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Die Zukunft, 30. Juni, Jahrg. XIV, Bd. 55, Nr 39.

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x1v. Jahrg. gekau,m 30.Juni1906. gis-.39.

Herausgehen

Maximilian THE-irden.

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Seite

Ulkkmcs ................·.....·.........467

Doktor Drnerwillen AusSchweningeksUerzteschule...............478

DerPage. VonTheodor Faust·....................489

AbcenundDOMAIN Vonsent-g Brandes ....... ...·...490

singt-nd inVolls. Vonsind-ou .......... ..«........492

Avtkibuch ..............................495

Nachdruck verboten.

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Erscheint jedenSonnabend- ,Pwiö vierteljährlichZMark,dieeinzeer Nummer 50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

I906.

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DieHypotheken-Abteilung des BankhausesBerlin W.cakl Nellbllkgek,

8,Französische-strasse No. 14,

hateinegrosseAnzahlvorzüglicher Objekteln lletlin unclVokoktenzurhypotlieltarisclien Beleihungzuzeilgetnässekn Zinslusse nachzuweisen, und zwtt illi-clenGeldgehek

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Berlin, den 30. Juni 1906.-

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Vorelf JahrenwurdederNord-Os1see-KanaldemVerkehreröffnet.Fei- erlich,wie diegroßeSacheeswollte.Daßder Kanalnichtfertigwar, durftekeinGrund sein,dieEröffnungzuverschieben.Fertigwar weder das berlinerHofschauspielhausnochderTelto-w-Kanal,alssieeingeweihtwurden;

nochlangenichtfertig.Geduldistnun einmalnichtmehrunsere starkeSeite.

WilldieFruchtnicht raschreifen,so hältman dieLampedarunter. Sputet derBaumeistersichnicht-nachGebühr,somußerunsfürein paarTagewe- nigstenseinGipsstuckoergnügenbereiten. DaskostetGeld?Ja,liebeLeute, selbstderTodistnichtumsonst.UndimJuni1895wolltenwireinWeltfrie- densfestfeiern.NachdemMusteszmails,der1869denSuez-Kanalmiteiner ProtzenfeierimüppigstenOrientalenstileingeweihthatte.Damals, nachdem derpreußischeKronprinzdvonderKaiserinEugenieinKairoungemeinhuldvoll behandeltwordenwar,schienderFriedesosicher,daßderAbgeordneteVir- TchowdenAntragstellte,dieMilitårausgabendesNorddeutschenBundes zu verringern. AchtMonatedanachmußteGrafBismarckdemParlamentver- künden,derfranzösischeGeschäftsträgerhabeihmdieKriegserklärungüber- reicht. VestigiaterrentP Unsinn;AesopundHoraz warenniePolitikerund Holtenauist nichtdieHöhledes Löwen. Wir laden dieVölkerder Erde zum Fest;undwenn alleEinzelheitendesProgrammesgeordnetunddie Einla- dungen angenommensind,kann unsderReichstagdaszurKostendeckungnö- thige Sümmchen(1700000 Mark) nichtweigern.Thatesauchnicht.Zwar shattePasteurdenOrdenPourLoMesrjteabgelehnt,hattendieRufsenzur

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Bedingung gemacht,daßDeutschlanddieAnfängeihrer AktiongegenJapan- unterstütze.DochdieEinladungwarüberall angenommen worden.Der Kai- ser rief:undAlle,Alle kamen.NichtAlle gern.JmSenatderFranzösischen Republik sagtederMinisterHanotaux:»WirgehennachKiel,weil wirhin- gehenmüssen,nichtNeinsagenkönnen,bleiben aber die Alten.«ImFigura-- sprachHerrSaint-Genest,diefranzösischenSeeleutemachten,la mort dans l’åme,widerWunschund Willen dasFestmit.Einerlei. DieHamburger wandten etlicheHunderttausendedran,ausGips,Cement,Drahtgeflecht, bepinselterLeinwand undPfählenim inneren AlsterbassineineInselzu schaffen,unterderenLeuchtthurm,zwischenTreibhausgewächsenundbuntem Glühlicht,diefürstlichenGäste Kasseetrinkenkönnten. Sietäuschten,mit Pappe,LeinwandundOpernregiekünsten,denGästen aucheinfertigesRath- hausvor.Undalsman denkünstlichhergestelltenKommunalpalastund das künstlichgethürmteJnselwunder bestaunt hatte,gingsaufeinfürdenFest-

-

taggekünsteltesSchiff.GroßfiirstAlexejhielt sichmitfinstererMieneimSter- nenchordesKaisersundwarfroh,wennermit dem Admiral Mdnard intim plaudernkonnte. Admiral Skrydlow(derinWladiwostokseitdemsotrauri- genRuhmerwarb)luddie Vertreter der nationalliee etamjc anBordseines Schiffesundsprachin einerTischrededieHoffnungaus,denTagzuerleben, andem dieKielerFöhrderussischeundfranzösischeGefchwaderzu anderem Zweckvereintsehenwerde.VonAlledemerfuhrenwirnichts.DerPressewar einSalondampfer kostenlosüberlassenworden.Fahrt, Herberge,Verpfle- gungxAllesgratis.AmFallreepempfingjederJournalisteine mitJmpor- tengefüllteCigarrentascheundeinCheckbuch,dasihmdenAnspruchauf fünf- zigFlaschenguten Weines, stillenundschäumenden,gab.NachzweiStun- den,lasenwir,war derbeträchtlicheSektvorrathbisausdenletztenTropfen vertilgt.Nurnatürlich,«daßdemWeltfriedensfestkeinrauherKritikererstand unddaßdieso reichlichgeatzteundgetränkteVolksbildnerzunftinToastenso- gar denHerrnvonKöllerfeierte,densieaufdemFestland kurz vorherwie denTodfeindderFreiheitundderKulturbehandelthatte.DasDeutscheReich istderLieblingallerNationen,dasFesteinweltgeschichtlichesEreigniß,der Kanal,der denUmwegumKattegatundSkagerak spart,ein mikaculum 1nun(1i,einherrlichvollendetesWerk.SosprachdieOeffentlicheMeinung.

DerKaiserhattebei einerNegattain derSandownbai gesagt:,,Deutsch- lUUdbesitzteineseinenBedürfnissenentsprechendeArmee;wenn diebritische NationeineihrenBedürfnissenentsprechendeFlotte hat, sowirdDiesvon EuropaimAllgemeinenalseinhöchstwichtigerFaktor fürdieAufrechter- haltungdesFriedensbetrachtetwerden.« BeimKanalfestspracher:,,Meere

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trennennicht.Meere verbinden.Die verbindenden Meere werdenverbunden durchdiesesneueGlied zumSegenundFriedender Völker.DieTheilnahme

anunsererFeierseitensderMächte,derenVertreter wir unterunssehenund derenherrlicheSchissewirheutebewundert haben,begrüßeichumsolebhafter, je mehrichdarindievolleWürdigungunsereraufAufrechterhaltungdesFrie-

densgerichtetenBestrebungenzu erblicken dasRecht habe.«UndanBord desbritischenAdmiralschiffes:»Sobald dieNachrichteinlief, daßdieKönigin beschlossenhabe,dieKanalflottezurEröffnungfeierzuentsenden,sandteich dieseDepeschedurchdenTelegraphenanmeineOffiziete;und überallwurde dieNachrichtmitherzlicherFreudeaufgenommen.SolangeunsereFlotte existirt,habenwir unsstetsbemüht,unsereJdeennachdenIhrigen zusormen und injederWeisevonIhnenzu lernen. EinerderschönstenTagemeines Lebens,dieichnichtvergessenwerde,so lange ichlebe,warjenerTag,alsich dieMittelmeerflotteinspizirte,anBord desDreadnoughtstiegundmeine FlaggezumerstenMalaufgehißtwurde.Ichbin abernichtnurderAdmiral, sondernauchderEnkel dermächtigenKöniginvonEngland-«DieseWorte wurdenamsechsundzwanzigstenJuni1895gesprochen.ImAugustwar der KaiserinCowes und wurdevonderbritischeuPressesehrunsreundlichbegrüßt.

FünfMonate danachtelegraphirteerandenPräsidentenderSüdafrikani- schenRepublik:»IchsprecheJhnenmeinenaufrichtigenGlückwunschaus, daß esIhnen,Ohne«UUdieHilfebefreundeterMächtezuappelliren,mitIhrem Volkegelungenist,ineigenerThatkrastgegenüberdcnbewasfnetenSchaaren, WelcheUlstiedeUsstörerinJhrLand eingebrochensind,denFriedenwieder- herzustellenund dieUnabhängigkeitdesLandesgegenAngrisfevonaußenzu wahren-«Inder »Zukunft«wurdedamals gefragt:»WarumistdasTele- grammnichtvomKanzlerabgeschicktworden,derpolitischeEntschlüssezuver- antworten hatundimReichderkaiserlicheMinister ist? Dannkönnteman esohne ängstlicheRücksichtkritisiren,danuträsendieVorwürfeundSchmäh- ungennurdenKanzlerunddemDeutschenbliebe derwidrigeAnblickerspart, daßdiePersondesKaisers,dernach außendieVolkheitzurepräsentirenhat, jetztvondenunanständigstenVermuthungenumsponnenwird.«

UebcrdenKanalselbst,dasopusstupendum, warddamalshiergesagt,

erwerdenachmenschlicherVoraussichtkeineRente, sondernZinsverlustbrin- gen; undanMoltkesWorterinnert:»WirbauendiesenKanalvorAllemfür Schweden,Rußland,Amerika, FrankreichundandereMächte«.DieRegi- rendendachtennichtso·SiehatteneineerträglicheRentabilitäterrechnetund festgestellt,daßderKanalallenberechtigtenAnsprüchengenüge.»Unliebsame Unterbrechung-«desVerkehres,sagteHerrvon BoetticherimReichstag,sei

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nichtzufürchten;»auchunseregrößtenSchlachtschiffekommenbequemdurch.«

BalddanachbliebenzweideutscheSchiffe,,,KaiserWilhelmll«und»älugusta Victoria.«,im Kanalstecken.Eristebennochnichtfertig,hießes;man hat ihn,wie dasNeichstagshausnnd dasTuberkulin,zufrühdemVerkehrüber- geben.Dassprichtnichtgegen dieErtragsfähigkeitderneuen Wasserstraße.

AmtlichwurdederKanaloerkehraus elf, nachdererstenEnttäufchungnoch immerauf sechsMillionen Registertonnengeschätzt.JmdrittenJahrwarens 2805094,imsiebenten4285 301Registertonnen.DieEinnahmenblieben noch1898umsechsunddreißigProzentunterderVorausschätzung,trotzdem imHerbst1896dieKanalgebührermäßigtund dieFrequenzdadurchgesteigert worden war. Jetztwirdoffiziösgemeldet: »EineKommissionvon dreißig höherenBeamten hatdieKanalstreckebereist,umdenneuen Verbreiterung- plan auf seineDurchführbarkeitzuprüfen.DieKostenderAusführungwer- denaufungefährzweihundertMillionenMark zubezisfernsein.Obwohldie Einrichtungentadellosfunktioniren,kostetdieKanaldurchfahrt jetztoft mehr Zeit, alsoauchmehrGeld alsdieUmfahrtumSkagen.NichtmitsiebenzigPro- zent,wie angenommen wurde,sondernnur mitdreiunddreißigistderKanal bisherandemGesammtoerkehrzwischenNord-undOstsee"betheiligt.Fürgro- ßeSchisfeistdieBenutzungdesKanalsjetztkaumeinGewinn; fürdiegrößten ist sieganzausgeschlossen:dieseSchiffekönnenwederdieKurvennehmennoch dieSchleußenpassirenDerKanal genügtschonheutedemVerlehrsbediirfniß nicht mehrUnd WirdihmVOUJAhkzUJahr wenigergenügen.Die Verbrei- terung istimInteresse derKriegsmarineundderHandelsschisfahrtunbedingt nöthig.«SeitderErössnungsindelfJahre verstrichen.DieHosfnungensind enttäuschtworden.UndjetztwirddasWunderwerkwerthlos,wenn derReichs"- tagnichtfürdieVerbreiterungzweihundertMillionenbewilligt.Da die Ge- bühren,Schlepplöhne,AbgabenimRechnungjahr1901X02nur 2113526 Markbrachten,schwindetjedeAussichtausRentabilitätAlsneulichaberder Teltow-Kanal (eheerfahrbarwar,verstehtsich)mit demüblichenPompge- WcihtWurde,ImmltchkkVOUBoelllchkreinenKanns-Sachverständigen undbrachtesichals den»Erbauer«des opusstuponduminErinnerung.Der Herr(derendlichnun ausdemStaatsamt indieDomherrnpfrijndeschlüpft) solltefroh fein,wenn Keiner drandenkt, Keiner ihn fürdasMißlingendes Werkes verantwortlichmacht.FastallseineBererhnungenundAngaben sind alsfalscherwiesen;undheutehörtman,jeder halbwegsfähigePolytechniker Habelängstgewußt,daßderKanaldieAufgabe,dieihmzugedachtward, nicht bewältigenkönne.DochdasWeihefestwar einweltgeschichtlichesEreigniß.

EEEM andereErinnerung.VorachtJahren reistederKaiser,um die

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lilti1no. 47 1

demChristenheiligstenStättenzusehen,insOsmanenreich JnBethlehelm spracher:»UnterallenmöglichenVorspiegelungenreißtman einStücknach dem anderen vondenMohammedanern los,wozuman garkeineBerechtig- unghat.« Jn Damaskus,amGrabdesChristenversolgersSalahedDin:

»BewegtvondemGedanken,ander Stellezustehen,woeiner derritterlich- sten HerrscherallerZeiten;dergroßeSultan Saladin, geweilt hat,einRit- terohne FurchtundTadel,deroft seineGegnerdierechteArt desRitterthu- meslehren mußte,ergreifeichmitFreudedieGelegenheit,vorallenDingendem SultanAbdulHamid fürseineGastsreundschastzudanken.MögederSultan undmögendiedreihundertMillionen Mohammedaner,welche,aufderErde zerstreutlebend,inihmihrenKhalifenverehren,versichertsein, daßzu allen Zeiten dcheutsche Kaiserihr Freund seinwird.« BeimEinngindiesestlich geschmückteHaupt-undResidenzstadtBerlin:,,Ueberall,wohinwirkamen, ausallenMeeren,in allenLändern und in allen Städtenhatderdeutsche NamejetzteinenKlang,wieerihn nochniemalsvorher hatte.Ueberallister

geachtetundgeschätztwieniezuvor.«AufdemschlankenSeraskerthurmhatte neben derHalbmondslaggezumerstenMalwiederdieschwarz-weiß-rothe Fahnegeweht.FeierlichwarderKaiserinJerusalem eingezogen.AmGrab- mal desSalahedDin,derLusignanschlugundRichardLöwenherzsogar diepalästinischeWohnungdesFriedens verrammelte, hatteereinen Kranz niedergelegt.JederTürke,derdieseVorgängesah,jeder Araber, indessenOhr WilhelmsWortdrang,war seitdemsicher: HinterdemPadischahstehtder mächtigeImperator el Atem-anta. Mußte sichersein.Wennervonder»in- nigen Freundschaft«hörte,die denKaiserdemSultanverbindensolle,senkteer freilichnur die Lider undhieltdenschwatzendenGiaur füreinen Narren.

DerOrientale istkeinJdeologe,keinsentimentalischerSchwärmer.Jnnige Freundschaft!Um eineTischdecke,einenTeppichwirdeinenhalbenTaglang gefeilscht.,,Billighatder blondeJmperator seineFreundschastgewißnichtge- geben;nochUmhohen Preisaberist sieunsnichtzutheuer.England,Frank- reich,Rußland,Oesterreich,dieMagyarenselbstmit demPlanihresBalkan- bundeskönnen unsnichtsmehr anhaben. Deutschland hilftunsausjeder Noth-«GlaubtenesnichtauchDeutsche?DieJntimitätmit dem Osmanen- reich,dachtensie,istnichtungefährlich;siekannunsinKonfliktmitNuß- land und denWestmåchtenbringen. Dafüraber bekommen wir imHerr- schaftgebietedesSultans HandelsprivilegienvonhöchstemWerthundsind in derislamischenWeltwirklichvornan; undbleibens aufunabsehbareZeit.

Sosprach,nachdemFestrauschderKaiserreise,dieHoffnung.Nicht lange danachsagte,in einerStunde nüchternerSelbsterkenntniß,Freiherr

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472 DieZukunft.

Marschallvon Bieberstein,DeutschlandsBotschafteramGoldenen Horn, bei einemPatriotenfestimDeutschenHandwerkervereim»Waswirhierim Orienterreichthaben,verdanken wirnichtgroßen,geheimendiplomatischen KünstenundSchachzügen,sondernderTüchtigkeitundArbeitdeutscherHand- werker,TechnikerundKaufleute.«Erhatniewahrergesprochen.Nurhinzu- zufügenvergessen,daßwirüberhauptnichts Beträchtlicheserreicht haben.

KeinPrivileg.UnterdenblödsinnigenScherereien,diefastdaseinzigeLe- benszeichentürkischer»Verwaltung«sind,leidet derdeutscheKaufmannge- nau sowiejederandere.Nichteinmalein nützlichesPrestige.DieOrientalen, dieihre Kraftwörtergern ausdemBezirk physiologischerVorgängeholen, haben ost,hoheWürdenträgersogar,vordemOhr deutscherRechtsucherer- klärt,daßsieaufdenBotschafterunddieKonsulndesDeutschenReiches...pfei- fen;insolemnitergewiihrtenAudienzen.DasklingtdemEuropäerschlimmer, als esgemeintist;verräthabernichtsvonbesondererHochachtungJndemBot- schaftersehendieMusliminimGrundenur einen mittöncndcmTitelgeputzten Vertreterder FirmaKrupp,dermitallenMittelnProfite machenwill;und daer

denAuftraghat,unterallenllmstiindendoucomontvorzugehen,bleibenseine ReklamationennochlängerunerledigtalsdicandererMissionchessDerDeut- scheerlangt,wasman seiner-Tüchtigkeitschließlichnichtweigernkann. Jornan sindwir nur,woessichumOrdensverleihungenhandelt;unddiesenVorsprung gönntunsdieKonkurrenz.BleibtdieBagdadbahn.UnbestreitbareinPro- dukt derKaiserreise.AmerstenDezember1898kehrteWilhelm nachBerlin zurück.AmTagvorderWeihnachtdesJahres1899 unterzeichneteninKon- stantinopelZihni-PaschaundGeorgVonSiemens denPräliminarvertrag, durch.dendie Socitåld du cbemin de fer oltoman d’AnatoliedasRechter-

hielt,dieEisenbahnvonKonianachBagdadundBasrazu bauen.Seitdem ist dieserBahnbauderPivotdeutscherOrientpolitik.Dergescheiteunder- fahreneGeneralkonsulStemrich hatte nachfünfzehnmonatigerJnspektionder Streckeerklärt,dieBahnwerdenichtrentiren.DerKaiseraber dem bedenk- IicheuSultkmeiklåxtxIchbauesieDir.HundektSchkeibekpriesen,wievor- herdenNord-Ostsee-Kanal,dasneue »unvergleichlicheKulturwerk«. Wird esbesserrentirenalsderKaval? Sicher; wenn siir ausreichendeBewässerung gesorgt,dasjetztvonkurdischenRäuberhordendurchstreisteLandeinstvonar-

beitsamenundwehrfähigenBanernbesiedeltundderBahnaustürkischen(noch nichtverpfc"1ndeten)ReichseinnahmeneinegenügendeKilometergarantiege- währtwird.LeichtsinddiesedreiBedingungennichtzuerfüllen;sinds wahr- scheinlichnur,wenndieunfähigeOsmanenregirungmitihrer Bakschischmoral indiesemGebietvölligabdanktDochvielleichterlebenwirnoch,daßdieindische

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Illtimo. 473

PostüberKonstantinopel befördertwird unddaßfürsVaterland mehr als sürDividendenbegeisterteAktionäre sichmiteinem Papierzufriedenerklären,

«

dasihrenEnkelnZins tragenkann. UndvielleichtbringtderflinkeGeheim- rathHelfferich,derzurechterZeitnoch,vordem lautenS·kandal,derKolonial- sabtheilungin einmilderesKlimaentsloh,dieSachein Ordnungundläßtuns -Vergesfen,waserdurchseineostasrikanischeMünzreformgesündigthat.

Vielleicht.Wahrscheinlichists nicht.Der BauundBetriebderBag- dadbahn,dieamPersischenMeerbusenendensoll, isteineleise,dochleiden- schaftlichumstrittene FragederWeltpolitik.DieserEisenstrangwürdenicht nur dieVerbindungmitShantung(Kiautschou)sichern,diedurchdenanglo- frankojapanischenDreibund jetzt bedroht ist, sondern aucheinen trockenen -

Weg nach Indien öffnen.ErgefährdetdasJnteresseRußlands,das ein eis- sreiesMeerbraucht und, seitesauf Südostasienverzichtenmußte,denBlick sehnsüchtigausdenPersischenMeerbusen richtet.Daspolitischeunddaswirth- schaftlicheJnteressezdennMesopotamienwäre,schonmitKorn undNaphtha, denrussischenExportwünscheneinfurchtbarerKonkurrent.Auch Oesterreich undUngarn (manmußsichgewöhnen,denBindestrichwegzulassen)würden dieFolgenspüren,wenn dasLandzwischenEuphratundTigrisintensivbe- wirthschastetund demWeltverkchrerschlossenwürde.UnddaßwederFrank- reich nochEngland dieserEntwickelungmüßigzuschauenkann, braucht nicht bewiesenzu werden.FrankreichhatdasHändchenimSyndikatundstellt einst- weilenderAnatolischenBahndenGeneraldirektor. England hat während desBurenktieges,als wir dieGelegenheit,dieMähnedesLeun zustützen, -versäumten,zugesagt,eswerdeunsaufdemWegnachBagdadkeineSchwierig- keitmachen.Long agozundBagdadistnochnichtBasra.Bautnur,dachteder Brite:wennEuch,eingutesStück vordemPersischenMeeibusen,derAthem ausgeht,kommtmeineZeit.WirbliebensorglosHattenjaAbdulHamidfüruns

Habenwirihnnoch?·AmzwölftenMaisagteichhier: »Großbritanien ärgertinPersienundmehr nochinEgypten jetztdieTürkei.DerHauptzweck istzunächstwohl,demmißtrauischenAbd ulHamidadoculoszu demon- striren, daßerinNothlagenaufDeutschlandnichtrechnenkann.DieseAb- sichtwar soforterkennbarunddeshalbmußtenwirunsruhighaltenunddurf- tennicht loskreischen:,WirwerdenEnglandsKreise nicht störenltWelcher KadettwardennwiederfürdiesesfalscheManöververantwortlich?NachAbd ulAziznun AbdulHamid.Unddeszlamsollte dochunseregroßeHoffnung

·-«sein.SchöneWortehavendieMohammedanergehört,inKonstantinopelund inTanger,abernachgeradewohlauchgemerkt,wasdraufzugebenist.Sobald ssieeinsehen,daßsieohneEnglandnichts erreichen,hatdieFreundschaftmit

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474 ,- DieZukunft.

dendeutschenGiauren ein bitteres Ende.«Seitdemwurdemir ausdem Most- Fad,demgrößtenpanislamischenBlattedesOsmanenreiches,diefolgendeAr- tigleitübersetzt:»DeutschlandtreibtseinealtePolitikruhigweiter: inguten- Tagenistes derTürkeiunddenMohammedanerneintreuerFreund;inschwerer ZeitziehtessichzurückundüberläßtunsrücksichtlosunseremSchicksal.«Aus einemArtikel,denMustafa PaschaKamel,einVorheralsFreund Deutschlands bekannterPolitiker,in ElLiwa,dernationalen ZeitungEgyptens,ver- öffentlichthat:,,Deutschlandhatsich,trotzdenklangvollenWortenseinesKai- sers,muthlosvonunszurückgezogen.DaßesAkabas wegennachdemSchwert- greife,warvielleichtnichtzuoerlangen.DochderDeutscheKaisertelegraphirt ja sonstbeijederGelegenheitin dieWelthinausDiesmal fanderkeinWort,.

alsRußlandundFrankreichdemHandelnEnglands zugestimmthatten.Das DeutscheReichbringtseinenFreundenmehrSchadenalsNutzen.Vermages nichtsgegenEngland?Dannmüssenwir uns ebenanden Stärkerenhalten«

Und aus einem Blatte derJungtürken:,,FreundschaftmitDeutschland?Wir danken. An einem Sultan habenwirgerade genug.« AehnlicheStimmen könnteichnocheinehalbeStunde langcitiren.MeineBermuthungwarlei- deralsorichtig.Jedem Wachen mußtesie kommen.Washat derSultan,was- haben »diedreihundertMillionenMohammedaner,welche,aufderErdezer- streut lebend,inihmihrenKhalifenverehren«,vonunsdenngesehen?Zuerst, daßwir,stattschonfürdasvortheilhafteAngebotunserer Freundschaftreich- ,lichenLohnzuerzwingen,unsmiteinemAlmosenabspeiseuließmDanwdaß wir dasantitürkische,vonLobanowundAehrenthalvorbereitete,vonLamsdorff undGoluchowskiinMürzstegbesiegelteProgramm schweigendhinnehmen mußten-;dieFlottendemonstrationderGroßmächtenichthindernkonnten;in TangerundAlgefirasvorAllerAugenoereinsamtwaren; undjetzt,als der Brite in Akaba undTabahden Turbanzauste,ängstlichaufkreischten:Wir werdenEnglands Kreisenichtstören!Vor dem GebeinihresSalahedDin

war ihnen gesagt,worden:»ZuallenZeitenwirdderDeutscheKaiserEuer Freundsein.«Dürfenwirsietadeln,weilnachachtjährigerErfahrungdiese- Freundschaftsie nichtmehrsowerthvolldünkt wieamTagvonDamaskns ?

Abd ulHamidmagWilhelmsFreundgebliebensein.Auchmitdieser MöglichkeithabendielondonerStaatsmänner,denenunsereOrientpolititdie Richtungvorschrieb,gerechnet.DerSultan (demkeinVerftändigerüber den Wegtrautund deramEndedochhundertmal mehr Menschengemordethat«

Als derlchwärzesteHintertreppentrepow)istnochimmer eineMacht;istsals- Khalif-alsgeistlichesOberhauptallerMuslimin. Jstsaber nur,so langeer- überMekkaUndMedina, dieHeiligenStätteuislamischenGlaubens,herrscht»

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lllti1no. 475s

Sitztdaeinvon EnglandsGnadenregirenderScheich,dannistderMann- imYildizKiosknurnochderHerrüber dieOsmanen desinneren anatolischen Gebietes,der(vondenJungtürkenbedrohte)KhaneinesanLeib und Seele entartetenVolkes,dasUnfruchtbarkeitundendemischeSyphilissicheremUnter- gangweihen.Dannmager-demDeutschenKaiserdertreuste Busenfreund sein:Britanien hatgegensolcheJntimitätnichtseinzuwenden.Um denSultan zuschwächen,hatesihmandrei StellendieFlankeverwundet. DieEisen- bahn nach demGolf oonAkaba,demnordöstlichenTheildesRothenMeeres, solltegehindertwerden:also schufendieBriten,dieseitdenTagender cntente cordjalo unddesScherifenlärmsinEgyptennichts mehrzufiirchtenhaben, beidemtürkischenHafenftädtchenAkabaBefestignngenundwehrten(imMai)- denGegenstoß-derOsmanen ab.JnAdensolltederAufruhr gefährlicher dräuemalsowurden,wieBantunegerundHottentoten,auchdortdieRebellen mit Geld undWaffenversorgt.JmWilajet Basra,nahbeimPerfischenMeer- bufen,sollteverdächtigerNauchsichtbarwerdenzalfowurdeinKoreinelKoweyt einFeuerchenangezündetundderfürdieJagdadbahnbrauchbarfteHafenbe- setzt.Wielangewirdsdauern,bisAbdanatnid aufMektaundMedinaver-

zichtenmuß?Schon liestman inenglischenBlättern,Deutschlandwollesich inPerfienschnelleineJnteressenzoneschaffen,habeabereingesehen,daßes- ohnedieZustimmungnnddiefinanzielleHilfeBritaniens dieBagdadbahn nichtbisnachBasrafortführenkönne,Undseideshalbbereit,gegenausreichende KonzesfionendenEngländernin ArabienfreieHandzulassen, dentürkischen Widerstandgegen dieMekkabahnnichtzuunterstützenundsogarin Make- donienmit denanderenGroßmächtengemeinsamzuhandeln.Locktwieder zu neuen UferneinneuerKahn?Sollin Makedonien endlichernsthafteReform- arbeitgeleistetwerden,dann kann dieTürkeiihre.erhöhtenZolleinnahmen nicht fürdieKilometergarantiederBagdadbahnverwenden. Wartenwirs ab.- DaßJohnBulldenlieben VetterMichelwiedermalzurDupemachen will,kannnichtzweifelhaftsein.Deshalb dieFreundschaftbetheuerungen,die Papierguirlanden,dieFütterungdeutscherZeitungschreiber;deshalbselbstins denbeimJingobeliebtenHäusernthe cups, tl"1atcheer,butnotjncbriate.

GrafWolsf-Metternich,dernochimmerin London denBotschafterspielen darf, fühltsichschonimsiebentenHimmel,ansdemimRhamadander Ko- ran herabgetragenward,undschickttäglichein Oelblättleinüber den Anmel- kanal. Politiker könnennurvorder AntwortaufdieFrage zaudern,ob uns-- imHaageinefunkelnagelneueNeutralitätpflichtodergardieBegrenzungder·

Wehrmachtzugemuthetwerdensolloder ob derLeudieZeitschongekommen- glaubt,woerdieTatzenachderBagdadbahnreckendarf.Glaubters,dann«

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