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Die Zukunft, 20. Mai, Bd. 27.

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Academic year: 2022

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Berlin, den 20. Mai 1899.

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Der Sohn des TrosteS.

ImBusch, nahbei derstillen Bureaukratenstadt’sGravenhage,sinddie

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JGesandtendermitKulturfirnißgetünchtenMächtevereint.DerWeiße Zar riefund Alle kamen.NichtAlle gern.Manchen verdroßes,«daßer, der inseinenGrenzenGewaltige,demRuf Batjushkas folgen,demkaummann- barGewordenendieFührerschaftüberlassenmußte.MancherhieltdasGanze fürmüssigeSpielerei,dieernste, würdigeMännereigentlichnichtmitmachen dürften.UndManchem schienendieheiligstenGüterderNationen bedroht, daGedanken,diesonstnur ausdemMurren undGrollenderUmsturzpar- teienhervorklangen,nun vonEuropas letztemDespotendiemystischeWeihe empfingen.Siekamen, dochohneInbrunst, ohnedenstärkendenGlauben, derausneuer, nochunbetretener Bahn halb schondenSieg verbürgt.Die Monarchen, die,auchaufdenRufeinesrussischenZaren,imSeptember1815 dieHeiligeAllianceschufen,hattendiesenGlauben. Ihnenwaresgelungen, Bonaparte,dasschreckendeUngeheuerderApokalypse,niederzuzwingen,sie waren desGeistesvoll undhatten wirklich,wieesin denAnfangssätzender längstvergilbtenUrkundehieß,»dieinnige Ueberzeugung,daßesgebotenist, dieBeziehungenund dasVerhaltenderMächteaufdieerhabenenWahrheiten zugründen,dieunsdieewigeReligiondesgöttlichenErlöserslehrt.«Dennoch wurdederJdealzuftandsnichterreicht,den derschlaueVerfasserdesTraktates so reizend geschilderthatte: »Die VorschriftenderGerechtigkeit,derchrist- lichenLiebe und desFriedens,dienichtetwanur fürdasPrivatlebenbe-

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stimmend sind, sondern auch aufdieEntschließungenderFürstenunmittel- barenEinflußhaben, sollen fortanalleinundunverkürztfürallemensch- lichenEinrichtungen gelten.«Undheute,daseitdenTagenderFrau vonKrüdenerfasteinJahrhundert verstrichenist,dasJahrhundert,dasdie Lehrevon derAuslesederTüchtigstenimDaseinskampf wachsensah und, nachDodels hübschemWort,vonMoseszu Darwin führte,—’heute soll dieChristianisirungdespolitischenGeistes gelingen? FrauvonSuttner sollzuschauenbeschiedensein,wasdemfeuchtenBlick der Krüdenerversagt blieb? Tolstoi,dernebenderunerschrockenenundunermüdlichenOester- reicherin heutehierzum Wortkommt, siehtin derhaagerKonserenznureine HeuchlerkomoedieundRomasgroßerHistorikerTheodorMommsen,der den Julius Caesar so gutunddenOttoBismarck so schlechtverstand,nennt sie einenDruckfehlerin derWeltgeschichte,denzukommentiren,einesernstenGe- lehrten unwürdigsei.Nur die lauenLaodicäer-,denendie liberalePhrasezu Ge- botsteht,dersozialeMuthaberfehltunddieihrKlasseninteressegernmit glitzernderRedeumgolden,nur siejubelnlaut in diemählicherwärmten Lüfte, verkünden den imOstendämmerndenBölkerfrühlingundstimmen ihreLeit- artikelpfingstlich,als wärederHeiligeGeistschonausgegossenaufallesFleisch.

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JnderApostelgeschichteliestmanvomTagederersten Pfingsten.Ein BrausenvomHimmel,einPredigeninfeurigenZungen,die andersklangen dennvorher undJeglichemseineHeimathspracheinsOhrtrugen,eingroßes Wundern in derMenge,diebestürztalso sprach: ,,Sind nicht dieseAlle,die dareden,ausGalilaea? Wiehörenwir denn einJeglicher seineSprache,da- rinnenwirgeboren sind?«Soistesstets,wenn ein Neueswerdenwill:

Jeder wähntdannzunächst,nun naheseinen besonderenWünschendieEr- füllung,Jeder glaubt,indemneuen Ton diealten, ihmvertrauten Schall- bilderzusehen.Sowirdesauchdiesmalsein.WenndasHausimhaager Buschwiederleersteht,wirdjedeMacht, jede VolksgruppeeinenTriumph- gesang anstimmen,weil Allesso gekommensei,wiesieesvorausgesagthabe.

DieLeute derFriedensligawerdensagen, ihrGedankeseiimBuschzur Blüthe gereift,dieKriegerischen,derLiebeMüh sei vergebens gewesen,und dieSozialisten,-eshabe sichwiedereinmal gezeigt, daßdieBefreiungder Menschheitnur dasWerkderArbeiterklasseseinkönne. Nur ein kleines HäufleinernstGestimmter,dienicht süßenWeinesvollsindundnichtdas

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HeilunddieWahrheitinHändenzuhalten behaupten, wird,wieeinstdie Schaarim Lande derJuden, unruhvoll fragen:Was will Daswerden?

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Ein Neuesgewiß;obaucheinNützliches?KeinEnergieaufwand geht völligspurlosverloren;docherkann in ganz andererRichtung,zu ganzan- derem Zweckwirken,als derUrheber ahnte.Eshandelt sichumdenVersuch, gewandeltenFormenderKultur,desRechtesund derWirthschafteinenTheil deschristlichenGedankeninhalteszurückzugewinnen, um einenVersuch, derauchin allensozialistischenBestrebungen sichtbar ist.DerKampfum denNahrungspielraumdesEinzelnenund derVolkheiten,umgesellschaft- licheundweltpolitischeGeltungistsohart, sounerbittlich grausam geworden, etwird mitsofeinen, geräuschlosInörderischenWehrinstrumenten geführt, daßdie alteSehnsucht nacheinem dasMenschengefiihlbefriedigendenAus- gleichwiedererwachenmußte.DasJenseits ist,dasbessere,garso fern;viel- leichtist schonhieniedenderAusgleichmöglich.EinZufall,derklugePlan einer seitKindesbeinen politischfiihlendenBritin, wirthschaftlicheNothoder einunbestimmter Thatendrang wehtdenFunkenin einesZarenHirnund das irreFlämmchenumziingeltdievongezähmterMenschheitbewohnteErde.

HerrnNikolaikann derGlaubenichtkränken,daßerwohlkaum klarwußte,was erbegann,als erin einedemokratisirteundindustrialisirteWeltseinenLockruf ergehenließ.IhmmagHerr Witte,derungewöhnlichbegabteDilettant,ge- sagthaben,in dembrach liegenden,miteinerrasch wachsendenRiesenbevöl- kerungübersätenRufsenreichseien ernste Reformen, seieinewirksameFör- derungdesVolksunterrichtes,des Körnerbauesund derIndustrie erst mög- lich,wenn zu Land undzuWassereineBegrenzungderRüstunglast,die Milliardenverschlingt,zuerreichensei.Daswäre einZiel, wäredieAuf- gabe einesslavischenHeilands.DerGroßrussehatkeinkriegerischesTem- PcramentzertrinktThee, raucht seinenPapyrosundbeugt sichfrommvor lederhimmlischenundirdischenAutorität.Wer über einsolchesVolkherrscht, übereineninmerkwürdigkomplizirter EinheitderWeltanschauunger-

JVachsenenJslam,Der kannsoziemlichAlles wagen:erläßtinseinenMünzen IadieWahrheitprägen, dieWahrheit,dieernützenkann.Rußlandhat seinewichtigstenSiege durch lautloses Warten, durch kutusowischeApathie errungenundauf offenemSchlachtfeldoft schwereNiederlagenerlebt.Das Volk istdurchdasKlima unddurchdieschnellwechselndenThatenderMono-

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machenanjäheWandlungengewöhntundwundertsichnicht,wenn,ehenoch derSchnee völligschmolz,ringsum schonBlumen erblühen.Mitsolchem Bodenkonnte derzweiteNikolausrechnen;undaus der dünnenOberschicht derSapadniki droht ihm einstweilenkeineGefahr: noch istderMushikwall zudicht, auchohneWassenzustark.Mancher europäischeMonarch,manche inEuropaherrschendeKlassehataberüberhauptkeinenanderenSchutz mehr als dieArmee;diewehrt wildeWünschedesProletariates ab,die erobertneue Absatzmärkte,treibtdieKonkurrenten zuPaarenunderzwingtdemHändler dieeinträgliche"Kundschaft.Russland schafftsicherst jetzteineIndustrie,es hatdenasiatischenRiesenmarktvorderoffenenThür,die Kunden können ihm nichtentgehenundesbrauchtRuhe,um denUebergangin dieVerkehrs- formendesKapitalismus ungestörtvollziehenzu könnenEuropa hateine demGroßkapital versrohndete, aufdenExport angewieseneIndustrie undbrauchtHeere,um ihrRaum zu erobernunddie innereKultivirung solcherGebiete zuhindern,dieesnochein paarJahrzehnte mindestensals Kolonienkaufmännischausbeuten möchte.Europawirdbereitsein, Organe für Funktionenzuschaffen,wie sie imbürgerlichenVerkehrdie zur Ver- sicherungdesLebens undEigenthums gegründetenGesellschaften,dieKar- telle,Syndikate, Ringe erfüllen;undjenachdemStandpunktund derGrund- farbedesTemperamenteswerdendieMeinungendarüberauseinandergehen, obsolcheNeubildungendemvonNeidundFeindschaftumlagerten,kaum noch fest gefügtenDeutschen Reichdauernd nützlichwerdenkönnen. Den Christenfrieden aber,denderjungeRomanow auf seiner sicherenHöhe träumt,kann kein inEuropa Mächtigergewähren,wenn ernichtwillig ist, Opfer zu bringen, OpferanMacht,anHoffnung,RuhmundGewinn.

Noch hat fürdasim NebelverschwimmendeIdeal,dasman »Die Friedenssache«nennt,keinEinzigereinihn wichtigdünkendesInteressege- opfert, Keiner, auchderWeißeZar nicht.MitReden, Artikeln, Brochuren stiftetman keinenneuen Glauben; dazu bedarfesderVlutzeugen.Der radikaleUrchristvonJasnaja Poljana hat Recht: seinMittelist unklugge- wählt,sein GrundgedankeabertrifftdasWesenderSache.DenWegzur WiegeeinerReligion, fürdie unter derOberflächedieZeit reif geworden war,hatimmerdasBlutderMärtyrer gedüngt.WosinddieBlutzeugen derFriedenssache?...VondenimHaagversammeltenHerren,dienicht legitimirt sind, fürdas moderneEuropadasWortzuführen,will unddarf Keinerdulden, daß seinesVolkesVortheil geschmälertwird; siewerdenin Zungen reden,die andersklingendennvorherundjeglichemHörerseineHei-

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mathspracheinsOhrzutragenscheinen,undwenndieRedenverhallt sind, wirdäußerlichAlles beim Altensein.Und in denVölkernselbstregt sichkein HeiligerGeist,keineBereitschaft, füreinneues GlaubenszielinNothund Tod zugehen.Dassieht nicht nach Pfingstenaus.

Nach Petri nützlicherPredigterlebtediejungeChristenheitandere Zeichen. DurchdesApostelsHandwirkteandemvomMutterleib Lahmen der Glaube einWunder: derseitderGeburtvonmitleidigenMenschenGe- tragene richtete sichhochauf, SchenkelundKnöchelstanden ihm festunder

spranggleicheinem Böcklein undlobtedenHerrn,derSolches vollbracht hatte.Und einfastnochgrößeresWunder geschah:ein Armergabdemneuen BundseineganzeHabe.»Joses,mit demZunamenvondenApostelnge- nannt Barnabas, Das heißeteinSohndesTrostes,vom Geschlechtein Levit ausCypern, hatteeinenAcker, verkaufte ihn, brachtedasGeld und legteeszu derApostel Füßen.«Erhattenicht viel; dochergab,was er hatte,undseines Beispieles Kraftwar größeralsallerThaumaturgen Zaubervermögen:die Armen folgten ihmunddiekleinenBesitzer, und ihrertreuenGemeinschaftentkeimtedasneue Heil...Nein:dieZeit istnoch nicht erfülltundnochkündet keinSohndesTrostes ihrNahen.Austräger WinterstarrheitistdienordischeNatur erwacht,sogarausniedrigen Festung- fensternblicktman auflenzlichblühendeBäumeundbald wirdderPfingst- glockenhellerTondieFreudenmärvonderAusgießungdesHeiligenGeistes durchdiefeiertägigbelebtenLandetragen.Denenaber,dieernstenSinnes undnicht süßenWeinesvollin denhaager Busch schauen, zeigtsichamum- wölktenHimmelkeinFriedenszeichenundkeinSohndesTrosteskommt, mitfroher Opferthat ihre bangen Zweifelin das Dunkelzuscheuchen,dem für EuropadiePfingstsonne entsteigensoll.

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326 DieZukunft.

Die Waffen nieder!

Wassichnun imHaag abspielenwird, bei derBerathung,die derEin- EOberuferselbstein,,VorzeichendesnächstenJahrhunderts«genannthat, Das wird um nocheinmalmitNikolaus demZweitenzu reden nur der»Keim«desNeuen sein, dessen EntwickelungdemzwanzigstenJahr- hundert vorbehaltenbleibenwird.

DaßdasZielderKonserenz aufdenersten Wurf erreichtwerde, istphysischund moralisch ausgeschlossen, nichtetwa,weildiegestellten Aufgabenansichunlösbarwären,sondernweildieElemente,dieda zu- sammenkommen,derMehrzahlnach innerlichdiesenAufgaben nochwiderstreben- Erst nachund nachkanneinintergouvernementalerAreopag entstehen,der -die zweifelndenundfeindlichenElemente entweder ausscheidetoderdurch

diesieghafteMachtderIdee bekehrtundinsich aufnimmt.

Jm Jahre1892, als die vierteinterparlamentarischeKonferenzzu Bern tagte, veranstaltetedieschweizerRegirungeinBankett,aufdemderspätere BundespräsidentSchenkdieWortesprach: »Es freut mich,dieVolksvertreter verschiedenerNationen versammeltzusehen,um überFrieden und Schieds- gerichtezuberathen; noch mehrwerdeich michaberandemTage freuen, wodieBevollmächtigtenverschiedenerNegirungenzu demselben Zweckzu- sammentreten.Unddieser Tagwirdkommen.«

Erist gekommen!

Noch freudigerwärefreilichderTagzubegrüßen,andem,stattder mitallerlei Jnstruktionenund mitgebundenerMarschroute versehenenAb- gesandten,dieStaatsoberhäupterselbst sich versammelten,um überdieBe- freiungderVölkervon derLastderRüstungenRatheszupflegen. Vielleicht wirdeinst auch dieser Tag nochkommen-

Wirlstehenvor derersten offizielleninternationalen Friedenskonferenz,

—- unddiese Thatsache ist einstweilenschon merkwürdiggenug- Seit demErscheinendesZarenmanifestes ist sovielgenörgelt,gekrittelt, verdächtigtund danebenauch alshandelteessichum dieunwichtigste Lappalie so beharrlich geschwiegenworden,daßsein Zielundseinleitender GrundgedankedemBewußtseinderMitwelt beinaheverloren gegangensind.

VielleichtsogardemBewußtseindermeisten Delegirten. Auf ihren Pulten wirddasProgrammdeszweiten murawiewschenRundschreibensmitseinen acht Paragraphen liegen;abergutwärees,wenn vonden Wändendes Be- rathungsaalesinflammendenSchriftzeichendieWorte leuchteten,die alseine frohe Botschaft durchdasersteManifestin dieWelthinausgetragenwurden:

,,DemUnheil vorzubeugen,dasdie ganzeWeltbedroht:Das ist heute diehöchstePflichtallerStaaten1«

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,,Allen VölkerndieSicherungderWohlthatendeswahrenunddauern- denFriedens!«

»Die jetztinunproduktiver WeiseverbrauchtenKräfte ihrer natürlichen Bestimmung,derVolkswohlfahrt, zuführen!«

»Solidarische WeihederPrinzipiendesRechtesundderGerechtigkeit!«

»Mit Gottes Hilfe seidieKonferenzeingünstigesVorzeichendes kommenden Jahrhunderts

Der Geist dieser Sätze solltedieDelegirten erfüllenundauchder lauschendenundharrendenMitwelt gegenwärtigbleiben. Denn sie hatein begründetesAnrecht darauf, daßdas feierlichverkündeteHeil,in dessen Namen dieAbgesandtenallerMächte einberufenwurden und demRufe folgten, verwirklichtwerde.

Nichtmöglich,sagendieGegner.Ueberausschwierig...unübersteigliche Hindernisse,sagendiesogenanntenPraktiker. Nun,dieUnmöglichkeitmüßteerst bewiesenwerden;undHindernissekönnen bei gutem Willenhinweggeräumt werden. DieKonferenzistja nicht einberufen,um dieVerwirklichungder aufgestelltenZiele durchzuführen,sondern,wieesausdrücklichimTextdes Manifestes hieß,uin die Mittel zurVerwirklichungzusuchen.Man spricht von einerAbrüstungskonferenz.Das isteinfalschesSchlagwort,dassich leiderbeinaheeingebürgerthat.DasWort»Abrüstung«kommt in dem ganzen Manifest nichtvor. DerZar fordertedieRegirungennur auf,dieMittel zusuchen,die demjetzigenzum Verderben führendenZustandeinanderüber- bietenderRüstungen demlatenten Feindschaftzuftand einEndemachen undeinenwahren,dauerndenFriedenherbeiführenkönnten.Esist alsoganz und gar eineFriedenskonferenz,zuderdieEinladungenergangen sind.

Natürlich:wenn jeneMittel gefunden undinderFolge angewendet werden, die »denFriedenfichern«,so fälltdieVeranlassungzufortgesetzter Kriegsbereitschafthinweg.DieAbrüstungkannaberersteintreten,nachdem dasZiel erreicht sein wird; siekannnichtderWeg sein,derdahin führt.

Also istesganzmüßig, sichdenKopfüber Modalitäten dieser Abrüstung zuzerbrechenoderdieSchwierigkeitenundGefahren meinetwegenauchdie Unausführbarkeit einervorgängigenAblegungderKriegsrüstunghervor- zuheben. JnderThat: so langedieBeziehungenzwischendeneinzelnenStaaten aufeinemZustand rechtloserFeindsäligkeit,aufGewaltundHinterlist beruhen, isteineAbrüstungunausführbarund würde niemalsdieGewährdes,,wahren«

Friedensbieten. Wird dieser Zustand beseitigt, so folgtdieAbrüstung

ohne Schwierigkeiten von selbst nach.

Vondenacht Punktendeszweiten murawiewschenRundschreibensbe- treferfünfdieHumanisirungdesKrieges.Davon war indererstenBot- schaft nichtdieRedeundeshandelt sichdawohlnur umeineKonzession tmDie,denennochimmerderKriegalsetwasUnvermeidlichesgilt.Eben

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sowar esaufdenersten privaten Friedenskongressenundinterparlamentari- schen Konserenzen Auchdawurden solcheFragen ausgeworfen,von den konsequentenFriedensfreundenaberalssie nicht angehendzurückgewiesenund schließlichvondenTagesordnungenabgesetzt.DieMilderungder unausbleib- lichenKriegsgräuelistganzgewißauch erstrebenswerth,abernichtSache Derer, dieihre Kraft dafür einsetzenwollen,daßesüberhauptnichtzudiesenGräueln komme. FrådåricPassy sagt treffend: »Man humanisirtdasGemetzelnicht, weilesgarzuabscheulichgeworden ist, sondernman empfindet Abscheu davorundwillesunmöglichmachen,weilman sichhumanisirt hat«

DieAnhängerdesKrieges,dieFeindederganzenFriedensbewegung haben sichdennauch sofort darauf geworfen,dieauf ErweiterungderGenfer Konvention abzielendenProgrammpunktealsdas einzigErreichbarehin- zustellen;undeingroßerTheilderPresse hat sichbemüht,dieallgemeine Erwartung darauf herabzustimmen.Wiegewissenlosesist,vonvornherein zuproklamiren, daßalle Weltzufriedenseinwürde,auchwenn derAbgrund nichtgeschlossenwirdundnur einigeErleichterungendesLosesderunglück- lichenOpfervereinbart werden,—- wiegewissenlosund herzlosDasist, sehen diese BeratherderöffentlichenMeinung vermuthlich nichtein. Zum GlückbegreiftdasProgrammabernochAnderes. DerachteParagraphlautet:

,,GrundsätzlicheAnnahmedergutenDienste,derVermittelungunddes fakultativenSchiedsgerichts,umbewaffnete Konfliktezuverhüten;Verständigung überihren AnwendungmodusundEinführungeineseinheitlichenVerfahrens inihrer Anwendung-«

DaßdieGegenstände,die mitdenBestrebungendesRothen Kreuzes zusammenhängen,dieKonserenz ausschließlichinAnspruch nehmenwerden, ist alsonichtzubefürchten;denninderaus demHaag versandtenEinladung heißtes,»daß aufderKonserenz sämmtlicheimdiesjährigenRundschreiben hervorgehobenenund alle anderen Fragenerörtert werden sollen,die mit den imRundschreibenvom vierundzwanzigstenAugust1898 erörterten Ge- dankenimZusammenhang stehen«

DieseGedankensind inzwischennicht verblaßt.Unbeirrt durchAlles, wasseitdemgeschriebenundgesprochenworden ist, hältderZaranseinen Jdealen fest.JndemkaiserlichenHandschreibenandenBotschafterStaal, dasderrussische»Regirungbote«amOstersonntag veröffentlichte,heißtes:

»Georg GeorgjewitschtIhreVerdienste(friedlicheBeilegungpolitischer DifferenzenundFestigungdesfreundschaftlichenVerhältnisseszuEngland)veran- lassenmich,SiemitdenPflichtenderVertretung Rußlauds aufder imHaagzur ErleichterungderLastderRüstungenundzurSicherungdesWeltfriedensein- berufenenKonferenzzubetrauen Ichbinüberzeugt, daßSieausIhrerauf- richtigenAnhänglichkeitanThronundVaterland dieKraftschöpfenwerden,um

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JhreMissionerfolgreich durchzuführenunddadurchzurFörderungdiesermein Herzso nahe angehenden Frage beizutragen.«

Mit dembloßen SchutzdesPrivateigenthumesineinemkünftigen SeekriegkannwederderSehnsuchtderVölkernochdemHerzendesZaren

Genügegethanwerden. ,

Uebrigenstrittseit neuester ZeitdieFrage auf:Wiewirdesüber- haupt noch möglichsein, künftig Kriegezuführen? Auch diese Frage wird dieKonferenz beschäftigen.Schneller vielleichtalsdurch theoretische Grübelei oderdurchStudienkommissionenwirdsiedurchdiesichtäglichhäufenden Erfindungenbeantwortetwerden. FlüssigeLuft, EntsendungelektrischerStröme ohne Draht, Flugmaschinen:Dassinddie VorboteneinerAera,in der derKrieg einfachtechnischunmöglichseinwird.Aberselbstbei derheutigenLagederDinge ist diese Frage schonvon großerBedeutung.Siewirdin dem Werkdes StaatsrathesBloch einemWerk,demderKaiservonRußland besondere Aufmerksamkeitgeschenkthat—, klarformulirtundesistzuwünschen,daß es keinemdernachdemHaagentsandtenDelegirtenunbekannt geblieben seinmöge. Denn Dasistja sicher:nichtnurZweifler,sondern auchentschiedene Gegnerwerden an denBerathungen theilnehmen.Aber siekönnen in den Bannkreis derJdeegezogenwerden,inderenNamensie versammelt sind, undausderKonferenz mußGuteshervorgehen,wären esauchnur einige Anfänge,einigeFundamentezum künftigenWeltbau desRechtes»Der Delegirteeiner großenMachtund ihr bevollmächtigterMinister seinen NamendarfichohneErlaubnißnichtpreisgeben schriebmirvorwenigenTagen:

»Ich glaube,undjemehr ich darübernachdenke,desto mehr glaubeich, daßdieKonserenzsichderNothwendigkeit nichtwird entziehen können,etwas Guteszuschaffen, mehr,alsman erwartet. Die MitgliederwerdendieOffen- barungderlebendigen Weltfühlen, dieWünschederMenschheitunddernahen, fürchterlichenGefahren,dieEuropas Ruhe bedrohen...

Keineder imHaagvertretenen RegirungenwirdsichderUnpopularität, der Unzufriedenheit,demGelächterderVolksmassen aussetzen wollen,diedurch einScheiternoderdurcheinenelendenTrugerfolg hervorgeruerwürden. .

Man wirdalso, freiwilligoderwiderwillig,etwasGutes bietenund, ein- Umlauf diesem Pfade,bisansEndegehen-müssen.Manwirdnicht mehrinne- halten können, innehalten dürfen-«

Daßder Mann,dermiralsoschrieb,nichtderFreiherrKarlvonStengel ist- braucheich nichtzuversicheru.DieErnennungdesVerfassersderSpott- schrift»Derewige Friede«zumdeutschenDelegirtenanderKonferenz eineErnennung,dieauchinDeutschland selbst ProtestevonvielenSeiten hervorgeruerhat istin weitenKreisenschmerzlichempfundenworden. Die AuftraggeberdesmünchenerProfessors gehörenzu denZweiflern. »Es istein Fehlerin derangestelltenRechnung«:sosprachvorden Märkern mitBezugausdie

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KonferenzderDeutscheKaiser, der denFriedenliebtunddenFriedenwill, denKriegaberfür unvermeidlich hält.WäredieserZweifelausseinerSeele zu bannen: beiwemkönnten dann diePlänedesZareneinenfeurigerenund mächtigerenHelfer findenalsgeradebeiihm?Beiihm,der»diepersönliche VerantwortungdemHerrscherimHimmel gegenüber«so häufigundso stark betonthatsund dervondem,,erhabenstenundergreifendstenEindruck«sprach, alseraufdemOelberg gestandenhatte, aufder Stelle, wo»dergrößte Kampf,derje aufErdenausgefochtenworden ist,derKampfum dieEr- lösungderMenschheit,ausgefochtenwurde«?

Ausgefochten? Nicht doch. Noch istdieMenschheit unerlöst, noch schüttelnKriegundHaß,NeidundUeberlistungihre Schlangen.

DieseUebelausderWeltschaffenzu wollen—: Dasist dochwohlkein

»FehlerinderRechnung«,sondernnur eineFortsetzungdesgroßen,noch unausgefochtenenErlösungskampfes.

Jedenfallswird derDeutsche Kaisermittiefer Aufmerksamkeitdas imHaag begonneneFriedenswerk verfolgen;undwirdauchervonjenenJdeen ergriffen,die dasZielderBewegungbilden,sowürdeerberufen sein, sie inungeahntemTempozubeschleunigen.MoritzvonEgidy,dereinKämpfer fürdenFrieden gewordenundeinmonarchisch-gesinntertreuer Soldat ge- bliebenwar, ließniemals von derHoffnungab,einstvordenHerrscher hintretenzu können undihmzusagen,wasimGewissenderZeit«lebt,was imHerzen desVolkespulsirt.DesVolkes! Damußteman nun staunend erfahren,wieablehnend,wiekaltsichgeradedieKlassenderKonserenzgegen- überverhalten,die ,-den Militarismus sonstzubekämpfennichtmüde werden, undwiesie durch dieseHaltungihren-eigenenGegnernin dieHändearbeiten.

DieSozialdemokratiewillnicht zugeben, daßvon derBourgeoisieodergar von dem verhaßtenrussischenAutokraten etwasGuteskommenkönne«Auch siewilldenVölkerfrieden,aberihrMittel istdievorherige Verwirklichung ihresProgramms Freilichwürde,wenn dieses Programm durchgeführt wäre,auchderallgemeineFriede gesichertsein.AberistDasnichteinsehr weiterundsehrzweifelhafterWeg? JsteszumMindesten nicht ersprieß- licher, dieseneinenPunktvon denübrigenProgrammpunktenzutrennen undihnschon jetztvonDenen, diegegenwärtigdieMacht dazuinHänden haben, erledigenzulassen?Kann derdemokratischeSozialismus Überhaupt seineanderenForderungen durchsetzen,wenn dasGewaltsystem fortbesteht undzuweiterem Ruin undElend,zuverheerendenZukunftkriegenundzu Millionenmetzeleienführt?DiesozialeFragewilldochaufdemEntwickelung- wegegefördertwerden;der Militarismus hemmtaber dieEntwickelungEin künftigerKriegwirddieKultur nichtnur stören,sondern zurückschleudern.

Da stehteinwankendes,«unwohnlichesGebäude. Besonders ein

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