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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 2. Juni, Nr 22, 1866

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Sonnabend, 2. Juni. .M 22. 1866. 3.Jahrgang.

Die Verfassung.

Weiher-blausur des Welle

Erscheintjeden Sonnabend PreisvierteljährlichbeiallenPreuß. Postanstalten 41-, Sgr., beidenaußerpreußischenPostanstalten

A.

73JeSgr,»inBerlin bieaUenZeitungssSpediteurenincl.Botenlohn6Sr. inderExpeditionTauben traeN. 2 1 ·

JuseratedieZeile2SIng - s ß r 7, 4X2Sgr

An unsere Leser.

Die vorigeNummer unseres Blattes istvor der Ausgabe mit Beschlagbelegt worden. Da fürdieBeschlagnahmekein Grund angegebenwurde, so

waren wirnichtimStande,mitHinweglassungdesan- geblich strafbarenArtikels eineneue Ausgabezuveran- stalten,und hofer wirdeßhalbanfdieguttigeNachsicht unserer Leser. Was denInhalt derpolitischenWochen- schau anbelangt, sowerden wirdenselbenim wesentlichen inunsereneue WochenschauausnehmenDerLeitartilel unseresBlattes beschäftigtesichmitderVerordnung über dieErrichtung von Darlehnskassen und die Ausgabe von Darlehnskassenscheinen. Wir sinddarin unserer Pflichtnachgekomnieu,denBedenken, welchewirgegendiese Maßregel hegen,Worte zuleihen;

möglich,daß dieseBedenken in eineForm gekleidet waren, welchealsdiegesetzlichenSchranken überschreitend betrachtwordenist;wirsindunsdeseifrigen Bestrebens bewußt,innerhalbdervomGesetzegezogenenSchranken zubleiben. BeiderWichtigkeitdesGegenstandeswerden wir denselbenheutan einer anderen Stelleunseres

Blattes besprechen. »

Ein zweiterArtikel unseres Blattes beschäftigtesich mit der Ansprache der Pro»Pinzial-Korrespon- denzan diepreußischen Wahlen Wirlassen hier mit Rücksichtauf diebevorstehendenWahlen einige Stellen ausjenemArtikelfolgen.Der Artikelbeginnt:

Die »Provinzial-Correspondenz«Pom16» Mai enthält eineAnsprache»eindiepreußischenWahler«.Beidemher-«

vorragend ofsiziösenCharakterdesgenanntenBlattes müssen wir annehmen, daß dieseAnsprache1»mAuftrageder Re- gierungselhstgeschriebenist,undwir durerihrdeßhalbdie Antwottmchtschuldigbleiben.

Dieacht Minister(dennausihnen bestehtdieRegierung) verlangen, daßwirsolcheMännerzuAbgeordnetenwählen sollen,dieimAngesichtedesdrohenden KriegesdenStreit Mitihnenüber dieAuslegungderVerfassungaufgebensollen.

,Cs,sagen sie,wärejetztdiePflichteinesjedenvaterlands- liebendenManneös Gewiß, jeder vaterlandsliebende

ManymUßNachallenKräften dazu beitragen, daßder innere Streit eUdlichanhökk-daßderinnereFriedeendlichwieder- hekgestelltwerde. Aberwirfordern dieseVaterlandsliebe vor

allen Dingen auchvon denMinistern. Sie habenalle MachtinHänden, welchediehöchstenStaatsämter einerso kleinen Anzahlvon Personennur irgend verleihenkönnen.

Sie vor Allem könnendeninnerenFriedenwiederherstellen, wennsienur denrechten Weg dazu einschlaen. Aberbis jetzt habenwirleidernoch nicht gesehen, daßsiediesen Weg zufinden vermögen.

Siesagen nämlich,daß sie»andenseitherigenRegierungs- grundsatzenausgewissenhafterUeberzeugunfesthalten«.Ge- wißtadeln wir siedeshalb nicht,dennan feinergewissen- haftenUeberzeugung festzuhalten, ist die erste Pflicht eines jeden rechtschaffenen Mannes. Eben darum haben auchdie MännerdesVolkes diesePflichtzu üben. Nun aberhatdieweitüberwiegendeMehrzahlaller denkenden undarbeitenden Männeriin Volkeeine andere ge- wissenhafteUeberzeugung,als dieMinister.

Der Artikelschließt:

«Die·Minister können doch unmöglich glauben, daß diegewissenhafte Ueberzeugungvon achtMännern einen größerenWerth habe,alsdievonMillionen. Undwenn sie»Die·esUnabhängigkeitglaubten»so-könnenund diesie doch nochEhredesvielLandesweniger sagen:kann nur

durch Einigkeitdes Volkes und derRegierung behauptet werden,aberwirwollendiese Einigkeitnur dannherbeifüh- ren, wenn dasVolkuns nachgiebt.« Ebenso istesganz undenkbar, daß sie sagen sollten: »Wir verzichtenaufdie ErhaltungderUnabhängigkeitund derEhre desLandes, wennwirzugeben sollen, daßdas LandvonMännern regiert wird,dieandere Regierungsgrundsätzebefolgenalsdie, die wir selbstaus»gewissenl)afterUeberzeugung«befolgenmüssen- so langewirim Amtesind.«

Gerade dieAnspracheder »Provinzial-Correspondenz«

mußuns nochmehrin demVorsatzebefestigen,mitaller Kraft die Wahl solcher Abgeordneten durchzusetzen, dieunserer gewissenhaften Ueberzeugungentsprechen. Hal- tenwirfestan demSatze,daßdie Unabhängigkeit, dieEhre Unddie Wohlfahrt desgesammten deut- schenVaterlandes nur gerettet werden können, wenn zuvor das verfassungsmäßigeRechtin Preu- ßen wiederhergestellt ist.

Jn wenigenWochenwird daspreußischeVolkan denWahltischtreten,und soGelegenheithaben,sein Urtheilüber diejetztvon derRegierungbefolgtePolitik auszusprechenWir habenkeine andereAufgabe,alses

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zumahnen,dabei derbeschworenenVerfassungundder durch dieselbedemVolke gewährleistetenRechte einge- denk zusein,undwirwerdenuns dieserAufgabenicht entziehen.

Denkschlandund derKongreß.

DsmiiächstsollinParis eineVersammlungvon Gesandten-.oderMinisternderfünfGroßmächte,Italiens und einem Bevollmächtigtendes deutschenBiindes zusammentreten England,Frankreich undRußland habenalsBerathungsgegeiiständevorgeschlagen:1)die venetianischeFrage,2)dieschleswig-holsteinischeFrage, Z)dieReformdes deutschenBundes. Wieesheißt, sindItalien,OesterreichundPreußen darauf eingegan- gen, sichan derZusanimenkunstzubetheiligenundder deutscheBundestagscheintnichtabgeneigt,einenBevoll- mächtigtennach Pariszuschicken.

Von deritalienischenRegierung findenwiressehr erklärlich,daßsie sichaufdieKonserenz einläßt.Sie will Venedighaben,und das Bewußtsein,indiesem Streben von derBevölkerungganzItaliens gestüttzu sein,FrankreichundEnglandauf ihrer Seite,Rußlaud

undPreußen nichtgegensich zu haben, macht sie stark undläßtinihr nichtdieBefürchtungaufkommen, daß derKongreßgegensie entscheidenwerde. Oesterreich konnte dieBeschickungnicht verweigern,daessonstvor

anzEuropaalsderFriedensbrecher erschienenwäre.—- nglandund Rußland wollen einen Krieg vermeiden, in welchen sie sich nicht eiumischen können,derfür sie alsonur Verkehrsstockungen,aber keinenVortheilmit sich bringen würde,undFrankreichwünschteinmalseine RollealsSchiedsrichter Europaszubehaupten. Außer- demhosstesentweder beidieser Gelegenheitdieihm so lästigenVerträgevon 1815 endlich auch formellzu beseitigen,welche Napoleon111.,wie er kürzlichin Auxerre sagte, verabscheut. Für denallerdings wahr- scheinlichenFall, daßesdemKongreß nichtgelingt,den Friedenzuerhalten, dürften seineVerhandlungenwohl dieGrundlage bieten, auf derspätereineEinmischung Frankreichsin dieVerhältnisseanderer Länder,und besondersDeutschlands möglichwerdenkönnte.

AuchvonPreußenwollenwirzugestehen,daßesin Folgeseiner PolitikinderholsteinischenFragesichnicht wohlweigernkonnte, an dem Kongreß Theil zu nehmen,weil es sonst ebensowie Oesterreichim WeigerungsfallealsUnruhestiftervor Europa dagestan- den hätte;aber niemals darf es den dritten

Punkt der Verhandlung zugestehen Die

Reformdes deutschen Bundes isteinereindeutsche Angelegenheit,inwelcherfremdeVölkernichtsmit-

zuredenhaben. « «

FrankreichundEngland sinddiegeschworeneiiFeinde der deutschenEinheit Sie habenihr ja stetsein HindernißindenWeg gestellt,und darin werdensie fortfahrenGlaubt GrasBismarck wirklichinParis Unterstützungfür seinenAntragaufdieZusammenbe- rufungeinesdeutschen Parlamentes zu finden?Wir denkendieunverschämteRedevon Thiers, welchevon

ganzFrankreichwieeineHeldenthatbejubelt wurde,in derdieFurchtvor derEinigungDeutschlandsundzu- gleichdieübermiithigeErklärung,daß Frankreichdie- selbe nichtduldenwerde,klarausgesprochenwar, sollte nochin AllerGedächtnißsein.

Wir könnendaher nichtanders,als esoffenaus- sprechen.Es würdefürPreußeneineDemüthigung sein,wenn es nachParisginge,Umdort dieErlaub- nißcrzurBundesreform einzuholen.

ollen wirnochetwas über denBundestaghinzu- fügen?Kann wohl Jemand den Glauben hegen, daßdie versammelte Vertretung des deutschenVolkes sichbereit finden lassenwürde, einen Abgesandten nach Paris zu schicken,um dort mit den Gesandten fremder Mächteda- rüber zu berathen, inwie weit das deutsche Volk berechtigtseinsoll, sichselbsteine neue

Verfassung zugeben?

Warum wollenalso diedeutschen Fürstendas thun,wozusichdieVertreterdervonihnen regierten Völkerniemals entschließenwürden?

WirhabenvorstehendenArtikeleinesunsererMitarbeiter gernausgenommen,dawirmitdemselbenin allenPunkten gleicherAnsicht sind,aberwirhaltenesfür geboten,die Be- merkungdaran zuknüpfen,daß seit einigen TagenmitBe- stimmtheitbehauptetwird, aufder bevorstehendenKonserenz, resp.

demKongreß,solle nichtdiedeutscheFragezurVerhandlung kommen,und esseieinGesandterdesdeutschen Bundes nur

deßhalbzudenKonserenzeneingeladenworden, weil essich beidenBerathungenumGebietsveränderungenhandelnwerde-, zu denendieEinwilliguugdesdeutschenBundes iiothwendi sei. Wir machen auch gleichzeitigdarauf aufmerksam,das

Hollandbei demBundestagdenAntraggestellt hat, Limburg mögeaus dein Verbande desdeutschenBundes entlassen werden.

Politische Wochenfchau.

Preußen.DieRüstungen gewinnen fortwährendeine größere AusdehnungAusallen TheilendesLandeshört man, daßdieLandwehrmännerersten undzweiten Aufgebotes eingezogensind, so daßvoraussichtlichsehrbaldgegen700,000 MMN imFelde stehenwerden. Daß jetzt schon, ehe noch derKrieg wirklichausgebrochenist,zuderEinziehungder Landwehr erstenundzweiten Aufgebotes gegriffenwerden muß,kanngewiß nichtalseineEmpfehlungderReorganis satt-M angesehenwerden. Inzwischenmehren sich diesen Rüstungen gegenüberauchdieKundgebungenaus denver- schiedenengroßenund kleinen StädtendesLandes, welche

PeikiWunschenach Erhaltungdes FriedensAusdruckver- ei)en.

DasBündniß zwischen»J·talienundPreußen soll

am 19.d. M.endlichvoin Konige unterzeichnetworden sein.

Wie man sagt,wirdindemselbendie AbtretungVenedigs

an Jtalienund eines entsprechendenösterreichischenLander- gebietesanPreußenalsZiel und ZweckdesBundnisseshin- gestellt,uiid»verpfllchtensichbeide Staaten gegenseitigsowohl imFall, daßsie selbst angreifenalsauch daßsievonOester- reichangegriffenwerden, zurUnterstützungdurcheinenAn- griff auf OesteireichObeinVertrag zwischen Preußen und Frankreich leichfallszurUnterzeichnungfertigvor- liegt,lassenwirdahingestellt;eineNotizdesossiziellenfran-

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zösischenBlattes stellsteinenVertrag zwischen Preußen, Jtalien und Frankreich inAbrede. Die inletzter Zeit wiedervielfachverbreitetenGerüchtevon einemVerkaufder Saarkohlengrub en odereinerAbtretung dlefesGebleteö

anFrankreichwerden offiziösmitdergrößtenBestimmtheit alsunrichtigbezeichnet.

Den BemühungenFkankkeichs,EnglandsundRußlands istes

VgelungemdieEinwilligungder·dreiinWaffen stehen- den ächtezurAbhaltungvon Friedenskonferenzen in Paris zuerhalten, welche wahrscheinlichinderzweiten Wochedes Junidort zusammentretenwerden«JnPreußen solleninFoledessen schondiefernerenTruppenbewegungen für vierzehnageeingestelltwordensein. »

DieRegierung hatneun Tage nachderAuflosungder Kam-

mern eineneueOktroyirung aufGrund»desArtikels63der Ver- fassungvorgenommen. Siehat namlicheine Verordnung über dieGründung öffentlicherDarlehnskassenund dieAusgabe von Darlehnskassenscheinen, datirtvom

18.Mai 1866,erlassen.DieDarlehnskassensollenin»Ber- lin und in denOrten,woFilial-Anstaltenderpreußischen Bank bestehen,wenn eserforderlich ist, errichtetwerden.

Wo solche FilialsAnstalten nicht bestehen,werdenzurVer- mittlungderDarlehnsgeschäfteAgenturen gegrundet.Als DarlehnewerdenDarlehnskassenscheineausgegeben,welche·alle öffentlichenKassenzuihremvollenNennwerthe acceptiren.

Im Privatverkehr tritt ein Zwang zUderart-AU- nahme nicht ein; derGesammtbetrag soll25Millionen nichtüberschreiten. DieDarlehne,»welchegegenPfandvon Waaren oderWerthpapiereii inländischerKorporationenaus-

eebenwerden,könnennur imBetragevonmindestens50

Esalernundzwaraufdreioderausnahmsweise auch mehr, höchstensjedochsechsMonate, ertheiltwerden. Wirdnachder Verfallzeit nicht Zahlung geleistet, sokann dieKassedas Unte fandverkaufen lassen. AnderVerwaltungderDar- lehns assenscheine betheiligt sicheinRegierungs bearnter, welcherbeiallen-Anträgen wegen Darlehnendas Versa- ungsrecht hat. Einebestimmte Vorschrift,unter welchen

BedingungenDarlehne gegebenwerdenmüssen,enthältdie Verordnug nicht. ,

Wir haltenesfür unsere Pflichtgegen unsere Leser- hierdasVerhältnißder Verordnungzuder»Verfassung selbstetwas näherzubeleuchten.Der Artikel 63 der VerfassunggiebtderRegierungdasRecht,imNothstand Verordnungenzuerlassenmit Gesetzeskrast,diedann»dem LandtagezurGenehmigung vorgelegtwerden müssen.Alle Steuer-Anlehen- undFinanszesetze sollenaberwirkliche Gesetzeund nichtVerordnungen mitGesetzeskraft sein. Von Uebernahmevon Garantien,diedenStaat belasten, istaberindemArtikel63unserer Verfassunggar keineRede. Bis jetzt habenwirau»chnochkeine Stimme gehört,diesichdafürausgesprochen·hatle,daßderArtikel 63

derVerfassungder Regierung»dieBefugnißzum Erlaß solcherVerordnungen,wiedieuberdieDarlehngkassenek-

·theilthätte.Das Ministerium selbst hatauch garkeinen Versuchzu einemsolchenNachweisegemacht,denndieseVer- ordnungistohnedenüblichenBerichtdesMinisteriumser- schienen,in welchemErlaßder Nachweis sowohlder Verechtigzmgals der Dringlichkeitgeführtzu werden PflegtIN derThatwürdeauchjederVersuch,diesen Noth- standsartikelauf Finanzgesetzeodervielmehr auf »Finanz- ver ordnungen«anuweiiden, einfachdasGegeutheilbe- wlesenhaben.DasblosjeWort»Finanzverordnung«-»Steuer- VewrdIIUU8«MitGesetzeskkaftWidersprichtdemGeisteder Verfassungso bestimmt-DIEauchdiekühnsteAuslegungvor Mem solchenVersuchzuruckschreckenmuß.Was sollte auch

bei einer solchenFinanzverordnungmit Gesetzeskraftdie nachträglicheGenehmigungdesLandtagsbedeuten? Wenn dasGeldein Malverwandt ist,das durck einesolcheFinanz- verordnung flüssig geworden ist,was )ilftdann nochdie nachträglicheGenehmigung?Bisjetzt istesauchnochNie- mandeingefallen, daßder Artikel63derVerfassungzum ErlaßvonFinanzgeletzenbenutzt werdensoll.DasVolkhat aberumso mehr Ursache, sogleichbeidemersten Versuch dazu dieAugenauszumachen,alsebensogut,wiejetzteine VerordnungmitGesetzeskraftüberDarlehnskassenerschienen ist, auch-eine solcheübereineneue Steuer oderdie Aus- gabevon beliebigen Mengen Papiergeldes überlassenwer- denkönnte.

Esliegtaberauf derHand,daßeinesolcheMöglichkeit den KreditdespreußischenPapiergeldes sehr erschütternwürde, und eswird daherderVortheil, welcher demHandelund der Industrie aus dieserMaßregel erwachsen soll, durchdie Verkehrsstörungen,welcheeineEntwerthungdesPapiergeldes mitsich bringt, aufgewogenwerden.

NebendieserVerordnungüber dieDarlehnskafIlenscheine

beschäftigtman sich jetztüberallsehr starkmitden usschrei- bungenderLandlieferungen fürdieArmee,welche auf Grund des Gesetzesvom 11. Mai 1851 ausgeschrieben worden. Dieselbentreffenden Landmann sehr hart,undwie wenigman zurErfüllungderausgelegtenVerpflichtungge- neigt ist, zeigtz. BJder aufdemKreistagzuThornam 25.Mai eingereichteProtestvon 14Mitgliederngegen jede Bewilligung von Steuern und Lasten, denen dieZustimmungdesAbgeordnetenhausesfehle, zumalweder inderGesetzsammlungnochim StaatsanzeigereinBefehl desKönigszurMobilmachuiigveröffentlichtsei.Die Be- rathung dieses Protesteswurdevom Landrath verweigertund beschlossen,dieerforderlichenLeistungendesKreisesdurchNa- tural-Lieferungzubeschaffen. JnRagnit haben aufdem KreistagedieliberalenMitgliederanderWahliderKommission zurUntervertheilungderLieferungenkeinenTheilgenommen.

Die-Urwnhlen sollenam 18.oderspätestensam 20.

Juni stattfinden.

JmganzenLande istman mitdenVorbereitungenzu denWahlen beschäftigt.Eszeigt sich allenthalbendieStim- mungderart, daßdieWiederwahlderMitgliederderMehr- heitdesAbgeordnetenhauses,soweit diese sichbereit erklären, wiedereinMandat anzunehmen, gesichertist. Wirmachen unsere Leser aufdie imJnserateiitheil unseresBlattes ange- zeigte Broschüre aufmerksam, welchealsganzbesondersge-

kignetzurVerbreitungindenWahlkreisenempfohlenwerden ann.

Dergreise FriedrichHarkort veröffentlichteineReihe

PosisiZeitbetrachtungen, aus denenwirhier einige folgen

aen:

»JeglichemDingkommtsein Tag«,sagtEin altesWort;

alkchdasMinisteriumBismarck scheintseinen Höhepunkter- reichtzuhaben.DieKammem sind aufgelöst,keine Volks- vertretung istinschwererZeit vorhanden.»Der uneinnehm- bareWallderVolksüberzeugiin««umgiebtdasRechtnicht mehr! DerFinaiizminister istohneBudget,unddas»hei- deninäßigvieleGeld-·hatdiereißendsteVerwendunggefun- den,um fasteinehalbeMillion derArbeitsfähigstenvon ihremGewerbeunter Gewehrzubringen. ·

HandelundIndustriesind erlahmt;das Vertrauenin allePapiere istinerlchreckenderWeisegesunken;dieCourss zettel weisenbereitsdenVerlustvon Millionen nach.»» Der SegenderArinee-Reorganisation,»welcherbeiDiips peinoch zweifelhaftwar,ist durchdiejetzigeMobilixiachxmg handgreiflichillustrirtworden —- dieNatWU bedarf keiner

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weiteren BelehrungüberdiesenPunkt:dieStimmung ist leichtaufdenBahnhöfenundAppellplatzenzuerfahren.

Man vergißtbeidieserkostbarenDemonstration,den unabweisbaren ForderungendesburgerlichenLebensRechnung zutragenunddieFrage,obKabinetskriegoderVolkskrieg, zuberücksichtigen »

Treffend urtheilte NapoleonIlI.: ·Das prußischeHeer ist bestimmt,dasVaterland zuvertheidigenund nichtdie Völker zuunterjoen·!«FürdenGeistvon 1813—15 fehlt Herrnv.Bismar dieBeschwörungsformelHeutzuTage darfder Politiker nicht mehrallein nach Quadratmeilen, Thalern und Köpfen rechnen, sonderner muß auchdie riesenhafteKraftderöffentlichenMeinung,die in denKöpfen steckt,für seine Pläne gewinnen.DieMachteinesStaats beruhtnichtallein aufdemMaßseinermateriellen Kräfte, sondernaufdem beseelenden Geiste dasbewiesendie Niederlande vor 300Jahren jenem Könige gegenüber,in dessenReichedieSonne nicht unterging.

DerPremier sucht, nach eigenemGeständniß,feineHaupt- leistungen nichtinder inneren Verwaltung, sondernin der Leitungderauswärtigen Angelegenheiten Hier mußzuge- ebenwerden,daßdie Politikderfreien Handdiehöchste Jusbildun erlangt hat. Fast dürfen wir,wenigstensinBe- zugauf eutschland,mit demAraber derWüste sagen:

»Meine HandgegenJedermann undJedermanns Handge- genmich.«Wasdie

Herzogczsihümeranbelangt, sowurdeuns geboten,wasRechtund illigkeit fordern durften;will man mehr durchdieWaffen erstreiten, so überwiegenGefahr undOpferweitdenzuhoffenden Vortheil.Schon Hesiod bemerkte: »DieHälfte istoftvortheilhafterwiedasGanze.«

Die Nation willeinen

Kringnicht,welcherFreundund

Feindunter demHohnlachenerFremden indenAbgrund stürzenwürde.« »

EssindjetztdieVorschlägebekannt eworden, welcheder preußischeBundesgesandtedem zur Berat )ng despreußischen

’.Reform-Antrages niedergesetztenMauer-Ausschußder Bundesversaminlungschriftlich übergebenhat« Nach diesen Vorschlägen solleine Nationalvertretung periodisch zusaimmenberufenwerdenund diebisherigeStimmen -Ein-

heitunter den Bundesgliedernbei der Beschlußfassung

überspeziell bezeichneteGebietederBundesgesetzgebunger- setzen.!Die Reformvorschlägeverlangen außerdemOrgani- sationeinesgemeinsamenSchutzesdesdeutschenHandels im Auslande,dieGründungeiner deutschenKriegsmarineund Revisionder BundeskriegsiVerfassung Das speziellzum Zweck derVereinbarung dieser VorschlägezubernfendePar- lament sollauf Grund derdirektenWahlenunddesallge- meinen Stimmrechts gewähltwerden und zwaraufje 80—100,000 Seelen einDeputirterkommen. Bezüglich des passiven Wahlrechts erwartet Preußen Vor- schläge,erklärte aber eventuell schon·etzt,die bezüglichen Bestimmungen des Reichswahlgesetzes

von 1849 für annehmbar.

Jn Frankfurta.M.hat am20.d.M.derdeutsche Abgeordnetentag getagt. Dle Versammlungwar,wie die»Lib. Korresp.«darüber bemerkt,vorzugsweiseeineVer- sammlungvon AbgeordnetenderMittel-undKleinstaaten, besondersaber dessüdwestlichenDeutschlandsWenn man diebeliebte Mainlinie als Grenzenimmt, so kannman

sagen, daß 7J8allerAnwesendendenStaatensüdlichvon der Mainlinie angehörtenund, dakein einzigerOesterreicherda war, inderThatdersüdwestlichenStaatengruppe. Diese Zusammensetzung istum so wichtiger,alssiederHaltung der Versammlungein besonderes Gewicht verleiht. Die Anhänger Oesterreichs sind durchdenVerlaufder Ver-

sammlung geradebei dieser Zusammensetzungin ihren Hoffnungensehr getäuscht. Siehatten darauf gerechnet, daßderWiderwille gegen dasMinisteriumBismarck in Preußenund gegen dieaugenblicklichepreußischePolitik die Versammlung nichtalleinzuantipreußischenErklärunen, sondern sogarzumbestimmtenAnschlußanOesterreichfügten

würde. Alssiesich schon durchdieVorverhandlungendes AusschussesindieserHoffnung getäuschtsahen,inderunter Anderen auchdiebairischen Abgeordnetensi sehr bestimmt gegenOesterreich erklärten,richteten sichihreAgitationen sogleichgegen denAbgeordnetentag selbst.Siesuchtendie Versammlung selbstdadurchzu stören, daß siebei Aeußerungengegen Oesterreich Kanonenschlägeauf den Gallerien explodiren ließen. AuchdiesogenannteVolkspartei dessüdwestlichenDeutschlands, welchedieTriasidee vertritt, war mitdem Abgeordnetentag nicht zufrieden.Sieberief deßhalbaufdenNachmittag desselben TagesundamAbend desselbenTageseineVolksversammlunginwelcherBeschlüsse ganzim Sinne jenerpartikularistischenParteigefaßtwur- den. PreußischeAbgeordnetewaren nur wenigeda,ohne Zweifelldurchdiegroße Entfernungunddurchdievielfachen geschäftlichenStörungen, welchedieMobilmachunginallen Kreisenherbeigeführthat, abgehalten. Die Resolution, welchederAbgeordnetentagaufdenVorschlagdesAusschusses mitsehr großerMajoritätannahm,verdammt dendrohenden Krieg aufdasallerschiedenste.SollteeineVerhinderungdes Kriegesin derletztenStunde mißlingen,so sei danachzu trachten,daß derselbe aufdenengstenRaum beschränkt werde. Esseienalsodienicht betheiligtenStaaten,besonders Südwest-Deutschlands, verpflichtet, sich nicht ohne Nothin denKriegzustürzen.Die Landesvertretungen derselben hätten,wenn sieüber Kreditforderungenzumilitärischen Zwecken entscheidenmüßten,·in der genannten iRichtung Garantien zuverlangen. Die Resolutionschließt:Die Erledigungderdeutschen Verfassungsfragesei allein im Stande,derWiederkehr solcher unheilvollen Zuständewirk- sam zubegegnen.Es müssedaherdieschleunigeBerufung einesParlaments nachdemReichswahlgesetzevom Jahre 1849von denLandesvertretungenundderNation gefordert werden. Man müsse seine Kraft ungeschwächterhalten,um eventuellfürdieJntegritätderdeutschenGebieteeinzustehen.

Oesterreich. JnErwartung desbaldigen Verlustesdes KönigreichsVenetienhatdaswienerKabinet dortnochschnell eineZwangs-Anleihe ausgeschrieben.

Rumänien. PrinzKarlvonHohenzollernhatdieihm angeboteneKroneangenommen. Einige Mächte habenzwar dagegenprotestirt, aber aneineBehinderungderThron- besteigiingdenkensienicht.

Die neuen Darlehnskassen. ·

Schon inder vorigenNummer hattenwirüberdie neuen DarlehnskasseneinenArtikelgeschrieben,dieselbewurde aber von derPolizeimit Beschlagbelegt-Dieneuliche AeußerungderProvinzial-Korrespondenz,daßman fortan derPresse mehr Lust lassenwerde,scheint sich alsonitbe- wahrheitenzuwollen. Auch vieleandereBlätter ha«enin denletzten Tagenmituns dasSchicksalgetheilt,mitBe-

schlagbelegtzu werden. .»

Jm Jahre 1848 wurden durchein vom vereinigten LandtagegenehmigtesGesetz Darlehnskassengegrundet,die berechtigtwaren,10 Millionen Papiergeld auszugeben Am18.Maidieses Jahres sind durch königlicheVerordnung unter Berufung aufArtikel 63der Verfassung Darlehns-

kaflsenindasLebengerufenworden,welchedasRechthaben

soen,25Millionen Papiergeld auszugeben. -

DieVerordnungvon diesemJahre gleicht,sogar dein Hierzu eine Beilage

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ihrer-Opposition gegen die Regierung erwachsen,sondern sie gefahrdet auch noch andere verfassungsmäßige Rechte unserer Mitbürger, und es ist deshalb an so mancher Stelle die

m eben jenen Verträgen die erwünschteHandhabe dar- bot, um uns die allergrößtenHindernisse in den Weg werfen zu können. Denn die Verträge von 1864 und 1865 gewährten

Die für die Entwicklung unseres Vaterlandes so för- derlichen liberalen Grundsätze fanden in der Regierung Aus- druck, und freudig eilte das Volk an den Wahliisch Das Resultat jener

gefunden hat. WelchenEinfluß werden die veränderten Ver- )ältnisseauf die Wahl ausüben? Wird sich das Volk gleich- gültig zeigen gegen seine Ueberzeugungen und gegen seine Rechte

Hat doch die Regierung schon vor länger als zwei Jahren durch »den·Munddes Gra- sen von Bismarck erklärt, daß sie einen Krieg, wenn sie ilsn für nöthig halte, auch ohne»die

Ein wackerer Mann hat uns neulich gerathen, wir sollten uns um all den Lärm nicht befummerry der »nun schon seit vielen Wochen in regierungssreundlrchen Blättern und in

Diese Verpflichtungen mußten seither auch des- halb gesteigert werden, weil Preußen eben nicht blos sich selbst, sondern gan Norddeutschland zu schützen hat. Es ist daher eine rage

Da muß sie sich denn nach anderen Verbüiideten umsehen, und es ist deßhalb auch -iii der letzten Zeit vielidie Rede ge- we·en von Bündnissen, welche die vieußischeRegierung ein-