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Wochenschrift des Architekten Vereins zu Berlin. Jg 7, Nr 22, 22a

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Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, Postämter und die Geschäftsstelle C arl H e y m a n n s V erlag in Berlin W. 8, Mauerstr. 43.44

[WOCHENSCHRIFT des HRCHITEKTEN-VEREINSBfBERLINll

HERflUSGECEBEN ^ V E R E IN E

^ Erscheint Sonnabends u. Mittwochs. — Bezugspreis balbjährl. 4 Mark, postfrei 6,30 Mark, einzelne Nummern von gewübn. Umfange 30 Pf., stärkere entspr. teurer f

^ Der Anzeigenpreis filr die 4gespaltene Petitzelle beträgt 50 Pf., für Behjirden-Anzeigen und für Pam ilien-Anzelgen 30 Pf. - Nachlaß auf Wiederholungen ^

Nummer 22 Berlin, Sonnabend den 1. Juni 1912 VII. Jahrgang

Allo R e c h te V o rb eh alten

Entwurf zu einem Warenhaus in einer kleinen Stadt

Monatswettbewerb inVÄ.V. B., mitgeteilt vom B e ric hte rsta tter des Beurteilungsausscliusses Regierungs- und Baurat Habicht

(Schluß aus Nr. 21, Seite 171)

Abb. 247—252. „ S o n n ta g m o r g e n “

D as H aupttreppenhaus ist zu w eit in den V erkaufsraum vor­

geschoben, so daß zwischen E ingang und Treppe ein Engpaß ent­

steht. D er E ingang liegt architektonisch unbegründet an beliebiger Achse. D as A eußere erinnert stark

an M essels W ertheim bau, L eip­

ziger Platz. Die Geschoßeinteilung kom m tbeidenbeiden Obergeschossen im A eußern nicht zum Ausdruck.

Die angeordnete V ereinigung der Geschosse ist aus feuerpolizeilichen R ücksichten unzulässig. In der P er­

spektive w irkt der B au gut.

Abb. 258— 258. „ V e ite i I t z i g “ D as P rojekt h at denselben F ehler bozüglich der L age desH aupt- treppenhauses wie der E ntw urf Sonntagm orgen. Die Lage der B ureauräum e im Erdgeschoß ist zu beanstanden. EineN ebentreppe fehlt.

Im A ufriß der H auptfront stö rt die größere B reite der M ittelachse.

Sonst ist die Form engebung befrie­

digend; die Fensterflächen jedoch könnten kleiner sein.

Abb. 265— 270. „W eiße W o c h e “

D er Grundriß erfüllt alle zu stellenden Anforderungen, m it A usnahm e des feuersicheren Nebentreppenhauses, das etw as größer sein müßte. Schöne, durch Stützen nicht beeinträchtigte

~ - V erkaufsräum e von einfacher G rund­

form sind vorgesehen. Die A rchitek­

tu r ist recht g u t; besonders ist anzu­

erkennen, daßalleR äum egutbeleuch- te t sind, und daß dennoch größere W andflächen dem B aukörper die ge­

w ünschte Geschlossenheit geben.

Es wurde der A rbeit m it dem K ennw orte „W eiß e W o c h e “ ein großes Vereinsandenken im W erte von 100 M., der A rbeit m it dem K ennw orte „ S k iz z e “ ein m ittel­

großes Vereinsandenken im W erte von 50 M. und den drei A rbeiten m it den K ennw orten „ V e ite i I t z i g “,

„ S o n n ta g m o r g e n “ und „ E in f e u e r s ic h e r e s T r e p p e n h a u s “ je ein kleines V ereinsandenken im W erte von je 30 M. zuerkannt.

A ls V erfasser ergaben sich bei Oeffnung der B riefum schläge bei dem E ntw ürfe „W eiß e W o c h e “ H err R egierungsbauführer Söipl.»Sng. H.

V o llr a th in B erlin, bei dem E n t­

würfe „ S k iz z e “ H err R egierungs­

baum eister P .S ie f e r t in C harlotten­

burg, bei dem Entw ürfe „ V e ite i I t z i g “ H err R egierungsbauführer

® ipl.«3ng. G. H e n ts c h e l in C har­

lottenburg, bei dem Entw urfo

„ S o n n ta g m o r g e n “ H err Regie­

rungsbauführer ® ipl.=3ng. F r. W.

V ir c k in C harlottenburg und bei dem E nttvurf „ E in f e u e rs ic h e r e s T r e p p e n h a u s “ H err R egierungs­

bauführer ® r.=5ng. B r a n d t in Düsseldorf.

22 Abb. 259—264. „ S k iz z e “

A uch bei diesem Entw ürfe tritt das H aupttrepponhaus zu -weit in den V erkaufsraum vor. D er V erkaufs­

raum w ird sehr beeinträchtigt durch die vielen Stützen, die zum großen Teil überflüssig sind. Sonst ist der G rundriß klar und g u t disponiert.

Die A rchitektur ist ansprechend;

eine A uflösung der M auern in Fonstorflächen ist verm ieden; tro tz­

dem sind die Räume noch genügend

beleuchtet. Die D arstellung könnte A bb.247. Kennwort: „ S o n n ta g m o r g e n “

etw as w eniger skizzenhaft sein. Verfasser: Regierungsbauführer 35ipl.=3ng. F. W. V ir c k

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Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin Nr. 22. VII. Jahrgang

Sonnabend, 1. Juni 1912 Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin

Abb. 253 —258. Kennwort: „ V e ite i I t z i g “ Verfasser; Regierungsbauftihrer Sipi.=3ng. G. H e n t s c h e l

V enG i/ßrm rm -

Abb.24S—252. K ennwort: „ S o n n ta g m o r g e n “ Verfasser: Regierungsbauftihrer Sipüäng. P. W. V ir c k

Abb. 259—264. Kennwort: „ S k iz z e “ Verfasser: Regierungsbaum eister P. S ie f e r t

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Abb. 264

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Abb. 251

22*

(3)

Sonnabend, 1. Juni 1912 Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin

Verfasser: Regierungsbau- führer SipI.sgnj. H. V o llr a t li Abb. 265 —270

Kenuwort: „ W e iß e W o c h e

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DENEN ZUR GEWINNUNG N U T lß A fif R. W AND - F1ACME OE PEN/TETaBOL/TUNGas im fv K X H

ANGELEGT WORDEN /1ND.

m a r k t Pl a t z.

Abb. 208 Abb. 269 Abb. 270

I ! ’ 1 ’ ; L i :____________________________________________

Für die Schriftleitung verantwortlich: Baurat M. G u th in Berlin W 57, Btilowstr. 35

Carl Heymanns V erlag in Berlin W 8, Mauer3tr. 43/44 Gedruckt von Julius Sittenfeld, Hofbuchdrucker., Berlin "W 8 Mauerstr. 43/44 Nr. 22

(4)

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o c h e n s c h r i f t d e s

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HERAUSGEGEBEN VOM VEREINE

N um m er 22a Berlin, Mittwoch,"5. Juni 1912 VII. Jahrgang

A ll« R aohte V o rb e h a lte n

Anträge auf Erlaß eines Wohmmgsgesotzes

Aus den Beratungen des Hauses der Abgeordneten — 28. Sitzung am 2. März 1912 P rä s id e n t Dr. F re ih e rr von E rffa: ...W ir treten deshalb in

die B e ra tu n g des A n tra g e s Dr. A re n d t (M ansfold) und G e­

n o sse n , Drucksache Nr. 71. und des A n tra g e s dor A b g e o rd ­ n e te n F ra n k , L in z, Dr. W u o rm elin g und G onosson, Druck­

sache Nr. 138, ein mit der Hoffnung, wenigstens die beiden Antrag­

steller zu hören.

(.W ortlaut des A n tra g s Nr. 71:

1. dom L a n d ta g e in der n ä c h ste n S e ssio n den E n tw u rf ein es W o h n u n g sg e so tz e s z u r B e sse ru n g der W o h n u n g s­

v e rh ä ltn is s e fü r die u n te r g ro ß s tä d tis c h e n V e rh ä lt­

n issen le b e n d e n M en sch en m assen v o rz n le g e n ;

2. eine U n te rsu c h u n g h e rb o iz u fiih re n , auf w elchem W ege fei d u rch M aßnahm en dor G e se tz g e b u n g den N o tstä n d e n

des s tä d tis c h e n R e a lk re d its ein E nde g e m a c h t w erd en [kann.)

(W o rtla u t des A n tra g s Nr. 138:

die K ö n ig lich e S ta a tsro g io ru n g a u fz u fo rd e rn , d em L an d - ta g e b a ld m ö g lic h st den E n tw u rf ein es W o h n u n g s ­ g e so tz e s z u n ä c h st w e n ig ste n s zu r B e sse ru n g der W oh­

n u n g s v e rh ä ltn is s e fü r die in g ro ß en S tä d te n und In d u - strie g e g o n d e n w o h n en d en M assen von M ensch en v o rz u ­ le g e n )

Als Antragsteller hat das W ort dor Abgeordnete Frhr. v. Zedlitz.

F rh r. v. Z e d litz und N e u k irc h , Antragsteller (freikons.):

Auch in der Beschränkung, in der heute die Diskussion stattfinden wird, muß ich das Haus bitten, mir einige Zeit zuzuhören; denn der Gegenstand ist von solcher W ichtigkeit, daß wir ihn eigentlich kaum sachgemäß im Aufbrechen jetzt noch erledigen können.

Ohno Zweifel ist es eines Kulturstaatos und eines Staates, der sich auf christlicher Grundlage aufbaut, durchaus angemessen, daß in bezug auf die Fortführung der Sozialpolitik keinerlei Stillstand ein- tritt. Allerdings fassen meine Freunde den Begriff Sozialpolitik etwas weiter, als er manchmal gefaßt wird. Sie fassen ihn im Sinne der Ehrenpflicht des Staates, den Schwachen Schutz zu gewähren, und zählen daher nach meiner Meinung mit vollem Recht auch eine wirk­

same Mittelstandspolitik zu den Aufgaben einer staatlichen fürsorg­

lichen Sozialpolitik. (Sehr richtig! bei den Freikonservativen.) Aber auch wenn man nicht lediglich die Fürsorge ins Auge faßt für die großo Masse der Bevölkerung, von der die Arbeiter einen großen Teil, wenn auch nicht das Ganze ausmachen, wird man für einen Kultnr- staat von einem Stillstand sozialer Fürsorge nicht ernstlich reden dürfen. Nun unterliegt es zurzeit keinem Zweifel, daß die Arbeiter­

versicherungsgesetzgebung im Reiche bis zu einem gewissen Grade zu einem Ruhepunkt gekommen ist. W ir haben im letzten Jahre mit der Reichsversicherungsordnung, mit dem Gesetz über die Versicherung der Privatangestellten, weite Kreise neu in die Versicherungspflieht einbezogen, wir haben dem Erwerbsleben große, nach Hunderten von Millionen zählende Lasten auferlegt. Da ist es natürlich notwendig, daß zunächst diese neuen Gesetze sich in die Bevölkerung, in Volks­

wirtschaft und Erwerbsleben voll einleben, ehe man auf diesom Gebiet zu neuen Fortschritten schreiten kann.

W as den Arbeiterschutz anlangt, so, glaube ich, sind wir nach dieser Richtung, abgesehen von vielleicht einer Reihe besonders ge­

fährlicher Berufe, doch zu einem Grade der Fürsorge gelangt, die für den Unternehmer mit so erheblichen Belästigungen verbunden ist, daß jedenfalls der erwerbstätige Mittelstand kaum noch mehr davon tragen kann. Auch auf diesem Gebiet wird man daher mit Vorsicht nur vorwärtsgehen, wird man im allgemeinen eine Beruhigung, eine Zeit des Einlobens abwarten müssen. Um so notwendiger aber erscheint es, einon Zweig, und zwar einen wichtigen Zweig sozialer Politik mehr ins Auge zu fassen als bisher, auf dem bis­

her die staatliche Tätigkeit noch in nur geringem Maße sieh betätigt hat, das ist, die Wohnungsfürsorge, die, wie mir scheint, unter den Aufgaben der Sozialpolitik eine hervorragende Stellung ein- nehmon muß; denn darüber kann kein Zweifel sein, daß die un­

genügenden Wohnungen, daß die schlechten Wohnungen, daß das Zusammendrängen zahlreicher Menschen in den Wohnungen, die an sich kaum den Ansprüchen an menschenwürdige Wobnungsgelasse entsprechen, die Quelle schwerer körperlicher wie sittlicher Gefahren in sich bergen. In den schlechten Wohnnngsverhältnissen, in der ZusammendräDgung von Massen in schlechten Wohnungen liegt zweifellos eine der Hauptquellen der Tuberkulose, der Kindersterb­

lichkeit, auch der Syphilis, und was für sittliche Gefahren aus diesem Zusammenleben entstehen, darüber braucht man, glaube ich, keine W orte zu verlieren. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, und die öffentliche Meinung ist in der letzten Zeit nach dieser Richtung, und zwar mit Recht, sehr rege geworden, daß die Wohnungsfürsorge nicht nur einer der wichtigsten Zweige staatlicher Sozialpolitik ist, sondern auch ein Gebiet, auf dem am dringlichsten ein Eingreifen des Staats erfordert wird.

Nun, meine Herren, haben wir im vorigen Jahre den Versuch ge­

macht, bei dem Zweckverbandsgesetze Groß-Berlin die Fürsorge tiir Kleinwohnungen zu einer Aufgabe des Zweckverbandes zu machen.

Bedauerlicherweise hat das Herrenhaus die betreffende Bestimmung wieder gestrichen, obwohl bekanntlich Wohnungsfürsorge und Ver­

kehrspolitik, dio dem Zweckvorband obliegen, sich Hand in Hand arbeiten müssen, wenn beide Zweige verständiger Kommunalpolitik sachgemäß arbeiten sollen. Als Ersatz für die gestrichene Bestim­

mung haben meine Freunde in Verbindung mit dem Zentrum und ändern Parteien den Antrag hier eingebracht, die Staatsregierung auf­

zufordern, möglichst bald ein Wohnungsgesetz wenigstens für dio Großstädte und für die industriellen Zentren, wo Massenansammlungen von Menschen stattfinden, zu erlassen. (Zuruf bei den Sozialdemo­

kraten: Und für das Land?)

Dieser Antrag ist znm Beschluß erhoben worden. Diese Forde­

rungen des Abgeordnetenhauses haben aber bisher von der Regierung keine Folgen erfahren. Die Regierung hat sich bisher in Schweigen gehüllt; wir haben kein beschränktes Wohnungsgesetz erhalten und es liegen auch keinerlei Andeutungen vor, daß die Staatsregierung gewillt ist, in dieser oder der nächsten Session gesetzgeberisch vor- zugohen. Deshalb haben meine Freunde es für notwendig und dringend erachtet, die Frage wiederum in Angriff zu nehmen und mit Nachdruck von der Staatsregierung zu verlangen, daß wenigstens in der Beschränkung auf die großstädtische Ansammlung von Massen möglichst bald ein Wohnungsgesetz erlassen wird.

Meine Herren, wenn ich zunächst dio Frage hier erörtern muß, warum wir uns darauf beschränken, ein Wohnungsgesetz für eine großstädtische Ansammlung von Menschen zu verlangen, so möchte ich darauf hinweisen, daß wir zwei ganz verschiedene Ursachen für dio verhältnismäßig schlechten Wohnuugsverhältnisse in Deutschland zu registrieren haben.

Einmal sind es die von früher her — ich will sagen, aus dem M ittelalter — überkommenen Verhältnisse, die sich in die Bedürf­

nisse des Kulturstaats noch nicht hineingewachsen haben. Solche finden wir überall oder vielfach auf dem flachen Land und in den kleinen Städten, wo noch jetzt manche in früherer Zeit als aus­

reichend erachtete W ohnungsverhältnisse übriggeblieben sind, ob­

wohl sie dem heutigen Bedürfnis und den heutigen Kulturanforde­

rungen nicht mehr entsprechen. Auf diesem Gebiete wird man vor­

aussichtlich ohne gesetzgeberisches Eingreifen vorwärts kommen.

Hier wirkt die Natur der Dingo — auf dem Lande die schwierigen Arbeitorverhältnisse, in den Städten dor Drang nach höheron Kultur­

verhältnissen — an sich stark genug, um in Verbindung mit den ge­

meinnützigen Einrichtungen, dio auf diesem Gebiete bestehen, allmäh­

lich und sicher zur Besserung der betrefienden Verhältnisse zu führen, ohne daß es der Zwangsbestimmungen des Staats bedürfen wird.

Ich darf in dieser Hinsicht daran erinnern, daß, nachdem vor einiger Zeit — ich glaube, von der Landwirtschaftskammer in Han­

nover — aus Anlaß hj'gienischer Mißstände eine Enquete über die Wohnungsverhältnisse auf dem flachen Land in Hannover eingeleitet worden war und zu dem Ergebnisse geführt hatte, daß in dem einen oder dem ändern Kreis — ich nenne den Kreis Hümmling — die Wohnungsverhältnisse in den bäuerlichen Wirtschaften keineswegs den Anforderungen sachgemäßer Hygiene entsprachen, ohne Schwierigkeiten mit Hilfe der hannoverschen Landesversicherungsanstalt dort eine Besserung herbeigeführt, ein W andel zu besseren Verhältnissen ein­

getreten ist. So wird es auch in ändern Orten möglich sein, wenn immer die öffentlichen Einrichtungen, die für die Verbesserung der Wohnungsverhältnisse wirksam gemacht werden können, auch in vollem Umfang ihre Kraft eiusetzen.

Abweichend davon liegen die Verhältnisse in denjenigen Teilen unsers Landes, in denen infolge der starken industriellen und kommer­

ziellen Entwicklung an bestimmten Zentren in neuerer Zoit oiDe An­

sammlung von Meuschenmassen stattgefunden hat, die infolge der industriellen Fortentwicklung von Jahr zu Jahr noch anwächst. Hier haben sich Massen von Menschen zusammengefunden, die in den räumlich beschränkten Verhältnissen kaum noch ausreichend Platz finden. Hier finden wir die Massenwohnquartiere mit verschiedenen Höfen, mit zahlreichen Stockwerken, die Quartiere, in denen Luft und Licht an sich fehlt und in denen überdies Menschen in ungeheurer Masse zusammengepfercht sind. In welchem Umfange das für Groß- Berlin, worauf neuerdings die öffentliche Aufmerksamkeit sich kon­

zentriert hat, der Fall ist, ist ja bekanntlich streitig. Von Statistikern der Nachbarorte, namentlich der Stadt Schöneberg, wird die Behaup­

tung aufgestellt, daß in Groß-Berlin nicht weniger als 40 % der ge­

samten Bevölkerung in übervölkerten Quartieren lebt, und daß 600000 Einwohner in Quartieren leben, in denen mehr als fünf Personen auf ein Zimmer entfallen. Diese Behauptung ist bekanntlich sehr lebhaft bestritten worden, und ich nehme an, daß sie im Lauf der Vorhand­

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362 Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin — Anzeigenteil Mittwoch, 5. Juni 19.12 jungen noch lebhafter bestritten werden wird. Ich eigne sio mir auch

nicht an; ich kann nicht beurteilen, ob die Behauptungen, die sich allerdings auf die bewährte und wissenschaftlich anerkannte Mothode des früheren Statistikers der Stadt Berlin Boeckh stutzen, richtig sind. Das aber, glaube ich, unterliegt keinem Zweifel, daß in Groß-Berlin wie in ändern Großstädten dieser A rt eine Masse von Arbeitern und ihnen sozial gleichgestellten Personen in Wohnquartieren leben, die nicht allein an sich kaum menschenwürdig sind, sondern in denon auch weit über das zulässige Maß hinaus Menschen, und zwar häufig nicht allein Mitglieder derselben Familie, sondern Fremde mit der Familio zusammengepfercht sind. Welche Folgen das hat, habe ich bereits im Eingänge meiner Ausführungen erwähnt, und ich glaube, es ist oin dringendes staatliches, soziales, humanitäres Kulturinteresse, hierin wirksame Besserung eintreten zu lassen.

Nun bin ich nicht entfernt der Meinung, daß durch ein staatliches Zwangsgesetz allein eine solche Bosserung herbeigoführt werden kann.

Auch auf diesem Gebiete liegt der Schwerpunkt des Fortschrittes in der positiven Tätigkeit, in der Beschaffung ausreichender und guter Wohngelegenhoiten für die in solchen Zentren zusammenfließende Be­

völkerung. Dazu müssen gemeinnützige Einrichtungon, dazu müssen auch die Kommunen mitwirken, vor allen Dingen wird das Sache der Privattätigkoit sein, und dahin zielt ja der zwoite Teil unsers An­

trags, die Privattätigkeit in den Stand zu setzen, ihrer Aufgabe, billige und gesunde Kleinwohnungen zu schaffen, auch voll genügen zu können.

Aber, meine Herren, die Erfahrung hat gelehrt, daß die Privat- tiitigkeit und die gemeinnützige Tätigkeit allein nicht zum Ziele führen. Es bleibt immer ein Gebiet übrig, auf dem ohne einen ornsten Zwang nicht vorwärtszukommen ist. Deshalb glaube ich, daß ein Wohnungsgesetz des Staates oin dringendes Bedürfnis ist. Ein solches W ohnungsgesetz würde, wie mir scheint, vor allen Dingen Mindest­

forderungen für die Bewohnbarkeit von Wohnungen aufzustellen und damit die Unterlagen zu schaffen haben für eine wirksame Wohnungs­

polizei. An einer solchen Unterlage fehlt es heute in der Tat. Die Polizei ist in manchen Fällen gegen schlechte und ungesunde Woh­

nungsverhältnisse eingeschritteu, in dor Regel aber nur dann, wenn es sich um baupolizeiwidrige. Wohnungsvorhältnisse handelte. Gegen die Anhäufung von Massen in an sich zulässigen Wohnungsgelegen­

heiten kann sie heute nur in den alleräußersten Fällen einschreiten;

sonst fehlt ihr die gesetzliche Unterlage.

Nun unterliegt es keinem Zweifel, daß man, wenn man ein solches Mindestmaß für die Bewohnbarkeit von Wohnungen fordert, wenn man die Polizei in den Stand setzt, solche Bestimmungen durchzuführen, mit solcher Energie nur gegenüber neuen Verhältnissen eintreten kann, also da, wo es sich um neue Stadtteile handelt, vor allem, w o es sieh um neu anziehende Personen handelt. Nach der letzteren Richtung hin würde eine straffe und energische Wohnungspolizei auch die günstige Folge haben, daß der heute zweifellos weit über das Bedürfnis hinausgehende ungesunde Zudrang zu den großen Städten einigermaßen eingedämmt wird, daß Personen, die nicht die volle geistige und sitt­

liche Leistungsfähigkeit haben, in der Großstadt fortzukommen, vor dem Untergang in der Großstadt bewahrt und dem Lande erhalten werden, wo sio noch gut und nützlich wirken können. In Verbindung mit einer zweckmäßigen Gewerbepolizei, welche sachgemäß und energisch auf die Dezentralisation der Industrie von den Vorstädton der großen Städte hinaus auf das Land wirkt, würde nach dieser Richtung hin eine der Quellon der schweren und gefährlichen Ansammlung von Menschen in einzelnen Zentren einigermaßen verstopft werden. Für die jetzt vorhandenen Verhältnisse würde naturgemäß eine lange und billige Uebergangsbestimmung Platz greifen müssen; man würde erst dann mit voller Energie einschreiten können, wenn man zugleich denen,

denen die Belegung der jetzigen Wohnungen verboten werden soll, die Gelegenheit bieten kann, an anderer Stelle, unter für sie erschwing­

lichen Preisen, bessere, auskömmlichere und reichlichere W ohnungs­

gelegenheit zu finden. Aber nicht bloß nach der Richtung hin, daß man eine offenbare Lücke in der Summe der Maßregeln ausfüllt, welche notwendig sind, um bossore Wohnungsgelegenheiten zu schaffen, indem der staatlichen Polizoi die Möglichkeit des Eingreifens ge­

schaffen wird, muß ein Vorgehen des Staates auf diesem Gebiete auch vorbildlich und anspornend für allo übrigen wirken. Solange der Stant

— und das liegt in Preußen überall in dor Natur der Dinge — sich von der Aufgabe fernhält, werden die Kommunen auch nicht mit aller Energie an die Lösung dieser Aufgabe gehen, wird die gemein­

nützige Tätigkeit nicht den nötigen Ansporn zur Lösung solcher Auf- abon haben. Deshalb halten wir es für dringend notwendig, daß der taat mit dem Wohnungsgesetz die Standarte dor Wohnnngsfürsorge als oino der ersten bedeutsamen sozialpolitischen Aufgaben für alle gemeinnützige Tätigkeit entrollt.

Meine Herren, wenn wir die Iudustriegegenden aus unserm Anträge fortgelassen haben, hat das den Grund, daß in der Tat für die Industriegegenden das Bedürfnis sehr verschieden ist. W ir haben in weiten Gegenden unserer Industrie eine weitgehende Fürsorge im staatlichen wie im privaten Bergbau; Krupp, die Elberfolder Farben und andere sorgen in so weitgehender W eise für die Wohnungs- golegonheit ihrer Arbeitor und auch für die Ausässigmachung der Arbeiter, daß es im Bereiche solcher Unternehmungen eines staat­

lichen Eingreifens nicht bedarf. W ir sind der Meinung, daß man im Intorosse eines wirksamen, godeihlichen Vorgehens die gesetzgebe­

rische Aktion so weit als möglich einschränken, in positive Grenzen einfassen muß. Denn, meine Herren, wenn wir sehen, daß der Staat soit Jahren sich mit dem Gedanken eines Wohnungsgesetzes getragen hat, daß aber alle Versuche abortiert sind, daß man niemals zu irgend­

einem positiven Ergebnis mit diesen Bemühungen gekommen ist, so liegt dor Grund in der Hauptsache darin, daß die Verhältnisse so außerordentlich verschieden sind, daß es unmöglich ist, ohne zu einer weitgehenden Schematisierung zu gelangen, ohne Bestimmungen zu treffen, die für große Teile unseres Landes nicht passen, ein Gesetz zu schaffen, das den Bedürfnissen der Menschenansammlungen in den Großstädten entspricht. Andernfalls würde man das Netz mit so weiten Maschen konstruieren müssen, daß es am Ende des wirkungs­

vollen Erfolges entbehren würde.

W enn man in Preußen die Landesgesetzgebung, um vorwärts zu kommen, zunächst auf die spruchreifen großstädtischen Verhältnisse beschränken muß, so ist daraus naturgemäß ein noch stärkeres Moment gegen den Eingriff der Reichsgesetzgebung horzu- leiten. Ganz mit Rocht hat der Staatssekretär dos Innern bei den letzten Verhandlungen im Reichstage darauf hingewiesen — und Herr Graf Posadowsky hat ähnliches im „Tag“ zum Ausdruck gebracht —.

daß die Reichsgesetzgebung hier nursekundär, als Notbehelf, wenn die Landesgosetzgebung versagen sollte, eingreifen könnte, weil sie nie­

mals in der Lage sein würde, den Verhältnissen so weit Rechnung zu tragen, wie es im Interesse der Sache, im Interesse positiver, schaffender Tätigkeit unbedingt notwendig ist.

Meine Herren, ich glaube, wir haben alles Interesse, dafür zu sorgen, daß Preußen den Wechsel, der neulich im Reichstag auf die Bundesstaaten gezogen worden ist, auch prompt einlöst. Ich bitte Sie daher: stimmen Sie unserm Antrag und dem Zentrumsantrage, der sich mit demselben durchaus verträgt, zu! Nehmen Sie beide An­

träge an und übon Sie dadurch einen notwendigen Druck, daß die Regierung sehr bald mit einem sachgemäßen W ohngesetz an uns herankommt, und wir in der Lage sind, diesem wichtigen Zweigo der sozialen Fürsorge denjenigen Fortschritt zu geben, dor eines Kultur­

staates würdig ist. (Lebhafter Beifall rechts.) (Fortsetzung folgt)

Im V e re in D e u ts c h e r M a s c h in e n - I n g e n ie u r e berich- I tete H err Ingenieur E. Eichel au der H and von Lichtbildern- über „D ie E le k tr o te c h n ik a u f d e r I n t e r n a t i o n a l e n I n ­ d u s tr ie - u n d G e w e r b e a u s s te llu n g T u r in 1911“.

E ntgegen der bisherigen P raxis der B eleuchtung von W elt- j ausstellungen tra t die Glühlam penbeleuehtung stark in den H intergrund. D ies fiel nicht nur bei der B eleuchtung der W ege, sondern ganz besonders bei der Effektbeleuchtung der Gebäude auf. Vielfach hatte m an davon abgesehen, die U m rißlinien der Gebäude durch Glühlam pen zu m arkieren, und man hatte sogar das H aupteffektstück der A usstellung, das sogenannte W asser­

schloß, im w esentlichen durch indirekte B eleuchtung m ittels Scheinw erfers ausgeführt. D er V erkehr innerhalb des A us­

stellungsgeländes wurde durch Elektrom obile in drei bis fünf M inuten A bstand verm ittelt. Den V erkehr über den Pofluß verm ittelten zwei Seilbahnen von 250 m und 160 m Länge.

Außerdem konnte m an unterhalb der H auptbrücken m ittels eines P aares endloser B änder von einem Ufer zum ändern ge- | langen.

Die K raftversorgung der A usstellung geschah in über- [

wiegender W eise m it 6100 Volt-, 50 Perioden-D rehstrom . Diese Spannung und Periodenzahl ist m it derjenigen der öffentlichen Strom versorgung Turins identisch. Im allgem einen erfolgte die Strom erzeugung durch A usstellungsobjekte m ittels schnell laufender Turbodynam om aschinen verschiedener B au art und durch langsam laufende Einheiten m it V erbrennungsm otoren.

Die deutsche elektrotechnische G roßindustrie wurde in w ürdiger und im posanter W eise durch die Siem ens-Schuckert-W erke und die Siem ens & Halsko A.-G. vertreten. Beide Firm en hatten u. a. auch ein kleines w issenschaftliches K inem atographentheater errichtet.

A uf dem Gebiete der H ochspannungstechnik zeigte eine A nzahl schw eizerischer, französischer und italienischer Firm en Schaltanlagen aller A rt, z. T. unter A nw endung von G lasisola­

toren.

A ußerordentlich umfangx-eich und instru k tiv w aren die elek­

trisch betriebenen Zugförderungsm ittel, die D eutschland aus­

gestellt hatte, wie denn die deutsche Industrie auch in der E lektrotechnik auf einen in T urin errungenen vollen und reichen Erfolg blicken darf.

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