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Museum, Blätter für bildende Kunst, Nr. 16, 22 April 1833, 1 Jhrg.

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M 16.

Von d iesem U la tte e r sc h e in t w ö c h e n tlic h 1 B og. in Q uarto, so oft e s d ie V erstä n d lich k eit d e s T e x te s erfordert, w ir d e in e

B e ila g e g e g e b e n .

J a h r g a n g I .

1833.

D e r P reis des Jahrg. ist 5 1hl.

d e r d es hall). - - 5 - u n d w ir d d as A b o n n e m e n t p r ä ­ n u m e ra n d o e n trich te t. Man u n - te r z e ir h n e t mit d ie s l>lalt. a u s­

s e r b e i dem V e r le g e r , a u f a lle n K . L*r. P o s tä m te rn und in je d e r

so lid e n liu c h h a n d lu n ".

Museum,

B l ä t t e r fü,r b ild e n d e Kunst.

B E ill i n, den 22. April.

Redacteur D r. F. Kugler. Verleger George Gropius.

U eb er die

Z W E I T E K U N S T - U N D G E W E R B E - A U S S T E L L U N G

in K o e n ig sb e r g .

D i e E rrichtung eines neuen K unstvereines w a r so w enig schw ierig, dass alle, die sich die angeerbte Meinung gefallen liessen, in Königsberg fehle aller Sinn für die K unst und die daher das U nternehm en abentheucrlich oder m isslich nannten, je tzt einschen m üssen, w ie 3er G rund, w arum man so lange h ie r nichts für die K unst tliat, n u r bequeme Beschönigung sei. Das U nternehm en ist gelungen, w ir sehen eine öffentliche G allerie lebender Meister entstehn, w ie cs in der A bsicht des V ereines liegt, und diejenigen, die sich an die Spitze desselben ste llten , sind w e it en tfern t, das Gelingen ihrem £ if er zuzuschreiben, sondern lediglich dem Umstande, dass es an der Z eit

w ar. D em K ünstler genügt es nicht m ehr, sich die G unst des vornehm en Bestellers zu erw erb en , er w ill der W e lt gefallen und er erk e n n t, dass eine aufrichtige Theilnahme, auch ausserhalb der Residen­

zen seinen W e rk en m it Liebe entgegenkömmt. M en ­ z e l sagt irg en d w o , dass das aristokratische Anselm der L ite ra tu r, die sonst nur die Sache wreniger Aus- erw ählten wra r, einer dem okratischen Allgemeinheit w eic h e, dass durch O cffcnllichkeit e i n allgem einer nationaler S tand sich auszubilden beginne. — Eben so w enig kann die Kunstliebe ferner von den Mauern einzelner O rte begrenzt sein und w ir erleben cs, dass das dem üthigendc Verhältniss aufh ö rt, in dem die lla u p t- zu den Provinzialstüdlen ste h n , und dass der vorherrschende Adel der ersteren sich nicht ge­

gen die gerechten Ansprüche der letzteren behauptet.

D ie m it jedem Jahre sich verm ehrenden K unstausstel­

lungen, das bereitw illige Versenden der Gemälde von

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eine allgem eine Bildung b ew irk en und fördern.

D e r K unslverein für die R heinlande und W est- phalen, der so lange die von ihm gekauften Gemälde in drei Ausstellungen in Berlin, D üsseldorf und Cöln der öffentlichen Bcscliauung d arbot, erlaubte es aus besonderer Vergünstigung, dass auch Königsberg und Magdeburg einige derselben bew undern konnten.

D er V orstand des hiesigen K unst- und G ew erbe- Vereines ordnete v o r der im Mai dieses Jahres fest- gestellten Ausstellung eine im Jan u ar an , die fünf Gemälde der Schadowr-D üsseldorfer Schulc enthielt.

D ie drei geschichtlichen Gemälde: B e n t l e m a n n ’ s t r a u e r n d e J u d e n , K ö h l e r ’s R e b e c c a und S t i l - k e ’ s R i n a l d o sind von einander unterschieden, w ie e tw a das Epos, das Idyll und die Romanze. In B e n d e m a n n ’s J u d e n , in d er grossartigen Zusam­

menstellung von fünf F ig u ren , die alle Lebensalter bezeichnen, es sind d er G reis, die M utter, die Jung­

frau, das M ädchen und das Kind, ist Nationalschm erz, der V erlust von V aterland und F reih eit und die Er- duldung desselben in erhebender W ü rd e ausgedrückt.

S ie scheinen vor sich hinauszuschauen, aber sie schauen in sich, denn ih r Geist ist in G edanken der V ergangenheit und der Z ukunft versenkt. D er erste V ers des 137sten P salm s, der Babel und Zion zu­

sammenstellt, das D iesseits, w o die Harfe des H erren L ied tö n te , und das Je n seits, w o die K ette der Ge­

fangenschaft k lir r t, erk lärt alles und ungeachtet der R uhe der D ulder nehm en w ir bei der Gruppe gleich­

sam ein unfreiw illiges H inw enden von der Gegend w ahr, w o die Ileim ath liegt, zu der, w o Babel ragt.

In den folgenden Bibelversen finden w ir w ohl die H arfe, etw as Störendes aber h a t es, in ihnen auch die W eid e, um deren Stam m die Gefangenen sitzen, finden zu w ollen. — D ie Theilnalime, die die geniale S chöp­

fung fand, w ar überaus gross. Kuaben zeichneten fleissig die Gruppe, obw ohl das Grosse hier das Ge­

fällige überw iegt. D ie hiesigen Schauspieler zeigten sie zw eim al als lebendes B ild, das aber nicht so glücklich ausfiel, als in B erlin, w o bei einer Abend­

feier zur E hre der D üsseldorfer Gäste die jüngeren K ünstler durch die D arstellung der Juden das P la ­ stische der Erfindung geltend zu m achen w ussten.

D e r K upferstich von R uschw eyh nach ihnen, in die­

sen Tagen in unserem Kunstlokale un ter anderen B lät­

te rn ausgestellt, w urde m it vorzugsw eiser Liebe be­

trachtet. D ie N achricht, dass Bendem ann’s Gemälde

und dem M eister die Auszeichnung des v. Seydlitz- schen Preises zu T heil gew orden, w ard m it aufrich­

tiger F reude aufgenommen. — K ö h l e r ’s R e b e c c a w irk t in der eben so anspruchslosen, als ansprechen­

den Erfindung höchst w ohlthuend. Ausser dem V er­

eine w ünschte ein Privatm ann das W e rk zu besitzen, ü ber dessen beneidensw erthen Besitz aber der lei­

dige W ü rfel entscheiden soll. D ie K unde, dass die L andschaft von Lessing h e rrü h rt, w a r damals noch n ic h t zu uns gekom m en, w odurch der W e rth des Gemäldes (d en n w e r vermag über dem rein ästheti­

schen alle geschichtlichen Beziehungen abzuw eisen?) noch erhöht w ird. — S t i l k e ’s bezaubernde F arben­

p rach t in R inaldo’s Abschied von A rm ida w ar. etw as bis dahin liier gänzlich U nbekanntes. D ie Seele in Tasso’s Jerusalem : G laube, Liebe und E hre w e h t uns in dieser Schöpfung an. Das P rotokoll, so nann­

te n einst die über alle S elbständigkeit erhabenen, regelrechten M aler eine Folge der Farben auf der P a le tte nach den F arben des R egenbogens, w ird n ich t leicht vollständiger geselin, rotli ist Arm idens G ew and, gelb glänzt R inaldo’s goldene Rüstung, das M eer ist vorne grün und in der Tiefe blau und die Zauberinscl endlich glüht in violettem Schim m er. — W ie die geschichtlichen G em älde, so stehen sich auch die beiden L a n d s c h a f t e n von L a s i n s k i und H e u n e r t entgegen, in dem Felsengrund des ersteren dringt sich uns das riesenhaft G ew altige auf, h ie r das still E rhabene, dort beobachten w ir die furcht­

bare M acht der Matur in ih rer kolossalen W e rk sta tt, hier h at sie beruhigt alles mannigfach und reich ge­

staltet. D ie magische W irkung einer augenblicklich theilw eisen Beleuchtung, die man auf dem Flachlande nich t ah n t, giebt bei L a s i n s k i den schroffen Mas­

sen Leben. W ie begrenzt auch der Blick is t, w ie küm m erlich sich die Vegetation erh ä lt, so fühlt sich dennoch die Brust bei den him m elhohen Felsspitzen er­

w eitert. H e u n e r t ’s Landschaft, die E igenthum des zu begründenden Stadtm useum s gew orden ist, h at durch G ruppe’s Beurtheilung in der Saatszeitung eine ge­

rechte W ürdigung erfahren. So w enig und so viel sahen w ir von der D üsseldorfer Schule, die so schnell und sicher der U nsterblichkeit entgegenreift. M öchte ih r verehrtes H aupt fortan segensreich über ,sie w a- clicn und das G erücht Lügen strafen , dass ihn D üs­

seldorf m it Berlin vertauschen lässt! — A usser den beschriebenen Gemälden verdienen folgende eine be­

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sondere Erw ähnung. H o p f g a r t e n ’s E rziehung J u ­ piters. E ine plastisch-sym m etrische, aber dennoch gefällige Anordnung, w ie dicss schon der Umriss lehrt, den der V erein der K unstfreunde im Preussischen S taa t von diesem zur Verloosung gekauften Gemälde anfertigen Hess. J. E. W o l f f , Mitglied der A kade­

m ie der K ünste in Berlin, den w ir seit 6 Jahren den unsrigen nennen, lieferte zu der Berliner Ausstellung, die die genannten Gemälde aus D üsseldorf v erh e rr­

lic h te n , ein lebensgrosses, w e i b l i c h e s B i l d n i s s.

A u d i bei uns w ard ihnen dasselbe zugesellt. Es w ird genügen, auf die günstige B eurtheilung in der Vossischen B erliner Zeitung zu verw eisen. U nter den W e rk en der n ic h t m ehr lebenden Maler w a r manches bem erkensw erth. E ine L a n d s c h a f t von S a v a r y , die eben so w ohl erhalten is t, als der K i n d t a u f s c l i m a u s , ein ehemals selten treffliches S tü ck von T e n i e r s d. j. oder einem seiner Schüler, das verdeutlichende Geschick des Ergänzers im Ueber- maass in Anspruch genommen hat. Z w ei in H olland gekaufte k l e i n e G e m ä l d e , deren M eister J. J.

S c h a I c h zw ar auf ihnen gelesen, aber ungerechter W eise im FüsslisclienLexicon verm isst w ird. Beide, als S eitcnstücke bestim m t, stellen W aldpartien d ar, die w eniger naturgetreu als m it Empfindung, einer an- m uthigen S auberkeit und einer eigentlm m lichcn Mei­

sterschaft ausgeführt sind. — D er B ildw erke w aren w enige und unter ihnen ausgezeichnet die B r o n c e - b i i s t e Sr. K öniglichen H oheit des K ronprinzen von P reussen vom Professor R a u c h .

W e n n der B erichterstatter über die W e rk e hie­

siger K ünstler sich nie ein öirentlichcs U rtheil erlau­

ben w ird, so kann er noch w eniger von den Gegen­

ständen des K unst- und Gewerbefleisses als R ichter sprechen. Vielen Beifall fanden die geschmackvollen 1 a p p a r b e i t e n von W i e b e . Ih r W e rth besteht vorzüglich in den Federverzierungen, deren Erfinder e r 1S^' Glas näm lich sieht man Schm etterlinge, Vögc , lumcn, die sich eben so sehr durch die Ge­

sta lt, a s durch den Glanz der buntfarbigen Federn auszcichnen. Mit Theilnalime w urde beschn das M o ­ tu j ®|ncr ^ a m P ^m a s c h i n e von S t e i n f u r t , das

o e der F rontseite des T h e s c u s t e m p e l s von o im , ein K u n s t s c h l o s s v o n N c u m a n n , e in T a u f-

d e r h i e s i S e n E i s e n g i e s s e r e i . - D ie offent heben A usstellungen w erden unfehlbar ei­

nen fruchtbaren W etteifer un ter den G ew erbtreiben- den w cc k cn , w ie dies sich jetzt schon aus einem

Zeitungsstreite scliliessen lä sst, den zw ei Instrum en­

tenm acher m it einander fü h rte n , von denen einer frem de A rbeiten als eigene zu seiner Empfehlung ausgestellt haben sollte, eine Sache, die sich zu E hren des Angegriffenen entschied.

D e r Erfolg der A usstellung, d ie , da die Rück­

sendung der D üsseldorfer Gemälde bestim m t w ar, n u r 17 Tage wrä h rtc , w ar den E rw artungen durch­

aus entsprechend. Eine kleine Verloosung von Ge­

mälden und anderen K unstgegenständen (des verkäuf­

lichen gab es n u r wenig) w urde ohne Mühe bew irkt.

130 P ersonen tra te n unserem Vereine b ei, d er um so m ehr getrost dem kom m enden entgegensieht, als viele der ausgezeichnetsten K ünstler ihre Theilnahm e bereits in der M aiausstellung betliätigen. Ist K unst­

liebe hier rege, so w ird die E ntlegenheit Königsbergs kein Hinderniss sein. S ch ick t doch ein Elbinger (Jan sso n ) Gemälde aus Rio de Janeiro zur Ausstel­

lung nach B erlin, w arum sollten die K ünstler in München und D üsseldorf A nstand nehm en, uns den Genuss ih rer W e rk e zu vergönnen? In w eniger als 40 Tagen ro llt der F ra ch t w agen auf der Chaussee von D üsseldorf bis liielier.

Königsberg, im April. A. H a g e n .

L I T H O G R A P H I E U N D K U P F E R ­ S T I C H .

F. C. Vogels Panorama des Rheins oder Ansichten des rechten und linken Rhein­

ufers von Mainz bis Coblenz. (D ers. Titel franz. und engl.) F ran k fu rt a. M. in der lithogra­

phischen A nstalt von F. C. Vogel.

E in inappcnartiger Umschlag, etw a drittehalb S pannen lang, anderthalb h o ch , m it M arroquin-Riik- ken, träg t an der Ausscnscite den obigen Titel braun gedruckt auf M usterpapier, w oran gleich die Rand- cinfassung, eine w eisse filigran-ähnliche V erzierung, sehr angenehm in’s Auge fällt. K nüpft m an die Mappe auf, so w iederholt innen ein T itelblatt in farbigem D ruck m it geschmackvolleingefassten L ettern dieselbe A ufschrift, m it dem B eisatz: das r e c h t e R heinufer nach der N a t u r g e z e i c h n e t von J. F.

D i e l m a n n , a u f S t e i n g e z e i c h n e t von A. F a y ; das l i n k e nach der N atur und auf S tein gezeichnet

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von J. B e c k e r . In dieser Mappe liegen nun in zw ei herausnehm baren, von einander getrennten L a ­ g e n , jede von der halben Höhe der M appe, und nach der Länge derselben zusainm engelegt, d ie A n ­ s i c h t e n des rechten und die des linken Rheinufers in einer langen Folge verbundener und untereinander- gcfalztcr Blätter. Jede Lage (som it jedes Ufer) h at auf ihrem obersten B latt einen eigenen Titel (deutsch, franz. und engl.) in dem offenen M ittelfelde einer A r a b e s k e n - G u i r l a n d e , die von A d o l p h S c h r ö ­ t e r erfunden und ra d irt ist.

A eusscrst sinnreich ist die Erfindung dieser A r a ­ b e s k e n , die Com position voller S c h w an g ; Ausfüh­

rung und S tich eben so anm uthig und rein. Beide­

m al bildet ein , nach den Bedingungen des Form ats, länglichtes G ew inde fünf Hauptfelder, deren m ittleres von einer trophäeuartigen D ecoration um geben, die T itelschrift en th ä lt, w äh ren d zw ei rechts und zw ei links sich um klein e, phantasievolle G ruppen schlin­

gen. A uf dem T i t e l b l a t t f ü r d a s r e c h t e R h e i n ­ u f e r w eben Eichenlaub und Epheu-R anken die läng- lichviercckige Einfassung um das Ganze und in ihren innern W indungen die freien R ahm en der Bilder.

D as M ittelfeld m it der A ufschrift h at die G estalt ei­

nes auf die Spitze gestellten V ierecks. Zu seiner oberen Spitze laufen von links ein an D o rn w erk uniM ' Laub hängendes R a u c h f a s s , von rechts eine Eplieu- ran k e zusam m en; die un teren S eiten bilden links ein liegender S t r e i t k o l b e n , schräg hinausgclehnt ein K r u m m s t ab und ein gleichlanges, m ächtiges R i t- t e r s c h w e r d t , darunter ein \V i s e n d e n h o r n und ein zw ischendurchgelcgter S c h i f f s a n k e r , der nebst dem Heft des S chw erdtes auf einem röm ischen S t ä ­ b e b ix n d e l lastet. H in te r der Mündung des Horns, dem Krnmmstab und S ch w crd t blickt eine P a l e t t e vor. R echts liegt ein um gestürztes S ä u l e n - C a p i t a l

a m B oden; auf ihm stellt, nach der S eite geschoben,

die K a i s e r k r o n e , m it Edelsteinen besetzt; über ih r flattert eine P r o c e s s i o n s f a h n e ; neben dem Capitäl im Munde eines liegenden B e c h e r s ein Z i r k e l ; u n te r dem Rand des Bechers ein M e is s e l.

D iess die D ecoration der Inschrift. V on den S eiten­

feldern zeigt links das erste zw ei r ö m i s c h e S o l ­ d a t e n ; der eine liegt niedergestreckt m it tiefhängen- dem K opf im E pheugcw inde; der andere, im Kampf, deckt, sich zurückbiegend, sein behelm tes H aupt und das grimm igersclirockene G esicht m it seinem kleinen Schild, indess die R echte das kurze S ch w erd t zückt;

denn über die Ranke, die ihn um giebt und von h in ­ te n sogar eine Schlinge um seinen Hals zieh t, h at vorn aus dein Nebcnfeld herüber ein grösser G e r ­ m a n e seinen nervigen Fuss auf den des Röm ers ge­

se tzt, h at sich in’s Kreuz gew orfen, dass das Bären­

fell flattert, und d ro h t, das bärtige G esicht an den langen Schild gelehnt, die F aust m it der Lanze bis über den K opf erhoben, einen tödtlichen Stoss. H in­

te r ihm, dessen rückstehender Fuss auf grossen Eicli- blättern ru h t, k n ie t sein W e i b , vorgebeugt und ge­

stützt auf den Biindel L anzen, den sie in der rech­

te n Hand für ihn bereit h ält; m it der linken umfasst sie das nackte K ind, das in ihrem Schosse liegt;

sie blickt voll F eu er, m it flatterndem H aar, nach dem Feinde hin ü b er, dessen Fall sie erw artet. D ie G ruppe, in ihrem Laubgehege, athm et ein unver­

gleichliches L e b e n ! — A uf der ändern S eite von der Inschrift fasst das erste kleine Feld u n te r der um ­

r a n k t e n Processionsfahne eine N o n n e ein, die u n te r dem S ch leier, der über K opf und S chultern herab-- flicsst das G esicht andachtvoll neigend, die Hände m it dem Rosenkränze faltend, auf ihren Knieen liegt.

H inter ihrem R ücken, w o breite W e in b lä tte r m it dem Eplieu sich verschlingen, ist ein verm um m ter N a r r im Begriff über das G eländer zu k le tte rn ; m it der L inken hilft er seinem hochgestem m ten F u ss;

in der R echten präsen tirt er graziös den ihm eigenen Stab, und zieht ein G esicht un ter der Schellenm ütze.

D er E ichenzw eig, der sich über ihm hinzicht, neigt sein Ende über einem l i e b e n d e n P a a r . E in jun­

ger R i t t e r im leichten H ofgew and, den F alken auf der F aust, flüstert seinem F r ä u l e i n zärtliche W o rte zu, und sie le h n t sich, ihre Hände u n te r dem Miedec an einer G ew andfalle übereinandergelegt, in seinen A rm m it scham hafter H ingebung, und lässt ih r an- mutliiges Köpfchen an seine W ange sinken.

N icht m inder vortrefflich ist das T i t e l b l a t t f ü r d a s l i n k e R h e i n u f e r . H ier umgeben die In ­ schrift von oben zw ei reichbcsetzte, grosse, nieder- hängende R ö m e r (a n d ere, als auf jenem Blatt, näm ­ lich W e in -R ö m e r); unten liegt ein langer M a u e r ­ b r e c h e r , aber um ihn ist ein R o s e n k r a n z gew un­

den, und eine B i s c h o f s - M ü t z e leh n t zw ischen ihm und einem r ö m i s c h e n F e l d z e i c h e n , dem sich ein K r e u z gesellt h a t; queer am Balken ein zerbro­

chenes R ö m e r s c h w e r d t ; daneben einige M ü n z e n . Z ur ändern Seite streck t sich eine gew altige T u r ­ n i e r s t a n g e rechts hinaus; eine p ä p s t l i c h e K r e u z -

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s t a n g e daneben; u n te r ihnen halb auf einem gros­

sen B u c h , das auf einer H e l l e b a r d e lie g t, halb auf dem Ende des M auerbrechers ein aufgesperrter K i t t e r h c l m und S t ü c k R ü s t u n g ; uu ter dem Ilclm nackcn kom m t Brust und K opf einer auf den R ücken gefallenen w eiblichen A n t i k e zum V or­

schein. — D ie Räume neben diesen T itel-E m blem en zur L inken sind durch Guirlanden von grossen Lilien und von E ichenlaub, die sich durchschncidcn, ab- gelheilt. D er erste links zeigt uns einen j u n g e n J ä g e r , der knieend m it der A rm brust nach einem R a u b v o g e l zielt, w elch er über d er obersten R anke des zw eiten Feldes ein W cin b latt m it dem Schnabel fasst, ohne Ahnung der Gefahr h inter seinem Rük- ken. H inter dem ritterlichen Schützen steh t ein w ohlbeleibter, bärliger J ä g e r , der in ein W aldhorn stösst. N iedriger neben diesem F eld, un ter einem W in k el von Eichenzw eigen, sieht man den Oberleib eines M ö n c h e s und eines K n a b e n , den er in ei­

nem Buch lesen lässt. D arüber im nächsten, von Lilien umschlossenen Feld sitzt eine deutsche J u n g ­ f r a u , am W ocken spinnend; ih r gegenüber, das A nt­

litz m ehr nach vorn gew andt, spielt eine andere die Z ith e r; zw ischen beiden hängt eine grosse Bundlilie herab. So w ürdigernst der M önchskopf schräg unter ihnen ist, so licblichzart sind diese Mägdlein. Schräg über ihnen ist w ieder ein Nebenfcldchcn. H ier hockt, u n te r Rebcnlaub geduckt, dicht über dem röm ischen Feldzeichen ein possierlicher P f e i f e r , der, die Q ueer- pfeife spielend, sein K äppchen w e it aus der S tirn gerückt h a t; und sein K a m e r a d sitzt gar im Kelch des R öm ers; K opf, B rust, H ände m it der Schallm ey streckt er heraus und bläst sehr angestrengt und ernsthaft herunter. A uf der entgegengesetzten Seite sclmäbeln sich zw ei T a u b e n zw ischen dem ändern leergelassenen Röm erkclcli und der Turnierstange.

D ie kleinen G ruppen dann der beiden Hauptfelder zur R echten sind über die theilende Ranke hinüber au f eine ähnliche W eise verbunden, w ie auf dem ändern T itelblatt die beiden Hauptabtheilun gen der linken Seite. W en n aber dort der Fuss des rächen­

den Germ anen die Ranke überschritt, so stossen hier friedlich und freundlich die B echer zw eier Trink- brüder zusammen. H ier ist näm lich alles m it W e in ­ laub und Trauben um gittert. Zuvorn sitzt e in Z e ­ c h e r , der eben m it A ndacht und Verstand seine Lippen in den Röm er versenkt h a t; neben ihm streckt e in Z w e i t e r seine Fiisse in die Trauben,

und dieser h at sich nach d er ändern Seite hinauf- w ärts g ew endet, um m it dein P okal in der empor- gestreckten Hand einem K a m e r a d e n zu begegnen, der sich von oben aus grossen W e inblättern herab­

b ückt und w ährend dem Anklingen einen Rebzweig m it der L inken, sich stützend, fassen muss, um nicht zu fallen. U nter ihnen und dicht un ter einem F a s s e sitzt ein M ä d c h e n auf B lüthen, die W einfüllerin;

denn sie hält in der rechten Hand ein Hcnkelgefass, und ein anderes h at sic un ter den Hahn des Fasses gestellt, an dem ihre L inke dreht. D en Schluss die­

ser köstlichen Gruppe m acht ein untersetzter K ü f e r , d er, launig genug, dasselbe F ass, w elches die Kell­

nerin anzapft, erst fertig schlägt. Gespreizt steht er auf ein paar Reben, die sich am Fass vorüberziehen, h at den Stemm meisel an einen R e if gesetzt und ho lt m it dem Hammer w e it aus.

In der T hat schon diese T itelblätter sind geeig­

n et genug, die A ufm erksam keit der K unstfreunde auf das neue W e rk zu richten. Sie sind ein neuer Beweiss von S c h r ö t e r ’s W itz und von der geist­

reichen L eichtigkeit, w om it er seine Erfindungen durch die sprechendsten und anziehendsten Motive durchführt. — D ie verschiedenen M om ente, durch w elche N atur, Geschichte, S itte, K unst das Ufcrland des Rheinstrom s heiligen — zu w elchem sinnreichen S piel der P hantasie sind sie in diesen Arabesken zu­

sammengegriffen und in gefällige Uebergänge ver­

flochten !

A ber auch die landschaftliche A rbeit der drei ändern genannten K ünstler, die U f e r - A n s i c h t e n selbst sind lobens- und em pfehlenswerth. D a bis je tzt die P r o s p e c t e des r e c h t e n R h e i n u f e r s von der M a in m ü n d u n g un ter H o c h h e i m bis hin u n ter nach K o s t e r schon n e u n u n d z w a n z i g B l ä t t e r , und eben so viele die des l i n k e n von der F a v o ­ r i t e b e i M a in z bis nach H i r z e n a c h hinunter ausm achen, so sieht man zum voraus, dass auf kei­

nem Blatte zu viel zusammengedrängt und doch m eist auf jedem ein Ensemble, sei es von Berg- u n d W a ld - gruppen oder von m alerischen O rtschaften vereinigt ist. Dass die N atur dieser Ufer, der S trom , die In ­ seln, Höhenzüge, Ruinen und L ustsitze, S tädte un d Ansiedlungen eine w undervolle Gallerie bilden, ist nichts N eues; dass aber dieselbe auch in diesen Steinzeichnungen m it Sorgfalt, m it Haltung und D eutlichkeit der Verhältnisse abgeprägt und noch in s feinere D etail m arkirt is t, muss bem erkt und

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an erkannt w erden. Unbeschadet d er G esammtsiclit h a t sich d er Fleiss der K ünstler auch auf die un ter­

geordneten Form en natürlicher und architektonischer Erscheinungen, so w ie auf F erne und Luft erstreckt.

D e n verschiedenen C harakter der G egenden giebt eine gew andte S chattirung zu erkennen; und m an­

nigfaltige Staffage, m it G eschm ack angebracht, belebt die D arstellung. Man w ird an dem r e c h t e n Ufer von D i e l m a n n und F a y den sanften H öhenschw ung u n te r B i e b e r i c l i und w eiterhin das stärkere V or­

tre te n der Felsen, die dichter am S trom e ragen, vor­

trefflich unterschieden und durch die Behandlung von G ew ölk und W ellen un terstü tzt finden. D as l i n k e von B e c k e r em pfiehlt sich schon auf den beiden

e r s t e n B lättern durch die feine Aufnahme von M a in z .

U nter Mainz sind, um dem B eschauer nichts entge­

h e n zu lassen, die P e t e r s - , B i e b e r i c h e r - und S c h i e r s t e i n e r A u e in besonderen kleinen B lättern dem Panoram a so verbunden, dass sie, daran vorge- schlagen, den näheren V ordergrund der jedesmaligen B lattansicht bilden; untergebogen, das Ufer h inter ihnen sehen lassen. G lücklich und m it grösser Z art­

h e it ist auch B i n g e n und das T h a l d e r N ä h e ­ rn iin d u n g w iedergegeben und sofort der ganze reiche W ech sel von landschaftlichen R eizen jene Biegung des Rheines hinab. — So w ird , w e r jenes köstliche W e r k deutscher N atur aus einer gefälligen Nachbil­

dung kennen lernen oder sich den V orschm ack eines künftigen Reisegenusses geben oder auch die E rin­

nerung an einen vergangenen unterstützen w ill, an V o g e l s vcrdienstlicher U nternehm ung sein Interesse befriedigen können. D en Liebhabern solcher V edu­

te n em pfehlen w ir zugleich das

P a n o r a m a v o n K o b l e n z u n d s e i n e r U m ­ g e g e n d , a u f g e n o m m e n v o n d e r P f a f f e n d o r f e r H ö h e , n a c h d e r N a t u r g e z e i c h n e t v o n C a r l B o d m e r , g r a v i r t v o n R u d o l p h B o d m e r . Bei C. B a e d e k e r in Koblenz.

E in B latt von n icht w eniger als 3 Fuss 5 Zoll L änge, über 5 Zoll H öhe; A quatintadruck und colo- r ir t m it reinem , kräftigen Pinsel. W ie geeignet diese K u n start für die k la re , distincte A nsicht, für scharfe H ebung der Massen bei m ilder und breiter Beleuchtung ist, bew äh rt sich m usterhaft an diesem B latt. So w e it gedehnt die Aussicht is t, so leicht fasst sie sich zusammen, und dabei fehlt es n icht an einem angenehmen Schm elz der G ründe und Fernen. A uf der rechten R heinseite stehend, süd­

östlich über Koblenz, h a t m an den blauen S trom vor sich; ganz im V ordergrund, links im B ilde, E h r e n ­ b r e i t s t e i n ; von w o sich die S c h i f f b r ü c k e nach der S tad t hinüberschw ingt; die S tad t und ihre Au im M ittelgrund, auf der einen S eite von der M o s e l um fangen, die sich fernher aus ihrem T hal hervor- schlängelt, auf der ändern vom R h e i n e der die Mosel aufgenommen h a t, an Koblenz und seinem h eitern Ufer hinström t und das grüne H e r z m it ge- th eilten W ellen umfliesst. H ier tr itt au ch , im V or­

dergrund rec h ts, das rechte Ufer w ied er vor m it dem D örflein auf der A nhöhe, von w o die Aussicht genom men ist. D ie H ügelkette m it den Festungs­

w erk en h in te r K oblenz, die andere jenseits dem Mo­

selfluss, die in das begrünte V orland ausläuft, um w elches herum der R hein im w eiteren Bogen, als die Mosel, sich in’s Bild hereinbiegt; die H öhen hin­

te r diesem Thal de6 R heines, die sich durch den ganzen H intergrund des Bildes ih flachen W ellen fort ziehen, alles entfaltet sich in feinen A bstufungen;

und w en n das Auge von den frischen Farben des V ordergrunds über den w eichen Strom , die liebliche Lage der S tad t und die grünen Töne ihres Grundes nach den duftigen verschlungenen Bergen und dem lichten A ether der F erne h inschw eift, durchläuft es im kurzen Flug ein zauberisches Ganze.

D r. A. S.

N a c h r i c h t e n .

Uebcr einige Gegenstände der diesjährigen M ü n c h n e r K u n s t a u s s t e l l u n g enthält die W ie ­ n e r Z eitschrift für K unst, L ite ra tu r etc. im M ärzheft d. J. interessante Aufsätze, auf w elche w ir hiem it aufmerksam machen. W ir erlauben uns, unseren L e­

sern eine kurze Beschreibung der angeführten W e rk e, m it Hinweglassung anderw eitiger Bem erkungen und U ntersuchungen, m itzutheilen.

F r i e d r i c h O v e r b e c k : I t a l i a u n d G e r m a ­ n ia . Oelgemälde. Z w ei w eibliche Figuren, die trau ­ lich an einander geschmiegt, Hand in Hand, m it Blik- k en eines gegenseitigen V erständnisses, den Bund eines glücklichen Daseins feiern: jene traum artig in sich selbst versunken, als vernähm e sie in dem heim ­ lichen Z uspruch ihrer S chw ester den R u f ferner Z eiten ; diese, voll von dem Gedanken der schönen G egenw art, daher im Ausdrucke dringlicher, gew is­

ser, heiterer.

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P e t e r v. C o r n e l i u s : K r e u z i g u n g C l i r i s t i . C arton, F iguren in kolossaler Grösse. D ieser C arto n g ehört zu einer Reihenfolge von W a ld g e m ä ld e n , de­

ren Ausführung dem K ünstler für die L udw igskirche übertragen w o rd en ist. __ Aus dem E n tw ü rfe des G anzen scheint die A bsicht hervorzuleuchten, den Gegensatz von A nnahm e und V erwerfung m it grösstem N achdruck hervorzuheben, so zw ar, dass der Vorgang der Kreuzigung dadurch zugleich als sinnvolles V orbild des zukünftigen G erichtes erscheine. In d er M itte des Bildes der W e lth eilan d , schw ebend am Stam m e des K reuzes zw ischen den beiden, m it ihm verur*

th eilten M issetliätern, u n te r ihm in fester Geschie- denlieit C hristen, Ju d e n , Heiden. Z ur R echten des G ekreuzigten senkt auf den reuevollen Schächer der Engel sich n ie d er, b ere it, die scheidende Seele des Begnadigten aufzunehm en; zu r L in k e n , über dem höhnenden, verzw eifelnden Sünder, strec k t der uralte F ein d des M enschengeschlechtes schon die K rallen der Hölle nach d er gew issen Beute aus. A uch in den G ruppen der Juden und H eiden überall dieselbe scharfe Abstufung. D o rt die olfenbaren F ein d e, Sa- dueäer und P harisäer, nach ihren verschiedenen Gci- stesrichtungen und Zuständen, m it der ergreifendsten W a h rh e it geschildert; im H intergründe dagegen die stillen B ekenner N ikodem us und Joseph von Arima- thia. H ier die röm ischen K riegskncchte, über die K leider das Loos w erfe n d ; über ihnen aber der gläu- k big gew ordene H eide, m it der L anze, w elche die S eite des Erlösers durchstach. N ur u n te r den G e­

stalten der C hristen, am Fusse des K reuzes zusam- v , inengedrängt, erblickt das Auge keine W id ersac h er;

ein und dasselbe Gefühl des tiefsten Mitleids und Scelenschm erzes ist über alle ausgegossen. D er S ty l ist streng k irch lich , der ältesten Vorstellungsw eise und den herköm m lichen T ypen sich zw ar anschlies­

send, jedoch m it der freisten H andhabung aller Mit­

te l und völlig unabhängiger Bewegung des Geistes.

D e r s e l b e : E n t w ü r f e z u d e n F r e s k e n f ü r d i e P i n a k o t h e k . F ederzeichnungen in Umrissen.

— Vergl. Museum No. 9. S. 68.

J u l i u s S c h n o r r v o n C a r o l s f e l d : D e r T o d d e s K a i s e r F r i e d r i c h B a r b a r o s s a . Grosses Oclgcm älde, im A ufträge und nach den Bestim mun­

gen des verstorbenen Ministers von S tein gemalt. - '*■ D ie Lan schaft des Bildes eröffnet dem Auge ein w e it ausgedehntes Gefilde, von dem verhängnissvollen Flusse d urchschnitten, begrenzt von einem hohen

Gebirgszuge, an dessen Ausgang gegen die Ebene und den Fluss die S tadt Scleucia sich ausbreitet. D er feierliche, durch dünnes G ew ölk n u r sauft gebrochene Lichtglanz eines glücklichen Himmels durchdringt den ganzen Raum. D ie K atastrophe selbst ist in dem­

jenigen Moment festgchalten, w o der entseelte Leib, den W ellen so eben entrissen, von K nappen an das U fer gehoben w ird. Ueber der H auptgruppe ragt hoch auf einem w eissen Rosse jener R itte r hervor, vou dem erzählt w ird , er habe den sinkenden K ai­

se r, sich ihm nachstürzend, zuerst ergriffen. U nter den Nebenfiguren erregt zunächst eine jugendliche H eldengestalt vorzügliche Aufm erksam keit. P u rp u r und K rone m achen in ih r den Sohn des Kaisers, den jungen Friedrich von Rothenburg, kenntlich. Mit ge­

flügelten S ch ritten und dem A usdruck eines noch zw eifelhaften Schm erzes, der, w as er vor sich sicht, kaum glauben kann, eilt er dem O rte des Schrcckens zu. V on dem M ittelpunkte der Handlung pflanzen sich die Affccte der T ra u e r, d er Bestürzung, de»

Entsetzens auf die Um stehenden näher und ferner fo rt, in den mannigfaltigsten Abstufungen zw ischen den beiden E ndpunkten w ürdiger H altung und trost­

los verzw eifelnder Geberdung. Ganz im V ordergründe des Bildes erscheinen die D iener der K irchc, ein Bischof m it seinem Diaconus, beide im priestcrlichcn G ew ände; h in ter ih n e n , m it dem A usdrucke scliwei’

bezw ungenen Schm erzes der Kanzler des Kaisers, zu w elchem von dem K ünstler sinnreich das Bild des ehemaligen Ministers von S tein benutzt w orden ist.

D e r s e l b e : S i e g f r i e d ’s E i n z u g i n W o r m s ; und: S i e g f r i e d ü b e r g i e b t C h r i e m h i l d c n d e n G ü r t e l B r u n h i l d e n ’s, in d e m e r i h r d a s d a r a n g e k n ü p f t e G e h e i m n i s s e n t h ü l l t . Z w ei Car­

to n s, für die Nibelungensäle in der königlichen R e­

sidenz, al fresco auszuführen. — Siegfried k eh rt nach U eberw indung der Sachsen nach W orm s in das Hoflager des Königs G ünther zurück. Das Bild alhm et in allen seinen Theilen n u r S ieg, Jubel und Glanz des R itterthum es. In voller W e lir und R üs­

tung ziehen die Nibelungenhelden durch die T hore der S tadt herein; an ih rer Spitze schöner, gew al­

tig e r, freudestrahlender als alle U ebrigen, d er S tärkste un ter den S tark en , S iegfried, von G ünther, der ebenfalls zu P fe rd e , m it königlichem Grusse bew illkom int. N eben dem Zuge h er reiten die ge­

fangenen Sachsenkönige, auf w elche Siegfried als

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auf die Trophäen seines S ie g e s , m it einer dem K ö­

nige huldigenden Geberdc h in w eist. In dem Gefolge des H elden fällt das Auge zunächst auf H agen, von dein Banner, das V olk er ihm zur S eite hoch empor- liä lt, so überschattet, dass seine ganz in D u n k el gehüllte G estalt neben der leuchtenden Siegfried’s einer W e tterw o lk e g le ic h t, in deren S choosse der Blitz schon cingeschlossen is t, der jenen treffen soll.

Zuschauer verschiedenen A lters und G eschlechts füllen den Vordergrund und den erhöhten Vorbau ein es H auses im z w e ite n Grunde des Bildes aus:

Siegfried aber ist der einzige G egenstand, in w e l­

ch em , w ie in einem B rennpunkte, alle R egungen und B ew egu n gen der Theilnahm e sich sammeln. — N eben diesem Carton w irk t der z w e ite , Siegfried und Chriem hildcn darstellend, m it allen Süssigkeiten ein es gcheiinuissvollen Stilllebens. D em H elden ist das Herz aufgegangen, M und, A u g e, Haltung legen dafür sichtbares Zcugniss ab. D ie Stim m ung ergiesst sich in die vertrauteste M ittheilung, w elch e Chriem- liild lauschend entgegennim m t, ganz O h r , ganz W eib.

(B eschluss folgt.)

P r iv a t - C o r r e s p o n d e n z .

11 om , den 28stcn März 1833. W enig Stoff zu Mitthei- lungen bietet mir die kürzlich begonnene hiesige Kunst­

ausstellung. Die Herren L u c a s und N e r l i lieferten dazu zwei hübsche Landschaften; erstere komponirt, letz­

tere eine Ansicht bei Carrara mit Staffirung eines Mar­

mortransports für Thorwaldsen durch Büffel. Dann eine schwedische Landschaft, Blumen von S e n f f , einige schöne aber bereits bekannte Portraits eines Russen, die Kreuzabnahme eines anconitanischen Künstlers etc. Der Bildhauer W o l f f der gegenwärtig an einer vortrefflichen Gruppe „ H e b e u n d G a n y m e d “ arbeitet, verkaufte vor wenigen Tagen seinen „Krieger, der sich die Beinschie­

nen anlegt,“ an einen Engländer. V an K e s s e l s herr­

liche Gruppe aus der Sündflutli gehört zu dem A lle r - vortrefflichsten, was ich von neuerer Kunst je sah. Ein grosses Gemälde des Herrn B r ü l o f f aus Russland „letz­

ter Tag Pompeji’s “ und mehrere Seestücke des französi­

schen Künstlers Mr. G u d in finden mit Recht viele B e ­ wunderer. Herr Brüloff wird nächstdem eine „Scene aus der Sicilianischen V esper,“ in gleicher Grösse mit dem genannten Bilde, malen. Der gegenwärtige russische Minister am päbstlichen Hofe Mr. de Gourief macht bedeu­

tende Erwerbungen; in der kurzen Zeit, dass er hier ist,

kauflc er eine Tänzerin C a n o v a ’s für 5 oder 6000Piaster, ferner eine Arbeit von B ie n a im e und nächst ändern mir nicht bekannten Kunstwerken, zwei grosse Landschaften von C a te l.

Dem General J o u b e r t ist von seiner Vaterstadt A ix eine Marmorstatue errichtet worden. Sie wurde von den Bildhauern L e g e n d r e und H era Id zu Lyon ausgeführt und ist 8 Fuss hoch, auf einem Fusfcgestell von 11 Fuss.

Der General, halb in seinen Mantel gehüllt, zeigt mit der linken Hand aut die Erde und hält den Degen in der rechten: sein Hut liegt auf der Erde. Recht glücklich ist der Gedanke, ihn so in dem Augenblick darzustellen, wo ihn kurz vor der Schlacht von llivoli Bertliier im Ange­

sicht des Feindes fragte, wo er seine Schlaclitfronte auf- slellen w olle und ihm Joubert antwortete: „L a, general!“

D iese Stelle hatten aber eben die Franzosen, vor dem Feinde zurückweichend, verlassen. Joubert sammelte unter dem mörderischen Feuer der Oestreicher seine Truppen w ieder und trug durch ein kühnes Manüvre wesentlich zum Gewinne der Schlacht bei.

Der Bildhauer D a v id hat von der Stadt R o u e n den Auftrag erhalten, eine Statue Corneillc’s zu verfertigen.

B e r lin . Im grossenSaal der hiesigen Kunstakademie war kürzlich eine Reihe interessanter Bilder von verschie­

denen älteren Meistern ausgestellt. Aeltere Italiener, als Cima da Conegliano, Gjovartni Bellini, eine heilige Familie von Perugino u. a.; ältere Deutsche, namentlich eine merkwürdige Taufe Christi, w elche die Eigentüm lichkei­

ten der niederrheinischen (cölnischen) und der Eyck’schen Schule in sich zuvercinigen schien; spätere Italiener, z.

B. einige hübsche Sassoferrato’s; tüchtige Niederländer*

unter ändern ein bem erkenswertes Bild von Tilbor^h]

einem bei uns wenig bekannten Meister der späteren Periode; ein Bild von Breckelenkamp, ein Arzt der einer kranken Frau an den Puls fasst, mit gutem Humor gemalt, vortreffliche Blumenstückc, ein ausgezeichnetes veneziani­

sches Bild von Canaletto u. s. w.

K U N S T - A N Z E I G E V.

Leben und Werke des dänischen Bildhauers Bertel Thorwaldsen, dargestellt von J. M. Thiele, Prof. und Sc- cretair an der Königl. Akademie der Künste zu Kopen­

hagen. Ir Theil mit 80 Kupfcrtafeln und einem facsimile.

Leipzig, 1832. Preis 20 Thlr.

Berlin in der Kunsthandlung von G. G r o p iu s .

Gedrückt bei J. G. B r ü s c h c k e , Breite Strasse Nr. 9.

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