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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 7. Juli, Nr 27, 1866

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27. 1866. 3.Jahrgang. ,

Die

Verfassung.

Wachs-riskantsittjin- Volk.

E ei t d S abend. reisvierteljährlichbeiallenPreuß. Postanstalten 41X Sgr. beidenaußerpreu is

7sJIchSTrJeiZUBekiiZUbeianeIYZeitunngpediteukenJukiZszeinisguiiliierae e ee02Sgr.indieCepåditipu,TaubenstraßeßIFHUZYOMWSM

Unser Blatt gehtmit dieser Nummer inden Verlag des Herrn BuchhändlersAlex. Jouqs inBerlin, Poststraße 8, über. In derReduktion tritt keineAenderungein, und ersuchen wir die Freunde unseres Blattes, demselben ihre Zuneigung nachwie vor zuerhalten und sichdieVer- breitung desselbenangelegen seinzulassen.

Es sollkeine Oppositiongemachtwerden!

Friedrich WilhelmIV. hat, nochbevorPreußen einVerfassungsstaatwar,einmal gesagt: »Ichliebe eine gesinnungsvolle Opposition«,und inEng- land, dem Musterlande derVerfassungsstaaten,nennt sichdieOpposition selbst:,EuerMajestät allergetreueste Opposition.«Waswillmanmitsolchen Bezeichnungen sagen?DaßdieOpposition keineswegsalseineGeg- nerin des Staates undseiner Einrichtungenzubetrach- tenist,sonderndaß sie alles,was sie thut,nur zum BestendesStaatesthut, daß sie sichMaßregelnwider- setzt, nichtweilsievon bestimmtenPersonenausgehen, sondernweilsieihreAusflkhrungals schadlichsurden

Staat betrachtet, daßsieEinrichtungentadelt,nichtweil sieaugenblicklichdieBestrebungeneiner andersdenkenden Parteistützen,sondernweilsiedieAbschaffungderselben alswünschenswerthfürdenStaat»ansieht.

DasistdasWesenderOpposition,vonsolchenMo- tivenmußdieOppositiongeleitetsein;DaßdieOpposition inPreußensichganzstrengcm dieseGrundsätzehält, davongebendieletztenJahrelautundveriiehmlichZeug- Uiß Man sehe sichnur diegroßeZahlderGesetzean, Welchendie Kammern seitvierJahrenihreGenehmigung ertheilthaben,und man wird nichtmehr behaupten können,daßdieliberale ParteiimpreußischenAbgeord- netenhausedenPersonenOppositiongemachthat,son- dernman wirdsichüberzeugen,daßsienur gekämpft hatgegen Maßregeln,diesiefür schädlich,undfür Einrichtungen,diesie für heilsam undnothwendigfür den Staat hielt.

Warum abersprechenwir heutvon Dingen,die jederPreuße,dersichnur einwenigmitdenpolitischen KämpfenderletztenJahre beschäftigthat,kennt? Ganz einfach,weilman uns aufdasallerbestimmtesteerklärt

hat, daß unsere jetzigeRegierunginderPreekeinerlei Oppositionduldenwerde, daß sie, fallswirbiesezweite unszugegangene Warnungnichtbeachtenwerden,von

ihremRechtezurUnterdrückungunseresBlattesGebrauch machenwerde. Wirhaben daraufkeine andere Antwort gehabt,alsdie, daß wir,die wir Rechtund Gesetz auf unsere Fahne geschrieben haben, gewißdie letzten sein werden, welche auchnur mit einemWorte dagegenremonstrirenwerden,wenn dieRegierungdas thut, wozus»ienachdemGesetzedasRechthat,undzum Beweise dafur, daßwirunsstetsinnerhalbderSchran- kendes»Gesetzes gehalten haben,konnten wir darauf aufmerksammachen,daßdieStaatsanwaltschaftnoch niemalsVeranlassunggesunden hat,gegenunserBlatt eine gerichtlicheUntersuchungeinzuleiten,obgleichzahl- reicheKonfiskationen ihr Gelegenheitdazugebotenhaben.

Wir werden»diese SchrankendesGesetzesauch ferner einhalteiywir denkendamit unsere PflichtenalsStaats- burgerim vollstenMaaßezuerfüllen.

Umnun abernochzuzeigen,wieweniggerechtfertigt der»vonderRegierung geäußerteWillen,keinerleiOp- positionzudulden,erscheint,wollen wirhierUUkNochMit kurzenWorten vorführeu,wiewechselvollgeradeinden letzten JahrenderBegriff dessen gewesenist,was die RegierungalsOppositiongegensichbetrachtethat.

» Man wirdsich erinnern,mitwelcherEntschiedenheit die liberaleParteiunddie liberalePresse sichgegen den

Bundestag«gusgefkachetlhat. Das war bis vor

kurzemOpposition,heutewürdeman es alsOpposition betrachten,wenn ein Blatt fürdenBundestagindie Schrankentreten wollte.

Lautund deutlichhatdieMajoritätdesAbgeord- netenhausesund mit ihrdie esammteliberalePresse sichvorzweiJahrengegen das ündnißmit Oester- reichausgesprochen,undganzdringendverlangt, Preu-

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ßensolle sichan dieSpitzeDeutschlands stellen,um

Schleswig-Holsteinvom DänischenJochzu befreien.

Das war damals Opposition,undheute würde,esOp- position sein,zuverlangen, Preußen solleim Bunde mit Oesterreich seine Truppen indasFeldführen,undzu behaupten, Preußenkönneunddürfe sich nichtan die Spitze Deutschlands stellen.

Seit Jahren hieltman es für Opposition,wenn Jemand behauptete,dieLandwehrseiebenso kriegs- tüchtigwiedie»Linieundsiewurdestets ebensokämpfen, wie sievor funfzig Jahrenin denBefreiungskriegen gekämpsthatte. Man wollte das nicht gelten lassen,

man meinte, diedamalige Tüchtigkeitseidas,Resultat einerausnahmsweisenBegeisterunggewesen.DieLeichen aufdemSchlachtfeldebeiLangensalza beweisenjwie ungerechtfertigtalleZweifelan derTüchtigkeitderLand- wehrwaren, und wirglauben,man würdeheutsolch einenZweifelalsOpposition auffassen.

Seit demAnfangdesjetzt nochnichtgelöstenKon- fliktes galtesals dieheftigste Opposition, wenn man aussprach, daßdieErhöhungdesMilitärbudgets für diefinanzielleKraft unseresStaates zugroß sei, daß esnothwendig sei,daPreußen berufen ist,mit seiner Armee nichtnur daseigeneLand, sondernganzDeutsch- landzuschützen,daßdas ganzeDeutschlandandenLasten dieserVertheidigungmittrage,sowohlan Menschenwie anGeld. Solcheszufordernwar Opposition,und wie hatvor kurzemdasoffiziösestealler offiziösenBlätter, die»Prov.-Korr.«denpreußischenBundesreformvorschlag

motivirt? Sie sagt: « «

»DieVerbesserungderdeutschenBundesverfassung überhauptundbesondersderBundes-9)iiilitär-Verfassung isteineunabweisliche Forderung nichtblos der äußeren,sondern auchder inneren preußischenPo- litit. Der langjährigeinnere Streit inPreußen ist vornänilich durchdieFrageinBetreffderMilitärlasten despreußischenVolkesentstanden. Diese Verpflichtungen mußten seither auch deshalb gesteigertwerden,weilPreu- ßenebennichtblossich selbst, sondernganzNorddeutsch- land zuschützenhat. Esist dahereineFragevon der höchstenBedeutung für PreußensgesammtePolitik, daß endlich durcheineReformdes deutschenBundes die Möglichkeitgewonnenwerde,eineAusgleichungder Mi- litärlastenPreußens gegenüberDeutschlandund damit eine Ausgleichung des inneren Zwiespalts in Preußen zufinden.«

Undnun gardiedeutscheFrageselber!Eswar Opposition, dieVerwirklichungdes-Programms des Nationalvereins zuverlangen,eswar Opposition,von derProklamirungderReichsverfassungvon 1849zu sprechen,eswarOpposition,an dieBerufungeines deut- schen Parlaments auf Grund des von der deutschen NationalversammlunggegebenenWahlgesetzeszu denken.

Undheute? ·

So könntenwir noch manches Beispiel dafüran- führen,daßderBegriffdessen, was dieselbeRegierun alsOpposition betrachtet,indenletzten Jahren vielfach

gewechselthat,wir wollen hiernur nocheinBeispiel

erwähnen,umzuzeigen,wiesichdieserWechselaufallen Gebietenvollzogenhat, Eswar nochvor ganzkurzer ZeitOpposition,dieAufhebungderWuchergesetze zuverlangen,heutewürdeman esalsOppositionbe- zeichnen,dieWiedereinführungderselbenzufordern.

Was ergiebt-sichnun aus"..alldiesen fürdendenken-

denLeser? «

Erstens,daßes—sehr schwer ist, zu wissen,obnicht ein Blatt beimbesten Willen,dieRegierungzu, unter- stützen,in dieLage versetztwird, ihrOppositionzumachen, denn wenn derRedakteur heuteeinen Artikelschreibt«

indem keineSpurvonOppositionzufinden ist,so kann derselbemorgen, wenn ergedruckt erscheint,zurUnter- stützungderheftigsten Oppositiondienen·

Zweitens abersiehtderLeser, daßdiesogenannten oppositionellen Forderungen schonjetzt theilweisevonder Regierungerfüllt find, daß alsodieRegierungihreBe- rechtigunganerkannt hat.

Was abersollenwirthun, wenn wir nichtwissen, obdas,was heutoppositionell ist, nichtmorgen regie- rungsfreundlichistundumgekehrt,und wenn wirsehen, daß sovieleunserer Forderungen,wegenderenman uns oppositionell genannt hat, jetztvon derRegierungund ihren Freundenalsberechtigtundnothwendiganerkannt

wordensind? , .

Wir denken,die Antwort istsehreinfach·Wirsollen fortfahren, innerhalbdergesetzlichenSchrankendemnach- zustrebeu,waswir alsheilsamundnotwendig fürunser Vaterland erachten, hoffend,daßder eitpunktkommen wird,wo man auch diesesStreben nicht mehralsOp-

position bezeichnenwird. «

Politische Wochenfchau.

Preußen. Seit derletztenWochenschauistdiepreußische Armee in Böhmen unaufhaltsam vorgerückt.Sie hattdie österreichischeArmee aus einer Stellungnach der andern gedrängt,undeshatfastanjedem TageeinblutigesGe- fechtstattgefunden, WelchesämmtlichinihremAusgangeden preußischenTruppengünstigwaren. DieneuesteNachricht, welcheuns vorliegt,ineldetnun einengroßenentscheidenden Sieg vor Josephstadtund Köiiiggratz.Jn derSchlacht,.

welcheam Juli stattfand, war dieganze östreichische Nordarmee Mltderpreußischenengagirt,und wurde die letztere, wiegemeldetwird, vollständigausdasHauptge- schlagen.QlePreußen habenvieleKanonen und Fahnen alsZeichen ihres Siege-serbeutet. «

Jn all»diesenGefechten,sowiein derHauptschlacht, wurde einesehr großeZahlderöstreichischenArmeezu Ge-

Bngenenerwundeten,gemacPot;kannrechnetmanmanwohldazuannehmen,dieGefallenendaß mehrund-dieals der vierteTheilderösterreichischenVordarmeevernichtetist.

Der Restsollsich nachden vorliegendenNachrichtenin voller Auflösungbefinden,so»daßvoraussichtlichdiebeiden Festungen JosephstadtundKöniggrätzkeinen großenWider- standleisten werden. »

Ob sichdiepreußischeArmee nun nachPkagwenden-Z wird, oderobman versuchenwird,in derRichtung auf Wien weiter vorzudringen,darüber verlautet noch nichts.

JndiesenGefechten sindaberauch sehrvielevonunseren braven Truppen gefallen,und einenochvielgrößereZahl istverwundet. Zuihrer Verpflegungwird allesgethan,

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was nurmö li ist, aber fürdieungeeureZahlderVerwun-

«deten,weissechObdach,ärztlicheHil»eundPflegeheischen, müssenauchganzungemeineAnstrengungengemachtwerden, und esist daherindieserBeziehungjedeGabeandiebe- treffendenKomites erwünscht.Es sinddieSöhne»und Brüder des Volkes, welcheverwundet und·elenddarnieder- lieen, esist SachedesVolkes, ihnen ihreQualen zu linern.

Wir fügenzuunserenWorten eineMahnung,welche dergreife Friedrich Horkort indieserBeziehungandas

esanimte preußischeVolkrichtet. »FürunsereimFelde

stehendenKrieger-«soschreibter»wer-denin den Gemeinden Privatsammlnngen veranstaltet. Die Sacheistanundsur sich iingenieiii lobenswerth,zuerörtern ware nur dieVer-

wendungderGaben. , .

»Die direkteAbsendungandieTruppeutheilehattsichxim jüngstendäuischenKriege nicht sehrbewährt,mancherlei»Ver- wirrungfandstatt. Der Soldat, welcherin Reihund Glied sicht,mag zuweilen Mangelhaben, alleinerschlagt

ch durch, auch istdieZahlzugroß,alsdaß die Privat- unterstützungaufseineErnährungvon wesentlichem Einfluß sein könnte. Anders verhältessichmitdenKrankenzden Verwundeten,Krüppelnund Invalidenund denHinter- bliebenen. Was

geschagNink?dieserHinsicht1813, 1814,

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lslkDiedKroiiinakiiiciienstdes 1.Landwehr-Regimentswurden

vom 20. bis25. Dezember1813«gebildet»undam12.Ja-

nuar 1814 hattendieFrauenvereinebereits 15,0Q0·Thaler aufgebracht.1814 wurdedaskirchlicheDankfestgefeiertund dieSammlung fürdieVerwundeten undHinterbliebenen beliefsichauf 18,464 Thaler.1815folgtenausderHeimath Boten demHeere nachFrankreichmitAufträgenundGeldern dereinzelnen Familienanihre Söhne.DieFrauenvereine, inErfüllung ihresedlen Berufs, mit arter HanddieWun- denzuheilen, welchedie rauhe Nsännerfaustgeschlagen, sandtenKommissareauszurUntersuchungundUnterstützung derLazarethe.So fandBrune als rettenderEnslim

KlosterCambre beiBrüssel,einsam inwaldigeregend vieleschwerVerwundetehilflos inderKirche auf faulem

StrohodernacktenSteinen » » »

»DieArmeen,mogensievorwarts stürmenoderrurkwarts rÜckelhsind NieimStande-NachgroßenSchlachtendie La- zarethe sorgfältigzu überwachen-deßhalbistderTyphusder

ürenel.

ZinsZukunft der Invaliden undHinterbliebenenisteben

sowenig gesichert. »

,,Nachdemersten »dänischenKriegeerhielt ichaus der Mark denAustrag,dieVerwundeten MBerlinzubesuchen Und zuunterstützen.Jeder Krankeerhielteinen Louisd’or

undjederabgehendeJnvalide ein-Kapitalvon 100 bis

250 Thlrn., um sein Fortkommenin derHeimathzube- gründen.

»Viel-gund Marksanimeltenüber 20,000Thlr. fürdie Denksälllevor dem Hotelder JUVCIidM,welche Berlin

überragt. -

»GeldfürVerpflegungverschwindetinderMenge,das für LazakekheiMitUmsichtverwendet(nachderArtderJo- hanniter), erhältvieleamLeben,undjenes für Hinterbliebene UndInvaliden istderDank desVaterlandest

»Esgiltnicht,dieVerpflichtungendesStaats

zuubernehmen, sondern darüber hinaus zugehen!

JederKreisoderRegierungs-Bezirksollteselbstständigauf- treten undhandeln.«

Die hannöverscheArmee hatam 27.v.M.den Versuch gemacht, sichbeiLangensalza durchzuschlagen.

Das Gefechtwar einsehrblutiges;aufpreußischerSeitehat sich besondersdasBerliner Landwehr-Regiment ausgezeichnet, welchesdenaltenRufderLandwehr glänzendbewährthat.

EsgelangdenHannoveranern nicht, durchzubrechen,undam 28.habensiekapitulirh DieTruppensind inihre Heimath entlassenworden,Nachdemsieihre Waffen abgegeben haben, dieOffiziete k)(1b'(’11sich verpflichten müssen,einJahr lang nichtgegenPreußenzudienen. Ganz besonders werthvollist dieAuslieferungvonetwa10,000PferdenanPreußen.Der Königvon Haniiover hat seinenSitzaus einemSchlosse seines SchwiegervateismAltenburgenominen.

DiepreußischenTrupch habenNassau besetzt,undwahr- scheinlichwirdindennächstenTagenauch dieBesetzllngvoll HessensDarmstadt und Frankfurt a. M. erfolgen.

DieTruppendersüddeutschenStaaten habeneinenZuwachs durchdas badische Armeekorps erhalten,daderGroß- herzogvonBaden gezwungenworden»ist, sichderKoalition gegenPreußen aniiischließen.

Das Fürstenthuin Hohenzollern istvon baierischen undwürttembergischenTruppenbesetztworden. Von den Beamten istverlangtworden,sie sollendeinKönigvon WürttembergdenEidderTreue schwören,was siejedoch sämmtlichverweigerthaben.

Das ofsiziösesteBlatt unsererRegierung,dieNorddeutsche Allgemeine Zeitung,trittsehr entschiedenderAnsichtentgegen, alsobdieRegierungdaran denke, diejetzt besetztenLänder zuannektiren,sie wollesich,sosagt jenes Blatt, auf die DurchführungdesBundesrcforinprojektes beschränken.

SehrwichtigmußeinArtikelindemamtlichen Tleil des»Staats-Anz.« erscheinen,nach welchemdiepreußische

Regierungbeabsichtigt,diejenigenunterdengefangeneiiOester- reichern,welcheJtaliener sind, nachdemKönigreichItalien zuschicken,und,sollen schon italienische Ofsiziere, welchedie Ueberführungleitensollen,erwartet werden.

Während unsere Truppen auf-demSchlachtfelde ihr Leben fürdieäußereMachtstellungunseresVaterlandes in die Schanze schlugen,hattendievom Volke am25.v.M.ge- wähltenVertrauensmänner am3.d.MJdiePflichtzuer- füllen, die Männerzuwählen, welchein deindemnächstzu- sammeiitreteiidenAbgeordnetenhausedenWünschenund den AnsichtendesVolkesAusdruckgebensollen. Das Resultat derWahlen liegtunsnochnichtganzvor,aber schon sehen wir,daß so mancher Name, dessen TrägerwirJahre lang- alseinen derVertheidigerderVolksrechte gekannt haben, fehlen wird; eshatdieZahlderAnhängerderRegierung ganzbedeutend zugenommen, ohnedaßsie jedochdieAussicht hat, selbstindieserneuen Kammer fürihreAuffassungvon derBeseitigungdesinnerenKonfliktes durcheinfacheAuf- rechterhaltungderForderungenderRegierungdieMajorität zu erhalten. MögedasWirkendesneuen Abgeordnetenhauses

einsegensreichesfürunser Vaterland sein!

Die deutsche Frage und ihreLösung.

Jndiesem Augenblickesteht fastdasganzedeutscheVolk inWaffen,undJedermann hofft, daßdasResultatdesblu- tigen Krieges, dessen ersteundzahlreicheOpfer schon gefallen sind,dieHerstellung einer deutschen Einheit sein werde, wiesiealleindemVolkeinenErsatzbietenkannfür.

dieDrangsaleeinesKrieges. .

Preußen,welchesdiegesammteliberaleParteiinDeutsch- landseit JahrenalsdenStaat betrachtethat,derberufen sei,dieFührung Deutschlandszuübernehmen,Preußen hatdieWaffenergriffen,um, wieseinefRegierungesver- kündethat,denihm unbedingt nothwendigen Einfluß in Deutschland zugewinnen. Um diesen Einfluß sichzu

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sichern, mußteessich natürlichinersterLiniegegenOester- reichwenden, dessenHerrscher sichnochimmernichtvon dem Gedankenfreimachenkönnen,daß.1hnen,als denNachfolgern derehemaligendeutschenKaiser,auch heut nochdieersteund dieleitende Stellung inDeutschlandgebührt, gleichvielob dieInteressen Deutschlands solchesfordernodernicht.

Neben diesem gegenOesterreichzubestehendenKampfe läuftinzweiterLiniederKampfgegendieeinzelnendeut- schenFürsten,welchesichderGeltendmachungdespreußischen Einflusseswidersetzemnebenher,aberman wirddiesemKampf fürdenAugenblicknur eineuntergeordneteBedeutungbei- legen könnengegenüberdengewaltigen Anstrengungen,welche Oesterreich·macht,umseinenalten EinflußinDeutschland, aufdemein großer Theil seiner Macht, jatheilweise sogar dieMoglichkeitseinerExistenzberuht, aufrechtzuerhalten.

Deshalb fordertderKampfgegenOesterreich auchvon demPreußischenVolkediegrößtenOpfer. Zwarhabenwir auchin demKampfegegenHannovereinGefechtlzubestehen gehabt,welchesvieleunsererBrüder imHeere da)ingerasft )at, aberdieseZahl,so groß sieauch imerstenAugenblick erscheint, verschwindetgegenüberden Verlusten,welchewir bei demsiegreichenVorrückenunsererArmee inBöhmen gehabt haben müssen.Esfehlenzwarnoch allegenauen Angaben über dieZahlenderTodten undVerwundeten indeneinzel-

nen Gefechten,aberunserebraven Triippenhabendortden Feindschrittweiseausseinen geschütztenStellungen vertrieben, und nachdenvorliegenden AngabenüberdenVerlustder Oesterreicherdarfman wohl annehmen, daß unsere Verluste einesehr großeHöhe erreichen.

Undworin bestehendiese Verluste? EsistdasBlutder SöhneundBrüder desigesammten Volkes, welches auf den SchlachtfelderninBöhmen geflossen ist,es istderStolz des Landes, welcherinlangenReihendenBodendesfrem- den Landesbedeckt! Zwar haben sie ihrLebennichtnutzlos geopfert,siehabendamit·den SiegderpreußischenWaffen erringen helfen,aberwennauchjedes preußischeHerz höher schlägtbeiderKunde jener Siege, sofordert derhoheund kostbare Preis, derfürjene Erfolgegeahlt ift, dochzu der Frageaufi WelchesistdasZieljener c-«iege?

Undwenn wirunsdieseFragestellen,so gleiteteinweh- müthigerSchattenüberunsereSeele,welche sichdesSieges freuen will. Wirmeinen,für solcheOpferkannunsnur einPreisentschädigen,derallerWahrscheinlichkeitnachauf friedlichemWege nichtzuerreichen«gewesenwäre,und der einen Zustand schafft, welcheruns gegen dieNoth- wendigkeit sicherstellt, inzehnoder zwanzig Jah-

ren von Neuem das Schwerdt ziehen zumüssen, und unsern Einfluß inDeutschland herzustellen und zusichern.

Jstnun aber dasjetzt vorliegende ProjektderBundes- reformeinsolcher PreisundbietetesdienothwendigenGa- rantieen? DieseFrage müssenwir leider verneinen. Das vorliegende Projektbietetuns eigentlichnurdasallergeringste Band derdeutschenEinheit, sodaß wirglauben,wenn die deutschen Fürsten auch jetztimAugenblick,verlocktdurch OesterreichsVersprechenauf eineUnterstützung,sichgeweigert haben, diesesReformprojektanzunehmen,sie sichdoch, sobald sienur erstgenaumitdemJnhaltbekannt gewordenwären, undsobaldsiedieUeberzeugungvonOesterreichs Unsäbigkeit, siezuunterstützen,gewonnen, entschlossenhätten,diever- langten geringen Konzesswnenzumachen.Aber sie haben esnicht gethan,und Preußen hatzurAenderungdesbestehen- den,unzweifelhaft schlechtenZustandesdasSchwerdt ergriffen.

Gewährtnun dasBundesreformprojekt,wiedessenDurch- führungmitdemSchwerdte gesichertwird,dieGewißheit, daßeineWiederkehrdesjetzigen Zustandesin Deutschland fürdie Dauer unmöglichwird? Wir glauben nicht.Wir glauben, daßinnicht allzulangerZeitdiedeutschenMittel- undKleinfürsten,unterstütztvonHabsburgs Jntriguen,sich demDruckdespreußischenEinflusseswiedersoweit entziehen würden, daß PreußengenöthigtWäre,von Neuem das Schwerdtzuziehen,um denihm nothwendigenEinflußin Deutschland herzustellen. Also mußteeinanderes Zielauf- gestelltwerden alsjenesBundesreformsProjekt.Daßman aberfürdenAugenblicknochkeinRecht hat,ailf einesolche AenderungdesKriegszieleszuhoffen,dasgehtdaraus her- vor, daßman nochimmer demKurfürstenvon Kasselund demKönigvonHannover anbietet, sievon Neuem inihr Landeinzusetzen,wenn siesichzurAnnahmedesvorgelegten Reformprojektesbequemenwollen.

DieserUmstandistesaber, welcher allgemeinzuder BefürchtungAnlaß giebt,derPreisdesKampfeswerdenicht demgebrachten Opfer angemessen sein,undwelcher auchdie Siegesfreudedrückt. Es.verlangtdas preußischeVolkganz mitRecht, daß ihmdieGewißheit werde, am Ende des Krieges stehe nicht deralte deutscheBund indereinen oderderanderen Form,sonderneswillsicher sein,daß die deutsche Einheit dadurchvollkommen sichergestellt werde,daß deneinzelnenFürsten ihreSouveränität zu Gun- stenderCentralgewalt so eingeschränktwerde,daßsie den Restderselben niemals so geltend machenkönnen,daß da- durcheineUneinikeitinDeutschland selbst hervorgerufen werde. So verstet das preußifcheundmitihmauchdas ganze deutscheVolk dieEinheitDeutschlands und sover- langtesdieGestaltun derselben.Möge ihm rechtbalddie Gewißheitwerden,da esaufsolchebefriedigendeZustände nachderBeendigungdesKrieges rechnenkann.

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Stettin, im Juni1866. «

Die Expedttion der Oder-Zeitung.

VerlagvonAlex anderJon asinBerlin.DruckvonFranzDunckerinBerlin.s—·BerantwortlicherRedakteurundHerausgeber:Dr.Lewinsteinin Berlin.

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