F.Lehm
Number-Dezember
1939HeftImg
annmercag Müllt »M«
VIII-FVa its-Masse
Illustrierte Manatsschrist siir deutsches dalhstum liassenlkunde
der deutschen SesellschastsiirRassenhygiene
Rassenpslege zeitschrist des Reichsausschusses siirdalhsgesundheitsdienst und
Its.Jahrgang liestII-12 nan.-dez. tgsg
Inhatt
Umschlaghild:deutsche Soldaten. Ausn. Sänter Sraneseld
sildbeilagem Mädchen aus der 5teiermarli. Ausn. lltta Kalar . Seite 229
Bauer aus derSteiermarlk. Ausn.dtta Salar » 23o
sirmin v.Tschermahsseusenegg :über die Sesahren derliassenmischung » 221
lieinz mütter: die Bevölkerungimehemaligenpalen . » Ut-
Iahann v.Leerg: die Judeninpolen » 235
das mänchener stttentat unddiederleugnung desgermanischenSämpsertums . » 238 TitaKörner: Rassenlköpseaus Iriechenland. mitTI-Ahbildungen . » 239 Surt Schwanhäuszer: die Sermanen desdenlkmals von Adamsßlissi . » Ast
flu- Iiassenhygiene und Bevölkerungspolitilk » 2142
Filmheahachter » 2113
Ieitschristenspiegel . » Ass
Buchbesprechungen . » M
heran-geher: Staatsrat präs. pras. Asteh liegthsminister darre, Nin-Rat kehrte, Reichsgmtsleiter pras Staatssehretiir a.d.H drigadesiihrer Sätt, Staatsminister i. li. Hartnache, pras. hell-alk, Reichssiihrer H himmler, pras.Mallisan, pras.siec11e,pros. Midimdherreg.-Iiat dr.Ruttlie,dhermed.-liat dr. Schotthxhpras. si. Schuld,dras.
d.li. Schum-prof.Sclsultze-Ilaumburg, pros.Staemmler, pras.wrede, pras.Zeiss hauptschristleiter: pros.dr. Iz. li. Schultz,z.It. imlieeresdienst hauptschristleiter i. d.: dr. Stisaheth pseil, deriinssrunewald, degme -5trasie so
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I. F.Lehmann-I vertag, miinchen IS - paul Muse-Straße 26
sezuggpkgig rierteliährlich lim.2.-, Einzelhest lim.-.7ll, Pastschechlkanta desverlags münchen tng pastsrarlkassew
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Mädchen aus der steiermarh
Ruhm OttoKolm-,Gra:
Aufm: Otto KolatyGra:
aus der steiermark
Ko lkiiiileasse14.J.F.Jahrg.Lehmanns1939Verlag,.Heft11x12München-BerlinNov.-Dez.
Ärmin v.Tlchermak-Seylenesg:
clber die Gefahren der Raitenmisehung GewißgründerhatwiederalsMenschTier- undsowohlPsianzenzüchter schonals Familien-
frühzeitig— wenn auchmehr gefühls-oder her- kommensgemäß, auch keineswegs ausnahmslos « der Forderung der Blutgemeinschaft d.h.der Zu- gehörigkeitzudergleichenoderwenigstenseiner nahe verwandten Rasse entsprochen. Dochwar er sich dabei derGefahren, welcheineiner Rassenmischung gelegensind, keineswegsklarbewußt— und istdies auch heute vielfach nochnicht.Umso mehr istesaber Aufgabe desmodernen Rassenhygienikers, die Ge- fahren immer schärfer herauszuarbeiten, zuverlässig zubegründen und wirksam darzustellen. Er muß dabei zunächstmit einer vermeintlichen Gefahr, mit einem alten Ammenmärchen der älteren Tierzucht- lehre aufräumen. Behauptete dochdiese nicht selten, daßeine einmal unterlaufene Rassenmischung am Muttertier selbsteineverunreinigende Wirkung habe, auch nach Wiederherstellung einwandfreier Rein- zucht,so daß diese nunmehr verfälschte,andenvoran- gegangenen rassefremden Zeugererinnernde Nach- kommen liefere. Das Zustandekommen einer solchen als »Telegonie« bezeichneten Nachwirkung erscheint an sich schonganz rätselhaftzesistaber auchkein einzigerFallsolcherArt mitgeteilt worden, der sach- licherKritik standhieltel Wohl aber hat sichin eigenen Beobachtungen desVerfasserseine scheinbar hiehergehörige Wirkung feststellen lassen bezüglich der Färbung von Vogeleiern1). So ruft an geeig-
neten HühnerrasseneinEinschieben von Kreuzung
zwischeneinerweißeiigen Rasse z.B. weißerMinorka- henne mit einer gelbeiigenz.B.gelberCochinhahn nicht bloßVergelblichungderbastardierten Eier,im umgekehrten Fall Verweißlichung hervor, sondern läßt diese durchden fremdrassigen Samen bewirkte
»Verstimmung« der Eischalendrüse auch in der wiederhergestellten Reinzucht abklingend fortbestehen.
Eine solcheHenne erscheintals dauernd verdorben, was dierassetypische Färbung der von ihrgelegten
Eier anbelangt; doch beschränkt sich dieserEinfluß aufdasbetreffendeEinzelwesen undbetrifftnichtdie reinzüchtige Nachkommenschaft, welche»wieder
tadellos reinweiße (im umgekehrten Fall: reingelbe)
Eier legt. Es liegt alsoindiesenFällen nur eine fcheinbare Telegoniean denEihüllenvor, nichteine
1) Vgl.meineVeröffentlichungen: A.v.Tsch ermak-Sevsen egg- Biol.ZentraldL zo,641(1910); IS,46(1915);PsiügersArch.148- 367(I913);PragerMed. Wochenschr. 40Nr.22(I915); D.Landw·
Presse1915,Nr.54. S·auchF.Ho 1def1eiß, Bei-»a.d.physiol.
Labor.und derVersuchsanstalt d·landw.I-1st. d.Univ.Halle20,1, Hannover 1911.
echteNachwirkung solcherArtl Praktisch züchterisch wird demgemäßeinVorkommen von Abweichungen derEifarbe von der rassetypischen Stufe beieinem Hühnervolk den Verdacht erwecken, daßvorüber- gehend eine ungewollte Einkreuzung eines fremd- rassigen Hahnesunterlaufen sei. Jedenfalls läßteine solche Beobachtung an der Zuverlässigkeitvon be- haupteter Reinzucht zweifeln. Nebenbei bemerkt, wird ein vorsichtiger Versuchsansteller immer gut tun, sich nicht bloß aufdieStammbaumangabe des liefernden Züchterszuverlassen, sondernselbst noch neben derfremdrassigenPaarung zurKontrolle auch Reinzucht fortlaufen zulassen, alsodemHahnneben Hennen einer bestimmten Fremdrasse auch einige Hennen gleicher Rassebeizugeben. Die neben den Kreuzungsergebnissen erhaltene Nachkommenschaft wird dann aufweitestgehende Gleichförmigkeitund Fehlensinnfälliger »Spaltung«vergleichendgeprüft und dadurch einselbständigesUrteil über dieGüte derRassenscheidungeinerLieferung gewonnen! Von einer reinen Blutlinie kann bei sorgfältigerRein- zuchterst nach6bis 10Generationen gesprochen werden. Andererseits sollman dabei nichtin über- strenge Inzucht verfallen, da hiebei gerade bei HühnerrassendieFruchtbarkeit sehr leidet,sondern auch nach Möglichkeit mehrere Völker gleicher Rasse
unter rechtverschiedenen Bedingungen, etwa in weit
getrennten Orten halten und nur gelegentlich zur
»Auffrischung« einzelneTiere dieserVölker wechsel- weise austauschen. ZudiesemZwecke erscheintein genossenschaftliches Zusammenwirken mehrerer Hüh- nerfarmen sehr zweckmäßig.
Wenn man an diegroßenzüchterischen Leistungen desMendelismus denkt und seineschöpferischeSeite aufdem Gebiete planmäßiger Verbindungszüchtung und Neuheitenerzeugung vollbewertet, möchtees fast vermessen erscheinen,daneben auchdieMöglich- keitgewisser Gefahren der Rassenmischung zuer-
wägen.Unddochbestehtm.E.dazu einwissenschaft- liches Recht, jaeinepraktische Verpflichtung — ohne daßdamit der Hochschätzungder Grundzügeund LeistungendesMendelismus irgendwelcher Abbruch geschähe! Ia, jedem Mendelisten, der sichmit Ver- erbung mehrteilig (,,polymer«) begründeter Rassen- unterschiede beschäftigt— wiesie zuerst Nilsson- Ehle an der Körnerfarbe des Rotweizens und an der Spelzenfarbe des Schwarzhafers festgestellt hat und wiesie heutebezüglich Blütenfärbung, Winter- härte, Krankheitswiderstand u. a. genauer erforscht sind—, istdieSchwierigkeit bekannt,unter denSpal- Der Verlagbehältsichdasausschließliche RechtderVervielkkiltigung undVerbreitung derindieserZeitschrift ZumAbdruck gelangenden Originalbeitriige vor.
Zo-c
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tungserzeugnissen einer bezüglichen Rreuzung gerade jeneMinderzahl von Einzelwesen herauszufinden, welche alle Teilanlagen zugleichu. zw. reinerbig (,,homozygotisch«)insich vereinigenoderaller solcher entbehren. Beträgt dochdiezuerwartende Häufig- keitsolcher Grenzformen beizweiteiligem Unterschied der Stammformen l:14:l, beidreiteiligem l:62:1, bei vierteiligem 1:254:1, usw. Entsprachen die Stammformen selbst solchen Grenzfällen, so istdie Wahrscheinlichkeit einer Wiederkehr der stammelter- lichen Anlagenverbände eine entsprechend geringe, der Anschein eines Verschwindens der stammelter- lichen Typenbeibeschränktem Beobachtungsumfang sehr leicht gegeben.In einem solchen Falle bringtder Versuch, zwei Rassenunterschiede, von denen dereine oder gar beide durch eine Mehrzahl selbständiger, nichtgekoppelter Erbeinheiten begründet sind, zu einer Neuheit zuverknüpfen, geradezu dieGefahr mitsich, solche wertvolle, vielleicht mühselig erreichte Anlagenverbände durchdieVielfältigkeitder Auf- spaltung praktisch geradewegs zu »verlieren«!— Umgekehrt könnte in gewissen Fällen bisherigen Verteiltseins bestimmter Erbanlagen auf zweiEltern- rassender Falleintreten, daß geradedieTrägerdes Vollbesitzes oder des Vollmangels, seienes Ge- schlechts-oder Zeugungszellen (besonders reinerbige solche), sich weniger widerstands-und lebensfähiger- weisen und daher mehr oder weniger ausfallen.
Treten doch überhaupt — was oftnicht genügend berücksichtigtwird! —- die erwarteten Mendelschen Spaltungsverhältnisse nur dann tatsächlichinEr- scheinung,wenn unter den grundsätzlichingleichen Zahlen gebildeten Geschlechts-bzw. Zeugungszellen keinerlei ,,Auslese« stattsindet, alsodieäußerenBe- dingungen füralle Anlagenverbände gleich günstig oder ungünstig sind, sich daher alle unter den ge- gebenen Bedingungen in gleichem Maßezu er- halten vermögen.— Andererseits bringt dieKreu- zung einer scheinbaren Mangelform, beispielsweise einer bestimmten weißblühenden Levkojenrasse, wel- cheeinen bestimmten Erbfaktor anBlütenfarbe wir- kungslos (,,kryptomer«)insich trägt,mit einer an- deren Mangelform, welcher diese Erbanlage fehlt, dieGefahr mit sich, daßinder Nachkommenschaft Scheinmangel und Vollmangel nicht unmittelbar voneinander gesondertwerden können und Einzel- wesen letztererArtalsscheinbar ,,elterngleich«heraus- gelesenwerden: unddochkönnte geradedienun ver- loren gegangene unmerkliche Erbanlage durchirgend- eineNebenwirkung züchterischwertvoll gewesen sein! In ganz anderer Richtung als ein solcher Fehl- schlagvon Vielverknüpfung istdieernstere Gefahr gelegen, welcheRassenmischung —- wenigstens in gewissen Fällen — für das Wirkungsvermögen (,,Valenz«) bestimmter Erbeinheiten mit sich bringt.
Darunter seidiefüreinen bestimmten Entfaltungs- grad maßgebende Zustandslage einer Erbeinheit ver- standen. Ich verwende dieseden allgemein physio- logischen Anschauungen Ewald Herings ent- lehnte Bezeichnung (,,Valenz«) seit langen Jahren.
Natürlich istdas Wirkungsvermögen nichtallein- entscheidend fürdentatsächlichen Ausprägungsgrad eines Merkmals imEinzelfalle, sondernkommt da-
Volk-We IRS
neben nocheineReihevon äußerenwieinneren Um- ständenoder ,,Zufälligkeiten«mit inBetracht. Der Begriss des Wirkungsvermögens wird besonders nahegelegt dadurch,daßbei Rassenkreuzung diein Wettbewerb tretenden Merkmale in ihrer Entfal- tungsstärkean der erstenBastardreihe (F1)entweder demsog. Erbsentypus oder demsog.Wunderblumen- Maistypus2) folgen; übrigensist bekanntlich zwi- schenden beiden Grenzfällen von reinlicher Allein- ausprägung (»Dominanz«) bzw. Verdrängung (,,Re- zessivität«)und völliger Gleichwertigkeit eineReihe von Zwischenstufen möglich (beispielsweise: fast allein ausgeprägt, ausgesprochenes, mäßiges, an- gedeutetes oder fallweisesVorwiegen). In den rein- lichen Mendelfällen isteben das Wirkungsvermögen derbetressenden Erbanlagen einso großes, daß ihr Einfachgegebensein (in sog. »haplogametischem«
Zustand), d.h. ihre Beibringung nur seitens der einen Geschlechtszelle indiezur Erzeugung gelan- gendemischerbige Zeugungszelle diegleiche äußere Wirkung hat wie ihr Doppelgegebensein (in sog.
»dichogametischem«Zustand),d.h.ihre Beibringung seitensbeider Geschlechtszellenindiezur Erzeugung gelangende reinerbige Zeugungszelle — was durch dieFormel Aa äußerlich = AA ausgedrückt sei.
Nach dieser Auffassung entsprichteben derErbsen-
typus einem von vornherein hohen Wirkungs-
vermögen,derMirabilistypus einer ,,primärniedri- genValenz«derbetreffenden Erbanlage. — Sobald man aber aus den später anzuführenden Gründen dieMöglichkeitinBetracht zieht, daß einseitigin eine Zeugungszelle eingebrachte Erbeinheiten in dieserteils fremdrassigen Umgebung — wobei be- sondersan sog.Plasmawirkung gedachtsei!— einer Zustandsänderungunddamit einerSchwächung ihres Wirkungsvermögens unterliegen können, ergibt sich eine neue Seite fürden Unterschiedvon Erbsen- und Wunderblumentypus der äußeren Vererbungs- weise3).Es kommt eben dieMöglichkeiteiner ver- schiedenen Widerstandsfähigkeitgegen Schwächung desWirkungsvermögens in derZeugungszelle in Be- tracht. Volle Widerstandsfähigkeitgegen Anlagen- schwächung durch Fremdkreuzung (gegen sog. ,,hy- bridogene Genasthenie« nach A. v. Tschermak- Seysenegg) läßt eben misch- und reinerbige Nachkommen äußerlich gleich erscheinen; hingegen führt geringe Widerstandsfähigkeit zur Schwächung des Wirkungsvermögens und damit zum äußeren Kenntlichwerden der mischerbigen Kreuzungsab- kömmlinge,zum Wunderblumentypus Gewiß ist
— zunächst wenigstens— damit zurechnen, daß diese Schwächungeinebloß zeitweilige istund nur solange 2) Ersterer mitAlleinausprägung desbeachteten Unterscheidung-is-
merkmales dereinen Elternrasse inFlundSpaltung von F2imVer-
hältnisMuttergleich (oderVatergleich) :Vatergleich (oderUkuttergleich)
=z:1——letzterermitMittelstellung inFlundSpaltung von F.». in Muttergleich :Mittelform :Vatergleich =l:2:l.Beispiele: Rotek-»
Weiße Erbse: F1rot,F2rot:weiß=z:l;Rote XweißeWunder-
blume: F1rosa,F2rot:rosa:weiß:I:2:l.
s) Nur nebenbei kannhieraufdieinteressante bedeutsameAnalogie hingewiesen werden, welchedieUntersuchungen E.Abderhaldens (Forsch·u.Fortschritte 15,177l1939DüberdenFeinbau von Eiweiß- stoffenalsAusdruck vererbter Gesamtkörperstruktur zwischenäußerem Verhalten (Alleinausprägung — Verdrängung, Gleichwertigkeit; wohl auchMisch-und Reinerbigkeit) undchemischem Verhalten, besonders bezüglichderEiweißstoffe, beiKreuzung verschiedener Schaf- und Schweinerassen aufzeigen.
liest Hle
anhält,alsebendieErbeinheit einseitig gegeben,das umgebende Plasma ein teils fremdrassiges ist, daß alsodas rassetypische Wirkungsvermögen voll wie- derkehrt, sobaldderZustand beiderseitigen reinerbigen Gegebenseins wiederhergestellt ist. Zunächst seieben nur dieMöglichkeit angedeutet, den Erbsentypus aufzufassen als Ausdruck hoher Widerstandsfähig- keitgegen die Gefahr einer SchwächungdesWir- kungsvermögensdurch Rassenmischung, nicht bloß alsAusdruck einer von vornherein bestehendenHöhe des Wirkungsvermögens. Der Wunderblumentypus seihingegen betrachtet alsAnzeichen geringereroder fehlender Widerstandsfähigkeitgegen diebezeichnete Gefahr,nicht bloßalsAnzeicheneinervon vornherein bestehenden SchwächedesWirkungsvermögens.
Damit istbereits derWeg angedeutet, denunsere weitere Betrachtung überdieGefahren von Rassen- mischung gehen wird,nämlichdieBearbeitung der Frage, ob Fremdkreuzung auch zu einer nach- dauernden SchwächungdesWirkungsvermögens, zur dauernden Zurückdrängung, weiterhin zum äußeren Verschwinden, endlich zum Verlust be- stimmter Erbanlagen führenkann. Ich habediese Vorstellung bereits vor 20Jahren als Lehre von derAnlagenschwächung durch Fremdkreuzung (,,Theo- rieder hybridogenen Genasthenie«)mit dem Grenz- fallvon Anlagenschwund (,,Genophthise«) begrün- det,sie mehrfach weiterentwickelt und durch neue Beobachtungen gestärkt. Hier möchte ich sienur als eineder Gefahren derRassenmischung, vielleichtals die Hauptgefahr nochmals behandeln. Der Tat- bestand, aufdensie sich stützt, erscheint gegebendurch langjährige eigene VersucheüberdasErgebnis rezi- proker Rreuzung geeigneter Hühnerrassen— bei- spielsweise Cochin gelbXMinorka weiß rosen- kämmig, Rhode Island oder Faverolles XWeiß Leghorn. Als Hauptergebnisse seien hier4)nur an- geführt:
l.Das verschiedene Verhalten der (F1-)Nachkom-
men beider Reihen, indem bezüglich gewisser Merkmale (beispielsweise: Gefiederfärbung)die jeweilige Mutter-, bezüglichanderer (beispiels- weise: Rammform) die jeweilige Vaterrasse überwiegenden Einfluß zeigt;
2. Das verschiedene Verhalten der F2-Spaltu,ng
inbeiden Reihen, indem dieZahlenverhältnisse bezüglich gewisser durcheineMehrzahlvon Teil- anlagenbedingterUnterscheidungsmerkmaleein-e deutliche Neigung zurUmkehr ausweisen— bei- spielsweisevon 15:l zu l:15, 12:4zu4:12, ll:5 zu5:ll, 9:7zu7:9 — und sozudem Grenzfall führen,daß bestimmte stammelter- liche Eigenschaften, beispielsweise Schaftbefie- derung, geradezu ausfallen.
Z. Dieweitere Vererbungsweise solcherF3-Grenz- fälle(Mangeltypen)in F3,indem in einzelnen
«)AnVeröffentlichungen meinerseitsseien angeführt:A.v.Tsche rmal:- Sevfe negg: Biol. Z.Bl.37, 217(1917)u.4I,304;POHOMEEMlehes Naturwiss. Wochenschr. 17,Nr. 34 (I918);DerlersTierarthArch.
Nr. I (1921); Allg.Physiologie. Bd. I(2), spez.S.082ff. Berlin 1924; Med.Klinik 1930.Nr.SI;DerZüchter 7 H. 7, S.187(1·935).— EinezusammenfassendeDarstellung meinerweiteren Versuche(seit 1918), dienunmehr (l939)infolgeäußerer Umständeleiderabgebrochen werden mußten,stehtnochbevor.
flrniinv.cltliermqlk-Seglenegg: Uber- die Sefaliren derRollenmichmng 233 Fällen das verlorene Merkmal an gewissen Einzelwesen andeutungsweise wiederkehren kann, ohne aber einen ,,Erbwert« gewonnen zuhaben.
Bei gewissenRassenverbindungen — sobereits (ausnahmsweise) beiCochin gelbXMinorka weiß, häufigerbeiFaverolles XWeiß Leghorn — kommt eineMehrgestaltigkeit der F1-Generation vor, indem gewisse sonstzur Alleinausprägung oder zum Uber- wiegen gelangende Merkmale »— wie die Schaft- befiederungderCochinoderdieUberzehederFaverol- les—- an gewissen Einzelwesen fehlen.Man könnte geradezuversucht sein,eineMendelsche Spaltung zu vermuten, alsoan der Reinheit der verwendeten Stämme zu zweifeln, bzw. eines der gerade ver- wendeten Elternwesen aufmischerbigen Charakter bzw.Lieferung ungleichartiger Geschlechtszellenzu verdächtigen. Doch sprichtdieBürgschaftderliefern- den Zuchtanstalhandererseits die eigene nebenher- laufendeUberprüfung,wiesieobengeschildert wurde, gegen einen solchen Einwand, der — wenn auch etwas spöttisch—- als,,billig« bezeichnetwerden darf.
Annehmbarer erscheintm. E. dieVorstellung, daß hier— ähnlichwie bei der Spaltungsumkehr und beim Grenzfall eines Fehlens von Trägern des zweitenMerkmals inF2—- bereits inF1eineSchwä- chungvon Erbanlagen durch Fremdkreuzunginden mischerbigen Befruchtungszellen in Erscheinung tritt. Eine solche Verschiebung an Wirkungs- vermögenwürde aber nur inEinzelfällen zum Ver- lustnicht bloßderAlleinausprägung, sondernüber- haupt der Äußerungführen, ohne daßaber an- scheinend die Erbanlage selbst vernichtet würde.
Ebenso dürfteder anscheinende ,,Gewichtswechsel«
beiVergleichbeider F1-Gruppen, d.h. der entschei- dende Einfluß der jeweiligen Mutter- oder Vater- formauf eineBeeinflussung desWirkungsvermögens zurückzuführensein 5). Auch in ähnlichen Grenz- fällenbeider Spaltung abF2 liegt offenbar eine weiterhin nachdauernde SchwächungdesWirkungs- vermögens bestimmter Erbanlagen vor, worauf die andeutungsweise Wiederkehr scheinbar geschwunde- ner Merkmale ohne,,Erbwert« an einzelnenNach- kommen hinweist. Von allem Anfange an habeich meine bezüglichen Beobachtungen dahin gedeutet, daß auchinsolchen Fällen einreguläres Mendeln, d.h.eineBildung allermöglichen Anlagenverbände inden Geschlechtszellenwieinden daraus hervor- gehendenBefruchtungszellen vorliege, daß sich jedoch diesesMendeln infolgeSchwächung bestimmter Erb- einheiten in einerAbänderungderSpaltungsverhält- nissemitNeigung zurUmkehr (jabiszumGrenzfalle des scheinbaren Ausfallens bestimmter Anlagen- verbindungen bzw.Geschlechts-und Befruchtungs- zellarten)äußere.Man kann diese Vorstellung kurz dahin kennzeichnen: Fortbestehen des innerlichen
5) AuchdieMehrgestaltigkeit dererstenNachkommenfolge gewisser Artbastarde, deren einzelneTypen jedochweiterhin bereits konstant bleiben (wiedieszuerstGregor Mendel andemallerdings etwas kompleren Material vonHabichtskräuternbeobachtete),magaufEinzel- Verfchiedenheit derAnlagenschwächung durchFremdkreuzung beruhen, dereneinzelneGrade jedoch infolge,,intermediär-konstanter«Vererbung (wahrscheinlich unter dauerndem Aneinanderhaften derbeidenelterlichen Kernschleifensätze) erblich festgehaltenwerden.
III-
Mendelns, d.h.der Bildung aller möglichenAn- lagenverbindungen und bloßäußerliche Abweichung davon bis zum Grenzfall scheinbaren Nicht-Men- delns,wobei dieser Anscheinaberdurchnachdauernde SchwächungdesWirkungsvermögens hervorgerufen wird. — Als Grund für diese Anlagenschwächungbei Fremdkreuzung nahm ichbereits vor Jahren an, daßdas teilweise fremdrassigePlasma der Befruch- tungszelle aufdie als an dieRernschleifen gebunden gedachtenErbanlagen einen ihr Wirkungsvermögen ändernden, besonders abschwächenden, ja möglicher- weise sogar zerstörenden Einfluß (GrenzfalldesAn- lagenschwundes) nehme. Eine solche Wirkung er- scheint ebensogut fürimKern der männlichenGe- schlechtszelle gegebene Anlagen seitensdes ,,bastar- dierten« Eiplasmas möglichalsfürmütterlicheAn- lagen (d. h.desEikerns) seitens des durchfremd- rassigesSpermioplasma »verunreinigten«Inneren der Eizelle.
Hierseiaber besondersdieneuartige Auffassung hervorgehoben, diesichaus meinen Beobachtungen und ihrer Deutung fürdieBewertung derRassen- mischung als einer gewissenGefahr für bestimmte Erbeigenschaften ergibt. Mögenesdochinanderen Kreuzungsfällen geradebestimmtewertvolle Rassen- eigenschaften sein, welche hiebeieinebedenklicheAb- schwächung, jaunter Umständen sogareinebedauer-
Volks-Mc Ins
liche Austilgung erfahren. In dem alten Warnungs- wort, daß Rassenmischlinge wie ihre Nachkommen inder Regelnur dieschlechten Eigenschaften beider Stammeltern, nichtaber ihreguten zeigen,mag doch einKörnchen Wahrheit stecken6). Andererseits ge- winnt dieBewertung der Reinzucht und die For- derung nach Reinhaltung der Rassedurch unsere Betrachtungsweise den neuartigen Beweisgrund:
die Aufrechterhaltung von Reinerbigkeit (undder daraus folgendenBildung gleichartiger Geschlechts- zellen) istes,diewesentlichzur Erhaltung desrasse- typischen Wirkungsvermögens der grundlegenden Eigenschaften und damit der Rasse selbst beiträgt!
Neben dieser Erkenntnis und der daraus er-
siießenden praktischen Warnung vor Fremdkreuzung bleibt natürlichderWert und dieFruchtbarkeit plan- mäßiger Rassenpaarung zwecksGewinnung neuer Verbindungen von Erbanlagen durchaus aufrecht;
nur soll auch hiebeidieMöglichkeiteinerSchädigung gewisser Erbeinheiten in dererstrebtenEigenschafts- verbindung und damit das Ergebnis einer gewissen EinschränkungdesZuchterfolges imAugebehalten Werden. Anschr.d.Verfassers: Prag 11,Albertov 5.
6) Jedoch liegtesmirferne,fürdendurchH. Fehlinger (Urch.f.
Rassen- undGesellschaftsbiologie Bd.8, 1911)vertretenen, bereits von E.Fifche r(EbendaBd.9, I912)bekämpften allgemeinen Satz eintreten zu wollen, daß Rassenkreuzung (beimMenschen)notwendig zueinerSchä- digungderNachkommenschaft undzuihremUntergang führenmüsse-
Heinz Müller:
Die Bevölkerung im ehemaligen Polen.
Diebunte nationale, religiöseund sozialeZusammen- setzungdes ehemaligen polnischen Staates hatwohl am meistenzudemso schnellenund kläglichenZusammenbruch geführt.Essoll daherineiner ÜbersichteinkurzerAbriß der Struktur derpolnischen Bevölkerung gegebenwerden.
Die Gefamteinwohnerzahl Polens war in schnellem Steigen begrissen. DiestarkenatürlicheVermehrung in Verbindung mit derAbdrosselung der früher erheblichen Auswanderung bewirkte eine Steigerung der Ein- wohnerzahl mit Ausnahme der lVeltkriegsjahre, dieauf demGebiet despolnischen Staates zueinem Bevölkerungs- rückgangvon über4 Millionen führten.In Polen lebten am:
l.Januar 1895 24019000 Einwohner,
l.Januar 1914 30310000 ,, ,
l.Januar 1919 26282000 » ,
l.Januar 1924 28774000 » ,
l.Januar 1931 31685000 » ,
l.Januar 1938 34534000 »
DieAuswanderungszahlen gingen inderNachkriegszeit wesentlichzurück,da die großen Einwanderungsländer inUberseesichimmer mehr gegen dieEinwanderung be- sonders der osteuropäischen Völker wandten. Dagegen
gewann dieAuswanderung der Juden nach Palästina
auch inPolen eine gewisse Bedeutung. In den ersten Nachkriegsjahren fand dagegen einestarke Rückwanderung
von etwa lMillion Menschen statt. Es waren dies
größtenteils Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten sowie von den Russen beiihrem Rückzugevakuierte Bevölke- rungsteile, dienun nachderGründungdesneuen Staates inihreHeimat zurückkehrten.
DielVanderungsbilanz betrug inden Jahren:
1895—l913—2535000perf., 1924—19ZO —Sooooo Pers, 1914—1918—3663000 » ,19ZI—I937 — 64000 »
1919—1923IL 984000 » ,
DieBevölkerungsdichte ist außerordentlich unterschied- lich. Am dichtesten war die ehemalige lVojwodschaft Schlesien, welchenun wieder mit Ausnahme desBielitzer
Gebiets zur deutschen Provinz Schlesien gehört, mit
307Einwohnern jeqkmbesiedelt.Alleübrigen lVojwod- schaften liegen unter demDurchschnitt derBevölkerungs- dichtein Deutschland. Trotzdem mußinvielen Teilen Polens mit einer starkenÜbervölkerunggerechnet werden (Galizien und der südlicheTeil Kongreßpolens«),dadie primitive Landwirtschaftstechnik und diemangelhafte ge- werbliche Durchdringung des Landes invielen Gebieten die Existenzder Bevölkerung nichtsicherstellen konnten.
DiesozialeLagewar daherdenkbar ungünstigund schlecht.
DieBevölkerungsdichte indennochmehrvernachlässigten und verwahrlosten Ostgebieten ist noch geringer. Hier hatte der Staat fast nichts getan, um dieleeren Gebiete wirt- schaftlichund kulturell zuerschließen.DieBevölkerungs- dichtedereinzelnen Wojwodschaften betrug:
Schlesien .307Einw.-qkm Lemberg . 110Eintv.XcIk111
Posen . . 79 » Stanislau 88 »
Pommerellen 66 » Tarnopol . 97 »
Lublin . . 79 »
Warschau 86 » Bialystok . 51 »
Lodz . . 138 » Wilna .. 44 »
Kielze . . 115 » Nowogrodek 46 «
Krakau . 132 » Polesien . Zl »
Wolhynicn 58 »