M
Die
Sonnabend, 5. November.
Verfassung.
1864.
Wachenhllatt stir- dHJYJulle
ETscheint jeden Sonnabend Preis vierteljährlich
incl. bei allenPreuß. Postanstalten 472 Sar»
inBerlin
beiallenZeitungs-Spediteuren Botenlohn
6Sgr.
Was ist der Staat und was haben wir vom Staate zu fordern?
Wenn der Werth einer Verfassung nicht in der Einbildung bestehen soll, so muß sie
vorAllem beobachten-nnd».ausgefü
etWerden- dazu aber ITEUsseU in ihr genau und
voständig alle Rechte verzeichnet
ein, die den verschiedenen Gliedern des Staates zu-
stehen, und eben so alle Pflichten, welche die Obrig- keiten und alle Staatsbürger
vomErsten bis zum
Letzten
zuerfüllen haben.
, . -’
Damit wir aber die
preugi che Verfassungdarsuf ansehen können, ob »siein der at alles dieses enthalt, wollen wir zuerst die beiden Fragen beantworten, was denn der Staat überhaupt uns zu leisten hat, und was denn dieser Staat in Wirklichkeitist..
Jeder sieht ein, was»für ein
armesund dürftiges Leben wir alle führenwürden, wenn jede Familie für sich allein alle Arbeiten verrichtenmüßte, die der Mensch zu seinem Unterhalte und seinem Genussebedarf. Müßte jede Familie einen Acker bestellen und eine Heerde weiden,
wenn
sie Korn und Flachs, Milch und Fleisch, Leder und Wolle haben will; müßtejede Familie ihre Kleider, ihre Hausgeräthe, ihre Werfzeuge selbst verfertigen, ihr Haus oder ihre Hütte sich selbst bauen: dann würden
wir
offenbar nichtbesser leben, als Kalmücken und Hotten- totten. Daß wir wiklich besser leben, verdanken wir derjenigenVereinigung
vonMenschen, die
mandie
burgerlicclhe Gesellschaft nennt. Diese Gesellschaft erstreckt si über das ganze Land, über alle Städte und DokfeL Jn sie wird Jeder aufgenommen, vorausgesetzt, daß
erden Willen hat, solche Arbeit zu verrichten, die auch andere Leute, gebrauchenkönnen, denn dann sind die Anbeten glelchfalls bereit, auch für ihn zu arbeiten.
Der Handwerksr arbeitet für den Ackersmann, den Kauf- mann, den Lehkek,»dekl Geistlichen, und jeder
vondiesen
arbeitet. wieder fUt Jeden
vonden Anderen. Ja,
erKflpltcsltstz der gar nicht zu arbeiten scheint,giebt doch sem Geld Per, damit Andere ihre Wirthschaft oder ihr Gewerbe sich einrichten können, Und damit
erfür die
Jnscrate
dieZeile
3S gr.Zinsen, die
erdurch seine Darlehen verdient, sich das kaufen kann, was
ervon den Arbeiten der Anderen ebkaUchts Je btissek die Gesellschaft sich eingerichtet
kat,
enMenschen
umso weniger und
umNoth so »behaglicher und Elend fühlen giebt sich es unter Alle, die
nit urch eigene Tragheit oder durch ein
un-abweis ares Ungluck
vonjeder nützlichen Arbeit ausge-
schlogen iese sind. burgerliche Gesellschaft kann aber
nurbestehen, wo»die Volksgenossen gleicheitig eine andere und fester
gesagte Gemeinschaft unter zsich geschlossen haben. Diese estere, auf Gesetze gegründete Gemeinschaft ist eben der Staat.
fKeiner
vonuns kann den Staat entbehren, und weil
wirihn gebrauchen, fordert dieser Staat viel, sehr viel
vonuns. Wir sollen ihm gehorchen in allen Stücken,
wo erfür gut hält, uns etwas zu gebieten oder zu verbieten. Wir sollen ihm zu Diensten stehen mit unserem Eigenthum und unserer Person. Wir müssenihm gar manche und oft recht schwereAbgaben bezahlen. Wir müssen für seinen Dienst nicht- blos
Tage und Wochen, ondern oft genug manches
vonden besten Jahren unseres Lebens opfern. Ja, dieses Leben
selbst müssen wir in die Schanze schlagen,
wennes gilt, ihn gegen
seine Feinde und Widersacher zu vertheidigen Darum ha
enwir aber auch ein volles Recht, zu fra en, ob denn der Staat mit s einen Leistungen auch wir lich allen diesen Gehorsam, alle diese Dienste und Opfer voll und ehrlichbezahlt.
Darum fragen wir: »Was hat der Staat seinen Bürgern, was hat
eruns Allen zu leisten, die wir zu ihm gehören, wie die Glieder zu ihrem Körper gehören?
Wir könnten ganz kur antworten: »Der Staat soll die ganze bürgerliche Gese schaft und jeden
vonuns in seinem Rechte und feiner Freiheit schützen-« Aber mit solcher allgemeinen Antwort ist es nicht gethan. Zerlegen wir die Pflichten des Staates in seine Einzelheiten, so
finden wir:
.Erstens. Der Staat-soll unser Land und Jeden
vonuns gegen jedes Unrecht und jede Gewaltthat sicher
stellen, die andere Staaten und andere Völker gegen uns ausüben wollen.
Zweitens Der Staat solldafür sorgen, daß Jeder
vonuns auch gegen die Uebelthäter im eigenen Lande eschützt werde. Wo
eraber die Uebelthatnicht
ver-klindern nschen kann, der Person, da soll«er und
wieden das Schuldigen Recht es strafen gebietet ohne Drittens; Der Staat soll allen Streitigkeiten über Mein und Dein»durch weise Gesetzenach Kräften
vor-beugen. Da
erihnen aber nicht überall vorbeugen kann, so soll
eraußerdemfür rasche und unparteiische Rechts- pflege «sorgen.
Viertens. Der Staat soll möglichst alle Hindernisse Wegschaffen,durch wel
efrüher
eineunverständige Verwaltung unsern Acker au,
unerGewerbe und unsern Handel in» seinem Gedeiheu beeinträchtigt hat« Er seit alle gemeinnützigen Unternehmungen so weit schützen Und fordern, als
lsvie des Schutzes und der Förderung
von
Seiten der O rigkeit bedurfen Fünftens Der Staat soll dafür sorgen, daß die Jugend in 'eder Stadt und in jedem Dorfe in allen guten und nützlichen Dingen unterrichtet werde, damit
iezu tüchtigen und selbstständigen Mitgliedern der bürgerlichen Gesellschaft und des Staates heranwachse.
Ebenso ist es seine heilige Pflicht, dafür zu sorgen,daß Jeder seiner eigenen religiösenUeberzeugurig nachleben, daß Jeder seinen Gott so vere
rendarf, wie sein Ge-«
wissen und seine Vernunft
esihm gebieten. Auch Loll
er
der Stimme der freien Ueberzeiigung und damit
erStimme der Wahrheit in allen Dingen Raum
ver-schaffen, so daß Niemand sichunterstehendarf, dieselbe mit den Mitteln der Gewalt zu unterdrücken
Dies sind die Forderungen, welche wir
anden Staat
ustellen haben. Aber« wir dürfen nicht
ver-langen, aß die Obrigkeit allan dieseAufgabe löse, denn
die Obrigkeit ist ni t fur sichallein der Staat, Der Staat sind wir A e, wie wir Alledie bürgerliche Gesellschaft sind. Deshalb haben
wir einRe t, mit-
gurathen
.h., »be»i bei allen allen Gesetzen, welchegegeben Dingen, welche den Staat werden, etreffen,
umdas nutzliche Zusammenwirken der Gesellschaft,welche den Staat bildet, zu befördern
Aber
wirhaben nicht blos das Recht, mitzurathen, nicht blos das Recht, zu verlangen, daß wir unmittelbar oder durch unsere erwahlten Vertreter über unsere Mei- nung und unseren Willen gehörtwerden,
wenn essich handelt
umAbgaben, die wir Alle zu be ahlen,
umDienste, die wir Alle zu leisten,
umGesetze, denen
wir Alle zu gehorchen haben: nein, wir haben auch die Pflicht, eine solche Forderung zu stellen. Denn da wir Alle zusammen der Staat sind, und Jeder
vonuns bestimmt ist, ein lebendiges Glied und nicht ein
un-lebendi
erTheil dieses Staates zu sein: so müs
enwir auch ·A e, Jeder
anseiner Stelle, und Jeder
naseiner Einsicht und Fähigkeit,
ander gemeinsamen Arbeit für unsere Gemeinde, unseren Kreis und unseren Staat Theil nehmen mit Rath und That.
.Aus diesemRecht und dieserPflicht ergiebtsich, daß
wirneben
genen ersten Forderungen
anden Staat
nosechstens ie Forderung zu stellen haben, daß
ersolche Einri tungen treffe, daß jeder selbstständige Mann zu dem i
mgebührenden Antheile
andek Verm-Maus der öffentlichen Angelegenheiten in Gemeinde,Kreis und Staat gelangen» konne. Jn je vollkommnerem M«
edSiTs tgegschiehh Ie vollkommner ist die Verfassung des
aae. ·
Politische Wocheufchqtr Jn Eisenach hat
am31.Oktober und
am l.Novembe- der deutsche Nationalvereiii seine Generalversammlung abgehalten. Die Verhandlung, welchesehrlebhaft war, hat ge- eigt, daß trotz allerhand kleiner Meinungsverschiedenheiten doch
sämmtli
eSchattirungen der liberalen Partei noch immer entschlos
ensind, zusammenzugehen, und, auf ein eineinsames Programm sich stützend, die Einheit und Freigeit unseres Vaterlandes gemeinsam
anustreben.
·
»
Zu leich wurde der Bes luß gefaßt, eine Unter tützungskasse fur ent
assene Beamte und Militairs
inDeutschlan zu grunden.
Den An toß zu diesem
BZchluß haben wohl die Zustände
in Kurhessen gegeben, do sind natürlich Unterstützungss bedürftige
aus anderendeut chen Staaten nicht ausgeschlossen.
Perris-en. Der Friede ist geschlossen, und
essteht zu hoffen, daß in nächster Zeit der größere Theil unserer braven Tru pen in die Heimath zurückkehrt. Dort werden sie Gelegen eit haben, sich zu übexzzugzem wie alle die Nach-
richten, ipelcheHdavpusrsptechMssp
« egiter derRegierung
.o tenden
Heldenthaten unserer Armee keine Anerkennuii ügen und Verläumdungensind. Sie werden erkennen, daiß
das gesammte Volk sich freut
andem
neuenLorbeerzwei
,welcher in den Ruhnieskranz unserer Armee geflochten it, daß
esaber über den Ruhm nicht das Recht vergißt.
Undwir Possen-daß »dasVoll
ausden Berichten, welche die heim ehrenden Krieger ersJatreri--—-wekdeu,
«ueueund kräftige Gründe schöpfenwird, sur die Ueberzeugung-, Paßt-»Hu alte Landwehrverfassungnach dem Gesetze
vom3. September 1814, welche sich in den Freiheitskriegen, die Deutschlgnd
vom
französis
enJoche befreit haben,.so-»tre·fflich bewahrt hat, und wel
eunserem Vaterlande fast funfzig Jahre lang einen genügenden Schutz gewährt hat,» der beabsichtigten Re- organisation der Armee vorzuziehensei.
Die Maßregelun
engegen Beamte und andere Personen, Welche sich bei den ahlen in einer, der Regierungnicht zu- iagenden Weise bemerkbar gemacht haben, greifen
immerWehr Ym sich-. Theils werden Disziplinar-Untersuchungen eingeleitet, theils zeigt·
dieRegierung ihr Mißfallen durch Versagung der Bestatigung
zustädtischen Aemtern.
erster Beziehung theilen wir
unterAnderem mit,· daß
inK önig sb
erg in der Disziplinaruntersuchung gegendieRechts- anwälte Schörndörffer in Labiau und·Moller in Meh- lauken, sowie egen den Kreisrichter Rheinberger
inWeh- lauken auf Freisprechung erkannt worden ist. Dagegen ist
derKreisbaumeister Heidrich in Lauenburg durch Disziplinar- Urtheil der Regierung
zuKöslin seines Amtes entsetzt worden. Derselbe hat jedoch, wie mitgetheilt wird,
daerinseinem Fache
alssehr tüchtig ilt, sogleich eine Anstellung bei einer Eisenbahngesellschaft
er)alten.
· »Der AbgeordneteKreisrichter Bas s
en einBerlin ist in der gegen ihn eröffneten Disziplinaruntexsuchung freigesproche-
wor en.
Jn Glogau it ein Soldat, wel
erseinen Posten als
Schildwacheverla
enund einen Rauban all auf einenPngekges
machthatte, zu einein Jahr Festungsstrafeverurtheilt worden.
-
take
atsich, wie
manmittheilt, einer unser langes FUfmerPsamkeit des Regierungspräsidenten
ganz besonderen
« » ·von Kamptz
USirenen, welcher durch
eineBersugung·die untergebenm Hehorden ermahnt, auf unser» Blatt ganz
ins-besondere ihr-Augenmerk
zurichten und auf-dasselbe zu sahn- dm, sobakp Veranlassng dazu vorhanden ist. Da wir die Verbrean der Er enntniß unseres Rechtes
uns zurAuf- abe.gestellt haben, so können wir solcheverschärfteWach-
famkeit mit Ruhe ertragen.
Nachdem der Zollverein in sei»nem
ganzen Umfange und
auf rilchtige wirthschaftliche Grundsatze ge tiitzt wiederhergestellt ist, so
en,wie
esheißt, demnachst
mitverschiedenenStaaten, unter
denenEngland, die Schweiz, Rußland und auch Deine- mark enaniit wird, Unterhandlungen wegen Abschluß
vonande sverträgen
aneknüpft werden. Wir wünschendiesen erhandlun
en,wel
enursegensreich auf die Entwicklung
unseres Han elsvekkehks und· somit auch auf die Vermehrung
UUMSVolkswohlstandes wirken können, das beste Gedeihen, und hoffen, daß alle
neuenVerträge nach dieselben Grund- sätzenabgeschlossenwerden, auf welchen der Handelsvertrag mit Frankreichberuht. Was die Unterhandlungen mit Oester- reich über einen solchenVertrag anbelangt, so haben dieselben wenig Aussicht aus-Erfolg, da Oesterreich Forderungen stellt, welche jenen Grundsätzengerade
uzuwiderlaufen und deren Bewilligung außerdem die Sel stständigkeit
desZollvereins stark beeinträchtigen würde.
-» ,--««
·««·
Schicksalekdeskpreußis eu» Krlegöschtff28» »Ga- zelle«,welches
in enasiatischen Gew
ernso manche Fahrlich-
keiten erduldet hat, bringt die Rheinische Zeitung einen langen Bericht,
ausdein wir hervorheben,daß der Kapitain des Schiffes, Herr
v.Bothwell, kein Seemann ist, sondern
voreinigen Jahren noch Lieutenant bei der reitenden Artillerie
war.Hoffentlich
wird derAnschluß Schleswig. olsteins—an Preußen in militairischer,.Bez?-hswai«dech
WekMUnserer Regierun eine-verhältnismäßig bedeutend vermehrte Anzahl ppn «See
eutenzur Versagung gestellt wird, bewirken, daß
innicht allzulanger Zeit solcheErscheinungen,welche
manin Staaten, die schonlange eine Seema tbesitzen, wie z. B. Eng- land Und-Frankreich,
ganzunbegreiflich
ndenwürde,verschwinden.
SchleswigsHolsteiir Der Wortlaut des
am Zo.v.M.
Zu Wien abgeschlossenen Friedens liegt zwar noch nicht vor, ochist
vonseinem Inhalt genug bekannt,
umzu ersehen, daß die Grenze zwischenSchleswig und Jütland so gezogen ist, daß allen gerechtenAnforderungen beiderseits Rechnung getragen worden. Anders steht
esmit
derTheilun· der Schuld
desfrüherenReiches. Dabei sind die Herzogt ümer sehrschlecht fortgekommen, sie müs
eneine Schuld
von29 Millionen Riksdhaler, d. h. 211x2 El illion preußis
eThaler übernehmen.Rechnet
mandazu, daß die Herzogt)ümer die Kriegskosten mit ungefähr 25 Millionen gleichfalls tragen müssen,so tritt das
neueHerzogthum mit
einerrecht stattli- Ihett Schuldenlast in die Reihe der souverainen Staaten, Da
I Wsehr leicht möglich,daß
manschließlich doch auf den edanken der Ritterschaft im Herzogthum Lauenburg ein-
ths
Undin «die Abtretung des Herzogthums Lanenburg
ankeUßeU willlslh wogegen letzterer Staat
dieTragung der Kriegskosten Ubernimmt. Es ist bei den Nachrichten über diesen Gegenstilttd
nureins unklar geblieben. Da die Lauen- burgischenStandes
Umihre ständische
Versagung zu retten,
ch nicht
anden Stfiat Preußen derart ans ließen wollen, dasi Ihr ·Land ganz
mdemselbenauf eht, sondern
nurden KVUIS bitten wollen, LaUeUbUr
alseinihm oder der Krone PekspUlkch·llehöri
esLand zu übernehmen, so scheint
esun-serechtfektigk- das alsdann der Staat Preußen die Schulden Ubemehme, welche mit dieser Gebietserweiterung verbunden sind.
Diiiienrark. Der Reichrathist zum 5z d. M. einberufen, damit ihm der in Wien abgeschlossene Friede
vorder Ratis sikation zur Genehmigung vorgelegt werden kann. An die Zustimmung desselben zweifelt
man in»Kos;enhagen um so weniger,
alsdie jütischen Abgeordnetenfl sur die Genehmigung stimmen werden,
umihre Provinz möglichst schnell
vonder drückenden Einquartierungslast zu befreien.
Oesterreich. Der lang erwartete Ministerwechseli endlich ein etretenz Graf Rechberg ist entlassen und Gra Mens-
dors hat
inersetzt. Die für
unswesentliche Bedeutung dieser That acheliegt in dem Umstande, daß der
neueMinister schwerlich das Bündniß zwischenOesterreich und Preußen
inder Weise aufrecht erhalten wird, wie sein Vorgänger.
Graf Rechberg stellte die Gemeinsamkeit der konservativen Interessen als höchstes Ziel auf,
demsich alles unterordnen müsse, und demzufolgeschloß
ersich eng
andas Ministerium Bismark
an;Graf Mensdorf, obgleich
vonmindestensgleicher konservativer Gesinnung, stellt doch die politischenInteressen seines Vaterlandes höher als Parteiinteressen.
iItalien. Angesichts der schlechtenFinanzlage des Staates, wel
eErsparungen in allen Verwaltungszweigennothwendig
nia
t,
wenndas
neueReich nicht
aneiner zu schnell
an- wasenden Schuldenlast zu Grunde gehen soll, hat si der König Viktor Emanuel
entlschlossem
dieVerringerung eines eigenen Einkommens
um«jä)rlich 372 Millionen Fraukeu, das ist
etwa1Million Thaler,
zubeantragen.
England. Ein Mordprozeß at in der letzten Woche in London das allgemeine Jnteres
evorwiegend in Anspruch genommen. Ein Deutscher, Namens Müller,
warangeklagt, auf einer Eisenbahn einen Passagier, mit dem
ersich in dem- selben Wagen befunden latte, ermordet zu haben. Für seine Schuld s
rachen der Umstand, daß
ersich
inden Besitz der
dem
Vertorenengehöri
enUhr und Kette befand, daß
ereinen
Hut trug, der wahrzcheinlich durch Aenderung
ausdem
des Todten gefertigt
war,so
wiedaß ein«Hut, der nach Aussage der Hauptbelastungszeugen, eines Droschkenkutschers (welcher jedoch geständlich selbst früher einen anz gleichen Hut besessen)atte) dem Müller gehörthaben isoll,
iiidein
Eisenbahnivagen neben dem Todten gefunden wurde. Für seine Unschuldhatte
ererstens Zeugen dafür aufgefülrt, daß
er
zur Zeit der That
aneinem ganz entfernten Orte ondons gewesen sei, und zweitens sagte ein Herr aus, daß
erkurz
vonder Abfahrt Herrn Briggs, den Ermordeten, im Eisen- bahnwagen mit zwei Männern,
vonwelchen keiner die ge- ringste Aehnlichkeit mit Müller hatte, gesehenhabe. Trotzdem wurde Müller, egen
welensich bei der allgemeinen Aufs
"regung, welche seit dem
einn des schleswi-holsteinischen Krieges in England gegen Deutschland herrscht, die Volks- stinlime sehr entschiedenausgesprochen hatte, zum Tode
ver-urt)eilt.
Das Salznionopob Die gütige Natur hat. überall dafür Sorge getragen, daß die Dinge, welche der Mensch
amnothwendigsten braucht, in Fülle vorhanden sind. Dies ist so durch äu ig der Fall, daß
manden Rüchchluß machen kann:
Jedes )äu g
vorkommende Naturerzeugniß gehort zu den Lebens
iedinsgungen
der Erdenbeivohner.
—Wenige Minerale sind
nun oüber die Erde verbreitet, wie das Sal
.Drei Viertel der Erd-
-
obersläche wird
vondein salzhaltigen Meer bedeckt, in den verschiedensten Gebirgsformen sinden sich unermeßli
eStein- sal lager, salzlaltige Quellen
undSeen kommen
häusåg vor,
un
in den Welttheilen Amerika, Asien, Afrika und-
Dustra-
lien giebt
esungeheure Steppen, die mit einer Salzkruste
bedeckt sind. Die Gewinnung des Salzes ist also dein sMenschenleicht genug gemacht. Leider hat
ernicht überall diesen Wink der Natur verstanden und sich selbst künstlich die Benutzung dessen erschwert,
wasihm frei ebig
inden Schooßgeworfenworden, indem
erdenStaat eingreifenließ in die Gewinnun dieses so wichtigen Bedürfnisses.
»Nur
uhäusi wird
esveresen, daß
dereinzi
ver-nünftige weck aller staatlichen
sildungen das Vol swohl ist. Anstatt die Aufgabe des Staats allein in der unpar- teiischenHandhabung
desRechtes und derlöffentlichen Ord- nung,
in demSchutz wider feindlicheAngriffe zu suchen, betrachtet
manin als Selbstzweck und begünstigtseinen,
wennauch
nurs einbaren Vortheil auf Kosten der Bürger.
Aus dieser Verkennung des Staatszweckes sind die vielen Unternehmungenhervor egangem mit denen wir die meisten
Staaten sich befassen Ze)en. Die verderblichstenderselben sind diejenigen, bei denen sich der Staat die alleinige Aus- übung vorbehalten hat, wir meinen die Monopole. Zu An- fang dieses Jahrhunderts gab
esder Monopole auch in Preußen sehr» viele» heute ist
nurein einziges, eigentliches MATva Ubelg geblieben. das Salzmonopol. Allerdings ist
esdas bedenklichste
vonAllen, weil
esden preußischen Staats- bürgern gerade
einsder unentbehrlichsten Nahrungsmittel in
anz ungeheuer Weise vertheuert. Dem Staate kostet die
»vonne alz
imDurchschnitt 3 Thlr.
11Sgr.
10Pf.,
erIIBE»sich 12 Thlr. dafür bezahlen und hat auf diese Weise jahrli etwas über 675 Millionen Thaler reinen Gewinn.
—
O genug ist dieser Mißstand in der Volksvertretung hervorgehoben worden und neuerdings mit besonderem Nach- druck
von demAbgeordneten.ML-)-
«- «··dasSalzmonopol eigentlich
niemalsefunden,
dennes-laßt sich wirklich nichts zu seiner Rechtfertigung sagen« zu seiner Auf- hebung hat
mansich aber bis jetztnicht entschließen können, weil
man vonder Ansicht ausging, der Staat könne diese Einnahmequellenicht entbehren. Das pflegt überhaupt die gewöhnliche Antwort zu sein,
wenn vonSeiten der Volks- vertretung
indemSteuerwesen vorhandene Uebelstände geriigt werden. Jst
esaber für Rußland
ganzneuerdings mögli geworden das Salzmonopol aufzuheben, so sollte
man dowahrlich in Preußen daran nicht verzwei eln. Wir lesen ja oft genug in den offiziellenZeitungen UndKorrespondenzen,
von den
Ueberschiissen der Einnahmen uberdie Ausgaben.
Was soll
mitdiesen gemacht werden? Sie zinslos
indem Staatsschatz
—beiläufig gesagt, einer mittelalterlichemEins richtung, die
manauch
nurnoch in Preußen kennt
— nieder-zulegen, scheint
unsdochungerechtferti»t, wälrend das Bolk unter dem Druck einer seinem Wohlstand so nachtheiligen Einrichtung seufzt.
·SprechfaaL
riein Kapp, ein deutscher Flüchtling
ausdem Jahre
184ä welcheck jetzt als Advokat
inNew-York lebt, hat bei Franz Dunker in Berlin
einBuch erscheinen lassen, in wel
ern erden Soldatenhandel deUtscheIZ Fürsten
naAmerika in der zweiten Halste des vorigep»Jahr- hunderts genau und aktenmäßig
schildert »SeineErzahlsmg diesestraurigen Stückes der deuts
enGeschichsei dessel! Leiden und Schmerzen, wie
ersa t, heut noch- Zuchtgehelfk sind- macht in ihrer nakten Wahr )eit einen ergreifenden Eindruck,
N Wir em elen
unsern Lesern seine ründlicheSchrift:
,Da)s Salzmikifiikipol
inseinen Wirkungekih beleuchtet
vonS. G. .Kerst.«
kesongerä
en arenwenn»1775—-798 wir bedenken, zwis
endeutschen Für ten England betrieben wurde, nichtchvereinzelt dastghs sondiäkä
sich
amAnfang» die
esJahrhunderts zwischen deu chenFürsten nnd dem franzosis
enKaiser wiederholte,
nurdcig der letztere nicht
mitGeld, sondern »mit deutschen Länderfetzen
undTiteln bezahlte. Ueber die Wirkungen dieses Menschenhandelssagt derVerfasser: »AuchFrankreich betheiligte sich
amamerika- nischen Kriege, allein mit gerin
erenOpfekn
anMenschen und auf der den deutschen Fürsten entge engesetzten Seite.
Wahrend diese lediglich
ausRücksicht ausg ihren Beutel als gefiigige und willenlose Werkzeuge einer
ansich schlechten und unglücklichen Politik keine politischenInteressen kannten, eroberte
dagågen Frankreich mit den 6000 Mann, die
esder jungen epublik zu Hülfe schickte,seine durch den sieben- jährigen Krie erschütterte
Weltmachtstellung wieder. Frank-
reich ließ es ich zwar Millionen über Milionen kosten,
esgewann dafür aber Ansehen, Ehre und Macht. Deutschland nahm Millionen und Millionen ein;
esverlor aber dadurch
denletzten Rest
vonpolitischer Bedeutung uud sank
sum
daß das Geschäft,welches in
Spott
vonFreund und Feind herab. Die paar
tauend Franzosen, die unter Rochambeau die Taufpathen eines machtigeri Freistaates wurden, haben bewirkt, daß,
olan
e esvereinigte Staaten
vonAmerika
ebenwird,
dieseanzöjzd
s
enWaffen und der französische Hilame hier jeder Zeit ge-
e)rt und gefeiert dastehen werden. Die 30,000 Deutschen dagegen haben als die bezahltenSchergen englischer An- maßungennicht allein sich den Haß zugezo·
en,der in erster Linie das-»
.. es-Wsonzidie
emHaß noch die Verachtung auf sich geladen, welcher sich Jeder aussetzt, der sich»
um einschnödes Trinkgeld
zurUnterdrückung der Freiheit mißbrauchen läßt. Noch )eute ist im Munde eines Ameri- kaners der Name Hesse eines
derverächtlichsten Schimpf- worte, wel
eseinen feilen verkäuflichen Menschen bezeichnet,
undnoch
·eute..leidet unser Volk unter dem Fluche jenes nichtswürdigenHandels.·» Denn-»in
«dem internationalen Verkehr handelt
essich nicht
umdieAnsichten, Wünschqu Bestrebun·
ender ein Volk bildenden Individuen, sondern
umden Qusdruch den sein inneres nationales Leben in der Politik thatsächlich gewinnt. Darum können auch im
vor-liegenden Falle nicht Schillek, Lessivgi noch Friedrich der Große unsre Vertheidigung ubernehnien
undunsre Nation
vonaller Schuld rein waschen, denn das Ausland wiegt
unsnach dem,
wasdie Fürstengesiindigthaben.«
Die tapfern Thaten der verkauften Soldaten sind
ver-gessen, aber, so schließt der Verfasser, ,,heute durch einen
neuen