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Die Zukunft, 9. August, Jahrg. XXI, Bd. 84, Nr 45.

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XXL Jahrg. Hetliiyden 9.yugust1913. Yr.45.

Heraus-geben Maximilian Hardm

Inhalt-

Seite Duca-teuerArt-h- .............. ....—......171 Urmidaø Zaubergartem DeutscheVersevonHerbcrt Euleubekg ....185 Praswnprikz »vonHass-Lpisiand ................189 AapanictlxtWittlzsclxafhVonEinst papcllier ......·.....200

Nachdruck verboten.

v Erscheint jedes-:Sonnabend-- preisvierteljähcllchJWart,dl·e·"EinzelneNummer 60Pi.

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Berlin.

Verlag der Zukunft.

Wilhelmstraßesa·

1913.

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kn.5.—, pkolank u.20.—.

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Berlin W.9. Tel.:AmtLützow,No.605!. Pontia-nenn- 134 a-

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Berlin, den 9.August 1913.

- Jst .fd A

Vukarester Friede.

Alexander- Franz.

um dritten Mal sollinderTiefebenederDimbowitza,woin- Mythentagen derHirtBukurseineHeerdeweidete,woFa-- narioten einstHäupterundSprossen derFamilieansilanti und Maurokordato, alsHospodare hausten,zweiJahrelang Habs- burg gebotundseit1867 einHohenzollernherrscht,das Fundas ment eines Orientfriedens vermörtelt werden. Derzweitewar langerRede kaum werth.Als Alexander vonVattenbergdem RufderNumelioten (1885, nachdemSeptemberputschvonPhi- lippopel) gehorchtund seinem Fürstenthurndie autonome Tür- kenprovinzNumelien vereint hatte, fandenSerben undGriechen- durchdiesesvergrößerte Vulgarien das Gleichgewicht aufder Valkanhalbinsel gestörtund Milan Obrenowitsch,Königvon Serbien, versuchte, durcheinenErobererkriegseineunbequemge- wordene StellungimLandzubessern. ErschickteseineTruppenge- genWidin,das sich aber,unterUsunows Kommando,wider alles

Einbruchsstrebenhielt,undgegenSofia,vor dessenGemarkung sie, beiSlivnitza,geschlagenwurden. Fürst Alexander (als Brecher desBerliner Vertrages beimZaren inUngnade undallen russis schenWürden entkleide-t) weiß, daßerum seineKrone ficht;rückt den weichendenSerben nach; besetzt ihrPirot; und wirdnur von dem Grafen Khevenhüller,Oesterreichs Gesandten, amBormarsch MachBelgradgehindertDer infünfzehn Novembertagenausge-

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172 DieZukunft,

fochteneKriegwurdedurch den(vonderHohenPfortevermittelten)v VukaresterFriedenvomdrittenMärz1886beendet. Serbien und- Vulgarienblieben, wassie gewesenwaren (das Konstantinopler Protokolvom fünften April machtedenFürstenAlexander,zu- nächstfürfünfJahre,zumGeneralgouverneur vonOstrumelien), underneuten nur dasfriedlicheNachbarverhältniß.Kleinkram.

JmFriihling desSchicksalsjahres1812aberwarBucuresci, die ResidenzderWalachenfürsten,derSchauplatzeinerStaatsaktion (ihres letztenAufzugeswenigstens)sgewesen,derenErgebniszlan- genachgewirkthatund ausder demernstlichrückwärtsgewandten Sinn heutenochwichtige,morgen zinsbare Lehre quillt.

Seit demvorletztenTagdes Jahres 1806 führtRußland seinendritten Krieggegen dieTürkei; undmitihm istderSieg..

UeberdemUniversum funkelt,ausschwarzemGewölk,Napoleons AugegenOst.Wird derNusseihn,wirderdenRussenangreifen?

Amzwanzigsten März1811 hatMarie Luise,dieTochterdes- KaisersFranz vonOesterreich,ihmdenKnabengeboren,derlallend schon KönigvonNom heißt.VermuthetZar Alexander,was Franz höre,werdebaldauchinsOhrRapoleons dringen? GrafStackels berg, derihninWien vertritt, muß einAllerhöchstesHandschreiben in dieHofburg tragen.Ich,sagt Alexander darin,will denKrieg-.

nicht;dochVonaparte bereitet ihnvorund willihnoffenbarmit.

derWiederherstellungdesKönigreichesPolen,.dem Galizienein- zugliedernwäre,beginnen.Von demGebietsvserlustwürdeer Oesterreichdann wahrscheinlichanderOstküstederAdria,mit dal- matosalbanischemLand,entschädigen.Rußland brauchtkeine Grenzdehnungundhatlängsterkannt,wiewichtigihmdieStärk- ungösterreichischerMachtist.SichertderKriegmirPolen,dann gebeich Dir,lieberHerr Bruder,die Moldau unddieWalachei bisan denSereth, gestatteDir gern, durchdieAnnexionSer- biens DeinNeichabzurunden, undschützeDich soslange,wie Du eswillst,in denDonaufürstenthümernmitmeinem Heergegen 1ürkischeBelästigung.Jchhabe auch nichts dagegen,daßDu,wenn wirsiegen,dieJtalerprovinzen zurücknimmstzdieeinstösterreichisch

waren. Was Oesterreichs Herrschaftbezirlwettet, dient auchdem

Russeninteresse.Numanzow, derStaatskanz«ler,wiederholtin einerDepesche seines KaisersHauptsatze;sagt auch,wieAlexan- der, daßvonOesterreichnichtWaffenhilfe,dieesnichtleistenkönne, sondern nur wohlwollendeFreundschaft gefordertwerde. Schon

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Bukarestcr Friede. 173«."

aberist mißtrauischeFurchtvorRuszland derKompaßallerwiener Politik. Indemschönen,vonMariaTheresia fürdenFürstenWen- zel Kaunitzgebauten PalastamBallhausplatzherrschtKleinenss Metternich,derNußlandganzgenau,bisinsInnerste,zu kennen wähntundimmer darauf bedachtist, nicht »dupirt«undaus dem.

RufderAllwissenheitgeschobenzu werden. NeunTage nachder- Geburtsdes aiglonläßterGroßvaterFranzdemZarenantworten.

»Seht herzlich;aber sehr türkisch.DiealteFreundschaftmit den Osmanen,deren Regirung sichdemHaus Habsburgimmer als treubewährthabe,hindere ihn,anGebietszuwachszudenken,der von derHohen Pforteaus alsErtragfeindsäligen Handelns zu sehenwäre.ZarundKanzlerlesen aucheinenBriefMetternichs, der,imhöflichstenTon, demRussenreichdieSchuldander üblen LageEuropas aufbürdet, ihm raschenFriedensschlußmitder- Türkeiempfiehlt,dieWahrscheinlichkeit bonapartischenSieges- andeutet undbetheuert, daßOesterreich,jedemEhrgeiz,jederLäng- dergiersern,auch jetzt,wieso oft schon,demGemeinwohldesErd- theilesalletragbarenOpferbringenwolle.Jn beidenBrirfensteht- keinWort überOesterreichs EntschlußfürdenFallfrankosrussi-- schen Krieges.DerGesandte, GrafSamt-Julien, sollteinPe- tersburgnur sagen,KaiserFranzwerde,was auchgeschehe,die- Unabhängigkeitseines Reicheszu wahren wissen; und,wennNus3- land(wie Stackelberg angedeutet hatte) Galizienbesehe,darindeu-

casus bellierblicken-Aus Wien kaman SaintsJulien,immer wie--

der,dieWeisung:Nur keineJntimität nochgar-Bundesgenossen- schaftmitdemZarenreich,das demAbgrund entgegentaumelt;.

dieFolge solchenVündnisseswäre derZusammenbruchunsercri Monarchie.Deshalb weigertderwienerHof auch denpetersbur-- gerEhestiftungwünschenbarschdieErsüllungGroßsürstinAnna (umdieNapoleon geworden hatte) solltesichdemErzherzogs ThronfolgerKarlLeopold(deralsKaiserdannFerdinandhieß) undAmalie von Baden,dieSchwesterderZariza, sichdemErz- herzogKarlvermählen.Beide Pläne scheitern;derThronfolgcr,.

schreithetternich,ist körperlichsozurückgeblieben,daß seineEl- tern noch nichtdaran denkenkönnen,ihnzuverheirathen.Ja11uar·

1812.DaßdieRussenindenDonaufürstenthümern sitzen,ist ärger- lich.AberOesterreichkannsichnichtzu demEntschlußsaufrasfen,ge-- gensie.(dieesdochschwach,kopslos,durch Polenausstände gefähr- detglaubt)vorzugehenundfürdieTürkeidasSchwertzuziehen-

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174 Die Zukunft-«-

Passivbleiben, abwarten,denrusso-türkischenFriedennach sei- snem Wunsch gestalten:daist Metternichs Ziel.DerFranzosen- kaiser hat ja Versprochen,daßerUnter allenUmständendasrechte DonauuserdenRussensperrenundihnenSerbien niemals gön- nenwerde.Wenn nun aberCanning,Englands Pertreterin Kon- stantinopel, richtig voraussah, als eranHardenbergnach Wien schrieb,Napoleon werde,sobaldseinFeldzug gegenNußlandbei- gonnen habe, durchdieRückgabederMoldau undWalacheidie Türkeiauf seineSeiteziehen? Dann erntet nurFrankreichlangen Mühens Frucht,wird imOsten allzu starkundOesterreich hat keine Hoffnung, seine »Großmuth«(sonenntMetternich die mark- loseSchwachheitder wiener Mächlerei)·vonderPforte nachGe- bühr belohntzusehen.Der Orientsriede mußgeschlossen,derrusso- türkischeVertrag paraphirtsein, ehean derWeichseloderamNie- men zwischen Vonaparte und AlexanderdieEntscheidungfällt.

SeitdemJuni wirdinsVukarestverhandelt. Sacht; nachder Schachermodedes Orientbazars, die immer ums Hundertfache mehrzuverlangen vortäuscht,als sie selbst erlangenzu können glaubt.NurausderBasisdesMachtzustandes,dervordemKrieg war, isteineVerhandlung möglich: kreischt Hamid Effendi;und derRusse lachtdemErzählerderMär vomstatus quoantebellum ins Gesicht.DieTürken werden etwas weicher,alsMichaelKu- tusowsiebeiRustschukmitmächtigemStreichaussHaupt geschlagen hat.Der HerrdesVallhausplatzes ringtdieHände. Nußland kommtandieDonau,wirdOesterreichs Nachbar: unddieseGe- fahr sollte,umjedenPreis (nur, schon damals,nichtum den eines Krieges),dochvermieden werden. DerRussefordertallesGebiet bisan denSereth,GrenzregulirunginAsien,AutonomiesürSer- bien. DerTürkewillnur denPruth (wo, hundert Jahrezuvor, dergroßePetervon den Osmanen umzingeltwurde)alsGrenze gewähren. Dabei, läßt Metternich demReis Essendizutuscheln, solleerstrammbleiben;derZarwerdebald inVescheidenheitge- zwungen werden. (Daß Alexander sichschon jetztmitderPruth- grenze begnügenwürde, weißderOesterreicherseitdemSeptember;

sagtsaberdemSultan Mahmud und dessenGroßwesirnicht.) NachdemZarenhatKaraGeorg denWienern dieVesetzungSer- biensangeboten;auchervergebens.AmzehntenFebruar rückt

das RussenheerinVelgradein. DieTürken athmen auf; jetzt, denkensie, mußOesterreichsichjagegenRußlandwenden.Nein.

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Vukarester Friede. 175 Metternich hatnur grimmigeWorte ;niemals,sprichterzuStackels berg,wirdmein Kaiser dulden, daßJhrEuchamrechtenDonaus ufer einnistet.DerNussehört artigzu;fühltaber inseinenNerven- nichts,wasihndasFürchtenlehren müßte.Erkennt seinenMann.

Kennt ihn noch,alsKlemens,nun Frankreichs Bundesgenosse,.

ihm RußlandsnahenUntergangweissagtund höhnend fragt, ob dennirgendeinZurechnungfähigerglaube,einKutusowkönne jeeinenVonaparte besiegen. StackelbergsaßgeduldiginGraz undwartete ;nachdermoskauer Katastrophe,alsdieGroßeAr- mee inwirrer Flucht schon westwärts strömte,schriebihmWetter- nichdann: »Ich beginne,etwas klarer zusehen.«Soweitsindwir noch nicht.Beim AbschlußdesfrankosaustrischenVündnissesist inBukarestderFriedenichtfertig.Metternichwill denTürken beweisen, daßerderfesteste Hort ihrerHoffnung ist;überzeugter sie,dann helfen sie ihmzu demVersuch,dieAussenvonder Do- nau wegzudrängen.Weil ernicht sicher ist,wie weitanderDims bowitzadieDingegediehensind, erhält Stürmer,derJnternumi tius bei derPforte,einedoppelteInstruktion: ersoll,wenn der Friedenoch nichtgeschlossenist,anzeigen,Oesterreich habesichden Franzosenverbündet,der Vertrag machebeideNeiche zuBürgen derJntegrität türkischenGebietesundOesterreichwerdemitFrank- reichgegen Rußland kämpfen;denletztenTheil derAnzeigeaber- fortlassen,wenn derFriedenspakt inVukarest schon unterzeichnet sei.Einallerliebstes Gerichtausder wiener Küche.DochderTürke riechtdenBraten, derihm nichtmunden könnte.SiegtRußland, meinter, dannwirdPolenwieder Königreich,KaiserFranzver-

liertGalizien undmußdavonentschädigtwerden.Auf Kostender-- Türkei, versteht sich.(DieRechnungwar nichtfalsch:denOester-- reichernwar ja,unter bestimmtenUmständen,dieErwerbungder- Moldau undWalacheizugesichertworden.)Sosieht Stürmer,in.

derersten Aprilwoche,am Goldenen HorndieStimmung. Ge- meinschaftdes türkischenmit demösterreichischenHeer,damitin- Bonapartes Sperrkette,dievonderOstseebis ansSchwarzeMeer reichen soll, sichdas östlicheSchlußstückeinfüge?DerGedanke- funkeltdenDiplomaten derPforte nicht.Siewollen nichteinmal einen wiener Stabsoffizier inihremHauptquartier haben;sonst.

heischtam EndeauchausParis einer Zulaß:undSirStratford Canningläßtkeinen Zweifeldarüber, daßEngland denersten SchrittinturkosfranzösischeWaffengenossenschaftstrafenwürde.

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TszsI76 Die Zukunft.

Schonist Oesterreich, seitdemfünftenMärznun auchPreußen den Franzosen verbündet. Soll demKorsen noch gelingen,die Türkei seiner Sachezuverpflichten?Sie mitdem Versprechender Krim,dieKatharina ihnennahm,inseinNetzzu ködern?Eng- landwillschnellenFriedensfchlußUnddrücktihndurch.

Am achtundzwanzigstenMai wird, während Napoleon in Dresden vondenversammeltenFürsten Abschiednimmt,inVu- -karestderVertragunterzeichnet.DieTürkei braucht, nacheinem Krieg,dersichinssechste Jahr hingeschleppthat,endlichRuhe;

SchlachtenundHunger, SeuchenundDesertion haben ihrHeer zerbröckelt.Englandistbereit,ihrneue Guinees zuspenden,undhat Morusi,denDragomandesbukaresterUnterhändlers,inseinem Sold. Wer hülfedemSultan indiePrachtderJanitscharenzeitzu- rück ?Oesterreich schlägtmitWorten,bombardirt mitAoten ;wirst sein Schwertabernicht aufdieWagschale.Vonaparte? Derhat (dierussischeStaatskanzlei verwerthetinKonstantinopelunqus karestdenBrief schlau)amzweitenFebruar1808demZarendie Theilung derTürkeivorgeschlagenunddiesen Plan seitdem sicher nichtaufgegeben.Der hatauchebenerstNarbonne nachWilna geschickt.Wer weiß,obseinesichtbare Kriegsvorbereitung die

Aussen nichtnur einschüchternund inneues Bündnißnöthigen soll? Kutusow (denman nichtaus Tolstois Auge,alseinen un- ihätig frommen,biszumRufdesHerrn schlafenden Riesen sehen dars) nütztjedengünstigenUmstandmitflinker Geschicklichkeitund

·erlangteinenVertrag,derdemSultan zwardengrößtenTheilder Donaufürstenthümerzurückgiebt,demZarenaberBessarabien,süns FestungemeinStückchenasiatischerErde,imGanzensünfundvier- zigtausend QuadratkilometerTürkenlandes,einbringt.DerPruth, b is zuseinerMündung,und das linkeUferderUnterenDonau, bis ansSchwarzeMeer, sollen Rußland fortanvonderTürkei abgren-

·

zen.Serbien bleibt dem Sultan unterthanundtributpflichtig; doch wird ihm,imachtenArtikel,zugesagt,daßesseineinneren Ange- legenheiten selbstordnen,dieGewährungdermanchenJnselndes Archipelaguseingeräumten Vorrechteerwarten dürfe,nur noch niedrigeSteuern zuzahlen braucheund vorneuer Verfügungdes Großherrngehörtwerdensolle.ZwarnenntderVertragjedes Zu- geständnißeinenBeweis barmherzigenEdelsinnes;daßaberin demvonderTürkeimiteinerfremdenGroßmachtgeschlossenenBer- tragdiese Zugeständnisse erwähnt undfestgelegtwurden,warfür

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Vukarester Friede. 177 dieSerben einErfolg»vonunberechenbarerWichtigkeit «(Ranke):

undihnhatten sied-emBezwinger,nichtdemFreundderTürkei,dem Weißen Zaren, nichtdemKaiservonOesterreich,zu danken. Als dierussischeGarnisonaus Velgrad abmarschirtist (sie hat später anderVeresinagegenNapoleon mitgefochten),versuchendieTür- kenfreilich, ihr Wort zubrechen,dieserbischeNajahindie alte Sklavenpflicht zurückzupferchenzundbereiten soselbstsichneue

Aufstandsgefahr. Niemals aberkannihr Verhältnißzu Serbien wieder werden,wieesvor derAnerkennung russischenKontrol- srechtesgewesenwar.Wenn derBukaresterFriederatifizirtwird.

"Wird·er? Weder denTürkennochdenAussengenügterganz.

GeneralAndreossy findet,alserdieGeschäfteFrankreichsinKon- sstantinopel übernimmt,imBereichderPfortedieStimmungsehr trüb. DieGroßeArmee überschwemmtNußland:insolcherZeit

war dieHingabesobreiter StücketürkischenBodens vermeidlich gewesen;hättederZar,derjedenMann gegenFrankreichbraucht, sichauchmitkleinerem Ertrag beschieden.DieSchlüsselzu den Heiligen Stätten,die von denWechabiten befreit sind,werden aus Arabien nach Stambul gebracht.Nochschwindetdie Mond- sichelnichtvonEuropensHimmel.DaßsieüberderWalacheiund Vulgarien wieder glänzt,istschön;auchVessarabien aberbrauchte man ihrerHerrschaftnichtzuentziehen.JslamischeWuth spähtnach einem Sühnopfer: undDemetrius Morusi wirdals Verräther gehenkt. Auch Alexander istunzufrieden.Kutusow hatdieTürken nichtindasVündnißverpflichtet,dasVernadotte als dieHaupt- kbedingungdesFriedensschlussesempfohlenhatte.AdmiralTschit- schagow soll Kutusow,derionrden nöthig ist,anderSpitzeder Donauarmee ablösenzeintüchtigerundverwegener Mann, der sich aber,weilersnützlichglaubt,zumAffenVonapartes ernie- dert hatundihmHaltungundGestus, Räuspernund Spucken nachstümpert.Vielleicht istdasSchutz-sundTrutzbündnißnochzu erreichen,wenn man dieRatifikation desVertrages aufschiebt unddem Sultan Dalmatien und dieJonischen Jnselnverheißt.

Erbraucht nichtgegenFrankreichvorzugehenznur zuerlauben, daßTschitschagowan derDonau und aufdemValkan Banden werbe, sieraschdrille undmitihnen,als demKhalifenVerbündeter, von denJllyreralpen aus über das französischeDalmatien her- falle. Gelangesdann nicht,überVenedigdieFackeldesAufruhrs tindieSchweizundnachTirol zutragen,durchanglo-russischen

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178 DieZukunft.

Flottenangrisf aufItalien das KönigreichNeapelinRebellion zutreiben,alsodas Reichdes Korsen, währenderinRußland einbricht,inBrand zustecken (wie ScipiodasKarthagoHanni- bals,dervor Roms Thorezu rückentrachtet), so mußtedie be- hende AusführungdesPlanes mindestens Oesterreich hindern, demBedroherRußlands Hilfezubringen. Zum erstenMal ent- schleiertsichdenPetersburgern völligdieStelle,wo Habsburg sterblichist.ZumerstenMal sehen siedeutlichan Oesterreichs Leib denSitzreizbarerSchwachheit.WerdiechristlichenVölker derBalkanhalbinsel von der Türkenkette löst,inFreiheit und Selbstbewußtseinaufscheucht,weckt derwiener Großmachteine Lebensgesahr.Denn VlutsbrüderschaftmußdieSüdslavenund dieMoldoisWalachen aufdenWegzurEinungmitOesterreichs Tschechen,Kroaten, Serben, Slovenen,Rumänen drängen;und ihr-RufbleibtinBöhmen,Slavonien, Kroatien,inder Bukowina undinSiebenbürgengewiß nicht unerhört.Brennen amHabs- burgerhaus aber alleGiebel,dann wird derdrinnen Lebende sich hüten,dieLöschmannschaftdadurchzukleinern, daßerdem FeindNußlandseinArmeecorps leiht. JmJuni 1812hatte TschitschagowallesMögliche fürdieBrandstiftungvorbereitet.

AufseinenWinkwürden ausSerbien,Montenegro, Dalmatien, derWalachei FunkennachOesterreichhinüberfliegen;unddie HeftfädemdiedasGezettelzusammenhielten,waren so fein,daß einAufgewiegeltervom anderen nichtswußteund derAgitator inseinem Versteckhoffendurfte, zugleichmitdensiebenbürgischen Rumänen ihreErzfeinde,dieMagyaren, sichgegen Oesterreich wenden zusehen.Jneiner Stunde hemmungloser Keckheit wagt Alexander,dieMöglichkeitsolcherGefahrinderHofburg andeuten zulassen: underlebt dieFreudedesAnblickes, daßMetternich weichwirdundneuen Trug,nur ihm unverhüllten,anbietet.

Der listigeKlemens hatüberall Sprenkel undLeimruthen gelegt; nochaberkein kostbares Vöglein gefangen.DerSiegervon AusterlitzundWagram zwingtihninseeressolge. DieTürkei läßt sichdurchdiewinselndeSelbstanzeigeseiner»uneigennützigenPo- litik«nicht rühren;siegewährtdenNussendasRecht, Kriegsschiffe bisandiePruthmündungzuschickenundnoch dreiMonatelang -Truppenander Donau zuhalten.Rußland ängstetmit demGe-

spenst slavischer, magyarischer, walachischerAusstände.Daistdie nächsteGefahr. DeshalbschlägtMetternichinPetersburg und

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Bukarester Friede. 179s Wilna einTauschgeschäftvor. Erklärtsichbereit,Napoleonübers Ohrzuhauen, ihm wenigerTruppen,als vereinbart ist,zustellen unddenKriegnur lau,nur zuWahrungdesScheines,zuführen, wenn Ruszland sichzur»Lokalisirung«desKampfesverpflichte- undnirgendsOesterreichsundUngarns Grenzebedrohe.Der Vorschlagwirdangenommen. RußlandundOesterreichwerden gegen einander alsoeinen Theaterkriegführenundsorgsamdar- aufachten,daß sieeinander nicht ernstlichverwunden.Handschlag- besiegeltdenPakt. Undnun scheintdieRatifikation desFrie- densvonBukarestkaumnocheinernstesUngemach.Ernähertdie nordslavischeBormacht denösterreichischenGrenzenund giebt ihreinPatronatsrecht auf Serbiens gehorsamenDank. Doch FranzundAlexandersindnun ja Freunde;trotzdemihreTrup- venwidereinander ins Feldziehen.Und daderSultan den«

russophilenGroßwesir nach Silistria verbannt und einen den:

Wienern ergebenenMann, JankoKaradja,zumHospodarder Walacheiernannt hat, istvonSüdost fürs Erste nichtszufürchten und derErnteertrag indiesemSommer nichtallzu schmal.Den- HilferufderSerben erhören? Unsinn.Diesolldas Juckenihrer Haut empfindenlehren, wiewenigRußlandfürsiethue.AnTrost- gründenhatsder wiener Politikniegefehlt;undwenn umsGe- bälkihres Reiches dasWasser stieg,hat sie immer,imTon ge- sättigten Glückes, verkündet,daßihrGegnermorgen ertrinken müsse. Metternich konntesichdenFranzosen,denTürken,den-—

Russen, schließlichauch, nochimselbenJahr,denBriten(Antrag.

EathcartsWalpole)fest verbünden;konntedieDonaufürstenthü- merundSerbien haben.ErhatAlles abgelehntoderdurch Spie- gelfechtereivereitelt.Undschwor darauf,daßseineSelbstlosigkeit dieHerzendesZarenunddesSultans, desRegenten vonEng-- landunddes Franzosenkaisersfürimmer erobert habe.

Katharina-Joseph

DerKonferenz,dienach Katharinas erstemTürkenkrieg,vont- November 1772 bis in denMärz1773,inVukarest tagte,warkeine Fruchtbeschiedengewesen.ErstalsRumanzow imerneutenKrieg Warna besetztundbeiSchumla gesiegt hatte,alsdie Türkeier- schöpftundRußlanddurchPugatschewsBauernaufruhr an der Wolga verschüchtertwar,wurdederFriedensschluß(imDoerüt·

schükKainardsche) möglich.DerersteErfolg zarischerDiplomatie

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180 Die Zukunft-

inSüdosteuropa.Fünf Jahredanach läßtKatharinaihrenzweiten EnkelaufdenNamenKonstantins, desOströmerkaisersundBa- sileusvon Byzanz,taufen;unddeutetmitdiesem Symbolon auf RußlandsPflicht, nachdemErbe derPalaeologen zutrachten.

Bald,sprichtsie,wirdderdeutscheHabsburgerkaiserinRom,der Zar inKonstantinopel residiren.Nach demTod MariaTheresias mahntKaiserJosephderZweitedenGesandten GrafenLudwig sCobenzl,inPetersburgdenGrundsatzdick zuunterstreichen:»Ver- eintkönnenwirAlles, ohneOesterreichaberkannRußland,ohne Ruszlandkann Oesterreichnur schweretwas Wesentliches und Nutzbares ausrichten.«JmMai 1781istdas austrosrussische

BündniszfertigzundgewährtKatharinen(diesichschon, aufMe- daillen,alsSchü»tzerinallerGläubigendarstellenundim Kadetten- scorpseineAbtheilungfür Griechen einrichten läßt) jedenerdenk- lichenVortheiLJm September1782bietetsieJosephdemZweiten, dersiealsseineFreundin, Verbündete,Heldinans chmachtet,einen neuenBertrag an. ErsterTheil: Berbürgung beiderBesitzstände.

Zweiter:Moldau, WalacheiundVessarabien werden, damitRuß- landundOesterreich nicht durch Nachbars chaftinReibungsgefahr kommen, in einunabhängiges Königreich Dazien vereint; Nuß- landerhältdas Gebiet zwischenDnjestrundBugnebstzweiJn- seln imArchipelagus, Oesterreich,was esvonBosnien, Serbien unddemVanat Krajowabegehrt;wird,in einemneuenTürken- krieg,derJslamnachKleinasien zurückgejagt,dannersteht,end- lich,wieder dasalteReichderGriechenkaiser,derenKroneGroßs fürstKonstantin erbt; dochdarf dieses Reichniemals mitRußland vereint, nievonihmabhängigwerden. Joseph ist einverstanden;

sürOesterreichforderterdieKleineWalachei biszurAluta, beide DonauufervonNikopolis bishinterVelgradundalleswestlichvon derLinieVelgrad-KapRodoni liegendeLand sammthtrien und Dalmatien; Freiheitvon allenSchiffahrtabgabenanDazienund Konstantins Reich.DerPlan scheitertandervenetischen Küste.

Nach Katharinens Willen darfwederVenedigFestland (Jstrien) nochdaskünftige GriechenreichdenArchipelverlieren. Dann, pfauchtJoseph,istderTheilungvorschlagHarlekinswerk;und wenn Kaunitz ihn nichtinkühleVernunftzurückzupfte,schriebeerderHel- din undFreundin, sie sollesichnichteinbilden,ausihm »unedupe«

machenzu können. ErverschlucktszlundsieynütztdenVündnißvers .trag,umsichausderHohen PforteeinengünstigenHandelsvertrag

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Bukarester Friede. 181 unddanachdieKrimzuholen.Jn dieHofburg spendetsieherzlichsten Dank. UndJoseph schanztsichindenGlauben,seine Klugheit sei derFährniß,von derstettinerRussingeprelltzuwerden, just noch -ausgewichen.Wasaberhaternun?Außer demihmvondem toska- nischenBruder zugeschriebenenRuhmdesselbstlosen Friedens- stiftersundWahrers osmanischer Macht: nichts.DemFürsten Kaunitz,der vor entschlußloserBerzauderung derStundengunst warnt, rufterzu,»einelendes Stück Bosniens oderSerbiens«

dürfe nichtindasWagnißeinesKampfes treiben,dergroßenVers lustbringenkönne.FritzvonPreußen schrecktihnzwieseinenNeffen FranzspäterVonaparte. JmlFrühjahr1787istJosephmitKatha- rina inder Krim. DiefordertderSultan imAugust herrisch zurück.

Neuer Krieg;indendieBündnißpflichtnun auch Oesterreich zwingt (obwohlJoseph,wieSågurinseinenMemoiren bezeugt,schoner- kannthat, daßdieNachbarschaftdesTurbans denHabsburgern nichtsogefährlichistwiediederbreitenMütze).DerschönePatiomkin hat seiner unersättlichenKäthe,dieihmpersönlichsteDienstleistung mitderKrone vonDazien lohnen wollte, nichtnur inReichthum strotzendeDörfer und Prunkpaläste, sondern aucheinestarkeLand-

«undSeemachtvorgegaukeltzMannschaftausanderenGarnisonen inneuerUnisorm vorgeführtundListen gezeigt,dievorRußlands Vatterien undKriegsschifer Angst machen mußten.AufdemPa- pier;als dieneuen Regimentermarschiren,dieGeschützeFeuer geben,dieSchiffe auslaufensollten,wurde dieTäuschungoffen- bar.Patiomkin,dergeprieseneTaurierund PräsidentdesKriegs- rathes,will die KrimopfernunddemüthigendenFrieden schließen.

DastrafftKatharinadie Muskeln ihres heldischenWillensz und wendet,nocheinmal,dasAergsteab.JhrWinkbesätalleOsmanen- provinzenmitFeuerflocken;währendsieNumanzowandieDonau, Patiomkin andenDnjestrvorschickt,läßtsieGriechenundSlaven, Albaner undWalachen,TschernagorzenundEgypter,denPascha von Skutari sogarwider dentürkischenZwingherrnaufstacheln (und vergißt nicht, ihrenSendlingen zwischender Adria unddem SchwarzenMeer auchgegen denliebcnwienerFreund heimliche Wühlarbeitaufzutragen).JmDezember1788fälltOtschakow(im KreisOdessa).Valddanach stirbtAbd ulHamidund der dritteSelim wirdSultan undKhalif.DenVerbündeten lächeltFortunanun hold.Akkerman undVender öffnen denTruppenPatiomkins die Thore.Suworow undJosias von Koburg schlagengemeinsam

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Da Ludwig die junge Maria erblickte, that sein Herz gleich einen vergnüg- ten Sprung, denn sise war schlank und licht anzuschauen wie eine frühe Virke im Maienwind und so scheu,

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TINari lasse sich überhaupt nicht länger durch Schlagwörter wie ,,Weltfrsemdheit« und ,,Formaljuristik« blenden, die ein Körnchen Wahrheit in einem Meer von Uebertreibung ersäufen

Durch einen glücklichenZufall hatte ich diese Stimmung von Scharnhorst(dersonstinsolchenDingen selbst gegenseineFreunde verschlossenwar)selbst erfahren:undsowurde es

Eins ist gewiß: wirthschaftlich und finanziell sind wir bereit, wie kein Staat jemals zum Krieg bereit war. Am Anfang der letzten Juli- woche hatte die Reichsbank, bei einem