• Nie Znaleziono Wyników

Museum, Blätter für bildende Kunst, Nr. 51, 23 December 1833, 1 Jhrg.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Museum, Blätter für bildende Kunst, Nr. 51, 23 December 1833, 1 Jhrg."

Copied!
8
0
0

Pełen tekst

(1)

M 51.

V on d ie se m B la tte e r sc h e in t w ö c h e n tlic h 1 B o g . in Q u a rto , so o ft e s d ie V e r stä n d lic h k e it

« icsT ex te s e rfo rd ert, w i r d e in e B e ila g e g e g e b e n .

J a h r g a n g 1. 1833.

D e r l’r e is des Jahrg. ist 5 th l.

der des halb. - -

un d w ir d das A bonnem ent prä- tiiim erando entrio h tet.M a n u n ­ te r z e ic h n e t a u f d ie s U la tl, au s­

se r bei dem V e r leg e r , a u f a llen K . l ’r. P ostäm tern und in j eder

so lid e n B u ch h andluni;.

Mus eum,

B l ä t t e r f ü r b i ld e n d e K unst.

B e r l i n ,

den 23. Deceniber.

Redacteur Dr. F . Kugler. <SS> Verleger George Gropius.

Coreggio’s heiliger F ran cisk u s

im K upferstich von P. L u t z .

D a die L eh re der Fabel von der L ö w in , die n u r ein e n , aber einen L öw en zur W e lt b rin g t, selbst zu r F abel gew o rd en , so d a rf die R ittnersche K unst­

handlung in D resden zu dem K upferstich der S ix ti­

nischen M adonna ein S eitenstück erscheinen lassen, o hne dadurch der edlen A rt des ersten zu nahe zu tre te n . D ankbar ist es anzuerkennen, dass ein sol­

ch e r Gegenstand gew ählt und dass zu dem U nter­

nehm en ein solcher K upferstecher gew onnen w urde.

U n ter den Gemälden R aphaels, zeigt Coreggio’s F ranciskus bei w eitem m ehr Ucbcrcinstim m cndes m it der M adonna di F oligno, als der S ixtinischen Ma­

donna. Beide M aler w ich e n von ih re r W eise ab und näherten sich dadurch. D ie M adonna di Foligno

ist ein G em älde, das den Uebergang bezeichnet, von den herköm m lichen D arstellungen au f A ltarblättem zu denen einer erfindungsreichen Auflassung und das u n geachtet der G rossartigkeit ein altkirchlichcs A n­

selm hat. Beim F ranciskus ist das A ltkirchlichc n ic h t in eine bezaubernde F arbenm ystik eingehüllt, w ie auf ändern G em älden C oreggio’s , die deshalb m it m usikalischen K u n stw erk en verglichen sind.

W7as Mengs*) von dem Franciskus sa g t, d er dieses G em älde den fünf ändern Coreggio’s in D resden un­

te ro rd n et, in folgenden W o rte n : „D ie se s W e rk (hat sich w o h l erh alten u n d ) ist sehr kräftig. Ob es gleich in den Umrissen etw as h a rt ist, so ist es dem- ohngeachtet w eich und die inneren T heilc sind schön gemalt. D as C olorit ist w a h r und saftig, in einem

*) Dos Ritter Mcngs hintcrlassne W e rte von Prange.

UI. S . 137.

(2)

m

S ty l, d er zw ischen dem des P erugino*) und des L eo n h ard da V inci das M ittel h ä lt (besonders aber n ä h e rt sich d er K opf d er Jungfrau seh r dem S ty l u n d C h arak ter des le tz te m , hauptsächlich auf den W an g en un d in A bsicht des L ächelns des M undes).

D ie F alten gleichen in etw a s der M anier des Andreas Mantegna**), näm lich in A nsehung d er A rt die G lie­

der einzu w ick eln ; sie sind aber n ic h t so tro ck e n und haben m ehr G randiosifät.“ — Dieses m ögte sich ungefähr auf die M adonna di Foligno anw enden las­

sen. N och m ehr Aelinliches ist in d er Zusam m en­

stellung. Um die G o tte sm u tter, die bei R aphpel au f W o lk en , bei Coreggio auf einem hohen Sessel th ro n t, sind v ie r A nbetende vereint. L iebliche K öpfchen, die zu einer Engelglorie g eh ö ren , zeigt h in te r ih r d e r azurne H im m el, der oben halbkreisförm ig be­

grenzt ist. A uf den ältesten italienischen Gem älden h alten Engel den T hron d er Madonna an den L eh ­ nen em p o r, um sic als die K önigin des Himmels er-

*) Nur den, d er nicht G elegenheit hatte, in Italien P eru ­ gin s Ilau p tb ild er zu seh n , kann die Anführung sein es Namens befrem den. Im V atikan die h eil. Jungfrau auf dem Thron ( V ier g e au baidachin) m it den v ie r H eiligen ist ein so ausgezeichnetes W e r k , dass d er A nnahm e, es se i von R a p h a e l, nur die Inschrift w i­

d e rsp ric h t: Hoc Petrus de chastro plebis p in xit.

E ine der frei behandelten W ied erh o ln n g cn , die R a­

p h aels ]Namcn tragen (M anuel IV, 37. R e v eil 7 9 ) sah F r. S c h lc g e l 1804 in B rü ssel und sprach sich darüber (säm m lliche W erk e VI. S . ISS) also a u s: „E s ist eine w ahrhaft gro sse C om po sitio n , w o a lle s schlicht und einfach und doch alle s b edeutend und gerade das R echte ist. In d ieser R ücksicht könnte man etw a nur den alten C oreggio' zu D resden m it der h eil. Ka­

tharina und dem h eil. F ranciscus und Johannes dem T äu fer noch vorzichen oder w en igstens neben d ieses R ap haelisch e B ild ste lle n , w elc h e s un streitig ein es d er schönsten und lo b e n s w e r te s te n von diesem Mei­

ste r is t .“ Um die A ehnlichkcit noch m ehr hervorzu­

h eb e n , können füglich die b eid en oberw ärtssch w e- benden K inder im Franciskus m it den b eiden Engeln verglichen w e r d e n , die die V orhänge des B aldachins em porhaltcn. U n w illkührlich w ird h ie r , w ie ü b erall, ein e h isto risch e E ntw icklung d er Com position er­

kannt.

**) In Recueil tTEstampes d ’apres les plus celcbres ta- bleaux de D rcsde, 1753 h eisst e s , d e r'F ra n c isk u s bestätige die S a g e , dass Coreggio d er S ch ü ler Mau- tegna's gew esen sei.

sclieincn zu lassen. Coreggio blieb d e r überlieferten V orstellung tr e u , indem er zw ei K indesengel (im h.

G eorg sind es schon goldene K ary atid en ) als T räger des T hrones anordnete. A ndere M aler, die die Kin- desengel im V ordergründe beibehielten, indem sic das A nm uthige des durch sie b e w irk te n Gegensatzes anerkannten, gaben ihnen eine heitere Beschäftigung, indem sie m eist singen oder die Z ith e r spielen. A uf der Madonna di Foligno träg t d er E ngel eine In­

schrift ta fei. — Z u den H eiligen gehören h ie r w ie d o rt Johannes der T äufer und d er heil. F ranz*).

„ B eid e F ig u ren , sagt F r. Schlegel**) in d er B e­

schreibung des raphaelischen B ildes, dem Johannes und Franciskus auf dem ältesten Bilde des Coreggio zu D resden so individuell äh n lich , dass w e r beide Gemälde gesehen h a t, w ohl auf den G edanken kom ­ m en m ögte, ein er von beiden M alern habe den än­

dern v o r A ugen g eh ab t.“ v. Rumohr***) bestätigt das G esagte folgender Maassen: „ D ie Ausführung dieses Bildes fallt in so frühe Z e it, ,dass man die V crm uthung n ic h t u n terdrücken kann, dass Coreggio es geselin haben, davon angeregt sein k önnte f ) . “

Coreggio’s L iebe zur A llegorie verläugnet sich n ic h t im F ran cisk u s, w e n n sie gleich n ic h t als stö­

rende R äthselhafligkeit uns enfgegentritt. D ie Auf- bauung des hohen S itzes der Madonna auf Bildern der A rt h a t im m er etw as unangenehm G ezwungenes.

H ohe P yram idenabsätze sta tt d er S tufen genügen eben so w e n ig , als die w illk ü h rlich e A ufcinander- schichtung verschiedenartiger Bauglieder. E in glück­

licher G edanke w a r es, die Zusam m enstellung des T hrones durch U nterlegung eines bedeutsam en S in­

nes zu bedingen. A uf dem S ockel w ird im Relief die Erschaffung des M enschen, d er Sündenfall und die V ertreibung aus dem P aradiese entdeckt. D ar­

ü ber auf einem ovalen S childe h ält Moses die Ge­

*) Nach einem K upferstich d er Madonna di Foligno von V incens, auf dem in die S te lle des Donatars die h eil.

K atharina (a u s R ap haels C inque S a n ti) gesetzt ist, sind d rei d er A nbetenden sogar d ieselb en .

**) A. a. O. S e ite 49,

***) Italien isch e Forschungen III. S . 118.

-f) F r. S c h le g e l a. a. O. S e ite 4 9 , ist entgegengesetzter M einung. R aphael so ll von C oreggio geborgt haben.

,, D iese G estalten sind an sich m ehr dem Coreggio

e ig e n ."

(3)

405

setztafeln. H öher als das G esetz ist die Liebe und d e r Sündenfall w ird getilgt durch die Siindenvertil- gung, die der C hristknabe e r t e i l t m it segnender R ech ­ te n . — D urch B eobachtung der P erspektive lliat Co- reggio der S chönheit seiner Figuren A bbruch, in d e r sich R aphael grosse F reih eit gestattete. Bei der Zusam m enstellung von H eiligen, die bald m ehr bald w en ig e r statuarisch is t, w äh lte er oft für die ver­

schiedenen einen verschiedenen A ugenpunkt, um je­

den am günstigsten erscheinen zu lassen. E in m erk ­ w ürdiges Beispiel giebt seine C äcilia, bei d er der B eschauer u n te r das K inn des n ic h t aufw ärts blik- kenden Johannes sieht und zugleich in das N oten­

buch des hoch ü b er W o lk en singenden Engelchors.

E s sc h ein t, dass R aphael oft die S kizzen einzelner F ig u ren , die er in B ereitschaft h a tte , zu einem G e­

m älde zusamm engefasst h ab e , ohne durch V erände­

rung des Einzelnen den Forderungen des G anzen genug zu thun. U nbeküm m ert um die Höhe des G e­

sic h tsp u n k te s, erw e ite rte R aphael die Com position d er V erklärung um den u n te rn bei w eitem grösseren T h e il, als w en n das Gem älde von oben herab ge- se h n 1 w erd en sollte. T izian und Coreggio dagegen berücksichtigten bei ihren A ltarblättern den niedri­

gen S tand der Gemeinde. Bei Mariens H im m elfahrt, dem R iesenw erke des T iz ian , w ird die Sohle eines der u n ten stehenden A postel w ahrgenom m en. Bei Coreggio’s Georg sind die Füsse des m it dem S ch w ert spielenden K naben n ic h t sic h tb a r, als w en n sie vom A ltartisch v erd eck t w ären*). A nch bei F ranciskus ist die G esichtslinie so niedrig angenom m en, dass die Köpfe des cm porschauenden H eiligen, des heil. Franz und d er heil. K atharina, sich m it dem G esichte ab­

schneiden. — D as streng S ym m etrische der Zusam ­ m enstellung, w ovon in d er N a c h t, im H ieronym us keine S p u r is t, giebt dem F ranciskus v o r allen än­

dern W e rk e n Coreggio’s ein altväterisches Ansehn.

Ausserdem die H eiligenscheine, die n ic h t je nach d e r W endung d er Köpfe verschiedene Ovale bilden, sondern nach G iotto’s A rt K reise, w enngleich nich t als S cheiben G io tto ’s, sondern als Ringe und die um so m ehr aufstossen, da die E ngel flügellos dargestellt sind. — Bei Coreggio’s G eorg sollte A rch itek tu r als Rahm eneinfassung das ganze Bild umschlicssen**), im F ranciskus ist die A rc h ite k tu r au f dem G emälde selbst.

*) Mengs a. a. O. Seite 14o.

**) Ebendaselbst 139.

Jonische Säulen ohne ein verbindendes G ebälk stelm je zw ei a u f beiden Seiten, w elch e den dunklen H in­

terg ru n d für zw ei Heilige d arstellen, die sich der M aler in Beziehung m it den B eschauern dachte, w äh ren d die M adonna m it den beiden zu ih r gew and­

te n H eiligen im k la re n Luftraum siegprangt — so zeigt sich gleichsam d er H im m el offen in d er K irch e , so ste h t das A bgeschlossene dem F reien entgegen.

Ob d er F ranciskus auch ähnliches m it Raphael, gem einsames m it ändern M eistern darbieten m ag, ob e r sich auch von ändern W e rk en Coreggio’s* ) un­

terscheidet., so ist ihm doch keinesw egs die ergrei­

fendste E ig e n tü m lic h k e it abzusprechen. In w ohl- th u e n d er H eiterk eit w e h t uns des Meisters v erk lä­

rende B egeisterung an. D e n H eiligen w e c k t das E rscheinen d er G n ad e n m u tte r, n ic h t bussfertige In ­ b ru n st, sondern gläubige Bcseligung, das A nschauen des G öttlichen ist n ic h t feierliche E rhebung, sondern Licbesgruss. D ie beiden K naben, die, w enn sie auch n u r spielend den Thronsessel tragen (fü r dessen Un­

terstü tzu n g an d e rw e itig gesorgt is t) , in a n m u ts v o l­

lem Bem ühen dem D ru c k der B ürde zu begegnen such en , die beiden leich t schw ebenden K naben, die oberw ärts zu heideu S eiten in A ndacht die Hände Zusammenlegen, sind raphaelische G estalten. A ber n ic h t auf solchen Idealen, sondern auf den Figuren, die individuelle Z ügen zeigen, m it den spitzigen Na­

sen , den zum L achen breitgezogenen Lippen beruht der W e rth des G em äldes, do rt b esteht alle Seele in d er F o rm , h ie r sind alle F orm en in S eele aufgelöst.

Am w enigsten m ögte der schw erfällige C hristknabe genügen, der, da die M utter, um ihm den heil. Franz besser zu zeigen, die Knie nach d er entgegengesetz­

te n S eite w e n d e t, über die v eränderte Lage Aengst- lic h k cit zu v e r r a t e n scheint. W e n n die E rklärung die rich tig e ist, so w ü rd e sie eine neue A ehnlichkeit m it der Madonna di Foligno einschliesseu. D ie heil.

M utter v e rtritt den S ohn und indem dieser scheu v o r sich hinblickend die F inger der R echten erhebt, verheisst sie gnadcnvoll und innig den erflehten S e­

gen und sen k t die Hand h e ra b , als w o llte sie das H aupt des heil. F ranz berühren. D ieser, dessen

*) Fr. Schlegel a. a. O. S eite30: „D ieses Bild, welches mancher vielleicht allen WerLcn desselben Meisters aus der zweiten Manier vorziehen dürfte, steht durch­

aus allein und' kann gar nicht mit diesen verglichen

werden, entfernt sich auch ungleich weniger von dein

Style der altern Maler. “

(4)

B lick dem ihrigen entgegenleuchtet, b ringt die L inke zu r S eite n w u n d e , die durch den S chlitz d er K u lte sichtbar ist und h e b t m it der R ech ten das w eite G ew and, um den Fuss zu cntblössen. M it dem dünn gescliornen K ranz von H aaren n a h t er vertrauungs- voll der H im m elskönigin, indem er sich gleichsam darauf b e ru ft, w ie er durch die W u n d en Jesu*) be­

gnadet se i, um m it sterblichen Augen das U nsterb­

liche zu schauen. Von re in e r L iebe durchdrungen, blickt auf ähnliche W e ise m it schm achtendem B lick die heil. K atharina em por, indem sic in der R echten das S c h w e rt und die P alm e h ält und m it dem Fuss a u f das M arterrad tritt. Als V erm ittler zw ischen d er angebclctcn G o tth e it und d er anbetenden Menge schauen A nion von P adua und Jo h an n der T äufer aus dem Bilde heraus zu der G em einde, um d urch m iltlicilendes G efühl die S eligkeit noch zu erhöhen, die ih r In n re s in sich aufnahm. H in te r dem heil.

F ranz bescheiden zurückstehend trä g t der heil. A n­

to n Buch und Lilie. E n tstellend um hüllt die Kutte**) ihm den Kopf, so dass S tirn und Auge besch attet ist, w o d u rc h die innerliche F re u d e , w ie sie d er la­

chende Mund deutlich v crrätli, den R eiz der D eniuth gew innt. Jo h a n n es, d er au f d er ändern S eite vor d e r heil K atharina steh t, b ekleidet m it dem ausw en­

dig glatten K am clfell, das R o h rk reu z in d er R ech­

te n , w e is’t m it dL*r L inken auf das Lam m G ottes h in , als liebherziger, väterlich m ahnender L eh rer.

*) Auf der noch nicht vollendeten Platte von Lutz sind die Wunden der Hände und Füsse nicht bemerkt.

Im Verzeichniss der Gemälde -Gallerie in Dresden, 1626 liest man, dass der heil. Franz „m it gebeugtem K nic‘; hinaufblicke, wobei man aber nicht an ein Knien oder an ein sich Anschicken zum Knien denken darf. Der ganze Körper beugt sich hin zum Thron des Göttlichen. Im Ausdruck unterscheidet sich am auffallendsten der heil. Franz von Raphael und der von Coreggio. Jener zeigt nach v. Rumolir „schw är­

merisch schmerzliche Verzückung, “ dieser wohlthuen- den Genuss befriedigter Sehnsucht.

**) Mögte die Kutte anch den Fuss verdecken! D er of­

fenbarverzeichnete profilirte Fuss ist in soweit merk­

würdig, als er .zu erkennen giebt, dass der Maler die Wendung des heil. Anton, der von der Madonna den Blick zu der Gejneinde kehrt, nicht als ausgefülirt, sondern im Begriff des Ausführeus sich dachte. Die Uebertragung der hehren Freuden durch die Heiligen, sollte dadurch noch lebhafter versinnlicht werden.

W ie der heil. F ranz dem G efühl d er heil. K atharina S prache le ih t, so w ird des heil. A nton angedcutete A bsicht vom heil. Johannes klar v erkündet. S o sind dieselben Em pfindungen in verschiedenen G raden m annigfaltig ausgedrückt auf der einen und auf der ändern S eite und zw a r durch die einsichtsvolle S tel­

lung der F igureu so , dass links und rec h ts das voll­

kom m enste G leichgew icht stattfindet. D ie Heiligen au f solchen A ltarblättern sind das, w as d e r C hor in der antiken T ragödie ist. „ W i r m üssen ihn begrei­

fen, sagt A. W . v. S chlegel*), als den personifizirten G edanken ü b er die dargestellte H andlung, die v erk ö rp erte und m it in die D arstellung aufgenom- m ene T hcilnahm e des D ich ters als des S prechers der gesam m ten M enschheit.“

Als zw ei H au p tw erk e der G allerie in D resden verdienen die Sixtinische M adonna und d er Francis- k u s , er ist u n te r den Coreggio’s daselbst allein m it dem N am en A ntonius de Alegris g ez ie rt, als Seitcn- stiieke in w ürdigen N achbildungen neben einander zu stehn. D ies geschieht je tz t durch einen Kupfer­

ste c h e r, d e r, dem Beispiele F ried rich Müllers nach­

streb e n d , an seiner P la tte m it G eist un d L iebe ar­

b eitet zur E h re der deutschen K unst.

P e te r L utz le b t in seiner

G e b u r t s s t a d t

M ünchen.

Im Genuss einer zehnjährigen königliehen U nter­

stützung, liess e r sich vierzehn Ja h re hindurch seine künstlerische A usbildung angelegen sein. U n ter d er L eitung des G eschichtsm alers R o b e rt v. L an g er, D i­

rek to rs d er Königl. Kupferstichsam m lung, m alte L u tz bis zum Ja h re 1817. Seine F ederzeichnungen nach den A ntiken und nach d er N atu r zeigten unverkenn­

b ar seinen überw iegenden B e ru f zur K upferstecher­

kunst. D as w a h re T alent b erech n et n ic h t kärglich Z eit und Mühe und d er m uthlos lähm enden Ueberre- dung, auf dem betretenen W ege zu v erh a rre n , tr itt der erhebende Entschluss entgegen. W a s ist ver­

lo ren , w e n n aus dem K am pf eine w e rk th ä tig besee­

lende K ra ft g ere ttet w ird ? In K upferstichm anier zeichnete L utz m it der F ed er nach B lättern von S pranger, Goltzius und J. G. Müller. E r vertauschte je tz t seinen bisherigen L e h re r m it einem n eu e n , je­

doch h ie lt ih n — u n d , w ie es sc h e in t, m eh r als es seinem S treb en förderlich w a r — innige D ankbarkeit gegen jenen verpflichtet. U n ter C. E . Hess (A m slers eh ren w erth em V orgänger) begann e r zu radiren und

*) lieber dramatische Kunst. I. S. 113.

(5)

407

zu stechen und zw a r Köpfe nach K upferstichen von Jakob F rey . W ie seine Malereien sind Lutzens bis je tz t erschienene K upferstiche n u r als Flügelschläge seines G enius zu b e tra c h te n , dem nach m ehrjähriger P rüfung und Sammlung seiner K raft cs je tz t ei’st ge­

lingen so ll, sich zu einer w ürdigen H öhe em porzu- schw ingcn.

D ie S chönheit der G rabstichel-A rbeiten sch ein t in d er A nw endung möglichst w eniger M ittel oder in d er B eobachtung eines einfachen System s zu bestehn.

D ie

V e r b i n d u n g

von w eissen , p u n k tirte n und ge­

strich elten S tellen ist m it der zu erzielenden H ar­

m onie

u n v e r e i n b a r .

D ie schönsten K unstblätter zei­

gen, w ie durch gleiclimässige S trichlagen die grösste M annigfaltigkeit in M odellirung und F arbe ausgedrückt w erd en könne. D u rch die nebeneinander laufenden w eissen und schw arzen L inien w ird eine verschm el­

zende Blendung h ervorgebracht, so dass d as, w as Sym bol der F arbe sein soll, als F arbe erscheint ohne

n a c h h c l f c n d e

Einbildungskraft. N am entlich bei F leisch­

p artien ist die G leichm ässigkeit d er S trichlagcn von d er grössten B edeutung, w eil n u r so und n ic h t an­

ders die unnatürliche T atow irung den Z auber höch­

ste r W a h rh e it erringt. W e n n die R auten der Schraf- firung durch D iagonalen zerschnitten w erden, so sieht sich das tastend fühlende Auge unangenehm in dem Z uge, die Rundung d er F orm en zu verfolgen, ge­

hem m t und erblickt sta tt der F lächen L in ie n , s ta tt d er K örper Ebenen. W ie die Teinpera-V erbesserung in F re sk e n , die S epia - S trich e in m issrathenen K upferabdrückcn, vern ich ten sie als ungleichartig den E in d ru ck , den sie erhöhen sollen. D ie ersten K u­

p ferstiche sind von solchen D iagonal-L inien n ic h t fre i, aber gleichsam verstohlen angew endet erschei­

n en sie n u r als v erstärkende Nachhülfe und n ic h t als geradezu nbthw endig. D ie S ich e rh e it, bald fei­

n e re , bald stärk ere S trichlagcn zu ziehen, und ohne Z w ang durch sic das m eh r oder w en ig er R unde auszudrücken, sie abzubreclien, w o verschiedene F lächen aneinanderstossen ohne den Uebergang zu

z e r s t ö r e n ,

ist Sache des Meisters. N icht durch Un­

te rric h t und V o rsch rift, so scheint es, sondern auf dem m ühsam en W ege der Erfahrung kann die K unst e rw o rb e n , n ic h t geübt w e rd e n , w o n ic h t Auge und S inn dafür durch den göttlichen S trah l geöfFnet w urde. Man dürfte ein w e n d e n , dass der Kupifer- stech er (d e r schon in H ubert’s H andbuch m it dem U ebersetzer verglichen w ird ) nach Maassgabe des

Gemäldes verschieden den G rabstichel handhaben müsse. N icht k an n von K upferstichen die R ede se in , die n u r den W e rth g etreu er Abbildungen, son­

dern von solchen, die den W e r th selbständiger K u­

pferstiche haben. D e r K upferstecher w ird un ter den G em älden solche w äh le n , deren F ärbung nnd F o r­

m en gleich bestim m t sind. V orzugsw eise daher W e rk e in raphaelscher Manier. In der R eihe d er K ünste h a t die K upferstecherei a u f eine A nsehn ge­

b ietende W e ise die M itte eingenom m en zw ischen d er M alerei und der Plastik. P lastisch in ihrem V erfahren t r itt bei ih r bedeutsam er, als im Gem älde die F o rm h e rv o r, aber sic giebt auch Farben durch S tric h e , n ic h t e tw a als heraldische Bezeichnung, sondern indem sie du rch das H ellere und D un k lere die S tärk e d er F arben ausdrückt und die W irkungen, die sie im V crhältniss zu einander in unsrem Auge hervorbringen. D e r farblosen P lastik*) angemessen erzielt sic alles durch L ic h t und 'Schatten und h a t einen Vorzug v o r der P la s tik , die n u r das fühlbar körperliche darzustcllen vermag. D er K upferstecher, d er nach W e rk e n der P lastik a rb e ite t, ist nich t im S tan d e seine K unst im ganzen Umfange zu zeigen.

W e n n er n u r F o rm e n , nam entlich ein R elief nacli- b ild e t, so ist sein W e rk d er M alerei en grisaille zu vergleichen, m it der sonst der K upferstich n icht ver­

glichen w erd en darf. A uf entsprechende W eise das Gem älde in die S phäre seiner L eistungen zu ver­

se tze n , ist des K upferstechers Ruhm . F ü r solche A bhängigkeit w ird er dadurch entschädigt, dass bei d er Auflassung des Gegenstandes ihm seine Empfin­

dung allein die Regel vorschreibt. In ähnlichem nnter- geordneten V erhältniss ste h t die ]VIusik zur Poesie (?).

*) Mehr als billig ist jetzt „von einer farbigen Plastik viel Redens. Was w ir von dem Anstrich der Anti- le n wissen, reicht hin, um zu erkennen, dass, keine Malerei, sondern nur eine Vielfarbigkeit bezweckt werden sollte, w ie sie etwa die Statuen von Gold und Elfenbein hervorbrachten. Die einfachen Formen, die für eine Fernansicht berechnet waren, sollten für den nahen Beschauer durch Verschiedenheit der Far­

ben Mannigfaltigkeit gewinnen so bei W erken der Skulptur, als der Architektur. „P hidias, sagt Bötti- ger, Andeutungen S. 88, ging bei allen seinen colos- salcn Schöpfungen von dem Grundsatz aus, dass was aus gehöriger Ferne gesehn, durch Masse und Um­

risse imponire, dennoch auch in fortschreitender An­

näherung durch das kunstreiche Detail interessiren

müsse.“

(6)

D ie v o r dem F ranciskus zu nennenden B lätter von L utz sind gering, aber löbliche Zeugnisse des S trebens. S ie verrath en B efangenheit, die a b e r,a u s S orgfalt hervorgegangen is t, U n sich erh eit, die aber in dem W ille n , durch V ersuche das R echte zu er­

m itteln, ihre R echtfertigung findet. K eines ist daher dem ändern ähnlich.

S. M a g d a l e n a . D ie H eilige, d er w ahrschein­

lich das M armorbild in d er Leuchteubergschen Bil- dergalleric als Modell sass, n ach einem G em älde des v erstorbenen D irek to rs J. P. v. L anger, stach L utz w ahrsch ein lich aus R ü ck sich t fiir dessen Sohn. N ur d er Boden und die R asenerhöhung, auf der das Buch lie g t, ist geätzt. D as G anze zeigt S inn fiir das Ma­

lerische der Farbengebung. D as Bem ühen, die nack te B üsserin zart darzustellen, ist n ic h t erreicht. D en U ebergang von w eissen S tellen zu schraffirten bil­

den pun k lirte. D ie P u n k te harm oniren n ic h t einm al m it den S trichlagen. D ie S ch w ärze d er K reuz- schraffirungen sind an den besch atteten T h eilen , w o diese n ic h t vorn W id ersch e in gem ildert w erd en , durch entgegengesetzte L inien v erstä rk t.

M a r i a m i t d e m K i n d e nach R o b ert v. L an ­ g e r, dem das B latt 1825 des K upferstechers D an k ­ b ark e it zucignete. Bei der rühm lichsten H andhabung des G r a b s tic h e ls , die einen iniponirenden G lan z v er­

b re ite t, ist auch diese A rb eit n ic h t frei von dem frü h e r G etad elten und anderes missfälliges w ird bei ih r w ahrgenom m en. In den R aulen der Schraffirun- gen sin d n ic h t allein kurze D iag o n alstrich e, sondern zum T heil K reuze. Das L inicngcw irre*) lässt nichts a n d e res, als unrein e F arben entstehn. D ie M adonna h a t dadurch einen b rü n etten T e in t erh a lte n , w ie es, n ach dem (w a h rsch e in lic h h ellb rau n en ) H aar zu ur- theilen, n ic h t in der A bsicht des Malers und des Ku­

pferstechers lag. D e r gute E in d ru ck des E inzelnen geheitert an d er U ngleichartigkeit des Ganzen.

L a d y J o h a n n a G r a y nach J. P . v. Langer.

E in treffliches B latt. D ie grösste M annigfaltigkeit von stiller H arm onie und ergreifender W irkung.

D as E ise n g itte r, durch das der bew ö lk te Mond auf die in sich versunkene D ulderin scheint, die K erker- rn au er, d er S te in sitz , die verschiedenen G ew änder sind sicher dem O riginal entsp rech en d , das durch

*) Unter den neuern Kupferstichen ist in der Art merk­

würdig J. Eisner’s heilige Familie nach A. del Sarto.

D er Blühe hat nicht der Erfolg gelohnt.

eine brillante F ärbung den S ch au er d er S cene lich­

te t. D ie F leischpartien sind ungefähr so behandelt, w ie bei d er M adonna, aber h ie r, w o die Mondbe­

leuchtung besondere G esetze v o rsc h re ib t, n ic h t un­

gehörig.

K o m m e t h e r z u m i r u. s. w . C hristuskopf aus R aphaels S pasim o, gestochen 1828. A n d ers, als bei jenen E ifek tstü ck e n , sieht m an h ie r s ta tt d er aufgebotenen K ünste eine K unst. D e r A nspruchs­

losigkeit der D arstellung e n tsp rich t E infachheit d er G rabstichelführung. In dem V crhältniss, in dem h in ­ te r T oschi unser K ünstler b leib t, mag das O riginal zu dem Bilde stehn, nach dem dieser arbeitete.

W e r w e i s e i s t u. s. w . D ie beiden Engel der S ixtinischen M adonna im G egendruck nach F ried­

rich Müller. E in M uster g etre u er N achbildung, eine U rkunde geistiger V erw andtschaft. V ielleicht u n te r­

nahm L u tz diese A rbeit als V orbereitung zu der P la tte , die ihm einen P latz neben Müller erw erb en sollte.

H err E rn st A rnold, d er B esitzer d er R ittn e r’schen K unsthandlung, w an d te sich 1827 an L u tz , dessen K u n stfertig k e it, die er aus d er Joh an n a G ray e r­

k an n te, ihm zur A usführung des lang gehegten Planes geeignet zu sein schien. D e r K ünstler ging au f den V orschlag ein und erh ie lt zu dem E nde eiuc Z eich­

nung nnd eine O elkopie. Nachdem er fünf Ja h re an der P la tte gearbeitet h a tte , begab er sich 1833 m it F ra u uud Kind nach D resden, um h ie r in ungekränk- le r Müsse Angesichts des Originals seinem W e rk e die letzten S trich e der Vollendung zu geben. — N ach dem bereits gesagten kann von einem Vergleich zw ischen diesem K upferstich und dem in d erR c c u e il d’Estam pes etc. w o der Franciskus den R eihen e r­

öffnet., n ic h t die R ede sein. D e r letztere ist nach einer Zeichnung von C. Ilu tin , von E ticnne Fessard in P aris gefertigt und h alle bis dahin W e rth als die einzige Abbildung des Franciskus. D a ü ber jede B edenklichkeit des Gelingens die A rbeit von L utz hinausgeführt is t, so kann ein U rtheil über einen A bdruck d er noch n ic h t vollendeten P la tte festge- stellt w erden. Alles bis auf die Füsse des heil. J o ­ hannes scheint vollständig m it liebender S orgfalt aus­

geführt zu sein, dennoch soll d er K ünstler (seine Be­

k anntschaft habe ich erst seit K urzem durch seine

W e rk e g em acht) iin März geäussert h ab e n , dass er

k ein V ierlelzoll das se i, w as e r w erd en müsse. ‘

E ine seelenvolle Milde lässt n ic h t die E n tschiedenheit

(7)

409

des M eisters verkennen. D er prunklos geführten S trichlagen u n geachtet w ird nirgend E införm igkeit w ahrgenom m en und so deutlich und w irk sam die Farben ausgedrückt sind, so dringen sich nirgend störende C ontraste auf. S eit 1S16 Müllers S ix tin i­

sche M adonna in der G eschichte der K upferstechcr- k u n st E poche m a ch te , ist kein B latt in D eutschland von solchem Umfang erschienen und w enige von solchem G ehalt. K ein Coreggio eignet sich m ehr für den K upferstich und kein er ist in einer m eh r entsprechenden G estalt w iedergegeben. D em glanz- reic h en Tag und d er einförm igen N acht geht im F ranciskus der still entzückende Morgen voraus.

Königsberg, im N ovem ber 1833.

A. Hagen.

U r t h e i l e i n e s F r a n z o s e n u e b e r d i e I f f l u e n c h n e r S c h u l e .

D as J o u r n a l d e s d e b a t s en th ält u n te r der U eberschrift M ü n c h e n einen Aufsatz von St. M a r c G i r a r d i n , einem bekannten L iteraten, der, von ei­

n e r Reise durch D cu lsch lan d so eben heim gekehrt, seine A nsichten über dies L and b ekannt m acht. Das ge­

w altig bew egte K unstleben M ünchen’s erreg t seinen lebhaftesten E n th u siasm u s; er stellt M ünchen als einen O rt dar, in w elchem die K unst als das höchste L e­

bensinteresse A ller h era u strete , in w elchem die glück­

selige Z eit noch unverloren se i, da ma n , „ s ta t t zu d e n k e n , b e s c h a u e . “ D och scheint seine A nsicht von dem eigentlich C harakteristischen der M ünchner S chule n ich t so gar günstig, als man n ach dem G e­

sagten zu verm uthen berechtigt ist: w ir thcilen die folgende S telle seines A ufsatzes m it, als in w elch er e r sich das W esen dieser K unstschule — auf gut F ranzösisch — z u s a m m e n c o n s t r u i r t .

„ V o r A llem , sagt e r , ist es n ic h t die N achah­

m ung eines einzigen S y stem es; die M ünchner S chule e n tleh n t aus allen Ja h rh u n d e rten und allen Ländern, sehr verschieden von d er Schule des D avid, die den F e h le r h a tte , zu ausschliesslich zu sein und der Zeichnung zu viel zu opfern. Sie näherte dadurch die M alerei d er B ildhauerkunst a n , und nahm ih r die eigne B ew egung und L ebendigkeit, ohne ih r das geben zu k ö n n en , w as das E rb th eil d er B ildhauer­

ku n st is t, die S chönheit d er Form en. D ie Münch­

n e r S chüler ist w en ig er ausschliesslich und strenge, ohne deshalb origineller zu se in , w ie feurig auch d er Enthusiasm us sein m ag, den sie an der Isar er­

regt. D a sie geschm eidiger, m annigfacher is t, so k an n sie m ehr und länger gefallen. S ie geniesst darin d ie W o lilth a t unseres Jah rh u n d erts, in w elchem die absoluten G rundsätze keinesw egs m eh r v o rh err­

schen. Sie ist e k l e k t i s c h , w ie w ir Alle ( ? ) von einem E nde E u ro p a’s bis zum ändern es sind . . . . D ie M ünchner Schule k o m m t, w ie in d er L ite ra tu r die Schule von A lexandrien bei den G riec h en , nach einer erschöpften und fast verschollenen grossen E poche. D ie E poche der D ü re r, Ilo lb ein , C ranach, Ilcm ling, B urgm ayer ist so alt und entfernt für D eu tsch lan d , als die Z eit des Aeschylus und S o ­ phokles für die G riechen von A lexandrien. D ie M ünchner Schule sucht die Malerei w ied er aufzu- frisch c n , w ie die Schule von A lexandrien die L ite ­ ra tu r w ied e r in’s Leben zu rufen suchte: erstcrc h uldigt dem M ittclaltcr w ie A lexandrien der altgrie- chischcn M ythologie. Es h errsch t auf beiden S eiten vielleicht dasselbe M isstrauen in die eigene K raft, dasselbe B ew usstsein des Mangels an wTahrer O rigi­

n alitä t u n d , zur E rgänzung dieses Mangels, derselbe E ife r, sich in die N achahm ung der A lten zu v ertie­

fen. Obgleich aber in M ünchen der K ultus des deut­

schen M iltclalters v o rh errsc h t, w ie in A lexandrien die V erehrung der griechischen H eldenzcit, so fällt d o ch , w ie auf letztere Schule d er Reflex des orien­

ta lisc h e n , so au f crstcre der Reflex des italienischen G enius zurück . . . Am Fusse d er T y ro ler Alpen ge-

’legen, scheint die M ünchner Schule zw ei Pole zu h aben: das deutsche M itlelalter und das italienische C inquecento — N ürnberg und Florenz. Sie w ird von einem zum ändern gezogen und sucht die dar­

aus hervorgehenden Einflüsse zu vereinigen.“

N o t i z - B l a t t d e s A r c h ite k t e n « V e r e in s z u B e r lin .

D e r vielfach erfreulichen T h älig k eit dfcs hiesigen A rchitekten-V ereines ist schon in diesen B lättern (No. 25 und No. 33) gedacht w orden. D ahin gehört nam entlich das von H errn v. Q uast red ig irle N otiz- B la tt, dessen zw eite N um m er uns so eben vorlicgt.

D e r In h alt derselben bestellt aus folgenden A rtik eln :

(8)

I. V erzeichniss der neu aufgenom m enen M itglieder.

— II. U ebersieht d er .Arbeiten im Som m er-H albjahre 1833. — III. K urze U ebersieht der B auten in B erlin u n d dessen Umgebung: D ie Bauschule. — D ie neuen K irch e n in den V o rstäd ten , näm lich 1) die K irche v o r dem R osenthalcr T h o re ; 2) die K irche auf dem G esundbrunnen; 3) die K irche auf dem W e d d in g ; 4) die K irche zu Moabit*). — D ie S tern w arte. — Das neue Charilegebäudc. — D ie B rückc ü ber die Ilav el zu K lein G linicke bei Potsdam . — D ie K irche zu P o tsd am . — IV. A rchitektonische B em erkungen. — V. Aufgaben für das W 'inter-H albjahr 1833 — 1834:

1) für arc hitektonische E n tw ü rfe ; 2) für schriftliche A usarbeitungen. — Z w ei Z eichnungen als Beilagen.

D ie A rtikel u n te r III und IV, die für jeden A r­

ch itek ten sehr interessante M ittheilungen, nam entlich ü b e r das C onstruklive der genannten höchst bedeu­

te n d en B au ten , e n th a lte n , w erd en dem B latt auch ausser dein K reise des V ereines eine sehr w illk o m ­ m ene A ufnahm e verschaffen.

N a c h r i c h t e n «

J i e r l l n . Sr.Majestät der König hat die Mü n z s a m m ­ l u n g des verstorbenen Geheimen Ober-Medicinal-Raths Dr. l l u d o l p h i ” für das Münzkabinet des Museums an­

gekauft. i “

D er Porzellan-Maler Herr E. S c h m i e l in B e r l i n hat der Königl. Akademie der Künste gelungene Proben einer von ihm gemachten Erfindung mitgetheilt, welche für die Porzellan-Malerei von Wichtigkeit werden kann. Es ist dies ein Zeichen-Grund, der mit dem Pinsel auf das Por­

zellan aufgetragen wird und in jeder beliebigen Farbe ge­

geben werden kann. Sobald die&er Grund völlig ausge­

trocknet ist, kann mit -kreideartigen Pastellen, die Herr Schmiel ebenfalls in allen Farben liefert, darauf gezeichnet w erden, so dass kolorirte Zeichnungen nach Art der Pa­

stell-Malerei in dieser Methode dargestellt werden können.

Das Verfahren dabei ist dasselbe, w'ie beim Zeichncn auf Stein, nur darf beim Durchzcichnen bloss Bleistift gebraucht w erden; auch schadet w eder Staub, noch Feuchtigkeit, wenn man den Grund vor der Einschmelzung gut austrocknen lässt. Nach kurzer Anweisung ist jeder Maler und Zeich­

ner im Stande, nach dieser Methode zu arbeiten, die zu­

gleich ihrer reinlichen Behandlung wegen zu empfehlen ist. Schon auf der vorjährigen Kunst-Ausstellung befanden sich einige Proben dieser neuen Porzellan-Malerei (No. 588 und 589 des Katalogs: die Bildnisse Sr. Maj. des Königs und des Prinzen Heinrich von Prenssen K. H.)) allein da­

mals war noch ein viermaliges Einschmelzen jeder Zeich­

nung erforderlich, jetzt genügt selbst bei Arbeiten von be­

deutender Grösse eine einzige Einschmelzung, und nur bei der höchsten Ausführung müssen die Malereien zweimal durchs Feuer gehen; so dass jetzt in wenigen Tagen Ar­

beiten geliefert werden können, zu denen nach der frühem Methode Wochen erforderlich waren; dabei gewährt die jetzige Methode dieselbe Eleganz und Festigkeit. Das Abspringen der Farben beim Einschmelzen ist nicht zu .^'-lief&ccbtea, weil die angewandte Kreide nicht mehr 1 arlic abgi^bt, als der Zeichen-Grund aufnehnieu kann. Somit kann nach dieser Methode jeder Künstler sich selbst ohne sonderliche Mühe mit eigenhändigen Porzellan-Malereien versehen und seinen Freunden unzerstörbare Original- Zeichnnngen zum Andenken widmen; nicht zu gedenken, wclche Vortheile die Industrie aus der neuen Erfindung wird ziehen können.

D er grossherzogl. hessische Hofiiandirektor Dr. Mol-

‘ 1 er hat von der Stadt Mainz für den Bau des neuen Schauspielhauses (eine der schönsten Zierden dieser Stadt nächst dem Dom) als Anerkennung das Mainzer Bürger­

recht erhalten.

*) Ueber die genannten Bauten wird zu gelegener Zeit a^ch in diesen Blättern berichtet werden.

V on vielen S eiten eingegangenc A nfragen veranlassen m ich zu d er E rk läru n g , dass das ,.M u s e u m ‘;

Auch im n ächsten Ja h re erscheinen w ir d , und b itte ic h , sich m it den Bestellungen darauf re c h t bald zu m elden, dam it sich die Auflage einigerm assen bestim m en lasse.

V o m l s t ß n J a h r g a n g e s i n d k a u m n o c h F ü n f z i g c o m p l c t l c E x e m p l a r e v o r r ä t h i g . Dies zur N achricht für diejenigen, w elche das B latt vom Anfänge an zu besitzen w ünschen dürften.

George Gropius.

Gedruckt bei J. G. B r ü s c h c k e , Breite Strasse Nr. ü.

Cytaty

Powiązane dokumenty

V ortrefflich ist der S tich in diesen landschaftlichen B lättern und um so erfreulicher, als hier die m eist sehr edlen und stillen O riginale alle englische

Am F usse einer steilen B ergw and, an w elche die uralte, aus gew altigen kyklopischen Steinm assen erbaute A kropolis hinaufsteigt, zieht sich ein schmales V

In dieser7 F orm bildete das Ganze gleichsam eine der B aukunst gew eihete H alle, die zugleich herrlich erglänzte iu reich er V er­.. goldung und h eiterer

Eine Zusammenstellung von zwei Mädchen inalt auch Sohn, die Sie wahrscheinlich zugleich mit den Bjendejnann’schen auf der nächsten Ausstellung in Berlin sehen

stellung stattfmden, dass die Künstler durch Medaillen oder durch den Ankauf ihrer Arbeiten, und nicht durch Geld­. geschenke belohnt, und die Künstler der

d ig t, füllt die gerügte Lücke des letzteren auf eine höchst, erw ünschte W eise aus, indem es die Muster der griechischen Säulenordnungen, insofern diese nicht

m en;“ der verschiedenartige Ausdruck in den Gesichtern der Kinder, der Jünglinge und der Greise bringt eine eben so malerische Wirkung hervor, w ie die schöne,

Auch können sich die ältern Schüler dieser Classe Fertigkeit im Modelliren und Bossiren durch Theilnahm c an denjenigen Stunden verschaffen, w elche in einem eigen