverrosteten, versudelten GeräthderHexenkücheebenso wenigwirken wieeinwohlerzoge-

ner Literatmitdemfleckigen, stinkigen Tand derFleischmarkts possen,zu demersich,umseinLeben zufristen,erniedert. Man muß dran glauben. HerrvonVethmannglaubtansich.Im Innersten aber nichtan dieHeilkraft einerff. Schwabentinktur. Warnte nieihnCaprivis Schicksal?Derkonnte, ohneSündenschuld,als Soldat undbravindenTodesschlaf sinken,wennersich selbstge- treu blieb.Und ihn hattedieNatur nochaus gröberemStoffge- schaffenals das magere Wunderkind, das denGroßpapamit

Cytaty

Powiązane dokumenty

schreiten oder erreichen; auf der Tschuktschen-Halbinsel käme sie ihm freilich sehr nah. Man kann sie daher, streng genommen, noch nicht zu den eigentlichen arkts -«-ischen

« Drum heischt er das Wort und ruft seinen Mitbürgern zu: »Dem Vorwurf des Pharisäerthumes will ich von vorn herein durch die Erklärung begegnen, daß Nie- mand mehr,alsich

Als es nachtete und die Greisenhand zitternd nach dem Kalon griff, sprach Goethe: »Mag die geistige Kultur nur immer fortschreiten, mögen die Naturwissenschaften in immer

(Wie dunkles Verhängniß wirkts, daß Jeder, der diesen grauen Häuptern ein Kränzlein winden will, auf der Lorbersuche sich in Sumpf oder Dickicht verläuft. Selbst

Jch würde mich fern davon halten, mit ihm in eine Diskussion über die Diagnose der Krankheit und über ihre Behandlung zu treten, aber untersuchen würde ich dann, wenn ich es für

Und wenn nach einem geistreichen Wort Stendhals der Roman ein Spiegel auf einer Landstraße ist, der, rückwärts gerichtet, sie mit all ihren Schönheiten, den Bäumen, den Blumen, mit

« genannt wurden. So kam Karl Wsilhelm Tiele als Pastor nach Qua- ritz, las den dortigen Ackerbürgern schlecht und recht die Leviten, taufte, traute und begrub sie, wie es ihn auf

Wirklich tüchtige Leute, für Krieg und Frieden, bringen nur Pie- mont und Ligurien, die Lombardei und die Romagna hervor. Diese Provinzen bildieten einst den Kern des