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Die Zukunft, 7. Mai, Bd. 23.

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Berlin, den 7.Mai 1898.

ff- IJI H T

Otto von Bayern.

Wrinz

OttovonBayernwurdevorsiebenundzwanzigJahrenunterKuratel gestellt. Daß seine Geisteskrankheitunheilbar ist, hattedasVolkfrüh aus denGutachtenderAerzteundaus denMittheilungendesKurators von Pranckh erfahren.Alsam siebenten Juni1886LudwigderZweiteder Monarchenmachtentkleidetwurde, weilernachdemärztlichenAttest»anParanoia leide unddurchdieseKrankheitdieWillensfreiheitvölligausgeschlossensei, so daß derKöniganderFührungderRegirung dadurch behindertis«,ging, nachden BestimmungenderVerfassung,derHaus:undStaatsverträgeunddemRecht deragnatisch:linealen Erbfolge,derKönigstiteldennochaufdenPrinzen Otto,

.

desEntthrontenjüngerenBruder,über· AmdreizehntenOktober1886ver-

öffentlichtediemünchenerPolizeidirektionüber dasBefindendesKönigseinen Bericht,indemgesagtwurde, Otto»leidean Verrücktheitundwerdedurch unlJeilbare Wahnvorstellungenso völligvom realen Lebenabgezogen, daß auchdernichtUnterrichtetejeden geistigenZusammenhangdesMonarchenmit derAußenweltfür aufgehobenhalten müsse.«Seitdem sind über denZustand desKranken,überseinen geistigenVerfallundseine mählicheEntmenschung, UnzähligeBerichteundAnekdoten verbreitetworden;nurzweidavon,zwei harm- lose,dieaus den letztenWochenstammen, sollen hier wiedergegebenwerden- DenLesernderAugsburgerAbendzeitungwurdeimApril diesesJahresgemeldet;

Währendderneunzehn Jahre,daOttovonBayerninFürstenried weilt, habensichdieAerzteniemals einemZweifelüber die ArtseinerErkrankung hin-

gegeben-Zuweilen allerdings zeigensich aber immernur«für eine kurze Spanne Uekt

vorhandene Restenormaler Geistes-undWillens-kraft; ja,esist früher 16

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226 DieZukunft.

sogarvorgekommen, daßderKönig hieunddaeinezutreffende Bemerkungoder eineAeußerungmachte,die imHinblick auf seinen Zustand jedenfalls überraschend klang.Alsvor einigenJahreneinerseiner AerzteeinpaarStunden langbei ihm gesessenwar, ohne daßderKönig ihneinesBlickes, geschweigedenneines Wortes gewürdigt hätte,wandte sichderArzt,um sichdieLangeweilezuver- treiben,andenKönigmitdenWorten: »Majestät gestatten huldvollst, daß ich tauche-«DerKönig schwieg.Darauf wiederholtederArztseinErsuchen:,,Majeftät, darfichmirdieunterthänigsteBitteerlauben, rauchenzudürfen?« Beharrlich schweigtderKönig.DerArztbitteteindrittesMal,unddaerauchdannkeine Antwort erhält, kommt ihmeineIdee:ernimmt eineEigarreausseinerTasche undbrennt siean· JetztblicktihnderKönig erstauntanundsagt: »Na raucht dasL.... doch!«Nach diesem IntermezzokonntederArztruhig seine Cigarre zuEnderauchen.DerKönig selbstwar bisindieletzten Monate leidenschaft- lichcr Raucher.ErverbrauchteimTage oftvierzigbisfünfzig Cigarettenund mindestensebensoviele«SchachtelnZündhölzchen;dennzujeder Cigaretteent- zündeteereinganzesBündel Streichhölzer,dieerdannmitsichtlicherFreude brennend beiSeitewarf.AndenTagen,anwelchensein Befindenrelativgünstig war, beschäftigtederKönig sich regelmäßigdamit, aufdenWiesenundimGe- sträuchedesParkesErdbeeren zupflücken,odererstandinseinemSalon an einemderin denPark mündenden Fensterundschoßauseinem natürlichblind geladenen Gewehr.BisindieletzteZeit aßerauchgernundreichlich,trank einigeGlas Bier imTageundverlangteabundzumitscharferKommando- stimmeSect. MitsolchenPeriodenrelativen Wohlbefindens wechseltenaber ZeitenvongrößterErregungundVerwirrungab.DerKönig saßdannStunden langvorsich hinbrütendundNiemand durfteeswagen,ihmnahezukommen.

Mitunter bracherauchinScheltenundSchreienaus oderesüberfiel ihneine unerklärlichePlatzangst. DerKönigbliebdann mittenimZimmererschrocken stehenundfträubte sich,dieTeppichezubetreten,inderMeinung, daßsicheiu großer,miteinerrauschenden Fluth erfüllter Abgrundvorihm aufthue. Mit entsetzterGeberde wichervordieser eingebildetenSchlucht zurückundflüchtete indie Korridore. Auchderleiseste SchimmereinesBewußtseins istin denletzten Jahrenallmählichverschwunden.Als desKönigs Mutter,die imJahre1889 verstorbene Königin Marie, kurze ZeitvorihremTodedenVersuchmachte, ihren Sohnzusprechen,eilteerindenParkundstelltesichhintereinenBaum,indemer,- fortwährenddenKopf schüttelnd,eine-Zusammenkunftverweigerte Seitdem hat erauchkeinMitglied seiner Familie empfangen. Er weigert sich, Jemandenzu sehen,mitAusnahme jener Personen,dieständiginseiner Umgebungleben...Er verweigert jedeAufnahmevonMedikamenten, öfters auchdieAufnahmevon Nahrung,undgestattetdenAerzten nicht, ihnzuuntersuchen.

Undin derKölnischenZeitungkonnteman um dieselbe Zeit lesen:

Seit langer Zeitzum erstenMale dringeninderFormeinesamtlich- ärztlichenBerichtesgenauere NachrichtenüberdaskörperlicheBefinden jenesbe- klagenswerthen Mannes indieOeffentlichkeit,der, ohneeszuwissen, seit zwölf JahrenKönigvonBayern ist.AufalleAnfrageninderKammer hattendie Minister stetsdiegleicheAntwort bereit, daßnämlichtrotznahezu völligerGeistes-

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OttovonBayern. 227

unmachtungdervegetativeGesundheitzustanddesjetztfünfzigjährigenMannes andauernd gut sei.InprivaterUnterredungmitdenwenigenEingeweihtener-

fuhrman dann wohl außerdemnoch,einMinisterodersonstiger hoherStaats- beamterhabebeidenalljährlicheinmalstattfindenden BesuchendenEindruckbe-

·kvmmen,alsobderKönig sichdunkel seinerPersönlichkeitentsinne.Pilgerte man zudemeinigeStunden südlichvonMünchenanderStraßenachStatu- berggelegenenSchlößchenFürstenried hinaus, so erblickteman vordemHaupt- eingangmilitärischeEhrenpostenundeinpaarauf-undabgehende Schutzleute.

JmUebrigenverwehrteeinehoheMauer denEinblickindendasSchlößchen Umgebendengroßen Park. SelbstdiedasDörfchen Fürstenriedbfewohnenden Bauernbehaupten,dengeisteskranken König niemals zuGesichtbekommen zu haben.Sehr schwerist es, festzustellen,ob dievielen,zumTheil schaurigenAn- gabenüber dieArt,wiesichderWahnsinndesKönigs äußerlichausprägt Laufen aufallen Vieren, Pflücken vonErdbeeren mit-demMunde, stumpf- finnigesDahinbrüten u.s.w.——,aufWahrheit beruhenodernicht. Sicher ist nur,daß, ähnlichwieindenletzten ZeitenbeiseinemvköniglichenBruder,jedes«

GefühlfürdieSauberkeit unddieuns geläusigenFormenbeiderNahrungzu- fuhrabgestumpftoderverschwundenist.

Diese Berichte undanderebösartigerenInhaltes waren erschienen undvonkeiner Seiteirgendwiebeanstandetworden, alsich.denArtikel»KönigOtto«

schrieb,dessenRuchlosigkeitdasmünchenerSchöffengerichtnun mit einerHaftstrase vonvierzehnTagenandemVerfassergeahndethat.Da derProzeßwegen»grobenUn- ngs« inzweiterInstanzvordemLandgerichtverhandeltwerden wird und mirauch dasschriftlicheUrtheildesSchöffengerichtesnochnicht vorliegt, möchteich mich PrinzipiellerErörterungeneinstweilenenthaltenund dieforenfischenErfahrungen·

dieichan derJsar sammeln durfte, nochindesBusensTiefe bewahren.

Für heute begnügeich michdamit, denLesernder»Zukunft«,bei denenüber»

denGrundgedankenmeinerDarstellungeinZweifel nicht entstehenkonnte Und- wieichaus derFülle freundlicherZuschristensehe, nicht entstanden ist, das Material zuunterbreiten, dasihneneineigenesUrtheil ermöglicht.Herr Dr.Johannes Sigl,derdochgewißein guter, denWittelsbacherninfanatischer

TireueergebenerBayer istunddiePreußenvonHerzeninbrünstighaßt,ver- ölfentlichteamTagevorderschösfengerichtlichenVerhandlung,amGeburtstag deswahnsinnigenKönigs,inseinemBayerischenVaterland denfolgendenArtikel:

»

Der»Fall Horden« exregtmitRechtdieallgemeine Aufmerksamkeit,wie

slslherder»Fall Thüngen«;wäreheute nicht ,,Königstag«,andemofsiziellge- feiert,d.h. nichts gethan wird, sowäreerheutebereits auchinderKammer z»UVSprachegekommen,inderbei allenParteien,selbstbeimCentrum,die An- slchtengleichsindinderVerwerfungdieses VorgehensgegeneinenberlinerJour- naciftenunddieseAnwendungdes»ambulanten Gerichtsstandes«und des»Groben

Unng«-Paragras;1hen."

Herr HardenmagwohlamMeisten überraschtseinüberdiesesVorgehen

geradegegenihn.Werihn persönlichundseine »Zukunft« kennt, kennt auch 16He

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228 DieZukunft.

seine Ansichtüber die in Berlin beliebte CentralisirungsuchtundseineVorliebe für Bayern, fürdaserjederZeit so energifch eintritt, wieerjene preußische Suchtbekämpft.Herr Hardenwar dereinzigeberliner undpreußischeJournalist, derfürdenPrinzen Ludwignachdermoskauer Redemitdemgrößten Eifer eintrat. Herr Harden ist alsoganzderrichtige Mann,daßmansichinMünchen anihmreibtundihnvor bayerischeGerichte schleppt.

Dieser selbe Herr Harden sollnun aufeinmalinseiner »Zukunft«»groben Unfug« damit begangen haben, daßervomkrankenKönigOttoschrieb,was ganz Münchenundganz Bayern darüber denktund spricht!Wirhabenden Artikelwiederholtunddreimalgelesen«abernichtsDergleichenfinden können;wir haben ihn Anderen,Leutenjeder Couleur,zulesen gegeben, ihnauchin der Kammer cirkuliren lassen,aberNiemand fand darin,was derKonfiszirerdarinsuchteund sindenwollte warum? Darüber vielleichtananderer Stelle —: Jedermann fandihn »ziemlichharmlos«,,,durchaus richtig«,»unwiderleglich«·Dement- sprechendwurdedieKonfiskation »gerade dieses Artikels«beurtheiltals wir wollenmildsagen—- ,,sehr überflüssig«.

Herr Harden selbst schreibtineinemBriefaneinenliterarischen Freund:

»Natürlich lagmirderGedankevöllig fern,denunglücklichenKönig Otto zu kränken; ich dachte überhauptnichtimTraum daran,daß dieserkleineArtikel irgendwo Anstoßerregen könnte. Nun sollernachderAnsichtdesAmtsan- waltes dasPublikum,beunruhigtundbelästigt«haben;alsobdiesesPublikum nichtdieDinge längst wüßteundals obmitdemewigenVertuschenEtwas erreichtwürde!NachdenMeldungenderBlätter glaubte ich,derKönigwürde baldsterben,undwolltenocheinmal dieseltsame Erscheinung beleuchten, daß fünfzig Jahrenach1848 einGeisteskranker König sein konnte-und kann. Und Dassoll,grober Unfugcseinunddafür soll ichvordasmünchenerGerichtge- schleppt werden! Denken Sie,wenn dieseSitte sich einbürgerteundman den Dr.Siglnächstensvoreinberliner Gerichtschleppte!«

DieseSitte kann, siewirdsich»einbürgern«;wenn sichinMünchenSchösfen finden,die dasmünchenerGericht kompetent halten,einenberlinerRedakteur vor einmünchenerForumzuziehenundihnda gar etwa zuverurtheilen.Wiewird man sichda inPreußen freuen,wennBayern selbstdenHenkelzumpreußischen Topf liefert,indemwiderborstige bayerische Redakteure inPreußen gesotten werdenkönnen!Wenn einmal miteinemPräzedenzfalldasPrinzipdurchbrochen ist, daß-.bayerischeRedakteure nur vonbayerischenGerichtenabgeurtheiltwerden können,wenn jederStaatsanwalt inStettin oderBuxtehudejedenbayerischen Redakteur,dessen Blatt dorthindenWeg gefunden,beimWickelpacken kann, wenn diesebayerischenRedakteure dann vorpreußischeRichterundnichtvors Schwurgerichtkommen, dann wirdesschönwerden für Zeitungen,Redak- teureundLeser,dannkommtman mitdervölligenBerpreußung Bayerns noch raschervorwärts. UndDas wollen ja gewisse Leute. Früherwaresanders.

DerSchöpferdesDeutschenReiches, Fürst Bismarck, hatniemals einenbaye- rischenRedakteur seinem zuständigenbayerischenGerichtentzogen undnachBerlin schleppen lassen;erdachte gerechterundbesserundvernünftiger,alsdiemodernste Reichsjuristerei hierüberdenkt,die mitdemunsinnigen »ambulantenGerichtsstand«

Etwasgeschaffenhat,das zuihr,abernichtzurRechtsanschauungdesVolkespaßt.

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OttovonBayern. 229 Herr Hardenwirdmorgen vordemSchöffengerichterscheinenund—- ohne Anwalt sich selbst vertheidigen.EineBertagung der Verhandlung konnteer Nichterreichen! Weshalb diese auffallendeEile?

Eswäresoschön,wenn diePreußen nochvordenWahlen einige barge- rischcRedakteure inpreußischeGefängnissebekommenkönnten!·..

Dieser KernbayerwardurchmeineDarstellungalsonicht»beunruhigt«,nicht

»belästigt«,nichteinmal»inseinenGefühlenverletzt«worden;erhattein einem anderen Artikelvorhererklärt,erhalte»eineglänzendeFreisprechungfür zweifellos-«

unddieseAnsichtwerdevonMitgliedernallerParteiendes bayerischenLandtagesge- theilt.Es kam anders, als dieHerrenerwartethatten.DasSchöfsengerichtfühltesich berechtigtundverpflichtet,michzueinerHaftstrafezuverurtheilen, zu einerStraf- artalso,deren WonnenimAllgemeinennur Landstreicher,Bettler,Prostituirte undähnlicheZierdenderMenschengemeinschaftkennen lernen.DerfolgendeVer- k)a11dlungberichtistdenMünchenerNeuestenNachrichtenentnommen,deren Leiter mirseitdenTagendesHerrnvonKöllerrechtoftüberraschendheftigeZeichenihrer Ungunstgegebenhaben;erist natürlichlückenhaftundbietetbesondersvonderArt meinerBertheidigungkein injedemZugtreues Bild, abererbringt nichtdie geringsteabsichtlicheEntstellungundwirdauch ohneKommentar densLesern der»Zukunft«vielleichtnichtganzuninteressant schexnen

Der Fall Harden.

DieSitzungwurdeum 1174 Uhr vormittags eröffnet.Umseine persönlichen Verhältnissebefragt, gabderAngeklagtean: Maximilian Ernst Felix Harden,ge- borenam zwanzigsten Oktober1861inBerlin, evangelisch, zweimal vorbestraft:

wegeneinerPrivatbeleidigung (desVereinsBerliner Presse)mit75Markund im Jahre1893wegenBeleidigungdesfrüherenReichskanzlersvonCaprivimit300Mark GeldstrafeDerAngeklagtewirdgemäߧ16der R. St.Pr.O.gefragt,obereine EinredebezüglichderZuständigkeitdesGerichtes geltend machenwolle.Erthut Dies, dochwirdvordereigentlichenBegründung seinerEinredezurBerlesungderAnklage geschritten-Dieselautet: Maximilian Harden2e.erscheint verdächtig,inderam 16.April1898erschienenenNummer seinerZeitschrift »DieZukunft«in einem

ssFöUigOtto«überschriebenenArtikeleineBesprechung gebrachtzuhaben,deren heimischeundeynischeArtgeeigneterschien,dasPublikumzubelästigenund zu

beunruhigew(DieseKriterien fordertderThatbestanddes,,groben Unfugs«).

» VorsitzenderOberlandesgerichtsrath Rupprecht: IhreBertheidigungzer-

fakltiWieichausIhrenbisherigenZuschriftenentnehme,indreiTheile.Sie bestreiten erstensdieörtlicheZuständigkeitdesAmtsgerichtesMünchenI;zweitens, daß groberUnfugdurchdiePresseverübt werdenkann;unddrittens,daszindem ge-

gebenenFalleeingrober Unfug vorliegt.BevorichIhnendasWortzurthatsäch- llchFUBegründungihrer Anträge gebe,möchteichSiefragen,ob SiesichalsVerfasser

gesknkrnninirtenArtikelsbekennen. Harde n :Ia, ichbekenne michdazu.Vo rsi tzen-

FerArtikelferschienimfechstenJahrgangder»Zukunft«inNr. 29. DieJerbrei-

erZeltschrlftgeschiehtvonBerlinundLeipzigaus?Harden: Die»Zukunft«

UVonder berliner DruckereiDamckeandenleipziger Kommissionärversandtund

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230 DieZukunft.

vondortwirdderweitaus größteTheil durchdenBuchhandelaufdemüblichen Wegeverbreitet· Vorsitzender: GebenSiedieThatsachezu,daßdieExemplare auch hierher nach Münchenkommen? Hardem Das ist ja unbestreitbar.

Darauf verliestderVorsitzende(ohnedieOeffentlichkeitauszuschließen)den betreffendenArtikel.DannwendetersichzumAngeklagtenunderöffnetihm, daß seineVertheidigungsich vorerst auf thatsächlichesVorbringenbeschränkenmüsse unddaßersichrechtlicheundsonstigeAusführungenbiszuseinemeigentlichen Plaidoyer nachderBegründungderAnklage durchdenAmtsanwaltversparen müsse.

Harden beginntmitseiner Bertheidigung, anfangsziemlichlangsam,dann immer schnellerundeindringlichersprechend: JchkannzunächsteinepräziseFor- mulirungderbeanstandetenStellen nichterkennen. Dasiemirnicht mitgetheilt worden ist,kannichdieAnklagenur dadurch verstehen, daßmeinpolitischerund literarischerStandpunkt völlig verkannt wird. Jch sehedarin einenderUebel- ständeDessen,wasmansichgewöhnthat,denambulantenGerichtsstandzunennen- Mirsinddurchaus fremdeMotive untergeschobenworden. BeiderAbfassungdes Artikelshat mir,wieichmitruhigem Gewissen sagen kann, nichts ferner gelegenals derGedanke, ich könntebeiirgendeinemernsten Menschen Anstoßerregen. Keine einzige Empfindung istdarinzumAusdruckgebracht,dienichtschonsoundso oftvor- gebrachtwar. Eskonntedamitdurchaus keine BeunruhigungundBelästigung, nicht einmaleinAergerniß hervorgeruerwerden. Jch möchtezunächstersuchen,daßmir diejenigen Dingemitgetheilt werden,dieichin dem Artikelverfehlthaben soll.Ich könntenurbedauern,wenn erirgendeinAergernißerregthätte. Zunächstbeschränke ichmichauf Das,was ichüberdieZuständigkeitzusagen habe·Jchhabemich weniger-inmeinemeigenenInteresse gedrängtgefühlt,dieseFrage auszuwerfen,denn ichfühlemich,vonpersönlichenUnbequemlichkeitenabgesehen, durchdiePflicht,vor einembayerischenGerichtshofzuerscheinen,nicht prägravirt: ich glaube aber, dazu imInteressedergesammten deutschenPublizistik verpflichtetzusein.AlsErschei- nungortder»Zukunft«kannnur Berlin undLeipzig betrachtetwerden. Estritt hier alsodieFragedesforum deljcti commissi inAktion·Jch bitte,nur zwei Stellenverlesenzudürfen,die ausSchriftenhervorragenderJuristen stammenund diesichmitdieser Frage befassen.DerRegirungrathKollerimbayerischenJustiz- ministerium sagtinseinemKommentar zumReichspreßgesetz:

»Die UebersendungderfertigenExemplareausderDruckereiandenVer- leger,dieUeberschickungderperiodischen DruckschriftvondemRedakteur andie mitderWeitersendungandie Abonnenten befaßteVerlagshandlung oderindas Expeditionlokal,dieVerfrachtung sämmtlicherBücherballen seitensdesVerlegcrs andenleipziger Kommissionär,welcherdieGeschäftsverbindungmit den Sortiments- buchhandlungenzuvermitteln hat:allediesederHerausgabederDruckschrist vorgängigen Handlungen sind nicht Verbreitung, sondern Borbereitunghandlun- genfürdiekünftigeVerbreitung«Und derGeheimrath ProfessorDr.FranzvonLiszt inHallesagtinseinemDeutschenReichs-Preßrecht: »JademVerbreiten der Druckschrift,alsderVerkörperungdesGedankens, liegtdiedeliktischeThätigkeit beidemPreßdelikt...Daher istdasDeliktdannunddortbegangen,wann und wodieDruckschriftverbreitet wird...MitanderenWorten: dasPreßdeliktist vollendet mitdemBeginnderVerbreitung,esistandemjenigen Ortebegangen, vondemausverbreitet wordenist.«AehnlichBerner unddie anderennamhaften

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OttovonBayern. 231

Theoretiker.Jch darf fernerdaran erinnern,daß 1876,alsderReichstag auf VeranlassungderRegirungdenAntragfallen ließ,einalinea 2zu§7der Str.Pr. O.festzusetzen,dieMeinungderMajorität dahin ging,esseiselbst- verständlich, daßderErscheinungort fürdas for-umdelicti eommissi maß- gebend sei.EinBayer,derAbgeordneteFraukenburger für Nürnberg, hatdamals davorgewarnt,diesesalinoa fallenzulassen.Jch hoffe, daß seine Befürchtung, eswerdeeinmal einGericht Tas, was dieMehrheit fürselbstverständlichhielt, nicht erfüllen,nicht vonBayernausgerechtfertigtwerdenwird.JchwarneimInter- essedergesammten deutschenPublizistik,dieses Präjudizzuschaffen.

AufdieBelehrungdesVorsitzendenhin, daßdasGericht erstinseinem UrtheilüberseineZuständigkeitbefindenkönne,fährtderAngeklagteinseiner Ver- theidiguug fort:Jch gebe seitsechsJahrendie»Zukunft« heraus, ohne irgend einerParteieinenEinfluß ausdas Blattzu gewähren,umselbstmeinepolitischen,sozia- len undkünstlerischenAnschauungen rückhaltlosaussprechenund dieselbeMöglichkeit aucheinemKreisevonMitarbeitern gewährenzukönnen.DasBlatt istnur zu einemhohen Preisezuhabenundwendetsich,obwohlesjaeinenvielgrößeren Leserkreis hatalsirgendeineandere deutsche Redne,immerhin dochnur an einenrelativkleinenKreis desgebildetenPublikumsinDeutschland.DasPubilkum istmitdenvonmirvertretenen Anschauungenbekannt undichkanndaherun- möglichvonihm mißverstandenwerden, auchwenn-ich nicht jedesmaldieFundamente dieser Anschauung zeige. Jchbinmonarchischgesinnt,wasausdrücklichsogar durch eineGerichtsentscheidungfestgestelltwordenist. Fernerbinichkeineswegseinblinder BewundererdesJahres1848undseinerBewegung, sondern habe dieseimGegen- theil nach mancher Richtung hin für verfehlt erachtet.Beweis: der Artikel»Acht- undvierzig«.Drittens habe ich auchnieentferntdieAbsicht gehabt, Vorgängeim banerischenKönigshause gehössigodergarcynischzubesprechen.

Vorsitzender: Jch möchteSieaufdenWortlaut derAnklage oerweisen.

EswirdJhnen zur Last gelegt, daßdieArtderBesprechungderErkrankung desKönigshäinsischundctjnisch ist,undzwar, weilindemArtikel stets hervor- gehobenwirddietiefe Stufe,aufderderkrankeKönig steht,undwiesogarim Gegensatzhierzu,um diese StufederThierheitrechthervorzuheben, hingewiesen wirdaufdengeisteskrankenPhilosophenNietzsche,indemgesagt wird,welchein großer GeistindiesemManne zu Grundegegangen, währendbei demKönig....?

DerKonfiszirungbeschlußdesAnitsgerichtesunddieMotivirungdeslandgerich"t- EichenVerweisungbeschlussesbesagt, daßdurcheinederartigeeynischeGegenüber- stellungdesKönigszueinemgeistvollenMenschenunddurcheinederartigeAb-

IVOichnngderWerthschätzungJedermannundjederGebildete insbesondere empört sein muß. EtwasAnstößiges,etwasUngehörigesbleibtimmerdasGleiche,wenn es

EIUchimGewandegeistreicherFeuilletoncauseriegegebenwird. DieStellungdes KönigsaufdiegleicheStufemiteinerBestie ist es, was JhnenalsgroberUnfug ausgelegtwird.Dadurch fühltsichderLeser verletzt,magereinerRichtung angehören, weIchererwill.DaßSiediemonarchischenGesiihleverletzthaben,ist Jhnen nichtzur Laitgelegt (Von»Beunruhigung«und»Belästigung«ist hier nicht mehrdieRede.) Hardeu: Jchbinmirjetzterstklardarüber,was mirvorgeworfenwird.

Eshandelt sichumeinedurchaus irrthiimliche Auffassung.Esistviklleichtdie BerwechssllmgeinerStilfrage miteiner moralischen.DennderganzeArtikel

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232 DieZukunft.

ist jaineinem pathetischen ich darf,ohneeinMißverständniß fürchtenzu müssen, vielleicht sagen:ineinempoetischgesteigerten Stil gehalten·Woraus isterhervorgegangen? Mich hatdieErscheinung beschäftigt,daß nachden revo- lutionären Zeiten,dieum dieMittedesJahrhundertsdenmonarchischenGe- dankenso sehrinsWankenbrachten,essichnun zeigen konnte, daßindemzweit- größten Bundesstaat zweikrankeKönige hintereinander aufdemThrone sitzen unddaß trotzdemdieIdee derMonarchieinihrer Entwickelung noch festere Wurzeln fassenkonnte. Ich habe meinen Empfindungen hierüberindemAugen- blick Ausdruck gegeben,indem man annehmen mußte,esseieinebedenkliche Wendungin demBefindendeshohenHerrn eingetreten.Ich habevonGerüchtenge- schriebenundhabe dabei,wiedieseGerüchte,vonBestialität gesprochen.Danebenhabe icheinesvonmiralsPhilosophenundmehr nochalsDichter hochverehrtenMannes gedacht,ichhabeabernichtdieAbsicht gehabt, durchblickenzulassen:um den Einen istesschade,um denAnderen nicht.Niemand weiß ja,wiesichderunglückliche Königentwickelt hätte,wenn dasUnheil nichtüberihnhereingebrochenwäre.

Sothörichtundgeschmacklos,zusagen,umihn seiesnicht schade,binich nicht.

Ich habe ausgeführt: Zwei Menschen haben auf Thronen gesessen,der Eineauf dein derLegitimität,derAndereaufdein des Genies. BeiderGeist ist durchKrank- heitzerstörtworden. NurdenEinenüberlebenbleibendeWerke. Nunblickteichzu- rück undsagte:Wennman sichder»Errungenschaften«desJahres1848erinnerte, so solleman auchbei derThatsacheeinenAugenblick Verweilen, daß sichdieZeitstim- mungsoveränderthat, daßinan bei der doktrinärenErörterungdesmonarchischen Begriffes heutekaumnochverweilt, sondernauchunterdenschwierigstenVerhältnissen asnangestaminten Herrscherhaus festhält. Ichbintief betrübt, daß ich nach fast zehnjährigerpublizistischerThätigkeiteinesBergehens angeklagt werde, dessenman srivole Leute, Gassenbuben, nichtaberernsthafte Publizisten bezichtigen sollte.

Vorsitzenden SiekonntendiesenGedanken ja erörtern;wozuaberdas Beiwerk,dasdenEindruck desGesuchten macht?FürdenAusdruck diesesGe- dankensgenügtesdoch,zusagen, daßderKönigvonBayernkrankist;wozu dasEingehen aus Einzelheiten?Zudem sind diesemiteiner sichtlichenFreude hervorgehoben. Horden: Eshandelt sich hierum eineindividuelle Art,sichzu geben,umeineFormfrage,undderhoheGerichtshofwirdsich nichtzumRichter darüberaufwerfen können,obichdieentsprechendeFormgetrosfenhabeodernicht.Ich binEssayistund bin ausmeinemeigentlichenF1ch,derLiteratur,in diePolitik hinein- gekommen,derenErscheinungen ich nachbester Kraft literarisch behandle. Zeichendes Aergernisses sindmirnichtkundgeworden.Unddoch, welcher Mensch erregt nicht Aergerniß,derfreiundinannhast fürDaseintritt,waserfür richtig hält?Wo kämen wirhin,wenn wirkeinAergerniß mehr erregten? Ich glaube, daßdasAerger-- niß keineswegs genügen kann,denUnfugsparagraphenaufdiePresse anzuwenden.

Eswerden nun aufAntragHardens zweiArtikel aus der»Zukunft«

verlesen,diedieInonarchischeGesinnung Hardensdarthunsollen· Indemeinen,

»Kaisermanöoer«betitelt, findet sichabergeradewieder eineStelle überKönig Otto,vonder derVorsitzendederAnschauung istunddieserAusdruck giebt, siebe- kunde diegleiche»Frivolität«desAusdrnckes wie der unterAnklage gestellteArtikel.

Harden verweistDeingegenüberauf sein gutes Gewissen,dennsonst hätteerden Antrag auf Verlesung nicht gestellt,undhebtnoch hervor, daßerwohldereinzige

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