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Die Zukunft, 11. Mai, Bd. 35.

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Academic year: 2022

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Berlin, den U.Mai 1901.

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Moritzund Rina.

Kressin,amGeburtstagdesKronprinzen.

MoritzlBruder! StützederHausfrau!

«. umußtmirhelfen.Dumußt. SonstkommtesnochzurScheidung.

NachderSilbernen. UndFamilienskandal ist nichtDeinfaible.

Aberichkannwirklich nicht mehr.Ganzhofdamenhaftelendvonewigem Aerger.DabeidieTrockenheitlManweißnicht, woherFutter nehmenund nichtstehlen.WennAdolfindiesenSachen nichteinesoglücklicheHandhätte!

SeinMetierverstehterunddie ganzeKreissippebeneidetuns. Aberim Uebrigen!DenkeDirl Erlachtnurnoch!MitderGichtmachtsichseiniger- maßen,seiternicht mehrdiestaubigenPullenrausholtundsichmitbesserem Moselbegnügt.Immernochzu dickumderTaille,wieWrangelsagte,aber schmerzfreinndgenießbar,so lange nichts Politisches aufs Trapezkommt- Dann,beimersten Wort,Heiterkeit;derreineReichstag. Für michtägliche TorturmitEichenlaubundSchwertern. Besonders vorigeWoche,woAlles insSchwanken kam undmangarnicht mehrmerkenkonnte,auswelcher HimmelslukederWind eigentlichpfiff. Ich natürlichrasend neugierig,ver-

schlangjedes Blatt,dasmir in dieHändefiel.SindwirschonbeiRadolin angelangt?MüssenwirdenBankdirektor schlucken?Und wagbedeutetder NachtbesuchbeiGuidoHenckel?Schließlichwar ichvorMigraine halbblöd- sinnig.Auf Dich hatte ich nicht gerechnet.DeindiplomatischesSchweigen kenne ichja nachgerade·Wozuaberhatmanin meinenJahreneinenEhe-«

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herrn (mitLotteoftüber den Namen amusirt,grauerTyrannI),wenn er nicht vernünftigübervernünftigeDingeredenwill? Er willnicht.Das seienkeinevernünftigeDinge.Undlacht. ·

Die ganzeGeschichtesei nichtderRedewerth.Obalte oderneue Männer, SessionschlußoderAuflösung,sei ihm billige Fabrikwurstund interesfireihn lange nicht sowie derWurstkessel,in denunsereunglaubliche answärtigePolitikunsgebrachthabe.Wennichdarüber redenwolle, stehe erzuDiensten(alsob mirnichtübelwürde, sobald ichvonPaotingfuund ähnlichemKramhöre!);derRestaberseiSchweigen.Seitersovielschmü- kert,citirternämlichgern.Lehntrundweg ab, dieseChosenernstzunehmen.

Nun bitteichDich! SelbstBonn hat ihmnichtimponirt;vonjungen Prin- zendürfeüberhauptnicht gesprochenwerden. Demokratpursang. Und seinVaterwarKammerherrund wärebeinaheCeremonienmeistergeworden!

Obich gelesenhätte: »WennderKanaldiesmal wiederfällt,fliegtMiquel.«

»Wennsieden Kanalnicht schlucken,unterzeichneJchdenZolltarif nicht«

Und: »DenKerlengebeIchkeine Diäten.« Nein. Er dankeverbindlichst.

Als wir unter derHanddanndieNamen derNeuenerfuhren, guckteerdie Depeschekauman. »Was für Dich, frommeSeele1«MeineFreudeüber Podbielski lachteeraus.MiteinemWort:ichlebeinhöchstunglücklicherEhe.

Daran bistDuschuld.Oderhabe ichdamals AdolfinsHausge- holt?Dumußtmiralso gefälligstzur Seitestehen.DaßDunicht freiwillig schriebst,seiverziehen;kamDirwahrscheinlichselbstüberraschend.Außerdem wohleinBischen Scham.DennweißtDu noch?Im Januar schriebmein informirterBruderaufeinenHerrenhausbogen:»Fürden Kanal sinddie Aussichtenjetztgutundichbin sichererdennje, daßerkommt.« Damit ists heuteEssig. Manchmal hat jaabersogarderalteHomergeschlafen.Nun mußtDudochwachgeworden sein. Also:mitpaßtdieGeschichtegarnicht.

ManredetimmervonVerfassungstaat. Nichtmein genre; aberschön.

Habenda denn dieLentenichtdasRecht,Etwas abzulehnen?Undhaben sies:wozu dann derLärm?RücktrittdesMinisteriumskönnteichverstehen;

liestman vonanderswo ja oft nach solchenNiederlagen.Aberdrei Sünden- böcke?Finde michnicht zurecht.Mirscheint,unsereLeutehaben sichgutge- paukt,undichsehekeinenGrund,Bülow zuverhimmeln,wie diemeisten Zeitungschreiber.EinzigerTrost, trotzAdolf, daßPodbielskiwaschechter Agrarier.AuchRheinbaben unserMann. DerGeheimeKammerzienrath ausderKohlengegendriechtmirnicht gut,alsHandelsministerwohlaber ungefährlichfüruns. Schleierhaft,warum siedenelsässischenHammerstein

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ausgebuddelt haben.OttoKarlGottlobwiedergeprellt;wirdwohl nichts mehr. Du,alterKnabe, sitzestanderQuelle. Los!Laß mich nichtver- schmachten!OderbistDuauch schonfeuerroth geworden?

Da Dunoch nicht sprudelft, habe ichzurFeierdesTageseineVowle angesetzt. Maikräuter,Rezept Dressel(fchade,daßertotist !).Dieeinzige Möglichkeit,inAdolfs hartemHerzennoch loyaleGefühlezu wecken. Wir wollendarauf anstoßen,daßdernächsteKönigmalehrlicheLeutefindet.

WärstDunurhier!HälistDuauchPfingstenDein Wortnicht, sindwir fertigmitDir. DarinistAdolfmit mir d’accor(i.

AlsoMiquelwirdDeinKollege!Herrgott,habenfieDenbeschimpft!...

HastDuübrigensdieneueWedelgelesen?DolllUndnichtAlles erfunden.

Langewird dasMoorhuhn nicht mehr gefchont.SputeDich;sonst besaßestDu einmal

Deine immertreueSchwester Rina-

Berlin,anderMaitage Achtem.

Rinetteundreinette meinesHerzens, sogardieMoorhuhnwitzehastDuaufgefpeichertundklagstdennoch,wie ein enttäuschterKönig,übermangelhafteInformation? MirscheinstDuauf derHöhezaufeu, sagteGerson BleichröderinsolchenFällen.Aberichkenne dieseAnwandlungenauslangerPraxis.Dubist,sauflerespect,eine Quartalspolitikerin;gefährlicheSorte,mein Kind. Diesmal darf ichnicht schelten,denndraußenkonnteman wirkichglauben,esseiinegroßeSache, UndichmußAdolfs Scharfblickbewundern,dersichnichtblendenließ.Bin also, aufdieGefahr,Dich nochrabiater zumachen, einigermaßenstolz;daß ichderSchwester geradedenGattengefreit,undwerdeim Sühneterminent- sprechendaussagen.Dannverlierst Du,alsschuldigerTheil,die Kinder-

,Also: Adolf hat Recht.AberDuauch.Ernurein ganz klein Bis- chen mehr. LachenoderWeinen: weitergiebtsnichts.UndmöchtestDu den»Eheherrn«mit demThränentuchP

VerlangevonmirheutekeinenHumor.Man verlernts allmählich.

Undweilichso miesepetrigbin, habe ichdengeplantenBriefimmernoch aufgehobenSonst hätteichgernschonausführlichgeschrieben.Unsinn,zu glauben,man würdeje klug.Dahabeichmich aufmeine altenTage hinge- setztund,wasich sonstniethue, Zeitungen gelesen. SystematischWollte mÄlsehenNie ist einleichtsinnigerStreichmirschlechterbekommen.Kinder!

Kinder!Wo leben wireigentlich?

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216 DieZukunft

LassenwirMiquel.DieArt,wie dieJuspirirten ihn behandelten,ist TollwuthvordenHundstagemWeilerwaskann.Sonstwäre esunver- ständlich.ReaktionärPJa,wasistdanndersichvielversprechendeThielen, deraußerderPerroncensurund derUmsturzschnüffeleidochnichts geleistet hat? Uebrigens GeschöpfMiquels,abernachher sein...Passions Und geradeDerhatteunsdenMund wässeriggemachtundfestversprochen,im FrühjahrdasAmtlichezusegnen; hats ja seitderHeirathdazu.Den Bice a.D. kenneichziemlich.Hm.Redet zu viel. Darin einKind;schonHause- mann, derlackirte, lächeltehöhnisch:»NachTischsprichtMiquel-!«So schlauerist: hältalle Leutefür pilzdicht.KannaußerdemnichtNeinsagen undgilt deshalb,weileroftZusagen nichthält,für unzuverlässig.Abernicht nur quageistigePotenzganz anderesKaliber, sondernauchvielanständiger als dieMeisten.Hatsichthatsächlichniegeschustert.Brauchteesallerdings auchnicht,weiler1.in allerleidiskretenAngelegenheitenRathundHilfebot und 2.persönlicheSchwärmereifürS. M.hat;oderhatte.Wieoft schloßunser Gesprächdamit, daßersagte: »UndderKaiser ist dochklügerals dieHerren allezusammen!«SeiterdenKönig nicht mehrzusehenkriegte,warerent- wurzelt.Jeden TagnurBülow:dagegenkamKeineran. Daswußteschon Beustundvorihm LessingsChevalier:Toutdåpendde la maniåre dont onfaitenvisager leschoses anroi.Aufdiefem nicht mehr ungewöhn- lichen Wege ließman denUnbequemen ,,stiegen«.Alles, nachdemGebell derMeute,zurStärkungder Autorität. Wie dieFlugmaschinein einer Mainachtgebautwurde:davonnachNeunezmalausEurer Veranda,wenn derFlieder noch blüht.Miquelhatvollkommenkorrektgehandelt. Lächer- licheZumuthung,daßer, bevorer’neEinladung annahm, erstfragen sollte, obderWirth auch für denhöchstseligenKanalsei.Wasserwirthschaftist doch keineAnstandsfrage.99wurdeervonallenKollegenimStich gelassen.Wahl- kampfgegen dieKonservativen,mitausgesprochenerAbsicht, siezudezi- miren,wärevomStandpunktderHohenzollernpolitikWahnsinn gewesen.

Dasfand auchS.M.,derimKronrath aufMiquelsSeitetrat. Dastand aberThielen aufundforderteExemplarifcheszumSchutzder Autorität.

Jedes MonarchenempfindlicherPunkt. Also kritischeStunde. Miquel rettetedieSituation durchdenVorschlag,dieBeamtenoppositionvordieWhhl zwischenAmtundMandat zustellen·Dasistdann vergröbertworden, bliebimmerhinaber dasgeringereUebel.NachherdachtederFinanzminister, desKönigsInteressefürdenKanal werdesacht-einschlafen.Erunterschätztedie Mächte,diedasFeuer schürten.AlserdenJrrthum einfah,gingerfestinsZeug.

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Die ganzeAusgestaltung, so, daßdieSache wenigstenseinAnsehenhatte, ist vonihmunddievernünftigstenRedenhatergehalten. Ohne Begeisterung?

Stimmt. Preußenwar ihm wichtigeralsdasBischenPumpwasser.Aberer hättedieGeschichte»durchgerissen«,wennnicht...Darübernachher.Diever- rückteSchimpferei istmirquandmåme einRäthsel.Börsenpresse:naja.

Aber Centrum? WardochderErste,derbeimKulturkampfdenRechen- sehlermerkte. UndauchdieSozialisten, diemirnicht,wie meinerhyper- konservativenSchwester, Luft sind,ganzausdemHäuschen.Warum?

Eigentlichhaterdochnie inUmsturzaffairen gemachtundsogar,wieichbe- stimmt weiß,währenddesSozialistengesetzesfürdieFamilienderAusge- wiesenenGeldgegeben.

AberlassenwirMiquel.Wenn erserlebt,wirderimHerrenhausfür den Kanal reden;nunerstrecht; feingenugisterdazu.AnsichlagdieSache einfach.Essah aus,alssollteeinewichtigeVorlageabgelehntwerden; eine, die derMinisterpräsidentselbstunpolitischgenannt hatte. Schön. Schon öfters dagewesen.DreiWege:dieRegirungnimmtdieSchlappe hin;oder sietrittzurück;odersie löstdasParlament auf, natürlichnur, wenn sie glaubt,dasLand denkeandersalsseineVertreter. Nichtsdavonge- schieht.UeberNacht tauchtderEinfall auf,dieAbgeordnetennachHause zuschicken.Vorirgendeiner klärendenAbstimmung.DerMinisterpräsident,

dersichumdieSachebisdahingarnicht gekümmerthatte,bleibt, vergießt anderthalb Thränenüber die»zweckloseArbeit«undbrauchtwiedermalsein Lieblingswort»wesentlich«.WesentlichwillerdenKornzoll erhöhen,wesent- licheTheiledesKanalplanswillernichtopfern.Binnachgeradeneugierig, wasihm wesentlichscheint.Mir zumBeispiel,""daß-derChefeinerRegirungin ersterLiniedieKonsequenzenparlamentarischerNiederlagenauf sichnimmt.

Sollten Die»fliegen«,die imVordertreffengefochtenhatten,dannwar ThielenderNächstedazu. Jch versteheden ganzenRummelnicht.·Undnoch wenigerdie-Presse.DieseFreude,wenn ein Anderereinen Trittkriegt!Das also istdasZielvonKonstitutionalismusundParlamentarismus: wer nichtOrdre parirt,wirdübergelegt.EineRiesenmehrheitistgegen eineVor- lage. Darf nichtsein!DieRuthe fürdie Rebellenl DassagenDemokraten.

Sogar dieRöthestenriefendenWillen desKönigsherbei. Sozialdemokraten höhnten,obeserlaubt sei,demWunschdesMonarchenzujwiderstreben Meinetwegen.Kannaber eineParlamentsmehrheit nicht mehrNeinsagen, ohneHiebezu"riskiren,dannwollenwir den ganzenHumbugdochlieber gleichüber Bordwerfen.

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21 8 DieZukunft.

ObsieschließlichNeingesagthätte? Ich zweifle. Wahrscheinlichnicht, wennVülow sich ordentlichhineingekniethätte.Miquelrechneteso:wir machenkleineKonzessionen,verpflichtenunsaufMindestzollvonfänfMark undeinerhalben,dannschluckensie; nicht auf einmal,abernachundnach.

AuchmeineMeinung;DunennstmichfalschenPropheten,weilichimJa- nuar vongutenAussichtensprach,undstrapazirstdenVaterHomer.Jch wardamalsganz munter. Inzwischenaberist manchesPlötzlichepassirt,was in meinenKalkulnichtpaßte.Siemens undMarschallindieBohnengestellt;

zudeutlicherWinkmit demZaunpfahl.Stamdrede anJagow,vonderDu wohlläutenhörtest;auchEinerübrigens,dernichtzumMärtyrergeborenist.

Etcetera.Trotzdemwäreesgegangen.Nur war,vonwegen der p. t.Wähler, eineAnstands pausenöthiggeworden.Da wurde die Minegelegt.Nunsolltees HalsüberKopfgehen.EsmußdochwohlLeutegegebenhaben,denenderWunsch, MiqueldenScheineinerschwerenNiederlagezuzuziehen,wichtigerwarals derKanal... Undwährendichmir kaum Betrübenderesvorstellenkann alsdiese freiwillig-gouvernementale Retirade, lese ichinsonst achtbaren Blättern LobliederaufBülows Geschicklichkeit,diewiedergesiegthabe.Wohl auchinAsien? Adolf hat ja so Recht!Namentlichdarin, daßesdraußen noch viel,abervielböseraussieht.Dasmacht mich schlaflos. Jrgendwo wird wasgekocht.Duahnst nicht,wie»beliebt«wirfind.BülowliestZeit- ungenundglaubtdasEnde der Weltnah,wennda überReaktiongeflucht wird. Vielleichtzeigteruns noch,was’neHarkeist. Sollmich freuen.Vor- läufigfinde ich,daßseitanno ManteuffelkeinLeitenderaufeineso traurige Etappenstraßegeblickthat.Ruchlos,HerrnPublikusdarüber zutäuschen.

DenKanzler selbst schätzeichzuklug,alsdaßertrotzallem Gebrüllnicht hörte,wasdieGlockefür ihn geschlagenhat. »Dasalte Vertrauen isteben sort.«KeinMenschhättesichaufgeregt,wenn ermitgefallenwäre.Quae

·

mutatio (frageAdolf!)ineinemJahr.UndNiemandzweifelt,daßMiquel richtig voraussah,alsersagte,Vülow werdeschnellerabwirthschastenalser.

VondemVersuch,dieNeuenzucharakterisiren,wirdDeineHuld michentbinden. SiehabendenCharakterundRangeinesStaatsministers.

Damit wollen wir unseinstweilenbegnügen.Kommtja dochimmeranders.

Rheinbabenwar vonMiquel längstdemKönigalsNachfolgerempfohlen;

kopirtmir zueifrigdenRhetorderWilhelmstraßezaberimKastanien- wald besseram Platzals Unter denLinden. Hammersteinjunior Nothbehelf,weil man keinenOstelbier,aber auchkeinenBürger- lichenwollte. Müller: bon;weiß doch,was GewerbeundHandelist,

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alsoimmerhin Fortschritt. Natürlich ist ihm «maßvoller«Kornzoll garantirtzsonst hätteerdasGeschäftnicht gemacht.Undauf Podbielski würdeichanDeiner StellenichtmeineagrarischenHofsnungensetzen.Sehr liirtmitGroßindustrieund baute kinance. Ueberbrettelvorstellungenim Reichspostamt;allerleiElektrisches,wobeieinhoherAdel dieMatadore der Börse beroch. TippelskirchenlTransvaal inBerlinamKursürstendamml Modernster Typus-. Immer fidel. Immerau coeur lägen Wirddie Sache schonmachen; welchenicht?UndvonLandwirthschastverstehterja sogarwas. NurseheichKeinemdem derhistorischeBegriff Preußennicht

eine volleTintenflascheist. «

BistDuzufrieden? Ich erst rechtnicht;aberichweißkeinenbesseren Trost.Ueber BonnPfingsten.Die Wedelhabe ich angeblättert.Nurnoch alteRestezu berlinerBoulette verbraten. VomGlaubwürdigendasMeiste längstbekannt. Bei Bonnund Wedelfälltmirübrigensein:erinnerstDu Dich nochderGeschichteeinesWedel(desoffiziellsdiploniatischemdie anderen sindsnurosfiziös),derinBonn über eineBorussencorpsjackeinUngnadefiel?

GuteNacht,Kleine. BisAlsred Waldersee näheransFeuer rückt, hatnun die liebe SeelewohlRuh.Dann erstwirdauchdasHenckeleisen geschmiedet,dasDeinepatriotischeNeugier erregt;keineAngst:esbleibt warm ...SchwägerlicheGrüßeanAdolf,dendieKronprinzenbowlesicher zurEinkehr angeregt hat.Ersollfortfahren,Dich unglücklichzumachen.

Und ums HimmelswillennichtdasLachenverlernen! Ichdenke,DuhastaneinemgrämlichenSchwähergenugund ent- ziehstdiesedemGreisgeziemendeHoschargenicht

DeinemunterthänigenVasallenundBruder Moritz.

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220 DieZukunft

ManthnersSprachkritik.

ImNovember1899 habe ich,beiGelegenheitseines fünfzigftenGeburts- tags,versucht,denLesernder»Zukunft«ein Bild derliterarischen PersönlichkeitFritzMauthnerszugeben.Eswar unvermeidlich,daß dieses Bildsehr unvollständigwurde, daßvor AllemNiemand dieQuellen auf- findenkonnte,aus denenMauthners Tapferkeit, Resignationundbittere Skepsis gespeistwird. Jch hattedamals keinRecht,über das WerkManch- nersmichzuäußern,gegen dasseineübrigenBüchernurBeiwerksind.Der ersteBand istnunerschienen-MundichbinjetztinderLage,derenerregende undaufrüttelndeSchmerzlichkeitmirKeinerganznachfühlenwird, über ein Buch großeWorte sagenzumüssen,dasgarkeinBuch ist, sondernein heftiger,niemals zuparirenderSchlaggegen allunsereErkenntnißzeinBuch als einEreignißderLeserwelt anzuzeigen,«das ich nicht jetzt erstRefe- rirens halbergelesen,sonderndasich seit Jahrenmiterlebt habeundunter demich seitebensovielenJahrengelitten habe»UndnochEins: dieses Buch,daserst ungefährzumdritten TheilderOeffentlichkeitvorliegt,ent- hältnur eineneinzigenGedanken. »Dennochkonnteich« so sagt Schopen- hauervonseinemVersuch,derWelt mitHilfedesDenkenshabhaftzu werden

»allerBemühungenungeachtet,keinenkürzerenWeg, ihn mitzutheilen,finden alsdiesesganzeBuch-« Mauthner braucht,um diesen seinenGedankenso auszusprechen,daßerunzerrückbar daistundwirksam istundsichzerstörend nnd aufreizendindieGehirne einbohrt, so ungefähr zweitausendSeiten.

Wiesollte ich imStande sein,inwenigenSeiten denInhaltdiesesBuches auchnur anzudeuten,dadochdasResultatvonMaut ersDenkennur Dem verständlichundeigenwerdenkann, dersichdenWeg nicht verdrießenläßt, aufdemmanzudiesemErgebnißkommt?

SomögendennmeineWorte auchnur alseineinzigerSatz aufge- faßt werden, undnoch dazualseinrecht bescheidenerSatz. Siesollen nichtsAnderessagenals:Jhr Alle,dieJhr EuchumdieErkenntnißEures Wesensund derWeltbemüht,Jhr Theoretiker,dieJhrBegriffespinnt, undauchJhr Praktiker,dieIhrindieWelthineinpfuschenoderbauen wollt,Jhr Künstler,dieIhrTräumebaut,laßteineWeileallesAndere bei Seiteundlest erst diesesBuch; ich habedieHoffnung dennda der Mensch durch nichts,wasvomMenschenkommt,umzubringenist, wächstaus jeder größtenVerzweiflungam Endeneue, größereHoffnung auf—, daß JhrTheoretikerzusammenmitdenKünstlerndann erstrecht träumenund phantasiren werdet; daß Jhr Baumeister erst recht kühnund mitvorher

II·)BeiträgezueinerKritikderSprache.Erster Band: Spracheund Psychologie.657Seiten. Stuttgart 1901. J.G.Cottasche Buchhandlung-

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Mauthners Sprachkritik. 221 unerhörterTiefeundTapferkeit einreißenundaufrichtenwerdet. Dennwo nichts mehr feststehtundkeinGrundmehr ist,dageradewerdenwirunsere Pfähleeinrammen. Das, scheintmir,istdie Artneuer Menschen.Kants

»KritikderreinenVernunft« steht für michinursächlichemZusammenhang nichtnur mitderRomantik, sondernebensomitdenrevolutionären Um- gestaltungenvon 1830 und1848; so ist für michdasgroßeWerkder SkepsisundderradikalstenNegation,dasMauthnerverübthat,derWeg- bereiterfürneue Mystikundfürneue starkeAktion.

Dennwenn dasWortgetötetist:wassolldannnoch stehenbleiben?

Und washinwiederumsolldannnicht versuchtwerden?

EswärevielleichteinfruchtbarerVersuch,in einerGeschichtederPhilo- sophiezuzeigen,wieimmer dengroßenZerstörerndiegroßenPhantasten unddieSchöpferneuer WeltanschauungenaufdemFuße gefolgt sind,wie Plato aufSokrates folgte,wie diedeutscheMystik aufdein Grunde großer scholastischerSkepsis erwachs,wieaufKant Schelling, HegelundSchopen- hauer folgten. Ja,esist nicht selten, daßeinGroßer sodieSkepsisund großephantastischePositioninseiner Person vereinigt.DieGelehrtensind heutenoch nichtdarübereinig,obKants »TräumeeinesGeistersehers«eine Satire oderderVersuch inystischerSpekulation seien.Je nachdemInter- esseundderParteistellungwirddasseltsame Buch gedeutet.Werweiß,ob sichKant selbst völligdarüberklargewesen ist? Wodochinder Seele dieses völlig Vereinsamten vielleichteinevielstärkereundleidenschaftlichere Sehnsucht nacheinemrunden,positivenWeltbild ruhte,alsseine furchtbare Ehrlichkeitaufkommen lassenwollte? Wasuns an Friedrich Nietzscheso wundersam anzieht, ist ja auch nichtsAnderes alsdieservorunseren Augen sichabspielendeKampf zwischendemSkeptikerunddemerbaulichErbauenden.

Umdieses Kampfeswillen, derzwischendemRuhebedürfnißundder rastlosenEhrlichkeitdesMenschen hinund hergeht, istesimmerwieder nöthiggewesen,alteSkepsis,diesichnichtalsgenügendenWallgegenmensch- licheVerstiegenheitenbewährthat, durchneue zuersetzen.Sowar esauch nöthig,an dieStelle vonKants Kritikder reinenVernunftdie Kritikder Vernunft überhauptzusetzen.Mauthner hat dazu ausgeholtund seine wuchtigsteKritikliegtschon darin,,daßerstatt VernunftSprache sagt.

Kant war vonderVerachtungderErfahrung ausgegangen,abervon einerVerachtung,dieernicht aufGrund eigenerPrüfungerworben,sondern traditionell vonderdogmatischenPhilosophieübernommenhatte.Fürihn gabesüber denUrtheilen,dieaufGrundgehäufterErfahrungenvonunserer Vernunft gefälltwerden,nochUrtheileder reinen Vernunft,sogenannte fynthetischeSätzeapriorj,diealleinAllgemeingiltigkeitundobjektiveNoth- wendigkeitinsichbergensollten, Urtheile,derenBestandtheileschonvorBeginn

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222 DieZukunft-

irgendeinerErfahrunginunseremJntellektvorhanden sein sollten. Diese FormenundPrinzipien,diederNatur unserer Erkenntnißangehören,die alsovon vorn herein,apriori,inuns sind, schaffenerstdie Welt,sowie wirsie gewahren:die Weltist körperhaftundinfortwährenderBewegung, Veränderungund Wirksamkeit,weilwirdieFormenund Prinzipien,die dieseWelterst schaffen,inunstragen: Raum, Zeit, Größe,Gradunterschiede, Kausalität sindebenso nichtderWelt, sondernuns selbst,denBetrachtern, angehörigwiediesTönungen unserer spezifischenSinnesenergien.Soist alsodieWeltnur unsereErscheinungindersubjektivenFormdesRaumes.

Ganzebensoaberist«unserinneres Wesen, unser Jchgefühl,unsereSeele, auchnur unsereErscheinunginderFormderZeit. DasistKants un-

zweifelhafteMeinung,wenn auchmoderne Panpsychisten dieseSeiteder Sachegernübersehen.Allerdings iftdieZeitja selbstwieder eineapriorische FormdermenschlichenSubjektivität; diesereineWiderspruchaberistnur einvereinzeltesBeispiel fürdiefortwährendenWidersprüche,indenen Kant sich bewegenmuß,weilermitstarrenBegriffendemewig Fließendenund Unbegreiflichen,weilUngreifbarenbeikommenwill. WasKantlehrte,war:

inderAußenweltwiein unserer Jnnenwelt lebennur menschlicheVor- stellungen;vonDem, wasjenseitsdesMenschen wirklich sei, wissenwir nichts.DieKategoriendes-reinenVerstandes,dieJdeender reinenVernunft habennurGeltungfürunsereErfahrung obwohl sievor allerErfahrung schoninuns sein sollen—, sie versetzenuns nichtindieLage,unsereEr- fahrungzudurchbrechen;dieElementeunsererErfahrungabersind erstens dasUnbekannte,zweitens Nur-Menschliches. Daß dieses Unbekannte,das hinterdenDingen steckt, eheretwas Geisthaftes (Noumen0n) alsetwas Körperlichessei, hatKant öfter angedeutet;abererhat sichdann immer wiederdagegen gewehrtundsichunter dentrettendenSchirmderZeitge- flüchtet,dieja auch nichts sei,was denDingenan sich selbst zukomme- Also auchvon innenherkeineWelterkenntniß!DaswarKants verzweifelte Erkenntniß,dieernichtnur denRationalisten, sondern auchdenMystikern undPanpsychistenzuriefunddie derfeinsteKantkenner,Schopenhauer, nicht wahrhaben, nichteinmalwahrnehmenwollte. DasJchgefühlist nachKant nur dasSubjektallunserer Urtheile,abernichts,wovon wirirgendwie Sicherheitalsvon etwas Wirklichem habenkönnten.

Gerade indiesenGedanken aberleitetKant, auch schoninseiner Ausdrucksweise,zuMauthner hinüber.Esgiebt, lehrt Mauthner,keine reineVernunft,esgiebtkeineMöglichkeit,dieErkenntnißanderszufördern alsmitHilfederErfahrung, alsoderSinne; dieAllgemeinbegrifsesind nichteingeboreneFormen,die desInhaltsharren, sie sindnur Worte,ge- wordeneWorte, undauch unsereWorte vom Werden undvon derEnt-

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