DIE NATURWISSENSCHAFTEN
17. Jah rgan g 1 5 . Novem ber 1929 H eft 46
Die Paläogeographie der Unteren Kreide in Norddeutschland1.
V o n B e r n h a r d B e s s i n , B rau n sch w eig . N o rd d eu tsch la n d h a t im L a u fe der lan g en e rd
gesch ich tlich en V e rg a n g e n h e it ein w ech selvo lles S ch ick sal ü b er sich ergeh en lassen. D e r h eu tige L a n d s c h a fts c h a ra k te r der flach w e lligen N o rd d eu tsch en T iefe b en e w ird d u rch die A b lag eru n g en , die M orän en der g ro ß en In la n d eisd eck en b estim m t, u n ter denen im D ilu v iu m d as g an ze G e b ie t v e r g rab en lag. W ie ein S ch leier v e rh ü llt die a u s
ged eh n te S ed im en td eck e die G e s ta ltu n g des tiefe ren U n terg ru n d es dem m en sch lich en A u g e , und es b e d a rf d er Z u sa m m e n tra g u n g ein er U n m en g e klein er und kle in ster B e o b a ch tu n g en , u m ein B ild grö ß erer, g e o grap h isch er Z u sam m en h än ge au s den frü h eren F o rm a tio n e n ersteh en zu lassen.
D a s M itte la lte r der E rd e, d asM eso zo icu m , w u rd e in D e u tsch la n d d u rch eine re la tiv e R u h e d er großen erd b ew egen d en K r ä ft e g e k e n n zeich n e t. D ie g ro ß en G eb irg sb ild u n gen in E u r o p a la g en v o r u n d n ach dem M esozoicum . Z w a r m ach en sich z w e im a l in d iesem Z e ita lte r n och geb irg sb ild en d e B e w e g u n g e n gera d e in N o rd d eu tsch la n d b e m erk b a r, d ie eine g e w ic h tig e R o lle b ei d er G e s ta ltu n g des g e o grap h isch en B ild e s in jen en Z eiten ge sp ie lt h ab en . Sie h a b en jed o ch n u r fla c h e F a ltu n g e n und sch w ach e E rh eb u n g en , n u r V e rw erfu n g en und B rü c h e h e rv o r
g e b ra c h t. In d er H a u p tsa c h e w u rd en die d rei m esozoisch en F o rm a tio n e n T ria s, J u ra, K re id e d u rch lan g sam e, w eiträ u m ig e, g rö ß ere Z eitsp an n en h in d u rch gleich sin n ig e, sog. „ s ä k u la r e “ B e w e g u n gen b e le b t, die m an im G eg en satz zu d er „ O r o - genese , d er r e la tiv k u rzfristig en , episod isch en G eb irg sb ild u n g als „ E p ir o g e n e s e “ b ezeich n et. G an z N o rd d eu tsch la n d m it N ord see und w estlich e r O stsee w a r so lch ein ep iro g en etisch a b sin ken d es B e ck e n , eine „ G e o s y n k lin a le “ . In d iesen m e ist v o n n ich t seh r tiefen M eeren e rfü llten B e ck e n rä u m en w u rd en die u n geh eu ren M engen v o n A b tra g u n g s s to ffe n au s den R a n d lä n d ern w ied e r a b g e s e tzt. H ie r b ild e te n sich die neuen S ch ich ten , o ft v ie le h u n d e rt M eter m ä c h tig v o n fa s t g le ic h a rtig e r B e sc h a ffe n heit, w en n die S e d im en ta tio n d u rch d as lan g sam e, s ä k u la re A b sin k e n des M eeresbod en s w ied e r a u s
g e g lich en w u rd e.
Im allgem ein en h e rrsc h te w ä h ren d des M eso- zoicu m s in N o rd d eu tsch la n d die W a sse rb e d e c k u n g vo r, d och m in d esten s in den R a n d g e b ie te n g in g der K a m p f zw isch en L a n d und M eer in w ech se lvo llem A u f und A b w eiter. D ie V e r te ilu n g v o n L a n d und
1 Ausführliche Literaturangaben über diesen Gegen
stand finden sich in der A rbeit: B .Be s s in, D asW ealden- becken und seine Überlagerung durch die marine Untere Kreide in Norddeutschland. 21. Jahresbericht des Niedersächsischen geologischen Vereins zu Hannover 1928.
M eer an d er G re n ze v o n J u ra u n d K re id e u n d in der U n te re n K r e id e soll nun im folgen d en n äh er b e tr a c h te t w erd en .
S eitd em im L ia s ß d u rch die epirogen etisch e H e ra u sh e b u n g d er H essisch en L an d sch w elle eine T re n n u n g des J u ra m e eres in D e u tsch la n d in ein nörd lich es u n d ein sü d lich es B e ck e n ein zu tre te n b egin n t, e rsch e in t im p alä o geog ra p h isch en B ild e N o rd w e std e u tsch la n d s d er sog. N ied er sächsische U fe rra n d , e tw a am h e u tig e n N o rd ra n d e d er M itte l
d eu tsch en G eb irgssch w elle. A m E n d e des Ju ra, a u f d er W en d e zu r K r e id e z e it und in der u n tersten K re id e m ach en sich in d iesem G eb iete in drei sch n ell au fein an d erfo lg en d en Z eiten , d. h. in drei P h asen , o ro gen etisch e B e w e g u n g e n m it flach en F a ltu n g e n b e m erk b a r, die sog. kim m erisch e G e
b irg sb ild u n g. E n tla n g des N ied ersäch sisch en U fe r
ran d es en tsteh en d u rch diese k im m erisch en S tö ru n gen B rü c h e in d er E rd k ru ste , an d enen das n örd lich e M eeresb ecken stä rk e r als b ish er a b sin k t und zu r n ord d eu tsch en G eo sy n k lin a le w ird . F ü r die A u s b re itu n g der n ach fo lg en d en K reid e m ee re sp ielt nun diese U fe rran d b ru ch zo n e eine gro ß e R o lle.
Sie b le ib t b estim m en d fü r die 'S ü d k ü ste und nur selten geh en ein zeln e M eeresvo rstö ß e, sog. ,,'Ira n s- gressio n en “ , ü b er diese R a n d zo n e hin w eg.
A ls u n terste S tu fe der K re id e fo rm a tio n fin d e t sich in N o rd d eu tsch la n d und dem gan zen G eb ie t der sü d lich en N ord - und O stsee die A b la g e ru n g eines S ü ß - und B rack w a ssersees, des W eald en b eck en s.
D e r V e r la u f des W e ald e n u fers in N o rd w e st
d e u tsch lan d e n tsp ra c h im großen und gan zen den V o ra u ssetzu n g en des N ied ersäch sisch en U fe r
ran d es. V o n W e ste n her, aus N o rd fra n k reich ü b er B e lg ien und H o lla n d zog sich in W e s t-O s t-R ic h tu n g d as S ü d u fer ü b er die h e u tig e d eu tsch -h o llän d isch e G re n ze sü d lich v o n W in te r s w ijk und S ta d tlo h n , dann im B o gen z u e rst n ach N o rd en und d a ra u f p a ra lle l und sü d lich des h eu tigen , d a m als ab er n och n ich t v o rh a n d en en T e u to b u rg e r W a ld e s n ach S ü d osten um d ie a lte M asse des R h ein isc h en S ch ie fergeb irges heru m , d as an d ieser U fe rlin ie e n tlan g w ah rsch ein lich d u rch einen gro ß en T eilb ru o h des N ied ersäch sisch en U fe rran d es, den sog. „ M ü n sterlä n d er H a u p ta b b r u c h “ , v o n d em n ord d eu tsch en B e ck e n g e tre n n t w ar. B e i Ö rlin g h a u sen sü d lich vo n B ielefeld ü b e rsc h ritt d as W e a ld e n u fer den h eu tigen T e u to b u rg e r W a ld . D e r w e ite re V e r la u f der U fe r
linie bis zu r W e ser is t u n sich er; d er h eu tige W e ser
la u f w u rd e e tw a s sü d lich H a m eln g e k re u z t und ö stlich d er W e ser im G e b ie t d er H ilsm u ld e sp ran g d as W e a ld e n u fe r in ein er sch m alen B u c h t sch a rf n ach S ü d osten b is in die G egen d vo n S tro it am S e lte r vo r, w o ih m v e rm u tlic h d u rch die am A u s-
Nw. 1929 66
Be s s i n: Die Paläogeographie der Unteren K reide in Norddeutschland.
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Die N aturwissenschaften
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D ie Ausbreitungsgrenzen der Wealden-, Valanginien- und Hauterivienstufen in Nordwestdeutschland.
Maßstab 1:2000000.
--- Wealdenufer, ... Grenze der Gamierienstufe, — --- Valanginienküste, + + + + + Hauterivienküste.
Die Dicke der Linien resp. die Enge der Zeichen (Punkte und Kreuze) nimmt zu mit erhöhter W ahrscheinlichkeit der angenommenen Grenzlage.
g a n g des J u ra s k im m erisch a u fg e fa lte te E lfas- A ch se H a lt g e b o ten w u rd e. V o n h ier zo g d as U fer, w ied er u n v e rm itte lt n ach N o rd en u m b iegen d , p a ra lle l d er L ein e, d u rch die A u fra g u n g e n des L ein e - ta ls a tte ls b e ein flu ß t, w estlich an d er G ro n au er K reid e m u ld e vo rb e i. A u s d em h e u tig e n H a r z g e b ie t sp ra n g d a m als n a ch N o rd w esten die sog.
H ild esh eim er H a lb in se l w e it vo r. U m diese H a lb in se l zo g d as W e a ld e n u fe r h eru m , b o g n ach S ü d osten z u rü c k und b ild e te zw isch en S a rs te d t un d B ra u n sc h w e ig ein e b re ite , n a ch N o rd en offen e B u c h t, d eren R a n d sich sü d lich H ü d d esu m , H o h e n eggelsen und L en g e d e ve rfo lg e n lä ß t. N ö rd lich vo n B ra u n sch w eig an d er A lle r h ö r t die M ö g lich k eit, die U ferla g e des W e ald e n s w e ite r n ach O sten e in ig e r
m aß en sich er zu v e rfo lg e n , au f. In den P ro v in ze n S ach sen u n d B ra n d e n b u rg feh len alle A n h a lts p u n k te ; an w elch er S telle d as U fe r den h e u tig e n E lb e la u f g e k r e u z t h a t, is t u n g ew iß .
A n der neuen d eu tsch -p o ln isch en G re n ze im h e u tig e n P o le n b ei C isk o w o u n d in d er G eg en d vo n T h o rn sind w eiterh in W e a ld e n v o rk o m m en n a c h g ew iesen w ord en . D a s U fe r k a n n n u r w en ig ö stlic h d es C u y a v is c h e n H o rstes, d . i . d ie G eg en d zw isch en T h o rn u n d J an iszew o , gelegen h ab en , d a n och w e ite r n a ch O sten k ein erlei A b la g e ru n g e n des W e ald e n s m eh r g efu n d en und zu e rw a rte n sind.
D ie „ F a z ie s “ , d. i. die A u s b ild u n g s a rt d er A b
la geru n g en des C u y a v is c h e n V o rk o m m en s w eist au ch a u f U fe r nähe h in. T ro tzd e m h a t a b er die angen om m en e U fe rlä g e in P o len im ein zeln en n ic h t die h ohe W a h rsc h e in lic h k e it fü r sich w ie die R e k o n stru k tio n in W e std eu tsc h la n d . D a s W eald en - b eck en h a t h ier an d er T h o rn e r W e ich se lstreck e v e rm u tlic h eine große, w e ite B u c h t geb ild et, denn ein er w eiteren A u sd eh n u n g n ach N o rd o sten stan d d er B a ltis c h e S ch ild im W e g e . W ie d as U fe r im ein zeln en an diesem B a ltisc h e n S ch ild n ach N o rd w esten und ü b e r die O stsee h in w e g v e rlie f, d a fü r feh len n äh ere A n h a lts p u n k te . A ls ziem lich sich er kan n n u r a n g en o m m en w erd en , d a ß eine Ü b e r
flu tu n g d ieser R a n d sc h o lle d er a lte n n ord eu ro p äi
schen M asse in d er K r e id e z e it e rst d er sp äteren g ro ßen C en o m a n -T r ansgression vo rü b e rg e h e n d g e lu n gen ist. V o rh a n d en und n ach gew iesen is t d er W e a ld e n d an n w ied e r in P o m m ern und m it S ich er
h e it an zu n eh m en a u f d em G ru n d e d er O stsee zw isch en d er p o m m ersch en K ü s te und B o rn h o lm . V o n diesen G egen d en h a t d as vo rd rin ge n d e d ilu v ia le In la n d eis zah lreich e g ro ß e S ch ollen und kleine B ro c k e n a u fgen o m m en u n d ü b e r die b e n a c h b a rte K ü s te und einen T e il N o rd d eu tsch la n d s a u sg estreu t, w o sie h eu te in d ilu v ia le n M ergel- und K ie s ab lag e ru n g en als G esch ieb e au s d em W eald en an ih rer F o ssilfü h ru n g (besonders C yren en ) e rk a n n t w erd en . W ie w e it sich die G ew ässer des W eald en s
Heft 46. 1
15. ix. 1929J Bb s s i n: Die Paläogeographie der Unteren K reide in Norddeutschland. 885
Ausbreitungsgrenzen der Wealden-, Valanginien- und Hauterivien-Stufen in Norddeulschlaud.
Maßstab 1 : 7 000 000.
— — Wealdenufer, ... Grenze der G a r n ie r ie n s tu fe ,--- •*—- Valanginienküste, + + 4- + + Hauterivienküste.
X Fundpunkte von Cyrenen-Geschieben, ® Fundpunkte von Neokom-Geschieben, @ Fundpunkte von Gault-Geschieben.
noch n ach N ord en e rstre c k ten , is t u m s tritte n ; vie lle ic h t h ab en seine U fe r ga n z od er fa s t ga n z bis an den R a n d d er a lte n e p irog en etisch au fsteigen d en S k an d in a visch en M asse, d. h. ü b er B o rn h o lm bis n a ch Sch on en h in ein g ereich t.
D ie geo grap h isch en V erh ä ltn isse dieses w eiten , fa s t gan z v o m O zean ab gesch lossen en W eald en - becken s, das vo n S ü d en glan d und N o rd fra n k re ic h bis w e it n ach P o le n h in ein re ich te , m u ß m an sich re c h t äh n lich denen der h eu tigen O stsee m it ihren fa s t süßen W a ssern im N o rd osten , in den B o t t n ischen und F in n isch en M eerbusen, ih ren B r a c k w assern im S ü d te il und ih rer gan z sch m alen V e r b in d u n g zu m o ffen en M eere v o r stellen . N u r das K lim a d er R a n d lä n d er d ü rfte b eim W eald en see ein g u t T e il w ärm er gew esen sein.
V o n allen S eiten b ra c h te n F lü sse und S trö m e S e d im en tm a te ria l herb ei. A n ru h ig en S tellen des B eck en s und in U fe rfern e w u rd en m eist m ä ch tig e T o n e a b g ese tzt, in ih ren D e lten la g erten die F lü sse jed o ch zu m T eil re c h t g ro ß e S and m assen a b . D e r A n tra n sp o rt w a r zeitw eise an m eh reren Stellen stä rk e r als das A b sin k e n d er G eo sy n k lin a le. D ie F lü sse v e rle g te n sich d a d u rch selb st den W eg, w ech selten ih ren L a u f und ih re M ü n d u n g. Im D e lta t r a t d a d u rch V e rla n d u n g ein, V e g e ta tio n sied elte sich an, die a b sterb en d en P fla n ze n b ild e te n in den m o rastigen N ied eru n gen T o rfm o o re, die
d u rch den In k o h lu n g sp ro zeß d er n ach fo lg en d en Jah rm illio n en zu den h eu tigen S tein k o h len la gern des W eald en s sich u m b ild eten . S a n d ste in e in la g e ru n g en lassen sich an m eh reren S tellen in v e r sch ied en en N iv e a u s des W eald en s erken n en , die ih rer L a g e ru n g n ach a u f solche D e lta b ild u n g e n zu rü ck zu fü h ren sind.
D a s M ü n d u n gsd elta eines g rö ß eren F lu sses m it b ed eu ten d eren S a n d sch ü ttu n g en bis zu 50 m M ä c h tig k e it w ird im ob eren T e il d er u n teren W e a ld e n p a rtie a m h eu tig en T e u to b u rg e r W a ld e a n g etro ffen . N a ch den v ersch ied en en M ä c h tig k e iten der S and m asse u n d ih rem seitlich e n A u s k eilen zu sch ließen , is t die M ü n d u n g d es F lu sses e tw a in d er G egen d u m Ib u rg am T e u to b u rg e r W a ld zu suchen. M eh rere K o h le n flö z e fin d en sich in den S an d stein en e in g e sch a ltet, a u f d enen b e i O esede, K irch d o rn b e rg , B ie le feld schon m eh rfa ch , m eist ve rg eb lich , A b b a u u m g eg an gen ist.
N o ch erh e b lich g rö ß ere S an d m assen h a t ein S tro m in der m ittleren W e a ld e n ze it aus dem G eb ie t des h eu tigen H a rzes u n d sein er sü d lich en V o rlä n d er m itg e b ra c h t, d er w oh l an der W e stse ite der H ild e s
h eim er H a lb in se l m ü n d ete und seinen S c h ü ttu n g s k e ge l v o n d er G eg en d des O sterw ald es und Sün- tels n ach W e ste n ü b er D e iste r und B ü c k e b e rg bis üb er die W e ser und n ach N o rd w esten bis ü b er d as S tein h u d er M eer h in au s a u sb re ite te. H ie r tre te n
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886 Be s s i n: Die Paläogeographie der Unteren K reide in Norddentschland. r Die Natur- [Wissenschaften Wietze
---- 0-Linien gleicher Mächtigkeit +++/^3+++Linien gleicher Mächtigkeit ...-10-... Linien gleicher Mächtigkeit
— 100—-Jür den gesamten Wea/den +++^ö+++für die Koh/enfozies in m .... -20--—Ju r die sandige Fazies inm
'Oberg.y Ö Hordf.
Kt.Schöppenst.
nach W. Kauenhowen
Verbreiterungsgebiet der sandigen Fazies Fazieskarte des nordwestdeutschen Wealdens.
S a n d ste in p a c k en im S ü n tel und O ste rw a ld m it M ä c h tig k e ite n b is 200 m u n d d a rü b e r a u f. D e r S a n d ste in w ird als g e sc h ä tzte s B a u m a te ria l g e w on n en , b eso n d ers im D e is te r u n d in den B ü c k e b ergen . In d er G egen d v o n O b ern k irch e n is t der A b b a u d ieser S an d stein e eine b ed eu ten d e In d u strie u n d die sog. D e iste r- und O b ern k irch e n er S a n d stein e w erd en w e it v e rs a n d t. D ie S iegessäu le in B erlin , d er S o ck e l des N ie d erw a ld d en k m a ls und g ro ß e T e ile des K ö ln e r D o m s sind h ier aus den B e rg e n geb ro ch en w ord en . A u c h K o h le n flö ze tre te n w ied er za h lreich au f, im D e is te r so g a r 18 ü b e r
ein an d er, die sich n ach W e ste n hin zu m T e il v e r ein igen , so d a ß ih re Z a h l in den B ü c k e b e rg e n a u f 5 sin k t. In d er G eg en d vo n S ta d th a g e n w ird die W e a ld e n k o h le se it la n g em a b g eb a u t. D e r F re m d e is t m e ist e rsta u n t, im ru h igen S ch a u m b u rg -L ip p er L a n d e p lö tz lic h ein e m od ern e Z ech e, den G e o rg sc h a c h t b e i S ta d th a g e n , m it K o k e re i und son stigen N e b en b etrie b en a n zu tre ffe n . W en n d er A b b a u an W e ald e n k o h le sich n a tü rlic h a u ch n ic h t m it den rh ein isch - w estfä lisch e n R ie se n b e trie b e n m essen kan n , so w ird d och jä h rlic h n ic h t v ie l w en ig e r als ein e M illion T o n n en g u te r S tein k o h le g efö rd ert.
In den S an d stein en d er G egen d O b ern k irch en - B ü c k e b u rg w erd en seit J ah rzeh n ten zah lreich e, a u sg ezeich n et e rh a lten e R e s te vo n S a u riern , K ro k o d ilen , S ch ild k rö te n , F isch en u. a. W ir b e l
tieren gefu n d en . Sch on diese L e b e w e lt w eist d a ra u f hin, d a ß h ier ein su m p fig-m o rastig es G eb iet, teilw eise u n ter g a n z fla c h er W a sserb ed e ck u n g g e w esen sein m u ß . A b e r a u ch a u ssch ließ lich e L a n d b ew o h n er h ab en ih re S p u ren seh r za h lreich dem w eich en S an d sch lam m e in g e d rü c k t und b is a u f den h eu tig en T a g h in ter lassen. L a n g e R e ih e n sp u ren v o n Ig u an o d o n ten , g ro ß er, z w e ifü ß ig la u fen d er L an d sau rier, k ön nen h ier h ä u fig e r v e r fo lg t w erd en u n d v o n E in zelsp u ren in w irrem D u rch ein a n d er sind m anch e S ch ich tflä ch e n d ich t b e d eck t.
In d er G egen d d er H ild esh eim er H a lb in se l w aren d u rch die kim m erisch en B ew eg u n g en am
A u sg a n g e des J u ra s n ic h t n u r d ie ein zeln en a u f
g e fa lte te n S ä tte l a u f d er H a lb in s e l selb st, sondern w a h rsch e in lich au ch d u rch A u fw ö lb u n g die den p aläo zo isch en H a rz k e rn ü b erla gern d en T r ia s sch ich te n d er D e n u d a tio n zu g ä n g lich und zu L ie fe r a n te n d er gro ß en S an d m assen des W eald en s g e w ord en. Ö stlich d er H ild esh eim er H a lb in sel w u r
den e b en fa lls d u rch F lü sse S and e in d ie S a rsted t- B ra u n sch w eig er B u c h t tra n s p o rtie rt, die sich in den A b la g e ru n g e n des W e ald e n s w e it n ach N ord en b e m e rk b a r m ach en. A n sch ein en d h a b en diese F lü sse d ie g a n ze W e a ld e n ze it h in d u rch a u sgeh alten , denn im G eg en satz zu m W e ste n sind to n ig e A b la g eru n g en aus d ieser B u c h t n ic h t b e k a n n t. D a s Q u ellg eb ie t d ieser G ew ässer is t v e rm u tlic h sow ohl a u f d em S ch ild d er H a rz d e c k sc h ic h te n w ie au ch in d er G eg en d des E lm s und des ob eren A lle rta ls zu such en.
Im O sten, in d er p o ln isch en W e a ld e n b u ch t, h errsch en eben so w ie im p om m ersch en und O stsee
g e b iet sa n d ig -k a lk ig e A b la g e ru n g e n vo r. A ls D e n u d a tio n sg eb ie t fü r den san d igen A n te il der S ed im en te is t zw eifello s in e rster L in ie die sk a n d i
n a v isc h -b a ltisch e M asse anzu seh en . W ie w e it au ch v o n Sü d en h er ein M a te ria la n tra n sp o rt erfo lgte, is t u n g e w iß , d a es n ic h t m ö g lich ist, die E n t fern u n g v o m S ü d u fer d er B u c h t ein igerm aß en sich er an zu geb en .
D u rc h d ie b eid en v o rk re ta z is c h e n P h asen der k im m erisch en G e b irg s b ild u n g 1 w aren in N o rd d eu tsch lan d A b sc h n ü ru n g en u n d E in d a m p fu n g v o n M eeresb ecken u n d H e ra u sh e b u n g gro ß er tren n en d er B a rr e n im eu ro p äisch en N ord m eere e n tstan d en . Ih n en v e r d a n k t d as w e ite W eald en - b eck en seine E n ts te h u n g d u rc h die T re n n u n g vo m O zean . D ie g ro ß e G eo sy n k lin a le, die sich d u rch N o rd d eu tsch la n d , N o rd see und H o lla n d bis E n g lan d und N o rd fra n k re ic h hin zog , w a r in d au ern d em S in k en b e g riffen , w as an den zu neh m en d en
1 Die stratigraphische Lage der 3 Phasen der kim merischen Gebirgsbildung möge das folgende Schema veranschaulichen:
H eft 46. "1 1 5 . 1 1 . 1929J
Be s s i n: Die Paläogeographie der Unteren K reide in Norddeutschland. 887
M ä c h tig k e ite n d er W e ald en sed im en te in R ic h tu n g a u f d as v e rm u tlic h in d er h eu tig en N o rd se ek ü sten gegen d zu such en de B e c k e n tie fs te zu erken n en ist.
M it ih r san ken a b er au ch die L a n d b a rre n zw isch en B in n en see u n d O zean . Sie w u rd en d u rch S en k u n g u n d A b tr a g u n g im m er n ied rig er u n d k o n n ten sch lie ß lich d em A n s tu rm des O zean s n ic h t m eh r sta n d h a lte n . Z u n ä c h st w u rd e in zw e i v o r ü b e r
geh end en E in b rü ch en d as B ra c k w a s se r ve rsa lze n , seine F a u n a e rh ie lt einen ö rtlic h w ech selnd en , m eh r o d er w en ig er s ta rk e n m arin en E in sc h lag . Im n o rd w estd eu tsch en W e a ld e n b eck en z e ig t sich d ies in ein er W e ch se lla g e ru n g v o n ty p isc h e n W eald e n sc h ich te n u n d m e ist zw e i B ä n k e n m it m a rin er u n d b ra c k isc h e r M isch fau n a, in denen stellen w eise a u ch die m arin e F a u n a v o rh errsch en d w erd en kan n . V o n d e r h ollän d isch en G ren ze (G ron au i. W .) b is an die H ild esh eim er H a lb in se l (Sehnde) fin d en sich im W e a ld e n diese e ig en a rtig e n E in sc h altu n g e n . S ch ließ lich sch a ffte d er d r itte E in b ru c h des offen en M eeres eine d au ern d e, a b er d och w o h l n o c h ein g een g te V e rb in d u n g zu m O zean . D e r w estlich e T e il des W e ald e n b eck en s w u rd e sein er F a u n a n a c h ein T e il d er H o ch see. Im O sten feh len jed o ch die m a rin en F o rm e n g a n z; es is t an zu n eh m en , d a ß d er v o n N o rd en u n d S ü d en ko m m en d e s ta r k e Z u flu ß v o n S ü ß w a sser die v e r salzen d e W ir k u n g d er sch m alen V e rb in d u n g zu m O zean ko m p en sieren ko n n te, w ie w ir es h e u te z. B . im N o rd o stte il d er O stsee b e o b a ch te n k ön nen . D ie B ra c k w a s se r Verhältnisse des W e ald e n s b lieb en h ier n och a u f k u rze Z e it e rh a lten , w äh ren d im W e s te n schon d as U n te re V a la n g in ien , d as M eer der G arn ie rie n , an die S telle d er W eald en see g e tre te n w ar.
D ie w e ite re A b se n k u n g d er n ord d eu tsch en G e o sy n k lin a le w u rd e jä h u n terb ro ch en d u rch e rn e u t ein setzen d e o ro gen etisch e H och b ew egu n g en . D ie H ilsp h ase als A u s k la n g d er k im m erisch en G e b irg sb ild u n g h a tte ein Z u rü c k tre te n des M eeres, ein e „R e g re s s io n “ im G efo lge, die sich a m T e u to b u rg e r W a ld e und b eson d ers im O sten b e m erk b a r m a c h te : A lle G eb ie te ö stlic h d er L ein e scheinen d a m als tro c k e n g e leg t u n d in den B e re ic h m eh r oder w en iger w irk sa m er A b tr a g u n g g e b ra c h t zu sein, d ie a m A u s g a n g des U n teren V a la n g in ien s stellen w eise die S ch ich ten des W eald en s und des O b eren J u ra s w ied er z erstö rte . A m E n d e d er G arnierien- zeit, d er u n terste n S tu fe des V ala n g in ien s, la g
Obere Kreide
Untere Kreide
(■ Senon Turon [ Cenoman
’ Gault ( Aptien
Barremien Neokom J Hauterivien
I Valanginien Oberes 1 Hils-
Wealden . Unteres! Phase
Serpulit {Osterwald-
Münder Mergel i Phase
Einbeckhäuser Plattenkalke
Gigas-Schichten fDeister-
Kimmeridge i Phase
Korallenoolith
Kimme
rische Gebirgs-
_ ,__i.i.*__bildung
Oberer Jura 4= Malm)
d ie K ü s te e tw a s sü d lich des O sterw ald es u n d zo g sich ö stlich u m den O ste rw a ld h eru m a m B e n th e r B e r g v o r b e i u n d zw isch en N e u s ta d t a. R b g . und d em S tein h u d er M eer h in d u rch n a c h N ord en . D a s L a n d ö stlic h d ieser K ü ste n lin ie w a r a llerd in gs in sein er w eita u s g rö ß ten E rs tr e c k u n g w o h l n u r fla c h u n d w en ig ü b e r den M eeresspiegel e r
h ob en . A ls n eu e G eb ie te s tä r k e r e r A b tr a g u n g in folg e h ö h erer A u ffa ltu n g k a m e n a m A u s g a n g des U n teren V a la n g in ien s w ah rsch ein lich n u r d er H ils und die e rn e u t a u fg e p reß te n S a lzstö ck e in B e tr a c h t, v o n d enen die ju n g e n S ch ich ten des W e ald e n s u n d des O b eren J u ra s m e ist w ied er e n tfe rn t w u rd en .
Im W e s te n w u rd e d ie K ü s te n la g e d u rch d ie H ils
p h ase w en ig er b e ein flu ß t. A n d er h ollän d isch en G ren ze lassen sich B e w e g u n g e n zu d ieser Z e it in ein em p lö tzlich e n S ed im en tw ech sel v o n m arin en T o n en zu m B e n th e im e r S a n d ste in erkenn en. A m T e u to b u rg e r W a ld e sind in d er O sn a b rü c k er G e gen d ein ige A u ffa ltu n g e n erfo lg t, die ab er sch n ell w ied er ein g e eb n e t w u rd en . D a s M eer k e h rte seh r b a ld w ied e r an seine verla ssen e K ü s te zu rü ck. A u f d em F e s tla n d e d e r R h ein isch en M asse scheinen die B e w e g u n g e n d er H ilsp h a se jed o ch stä rk e re V e r än d eru n gen h e rv o rg e ru fe n zu h ab en . H ie r m u ß ten H eb u n gen e rfo lg t sein, d enn w ie stellen w eise im W e a ld e n m a ch te sich j e t z t gegen A u s g a n g des U n te re n V ala n gin ien s, n u r in v ie l grö ß erem M aße, v o n T e c k le n b u rg b is ins L ip p isch e d er A n tra n s p o rt v o n m ä ch tige n S and m assen b em erk b a r, die sich ü b e r die T o n e des u n terste n V a la n gin ien s und d isk o rd a n t ü b er die d en u d ierten ju n g e n A u f fa ltu n g e n d er O sn a b rü c k er G egen d h in w eglegten . D u rc h d as g a n ze N eocom h in d u rch b is in s G a u lt d a u e rten die gleich en V erh ä ltn isse an, b is die g ro ß e T ran sg ressio n des O b eren G au lts ü b er d ie als U rsp ru n g so rt d ieser S an d e an zu seh en d en G eb ie te d er R h ein isch en M asse h in w eg g in g u n d so der w eiteren A b tr a g u n g H a lt b o t. In n erh a lb dieses sog. T eu to b u rg e r-W ald -S an d stein s lassen sich a u f
fällig e und b ed eu ten d e M ä ch tig k eitssc h w a n k u n g e n d er ein zeln en N e ocom stu fen festste llen , d ie v ie l
leich t, w ie die F a c ies V erh ältnisse im W e ald e n , a u f B e ttv e rle g u n g e n u n d D e lta s c h ü ttu n g e n d er F lü sse od er a u f K ü ste n strö m u n g e n im M eere z u rü c k zu fü h ren sind, w ie w ir sie h e u te z. B . a u c h an den K ü s te n d er N ord - u n d O stsee e rk en n en kön nen .
In die d u rch die R eg ressio n tro c k e n g e le g te n G eb ie te an und ö stlic h d er L ein e k e h r te d as M eer n ic h t so sch n ell w ie a m T e u to b u rg e r W a ld e zu rü ck . N a c h dem A u sk lin g en d er B e w e g u n g e n d e r H ils
p h ase se tz te d as ep iro g en etisch e A b sin k e n der n ord d eu tsch en G e o sy n k lin a le e rn e u t ein. D ie A b tra g u n g d er jü n g s t h e ra u sge h o b e n e n G eb iete w irk te im g leich en Sin ne a u f E rn ie d rig u n g des L an d es hin . E r s t d an n k o n n te d as M eer des O b eren V a la n g in ien s m it ein em w eiträ u m ig en V o rsto ß fa s t ü b e ra ll die U fe r des W eald e n se es im G eb ie t d er L e in e u n d im H a rz v o rla n d zurü ckgew in n en u n d v ie lfa c h d a rü b e r h in au s Vordringen. A m S ü d w estra n d e d er H ils b u c h t g elan g es d em M eere des O b eren V a la n g in ien s jed o ch n ich t, das a lte W e a l-
888 Be s s i n: Die Paläogeographie d e r Unteren K reide in Norddeutschland. r Die Natur- [wissenschaften
d en u fer w ied e r zu erreich en . H ie r w a r die sch o llen fö rm ig e H e ra u sh e b u n g g a n ze r S c h ic h tp a k e te d u rch d ie H ilsp h a se so s t a r k gew esen , d a ß die A b tr a g u n g bis zu den O rn aten to n en , d. i. d er o b erste T e il des M ittlere n J u ra s, d ie g a n ze V a la n g in ie n ze it h in d u rch a n d a u e rte u n d e rs t die sp ä te re H a u te riv ie n - tra n sg re ssio n an d ieser S telle d as a lte W e a ld e n u fer erre ich e n u n d d a rü b e r h in au sgeh en k o n n te . Ö s t
lich d er L ein e w u rd en v o m M eere im O b eren V a la n - g in ien d as G e b ie t d er G ro n au er K re id e m u ld e und d er N o rd w e stte il d er H ild esh eim er H a lb in se l ü b e rflu te t. D a g e g e n b lieb die eh em als im W e ald e n u n te r g e ta u c h t gew esen e G eg en d des B e n th e r B e rg e s b e i H a n n o v e r im O b eren V a la n g in ien fre i v o n W a sser. D ie H ilsp h a se h a tte diesen S a lzs to c k s o w e it h erau sgeh o b en , d a ß e r ein e In sel im V a la n - g in ien m eer b ild e te . Ö stlic h d er H ild esh eim er H a lb in sel e rw e ite rte d as tra n sg re d ieren d e M eer des V a la n g in ie n s d ie a lte W e a ld e n b u c h t w e it n a ch S ü d osten u n d S ü d en . In d er S a lz g itte re r G egen d e rfo lg te ein e A u fa r b e itu n g d er te rre s tre n E isen erzseifen , die sich d u rch V e r w itte ru n g d er J u ra sch ich te n in d er Z e it des W e ald e n s u n d des U n teren V a la n g in ien s g e b ild e t h a tte n , in d er die H ild e s
h e im er H a lb in s e l u n d ih re U m g e b u n g v o n M eeres
ü b e rflu tu n g fre i gew esen w a r. In m itte n d er V a la n - g in ien b u c h t ra g te w a h rsch e in lich d as S a lz s to c k g e b ie t v o n F la c h s tö c k h e im e b en fa lls als In sel aus d em M eere h e ra u s. Im ö stlich en T e il des H a rz vo rla n d e s rü c k te d ie K ü s te b is in die k im m erisch a u fg e fa lte te n T r ia s s ä tte l zw isch en H a rz u n d A lle r ta l vo r, d ie d em M eere h ier H a lt geb o ten . N o rd ö stlic h v o n B ra u n s c h w e ig v e r lie r t sich die K ü s te n lin ie des V a la n g in ien s u n te r d em S ch leier d er jü n g e ren A b la g e ru n g e n . M it ein er gew issen W a h rsc h e in lic h k e it k a n n m an fo lg ern , d a ß sie sich w e ite r n ach N o rd en d u rc h die H a id e u n d den W e s tte il S ch le s
w ig -H o lstein s fo rts e tz te , d a ein erseits d as V a la n gin ien b e i L ü n e b u r g u n d ö s tlic h d er E lb e u n d im O stse eg e b iet g a n z fe h lt, a n d e re rse its sein V o rh a n densein se it d er G a rn ie rie n stu fe b e i H elg o lan d in k o n g lo m e ra tisc h er u n d san d iger, also w a h r
sch ein lich k ü ste n n a h e r F a c ie s n ach gew iesen ist.
D ie sä k u la re S e n k u n g N o rd d eu tsch la n d s s e tz te sich im L a u fe d es V a la n g in ien s w e ite r fo rt. Im w estlich e n M ü n sterla n d e, an d er h o llän d isch en G ren ze, e rm ö g lich te n A b tr a g u n g u n d S e n k u n g des L an d es d em M eer des U n teren H a u te riv ie n s einen V o rsto ß in die sog. N ied errh ein isch e B u c h t d er R h ein isch en M asse. H ie r w a r d ie M eereskü ste v e r m u tlic h d u rch die H o ch b ew eg u n g en im V a la n g i
n ien v o n d er S telle des W e ald e n u fers fo rt n ach N o rd en z u rü c k v e rle g t w ord en . J e tz t k e h rte das M eer an d as eh em alige W e a ld e n u fer z u rü c k und g in g v ie lle ic h t n och ein S tü c k d a rü b e r hin au s.
S a n d ig e, ansch ein en d k ü ste n n a h e S ed im en te in der G eg en d L osser-G ild eh au s, d er sog. G ild eh äu ser S a n d ste in , d e u ten v ie lle ic h t a u f eine la n d fe ste M asse w e ite r w estlich , e tw as jen seits d er h o llä n d isch e n G re n ze, h in . D e r N o rd ab b ru ch d er R h e in i
sch en M asse b ild e te allerd in gs fü r d as M eer ein u n ü b e rs te ig b a re s H in d ern is, eine p o sitiv e K ü s te n
ve rsc h ie b u n g lä ß t sich h ier w ä h ren d des gan zen N eocom s und U n teren G a u lts n ic h t erkenn en.
D a g e g e n h a tte ö stlich d er R h ein isc h en M asse, e tw a v o n d er G eg en d sü d lich B ie le feld u n d D e tm o ld an, A b tr a g u n g und S e n k u n g zu B e g in n des H a u te r i
v ie n s w ied e r A u sm a ß e e rreich t, die einen E in b ru ch des M eeres g e s ta tte te n . D ie K ü s te sch o b sich in b re ite r F r o n t b is zu 50 k m w e it n ach S ü d en bis in die G eg en d d er D ie m el u n d ö stlich d er W eser in E r w e ite ru n g d er H ils b u c h t b is e tw a E in b e c k und G a n d ersh eim v o r. D ie H ild esh eim er H a lb in se l w u rd e zu m g rö ß te n T e il w ied e r M eeresgeb iet, die V a la n - gin ien in sel des B e n th e r B e rg e s v e rsc h w a n d in den F lu te n , v ie lle ic h t a u ch schon d ie F la ch stö ck h e im er In sel, d o ch is t es a u c h m öglich , d a ß diese n och e tw a s lä n g e r b e sta n d e n h a t.
D ie v o m V a la n g in ien m ee r schon b is ü b er S a lz g itte r n a c h S ü d en vo rg e tra g e n e B u c h t ö stlich der H ild esh eim er H a lb in se l w u rd e j e t z t ü b er d as gan ze su b h e rcy n e B e c k e n e rw e ite rt, n a ch O sten b is üb er Q u ed lin b u rg h in au s. Im ö stlich en T e il d ieser M e eresb u ch t b re ite te n sich, beson d ers v o m sü dlich en F estla n d e , d em H a rz d e c k g e b irg e her, gro ß e san d ige S ed im en tm assen aus, d eren B ild u n g sg esch ich te w o h l d er des N eocom san d stein s a m T e u to b u rg e r W a ld e ä h n elt. Ih r ra n d lich e r V e r la u f und ihre A u s b ild u n g zeig t, d a ß d ie K ü s te e tw a dem h eu tigen N o rd h arzran d e g e fo lg t sein m u ß . F ü r d ie A n n ah m e ein er A u fw ö lb u n g d er den H a rz k e rn ü b erd ecken d en S ch ich ten sch on zu k im m erisch er Z e it b ild e t diese- T a ts a c h e ein e s ta r k e S tü tz e . E s is t anzu n eh m en , d a ß d ie F a lte n z ü g e des E lm s, L a p p w a ld e s usw . zu r Z e it des u n terste n H a u te riv ie n s n och F e stla n d und d er A b tr a g u n g z u g ä n g lich w aren , w ie au s den b a sa len S ch ich ten d er H a u teriv ie n a b la g eru n g e n a m W e stra n d e d ieser S ä tte l geschlossen w erden kan n . V e rm u tlic h z e rstö rte d as vo rd rin g en d e M eer diese W id e rstä n d e a llm äh lich u n d ü b e rflu te te v o m h öh eren H a u te riv ie n a b d as g an ze G eb iet, denn in den h eu tigen M ulden zw isch en den s p ä te r n och m als a u fg e fa lte te n T ria s sä tte ln find en sich die S ch ich ten d es N eocom s v o m h öh eren H a u te riv ie n a b und des G a u lts als sch w arze, stellen w eise e tw a s k a lk ig e T o n e. S ü d lic h u n d sü d ö stlich d er A sse t r it t , w ie schon o b en e rw ä h n t, die S a n d k o m p o n en te in den N eo c o m sch ich ten h in zu , die sich in A n n äh eru n g an d en H a rz v e r s t ä r k t u n d sch lie ß lich zu r B ild u n g d er S a n d stein e des H a rzra n d es d er Q u ed lin b u rger G eg en d fü h rt. D a s M eer b e d eck te also n a ch D u rc h fü h ru n g d er T ra n sg ressio n im U n teren H a u te riv ie n d as g an ze n örd lich e H a rz v o rla n d ein sch ließ lich der T ria s sä tte l.
Ü b e r die K ü s te n la g e des H a u terivie n m e e res im O sten des H a rz v o rla n d e s is t S ich eres n ic h t b e k a n n t. M an k a n n v e rm u ten , d a ß sie sich vo n Q u ed lin b u rg aus n ach N o rd en im B o g e n sü d w est
lich u m den h eu tig en F le c h tin g e r H ö h e n zu g h eru m gezogen h at, d a sich m öglich erw eise d u rch die k im m erisch en B ew eg u n g en , ä h n lich w ie es vo m H a rz an g en om m en w erd en m u ß , eine A u fw ö lb u n g d er m esozoischen D e ck sch ich ten ü b er dieser M asse im N eocom b e m erk b a r m a ch te. H ie r v e rlie rt sich,
H eft 46. 1
15. 11. 1929J Be s s i n: Die P a l ä o g e o g r a p h i e der Unteren K reide in Norddeutschland. 889 eb en so w ie d ie V a la n g in ie n k ü s te u n d ga n z in
d e re n N ä h e, die H a u te r iv ie n k ü s te u n te r den jü n g e ren A b la g e ru n g e n . Ü b e r den ve rm u tlic h e n w eiteren V e r la u f n a ch N o rd en g ilt d as fü r d ie V a la n g in ie n kü ste G esa gte. Irg e n d w o in S ch lesw ig -H o lstein , a b er v ie lle ic h t e tw a s ö stlich er als die K ü s te n la g e des V a la n g in ie n s, w ird sie zu such en sein, d a b e i H elg o lan d H a u te r iv ie n in to n iger, also w a h r
sch ein lich k ü ste n fe rn e re r F a c ie s a u ftr itt, im O stsee
g e b ie t jed o c h je d e S p u r d ieser S tu fe feh lt.
Ü b e r eine V e rä n d e ru n g d er K ü s te n la g e des M eeres z u r Z e it d er h ö h eren N eok o m - und u n teren G a u lts tu fe n lassen sich w en ig oder g a r kein e A n h a ltsp u n k te gew in n en . V ie lle ic h t h a t d ie F la c h - stö c k h e im er In sel b is zu m B a rrem ie n a u sgeh alten . Im O ste n des su b h e rcy n en B e ck e n s rü c k te die K ü s te b is in die G eg en d v o n A sch ersleb en n ach O sten vo r. F ü r einen V o rs to ß des A p tie n s liegen ein ige v a g e V e rm u tu n g e n in den A u fa rb e itu n g e n bei L ü n e b u rg u n d in d er B o h ru n g G ro ß -L ic h te r- feld e b ei B e rlin vo r, a u f die jed o ch k ein e A n n ah m e b e g rü n d e t w erd en kan n . A lle m A n sch ein n ach h e rrsc h te in diesen Z eiten v e rh ä ltn ism ä ß ig e R u h e, a u ch d as sä k u la re S in ken d er n ord d eu tsch en G eo sy n k lin a le se tz te sich n u r v e rla n g s a m t fo rt.
M it B e g in n des O b eren G a u lts w u rd en diese Z e ite n d er R u h e jä h a b geb ro ch en . H ie r m u ß die e p irog en etisch e S en k u n g d er gan zen G eo sy n k lin a le p lö tz lic h in v e rs tä rk te m M aß e ein g e setzt h ab en . D a s M eer des O b eren G a u lts b ra c h in ein em V o r sto ß g rö ß ten A u sm a ß es in die S en k en des L a n d es v o r, g e fo lg t v o n den n och w eiterg reifen d en riesigen T ra n sg ressio n en d er C en o m an stu fen . D a s M eer s c h r itt fa s t ü b e ra ll ü b e r die N eo co m k ü sten vo r.
T eile d er R h ein isc h en M asse w u rd en seit la n g er Z e it w ied er ü b e rflu te t, w a s aus den A b la g e ru n g e n des O b eren G a u lts u n te r S ch ich ten des C enom an s b ei H ü n x e u n d n örd lich v o n D o rste n h e rv o rg e h t. A m H a rz e v e rsc h w a n d d er R e s t d er H ild esh eim er H a lb in sel in den F lu te n , so d a ß die B ild u n g u n d A u f a rb e itu n g d er S a lz g itte re r T rü m m ererze ein E n d e n ah m . L ü n e b u rg , ein G eb ie t, d as w äh ren d des N eocom s w ah rsch ein lich n ic h t v o n W a sser b e d e c k t w ar, w u rd e w ied er in den B e re ic h des M eeres ein b ezo gen . D ie g rö ß ten F o rts c h r itte m a ch te die T ra n sg ressio n jed o ch im O sten. D e r gesam te R e s t des W e ald e n b eck en s ö stlich d er E lb e, der d as gan ze N e ocom h in d u rch tro ck en g e leg e n h a t, v e rs a n k im M eere des O b eren G a u lts. Ü b e r B ran d en b u rg, P o m m ern u n d die O stsee g r iff d as M eer bis an den R a n d d er S k a n d in a v isc h -B a ltisc h e n M asse v o r u n d d ra n g ü b er P o le n w e it n ach R u ß la n d h in ein . K u r z e Z e it d a ra u f setzte n die F lu te n d er Cenom an- T ran sgressio n en das W e r k des O b eren - G au lt- M eeres fo rt und leite te n so in E u ro p a u n d au ch in den m eisten and eren G eb ieten d er E rd e d as Z e it
a lte r d er g rö ß ten W a sserb ed e ck u n g ein.
Z w ei T a tsa c h e n im p aläo geog rap h isch en B ild e d er U n te rk re id e b ed ü rfen n och d er B e sp rech u n g : D a s F eh len des N eok o m s ö stlich der E lb e u n d das A u ftr e te n v o n D ilu v ia lg esch ieb e n aus d er U n te r
k reid e in J ü tlan d .
D a s sch rittw eise V o rrü c k e n d er U n terk reid e - T ran sg ressio n en lä ß t R ü ck sch lü sse a u f die epiro- g en etisch en B ew egu n gen in d ieser Z e it zu . D a s W e ald e n b eck en d eh n te sich n och ü b er g a n z N o rd d e u tsch lan d aus, im N e o k em t r a t jed o c h eine D ifferen zie ru n g d er V erh ä ltn isse im W e ste n und im O sten ein. Im W e ste n s e tz te n a ch d em A b k lin gen d er k im m erisch en H och b ew eg u n g en d as A b sin k en d er G eo sy n k lin a le w ied e r ein, d as N eok o m - m eer d ran g b is in die G eg en d d er oberen A lle r v o r.
E in V o r rü ck e n ü b er die E lb e n a ch O sten fan d je doch n ic h t s ta tt. H ie r w a r in d er S en k u n g ein S till
stan d e in g etreten . Z w ei E rk läru n g sm ö g lich k eite n liegen d a fü r v o r : E n tw e d e r sta g n ie rte das A b sin k en des ö stlich sten T eile s d er G eo sy n k lin a le m it dem A u sg a n g des W e ald e n s b zw . se it d er H ilsp h ase und d as W e a ld e n b eck en la g n a ch A u ffü llu n g m it S ed i
m e n tm a te ria l a u ß e rh a lb d er allg em ein en W a sser
b ed eck u n g . O d er die B e w e g u n g e n d er H ilsp h ase v e ra n la ß te n d as W ie d era u fta u c h en jen es a lten v o r- cam b risch en H o ch geb ie tes zw isch en J ü tlan d und B ö h m en , dessen W e stra n d , d er sog. M a gd eb u rg er U fe rra n d , s tä rk e r h erau sgeh o b en u n d d er A b tr a g u n g z u g ä n g lic h g e m a ch t w u rd e. D a ra u f d e u ten n ic h t n u r die g ro ß en S c h ic h tlü c k e n u n te r d em O b eren G a u lt b e i H e id e-H em m in g ste d t u n d Jessen itz, sond ern au ch d ie F u n d e v o n G erollen au s G ra n it, G neis, Q u a rz it u n d and eren p aläo zo isch en S ed i
m en tgestein en im T ra n sg re ssio n sk o n g lo m erat des G a u lts b ei L ü n e b u rg , d ie m an a u f die H e ra u s h e b u n g u n d A b tr a g u n g jen er a lte n L an d sch w elle z u rü ck fü h ren kan n . Im M agd eb u rg er U fe rra n d fan d d as N eok o m m eer w ah rsch ein lich die S ch ran k e, die es am V o rd rin g en n a ch O sten h in d erte. E r s t d as M eer des G a u lts ü b e rsc h ritt das H in d ern is und der ö stlich e T e il d er n ord d eu tsch en G eo sy n k lin a le w u rd e w ied e r in die S e n k u n g ein bezogen , die sich diesm al w e it n a ch P o len u n d R u ß la n d h inein er
stre c k te.
E s is t a u ch m öglich , d a ß d er M agd eb u rg er U fe rra n d sich schon v o r d er H ilsp h ase, d. h. z u r Z e it des W eald en s, b e m e rk b a r g em a ch t h a t in fo lg e ein er gerin geren , im N o rd en u n vo llstän d ig e n , H era u sh eb u n g d u rch die o b er ju rassisch en P h asen der kim m erisch en G eb irgsb ild u n g. In diesem F a lle k o n n te d as W eald en u fer, fü r dessen L a g e in der E lb eg eg en d ja k ein erlei A n zeich en v o rh a n d e n sind, aus der A llerg eg en d n ich t d ire k t in ö stlich er R ic h tu n g ü b er die E lb e d u rch B ra n d e n b u rg n a c h Posen ziehen, sondern m u ß te einen w eiten B o g e n n ach N ord en u m den M agd eb u rg er U fe rra n d h eru m m achen.
D ie gesam ten S ch ich ten zw isch en W e a ld e n und O b erem G au lt, also in d er H a u p tsa c h e das gan ze N eocom , feh len im G eb ie t ö stlic h d er E lb e ; au ch a u f sch lesw ig-h olstein isch em B o d e n u n d in J ü tlan d sind sie n irgen d s an steh en d b e o b a c h te t w ord en.
D en n o ch sind a u f d er jü tisch e n H a lb in sel eine R eih e v o n G esch ieb en in d ilu v ia le n A b lag eru n g en gefu n d en w orden, d eren A b sta m m u n g au s den S ch ich ten d er versch ied en en N eocom - u n d G a u lt
stu fen a u ß e r F ra g e steh t. A u ffä llig e rw eise is t
8 g o Gr o e b b e l s: D er V ogel als autom atisch sich steuerndes Flugzeug. T Die Natur- [wissenschaften
kein G esch ieb e gefu n d en , d as zw e ife lsfrei zu m V a la n g in ien zu stellen ist, d a g egen is t die Z a h l d er H a u teriv ie n g esch ie b e v e rh ä ltn ism ä ß ig gro ß , die bei A h re n sb u rg im sü d lich en H o lstein , b ei K ie l u n d in J ü tla n d in d er G eg en d des L ijm fjo rd e s gefu n d en w u rd en . Sie b e ste h en v o rw ie g e n d aus K a lk s a n d s te in e n u n d e n th a lten ty p is c h e H a u te - riv ien fo ssilien . A u s dem A p tie n stam m e n ein ige d u n k e lg rü n e G la u k o n itsa n d stein e m it Q u arz- gerö llen u n d P h o sp h o rite n u n d A p tie n fo ssilie n . Z u m G a u lt geh ö ren d er F o ssilfü h ru n g n a ch eine A n z a h l p etro g ra p h isc h gleich er G esch ieb e u n d m eh rere zu m T e il re c h t g ro ß e B lö c k e v o n N o rd jü tla n d aus K a lk s a n d s te in m it ziem lich gro b en Q u a rzk ö rn ern u n d E isen g e h a lt.
D a s V o rh an d en sein d ieser N eocom - u n d G a u lt
gesch ieb e in S ch le sw ig -H o lste in u n d J ü tla n d und ih r F eh len a u f den d än isch en In seln , in M e ck len b u rg u n d den w e ite r ö stlic h geleg en en G eb ie ten lä ß t im V e re in m it ih rem d o ch im m erh in seltenen V o rk o m m e n die F o lg e ru n g zu, d a ß sie n ic h t d u rc h d en vo rh errsch en d en , w estlic h g e rich te ten , sog.
b a ltisc h e n E issc h u b des D ilu v ia le is e s an ih ren F u n d o rt tra n s p o rtie rt w u rd en . Ih r U rsp ru n g s
g e b ie t is t also n ic h t in S ch le sw ig -H o lste in selb st o d er im O stse eg e b iet zu su ch en . A u c h die fau n isti- sch en U n tersch ie d e d er G a u ltg esch ie b e zu den b e k a n n te n G a u lta b la g e ru n g e n in P o m m ern , B o r n h o lm u n d P o le n sind zu gro ß , u m ih re H e im a t in je n e G eg en d en zu v e rle g e n . Ih r U rsp ru n g is t v ie lm e h r d ir e k t n ö rd lich zu v e rm u te n in u n b e k a n n te n A b la g e ru n g e n d er N o rd see n ö rd lich v o n J ü t la n d , v o n w o sie d er zeitw e ise d ir e k t n ord -sü d lich g e ric h te te E issc h u b zu sam m en m it den c h a r a k teristisch e n G esch ieb en des C h ristian ia-R h o m b en - p o rp h y rs b is n a ch H o lstein g e b ra c h t h a t. Ü b e r d ie gen etisch en B e d in g u n g en d er U rsp ru n g s
sch ich te n d ieser G esch ieb e is t n ich ts b e k a n n t;
in d ire k te n B e zie h u n g e n zu den A b la g eru n g en N o rd d eu tsch la n d s w erd en sie k a u m gestan d en h ab en , d a zu sind die U n tersch ie d e in d er F o ssil
fü h ru n g zu gro ß .
A u ffä llig is t a u ch d as F eh len v o n W eald en - resp.
C y ren en g esch ieb en in N o rd jü tla n d , in d er G egen d des L ijm fjo rd e s, an d em fa s t alle N eocom - u n d G a u ltg esch ie b e J ü tla n d s gefu n d en w u rd en . D e r C h ristia n ia -E issch u b h a t im U rsp ru n g sg e b iet d er N eo c o m g esch ieb e also w o h l k ein e W eald en - a b lag e ru n g en u n d au ch k ein e V a la n g in ien sch ich te n a n g etro ffen . M an k ö n n te d a ra n — m it a llem V o r b e h a lt — fo lgen d e V e rm u tu n g e n a n k n ü p fen : D a s n örd lich e W e a ld e n u fe r u n d d ie n örd lich e V a la n g in ien k ü ste h a b en sü d lich des h e u tig e n S k a g e rra k s und d er N o rd k ü ste J ü tla n d s gelegen . Z u r Z e it d er H a u terivie n -T ran sg ressio n e n t r a t d as M eer, d as a b e r m it d em H a u te riv ie n m e e r N o rd d eu tsch la n d s n ic h t in d ire k te r V erb in d u n g stan d , n äh er an die S k a n d in a v isc h e M asse h eran , v o n d er aus san d iges S e d im e n tm a te ria l d en k a lk ig e n A b la g eru n g en des M eeres z u g e fü g t w u rd e. D a s A p tie n d ran g bis an den R a n d S k a n d in a v ie n s vo r, es en tstan d en kü ste n n a h e G la u k o n itsa n d e m it Q u arzgerö llen . Ä h n lic h e K ü ste n se d im e n te b ild e te n sich h ier a u ch im G a u lt, dessen M eer also eb en falls, ohne d irek te V e rb in d u n g m it d em n o rd d eu tsch en G au ltm e er, w oh l v o n W e ste n , v o m O ze a n her, an d er S k a n d i
n av isc h en M asse g e stan d en h a t. D iese V e r m u tu n gen sind jed o c h n u r sch w ac h g e s tü tz t. E s fe h lt v o r a llem d ie E rk lä r u n g fü r die F a u n a u n tersc h ied e g e g e n ü b er d en n ord d eu tsch en A b la g e ru n g e n u n d fü r den d a ra u s zu fo lgern d en feh len d en Z u sa m m en h a n g m it diesen S ch ich ten . H ie r lassen uns leid er die b ish erigen geologisch en F o rsch u n g en und E r ken n tn isse im S tich .
D er V ogel als automatisch sich steuerndes Flugzeug.
V o n F r a n z G r o e b b e l s , H a m b u rg . Im J ah re 1922 h a b e ich in dieser Z e its c h rift (1)
im R a h m e n ein er A r b e it ü b e r d en V o g e lflu g als a n a to m isch -p h y sio lo g isch es P ro b lem a u c h a u f die G le ic h g ew ic h tse rh a ltu n g des V o g e ls im F lu g e h in gew iesen. Im L a u fe d er J ah re h a b e ich diese F ra g e b is in E in ze lh eite n w e ite r u n te rsu c h t (2) u n d w ill h ier versu ch en , sie au s den gew on n en en T a tsa c h e n u n te r V e rg le ic h m it den h ie rfü r b e i u n seren F lu g zeu gen vo rh a n d e n en E in ric h tu n g e n zu en tw ic k eln . B e i unseren F lu g ze u g e n , die s ta rre S y s te m e sind, w ird die L ä n g s s ta b ilitä t b e k a n n tlic h in d er W eise re g u lie rt, d a ß d er v o rd ere T e il des F lu g z e u g s d u rch H e b u n g des H ö h en steu ers geh ob en , d u rch S e n k u n g g e sen k t w ird ; h ie rd u rch w ird je n a ch d e r N o tw e n d ig k e it A u fw ä rts flu g , A b w ä r ts flu g od er W ie d e re in ste llu n g in die h o rizo n ta le F lu g b a h n er
re ic h t. D e r Q u er- u n d S e ite n s ta b ilitä t dienen S eiten steu er, H ilfsflü ge l, F lü g e lv e rw in d u n g u n d V erw in d u n g sk la p p e n . E s is t n a tü rlich , d a ß die T e c h n ik seit la n g em b e stre b t ist, diese v o m
F ü h re r a b h ä n g ig e S te u e ru n g d u rc h eine auto
m atische zu ersetzen . D iese a u to m a tisc h e S teu eru n g d u rch K r e is e l od er P e n d el h a t in n eu erer Z e it d u rch D r e x l e r ein e w eitere k o n s tr u k tiv e V e r b esseru n g erfah ren . D a s P rin z ip d ieser V e rb e s seru n g ist, d a ß zu r B e tä tig u n g des S eiten steu ers ein ro tie re n d e r K reisel, zu r B e tä tig u n g v o n H ö h e n - u n d Q u ersteu er ein P e n d el e in g e b a u t w ir d ; K re ise l u n d P e n d el w irk e n a u f einen E le k tro m o to r u n d d ieser w ied eru m a u f einen M agn eten , der d u rch eine A n k e rsc h e ib e die S e ilzü g e d er S teu eru n g a n zieh t. D a ß eine solch e a u to m a tisc h e S ich eru n g des G leich g ew ich ts ein en F o r ts c h r itt d a rstellt, w ird n iem an d b e zw eifeln . Sie k a n n ab er au ch d ir e k t zu r N o tw e n d ig k e it w erd en . W e n n w ir z. B . d a ra u f au sgeh en , m it u n seren F lu g z e u g e n gro ß e H ö h en zu erreichen, so h a b en w ir zu bed en ken, d a ß h ier d er F ü h re r d u rch T rü b u n g d er Sin n es
fu n k tio n , d er W ille n s k ra ft, d er U r te ils k r a ft und O rie n tieru n g sfä h ig k e it, d u rch M u sk elerm ü d u n g ,
