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Geisteskultur und Volksbildung. Monatshefte der Comenius-Gesellschaft für Kultur und Geistesleben, 1920, 29. Band, Heft 5

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Geisteskultur und Volksbildung

M onatshefte d e r C om enius-G esellschaft

H er a u sg eb er und Schriftleiter:

Ferd. Jak. Schmidt und Georg Heinz

G ö b e l, Zusam m enbruch und Wiederaufbau G e b a u e r , Das Humanitätsideal in der Zeit der

Aufklärung und der Empfindsamkeit Streiflichter

— R itnrisH -m n — B ü c h e r s c h a u

29 . Jahrgang Fünftes Heft Mai 1920

Verlag von ALFRED UNGER in Berlin C2

(2)

C O M E N I U S - G E S E L L S C H A F T

F Ü R G E IS T E S K U L T U R U N D V O L K S B I L D U N G

Begründet von O eh. A rchivrat D r. L udw ig K e lle r

E hren v o rsitzen d er: V orsitzender: Oeschäftsfflhr. V orstandsm itgl.: G eneralsekretär:

P rin z zu S c h ö n a ic h - P r o f .D r .F e rd .Ja k .S c h m id t A lfre d U n g e r D r. G e o rg H e in s C a ro la th , D urchlaucht B erlin -O ru n ew ald V erlagsbuchhändler Berlin 0 3 4 Schloß Arntitz, K r.O uben H ohenzollem dam m 55 Berlin C 2 , Spandauer Str. 22 W arschauer Str. 63

D

ie Mitgliedschaft wird erworben durch Einzahlung des Jahresbeitrages von M. 16. - auf das Konto der C.-G. bei der Mitteldeutschen Creditbank, Depositenkasse K, Berlin C2, Königstraße 25-26; oder auf das Postscheck-Konto der C.-G. Nr. 212 95 beim Postscheckamt Berlin NW7; oder durch direkte Einzahlung bei der Geschäftsstelle der Comenius-Gesellschaft, Berlin C2, Spandauer Str. 22; oder bei jeder Buchhandlung.

Für Mitglieder aus den nachgenannten Staaten ist der Jahresbeitrag festgesetzt wie folgt:

D änem ark 6.50 Kr., N orw egen, Schweden 6 — Kr., Schweiz 7.50 Fr.. Spanien 7.50 Pes., H olland 4 . - G ulden, England 1 0 , - Schill., Belgien, Luxem burg, Frankreich 15.— Fr., Italien 1 5 . - Lire, V ereinigte Staaten von A m erika, Mexiko 1.50 D oll., Japan 3.50 Yen.

Die Mitglieder der Gesellschaft erhalten die Zeitschrift „Geisteskultur und Volksbildung*

k o s t e n l o s . Diese erscheint jährlich in 10 bis 12 Heften im Umfange von je 2 -3 Bogen.

Die Einteilung in »Monatshefte für Kultur und Geistesleben“ und »Monatshefte für Volkserziehung* entfällt vom neuen Jahrgang ab. Die Hefte sind auch einzeln käuflich zum Preise von M. 2.50.

Die Mitarbeiter erhalten drei Hefte als Beleg kostenlos zugesandt.

Bücher, die in »Geisteskultur und Volksbildung" besprochen werden sollen, sind durch die Post oder auf Buchhändlerweg an den Verlag oder an den Schriftleiter Dr. Georg Heinz, Berlin 0 3 4 , Warschauer Str. 63 zu senden.

! P reise für Anzeigen in »Geisteskultur und Volksbildung“ auf besondere Anfrage,

l ... ... ...

INHALT

S tre iflic h te r...

R u n d s c h a u ... . . B ü c h e r s c h a u ... . .

v. Kem, D ie Religion in ihrem W erden und W esen - Jerem ias, Allgemeine R eligionsge­

schichte - Straubinger, Die Religion und ihre G rundw ahrheiten in der deutschen Philosophie seit Leibniz — Bonwetsch, G ru n d riß der D og­

mengeschichte — Bfirck, Vom Staatskirchen- tum zur M enschheitsreligion — E berhardt, Die Religion un d w ir von heute — H ilbert, Mo­

derne W illensziele / Ersatz fü r das C hristen­

tum ! / V olksmission und innere M ission / Kirchliche Volksmission - Schellenberg, Die deutsche M ystik — Sulzer, W as ist M ystik? -

Z e itsc h rifte n sch a u ...

Der unsichtbare Tempel — Die Be­

reitschaft — Sozialistische Monats­

hefte — Zeiten u. Völker — Stimmen derZ eit - Akademische Rundschau -

G e se llsc h a ftsn a c h ric h te n ...

(Fortsetzung)

...Seite 138 ... i# 144 ... v 148

O ppel, D er m ystische Mensch - Lehmann, M eister Eckehardt — M annhardt, D ie D anziger M ennonitengem einde — Blanckm eister, D er P rophet von Kursachsen Valentin E m st Löscher und seine Zelt — Bertschke, Abraham a Santa C lara, Blütenlese aus seinem W erke - Buchenau, Ren6 D escartes’ philosophische W erke ( 1- 4) — Stetter, G eschichte d er F rei­

m aurerei in W ürttem berg — W ehrhan, Die Freim aurerei im Volksglauben — Jahnke, W erden und W irken - Block, Lehrer und O berlehrer - Bartels, Rasse und Volkstum.

... Seite 158 Volkshochschulblätter — Vortrupp — Deutsches Volkstum — Jungdeutsche Stimmen.

...Seite 160

V e r la g v o n A L F R E D U N O E R , B E R L IN C2, S p a n d a u e r S t r a ß e 22

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Geisteskultur und Volksbildung

M o n a t s h e f t e d e r C o m e n i u s - G e s e l l s c h a f t

Schriftleitung: , Prof. D r. F erd . Jak. Schm idt

B erlin - G ru n e w a ld , H ohenzollerndamm 55

O b e rle h re r D r. G e o rg H einz

B erlin 0 3 4 W arschauer Straße 63

Verlag von A l f r e d U n g e r , B e r l i n C 2

Spandauer Straße 22 Jährlich 1 0 -1 2 H efte

Preis für den Jahrgang M. 15. —

Einzelhefte H . 2*50 Bezugspreise fü r das Ausland

au f d e r 2. Umschlagseite

29. Jahrgang Fünftes H eft M ai 1920

ZUSAMMENBRUCH UND WIEDERAUFBAU

G ed a n k en zu r Z eit Von Professor Dr. E. G ö b e I

ie k o n n te es n u r soweit m it uns k o m m e n , fragen w ir Deuts che uns u n te r d em E in d ru c k des W eltkriegs, des W eltfriedens, der uns au f­

erlegt w orde n ist u n d unserer eigenen Friedlosigkeit. W ie k o n n te n w ir so tief s in k e n ? N icht n u r der U n m u t un d der H a ß der n a c h ihrer .. , . M e inung irregeführten u n d v e rra te n e n Massen, sondern a u c h der und S1C ^ ° Se ^ a h rh e its d ra n g des D eutschen m öc hte G ew ißhe it d a r ü b e r e rh a lten , wer

an ^Fh* unser V olk nac h einer 2 0 0 0 jä h r i g e n , uns einigerm a ßen b e k a n n te n Geschichte y , ren u n d Siegen r e ic h “ in solches E lend gestü rzt hat. Aber trotz aller 2U n . u n §en > V erhöre un d V eröffentlichungen müssen wir gestehen, d a ß wir wir ^ 0ni^ w *ssen> um zu einem gerechten Urteil zu k o m m e n . Eines kö n n te n och m it einiger S icherheit, je d e r in sein em Umkreis wenigstens, feststellen, die n wort auf die F ra g e : W ie h a t sich unser V olk in allen seinen Schichten w ä h r e n d t Ieser P rü fu n g sze it v e r h a l t e n ? Zeigt so d a n n vie lleicht der Vergleich der G egenwart nn der V erg an g e n h eit gewisse sich in d er H a u p ts ac h e gleichbleibende Eigenschaften

^es d eutschen Volkes, die seine Erfolge u n d seine Mißerfolge erklärlich m a c h e n ? u n ^ ' d j 150^ 0^ ,n ^ U*em unc* sc h lim m e m ü b e r h a u p t seine E ig e n a r t? Gelingt es

• ’ -1?, ^ u rzeln seiner T u g e n d e n u n d seiner S c h w ä c h e n aufzudecken, so finden können ^ ^ en W e g , a u ^ ^ e m w ’r w ‘eder emporsteigen nnen. Bei der Vertiefung in unse re V e r g a n g e n h e it gew ä n n en wir vielleicht einen sic eren t a n d p u n k t der B e u rteilu n g . Unser Volk h a t ja schon einmal, um hier n u r von der Neuzeit zu s p rec h en , einen so sc hweren S tu rm erlebt, d a ß es für im m er niedergew orfen sc h ie n ; dam als, als der H a ß seiner Religionsparteien un d der eichsglieder sich in einem 3 0 jä h r i g e n Krieg en tlu d un d sie d a n n u n te r dem

ac h tg e b o t des A uslands lernen m u ß te n , sich m ite in a n d e r zu v ertragen.

Von solchen F ra gen bewegt, griff ich an einem arbeitsfreien F erientag w ieder einmal zu dem historischen R o m a n K lytia, den der H eid elb erger Professor der eologie Adolf H a u s r a t h u n te r d em D e c k n a m e n George T a y lo r im J a h r e 1883

Monatshefte d e r C. G. 1920. ]Q

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122

Göbel Heft 5 h a t erscheinen lassen. Einige d e r G ed a n k en , zu denen er mich angeregt, seien hie r als ein kleiner Beitrag zu d er B e a n t w o rtu n g je n e r oft gestellten F ra gen w ie d e r­

g e g e b e n ; vie lle icht v eranlassen sie a n d e r e zu einer um fassenderen u n d tieferen B e h a n d l u n g . — Der R o m an f ü h r t uns in jene Zeit, in w elc her das d e utsche Volk n a c h d e m es tief ergreifenden Erlebnis der Reform ation allm ä h lic h in den großen K rieg h ina bglitt. E r spielt in Heid elb erg, in der H a u p ts ta d t unserer alten Pfalz, die d a m a ls eine fü h re n d e Rolle in den Religions- u n d M a c h tk ä m p fe n W e ste uropa s b e a n sp ru c h te . M a n c h e w erden ja w ohl sagen, d a ß der Verfasser n ic h t die hohe K u n s t b e w ä h rt, die w ir an den Meistern des historischen R om ans b e w u n d e rn , an einem K. F. Meyer, w e n n er uns in seinem „ A m u l e t “ den A dm iral Coligny er­

m ü d e t u n d treu besorgt w enige S tu n d e n vor seiner E r m o rd u n g zeigt oder an dem an d e r e n Z ü rich e r Meister G. Keller, w e n n w ir m it seiner „ U r s u l a “ Zwingli m utig u n d ergeben a u f sein em Todesw eg neben dem S c h la c h te n b a n n e r dah in re ite n sehen oder a u c h an A. Stern in seinen „ W ie d e r t ä u f e r n “ , welche vor ihren Verfolgern f lüchtend im Moor ihr armseliges Leben fristen, a u c h hier n ic h t sic her vor ihren G egnern, die g la uben, sie vo n d e r E rd e vertilg en zu müssen. Aber es k o m m t uns h ie r v o r allem d a ra u f an , w as uns H a u s ra th sagt, nicht, wie er es uns sagt, auf die Bilder, die er, fast erblindet, mit, seinem in neren Auge g escha ut hat. Der D ichter-S ehe r w eiß uns vie lleicht a u f m a n c h e F ra gen A n tw o rt zu geben, auf die w ir in den g r ü n d lic h e n W e r k e n d e r F orscher keine A n tw o rt finden, nic h t in M. R itters D eutsche r Geschichte im Zeitalter der G egenreform ation u n d des Dreißig­

jä h rig e n Krieges, n ic h t bei A. K l u c k h o h n in seiner G eschichte F riedrichs des F ro m m e n .

Der B a d en e r H a u s r a t h k e n n t seine Pfälzer, wie sie d am als gewesen sind und im w esentlichen h eute noch sin d, er k e n n t das Heidelberg des 16. J a h r h u n d e r t s u n d belebt die seinen vielen deu tsch e n u n d frem den F re u n d e n so w ohl v e r tr a u te n Orte u n d G ebä ude m it den Gestalten der Geschichte un d den e n seiner dic hterisc hen S chaffenskraft. E r f ü h r t u n s in das E m p fan g sz im m e r F riedrichs III. im N euen Hof, vo r w elc h em sich E in h e im isc h e u n d noch m e h r F re m d e d rä n g e n :

„Gesandte der Hugenotten, die um Hilfe baten, und warm empfohlene kursächsische Theologen, die dem Kurfürsten Bücher gegen den Calvinismus überreichten, wandernde Schotten, die Dienste suchten, und italienische Künstler, die Bestellungen erhalten hatten“.

W i r w o h n e n einem G ottesdienst in der n a c h der reform ierte n K ir c h e n o rd n u n g a u s g e r ä u m te n S c h loßka pelle bei, w ir ste hen m it d e m N eapler B ild h a u e r Felice L au ren z an o a u f d em Gerüst des O tt-H ein ric h -B au e s u n d hören aus dessen M und die D e u tu n g des bildne rische n S chm uc kes, an w elc h en er die letzte H a n d zu legen h a t ; w ir steigen m it ih m d en steilen S ch lo ß b e rg h in u n te r ans K lingentor, wo der S pitalarzt aus d e m Je su ite n o rd e n w o h n t u n d ih n in E rs ta u n e n setzt d u rc h den G eb rau c h des für seine S p äh erd ie n ste so b ra u c h b a re n geheim en Aufzugs. W i r sc hreiten ü b er die alte N e c k a rb rü c k e u n d w a n d e r n zu den N o n n e n im a u fge hobenen Stift N eu b u rg , die u m kein en P reis von ihrem G lauben, ihren Liedern u n d Gebeten lassen wollen, u n d sind Zeugen der geistlichen Ü b u n g e n , welche der B ru d er des K ü n stle rs Paolo L aurenz ano, der a u f V eranlassung seines P rovinz ia ls als reform ierter P re d ig e r angeste llte J e s u it m it drei b londe n S ch ü le rin n en , am eifrigsten m it K ly tia, dem holde n T ö ch te r c h e n des k u rfürstliche n Leibarztes u n d K ir c h e n ra ts Erast im

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1 9 2 0 Zusammenbruch und Wiederaufbau 123 D äm m erlic h t der Kapelle anstellt, bis ihn die besorgte Äbtissin e n tlarv t. Im Hirschen am N eckar su c h t er Vergessen u n d Z e rstre u u n g ; er hört die P fa rrer u n d Pro fessoren beim H u m p e n über die d r o h e n d e E i n f ü h r u n g der Genfer K ir c h e n o rd n u n g schim pfen, er b e la u sc h t die leichtfertigen R eden des L a d e n b u rg e r Inspektors Sylv anus, der einem Gesinnungsgenossen seine S c h rift „ W i d e r den dreipersönlichen A bgott und den Z w ei-N atu ren -G ö tze n “ zeigt u n d d u rc h diese bei den aria nisc hen U nitariern in S ieb e n b ü rg e n eine A n ste llu n g sucht. In den Gassen to b t die Menge gegen die A uslä nder, welche „P reiss ch ie ß en , Aufzüge, S ch au s p iele,T a n z, Kegeln, W ü rfeln , K arte n verbieten, das K irch e n sch w än z en m it Schlo ß u n d Riegel, das Übrige m it R ä d ern , B rennen, Köpfen bestrafen w o lle n “ . Im ganzen L an d soll n ie m a n d anders schnaufen, als es d e r H err K ir c h e n ra t O levianus aus T rie r h abe n will. W ir eilen m it K lytia nach dem H o lte rm a n n , d em Sattel zwischen dem H eilig enberg u n d dem D achsbau, wohin sie der J e s u it bestellt hat, beobachten m it ihr die alte Hexe bei ih rem Z a u b e rw e rk u n d fliehen m it ihr v o r ih ren Verfolgern in die R uine der Michaels­

kirche. W i r sehen, wie der T ä u fe r W e r n e r aus seiner friedlichen M ühle im K re uz­

gr u n d sich zu ihrer R e ttu n g au fm a c h t. M it d em sc h u ld b elad en e n J e su ite n d rän g e n wir uns u n te r die Menge, welche a u f dem P latz zwischen R a th a u s u n d H eilig en­

geistkirche vor Schrecken sta rr z u scha ut, wie der von Paolo v errate n e S y lvanus, ein zweiter Servede, als Gotteslästerer e n t h a u p te t wird. Im Dicken T u r m auf dem Schlosse s c h m a c h te t unterdessen der einem jesuitischen Betrug zum Opfer gefallene Erast. W ir folgen d em B ild h a u e r a u f d em W e g zu seiner Befreiung d u r c h die finstern K a m m e r n des Schlosses, in denen die geheim en H in ric h tu n g e n vollzogen w urden u n d von denen nie ein L a u t in den Schloßhof dringt. U nten im H exen- urm am Z w inger e rd u ld e t der reu m ü tig e J e s u it freiwillig u n d tapfer u n m e n sc h - ,c e F o lterq u a len ; im H ause des H u g en o tten Belier, im „ R i t t e r “ , sind wir Zeugen es versö h n e n d e n Schlusses, der V erlobung Paolos m it Klytia. E r h a t entschlossen le ^ esseln abgeworfen, w elche ihm sein Vorgesetzter auferlegte, als er ih n zwang, sich als reform ierter P re d ig er auszugeben. E r ist frei au c h von dem Ehrgeiz u n d er R u h m s u c h t, d u r c h deren A u fstac helung einst das Je su ite n k o lle g iu m zu Venedig 'h n zum gefügigen W e r k z e u g des O rdens g e m a c h t hat. D em ütig u n d bescheiden begehrt er nic hts m e h r als das Glück, in der arm seligsten Dorfgem einde der K u r ­ pfalz an der Seite eines treu e n W eibes seine P f a rr k in d e r „frö h lic h er u n d tü c htige r zu r Arbeit, v ersö h n te r u n d ergebener bei ih ren P rü f u n g e n , getröstet in all ihrem Leid zu m a c h e n “ .

H a u s ra th h a t die Ereignisse seines R o m an s in das J a h r 1570 zusam m en g ed rä n g t.

O tt-H einric h h a t te das luthe rische B e kenntnis e ingeführt u n te r d u ld sa m e r S c h o n u n g der Altgläubigen, der Z w inglia ner u n d selbst der T äufer. Sein N achfolger F rie d ­ rich III. vom ra u h e n H u n s rü c k will die Pfalz d em reform ierten G lauben u n d der Genfer K irc h e n o rd n u n g unterw erfen, b es tärk t in diesem Vorsatz d u r c h seine K ir c h e n ­ räte, den strengen O levianus aus T rier u n d den m il den Ursinus aus Schlesien.

Sie sind alle entsetzt ü b er die Z uchtlo sig keit des pfälzischen Volkes. „ A b e r es soll ih n e n sc hw e r w erden, die B e v ö lk e ru n g in diesem großen W e in g a rte n , den sie die Pfalz n e n n e n , an W a sse rtrin k e n u n d Calvins P salm en zu g e w ö h n e n “ , b em erk t

■der la u e rn d e je suitische Spitalarzt.

Von d en drei Reform ato ren h ätte wohl der m ensche nfreundliche , klare un d 10*

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124 Göbel Heft 5 v erstä ndige , sta a tsm ä n n isc h d e n k e n d e Zwingli a m ersten die Pfälzer fü h re n k ö n n e n ; in der T a t h a tte er n a m e n tlic h in den S täd te n viele A n h ä n g e r, aber sie k o n n te n n ic h t d u r c h d rin g e n . L u th e is tiefes G em üt, seine schw eren S eelenkäm pfe blieben dem D urc hschnittspfälze r u n v e r s t ä n d l i c h ; ab e r seine H eiterkeit, seine Aufgeschlossen­

heit für die F re u d e n der W elt, seine Liebe zu Gesang u n d Musik h ä t te n ih m m e h r zugesagt als die Strenge des F ranzosen Calvin — bei den R o m a n e n sc h läg t ja leichter u n d leichtfertiger S in n so oft in finstre W e ltflu c h t u n d herbe W e ltv e r ­ n e i n u n g um . — Doch a u c h L u th e r sc h a lt in derbe n W o rte n über die T r u n k s u c h t der D eutschen u n d gegen E n d e seines Lebens ä u ß e rte er sich tieftraurig, zornig a u f g e b ra c h t ü b er den sittlichen N iede rgang, den er bei seinen W itte n b e r g e r S tu d en te n w a h r n a h m . A u ch bei der stu d ieren d e n J u g e n d zeigte sich die E r m a tt u n g nac h d e r H o c h s p a n n u n g der ersten Zeit des Kam pfes für das E v an g e liu m . J e n e F ü rsten , Adelige u n d Bürger, die bei ih ren unsinnigen Tafelgenüssen sich erhitzen über die F rage, wie die Ein setzungsworte des heiligen A b e n d m a h ls gem eint w aren, sind ein uns D eutsche besch ä m en d e s Bild. Und h e u t e ? W a s W a lte r Bloem in seinem

„ K ra s s e n F u c h s “ u n d in sein em „ P a r a g r a p h e n l e h rl i n g “ über stu d e n tisc h e Gelage sagt, m a g übertrie ben se in ; abe r es sei erlaubt, in dieser Zeitschrift für V olkse r­

z ie h u n g an die T rin k z w a n g s itte n der stu d e ntisc hen J u g e n d vor dem Krieg zu erinne rn.

E in E n g lä n d e r m ein te d a z u : W i r Briten sind das erste Volk der Erde. Ihr D euts che w ollt jetzt an unsere Seite treten. G eraten wir in Krieg m itein a n d er, so w erden w ir ih n g ew in n e n , a u c h deshalb, weil wir die besseren N erven h ab e n , u n d w ir h a b e n die besseren N erven, weil wir, w enig stens in den fü h re n d e n V olk sschichten, v e rn ü n ftig e re L e b e nsgew ohnhe ite n h ab e n . Niem als w ü rd e sich einer von uns dazu v erste h en , a u f Befehl eines ä n d e r n , u n d wäre es der Höchstgestellte, einen Tropfen m e h r zu tr in k e n , als ihm Bedürfnis ist. — N ach unserer schweren Niederlage müssen w ir ebenso wie unsere Vorfahren nac h J e n a un d Tilsit u n b a r m h e rz ig n a c h ­ forschen, w elc hen U m stä n d e n unsere Fein de ihre Überlegenheit v e rd a n k e n . — W i r hoffen, d a ß h eu te je der D eutsche über veraltete Trinkgesetze so d e n k t wie je n er E n g lä n d e r . Es darf ganz u n d gar keine E h re m e h r sein, viel trin k e n zu k ö n n en . Z w a r h a b e n schon vor dem K rieg B estrebungen gegen den Alkohol oder wenigstens gegen seinen M iß b ra u c h eingesetzt. Der V o rtru p p u n d an d e re V ereinigungen sollen bei un se rn tapferen S chlesw ig-H olsteinern eine siegreiche V olksbewegung angeregt h a b e n ; aber je w eiter sie n a c h Süden v o r d ra n g e n , u m so wenig er M itkäm pfer fande n sie. U nd doch a u c h hier so viel S iec htum selbst in sonst brav e n F am ilien, soviel verge bliche S elbstvorw ürfe an den S tätten des Elends n u r infolge der . T r u n k s u c h t ! W e n n unsere F o rscher es als u n u m stö ß lic h erwiesen, d a ß die E r ­

h a l tu n g der V o lk sg e su n d h eit ein A lk o h o lv e rb o t erforderte, w ü rd e d a n n das deutsche Volk die K ra ft finden, zu so entschiedenen Entschlüssen zu gelangen wie die Norw eger u n d N o r d a m e r ik a n e r ? W ü r d e n ic h t die R ücksicht auf einzelne die R ü c k sic h t auf das Ganze h e m m e n ? W ü r d e n ic h t die R ücksicht auf die „ b e rech tig te n Interessen“ die v o llbe rechtigte R üc ksic ht a u f das W o h l des Volkes l ä h m e n ? S u m m u m ius est saepe s u m m a iniuria.

Zu B eginn d e r N euzeit h a t Colum bus den W e g n a c h der neuen W e lt gefunden u n d d a m it die W e lth e rr s c h a f t der Angels achsen a n g e b a h n t . L u th e r h a t in der T u r m s t u b e des G ra u en Klosters zu W i tte n b e r g — w en n uns der letzte Erforsche r

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1920 Zusammenbruch und Wiederaufbau 125 sein es Lebens, 0 . Scheel, recht beric htet — in einsam en K äm pfe n den W e g zur

Gerechtigkeit g efu n d e n , die vor Gott gilt, u n d d a m it den A n sto ß zur in neren E r ­ n e u e r u n g der M e n sch h e it gegeben. Sein em V ate rlan d w u rd e es zu m Verhängnis, daß, als es n a c h dem E inreiße n u n d Zerstören ans A ufba uen un d O rd n e n ging, die R eform ation im m er m e h r aufhörte, eine V olk sbew egung zu sein. Im B u n d e mit den S taa tsb e am te n , meist in A b h än g ig k e it von ih nen, h a b e n die kirchlichen Behörden v e r o rd n e t u n d befohlen.

„Unsere Kirchenräte wollen nicht m itten im Volke stehend die Bevölkerung leiten wie die großen Propheten Schottlands und Frankreichs, sondern vom grünen Tisch aus wollen sie Calvin und Knox spielen, und das geht nicht“,

w a r n t der Schweizer Erast. Das ganze k irchliche Leben w u rd e ü b e rw a c h t u n d g eregelt von K onsistoria lräte n u n d S u p e rin te n d e n te n , deren Titel h eu te noch dem ung eleh rten M ann Sorge m a ch e n , w e n n er m it einem Anliegen zu ihnen ko m m e n m uß. Aber h abe n wir n ic h t seit m e h r als 100 J a h r e n die S e lb stv e rw a ltu n g ? E rfreuen sich n ic h t alle L an d e sk irch e n d u rc h die S y n o d a lo rd n u n g der M itw irkung der L a ie n ? W ie w enig trotz dem das Bew ußtsein von der Pflicht der V eran tw o rt­

lichkeit u n d der M itarbeit an dem W o h l der V olk sgem einschaft in alle Schic hten g e d ru n g e n ist, w u rd e m ir klar, als ich zum ersten Mal in der Schweiz sa h, wie dort, vielfach ganz a nde rs als bei uns, S chäde n des Volkslebens bespro chen u n d b eh a n d elt w erden. Ein Beispiel! Man h a t dort wie bei uns A nstoß an der V er­

öffentlichung der G er ic h tsv e r h a n d lu n g e n über schm utzige Vorfälle u n d Z u stä n d e genom m en. Bei uns verla n g te m an ein neues Gesetz. In der Schweiz tra te n die H erausgeber der größeren Zeitungen zu s a m m e n un d verpflichteten sich gegenseitig, nic ht derartiges m e h r ihren Lesern zu bringen. W ie ist das englische Volk z u ­ sa m m e n g e sta n d e n , als die P all Mall Gazette die E n th ü llu n g e n über den „ J u n g ­ r a u e n trib u t des M odernen B a b y lo n “ brachte. W ie einm ütig w a r dort die öffent­

liche M ein ung selbst gegen seinen gefeierten Dichter W ilde! W ie schw er aber fällt es uns D eutschen, zu ein m ü tig e m Urteil über lebensw ichtige F ragen u n d ohne A n re g u n g un d Befehl von oben zu einm ütige m H a n d e ln zu k o m m e n !

Ein n u r auf den ä u ß e re n Z w an g des Befehlens u n d des G ehorchens eingestelltes V e r h ä l t n i s versp ric h t keine Dauer. Diejenigen R e gim enter hab e n tre u bis zum bittern E nde des W eltkrieges ausgehalten, bei denen die F ü h re r ihre T ru p p e n von der N o t w e n d i g k e i t ihrer gem einsam e n Aufgabe zu überzeugen w u ß te n u n d bei

•denen die K o m p an iefü h re r m it ih ren Leuten zu sam m enlebten.

L u th e r h a t an die Stelle des Papstes die Bibel als leitende M acht des religiösen u n d sittlichen Lebens gesetzt. W e r aber sollte die E n tsc h e id u n g treffen, w enn M e inungsversc hiede nheiten ü b er einzelne Stellen der heiligen Schrift e n t s ta n d e n ?

„ I h r h a b t einen ä n d e r n Geist als w ir “ , sagte L u th e r ganz richtig zu Zwingli.

W e stde utsc h ist ande rs als O stdeutsch, S ü d d eu tsc h anders als M itteldeutsch u n d beide a nde rs als N iederdeutsch. Die Deutschen* w aren a u c h d am als zu v ersc h ied e n ­ artig u n d zu selb ständig , als d a ß alle sich den G laube n ane igne n wollten, zu w elc hem L u th e r sich u n te r schweren Gewissenskämpfen d u rc h g e ru n g e n hatte. In

<ler zweiten Hälfte des J a h r h u n d e r t s b ek ä m p ften sich die lu therische u n d die reform ierte K irche m it einer Heftigkeit, welche h eu te die wenigsten L uthe rischen u n d Reformierten verstehen, geschweige billigen werden. Der U n m u t m a n c h e r

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126 Göbel Heft 5 Eiferer k o n n te sich erst bei d em G e d a n k e n b eru h ig e n , d a ß der Gegner sic her einst in d e r Hölle für seine K etzereien w erde b ü ß e n müssen. K äm pfe, die m e h r ein Spiel des Verstands w a ren , als v e r a n l a ß t d u r c h den H u n g e r der Seele n a c h G ott.

Mit einem Ü b e r m a ß vo n d e u ts c h e r G rü n d lic h k e it u n d G ew issenhaftigkeit stritten sich die G ottesgelehrten um einzelne Bibelstellen u n d ließen um so w e n ig e r d a s Bild des Erlösers a u f sich w irk e n , das u ns a u s den Evange lie n e n tg e g e n stra h lt.

W e r k ö n n te h e u te die W o r te des d em T ode n a h e n M e la n c h th o n oh n e T e i ln a h m e lesen: „ B a l d w irst du befreit sein v o n der W u t der Theologen, bald w irst du den S ohn Gottes sc h a u e n * Seine u n d a n d e re r v e r m itte ln d e R ic h tu n g , w elche das G em e insa m e beto n te u n d zu m Z u s a m m e n h a lte n aller Evange lisc hen m a h n te , setzte sich n ic h t rechtzeitig u n d n ic h t allseitig d u r c h . U nd doch w aren schon die J e s u ite n a m W e r k . Mit ih rer S elb stb eh e rrsch u n g , m it ihrer V erschw ie genhe it, m it ih rer w e lt m ä n n i s c h e n K lu g h e it h a tte n sie es n ic h t allzuschw er u n te r d en w ilden, vo n ihren Leidenschaften b e h e r rs c h te n D eutschen.

W i r sind e n trü ste t ü b er die V e r b o h rth e it der evangelischen Religionsparteien je n e r Zeit. Die F ra gen, um welche heute der Streit bei u ns D eutschen geht, s i n d allerdings größtenteils ande re. H ab e n w ir uns aber in ih rer B e h a n d l u n g w ese n t­

lich g ebessert? D am a ls stritt m a n sich um den rechten G laube n, h eu te u m d a s rec h te P rin z ip , d a m a ls u m die B e kenntnissc hrifte n, heute u m die P a r te i p ro g r a m m e . H eu te wie d a m a ls fällt es uns sehr schwer, das Nebensächliche von dem W e s e n t­

lichen zu u n te rsc heiden. Viele von uns sin d zu v erlieb t in ihre Gedankengebäude,, als d a ß sie v o m Leben viel lernen k ö n n te n . Unseren za hlreic hen P arteien will es n ic h t gelin gen, in zwei große G ru p p e n sich z u s am m en zu b a lle n , welche, wie es in E n g la n d lange Zeit der Fall w ar, ' e i n i g w ä r e n in der E r k e n n tn is der L ebens­

no tw en d ig k eiten des Volkes u n d des Reiches u n d die ein a n d e r in der F ü h r u n g ab lösen k ö n n te n . J e d e r g la u b t die W a h r h e i t richtig zu sehen u n d v e r la n g t von d em ä n d e rn , d a ß er sie ebenso sie ht wie er u n d , was das Schlim m ste, er h ä lt den A n d e r s d e n k e n d e n für w enige r e h r e n h a f t J e d e r will F re ih eit für sich, für seine Interessen, für seine M einung, a b e r wenige sind b e d a c h t a u f die F re iheit des Staates, a u f die Möglichkeit seiner S elbstbestim m ung. Im K am p fe für M e nsch­

heitsziele, die er „ i n heiliger Ü b e r z e u g u n g “ für die allein richtig en hält, f ü h lt der Deutsche sich vo n je h e r m e h r hin gezogen zu dem G laube ns- u n d G e si n n u n g s ­ genossen im fre m den Staat, als zu seinen eigenen Landsleute n, w e n n diese einer an d e r e n R i c h tu n g a n g e h ö ren . Mit d em A u sla n d schlossen sich einst Evangelische u n d K ath o lisc h e in D eu ts ch la n d z u s a m m e n , u m m it seiner Hilfe den v e r h a ß te n deu tsch e n B ru d e r niederzuschlagen. Von seinen Parteigenossen im fre m d en L and erhoffte unse r v ie rter S ta n d V erständnis u n d U n terstü tzu n g im W eltkrieg. W i r gute D eutschen m e rk ten nicht, d a ß sowohl F ranzosen wie Briten längst zu L ebens­

gem einschafte n zu s a m m e n g e w a c h se n sind, den e n die F ö rd e ru n g ih r e r Interessen erste P flicht ist. N u n n a c h d e m im Laufe der J a h r h u n d e r t e unsere F ürsten, u n s e r Adel, unser B ü rg ersta n d u n d n u n a u c h unse re Arbeiterschaft ih re gu te n u n d ihre sc h lim m e n E rf a h ru n g e n m it d em A usla nd g e m a c h t h ab e n , w erden wir v ie lle icht en dlich die richtig e S tellung zu ih m gew inne n u n d uns enger a n e in a n d e r s c h lie ß e n ?

A u ch der R o m an e k a n n hassen, w ohl noch leidenschaftlicher als der D e u ts c h e ; k a n n er ab e r a u c h so n a c h t r a g e n ? N ach m einen B e o b a c h tu n g e n k a n n der D u r c h ­

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1920 Zusammenbruch und Wiederaufbau 127

sc h n ittsd e u tsc h e einem frem den Volk g a r n ic h t so fein dlich ges in n t sein, w en n er nic h t selbst u n m it te l b a r von ihm g e d r ü c k t w ird, als d em eigenen Volksgenossen, von dem er sich gereizt u n d b en a ch teilig t w eiß oder g la u b t. E ntspringe n nicht all diese schlim m en E rs ch e in u n g en unserer E n tw ic k lu n g der Ü b e rm a c h t des Gefühls u n d des Verstands. Das d eu tsch e G e m ü t in E h re n , da wo es seine B e re chtigung nat. „D e u tsc h e sind herz liche r als A n g elsac h sen “ , sagte ein A m erik a n er, als er sah, wie sich zwei alte F re u n d e aus S chw abe n n a c h la nger T r e n n u n g trafen.

Es ist kein Zufall, d a ß u n te r allen K ü n ste n die Musik diejenige w urde , in der w ir das Höchste leisteten, in ihr w eniger als in ä n d e rn g e h e m m t d u rc h fremde Vorbilder. Aber wieviel h a t u ns unsere Gefühlsschwelgerei, unse re V e rtrau e n s­

seligkeit ganz a nde rs g earteten Völkern u n d ihren F ü h re rn gegenüber geschadet!

Und ebenso das Ü bergew ic ht des zergliedernden V erstands, der den W a ld v o r B äum en n ic h t sieht. Mens ag itat m olem . N icht das u n k la re Gefühl, n ic h t der h a a r ­ spaltende, n u r das einzelne sehende V erstand, so ndern die das rechte Ziel e r k e n n en d e und die besten W e ge zu ih m ü b e r sc h a u e n d e V er n u n ft u n d der zähe, u nbeirrbare W ille sollten uns in sta atlich e n Dingen leiten.

M aßlosigkeit im F ü h le n , Maßlo sig keit in der Siegesfreude, Maßlosigkeit in der Reue, in der sich zerfleischenden S elb stbezichtigung, maßlose Ü b erschätzung des Verstandes, des Intellekts, Maßlosigkeit in einer kleinlichen Kritik, Maßlosigkeit au c h in der A rbeit! Freilich müssen w ir m e h r arbeiten als die B e w ohner reicherer Länder, ab e r an vielen Stellen w a r sie doch vor d em Krieg übertrie ben u n d artete in eine k r a ftv erze h re n d e H a st aus. Der A u slä n d er h a tte n ic h t ganz U nre cht, der d am als sagte: „ I h r D euts che b rin g t E u ch entw e der d u r c h das viele T rin k e n oder d u rch das viele Arbeiten oder d u rc h beides u m E u re G e s u n d h e it.“ Maßlosigkeit auch im G enießen, in der S u c h t n a c h R e ic h tu m . Schon das römische Gold h a t unse rn V orfahren m e h r g escha det als das römische Schw ert. D amals h a t ein römischer G eschic htsschreib er m it s ta a tsm ä n n isc h e m Blick unse re Vorfahren betrachtet.

Er lobt ihre T re u e, ihre S itte n re in h eit u n d ihre T a p f e r k e i t; er ta d e lt ihre T r u n k ­ sucht, ih re U neinigkeit, ihre S chee lsuc ht (In v id ia eos perdidit). S eitdem h a b e n die D eutschen viel g earbeitet u n d vieles geleis tet; ab e r die G r u n d r ic h tu n g ihres W ese ns h a t sich nic h t viel v e rä n d ert. Allerdings ein sittenreines Volk sind wir nic ht geblieben. W e d e r S ta a t noch K irche, weder Schule noch Familie kö n n en in d ie sem P u n k t stolz auf ih re Erlebnisse seit dem U m sturz sein. Ein tapferes Volk sind w ir g ebliebe n; der D euts che, der tapferste M ann a u f der E rde — im Sold ate nrock, ab e r wie sc hw a ch vielfach, w enn es zu h a n d e ln gilt, in der „ B ü rg e r ­ k luft“ nac h oben, noch m e h r n a c h un te n un d am sc h w ä ch sten gegen neben, gegen seine N eb e n m en s ch en in gleicher S tellung trotz seines D ranges z u r Ver­

einzelung. W a s K. F. Meyer von se inem „ H u t t e n “ sagt, das gilt a u c h von unse rm Volk:

K ein k ü n stlich ausgeklügelt Buch, E in Volk m it s e in e m W id e r sp r u c h .

W e n n u ns aber e n tgege ngeha lten wird, bei ä n d e rn Völkern stehe es in fast jeder d e r b e rü h rte n B eziehungen sc h lim m e r als bei uns, so müssen w ir u ns be­

w u ß t bleiben, d a ß ein Volk in unserer Lage all seine Kräfte a n s p a n n e n u n d e n t­

sagen k ö n n e n m uß.

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128 Göbel Heft 5 Das P fälzer Volk von d em S aarbe cken u n d der N a h e bis in den O denw ald u n d in das N e c k a r b e r g la n d h ine in ist gew iß n ic h t frei von all diesen F eh le rn , w e n n es a u c h viele V erschiede nheiten je n a c h W o h n o r t u n d G eschichte aufweist.

Es ist im g anzen doch ein tü c h tig e s Volk, freier als m a n c h e r S ta m m im Osten v o n d em unseligen K astengeist, w erden v ielleicht K e n n e r der deu tsch e n Volks­

g r u p p e n urteilen. W i r w ü n s c h te n , H a u s r a t h h ä tte uns a u c h einen B ürger der reform ierte n L an d e sk ir c h e als Vertreter d e r w e rk tä tig e n Volk sschicht vorgeführt.

V ierm al i n n e rh a lb der k u rz e n Zeit vo n 1556 bis 1583 m u ß te n die U n te r ta n e n a u f k u rfü r stlic h e n Befehl d en G lau b e n w echseln. Im 30 jä h rig e n Krieg sta n d en sie einm al u n te r d em Z w angsge bot der S panie r, d a n n u n te r d em Einfluß der S ch w ed e n u n d d a n n w iede r u n te r dem M achtgebot der H absburger. Auf die d u ld s a m e R e g ie ru n g des au fg e k lärte n W iederherstell ers der Pfalz folgte der schwere D ru c k d e r k a th o lisc h e n N e u b u r g e r u n d K arl T h eodors bis zu d em E n d e der alten K urpfalz. U n d doch blieben die m eisten F am ilien sta rk in ihrem G o ttv e rtra u en . Seit den R eligionskriegen h a u s te n sie in einem stets b ed ro h te n , oft v er h e e r te n Kriegsgebiet, u n d doch blieben sie arbe itsa m u n d u n te rn e h m u n g s lu s tig , die

„ s ch a ffig en “ Pfälzer, von d e n e n ein F ranzose u m das J a h r 1800 sagte: „ N e h m t ih n e n die Zugtiere weg, so s p a n n e n sie sich selbst an den Pflug. Dieses Volk ist

n ic h t to t zu machen.'* *

A u ch die reform ierte K irch e k o m m t unse res E ra c h te n s in ihren Vorzügen nic h t so zu r G eltung, wie sie es v erd ie n te. Die K ir c h e n z u c h t der P re sbyterie n w a r w ohl a u c h n ic h t o h n e gute W i r k u n g . D aß d a m a ls k a u m sieben tü c h tig e P fa rrer in d e r Pfalz zu finden gewesen seien, ist w ohl eine Ü b ertreib u n g des Ursinus in rh ein p fälzisc h em D euts ch. W e lc h e n segensreichen Einfluß h a t n ic h t die reform ierte, alle V erhältn isse u n d Arbeitsgebiete d u r c h d r in g e n d e Leb ensauffassung d u r c h das G eschlecht der H ohenz olle rn a u f P r e u ß e n u n d D eu ts ch la n d a u s g e ü b t seit d em G roßen K u rfü rsten , d em S ohn der reform ierte n T o c h te r des Pfalzgrafen F rie drichs IV., des F ü h re rs der eva ngelische n U nion! Ob den J e s u ite n in d em B uc h n ic h t U n re c h t gesche hen ist, k a n n ich n ic h t beurteilen. Gefreut h a t es m ich, d a ß es a u c h einen P a te r vo n e c h t evangelischer G esin n u n g uns vorfü h rt.

Mit besonderer Liebe ze ic hnet der Verfasser allerdings den Zw inglischen Leib­

a rz t u n d K ir c h e n r a t E ra st u n d seine v o lk sfreu n d lich en M einungen.

„Seht einmal“, sagt dieser zu dem italienischen Baumeister, „wie das Junge Volk heranw ächst m it dem Katechismus in der Hand und weiß die Worte der Schrift, lernt lesen und schreiben und die zehn Gebote. Seht in die Häuser unserer Bürger. Haben wir es nur erst dahin gebracht, daß in jedem die heilige Schrift liegt, deutsch von Martin Luther, daß der Mensch zu jeder Stunde m it Gottes W ort umgehen kann, dann braucht er eure sinnlichen Mittel nicht. Vielleicht findet ihr dieses Wesen roh und - einfältig, aber daß sie der heiligen Mutter Gottes keine Lichter anzünden, dam it ihr

Kind gesund werde, sondern lieber zum Arzt gehen, daß sie nicht mit dem Heiligenbild H albpart machen bei Raub und Diebstahl, das kommt auch davon her, daß sie sich bei Gottes W ort erbauen, das ihnen sagt, was Gott will, nicht bei Bildern, Lichtern und Musik, bei denen jeder sich denkt, was sein Herz begehrt, der eine Gutes und Schönes, der andere Mord und Diebstahl.“

Seine A nsic ht über G lau b e n u n d Leben ab e r legt H a u s r a t h v o r allem d em T äu fer in d en M und, einem F ü h r e r der G em einden, w elche bald verfolgt, b ald h a lb ge-

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u et, geheim e Zeichen u n d Losungsworte g eb r a u c h e n m u ß te n , um sich ohne e a r m ite in a n d e r zu v erstä n d ig e n . E r ist nic h t einer der stillen M ennoniten spa erer eit, welche der Urenkel F rie d rich s III. in die d u rc h den Religionskrieg mensc en a rm gew ordene Pfalz aus der Schweiz a u fg e n o m m en hat, die d a n k b a r waren, w en n sie n u r u n g e fä h rd e t ihres G laube ns u n d ihrem Berufe leben k o n n te n a), 0n ^rn *n lebt noch das F eu er der ersten o b erdeutschen B lutzeugen, die w ' e ie Christen der Urzeit a n d e re für ih ren G laube n un d für ihr Leben ge­

w innen m öchten. Z w a r ist a u c h er, der „ v e r s c h la g e n e “ Alte m it seinem m a n c h ­ mal „ v e r s c h m i tz t e n “ Lächeln , nic h t frei von den S puren, w elche in der Regel den

n te rd rü ck ten , R echtlo sen d u rc h ih re Verfolger u n d P einige r a u fg e d rü c k t w erden, er wo er G efahr für ein unsc huldige s M ä dche n wie K ly tia sieht, d a v ersc h w in d et der seltsam sp a ß e n d e B a u e r und ein

„Prophet im Zwillichkittel“ steht vor dem jungen Italiener. „Der Geist wirkt nicht äußerlich im Dogma und nicht im Kultus, sondern nur im Leben. Was recht gehandelt sei, wissen wir sicherer, als was recht gelehrt sei. Darum ist das der rechte Glaube, daß ihr den Willen Gottes tut, nicht, daß ihr Lehrsätze ersinnt über die unsichtbaren Dinge, die nicht des Menschen sind, sondern Gottes.“

Er b e r ü h r t sich hier m it der A nsicht des italienischen K ünstle rs:

„Da streiten und zanken ihre Theologen, wie das Unbegreifliche in dem unbegreiflichen Mysterium zu begreifen sei, als ob nicht das Mysterium eben darin besteht, daß wir’s nicht verstehen. Wenn ich dieses Gewäsche der Ketzer höre, da meine ich, man müsse ein Lazarett bauen und sie alle hineinsperren, bis sie aus Ekel übereinander wieder gesunden.“

W elche G efahren diese R eligionskäm pfe in sich bergen, sie h t E ra st wie sein K u rfü rst.

„Fahren wir so fort, so wird in diesem schönen Lande der Jam m er der Gepeinigten und das Blut der G emordeten bald zum Himmel schreien.“

Die W u t der G laubenseiferer u n d der Ehrgeiz seiner F ürsten w erden es z u g r u n d e richten.

„In dem Königsschloß O tt Heinrichs werden die Pfalzgrafen und ihre W eiber von Königskronen träum en und sich und die Pfalz ins Unglück bringen. Denn des Landes Glück war bis jetzt, daß seine Fürsten seine Grenzen kannten“,

äu ß e rte besorgt F riedrich III. Und Erast b e k e n n t: „M ir ist, als hörte ich in der Ferne das Tosen des K a t a r a k t s . “

Sie fü rc h ten alle für ihre geliebte Pfalz. Von D e utschla nd spricht in dem R om an k a u m je m a n d . So w a r es in der T at. Der d eutsche Sinn, noch so lebendig be L u th e r u n d bei H an s Sachs, w a r im Erlöschen. Der K irch e n streit h atte das Reich gespalten, das Volk zerklüftet in zwei P arteien, die fast gleich stark, sich a u f Leben u n d T o d bek ä m p ften , wie so oft das V erh än g n is Deutschlands. Hier Röm erfeinde u n d hier R öm erfreunde. Hie A rm in, hie M arbod! Hie Welf, hie

) Nach den Forschungen des Predigers Neff auf dem Weierhof in der Pfalz, des Mit­

herausgebers des im Selbstverlag erschienenen Mennonitischen Lexikons, haben einzelne Täufer auch den 30 jährigen Krieg in der Pfalz überdauert, haben die Schweizer Kolonisten ühlung mit ihnen genommen und sich m it Vorliebe da niedergelassen, wo noch Reste von aufergemeinden vorhanden waren. Vgl. E. Müller, Die Berner Wiedertäufer, u. A. Brons, rsprung, Entwicklung und Schicksal der altevangelischen Taufgesinnten oder Mennoniten.

Auflage.

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130 Göbel Heft 5 W a ib li n g e n ! Hie Bibel, hie P a p s t ! H ie N apoleon u n d W e ltb ü r g e r tu m , hie D e u ts c h ­ la n d u n d V olksfreiheit! Hie H o h en z o lle rn , hie H a b s b u r g ! H ier D eutsche, die den Sieg u m je d e n P reis w ollen, hier D euts che, die u m je d en P reis den F rie d en w ollen.

W ie v ie gesundes Blut, wieviel treffliche A rbeit der H a n d u n d des Kopfes h a t das d e u tsc h e V olk n ic h t ä n d e r n gegeben! F ra n k re ic h o h n e die F ra n k e n , E n g la n d o h n e die A n gelsac hsen, N o r d a m e rik a o h n e die d e u tsc h e n A u sw a n d e re r, Italien o h n e die Goten u n d L a n g o b a rd e n u n d die vielen d e u tsc h e n A n sie d ler a u s sp ä ­ te re r Zeit, J a p a n o h n e die d e u t s c h e n L e h re r u n d die gern gezeigten V o rb ild e r der d e u ts c h e n E in r ic h t u n g e n in D e u ts c h la n d , die E rd e o h n e die L e istungen d e r D e u ts c h e n , dieser Meister a u f je d e m A rbeitsgebiet bis a u f e ins: S tü m p e r, w e n n a u c h n ic h t in dem A u fb a u eines S taa tsw ese n s a u s d e m Verfall, a b e r sicher S tü m p e r in d e r E r h a l t u n g u n d F o r tb i ld u n g ihres S taa tes! Ganz k u r z n u r w a r e n die Zeiten, in d e n e n w ir Deutsche, w e nigstens z u m g rö ß ten Teil v e re in t, in e in ig e r m a ß e n g ü n stig e n sta a tlic h e n V erh ä ltn isse n z u s a m m e n le b te n . Seit 1871 g la u b te n w ir die g röbsten F e h le r fr ü h e r e r Zeit ü b e r w u n d e n zu h a b e n , w e n n u ns a u c h m a n c h e sc hw e re Erlebnisse Sorg en m a c h e n m u ß te n , besonders die W a h r n e h m u n g e n von 1908: Die P a r te ie n u n d die R e g ie ru n g e n zw a r einig in der B e u rte ilu u g der Lage, a b e r n i c h t im s tan d e , e in m ü tig die V e r a n t w o r tu n g für die R e ic h s fü h ru n g zu ü b e r ­ n e h m e n . N u n ist es D e u ts c h la n d g eg a n g en wie dem M anne, der die bösen Geister in seinem In n e rn n a c h la n g em K a m p f ü b e r w u n d e n zu h a b e n g la u b t u n d sich plötzlich w ie d e r vo n ih n e n zu Boden gew orfen sieht. Es b le ibt u n s n ic h ts übrig, als w ied e r von v o r n e a n z u fa n g e n u n d , je d er in sein em Kreise, v o n u n te n a u f u n d vo n in n e n h e r a u s a u f z u b a u e n , n ic h t n a c h f re m d e m Muster, a u c h n ic h t n a c h an g e lsä c h sisc h e m , s o n d e rn a u s d e u tsc h e m W e se n, die un se rm Volk a n h a f te n d e n G eb u rtsfeh ler in s tre n g e r S elb stzu c h t zu beseitigen, d e u tsc h e U n a rt zn b e k ä m p f e n u n d g u te d e u ts c h e A rt zu pflegen. W o lle n wir uns das Reich e r h a lte n , so m üssen w ir ein größeres M a ß vo n E in h e it u n d G eschlossenheit erla ngen. W i r müssen in h e i ß e m B e m ü h e n eine g e m e in s a m e religiöse u n d sittlic he G ru n d la g e zu g e­

w in n e n s u c h e n , v o n der a u s w ir a u c h die F ra g en unseres Z u s a m m e n l e b e n s leichter lösen w e r d e n als bisher. W i r dürfen n ic h t, wie so viele, au fg e h e n in der Sorge f ü r F am ilie u n d Beruf, s o n d e rn w irk lic h d em S ta a t geben, w as dieser v e r la n g e n k a n n , w ir m üssen d u r c h unsere M itw irk u n g v o r allem die b e s tm öglichen F ü h r e r a n die Spitze zu b rin g e n su c h e n . Ein Volk, w elc hes solange einer so g ro ß en Ü b e r m a c h t h a t s ta n d h a l te n k ö n n e n , S chw ereres e rd u ld e t h a t als irgend einer se in er gro ß en G egner, S chw ereres a u c h als das fra nzösische Volk im un b esetz ten G ebie t, es h a t seine K ra ft z u m Leben bewiesen. W a s h a b e n w ir n ic h t alles seit d e m E le n d des g ro ß en Religionskriegs ü b e r w u n d e n , tro tz L u d w ig XIV., trotz T ü r k e n , tro tz N apoleon do ch ein im g an z en au fstre b en d es Volk !

Bei alle d em U n e r w a r te t e n , U n g la u b lic h e n , w as w ir bei d em sittlic hen Z u ­ s a m m e n b r u c h unseres Volkes erleben m u ß t e n , an d em D e u ts c h la n d , wie es sich in d en ersten W o c h e n u n d M o n a ten des Krieges offenbarte, w e r d e n w ir uns im m e r w ie d e r a u f r ic h t e n k ö n n e n . N ic h t z u r E ro b e r u n g , zu m S c h u tz e der te u e r e n H e im a t jede K r a f t a u f g e b o te n ! Selb st in die Gefängnisse, selb st in die S tä tte n des Lasters d r a n g die A h n u n g , d a ß es etwas H öheres g ib t als das Leben d er S in n e . B ald freilich k a m der M iß k la n g in die w eihevolle, entschlossene S t i m m u n g :

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1920 Das Humanitätsideal in der Zeit der Aufklärung und der Empfindsamkeit 13T B e tru n k e n e B ursc hen a u f den Gassen, die K u n d e v o n K rieg sg e w in n lern u n d W u c h e r e r n , an m a n c h e n Stellen die A b w eisu n g derer, die u m G aben für K riegs­

h u n d e , für die V e r w u n d e te n , für die Gefangenen baten, m it den k alten W o r t e n :

„ W i r h a b e n den K rieg n ic h t a n g e fan g en . Uns g e h t die S ache nichts a n “ u n d d az w isc hen hine in schon H e r b s t 1914, k a u m bei u ns b ea ch tet, der k ü h le A u s­

sp r u c h eines E n g lä n d e r s : „ W i r w erd en einige J a h r e b r a u c h e n , bis w ir die für uns w ü n sc h e n sw e r te Zersetzung des d e u tsc h e n Volkes h e r b e ig e f ü h rt h a b e n . “ S ch lie ß ­ lich gin g die P r ü f u n g ü b e r unsere Kraft.

Als w ir im A u g u st 1914 unsere J u g e n d a u s den de u tsc h e n G auen in Sorge um ih re Volksgenossen z u h a u s e an die Grenze eilen sa h e n , d a d ac h te n wir, n u r eins k a n n noch e rh e b e n d e r sein: Das wäre, w en n die J u g e n d aller V ölker auszöge zum W e tts tre it in den W e r k e n des F riedens, z u r Ü b e r w ä ltig u n g d e r g em ein s am e n F e in d e der M enschheit, w e n n es dabei gälte, das Leben einzusetzen, u n d w en n sie das tä te m it d er n ä m lic h e n freudigen T o d e s v e r a c h t u n g wie die j u n g e n H elden des W e ltk rie g s. W i r d das einm al k o m m e n ? W e n n ja, d a n n m ö c h ten w i r D eutsche als ein freies Volk d a r a n te iln e h m e n , als ein Volk, das sein R e c h t g efu n d e n .

DAS HUMANITÄTSIDEAL IN DER ZEIT DER AUFKLÄRUNG UND DER EMPFINDSAMKEIT.

Von Dr. C u r t G e b a u e r I .

(fei j2?ff^“ jj5jumanität ist das M enschheitsideal an sich, die h a r m o n isc h e A u sb ild u n g

I m IQI p I fifl (*er ^em

M enschen ü b e r h a u p t eig e n tü m lic h e n Anlagen des G em üts u n d des V ersta ndes, die höchste E n tw ic k lu n g der I n d iv id u a litä t im Dienste der A llge m einheit. Das Ideal b e r u h t a u f dem d e r m e n sc h lic h e n G a tt u n g im K eim e a n g e b o re n e n u n d d u r c h die K u l t u r gez ü ch tete n V ervoll­

k o m m n u n g s tr i e b e ; es tr itt d e s h a lb a u c h n u r d o r t in die E rs c h e in u n g , wo eine Rasse, ein Volk sich bereits im ruhigjen Besitz einer über die p rim itiv e n Z u stä n d e w eit e r h a b e n e n h ö h e re n K u l t u r befindet, u n d es beda rf wohl k a u m n ä h e r e r A u s fü h ru n g , d a ß die A nlage zu seiner ( a n n ä h e r n d e n ) V e rw irk lic h u n g je n a c h Rasse un d K u l t u r ­ fäh ig k e it d er V ölker versc h ied e n ist.

Der p h ilo s o p h ieren d e n B e tr a c h tu n g zeigt sich das H u m a n itä ts id e a l von v e rsc h ie d e n e n Seiten. Da es als e t h i s c h e s Ideal zu b etra c h te n ist, u n d da in d er T u g e n d e n - u n d P flichte nlehre zw ischen Pflichten des M enschen gegen sich selbst u n d P flich te n gegen a n d e re u n te rs c h ie d e n w ird, w elc h en beiden K ate gorien einerseits die in d u - v id u a listisc h e n , an d e rerseits die sozialen T u g e n d e n e n tsp re ch e n , so h a b e n w ir a u c h a m H u m a n i tä t s id e a l eine i n d i v i d u a l i s t i s c h e u n d eine s o z i a l e Seite zu u n te rsc heiden. J e n e begreift die Pflicht der S elb stb ild u n g n a c h allen R i c h tu n g e n m e n sch lich e n K ö n n e n s in sich, diese ab e r die pra k tisc h e M enschenliebe, die n a c h den F o rd e ru n g e n d e r G erec h tig k e it zu einem G efühl des W o h lw o lle n s gegen alle L ebewesen, also a u c h die Tie re, e rw eitert w e r d e n m u ß . Erst beide S eiten z u ­ sa m m e n g e n o m m e n , ergeben den vollen Begriff d e r H u m a n i tä t .

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132 Gebauer Heft 5 Im a b e n d lä n d is c h e n K u ltu rk re ise h a t w ie d e rh o lt die b e w u ß te A bsicht eines hoch- e n tw ick e lte n Volkes, zuerst des griechischen, die V er w irk lic h u n g des H u m a n i t ä t s ­ ideals sich zu m Ziel gesetzt. Zuletzt ist dieses, wie w ir trotz aller sc h lim m en E rfa h ru n g e n des W eltkrieges feststellen müssen, eben als Ideal G e m e in g u t der ganzen europä ische n K u ltu r w e lt gew orden, so oft a u c h in der P raxis, zu m al w e n n politische Leidenschaften die V e r n u n ft v er b le n d e n , dagegen gefehlt w ird. In der Geschichte ist freilich jeweils m e h r die in d iv idualistisc he o d e r die sozialethische Seite der H u m a n i t ä t b etont w orde n. Das höchste Ziel der K u ltu r e n t w i c k lu n g aber ist ohne Zweifel ih re V e r b in d u n g u n d ferner die g rö ßtm öglichste V erallg em e in e ru n g des

richtig v e r s ta n d e n e n H u m a n i tä t s g e d a n k e n s .

Das H u m a n itä ts id e a l der alten G riechen u n d des klassischen A lte rtu m s w a r zu einseitig a u f die h a r m o n isc h e A u s b ild u n g des M enschen als Einzelwesen u m seiner se lbst willen gerichtet. Sozialethische E rw ä g u n g e n lagen den alten Völkern g ä n z ­ lich fern, soweit n ic h t die sta atliche P olitik in F ra ge k am . Der Ein zeln e sollte allerdings ein gute r S ta a tsb ü rg e r sein, aber die m enschlich-gesellschaftliche Seite der H u m a n i t ä t ging leer aus. Der Begriff des Mitleids, dieser schönsten aller k u ltu r f ö rd e rn d e n Eigenschaften, blieb den G riechen u n d Röm ern f re m d ; u m die A rm en u n d E le n d e n h a t m a n sich ta tsä c h lic h g a r n ic h t oder n u r se hr w enig ge­

k ü m m e r t. Erst das C h risten tu m t a t den g roßen befreienden S ch ritt v o m Egoismus zu r E n tw ic k lu n g der altruistischen Motive. Freilich v e r k ü m m e r te , d a der Sinn des g lä ubigen Christen zu ausschließlich a u f das Je n seits g eric htet w ar, dabei w ieder die individualistisc he K u ltu r . Aber die Forschritte des Mittelalters w aren doch üb era u s große. Die christliche K arita s b ra c h te u n e rm e ß lic h e n S egen: erst d am als gab es eine g eordnete Pflege der A rm en u n d K ra n k e n , in deren Dienst so gar R itte rorden traten , der S k la v e n h a n d e l w u rd e bekä m pft, der H örige fand ein milderes Los, besonders bei den geistlichen H erre n, u n d in der christlichen S itte n ­ lehre triu m p h ie r te , w enig stens den „ R e c h tg lä u b ig e n “ gegenüber, die T u g e n d des Mitleids.

Die Renaissance bed e u te t eine R ü c k k e h r zu d em klassischen Ideal stärkster B e to n u n g des In d iv id u a lism u s in der A u s b ild u n g der m e n schliche n A nlagen, u n d nie w ohl w a r m a n h o c h m ü tig e r u n d erbarm ungsloser, u n h u m a n e r , als im Italien der Renaissance. Erst die Reform ation weckte w ieder die Kräfte des Gemüts.

Betonten Renaissance u n d H u m a n is m u s , beide vo rw ieg e n d w eltlich geric htet, das klassische Ideal, so e rsta rkten u n te r der W i e d e re rw e c k u n g des religiösen Lebens die altruistischenT riebe. Erstickten sie d a n n n a c h k u rze r Blüte a u c h wieder in den theolo gischen Z änkereien der Gegenreform ation u n d des Zeitalters des D reißig­

jä h rig e n Krieges, so rettete n sie sich im P ietism us u n d in dessen S treben n a c h w e rk ­ tä tig e r Nächstenliebe doch in glü cklichere Zeiten h in ü b e r.

Im 18. J a h r h u n d e r t b ric h t der H u m a n i tä t s g e d a n k e in a n n ä h e r n d e r V o lle ndung zu m erstenm al siegreich d u r c h ; der Zug zur B ild u n g vereinigt sich m it d em Zuge zur allgem einen Menschenliebe. Die einseitige V ersta n d esk u ltu r w urde , in D eu ts ch ­ la nd seit Geliert, g em ild e rt d u rc h ein vertieftes, u n e n d lic h reges Gefühlsleben, a u c h a u f w eltlichem Gebiete. Als begeisterter Apostel des H u m a n itä tsid e a ls t r a t in unse re m Volke H erd er auf, als sein philosophische r E rk lä r e r u n d Ausleger als­

d a n n W ilh e lm v. H u m b o ld t. Lessing w a r u n e r m ü d l ic h für den T o le ra n z g e d a n k e n

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tätig. Unsere klassischen D ichter ab e r g abe n diesem Ideal a u c h seine künstlerische P rä g u n g , so Goethe in der „ I p h ig e n ie “ , Schiller im „ D o n Carlos“ , in w elchem er d en K a m p f des Despotismus m it der H u m a n i tä t , einem höchsten, freilich p r a k ­ tisch noch u n k la re n sittlic hen Idealismus m it politischer Z uspitzung, behandelte.

W e n n es a u c h im 18. J a h r h u n d e r t noch an d u rchgreifende n praktischen Er- 0 gen zur V erw irk lich u n g des H u m a n itä tsid e a ls m angelte, so w aren doch die nregungen zu ihrer D u rc h fü h r u n g se hr häufig u n d nic h t n u r in den Schriften er geistigen G rößen, sondern a u c h in d e r Tagesliteratur, Zeitschriften u n d populären R eform büchern zu finden. In den weitesten Kreisen g e w a n n das Ideal w a rm e A n h än g e r u n d F ü rs p r e c h e r . U n d es liegt in der N a tu r der Sache, d a ß hier weniger die in d iv id u alistisc h e Seite, welche sc hließlich in der G estaltung des künstlerisch geniale n E inz elm e nsc hen gipfelte, als die so u n g eh e u er wichtig e, bis d a h in fast n u r von der K irche ; un d vo n religiös gestim m ten N a tu re n gepflegte s o z i a l e t h i s c h e R ic h tu n g , n u n m e h r im w e l t l i c h e n Leben, auf ihre Kosten kam . Überall in den w eitverbre ite ten perio dischen Blättern, W o c h e n - u n d M onats­

schriften, finden wir reflektierende B e tr a c h tu n g e n u n d positive Vorschläge zum Ausbau der H u m a n i tä t . Aus ih n e n spricht der allg em ein e Geist der Zeit, das T ypische der neu e n K u ltu r , vie lleicht noch deu tlic h er als aus den literarischen W e rken der b e d e u te n d e n M änner. Denn im m er erst, w e n n die A llgem einheit den großen G e d a n k e n zugä nglic h gew orden, ist die S tu n d e des kulturellen F orts chritts gekom m en.

I I .

Die F o rd e ru n g der allgem einen M enschenliebe bildete als G rundlage der p r a k ­ tis chen H u m a n i t ä t einen L ieblingsgegenstand der E rö rte ru n g u n d w u rd e im Geiste des herrsch e n d en R a t i o n a l i s m u s n ic h t n u r auf die Lehre Christi, sondern v o rn e h m lic h au f das n a tü rlic h e Gebot der V e rn u n ft gegründe t. In der W o c h e n ­ schrift „ D e r M e nsch“ (Halle a. S.) findet sich im 175. S tück des J a h rg a n g s 1753 hierüber u n g e fä h r F olgendes:

Ein Mensch w ird n u r a lsd an n erst ein r e c h te r M e n s c h ,w e n n er ein w a h r e r M e n sc h e n - freund ist u n d sein Herz d u rc h die Liebe z u r M enschheit en tz ü n d e t wird. Durch die allen M enschen e n tgege ngebrac hte F re u n d s c h a ft v e rg n ü g t sich der Mensch an der Glückseligkeit aller a n d e re n M e n sch e n ; er ist ohne E in s c h rä n k u n g geneigt, dieser G esin n u n g G enüge zu leisten u n d alles zu tu n , was in seinem Vermögen steht, um an d e r e r M enschen W o h l fa h r t zu fördern. ( W ir finden hier den seit Christian Wolff in der deu tsch e n Philosophie heim isch gew ordenen E u d ä m o n i s ­ m u s wieder, die G lückseligkeitsth eorie: Unser eigenes Glück wird gefördert, indem wir a n d e re n helfen). D urc h eine so treffliche Gem ütsverfassung beweist der Mensch, d a ß er seine M e nschhe it fühlt. W e r ab e r an d e re Menschen h a ß t , h a ß t dam it a u c h seine eigene N atur. Die Pflicht der Menschenliebe folgt au c h daraus, daß Gott viele M enschen a u f E rde n z u s a m m e n w o h n e n läßt, d a m it sie ihre W o h l ­ fahrt gegenseitig fördern. W e r kein M ensche nfreund ist, ist ein „ U n m e n s c h “ , e'J1 » U n g e h e u e r“ (!). Der eingepflanzte n atü rlich e T rieb zur [Menschenliebe m u ß a er d u rc h die E rz ie h u n g gehörig „ e r h ö h t u n d v e r s tä r k t“ w erden. Aus der all­

gem einen Menschenliebe entspringen alle sozialen T u g e n d e n , Mitteilsamkeit, W o h l ­ i g k e i t , W o h lw o llen , Mitgefühl u n d Opferwilligkeit. Die gegenteilige G e sinnung 1920 Das Humanitätsideal in der Zeit der Aufklärung und der Empfindsamkeit 133

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134 Gebauer Heft 5 f ü h r t zu den Lastern Geiz, M iß gunst, S ch ad e n fre u d e u n d Hartherzigkeit. Der' w a h r e M e n sc h e n fre u n d b e t ra c h te t alles Gute, das a n d e r e n w iderfährt, als sich selbst w id e r f a h r e n ; er t u t also an d e re n Gutes, a u c h um sich selbst d a d u r c h Gutes zu t u n . E r b e d a n k t sich bei Gott u n d seinen M itm ensc hen a u c h in s e i n e m N am e n für die a n d e re n Menschen erwiesenen W o h l ta t e n . Es ist ihm d a h e r g ar n ic h t m e h r verdrießlich, die ungleiche V erte ilung der G üter u n d V o llkom m enhe ite n auf E rd e n a n z u se h en . E r ist v ie lm e h r m it ihr zufrieden, un d seine glückliche Ge­

s i n n u n g ä u ß e r t sich u nausgese tzt in W e r k e n der Liebe, in freudigen Gaben un d Diensten.

A uch d e r E influß des V erhältn isses des E inzelm enschen z u r Geselligkeit w urde v o m S ta n d p u n k t der H u m a n i t ä t erörtert, z. B. von Christian G arve in seiner Schrift

„ Ü b e r Gese llschaft un d E in s a m k e i t" ( 1 7 9 7 — 1800). Die zweite Hälfte des 18. J a h r ­ h u n d e r ts zeigt uns a u f diesem Gebiete im Leben die gegensätzlichsten E rsche inungen, ausschw eife ndste Geselligkeitspflege bei den einen neben übertrie benste m H an g e zu r Z u rü c k g ez o g en h e it bei den a n d e ren . Es liegt nahe , d a ß ein sta rk vom H u m a n i t ä t s ­ ideal Begeisterter in d e r Vorliebe z u r A b sch ließ u n g von a n d e r e n n ic h t die E r ­ f ü llu n g der von diesem Ideal geforderten Pflichten zu erblicken verm ochte. In d er W o c h e n s c h r ift ,,Der M e n sc h “ von 1753 (Stück 191) wird dieser S t a n d p u n k t lebhaft vertreten. Z w ar w ird der W e r t gelegentlic her und seltener A bso n d eru n g a u c h des T u g e n d h a f t e n zur S a m m l u n g hier n ic h t sc hlec htw eg v e r k a n n t.

Aber es w ird doch g eradezu gesagt: „ N u r ein U n m e n s c h h at einen überw iegenden u n d bes tän d ig en A bscheu vor der Gesellschaft u n d eine überw iegende u n d b e­

stä n d ig e N eigung zu der E in s a m k e i t“ . Zu folgern ist, wie es weiter heißt, die P flicht zu r Gesellschaft a u s dem biblischen W o r te ( „ E s ist n ic h t gut, d a ß der Mensch allein sei“ , 1. Mose, K ap. 2, Vers 18) u n d aus dem Gebote der V ernunft.

Der v erd e rb lich e H a n g z u r E in sa m k e it e n tste h t dem B e trac h ter aus einer allge­

m einen M enschenfeindschaft, die er als S ünde ansieht, oder aus einem ungere chte n Urteil über die M e h rh e it der Menschen und ihren sittlichen W e rt, aus Geiz, u n ­ m ä ß ig e r A rb e itsa m k e it (so beim G ele hrten), aus H o c h m u t, E igensinn, E m p fin d lic h ­ keit oder a n d e r e n schlechten E igenschaften. N u r der gesellige V erkehr erziehe zu m rec h ten G eb ra u c h der geistigen Kräfte, zu nützlichen K ü n ste n u n d W issen ­ schaften, zu den sozialen T u g e n d e n . Hier tritt in ty p is ch e r Art das S u b je k t aus d er Vereinzelung, die ih m noch bis gegen die Mitte des 18. J a h r h u n d e r t s , den A b schluß des „ i n d iv id u e lle n “ K u ltu rze ita lte rs nac h L a m p re c h t, eigentüm lic h war, h in a u s in den weiten Kreis d e r U m w elt; die es m it se inem Gefühl un d W e se n sin h a lt fortan zu erfüllen, in die es w ä h r e n d des n eue n subje ktivistisc hen Zeitalters, nac h Lam p- rechts A u sd ru c k , „ ü b e r z u s tr ö m e n “ trac h tet.

I I I .

G ehen wir zu den p ra k tisc h e n F olgerungen des H u m a n itä tsid e a ls über, so dürfen w ir hier der A rm e n - u n d Krankenpflege n u r k u rz ged e n k en . Auf diesem Boden h a t sich ja die K irche u n d das religiöse Gefühl der Menschen schon im Mittel­

alter z u m Teil in reichem M aße betätigt. Hier lag die Lehre Christi u n d der Apostel zu offen vor den G läubigen, als d a ß sich n ic h t a u c h Helfer h ätten finden

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