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Der Baumeister, Jg. 25, Heft 8

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Academic year: 2022

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DER BAUMEISTER

XXV. JAHRGANG A U G U ST 1927 HEFT 8

Glaspalast 1927, Vestibül Plastiken von Prof. Fritz Behn

R aum gestaltung Prof. Theo Rechner und Fntz Norkauer R.U.A.

R a u m g esta ltu n g , W a n d stru k tu r u n d L ic h tfü h r u n g stehen im D ie n ste d es A u sstellu n g sg eg e n sta n d e s

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IM MÜNCHNER GLASPALAST

Von' Dr. GEORG JACOB W O LF

A u sstellungen von K unstw erken haben sich überlebt, sin d dem S in n und G eist unserer Zeit zuw ider, w enn sie n ich ts anderes enthalten a ls W ä n d e, m it B ildern bei­

h ängt, als S äle m it grau en S ock eln und P o d esten , a u f denen B ild w erk e stehen, als V itrinen, in denen G rap h i­

ken liegen . M ögen d ie gezeigten K u n stw erk e so a u sg e ­ zeichnet und so zeitgem äß sein, d aß sie sich d em Id eal­

zustand der V ollk om m en h eit nähern, e s b leib t d ab ei:

e in e A u sstellu n g d ieser A rt hat sich überlebt.

E in e A u sstellu n g in d ieser A n ord n u ng ist m u seal. A lso in g ew issem S in n e erstarrt, etikettiert, im g ro ß en S taats­

w esen der K unst zur M acht der R eharrung gew orden.

V on ein e r A u sstellu n g aber verla n g t d er M ensch und K u n stfreu n d , d er aus dem G eiste d ieser Z eit e m p fin d e t, d aß sie etw as L eb en d iges und B ew egtes sei, d aß sic h in ih r Ideen, P ro b lem e, G e fü h le unserer T a g e sp ieg eln . E in e A u sstellu n g m u ß im G egensatz zu ein em M u seum a lle K r ä fte der B ew eg u n g in s ic h v ereinigen . Ich h a lte d a fü r , d a ß d ies w ertv o ller ist, als w enn sie m it den g ezeig ten W erk en das Q u alitätsn iveau der k la ssisch en E p o ch en erreich t.

A lle P ro b lem e der bild en d en K u n st kreisen h e u te u m d ie A rch itek tu r. S ie b ean sp ru ch te von j e als d ie Z en tralson n e anerkannt und b eu rteilt zu w erden. D en ­

„M ädchen“ (Muschelkalk),[Saal 3 Bildhauer W illy Meller - Köln

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„Leopard“ (Stein), im Vestibül Bildhauer Prof. Fritz Beim - München

D ie O b erllä ch en k ö rm in g d es W and pu tzes gib t d e r g e sc h m eid ig e n W u ch t d er Plastik B e­

to n u n g un d d ien t als in d ifferen ter H intergrund

n och g ib t es E n tw ick lu n g sp h a sen in der europäischen K unst, w o das orn a m en ta le M om ent das tektonische über­

w ucherte. D ie P la stik , e ig e n tlic h lo sg elö ste A rchitektur und int K ern ih res W e se n s rau m geb u n d en , fa n d den M e g zu m R a u m , zur W a n d erst in unserer Zeit lan g­

sam zurück, au ch sie w ar o f t rein es A u sstellu n gsobjek t gew orden w ie d ie G em älde.

Im M ü n ch n er G lasp alast, se it Jahrzehnten eine an Q uantität k a u m m eh r zu überb ieten d e B ilder- und P la­

stik sch au , h a t m an b ish er von der A rchitektur in der W e ise K en n tn is g en o m m en , d aß m an in ein em m ö g lich st ab gelegen en R aum P lä n e, G rundrisse, Perspektiven, w enn es h o ch k am , a u ch ein M odell von B auten zeigte. D a w ar zw ar ab und zu ein B au k ü n stler von K önnen und N am en vertreten, im g r o ß e n und ganzen trium phierte d ie g la tte M ittelm ä ß ig k eit. D er A u sstellu n gsbesu ch er, der ein ig e W itte r u n g fü r K u n std in g e besitzt, m erkte so ­ g le ic h , d a ß m an d a f ü r d ie B au k u n st kein Herz und

keinen Gedanken besaß und flo h d iese h e ilig e H alle, Man h at im S om m er 1 9 2 7 im M ünchner G laspalast einen anderen W e g ein g esch la g en . D er neue P räsid en t der M ünchner K ü n stlerg en o ssen sch a ft, P r o fe sso r F ritz B elm , der d ie L eitu n g seiner, d. h. der g rö ß ten A b teilu n g des G laspalastes, m it unbedingter V ollm ach t in der H and hat und a u f d ie G estaltu n g auch der ü b rigen A bteilungen n ich t oh n e E in flu ß blieb, versuchte eine E rn eu eru n g der G lasp alast-A u sstellu n g aus dem G eiste d er A rchitektur heraus. E r hatte erkannt, d aß h ier d as n eu zeitlich e A u s- slellu n g sp ro b lem lie g t und d aß a u f d iesem W e g e v ie l­

leich t ein neues G esich t u n d , w enn mar. ein w en ig G eduld hat, auch ein n eu er G eist gew on n en und sch a u ­ bar g em a ch t w erden kann. S o ist ein e A rchitekturab­

teilu n g in ein em seh r gu ten , in d ie F ü h r u n g slin ie g e ­ sch ick t einbezogenen und d o ch sein eig en es Leben at­

m enden S a a l; e s sin d dort v o r tr e fflic h e B au künstler, n ich t allein M ünchens, sondern auch au s anderen d e u l-

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Saal 3. Raumgestaltung v. Pro f. W. Erb - München. „Traum “ (Sgraffito) v. Lols G ruber-M ön ch en Rechts davon Steinschnittrelief von Rihlhauer Knappe - M ünchen. „Leopard“ von Prof. Fritz Behn

., Traum“ (Sgraflito), Detail L ois Grubcr - M ünchen

b in w ich tig er V ersu ch , \ \ a m ih em a lu n g a u f w eite E n tfe r n u n g w irksam zu m a ch en d u rc h r e lie fm ä ß ig e B eh a n d lu n g

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W iener Raum . Raumgestaltung von Prof. H olzm eister-W ien. Plastiken „Die Schwebende" (Gips), Bildhauer A .H anak-W ien. Rechts „Der brennende Mensch" (Bronze), Bildhauer wie vor. Gitter aus Schm iedeeisen von Prof. Ilolzm eistcr-W ien. Links „Reiter“, Glasbild v. Albin Eager-Lienz.-'--

B ozen

seh en S täd ten , e s sind v erh eiß u n g sv o lle Arbeiten aus B a u sch u len vertreten. D o ch d a ra u f k om m t cs allein n ich t an. E s ist d ies viel w en iger w ich tig , als daß Bchn, beraten von ern sten A rch itek ten , die P rob lem e der B au- u nd R a u m k u n st in d ie A u sstellu n g ssä le selbst hinein­

trug. D ie s sin d je tz t n ic h t m ehr kubisch lan gw eilige, n ich tssa g en d e M agazine, sondern gestaltete R äum e. D ie innere Z u sa m m en g eh ö rig k eit von R aum , B ild und P la stik , d ie M ö g lich k eit, d u rch ein e architektonisch em p ­ fu n d e n e A u fste llu n g o d er G ruppenanordnung und durch den R ah m en , den der R aum s c h a f ft, die W irk u n g jed es ein zeln en K u n stw erk es zu erh öh en , ist erkannt und au s­

g enutzt. N o ch n ie w u rd e im G laspalast so gu t die P la stik a u fg e s le llt, so ein d ru ck svoll das G em älde darge­

boten, so lo ck er und ü b ersich tlich und doch ohne jed e S p u r von Ä rm lich k eit g eh ä n g t, w ie dieses Mal. Man ver­

spü rt, w ie h in ter d iesen L eistungen der D arb ietu n g g e ­ su n d e z e itg e n ö ssisc h e B a u g esin n u n g steht. Und dies ist d ie H a u p tsa ch e, d ies en tsch eid et. Ist das eine oder an­

dere m iß g lü c k t, im A n la u f stecken geblieben, w irkt es v ie lle ic h t a ls Im p ro v isa tio n , so sch ad et es nicht. K om ­ m en d e A u sstellu n g en brauchen a u c h Taten. U nd eine bis a u fs letzte T ü p fe lc h e n v ollk om m en e, einw andfreie A u sstellu n g , d ie dem b esin n lich en B etrachter n ic h t die M ö g lich k eit b ietet, von sich aus die V ollendung zu Ende

zu denken, die also sein er P h a n ta sie n ich ts zu tun gibt, ist eb en so fad e w ie ein ab solu t k orrekter M ensch, der keine Sp u r von E igen art besitzt.

D ie U m g esta ltu n g des G laspalastes g in g in der W e ise vor sich , d a ß das V estibül, d. h. der g r o ß e repräsentative E m p fa n g ssa a l und die nach O sten a n sch ließ en d en , in ein er A chse liegen d en f ü n f M ittelräum e im angegebenen S in n e „arch itck ton isiert“ w urden. D a s h e i ß t : hier dienen die K unstw erke, d ie gezeig t w erden, dem R aum , w ie der R aum ihnen d ie n t; sic stehen als K a m p fg en o ssen n eben­

einander, und es lä ß t sich w oh l sagen, daß es ein e gu te K a m p fg en o ssen sch a ft ist.

D er Yorsaal, den m an (durch ein en n och in der S ch eu ß lich k eit alter S tu k k ieru n g „p ra n g en d en “ E in ­ gangsraum , w o h l als „G eg en b eisp iel“ ab sich tlich be­

lassen) betritt, w irkt jetzt nach A u sm aß und G estaltu n g seh r g lü c k lic h , sch lich t, zeitgem äß . D ie A rchitekten L echner und N orkauer in M ünchen haben h ier gew altet.

A lles O rnam entale verschw and. D ie S a ch lich k eit ergab ein e im besten Sinn a u sstellu n g sg em ä ß e Z w eck sch ön h eil.

E s ist alles w oh lü b erlegt, vom rauhen, m it der G lätte der P lastik b ew u ß t kontrastierenden V erputz der P fe ile r bis zur D istan zieru n g der ein zeln en T u ch b ah n en , die den E in fa ll des O berlichts regulieren und d am it ein e w arm e d if fu s e B elich tu n g in d ie farb ign eu trale H a lle bringen,

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G eorg-K olbe-Saal. Raumgestaltung von Prof. W. K reis-D resden. Mitte Große Statue (Gips), bewegte Oberflächenkonstruktur Links rückwärts Liegende Figur (Gips) in Terrakottaton. Boden F lachgelegte Backsteine.

Wand D achziegellagen m it tiefen Fugen

D as ca 5 0 — 6 0 cm h o h e P u tzp rofil u n ter d er O bcrlic-htglasfiächc ist m a ß stä b lich zu b r e it und e rd rü ck t d e n an sich g r o ß e n M aßstab d es R a u m es und d er Plastiken. D as in b reitem R ande o b en in d er W a n d tlä ch e d u r c h la u fe n d e Z ie g elm u ste r zerstö rt d ie W a n d als n e u t r a l e n H in terg ru n d

d er Plastik. B eid e s w o h l g r u n d sä tz lic h e F e h le r in A u sstellu n g srä u m e n

in der in g u ter G ru p p ieru n g d ie m on u m en tale P la stik von F ritz B ehn a u fg c s te llt ist. D a g ib t es zu w eilen u n ­ gew oh n te F orm ate, riesig e B löck e, u rtü m lich e B ild u n ­ gen. W ä re der R aum in irgen d ein em S in n e k lein em p ­ fu n d en oder d eta illistisch gestaltet, so w ürden ih n d iese plastischen G igan ten sprengen. S o aber ordnen sie sich m an ierlich ein , und o h n e an ihrer inneren G rö ß e zu ver­

lieren, bleiben sie rau m gem äß .

Im benachbarten m ittelg ro ß en R aum 2, den In g - w ersen gestaltete, ist d ie fa rb ig e W ir k u n g so zu rü ck ­ haltend, aber d och so gesch m a ck v o ll fö rd erlich , daß ein R au m -E n sem b le zu standekom m t, das d iesen stets als E hrensaal der M ünchner M alerschaft gelten d en R aum

k ü n stle r isc h u n g em ein erh ö h t. H ie r erleb t m a n , w a s sich dann w ied er bei der „ S e z e ssio n “ in R a u m 4 4 m it der seh r ü b erleg t u n d g e sc h m a c k v o ll, gan z a rch itek to ­ n isc h a u fg e b a u te n G ru p p e von f ü n f r e lig iö s e n G em äl­

den P a u l T h a lh eim ers u n d an ein er p r ä ch tig g e sc h lo s­

senen W a n d in R au m 4 7 m it d er g le ic h e n F ü n fz a h l von G em älden K arl S ch w a lb a ch s b e g ib t: in n erh alb ein es g rö ß eren G em ä ld ek o m p lex es en tstan d en so g . „ C o m p a r- tim e n ti“ , bei denen n ach A n o rd n u n g , F o rm a t, A u fb a u in K o m p o sitio n und K o lo rit ein a rch itek to n isch es P r in ­ zip g e w a lte t zu haben sch ein t. In dem von In gw ersen g esta lteten R a u m 2 b e tr ifft d iese A rt von A n o rd n u n g beson d ers d ie trip ty ch o n a rtig zu sa m m en g estellte G ruppe

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„Assunta“ (Bronze) K o lb e-S a a l

von G em älden W illi S ch m id s, ein es verheißungsvollen ju n g en M ü n ch n er M alers.

S aal 3 g e h ö r t g le ic h fa lls den M ünchnern und ist in seiner A rt der m erk w ü rd ig ste, u n gew öh n lich ste der Säle, der am m eisten P r o b le m e stellt, die zwar n ich t restlos g elö st sin d , aber eben d eshalb einen R eich tu m an Ideen und Idealen verraten. D e r M ünchner A rchitekt W illi Erb, aus dessen K la sse m an im A rchitektur-Saal ein ige viel­

versp rechende A rbeiten sieh t, w ar h ier — w ie auch an ­ derw ärts, m eh r u n terird isch , beim ganzen A ufbau der d iesjä h rig en A u sste llu n g — gestalten d tätig. Er sc h u f vor a llem den M ü n ch n er Freskantcn W än d e: F elix B au m h au er, W illi S c h m id , O tto G raßl und H einrich M en d l teilten sic h in d ie A u fg a b e. D ie sch ön e S ch m u ck ­ k u n st d es S ü d en s, der a rch itek to n isch este Bezirk der M alerei, d a s F resk o , w u rd e von ih m w ieder in die R äum e g e fü h r t. E ig e n tlic h ist d ie M alerei a u f den frisch en Kalk e in e A u ß en -K u n st. A ber es sind hinreichend B eispiele da, d ie das F r e sk o au ch im Innenraum legitim ieren.

S o hat auch Erb e s fü r rech t b efu n d en , seinen S aal a u f F resko und F resk o stil abzustim m en. S ein e M aler haben ih re A u fg a b e auch ab so lu t a rch itek ton isch an ­ g e fa ß t. U nd darum gehen ih re L ösu n gen , d ie von Baum hauer, S ch m id und G raß l a u f zw eierlei A rt a n g e­

f a ß t w urden, au ch au sgezeichnet m it der A rchitektur und m it der P la stik zusam m en. D iese su ch te Erb, w o es nur m ö g lich war, a u f R e lie fw ir k u n g zu bringen. Er nahm d am it — b ew u ß t oder u n b ew u ßt, das kann ich n ich t entscheiden — ein Gesetz A d o lf von Ilild eb ran d s a u f. Er tie fte in d ie W än d e N isch en ein und verstaute da k leinere p lastisch e G ruppen, so d aß sie nun p lötzlich flä c h ig w irkten, o h n e d o ch von ih rem R undcharakter das B este ein zu b ü ß en . U nd er gru p p ierte d ie ü b rige P la stik in ein er W eise, daß sie g leich sa m vom R aum a u fg eso g en w ird, sie k riech t g leich sa m in d ie W ä n d e h in ein . In dem groß en R aum m it seinen fa r b ig stolzen W änden und m it den a sym m etrisch en N isch en , d ie n ich t um ihrer selb st w illen , sondern um der vorhandenen

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„Verheißung“ (Bronze), i. Münch. Ehrensaal, Bilclh. Fritz K linisch-C harlottenburg

P lastik en w illen g e sc h a ffe n sch ein en , m it dem zw ischen M alerei u n d R e lie f in der M itte steh en d en , au s fa rb ig em S and g efo rm ten S g r a ffito -G e m ä ld e L ois G rubers, bleibt das G efü h l der W eiträ u m ig k eit, der L u ft u m die D in g e, der D istanz zu den k ü n stlerisch en S ch ö p fu n g e n .

E inen kleinen Ü b ergan gsrau m , der d ie N u m m er 4 trägt, hat der D resdener W ilh e lm K reis gesta ltet, aber seine b au k ü n stlerisch e T ä tig k eit m ö g lic h st zu rü ck ge­

drängt, nur bestrebt, ein neutrales G ehäuse fü r d ie F r e s­

ken von Eberz und Seew ald zu sc h a ffe n . D iesen lag der G edanke, d a ß es sich hier um ein e A rt G artensaal h a n ­ deln könnte, bei der K on zep tion ih rer FresTten a u f.

Eberz, d er kürzlich in M uesnum ns F reila ssin g er K irche sich als einen F resk om aler von K lasse erw ies, hat, stren g a rch itek ton isch , au s dem gleich en Motiv', aber in w ech ­

seln d em T em p o u n d R h y th m u s drei G em äld e a u fg eb a u t.

R ich a rd S eew a ld h a t m eh r im S in n e d es R o k o k o d ie g a n ze W a n d in ih r e r D reieck sb rech u n g m it ein em d u rch ­ la u fe n d e n , leich t k o m p o n ierten , m eh r m ä r c h e n h a ft er­

zäh len d en , als stren g g esta lten d en , aber in sein er s p ie le ­ r isch en A rt h ö c h st a n m u tig en F resk o überzogen.

B eson d ere B ed eu tu n g k o m m t den S ä len 5 und 6 zu.

H ier gren zen d eu tsch er N ord en u n d d eu tsch er S ü d en an ­ ein an d er, Z ieg el und IIolz, G otik und B arock , B erlin und W ie n , K reis-K o lb e u n d Ilo lz m e iste r -F a ista u e r .

D ie W ie n e r K ü n stler: Ilo lz m e isle r , den A rch itek ten , H an ak , den B ild h a u er, F a ista u er und K o lig , d ie M aler, m ö c h te m an d ie M eister des S a lzb u rg er F estsp ielh a u ses* )

*) Veröffentlicht im „B aum eister“ Jahrgang 1926, lie f t 11.

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Beispiel für eine gute Hängung und für ein richtiges Verhältnis von B ild -u n d Rahmen-M aßstäben G em älde von P .T h alh eim er-M ü n ch en . Von links nach rechts: Sebastian, Kreuzigung, Him m elfahrt, Berufung

der ersten Jünger, Austreibung (sämtlich ö l)

und des von 'ih m au sstrah len d en G eistes nennen. D iese K ü n stler b ild en in g e g e n se itig e r E in stellu n g a u f ihre Art e in e A r b eitsg em ein sch a ft, d ie in S alzb u rg etw as Vor­

z ü g lich es en tsteh en lie ß . D o rt, w o in w en iger als drei M onaten das tech n isch und ästh etisch vorzü glich e F est­

sp ielh a u s a u fs tie g , trat C lem ens H olzm eister als S ch ö p ­ fe r zw eck g em ä ß er a rch itek to n isch er F orm en im h isto ­ risch en M ilieu d es S alzb u rger B arocks zuerst bedeutsam hervor. F a ista u er h a t d ort F resken von 3 0 0 Quadrat­

m etern A u sm a ß , s t o f f lic h den ganzen B ereich des S ich t­

baren d u rch sch reiten d , an d ie W än d e gezaubert, K olig ein b ezieh u n g sreich es M osaik g e sc h a ffe n , von dem man h ier den E n tw u r f sieh t. A uch F aistau ers g ro ß es M ünch­

ner F resk o , das den etw as w eit h ergeh oltcn T itel „D as B ild m it den sieben T ieren “ fü h rt, ist w ie ein A usklang und A b glan z sein er S alzb u rger A rbeit, stark räum lich und von starker k ü n stlerisch er E m p fu n d en h eit und E nt­

rü ck th eit. H olzm eister, ein w en ig ku n stgew erb lich , m it starker N e ig u n g zu m S ch m u ck und kunstgew erblichen G eräte, h a t a u ch bei d iesem von ihm g esch a ffen en R aum das tie fg e tö n te F ic h te n h o lz , teilw eise m it Schnitzereien geziert, zum T räger des R a u m g eb ild es gem ach t. Er hat sa ch lich u n terteilt, n ich t h a lle n m ä ß ig seinen R aum g e ­ fü g t, sondern ihn g eg lied ert, einen K om p lex von E inzel­

h eiten d arau s g em a ch t.

K reis h at im G egensatz zu H olzm eister fü r den P la stik ra u m , in d em d ie seh r reizvolle B ildnerkunst des B erlin ers G eo rg K olb e triu m p h iert, den Z iegel als Ma­

terial verw en d et: d ie K ante des D a ch zieg els in vielfach er

Ü bereinanderschichtung, g eleg en tlich m it A nsätzen zum Ornam ent, gab ih m d ie W ände. D u rch ein fa st zu reich bem essenes O berlicht, das w ohl an ein B ild h au er-S tu d io gem ahnen so ll, w ird der R aum erhellt. A u f gem auerten und w eiß verfu gten Z iegelsock eln und P odesten sin d d ie p lastischen W erk e a u fg estellt, im g ro ß en und ganzen sehr gu t, w enn auch e in ig e Ü bersch n eid u n gen , d ie sich hätten verm eiden lassen (w ie au ch in R aum 2, w o d ie

„ K n ieen d e“ von F ritz K lim sch -C h arlotten b u rg u n g lü c k ­ selig er W eise so vor die T ü r ö ffn u n g g estellt ist, d a ß sie gar n ich t m it dem so notw en d igen H intergru n d g e n o s­

sen w erden kann) p ein lich em p fu n d en w erden. W ie K lin isch , H anak, K olbe, Behn a u fg e ste llt sin d , g ib t je d e n fa lls m an ch e A nregung, in w elch er Art P la stik m it der A rchitektur verbunden w erden k a n n : d ie traurige Art, in der d ie an sich vorzü glich en S k u lp tu ren H er­

m ann H ah n s g ezeig t w erden, a u f kachierten S ock eln , halb angelehnt an die W an d , ohne R ü ck sich t a u f L ich t- w irk u n g, dann w ieder geradezu „ sc h w im m e n d “ , ist je d e n fa lls fü r d ie alte Art, B ild h au erw erk e zu zeigen, n ich t g era d e em p feh len d .

N och e in e V erbindung von A rchitektur und P lastik w ird schaubar: das sind Karl K nappes Z ie g e l-T ie f- sch n ilte, ein e im G edanklichen d em alten Ä gyp ten en t­

leh n te, aber durchaus in eig en em G eist w eiterg efü h rte T ie fr e lie f-T e c h n ik , d ie n o ch in den A n fä n g en steck t, aber z w e ife llo s g r o ß e E n tw ick lu n g sm ö g lich k eiten besitzt, zum al w enn ein so begeisterter E xp erim en tator w ie K nappe ih r auch fü r d ie Z u k u n ft sein Interesse bew ahrt.

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Staall. Gewerbeschule Augsburg Schm iedeeisernes Gitter

B A Y E R ISC H E S H A N D W E R K

V on D r. F reih err v. PEC H M A N N , L eiter d e r A b te ilu n g fü r G e w e r b e k u n st am B a y er. N a tio n a lm u se u m

A lle W an d lu n gen der T ech n ik und des A rb eitsp ro­

zesses im vergangenen Jah rh u n d ert haben n ich ts daran ändern kön n en , daß je n e A rbeit den stärksten p ersö n ­ lichen A usdruck verm ittelt, bei w elch er d ie H and des S ch a ffe n d e n u n m ittelbar a u f den W e r k s t o ff ein w irk t und ih n beseelt. H an d w erk lich e A rbeit im u rsp rü n g ­ lichen Sinn d es W ortes — als der H än d e W e r k — kann deshalb n ie v ö llig durch m a sch in elle T ech n ik ersetzt werden. Im G egensatz zur m en sch lich en H and zw in g t d ie M asch in e zu ein er m ö g lic h st u n p ersön lich en , alles Z u fä llig e und E in zig a rtig e a u ssch ließ en d en S to f f-B e a r ­ beitung. S ie verlangt m assen w eise E rzeu g u n g g leich a r­

tiger Stü ck e, denn bei so lch er A rb eitsw eise ist ih r w ir t­

sc h a ftlic h e r N utzen am grö ß ten . D ie m aterialistisch e L e b en sa u ffa ssu n g n e ig t zu dem G lau b en , d aß der K a m p f zw isch en beiden A rbeitssphären zu G unsten je ­ n er sic h en tscheiden w ird, w elch e d ie g rö ß ere W ir t­

sc h a ftlic h k e it zeig t. D a s ist n a tü rlich d ie M asch in en ­ arbeit und der G roß b etrieb . A ber der M ensch is t k ein e R ech en m a sch in e. D e m ö k o n o m isch en G esetz zu m T rotz verlan gt d ie m e n sc h lic h e N a tu r n ach L e b e n sfü lle und L eb en sfreu d e, und w o ih r ein F reu d en g ew in n w in k t, d a ist sie o f t bereit, den m ateriellen G ew in n h in ta n zu ­ stellen . Ist d ie A nzahl der M enschen g r o ß g en u g , w elch e sich an h a n d w erk lich er A rbeit zu e rfreu en verm ag, so kann so lc h e A rbeit fo r tg e d e ih e n , selb st a u f d ie G efa h r h in , u n w ir tsc h a ftlic h e r zu p ro d u zieren , a ls es der in ­ d u str ie lle G roß b etrieb verm ag.

E in e H an d w erk s-A u sstellu n g , w elch e d a r a u f a u sg e h l, d ie F r e u d e der M ensch en an h a n d w erk lich er A rbeit zu erw eck en u n d zu steig ern , is t d esh alb z e itg e m ä ß , sie f e s tig t d ie G ru n d lagen fü r d ie w ir ts c h a ftlic h e E x isten z d es H andw erks, w enn s ie bei T au sen d en u n d aber T a u ­ sen d en von B esu ch ern das In teresse u n d d ie N e ig u n g zur

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llandwerkszeiclieri aus Kupfer — vergoldet — Durchmesser 22 cm Gezeichnet von Ege

Ilandw erksarbeil erw eckt und stärkt. Der bayerischen Handw erks-A usstellung scheint dies zu gelingen; ihre V olkstüm lichkeit ist unverkennbar.

D a s W e se n d er H an d w erk s arbeit entspricht den be­

sonderen E ig e n sc h a fte n der B evölk eru n g B ayerns, die in all ih ren S tä m m en ein leb en d iges G efü h l fü r F orm und F arbe zeig t, und d ie F ä h ig k e it besitzt, diesem G efü h l eb en so in g esta lten d er A rbeit w ie in der L eb en sfü h ru n g A u sd ru ck zu geb en . D ie se F ä h ig k e it ist ein w irtsch a ft­

lich es G ut, w enn sie zu zielb ew u ß ter T ätigk eit geleitet w ird. B a y ern v e r fü g t n ic h t über h och w ertige natür­

lic h e R o h s to ffla g e r , sein e P rod u k tion und sein H andel sin d m it T ra n sp o rtsp esen stärker belastet als jen e des d eu tsch en W e ste n s und N ordens. A us diesen Gründen sin d se in e ¡Menschen d a ra u f angew iesen, Q ualitätsarbeit zu leisten , au s je d e m M aterial h öch ste W erte zu erzielen d u rch B e se e lu n g des W e r k s to ffe s , durch fo r m sc h a f­

fen d e, g e sta lte n d e k ü n stlerisch e Arbeit.

D ie w ir ts c h a ftlic h e E n tw ick lu n g der letzten Jahr­

zehnte ist so lc h e r A rbeit n ic h t g ü n stig gew esen. Ver­

g le ic h t m an das W a c h stu m von H andw erk und Indu­

strie in B ayern a u f G rund der B eru fszäh lu n gen von 1 9 0 7 und 1 9 2 5 , so fin d e t m an d ie stärksten Zunahm en in der A n zah l d er b esch ä ftig ten P ersonen im M aschinen-, A pparate- u n d F a h rzeu g b a u ; sie h a t sich in dem Z eit­

raum von 1 8 Jahren beinahe verdreifacht. In der elek ­ trotechnischen Industrie, der F ein m ech an ik und O ptik hat sie sich m ehr als verdoppelt, und d ie c h em isch e In ­ dustrie reic h t an d iese Z unahm e nahe heran. G egenüber d iesem A n sch w ellen bleibt n ich t n u r das B au gew erb e fa st Stillstehen; auch das H o lz- und S c h n itzsto ffg ew erb e, die Industrie der S tein e und Erden m it E in sc h lu ß der P or­

zellan - und G lasindustrie, die M etallw aren h erstellu n g, die P ap ierin d u strie und d ie grap h isch en V e r v ie lfä lti­

gu n gsgew erb e bleiben h in ter dem W a ch stu m der zuerst genannten tech n isch en In d u striegru p p en w eit zurück.

D ie T ech n isieru n g des m odernen L ebens k o m m t in d ieser E rsch ein u n g zum A usdruck.

D ie ein seitig e E n tw ick lu n g der tech n isch en Industrien ist dadurch verstärkt w orden, d aß d ie B asis fü r das G edeihen aller k ü n stlerisch en G ew erbe, n äm lich der W oh n u n g sb a u und dam it auch d ie W o h n u n g sein rich ­ tu n g sich verschm älert hat. M aterielle und g eistig e K räfte liegen brach, so lan ge n ich t ein e neue und neu- gerichtetc B au tätigk eit ihnen ein B e tä tig u n g sfe ld s c h a fft.

D i e S l e i n i n d u s t r i e B ayerns v e r fü g t über reich­

ha ltig es und sch ö n es M aterial. D er G ranit, der P orp h yr und der B asalt des F ich telg eb irg es kann sich m it jed er au sländischen S tein sorte m essen. In den R äum en der gew erb lichen F ach sch u len zeigt d ie G ran itb ild liau er-

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fa ch sch u lc W u n s i e d e l an vorzü glich en S ch ü lerarb ei- ten, w iev iel kü n stlerisch en R eiz diesen H artgesteinen durch verständnisvolle B earb eitu n g ab gew on n en w erden kann. D er K alkstein des frä n k isch en Ju ras, bekannt vor allem durch d ie S o l n h o f e r P la tten , e rfreu t sich in der G egenw art w achsender B evorzugung. D ie A u sstel­

lu n g bietet B e isp ie le seiner V erw endung a ls B od en b elag und in der G artenarchitektur; bei den G ruppen der E in ­ zelhäuser im N ordpark fin d et m an a u f T errassenanlagen, in G arten ein fassu n gen u n d a u f "den W e g e n bayerischen .Naturstein in m a n n ig fa ltig e r A nw endung.

D ie k e r a m i s c h e n G ew erbe haben in B ayern den V o rzu g ein er bis in d ie G egen w art leb en d ig fo r t g e fü h r ­ ten T ra d itio n . S c h ö n fa r b ig e r K lin k er h at v ie lfa c h als B o ­ d en b ela g in den A u sstellu n g ssä len V erw en d u n g g e f u n ­ d en ; G efä ß k era m ik , fig ü r lic h e A rbeiten und Ö fe n g r u p ­ p ieren sic h u m e in e in v o lle m B etrieb b e fin d lic h e T ö p ferw erk sta tt. U n ter den Ö fen ragen an k ü n stleri­

sch em W e r t jen e h ervor, w e lc h e L . II o 11 fü r d ie O fe n ­ fa b rik B an k ei in L a u f m o d elliert h a t; in der G ru p p e der G efä ß k era m ik fä llt G. 0 . R e u ß , S c h ö n g e is in g bei M ünch en , d u rch in teressan te G lasu ren a u f. D ie S taat-

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Samm elraum der Fachschulen Bayerns (S .T a f.62) N r.34 in Halle 1, Raum gestaltung P rof. v.W crsin (Photo P. Ilarllm aicr)

Raum der Kunstgewerbeschule München Raum gcslaltung P rof. J. Ilülerbrand

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(Photo P.H artlm aier)

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Raumgestaltung Prof. v.W ersin (Photo P.H atÜ m aier)

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Tonkrüge der Staatlichen keram ischen Fachschule Landshut

lieh e k eram isch e F a c h s c h u l e i n L a n d s h u t h at g r o ß e T o n g e fä ß e in seh r gu ten , b edeutenden F orm en fü r die A u sstellu n g a n g efertig t. (S ieh e Abb. S eite 2 1 2 / 1 3 . )

D as S c h r c i n e r h a n d w e r k h at in Bayern d u rch die N eig u n g der B evölk eru n g zu p ersön lich er L eh en sge­

sta ltu n g im m er fü r in d iv id u elle B ed ü rfn isse s c h a ffe n können und ist d adurch der Q u alitätsarb eit n ie en tfrem d et w orden. B illig e und gesch m a ck lo se M assenw are fin d e t in Bayern v erh ä ltn ism ä ß ig w en ig er A bsatz als andersw o.

D ie E iil2elm öhel, w elch e der Landesverband b ayerischer S ch rein erm eister au sstellt, zeigen ein so h o h es D u rch ­ sch n ittsn iveau , w ie es bei k ein er anderen L andesaus­

stellu n g , w elch e den H an d w erk sm eister hervortreten lä ß t, h eu le in D eu tsch lan d erreich t w erden k ö n n te. A u f d ie­

sem G ebiet hat sic h das Z u sam m en w irk en der H an d ­ w erker m it en tw erfen d en A rch itek ten , w ie H erm ann B e r n d l , V ö l l e r , W i e d e r a n d e r s u. a. als über­

aus fru ch tb ar erw iesen.

D ie E rzeu g u n g des G l a s e s in den G lashütten des bayerischen W a ld e s v o llzieh t sich h eu te ganz in in d u ­ striell-organ isierten B etrieben; d och is t d ie T ech n ik der G la sg ew in n u n g u n d der G lasvered elu n g n och im m er h a n d w erk sm ä ß ig , d ie A rb eitsverrich tu n g d esG la sm a ch ers hat sich seit Jahrhunderten kaum verändert. M it R ech t haben d esh alb d ie hervorragend sch ön en G läser der K ri­

sta llg la sfa b rik T h e r e s i e 1 1 1 h a 1 nach den E n tw ü rfen ihres Leiters, H ans von P o s c h i n g e r , in d ieser A u s­

ste llu n g Platz g efu n d en . W e lc h w ertv o lle P fle g e stä tte dieser ed len H an d w erk sk u n st d ie G la sfa c h sc h u le in

Z w iesel u nter der L e itu n g B ru n o M a u d e r s ist, das b e­

w eisen ih re v o r tr e fflic h e n L eistu n g en im R a u m der sta a tlich en F a ch sch u len * ).

D a s M c t a 11 g e w e r b e h a t u n ter den U m w ä lzu n g en d er T ech n ik w o h l m eh r g e litte n , a ls irg en d ein anderer G ew erb ezw eig ; a u f k ein em G ebiet is t je d e n fa lls d er G e­

sch m a ck d er V erbraucher d u rch ein M assen an geb ol einer sogen an n ten K u n stin d u strie so g rü n d lic h verdorben w o r - den, w ie a u f d iesem . H ier erw irb t sic h d ie A u sste llu n g d as g r o ß e V erdienst, den B esu ch ern S in n und R eiz der h a n d w erk lich en T ech n ik w ied er n a h ezu b rin g en . E in e V o rzu g sstellu n g n im m t d ie S c h m ie d e k u n st ein , d ie durch kein m a sc h in e lle s V erfa h ren v erd rän gt w erden konnte.

S ch ö n e E in z e lle istu n g e n d ieses H a n d w erk s fin d e n sich in vielen T eilen der A u sste llu n g (S e ite 2 0 6 , 8 , 1 0 , 1 4 ).

H a n d w e b e r e i und H a n d d r u c k e r e i von S t o f ­ fe n w erden in M ü n chen u n d dessen w eiterer U m g e b u n g g e p fle g t. D ie E rzeu g n isse d ieser B etriebe b ieten dem A rch itek ten ein k ü n stle r isc h w ertv o lles, q u alitativ h o c h ­ steh en d es M aterial fü r d ie A u ssta ttu n g d er W o h n u n g , f ü r d ie V erw en d u n g a ls W an d b eln m g, a ls M öbelb ezu g, fü r K issen b ezü g e von G arten- und V eran d am öb eln und f ü r V orh än ge. H a n d gew eb te und h a n d b ed ru ck te S t o f f e aus M ü n ch n er W erk stä tten fin d e n au ch a ls K le id e r s to ffe in zu n eh m en d em M aß e V erw en d u n g. Es ist das V er­

d ien st d er B rüder B e r n h e i m e r , d ie S eid en h a n d w e­

berei vorm . G erdeissen erh alten zu haben. S ie fe r tig t

* )W ir w erd en sp äter G lä ser u n d a n d er e B e sta n d te ile d e r W o h n u n g s ­ e in r ic h tu n g in v o r b ild lic h e n B e isp ie le n z e ig e n . ( D ie S c h r iftle itu n g )

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Keram ische Schrifttafcl der Staatl. keramischen Fachschule Landshut

n ich t n u r v o r tr e fflic h e K o p ien alter S t o f f e , sondern w id ­ m et sich auch der H e r ste llu n g han d gew eb ter T a ft- und S a m m e tsto ffe , d ie zu den edelsten T extilerzeu gn issen der G egenw art g eh ö ren . D ie T ech n ik d er G ob elin -W eb erei w ird in der G o b elin -M a n u fa k tu r N ym p h en b u rg g e p fle g t.

N ach k ü n stlerisch en G esich tsp u n k ten arbeitet die viel­

se itig e H andw eberei S ig m u n d von W e e c h . D er In i­

tiative d ieses K ü n stlers verd an k t M ünchen auch einen B etrieb, in dem d ie a lle T ech n ik fa r b ig e r S tu ck -In ­ tarsien, — d ie S k a g lio la te c h n ik — fo r tg e fü h r t w ird ; A rbeiten d ieser A rt sin d im N ord p ark der A u sstellu n g, am E in g a n g zu der G ru p p e der S ie d lu n g s- und W o ch en ­ endh äu ser, in m a n n ig fa c h e r A n w en d u n g zu sehen.

E s ist ein g r o ß e s V erdienst der A u sstellu n g , d aß sie ein zeln e H an d w erk e, d ie in der G egen w art dem Leben d es E in zeln en fern esteh en , in ih rer A rb eitsw eise vor- lü h r t. S o kann d ie E n tste h u n g d es M osaiks und die Her­

ste llu n g von G la sfen stern in W erk stätten beobachtet w er­

den, d ie d er reich b esch ick ten A b teilu n g fü r k irch lich e K unst a n g eg lied ert sin d . H ier w ird au ch die E ntsteh u n g von M u sik in stru m en ten — d ie der Laie nur als fertig es P rod u k t k en n t — in ein e r G eigen h au erw erkslatt vor­

g e fü h r t, w e lc h e von der S ta a tlich en F a ch sch u le M itten­

w ald e in g e r ic h te t w urde. S in n f ä llig w ird h ier dem Be­

su ch er g e zeig t, w ie ein so sch lich ter W e r k s t o ff w ie das H olz d u rch d ie in ih n verlegte m en sch lich e G estaltu n gs­

k r a ll G old w ert erh ält. M öchten viele zu dieser Ü ber- le g u n g durch d ie A u sstellu n g a n g ereg t und m ö g e d a­

durch der städtischen und staatlichen G ew erbepolitik rech t n ah egelegt w erden, daß die P fle g e g eistig er und seelisch er K räfte im M enschen die G rundlagen s c h a f ft f ü r d ie h öch ste S teig eru n g m aterieller W erte.

D ie gew erb lichen S ch u len des L andes sind in erster L inie b eru fen , den Z u sam m en h an g zw ischen m e n s c h ­ l i c h e r und t e c h n i s c h e r A u sb ild u n g zu p fle g e n , der unter dem A nsturm tech n isch er F ortsch ritte im ver­

gangenen Jahrhundert v ielfa ch vergessen w urde und ver­

loren g in g . D ie A u sstellu n g der staatlichen B au schulen, der .M eisterschulen fü r B auhandw erker, der g ew erb li­

chen F ach sch u len und der K unstgew erb esch u len bieten ein reiches M aterial fü r jed en B esucher, der diesen Z u­

sam m enhängen seine A u fm erk sam k eit w idm en w ill. D ie form alen Tendenzen b ayerischer H andw erkskunst treten hier besonders in die E rsch ein u n g. A u ß er den sch on er­

w ähnten G läsern und Steinarbeiten fin d en sich h ier vor­

bild lich e Arbeiten des M etallhandw erks, der S c h n ilz - kunst, der K orb flech terei in L ich ten fels, des M itten- w alder G eigenbaues, der M öbelkunst. E in e besonders reizvolle und reich h a ltig e G ruppe textiler K unst bilden die Arbeiten der staatlich en S p itzen sch u len und der S tik - kereifach sch u le. D u rch V ielseitig k eit der L eistu n gen tre­

ten d ie gew erb lichen F a ch sch u len der Stadt A u gsb u rg hervor, auch d ie M eisterschule fü r H andw erker in K ai­

serslautern. D ie B asis des g ew erb lichen S ch u lw esen s b il­

den d ie M eisterschulen fü r B auhandw erker und d ie staatlich en B auschulen. S ein e B ek rön u n g sind d ie bei­

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Schm iedeeisernes Gitter (Siehe T afel 62) in Halle 3, Mittelrnum. Entw urf Arch. Hacker. (Photo „Das L ichtbild“)

den K u n stgew erb escliu len des L andes. S ie erw eisen sich a ls m u tig e F ü h rerstätten , in denen a u f d er G rundlage so lid er H an d w erk stech n ik u m den A usdruck d es Z eit­

e m p fin d e n s und d ie B e w ä ltig u n g neu er F o rm p ro b lem e geru n gen w ird. Man w ird die F eststellu n g m ach en k ö n ­ nen, d aß d ie K enntnis der L eistu n gen vergan gen er Z eit und d ie B eherrsch u n g der T ech n ik im m er n u r da fr u c h t­

bar w erden, w o ein eh rlich er G esta ltu n g sw ille, ein e lieb e­

volle H in gab e an d ie g estellte A u fg a b e und ein u rsp rü n g ­

lic h e s, jed em fa lsc h e n S ch ein a b h o ld es L e b e n sg e fü h l den G eist und d ie H and d es S c h a ffe n d e n leiten . D ie h in g e ­ b u n g sv o lle A rbeit, d ie in den g ew erb lic h e n S ch u len von

Leitern und L eh rk räften g e le iste t w ird , k ö n n te keinen besseren D a n k fin d e n , a ls d a ß H an d w erk u n d In d u strie w illig und a u fn a h m eb ereit den tech n isch en und k ü n stle ­ risch en A n regu n gen e n tg eg en k o m m en und sie zu m N u t­

zen d e s L andes verw erten und w eiteren tw ick eln .

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Pergola längs des Bavariaparks Entwurf u. Plioto Gartenarchitekt Dipl.-Ing. A .Seifert-.M ünchen

MÜNCHENER ARCHITEKTUR IM SPIEGEL DER HANDWERKS-AUSSTELLUNG

K ritisch e A p h orism en von R U D O L F P FIST E R

D er W ert der ü b lich en , rein referierenden A ufsätze über A rch itek tu r kann n u r darin bestehen, den G egen­

stand d e m je n ig e n n äh erzu b rin gen , der das O riginal nicht selb st b etrachten kann. A ber jed e R eproduktion — auch d ie beste — g ib t in irg en d ein em S in n e ein sc h ie fe s B ild der W ir k lic h k e it. D esh a lb m ag ein m al ein e B etrach­

tu n g sw eise gesta ttet sein , w elch e b eim L eser die K ennt­

n is der O b jek te au s eig en er A n sch au u n g voraussetzt, sich d a fü r aber vom b lo ß e n R eferieren g än zlich fern hält zugunsten ein er k ritisch w ertenden B eu rteilu n g sin e ira et stu d io — so w e it d ies in den Grenzen der m en sch li­

ch en N atur lie g t — , d ie getragen ist von einer g roß en , w enn au ch n ic h t im m e r g lü c k lic h e n Liebe zur Sach e und d ie kein A nsehen der P erson kennt.

E p h em ere A u sstellu n g s-A rch itek tu r verlangt andere .Maßstäbe als ih re veran tw ortu n gsreich ere, um n ich t zu sagen so lid ere S ch w ester, und d ie leich ter geschürzte A bart der im M ateriellen geb u n d en sten und crdenschw cr- slen aller K ü n ste w ill an ih rer L ebensdauer gem essen sein. F ü r kurze Z eit b estim m ten D in g en als adäquater R ahm en u n d H in tergru n d zu d ienen, ist ihre A u fgab e, den B etrach ter d es a u sg estellten O b jek tes sich w o h lfü h ­ len zu lassen und g ü n s tig zu stim m en ihre fr ö h lic h e g e ­ h eim e S en d u n g , u nter U m stän d en a u f Kosten des eig e­

nen V orteils dem O bjekt zu sch m eich eln ihre A u fo p fe ­ ru n g und Z u rü ck h altu n g erford ern d e k ü n stlerisch e P flic h t. A u sstellu n gs-A rch itek tu r ist „ S ech sm o n a ts­

k u n st“ und also in gew issem S in n e vergän glich er noch als d ie B ühnendekoration. E s kann fü r den K ünstler kaum ein e freu n d lich ere A u fg a b e geben, a ls vergän g­

lich e A rchitektur zu s c h a ffe n o h n e die g r o ß e V erant­

w ortung vor den Jahrhunderten, a ls die kleineren oder g röß eren E xaltationen der P h an tasie — w enn auch nur in H olz und P a p p e — realisieren zu d ü r fe n , w ährend sie der F ach gen osse frü h erer Jah rh u n d erte nur der K up­

ferp la tte anvertrauen konnte.

S o kurz aber auch d ie Lebensdauer, so in ten siv sind doch d ie A usw irkungen — insbesondere a u f d ie L aien — und d ie sch u lb ild en d e K raft. Man hat es o ft g e n u g er­

lebt, d aß gerade A u sstellu n gen d ie S tilb ild u n g von Jah r­

zehnten en tsch eid en d b e e in flu ß t haben. U nd h ier lieg t die g r o ß e V erantw ortung der A u sstellu n gs-A rch itek tu r!

Bedeutet sie doch fü r den L aien und den fa ch lich en N ach w u ch s einen G eneral-A ppell, ein e H eerschau über das zeitg en ö ssisch e K önnen. In vollem U m fa n g e w ar dies in der T at d ie erste A u sstellu n g a u f der T h eresien h öh e im Jah re 1 9 0 8 , ein relativer G ip felsta n d der M ünchener A rchitektur und d es M ünchener K u n stgew erb es, den w ir

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Vorraum zur Halle I (Siehe Tafel 6 ¿) Nr. 1 in Halle 1 R aum gestaltung und Malerei von Nidda Rüm elin (P liolo „Das L ich tb ild “)

seitdem — w ir w o llen eh rlich se in l — n ic h t w ied er er­

reicht haben. Oder m ö ch te ern stlich jem a n d d a fü r ein ­ stehen, d aß w ir alles, w as w ir h eu te s c h a ffe n , nach 2 0 Jahren n o ch oh n e p ein lich e G efü h le betrachten m ö ­ g e n ? D ie m assiven A usstellu n gsbau ten von 1 9 0 8 aber haben diese Z eit-W ert-P ro b e bestanden. W e il sie m it gro ß em E rn st g e sc h a ffe n w urden, m it g r o ß er S a c h lic h ­ keit und m it g r o ß e m K önnen. D as n ö tig e M aß von E rn st ist in der h eu tigen L eistu n g n ic h t im m er erreich t, aber allenthalben sp rich t u ns viel H u m o r an. U nd das ist g u t, wenn es jen er G öttlich e, im E th isch en fu n d ierte, aus tiefsten Q uellen ström en d e H u m o r ist, o h n e d e n e s k e i n e K u n s t g i b t , am w en igsten S ech sm o n a tsk u n st, jen er ech te H u m or m it d em tragischen H in tergru n d ,

der das L achen n ich t braucht und d er m it dem N am en S hakespeare fü r d ie E w ig k eit verbunden is t; j e n e r tie fe germ an isch e H u m or, der den B au h au s-L eu ten u n d ihren N achtretern so frem d is t w ie ein eh rlich er R au sch . B ei­

leibe aber w olle m an das, w as w ir H u m or h e iß e n , n ic h t g leich slellen m it O b erflä ch lich k eit und fla c h e m W itz . S p aß m ach er und H answ urste haben w ir m eh r a ls g e ­ n u g, die echten H u m oristen aber sin d d ünn g esä t in unserer Zeit des G elächters o h n e K ultur.

N ach d iesem E xk u rs zu rü ck zur A rchitektur.

D ie S ch la g w o rte sterben n ich t au s, aber sie w ech seln ih re W esen h eit. S ie w erden g e le g e n tlic h vom V erbum zum Substantiv und u m gek eh rt. „ N eu e S a c h lic h k e it“

ist, glau b e ich , im A u gen b lick an der R eih e. N u r das W o rt ist neu, so n st n ich ts. A ls K ron zeu gen r u fe ich

a u f E. T . A. I lo f f m a n n s u n sterb lich en R at K respel und den B au sein es E ig e n h a u se s, der leid er in A rch itek len - kreisen viel zu w e n ig bek an n t ist (ob ih n G ro p iu s w o h l k e n n t? ). E r steh t in den S era p io n tisch en E rzä h lu n g en .

E in h alb n eu er su b stan tivierter B e g r if f is t der „ In n en ­ a rch itek t“ . E s g ib t aber in W ir k lic h k e it nur A rch itek ten und — D ek orateu re. U nd K ritik er n a tü rlich , d ie aber am besten n u r zu sagen h ätten „ D a s is t g u t “ und „ D a s ist s c h le c h t“ o d er „ w e n ig e r g u t “ . D en n B eg rü n d u n g en w er­

den n ie verstanden und sin d au ch w o h l n ic h t zu ver­

steh en , aber sie w erd en vom K ritik er v erlan gt. V om K ü n stler verla n g t m an k ein e L egen d e fü r sein W erk , und sie w äre d och o f t so n ö tig .

D ie B ed eu tu n g der H a n d w erk sa u sstellu n g 1 9 2 7 sch ein t m ir viel w en ig er im „ W a s “ a ls im „ W ie “ zu lieg en u n d d ieses „ W ie “ a llein in teressiert u n s h ier.

S elb st bei P essim isten kann d ie A u sste llu n g g ew isso H o f fn u n g e n erw ecken und es is t v ieles d a, w as zu m m in d esten n ic h t g le ic h g ü lt ig lassen kann, ja , es ist m an ­ ch es da, w as ü b er dem unserer Z eit so k o n fo r m e n S atze ste h t: „ N e u h e it reizt m eh r als S c h ö n h e it.“

B ei o b e r flä c h lic h e m Ü b erb lick b eh in d ert d ie im V or­

d e r tr e ffe n steh en d e V e r flim m e r u n g der O b erflä ch e m it G o ld - und S ilb e r fo lie und d ie etw as e p id e m isc h e M es­

sin g k u g e l den lie fe r e n E in b lick . „ D o c h sa g ich n ich t, d aß d ie s ein F eh ler s e i.“ D en n der zu n ä ch st b eh in d erte lie fe r e B lic k w ird erken n en , d aß h ie r viel g e le iste t w u rd e in k u rzer Z eit, fü r ku rze Z eit, aber la n g d a u ern d e W ir ­ k u n g . M ünchen kann sic h m it d ieser A u sste llu n g sehen

2 1 6

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„D ie goldene Stadt“ (Siehe Tafel li‘2) Nr.2, 3 in Halle 1 (Photo „Das Lichtbild“) Raum gestaltung Oberst.-Dircktor Max Wiederanders und Kunstmaler T. I’arzingcr

lassen . N ach d ieser p ositiven F eststellu n g über die Ge­

sa m tle istu n g m ö g en im fo lg en d en g eleg e n tlich e herbe W o rte n ic h t a ls ö d e N ö rg elei g ed eu tet werden. Über d eu tsch e K u n st s o ll m an d eutsch reden 1

H a l l e I.

G o l d e n e S t a d t .

V orraum ( 1 ) : E in e au ß erord en tlich e D iszip lin der Farbe zeichn et d iesen R aum aus, der aber im übrigen a ls V orb ereitu n gsrau m a u f das repräsentative Zentrum , das fe s tlic h e Ilerz der G esam tanlage, nich t g lü ck lich g e ­ w äh lt ist. F ü r d iese F u n k tio n ist er vor allem zu dunkel, zu w en ig fe s tlic h , fa s t zu ernst, zu ged an k lich , steht sein e M alerei bei aller V orn eh m h eit und Z urückhaltung der F a rb g eb u n g zu w en ig im D ien ste der A rchitektur.

D as e in z ig e , w as ih n m it der gold en en Stadt h arm onie­

ren lä ß t, ist das „ K a rto n h a fte" . W en n m an aber schon d ie K ö r p e r h a ftig k e it d er M auer so verleugnet w ie hier, dann so llte m an n ic h t m assive eiserne G itter in die M auerleibungen von P ap p e setzen. Zur architektonischen Q u alität der B ild er: W^arum das H inüberziehen der E in ­ zelb ild er über d ie R au m eck en und das Ineinanderschie­

ben der B ild er o h n e je d e k o m p o sitio n elle N o tw en d ig ­ k e it? D as ist sp ie le r isc h e A narchie! Man sch ein t a u f die S c h n e llig k e it sto lz zu sein , m it der die B ilder a u f die W a n d g e m a lt w urden (ein e In sc h r ift b ew eist es). Gut, aber bei der g ew ä h lten S ek k o -T ech n ik und der kornpo-

sition cllcn E ig en -E x isten z je d e s B ild es hätte m an ganz äh n lich e W irk u n g erreichen können, w enn m an d ie B il­

der im A telier a u f Karton g em a lt und dann an d ie W a n d gek leb t hätte. W aru m also die anstrengende W an d ar- beil! A u fw an d und W irk u n g !

D ie g o ld en e Stadt ( 2 , 3 ). D as H erz der A nlage, die p rogram m atisch e G esin n u n g sm a n ifesla tio n des k ü n stle ­ rischen L eiters der A u sstellu n g.

E ine reizende Idee, k ein e A rchitektur sondern F cst- dekoration aus S t o f f und P appe, rich tig e S cch sm on ats- k u n sl m it bedeutender rä u m lich er W irk u n g im S in n e illu sio n istisch er M ärch en h aftigk eit. B ezaubernd fü r g ro ß e und k lein e K inder, w ie die flim m ern d en T ü rm e und K n äu fe in den d u ftig en w o lk ig en L am b req u in -H im ­ m el h in a u fra g en , einen festlich en B aum im B au m e b il­

dend. A ber: D ie G estaltu n g d es B od en s v ersagt: Man so ll n ich t P ap p e a u f m assivem S teinboden a u fb a u en , m an so ll nich t zw ischen P appw ände, d ie ein lu stig e s P u p p en ­ sp iel k östlich u m sch lössen , m ateriell und op tisch sch w ere ern sth a fte K anonenrohre und G locken stellen , n ic h t zw ischen stärk ststilisierte F läch en sym b ole einen „G ar­

ten“ von p ein lich ster R ealistik und S en tim en talität p flan zen . D ie an sich ausgezeichneten E isen g itter d ü rften an dieser S te lle n och „b lech ern er“ se in ; um d ie P fla n ­ zenkübel aus C uivre p oli zu en tfern en , ist es auch h eute n och n ic h t zu spät.

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Pergola am Nordrand des Bavariaparks, südliche Halle 1

Arch. Seifert (Photo Witzig)

D ie um liegenden h istorischen K abinette sind lieb en s­

w ü rd ig und h öch st reizvoll erfu n d en , die m eisten m u ster­

g ü ltig e dezente R ahm en fü r d ie O bjekte, trotz ihres räum lichen E igenlebens. N ur ein ig e im H in b lick a u f ih re O bjekte zu fem in in .

D er g r o ß an gelegte, vornehm k ü h le M ünchener R aum ( 2 0 ) hat beinahe zu viel D au erq u alität fü r eine A usstellung, ist fü r ein e H an d w erk s-A u sstellu n g durch d ie K ostbarkeit der g ezeigten O b jek te fa s t zu seh r nach der S eite der hohen K unst h in belastet. S o etw a m öchten w ir uns m anche R äum e des N ation alm u seu m s w ün sch en a ls D auereinrichtung.

D ie A ugsburger R äum e ( 2 1 ,2 2 ) g u t d u rch gearb eitet und von sym p ath isch er w arm er S a ch lich k eit. D ie H ar­

m on ie von R aum und G egenstand ist g esch ick t erreich t, im H oll-S aal ein V ersuch m it rauhem P u tz im In n en ­ raum . S ch ad e nur, daß verstän d lich e V o rso rg lich k eit fü r ll o ll s kostbare B au m od elle deren ß etrach tb ark eit d u rch h alb h oh e G lasscheiben b eein träch tigt. D ie beiden kleinen K abinette w ied eru m in Farbe und M aßstab zu der In tim ität der O b jek te fe in h arm on isiert.

D er Z u n flra u m ( 2 3 ) ist von anderem G eist, m a leri­

scher, lieb en sw ü rd iger, m ehr g em iitsb elo n l, m eh r von gestern — im besten S in n e — m a teria lg erech t m it rot gestrich en em H olzw erk a u f S o ln h o fe r P fla s te r u n d w ei­

ß er W a n d . H ier spürt m an „G eist von 1 9 0 8 “ (sieh e o b en ), von viel K ultur, verglich en etw a m it der B ruta­

lität, w elche es fe r tig brachte, in den R ep rä sen ta lio n s- rautn der H andw erkskam m ern ( 2 4 ) ein e b eh errschende Sitzbank zu stellen;- die in F orm und Farbe g le ic h banal und b illig ist.

D ie R äum e der S ch u len ( 2 8 — 3 5 ) im a llg em ein en a u f h oh er Q u alitätsstu fe, sich fo rtsch reiten d steigern d gegen den prach tvollen E ckraum der F a ch sch u len ( 3 5 ) , ein er der besten L eistu n gen der A u sstellu n g ! D ie V ielh eit der M aterialien: P u tz, K linker, S o ln h o fe r P fla s te r , H olz,

Kiosk südlich der Halle 1

Arcli. Max W icderanders (Photo Jäger u. Görgen)

G las ist d u rch ern ste k ü n stle r isc h e O rg a n isa lio n sa rb eit zu ein e r H a rm o n ie von zw in g en d er M u sik a litä t g e b u n ­ den. Ä u ß e r ste S a c h lic h k e it, erw ä rm t d u rch d as „M ehr"

d es orn am en tierten B o d en s und der g esch n itzten S ä u le.

D ü r fe n w ir d as v ie lle ic h t S til von 1 9 2 7 h e iß e n ? D ie B a u h a u sleu te und ih r A n h an g m ö g e n h ier seh en , w ie m o d ern er G eist m it e w ig g ü ltig e n G esetzen d es R a u m es und — der V e r n u n ft zu verbinden ist.

D ie R ä u m e f ü r B u ch d ru ck , B u ch b in d en u n d G ra­

p h ik ( 4 1 — 4 3 ) e r fü lle n ih ren Z w eck e in w a n d frei. D ie R ä u m e der G lasm aler u n d V ergold er ( 4 7 , 4 8 ) aber h ätte m an in d ieser F o r m n ic h t zu lassen d ü r fe n . S o lc h u n ­ ech tes P a th o s, so lc h e tr a g isch e A u fg e b la s e n h e it o h n e K ön n en d a r f m an n ic h t u n terstü tzen .

D ie R ä u m e fü r P aram en ten u n d M u sik in stru m en te ( 4 9 , 5 0 ) w aren g u t betreut.

D er B r u n n e n h o f ( 5 2 ) t r i f f t den S til d es k lein en B in ­ n e n h o fe s g u t und b r in g t d ie reiz en d e fa s t vergessen e E in r ic h tu n g d er T isc h -S o n n e n u h r in e m p fe h le n d e E r­

in n eru n g . D a ß d ie fe h le n d e B e g r ü n u n g d er u m s c h lie ­ ß en d en M auern d u rch d ie A u fs te llu n g von P y r a m id e n - Z ypressen ersetzt w erd en w o llte , is t v erstä n d lich , aber d o ch stö ren d . D ie stark sp rech en d en d u n k len B ä u m e b rin g en m it ih rem V ertik a lism u s ein en fr em d en und zu starken R h y th m u s in d as fe in e Id y ll der b u ch sg esä u m len B eete zw isch en S tein w eg en . A ber A b sich t u n d G eh alt d es G anzen e n tsp rin g en ech tem G a rten -G eist und s o li­

d em K önnen.

H a l l e II.

H a lle II b eh erb ergt d ie m it S p a n n u n g erw arteten lebenden W erk stätten . E s g a lt d ie A u fg a b e , h a n tieren d e M enschen und la u fe n d e G eräte von betrach ten d en M en­

sch en zu tren n en , d o c h so , d a ß a lles w as v o rg eh t g u t zu seh en ist. D ie g e w ä h lte L ö su n g is t g lü c k lic h . R h y th ­ m isierte L a tten k ä fig e, ra u m teile n d es H o lzg itterw erk in w o h la b g ew o g en er D im e n s io n ie r u n g o h n e ab len k cn d e

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KadiohÖ’rraum im Turmbau

Arcli. Max W icdcrandcrs (Pliolo Witzig)

F arb exp erim en te. B eson d ers g elu n g en die Q uerstellung der tragenden B o h le n p fo s te n zur B ew eg u n g srich tu n g der G itlerw ände.

H a l l e III.

Ist es Z u fa ll o d er Z eich en der Z eit, d aß die H alle der L eh en s- und G en u ß m ittel m it zu den besten L eistun­

gen der A u sste llu n g g e h ö r t?

D ie A u fg a b e w ar ä h n lich w ie in H alle II, nur daß w o h l e in e m a teriell en erg isch ere T rennung zw ischen B e­

trachter und B etrieb verlan gt w ar. U nd w ie anders ist h ie r d ie L ö su n g ! E in e g r o ß e A chse durch die verhält­

n is m ä ß ig e E n g e und L än ge zw eier G änge stark betont, in ih rer B e w e g u n g sr ic h tu n g von zw ei S eiten gegen einen zentralen R ep rä sen la tio n sra u m a n la u fen d , der an der­

selben S te lle seit 1 9 0 8 sch o n m anchen guten V orgänger hatte. In den G ängen m it lob ensw erter Z urückhaltung d ie gan ze W ir k u n g der v o r tr e fflic h e n P rop ortion und der a u ß ero rd en tlich g esch ick ten L ich tfiiliru n g anver- traut. H ier is t „ N eu e S a c h lic h k e it“ im guten S in n ! Im h o ch rä u m ig en Z en tralrau m von n ord isch er K ühle eine w o h la b g em essen e S te ig e r u n g in s M onum entale. D ie

„ R a u m leere“ ein d ru ck sv o ll zu m B ew u ß tsein gebracht durch d ie alte M eth od e der schw eb en d en K örper: die vier sch ön en S ilb erv ö g el. N ich t ganz ebenbürtig das A quarium , das d ie m ä rch en h a fte S ilb erb lu m e u m ­ sc h lie ß t; es ist zu „ sc h lo sse r m ä ß ig “ , d ie E isenböckc zu e ig e n w illig m o tiv h a ft. U m so besser w ied er die vier p rach tvollen G ittertore aus S ch m ied eeisen (d ie K unst des O rnam ents is t so selten g ew o rd en ), die m an leider nie g esch lo ssen sieh t. S ie fü h ren in vier, g esch ick t diagon a- lile r um den Z en tralrau m a n geord n ete B ew irtungsräum c von h a k e n fö r m ig e m G ru n d riß , also an sich schw ieriger G egeb en h eit, d ie aber m it viel K önnen überw unden ist.

H ier h errsch t der G eist der leich tgesch ü rzten k u lin ari­

sch en M use u n d ih m is t in d er — bei aller V erschieden- ■

Ein Verkaufsraum für Rauchwaren

Arcli. Max Wicdcrandcrs (Photo Witzig)

heit der m alerischen Art — g le ic h m ä ß ig trefflich en W andm alerei in der liebensw ürdigsten W eise g eh u ld ig t.

D ie gu te R egie im Verein m it guten E in zelleistu n gen ist h ier unverkennbar. W ie hoch stehen diese R äum e über den vielen V ersuchen der letzten Jahre, G astslätten- Räum o k ü n stlerisch zu b ew ältigen!

D ie zur S ilberkuppel h in u n terfü h ren d en S tu fen be­

gleiten auch einen kü n stlerisch en A bstieg. D er interessante K uppelraum selb st w ar gegeben. M it der V e r flim m e - ru n g sein er ehedem h ölzernen O b erfläch e in den oberen Zonen kann m an einverstanden sein — besonders w enn d ie sch m eich eln d e A bendsonne den R aum m it un b e­

stim m t glitzernden L ichtern fü llt — aber n ic h t m it der neuen G estaltung des E rd gesch osses. H ier ist au ch das fü r A usstellu n gsarch itek tu r zu ford ern d e M aß von E rn st unterschritten und k ü n stlerisch e F rivolität an S te lle der verm utlich erstrebten m ondänen G estaltu n g gesetzt. Es geh t n ich t an, g ew ö h n lich e B auernstiilde vläm ischer Provenienz nur sü ß b la u anzustreichen oder gar zu verg o l­

den und d ie S itze aus B in sen g eflech t m it S am tkissen zu belegen und um K a ffeeh a u stisch e m it M essin gteller­

f ü ß e n von gestern zu stellen. D ie F arb - und M aterial­

diskrepanzen sind n ich t m ehr verständlich. S ü ß b la u e Sitzkissen und V orhänge aus S am m et, deren m aterieller W ert in gar Reinem V erhältnis zur erreichten W ir k u n g steht, dunkelblauer B od en b elag ä la V orstadtkonditorci und Tanzboden von ein em Braun w ie bedrucktes L in o ­ leum in der A rm e-L cu t-W oh n u n g. D azu das M u sik p o­

dium ä la M arine-K apelle im K urgarlen und dann w ie­

der silberne W an d m it N ischen und P appbaldachinen über b illig en G oldstühlen als T hrönchen fü r eleg a n te Frauen. A ber w irk lich e E legan z ist in d iesem R aum n ich t denkbar trotz der gold en en K ugeln und des im m er­

hin ulkigen B eleuch tu n gsk örp ers. Man h at es sich h ier entschieden zu leich t g em a ch t in der H o ffn u n g , daß das P u b lik u m durch d ie etw as stic h ig e P a tc h o u li-A l-

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