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Die Zukunft, 13. Mai, Bd. 27.

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Berlin, den 15.Mai 1899.

fr- ssv

Meine Trennung von den Nationalsozialen.

MeineTrennungvon denNationalsozialen istnichtvon einemTage

«« zumanderen erfolgt.Siehat sichvielmehrineinerlangeninneren Entwickelungsehr allmählichvollzogen. Ihre Anfängeliegen schonimHerbst 1897. Jhr erstes öffentlichesAnzeichenwar dieAblehnungeinernational- fvzialenReichstagskandidaturfürdieletztenWahlen. NachderenBeendigung habe ich michdann überhauptvon allerBetheiligungannationalsozialer AgitationzurückgehaltenMeineganzenationalsozialeBethätigungbeschränkte sichseitdem aufeinesehrscharfeDebattemitHerrnGeheimrath Sohmim vorigenHerbst, worauf ich nochzusprechenkommenmuß, und auf einige Artikel,dieichbiszuEndevorigen Jahres fürdie,-Hilfe«schrieb. Jn diesemJahre habe ichdannauch diese beschränkteMitarbeit eingestellt.

Meine zunehmendeZurückhaltungkonnte dennationalsozialenVereins- undGesinnungsgenossennicht länger verborgenbleiben. Undalsdann in der,,Hilse«amsechzehntenAprilunter denPreßstimmeneineAnzahlzum Theil recht irreführenderMittheilungenübermichaus anderen Zeitungen zusammengestelltwurde,war eseinfach nöthigfür mich, Klarheitzuschaffen.

Dasgeschahdurcheineinder»Hilfe«vom dreißigstcnApril veröffentlichte Mittheilung,dienachstehendenWortlaut hatte:

»AufmehrfacheAnfragenundinAnknüpfungandie in denPreßstimmen UnsererNr.16gemachtenungenauen AngabenüberdenRücktrittdesHerrn Pfarrers PaulGöhrevonseinerpolitischenThätigkeit stellenwirhiermit,im Cinverständnißmitihm, fest, daßersichthatsächlichzunächstnur vonderBe- theiligunganunserernationalsozialenPolitikundder Mitgliedschaftanunserem Verein zurückgezogenhat. Der Anlaß- dazu liegtlediglichanderimLaufeder

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282 DieZukunft.

Zeitzwischenihmund unsimmerstärkergewordenenVerschiedenheitderpolitischen

undsozialenAnschauungen.« «

Jch hatte zunächstnichtdasBedürfniß,mehralsDas bekannt werden zulassen.Nunhat sichaberdieOeffentlichkeitdoch mehr,alsich erwartete undwünschte,mitdieserMittheilungder,,Hilfe«beschäftigt.Vor Allem hatsicheineDiskussion zwischendemPfarrerNaumann und dem»Vorwärts«

entspannen,inderessich,zumTheilinsehr scharfen Worten,ummeinen Rücktrittdreht. Dazu isteineFüllevonAnfragenüber die Gründe meines Rücktrittesanmich gelangt—: so hielt ichesfürdasBeste, dieseGründe hier offenundehrlich darzulegen.Eswirddabeifreilich nichtohne manches Persönlicheabgehen. Dochwillichessokurzwiemöglichundjedenfalls unter VermeidungallesKlatscheszuthun versuchen.VorAllemauchsine iraetstudio meinenbisherigennationalsozialenGesinnungsgenossengegen- über. Jch hassealleRenegatenart.

Schonalsich noch Gymnasiastwar, war esderArbeiterstand,dem meinganzes InteresseundmeineganzeSympathie galt.Alsich michent- schloß,Theologezu werden,geschahesaus demausschließlichenMotiv,der Arbeiterbevölkerung undnurihr religiöszu dienen.DieersteGelegenheit dazu hatte ichineinemWeberdorsdersächsischenLausitz,woich zweiJahre hindurchGehilfeeinesPfarrerswar. Danntriebmichdie selbe Liebe und Sympathiemitden Arbeitern nachChemnitzindie Fabrik.Und zwarhatte ichdabei ich darf jetztdavonreden,nachdemesneulichvonandererSeite inder»Gesellschaft«erzähltwordenist— nichts GeringeresimSinne,als meinLebenlangArbeiterzu werden. AlsArbeiter,derdenTagüber in der FabrikseinBrot verdient, wollteichdenArbeiternJesum Christumver- künden.Jchmerktebald,daßDas nichtnur einesehr schwierige,sondern nichteinmal unbedingt nothwendigeSache sei.Es wäregewißdie ultima ratio allerreligiösenVerkündungunter dersonst nirgendwie mehr religiös zugänglichenArbeiterschaft.Aberebennur die u1tima ratio. Undsoweit istesnoch lange nicht.Sokehrteich nach mehralsdreimonatigerArbeit inmeinealtenVerhältnissezurück,miteinemdoppeltenErgebnißfür mich persönlich;erstens:inderSphäre,indieich hineingewachsenwar, denAr- beiternkünftigzudienen; zweitens:Dasnichtnur religiös, sondern auch sozialundpolitischzuthun.Jch hatte erkannt, daßnur, werDieses thäte, auch JenesmitErfolg leistenkönne.Nurwerihren sozialenundpolitischen GedankenundForderungenvorurtheil-undvoraussetzunglos gegenübertritt, wer»Das,waserfür berechtigtdaran hält, auch offen, ehrlichundunbedingt vertritt,nur DergewinntVertrauen beiihnen auchinBezug aufdieEhr- lichkeitundWahrhaftigkeitseiner religiösenUeberzeugungundseinesreligiösen Wirkens unter ihnen-

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MeineTrennungvondenNationalsozialen. 283 Getreudiesen Grundsätzenhabe ichdennauchgehandelt,alsich1891 GeneralsekretärdesEvangelisch:SozialenKongresseswurde. DieArbeiter- schaft,sowohldie derIndustriealsauch besondersdie derLandwirthschast, stellte ich stetsindenMittelpunktderArbeitdesEvangelisch-SozialenKon- gresses·Umihretwillenalleinschienmirseine Existenz werthvoll;die Be- schäftigungmitihren Jdealen,mitdemproletarischenSozialismus, schienmir feine HauptaufgabeDabei wurdedieser Sozialismus auch für michselbst immerbedeutsamer.Der proletarisch-sozialistischeGesichtspunkttrat gleich starkundausschlaggebendnebenmeinereligiösenevangelisch-sozialenMotive.

Mirzur Seite standimKongreßNaumann und eine immerwachsende Schaar gleichaltrigerGesinnungsgenossen,namentlich Geistlicher.Man gab uns damals denBeinamen der,,Jungen«unter denEvangelisch:Sozialen.

Füruns Allewurde derproletarisch:sozialistischeGesichtspunktbeiunserem christlichisozialenWirkeneinfachmaßgebend.Undzwarso sehr, daßuns WohlAlledamals zeitweiligderGedankestark beschäftigte,in dieSozial- demokratie einzutreten. Namentlich,alsderKandidat vonWaechter diesen Schritt gethan hatteund zuwirkenbegann.Warum esschließlichdoch nicht geschah,hatte«viele,damals füruns recht gewichtigeGründe. Erstens konnteman geradedamals mitRecht hoffen,diereligiösePropaganda, auf dieesuns, genauwieWaechter, schließlichdochimmerwiederankam,auch außerhalbdesParteiverbandesunterdenArbeiternmitErfolgtreiben zu können·

Zweitens beherrschteunsstärkeralsallespätereZeiteineunbedingtenationale undmonarchischeStimmung. Drittens schreckteuns, dieTheologenund Ethiker,derSchmutzundSchaum,denallepolitischeArbeitmitsichführt, den wiraber,getäuschtdurchdieäußerenFormen derFührerderanderen Parteien,ausschließlichnur in derSozialdemokratiealsvorhandensahen.

Viertens stießenwir,nationalökonomischfast ausschließlichdieSchülerder deutschenKathedersozialisten,unsander inParteikreisenverbreitetenschablonen- haften AuffassungdesMarxismus. Auch blühtendamals geradedieevan- gelischenArbeitervereine aufundesbestanddiebegründeteHoffnung,aus ihneneineleistungfähigeArbeiterbewegungzuschmieden,dieingleicherWeise undnach unseren Wünschenreligiös,national undsozialistischzu werdenver- sprach.Und endlich reizteundbeschäftigteeinenTheilvon uns, darunter auch mich, nocheineigenartigestheoretischesProblem,dieAufgabe,ausdem Neuen Testament,aus der historischfestgestelltenLehreund demgeschicht- lichenLebenJesueinenoriginellenproletarischenSozialismuszu entwickeln undzuformuliren.DiebeidenzuletztgenanntenMomente,dieevangelischen ArbeitervereineunddasProblemdesevangelisch:proletarischenSozialismus, erfülltenuns schließlichso gänzlich,daßsiedenGedankenandenEintritt in dieSozialdemokratievölligverscheuchten.

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284 DieZukunft-

Jch selbst ging, -dieser Doppelausgabeganzvoll,1894 nach Frank- furta.O. insPfarramt,um...hier (dieAnderenerfuhrenesanderswo)die Unmöglichkeitihrer Lösungbaldgründlicheinzusehen.Die evangelischen Arbeitervereine tragen unsereHoffnungen: plötzlichbegann ihreVorwärts- entwickelungzustockenunddieMajorität ihrer Anhängerbliebinkonser- vativ:patriarchalischenAnschauungenundHändengefangen.DieEntwickelung einerevangelischbegründetenTheorieeinesproletarischenSozialismus zeigte sichunausführbarzdieEthikderLehreJesu läßtdieFormulirungnur ganz allgemeinerethisch-undreligiös-sozialerGrundsätzezu; sie aufdasgegen- wärtigepolitischeundsozialeLebenanzuwenden,bleibtSachedeseinzelnen Christen;undwieerDas thut, hängtganzvon seiner sozialenLage,seiner Bildung, seinen AnlagenundNeigungen, seinen Erfahrungenundseinem Temperament ab;diesoziale EthikdesEvangeliums führtmitzwingender logischerNothwendigkeitdurchaus nichtzueiner bestimmten, einzigen,zu einerproletarisch:sozialistischenPartei. Dem entsprechendundangesichtsder geschichtlichgegebenenVerfassungundZusammensetzungderGemeinden der Landeskirche,erschienuns fürdenbisher evangelisch-sozialenGeistlichennur Zweierlei möglich:entweder er bleibtGeistlicherundbeschränktsichdann darauf,allenseinen ihm zugänglichenGemeindegliedern,welcher sozial- politischen Partei sieauch angehören mögen,die allgemeinen ethisch- sozialen GrundsätzedesEhristenthumesso eindringlichwiemöglichnahe zubringenund zumPrinzip auch ihres politischenHandelnszumachen-;

oderer verläßtdasPfarramt, um diese ethisch-sozialenGrundsätzeauf sozialpolitischemBoden durch sozialpolitischeArbeit praktischzubethätigen.

Dabei war mirpersönlichnicht zweifelhaft,daß diese ethisch-undreligiös- sozialen Grundsätzezueiner beinaheunbedingten Parteinahme fürdie Arbeiterinteressen, »fürdieSacheallerkleinenLeute«,führen mußtenund daßes vondaausnur einesehr untergeordneteFrage,nur eineFragederZeit, desTemperamentcsoderandererpersönlicherUmständesei,obdiesePartei- nahme sichinnerhalbdersozialdemokratischenParteioderaußerhalb,ineiner neuzubildendenpolitischenGruppe, bethätigte.

Fürmich persönlich undauch fürdieAnderen fieldie Ent- scheidunggegen densozialdemokratischenParteiverband.Denn etwa zu der selben Zeit,woichdieebenangedeutetenGedankenineiner Schrift »Die evangelisch-sozialeBewegung«veröffentlichte,tratNaumann, derseit einigen Jahrendie»Hilfe« herausgabundganzinunserem früherenevangelisch- undproletarisch-sozialistischenSinne redigirte,zumerstenMale mitseinen nationalsozialenPlänenauf.«AucherhattedasEvangelischealsdasAus- gangsprinzip füreinepolitisch-sozialeArbeit alsunmöglichanerkannt und dafürnun dasNationale gefundenund untergeschoben.Wieleichtver-

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MeineTrennungvon denNationalsozialen. 285 ständlichfür Einen,·der wederdasevangelische.nochdasreinmarxistische PrinzipzuseinemAusgangspunkt machenwollteund.konn:te.!. Ich- persön-..

lich faßtedieneu auftauchendeBewegung, getreu unserer proletarisch- sozialistischenVergangenheit,getreu dembisherigenGeistder-,,Hilfe«undent-.

sprechenddenDarlegungenmeines Buches, alseinekommendeParteiders kleinen Leute, derIndustrie-undvorAllem der zugewinnendenLandarbeiter-.

schaftauf,dieohnedenmarxistischenDogmatismus, ohnedieBekämpfung religiöserMächteund derMonarchie,dochausschließlichundbewußtdemokratisch undsozialpolitischnichtsals dieunbedingte,einseitigeundrücksichtloseJnteresseU-"

vertretungderproletarischenVolksschichtenseinwürde. Daswar auchdeut- lichdieallgemeineAuffassungderOeffentlichkeitüberuns. Bezeichnend dafür istderName,mitdemman unsdamals gernzubelegenpflegteund dersichin vielenPreßäußernngenvon damalsnoch findet:nationale So- zialisten.Mansahinuns, sozialpolitisch,nichts mehrundnichts weniger alscinzukünftigesPendantzursozialdemokratischenArbeiterpartei,indie auszugehen,man uns vielfachalsunser schließlichesSchicksalprophezeite.

Undich stehe nichtan,offenzu erklären,daßmirDasdamals als gar kein fOschreckliches,vielmehralsein in derThatsehrwohl mögliches,ja, wünschens- werthes Schicksal erschien. Mußtees nicht sokommen,wenn wires mit unserer VertretungderArbeiterinteressenwirklich ehrlichundernst meintenundunsereArbeitimLaufederZeitvonErfolg gekröntwar,d.h.

wiraufdieSozialdemokratieinunseremSinne Einfluß gewannen?- Ja, mußteeinehrlichproletarisch-sozialistischdenkender Mensch nach Erfüllung dieserVoraussetzungnicht gerade solcheVereinigungwünschen,wenn ervon HerzeneineStärkungderVertretungderJnteressendesProletariatesund nichtderendauernde Schwächunganstrebte? Jch habe auchdamals diese Gedankennichtverborgenund in diesemSinne michmehrfach dahin geäußert, daß ichdennationalsozialenVerein gewissermaßennur alsein Provisoriumansähe.UnddaichdesEinverständnissesderanderenführen- denLeute, namentlichderehemaligenjungen Evangelisch-oderEhristlich- Sozialen,hieringanzodertheilweise sicherzuseinglaubte—- oderdoch,so weitesnochnichtderFallwar,baldsicherzu werdenhoffte—, verließ auch ichmeinPfarramtundtratindiebeginnende,von mir, wiegeschildert,ver-.

standene nationalsozialeBewegung«ein.-

Jm Herbst1896 fandinErfurtdererste-nationalsozialeDelegirten- tag statt.Erwar freilichmeinerAuffassungvondemzukünftigenCharakter desnationalsozialenVereins nicht sehr günstig.AberDas war sehrerklär- lichundnoch nicht beängstigend.Eskonnteeigentlichgarnichtanders sein.

Eswar—und auchDaswar wiederumnurjsoundnichtanders möglich- eineEinladunganallenichtkonservativenehemaligenEhristlich-Sozialener-

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286 DieZukunft.

gangen. Auf diese Einladung hin mußten nothwendig vorwiegendbürger- liche Elemente,darunter besondersvieleTheologen,erscheinen,währendAr-. beitervertreter, so sehrDasvon unsAllengewünschtwurde,schonauf diesem erstenDelegirtentagnicht allzu zahlreich—- imVergleichfreilichzu denzwei folgendenDelegirtentagennoch sehrzahlreich anwesendwaren. Undauchdie ,,Grundlinien«,die alseineArtPartei-odervielmehr Vereinsprogramm angenommen wurden,entsprachenmeinennationalsozialistischenAuffassungen undWünschenwenig. Dennoch beängstigtemich,wiegesagt,Beides nicht.

Werdie,,Grundlinien«desnationalsozialenVereins,dienoch heute giltig, aberbereitsdurcheineAnzahl ausführlicherSpezialprogramme,z. B.über dieSchulfrage,dasGenossenschaftwesen,dieHandelspolitik ergänzt sind, kennt,weiß,daß sieinWahrheitnur Grundlinien sind,ganzallgemeinge- halten,derverschiedengradigstenAuslegung fähig,jedenfallsauchim Stande, politischesundsozialpolitischesGedankenmaterial,wieesmiralsmaßgebend fürdieneuePartei wünschenswertherschien,insichaufzunehmen. Jch hoffte, daß schonimVerlaufdeserstenJahresdieentscheidendenAnsätze füreine solcheErfüllungdesInhaltsderGrundlinien gemachtwerdenunddaßda- mitzugleichdieElemente,die,unbedingt auf bürgerlichemBoden stehend, nicht irgendwieproletarisch-sozialistische,sondernnur verschiedenstarkesozial- reformerischeAnschauungen nach ErfurtzumerstenDelegirtentag geführt hatten, schnellund sicherabgestoßen,dafür desto mehr Arbeiterkreisealler Art, bishineinindieSchichtenderkleinenBeamten,Lehrer,Bauern und Handwerker,angezogenwerdenwürden. Und derVerlaufdeserstenArbeit- jahres schiendiese HoffnungeninderThat erfüllenzu wollen. Beinahe Alle, dieirgendwie agitatorischoderpublizistischfürdenneuen Vereinthätig waren, arbeiteteneigentlichin national-undproletarisch-sozialistischemSinne- AuchdieöffentlichenpolitischenVerhältnisseunterstütztendieseEntwickelung:

eskam dergroßehamburger Hafenarbeiterstrike,indemsichdieNational- sozialenehrlichaufdieSeitederStrikenden und gegen diehamburgerUnternehmer stellten;eskamdieProtestbewegunggegendieneuen Vereinsentrechtung- versuche,dieauchvondenNationalsozialenaus allenKräften mitgetragen wurde;eskamderinternationale züricherArbeiterschutzkongreß,andemsie sich,ihren Kräftenentsprechend,ebenfalls betheiligten; endlichdieFehdegegen diepreußischenKonservativen,dieJunkerundAgrarier,eineFehde,die,an- geregt durchmeineBerichteüber dieArbeiterverhältnisseauf ostelbischenGroß- gütern,abermals einenstarkenRuckderNationalsozialennach links, nach derproletarisch:sozialistischenSeite hin,zuveranlassen schien-

Daabertrat die Reaktion innerhalbdesVereins ein«Zuerst durch dasAuftretendesHerrn Max Lorenz,der,bekanntlichdamals ebenaus derSozialdemokratieausgeschieden,nationalsozial gewordenundvom natio-

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MeineTrennungvondenNationalsozialen. 287

UalsozialenVerein mitagitatorischenAufgabenbetraut worden war. Es Warpsychologischnur natürlich, daßdieagitatorische nationalsozialeWirk- samkeitdesHerrn Lorenz sichinersterLiniegegendieSozialdemokratie kehrte,wieesselbstverständlichwar, daß dieseinallennationalsozialenVer- sammlungen,indenenHerr Lorenz sprach,gegenihn vorging.So begann sicheineerste scharfeWendungderNationalsozialengegendiebisher einzige dUrchund durch proletarisch-sozialistischeJnteressenvertretungderArbeiter anzubahnen; sie erhielt ihre FortsetzungdanndurchdasVorgehendesHerrn GeheimrathesSohmund Anderer. HerrGeheimrath Sohm dessen außergewöhnlichgroße Opferfreudigkeitfürdienationalsoziale Sache ich ebensokennewieseinetrotz allen scharfen Auseinandersetzungenzwischen Unsunverändert gebliebenefreundlicheund vorurtheillofe Gesinnunggegen michunddenich deshalbbisheute hochverehre Herr GeheimrathSohm glaubte, Protest erhebenzusollengegen»das herausforderndeAuftretendes Herrnvon GerlachunddesHerrn Pfarrers Göhreundauchgegeneinige Aeußerungenunseres allverehrten Herrn PfarrersNaumann.«

»DurchdasöffentlicheAuftretendergenannten Herren(so sagteerauf dem zweiten DelegirtentageinErsurtimHerbst 1897) ist unserem Vereineine Richtunggegeben,die uns immer mehrnachlinks,zudenDemokraten,inun- mittelbareNähederSozialdemokratie,geführthat. DieseBewegungvermögen wir...nicht mitzumachen. Ja,wirmüssenoffenenWiderspruchdagegen erheben, dennsolcheLeitungschädigtunserenVerein,sie hindert unserenVerein geradezu UnderErreichungseiner Ziele.Was wirwollen,isteineenergischeSchwenkung Nachrechts...ZweiGründesind es, dieichdafür geltendmache... Diepraktische Erwägunglautet: Wenwollenwirgewinnen?WosolldaseigentlicheArbeit- fEld unsererThätigkeitsein? Mit welchenTruppen wollenwirunsereSchlachten schlagen?Diebisherige Leitung hatdieAbsicht gehabt,dieArbeiterschaftzu ge- Winnenundzugleichnational zumachen.Darum hatsie Allesvermieden,was denArbeiterstandkränkenkönnte,d.h. sie vermied,dieSozialdemokratiezu ver- letzenund anzugreifen. DerGegensatzgegendieSozialdemokratiewardver-

schleiert,dafürwarddie Parole ausgegeben: Der Junker ist der Feind. In solche Lofungkonntendie Arbeiter mitJubel einstimmen...Wiraberlehnen siemit

Entschiedenheitab.Jchbinnichtinden nationalsozialen Vereineingetreten,um eineantikonservativeunddemokratischeBewegungzufördernund diekonservative Parteium jeden Preiszuzerstören.WaskannDas nützen?...DieArbeiter sind bereitsin derSozialdemokratie stark organisirt.Undwashaben sie erreicht?

Siesindaußer Stande, denStaat zuerobern. DerentscheidendeEinfluß auf

dFUStaat liegtnichtbeiden Arbeitern, sondernbei denGebildeten. Darum:

dle Gebildeten gilteszugewinnen.Sie sindingewissemSinne derStaat; sie bFherrschenihn... DieGebildeten abergewinnenwir nicht dadurch,daßwir

dlkKonservativenangreifen, auchnicht durch demokratischenAuszug. Wirge-

lglnnensie alleindadurch, daßwirihnenbegreiflichmachen,wienurinunserer odee dieMachtliegt,die dieSozialdemokratie überwindet. NurdieUnterstützung desBerechtigteninderArbeiterbewegungdurcheinebürgerliche-Partei vermag

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288 DieZukunft.

dieMachtderSozialdemokratieüberdieArbeiterschaftzu.brechen.DasLiebäugeln abermitderDemokratieundSozialdemokratiebewirktdasGegentheildesEr- folges.. Darum: Schwenkungnachrechtsl«.

Diese ungemein charakteristischenWortewaren gesprochenzurUnter- stützungeinerResolution,dieSohmundseineGesinnungsgenosseneingebracht hattenund »die-febenfalls hierabgedrucktwerden muß.Sie lautete:

"".,,NaehdemdernationalsozialeBereinseit seinem Bestehenundbesonders durch die-einmüthigeideelleund- materielleUnterstützungderhamburgerStrikenden keinenZweifel-darübergelassenhat,daß erfürdieEmporentwickelungder arbeiten- denBevölkerungriiscksichtloseintritt," erklären diezumnationalfozialen Vertreter- ztageverfammeltenDelegirten ausdrücklich,-daßaus unseremEintreten fürdie Arbeiter-bewegngkeine BilligungsozialdemokratischerTendenzenzufolgern ist.

UnterallenUmständenlehnenwirdaswirthschaftlicheZiel derSozialdemokratie, die«,VergesellfchaftungderProduktionniittel«,als GegenstandpolitischerAuf- YgabesundVerhandlungab;undeben so wenighatunseremonarchischeundnationale Gesinnungmit demRepublikanismus undJnternationalismussder Sozialdemokratie Etwasgemein. —Wir erstreben dieEmporentwickelungderarbeitenden Bevölkerung Ean zdemBodenderbestehendenGesellschaftordnungundzumHeildesDeutschen Reiches,Jndiesem Strebentretenwirallenreaktionären,auf Minderungder VolksrechtegerichtetenBestrebungenderkonseroatioenodereineranderenPartei zmitEntschiedenheitentgegen. Wirerklärenaber, daßwirdasEigenthümliche

»und-.Richtunggebendeunserer BewegungnichtinderBekämpfungderkonser- pativenodersonst einer national gesinnten Partei, sonderninderBekämpfung der Sozialdemokratie erblicken. Und zwar darum,weilwirindersozialdemo- kratischenPartei heutzutagedasgrößteHindernißfürdieArbeiterbewegung sehen DieBekämpfung der Sozialdemokratie ist Pflicht im InteressedesArbeiter- standes--nur auf dem Bodenundunter denFeldzeicheneinesmächtigauf- blühendenNationalstaateswirddie Arbeiterbewegungzuihrem Ziele gelangen .—·—und eben soimInteresse desDeutfchenReiches:alleindurchdiemoralische nndwirthschaftlichieHebung derArbeitermassenundderen Gewinnung und Ein- tretenfür die nationale MachtkanndasReichdie materielle unddie ideelleKraft gewinnen,deren es »für sein Dasein und- seine Fortentwickelung, für »diePolitik einesgrößeren-Deutschlandsunerläßlichbedarf.DieBekämpfungderSozial- demokratieistPflichtimDienst sowohldes nationalen wie dessozialen Gedankens-

. Dernationalsoziale Bertretertag protestirt dagegen, daß unsere Bewegung alseineSpielart-«derSozialdemokratie;überhauptalseinedemagogische, anti- nionarchischeRichtung-—aufgefaßtwir-d.ErerwartetvomVorstande, daßerdas öffentlicheVorgehendesVereins imSinne desvorhindargelegten Grund- gedankens unseres Vereins regelt.«

UmdiesenAntragzuparirenunddieEntwickelungdesnational- sjozialenVereinsaufderLiniedes erstenJahresfestzuhalten,brachteichsofort einenGegenantrag ein, dessenWortlaut ebenfalls hierher gehört:

»DerUnterzeichnetebeantragt,daßderErfurterVertretertagfolgende Resolution beschließe-

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MeineTrennungbondenNationalsozialen. 289

Innerhalb unserer nationalsozialen Bewegung machensichimmer deut- licherzweieinander entgegengesetzteRichtungen geltend.Dieeinebetont vor- Wiegenddennationalen,die andere mehrdensozialenGesichtspunkt.Dieerste fühltsich deshalb mehrdensogenanntenstaaterhaltendenParteien,insbesondere der konservativen,verwandt. Sie siehtdieHauptaufgabetderNationalsozialen inderGewinnungderdiesen ParteienbisherangehörendensogenanntenGe- bildeten fürdenGedanken dersozialen Reform. DerKampfgegendieSozial- demokratie erscheint ihrinKonsequenzDessenals maßgebend fürdieganze Bewegung.DieandereRichtungsiehtdenBerufderNationalsozialen dagegen vorwiegendineinereigenartigenundenergischen VertretungderInteressendes arbeitenden Volkes· Dementsprechend,nimmt sie auchzurSozialdemokratie eineandereHaltungein. Sie istsichallerdings auchdervielenundgroßen Unterschiedebewußt,diezwischendenNationalsozialenundderSozialdemokratie Vorhandensind.Doch erkennt sie auchdiegroßen Verdienste der Sozialdemo- kratieumdieEmporentwickelungderarbeitenden Bevölkerungunumwunden an.

Jnsbesonderefindet sieinihrnamentlichin derletzten Zeitinimmerstärkerem MaßeAnsätzezu einerEntwickelungnachder nationalen undpraktischreformerischen Seite hin.Umnun alleMißverständnissezuvermeiden, erklärtderDelegirtentag, daßdieTaktikderzuletzt erwähntenRichtung,wiesie schonvondensogenannten jüngerenEvangelisch-SozialenundimletztenJahrvomnationalsozialenVerein MitErfolgangewendetworden ist,auchinZukunftalleinmaß-undrichtung- gebendfürdieHaltungdesVereins sein kann.«

Diesen Antrag begründeteich nachderRedeSohmsindieser scharf entgegengesetzterWeise. Jch sprachoffenaus,daßDas,wasSohtn beseitigt Wissenwolle,fürdienationalsozialePolitikdaseinzigRichtigesei.DerKampf gegen dieSozialdemokratieseiderKampfgegen dieArbeiterbewegungüberhaupt:

,,HackenSie auf jene los, so verletzenSieauchdieArbeiter. Aneine .BeseitigungderSozialdemokratie istnicht zudenken; dazu steht siezugroßund gefchichtlichbegründetda. Wir könnennureineUmbildungundVeredelung Unstreben Wennwirdie ArbeitderReaktionsehen, so können wir nichtwünschen, eineSpaltungderSozialdemokratie,dieeinHortderFreiheitunddesFort- schrittsist,zuerstreben....UnsereTaktik gegendie beidenRichtungeninder Sozialdemokratiemuß sein: abweisendgegendierevolutionäre,annäherndan diereformerischeRichtung.In derSozialdemokratiesindschon großeUm- wärzUngenvorsichgegangen. DieStellungzumChristenthum istbereits eine anderegeworden;auchdieinternationalen Neigungenändernfich.Weiter ist anden züricherKongreßunddie Debatten überdieBetheiligungandenpreu- ßischenLandtagswahlenzuerinnern. DieUmbildung istimbesten Fluß.Und UUUsollen wir,wiezurZeitdesSozialistengesetzes, auf sie losschlagen?...

Dathue ichnichtmit...·DieWirkungdesAntragesSohin wäre, daßaus demnationalsozialenVereineineKohortevonSozialistentötern würde;undein Sozialistentöterwillich nichtsein.«· «

Das Ergebnißdersehr erregtenDebattewar eineArtvon Konipro- m1ß- Sowohl Sohmsals meinAntragwurdenabgelehntunddafür folgender Beschlußgefaßt:

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