M 50 . J a h r g a n g 1. 1833.
V on d ie se m B la tte e r sc h e in t w ö c h e n tlic h 1 B o g . in Q uarto, so o ft e s d ie V e r stä n d lic h k e it d e s T e x te s erford ert, w ir d e in e
B e ila g e g e g e b e n .
D e r P r e is des Jahrg. ist 5 thl.
d er des halb. - -
un d w ir d das A bonnem ent j>rä- uu in erando entrich t et. M?n u n te r z e ic h n e t a u f d ies B la tl, au s
s e r hei dem V e r leg e r , a ul a lle n K . lJr. P ostäm tern und in jed er
so lid e n B u ch h a n d lu n g .
M u s e u m,
B l ä t t e r f ü r b i ld e n d e K u n st,
B e r l i n,
den 16. December.
Redacteur D r. F . Kugler. Verleger George Gropius.
Von
a l t - m e x i k a n i s c h e r B a u k u n s t .
D i e M exikanischen Monunientte erscheinen, obgleich sie b ereits ein vollkom m en ausgebildctes S ystem zei
gen, als die einfachsten un d ursprünglichsten der uns bekannten A rchitekturen.
Als Gortez im Anfänge des lö te n Jah rh u n d erts das R eich von Mexico ero b e rte , befand sich dieser S ta a t bereits auf einer ausgebildeten C ulturstufe, ja schon in einer gew issen A usartung begriffen. U eber die G ründung, so w ie über die E ntw icklungs
geschichte dieses m erkw ürdigen S taates ist uns in dess w enig b ekannt gew orden, indem die spanischen E ro b e re r, von Fanatism us und H abgier auf gleiche W e ise angetrieben, nach M öglichkeit zerstört und
v ern ic h te t haben. D och zeugt eine grosse Menge noch vorhandener B audenkm äler, plastischer Monu
m e n te , liieroglyphischer M anuscripte von dem eigen
t ü m l ic h e n Leben des Volkes. Man nim m t an , dass die B evölkerung des Landes von Nord-Asien aus ein
gew an d ert sei; m an nennt als ältere B ew ohner des Landes die T ulteken (seit dem 7ten Ja h rh u n d e rt nach C h risto ), als deren Nachfolger (am E nde des 12ten Jah rh u n d erts) die A zteken. D iese Zeitbestim m ungen, die sich künftig vielleicht noch genauer herausstel- Ifen w erden, sind für die folgenden B etrachtungen indess gleichgültig; uns genügt es zu w issen , dass die Cul- tu r des Volkes sich ohne Beziehungen nach aussen, also ohne E inw irkungen von d ah e r, selbständig e n t
w ic k e lt h at und dass seine M onum ente einer solchen E ntw ickelung entsprechen.
Als H auptbauform erscheint u n te r den arch itek to n i
schen M onum enten vou Mexico diejenige, w elche stets
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als die einfachste, die anfänglichste zu bezeichnen ist, freilich h ie r auf e ig e n tü m lic h e und consequente W e ise durchgebildet — die P y r a m i d e .
K egel- oder H albkugel-förm ige G rabhügel von verschiedener G rösse, w elc h e häufig Vorkommen, dürften, w ie an vielen O rten d er E rde, so auch hier als die V orbilder der P yram iden zu b etrach ten sein.
S ic en thalten gew öhnlich G änge, w elch e an der Ba
sis in das In n ere fü h re n , m it schräge gcgencinander- gelegten S tein en b ed e ck t: zum Tlicil auch grössere G em ächer, w elch c d urch einen scnkrcchtcn S tollen von oben ih r L ic h t empfangen.
D ie regelmässig geform ten, d. h. über d er G rund
fläche eines Q uadrates errich tete n P yram iden er
scheinen zunächst auch noch als die G rabm äler von h o h en V erstorbenen. Gänge und T reppen führen in das Innere, w elches zuw eilen aus verschiedenen Ge
m ächern besteht.
E ine grössere B edeutung aber erh ält diese F orm der P y ram id e d ad u rch , dass s ic , oben abgestum pft, als ein h o h e r, w e ith in sichtbarer F e u e ra lta r, d. h.
als Tem pel, dient. D iese P yram idcntem pel, T e o c a - l i ’s gen an n t, bestehen gew öhnlich aus m ehreren A bsätzen; auf das obere P late au gelangt m an durch ausserhalb gelegene T re p p en , w elch e e n tw e d er in b eträ ch tlich e r B reite an einer oder an allen 4 S eiten gerade auf steigen, oder schm aler, im Z ik z ak , von einem Absatz zum ändern führen. A uf der F läche des hohen P la te a u ’s befinden sich A ltä re , K apellen, T em pel von verschiedener Grösse und Gestalt. D en Tcocali umschloss ein v ierck ig er, m it einer Mauer um gebener Hof, in w elchem G ärten, W asserbehälter und die W ohnungen der P rie ste r sich befanden.
W ir w ollen u n te r den vielen vorhandenen Mo
num enten d er A rt n u r einige als Bespiele betrachten.
So haben sich bei T e o t i h u a c a n , 8 Leguas nordöstlich von M exico, U eberreste z w e ier pyram i- dalischer Tem pel erhalten. A uf dem Gipfel der klei
n e re n , dem Monde g ew eihten P yram ide zeigeu sich R este eines 40 Fuss langen, 14 Fuss breiten alten G ebäudes, aus 3 Fuss dicken und 8 Fuss hohen un behauen Steinen. D e r Eingang am südlichen E nde h a tte 3 F enster an jeder S eite, und ein anderer E in gang findet sich an der nördlichen A nsicht. A uf der grossen, der Sonne g ew eihten P yram ide h at die Z eit Alles vertilgt. D ie G rundlage dieser P y ram id e ist 645 Fuss lang, die senkrechte H öhe b eträ g t 171 F.
Um beide Tem pel w erd en , iu verschiedenen R ich
tu n g e n , kleinere P yram iden angetroffen, die gegen
w ä rtig n u r als E rhöhungen erscheinen. (V ergleiche S t i e g l i t z G eschichte der B aukunst, S. 74.)
D e r w ich tig ste, m it den grossartigsten und präch
tigsten B aulichkeiten um gebene P y ra m id e n -T em p el w a r der in der H auptstadt M e x i c o befindliche, w el
ch e r von den S paniern ze rstö rt w o rd e n ist. E r be
stand aus 5 A bsätzen und die' T reppen gingen h ie r ausnahm sw eise n ic h t gerade au fw ärts, oder im Z ik
z a k , sondern sie w an d en sich fünfmal um die ganze Masse u m h er, bis sie au f die S p ite führten. E ine Beschreibung dieses Tem pels n ach B eltram i en th ält das T übinger K unstblatt 1831, No. 102 und 103.
Z u den bedeutendsten d er n och vorhandenen T em pelreste gehören unstreitig die bei P a l e n q u c , in G u a t i m a l a , belegencn; sie w erd en von den B ew oh
n ern der Gegend die „ste in e rn e n H ä u s e r,“ Casas de piedras, genannt. D ie ansehnlichste dieser Anlagen ru h t a u f einem w eiten in 3 A bsätzen em porsteigen- den pyram idalen Untersafz. In der M itte d er einen S eite ist eine b reite T reppe. A uf der w eiten oberen Fläche d er P yram ide befindet sich ein C om plex ver
schiedener G ebäude un d H öfe, eingeschlossen von einem A ussenbau, der sich am R ande des P late au ’s h in z ieh t, n ach aussen in Pfeilerstellungen geöffnet.
D ie einfach vierckigen P feiler sind m it Vorstellungen in R elief v erz iert, die Oeffnungen gerade g e d e c k t Innerhalb dieses Aussenbaues sind 3 Höfe von v er
schiedener Grösse und zw ischen diesen u n d zu ihreu S eiten die verschiedenen Gebäude. D ieselben ruhen h ie r auf einem U ntersatz von n ic h t unbedeutender H öhe; kleine T reppen führen w ied e r zu ihnen em
p o r; auch sic sind durch P feilerstellungen geöffnet.
Säm m tliche H äuser tragen hohe pyram idenartige D ä c h e r; das Kranzgesims b esteh t aus 2 parallel über einander liinlaufcnden P latten . D ie inneren Räum e sind durch stufenartig übereinander vorkragende S tein e bedeckt. A usgezeichnet ist u n te r diesen Ge
bäuden ein T hurm von 5 H auptgeschossen und eben soviel kleineren durch die Gesimse g etrennten Z w i
schengeschossen. D ie G rundfläche jedes höheren Ge
schosses ist von geringerem U m fange, so dass auch h ie r ein pyram idales A nsehen entsteht.
Ic h übergehe verschiedene andere Gebäude, w elc h e den eben beschriebenen ähnlich sind, um au f die höchst m erkw ürdigen P aläste von M i t l a n zu kom m en, w elche n ic h t zu gottesdienstlichen Z w ec k en , sondern als königliche R esidenz erbaut
scheinen u n d ohne Z w eifel zu den ältesten Monu
m enten des Landes gehören. D iese haben in ih re r äusseren E rscheinung etw as w esentlich V erschiede
nes von den eben beschriebenen G ebäuden, indem bei ih n rn sow ohl jen er pyram idale G rundbau fehlt als sie auch eine ganz eigenthüinliche G liederung d er Massen und eine e ig e n tü m lic h e A nw endung des O rnam entes zeigen. — D ie Paläste von Mitlan bil
den einen viereckigen H of, zu dessen S eiten 4 von einander gesonderte G ebäude stehen; 3 von diesen
„sind von seh r geringer Tiefe bei bedeutender Länge, das 4te ist geräum iger. Alle ruhen auf einem be
träc h tlic h vorspringenden U nterbau, zu den Eingän
gen führen e tw a 8 grosse Stufen em por. D er E in gänge sind in jedem G ebäude 3 , durch je 2 starke viereckige P feiler gesondert. In dem einen der schm aleren Seitengebäude befindet sich d er Länge n ach e i n e Stellung von 5 runden S äulen; eine gleiche von 6 Säulen in dem breiteren V orderraum des H aupt
gebäudes. H ier fü h rt ein D urchgang in m ehrere hin
te re R äum e, u n te r denen ein fast quad ratisch er, in d er M itte liegend, als H auptraum erscheint. — M erk
w ü rd ig ist an diesem G ebäude vor A llem die For- m irnng d er Fa$ade. D ieselbe zerfällt (ü b e r dem ge
nan n ten Unterbau) in 4 horizontale S treifen von un
gefähr gleicher H öhe; der u n tere von diesen b esteh t aus ein er P la tte und einem nach unten vorspringen
den geraden H auptgliede; die drei oberen S treifen aber laden in ih ren ebenfalls geraden H auptgliedern n ach o b erw ärts au s, so dass diese als überhängend erscheinen. In diesen oberen H auptgliedern befinden gfeh lange, b eträch tlich vertiefte Felder, w elche m it m an
nigfaltigem R eliefornam ent, aus den Zusam m ensetzun
gen gerader L inien gebildet, reich v erz iert sind.
A ehnlich sind die in ih re r H auptform einfachen P fei
le r v erz ie rt; sie haben an ihrem O bertheil ein ähn
lic h vorspringendes G lied m it einer P la tte , w elches eine A rt K apitäl bildet. U eber den drei P feilern befindet sich ein langer, m it gleichem O rnam ent v er
sehener A rchitrav. — D iese P a lä ste , in ih re r ein
fachen P ra c h t, m achen einen hochernsten und feier
lichen E indruck. —
Man k en n t n och verschiedene R uinen ähnlicher B auw erke. —
U n te r den B auresten des alten M exico m üssen endlich noch verschiedene B r ü c k e n erw äh n t w e r d e n , w e lc h e , w ie w ir bereits bei anderen Ueber- deckungen gesehen haben, durch schräg g eg en ein an
der gestem m te S teine gebildet w erden oder durch schräg über einander vorkragende, w elche oben durch breitere S teine bed eck t w erden.
W a s die an architektonischen und anderen Ge
genständen vorkom m enden O rnam ente anbetrifft, so sind die einfacheren zw a r m eist in strenger W'eise, die m eh r zusam m engesetzten aber in sehr schw an
kenden und schw ülstigen Form en gebildet. D ie m enschlichen G estalten, w enigstens die erw ähnten Reliefs an den P feilern von P alenque, sind m it einem gew issen V erständniss des N ackten gebildet, aber m it barbarischem , d. h styllosem S chm uck überladen.
M erkw ürdig ist übrigens an diesen Figuren eine ganz bestim m t ausgesprochene Nalionalphysiognom ie, w elche sich ebensow enig der aegyptischen als w ie der indischen irgendw ie annährt.
D as H au p tw erk über die alten A rchitekturen von Mexico ist L o r d K i n g s b o r o u g h : A n t i q u i t i e s o f M e x ic o . London 1831, und zw a r die im 4ten Band enthaltenen Monuments o f N e w -S p a in by M. D upaix,
— F e rn er: M ythologisches Taschcnbusch von F ried rich Meyer. 2 te r Jahrgang, m it Abbildungen. — U eber Palenque existirt ein eigenes W e rk : „H uehue- tlapallan, A m erika’s grosse U rstadt in dem K önigreich Guatimala. Neu en td ec k t von A ntonio del Rio und als eine P hönicisch-C ananäische und Carthagische P flanzstadt erw iesen von D r. P au l F elix Cabrcra.
Aus dem Englischen des H. B erthoud.“ W ir w ollen den P hönicischen U rsprung dieser M onum ente indess dahin gestellt sein lassen.
E in e r bedeutenden E rw e ite ru n g u n serer K ennt
nisse sehen w ir durch die Forschungen eines neue
ren R eisenden, W aldeck, eines Z eichners und A rchäo
logen, entgegen, w elc h er 6ich gegenw ärtig zum S tu dium d er A ztekischen D enkm äler in A m erika auf
hält. F. Kugler.
W o i s t P e t e r P a u l R u b e n s geboren?
D as „ B e ib la tt der K ölnischen Z eitung“ en th ält uw eilen kunstw issenschaftliche A ufsätze, w elch e h ie r n ic h t le ich t in die Hände eines grösseren P u blikum s gelangen dürften. W ir theilen einen dieser A ufsätze (in No. 18 des Jahrg. 1833 en th a lte n ), d er die obige U eberschrift fü h rt und von besonderem Interesse sein dürfte, vom H errn Verfasser e rw eitert, unseren Lesern mit.
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In einem berichtigenden A rtikel, die G eburt des P hilipp R ubens betreffend (siehe No. 241 der K ölni
schen Z eitung), w ird von einem m it d er vaterstädti- schen G eschiclitc v ertrau ten Verfasser nebenbei als zw eifelhaft dargcstellt, ob des G enannten B ruder, der berühm te Maler P e t e r P a u l R u b e n s , am 28. Ju n i 1577 w irk lic h in K öln oder in A ntw erpen geboren w o rd en sei. In d er V oraussetzung, dass eine E rö r
terung dieser F rage dem P ublikum nicht ganz gleich
gültig sein dürfte, möge dieselbe h ie r folgen.
Als Jo h a n n Rubens, der R echte D o cto r und M it
glied des M agistrates der S tad t A ntw erpen, zur Z eit d er niederländischen E m pörungen, B ildcrstürm ereien und P lünderungen, w egen religiöser M einungen an- gefelidet wa r d , erschien er am 31. O ctober 1568*) vor dem versam m elten M agistrate und liess sich von dem selben das Zcugniss seines pflichtm ässigen und untadelhaftcn W andels ausfertigen; er verliess A nt
w erp en und w äh lte zu seinem künftigen W o h n o rte das friedliche Köl n, w o er m it seiner H aushaltung hinzog. H ier gebar ihm seine G em ahlin, Maria P y - peling, am 27. A pril 1574 den bereits erw äh n ten P h ilip p , und endlich am 28. Ju n i 1577 den so be
rü h m t gew ordenen jüngsten S o h n , w elc h er bei der Taufe in der hiesigen P fa rrk irch e des heil. P e tru s zum A ndenken an seinen G eburtstag, .das F est der beiden Apostel, die Namen P e te r P au l erhielt.
A ndere specielle D aten über Johann Rubens und dessen Fam ilie w ährend ihres hiesigen A ufenthaltes scheint die G eschichte k ein e aufbehalten zu haben, au sser, dass Johann R u b en s, im Besitz nam hafter p cc u n iä rc ru n d inlcllectuellcr M ittel, sich ausschliesslich seinem H ausw esen und der E rziehung seiner K inder w idm ete, w obei er, in Erm angelung eines öffentlichen A m tes, keine besondere V eranlassung zu auffallenden W ahrnehm ungen gegeben haben mag.
N ach dem am 1. März 1587 h ie r erfolgten Ab- sterben des in der hiesigen P e tri-P farrk irc h e beerdig
te n Jo h an n Rubens sehnte sich dessen W ittw e zu ihren V erw an d ten n ach A n tw erp en zu rü c k , theils w egen d er Erziehung ih re r K in d er, anderntheils, w eil nach der denkw ürdigen, zw ölfm onatlichen B e
lagerung A ntw erpens durch den H erzog von P arm a, seit dem 20. August 1585, w o es sich ergab, w ied e r
*) Ausführlich za lesen in.* Histoire de la vie de P. P.
Rubens p a r J, F. M. Michel, Licentie en D roit, Bruxelles 1771. Pog. 10 — 11.
R uhe und F riede d o rt herrschten. E in d ritte r Be
w eggrund zur R ückreise der W ittw e Rubens w a r die nachzusuchende R ück erstattu n g ihres G rundeigen
th u m s, w elches theil w eise von den kriegführenden P arte ie n abw echselnd in Beschlag genom m en w o r
den w ar. S ie tr a t dem nach in dem au f den Tod ihres G atten folgenden Ja h re nach einem zw anzig
jährigen A ufenthalt in K ö ln , w ovon sie 19 Ja h re an der S eite ihres M annes, w ie dessen G rabschrift be
sag t* ), h ie r zugebracht h a tte , m it ih ren sieben K in
dern : P hilipp, Johann Bapt., H einrich, Bartholom äus, B landina, C lara, und dem eilfjährigen**) P e te r P aul, ihre R ückreise von Köln nach A n tw erp en an.
D ie E p o ch e, w äh ren d w elc h er Jo h a n n Ruben9 seinen A ufenthalt in A ntw erpen m it jenem in Köln v ertau sch te; die Z eit, w o P hilipp Rubens, d er ältere B ruder unseres P e te r P aul, zur W e lt k a m , sein eig
n e r G eburtstag, so w ie d er S terbetag des alten R u
bens in K öln, w elch e w ir als die H auptepochen des A ufenthalts jen er F am ilie in K öln’s M auern bezeich
nen, stehen n otorisch fest, und sind unseres W issens nie ernstlich b estritte n w orden. N ur d er einzige P u n k t, d er O rt n äm lic h , an w elchem P e te r P au l Rubens das L ic h t der WTelt erb lic k te , w o fü r übri
gens auf seinem eigenen G rabstein das J a h r 1577***) nachgew iesen is t , h a t in jungem Z eiten die E ifer
su ch t d er verm eintlichen N ebenbuhlerinn um diese E h re in dem G rade rege gem acht, dass sie eine T h atsaclie, die sie zu ih ren G unsten nachzuw eisen n ic h t v erm o ch te, Köln w enigstens dadurch streitig m a ch tc , dass sie , in Erm angelung u rkundlicher Be
w e is e t), einer w eltkundigen, ü ber zw ei Ja h rh u n d e rte unbezw eifelt gebliebenen Uebertragung, w elc h e nebst einem in diesem P u n k te glaubw ürdigen G eschichts
schreiber alle W a h rsch ein lich k eit für sich h a t, den Glauben versagte.
U n ter den W id ersach ern K ölp's nahm sich ein durch sein W e rk über die M alerei b ekannter K unst
sam m ler, F. X . de B urtin von B rüssel, w äh ren d des
*) H istoire de la vie de P, P, Rubens. S . 18.
**) E bendaselbst S. 19.
♦**) E bendaselbst S . 270,
f ) D ie T au fregister d er h iesig en Petri-P farrkirche reichen nur bis 1602, und die ältesten u n serer anderen K ir
chen nicht üb er 1591 hinauf, w o sie zufolge des Ge
bots d es Concilium s von T rien t (1563) w ahrscheinlich h ie r erst eingeführt wurden*
dieser S treitfrage am lebhaftesten an. S eine histo ri
schen F orsch u n g en , nach posiliven B ew eisen ü ber d ie Geburt, des Kobens in A ntw erpen, die er in bei
den S täd ten an stelltc, so w ie seine polem ischen G ründe scheinen indessen keinen sonderlichen Erfolg gehabt zu haben, indem n icht nur der 1821 in B rüs
sel gedruckte G e m ä ld e-C atalog des dortigen Mu
se u m s* ), sondern aucli selbst die 1820 — 1826**) gedruckten G e m ä l d e-Verzeichnisse des A ntw erp en er Museums dem Namen P e te r P aul Rubens allenthalben m it tro ck n e n W o rte n K ö l n als G eburtsort beifügen.
E r w ä g t man n un:
a) dass P . P- R ubens in dem B riefe, den er in Beziehung auf das Gemälde des heil. P e tru s am 25. Ju li 1637 ***) an den Maler G eldorf schrieb, selbst e r k l ä r t , i n K ö l n g e b o r e n u n d b i s i n ’s 10. J a h r e r z o g e n w o r d e n z u s e i n ;
b) dass G elenius in seinem W e rk e f ) , w elches e r bei L ebzeiten des Rubens schrieb und 1645 heraus gab, das in der Sternengasse gelegene Stam m haus des G rafen J. M. von G ronsfeldt als das H aus be
ze ic h n et, in w elchem P . P . Rubens (28. Ju n i 1577) geboren w o rd e n , in w elchem Maria von Medicis (3. Juli 1642) gestorben sei, und w elches dann den h ie rh e r geflüchteten. E rzbischof von Mainz zum Be
w o h n e r gehabt h ab e ; — dass G elenius, Augenzeuge der beiden le tzten D a te n , als G eneral-V icar der D iözese sich le ich t über die frü h em B ew ohner je
nes Hauses bis zur G eburt des P. P . oder bis zur Abreise der W ittw e R ubens (1588) gew isse K unde verschaffen k o n n te , w elche von dem D ru c k seines Buches an gerechnet n u r 57 J a h re , und von seiner eignen G eburt (1595) ab n u r 7 Ja h re aufw ärts re i
chen d urfte;
c) dass J. A udran, als er den S tich des u n te r den Gem älden d er L uxem burger G allerie befindlichen Bild
nisse von P. P . Rubens besorgte, sich bei der L e
gende, w elch e O rt und Tag von R ubens G eburt n ach w eis’t, gew iss vor jed er Fälschung oder U nrich
tig k e it v e rw a h rt haben w erd e ;
*) N otice des täbleaux etc. S. IX des Register»,
**) N otice-des tableaux etc. S. i7.
***) H istoire de la vie de P. P. R . S. 261.
\ ) De odm irando — M agnitudine etc. pag. l\Q7-
ler-B io g rap h en über den G eburtsort von P . P. R u bens einig sind;
e) Dass de B ürlin selbst S. 171 *) g esteht, m ehr G ründe fü r, als gegen K öln in diesem P u n k te en t
d eckt zu h ab e n , und S. 177 ebendaselbst, dass die in A n tw erp en vorliandnen T aufregister 10 — 17 Ja h r über des P . P . Rubens G eburt hinausrciclien, ohne Meldung von ihm zu th u n ; ferner
f ) dass die B rüsseler und A ntw erp en er Maler-Aka- dem ieen d er S ta d t Köln den V orzug, die G eburts
stä tte von P. P . Rubens zu sein, nun u n b estritte n einräum en.
B erücksichtigt man übrigens, abgesehen von obi
gen W ahrscheinlichkeitsgründen:
g) dass Johann R ubens, d e r, vor den belgischen U nruhen und religiösen V erfolgungen fliehend, in K öln seinem H ausw esen und den W issenschaften friedlich oblag, diesen Zufluchtsort m it seiner Haus
haltung schw erlich gegen einen d ritte n vertauscht h a
ben w e rd e , w o seine G em ahlin m it dem P. P . R u bens niedergekom m en und dann w ied e r nach K öln zu rückgekehrt sein m üsste. B edenkt m au schliess- nocli, dass,
h) selbst die M öglichkeit d ie ser V oraussetzung an
genom men, in diesem Falle den alten Rubens gew iss die L u st n ic h t angew andclt haben w e rd e , vor der, erst um 1584 — 85 in A n tw erp en hergestellten, R uhe seine G em ahlin do rt ihre W o c h en halten zu lassen und sic dann w ie d e r nach K öln zurückzufüh
r e n : — dann folgt:
So lange ein periodischen? A ufenthalt der F am ilie R ubens ausser K öln zw ischen den Ja h re n 1568 — 1587 n ic h t urkundlich nachgew iesen w erd en k ann, s o l a n g e d ü r f t e n u n s e r e s E r a c h t e n s d i e A n s p r ü c h e K ö l n s , d i e w i r k l i c h e G e b u r t s s t ä t t e v o n P e t e r P a u l R u b e n s z u s e i n , k e i n e m w e s e n t l i c h e n Z w e i f e l u n t e r l i e g e n . D*
*) T raite theorique et pratique &c. Bruxelles 1808,
Z E L T E R
über einige B ild er der Gemäldegallerie des Berliner M useum s.
In dem „B riefw echsel zw ischen G öthe und Zel
t e r , “ dessen erste T heile so eben erschienen sind, kom m en allerlei gute G edanken über Manches vor, auch über bildende K unst. Z eller besonders spricht sich gern über diejenigen D inge aus, die ihm am H erzen liegen, und dies auf eine eben so anm uthige
■wie erbauljche W eise. W ir theilen unseren L esern die Schilderung einiger H auptbilder, d er damals an- gekauflcn und aufgestellten G i u s t i n i a n i ’s c h e n G a l l c r i e m it, die Z elter (d en 23. Mai 1816) für G öthe entw orfen. D iese B ilder, bis auf eins, sind gegenw ärtig in der Gem äldegallcrie des hiesigen Mu
se u m s befindlich.
W ir haben eben den Genuss ein er Gemäldeaus- . Stellung. D ie G iustinianische G allerie, w elch e aus einer R eihe von 171 w o hlerhaltenen S tücken besteht, lässt eine für m ich belehrende V ergleichung d er Ma
lerschulen zu , w o rau s m an sieht, w as auch h ie r der E inzelne g e w irk t hat, und dass das, w as man Schule nennt, n ic h t L ehre, sondern W e rk und W esen ist.
W e r m ich zuerst in m einem S inn beschäftigt, ist d er N. P o u s s i n (den ich n u r aus K upferstichen k annte) durch die w und erb are N atürlichkeit, w ie in
n e re und äussere E rscheinungen in U cbereinstim m ung oder in G egensatz ste h n ; und eine P raxis die man schöpferisch nennen m uss; nahe daran sieh t Alles aus, als ob’s der P insel selber erfunden h ätte und in gew isser Entfernung, als ob’s gew achsen w äre. V or
züglich h a t m ich bis je tz t die No. 138*) beschäftigt.
D ie w eisse K uh in M itten des V orgrundes ist daa S chönste, w as m an sehen k a n n , w ie es n u r der H öchste d e r G ö tte r bilden konnte. S ie h a t sich, indem sie das B lut des Argus sic h t, eben in einen solchen M arsch g esetz t, d er die Grösse der L and
schaft bezeichnet. N ach der K raft und B ew egung u n d dem M uthe, w ü rd e m an sie für einen S tie r hal
te n , w e n n n ic h t eine entschiedene Z ierlich k eit das W e ib lich e h errschen m achte. D ie E m sigkeit der Ju n o , die A ugen zu r e tte n , w elche ih r v ielleicht zu
*) I, 416 nach d e r jetzigen Anordnung d er G em äldegal- le r ie im Museum.
B eobachtungen des Gemahls unentbehrlich sin d , ist hö ch st w a h r, naiv und w eiblich; das Auge knüpft sich gleichsam an diesen G egenstand fest, um die Ausbildung der unübersehbaren F ern e d er P hantasie zu überliefern. M erkur liebt sich m itten im Bilde w ie ein F lo r o der D u ft in die höheren R egionen zurück. N ahe d ara n , untersch eid et sich n u r eine Flcischfarbe kaum von d er L u ft, w e ite r ab ist es ein zicrlichcr K örper m it grösster S ich e rh e it gezeich
net. D ies alles, w ie annoch eine anschaucnde G ruppe lin k e r H an d , scheint n u r d a, um eine ruhige breite L andschaft zu zeigen, w elche u n te r sta rk belaubten Bäum en d u rc h , im bescheidensten Raume einen un
endlichen Raum b eh errsch t und das Auge in eine K ette blauer Berge lo ck t und v e rw irrt. Z w ei D rit- tlieile des Bildes bestehen aus L uft und W olken, die den G egenständen die ebenmässigste B eleuchtung zulassen.
E in höchst w underbares Bild ist die No. 97 von C a r a v a g g i o : E in arnor vincit omnia*). E in F au
n en artiger L iebesgott in Jünglingsgestalt z e rtritt, in
dem er sich von seinem breiten H errsch erlaser er-u h e b t, m it einem Fuss alles, w o n ach der Mensch tra c h te t, um sich nach aussen und innen aufzubauen.
D as B ild ist von k ein er angenehm en W irk u n g ; es scheint im Z orne gem alt zu sein ; sicher, k ec k ja frech, dabei gross und h errlic h ; m an kann n ic h t los
kom m en. Es m acht einen ähnlichen E in d ru ck w ie R aineau’s Neffe.
No. 98**) ist ein G egenstück dazu, doch von viel grösserer F o rm : E in geharnischter G enius, den m an für einen christlichen halten k ö n n te , h at den A m or niedergew orfen und ist im Begriff, m it aufge
hobner R echte und einer flam menden R uthe dem sel
ben ein P ro d u c t zu appliciren. E ben auch n ic h t edel, doch fu rchtbar gross, u n d , w ie das e rs te , zor
nig und m it Hass. Das Fleisch ist w irk lic h lebendig, man k an n ’s n ic h t lange genug betrach ten und fühlt sich gedrungen einen persönlichen U nw illen des K ünstlers vorauszusetzen.
D ie No. 39 von T i z i a n f) sch ein t eben auch eine persönliche Bedeutung zu haben, vielleicht verschm ähte L iebe: E in W u n d e r von F rauengestalt! R uhig und fast vornehm , b ed eck t sie m it d er L inken eine Brust,
*) I, 396 ebendaselbst.
**) I, 398 ebendaselbst.
t ) I» 78 ebendas, als S c h u l c o p i e nach Tizian bezeichnet.
indem die R e c h te , Am ors Bogen gegen den Boden g e k e h rt, solchen m it dem daran liegenden Zeigefin
g er zerbrechen w ill; A m or steh t etw as k alt un d h ält ihr einen Spiegel v o r, dessen A nblick die T h at noch aufzuhaltcn scheint. Es ist ein Bild von u ner
schöpflicher A nm uth uud W ü rd e un d R undigkeit u n d bestens co n serv irt, man sicht u n te r d er H aut das Blut schim m ern.
V on der No. 5, M. A n g e l o * ) , lässt sich gar n ic h t gpj*gcbcn * w ie ein Vogel eine m enschliche G e- sta lt so zierlich , edel, k räftig , w eic h und n atü rlich in allen T heilen festhalten k a n n , das mag w o h l al
lein dem Genius Vorbehalten sein.
No. 50 , von P o r d c n o n e **), ist das schönste Bild von d er W e lt. D urchaus edel im höchsten S inne des W7o rts: E in e E hebrecherin, m it der keine S ünde möglich ist. Selbst der A nkläger, eine feiste P riesterg estalt und w ahrscheinlich ein Abbild, ist er
le u ch te t von d er H uld des schönen W esens. D ies B ild allein ist so viel w e rth , w ie die Sam m lung k o stet, und ganz vollkom m en erhalten.
K A R L B A R T H
der Zeichner, Kupferstecher und Dichter.
U nsere Alm anache liefern m eist eine S o rte von M odcbildern, deren B eurtheilung nich t füglich in das B ereich dieser B lätter gehört. Sie haben es m it ei
nem P ublikum zu tliun, das für allerlei andre D inge S inn haben m ag, n u r n ic h t eben für K unst.
Als w ir uns in diesem H erbst auf dem Dam pf
schiff zw ischen S w inem ünde und S te ttin an den G e
d ichten des eben erschienenen Musenalmanachs (von Chamisso und S c h w a b , 1834) erb a u ten , hö rten w ir, w ie eine junge D am e h in te r uns sagte: „ D a s ist nichts für uns, liebe M utter: la u ter G edichte und n u r e i n B ild !“
Sie w ollen B ilder sehen; w e ite r w issen sie von d e r K unst nichts.
P a s e i n e Bild dieses Almanaclis (das T ite lk u pfer) w a r aber gerade ein w irkliches K unstw erk, eins m it dem m an sic h , selbst ohne w eitere Gesell
sch aft, ganz hübsch u n te rh a lte n k an n : das P o rtra it
*) Nicht in die Gemäldegallerie des Museum’s aufgenommen.
**) I, 82 der Gallerie,
des deutschen D ich ters F r i e d r i c h R ü c k e r t , m it den scharfen, noch jugendlich blitzenden Augen, m it der b re ite n , ernsten S tirn und den feinen, anm uthig spielenden L ippen, ein G esiebt, das jedem , der es k e n n t, eine th e u re E rinnerung bleiben w ird. Es ist von K a r l B a r t h gezeichnet und gestochen, leben
dig u n d doch in edler, nachdenklicher R uhe aufge
fasst und in einer eben so anspruchlosen als treu e n und gesunden T echnik ausgeführt. E s h errsch t d ar
in eine erfreuliche M itte zw ischen d er älteren, deu t
schen und italienischen, M anier und d er Eleganz n eu e rer K upferstiche.
A uch d er M usenalm anach von 1833 en th ielt ein von B arth in derselben W eise gestochenes P o rtra it, A d e l b e r t v o n C h a m i s s o , n a c h einem Bilde von R. R e i n i c l c , auch dies ein echtes D ichterbild. L ei
der w a r h ie r m anchcs von dem Tiefen und B edeut
sam en des O riginals (w elches R eferent kennt) durch die Zeichnung von anderer H an d , nach der B arth den S tich gefertigt, verloren gegangen.
S e h r überraschend w a r es uns, durch den neuen A lm anach in dem K upferstecher zugleich einen D ic h te r k ennen zu le rn e n , der u n te r d er grossen D ich- term en g e, die das V aterland gegenw ärtig ern äh rt, k einen der letzten P lätze einnim m t und der so auch d urch das W o rt es k u n d zu th u n w eiss, dass d er echte K ünstler stets einen D ic h te r in sich träg t, w elc h er den Gebilden der H and allein die lebendige S eele einzuhauchen vermag.
U m unseren L esern im U rtheil n ic h t vorzugrei
fen , th eilen w ir ihnen h ie r zw ei dieser G edichte von B arth m it, davon das eine auch in der K unst des W o rte s den d a r s t e l l e n d e n K ünstler zeigt, das a n d e re, seiner U eberschrift en tsp rech en d , eben n u r ein dichterischer H auch ist. D och möge uns v e r
gönnt se in , v o rh er noch eine S telle aus der E in leitung des A nordners (R ü ck e rts selbst) liieher zu se tze n , die von dem V erhältniss des D ichters u n d M alers handelt und au f anm uthigste W e ise eine künstlerische S ituation beschreibt.
R ü c k e rt sagt:
Als, ich weiss nicht zum wievielsten Male, Du mein schlechtes Antlitz zeichnen wolltest, Diesmal nicht zu eigner Last und Freude, Sondern es zur Schau zu stellen, Eingangs Dieses Buchs, dem Richterblick des Lesers — (Mög er nur es günstig gelten lassen,
W ie es Gott schuf, und du nach es schufest!
402
Es ergänzen sich die beiden Bilder,
Das von dir, und das in meinen Liedern) —■
Als ich regungslos nun dir genüber Musste sitzen, und die Unterhaltung Ausging, gabst du zur Entlangevveilung, Dass sich nicht entspannte Züge dehnten, Wir in Handschrift die gesainmten W erke Eines mir ganz unbekannten Dichters, Deine eignen; und ich la6, und stauule.
W elche Haltung soll ich dir genüber Nun behaupten? W o ich dir, dem Maler, Kühn die Stirn als Dichter bot, erkenn ich, Dass du selbst ein Meister meiner Kunst bist, Ich in deiner nicht einmal ein Pfuscher. U. s. w . Folgendes sind die beiden G cdichte von B arth :
D e s G o l d s c h m i e d l e h r l i n g s Kl a g e . ( Jugenderinnerung.)
Von Rauch und Dampf und Feuers Qualm umflossen, Ein Sclave an den Ambos angeschlossen,
An schwarzer Esse wühlend in Metallen, W o ohrzerreissend Hammerßchläge fallen,
Und schrillend kreischt der grimme Ton der Feilen;
Da soll ich Armer lebenslang verweilen, Und ohne Hoffnung immer nur vom Frischen Die heissen Thränen mit dem Feilstaub mischen!
Durch trübe Fenster nach dem Fleckchen Himmel, Und nach der freien Mücken Tanzgewimmel, Blick’ ich mit Neid aus meiner finstern Klause, Und wünsche mich w eit weg vom Yaterhause. — Statt Silber, schmied’ ich Pläne zum Entweichen, W ie meines Lebens Wunsch ich könn’ erreichen:
Durch Farben Leben geben den Gedanken, Und dir, o Kunst, nur dienen ohne Wanken J
A l l e s n u r e i n Ha u c h . Auf edler Frucht ein Duftliauch, den zerstört Die leiseste Berührung, ist die Unschuld;
Die Sund’ eia gift’ger Hauch auf reinen Spiegel, Dess erster Anflug ew’ge Flecken lässt;
Die ird’sche Lieb’ ein Hauch der eWgen Liebe;
D er Traum ein Hauch von einem schönem Leben, Das Leben selbst ein Hauch aus Gottes Munde;
Das W ort ein Hauch des ewigen Gedankens, Und was ich sing’, ein Hauch dess, was ich fühlte.
N a c h r i c h t e n .
Be r l i n . D er Herr Dr. F u s s , Lehrer am Königl.
Gewerbe-Institut, ein ausgezeichneteu Chemiker, hat, von einem hohen Königl: Ministerium unterstützt, die verlorene Kunst der Glasmosaiken — der sogenannten m i l l e f i o r i
— sowohl nach antiker als venetianischer W eise, wieder erfunden und Gcfässe und Platten mit den zartesten Blu
men und in herrlichster Farbenpracht verfertigt. Die grösste Schwierigkeit hat darin gelegen, die verschieden gefärbten Glasarten von ungleicher Dehnbarkeit in Kri
stallglas zusammenzuschmelzen. Ebenso hat Ilr. Dr. Fuss das Geheimniss in der Gewinnung des sogenannten Gol d-O ö p u r p u r g l a s e s entdeckt und wissenschaftlieh fcstgestellt.
D r e s d e n . Die Kunstakademie zu Dresden hat durch den unlängst erfolgten Tod des Prof. T b ü r m e r einen empfindlichen V.erlust erlitten. Die „Sammlung von Denkmalen und Verzierungen der Baukunst in Rom, vom loten und 16ten Jahrhundert,“ welche Thürmer in Ver
bindung mit Gutensohn herausgegeben, ist ein W erk, das seinen Namen ehrenvoll erhalten wird.
K U N S T - A N Z E I G E .
In meinem Verlage erscheint nächstens eine gute deutsche Bearbeitung von folgendem, für alle Architecten sehr wichtigem W erke:
T h e E r e c h t h e i o n a t A t h e n s
fr a g m e n ls o f athenian architecture a n d a fern remains in A ttica , Megara a n d Epirus illustrated rvith outline p la te s a n d a descriptive historical viem com bining diso under the divisions Cadmeia H emer os a n d Herodotos th e origin o f temples a n d o f grecian a rt o f the periods preceding by H enry JJiU iam Inw ood F. S , A . Joint architect to S t. Pancras charch camden a n d re gen t square chapels. London 1827,
Dieses W erk wird in etwa 8 Lieferungen‘erscheinen ujid kaum den 3ten Theil des Preises des exigliachen Origi
nals kosten.
Berlin, Ende October 1S33.
G e o r g e Gr o p i u s .
Gedruckt bei J. G. B r ü s e h c k e , Breite Strasse Nr. 9.