M JE 18. 1866. — Jahrgang.
Die
Verfassung
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Die nächstenWahlenzumpreußischen Avgeordnetenhause.
Ein wackerer Mann hatuns neulichgerathen,wir sollten uns um alldenLärmnichtbefummerryder»nun schon seit vielen Wochen in regierungssreundlrchen Blättern und in dem Schriftwechselder Regierungen gemachtwird. Denn, sagteer, eskannja dochkein Mensch wissen,was dabei herauskommt,undobnicht docham Ende Alles ohneweitereFolgenin dieLuft verpufft,wiedieSchwärmerund Rateten bei einem Lustfeuerwerk MagderGrafBismarck auchzehn åNalverlangen, daß die deutschen Fürsten unsererpreu- ßischenRegierung dasKommando überdieKriegsmacht von Mecklenburgund Hannover, von Sachsen und BraunschweigundHessenundvon allenübrigenkleinen Staaten, wenigstensimnördlichenDeutschland,über- tragen sollen,'sowerden siedasdochnun undnimmer- mehrthun, solangedasdeutscheVolkselbstsienicht dazuund noch zuetwas Mehreremnöthigt.Unddas deutscheVolkaußerhalbPreußenswird seine Fürsten nicht dazu nöthigen,solangeGraf Bismarck seinen PlatzNichteinem liberalen Ministeriumeinräumt, daswill sagen:einem Ministerium,welchesmit der preußischenVerfassungundmit denRechtendes preu- ßischenVolkes indem Sinne Ernstmacht,wiewir dieselbenverstehenDas allgemeine gleicheWahlrecht das;JdiepreußischeRegierungjetzt so bereitwilligan- bietet,wirdihr auchkeineSeeleinDeutschlandgewin-
nen, so langediejetzigeRegierungsweiseinPreußen sortdauert. Wer sollte auchetwas daraufgeben,so langedieangeblichkonservativenVerehrerdesMinister- PräsidetltellinDie Welthineinrufen,daßman dasneu-
geplante volksthümlicheWahlgesetznur »geschickthand- haben-«dürfe,um mitHülfedesselbeneinParlament zu Stande zubringen,wieman eswünscht Jeder Deutsche denkt dabeinatürlichannichtsAnderesalsan dieKünste,Mit denenderjetzigeNapoleondas allge- meine StimmrechtzumOWerkzeugeines Regierungs- systemsgemachthat,dasan HarteAlles übertrifft,was wir inDeutschlandbisjetzterlebthaben·
Wir glaubennicht, daß unser Freund uns mit Rechtermahnt,daßwirum alledieseDingeunsgar nicht bekümmern sollen. Denn es sindDinge,die jedenvon unssehr naheangehen.Wenn sie auch sicher- lich nicht soablaufen werden,wiederGrafBismarck oderunsereKonservativenessichvorstellen,somüssen doch auchwirnach unseren Kräftendafürsorgen, daß sie nichtinanderer Weisezum Schlimmen,sondern daßsiezumGuten füruns ausschlagen.
Dagegen hat unserFreundvollkommen Recht,wenn er es alsdieHauptsache bezeichnet,daßwir uns
recht ernstlichum die überkurzoderlangbevorstehen- denWahlenbekümmern.
Er sagt: »Dieneuen WahlenzumAbgeordneten- hausekönnen zwischen heuteunddemMonat Oktober alle Tage angeordnetwerden. Das Einzigeworauf das preußischeVolk jetztzusinnen,undworan esmit allenKräftenzu arbeitenhat, ist, daßesbei diesen hochwichtigen Wahlen überall solcheMänner wählt, dieder Reaktion den Daumen auf das Auge-drücken.«
Wir müssen wohl bedenken, daßderAusfallder WahlendiesMalnochvielmehr entscheidenwird,als bisher. Die bisherigenWahlenhabenallerdingsdem preußischenVolkegroßenNutzenundnoch größereEhre gebrachtSie habenbewiesen,daßdie preußischen Manner treu und festan ihrem Rechteundan dem Rechtedes Landes halten,unddaßesunter ihnennur
herzlichwenig Schwachköpfegiebt,diedurchDrohungen oder Versprechungen sichverführenlassen,gegen ihre Ueberzeugungund gegenihr Gewissensurdie zustimmen, die des VolkesRechte nicht fördernwollen.
Doch fürdienächstenWahlen stehtnocheinviel höhererPreis in Aussicht,aber— auchdieschwerste NiederlagefürdieSachedes Volkes unddasschwerste Unheil fürdasLand,wenn wirträgeoderfeiggenug seinkönnten,um geradejetztdenGegnerndenWahl- siegin dieHändezuspielen. ·»
DieSachesteht nämlichso:dieMinistersindend- lich durchdieArtundWeise,wiesieseitvierJahren
das Land regieren,indieallerschlimmsteVerlegenheit
gerathen."Sie könnenauf ihrenbisherigenWegennicht mehrvorwärts kommen,weder inder innerenVerwal- tung und noch wenigerin-ihrer auswärtigenPolitik.
Wollen sie auf ihrem Platzsichbehaupten,so brauchen sieGeld, sehrvielGeld. Sie müssenalso nothwendig einAbgeordnetenhaushaben,dasihnenneue Anleihen
auf unsereKoten und»dazunochneue Steuern bewilligt.Das wärezugleicheinAbgeordnetenhaus,das alleRechtedesLandes,an denenunsere jetzigenAbge- ordneten ehrlichundtapfer festgehalten haben, gerade so auffassen würde,wieesdenjetzigen Ministern gefiele.
Ein solchesAbgeordnetenhauswürdevielleicht auf jede nützlicheundnothwendigeVerbesserungderGesetzever- zichten,eswürde die alteKreisordnungnebstderguts- herrlichenPolizeiaufdasSorgfältigsteerhalten wollen, vielleichtauch unsere Landstraßenund Kanäle undunsere Schulen immer mehr verfallen lassen. Ein solches Abgeordnetenhauswürdewahrscheinlichbei allen frucht- bringendenAusgabensparsam seinwie einGeizhals,bei denAusgabenfürMilitär und Polizeiaber freigebig wieeinVerschwender.
Solch ein Abgeordnetenhauswürdenwirsicherlich bekommen,wenn wir dieHändeindenSchooß legen wollten, stattmitrastlosem Eifer, stattmitdoppelterund dreifacherThätigkeitfürdiebevorstehendenWahlenzu wirken. Thunwir dagegen unsereSchuldigkeit,dann istuns derSiegbeidenWahlen gewißundmitdem Siege auchderPreis desSieges.
Das scheint nämlich gewiß, daßbeiuns inPreußen einSystemivechseleintreten wird,wenn dieWahlennun auchzumviertenMale so ausfallen,wiesie seitdem Jahre1861 immer ausgefallensind.Wenn dannnicht Dingegeschehen,diewir als rechtschaffeneLeutefür unmöglichhalten müssen,ehe sie nichtwirin chgeschehen sind, sowird dannandieStelle desjetzigenMinisteriums ein freisinnigesMinisterium eintreten. Ein solches MinisteriumwirdnothwendigdieVerfassungund die GesetzedesLandesso handhaben,wiesie nach unserem Verständniß schlechterdingsgehandhabtwerdenmüssen.
Damit wird esendlichdenFriedenimLandewiederher- stellen. Und wenn dann dieFeindePreußensund unseres deutschen Vaterlandes,mögenesdieFranzosen oder dieRussenoderdie Oesterreicher sein, dennoch unsergutes Recht antasten sollten,dann haben siees nichtmituns Preußenallein,dann habensiees mit demganzengroßendeutschenVolkezuthun. Eswird ihnen dann heimgeleuchtetwerden,wievor mehrals fünfzig Jahren das freisinnigeund durch Eintracht zwischenVolk und Regierungwiederstark gewordene Preußendein Oheimdes jetzigen»KaisersNapoleon, trotz seinesBündnissesmit denKönigenvon Baiern, von Würtembergvon Sachsenunddenanderen Rhein- bundsfürsten,schoneinmal heimgeleuchtethat.
Darum hat unser Freundganzrecht,wenn erspuns ermahnt, daßwirunsereganzeKraftundallenunseren Eifer schon jetzt aufdieVorbereitungen zu den Mahlen, und,wenn dieZeitdaist, aufdie Wahlen selbstverwendensollen.
Politische Mondenschein Preußen.DieErwartung,obuns dienächsteZukunft Kriegoder Frieden bringen wird,nimmt nochimmervor- wiegenddieAufmerksamkeitinAnspruch.Wir haben in unserer letztenWochenschaumitgetheilt, daß sich Oesterreich und Preußenvereinbart hätten, ihre Rüstungen zurückzu- nehmen,und daß somitaugenblicklicheinRuhepunkt einge- treten sei.Das hatjedochnicht langegedauert. Oesterreich gaban,vonJtalien imSüdenbedrohtzusein,undbegann
in Venetien sobedeutende Rüstungen,daß diepreußische RegierungbeiderLeichtigkeit,mitwelcherjetztdieKommunika- tionsmittel denTransport großer Truppenmassenauf weite Strecken gestatten,dieAnsicht aussprach, siekönnedemgegen.
überihre Rüstungennicht einstellen,undman spricht sogar davon, daß dieselbenindennächstenTageneinesehrbedeu- tendeAusdehnung erfahren sollen.
«Außervon Oesterreich hat Preußenauchvon Sachsen ausganzentschiedeneWeisedieZurücknahmederRüstungen verlangt, doch solldassächsischeMinisteriumnur ausweichend
geantwortethaben,sodaßman inofsiziösenKreisen sogar chonvon·ZwangsmittelnegenSachsen spricht.
Nachden neuestenNachrichtenhatOesterreichjetztendlich VorschlägezurLösungderschleswig-yolsteinischenFrage
emacht,welche jedochbeiweitem nichtan dieFebruar-
kgforderunenPreußens heranreichen,unddeßhalbauchvon demdiesseitigenKabinet abgelehnt sein sollen.
Was diedeutsche Bundesreformfrage anbelangt, sohatderBundestaginFrankfurteinenAusschuß gewählt, welcher den preußischenAntrag ausEinberufung eines deutschenParlamentes berathensoll.Natürlich wolltendie übrigen Bundesrnit liedervor allemwissen, welcheVorschläe Preußenzueiner undesreforinmachen will;aufdiedesfaä
sige Anfrage hat Preußenmiteinem Zirkulargeantwortet, inwelchemhervorgehobenwird, daßderVundesiAusfchußin FrankfurtalleinzudemZweckegewähltsei,um über den preußischenAntragwegenBerufungeinerdeutschenVertre- tung einenBeschlußamBunde vorzubereiten.Mit derAb- lehnung dieser Kardinalfrage wärederpreußischeReformans tragüberhauptverworfen; denneineVerständigungder RegierungenüberdieReformanträgePreußens,bevor die Berufung derVertretung beschlossensei,wäre nach den bisherigen Erfahrungen dochwohl nichtzuerwarten.
Daß zugleichdieallgemeinenUmrisseunddieRichtungdes
preußischen·Projekts denRegierungen mitgetheiltwerden, seidabeinicht ausgeschlossen,und wird Preußen auchin den AusschußsitzungendieGebiete desStaatslebens be- zeichnen können, auf welche sich feine Vorschlägeerstrecken werden,
. Wir glauben nicht, daßdieübrigen Staaten sichbei dieserAntwort beruhigenwerden, sie verlangen kmebestimmte Vorlage, ehe sie sichinweitereBerathutlgen eIkIchsseU-und so scheintdiedeutsche Fragewieder ipöStvfkengerathenzu sein. Mittlerweile bringenauswärtlge Vlattekdenangeb- lichenText des preußischenBundesreformentwurfs.
Wennwirauchander
RichtigkeitderMittheilungsehrgroße Zweifel hegen,solassenwir tedochhier folgen:
» I) EinParlament sollauf Grundlagedes allgemeinen Stimmrechtes,abermitBeschränkungderWählbarkeitder Abgeordneten,ebildeftWeldekl5
2)Eine Lxekutivgewalt sollgebildetwerden,worin Oesterreich,PreußenundBaiern alleineinprapondekikeudek Einfluß zustande;
3) DeutschlandsollindreiKriesgruppengetheiltwerden- dievon Oesterreich,Preußenund aiern gebildetwerden;
4) PreußenundBaiern werden denOberbefehlüber die
StreitkräftederStaaten erhalten,welchediezwei letzteren Gruppenbilden;PreußenwirdzugleichdenOberbefehlüber dieunverzüglichzu bildendeBundesflotte erhalten; ,
5)Der Bund hört auf, OesterreichsBesitzungenzu garantiren, vorbehaltlicheines darüberzutreffendenweiteren
Einvernehmens; »
6) DemParlamente stehtdieVotirungdesKontingentes, derSubsidienfür HeerundFlotte,undderaufdenganzen
Bundanwendbaren Gesetzezu; « « « »
7) Endlichwird diediplomatischeLeitungausschließlich Preußen zugestanden,,,welchesjedochden·verschiedenen Staaten dieBerechtigungließe, ihre respektiven Konsuln
zuernennen«.« , » » »· '
AugenblicklichweiltderehemaligebadischeMinister,Herr
v.Roggenbach inBerlin,woervielfachmitdeinGrafen Bismarckverkehrt.Herrv.Roggenbach.istinderdeutschen Frage gewissermaßeneinAnhängerderBismarckschenPlane,
undwirdihm daher wohlbei derDurchfuhrungderselbeneine hervorragendeStellungzugedachtsein«DaHerrv.Roggenbach sonstderliberalen Partei angehort, fo hatman von einigen Seiten an seine AnwesenheitdieHoffnung auf eine-schnelle Wendunginunserer inneren Politikgeknüpft,dochberuhen alle darüberumlaufenden Gerüchtenur aufVermuthungen, ohnedaßeinesderselbenauchnur diegeringste Wahrschein-
lichkeitfürsich hätte. »
» Bekanntlich findensichim» Schooßederpreußischen Liberalen auchPersonen, welchedieAnsichtendesHerrnvon Roggenbach theilen,und meinen,man könnedes Grafen Bismarck auswärtige Politik unterstützen,unddabeigleich- zeitig sein entschiedenerGegnerinalleninneren Fragen sein.
UnsereLeser wissen, daßwirvon derauswärtigenPolitik desGrafenBismarckkeinHeil für Preußenerwarten,und sie deßhalb nicht unterstützen,aberwirwollendoch darauf aufmerksam machen, daß,währenddieAnnexionsparole, welcherman imFortschrittslager so häufig begegnet, Herrn v, BisinarckmächtiginseinemVorgehengegenOesterreich und dendeutschenBund bestärkt, also wesentlichzudem preußisch-österreichischenKonfliktebeigetragenhaben dürfte, fieauchdeninnern Konflikt hinausziehenzuhelfen droht, dadoch mindestens fvvielfeststeht, daßdieinnere und äußere Politik des Herrn Ministerprasidentenein ungetrenntes und untrennbriresGanze ist, welches,in einemTheile unterstützt,dUTchnggiggefördertwird. Graf v.Vismarck istderselbeim preußischen Abgeord- netenhause, wie vor dem deutschen Bunde und im Allglllndc, Und es Vektäshgroße Kurzsichtfgkeit, zwischenZweienwählenunddemEinen alsVerdienstanrech- nen zu wollen, was man demAndernalsSchuld vorwirft.
Mit der GesundheitdesGrafen Bisniarck gehtesjetzt wiederbedeutendbesser,dochwollenseineFreundebemerkt haben, daßer währendiemekletztenKrankheitbedeutend
gealterthat. . ,
Baden. JndererstenKammer hatdieklerikalePartei einenhöchstkomischenAngriffgegendenMinisterLaniey gemacht,welchen sie des
Verfassungsbruchesanklagenwollte.
Die Sache hatweiter keinenErolg gehabt,als·daßviele Tausend BürgervonKarlsruhedeinverehrtenMinistereinen PänzendenFackelzug gebrachthabenunddaß Ihmvon allen
Seiten Aiierkennungsadressenzugehen. »
·Oesterreich.Der KaiserstaatbereitetsichfoekxbdtgUf dli.Y;,Ki·)«»glichkeiteinesgroßenKriegesvor. Erbetreibtseine IliilitarischenRüstungenmitgroßemEiferundsuchtauchauf alleZnöglicheWeise sichGeldmittel zuverschaffen.— Die AFSthMMgmitUngarn istindenletzten Wochen nichtvor- waris gekommen,
Italien. Jn Folgeder Rüstungen, welcheOesterreich inVenetien vorgenommen hat, hat·etzt auch dasKönigreich Italien angefangen, sich ernstlichaufeinenKrieg vorzuberei- ten. DieKammer hatderRegierungzudiesem Zwecke die nöthigenGeldniittel zurVerfügung gestellt.DasMinisterium kann dabei mitSicherheitauf dieUnterstützungallerPar- teienimLanderechnen, wenigstens bestätigendieNachrichten aus allen Provinzendes Landes,daßderAufrufzuden Waffen sowohlvon der Bevölkerungwievon derArmee mitBeeisterung aufgenommenist.JnNeapel haben große Demontrationen zuGunstenderRüstungen stattgefunden England DieRefvrmbilL welcheungefähr200,000 MenschendasWahlrecht Gebt-istvornParlament inzweiter Lesungangenommen worden.
Auswanderiing auf Vorschuß.
Wirhaben schon früherauf dieGea ren ine
’
inwelche sich deutscheAuswanderer begefbehmwlikniiifielesseilch
ziiuiwillenlosenWerkzeugderamerikanischenAnsivanderunqs- agenturenmachen. Trotzdem glauben wir,daß einesolche Warnung nichtoftgenugwiederholtwerdenkann,daleider dieAgenten jener Kompagnienoch inimerzahlreicheOpfer finden. Wir bringen daher nachfolgenden Artikel, welchen das neuesteAmtsblatt enthält,zurKenntniß unserer Leser:
Seit einigerZeitwerben dieNordamerikaner»-..Arbeiter sowohl fürdenBetriebderIndustrieindenNord-Staaten, alsauchzumBetrieb derPlantagenwirthfchaftindenSüd- Staaten. Diese Verschleppungund brutale Ausnutzung deutscher Auswanderer,diedurchdasnordamerikanischeGe- setzvom 4.Juli1864begünstigtwird,zuverhindern,fordert dieHuniaiiität,gebietetdieEhrederNation. EineGesell- schaftmiteineinAktien-Kapitalvon 1,000,000 Dollars,die
American Emi rant Company, willdieuordameris
kanischenJndustrielänmit Lohn-Arbeitern versorgen.Die- jenigen,welcheArbeiter bedürfen,werden aufgefordert, sich
an diegenannte Gesellschaftzuwenden. Die Kostenfür denJmport derArbeiter undihren TransportbisanOrt und Stellebezahlt zunächstderArbeitgeber,indesseniniissen sichdieAuswandererbeiihrer Einschiffungvtrpflichtem diese Su»inin-e,dieihnenalsVorschußangerechnetwird, beiihrem zukünftigenBrodherrninTagelohn abzuarbeiten. Aufdiese WeisegedenktdieAmerican Emjgrant Company dem Arbeitermangelineinigen GegendenderVereinigtenStaaten abzuhelfen,inletzterInstanzaber daraufhinzuwirken,daß dieamerikanische Industriein die günstige Lage versetzt werde,deninländischenBedarfzudecken, so,daßdadurch schljeßlichalle»europäischenFabrikatevon denainerikanischen Marktenverdrangtwerden. Abgesehendavon,daßdieseBestre- bungendieInteressenderLänder,welcheExportartikelerzeugen,
einpsindlichverletzen,rufensie auchbei allen denen,welche dieGeschichtederKolonifationkennen,dieernste Befürchtung hervor,dasWohldesgeworbenenAuswanderers werdedurch dIele Abmachiingengefährdet.BeinnzureichenderKenntniß dergeographischenVerhältnissekannderselbe aufdieseWeise nach Gegendenversetzt werden,woerseineKräfte undFähig- keitenverhältnißmäßignur niedrigzuveriverthenvermag, bei alledemabernoch
gezwungenist,die bedeutendenSpesen für eine weiteReise se bstzutragen. Gesellschaften,welche unterähnlichenBedingungendenPlantagenbesißeriieuropäische Arbeiterliefern, haben sichkürzlichauchindenmittleren und südlichenStaaten»der nordainerikanischenUnion gebildet:
»dieAgentur furweißeArbeit-« in Mentgomeryim Staate Alabama, dieAgenturvon KnoxnndSiiiithin Alexandriaim Staate Virinienu.a.m. DasLoosder- jenigen, welchesichverbindlichmachen,denReisekostenvorschuß
aufdenPlantagenderheißenLänderderVereinigtenStaa- tenabzuarbeiten, ist höchstbeklagenöwer1h-·Unserennknn- dlgen und uiittellosen Arbeitersamilien werden in diesem Fallein vieler
Begehungmorhschlechter-,als die Sklaven behandelt. » aßdiese Befürchtung sehr begründetist, gehtamdeutlichstendaraushervor, daßselbst dienordainerikanischeRegierung,derdochanderErlangung von Arbeitskräften fiirdiejenigenGebiete, welchean
Bevölkerungsmangelleiden,sehr vielgelegenseinmuß,amt- lichUndtviedethlt VorElngehungderartiger Verträge gewarnt hat« Dringeude Pflicht isterdaherauchdiesseits,Aus- wanderungslustige undsolche,diederVerjährungzur Auswauderuiig ausgesetzt sind,zubestimmen, aus solche Bedingungen hinnun undnimmermehrnachdenVer- einigteuStaaten auszuwandern.
Der Patriotismus der sogenannten Konservativen.
Fast jeden Tag begegnenwirindenZeitungen,welche diesogenannten konservativen Interessen vertheidigen,Arti- keln,die dergesammtenliberalenParteiMangelunPatria- tisiuus vorwerfen,weil sienichtindasKriegsgeschreiein- stimint,«sondeinverständigerweisefragt:Was willman mit demKriegeerreichen,und liegendieDinge so, daßein KriegmitAussicht auf Erfolgunternommen werden kann?
Dassollabernach Ansicht jener Herrnnichtgefragtwerden, man soll einfach schreien: Krieg!Krieg! Krieg!um als guter Putriot zugelten. DaßdaspreußischeVolkeine sogroße politische Reife erreicht hat, daßesdiesnichtthut, daßeswissenwill,wofüressein Blutverspritzen sollund daßesauchwissen will,obesdamit wirklichetwas erreicht, dasmußjedenVolksfreundmitgroßerGenugihuungerfüllen, und man sollte solche Kundgebungendes politischenVer- ständnissesunddes regenInteresseszubefördern suchen,und wenn diese Kundgrbungen nichtindeinSinne erfolgen,wie man sie wünscht, durchGründe eineandereMeinungzuer- zeugensuchen. Dem istleidernichtso;dieHerren,welche die Kundgebungendes Volkes verdammen, haben diesen Kundgebungennur dasEineentgegenzusetzemWir sind gute Patrioten, undwer nichtunsrerAnsichtist,derzeigteinen bedauerlicheiiMangelanPatriotismus.
Wir brauchen unsern Lesern wohl nicht auseinanderzuis setzen,daß dein nicht so ist,aber wir wollendoch einmal sehen,wiederPatriotismus beschaffen ist,denjene Herren für sichallein inAnspruchnehmen.
Wirnennen PatriotisiuusdasGefühl, welchesuns dazu
treibt,beijeder öffentlichenHandlung,beijedem öffentlichen AuftretendieFrage, obdiesesThununs selbstzumVor- theiloderNachtheilgereichenkönne,hintenanzusetzen,und zuerstzufragen: Gereichtmein Thuiimeinem Vaterlande zumNutzen?Dies mußnatürlichauchgeschehen,wenn man sichüber die Frageentscheidenwill,obmanindasKriegs- geschreimit einstimiiieii solloderobman seineStimme er- heben soll,um zumFriedenzumahnen.Thundasnun
jene, welche nachKrieg schreien?Wir glaubendiese Frage mitNeinbeantworten zumüssen,dennwenn sieesthun, so müssensie sich doch uerst fragen: Jst Preußenmächtig genug,um diedeutscheFragezulösen? »
Das ist leichtmitJabeantwortet, aber diesesJaist schwerzubegründen.Schon einmalhat Preußenvor siebzehn Jahrenversucht,diedeutscheFragezulösen,nämlichim Jahre1849,nachdemdieKaiserkrone,welchedieErwählten des Volkes dein Königevon Preußen eingetragen hatten,
zurückgewiesenwar. Wie lagendieVerhältnisedamals-s Preußen hatte seinevTruppeninBaden, in achsenund inSchleswigiHolsteinstehen,dieselben hattendortgesiegt und waren sozusagen,diealleinigen Herren jenerLänder.
Oesterreich,welches Einsprucherheben konnte gegen die Eini- ung DeutschlandsunterPkeklßemwar gebrochenund er-
fchöpftdurcheinen verzweislungsvollen Kampf um die Existenzdes Kaisersiaates. Man wird uns zugestehen, daß diese LagederDingeeinefür Preußenungewöhnlich günstigewar, und dennoch gelangdempreußischenMini- steriumdasbegonneneWerknicht,undzwargelangesnicht, weil, wie wirhier gleichbemerken wollen,esnicht einswar mit demVolk,weileseinerRichtung huldigte, welchenichtiin Einklang standmitderEntwickelungdespreußischenStaates.
Stehtnun heutedieSachegünstiger?Wirmöchten den sehen,derdies behauptenwill. DiepreußischenTruppen stehen nichtinverschiedenenLändernDeutschlandsalssieg- reicheHerren undOesterreichist heute ohne Zweifel stärker undmächtigerals damals und hat außerdem,umseinem WiderstandgegenPreußeneinen sicheren Haltzugeben, durchdiePolitikunsererRegierungeinefeste Positionin Norddeutschlanderhalten,welche es, wiewirschon erfahren haben, trefflichzubenutzenweiß. ··
So stehen alsodieDinge heut schlechteralsvorsiebzehn Jahren, und was berechtigtnun jeneHerren, welcheaus angeblichemPatriotismus nachKriegschreien, dazu,auf einen günstigei«enAusgangzuhoffen?Lst dieLage vielleichtheute dadurch günstiger,daßdiejetzigepreußischeRegierungeine besondere KraftausdemVolkeschöpft,mitdemsiesicheins weiß,und wandelt sie eineBahn, welchedemganzenEnt- wickelungsgangederpreußischen Monarchie entspricht?Trägt siedie Fahne der religiösenundbürgerlichen Freiheitdein deutschenVolke voran?
Manbeantworte unsdiese Fragenmiteinemoffenen und ehrlichenJn,und wir wollen glauben, das-es patriotisrhist, sureinen Krieg zuschwärmen,dendie Jetzige Regierung zuGunsteneinerdeutschenBundes- reformunternimmt. «
Und wenn derKriegsoglücklichgeführtwird,wienur immer möglich,was dochnur denkbar ist,wenn Frankreich zuuns stehtoderwenigstensneutral bleibt,werden wirdie FrüchtedesSiegesdanngenießenkönnen?Werden wirnicht voraussichtlichnacheinemglücklich
gegenOesterreich geführten KriegezuFrankreichin eineähnlicheage wiejetztzuOesterreich kommen?SollFrankreichdann vonunsdieRheinprovinzganz
·
odertheilweiseverlangen,wiejetzt OesteireicheinStückSchle- siensvonuns verlangt? Welche Vortheilekönnenwir aber überhauptFrankreichbieten,wenn wirdaran denken,unseren etwaigenSieggegenOesterreichausbeuten zuwollen?
Daß Preußen für irgendeine neue Gestaltungin Deutschland, selbstwenn sie ihmeinengroßenMachtzuwachs bringt,daran denkenkönnte,deutschesGebiet anFrankreich abzutreten,haltenwir füreineVerleumdung,undzwar ebenso sehr füreineVerleumdunggegendenVerstand unserer Regierungals gegenihrendeutschenPatriotismus. DieNation würdeeinen solchen HandelnievergebenunddieDynastie würde dadurch einenunberechenbarenSchadenerleiden. Wir sehen alsokeinen gutenErfolgvon solchemKriegevoraus.
Wasabersollenwirnunvondem Patriotismusderer denken, welchetrotzdemdenKriegverlangen? Wirdenken,die Ant-
wort hieranist leicht,undsie zeigt,daßdiejenigen,welche jetztvon einemKrieg abrathen, wahrlich nichtdesMangels
anPatriotismusgeziehenwerdenkönnen.
DruckundVerlagvon Franz Duncker inBerlin. — Veranta-ortlicherRedakteur undHerausgeber:Dr.G. Lewiustetn inBerlin-