M 51.
V on d ie se m B la tte e r sc h e in t w ö c h e n tlic h 1 B o g . in Q u a rto , so o ft e s d ie V e r stä n d lic h k e it
« icsT ex te s e rfo rd ert, w i r d e in e B e ila g e g e g e b e n .
J a h r g a n g 1. 1833.
D e r l’r e is des Jahrg. ist 5 th l.
der des halb. - -
un d w ir d das A bonnem ent prä- tiiim erando entrio h tet.M a n u n te r z e ic h n e t a u f d ie s U la tl, au s
se r bei dem V e r leg e r , a u f a llen K . l ’r. P ostäm tern und in j eder
so lid e n B u ch h andluni;.
Mus eum,
B l ä t t e r f ü r b i ld e n d e K unst.
B e r l i n ,
den 23. Deceniber.
Redacteur Dr. F . Kugler. <SS> Verleger George Gropius.
Coreggio’s heiliger F ran cisk u s
im K upferstich von P. L u t z .
D a die L eh re der Fabel von der L ö w in , die n u r ein e n , aber einen L öw en zur W e lt b rin g t, selbst zu r F abel gew o rd en , so d a rf die R ittnersche K unst
handlung in D resden zu dem K upferstich der S ix ti
nischen M adonna ein S eitenstück erscheinen lassen, o hne dadurch der edlen A rt des ersten zu nahe zu tre te n . D ankbar ist es anzuerkennen, dass ein sol
ch e r Gegenstand gew ählt und dass zu dem U nter
nehm en ein solcher K upferstecher gew onnen w urde.
U n ter den Gemälden R aphaels, zeigt Coreggio’s F ranciskus bei w eitem m ehr Ucbcrcinstim m cndes m it der M adonna di F oligno, als der S ixtinischen Ma
donna. Beide M aler w ich e n von ih re r W eise ab und näherten sich dadurch. D ie M adonna di Foligno
ist ein G em älde, das den Uebergang bezeichnet, von den herköm m lichen D arstellungen au f A ltarblättem zu denen einer erfindungsreichen Auflassung und das u n geachtet der G rossartigkeit ein altkirchlichcs A n
selm hat. Beim F ranciskus ist das A ltkirchlichc n ic h t in eine bezaubernde F arbenm ystik eingehüllt, w ie auf ändern G em älden C oreggio’s , die deshalb m it m usikalischen K u n stw erk en verglichen sind.
W7as Mengs*) von dem Franciskus sa g t, d er dieses G em älde den fünf ändern Coreggio’s in D resden un
te ro rd n et, in folgenden W o rte n : „D ie se s W e rk (hat sich w o h l erh alten u n d ) ist sehr kräftig. Ob es gleich in den Umrissen etw as h a rt ist, so ist es dem- ohngeachtet w eich und die inneren T heilc sind schön gemalt. D as C olorit ist w a h r und saftig, in einem
*) Dos Ritter Mcngs hintcrlassne W e rte von Prange.
UI. S . 137.
m
S ty l, d er zw ischen dem des P erugino*) und des L eo n h ard da V inci das M ittel h ä lt (besonders aber n ä h e rt sich d er K opf d er Jungfrau seh r dem S ty l u n d C h arak ter des le tz te m , hauptsächlich auf den W an g en un d in A bsicht des L ächelns des M undes).
D ie F alten gleichen in etw a s der M anier des Andreas Mantegna**), näm lich in A nsehung d er A rt die G lie
der einzu w ick eln ; sie sind aber n ic h t so tro ck e n und haben m ehr G randiosifät.“ — Dieses m ögte sich ungefähr auf die M adonna di Foligno anw enden las
sen. N och m ehr Aelinliches ist in d er Zusam m en
stellung. Um die G o tte sm u tter, die bei R aphpel au f W o lk en , bei Coreggio auf einem hohen Sessel th ro n t, sind v ie r A nbetende vereint. L iebliche K öpfchen, die zu einer Engelglorie g eh ö ren , zeigt h in te r ih r d e r azurne H im m el, der oben halbkreisförm ig be
grenzt ist. A uf den ältesten italienischen Gem älden h alten Engel den T hron d er Madonna an den L eh nen em p o r, um sic als die K önigin des Himmels er-
*) Nur den, d er nicht G elegenheit hatte, in Italien P eru gin s Ilau p tb ild er zu seh n , kann die Anführung sein es Namens befrem den. Im V atikan die h eil. Jungfrau auf dem Thron ( V ier g e au baidachin) m it den v ie r H eiligen ist ein so ausgezeichnetes W e r k , dass d er A nnahm e, es se i von R a p h a e l, nur die Inschrift w i
d e rsp ric h t: Hoc Petrus de chastro plebis p in xit.
E ine der frei behandelten W ied erh o ln n g cn , die R a
p h aels ]Namcn tragen (M anuel IV, 37. R e v eil 7 9 ) sah F r. S c h lc g e l 1804 in B rü ssel und sprach sich darüber (säm m lliche W erk e VI. S . ISS) also a u s: „E s ist eine w ahrhaft gro sse C om po sitio n , w o a lle s schlicht und einfach und doch alle s b edeutend und gerade das R echte ist. In d ieser R ücksicht könnte man etw a nur den alten C oreggio' zu D resden m it der h eil. Ka
tharina und dem h eil. F ranciscus und Johannes dem T äu fer noch vorzichen oder w en igstens neben d ieses R ap haelisch e B ild ste lle n , w elc h e s un streitig ein es d er schönsten und lo b e n s w e r te s te n von diesem Mei
ste r is t .“ Um die A ehnlichkcit noch m ehr hervorzu
h eb e n , können füglich die b eid en oberw ärtssch w e- benden K inder im Franciskus m it den b eiden Engeln verglichen w e r d e n , die die V orhänge des B aldachins em porhaltcn. U n w illkührlich w ird h ie r , w ie ü b erall, ein e h isto risch e E ntw icklung d er Com position er
kannt.
**) In Recueil tTEstampes d ’apres les plus celcbres ta- bleaux de D rcsde, 1753 h eisst e s , d e r'F ra n c isk u s bestätige die S a g e , dass Coreggio d er S ch ü ler Mau- tegna's gew esen sei.
sclieincn zu lassen. Coreggio blieb d e r überlieferten V orstellung tr e u , indem er zw ei K indesengel (im h.
G eorg sind es schon goldene K ary atid en ) als T räger des T hrones anordnete. A ndere M aler, die die Kin- desengel im V ordergründe beibehielten, indem sic das A nm uthige des durch sie b e w irk te n Gegensatzes anerkannten, gaben ihnen eine heitere Beschäftigung, indem sie m eist singen oder die Z ith e r spielen. A uf der Madonna di Foligno träg t d er E ngel eine In
schrift ta fei. — Z u den H eiligen gehören h ie r w ie d o rt Johannes der T äufer und d er heil. F ranz*).
„ B eid e F ig u ren , sagt F r. Schlegel**) in d er B e
schreibung des raphaelischen B ildes, dem Johannes und Franciskus auf dem ältesten Bilde des Coreggio zu D resden so individuell äh n lich , dass w e r beide Gemälde gesehen h a t, w ohl auf den G edanken kom m en m ögte, ein er von beiden M alern habe den än
dern v o r A ugen g eh ab t.“ v. Rumohr***) bestätigt das G esagte folgender Maassen: „ D ie Ausführung dieses Bildes fallt in so frühe Z e it, ,dass man die V crm uthung n ic h t u n terdrücken kann, dass Coreggio es geselin haben, davon angeregt sein k önnte f ) . “
Coreggio’s L iebe zur A llegorie verläugnet sich n ic h t im F ran cisk u s, w e n n sie gleich n ic h t als stö
rende R äthselhafligkeit uns enfgegentritt. D ie Auf- bauung des hohen S itzes der Madonna auf Bildern der A rt h a t im m er etw as unangenehm G ezwungenes.
H ohe P yram idenabsätze sta tt d er S tufen genügen eben so w e n ig , als die w illk ü h rlich e A ufcinander- schichtung verschiedenartiger Bauglieder. E in glück
licher G edanke w a r es, die Zusam m enstellung des T hrones durch U nterlegung eines bedeutsam en S in
nes zu bedingen. A uf dem S ockel w ird im Relief die Erschaffung des M enschen, d er Sündenfall und die V ertreibung aus dem P aradiese entdeckt. D ar
ü ber auf einem ovalen S childe h ält Moses die Ge
*) Nach einem K upferstich d er Madonna di Foligno von V incens, auf dem in die S te lle des Donatars die h eil.
K atharina (a u s R ap haels C inque S a n ti) gesetzt ist, sind d rei d er A nbetenden sogar d ieselb en .
**) A. a. O. S e ite 49,
***) Italien isch e Forschungen III. S . 118.
-f) F r. S c h le g e l a. a. O. S e ite 4 9 , ist entgegengesetzter M einung. R aphael so ll von C oreggio geborgt haben.
,, D iese G estalten sind an sich m ehr dem Coreggio
e ig e n ."
405
setztafeln. H öher als das G esetz ist die Liebe und d e r Sündenfall w ird getilgt durch die Siindenvertil- gung, die der C hristknabe e r t e i l t m it segnender R ech te n . — D urch B eobachtung der P erspektive lliat Co- reggio der S chönheit seiner Figuren A bbruch, in d e r sich R aphael grosse F reih eit gestattete. Bei der Zusam m enstellung von H eiligen, die bald m ehr bald w en ig e r statuarisch is t, w äh lte er oft für die ver
schiedenen einen verschiedenen A ugenpunkt, um je
den am günstigsten erscheinen zu lassen. E in m erk w ürdiges Beispiel giebt seine C äcilia, bei d er der B eschauer u n te r das K inn des n ic h t aufw ärts blik- kenden Johannes sieht und zugleich in das N oten
buch des hoch ü b er W o lk en singenden Engelchors.
E s sc h ein t, dass R aphael oft die S kizzen einzelner F ig u ren , die er in B ereitschaft h a tte , zu einem G e
m älde zusamm engefasst h ab e , ohne durch V erände
rung des Einzelnen den Forderungen des G anzen genug zu thun. U nbeküm m ert um die Höhe des G e
sic h tsp u n k te s, erw e ite rte R aphael die Com position d er V erklärung um den u n te rn bei w eitem grösseren T h e il, als w en n das Gem älde von oben herab ge- se h n 1 w erd en sollte. T izian und Coreggio dagegen berücksichtigten bei ihren A ltarblättern den niedri
gen S tand der Gemeinde. Bei Mariens H im m elfahrt, dem R iesenw erke des T iz ian , w ird die Sohle eines der u n ten stehenden A postel w ahrgenom m en. Bei Coreggio’s Georg sind die Füsse des m it dem S ch w ert spielenden K naben n ic h t sic h tb a r, als w en n sie vom A ltartisch v erd eck t w ären*). A nch bei F ranciskus ist die G esichtslinie so niedrig angenom m en, dass die Köpfe des cm porschauenden H eiligen, des heil. Franz und d er heil. K atharina, sich m it dem G esichte ab
schneiden. — D as streng S ym m etrische der Zusam m enstellung, w ovon in d er N a c h t, im H ieronym us keine S p u r is t, giebt dem F ranciskus v o r allen än
dern W e rk e n Coreggio’s ein altväterisches Ansehn.
Ausserdem die H eiligenscheine, die n ic h t je nach d e r W endung d er Köpfe verschiedene Ovale bilden, sondern nach G iotto’s A rt K reise, w enngleich nich t als S cheiben G io tto ’s, sondern als Ringe und die um so m ehr aufstossen, da die E ngel flügellos dargestellt sind. — Bei Coreggio’s G eorg sollte A rch itek tu r als Rahm eneinfassung das ganze Bild umschlicssen**), im F ranciskus ist die A rc h ite k tu r au f dem G emälde selbst.
*) Mengs a. a. O. Seite 14o.
**) Ebendaselbst 139.
Jonische Säulen ohne ein verbindendes G ebälk stelm je zw ei a u f beiden Seiten, w elch e den dunklen H in
terg ru n d für zw ei Heilige d arstellen, die sich der M aler in Beziehung m it den B eschauern dachte, w äh ren d die M adonna m it den beiden zu ih r gew and
te n H eiligen im k la re n Luftraum siegprangt — so zeigt sich gleichsam d er H im m el offen in d er K irch e , so ste h t das A bgeschlossene dem F reien entgegen.
Ob d er F ranciskus auch ähnliches m it Raphael, gem einsames m it ändern M eistern darbieten m ag, ob e r sich auch von ändern W e rk en Coreggio’s* ) un
terscheidet., so ist ihm doch keinesw egs die ergrei
fendste E ig e n tü m lic h k e it abzusprechen. In w ohl- th u e n d er H eiterk eit w e h t uns des Meisters v erk lä
rende B egeisterung an. D e n H eiligen w e c k t das E rscheinen d er G n ad e n m u tte r, n ic h t bussfertige In b ru n st, sondern gläubige Bcseligung, das A nschauen des G öttlichen ist n ic h t feierliche E rhebung, sondern Licbesgruss. D ie beiden K naben, die, w enn sie auch n u r spielend den Thronsessel tragen (fü r dessen Un
terstü tzu n g an d e rw e itig gesorgt is t) , in a n m u ts v o l
lem Bem ühen dem D ru c k der B ürde zu begegnen such en , die beiden leich t schw ebenden K naben, die oberw ärts zu heideu S eiten in A ndacht die Hände Zusammenlegen, sind raphaelische G estalten. A ber n ic h t auf solchen Idealen, sondern auf den Figuren, die individuelle Z ügen zeigen, m it den spitzigen Na
sen , den zum L achen breitgezogenen Lippen beruht der W e rth des G em äldes, do rt b esteht alle Seele in d er F o rm , h ie r sind alle F orm en in S eele aufgelöst.
Am w enigsten m ögte der schw erfällige C hristknabe genügen, der, da die M utter, um ihm den heil. Franz besser zu zeigen, die Knie nach d er entgegengesetz
te n S eite w e n d e t, über die v eränderte Lage Aengst- lic h k cit zu v e r r a t e n scheint. W e n n die E rklärung die rich tig e ist, so w ü rd e sie eine neue A ehnlichkeit m it der Madonna di Foligno einschliesseu. D ie heil.
M utter v e rtritt den S ohn und indem dieser scheu v o r sich hinblickend die F inger der R echten erhebt, verheisst sie gnadcnvoll und innig den erflehten S e
gen und sen k t die Hand h e ra b , als w o llte sie das H aupt des heil. F ranz berühren. D ieser, dessen
*) Fr. Schlegel a. a. O. S eite30: „D ieses Bild, welches mancher vielleicht allen WerLcn desselben Meisters aus der zweiten Manier vorziehen dürfte, steht durch
aus allein und' kann gar nicht mit diesen verglichen
werden, entfernt sich auch ungleich weniger von dein
Style der altern Maler. “
B lick dem ihrigen entgegenleuchtet, b ringt die L inke zu r S eite n w u n d e , die durch den S chlitz d er K u lte sichtbar ist und h e b t m it der R ech ten das w eite G ew and, um den Fuss zu cntblössen. M it dem dünn gescliornen K ranz von H aaren n a h t er vertrauungs- voll der H im m elskönigin, indem er sich gleichsam darauf b e ru ft, w ie er durch die W u n d en Jesu*) be
gnadet se i, um m it sterblichen Augen das U nsterb
liche zu schauen. Von re in e r L iebe durchdrungen, blickt auf ähnliche W e ise m it schm achtendem B lick die heil. K atharina em por, indem sic in der R echten das S c h w e rt und die P alm e h ält und m it dem Fuss a u f das M arterrad tritt. Als V erm ittler zw ischen d er angebclctcn G o tth e it und d er anbetenden Menge schauen A nion von P adua und Jo h an n der T äufer aus dem Bilde heraus zu der G em einde, um d urch m iltlicilendes G efühl die S eligkeit noch zu erhöhen, die ih r In n re s in sich aufnahm. H in te r dem heil.
F ranz bescheiden zurückstehend trä g t der heil. A n
to n Buch und Lilie. E n tstellend um hüllt die Kutte**) ihm den Kopf, so dass S tirn und Auge besch attet ist, w o d u rc h die innerliche F re u d e , w ie sie d er la
chende Mund deutlich v crrätli, den R eiz der D eniuth gew innt. Jo h a n n es, d er au f d er ändern S eite vor d e r heil K atharina steh t, b ekleidet m it dem ausw en
dig glatten K am clfell, das R o h rk reu z in d er R ech
te n , w e is’t m it dL*r L inken auf das Lam m G ottes h in , als liebherziger, väterlich m ahnender L eh rer.
*) Auf der noch nicht vollendeten Platte von Lutz sind die Wunden der Hände und Füsse nicht bemerkt.
Im Verzeichniss der Gemälde -Gallerie in Dresden, 1626 liest man, dass der heil. Franz „m it gebeugtem K nic‘; hinaufblicke, wobei man aber nicht an ein Knien oder an ein sich Anschicken zum Knien denken darf. Der ganze Körper beugt sich hin zum Thron des Göttlichen. Im Ausdruck unterscheidet sich am auffallendsten der heil. Franz von Raphael und der von Coreggio. Jener zeigt nach v. Rumolir „schw är
merisch schmerzliche Verzückung, “ dieser wohlthuen- den Genuss befriedigter Sehnsucht.
**) Mögte die Kutte anch den Fuss verdecken! D er of
fenbarverzeichnete profilirte Fuss ist in soweit merk
würdig, als er .zu erkennen giebt, dass der Maler die Wendung des heil. Anton, der von der Madonna den Blick zu der Gejneinde kehrt, nicht als ausgefülirt, sondern im Begriff des Ausführeus sich dachte. Die Uebertragung der hehren Freuden durch die Heiligen, sollte dadurch noch lebhafter versinnlicht werden.
W ie der heil. F ranz dem G efühl d er heil. K atharina S prache le ih t, so w ird des heil. A nton angedcutete A bsicht vom heil. Johannes klar v erkündet. S o sind dieselben Em pfindungen in verschiedenen G raden m annigfaltig ausgedrückt auf der einen und auf der ändern S eite und zw a r durch die einsichtsvolle S tel
lung der F igureu so , dass links und rec h ts das voll
kom m enste G leichgew icht stattfindet. D ie Heiligen au f solchen A ltarblättern sind das, w as d e r C hor in der antiken T ragödie ist. „ W i r m üssen ihn begrei
fen, sagt A. W . v. S chlegel*), als den personifizirten G edanken ü b er die dargestellte H andlung, die v erk ö rp erte und m it in die D arstellung aufgenom- m ene T hcilnahm e des D ich ters als des S prechers der gesam m ten M enschheit.“
Als zw ei H au p tw erk e der G allerie in D resden verdienen die Sixtinische M adonna und d er Francis- k u s , er ist u n te r den Coreggio’s daselbst allein m it dem N am en A ntonius de Alegris g ez ie rt, als Seitcn- stiieke in w ürdigen N achbildungen neben einander zu stehn. D ies geschieht je tz t durch einen Kupfer
ste c h e r, d e r, dem Beispiele F ried rich Müllers nach
streb e n d , an seiner P la tte m it G eist un d L iebe ar
b eitet zur E h re der deutschen K unst.
P e te r L utz le b t in seiner
G e b u r t s s t a d tM ünchen.
Im Genuss einer zehnjährigen königliehen U nter
stützung, liess e r sich vierzehn Ja h re hindurch seine künstlerische A usbildung angelegen sein. U n ter d er L eitung des G eschichtsm alers R o b e rt v. L an g er, D i
rek to rs d er Königl. Kupferstichsam m lung, m alte L u tz bis zum Ja h re 1817. Seine F ederzeichnungen nach den A ntiken und nach d er N atu r zeigten unverkenn
b ar seinen überw iegenden B e ru f zur K upferstecher
kunst. D as w a h re T alent b erech n et n ic h t kärglich Z eit und Mühe und d er m uthlos lähm enden Ueberre- dung, auf dem betretenen W ege zu v erh a rre n , tr itt der erhebende Entschluss entgegen. W a s ist ver
lo ren , w e n n aus dem K am pf eine w e rk th ä tig besee
lende K ra ft g ere ttet w ird ? In K upferstichm anier zeichnete L utz m it der F ed er nach B lättern von S pranger, Goltzius und J. G. Müller. E r vertauschte je tz t seinen bisherigen L e h re r m it einem n eu e n , je
doch h ie lt ih n — u n d , w ie es sc h e in t, m eh r als es seinem S treb en förderlich w a r — innige D ankbarkeit gegen jenen verpflichtet. U n ter C. E . Hess (A m slers eh ren w erth em V orgänger) begann e r zu radiren und
*) lieber dramatische Kunst. I. S. 113.
407
zu stechen und zw a r Köpfe nach K upferstichen von Jakob F rey . W ie seine Malereien sind Lutzens bis je tz t erschienene K upferstiche n u r als Flügelschläge seines G enius zu b e tra c h te n , dem nach m ehrjähriger P rüfung und Sammlung seiner K raft cs je tz t ei’st ge
lingen so ll, sich zu einer w ürdigen H öhe em porzu- schw ingcn.
D ie S chönheit der G rabstichel-A rbeiten sch ein t in d er A nw endung möglichst w eniger M ittel oder in d er B eobachtung eines einfachen System s zu bestehn.
D ie
V e r b i n d u n gvon w eissen , p u n k tirte n und ge
strich elten S tellen ist m it der zu erzielenden H ar
m onie
u n v e r e i n b a r .D ie schönsten K unstblätter zei
gen, w ie durch gleiclimässige S trichlagen die grösste M annigfaltigkeit in M odellirung und F arbe ausgedrückt w erd en könne. D u rch die nebeneinander laufenden w eissen und schw arzen L inien w ird eine verschm el
zende Blendung h ervorgebracht, so dass d as, w as Sym bol der F arbe sein soll, als F arbe erscheint ohne
n a c h h c l f c n d e
Einbildungskraft. N am entlich bei F leisch
p artien ist die G leichm ässigkeit d er S trichlagcn von d er grössten B edeutung, w eil n u r so und n ic h t an
ders die unnatürliche T atow irung den Z auber höch
ste r W a h rh e it erringt. W e n n die R auten der Schraf- firung durch D iagonalen zerschnitten w erden, so sieht sich das tastend fühlende Auge unangenehm in dem Z uge, die Rundung d er F orm en zu verfolgen, ge
hem m t und erblickt sta tt der F lächen L in ie n , s ta tt d er K örper Ebenen. W ie die Teinpera-V erbesserung in F re sk e n , die S epia - S trich e in m issrathenen K upferabdrückcn, vern ich ten sie als ungleichartig den E in d ru ck , den sie erhöhen sollen. D ie ersten K u
p ferstiche sind von solchen D iagonal-L inien n ic h t fre i, aber gleichsam verstohlen angew endet erschei
n en sie n u r als v erstärkende Nachhülfe und n ic h t als geradezu nbthw endig. D ie S ich e rh e it, bald fei
n e re , bald stärk ere S trichlagcn zu ziehen, und ohne Z w ang durch sic das m eh r oder w en ig er R unde auszudrücken, sie abzubreclien, w o verschiedene F lächen aneinanderstossen ohne den Uebergang zu
z e r s t ö r e n ,