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Die Verfassung : Wochenblatt für das Volk, Sonnabend, 14. Juli, Nr 28, 1866

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Sonnabend, 14. Juli. 28. 1866. 3.Jahrgang.

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Erscheint jeden Sonnabend PreisvierteljährlichbeiallenPreuß. Postanftalten 4V, Sgr·,beidenaußerpreußischenPostens-kalten

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llen eitungssSpediteurenincl.Botenlohn6Sgr.

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inderGpedition, TaubenstraßeNr.27, 472Sar»

Der dritte Juli.

AmZ.Juli hatdas preußischeVolk zwei»große SchlachtengeschlagenDieeine, aufdenblutgetrankten Feldern Böhmens,hatden Ruhm der»preußischen Waffen durchalleLänder,zuallen Polierngetragen.

Wer von uns sollte diesesRuhmes nicht freuen, selbstwenn wirauch tiefenSchmeruberdieStrome

von Blut, die eineganze Wochehindurchundzumeist

an diesemTagegeflossensind, empfindenAuchwer keinenderSeinigenverlorenhat, auchwer dieThränen der VäterundMütter,derWittwen undWaisennicht

»sicht,der fühlt dochmitihnendenSchmerzum den Verlust sovieler derbestenSöhneunseres Vaterlandes.

Aber wirsindkeineSchwächlinge,diesichvom Schmerze übermannen, undkeineKnechtederEitelkeit,dievon dem Waffenruhme,auchwenn ernoch·sowohlverdientist, sich blenden ließen.Wir würdenihnsur nichts achten, wenn nichtder andereRuhmhinzukäme, daßwirfür»

einegute und gerechte Sache gestrittenunddaßwir durchdenKampfderWaffenuns dieBahngebrochen haben,um unsergutesRechtzuerringenund zueinem dauernden BesitzthumzumachenallenWidersachernzum.

Tro.

EINderSchlachtbeiSadowa istdas habsburgische Oesterreich,dieser ErbfeinddespreußischenStaates, auf dasHaupt geschlagenworden. Oesterreichaberistdarum unserErbfeind,weil esweiß»daßesPrenßensBesinn- mung undhöchstesInteresse ist,dasganzedeutscheVolk derösterreichischenBevormundungzuentreißenundes zueinem selbstständigen,machtigenund freienStaats- IVesMzuvereinigen. Dies wollteOesterreichjetztww- derum verhindern,aberdieLuftdazuwird ihm wohl aus lange Zeit vergangen sein«EsistgeschlagenUnd ebensosindau diejenigenunter dendeutschenFürsten Welche-Mit OeterreichimBunde,Deutschlandinseiner ohnmächtigenZerrissenheiterhaltenundPreußenander Ausübungseines Rechtesund an derErfüllungseiner Pflichtverhindern wollten,denpreußischenWaffenund mehr Noch ihrereigenen Ohnmachterlegen.

So habenwireswirklichdenThaten unseres Heeres

durchWaffengewaltseiallesdurchzusetzen

——.———

undseiner Führerzuverdanken, daßaußerhalbPreußens diewesentlichstenHindernissegefallensind, welcheman unswieder undimmer wiederindenWeg warf,damit wirnichtzu demZieleeines einigen Deutschlandsund eines segensreichen fürviele Menschenaltergesicherten Friedens gelangen sollten.

Sind denn nun aber auchdieHindernisse hinweg- geräumt,welcheimInnern PreußensderErfüllungsei- ner AufgabeinDeutschland entgegenstanden?

Wir glauben wohl,daßesLeutegiebt,welchesolch eineFragenachdemgroßenSiege unsererWaffen für überflüssighalten. EsgiebtebenLeute,welchemeinen,

DieseLeute meinen,ebensowieinfrüheren Jahrhundertendierohen Völker ihrLand durch Waffengewalt vergrößert,wie Napoleon nochimAnfang dieses Jahrhundertsein Welt- reich aufderSpitzederBayonetteaufgeritet, ebenso gingedasauchheute noch. Sie kenneneenkeinan-«

deresMittel,um zurMachtzugelangen,alsallein die Gewalt derWaffen,kein anderesMittel,um dieMacht zubehaupten,alsalleindiePolizei. Gewiß istdiePo- lizeieinnothwendiges Ding,undebensonothwendigist die Gewalt derWaffen,mitdenenjaauchwir indiesen TagendieFeindedesRechtesund derFreiheitzu be- siegengenöthigtfind. Aberwer,wie dashabsburgische Oesterreich schonseitJahrhunderten,einzigund allein ausdieMachtderHeere sichstützt,wer keineandre Waffekennt,alsnur dasSchwert,dergehtam Ende durchdasSchwertzuGrunde, geradesowiedererste Napoleon einstzu Grunde gegangenist,undwieOester- reich jetztzu Grunde gehenwird.

Der Tagvon Sadowa wird deshalbneben dem Ruhmuns nur dann dauernde und segensreiche Früchtebringen,wenn auchinden inneren Verhält- nissendes preußischenStaates das Rechtund die FreiheitdenSiegdavontragen,undwenn wirfernerden neu zu schaffendendeutschen Staat auf denselben FundamentendesRechtesundderFreiheiterbauen,für die wirseit18Jahrenundmitbesonderernachhaltiger Kraft seitdemJahre1861 gestrittenhaben.

Derletzte,abernochimmernicht entscheidendeKampf

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auf diesem Feldewar dieunblutigeSchlachtan dem Wahltagevom B.Juli. Es war an demTagevon Sadowa,alsdieVertrauensmännerdes Volkes in allen WahlbezirkendesLandes fürdenSiegdererkämpften, diedenSiegderkriegerischenWaffenerstfruchtbarund segensreich machen sollen durchdiefeste Begründung desVolksrechtesundderVolksfreiheitinPreußenund inDeutschland.

Gott seiDank,·auchan diesem Tage hatdieSache despreußischenunddesdeutschenVolkesdenSiegda- vongetragen, Hoffen wir, daßer dazubeitrage,daßdie Früchte, welcheaufdemblutigen Schlachtfeldevon Sa-

Fowagereiftsind,ausdierechte Weisegenossenwerden önnen

Politische Wochenfchau.

Preußen. Unsere letzte Wochenschaukonntenwirmit der Kundevon einemgroßenundentscheidendenSiege Preußens schließen.Jn der Schlacht beiKöniggrätz wurde die österreichischeNordarmee imwahrenSinne desWortes ver- nichtet, so daßsiejetztinwilder FluchtbisnachOllmütz zurückgeht,wo sieeinenSammelpunktzu sindenhofft,um

sichneu zuformiren.Preußen hatinderSchlacht150Ge- fchützeund 11Fahnen erobert, dieZahlderGefangenen beträgt ungefähr20,000 Mann. WiegroßderVerlust auf derpreußischenSeite ist,darüberliegtbisjetzt nochkeine amtliche Nachrichtvor, dochwird derselbewohl nichtunbe- deutend gewesensein,daunsere Truppen mit dembewun- dernswürdigstenMuthe«sechs Stunden langdiefestenStel- lungenderOestreicher, welche durchsehr vortheilhaft aufge- stellte Geschützegedecktwaren, gestürmthaben.

Wiefurchtbar dieserSchlagin Wiengewirkt hat, geht daraus hervor, daßinFolge dessenderKaiservonOester- reichVenetien demKaiservon Frankreich geschenkt hat, damit erdenFriedenzwischenihmundseinenGegnern,dem Königvon Italien und demKönigvon Preußen herstelle.

MitItalien alleinwäre die Vermittelun möglicherweiseleicht ewesen,daNapoleonnatürlichnur enedigangenommen

Hat,umesanJtalien zurErfüllungdernationalen Wünsche abzutreten. AberderKönigvonJtalien hat festanseinem Bündniß mitPreußen gehalten,erhatdenWaffenstillstand ausgefchlagen.DieitalienischeArmeeistinVenetien einge- rückt undverhindertso dieösterreichischeSüdarmee, nachdem Norden abzurückenundgegenPreußenverwendetzu werden.

Preußen hat gleichfallsdenWaffenstillstand aufdas Aller- bestimmtefteabgelehnt;die Armeerücktunaufhaltsamweiter, undhat sie nachdenletztenNachrichtenschondieböhmisch- mährischeGrenze überschritten.Das AufgebenVenetiens wirdNiemanden inErstaunensetzen,derdieTraditionen derösterreichischenPolitikkennt. Ebenso,wieman imJahre 1859die Lombardei lieberopferte, eheman deutscheHülfe

unter Führung Preußens annahm, ebenso opfertman

jetztVenetien, umsichnur mitallerKraft aufdenverhaß- tenNebenbuhlerinDeutschland werfenzu können.DerUm- stand,daßman dadurchdenKaiserNapoleon geradezuher- beiruft,umsichindiedeutschen Angelegenheitenzumengen, müßtedenAnhängern Oesterreichsin Süddeutfchlanddie Augen öffnenüber die»deu·tscheMission-«desKaiserstaates, wenn diese inihrem Fanatismus überhauptZeitfändenzu einerruhigenUeberleung.

DerKaiservonEesterreichhat sichnun, nachdemder Waffenstillstandabgelehnt ist,zu einemKampf aufTod

und Leben entschlossen«wieerineinerProklamationan sein Volksagt.Undwahrlich,eskannderKampfdenTod OesterreichszurFolge haben, Venedig sist schon «eben, in Ungarn erwartet man jedenAugenblickden usbruch einerRevolution, welchedieVertreibungderhabsburg-lotha- ringischenDynastiezumZweck·hat,undwieesscheint, ist Preußen entschlossen,solchenationalenBestrebungennichtnur inUngarn, sondern auchindenubrigenösterreichischenKron- ländern zuunterstützenDer Bewefsdafürsindet sichin einerAnsprache, welche daspreußischeObetkommandoan die Einwohner des glorreichen Königreichs Böh-

men erlassen hat. Esheißtinderselben:

,,JnFolgedesgegen unsereWünschevom Kaiservon Oesterreich herbeigeführtenKriegesbetreten wirnichtals Feinde undEroberer,sondern mitvollerAchtung fürEure historischenundnationalen RechteEneren heimathlichenBo- den. Nicht Kriegund Verheerung,sondernSchonung und Freundschaft bietenwirallenEinwohnernohne Un- terschieddesStandes, derKonfessionundNationalität ...

. WennIhruns freundlichentgegenkommt,werdet Jhr uns »nurals Freundeund nichtals Feinde kennen lernen.

. DieMilitär-Befehlshaberwerden dannvon Euch nichts mehr verlangen,alswasdurchaus nöthigistundEuerEigen- thum schützen,welches Ohr durchdieFluchtdemRaube und derPlünderungpreisgebt.DasUebrige überlassenwirmit vollerZuversichtdemGottderHeerschaarenlSollte un- sere gerechte Sache obsiegen, dann dürfte sich vielleicht auch den Böhmen und Mähren der Augenblick darbieten, indem sieihre nationalen Wünsche gleichden Ungarn verwirklichen können.

Mögedann eingünstigerStern ihrGlückaufimmerdar begrunden.«

EbensowieaufdemböhmischenKriegsschauplalz,sind unsereTruppen auchinMitteldeutschland siegreich.Am 4.JulihatbeiDermbacheinGefechtgegendiebaierischen Truppen stattgefunden,inwelchemdieselbenzurückgeschlagen wurden. DiepreußischenKorps rückenjetztfastungehindert nach Frankfurtvor,undwahrscheinlichwirddieseStadt schon von unseren Truppenbesetzt sein,wenn unsereLeser dieses Blatt indieHändebekommen.

Der WerthdesKriegsmaterials, welchesdurchdieKa- pitulation derhannöverschenArmeeinpreußischeHändege- fallen ist,wird auf12bis15Millionen Thlk.eschätzt.

DerKönigverweilt nochimmer bei derSrmee,über seineRückkehrverlautet nochnichts bestimmtes. Dieselbe sollte vorderEröffnungdes Landtageserfolgen,daderselbedies- malvvtn KöniginPerson eröffnetwerden wird,doch heißt es,daßdieneuesteWendung, welche durchdiedirekteEin- mischungFrankreichseingetreten ist,eineVerzögerunginder EinberufungdesLandtageshervorgerufenhat«»

UeberdenAusfall der Wahlen liegen jetzt die ge- nanen Nachrichtenvor. Danachwerden»demneuenAbgeord- netenhause171··) Mitgliederdesaufgelvstenangehörenund 169neugewählteAbgeordnete, zusammenalso vorläufig340.

3Wahlen sind noch nichtvollzogen,2Indenhohenzollernschen Fürstenthümekuund 1indemWahlkreiseSchleusingen-31e- genrück,dadieseLandestheilevomFeinde besetztsind.Außerdem sind noch9Nachwahlenzu vollziehen;4fürGeorgv.Vincke, 2für Grabow undje1sur Twesten,DiesterwegUndMinister

a.D.v.Bodelschwingh.Von den171 wiedergewählten Mitgliedern gehören19 zurkonservativen,12 zurkatholischen,

t)Esfind eigentlich172MitgliederdesaltenHauseswieder-

·ewählt, daruntereider 73MitgliederderFortschrittspartei,dochtst seitderWahldergreife Diesterweg gestorben.

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52zurFraktion BockumsDolsfs,72zurFortschrittspartei,13 zurpolnischenFraktion und3zu denAltliberalenz—- Die neugewählten169Abgeordnetenvertheilensichinfolgen- dekWeise auf dieeinzelnen Parteien;»Altliberale17,Polen 8,entschiedenLiberale(FortschrittsparteiundBockumsDolffs) 19, dieKatholiken8,Konservative118.»Ueberhauptalso würdenindeinneuen Abgeordnetenhausedieentschiedenlibe- ralePartei,FortschrittsparteiundlinkesZeUtVUMzufammen- 143, die kon ervative artei137Mitglieder zählen.Umdiese beiden großesnParteiXiwürden sichdann»die»Katholiken, PolenUnd daslinke Zentrum mitje20Mitgliedern grup:

piren. Jon den20Katholikensind 12derliberalen PLrtei zuzurechnen.Von denNachwahlensindmindestens3(S»tet- tinund 2WahleninBerlin) fürdieFortschrittsparteiin Aussicht undhöchstens2fürdieKonservativen (Bielefeldresp.

Tetlenburg). DieübrigenNachwableii(Gummersbach,Halle, Elberfeld,Saarlouis) werdenjedenfallsliberal

ausfalleänb

- dDie terwegs, denwirschonerwähntaen, istZiergzdfM.nathkurzer Erkrankung erfolgt. DerEin- fluß,denderTodteaufunseregesammteVolksbildunggehabt hat,rechtfertigtes,daßwirhier seinerVerdienstemi»teinigen Worten gedenken.Er stand längeraxs ein·Menichenalter hindurchanderSpitzederdeutschenPadagoglk,vor Allem derdeutschen Volksbildung. Die große Epoche»des deutschen Volksschulwesens,diegegendasEndedes vorigen JahrhundertsvonPestalozzi begonnenist1furwelcheFichte

inseinenArbeiten fürdieRegenerationderNation dieZiele aufgestellt, hatDiefterwegzumFslbschlußgebracht.nSeine HauptwirksamkeithateralsSeminardirektor einesrheinischen Schallehrerseminarsausgeübt.Dort haterdie·Lehrerschule begründet,diein allenTheilen Deutschlands ihre Pflanz- schulen gesundenhat. Ausihnen isteineGeneration von sVolksschullehrern hervorgegangen, dieinderSchulewieim Lebenmitunerschrockenem Muthe undselbstloser Hingebung fürdie freie menschlicheBildungdesVolkessegensreichgewirkt hat. SeitdemEintreten derkirchlichenReaktion vor etwa 20Jahr-en,dieihnvonseinem Seminar entfernte,war er vorzugsweiseliterarisch beschäftigt,blieb aberimmer»der·Mit- telpunkt derBestrebungenfürFreiheitundFortschrittinder deutschenLehrerwelt. SeitderBildungderdeutschenFort- schrittspartei hatersich,Ihkangeschlossen,undhatin ihrem Sinne immer denZ.BerlinerWahlbezirkvertreten, derihn auchin derletztenWahl wiedergewahlthat. JmAbgeord- netenhausevertrat erdieRegelungderVolksschuleinmate- riellerwieinsinoralischer Beziehung,besondersdieVerbes- serung der Stellung und des Gehaltesder Volks- schullehrer. Diesterwegwar einfteleeMann imvollsten undschönstenSinne desWortes. »Die»Ideale,dieekim

Herzentrug, wollteerauchäußerlichin»dasLebenführen, aufreligiösem,wieaufpolitischemGebiete. Freiheitund Vaterland,daran hingerMltseIUeZUSausen Herzenund seine LiebezumVaterlande warum soeiniger-alsertiefvonder Uebereugung durchdrungenwar, daßdie Mission der

deutschenNation dieBefreiung »derMenschheit seiunddaß siezurErfüllungderselbeneines starkenStaats- körpers bedürfe.Eswar Diesterwegnichtbeschieden,den«

Triumph seinesStrebens zuerleben. Mitten im Kampfe isteruns entrissen-Aber seinGeistwirdauchinsenwei- terenKämpfenimmerbeiuns sein. Seine zahltelchüber ganzDeutschlandverbreitetenSchülerwerdeninseinemGeiste weiterarbeiten undwerden denKampf,denerzuseiner Lebensausgabegemacht hatte,denKampfum die Be- freiung dek Votksschuie von der kirchlichen Be- vorm undung, zumsie reichenEndeführen!

Oesterreich.JnWienistman in dergrößtenBestürs

zung, weilman dieBesetzungderStadtdurch diePreußenfürchtet; vieleBewohnersinddeshalb schon geflüchtet,und die Baar- vorräthederBank findindieFestungKomorn gebracht worden. DieRegierunghat zwarinderNähevonWien Befestigungen aufführen lassen, doch glaubt Niemand, daß dieselben genügend sind, um denVormarscheines sieg- reichenHeereszuhemmen. JUPragherrschteinegleiche Bestürzung;dieMehrzahlderwohlhabendenFamilien sind nach»RegensburgundMünchengeflüchtetUnddiewenigen Ziiruckgebliebenenleben1etzt, nachdem die Stadt keineBe- sasungmehrhat,inFurchtvor einemAusstanddesczechi- schen Pöbels.

Die Spencrfche Zeitung fürHerrn Nodbertus.

EinBlatt, welches sichvon je her durcheinenvollstän- digenMangelan politischen Grundsätzenaus ezeichnet hat dessenvon unsnichtebenbewunderte Kunstaeindarinbe:

standen hat, seithundertJahrenVertreter desblödsinnigsten Spießbürgerthumszu fein dieSpenersche Zeitungnimmt sichdesHerrnRodbertus an. Sie sagt:

zAuseinemsoi—djsant (sogenannten) politischen Blatt, zu dessenVerbreitung wir nichtdurch Nennung desselben beitragen wollen, hatdieVolkszeitungeinen AngriffgegenHerrnRodbertus übernommen.«

»Onkel Spener«,wiedieses Blatt sehr bezeichnendin Berlin genannt wird, istbeiderKreuzzeitungindieSchule gegangenundscheint auf seinealtenTage nochetwas lernen zuwollen. Unswilljedoch bedünken,alsobdieFormel desLehrers geschickterwäreals diedes Schülers.Die Kreuzzeitung schreibt stetsnur: »ein demokratischesBlatt schreibtu.s.w.«. Sie verräthabernichtwie ihr altbacke- ner LehrlingdieAbsicht, welche siemit derNamensver- fchweigung verbindet,während »Onkel Spener«zwareben founehrlichverfährt,abernebenbeinochsoeinfältig istaus- zuplaudern,daßerbesorgt ist,-wenn erden Namen des angegriffenenBlattes verriethe,so könntenseine Leserda- durchveranlaßt werden,sich dasselbeanzuschaffenundesin- teressanter findenalsdieSpenersche Zeitung.

»WirlegenwenigWerth darauf, obuns dieSpenersche Zeitungfurein politischesodernur fürein»sogenanntes politischesBlatt« odernur gar für ein,,Blättchen«hält, namentlichbekennen wirganz offen, daßwirinpolitischer Bedeutungmitder Spenerschennicht wetteifern können, denn dann müßtenwirja freiwillig auf jede politischeBe- deutung verzichten-

Nachdem»wirso feurige Kohlen aufdasHauptunseres Gegners gehauft,indemwirdurch Nennung seinesNamens zu»der VerbreitungdesBlattes beigetragen haben,wollen wir einmalzusehen,was eranunszu tadeln undanHerrn Rodbertuszu lobenhat.

»

Uns wirdzunächsterklärt,daßuksfereSpöttereien nicht

im Stande wären, denwissenschaftlichenRufdesHerrn Rodbertuszuerschüttern.Jawas willdenn OnkelSpener?

Kennt ernichtdasaltedeutscheSprüchwott: »Narren soll man mitKolbenlausen?«Und»wahrlich,esgiebt dochkeine größere Narrheit,alswenneinMann esunternimmt, in achtzehnkleinenZeilendie»ganze Wis enschaftder letzten beidenJahrhundertevor seinenRichterstuhlzuziehenund

gleichsam aufdemWegedesStandrechts ohneAn- gabevon Gründen ·- abzuurtheilenlEin solcher wahnsin- nigcrHochmuthverdientdochStrafe,undScherzundSpott sind da dieeinzigeWaffe.Die Spenersche Zeitung freilich, welche,um mitGöthezureden, ,,einelangweilige ernsthaste Bestie« ist, hat dafürkeinVerständnißund nennt unsere

(4)

Spöttereienüber denneuen Rhadamantus fürdieWissen- schaft:,,giftigen Speichelwurf«.Wirwollendashinnehmen, dennwirsind doch überzeugt,daß keinverständigerMensch

von uns verlangenwird,wirsollten ernsthaftdieBehauptung desHerrnRodbertus widerlegen:»daßdieWissenschaftun- serer Zeitdeshalbnichtsmehr tauge,weilsiekeineKunst mehr sei«. SolcheRedensarten ohne jedeninneren Gehalt mögenb-ieinemGlaseBieroder wenn eshochkommtin einemDamentheesichganzunterhaltend ausnehmen,wenn sieabermitderPrätensionvon Orakelsprüchenindie Welt geschleudertWerden, dannverfallensieundderjenige, welcher sie austrompetet,naturgemäßdereigenen Lächerlichkeit.Außer- dem erkanntenwirinderganzen Phrasenichts weiter als eineUngeichlckteUmbildungdesbekanntenStahPscbenWor- teöt »dieWissenschaftmuß umkehren«.Der Unterschied zwischenStahlundRodbertus bestehtaberdarin,daßStahl als einwirklicher,wenn auchaufAbwege gerathenerGe- lehrter,seinenberüchtigtenAusspruchalsdasErgebnißeiner zwar von falschen Voraussetzungen ausgehenden,aber doch immer inwissenschaftlicherForm geführtenUntersuchunghin- stellte,währendHerrRodbertus inseiner maßlosenSelbst- überschätzungglaubt,essei schongenug, wenn er,derlange aber nichtgroßeRodbertus ausJagetzowin Pommern,sichhin- stelltundschreit: »fortmitderWissenschaftderbesdenletzten Jahrhunderte-c Das thut kein gründlicher Gelehr- ter! das ist vielmehr die Art der Halbwisser, welche alles, was sieaus Mangel an der nöthi- gen Vorbildung nicht verftehen, für Unsinn er-

klären. - «

Ferner tadelt unsOnkelSpener, daßwir demHerrnRod- bertus Gesinnungswechselund persönliche Gründe fürden- selbenuntergelegthätten.Ermeint, dieserletztere Vorwurf entspringe wohlaus Eifersucht darüber,daßHerrRodbertus uns dieStelle, nachderuns selbst geluste, wegschnappen könne.

EsisieingutesWort: ,,sage mir,mitwem duumgehst und ichwerdedir sagenwer dubist«. Nun ist aberbe- kannt, daß HerrRodbertus stetsein genauer Freunddes HerrnLegationsraths Lothar Bucher war. Mit ihm gemein- sam haterja1859 von Preußen verlangt,daßeszurBe- festigungderösterreichischenHerrschaftinJtalien die-Wassen ergreifen solle. Heutearbeitet HerrBucherimMinisterium Bismarck, welchesdenletztenRestderösterreichischenHerr- schaftinJtalien vernichten hilft,undHerr Rodbertus,dervor

siebenJahrenalleDiejenigen Vaterlandsverräthergeschimpft hatte,welchesichgegendieUnterstützungvon Oesterreichs GewaltherrschaftinItalien aussprachen, predigtheute das BündnißmitItalien unddieVernichtungOesterreichs nicht

nur inItalien, sondernauch inDeutschland Um dieses Zielzuerreichen,will er dieverfassungsmäßigeFreiheit PreußensunddasGeldbewilligungsrechtdespreußischenAb- geordiietenhausesgernindieSchanzeschlagen,währender dochvor JahrendenFreistenderFreienspielteundnicht genug RechtefürdasVolkverlangen konnte.Unddiesen baldgrünbaldroth schimmerndenPolitiker sollten wirum denGeheimrathsstuhlbeneiden,denihm seinGesinnungs- wechselmöglicherWeise einbringenkönnte? Nein,mein guter OnkelSpener,dasglaubtdirkeinMensch!Duhättestdir dieseabgedroschene,imgewöhnlichenLebenRetourkutschege- nannte Redensart wohl sparen können.

WashataberdieSpenerscheZeitunganHerrnRod-

bertus zu loben? -

Ersolldererstegewesensein,der1861denhohen Muth

gehabt hat,demdeutschenVolkeinen zuempfehlen-

Darin besteht nachderSpenerschen Zeitungdieigroße ThatdesgroßenRodbertusAberOnkelchen,solltestdudich darinnichtirren? Jstdiese ganzgewöhnlicheundlandläufige Redensart wirklich erstimJahredesHeils1861 erfunden worden?

WirzweifelnkeinenAugenblickdaran,daßdiePhrase:

dasdeutscheVolksolleseineTräumereiausgebenund sich wiedieanderen Nationen einen gesunden Eigennutz zulegen, sogarindenSpalten derSpenerscyen Zeitung schonvor 1861 gedrucktzulesen war, natürlichvonderverehrlichen Redaktion ebensowenigverstanden,alssie Herr Rodbertus, derangeblicheErfinder, begriffenhat.

Wenn man einemVolke empsiehlt, sicheinen,,gesunden Egoismus« anzueignen,so bedeutet dies dochweiternichts, alsdasVolksollenur dasthun,was ihm utbekommt.

Wäreaber dasdeutscheVolk 1861 demRathedesHerrn Rodbertus gefolgt, sowäreihmdassehrübel bekommenund dasdeutsche Volkhat daher sehr wohl gethan, nichtauf ihn zuhören.

HerrRodbertus verlangte nämlich1861: ,,Preußenund Oesterreich solltenRückenanRücken stehenund Jtalien und Frankreich beherrschen«.Alsomit Magyaren, Slowaken, RuthenenundCzechen,welche jetztunseren verwundeten Sol- daten dieAugen ausstechen,sollten wir widerdiebeiden großen nichtdeutschenKulturnationen in’sFeld ziehen,mit denenwirdurchHandel, gegenseitigenAustauschdergewerb- lichenErzeugnisse, durch KunstundWissenschaft(die freilich HerrnRodbertus einGräul ist)weitenger verbunden sind alsmitOesterreich.Wir denken,derimGange befindliche Krieg beweistesdeutlich,,wasdieBundesgenossenschaftOester- reichs werth Das Näheredarüber kannHerrRodbertus bei dendeutschenSonderbundssürstenerfragen.Sein Gut liegt ja wohl nicht soweitvon Stettin, wo jetzteinervon Oesterreichs Bundesgenossenresidirt. · Freilich predigtHerr Rodbertus heutenichtlängerdas österreichischeBündniß;erverlangt vielmehr,wie seine Freun- din,dieSpenerin, sagt: »daß Preußen Oesterreich aufden Kopf schlage«.Damit stimmenwirimGanzenüberein,die Spenersche Zeitungverlangenur nichtvon uns,daßwirin einem solchen totalen Gesinnungswechselmitihr»diejenige Konsequenz«erblickensollen, »welchederPolitiker haben müsse-H Außerdem vergißtsiegänzlich,daßderhauptsäch- lichsteAnstoß,welchenwir andemRodbertus’schenBriefe nahmen,«inetwasanderem liegt,nämlich darin, daßervon derFortschrittsparteiverlangte: siesolle gleichihmihre Ueberzeugung umkehren wieeinen Handschuh und die Grundsätze, welche sie Jahre lang mit bester Kraft verfochten, plötzlich verleugnen. Eine lIZIcheZumuthung konnten wir nicht ohneRüge hingehen lassen!

Vielleichtwird HerrRodbertus dermaleinstauch diese, seine heutige UeberzeugungverleUAkFeUUnddieSpellekiche wirddann wieder sagen-»»das let diewahre Konsequenz einesPolitikers«. Nun wir wollenihmdann von Herzen seinealten Jrrthümer vergebenUndsiesogarzUVergeser suchen.So lange abererundseinFreundOnkelSpener, wieman zu sagenpflegt,noch sovielButter ansdem Kopfe baben wieheute, so langemögensiesich beidehübschim Schatten haltenundsich nichtso breitindenheißenSon- nenscheinstellem Besonders,wenn sie, wieSpenervon Ros- bertussagt, sensitiveNaturen sind,denenleichtdieHaut juckt.

»gesundenEgoismus«

VerlagvonAlexander Ionas inBerlin.—-DruckvonFranzDunckerinBerliw —-Verantwortlicher RedakteurundHerausgeber:Dr·Lewinstein inBerlin.

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