M9. Sonnabend, 26. November. 1864.
Die
Verfassung.
Wechenhlattstir-dngzWette
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7371chätsz,1eiünBIlitünalPxiairllei-PZeitungssSpediteurenincl.Votenlvhn6Sgr., indleExpedition, MohrenstraßeNr. 34, 41,--«2Sgr.
JnseratedieZeile3Sgr.
Die bedeutende Steigerung der Auflage
unseres Blattes machtes uns.unmöglich, den jetzt beitretenden Abonnenten die früherer- schienenenNummern nachzuliefern.
Die Verantwortlichkeit derMinister.
In allenStaaten, dienach Gesetzenundnichtnach Willkürregiertwerdensollen,wirddurchdieVerfassung bestimmt,daßdieMinisterdesKönigszurgerichtlichen Untersuchunggezoenwerden sollen,wenn siedie Ge- setzeübertreten un gar dashöchsteGesetzdesLandes, dieVerfassung,verlethaben.- » »
Schon Friedri der Große hatesausdrucklich gesagt, daßernichtderHerr, sondern »der erste Diener desStaates«sei,unddaßerGehorsamgegen dieGesetzevonseinemVolkenur dannmitgutemGe- wissen fordern könne,wennerselbstmitdemBeispiele desGehorsamsvoranginge, und waseinabsoluterKönig fürsichalsRecht hinstellt,um wie vielmehrmußdas von denMinistern eineskonstitutionellenStaates gelten.
Der Eid, den»unsereKönigebeimAntritt ihrer RegierungnachArtikel 54derVerfassungzuschwören haben,legt ihnen,wiedas WortFriedrichsdesGroßen
eigt,keineneue Verpflichtungauf. Erbestätigtnur ihrealt hergebrachte Pflicht, nämlichdie, »dieVer-
fassungdesKönigreichsfestundunverbrüchlichzuhalten un inUebereinstimmungmit derselbenund denGe- setzenzuregieren.«
«AberdieBegründerderVerfassung,undnamentlich KomgFriedrichWilhelmIV.selbst,wußten sehr wohl, daßd»leWeisheitund derguteWillederKönige nicht ausreichen,um dasVolk gegen ein verfassungs-und
gesetzWIHUgeÄRegimentdurchaussicherzustellen.Denn dieKönigekonnennichtalleinregieren;sie müssenviel- mehrdieRegIeEUUgdesLandeszumbei weitemgrößten TheilindieHande»1hrerRätheundMiniter legen.
SiekönnendaherUbekd·as,was dieVerfassungund dieGesetzeåehietengarleichtdurchunweiseoderunzu-
verlässige athgeber getauschtwerden. Natürlichsind
sie nichtverantwortlichfür das,was sie nichtwissen
und«oftnicht wissen önnen,und darum heißtes im Artikel43 der Verfassung:»Die PersondesKönigs istunverletzlich.s»«.Dagegenlautet Artikel44: »Die MinisterdesKomgeFHurverantwortlich Alle Re- gierungsakte des önigs bedürfen zu ihrer GültigkeitderGegenzeichnungeines Ministers welcher dadurch die Verantwortlichkeit über;
nimmt.«
Damit bestimmtdieVerfassung,daßeinekönigliche Anordnungnur dannzurAusführungkommendarf,
wenn einMinister durch seine Mitunterschriftsich für dieselbe verantwortlich gemacht hat. DerKönigkann unmöglich,Alles wissen,was dieMinister von Anits wegenwissenkönnen und wisen müssen. Wenn dahereinMinistereinerechtswidrigeVerordnungunter- schreibt,so istervonGottes undRechts wegen dafür ebensoverantwortlich,wiefür jede rechtswidrigeHand- lung,die er aufeigeneHandbegangenhat. Esist nur dieFrage,wievorkommenden Falles bei uns in PreußeneinMinister wirklichzugerichtlicherVer- antwortunggezogenwerden kann. Unddamüssenwir bekennen,daßesbeiuns nochandern nöthigen Gesetzefehlt, um die verfassungsmäßigeVer- antwortlichkeit derMinister zurWahrheit und Wirklichkeit zumachen.
Esgiebt nämlichdreiFälle,inwelchentheils nach denallgemeinenGrundsätzendesRechtes, theils nach denausdrücklichenBestimmungenunsererVerfassung, einMinistervor den ordentlichen Gerichtshöfendes LandesmüßtezurVerantwortunggezogen werden können.
ErstenskönntewohleinMinisterdurchirgendeine AmtsandlungJemanden,IpenigstensnachderMeinung des etroffenen,rechtswidrigan seinemVermögenbe- schädithaben. Der-Beschädigtekann dann freilichden
Minisierbei demzuständigenGerichtever-klagen-Aber dieKlagewirdnachdenbei unsgültigenBestimmungen zurückgewiesen,wenn der GerichtshoffürKompetenz- konflikteerklärt,daß sienichtvor dieGerichtegehöre.
Zweitenskönnte einMinister,angeblichoderwirklich, durchfeine Amtshandlungensichgegen irgendeinen
Paragraphen des Strafgesetzbuchesvergangen haben.
OberjedochvordembetreffendenGerichtshofedeshalb angeklagt wird,das
hängtvon demStaatsanwalt und dessenVorgesetzten,näm demOberstaatsanwaltund demJustizministerab. ird er aber auch angeklagt, sokannimmer nochder Gerichtshoffür Kompetenz- konfliktedembetreffendenGerichtedieEinleitungoder FortsetzungderUntersuchungverbieten. »
Der dritte und vornehmste Fallendlich istder,
wenn einMinister beschuldigtwird,durchallgemeine Anordnungen(gleichviel,ober sieselbstständigerlassen odernur gegcngezeichnethat)dieVerfassungunmittel- bar verletzt,nnd damit nichtnur einzelne Personen, sonderndasganzeLandbeschädigtoder doch gefährdet zuhaben.Jn einemsolchenFallesollnachder Ver- fassungweder dieStaatsanwaltschaftnochderGerichtshof für KompetenzkonflikteeineAnklaedesMinistersver- hindernkönnen. Es lautet nämlichder Artikel61so:
»DieMinisterkönnendurch Beschlußeiner Kammer wegen desVerbrechensderVerfas- sungsverletzung-derBestechungund des Ver-
raths angeklagtwerden.— Ueber solcheAn- klage entscheidetder oberste Gerichtshofder MonarchieinvereinigtenSenaten. — Die FallederVerantwortlichkeit,über dasVerfah- renundüberdieStrafen werden einembe- sonderen Gesetzevorbehalten.«
NachdiesemArtikel derVerfassungistalsodasAb- geordnetenhausund ebensodas Herrenhaus »zueiner Anklage berechtigt,und das Obertribunal wurde ver-
pflichtet sein,überdieselbezuentscheiden.Aberleider kanndasAbgeordnetenhausvon seinem Rechtekeinen Gebrauchmachen,weil dasObertribunal nochgarnicht imStande ist,denMinisterngegenüberseinerichter- lichePflichtzuerfüllen.Denn dassogenannte Minister- oerantwortlichkeitsgefetz,d.h. dasjenige Gesetz, welches über dasVerfahrenbei einerMinisteranklageundüber dieBestrafungeinesMinisters bestimmensoll,derdie inArtikel61 bezeichneten»Verbrechen«begangenhat,
— dieses Gesetzist trotzderausdrücklichenVor- schriftderVerfassung nochimmer nichtgegeben
worden« -
Unsere Abgeordneten habenkeineSchuld,daß diese VorschriftderVerfassungnicht erfülltworden ist.Noch imApril1863 hatdasAbgeordnetenhausAllesgetan,
was inseinenKräften stan,um endlichdasMinister-
verantwortlichkeitsgesetzzuStande zubringen Damals hattendieMinisterinFolgedeswegen der MilitärfrageausgebrochenenKonfliktesübersämmtliche Staatsausgaben,d.h.,alleinfürdasJahr1862,über eineSumme von etwa 140MillionenThalernohne irgend einGesetz,ledi lich nachihrenkkigenfn Ermessenversügt,und sieräumten vollstandigein, daßdieVerfassungeinsolchesVerfahrennichterlaube;
aber siebehaupteten,daß siedasselbenicht«verbiete.
Dagegenerklärt dasAbgeordnetenhaus,daßein solches VerbotallerdingsinderVerfassungenthalten sei,und daßdieMinisterdaher durch Leistungabgelehnterund
nichtbewilligterAusgabendieVerfassunvekle tät .
erklärteweiter, daßzurWiederherstellgüngdeåiünetrexü
Friedens dieserStreit nothwendigaufverfassungsmäßi- gemWege,undzwarnachVorschriftdes Artikel 61
durchleinurtheildesusdiesemObertribunalsentschiedenwerdenmüssei Grundewurde von derKommissiondes AbgeordnetenhauseseinMinisternerantwortlichkeitsgesetz genaunachdenBestimmungenderVerfassungausge- arbeitet undvon demHause selbstam 27.April1863 mit 249 gegen6Stimmen angenommen Auchmeh- rerestimmt.AnhänAererdesderMinisteriums hatten fürMinisterpräsidentvon dasselbeBismakckge- hatte schon vorher erklärt,daß geradeindiesemFalle die Minister nicht gestatten könnten, daß der pberste Gerichtshof des Landes dieFrageent- scheide:istdieVerfassungverletztodernicht?Unddoch istdas Obertribunal durchdieVerfassung dazu berufen, daßesgeradeinsolchen FällenüberdieseFrageent- scheide.Der MinisterdergeistlichenAngelegenheiten, HerrvonMühler, hatte nochhinzugefügt,dieMinister hättennichtvordem»Obertribunale«, sondern»seiner Zeitvor einemhöheren Richter« sichdarüber zuver- antworten,obsie ihrenEidauf »diegewissenhafteBe-
obachtungderVerfassung-«gehalten hättenoernicht.
Die auchvon den Ministern beschworenepreußische Verfassungbestimmtaberdoch,daßdieMinistergerade vor demObertribunal sichverantworten sollen,wenn dasHausder-Abgeordneten- oder das Herrenhaus sie
»wegen des VerbrechensderVerfassungsverletzung-«an-
geklagthat,undnur dieForm,wiediesgeschehensoll, ist nochgesetzlichzubestimmenDasMinisterverant- wortlichkeitsgesetzkamnichtzuStande,weil dieMinister demKönigedieGenehmigungdesselbennichtempfohlen haben.Die Verantwortlichkeitder·Ministerstetalso wohlinderVerfassung, dochinderWirkl chkeit bestehtsienicht.
Politische Wocheufchau.
Preußen.Jn denletztenTagenwaren starkeGerüchte über einenZwiesaltimSchooßedesMinisteriumsverbreitet, unddieseGerü teerhalten sich,trotzdem dieBlätterder feudalenPartei dieselbenmitBestimmtheitinAbredestellen.
Das EinverständnißmitOesterreich, welchesvon gewisser Seite fortwährendalsderhöchsteTriumpfunsererRegierun gepriesenwird,scheintin derneuestenZeitwiedersehrskagsicg
gewordenzusein; Oesterreich machtgarkeineMiene,die preußifcheAnsicht, daß nach erfolgtemFriedensfchlußdie BundestruppenHolsteinräumenmüssen,zude»rseinigenzu machen. DageenhatPreußenwirklichderosterreichischen Regierungdas erlangen,in demZollvertragdasVersprechen derkünftigenZolleinigung aufzunehmen,bewilligt.Wieman sieht, hat dieseNachgiebikeit inwirthschaftlichenFragenkeinen Gegendienst auf politiseinGebietenachsichgez-,en,
JnMagdeburg hatfurdenAbgeordneten Mittel- welcher seinMandat niedergelegthat,eineNachwahlstattge- funden;eswurde derKandidat derliberalenPartei,Red, J.Hoppe, mit 238von283anwesendenWahlmannernge- wählt.DieWahl zeigterstens, daßdieTheilnahmeamöffent- lichenLebenkeineswegsimAbnehmenist,denneshabenunt etwa30Wahlmännergefehlt,undzweitens,wiewenigbegründet
dieBehauptungist,daßdieMehrheitder VolkesihreAnsicht geändert hckbe.JmGegenthe1hdassVolk hält nachwie vorfestandemwasesalsrechterkannthat,
Jn Berlin HatdasKammergerichteinen Prozeß zweiter Instanzween derStellvertretungskostenzuGunstendes kkaenden Yshgeordnetenfentschieden.Das Kreisgerichtzu Munster hatals ersteInstanzin demProzessedesAbgeord- netenWinkelmcmngegendenFiskusweenderStellvertretungs- kosten,dzesenzurNachzahlungverurt)eilt.
Esliegenin derabgelaufenenWochewiederum eine ganze
ReihevonNichtbestätigungenvor. Derzum
Deichchauptmann
gewahlteRittergutsbesitzerv.Engelmann istnitbestätigt worden,eingleiches istdeinzumMitgliedederstädtischen Schuldeputationin Guinbinnen gewählten Brauereibefitzer Menziviederfahren. Ebenso sinddie inNeu-Ruppin zu Stadträthen ewähltenHerren Kreisthierarzt Höpfner und DestillateurWeinstock,sowieinGlazderzumRaths-
hektucgewählteApothekerDr enkmann nichtbestätigtworden.
JU S)lesien findvor einigerZeitmehrere Dorfschulzen, wegenVerbreitungvon Flugblättern,aufDisziplinarwege von ihremAmte entsetzt worden. AufeingelegteBerufung hatdasStaatsministeriumdasUrtheil bestatigt.
JnderDisziplinaruntersuchunggegendenAbgeordneten Twesten hatdieStaatsanwaltschaftgegen dasfreisprechende Urtheil BerufungandasStaatsministeriumeingelegt; gleich- zeitigist demselbenaufgegeben worden,feine Stellun als MitglieddesAufsichtsrathsbei derDeutschenGenossens«afts- bankniederzulegen,daeinesolche Stellung mitdemRichter- amte nichtvereinbar fei.
DieAbgeordnetenTemme (4.BerlinerWahlbezirk)und Matthes (WahlkreisArnswalde-Friedeberg) haben ihr Mandatniedergelegt.
Der AbgeordneteDr.Joh. Jakobi hattegegenden Staatsanwalt von Moers eineBeschwerdebei demJustiz- minister eingereichtunddaraufdieAntwort erhalten, daßer nachForm undInhalt derschonvor demEingangebeidem MinisterinderPressebesprochenenVorstellungkeine Ant- wortzu erwarten habe.
Schleswig-Holstein.PreußenwilldenAnsprüchender säfischenFürstenund desPrinzenvon HessensHomburg
au auenburg gegenüber,wiees heißt,denGrundsatz eltendmachen, daßinLändergebieten,welchedurcheinen riedensschlußabgetreten sind,alleErbanspruche,wenn sie nichtin diesem ausdrücklichvorbehalten sind, erlöschen.
Es liegtdieVermuthung nahe, daßman einen gleichen Grundsatz auchinBezug aufS leswig-olsteinzurAn- wendungbringenmöchte. Augen licklichatPreußendie diplomatischeVertretungder Herzogthümergewissermaßen schon»in dieHandgenommen,indemHerrvonBismark die preußischenKonsuln angewiesen hat,sichder Schiffeder Herzogthümerebenso anzunehmenwie derpreußischen.
Jiitland istbaldganzvon denverbündeten Truppen gesäumt,unddieHerzogthümersollennur eineverhältniß- maßlggeringe preußischeBesatzung erhalten; möglich,daß
ManIetztendlichan’s Werkgeht,umeineschleswig-holsteinische ArmeezUgründen.
Mkckcenburg.DerLandtag istzusammengetretenVon einerAufhebungderPrügelstrafeverlautet noch Ulchtss
NassawDie liberaleParteiistnochimmergenöthigt, ilJreVorvetsammlupgenfür diebevorstehendenLandtaswahlen anffremdemGebiete-»u halten. Bald findendieseVer-
sammlungenaufpreußlchem, baldan hegen-darmstädtischem
Bodenstatt. Man·ehtso weit, sogardie
rivatbesprechungen
UmBezugauf die ahlen verhindernzuwollen,undhaen
zudiesem Zweckeeinige Behördenselbstverboten,daßin
denWirthshäusernvon denWahlen gesprochenwird.
Baden. Der
ProfessorEckhar«dt,welcheraufderGe-
neralversammlungdesV ationalvereins zuEisenachdie An- sichtenderäußerstenLinkenvertrat,istseinerStellungals BibliothekaranderBibliothekdesGroßherzogs enthoben worden. DieStellungwar keinestaatliche,sonderneine reinprivateimDienstedesGroßherzog-ZWiewir hören, sollübrigensfür Herrn ProfessorEckhardteineandereStellung inBaden inAussichtgenommen fein-
Oefterreich. Das dein Reichsrath vorgelegteStaats- haushaltsgesetzfür1865zeigteinDefizitvon 30Millionen Gulden (20Millionen Thaler),doch»stelltsichdasselbeM Wahrheitvielhöher,daunter denEinnahmengegen20 Millionen Gulden alsErlös fürverkaufte Staatsdomänen undBergwerke angesetztfind. AufdieseWeisekannman aller- dingsdasDefizitganzbeliebigkleinerscheinenlassen,aber
nur solane,als man nochDoniänen undBergwerkezu verkaufen)at. Jstdiese Hiilfsquelle auch versiecht,dann dürftederStaatsbankerottmit scharfen Schlägenan die PfortendesKaiserstaatespochen.
DerAusstandinVenetien scheintimmergrößereDimen- sionenanzunehmen,wenigstenswerdendieTruppendortfort- wahrendvekmehrtundimmer neueDistrikteinBelagerungs- zustanderklart. Mansprichtvon denBemühungenOester- reichs,eine Garantie des deutschenBandes für Venetien zuerlangendoch hoffenwir,daßeinsolches Bestrebenan demWider andePreußens scheiternwird.
» Italien. DieDeputirtenkammer hatdenGesetzentwurf iiberdieVerlegungderHauptstadtmit317gegen70 Stim- men angenommen. Dadurch hatdieselbezugleichdenSep- tember-VertragmitFrankreichimPrinzip gebilligtundda- mit dieEntwicklungdesKönigreichsin dieruhige Bahn gelenkt, welche dieser Vertrag vorschreibt. Jn zwei Jahren werdendieletztenfranzösischenTruppenRom verlasen,und es»werdsichdannzeigen,obderPapstim Stande it,selbst- standigdemAndrängenseiner
Unterthanenzuwiderstehen.
Amerika. Dieam 8.d.M. volzogenePräsidentenwahl hatdasglänzendsteResultat geliefert; PräsidentAbraham Lincoln istmitüberwiegenderMehrheit wiedergewählt worden,unddieNord-Amerikaner haben dadurchdasZeugniß abgelegt, daßes ihnen ernst istmitdeinidealen Zwecke desmörderischenKampfes,nämlichmit dervollständigen AusrottungderSklaverei aufdemGebietederUnion.
WerhatdteGrundsteuerundHäufersteuerbewilligt?
Man schreibtuns aus derProvinz Brandenburg: Auf demLandetrifftdiefeudale Partei schonVorbereitungenzum Wahlkampf.Den Bauernsagtman: »daßdieGrundsteuer
nun baldinKraft tretenwürde. Dasolltensie sehen, was siezubezahlenhaben würden,und dashätten sie sich selbst uuschreiben, indem sie sol eMänner
gewählt,diesichzusolchenGesetzenhinreienließen,
welchedem armen Bauern die aar Thaler aus der Tasche lockten, dieersichmit seinenzehnFingern somühsamerworben labe. Sie,dieBauern, waren nun soviel vor der edesmaligenWahl gewarnt,
solchenFortschrittsmcennernihreStimmeangeben;iehättennicht gehort, und nun müßten siedie schwereSteuer tragen. Es werde bald wieder eine
Wahlkommen, dasolltensie solcheMänner wählen, welchedasVertrauen derRegierung besäßen,dann würde sich Manches wieder gutmachenlassen.«’«)
Is)Wirsind unseremeehrtenKorrespondentensehr dankbar für seine Inschrift Möchte och sein Beispiel auchanderegeehrte
Wirwissen sehr wohl, daßesimLandeeinePartei giebt, welcherdieZusammensetzungderMehrheitdesjetzigenAb- geordnetenhausesaus lauter selbstständigenMännern,die nachihrer gewissenhafterwogenenUeberzeugunghandelnund stimmen,einGräul und einDorn im Auge ist. Diese Herren möchtengern, daßdie weiteKammerwiederso werde, wiesiezurZeitdesMinisterium-JManteufseI-West- phalenwar. Damals gehörtederMinisterdesInnern von Westphalender Kammer alsMitgliedan. Kamesnun zur Abstimmung, sorichtetensichdie vielenLandrätheundande- ren Verwaltungsbeamten,welchedamals dieMehrzahlder Kammer bildeten, ganznachihm.Stand erauf, erhoben sie sichwieeinMann,bliebersitzen, so rührte sichkeiner
von ihnen. Das gefieldenFeudalen undsieseufzen sehr nachder Wiederkehr jenerZeit. Jn den gegenwärtigen Ministern glauben siezwar ganzdieMänner ihrerFarbe zuerkennen,aberdasAbgeordnetenhauswillgar nichtso wiefriiher sichalleinnachdenWiinschenderMinister richten, und dasist ihnensehrverdrießlichDabringen siedenn allerleiLügenaufundhoffendasVolkdadurch zubethören.
Die obenangeführteVerleunidungderFortschrittspartei ist aberdocheinwenig garzuplump. .
DasGesetzüberdieanderweite VertheilungderGrund- steuerunddasGesetziiberdieEinführungeinerHäusersteuer sind bekanntlichimJahre1861 vom Landtagegenehmigt worden. Damals bestanddieFortschrittsparteinochgar nicht,siewurde vielmehr erstgebildet, weil das Volk mit der Haltung des Abgeordnetenhauses von 1861 unzufrieden war und diejenigen Mit-
lieder derjetzigen Fortschrittspartei, welcheschon
SitgliederjenerKanimerwaren,wiez.B.v.Hover ek, Senff, «Häbeler, Krieger-Goldap, v.For»kenbeck, Waldeck, Taddel u.s.w.,haben·erade gegendieseGe- setzegestimmt, wie dies ausSeite 144 der bei
Decker erschienenen stenographischenBerichte von 1861 ausdrücklichzulesen ist.
Wirglaubenuns daher berechtigtzuerklären-:daß diese Gesetzeniemals dieZustimmung desvgegenwartigenAh- geordnetenhauseserhalteii·halienwurden. Der Streit desselbenmitderRegierung istjaalleindeshalbentstanden, weildasAbgeordiietenhausdieLastender«vonderRegierung eingeführtenVeränderungeninderEinrichtungdes»Heeres fürzugroßund unerschwinglichsiirdasVolkhaltund deshalbdiedazunöthigenSummen nicht beivilligenwill.
Wiedaher riicksichttichderSteuern »Manchessichwieder.
gut machen lassenwürde« wenn dasVolk Männer wählte,
»diedas Vertrauen derRegierung besäßen«,könnenwir unsrerseits nicht begreifen.»Diejetzigen Abgeordnetenhaben
»dasVertrauen derRegierung«-dochnur deshalb nicht, weilsie nicht sovielMillionengewähren,alsdieRegierung verlangt.DieseMillionen »lassensichaber doch nichtaus derErde stampfen.Bewilligt dieselben ein anders als jetztzusammengesetztesLllsgeordnetenhaus,somüssensie
eben durchSteuern vom Volkeaufgebracht»Werden.Es»
würdenalso,wenn dieFeudalen.ihrZielerreichen·undbei
dernächstenWahldenSiegüber dieFortschrittsparteidavon- trügen,riicksichtlichderSteuernMauchesschlechterwer»den.
Wirdenkendie Zeiten derManteuffel-Westphale3ische»n Regierung sindnochnichtferngenug,umausdemGedachtniß
arteimitgliederveranlassen,uns überdie
Vorkommnisseinden ZwvinzenNachrichtzugeben.Eine derartigeWechseleziehung zwischenunsundunserenLeser-nwird esunsmoglichmachen, demvonunserstrebten Ziele naherzukommen. »
unseresVolkes ausgelöschtzusein« Jstesdo ert vier
Jahreher, daßman diesesReimentimAbgeord?eterishause,
unterdemJubeldesganzen andes alsdas»nunmehr giuckiechbeseitigte-«bezeichneteDieMacht dieserReie- rungberuhtedarin,daßsiedieMelrheitdesdamaligenb- eordnetenhausesaufihrerSeite hatte.Die egenwärtige
egierun»g,derenwichtigsteMitglieder,derMinisterpräsidenh
derMiniter des Innern und derFinanzminister, Schüler und Amtsgenossen jener Ministerwaren, entbehrt dieser
mächtigenStütze. Wirdenken,dasVolkwikdessichdrei-
malü
erlegen,obesihr dieselbeindie Hand gebensoll.
Amwenigtenaber wird essich durch solche- handgreiflich alsVerdrehungenderWahrheitzuerweisendeAusstreuungen, wiesieuns unser Korrespondent meldet, bewegen lassen,die Fortschrittsparteizuverleugnen.
«
Diekünftige StaatsschuldderHerzogthiimer.
»
Die offilziellenund ofsiziösenFedernkönnennichtgenug RahmensüerdieBedingungendesFriedensmit Dänemark machen.WirkönnenindiesLobnicht einstimmen Daß dieHerzogthiimervonDänemark getrennt würden, verstand sich nachdenErsolen unserer Truppenvon selbst;den
Soldaten undnichtdenDiplomaten habensiedaher ihreFreiheit zuverdanken. DieDiplomatiehattenun
dafürzusorgen, daßdieselbstständigestaatlicheExistenzder Herzogthümervon vorn hereinnicht durchzuschwereLei-
stungenbedrohtwerden. Dies istin keinerWeise geschehen.
SiachdemFriedensvertragehabendieHerzogthümerSchleg- wig-Holstein-Lauenburvon derdänisenStaatsschuld29 Millionen Thlr.dänif ,oder21374Mi ionenpreußischund außerdemdievon Preußenund Oesterreichaufewendeten Kriegskostenzutragen.AusdemösterreichischenZudgetfür 1865 wissen wir, daßdervon diesemStaat beanspruchte Ersatz18Millionenfl.,oder 12Millionen Thlr. beträgt.
Danun Preußen fastdreimal sovielTruppen imFelde gehabtUnd Mkßerdemunverhältnißmäßigvielmehrdes sotheuerenArtilleriematerials verwendet hat,sowerdensich seineAusgaben für diesenKriegauf mindestens24Millionen Thlr.belaufen.DieHerzogthiimerwürdenalsozuzahlen haben:an Dänemark 213X4Millionen,an Preußenund Oesterreich36Millionen. Hierzukommen nochdieKosten fürdieBundesexekutionmit»einigenMillionen unddie Ent- schädigungderentlassenendanischen»Beamten;DieStaats- schuld,mitwelcherdie
Herzogthümerihr selbststandigesStaats- leben ubeginnen hätten, eträgtsonachin ruiider Summe
mindestens60Millionen Thaler.Dasienun zusammeneine MillionEinwohner haben, sowürdensiezudenverschuldetsten Staaten Europas gehören·— Das KönigreschJtalien ist gegenwärtibekannterMaßeningroßerGeldnothundseine
Schuldenlastwird allemein·fürbedrohlichgroß«ehalten.
Nichts desto wenigeristsie,Im Verhaltmßerheblichkleiner alsdiejenige,mitderdieHerzogthumerTrifgllgellsollen selbst- ständig
dazustkhemJtalien hat22Millionen Einwohner
und1025 Miionen Thlr. Schulden.Um imgleienVer- hältniß,wiedieHerzågtäümerverschuldetzusein,müßteseine Staatsschuld1320 iionenThlr.betragen.-—— Preußen, dasmehrals18 mal sovielEinwohnerwiedieHerzog- thümer hat, istnur Mlt266MillionenSchulden belastet.
Sollte esin reichemMaße,wiesieverschuldetsein, sowürde es1080Millionen Thlr. Schulden haben,waszuverhindern wir,undgewißallePreußen,bestrebt sein«werden. »
Wosindalso, fragen wir,dieausgezelchnetenLelstUUgeU unserer DiplomatenbeidiesemFriedensschlußzusuchen?
Druck und VerlagvonFranzDuucker iii Berlin. — Verantwortlicher Redakteurund Herausgeber-D1-.G.Lewinstein inBerlin.