ML Sonnabend, 1. Oktober. 1864
—-
Edie Verfassung.
DGaeheaslattsite das «!äs.llal’5lsso
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Erscheint jeden Sonnabend Preis vierteljährlich
beiallenPreuß. Postanstalten 472 Sgr.,
mBerlinbeiallenZettungs-Sped1teuren
incl.Botenlohn
6Sgr. Jnserate
dieZeile
3Sgr.
Was wir wollen.
Wir wollen, daß jeder unserer Mithürger, mag «er in
derHauptstadt oder im kleinsten Stadtchen oder
imentlegensten Dorfe wohnen, xchstets bewußt sei, daß
auch,.e:.nicht ein willenloser herl, sondern
emlebendi- ges Glied des deutschen Volkes wie des preußischen Staates ist. Jeder soll erkennen, daß alles Gute und Schlimme, was in diesem Staate geschieht, oder was demselben
vonEinheimis
enoder Fremden angethan wird, eine Sache ist, die i
nnicht blos etwas, sondern sehr viel
aneht. Dazu Ushll Jeder- wisseU, daß»
etalsfkeiek Und »s» ststäudiger
ann Indem, was Ihn
an-eht, daß
ermden Dmgeu, die seine Person und sein
Eigenthum, die sein Recht und seine Ehre eben so gut betreffen, wie die des Reichsten und des. Vornehmsten, auch verlangen kann, mit seinem Worte und seiner Willensmeinunk gehört zu werden. Jeder preußische Staatsbürger hat nach den Gesetzen der Vernunft und nach den Bestimmungen unsererbeschworenen Verfassung eben so gut, wie die Bürger anderer freien Staaten, das Recht, in den Angelegenheiten seiner städtischen oder ländlichenGemeinde, sowie des ganzen Staates mitzu- rathen, so weit
nurimmer seine Fähigkeit und seine Einsicht reicht. Natürlichist dabei vorausgesetzt,daß
erauch die Pflicht erfüllt, für das gemeine Beste mit- zuleisten und mitzuthun,
wasin seinen Kräf- ten steht.
»
Damit aber Jedermann ein selbstbewußtes und selbst- thatlges Mitglied des Gemeinwesens ein könne,muß
erauch die Gelegenheit haben, die Verhältnisse und Ein-
richtungen unseres Staates und die Dinge-die in ihm«
vorgehen, ordentlich und so kennen zu lernen, wie sie in Wahrheit UUd Wirklichkeit sichverhalten. Da wir wissen, daß diese Gelegenheit
anvielen Orten leider noch immer Recht in ausreichender Weise geboten wird, so halten WIP
esfür unsere Burgerpflicht, nach unseren Kräftendazu belzutmgem daß diesemMangel nach Möglichkeit ab- geholer werde. Deshalb haben wir
unsentschlossen, vom·
1.
Oktober
anallwöchentlich ein Blatt druckeniizulassen,
das Jedermann zugänglichsein, und das Alles besprechen soll, was uns Alle gleichmäßig angeht. Dasselbe soll folgenden Inhalt haben:
Wir werden erstens alles Wichtige und Bemerkens- werthe mittheilen, was die Woche hindurch in unserem eigenen Lande und, so weit
esbelehrend für uns ist,
audas,
wasin anderen Ländern geschehenist. Wir
wo enesso erzählen, daß jeder denkende Mann auch den Zusammenhang, den Sinn und die Bedeutung des Geschehenen sich klar machen kann.
Zweitens werden wir die Verfasng und die wich- tigsten Gesetze unseres Landes nach ihrem Jnhalt, nach ihrer Bedeutung und nach ihren Folgen besprechen. Wir
werden es mit hoffentlich klaren und deutlichen Gründen beweisen daß unsere Verfassung, trotz einzelner Unvoll-
kommenheiten, doch die größte Wohlthat ist, welche unser preußisches Land unter der Regierung König Friedri Wilhelm’s IV. empfangen hat.
Aber noch heute sind die werthvollsten Verheißungen die- serVerfassungnicht erfüllt. Noch immer fehlt eine ganze Reihe höchstwichtiger und verfassungsmäßig uns« zu- stehenderGesetze, namentlich dieKreis- und Gemeinde- Ordnung und das Unterrichtsgesetz. Ja, unsere Verfassung ist noch nicht einmal in dem Punkte durch- geführt, auf dem doch ihre ganze Kraft und Wirksamkeit beruht; denn noch immer können die
vonuns aufgebrachtenStaatsgelder berausgabt werden, und werden wirklich zu vielen Millionen Thalern
ver-ausgabt, ohne daß die
von-uns gewählten Ab- geordneten ihre verfassungsmäßig dazu erfor- derliche Zustimmung gegeben haben.
Drittens werden wir zu zeigen suchen, wie unsere
Verfassungl und unsere Gesetze im Ganzen und in ein-
zelnen Fä
envonden höchten, wie
vonden niedrigsten Beamten, und wie sie
vonden Gerichten des Landes ausgeführt und gehandhabt werden müssen. Denn Jeder muß wissen, ob Recht und Gerechtigkeit in
un-serem
VMMcU.Lande immer und überall zu Ehren
Viertens werden wir ganz offen unsere Meinung
darüber sagen, ob die Kräfte und das Geld unseres
Volkes stets mit weiser Sparsamkeit und
nurzu nütz- lichen und nothwendigen Dingen verwandt werden.
Wir beklagen uns nicht darüber, daß das Heer auch in«
Friedenszeiten unserem Lande und jedem Einzelnen mehr Opfer kostet, als den Bürgern anderer Staaten Denn die Lage Preußens ist noch immer so gefährdet, daß Unser Volk wehrkräftiger sein muß, als jedes andere.
Aber gerade
umso mehr haben wir darüber zu wachen, daß nicht zum Schgden unseres Landes und damit gerade zur Schwachung unserer Wehrkraft nutz- lose Opfer »und Opfer zur Unzeit
vonuns gefordert werden. Nicht minder müssen wir verlangen, daß unsere Regierungdurch Weisheit und Kraft eine solcheStellung
in
Deutschland erringe, daß die übrigendeutschen Staa- ten nicht langer sich der Pflicht entziehen können,für die Vertheidigun deutschen Landes und deutschen Rech- tes dieselbenLlntrengungen zu machen, zu denen wir ungezwungen stets bereit sind.
»
Funftens endlich werden wir zeigen,- nicht blos, ob die Regierung, sondern,
waseigentlich unsere erste Sorge sein sollte, ob das Volk selbst und die Män-
ner ausdem Volke überall ihre Schuldigkeit thun. Freilich kann es
nurdann in einem Lande ge- recht und vernünftigzugehen,
wenndie Regierung und die Beamten ohne Stolz und Selbstsucht und weise
genug sind,
umim Sinne des Volkes zu denken und zu )andeln. Aber se
rselten wird ein Volk eine weise und wohlwollendeRegierung haben,
wennni
tdie Bürger, so weit sie
esirgend vermögen,selbst T eil nehmen
ander Handhabung des Rechts und der Förderung des Gemeinwohls Jeder Einzelne kann darin sehr viel mehr leisten, als
manleider zu oft noch glaubt. Außer- dem ist es eine unumstößliche und durch die si ersten Erfahrungen bestätigte Wahrheit, daß auch die be
teund weiseste Regierung niemals die Macht hat, ein Volk
glücklich zu machen,
wenndieses Vol
zu unwissend
oder zu träge ist,
umselbst der ehmied seines Glückes zu sein.
Ueber diese Dinge und in diesem Sinne wollen wir
uunsern Mitbürgern sprechen, aber nicht, damit sie auf
reuund Glauben annehmen sollen, was wir ihnen sagen. Im Gegentheil, wir schreiben
nurfür Männer, die das, was sie lesen und hören, erst dann für wahr und gut halten,
wennsie es mit ihrem eigenen Ver- stande geprüft und bewährtgefundenhaben. Wir wollen
nur von
Männern gehört werden, die zwar den Rath Anderer nicht hochmüthigverschmähen, die aber doch schließlich
nurdas thun, was die Stimme ihres eigenen
«Gewissens ihnen gebietet,
vonMännern also, die unter allen Umständenselbst zu denken und selbst zu han- deln entschlossensind.
Nur selbstdenkende und selbsthandelnde Männer
ver-mögen einen freien Staat zu bilden, einen Staat, in welchem überall und nach allen Richtungen hin das Recht zur Geltung gelangt.
Politische Wochenfchau.
Jn Preußen erwartete
mannach der Rückkehr
desKö- nigs in seine Staaten endlichSchritte
vonSeiten der Re-
gierung- welche eeignet sind, eine Beendi.un des Streiter zwischen der Vo ksvertretung und den Rciithegn der Krone- unter welchem unser engeres Vaterland leidet, herbeizuführen.
Daß
einsolcher Schritt
nur vonder Regierung selbst
aus-gehen kann- lleth an der Hand, denn
nurder König hat nach Art.
51.unsererVerfassung das Recht, die Kammern zu berufen, und
nur ingemeinsamerBerathung zwischen Re- gierung und Kammer,
nurdurchBeschlüsse, welche gleichzei- tig die Bei timmung der Volksvertretung
undder Regierung erhaltenf it die lang ersehnte Beseiti ung dieses Konfliktes denkbar. Die Nothwendigkeitdieser eseitigung macht eine schleunige» Berufung
derKammern noch in diesem Jahre hochst wiinschenswerth, jedochlassen die Mittheilun
ensolcher Blattex, welche
vonSeiten
derRegierung Na )richten zu empfangen pflegen, eine Einberufung
derKammern nicht
vordem Anfang des nächstenJahres
erwarten.An die wiederholte Zusanimenkunft, welche der Königmit dem Kaiser
vonRußland gehalten hat,
wirdsich jetzt wahr- scheinlich in Baden-Baden ein Zusammentreffen mit demKai-»
ser Napoleon anschließen.
Die
ausdem schleswigsholstein’schen Kriege in ihre Hei- math zurückkehrenden Krieger
wurdenallenthalben
von demVolk mit Kundgebungen empfangen, welche des Dienstes,
densie »der deutschen Sache geleistet haben, würdig sind.
Wenn dieser
freudige Empfang durch so manche Thrane
umdie auf dem Felde
erEhre gefallenen Brüder getrübt wurde,
wennso manche Familie, die ihren Beschützer,ihren Ernäh-
rer
verlorenwhah besorgt in die Zukunft blickt, so sollte dies eine ernste ahnung ein
andas esammte»Vol«kj, daß
esseine Pflicht ists
eM , denKrieg in
Noth gerathen sind, zu sorgen. Man soll aber nichtdurch verein-
zelte- ammlungen und Spenden, welche zwar der Wohl- thati keit»u·nd
demGemeinsinn der Bürger ein weites Feld zur ethatigung desselben zu öffnen
scheinen, aber ·do im-
mer nur
vorübergehend und die augen lickliche Nothlin
ernd einreifen können, helfen,« sondern das Volk soll in seiner
Gesammt
eit alsStaat
eintretenundffåtgelue dauernde Unter- stützung
erersorgen, welche unmittelbar durch
denKrieg
inMitleidenschaft gezogen worden sind-
Nach langen Verhandlungen sind jetzt endlichsämmtliche Staaten, die seither dem Zo
vereinangehörthaben, demsel- ben wieder beigetreten, so daß
dieBefurchtung, irn Jnnem
ElDeutschland
vonNeuem Zollgrenzen entstehen zu sehen,
ge-oben
it.) JnsNord-Schleswi giebt sich die dänische Partei alle möglicheMühe, Adres
enzu Stande zu bringen, welche die
Loslösung dieses Landestheils
vonSchleswigsHolstetn und
denVer leib desselben bei Dänemark verlan
ensollen. Bis jetzt fließen aber die Unterschriften noch se
rspärlich,
undfalls wirklich, wie
voneinigen Seiten befürwortet wird, jetzt nach
demAbschluß der Friedens-Präliminarien no
eineVolksabstimmung stattsindet, so dürfte sich
baldzeigen, daß auch in
dennördlichsten Distrikten
dieErkenntniß durch- gedrungen ist, daß die wahren Interessendes Landes
mirdurch das Verbleiben bei Schleswig-Holstem gefordert werden- Mecklenbnrg. Bekanntlich «ha·t» selten eer Verord- welche anscheinend rein polizeilicherNatur ist, sol
esenun , »
Aufsehen gemacht
als dasvielbesprochene mecklenburgickch
Prü elgesetz,
undfast alle deuts
enZeitungen, wel
enicht im
oldederärgsten Reaktion tehen, haben
demnwillen
des
Volkes über ieses Gesetz Ausdruck gegeben.
iemanjetzt hört, haben einige
vonden Rittekgutsb»esitzern, deren Namen vielfach bei
denBesprechungen
desPrugelglesetzes Und
seiner Folgen genannt worden sind, gegen
einenza
kvon
Zeitungsredaktionen Klage
weenVerleumdung ·und eleidu
gung erhoben. Einer dekse
enhat,
Umfeine gekeTUkke
g
"
en,von einer
elnzigenZeitun sredaktion
von 4000 Thlr. verlangt.
Diexm der edle Herr alle Redskuonenk wklchesich mit seinen Helden- thaten beschäftigt Essbkni aus gleiche Weise in Anspruch nimmt, so kann
ersich Wf dtese Welle
emrecht hübschesVermögen
erwerben.
-« » · »n
Vpemey regt sich
einegroße Partei, welche
einentheiliJveileskAUschlUß des Stadtgebietes
anden deutschen Zoll- vereikz durchsetzen möchte. Die fortwährend»neuentstehenden hannöverschen Handelsplätze,welche den Binnenhandel ganz
ansich zu reißendrohen,- sind
dernachste Anlaß zu diesen Bestrebungen. Hoffentlich wird-sichinHamburg recht bald gleichfalls
dasBediirfniß und
dieNeigung zu
einemsolchen
Schritt geltend machen.
« «Aus dem
Großherzogthum Baden, welches sich seit
vierJahren, seit dem Tage,
wodas Ministerium Stengel
demliberalen Ministerium Lamey Platz machte,
dererfreulichsten Fortschritte in der Entwicklung der Gesetzgebungerfreut, arbeitet der Erzbischof
vonFreiburg mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln
(gegen das
neueSchulgesetz, welches
dieSchule ganz dem influß der Kirche
entziehen soll. Aller-
dings ist die Zuversicht der Partei, wel
eindieser
Frage
zu
dem Erzbischofsteht, seit jenem Moment gebrochen-
WV,Ie
vorvier Jahren den-schon für ganz sicher« ehaltenen Sieg plötzlichihren Händenentgleiten fühlten.
·Ni ts destoweniger
wirddie Regierung ihre ganze Festigkeit aufbietexlMUsseU-
um
bei der bekannten Zähigkeit dieser Partei
dendiesmaligen
W .—.k«UUeU·
,Jn Wurttem est-II hatte
man an dieThronbesteigung des
neuenKönigs so manche Hoffnung aus Besserung geknupft, ja
mansprach so
areine Zeit lang
vonder Berufung des liberalen badischen undestagsgesandten, des Herrn R.»v.
ohl in das Ministerium. Jetzt ist diese Hoffnung vollstandig-ge- täuscht worden,
diealtenMinister haben
eineinMinisterium Platz machen müssen, welches-is durch gtvßdeutsche
UndultramontaneGesumssmljeiiJUSzeE Uets
»,Die
Regierung
vonBateru soll, wahrscheinlich
umder Anerkennung des Königs Georg
vonGriechenland Seitens Oesterreich die Spitze
zubieten, gesonnen sein, jetzt endlich
dasKönigreich Jtalien anzuerkennen.
Jn Oesterreich spricht
manviel
vonUnterhandlun
en,welche mit Rom wegen Abänderun des bestehenden
on-kordats schweben, doch hat
esden nschein, als
obessich dabei
nur umsehr unwesentlicheDinge handle. Solche Ab- änderungen, wie sie das Volk
inOesterreichwünscht,
umden Druck
zubeenden, welcher
vonRom ausgeübt wird, werden wohl noch lange auf sich
wartenlassen.
Die Finanznoth it noch dieselbe wie seit Jakrem Das
letzte Anlehen ist
noimmer nicht ganz unterge racht,
undschon denkt
man anein
neues.Wahrscheinlich wird der Ver- kauf der StaatskDomänen mit nächstem be innen. Das ein- zige Mittel, diesem Uebel gründlich abzuhelsem ist eine Ver-
ringerung der Armee, doch scheint
mandaran nicht zu
den
en. ,Das wiener Kabinet hat jetzt endlich den
vomgriechischen Volke erwählten König Geor anerkannt. Man sollte glau- ben, nachdem der eigene Bru
erdes Kaisers
vonOesterreich die Krone
vonaMexiko
ausden Händen des Volkes
an-genommen hat, hatte kein Grund mehr zurZö
erunvorgelegen.
Ein Schulknabe
imAlter
von 14Ja
renit in Wien weilen Hochverraths
zufünfjähri
erKerkerstrafe verurtheilt worden. Er wollte
unterseinen its ülern einen Geheim- butld
zurErmordung des Kaisers tiften. Jn
anderenStaaten
eralten die Kinder für derartige Streiche
vomVater
eineüchtigung.
Jn Frankreich beschäftigt
mansich.jetzt vorzüglich mit
zwei Dingen, mit
deinAufstande in Algerien, der ganz be- deutend
anAusdehnung gewonnen hat und immer
neueTruppensendun en·nothwendig· macht, und mit dem
neuenVertrage mit»»5talien, durch welchenFrankreich endlich den Zeitpunktbestimmt hat, nach welchem
esdem Papst seinem Schicksal überlassen will.
·»Der preußische Kriegsminister, welcher den Uebungen im Lager
vonChälons beigewohnt hat, hatte dort Gelegenheit Soldaten zu sehen, welche der Dauer ihrer Ausbildung nach
etwaden im Gesetz
vom 3.September 1814 vorgesehenen Landwehk-Rekruten entsprechen würden. Nach allen Berich-
tenwarendie Leistungen derselben ganz vorzüglich, und dürfte somit ein
neuerund geivichtiger Beweis sur die vollständige Durchführbarkeit dieses Gesetzes gewonnen sein.
Das junge Kvlllgkelch Italien, welches in den fünf Jah-
ren
seiner Bildung Uochnicht die Ruhe gefunden hat, welche ihm zur Herstellung
»der
nothivendigeiiOrdnung im Jnnern nothwendig ist, hat Ietzt endlich durch den
am15. September abgeschlossenen Vertrag
mitFrankreich die
sichere Aussicht
er-langt, daß
-iiizwei Jahren die Wünsche
aerwahren Pa- trioten erfüllt, und Rom die Hauptstadt
vonJtalieu sein
werde.Nach zwei Jahren verlassen die französischen Trup- peU R·PM- Undder»nuraus seine ei
eneArmee und die Liebe der Romer
alsStritze angewiesene Lspapst wird alsdann
dasSchicksal der weltlichen Herrschaft
derKirche ni
tmehr aushalten können. Einstweilen verlegt die italienische Regie- rung in Folge dieses Vertrages ihren Sitz
vonTurin nach Florenz,
dasich
dasBedürfnisz heraus estellt hat, daß die Residenz sich mehr
imMittelpunkt
desgleiches befinde. In Turin, welche Stadt
inFolge dessen ihre
ganeBedeutung verliert und zur Provinzialstadtherabsiiikt, hahen
inFolge dessenheftige Unruhen stattgefunden, bei denen
essogar lei- der
umBlutvergieszengekommenist.
J
Spanien lat eine Ministerveränderung tattgefunden, durch welche
eininisterium
deräußersten Ru schrittspartei,
an
dessen Spitze
derGeneral Narvaez steht,
ansRuder ge- kommen ist.
Jn England kann man sich noch immer nicht darüber
beruhigen, daß
manden Dirnen nicht zu Hilfe gekommenist.
Sovie
manweiß, hat die Engländer niclts weiter
darangeginderh als ihre Friedeusliebe
odervie mehr die Furcht,
daihr Handel Schaden leiden könnte.
Aus Amerika lauten die letzten Nachrichten
vomKriegs- schauplatzfür den Norden zwar günstig, doch läßt sich ein Ende dieses Krieges, welcher
schon die ungeheuersten Opfer
an
Menschen und Geld gekostet at, noch nicht absehen. Das wichtigsteResultat der letzten Siege ist, daß die im Norden sehr stark
visrtretenesüdstaatliche Partei, welche in Fol
eder vielen Niederlagen hoffte, ihren Kandidaten, Mac lellan, bei der nächsten«Präsidentenwall durchzusetzen,sehr kleinlaut
gcgworden eint. ist, so daß die iederwahl Lincoln’s gesichert
Die Entstehung des Zollvekeins.
Es ist heut utage sehr schwer, sich eine anschauli
eVor- stellung
vondgm wirthschastlichen Zustande zu machen, in
welchemsich unser liebes deutsches Vaterland im lnfan
edieses Jahrhunderts befand. So viel Staaten, so viel Zo
-grenzen gab es, ja sogar noch mehr, denn in den größeren
Staaten
warenauch die verschiedenenProvinzen durch Zoll-
schranken getrennt, und
wasin der einen gefertigt war,
mußte,
wenn esin der andern verbraucht werden sollte,
ander Provinzialgrenze versteuert wer-den. Damals
wardas
Reisen ein böses und langweili
esDing, alle paar Meilen
wurde man·angehalten
undnachz steuerbaren Waaren
unter-sucht. Und
was warnicht steuerbar?
—Jn Preußen z. Bz gab
esdamals eine sogenannte Handlungs-Accise, eine Großhandlungs- und eine Thor-Accise und sogar noch eine Nachschuß-Accise, ferner eine Landkonsuintions-Steuer
vomGe- mahl, vom Schlachtvieh und Brennmaterial Jn jedem Dorfe saß ein Konsumtionssteuer-Erheber und überall reisten Konsumtionssteuer-Offizianten herum, die berechtigt waren, jeden Wagen anzuhalten
undjedes Haus zu untersuchen, denn Jedermann
warverpflichtet, die Steuer-Quittungen sorgfältig aufzuheben und dadurch den Nachweis zu führen, daß seine Vorräthe versteuert
waren.Alles war besteuert; sogar für Ma"uersteine, die im Jnlande gefertigt
waren,mußte
manbei ihrer Ueberführung in
einenandernSteuerbezirk eine Ab·abe zahlen.
—War, wie erwähnt wurde, schon das Reisen
untersolchenUmständennicht
an-genehm, besonders da auch für jeden guten Wagen
undvon denWagenpferden, ja selbst für den Kutscher eine Steuer bezahltwerden mußte
—so leuchtet ein, wie nachtheiligerst dieseZustande auf den Volkswohlstand wirken mußten. Jeder saß
inseiner-Heimath wie auf einer wüstenInsel. Was
erbrauchte, mußte
erselbsterzeugen-A und
was erdurch seinen Fleiß erzeugte,
war erge wungen in nächsterNähe
umge-
rin enGewinn
zuverkaufen,
dennwohin
erseine Waare
auch führte, überall mußte
erhohen Zoll bezahlen. Eine weitere Folge dieser Zustände
wares, daß der Staat, trotz
dervielen und hohen Steuern, welche
dasVolk drückten, doch
nurweni einnahm. Denn die Steuerkraft des Volkes ist nicht uners )öpflich und jede Ueberspannung der Steuern hindert die Er eugung
dersteuerbaren Waaren. Außerdem
waraber die rhebung der Steuern sehr theuer,
damandazu so außerordentli
vieleBeamtebrauchte,
derenGehalt- einen unverhältnißmäFigen Theil
derEinnahme verschlang, so daß für
denStaat gar wenig übrig blieb.
—Die
ver-kehrten Einrichstun
enbrachten dem Ganzen also keinen Nutzen und
demEinzelnen unendliche Quälerei
undSchaden.
WirthschaftlicheZuständegleich den geschilderten vermag
einLand kaum in gewöhnlichen Zeiten zu ertragen, außer- ordentlichen Ereignissen gegenüber muß
esnatürlich voll- kommen hülflos sein. Dies zeigte sich
inPreußen sehr
baldnach
deinAusbruch der Napoleonischen Kriege. Jn
un-glaublich kurzer Zeit
warenalle iilsquellen
desnieder- geworfenen Staates versiegt,
das eandwarverarmt,
oderrichtiger,
dasbisher übertünchteElend
desVolkes
tratzu Tage. Der änzlicheUntergan Preußens in Armuth und Knechtschaft schien
unvermeidli .Jn dieser tiefsten Noth übergabKönig Friedrich Wilhelm
Ill.dem großenMinister Stein die Leitung
derStaatsgeschäfte. Er
undsein Nach- folger Hardenberg gründeten
denpreußischen Staat
von neuem.über
denHaufen geworfen. Schon in
denJahren
1810 nnd1811 wurden die unzähligen,
dasVolk drückenden Steuern und Zölle auf eine kleinere Zahl und eine geringere Höhe beschränkt. Als aber die Franzosenkriege endlich mit uiisäglicherAnstrengung glücklich beendigt waren,
dazeigte
essich, daß
mannoch weiter gehen mui
e-Jm Jahre
1820i?
EineältereVerwandte,
die mitihrer ganz wohlhabenden Famil
eauf
demLandelebte, hat
demSchreiber diesesvftJnals Wählt,
Wiesie sich ihre Schuhe damals selbst habe nahen ninsseii.
:
fest estellt, daß kein Zoll so
Die bisherigen Verwaltungsgrundsätze wurden ganz.
wurde eine
neue.Regelung der Abgaben
unddes Zoll- tariis vorgenommen-. Der letztere wurde nach dem Grundsatz
· »
hoch sein dürfe,
umdem Volke
in
olederdurch» ihn
ereugten Vertheuerung die Benutzung einer·
aare nur inbeschränktem Maße möglich
zumachen.
Die
imJahre 1811 erfolgte Beseitigung der Zollschranken zwischen den Provinzen erschien bald nichtmehr genügend;
manmachte daher den Versuch, auch
dieZollgrenzenzwischen den deutschen Bundesstaaten zu Fall zu bringen,
undtratim Jahree
1823in Verhandlungen über diesen Zweck.
Es dauerte ziemlichlange, ehe diese Unterhandlungen einen Erfolg hatten,
underst das Jahr 1833 darf
man als dasStiftungsjahr des deutschen Zollvereins ansehen, obschon selbst·damals noch lange nicht alle zum heutigen Zollverein gehorigen Staaten sich demselben angeschlossenhatten.
Jn wenigen Worten lassen sich.
diesegensreichenFolgen des Zollvereins darstellen. Jm Jahre
1837umfaßte
er8110 Quadratmeilen mit 26 Millionen Einwohnern. 1862 wohnten auf derselben Fläche 3272 Millionen Menschen-
1837betrugen die Zoll-Einnahmen
17Millionen Thaler,
1862aber 253J4 Millionen-) Zur Zeit
derStiftun des Zollvereins gab
eskeine Meile Eisenbahn
inDeuts
land.Beute werden allein im Zollverein fast zweitausend Meilen isenbahnen befahren-.
«Alle dieseThatsachen sprech
nfür den Fortschritt, welchen der Wohlstand unseres Volkes seitr der-Gründung des Zoll- vereins gemachthat,
nichtsdestowenicger hätte
ernoch größer
sein können. Was die volle Entwi lung gehemmt )at,
dar-über wollen wir ein anderes Mal sprechen.
SprechfeiaL
Wie schreibt
manunwiderleglich? Gewöhnlich
Pflegt man-anzunehmen, daß
man nurdann unwiderleglich chreiben»kann,
wennjedes-«- Geidanke, den
manzu Papier brin t, seinen Ursprung
in den«eisiger-.- Gwndsätzen
derWa rheit
und desRechteshat Wir möchtenwissen, ob die ProvinzialsKorrespondenzvielleichtzdjeAgsichthat, daß diese Grundsätze für sie unverwendbar sinds4 Jedenfalls erscheint ihr unser Mittel ungenügend, und sie versucht
esdaher mit einem anderen, indem sie sich
vorihren Gegnern versteckts Jeder Liberale, der, aufs die Korrespondenz abonniren will, wird zurückgewiesen und kann
das-»latt für sein Geld nicht bekommen, Offenbar zeigt
dieProvinzial-Korrespondenz durch dieses Verfahren, daß sie den wesentlichsten Zweck
derPresse, durch öffentlicheBesprechung die richtige Erkenntniß
derDinge anzubahnen, nicht gelten lassen will. Wenn sie
da-gegen ihr Blatt unter den Landleuten freigebig vertheilen
undeifrig verbreiten läßt, so scheint sie in
demWahne
be-fangen, daß dieselben nicht selbständig urtheilenfsondern sich
durch fremde Einflüsse willkürlichbeherr chen lassenz Uns erscheint allerdings
einsolcher Zweifel an
derUrtheilskraft der Leser in Preußen sehr- ungerechtfertigt und« sur unser Volks beleidigendz aber
esbietet
denVor-theil, jede Wider- legung scheinbar unmöglich
zumachen. Wir-Vertrauen
um-ekehrt auf die Urtheilskraft unserer Leser,
undunser
Blatt soll
darumJedem- zuganglichsein.
«