DIE NATURWISSENSCHAFTEN
Elfter Jahrgang. 15. Juni 192B. Heft 24.
Über das stereophotometrische Verfahren zur Helligkeitsvergleichung ungleichfarbiger Lichter.
V o n J . v. K r ie s , F re ib u rg i. B.
Z u m Zwecke e in e r H e llig k e its v e rg le ic h u n g u n g le ic h fa rb ig e r L ic h te r h a t P u l f r i c h 1) ein V e r
f a h r e n angegeben, d a s a u f den V e rh ä ltn is s e n der b in o k u laren T ie fe n w a h rn e h m u n g b e ru h t, u n d dein e r deshalb den N am en des ste reo p h o to m e trisch e n gegeben hat. D ie G ru n d ta tsa c h e , a u f d er es be
r u h t, ist d ie folgende. L assen w ir vor einem bellen H in te r g r u n d e in e n d u n k e ln se n k re c h te n S tab in ein er fro n ta le n E b en e von re c h ts n ac h lin k s u n d von lin k s n a c h re c h ts h in u n d h e r gehn, so e rh a lte n w ir u n te r g ew öhnlichen B e
d in g u n g e n in Ü b e re in stim u n g m it dem objektiven V e rh a lte n den E in d ru c k , daß der S tab sich in e in e r f ro n ta le n E b n e bew egt. B r in g e n w ir n u n m e h r vor das e in e A u g e e in R a u c h g la s, so daß d ie ein w irk e n d en L ic h te r f ü r dieses abgeschw ächt sind, so e rh a lte n w ir den E in d ru c k , daß je d e r P u n k t des S tabes sich in e in e r h o riz o n ta le n E llip s e b ew e g t; in d er M itte se in e r B a h n e r s c h e in t er u n s also e n tfe rn te r , w en n er sie in d er ein en , a ls-w e n n er sie in d e r en tg eg e n g ese tzten R ic h tu n g d u rc h lä u ft. D ie E rs c h e in u n g w ir d als d ie d e r „k reisen d en M a rk e“ b ezeich n et. D ie E rk lä r u n g lie g t in der fo lg en d e n E rw ä g u n g . Z w ischen dem E in se tze n eines R eizes u n d dem E n ts te h e n d e r E m p fin d u n g f in d e t in jed em E a lle e in ge
w isser Z e itv e rlu s t s ta tt, d e r sich ab e r in seinem B e tra g e n ach d er S tä rk e des R eizes ric h te t, u n d zw ar m it w achsender R e iz stä rk e ab n im m t. E r h ä lt also z. B. das re c h te A u g e stä rk e re s L ic h t als das linke, so w ird das re c h tsä u g ig e B ild ein es be
w eg te n G egenstandes dem lin k s ä u g ig e n e in w enig v o ra n e ile n . I n d e rje n ig e n P h a se , wo d e r S tab sic h n a c h rec h ts bewegt, m uß d a h e r d as re c h ts äu g ig e B ild etw as m ehr n ach re c h ts, das lin k s äu g ig e m e h r n a c h lin k s gelegen sein. I n d e r je n ig e n P h a s e d agegen wo die B ew egung nach lin k s g e r ic h te t is t, is t das G eg e n teil d er F a ll, das re c h tsä u g ig e B ild lie g t m e h r lin k s , d as liniks- äug ig e m eh r re c h ts. D ie allg em ein e B e d in g u n g f ü r das E n tste h e n b in o k u la re r T ie fe n e in d rü c k e , eine U n g le ic h h e it d e s von dem e in e n u n d an d e ren A uge G esehenen, u n d zw ar e in e R e ch ts-L in k s- V erschiebung is t also h ie r gegeben. N ac h den a ll
gem einen R egeln b in o k u la re r T ie fe n w a h rn e h -
*) Pulfrich, Die Stereoskopie im D ienste der iso
chrom en und heterochromen Photom etrie, diese Z eit
s c h r ift 1922, S. 553, 569, 596, 714, 735 u n d 751. Buch
ausgabe u n te r dem Ti bei Die Stereoskopie im D ienste der P hotom etrie und Pyrom etrie, B erlin 1923.
m u n g is t zu e rw a rte n , daß d e r S ta b im e rs te re n F a lle in g rö ß e re r, im le tz te re n in g e rin g e re r E n t f e rn u n g w ah rgenom m en w ird . D em e n ts p ric h t a u ch die B eob ach tu n g . D e r S ta b sc h e in t sic h so zu bewegen, daß er in d er e n tfe rn te r e n H ä lf te se in e r B a h n von dem v e rd u n k e lte n zum h eller sehenden A uge lä u ft. D ie iScheinbew egung g e h t im U h rz eig ersin n e, w enn das re c h te A uge helleres, im en tg eg en g esetzten , w en n das re c h te A uge schw ächeres L ic h t e r h ä lt als das lin k e. — L ä ß t
■man n u n d as ein e A uge s t a t t d u rc h e in R a u ch g las d u rc h e in farb ig es G las sch au en , so is t das gleiche zu beobachten. D ies k a n n n ic h t ü b e rra sc h e n , da ja au ch das fa rb ig e G las von dem ein w irk e n d e n L ic h t irgen d w elch e T eile a b s o rb ie rt u n d also Im g anzen v e rd u n k e ln d w irk t. B r in g t m an n u n , w ä h re n d das e in e A u g e d u rc h e in fa rb ig e s G las b lic k t, vor das an d e re farb lo se G läser vo n a b s tu f - b a re r D u n k e lh e it, so f in d e t m a n f ü r die le tzteren e in en b e stim m te n D u n k e lh e its g ra d , bei dem der S ta b sich g en a u in e in e r fro n ta le n E b n e zu be
w egen sc h ein t, w ä h re n d se in e B ew eg u n g bei der A n w en d u n g ein es h e lle re n o der d u n k le re n im ein en oder im en tg e g e n g e se tz te n S in n e „ k re ise n d “ gesehen w ird . H ie r m it i s t n u n f ü r d ie H e llig - k e itsv e rg le ic h u n g u n g le ic h fa rb ig e r L ic h te r eine feste G ru n d la g e gew onnen. „ W ir g elan g e n , s a g t P u lfr i c h , zu d e r fo lg en d e n D e fin itio n g le ich e r H e llig k e ite n : W ir b ezeich n en die H e llig k e ite n zw eier F a rb e n a ls g le ich , w en n 1 die Z e it zw ischen E r r e g u n g u n d E m p fin d u n g f ü r beide F a rb e n gleich gro ß ist, un d e rk e n n e n diese G le ic h h e it d a ra n , daß in dem A ugen b lick , in dem d ie a ls k reise n d e M arke d e r B eo b ac h tu n g z u g ä n g lic h gem achte Z e itd iffe re n z d er b eid en E m p fin d u n g e n v e r
sch w in d et, die k re ise n d e B ew eg u n g in eine g e ra d lin ig e ü b e rg e h t“ (a. a. O. S. 37).
E s u n te rlie g t' m. E . k ein em Z w eifel, daß die A rt, in d er P u l f r i c h die E rs c h e in u n g e n a u ffa ß t, insbesondere die Z u rü c k fü h ru n g des S te re o e ffe k ts a u f die ze itlich e n V e rh ä ltn is s e d e r p h y sio lo g i
schen b'zw. psychologischen V o rg ä n g e g ru n d s ä tz lic h vollkom m en z u t r i f f t. F ra g lic h k a n n a lle r
d in g s ersc h ein e n , ob es g e n ü g t, e in fa c h von d er Z e itd iffe re n z zw ischen R eiz u n d E m p f in d u n g zu sprechen. V on v o rn h e re in e rs c h e in t es z. B . n ic h t ganz sicher, ob es f ü r den S te re o e ffe k t a u f den Z e itp u n k t ankom m t, in d em d ie E m p fin d u n g be
g i n n t , o der a u f d en jen ig e n , in dem sie ih ren H ö c h s t w e r t e r re ic h t usw. W ir w erd en u n te n a u f
Nyt. 1923. 59
462 v. K r ie s: Uber das stereophotom etrische V erfahren zur H elligk eitsvergleich u n o1. f D ie N atu r- 0 [W is s e n sc h a fte n
diese F ra g e n n och k u rz zurüokkom m en. Sie können jed o ch z u n ä c h s t a u f sich b eru h e n bleiben, u n d w ir k ö n n e n die D e fin itio n etw a d ah in ab
ä n d e rn , daß g le ich hell F a rb e n g e n a n n t w erden sollen, w en n f ü r sie der f ü r den S te re o e ffe k t m aßgebende Z e itw e rt ü b e re in stim m t.
A u ch u n te r re in physiologischen G esic h tsp u n k te n sin d die h ie r z u g ru n d e g eleg ten T atsa c h e n von großem In te re s se , und ich habe dem gem äß in m einem I n s t i t u t V ersuche in A n g riff nehm en lassen, die sich in v ersc h ied e n en R ic h tu n g e n d a
m it b esch ä ftig en . A us d iesen noch n ic h t ab g e
schlossenen U n te rs u c h u n g e n m öchte ich h ie r schon je tz t e in ig e s m itte ile n , w as gerad e f ü r die p ra k tisc h e A u fg a b e der u n g le ic h fa rb ig e n H e llig k e itsv e rg le ic h u n g von B e d e u tu n g is t2).
M an m uß z u n ä c h st beach ten , d'aß w ir es hier m it ein er D e f i n i t i o n d e r H e llig k e its g le ic h h e it zu tu n haben, die, au ch w enn sie sich als eine be
sonders zw eckm äßige u n d w ertvolle h e ra u sste llt, doch im m er d ie B e d e u tu n g e in e r Ü b e r e in k u n ft h a t, u n d der a n d e re D e fin itio n e n d e r H e llig k e its g le ic h h e it e n tg e g e n g e ste llt w erd en können. So kö n n en z. B. au ch zwei L ic h te r g leich h e ll ge
n a n n t w erden, w enn--sie bei B eo b ach tu n g au f k le in ste n F e ld e rn oder m it s ta rk exzentrischen T e ile n d er N e tz h a u t (a n der ä u ß e rste n P e rip h e rie des G e sich tsfe ld es), u n te r w elchen B e d in g u n g e n k ein e F a rb e n gesehen, w ohl aber H e llig k e its u n te rsc h ie d e m it b e trä c h tlic h e r G e n a u ig k e it w ahrgenom m en w erden, g le ic h ersch ein en . W ir pfleg e n in d er P hysiologie, um M iß v e rstän d n isse au szuschließen, in den b eiden le tz te re n F ä lle n zwei L ic h te r m in im a lfe ld g le ic h o der peripheriegleich zu n en n e n . U m au ch f ü r das P u lfric h s c h e V e r
fa h re n ein e k u rze B e ze ich n u n g zu hab en , w ill ich zwei L ic h te r, die bei diesem als g leich b ew e rte t w erden, stereogleich n en n e n . Ob n u n z. B. ste re o gleiche L ic h te r im m er au c h m in im alfe ld g le ich sin d , das is t z u n ä c h s t e in e o ffe n e F ra g e . D as gleiche g ilt aber au c h f ü r d ie jen ig en V e r
g le ich u n g e n , die ohne besondere H ilf s m itte l u n m itte lb a r n ac h dem H e llig k e its e in d ru c k gem acht w erden. W ä h le n w ir h i e r f ü r d ie B e ze ich n u n g der E in d r u c k s g l e ic h h e it , so k ö n n en w ir also frag en , ob stereo g leich e L ic h te r auch e in d ru c k sg le ich sind, d. li. ob zwei L ic h te r, d ie n a c h dem S tereo- v e rfa h re n als g le ic h b e w e rte t w erden, au ch in der u n m itte lb a re n B e tra c h tu n g d e n E in d ru c k gleich er H e llig k e it m achen. D er B e a n tw o rtu n g dieser F r a g e s te h t a lle rd in g s die b e trä c h tlic h e U n s ic h e rh e it des a u f dem u n m itte lb a re n E in d ru c k b e ru h e n d e n V erg leich s en tg eg e n . In d esse n is t an die M ö g lich k e it zu denken, daß E in d ru c k sg le ic h h e it u n d S te re o g le ic h h e it so s ta rk a u s e in a n d e r
fallen , daß tro tz d ie se r U n s ic h e rh e it U n tersc h ied e unzw eideutig- b e m e rk b a r w erden.
2) D ie Versuche w erden in meinem I n s titu t von den H erren D r. E ngelking und D r. Poo's amsgeführt, die nach Abschluß der ganzen U ntersu ch u n g an anderer Stelle darüber berichten werden
D ie F ra g e , ob stereogleiche L ic h te r auch e in d ru ck sg le ic h sin d , f ü h r t sogleich a u f eine w eitere, die a u c h f ü r die S tereo m eth o d e an sich von g ro ß er B e d e u tu n g ist. F ü r die E in d ru o k sg le ic h h e it g ilt, w ie b ek a n n t, daß sie in ho h em M aße von der ab
so lu ten S t ä r k e der v e rg lic h e n e n L ic h te r und, was im a llg em ein e n d a m it v e rk n ü p ft ist, von- dem A d a p tio n s z u s ta n d e des A uges ab h än g t. U n te r dem N am e n des P u r k i n je s c h e n P h änom ens ist se it la n g em d ie T a tsa c h e g eläu fig , daß, w en n w ir zwei u n g le ic h fa rb ig e L ic h te r, die bei hohen I n te n s itä te n u n d h ell a d a p tie rte m Auge den E in d ru c k g leich er H e llig k e it m achen, p ro p o rtio n a l abschw ächen u n d dabei zugleich den A d a p tio n sz u sta n d des A uges sich in der e n t
sp rech en d en W eise ä n d e rn lassen, sich das H e llig k e its v e rh ä ltn is z u g u n ste n d'es k u rzw ellig en L ic h te s v ersch ieb t. D iese V ersch ieb u n g en können u n te r U m stä n d e n u ngem ein s ta rk sein. V e r
g le ic h t m an z. B. rein ro te L ic h te r (d eren W e lle n länge n ic h t u n te r 700 jjlji h e ru n te rg e h t) m it blauen, u n d g e h t von ein em S tä rk e v e rh ä ltn is »aus, bei dem d ie beid en L ic h te r bei hohen I n te n s itä te n u n d H e lla d a p tio n etw a g leich hell ersc h ein e n , so w ird bei p ro p o rtio n a le r A bschw ächung u n d D u n k e la d a p tio n das ro te b ere its v o llstän d ig u n sic h tb a r (u n te rsc h w e llig ), w enn das b la u e noch in a n s e h n lic h e r H e llig k e it sic h tb a r ist.
A uch f ü r d a s P u lfric h sc h e V e rfa h re n m uß n u n die F ra g e a u fg e w o rfen w erden, ob das V e rh ä ltn is d er S te re o g le ic h h e it von d er absoluten I n te n s itä t u n d dem Z u sta n d e des S eh o rg an s u n a b h ä n g ig ist.
m. a.W . ob, w enn zwei 'ungleichifarbige L ic h te r sich u n te r b e s tim m te n B e d in g u n g e n als stereogleich erw eisen, dieses V e rh ä ltn is b esteh e n b leibt, w enn die S tä rk e n b e id e r L ic h te r in beliebigem M aße p ro p o rtio n a l v e r m e h rt o d er v e rm in d e r t w erden u n d zugleich d e r Z u sta n d d e s S eh o rg an s sich in d er en tsp re c h e n d e n W eise v e rä n d e rt. E s liegt, w ie ich b eto n en m öchte, k e in e rle i B e re c h tig u n g vor, dies v o n v o rn h e re in als se lb stv e rstä n d lic h vorauszusetzen. E s is t aber von ein ig em I n t e r esse, die beiden M ö g lich k e iten g eg en ü b erzu steilen , an die z u n ä c h s t zu d en k en ist, u n d zw ischen d en en n u r d er V ersu c h e n tsc h e id e n k an n . I s t die S te re o g le ic h h e it von A d a p tio n u n d ab so lu ter L ic h ts tä rk e u n a b h ä n g ig , so k a n n sie je d en falls n ic h t d u rc h g ä n g ig m it d er E in d ru c k sg le ic h h e it zu sa m m e n fa lle n ; es m uß v ielm ehr u n te r gewissen U m stä n d e n Vorkom men, daß stereogleiche L ic h te r f ü r die u n m itte lb a re B e tr a c h tu n g keinesw egs den E in d ru c k g le ich e r H e llig k e it m achen. W enn a n d e rse its die B e zieh u n g der S te re o g le ic h h e it m it der d er E in d ru c k sg le ic 'h h e it d u rc h g ä n g ig z u s a m m e n trifft (w en ig sten s m it dem G ra d d er G e
n a u ig k e it, den die V e rg le ic h u n g d e r E in d ru c k s h e llig k e ite n ü b e rh a u p t g e s ta tte t) , so m uß auch die S te re o g le ic h h e it in m in d e ste n s äh n lich er W eise wie die E in d ru c k s g le ic h h e it von L ic h t
stä rk e un d A d a p tio n ab h ä n g en . M an k ö n n te in diesem le tz te re n F a lle sagen, daß au ch die S tereo p h o to m e trie das P u rk in je -P h ä n o m e n zeigt. Ob
Heft 24. 1
15. 6. 1923J v. K ries: Uber das stereophotom etrische Verfahren zur H elligk eitsvergleich u n g'. 463
n u n das ein e oder 'das a n d e re z u tr if f t, d as is t in v ersc h ied e n en R ic h tu n g e n von großem In te re s se , n a m e n tlic h aber a u c h f ü r die B e w e rtu n g d e r S te re o m e th o d e von g ru n d leg e n d er B e d e u tu n g . W ir h a b e n d a h e r d ie se F ra g e zum A u sg a n g sp u n k t der U n te rs u c h u n g e n genom m en. E s w u rd e dem gem äß z u n ä c h s t f ü r ein rotes Glas g e p r ü f t, ob die E i n s te llu n g a u f S tereogle.ichheit m it ein em g ra u e n , d ie m it g u t helladlaptiertöm A uge und; re la tiv h o h e n L ic h tstä rk e n gew onnen w ar, g ü ltig b le ib t oder g eä n d ert w erden m uß, w enn die L ic h te r p ro p o rtio n a l abgeschwäc'ht w erden u n d das A u g e e in gewisses Maß von D u n k e la d a p tio n e r h ä lt.
I n b e tre ff des b e n u tz te n V e rfa h re n s d a rf ich m ich hier a u f k u rz e A n d e u tu n g e n b e s c h rä n ken. V erm ittels eines d u rc h E le k tro m o to r a n getriebenen E x ze n ters w u rd e ein se n k re c h te r S tre ife n schw arzen T u c h p a p ie rs von 10 mm B reite u n d 50 mm H ö h e in e in e r zum B eo b ach ter fro n ta le n Eibene vor w eißem H in te r g r ü n d e h in u n d h er bew egt. V ie lfa c h w u rd e ü b rig e n s auch die u m g e k e h rte A n o rd n u n g , B ew egung- eines w eißen S tr e if e n s vor schw arzem G ru n d e b en u tzt.
D ie P e r io d e der B ew egung k o n n te in n e rh a lb w e ite r G renzen g e ä n d e rt w erd en , w u rd e aber in d e r R egel a u f etw a 0,8 S ek u n d e ( f ü r den ganzen H in - u n d H e rg a n g ) n o rm ie rt. D ie E x k u rs io n der B ew egung b e tru g in der R egel 14 cm , k o n n te Ü brigens ebenfalls in n e rh a lb ziem lich w e ite r G re n ze n g e ä n d e rt w erden1. B e o b ac h tet w u rd e au s ein em A b stan d von etw a 50 cm. ' D er B eobachter h a tte den K o p f d u rc h B e
n u tz u n g ein e r K in n s tü tz e a n n ä h e rn d zu fix ie re n . S ein eines A u g e 'blickte d u r c h das zu p r ü fe n d e farbige G las. V or dem a n d e re n b efand sich ein G oldbergscher V e rd u n k e lu n g sk e il, der m it h o riz o n ta le r b rec h en d er K a n te an g e o rd n e t w a r, so daß d u rc h seine se n k re c h te V e rs te llu n g d er G ra d der V erd u n k elu n g a b g e s tu ft w erden k o n n te . D iese V erste llu n g w u rd e d u rc h ein e m it M illim e te rsk a la un d N o n iu s v erse h en e T rie b e in ric h tu n g .bew irkt. N a tü rlic h is t es n o tw en d ig , S o rg e z u tra g e n , daß das A uge n ic h t bei b e s tim m te r S te llu n g des K eils d u rch w echselnde S tellen desselben blicken k a n n . A us diesem G ru n d e w u rd e e in B lec h sch irm m it einem w ag erech ten S c h litz von 3,5 mim H ö h e u n m itte lb a r vor dem Glasikeil a n g e b rach t, so daß die F lä c h e des K eils a u f dem S c h irm sc h le ifte . D e r B eobachter m ußte d a n n das A u g e so e in ste lle n , daß d er S ch litz in seiner gan zen H ö h e sich v o r der P u p ille befand.
D a h ie rd u rc h d ie P u p ille n a p e rtu r f ü r das d u rc h d en K eil beobachtende A u g e v e r k le in e rt wird:, so w ar es notw endig, auch vor dem a n d e re n A uge e in e n S chlitz von der g leich en F o rm u n d G röße an z u b rin g e n . E s sei noch e rw ä h n t, daß die E i n r ic h tu n g m it dem G oldbergschen K e il in d er M itte eines passenden T rä g e rs m o n tie rt w u rd e, d ie E in r ic h tu n g f ü r das zu p rü fe n d e fa rb ig e G las a b e r doppelt, sowohl re c h ts w ie lin k s von diesem a n g e b ra c h t w urde. A u f diese W eise kon n te das
fa rb ig e L ic h t dem lin k e n u n d das a b z u stu fen d e farb lo se L ic h t dem re c h te n A u g e geboten oder auch die u m g e k eh rte A n o rd n u n g 'b en u tzt w erden.
D ie V a r iie ru n g d e r B e le u c h tu n g geschah d u rc h die B e n u tz u n g d er a n n ä h e r n d lic h td ic h te n R olläd en , m it denen die F e n s te r des B eobach
tu n g sz im m ers v erseh en sind'. D ie H ö ch stb ele u ch tu n g w ar also d a d u rc h gegeben, daß d er Beob
a c h tu n g sra u m d u rc h alle d ie v ie r g ro ß en F e n ste r, d ie er besitzt, L ic h t e rh ie lt. D u rc h A b d u n k elu n g von einem , zwei F e n s te rn usw ., sc h lie ß lich d a d u rc h , daß von einem le tzten F e n s te r f o rts c h r e i
te n d g rößere T eile ab g e d u n k e lt w u rd e n , k o n n te ein e R eihe im m er sc h w ä c h e re r B e le u c h tu n g e n bis zu sehr g e rin g e n G ra d en , w enn auch n ic h t bis zu abso lu ter D u n k e lh e it, e rz ie lt w erden. D aß das L ic h t bei d ieser V e rä n d e ru n g se in e r S tä rk e auch g e rin g e Ä n d e ru n g e n se in er Z u sam m en setz u n g e r fa h re n haben m ag, k ö n n en w ir n ic h t ausschließen, doch d ü rfte n diese von se h r g e rin g e m B e tra g e und f ü r die e rh a lte n e n E rg e b n isse je d e n fa lls ohne nen n en sw erte B e d e u tu n g gew esen sein. B ei dem Ü bergang zu g e rin g e re n B e le u c h tu n g e n ließen w ir ste ts ein ig e Z e it v e rstre ic h e n , d a m it das A uge sic h f ü r die v e rä n d e rte H e llig k e it a n g e p a ß t h a tte , ehe die B e o b ac h tu n g beg an n .
E s zeigte sidh n u n , daß die S te r e o g le ic h u n gen u n te r den e n v ä h n te n B e d i n g u n g e n n ic h t g ü lti g bleiben, daß sie sic h aber n ic h t im S i n n e des P u r h i n j eschen P h ä n o m e n s, sondern im en tg eg e n g ese tzte n S i n n e ändern. M it L i c h t v e r m i n d e r u n g u n d DunJceladaption w ird die Ste reohe llighe it des Grau r e la tiv v e r m in d e r t u n d die des R o t re lativ v e rm e h rt. A ls Beleg h ie rf ü r diene die n a c h ste h e n d e T abelle, d ie d ie E rg e b n isse je d re ie r V e rsu c h s re ih e n von zwei B e o b ac h tern e n th ä lt. Im e rs te n S tab e s in d die H e llig k e its stu fe n a u f g e fü h rt, wobei 1 d ie h ö ch ste H e llig k e it und d ie fo rts c h re ite n d e n Z ah len die zu nehm ende V e rd u n k e lu n g bezeichnen. D ie an d e re n S täb e e n t h a lte n die E in s te llu n g e n des G ra u k eils, die bei d e r b e tre ffe n d e n H e llig k e it e r fo rd e rlic h w aren,
■um das farb lo se L ic h t dem roten, ste re o g le ich zu m achen.
E instellung
des Rauchglaskeiles auf Stereogleichheit m it Rot.
H elligkeits
stufe B eobachter A B eobachter B
1 — 23,2 23,6 ■— 23 23,6
7 21,5 21,4 20,7 20,8 21,8 19,9
8 19,2 18 18,7 18,1 17,6 17,2
9 15,3 15.2 14,5 13 12,9 12,4
10 14,1 12,9 12,9 7,1 6,5 5
11 4 3,4 2 - 1 - 0 , 4 — 1,9
12 - 1,8 - 2 — 2,3 - 2 , 3 — 3 - 3 , 5
F ü r die Z ahlen, d ie d ie S te llu n g des R auch- g laskeils angeben, is t zu b e a c h te n , d a ß bei der E in s te llu n g a u f — 4,5 die K a n te des K eils vor der M itte des B e o b ac h tu n g ssc h litz es s te h t; bei d ie se r S te llu n g f in d e t also noch keine V erd u n k e-
464 y. K r ie s: U ber das stereophotom etrische V erfahren zur H elligk eitsvergleich u n g.
la n g s ta tt. D ie z u n e h m e n d en Z ah len zeigen S te l
lu n g e n an, bei d en e n dickere u n d d ic k ere T eile des K e ils vor d en B e o b ac h tu n g ssc h litz kom m en, en tsp re c h e n also d e r f o rts c h re ite n d e n A b
sc h w ä ch u n g des fa rb lo se n L ichtes.
M an sie h t seh r d e u tlic h u n d in e in e r d u r c h weg n ah e zu ü b e re in stim m e n d e n W eise, daß m it a b n e h m e n d er ab so lu te r L ic h ts tä rk e ein re la tiv im m er h elleres farbloses L ic h t dem ro te n stereo- g leich is t. D ie V e rsch ieb u n g d er f ü r d ie S te re o g le ic h h e it e rfo rd e rlic h e n V e rh ä ltn isse ist eine a u ß e ro rd e n tlic h b e trä c h tlic h e . D en n w ie die E ic h u n g des K e ils erg ab , w erd en bei d e r S te llu n g
—• 2,5 etw a 80 %, b ei der E in s te llu n g a u f 23 n u r etw a 4 % vo n dem a u ffa lle n d e n L ie h t d u rc h g e lassen.
A us dieser T a tsa c h e fo lg t n u n auch, daß von dbn b eid e n oben e rw äh n ten M öglich k eiten die zw eite z u t r i f f t : S te re o g le ic h h e it u n d E in d ru c k s- g le ichhe it m ü s s e n u n t e r U m s tä n d e n sehr ausein anderfa llen. H ie rv o n k a n n m an sich d enn auch ohne m essende B e o b ac h tu n g d ire k t überzeugen.
M an b r a u c h t n u r du roh abw echselndes S c h lie ßen des ein en u n d des a n d e ren A uges sich das, was das ein e u n d a n d e re s ie h t, v erg le ic h b a r zu m achen. T u t man. dies bei hoher B e le u c h tu n g und d e rje n ig e n E in s te llu n g des R auohglaskeils, d ie f ü r d ie se das farb lo se L ic h t dem ro te n ste re o gleich m acht, so ersc h e in e n die vom rec h ten und lin k e n A uge geseh en en H e llig k e ite n dem E i n d ru ck n ac h a n n ä h e rn d gleich. V e r f ä h r t m a n d a gegen in d erselb en W eise bei sehr h era b g ese tzter B e le u c h tu n g u n d d e rje n ig e n E in s te llu n g des K eils, die in d ie sem F a lle z u r E rz ie lu n g d e r S te re o g le ic h h e it e rfo rd e rlic h ist, so e rs c h e in t das d u rch d a s ro te G las gesehene bei w e ite m dunkler.
D en g e fu n d e n e n S a c h v e rh a lt k ö n n en w ir auch etw as a n d e rs fo rm u lie re n , u n d w ir gelangen so dazu, d ie E rs c h e in u n g m it b e k a n n te n T atsachen in V e rb in d u n g zu setzen u n d des Ü b erra sc h en den oder P a ra d o x e n zu en tk le id e n , das sie a u f den e rste n B lick zu h ab e n sc h ein t. W ir können n äm lich sagen, daß zwei L ic h te r u n g le ic h e r F a rb e die sich dem u n m itte lb a re n E in d ru c k n ach als gleich hell d a rste lle n , h in s ic h tlic h ih r e r ze itlich e n V e rh ä ltn isse b e trä c h tlic h v ersch ied en sein kö n nen. D aß dies u n te r gew issen B e d in g u n g e n v o r
kom m t, is t n u n w ohl b ek a n n t. A uch sin d w ir d u rc h u n se re g eg e n w ä rtig e n A n sch a u u n g en von d e r E in r ic h tu n g des S eh o rg an s m it großer W a h r
sc h e in lic h k e it d a rü b e r u n te rr ic h te t, w o ra u f das b e r u h t. U m d ie s d arz u leg e n , m uß ich h ie r m it e in ig e n W o rte n a u f d e n m aßgebenden P u n k t dieser A n sc h a u u n g e n ein g eh e n , u m so m eh r, als sie, w ie g era d e d ie A rb e ite n P u lf r i c h s erk e n n en lassen, in den K re is e n d er P h y sik e r noch n ic h t dasjen ig e M aß von B e a c h tu n g g e fu n d e n haben, das m an w ünschen k ö n n te . N a c h e in e r a u f ein e F ü lle d er v e r s c h ie d e n a rtig s te n T a tsa c h e n g e s tü tz te n u n d , w en n n ic h t ganz durch g än g ig ^ doch in w e ite r V e r b re itu n g f ü r z u tre ff e n d e ra c h te te n A n sch a u u n g w ird angenom m en, daß das S eh o rg an
f D ie N a tu r- L w issen sc h aften
sich au s zwei B e sta n d te ile n zusam m ensetzt, d ere n e in e r dem „Tagesseihn“ , der an d e re dem
„ D ä m m e ru n g sse h n “ d ie n t. B leib t d ie B e le u ch tu n g , b ei d e r w ir u n s b efin d e n , u n te r einer ge
w issen G renze, so k o m m t a lle in der le tztere in T ä tig k e it, w eil die L ic h te r f ü r den erste ren u n te rsc h w e llig sin d . B ei hohen L ic h ts tä rk e n fu n k tio n ie rt, w en n n ic h t allein , so doch iganz überw ieg en d , d e r e rste re . B ei m ittle re n B e
le u c h tu n g e n g r e if t die T ä tig k e it b e id e r in ein er q u a n tita tiv a b s tu f b aren W eise in e in a n d e r. D ie beiden B e s ta n d te ile sin d m it versch ied en en E m p fä n g e rn a u s g e rü s te t u n d d ah e r in der N e tz h a u t in ein e r an a to m isc h e rk e n n b a re n W eise ge
s o n d e rt: d er e rste re , dem T ag esseh n dienende be
s itz t als E m p fä n g e r die Z a p fe n , der dem D äm m e ru n g sse h n d ie n en d e dagegen die Stäbc hen. E s is t diese A n sc h a u u n g , die je tz t g ew ö h n lich k u rz als D u p lizitä tsth e o rie des S eh o rg an s b e z eich n e t w ird 3).
D ie D ä m m e ru n g so rg a n e sin d to ta l fa rb e n blin d , d. h. sie sind! n u r zu r W a h rn e h m u n g von hell u n d d u n k e l b e fä h ig t, e rm a n g eln aber je g lic h e r F a rb e n u n te rs c h e id u n g , w ie das die b e k a n n te n u n d c h a ra k te ris tis c h e n E rs c h e in u n g e n des D ä m m eru n g sse h en s le h re n . S ie sin d es fe rn e r, d ie ganz vorzugsw eise d ie w eitg eh en d en , als H ell- u n d D u n k ela d ap tio n b ek a n n te n Z u sta n d s ä n d e ru n g e n d u rc h la u fe n k önnen, Z u s ta n d s än d e ru n g e n , die in d er g ew a ltig e n S te ig e ru n g der E m p fin d lic h k e it bei lä n g e re m A u fe n th a lt im D u n k eln z u r E rs c h e in u n g kom m en u n d a u f dem w echselnden G e h a lt d er S täb c h e n an S e h p u r p u r b eru h e n . — Im g e g e n w ä rtig e n Z usam m enhange sin d noch zw ei w e ite re U n te rsc h ie d e zw ischen d en T ages- u n d den D ä m m e ru n g so rg a n e n von B e d e u tu n g . S ie u n te rsc h e id e n sic h e rstlic h d a d u rc h , daß d ie Z ap fen gegen langw elliges, die S täb c h en gegen kurzw elliges L ic h t re la tiv em p
fin d lic h e r sin d . W ie b ek a n n t, lie g t im p r is m a tisc h en S p e k tru m des S o n n e n lic h ts bei hohen L ic h ts tä rk e n das M ax im u m d e r H e llig k e it etw a beim N atriu m g elib (W ellen län g e 589 m+i). D as lic h tsc h w ach e , m it d u n k e la d a p tie rte m A u g e ge
sehene S p e k tru m h a t d ag e g en 1 d ie h e llste S telle etw a bei 536 [m. D>as r o te E n d e des S p e k tru m s ist
3) Ich ha.be diese H ypothese im J a h re 1894 auf ge
stellt- u n d in den folgenden J a h re n an e in e m großen uind m annigfachen T atsachenm aterial (des • genaueren entw ickelt u n d begründet resip. bestätigt. Der Leser, der sich dafür in teressiert, sei au f die zusammen fa s sende D arstellu n g verwiesen, die ich im J a h r e 1904 in Nagels Handbuch der Physiologie gegeben habe (Ab
sc h n itt ,,G-esiehtsempfind'ungen“ , Bd. I I I , S. 168 b is 193).
D ort i s t auch über die B eteiligung an d erer Forscher, nam entlich des französischen A ugenarztes Parinaud, an dem gleichen G edanken das E rfo rd erlich e angegeben.
H ier sei noch erw ähnt, daß der A u sgangspunkt der Theorie in den von K önig entdeckten T atsachen ge
geben w ar, die e r a ls „Abweichungen vom Newtonsehen Farbenm ischungsgesetz“ Gezeichnete. Sie bestehen d a r
in, daß u n te r U m ständen L ichter oder Lichtgemische, die bei hohen L ic h tstä rk e n vollkommen gleich aussehen, bei p ro p o rtio n aler H erabsetzung aller beteiligten Lich
te r ungleich w erden.
i5H e f t ^ ] y. K ries: Uber das stereophotom etrische Verfahren zur H ellig k eitsv erg leich u n g \ 465 u n te r d iesen B e d in g u n g e n .gar n ic h t sic h tb a r, das
S p e k tru m e r s c h e in t am la n g w e llig en E n d e v e r k ü rz t. B e z e ic h n e t m a n die u n te r diesen le tz te re n B e d in g u n g e n z u b eobachtenden R e iz w e rte als
„ D ä m m e ru n g s w e rte “, so k a n n m an sag en , daß die D ä m m e ru n g sw e rte ih re n H ö c h stw e rt etw a bei 536 um- b esitzen, f ü r ro tes L ic h t aber p ra k tis c h g le ic h N u ll sind.
I n diesem V e rh ä ltn is lie g t n u n z u n ä c h s t die E r k l ä r u n g des P u rk in je sc h e n P h ä n o m e n s ; je m e h r bei abnehm ender L ic h ts tä rk e u n d D u n k e l
a d a p tio n d e r D ä m m e ru n g s-B e s ta n d te il in den V o rd e rg ru n d tr i t t , u m so m e h r e rsc h e in e n die kurzw ellig en L ic h te r b e g ü n s tig t. D e r an d e re h ie r ganz besonders w ic h tig e P u n k t i s t d er, daß die b eid en B e sta n d teile h in s ic h tlic h ih r e r z e i t lichen Verhältnisse b e trä c h tlic h v e rsc h ie d e n sind.
U nd zw ar sind es die S täb ch en , die etw as tr ä g e r oder v erzögert re a g ie re n . D er e in fa c h s te u n d d u rc h sic h tig ste V ersu ch , d u rc h 'den m an1 sich hierv o n ü b erzeu g en k an n , is t d er folgende. M an b e fe stig t a u f einem ti e f schw arzen G ru n d ein blaues u n d e in ro te s P a p ie rs tre ifc h e n , am besten zwei Q u a d ra te ü b e re in a n d e r, so daß die re c h te n u n d lin k e n R ä n d e r von b e id e n in die
selbe G erad e fallen . D iese b e tra c h te t m a n bei s ta r k h era b g ese tzter B e le u c h tu n g , u n d zw ar v e r m in d e rt m an diese am besten sow eit, daß an dem b la u en F e ld c h e n d ie F a r b e n ic h t m e h r d e u tlic h e rk e n n b ar ist. B e w eg t m an n u n das B l a t t schnell von re c h ts n a c h lin k s oder u m g e
k e h r t, ohne m it dem B lic k zu fo lg en , so sie h t m a n sehr d eutlich, w ie d er R a n d dtes ro ten P a p ie rs dem des b la u e n e in w en ig v o ra u s
lä u f t . D ies is t n a m e n tlic h au c h d a n n d er P a ll, w en n m an die P a p ie re so g e w ä h lt h a t, daß bei d e r herab g esetzten B e le u c h tu n g das blaue P a p ie r b e trä c h tlic h heller als das ro te e rsc h e in t. A u ch in m a n ch e rle i anderer W eise m a ch e n sich diese U n g le ic h h e ite n der z e itlic h e n V e r h ä ltn is s e g el
te n d . L ä ß t m an z. B. in e in em so n st ganz d u n k le n R aum u n d bei g u t d u n ik elad ap iertem A u g e e in m äßig helles g e s ä ttig t b la u es Ob
je k t d u rc h das G esichtsfeld h in g le ite n , so sie h t m an e in e n schm alen v o ran lau f e ade n R a n d t i e f b la u ; an ih n sc h lie ß t sich ein u n te r U m stä n d en b e trä c h tlic h h e lle re r w eißer S chw eif, d er das etw a s sp ä te re E in se tz e n un d 1 d ie lä n g e re D au e r d er S tä b c h e n e rre g u n g a n z eig t4). E in e schon von a lte n Z e ite n h e r b e k a n n te E rs c h e in u n g , d ie h ie r
h e r g e h ö rt u n d in diesem Z u sam m en h ä n g e ih re E rk lä r u n g f in d e t, i s t d ie d er sogen, f l a t t e r n den H erzen. S ie b e s te h t in fo lg en d em . W enn m an au f fa rb ig e n T ä fe lc h e n F ig u r e n von ein er a n d e re n F a rb e a n b r in g t u n d d an n d ie T äfelch e n h in un d h e r bew egt, so h a t m an u n te r gew issen B e d in g u n g e n den fra p p ie re n d e n E in d ru c k , daß d ie F ig u re n au f den T äfe lc h e n ein w enig h in
4) Genaueres über diese E rscheinungen findet m an in m einer B earbeitung der Gresiclitsempfindunjgien a. a.
O. S. 323, ferner in H elm holtz Physiolog1. O ptik, 3. A ufl., I I , S. 371.
u n d h e rru ts c h e n . D ie B ew egung d er F ig u r u n d des G ru n d e s e rfo lg t sc h ein b a r n ic h t g le ich z eitig , so n d e rn ze itlic h g eg e n e in a n d e r verschoben. D ie E rs c h e in u n g is t am sc h ö n sten zu sehn, w enn m an blaue o d er b la u g rü n e F ig u r e n a u f ro tem G ru n d e (oder u m g e k e h rt) v e rw e n d e t u n d bei etw as h e r ab g e se tzte r B e le u c h tu n g b eo b a ch tet. M an h a t d an n zwei F a rb e n , von d en e n d ie ein e au ssch ließ lich a u f d ie Z apfen, die a n d e re dag eg en ü b e r
w iegend a u f die S tä b c h e n w irk t.
D iese w ie g esag t w o h lb e k a n n te n T atsa c h e n ergeben n u n ohne w eite re s die E r k lä r u n g der erw ä h n te n E rs c h e in u n g . V erg le ich e n w ir ro tes u n d farbloses L ic h t n a c h d e r S tere o m e th o d e z u n ä c h s t bei h ohen L ic h ts tä rk e n u n d h e lla d a p tie r
te m A uge, so w ird dem R o t e in G ra u stereo- g leich g efu n d e n , das m it ih m a n n ä h e r n d die gleiche Z a p fe n h e llig k e i t b esitz t. D ab ei s in d die D äm m eru n g sw erte d er b eid e n L ic h te r ü b era u s versch ied en , d er d e s R o t v e rsc h w in d e n d g e rin g im V erg le ich zu dem des G ra u . S etzen w ir n u n die H e llig k e it h era b , u n d g ew in n e n d ie A u g en a ll
m äh lich e in en gew issen G ra d von D u n k e l
ad a p tio n , so g e w in n t das G ra u g eg en ü b er dem R o t an E in d ru ck sh e lliig k eit. D ie se r G ew inn b e ru h t aber a u f der B e im isc h u n g der tr ä g e re n S tä b c h e n fu n k tio n , u n d so w ird d er S te re o w e rt des G ra u dabei n ic h t w ie die E in d r u c k s h e llig k e it ve rm eh rt, so n d ern im G e g e n te il v e r m in d e r t.
B ei seh r g e rin g e n L ic h ts tä rk e n u n d h oher D u n k e la d a p tio n m üssen w ir, um S te re o g le ic h h e it zu erzielen, d ie E in d r u c k s h e llig k e it des im w ese n t
lic h e n m it den S täb c h en g esehenen G ra u w eit höher m ach en , als die d'es a lle in m it d e n Z apfen gesehenen R o t.
E s e r k lä re n sic h a u f diesem W ege au ch die etw as v erw ic k elte n E rs c h e in u n g e n , d en e n w ir beim V erg le ich von B l a u u n d Grau begegnen.
E s e rg ib t sich n äm lich , daß b ei a b n e h m e n d er ab' so lu te r L ic h ts tä rk e u n d e n tsp re c h e n d e r f o r t
sc h re ite n d e r D u n k e la d a p tio n der S te r e o w e r t des B la u i m V e r h ä l tn is zu Grau a n fä n g lic h ab, dann aber auch z u n i m m t . D en gan zen Z u sam m en h a n g m a c h t die n a c h ste h e n d e Z u sa m m e n ste llu n g ü b e r
sic h tlich , d e re n E in r ic h tu n g im ü b rig e n die gleiche ist, w ie die v o rh in f ü r ro te s L ic h t m it
g eteilte.
E instellung
des Rauchglaskeiles auf Stereogleichheit m it Blau.
H elligkeits
stufe B eobachter A B eobachter B
1 20 19,9 18,5 18,6
2 21,1 20,9 19,9 19,8
3 20,3 21,1 19,7 20,1
4 22.5 21,9 21,6 21,8
5 24,3 23,9 22,3 23,4
6 17,1 19 16 15,9
7 15 — 15,6 —
8 9,1 — 11,4 —
A u ch diese E rs c h e in u n g e n n u n sin d , w ie ge
sagt, in sehr e in fa c h e r W eise aus u n se re n A n-
Nw. 1923. 60
466 v. K ries: Uber das stereophotom etrische V erfahren zur H elligkeitsV ergleichung-, f Die Natur- [Wissenschaften sch au m ig en vom S e h o rg a n v e rstä n d lic h zu
m achen. B e i h o h er L ic h ts tä rk e u n d H e ll
ad a p tio n e rsc h e in e n ein B la u u n d ein G ra u ste re o g le ich , w en n ih r e Z -apfenhelligkeiten a n n ä h e rn d ü b e re in stim m e n . D abei is t der D ä m m e ru n g sw e rt des B la u b e trä c h tlic h höher, w e n n gleich d e r U n te rsc h ie d la n g e n ic h t so groß ist, w ie d e r en tg eg e n g ese tzte zw ischen stereo g leich em H o t u n d G ra u . W enn n u n das L ic h t geschw ächt w ird , so w ird h ie r d er h ö h e re D ä m m e ru n g sw e rt des B la u in der g e s te ig e rte n E in d ru c k s h e llig k e it z u r E rs c h e in u n g kom m en, w ie d e ru m aber der S te re o w e rt w egen der g rö ß e re n T rä g h e it der S tä b c h e n re a k tio n n ic h t h e ra u f, so n d e rn h er- u n te rg e h n . D iese Ä n d e ru n g d er E in s te llu n g e n e n ts p ric h t also ganz dem , w as w ir auch b eim R o t h a b e n : es is t ein e Ä n d e ru n g im en tg eg e n g e
setzten S in n e des P u rk in je p h ä n o m e n s. D aß n u n diese bei n o ch w e ite rg e h e n d e r V e rd u n k e lu n g d u rc h ein e Ä n d e ru n g im e n tg eg e n g ese tzten S in n e, also d u rc h ein e (dem P .-P h ä n o m e n en tsp re ch e n d e) re la tiv e E rh e llu n g des B la u abgelöst w ird , h a t sein en G ru n d im fo lg en d e n . W e n n d ie V e r d u n k e lu n g e in e n gew issen G ra d e rre ic h t h a t, so u n te rs c h r e ite n w ir f ü r beide L ic h te r die Z a p fe n schw elle; es w ird d a n n ü b e rh a u p t n u r noch m it den S täb c h en gesehen. Sobald dieser P u n k t e r
re ic h t ist, ste lle n d ie r e la tiv h ö h ere n D äm m e
ru n g sw e rte des b la u e n L ic h te s f ü r dieses eine B e n a c h te ilig u n g im S te re o v e rfa h re n n ic h t m ehr d a r ; v ie lm e h r w ird je tz t auch im S te re o v e r
f a h re n e in fa c h a u f G leich h e it d er D ä m m e ru n g s
w e rte e in g e ste llt. D ies b e s tä tig t sich in der T a t d a r in , daß, w ie d ie d ire k te B e o b ac h tu n g zeigt, d e r
je n ig e G ra d der V e rd u n k e lu n g , bei dem die Ä n d e ru n g in e in e m S in n e in die en tg e g e n g esetzte u m sc h lä g t, etw a der gleiche ist, bei dem das B la u n ic h t m eh r fa rb ig gesehen w ird . E s b e s tä tig t sich au c h d a rin , daß, w enn w ir bei den h ö ch sten V e rd u n k e lu n g sg ra d e n n ac h dem v o rh in e rw ä h n te n V e r fa h r e n d as rec h ts- u n d lin k s ä u g ig G esehene d ir e k t v erg le ich e n u n d a u f diese W eise b lau es u n d g ra u e s L ic h t a u f gleiche H e llig k e it e in ste lle n , ih n e n also g leich e D äm m e
r u n g s w e rte geben, w ir a u f denselben W e rt kom m en, den das S te re o v e rfa h re n e rg ib t. E s fan d sich h ie r f ü r e in e E in s te llu n g a u f 10 bis 11 e r fo rd e rlich .
I c h m uß h ie r die B e m e rk u n g ein sch a lte n , daß auch P u l f r i c h o ffe n b a r d ie g leich en E r sc h e in u n g e n w en ig sten s te ilw eise schon beob
ac h te t, jed o ch in g an z a n d e r m S in n e g e d e u te t h a t. A u ch er bzw. se in e M ita rb e ite r fa n d e n , w enn sie die B r e n n s tä r k e d er b eleu c h ten d e n L am pe v a riie rte n , daß m it zu n eh m e n d er B re n n s tä rk e der S te re o w e rt des von einem R o tfilte r d u r c h g elassenen L ic h te s im V erg le ic h e zum g a n zen L ic h t sanik. I n d e m n u n P u lfr ic li s till
schw eigend von d er V o ra u sse tz u n g ausging, die er w ohl f ü r s e lb stv e rstä n d lic h e ra c h te t h a t, daß das V e r h ä ltn is d e r S te re o g le ic h h e it von ab
so lu te r I n te n s i tä t u n d dem Z u sta n d des S eh
o rg an s u n a b h ä n g ig se in müsse, g elan g t er zu d er F o lg e ru n g , ,,daß bei den R o tfilte r n m it z u n e h m en d e r a b so lu te r L ic h ts tä rk e eine Ä n d e ru n g des V e rh ä ltn isse s d er du rch g elassen en L ic h t
m enge zu r a u ffa lle n d e n e i n t r i t t , u n d zwar im m er in dm S in n e , daß d er v e rh ä ltn ism ä ß ig e A n teil d er d u rch g e la sse n e n L ic h tm e n g e an d er a u ff a lle n den m it z u n e h m e n d er H e llig k e it der L am pe im m er k le in e r w u rd e “ . (A. a. O. S. 60.) G anz das N äm lich e fa n d sic h bei w echselnder B e
le u c h tu n g r o te r F lä c h e n , u n d -so fo lg e rt P u l f r i c h en tsp re c h e n d , „daß die Albedo ro te r F lä c h e n m it ab n e h m e n d er L e u c h tk r a f t u n s e re r O sram lam pe im m er m e h r z u n im m t“ . — U n s tr e itig setzen sich n u n aber diese A u ffa ssu n g e n in W id e rsp ru c h zu p h y sik a lisc h e n A n sch a u u n g en , d ie von g r u n d le g en d e r B e d e u tu n g sin d u n d m eines W issens allg em ein als g e s ic h e rt gelten. Ü b erall w ird d a von au sg eg a n g en , daß bei a b so rb ie ren d en M edien
(von den b eso n d e re n A u sn a h m e fä lle n der sogen, se lek tiv en A b so rp tio n abgesehen) das d u r c h geh en d e L ic h t e in e n 'bestim m ten, von der I n t e n s itä t n ic h t a b h ä n g ig e n B ru c h te il des a u f tr e f f e n den d a r s te llt, also in s tre n g e r P ro p o r tio n a litä t m it d iesem zu- u n d ab n im m t. D iese A nn ah m e w ird n a m e n tlic h bei d er A b le itu n g des Z u sam m enhanges zw ischen d er D ick e d er a b so rb ie ren d en S c h ic h t u n d dem B e tra g des d ü rch g e lassen en L ic h te s z u g ru n d e g e le g t; u n d in der ta tsä c h lic h e n G iltig k e it des sich ergebenden b e k a n n te n E x p o n en tialg e se tze s b e s tä tig t sich d ie R ic h tig k e it je n e r A n n ah m e. D as an a lo g e P ro p o rtio n a li
tä tsg e se tz w ird au c h f ü r die Z u rü c k w e is u n g des L ic h tes, u n d zw ar sow ohl f ü r die regelm äßige S p ieg e lu n g , w ie f ü r die d iffu s e Z u rü c k w e is u n g im allg em ein e n zu g ru n d e g e le g t; es w ird also au ch an g en o m m en , daß ein n ic h t selbst le u c h te n der K ö rp e r (w ied e ru m von b esonderen A u sn ah m e
fällen , w ie F lu o re sze n z u. dgl. abgesehen) in der ein en w ie in der an d e re n F o rm e in e n be
stim m te n , von d e r I n te n s i tä t n ic h t ab h än g ig en B ru c h te il des ih n tre ffe n d e n L ic h ts zu rü c k w irx t.
W ie m ir sc h e in t, w ird m an d ah e r an A b w eic h u n gen von d iesen A n n a h m e n e rs t d an n zu denken haben, w en n d ie B e o b ac h tu n g en in ganz zw in g en der W eise d azu n ö tig e n . S o lange es sic h aber um T a tsa c h e n h a n d e lt, die auch eine ganz andere A u ffa s s u n g zulassen, w ird m an diese als die r ic h tig e in A n sp ru c h zu n ehm en b e re c h tig t sein, um so m eh r, w enn sie sich, w ie das h ie r d er F a ll ist, in e in e r b e frie d ig e n d e n W eise a u f an d e rw e it e r w iesene T a tsa c h e n stü tz e n k a n n 5).
5) Sehr möglich is t dagegen, w orauf P. auch hinweißt, daß bei seinen Beobachtungen die q u alitativ e V eränderung der Beleuchtung m it ins Spiel gekommen ist, die m it der wechselnden B re n n stä rk e der O sram
lampe v e rk n ü p ft ist. D a bei g erin g er B ren n stärk e (Rotglut) die langw elligen L ichter im V erh ältn is zu den kurzw elligen s tä r k e r v e rtre te n sin d als bei hoher B ren n stärk e (W eißglut), so k a n n allerdings auch h ie r
durch eine relativ e B egünstigung des B ot :bed ab nehm ender Beleuchtung! h erbeigeführt w erden. F ü r die interessierende F rage, ob die Stereogleichungen bei pro-
