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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 28. April, Nr 17, 1866

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M II. 1866. 3. Jahrgang.

Verfassung.

Wechenblatt seit

ea- Wolle

Erscheintjeden—Sonnabend.PreisvierteljährlichbeiallenPreuß. Postanstalten til-, Sgr·, bei-den außer-preußischen

- «

- 1«n bei allenZeitungssSpediteuren incl.Botenlohn6Sgr. inderExpedttton, Taubenstra«eNr» 2 l

·3-4CAN inBerl

JnseratedieZeile2Sng B 7' 4X2 SgV

DesallgemeinegleicheunddirekteWahlrecht unddiesogenanntenKonservativen Es gehtinganz Deutschland schonseit Jahren Alles sowirr und buntdurcheinander-sdquemUlthger

und gesetzter Menschkaum weIB»,wo ihm derkopf steht. Aergerals je istaberdie Verwirrungin den letztenMonaten und besondersseitdemg9.Aprilgewor- den,wo derGrafBismarck seinebekanntenAnträge

am FrankfurterBundestage gestellthat.

Jederweiß,das;dieangeblichKonservativensichvor dem allgemeinenWahlrecht sonstnichtgenug kreuzigen

und segnenkonnten. Sie sagten: Wenn JhrRecht Und Gesetzumstürzen,wenn Ihr jede vernünftige Ordnung undjede Gottessurchtaus derWelt ausrotten,

wenn Ihr Euer Habund Gut denBummlern und

Taugenichtsenpreisgebenund selbstals Bettler in’s Land gehenwollt, dannmüßt Jhrdasallgemeine, gleicheund direkte Wahlrechteinfuhren,undnach diesemRechtedannauch em»deutschesParlamentberufen,

wiees dieUmstürzler,»dierothenRepublikaner,«die Kommunistenund Sozialtstellmit allen erdenklichen Mitteln herbeizuführensuchen.DennsolcheinParla- ment, sagtensie,wirddasOberstezuunterstund das Unterstezuoberst kehren,weilesjagewähltwärevon demgroßenHaufenderDumntenundDem,die nichts ihr eigennennen, als was sie-geradeaufdemLeibe tragen. Dieruhigenund«vernünftigenLeute,dieLeute, dieHaus und Hof besitzen0dek»d·0chihr gutesund sicheresBrodhaben,die werdennatürlichaufdieStraße gejagtwerden. Sie mögendaherrhrBündelbeiZei- ten schnüren,und eheihnen nochIhrletzterRock und ihr letzterThalergenommen ist.

Natürlichwar das einganzalbernesGefchwätz,Und wissenwirauchganzgenau, daß die,die es-aufbrachten, geradeam allerwenigstendaran glaubten Aber die angeblichkonservativenSchreiberundWühlerbrachten

es in Verbindungmit IhremsonstigenwüstenGerede, unter Andekem von der Unvereinbarkeit des Par- lamentarismus und des königlichen Regiments,

um damitdieBesitzendeninIsBockshornzu jagen.

KlugeunderfahreneLeute,dieauchdasHerz aufdem rechten Fleckhattth gingennatürlichnichtindieFalle wohlaber die etrohlöpseund dieHasenherzenuns danebengarvielesonst rechtverständigeMänner-,denen aber noch die.nöthigeErfahrungunddierechteWelt- undMenschenkenntnißfehlte. Alle dieseLeuteließen sichdurchsolchesundanderes Geschrei soweitbethören das;siemeinten, beiGemeinde- und Staatswahleü wirklichkonservativ,d.h. fürdieErhaltungvonRecht undGesetzundeinervernünftigenund verfassungmälzigen Ordnung imLande zustimmen,währendsie LinWirk- lichkeitihreStimme dochzuGunstenderFeinde von Rechtund Verfassung.derJunker und Junkergenossen undderwillfährigenDiener derGewalt abgaben.

Nun,GottseiDank,ist dasschon besser geworden.

Denen natürlich,dieüberhauptkein Urtheilundkeinen

Verstandhaben,kannman auchkeineneintrichternAber

dieehemalsZaghaftenhabendochnach und nachso viel Pluthgefaßt, daszsiebeiden Wahlenschon«längst

angefangen haben,wieder ihreneigenen Verstandzu gebrauchenBesondersaberhabenwirseit1858 und zumalseit1862 so vielerlebt, daßeswohlnoch kaum einen mundigenMann giebt,deraus blofjer Unerfahrew heit«in dieSchlingenderReaktion fallenwird. Wenn

es jedochimStaate wirklichbesserwerden foll, soreicht ev nichtaus,dasswirbloszueinerbesserenEinsicht gekommen»sind,wirmüssenauchinallenDingen,die dasGemeinwesenangehen, besserund kräftigerhandeln lernen.»Das richtigeWählen istnur einTheil des staatsbürgerlichenHandelns, der fürsichallein noch langenichtzumZieleführt.Zum ganzen undvollen

Handelngehörtnochvielmehr.Wir habendavon schon oftergesprochenund weiden beiGelegenheitauchnoch Mehr darüberreden. Für heuteaberwollen wirnur daran erinnern, wodurch gerade seitdem9. Aprildie Verwirrungbeiuns einen so besonders hohenGrad erreichthat.

DiesogenanntenKonservativenalsohabenvon jeher undbisvor wenigWochendas allgemeinegleicheund direkte Wahlrecht gerader fürden«bösestenunter den bösenGeisterndersogenanntenNevolution erklärt.· Nach

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derbisherigenMeinungdieser Konservativenwar nun derjetzigeMinisterpräsident,derGrafv.Bismarck, der ersteStaatsmann inderganzenWelt,größeralsPreu- ßen jemalseinen gehabthat,undmindestensebenso

viel werth,alsdergroße Kursürstundder alteFritz zusammengenommen

despreußischenStaats ans denHändendesLiberalismus, alsdenMann, deralleTeufelderRevolution inKetten undBanden geschlagenhat,alsdenHelden,derdurch seinePolitikSchleswig-Holsteinschoneroberthatund dasübrige Deutschland noch dazuerobern wird. Graf Bismarckhat ihnen ja auchdenGefallen gethan,sich sehr entschieden füreinenkonservativenStaatsmann zu erklärenund jedeandere Partei inPreußen aufdas Rachdrücklichstezubekämpfen Natürlichgilter ihnen Palükauchals der Konservativsteunter den Kon- servativen

Man denke sichdenSchreckender Reaktionäre, daß dieservon ihnenso verehrte,ja, man könnte beinahe sagen, so vergötterteMinistermitEinem Male, wieaus derPistolegeschossen,denFrankfurterBundes-’

tagund zwar imTone des nachdrücklichsteuErnstes ausfordert,zur Mitwirkung an der Umgestaltung der deutschen Bundesverfassung ein durchall- gemeinesgleichesunddirektesStimmrecht gewählies deutsches Parlament in kurzerFrist zuberufen.

Will, so riefendie Reaktionäreaus,willunser Herr und Meisterdenn wirklichdieTeufel austreiben durch Beelzebub,denoberstenderTeufel?

Wir habenuns natürlich nicht erschrocken,ja,wir habenuns nichteinmal gewundert.Freilichist Graf Bismarck derentschiedenfteGegnereiner jedenfrei- sinnigenundvolksthümlichenPolitik,undniemals kann diefreisinnigeParteiimLande mitihmFriedenschließen, auchwenn erselbstdieHanddazubietensollte. Denn derGrundsatz,dener stets befolgt hat,unddenerstets befolgenwirdundmuß, so langeerineinemStaats- ainte sichbefindet, ist der, daß geradeindenStaatsan- gelegenheiten,die dasVolk am allernächstenangehen,

ebendiesesVolkund dieVertreter diesesVolkesNichts, dieHerrenvon derRegierungaber Alles zusagen haben·Natürlich hielten geradedarum seineVerehrer ihn füreinenhöchst-konservativen Mann, und gewiß hält auchersichselbst.dasür.AberindemSinne, wie seine Anhängeresmeinen, war eresnie,eristesviel- mehrineinemganzanderen, jetzt schwerzueiklärenden

Sinne. ,

Dennoch istes nicht schwerzusagen,weshalber jetztaneindeutschesParlament appellirt,dasaus dem allgemeinengleichenund direktenStimmrechthervor-

ehen soll.Erthuteswohlbauptlachlichdarum,-weilseine

bisherigeauswärtigePolitik ihm ganzlichfehlgeschlagen ist. Das Ziel dieser Politik war, Schleswig-Holstein fiir Preußenzuerobernund damit zugleichdiethat- sächlicheOberhoheitPreußenszunächstüber alleNord- deutschenStaaten zuerwerbenDieses Zielwollteer zuerstdurchdasBündnis mitOesterreichund später dadurch erreichen, daßerdenehemaligenBundesgenossen durch Furchtvor einemKriege einzuschüchternsuchte.

Sie verehrten ihnalsdenRetter ,

Beide Wege erwiesensichals unrichtige Wege;der letzterenamentlichdarum,weilPreußeneinenerfolg- reichenKrieg»m»itOesterreichnur dann führenkann, wenn es·dieubrigenDeutschenzuBundesgenossenhat.

Davon habenwirschonin unseremBlatte vom 7.April gesprochen.Auch derMinisterpräsidenthatdasendlich erkannt,aberfreilicherst,nachdemerrecht schlimmeEr- fahrungengemachthat, JetztUUUWiller seinenfrühe- ren Fehlerwieder gutmachen.Er will jetztdas deutsche-Volk für sichgewinnen. Er weiß-wie sehr dasselbeindem größtenTheileunseres deutschen VaterlandesnacheinemdeutschenParlamente, und wie außerordentlichVielenachdemallerausgedehntestendemo- kratischenWahlrechte verlangen. Darum haterBeides von demFrankfurterBundestagegefordertunddamit auchBeidesimNamen desPreußichenStaates ver- sprochen.-

»GrafBismarck glaubt, daßeinsolchesWahlrecht nichtdieGefahrenmitsichbringt,dieseineAnhänger uns vorzuspiegeln gesuchthaben. Er hatdarin gan Recht.AbererhatganzUnrecht,wenn erglaubt,dag

irgendeindeutschesParlament oder irgendeinpreu- ßischesAbgeordnetenhaus,das nachsolchemWahlrecht gewähltwäre, jemalsdiePolitikbegünstigenoderauch nur gutheißenkönnte,dieerselbstundseineAnhänger füreine»konservative«.halten.Darum istesauchein sehrschwererJrrthumvon ihm,wenn er durch seine Frankfurter Anträgedie Volksgunst wenigstens außer- halbPreußensgewonnen zuhabenglaubt. Ja, wenn

nochirgendeineHoffnung vorhanden gewesenwäre, daß dieallbekannte tiefe AbneigungdesdeutschenVolkes gegendieBismarckschePolitiksich plötzlichin eine ebensoallgemeineZuneigungverwandeln könnte, so haben geradedieFreundeundAnhängerdesMinister- präsidentenselbst diesenHoffnungsschimmerbis aufdie letzte Spurausgelöscht.

Die Sache istnämlichdie, daßdiejenigenKonser- vativen,die bisherihreseigenenVortheilswegensich indieDienstedesGrafenBismarck begebenhaben, jetzteinsehen,daßer ihnen nichtmehr helfenkann.

Siesehenviel»deutlicheralser, daßseineFrankfurter Antrage ihm nichts nutzen,ihnen selbstaberunendlich schadenwerden.Darum gebensiesichalleMühe,die- selben»mvgltchstzuhintertreiben.Abersie handeln dabei nach ihreraltenGewohnheitweder ehrlich noch Offen- Sie gebensichnämlichdieMiene,alsobsiedenPlan ihresbisherigenHerrnund Meisters ganz vortrefflich fänden;abeksietoben ihninsolcherWeile,daßdas Volk, welches Graf Bismarck garzugernaus seine Seite ziehenmöchte,dadurchnothwendigzurückgeschreckt werden müßte, auch wenn·es nichtselbst schonklug genug wäre, nichtblos»dieGabe,sondernauchden Geber sich anzusehen.Sie sagennämlich,wenn auch nichtüberall den Worten,so dochdem Sinne nach:

-,,Wenn Graf Bismarck das allgemeine gleicheund direkteWahlrechteinführenwill,sowilleresnur da- zrum, w»eil·er»diegroßeMassedesdeutschenVolkesfür so einfaltig hält,daß sie ihmzuLiebewahrscheinlich

lauter FeindedesVolksrechteswählenwerden. Sollte

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aberwider Erwarten ein Parlament gewähltwerden, dasihm nichtAlles zuwillenthut, nun sowirder Mitdemselbenebensoverfahren,wiemitdemPreußischen Abgeordnetenhause.Triebe es aberseinen Widerstand weiter,nun sohater PolizeiundSoldaten genug,um dieHerrnParlamentsmitgliederzu»Paaken zU tretbetl.«

Ja, Andere von diesenReaktionaren behauptensogar, Gras Bismarck denke gar nichtdaran, ein deutsches Parlament zuStande zubringen.Er wollemktden Verhandlungennur einpaarMonate Zeithinhringen Er weißsehrgut, sagtu.A.dieBerliner Rev»ue»vom 20.April, daß OesterreichVenctien an dasKonigreich Italien verkaufenund spätestensAnfangsJuli den Krieg gegen Preußenanfangenwird. Dann wird,meint dieReviie, GrafBismarck wederandeutschesParla- ment,nochan PreußischesAbgeordnetenhausweiter denken. Erwird einfachdenKaiservon Oesterreich aus WiennachPesthvertreiben und »durchEisenund Blut« ganz Deutschlandunter PreußischemSepter

vereinigen »

NatürlichschreibendieseReaktionare demGrasen Bismarck solche Dinge nichtzu, um ihmFreunde

in Deutschland zu verschaffen, sondernum seine Stellung nochmehr zu untergrabenSie geben sich«eine überflüssigeMühe. Weder inPreußennoch imübrigen Deutschlandwird das Volk sichversucht fühlen,seinBleibenin derMachtauchnureinenAugen-

blick zuwünschen,undversprächeerBergevonFreiheit.

Politische Wocheusebau.

Preußen. Augenblicklich hatsichdieSituation etwas friedlichergestaltet, ohne daßman deßhalbberechtigt wäre, an eine dauernde SicherungdesFriedenszuglauben.

OefterreichmilitärischenundMaßregelnrückgängigPreußenhaben sichverständigt,zumachen,dieabergetroffenenuberden Streitpunktselbst,»welcherdieRüstungenveranlaßthat,ist nochkeineEntscheidunggetroffen,undeskanndaher jeden Augenblickdiekaumscheinbar beseitigteSpannung auf’s Neuehervortreten.

Jnderdeutschen FragehatdieersteAbstimmungam Bundestattgefunden,undistdemVerlangenPreußens, seinen Antrageinein besonderenAusschllssezurBerathungzu über- Weilelx-Folgegegebenworden. Nichtsdesto weniger scheint PreußenkeineAussichtzUhaben-ONMan weiterauf seine Pläne eingehenwerde,dadieMehrzahlderdeutschenStaa- ten vorderBeraihungderFrage,ob undwann eindeutsches Parlamenteinberufenwerdensoll,verlangenwird, Kenntniß von derVorlagezuhaben, welche diesemParlament gemacht werdendie soll.Preußenwilltil-setzdaßMan sicherst festüber

BerufungdesParlaments einige,undso wirdwohldie -Sachewieder ins Stocken kvmlltelyobgleiches den RESIEIUUAMschwerseinwird, siewiedervon derTagesord- nungzuverdrängen.

.Wasaber hatPreußen, resp. GrafBismarckeigentlich Mit seinem AntrageaufEinberufungeinesausallgemeinen F(direkten)Wahlen hervoregangenen Parlamentes gewollt?

»Manwird gestehen,dasbei dein Umstande, daß Graf

»lötuarck noch vor wenigen Jahren Oesterreichgegen-

.

eranfdenfesten BestanddesdeutschenBandes hingewie- leII«Und·beiseinemfrüherso unverhohlen ausgesprochenen WiderwillengegendasallgemeineunddirekteWahlrechteine lslche Frage wohl ihre Berechtigunghat,undman hatsich

auchvielmit ihr beschäftigt.Man hatdenAntragbald einendiplomatischen Schachng genannt, durch welchenGraf Bismarck Oesterreichder Unterstützungberauben wollte, welchedasselbebeidendeutschenMittelstaaten fand,undbald hatman in demAntrageausEinberufungeinesdeutschen Parlamentes,welchesausallgemeinen,direktenWahlen her- vorgehensolle, nichts weitergesehen,alseinenersten·Schritt,

derdie EinführungdieserWahlartauch inPreußenvor- bereitensoll.Möglich,daß hie und danochandere Motive demAntrageuntergeschobenworden sind, diesebeidenhaben sich stets wiederindenVordergrund gedrängt,Undhabendie eifrigsten Vertheidigergefunden, ohnedaßsürdieRichtigkeit dereinen oderderandern AnsichtmehralsVermuthungen ausgestelltwerden konnten. AuchdieofsiziösenBlätterließen keinen bestimmtenRückschlußaufdieMotive desAntrages machen,daihre Ausführungenjede Deutungzuließen· a

hatnun schließlichdasofsiziösestealler offiziösenBlätter, die

»Prov. Korr.«, allen Zweifeln ein Ende gemacht. Siebringt einenlängerenArtikel,betitelt: »PreußenunddieMilitär- verfassungdesdeutschen Bundes«,indemsiedieNothwens digkeiteinerReformdieser Bundeskriegsverfassungnachweist.

Wirwollenhier nicht dieErörterungendesofsiziösenBlattes überdiesenGegenstand wiedergeben,dawohlNiemand im ganzendeutschenVaterlande diedringende Nothwendigkeit solcherReform inAbrede stellenwird. Wirwollen hier nur dieStelle mittheilen, welcheuns einenAusschlußgiebt über die wahren Motive,welchejenemAntragnachunserer AnsichtzuGrunde liegen.EsheißtindemArtikel: »Der langjährige innere Streit in Preußen istvor- nehmlich durch die Frage in Betreff der Mili- tärlaften des preußischen Volkes entstanden.

Diese Verpflichtungen mußten seither auchdes- halb gesteigert werden, weil Preußen eben nicht blos sichselbst, sondern gan Norddeutschland zuschützen hat. Esist dahereine ragevon derhöchsten Bedeutung ürPreußensgefammtePolitik, daßendlich durch eineSefornides deutschenBandes dieMöglichkeit gewonnen werde, eine Ausgleichung der Mili- tärlasten Preußens gegenüber Deutschland und damit eine- Ausgleichung des inneren Zwie- spalts inPreußen zufinden.«—- Es ist also,mit einfachendürrenWorten gesagt, dieser Antrag nichtswei- ter,als ein Zurückweichen auf dein Gebiete der inneren Politik. Wir sind weit entfernt, den Weg- welcher hierzum Ausgleichdes Mililärkonfliktesgezeigt wird,einenfalschenzunennen; imGegentheil,esistdies der Weg,welchen die gefammte liberale Partei bisher immer als den einzig möglichen gezelst hat. So kommtdenn auch auf diesemGehleteganzm dekjelbenWeise,wie dies inderfchleswigsholstemlschenFkgge geschehenist,dieRegierungSchrittfürSchritt dazu,sich das Programm der liberalen Partei anzueignen.

ObesderRegierung möglichseinwird,dasProgrammder liberalen ParteiohneStützeder liberalen Partei auszu- führen,und obdieseRegierung«j,e·mal·3dieUnterstützungder liberalen Partei sindenwird,dasisteine Frage,derenBeant- wortungwikgetrostunseren Lesernselbst überlassenkönnen- helitwollen wirnur dieThaisache selbst konstatiren,die Thqtsqchk,daßdieAusdauerdesVolkes einFesthalten

an dein, was essur rechtund fürdeni Vaterlande heilsamerkannt, nahe daran ist,ihren Lohnzuer- halten.

DieRegierunghatdieWiederwahldesAbgeordneten Hagen zuinKämmerervonBerlin bestatigt.

Man trägt sichjetztmitallerhand Gerüchtenübereine

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bevorstehendeZusammenberufung der Kammern, doch scheintesnicht,daß dieselben irgendwieGlaubwürdigkeit verdienen. Ehermöchtenwir den NachrichtenGlauben schenken,welchewollten, daß dieRegierungdarandenke,sobald dieAngelegenheitwegenEinberufungeinesdeutschenParla- mentes geordnet sei,dasjetzigeAbgeordnetenhausaufzulösen und Neuwahlen anzuordnen. GrafVismarek ist inderletzten Zeit krankgewesenund istnochnichtwieder hergestellt.An diedurchdieKrankheitbedingteZurückhaltungvondenGe- schäften knüpersichvteleGerüchteüberseinenbevorstehenden Rücktritt, dochhaben sichdieselben allealsunrichtig erwiesen.

Es werden jetztallerhand Manitestennd Sendschreiben verbreitet,·welchedaraufberechnet sind, dieMitgliederder reput«lik-1UilchellParteifürdiePlänederRegierungzuge- winnen. Abgesehenvon deinUmstande,daß dieZahlder RepublikinerinDeutschland verschwindendkleinist,wirdauch keinfreisinnigdenkender Mann indie plumpe Fallegehen- DieZahl derVolksversammlungen. welchesich so- wohliti Preußenwe auchimübrigenDeutschland gegen einenKrieg zwischen Preußenund Oesterreichausgesprochen haben, hat sich seit unserer letzten Wochenschaubedeutend

vermehrt. ,

ansau. Jn Nassau scheintwieder eineWenduiigin derPolitik eingetretenzu sein:derBefehl, dieKäppisder Truppen nach österreichischemMuster umzuarbeiten, istzu- rückgenommenworden.

Die Friedens -Beschliisse.«) Ueberall inDeutschlandnndnamentlichauch inunserem engeren Vaterlande Preußenwerden Volksversammlungen abgehalten,indenenErklärungenwider dendrohenden Krieg abgegebenwerden« Ein aufmerksamerBeobachterdieser Regungenwird es nichtübersehenkönnen,daßnichtalle Ausfpriicheder bisherab,el)altenen Versammlungenvon gleichenGesichtspunktenausgehenunddaßnamentlich zwischen den ziiBerlin und den indenProvinz-enangenommenen Beschlüsseneinscheinbar s·.·hrerheblicherUnterschiedbesteht.

WährenddieAuespriichederProvinzialversammlungen einfachdieNoihwendigkeitderErhaltungdesFriedensbe- tonen und nicht seltensichbiszudeinAussprucheztispitzen, daßsiedenKrieg zwischenPreußenundOesterreicheinen unter allenUnstandenzuverrneidetiden »Bruderkrieg«nennen, fassendEeberliner ErklärungendieFrage weniger einfachauf.

Wir wollenhierkeiiie-wis-gsdarüber streiten,obeinKrieg mit OesterreichwohlmitRechtein Bruderkrieggenannt werden kann, da doch·indiesem Reichviermal mehrMa- gnaren, SklavenuiidRonianin alsDeutsche wohnenund überalldas entscheidendeWort sprechen.Wirglaubenviel- mehr,daß die Kundelmngengegen denKriegmitRechtals dieHauptsacheangesehenund aufdieeinzelnen Ausdrücke wenigerGewicht gelegtivurde.- Manhatauchwohl weniger

anOesierreieb,alsan dieübiigendeutschenStaaten gedacht, welche Jedermann inPreußenals Bruderstatenbetrachtet.

Wenn wiralsoauchdieErklärung-uderVolkeversatnmlungen indenProvinzen gelten lassenwollen,so könnenwirdoch nichtumhin, den Berliner-BeschlüssendenVorzugein-

zuräumen. »

Wir sindnämlichderAnsicht, daßdiepolitische Lage

»t) Obgleich fürdenAugenblickdieKriegsgefahrbeseitigt scheint,so gebenwir dochdiesen Aeußeriiiigeneinesgeschätzten Mitarbeiters über dieFriedensresolutiongernRaum »inunserem Blatte,um so mehr,alserdieselbeinihrer allgemeinenBedeu- tuitg bespricht.

zurZeit viel zu verwickeltist,umdieselbemiteinemWorte erschöpfenzu können.

JstdenndaspreußischeMinisterium Oesterreichgegenüber soganz imUnrecht? LiegtderFehler desselbennichtviel- mehrdarin,daßesgeglaubt hatmitOesterreichim Bunde etwas fürPreußenFörderlicheserreichenzu können? An dem VerfallDeutschlands ist dochNiemand mehr Schuld alsOesterreichund vonjeher hatdieVerbindung Preußens mitOesterreichnieetwas anderes bedeutet,alsgemeinsame Reaktion und dieAufgabederliberalenPartei wird es immer sein:Oesterreichs Einfluß «inDeutschland zubrechen. So langederselbe inseinemgegenwärtigen Umfange besteht,istaneineEinigungundaneinegemein- same deutscheVerfassungnichtzudenken. Freilichgehört dazu, daßPreußeneinwahrhafter Verfassungsstaatwerde.

Außerdemgehörtnoch dazu,daßman dieEinigungsaufgabe nichtzuweitareisendstelle.Wollteman schon jetztalsZiel dieMediatisirung (d. h. Entthronung) sämmtlicherdeutscher Fürstenund dieVereinigungdes deutschenVolkes unter einem Herrscheroder in Formeiner Republikin’sAuge fassen,so. würde man nichtserreichen.ObunserVolkin späterenTageneinmaleinesolcheAufgabezulösenimStande sein wird, darüber wollenwirkeineVermuthungenaufstellen, zur Zeitistesv weder geneigt, nochhatesVeranlassung, hieran ernstlichzu denken. Das auchheute-schonErreichbare scheintuns dieVerwandlungdesjetzt bestehendenJundes selbstherrlicherdeutscherFürstenin einen Volksbund,andessen SpitzeeineRegierung steht, welchediegemeinsammitder allgemeinen deutschen VolksvertretungzuerlassendenGesetze zur Ausführungzubringenhat« Daß diese Regierung mächtiger sein muß,alsderdeutscheBundestag,versteht sich

von selbst. Sie mußdie Leitungder militärischenUnd diplomatischenGeschäfteinderHand haben,und dasWider- spruchsrechtjedeseinzelnenBundesfürsten,wieesjetzt besteht, muß aufgehobenwerden.

Aus diesemGrunde kannsichgegenwärtigeinliberaler deutscher Mann weder fürs die Annexion derHerzogthümer

an Preußen,noch fürdiebedingungsloseEinsetzungeines unbeschränktenHerzogsindenselben erklären,unddaher darf weder sür jeneeinKrieg geführtwerden,noch kannPreußen einfachausSchleslvig-Holstein hinausgehen,WeilOesterreich

essohabenwill. ,

Wenn wir alsodenbisherinBerlin gefaßtenVolks- beschlüssenden Vorzugeinräumen,weilsieden.Willen des preußischenVolkes klar-unddeutlich aussprechen, so istdie Thatsache selbst, daß das Volk in dieser Sache gesprochenhat, füruns dasWichtigste,undwirlegen aufdiåtverschiedeneForm, in deresgeschehen,kein sogroßes Gewi .

Wir wollen den westlichenProvinzen ihrVer- dienst, zuerst das Wort ergrifer zuhaben, in

keiner Weise schmälern. ,

Wir erblickenindiesem VorgehenUnteres Volkes eine Thatund das Saatkom einerbesseren Zukunft,inwelcher dieVölker nichtmehrblindliugs aufeinander schlagen»wer- den, nur allein deßhalb,WellIhnenvoll ihrenjewesslgen Regierungendas glänzendeScheinbilddes kriegerischen Ruhmesvorgehaltenwird. Zum ersten Male hatte seitJahrhunderten ein Volk, unser Volk,mitge- sprochen über«Kklegund Frieden und es hat seine Stimme fürdenFrieden erhoben.

DieseThatfactiewird seiner eigenenZukunftund der ZukunftEuropasnichtverloren sein.

DruckundVerlagvonFranz Duncker inBerlin- VerantwortlicherRedakteurundHerausgeber-Dr.G.Lewiusteiu in

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