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Die Chemische Industrie, Jg. 66, Nr. 33/34/35/36

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V \ t G M t M l S C H E I N D U S T R I E

HERAUSGEGEBEN VON DER

WIRTSCHAFTSGRUPPE CHEMISCHE INDUSTRIE

N A C H R I C H T E N . A U S G A B E

66. J a h r g o n g ______________________________________________________ B E R L I N . 15. S E P T E M B E R 1903_________________________________ N r 33/34/35/36 - 241

N A C H D R U C K N U R M I T G E N A U E R Q U E L L E N A N G A B E G E S T A T T E T

Ein V e rra t, der den V e rrä te r traf.

A

n der Schwelle des 5. K riegsjah res erlebte die W elt , eine Überraschung. Sie w urde nicht überrascht durch den V errat der B ad oglio -R egieru n g; denn es ist das zw eitem al innerhalb 30 Jah re n , daß der gleiche König V errat am Bundesgenossen übt. Sie w urde auch nicht überrascht durch den U m fa n g des Zusammenbruchs einer Badoglio-W ehrm acht, denn m an hatte dieser keine besondere W id e rstan d sk raft zugetrau t. Sie w urde über­

rascht durch den unvergleichlichen Schwung, m it dem der deutsche S o ld at und seine nationalsozialistische Füh­

rung dem Dolchstoß des V erräters begegneten. Zu einer solchen K ra fte n tfa ltu n g w äre in dieser L age kaum ein anderes V o lk fäh ig gewesen. Schon wenige T a g e nach der O ffen barun g des V errats ist das U rteil der Geschichte fertig. Es lautet nicht anders als das U rteil eines fernen Beobachters w ie des P räsidenten der chinesischen N a ­ tionalregierung, der die H and lun gsw eise der Badoglio- Regierung als außergew öhnlich dum m und unsauber be- zeichnete. F ü r den G rad der U nsauberkeit gibt es kaum ein anderes B eispiel in der W eltgeschichte. D ie D um m ­ heit w ird nicht nur an der bisherigen E rfolglosigk eit der geplanten T äuschung am Bundesgenossen k lar, sondern auch an der T atsach e, daß das gan ze System , welches au f Kosten des italienischen V olkes durch den V errat ge­

rettet w erden sollte, nun erst recht dem U n tergan g v er­

fällt. D ie faschistische R evolu tion ist in Italien nicht am Ende, sondern sie beginnt eigentlich erst jetzt. D er Duce, den der Führer als den größten Sohn Italien s seit dem Ende der antiken W elt bezeichnete, hatte in der V er­

gangenheit niem als den allein beherrschenden Einfluß.

Seiner Macht w aren durch das K ön igsh aus und die mit diesem zusam m enhängenden aristokratischen und pluto- kratischen K reise sehr fü h lbare Schranken gezogen. Die italienische W ehrm acht hatte ein plutokratisches A us­

leseprinzip, welches übrigens auch bei der V ersorgung des Volkes m it den v erkn ap pten G egenständen und Nahrungsmitteln zu tage trat. D ie herrschende plu tokra- tisdie Schicht zeigt sich nicht gew illt, irgendwelche O p fer für den K rieg zu bringen und a u f ihr W ohlleben zu ver­

zichten. Sie befindet sich aber in einem verhängnisvollen Irrtum, wenn sie glau bt, durch V errat am eigenen V olk und am Bundesgenossen und durch feige U nterw erfun g unter den W illen des L an desfein d es ihre Sondervorteile aufrechterhalten zu können. D ie anglo-am erikanische Plutokratie vergißt es nicht, daß ihre jetzigen italien i­

schen H elfershelfer einstm als beim K riegsein tritt Ita ­ liens, der übrigens von D eutschland gar nicht verlangt wurde, bereit w aren, V orteile a u f ihre K osten zu er­

ringen. In dem von deutschen T ru p p e n besetzten T eil Italiens aber w ird das italienische V olk Rechenschaft für die tiefe Schmach verlangen, in die m an es gestürzt hat.

Die T ag e der italienischen P lu tok raten dürften gezählt sein, und der V errat, den sie begangen haben, tr ifft am härtesten sie selbst.

Die dam it verbundenen Folgen w erden fü r das ita ­ lienische W irtschaftsleben von einschneidender N a tu r sein. D ie Energieversorgung der In dustrie beruht, ab ­ gesehen von den in den gebirgigen T eilen des Lan des

entwickelten W asserkräften , a u f K oh le und K o k s, die nun nur noch m it einem Bruchteil der erforderlichen M engen zur V erfügung stehen. D arü ber hinaus w ar aber auch die R o h sto ffversorgu n g wichtiger Industriezw eige au f der deutschen K oh le aufgebaut. D as gilt vor allem fü r die großen W erke der chemischen R üstungsindustrie, die unter faschistischer Führung errichtet w orden w aren, um das L an d in der V ersorgung m it lebenswichtigen Chem ieerzeugnissen aller A rt vom A uslan d unabhängig zu machen. Auch diese W erke, unter denen die K o k e ­ reien und Stickstoffabriken an erster Stelle genannt w er­

den müssen, sind au f eine regelm äßige K oh lenzu fu h r aus dem A uslan d angewiesen. Zahlreiche hochwertige N eben produkte der K okereien, so z. B. T o lu o l, Phenol, G ly k ol usw., konnten der italienischen R üstungsindustrie nur deswegen in größeren M engen durch die eigene P ro ­ duktion zur V erfü gu ng gestellt w erden, w eil die deut­

schen K ohlenlieferungen seit Jah re n reibungslos und in dem von Italien verlangten U m fan g vonstatten gingen.

In gleicher W eise w ar die durch den Faschismus stark ausgebaute Stickstoffin dustrie au f die deutschen K oh len ­ lieferungen angew iesen; sow ohl fü r die V ersorgung mit technischen Stickstoffprodu kten wie fü r die Sicherstel­

lung des von der L an dw irtsch aft verbrauchten D ün ge­

stickstoffs w ar die L eistun gsfähigkeit der K okereien als entscheidende V oraussetzun g anzusehen.

Eine starke und auch von dem Faschismus nicht wesentlich verringerte M an gellage besteht fü r Italien von jeher in der V ersorgung m it Stah l und Buntm etallen. D a diese Lücke durch verstärkte V erhüttung einheimischer E rze bzw . durch E in satz von Schrott nur teilweise ge­

schlossen w erden konnte, hatte sich die faschistische W irtschaftsführung nach deutschem V orbild um den A usbau der Leichtm etallerzeugung aus einheimischen R oh stoffen bem üht. D ie Ergebnisse blieben allerdings in bescheidenen G renzen; die Leistun gsfähigkeit der ita ­ lienischen A lum inium - und M agnesium hütten h at niemals einen solchen U m fan g erreicht, daß die von ihnen be­

strittene P rodu ktion im Rahm en der europäischen G e­

sam tleistung nennenswert ins Gewicht gefallen w äre.

W enig erfolgreich w ar die italienische Industrie auch au f dem K un ststoffgebiet. O bw ohl von Deutschland bereitw illigst Patente und V erfah ren zur V erfügung gestellt w urden, konnte die H erstellun g neuartiger W erk sto ffe a u f einheimischer R o h sto ffgru n d lage nicht sow eit entwickelt w erden, daß dam it ein vollw ertiger Ausgleich fü r andere W erkstoffe gefunden w urde. Auch zum A u fb au einer eigenen synthetischen K au tsch u k­

produ ktion w ar den Italienern deutsche H ilfe gew ährt w orden. T ro tzd em konnte keine fü r die V ersorgung ausreichende P rodu ktion erzielt werden.

A lle diese Beispiele, die beliebig verm ehrt werden könnten, zeigen, daß die italienische V olksw irtschaft mit dem europäischen K on tin en t au fs engste verbunden ist.

W enn das L a n d jetzt durch den heimtückischen V errat seiner derzeitigen R egierung aus dieser organisch ent­

standenen Bindung herausgerissen w erden sollte, so be­

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242 - Nr. 33/34/35/36 DIE CHEM ISCHE INDUSTRIE

o-Jbc es sich, wenn es überhaupt leben will, restlos in Abhängigkeit von der angelsächsischen Plutokraue zu­

rück, die der Faschismus durch die Zusammenar eit mi Deutschland beseitigt hatte. Es ist nicht unsere Sache, uns den K o p f darüber zu zerbrechen, ob die Engländer Kohle und andere lebenswichtige Bedarfsgüter nach Italien schaffen werden, um dort den größten M angel abzustellen; selbst verhältnismäßig geringfügige W aren­

transporte, die für die italienische Versorgung nur einen Tropfen auf den heißen Stein bedeuten wurden, mußten sich für die angelsächsischen Länder als eine schwere zu- sätzliche Belastung auswirken. W as für uns feststeht, ist die Tatsache, daß jedenfalls die europäische K riegs­

wirtschaft mit dem Ausscheiden Italiens au f vielen G e­

bieten eine nicht zu unterschätzende E n tlastun g erfahren hat. D ie gew altigen M engen an K ohle und anderen W aren, die bisher fü r Italien abgezw eigt werden muß­

ten, stehen jetzt, sow eit sie nicht fü r O beritalien frei­

gegeben w erden, dem Reich selbst zur V erfügung. Auch erhöhte W arenlieferungen aus Südosteuropa, in dessen A usfuhr Italien bisher den zweiten P latz einnahm, wer­

den in Z uk u n ft fü r Deutschland möglich sein. Welche Bedeutung dieser T atsache fü r die europäische K rieg­

führung zukom m t, ergibt sich beispielsw eise daraus, daß Deutschland jetzt über das rumänische ö l in vollem

U m fan g verfügen kann. (1854)

Dr. W alter D ie trich, d er S te llv e rtre te r des H au p tg esch äftsfü h rers der W irtschaftsgruppe C h e m isch e In d u strie f .

Am Sonntag, dem 5. September 1943, erlag in den Vormittagsstunden Dr. Walter Dietrich im Krankenhaus zu Jägerndorf im Ostsudeten­

land einer Herzschwäche. Ein überaus tragisches Geschick hatte es so gefügt, daß knapp 14 Tage vorher sein

12

jähriges Töchterchen bei einem Terrorangriff englischer Flieger auf Berlin in den Armen der Mutter verblutete. Dieses schwere Leid vermochte sein schon längere Jahre durch berufliche Überarbeitung geschwächter Körper nicht zu ertragen.

Dr. Dietrich stand im 53. Lebensjahr. Er ist am 27. Februar 1891 in Liebenwerda geboren, hatte schon vor dem Weltkrieg sein juristi­

sches Studium in Halle beendet und war bei Kriegsausbruch als Regierungsreferendär in Merseburg tätig. Am ersten Weltkrieg nahm er als Artillerist teil. Nach Beendigung des Krieges veranlaßte ihn der Umsturz, den Regierungs­

dienst aufzugeben und von neuem ein Studium zu beginnen. Er wandte sich an der Technischen Hochschule in Stuttgart der Chemie zu und legte dort die Diplomingenieur-Prüfung mit Chemie als Hauptfach mit Auszeichnung ab.

Nach kurzer praktischer Tätigkeit in der Landwirtschaft trat er am 16. Dezember 1921 in die Geschäftsführung des „Vereins zur Wah­

rung der Interessen der chemischen Industrie“

ein und wurde Stellvertreter des Hauptgeschäfts­

führers Dr. Ungewitter. Sein hauptsächlichstes

Arbeitsgebiet war die Leitung der handelspoliti­

schen Abteilung. In dieser Tätigkeit hat er durch seine einzigartigen auf langjähriger Erfahrung be­

ruhenden Fachkenntnisse und durch engste und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Unter­

nehmungen der chemischen Industrie sich große Verdienste erworben. Er war sowohl den staat­

lichen Führungsstellen wie den Firmen der In­

dustrie ein unentbehrlicher und hochgeschätzter Berater. Uber die Grenze des Deutschen Reiches hinaus ist er durch seine Arbeiten am internatio­

nalen Zolltarifschema bekannt geworden. Eine Reihe von Denkschriften, die er mit eisernem Fleiß und größter Gründlichkeit verfaßt hat, bil­

deten die Grundlage für weitreichende Entschei­

dungen.

Lange Jahre hindurch hat er innerhalb der Geschäftsführung die Gefolgschaftsangelegenhei­

ten betreut und sich hier durch eigene vorbild­

liche Arbeitsdisziplin und weitreichendes mensch­

liches Verständnis, durch gerechtes Urteil und ein warmes Herz allseits Verehrung erworben.

Seine besonderen Verdienste um den Ausbau der staatlichen Führung auf dem Chemiegebiet und um die Kriegswirtschaft haben bei den Reichsbehörden volle Würdigung gefunden und sind durch eine frühzeitige Verleihung des Kriegsverdienstkreuzes anerkannt worden. Die chemische Industrie wird Dr. Dietrich ein ehren­

des Andenken bewahren. (1853^

D as neue P lan u n g sam t.

W e i t e r e Z u s a m m e n f a s s u n g d e r K r i e g s w i r t s c h a f t .

U

nter dem Datum des 2. 9. 1943 ist ein Erlaß des Führers über die Konzentration der K rie g s­

w irtschaft erschienen. D anach lenkt der R eich s­

m inister für Bewaffnung und Munition für die D auer des K rieges die gesam te deutsche P roduk­

tion, w ährend der Reichsw irtschaftsm inister für die allgem eine W irtschaftspolitik, die Versorgung der Bevölkerung mit V erbrauchsgütern und für die F r a ­ gen des Außenhandels im Rahm en der Außenhan­

delspolitik des Reiches, ferner für die Finanzierungs­

fragen der deutschen W irtschaft zuständig ist. Durch die Einrichtung des Planungsam tes beim G en eral­

bevollm ächtigten für die R üstungsaufgaben und für die K riegsproduktion werden die verschiedenen

P lan un gsstellen der gew erblich en W irtsch aft ver­

einheitlicht.

B ish er w aren d ie M ethoden, nach denen der S ek to r der R ü stu n gsp ro d u k tio n gelen k t w urde, und die M ethoden, die für die sogen an n te zivile P ro­

duktion herrschten, gru n dversch ieden . D ie R ü stu n gs­

w irtsch aft hat die R ü stu n gsp ro d u k tio n auf dem W ege über d ie A u ssch ü sse und R in ge, die unm ittel­

bare B efeh lsstellen d es M in isterium s S p e e r darstell- ten, geleitet. D iese H au p tau ssch ü sse h ab en d arüber entschieden, w as p ro d u ziert w ird. D ie zivile P ro­

duktion ab er, die von R eich sm in ister F u n k geleitet wurde, erfuhr ihre S teu eru n g durch K ontingente, w urde gelen kt durch die R e ich sstellen , die R eich s­

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1 3. o e p i c i i i u c i i 7 * » j DIE C H EM ISCH E INDUSTRIE N r. 33/34/35/36 — 24-3

beauftragten, Reichsvereinigungen usw. Bedenkt man, daß die zivile Kriegsproduktion der Zahl der Fachbereiche und -'betriebe nach weit umfangreicher war als die Rüstungsproduktion, daß diese zivile Fertigung aber ganz überwiegend auch für die Wehrmacht arbeitete, selbst wenn sie Armband­

uhren oder Taschentücher und ähnliche Dinge er­

zeugte, so wird klar, daß das Ministerium Speer immer stärker auch in diese zivilen Wirtschaftsbe­

reiche eingreifen mußte. Die einheitliche Führung, die nun angeordnet worden ist, bedeutet also gleichzeitig auch Einheitlichkeit der Lenkungs­

methoden,

Reichsminister Funk und Reichsminister Speer sind sich einig darüber, daß organisatorisch so wenig wie möglich geändert werden soll. Durch die Über­

nahme der Gesamtproduktion durch Reichsminister Speer werden manche Doppelgleisigkeiten zwar aus­

gemerzt, aber es soll nun nicht etwa eine neue Organisationswelle einsetzen, sondern es sollen so­

weit wie möglich die alten Behörden, an die die Wirtschaft gewöhnt ist, Weiterarbeiten. Da, wo z. B. die Ringe und Ausschüsse nicht unbedingt allein bestimmen müssen, sollen die Anordnungen auch weiterhin über die Fachgruppen erfolgen.

Eine Durchführungsverordnung zum Führererlaß über die Konzentration der Kriegswirtschaft ist unter dem Datum des 6. 9. 1943 erschienen. Der § 6 dieser Durchführungsverordnung lautet: „Die Reichsstellen und die Organisation der gewerblichen Wirtschaft unterstehen weiter der Dienstaufsicht des Reichs­

wirtschaftsministers. Soweit die Berufung oder Ab­

berufung in leitende Stellungen dem Reichswirt­

schaftsminister durch Gesetze oder Verordnungen Vorbehalten ist, übt er sie im Einvernehmen mit dem Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduk­

tion aus."

Im übrigen weist die Durchführungsverordnung daraufhin, daß der Aufgabenbereich der Reichsstellen und Reichsvereinigungen durch besonderen Erlaß

neu geregelt wird, und daß auch die bezirklichen Stellen nach Vereinfachung der Verwaltung neu zu­

sammengefaßt werden. Die Änderungen werden sich aber erst ergeben, wenn das neue Planungsamt seine Arbeit aufgenommen hat. In diesem Planungs­

amt werden Produktion und Verteilung gewerblicher Erzeugnisse auf das straffeste gelenkt. Es wird Be­

schluß darüber gefaßt, was für den Außenhandel und was für den Verbrauch zur Verfügung stehen soll. Das neue Planungsamt ist ein Organ des kriegswirtschaftlichen Kabinetts, das sich aus den Reichsministern Speer und Funk und den Staats­

sekretären Milch und Körner zusammensetzt. Der Leiter des neun Planungsamtes dürfte Präsident Kehrl werden.

Präsident Kehrl ist jener Mann gewesen, der im Aufträge Reichsminister Funks in den ver­

gangenen Monaten eine umfassende Neuordnung in der Warenbewirtschaftung durchführte. Er ist der Vater der Reichsvereinigungen, ist auf dem Gebiete der Kriegsorganisation ein hervorragender Fach­

mann. Seine Arbeit im neuen Planungsamt wird auch dahin gehen, die Aufgaben der Reichsstellen und der Reichsvereinigungen usw. hinsichtlich der Produktionssteigerung durch eine sinnvolle Arbeits­

teilung neu zu regeln, wobei die Befugnisse der Hauptausschüsse und Ringe selbstverständlich Be­

rücksichtigung finden werden. Um keine Unter­

brechung im Ablauf der Erzeugungslenkung und der Bewirtschaftung eintreten zu lassen, werden die er­

wähnten Stellen bis zum Erlaß weiterer Anweisun­

gen ihre Tätigkeit in der bisherigen Weise fort­

führen. Ohnehin übernimmt ja der Rüstungsminister, soweit nicht etwas anderes bestimmt wird, seine neuen Zuständigkeiten erst am 1. 11. 1943. Über alle diese Einzelheiten hinweg bleibt als Leit­

satz die Tatsache, daß das fachliche Weisungsrecht in allen Fragen der Produktion, einerlei, ob es sich um behördliche Zuständigkeiten, um Selbstverwal­

tungsorgane, um Kartelle usw. handelt, stets beim Rüstungsminister liegen wird. Ü

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)

T o r f a ls e u ro p ä isch e r Rohstoff.

A usschlaggebend für die wirtschaftliche Lei­

stungsfähigkeit eines Großraums ist neben den Arbeitskräften der Vorrat an Kohle und Eisen.

Durch Erdöl, Wasserkräfte und Holz kann die Eisen- und Energiegrundlage eines Großraums erheblich erweitert werden. Europa besitzt nun zwar hin­

reichende Kohlenvorkommen, ist aber verhältnis­

mäßig arm an Erdöl und verfügt auch nicht über größere Überschüsse an Holz, die es einsetzen könnte. Ebensowenig können seine Wasserkräfte den Kohlenbedarf in stärkerem Umfang entlasten.

Dafür aber besitzt Europa einen Rohstoff, der in den anderen Erdteilen weniger häufig ist, weil seine Ent­

stehung an die gemäßigte Zone gebunden ist. Das ist der Torf. Der Torf weist durchschnittlich nach der Elementaranalyse einer aschefreien Trocken­

substanz einen Gehalt von 58% Kohlenstoff, 34,5%

Sauerstoff, 5,5% Wasserstoff und 2% Stickstoff auf und ähnelt somit stark der Kohle. Er steht in seinen Eigenschaften in der Mitte zwischen dem Holz und der Braunkohle. Er eignet sich ebenso wie die Kohle als Brennstoff, Energierohstoff und Ausgangsstoff für chemische Synthesen. Er ist aber dabei ebenso wie das Holz auch als Faserrohstoff, Verpackungsmate­

rial usw. brauchbar und dazu noch ein anerkanntes Bodenverbesserungsmittel.

In Europa finden sich die reichsten Torflager­

stätten der Welt. Die bekannten Vorkommen wer­

den auf 110 Mrd. t veranschlagt, das wären 88,57%

der Weltvorräte. Die tatsächlichen Vorkommen liegen jedoch weit höher. Allein das Großdeutsche Reich verfügt in seinen alten Grenzen über Torf- vorräte von 10 Mrd. t. Dazu kommen die ausge­

dehnten Torfmoore in den besetzten Ostgebieten, deren Vorräte man auf 15 Mrd. t veranschlagen kann. Verglichen mit den Kohlenlagerstätten ist dies verhältnismäßig wenig, denn man schätzt die euro­

päischen Kohlenvorräte allein auf über 800 Mrd. t, während die Weltkohlenvorräte mindestens 6000 Mrd. t erreichen. Verglichen mit den Erdöllager­

stätten können sich die Torfvorräte jedoch sehen lassen. Die Erdölvorräte werden kaum über 10 Mrd. t geschätzt. Wenn auch der Energiegehalt des Erdöls mindestens dreimal so hoch wie der des Torfs ist, so zeigt doch schon die Gegenüberstel­

lung, daß Europa im Torf einen Energievorrat be­

sitzt, der mehrfach größer ist als der Energiegehalt seiner Erdölvorräte . Der Torf zeichnet sich aber noch durch eine weitere günstige Eigenschaft aus;

er ist ohne kostspielige Aufbereitungsanlagen zu ge­

winnen. Er benötigt nicht die Versuchsbohrungen wie das Erdöl und nicht die umfangreichen Auf­

schließungsarbeiten wie die in größerer Tiefe lie­

gende Kohle. Seine Gewinnung hat nur einen Nach­

teil, sie ist an die warme Jahreszeit gebunden.

Der rohe Torf hat einen hohen Wassergehalt, der

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DIE CHEM ISCHE INDUSTRIE

am billigsten durch natürliche Trocknung zu b s tigen ist. Bei Frost sind Abbau und Trocknung g hemmt. Ein weiterer Nachteil des Torfs ist se großer Raumbedarf beim Transport, Versand von Torf als Heizmaterial oder Brennstoff ist nur auf kurze Entfernungen wirtschaftlich.

Ilrsnrünölich wurde nur der stark zersetzte Schwarztorf, auch späterer Moostorf g en a n n t,g e­

baut, während man für die obere Schich^ den WciB torf oder jüngeren Moostorf, noch keine Verwendung hatte. Später, in der Hauptsache nach dem ersten Weltkrieg, wurde dann entdeckt, daß sich zerkle nerter Weißtorf, der als Torfmull in den Handel kam, in ausgezeichnetem Maße zur Bodenverbesse­

rung eignet. Er ist in der Lage, den Boden zu lockern und zu durchlüften; durch seine wasserhal­

tende Kraft reichert er ihn mit Feuchtigkeit an und fördert so die Grundlagen der Bodenfruchtbarkeit.

Weißtorf wird heute allgemein zur Verbesserung leichterer und schwererer Böden im Gartenbau, Obst- und Weinbau, Tabakbau usw. genutzt, beson­

ders diejenigen Betriebe sind auf ihn angewiesen, denen eine eigene Stallmistgrundlage fehlt, so be­

sonders die Kleingärtner und Kleinsiedler. Daneben hat sich Weißtorf als Stallstreu und Mittel zur Jauchebildung immer noch behauptet, ganz beson­

ders in den städtischen Viehhaltungen und in den Kleintierhaltungen.

Seit etwa 10 Jahren wird Weißtorf in steigen­

dem Maße auch zur Herstellung von Humusdünger benutzt, indem er mit mineralischen Handelsdüngern, Klärschlamm und Abfallstoffen aller Art vermischt wird. Trotzdem spielt heute der Sohwarztorf im Abbau noch die bedeutendere Rolle. Er bildet ja auch in der Torflagerstätte meistens die stärkere Schicht und kann überdies mit Maschinen gewonnen werden, während der Abbau von Weiß torf aus­

schließlich von Hand vor sich geht. Während Weiß­

torf nur in geringerem Maße zu industriellen Zwecken ausgebeutet wird, z. B. zur Herstellung von Aktivkohle, dient Schwarztorf vorwiegend als Brennstoff und zu industriellen Zwecken. Vor 20 Jahren entstanden in deutschen Mooren einige Kraftwerke, die getrockneten Schwarztorf als Energiequelle benutzten. Dabei entsprechen etwa 2 kg Torf 1 kg Steinkohle und liefern 1,5 kWh Strom. Eines der größten Kraftwerke, das mit Torf betrieben wird, verbraucht davon jährlich 60 000 bis 100 000 t.

Der erste Schritt zur Torfveredlung war die Torfverkokung, die bezüglich der gewonnenen Nebenprodukte zwischen Holzdestillation und Braunkohlenschwelerei steht. Ihre Anfänge liegen schon 90 Jahre zurück. Das Hauptprodukt, der Torfkoks, steht in seinen Eigenschaften der Holz­

kohle sehr nahe. Z. B. hat der aus geeignetem Hochmoortorf gewonnene Torfkoks einen sehr ge­

ringen Aschegehalt, zwischen 2,5 und 3,5%. Er ist sehr arm an Schwefel und praktisch frei von flüch­

tigem Schwefel und von Phosphor. Deshalb ist Torf­

koks ein Material, das der Holzkohle in der Me­

tallurgie und bei Metallbearbeitungen ihren Rang streitig macht. Er ist dem Hüttenkoks an Reinheit weit überlegen, nur sind seine Gestehungskosten noch zu hoch, und er besitzt nicht die genügende Festigkeit. Er hat einen hohen Heizwert und liefert bei weiterer Vergasung ein wasserstoffreiches Kraft­

gas zum Betrieb von Generatoren. Torfkoks kann auch unmittelbar in Fahrzeuggeneratoren nach den Methoden der Holzkohlevergasung vergast werden.

Besonders in den Nordischen Staaten ist der Torf­

generatorantrieb schon weit verbreitet.

Die bei der Torfverkokung gewonnenen Neben­

produkte sind denen der Braunkohlenschwelerei ziemlich ähnlich. In der Hauptsache fallen außer dem Torfkoks Torfgas und Teer an, daneben auch Methanol, Aceton, Essigsäure und Ammoniak. Die Ausbeute an Teer schwankt zwischen 3 und 8%

vom verkohlten Torf. Bei der Destillation dieses Teers erhält man auf hundert Teile Teer rund 60 Teile Teeröle (Gasöle), die sehr phenolreich sind, 10 Teile Paraffin und 20 Teile Pech. Die Verwer­

tung der anfallenden Mengen von Methanol, Aceton, Essigsäure und Ammoniak ist bisher praktisch noch nicht durchgeführt worden, weil diese Produkte nach allen anderen Erzeugungsweisen billiger zu er­

halten sind. Zwar ist schon vor Jahrzehnten in einem deutschen Moor eine Torfvergasungsanlage unter Be­

rücksichtigung der Ammoniakgewinnung errichtet worden; auch in Italien bestehen zwei solche Anlagen. Seitdem jedoch das synthetische Am­

moniak den Markt beherrscht, liegen diese Anlagen still. Aus Torf kann man auch eine vorzügliche Aktivkohle gewinnen, wofür die Verwendung von mäßig zersetztem, also jüngerem Moostorf oder Weißtorf bevorzugt wird.

Die eigentliche Veredlung des Torfs besteht in der Verschwelung, d. h. in der trockenen Destilla­

tion, bei einer Temperatur von 400—500 °. Als Hauptprodukt bei der Verschwelung fällt Teer an, der den Ausgangsstoff zur Herstellung von hochwer­

tigen Arzneimitteln, künstlichen Farbstoffen, wert­

vollen Dieselölen und Kunststoffen bilden kann. Da­

neben entsteht bei der Torfverschwelung eine Torf­

kohle von sehr guter Qualität, die durchschnittlich 6500 W.E. ergibt, was demHeizwert einer mittelguten Steinkohle entspricht. Durch gewöhnliche Extrak­

tion mit verschiedenen Lösungsmitteln sind im Ver­

such aus Torf beträchtliche Mengen an Torfwachs erhalten worden. Für die Verwendung von Torf in der chemischen Industrie ist besonders der Umstand bedeutsam, daß Torf reich an Huminsäuren ist, und zwar enthält Weißtorf etwa 20—25%, Schwarztorf rund 50% Huminsäuren. Diese können aus dem Torf gewonnen werden und in der chemischen Industrie zu den verschiedensten Zwecken, z. B. zur Reini­

gung der Diffusions wässer der Zuckerfabriken usw., der Verflüssigung von Tonen, der Emulgierung von Desinfektionsmitteln, von Asphalt für Straßen­

bauzwecke usw. dienen. Hierbei seien auch die Ausnutzung der Torf kolloide in der Abwasserreini­

gung sowie Versuche, mit diesen Säuren zu gerben, erwähnt. Torfhumus findet weiterhin als Farbe so­

wie zur Herstellung von Schwefelfarbstoffen Ver­

wendung. Kasseler Braun z. B. ist Huminsäure. Es wird jedoch im allgemeinen aus Braunkohle ge­

wonnen.

In Norwegen ist die Herstellung eines halt­

baren, elastischen Sohlenleders aus Torf gelungen.

In Deutschland werden Isoliermittel aus Torf mit und ohne Bindemittel erzeugt, die eine ausgezeich­

nete Qualität aufweisen. Die im jüngeren Moostorf erhaltenen Scheiden des Wollgrases haben zur Papier- und Pappeherstellung sowie als Gespinst­

faser Verwendung gefunden. Die Torffaser wird zwar bisher nur für bestimmte Zwecke versponnen, so z. B. in Mischung mit anderen Fasern für Wand- bekleidungsstoffe, Decken usw. Bessere Verwendung wird sie künftig für bestimmte technische Zwecke, als Dichtungsmittel an Stelle von Jute, Hanf- oder r lachswerg sowie zur Herstellung von Bremsbän­

dern und von filzartigen Isolierplatten finden. Torf­

mull und Torf mehl aus Weißtorf sind schließlich

unentbehrlich in der Medizin zur Herstellung von

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DIE CH EM ISCH E INDUSTRIE N r. 33/34/35/36 - 245

Packungen, Verbandmitteln usw., Schwarztorf findet weitgehende Verwendung zur Bereitung von Bädern.

Beachtlich ist auch die Verwendung von besonders fein gemahlenem Torfmehl als Träger für flüssige Luft zur Herstellung von Sprengstoffen.

Schließlich kommt Torf auch als Ausgangsstoff für die Spritgewinnung in Betracht. Gewisse Torf­

arten enthalten einen erheblichen Teil an Poly­

sacchariden. Eigentliche Cellulose ist nur wenig vorhanden, dafür mehr Hemicellulosen und Pento- sane, die mit starker Schwefelsäure aufgeschlossen werden können. Versuche, die Kohlehydrate zu ver­

zuckern und die Zuckerlösungen zu vergären, sind von der I. G. Farbenindustrie A.G. mit dem Ziel der Futterhefegewinnung wieder aufgenommen worden.

Die Industrien der Torfverwertung stehen ge­

genwärtig fast ausnahmslos noch in den Anfangs­

gründen, z. T. handelt es sich bisher sogar lediglich um Pläne. Denn Voraussetzung zum Aufbau einer Torfverwertungsindustrie ist eine Förderung, die ausreicht, um die vielen Maschinen das ganze Jahr über zu speisen. Sonst wäre jedes Projekt von vorn­

herein wegen seiner Unrentabilität zum Scheitern verurteilt. So sind auch gegenwärtig in allen euro­

päischen Ländern, die über Torfvorkommen ver­

fügen, intensive Bestrebungen zur Steigerung der Torfgewinnung zu verzeichnen.

Von den europäischen Torfvorkom m en entfällt der größte Teil mit 72 M rd. t auf das europäische Rußland.

7% der russischen Lan desfläche in Europa sind mit Moor bedeckt. Wenn die sow jetischen Zahlenangaben auch unzuverlässig sind, so steht doch fest, daß die Bolschewisten vor K riegsausbruch großen W ert auf eine Steigerung ihrer T orfausbeu te legten. Besonders wurde eine system atisch e Gewinnung der N ebenprodukte bei der Veredlung angestrebt. Seitdem die Sow jets mit der Industrialisierung Rußlands begonnen haben, hat dort die Torfw irtschaft und speziell die 'Brenntorfwirtschaft einen außerordentlichen Aufschwung genommen. W äh­

rend im zaristischen Rußland die jährliche Brenntorf­

produktion nur etw a 1,7 Mill. t betrug, stieg sie unter der H errschaft der Sow jets rasch an, erreichte 1934 etwa 15 Mill. t, 1938 26,5 M ill. t und soll 1940 die 30-Millionen-Grenze w eit überschritten haben. Die g e­

samte Torfindustrie unterstand dem H aupttrust ,,Glaw- torf" in M oskau, w ährend in den einzelnen G ebieten Torftrusts gebildet waren, die die Torfw erke verw alteten.

Im Leningrader G ebiet wurden 1938 mehrere W erke für Torfveredlung errichtet. V or allem wurde mit der T o rf­

verkokung begonnen, und die Sow jets sollen auch zur Spiritus- und Zellstoffgewinnung aus Torf übergegangen sein, obwohl der geringe G ehalt des Torfes an Cellulose derartige Verfahren nach deutschen Gesichtspunkten von vornherein als unw irtschaftlich erkennen läßt.

Große M engen d e r russischen T orflagerstätten stehen heute unter deutschem Schutz. D ie deutsche V erw al­

tung hat bereits Maßnahmen für einen planmäßigen Aufbau einer Torfindustrie in der U kraine getroffen.

So wurde ein Zentralbüro für Torfausbeutung in Rowno geschaffen, das allerdings in der vor kurzem gegrün­

deten Ukraine-Torf-G . m. b. H., d ie über ein Stam m ­ kapital von 1 Mill. K arbow an ez verfügt, aufgegangen ist.

In Minsk besteht ein Torfinstitut, das mit dem M insker Klima-Institut zusammen arbeitet. A uch in W eißruthenien sind entsprechende Maßnahmen ergriffen worden, um die dortige Torfindustrie zu reorganisieren. Im m ittleren O st­

raum, der im Verhältnis zum Süden arm an Kohle und Erzen ist, wird dem A ufbau der Energiew irtschaft auf Torf besondere Beachtung geschenkt. Am 13. 5. 1943 wurde vom Ostministerium ein Torfinstitut für die b e ­ setzten O stgebiete in E zerelis, 20 km w estlich von Kowno, unter der Leitung des O berkriegsverw altungs­

rates errichtet, d as ein Torfforschungsinstitut, eine T o rf­

lehranstalt und einen torftechnischen Lehrbetrieb um­

faßt. In diesem Institut sind insgesam t 70 Personen b e ­ schäftigt, unter denen sich 17 Fachw issen schaftler b e ­ finden.

Eine Anzahl neuer Torfw erke ist auch in Litauen errichtet worden. Wie Pressem eldungen berichten, hat die N iederländische Ost-Com pagnie dort vor kurzem ein Torfw erk übernommen, d essen Produktion beträchtlich gesteigert werden soll.

Auch Estland hat einen großen Reichtum an Torf­

lagern zu verzeichnen, die sich auf 2 Mrd. t belaufen und 16% der L an desfläche einnehmen. Mit der A us­

beutung dieser L age r w ar bereits vor nahezu 80 Jah ren system atisch begonnen worden, jedoch w ar es nach der Besetzung d es Lan des durch die Sow jets schwer, sie w ieder in Gang zu bringen. E s fehlte vor allem an den nötigen A rbeitskräften. Auch hier hat die deutsche Verwaltung helfend eingegriffen und für 1943 eine G e ­ winnung von 189 000 t vorgesehen. Verschiedene A nord­

nungen gew ährleisten die Sicherstellung der nötigen Torfmengen für die Zukunft, D as 1938 gegründete „F o r­

schungsinstitut für N atursch ätze" schenkt der Erforschung der Torfvorkommen besondere A ufm erksam keit, Nach Pressem eldungen soll die Herstellung von K erzen aus Torfharzen gelungen sein, die eine sehr gute Q ualität aufw eisen sollen. Im G eneralbezirk Lettland sollen nach fachmännischen Schätzungen T orfvorräte im Umfange von 1,7 Mrd. t lagern. Sie nehmen 9,1% d e r L an d e s­

fläche ein. Vor der Vertreibung der Sow jets gab es dort 11 Unternehmungen, darunter 5 staatliche, die sich mit der Verwertung der M oore und der Erzeugung von Brenntorf befaßten. Fern er wurde seit 1937 auch Preß- torf sowie Torf für Isolationsplatten für die Bauindustrie in kleinerem Umfang erzeugt.

A usgedehnte Torfvorkom m en finden sich auch im Generalgouvernement. Sie w erden für das ehemals polnische G ebiet mit 5,5 Mrd. t angegeben. Je d o c h wurden die L agerstätten von der deutschen V erw al­

tung in völlig verw ahrlostem Zustand vorgefunden, so daß hier erst recht die Voraussetzungen für einen planmäßigen A bbau geschaffen werden mußten. Die gesam te Torfw irtschaft wurde d|er (Hauptabteilung Forsten übertragen, worauf die Errichtung eines b e ­ sonderen T orfverbandes erfolgte. Auch eine R eihe w ei­

terer Torfgesellschaften sind im Generalgouvernem ent in letzter Zeit gegründet worden.

W ährend des gegenw ärtigen K rieges hat die T o rf­

industrie in den Nordischen Staaten, die insgesam t V orräte von 14 Mrd. t aufweisen, und zwar besonders in Dänemark, einen starken Aufschwung genommen.

Hier ist d e r A bbau von 400 000 Jahreston nen vor dem K rieg auf etwa 5 Mill. t im Ja h re 1942 gebracht w or­

den und soll im laufenden Ja h r 6 Mill. t erreichen.

D as ist um so beachtlicher, als Dänem ark an sich nicht über allzu reiche Torfvorkom m en verfügt. Die L a g e r­

stätten bedecken dort mit nur 6,2% der Landesfläche einen relativ geringen Raum. Im Torfgeneratorenbe- trieb nimmt D änem ark eine führende Stellung ein.

W ährend d es K rieges ist in A alborg ein W erk zur G e ­ winnung von Torfkoks errichtet worden, dessen P ro­

duktion bereits jetzt ständig im Steigen begriffen ist.

Ferner wurde eine Reihe w eiterer T orfverarbeitungs­

anlagen errichtet, die gegenw ärtig w eiter ausgebaut werden. D iese W erke arbeiten teilw eise mit sta a t­

lichen Zuschüssen. Dänem ark spezialisiert sich auch immer mehr auf die Herstellung von Torfmaschinen verschiedener Art, die zum Teil auch zur Ausfuhr ge­

langen.

In Schweden nehmen die Torfvorkommen 14% der Lan desfläche ein. Die Torfgewinnung ist von 400 000 t im Ja h re 1941 auf 672 000 t im Ja h re 1942 gestiegen und soll im laufenden Ja h r die M illionen-Grenze über­

schreiten. W ährend des K rieges wurden ebenfalls eine Anzahl von W erken für die Torfverkokung bzw. -Ver­

schwelung mit staatlichen Investitionen errichtet. Die G asw erke, die Torfgas in Mischung mit Steinkohlen-

(6)

246 - Nr. 33/34/35/36

DIE CHEM ISCHE INDUSTRIE

gas abnehmen, versuchen, bei Auch

Torf die N ebenerzeugnisse auszu • au[ j ?5 norw egische Torfgewinnung, die sich 19

Mill. t Trockentorf belief, ist >n d e r letzten^ Z eif ^

heblich gestiegen. E in e A nlage zur j

TnrfUnhle -teer und -ol b ennaet sicn im

L o h in diesem Ja h r in Betrieb genommen w erden.

B eson ders stark aber ist Finnland ™ ¿ ie

i i Ä X " S S Ä Ä -

T o i ' b ™ « d l " « B " . c h t ü n i g“ ch «»k t. D i« R ohstoB - grundlage für eine Torfindustrie ist in Finnland, vo dessen L andesfläche nicht w em ger als 35/» mit M ooren bedeckt sind, ausnehm end günstig. Im 1942 wurden 140 000 t Brenntorf gegen 80 000 bzw 70000 t 1940 gestochen, w orin jedoch d ie tTorue- rung der kleinen Unternehmungen nicht einm al en t­

halten ist. Für d a s laufende Ja h r w ill man auf eine Menge von 250 000 t kommen. B ereits im M ai des vergangenen Ja h re s h atte die R egierung einen Z en­

tralausschuß für die T orfindustrie eingesetzt, d e r sich besonders mit d e r F rag e d er V eredlung d e s T o rfs b e ­ fassen soll. D er Ausschuß hat 1942 eine F la ch e von 80 000 ha Moor untersucht und für 37 Torfunternehm en Arbeitspläne entworfen. D esgleichen w urde im v e r ­ gangenen Ja h r eine T orfverw ertun gsgen ossen sch aft mit staatlich er Beteiligung geschaffen. Ein G esetz bestim m t die Zw angsbew irtschaftung von Torfm ooren. Von der Regierung wurde ein b eso nd erer Fond s von 65 Mill. Fm k.

für die Torfindustrie gebildet, d e r für d ie vo r kurzem erfolgte Gründung der „T orfin d u strie-G esellsch aft Suo O. Y ." (Moor A.-G.) verw andt w urde. D ie se G esellsch aft verfügt über ein K ap ital von 60,3 Mill. Fm k., das auf 180,9 Mill. Fm k. erhöht w erden kann.

Auch in den Niederlanden, von deren Lan d esfläch e 5% mit Torfm ooren b ed eck t sind, ist die Torfind ustrie im A u fstieg begriffen und soll auch in Zukunft im m er w eiter ausgebaut w erden. Im Zentrum d e r n ied erlän d i­

schen T orfgeb iete w ird in abseh b arer Zeit eine T o rf­

brikettfabrik vollendet w erden. D ie F a b rik w ill in einer Saison 8 ha M oor u rbar m achen. A nlagen für die V e r­

kokung und V erschw elung von T o rf sind im Entsteh en. In Frankreich sind durch eine V erordnung die Torfvorkom - men gesetzlich den B ergw erken angeglichen w orden; im B ed arfsfälle kann also die Inbetriebnahm e b ish er b rach

liegen der T o rfvork om m en von S t a a t s w egen an geordn et bzw. erzw ungen w erden . D e r (Staat h at kü rzlich eine G a ran tie für 15 M ill. F r. für eine T o rfv e rw e rtu n g sg e se ll­

sch aft übernom m en. F ü r ein a n d e re s P ro je k t hat er 45 M ill. F r. zu r V erfügun g g e ste llt. Zur B esch affun g der für die e rw e ite rte T o rfgew in n u n g nötigen geolo gi­

schen und sta tistisc h e n U n te rla g e n w urde ein A usschuß für die T o rfin d u strie geb ild et. Z ur A u sb eu tu n g d e r L ag er w urde d ie S o c. F r a n ç a ise p o u r l’e x p lo ita tio n des T o u r­

b ières et le T raitm e n t de la T o u rb e m it einem A K , von 500 000 Fr. gegrü n det, an d e r die F irm en P êch iney und Pech eib ron n b e te ilig t sind. D ie V erw end un g von Torf in F a h rz e u g g e n e ra to re n w ird eifrig p ro p a g ie rt, w ofür eigens ein fra n z ö sisch er T o rfg e n e ra to r en tw ick elt w or­

den ist.

In der Schweiz ist die T o rfb e w irtsch aftu n g d e r Auf­

sich t d e s K rie g s-In d u strie - und A r b e its-A m ts unterstellt w orden. In O lten w urde eine G e se llsc h a ft gegründet, die vornehm lich d ie L a g e r in B irm i und M uri abbauen und den H an del m it T o rf und T o rfe rz e u g n isse n b etrei­

ben soll. O bw ohl d ie T o rfv o rk o m m en un w esen tlich sind und nur 2% d e r L a n d e sflä c h e einnehm en, gew innt dieser R oh stoff d o ch im m er m eh r an B ed eu tu n g. D a s ist in e rste r L inie der T a tsa c h e zu zu sch reib en , daß inländische B ren n stoffe in d er Sch w eiz nicht u n ter B ew irtsch aftu n g steh en.

In Spanien b e ste h t ein e tech n isch e T o rfkom m ission , die C onision T è c n ic a de la T u rb a, d eren A u fg a b e in d e r S teig eru n g d e r T o rfgew in n un g d ie s e s L a n d e s und in ein er allgem ein en W e rb e tä tig k e it für d ie V erw end un g von T o rf b esteh t. E s w urden V ersu ch e zu r H erstellu n g von T o rf- b rik e tts mit Z em ent als B in d em ittel unternom m en, d ie du rch au s zu frie d e n stelle n d v e rla u fe n sein so llen . In Italien b e lie f sich d ie T o rfp ro d u k tio n v o r dem e rsten W eltk rieg au f jäh rlich 300 000 t, um bis 1939 au f rund 5000 t im J a h r h erab zu sin k en . Im jetzig en K rie g e ist sie b e re its w ied er au f 100 000 t an g e stie g e n . D a s A m t für S o n d e rk ö rp e rsc h afte n h at auch für die T o rfgew in n un g eine h a lb sta a tlic h e K ö r p e rsc h a ft geb ild et, d ie im w esen tlich en d ie T o rfp re ise k o n tro lliert. D ie T o rfv o rk o m m en sin d b ergrech tlich den B 'rau n k o h len lag em g le ic h g e ste llt w o r­

den, d, h. sie m ü ssen un verzüglich , n o tfa lls zw an g sw eise, in B e trie b genom m en w erden . Im sü d o ste u ro p ä isch e n R aum v erfü g t nur Ungarn ü b er n en n en sw erte T o rfvork om m en , die vornehm lich für d e n H a u sb ran d v e rw e rte t w erden.

(1740)

Die chem ische Industrie in d e r S lo w a k e i.

Z ur Zeit der Gründung des slowakischen Staates bestanden nur rund 100 industrielle Betriebe.

Bis Ende 1942 wurden 169 Betriebe mit einem Ge­

samtkapital von 1,1 Mrd. Ks. neu gegründet, was einen Zuwachs von 170% bedeutet. Unter diesen Neugründungen befinden sich 35 chemische Be­

triebe. Außerdem sind viele Betriebe, die zur Zeit der Staatsgründung bereits bestanden, wesentlich erweitert worden.

Der Krieg ist nicht ohne Einfluß auf die slowa­

kische chemische Industrie geblieben, was haupt­

sächlich in gewissen Schwierigkeiten in der Roh­

stoffversorgung zu spüren ist. Jedoch wirkte sich bei der Erzeugung von Schwefelsäure die Sicher­

stellung der Lieferungen von Schwefelkies aus Ser­

bien günstig aus. Die erzeugten Mengen wurden nur zur Hälfte im Inland verbraucht, die andere Hälfte fand Absatz in europäischen Ländern. Die Erzeu­

gung von Calciumcarbid und Ferrosilicium wurde durch Unregelmäßigkeiten in der Strombelieferung gestört. Dennoch ist der Absatz gestiegen, und die Ausfuhr konnte aufrechterhalten werden. Die Pro­

duktion der Mineralölraffinerien mußte sehr einge­

schränkt werden, was zu einer Erhöhung der In­

landspreise geführt hat.

An Zündhölzern ist der Absatz gleichfalls ge­

stiegen, jedoch war wegen der Erhöhung der Preise für die ausländischen Rohstoffe die Produktion

nicht rentabel. Auch die Unternehmen zur Herstel­

lung von Fett- und Ölprodukten nutzten trotz der Rohstoffschwierigkeiten im allgemeinen ihre Kapa­

zität aus. Die Produktion von Seife und Wasch­

pulver ist sogar beträchtlich gestiegen. Die Kapazi­

tät der Knochenleimfabrik wurde bei einer durch­

schnittlichen monatlichen Knochensammlung von 100 t zu rund 40% ausgenutzt. Um die Leimproduk­

tion zu steigern, wurde Ende des vergangenen Jah­

res eine neue Knochensammlungsaktion eingeleitet.

Die Unternehmungen der Holzdestillation arbeiten das ganze Jahr ununterbrochen. Obwohl die Pro­

duktionskosten auch dieses Industriezweiges ge­

stiegen sind, blieben die Inlandspreise unverändert.

30% der Erzeugung wurden im Inland abgesetzt, der Rest nach europäischen Ländern ausgeführt. Die Herstellung von Farben und Lacken war durch die Einsparungsmaßnahmen für Leinöl gebunden. Die Er­

zeugung der einzigen Zinkfarbenfabrik wurde rest­

los für den Inlandsmarkt benötigt. Für die Herstel­

lung von Schuhcreme, Bohnerwachs usw. fehlte vor allem Montanwachs. An Superphosphat war die Produktion während des ganzen Jah res zufrieden­

stellend. Der Bedarf an Kohlensäure, der sich auf jährlich 350 t beläuft, wird durch drei Unterneh­

mungen gedeckt, deren Kapazität nicht voll aus-

war' obwohl die Produktion im vergangenen

Jahr eine kleine Steigerung aufwies.

(1836)

(7)

DIE CH EM ISCH E INDUSTRIE N r. 33/34/35/36 — 247

C h in a s C h e m ie a u fb a u im a m e rik a n isch e n U rte il.

V on feindlicher Seite sind in den letzten Jahren wiederholt Meldungen über bedeutende Fort­

schritte in der industriellen Erschließung von Tschungking-China verbreitet worden. Diese Pro­

paganda sollte in der Welt den Eindruck erwecken, als ob die von Tschungking beherrschten chinesi­

schen Gebiete sich mit allen lebenswichtigen Er­

zeugnissen selbst versorgen könnten, so daß die Aib- schneidung von der auswärtigen Warenzufuhr ohne entscheidenden Einfluß auf den Gang der Kriegs­

handlungen in Ostasien bleiben würde.

Ein vor kurzem von nordamerikanischer Seite veröffentlichter Bericht, der in der amtlichen Zeit­

schrift „Foreign Commerce Weekly“ vom 10. 4.

1943 abgedruckt wurde, gibt demgegenüber ein wesentlich realistischeres Bild von der Lage in Tschungking-China. Die in ihm mitgeteilten Tat­

sachen, die teilweise mit statistischen Angaben be­

legt werden, zeigen deutlich, daß sowohl die Er­

schließung der Rohstoffvorkommen wie ihre Ver­

arbeitung in eigenen industriellen Anlagen bisher noch in den Anfängen steht. Der Bericht deutet auch die Gründe für diese Entwicklung an. Sie liegen zunächst in der Tatsache, daß nach amerikanischen Schätzungen mindestens annähernd 200 Mill.

Chinesen — ohne die in Mandschukuo und Südost­

asien lebenden — unter japanischer Kontrolle ste­

hen und damit für den von Japan im Einvernehmen mit der chinesischen Nationalregierung von Nanking eingeleiteten Neuaufbau Großostasiens arbeiten.

Es handelt sich, wie von amerikanischer Seite zu­

gegeben wird, bei diesem großen Teil der chine­

sischen Nation um besonders geschickte und tüch­

tige Bevölkerungsgruppen, während die in den tschungking-chinesischen Provinzen lebenden Men­

schen erst langsam und unter großen Schwierig­

keiten für eine industrielle Tätigkeit herangebildet werden müssen. Dazu kommt die geringe Verkehrs­

dichte der westlichen Provinzen, in denen es nur wenige Bahnen und Autostraßen gibt, deren Aus­

bau infolge des Fehlens an Bau- und Betriebs­

material seit Jahren nur noch geringe Fortschritte gemacht hat.

Nach Angaben des chinesischen Nationalaus­

schusses sollen Anfang 1943 in Tschungking-China 1915 Fabriken mit mehr als 30 Arbeitskräften in Betrieb gewesen sein; von diesen Anlagen hatten 43 bzw. 25% ihren Standort in der Provinz Szetschuan bzw. in der Hauptstadt Tschungking.

Der größte Teil der Produktion entfällt auf Ma­

schinen, chemische Produkte und Textilwaren;

diese Betriebsgruppen stellen rund 80% der Ge­

samterzeugung. Das tschungking-chinesische Wirt­

schaftsministerium hat in einer amtlichen Veröffent­

lichung mitgeteilt, daß in dem von ihm kontrollierten Gebiet die Zahl der chemischen Fabriken seit 1940 von 78 auf 380 Betriebe gestiegen sei; die Zahl der

K rie g sw irtsc h a ftlic h e A n o rd n u n g en fü

E r r i c h t u n g v o n B e w i r t s c h a f t u n g s s t e l l e n f ü r K a u t s c h u k .

D urch die Anordnung III/43 des Reichsbeauftrag­

ten für Kautschuk über die Einsetzung von Be­

wirtschaftungsstellen, die im „Reichsanzeiger Nr, 191 vom 18. 8. 1943 veröffentlicht wird und am 16. 8. 1943 in Kraft getreten ist, sind die Fachgruppe Kautschukindustrie der Wirtschaftsgruppe Chemi­

sche Industrie und die Arbeitsgemeinschaft „Gum­

mierte Stoffe“ zu Bewirtschaftungsstellen ernannt worden. Die Bewirtschaftungsstellen führen in An-

Spinnereien und Webereien beläuft sich jetzt auf 273 gegenüber 102, die der Maschinenfabriken auf 376 gegen 37 und die der Metallfabriken auf 87 gegen nur 4. Treibsprit werde jetzt in 133 Anlagen hergestellt; die Zahl der Erdölraffinerien sei auf 22 gestiegen. Diese Zahlen sind natürlich nur von sehr bedingtem Wert; sie sagen nichts über den Umfang und die Zusammensetzung der Produktion aus, und man wird ohne weiteres annehmen können, daß es sich in den meisten Fällen nur um Kleinbetriebe handelt, die mit primitiven Methoden für die Deckung des lokalen Bedarfs an zivilen Gebrauchs­

gütern arbeiten. Die Tschungking-Regierung be­

müht sich zwar, den Industrieaufbau durch die Be­

reitstellung von Kapital und technischer Hilfe, so­

weit dies in ihren Kräften steht, zu beschleunigen, hat jedoch, wie bereits erwähnt, dabei mit außer­

ordentlich großen Schwierigkeiten zu kämpfen; bis Mitte 1942 sollen 14 Industrieförderungsgesellschaf­

ten ins Leben gerufen worden sein, von denen die größte, die China-Entwicklungsgesellschaft, ein Kapital von 120 Mill. Yuan besitzt.

Auch die Erschließung der bergbaulichen Vor­

kommen hat bisher nur geringe Fortschritte ge­

macht. Es werden zwar in Tschungking-China u. a.

Eisenerze, verschiedene Buntmetallerze und an Metallen Quecksilber, Antimon und Zinn erzeugt, jedoch sind in den meisten Fällen bisher nur gering­

fügige Produktionsergebnisse zu verzeichnen. So wird z. B. die Förderung von Eisenerzen mit nur 300 000 t angegeben. Im Jahre 1941 sollen in Tschungking-China u. a, 11 500 t Wolframerze, 7600 t Antimon, 7000 t Zinn und 120 t Quecksilber erzeugt worden sein, wobei zu beachten ist, daß die wichtigsten chinesischen Wolfram- und Antimon­

gebiete in der Zwischenzeit unter japanische Kon­

trolle gekommen sind. In der Provinz Kweitschau hofft man, die Quecksilbererzeugung auf 100 t jähr­

lich zu erhöhen. Besondere Aufmerksamkeit ist der Eribohrung von Erdölquellen und der Herstellung von Austauschtreibstoffen zugewandt worden. In dem einzigen chinesischen Erdölgebiet von Bedeu­

tung, das sich in der Provinz Kansu befindet, wurde erst 1939 mit den Bohrungen begonnen; die Pro­

duktion hält sich noch immer in engen Grenzen. Die in Tschungking-China errichteten Treibspritanlagen sollen eine jährliche Leistungsfähigkeit von 3 Mill.

Gail, besitzen; eine Anlage in Szetschuan stellt an­

geblich Treibsprit für Flugzeuge her. In Tschung­

king soll weiter eine Fabrik gebaut worden sein, die Holzöl zur Verwendung als Treibstoff ver­

arbeitet; es handelt sich dabei um die erste Anlage dieser Art in China. Auf der Grundlage der im Westteil von Szetschuan abgebauten Steinkohlen­

vorkommen ist eine nach dem Tiefdrucktempe­

raturverfahren arbeitende Anlage errichtet worden.

(1855)

die che m ische In d u strie D eutschland s.

gelegenheiten der Bewirtschaftung hinter ihrem Namen den Zusatz „als Bewirtschaftungsstelle des Reichsbeauftragten für Kautschuk“. Sie unterliegen den Weisungen und der Aufsicht des Reichsbeauf­

tragten.

Z u l a s s u n g v o n A u s t a u s c h g e r b s t o f f e n u n d F e t t a u s t a u s c h s t o f f e n .

Durch die 5. Bekanntmachung der Reichsstelle für Lederwirtschalt vom 16. 8. 1943, die im „Reichs­

anzeiger“ Nr. 194 vom 21. 8. 1943 veröffentlicht wird,

(8)

248 - N r. 33/34/35/36 DIE CHEM ISCHE INDUSTRIE sind a ls A u stau sc h g e rb sto ffe für d ie L e d e r k la ^ e n l

bis III die A u stau sc h g e rb sto ffe GM 110 und G M 120 (H ersteller: Sch liem an n T eer-C h em ie K . <

und Z ellsto ff-F ab rik W aldhof, M annheim -W a!ldhof), sow ie als F e tta u sta u sc h sto ff L ick ero l K L konz. (H er­

ste lle r: O ran ien b u rger C hem ische F a b r ik A.<j „ B erlin ) zu g e la sse n w orden,

Z u lassu n g und K en n zeich n u n gsp flich t fü r L e d e ra u sta u sc h sto ffe .

Im „R e ic h sa n z e ig e r" Nr. 188 vom 14. 8. 1943 w ird die A n o rd n u n g

XI/43

d e r R e ic h s s te lle fü r

Le­

d e r w ir tsc h a ft ü b e r L e d e r a u st a u sc h s to f f e vom 10..8.

1943 veröffen tlich t, die am 15. 9. 1943 in K r a ft g e ­ treten ist und auch in den ein geglied erten O stg e ­ bieten, den G e b ie ten von E u pen , M alm ed y und M o resn et sow ie — mit Zustim m ung d es zu stän d ige n C hefs der Z ivilverw altun g — sinngem äß auch im E lsaß, in Loth ringen und L u xem b u rg und im B e z irk B ialysto k , sow ie in der U n te rste ie rm ark und den b esetzten G eb ieten K ärn te n s und K rain s gilt.

Diese Anordnung bezieht sich auf Lederaustausch­

stoffe auf der Grundlage von Leder- und Cellulosefasern (Lederfaserstoffe), auf Lederaustauschstoffe aus L ed erab ­ fällen, zusammengeklebt (Lederstückwerkstoffe), auf L e ­ deraustauschstoffe auf Papiervlies- und Textilvliesbasis und auf -der Grundlage von Geweben und Gewirken, so­

wie auf Lederwerkstoffe aus Supeffpolyamiden (Igamiden), soweit sie für den Lederaustausch bestimmt sind. Die Reichsstelle für Lederwirtschaft kann bestimmen, daß Erzeugnisse, die unter diese Charakterisierung fallen, nicht als Lederaustauschstoffe gelten, oder daß andere, nicht darunter fallende (Erzeugnisse Lederaustauschstoffe im Sinne dieser Anordnung sind. Lederaustauschstoffe dürfen nur hergestellt werden, wenn sie von der R eichs­

stelle zugelassen sind. Die Zulassung ist bei der Reichs­

stelle zu beantragen. Diese kann verlangen, daß b e ­ stimmte Nachweise, insbesondere über die Eignung des zuzulassenden Lederaustauschstoffes, über die Erzeugüngs- möglichkeiten und über die zur Herstellung benötigten Rohstoffe erbracht werden. Lederaustauschstoffe werden nach bestimmten Gütegruppen zugelassen. Die Zulassung erfolgt unter dem Kennzeichen „R fL " in Verbindung mit einer Zulassungsnummer. D ie Reichsstelle kann die Zu­

lassungen befristen und unter Auflagen erteilen; sie kann die Zulassung widerrufen. Die Reichsstelle oder die von ihr beauftragte Bewirtschaftungsstelle erteilt den Herstellern zugelassener Austauschstoffe, soweit diese im Lenkungsbereich Leder hergestellt werden, H erstel­

lungsanweisungen. Sie kann den Herstellern die V er­

wendung bestimmter Rohstoffe und die Anwendung b e ­ stimmter Verfahren vorschreiben.

Die Hersteller haben auf zugelassenen L ederaus­

tauschstoffen die Zulassungsnummer und Gütegruppe auf­

zustempeln, einzuprägen oder sonstwie dauerhaft sicht­

bar zu machen. Lederaustauschstoffe, die für die H er­

stellung und Ausbesserung von Schuhwerk zugelassen sind, müssen außerdem mit dem Namen des H erstellers und dem Herstellungsdatum versehen sein. Sie dürfen nur in den Verkehr gebracht ibzw. verarbeitet werden, wenn die Kennzeichnungspflicht erfüllt ist. Die R eichs­

stelle oder die von ihr ermächtigten Stellen bestimmen, für welche Verwendungszwecke Lederaustauschstoffe der verschiedenen Gütegruppen verarbeitet werden dürfen.

Zu Versuchszwecken dürfen Lederaustauschstoffe auch ohne Zulassung hergestellt werden. Von der Anstellung der Versuche ist der Reichsstelle Meldung zu machen.

D u r c h d i e s e A n o r d n u n g t r e t e n d ie A n o r d n u n g 50 v o m 2 2 . 4 . 1939 (1939, S . 3 9 4 ), s o w ie d ie 1. B e k a n n t m a c h u n g z u d i e s e r A n o r d n u n ö )o0 m , o 17i o / , ' a (m4(\ oS - 3941 u n d d i e 2 - B e k a n n t m a c h u n g v o m 29. 12. 1941 ( D R A . N r . 301 v o m 2 4 . 1 2. 1941) a u ß e r K r a f t .

Gleichzeitig wird die 1. B ekanntm achung der R e ich s­

stelle iür Lederw irtsch aft zur A nordnung XI/43 vom 10 8. 1943 veröffentlicht, durch die die Hersteller von Lederaustauschstoffen aufgefordert werden, A nträge auf Zulassung ihrer Erzeugnisse ¡bei der Reichsstelle für Lederwirtschaft zu stellen. In den Anträgen ist ein Kenn­

wort für den Lederaustauschstoff (Markenbezeichnung), die Kohstofizusammensetzung, das Herstellungsverfahren und der für den Lederaustauschstoff vorgesehene V er­

w e n d u n g s z w e c k a n z u g e b e n , w o b e i v e r s c h i e d e n e G r u p p e n v o n V e r w e n d u n g s z w e c k e n z u u n t e r s c h e i d e n s i n d , d i e i n d e r B e k a n n t m a c h u n g g e s o n d e r t a u f g e f ü h r t w e r d e n .

V e r w e n d u n g v o n E i n h e i t s d r u c k f a r b e n b e i d e r T u b e n h e r s t e l l u n g .

Der Anweisung Nr. 5 a der Wirtschaftsgruppe Metallwaren und verwandte Industriezweige als Be­

wirtschaftungsstelle des Reichsbeauftragten für technische Erzeugnisse vom 23. 8. 1943 zufolge, die im „Reichanzeiger" Nr. 103 vom 1. 9. 1943 ver­

öffentlicht wird, ist die Bedruckung von gespritzten Aluminiumtuben und Austauschtuben nur noch un­

ter Verwendung der Druckfarben Blau, Braun, Grün, Rot und Schwarz gestattet. Die festgelegten Farbnuancen können bei der Fachgruppe Leicht­

metallwaren und verwandte Industriezweige, Ber­

lin, angefordert werden. Bestände von Druckfarben, die von den genannten Ausführungen abweichen, dürfen noch bis zum 31. 12. 1943 aufgebraucht wer­

den.

D iese Anweisung ist am 7. T age nach ihrer Verkün­

dung in K raft getreten und gilt auch in den eingeglie­

derten O stgebieten, den G ebieten von Eupen, M alm edy und M oresnet sow ie — mit Zustimmung d e s zuständigen Chefs der Zivilverwaltung — sinngemäß auch im Elsaß, in Lothringen, Luxem burg und im Bezirk B ialystok s o ­ wie in der U ntersteierm ark und den besetzten G ebieten Kärntens und K rains.

B e s c h l a g n a h m e v o n S t a h l f l a s c h e n f ü r t e c h n i s c h e G a s e .

Im „Reichsanzeiger“ Nr. 200 vom 28. 8. 1943

veröffentlicht der Reichswirtschaftsminister folgende

Anordnung über die Beschlagnahme von Stahlfla­

schen für technische Gase vom 25. 8. 1943:

§ 1. (1) Stahlflaschen, die zur Aufnahme von techni­

schen G asen bestim m t sind, sind zugunsten der R eich s­

stelle „C hem ie" beschlagnahmt.

(2) D ie Verordnung über d ie W irkungen d e r B e ­ schlagnahm e zur Regelung des W arenverkehrs vom 4. 3.

1940 (1940, S. 210) findet entsprechende Anwendung.

(3) A ls technische G a se im Sinne d ieser Anordnung gelten:

Sauerstoff, Kohlenoxyd,

W asserstoff, Stickstoff, gelöstes A cetylen, schw eflige Säure.

Kohlensäure,

§ 2. W er Stahlflaschen der im § 1 genannten A rt i n seinem Eigentum, B esitz oder Gew ahrsam hat, darf s i e

nur nach den W eisungen d e r R eich sstelle „C hem ie" v e r ­

wenden oder Dritten zur Verfügung stellen.

§ 3. (1) Die V erfügungsberechtigten dürfen über die in § 1 genannten Stahlflaschen verfügen und sie im bis­

herigen Ausmaß für den bisherigen Verwendungszweck weiterbenutzen, solange nicht die R eich sstelle „Chemie"

die Stahlflaschen für sich in A nspruch nimmt.

(2) W er Stahlflaschen der in § 1 genannten A r t in

seinem Eigentum, B esitz oder G ew ahrsam hat, ist v e r ­

pflichtet, sie im bisherigen Zustand zu erhalten u n d pfleg­

lich zu behandeln. V erluste an Stahlflaschen sowie B e ­ schädigungen, die ihre W eiterverw endung verhindern, s i n d

unverzüglich der R eich sstelle „C hem ie" zu melden.

§ 4. (1) D ie H ersteller der in § 1 genannten G ase sowie säm tliche natürlichen und juristischen Personen, die Stahlflaschen im Eigentum, B esitz oder Gewahrsam haben, haben die Stahlflaschen binnen zehn T agen nach Inkrafttreten dieser Anordnung der R eich sstelle „Chem ie"

zu melden.

In der Meldung muß enthalten sein a) die Anzahl der Stahlflaschen,

b) die A ngabe, für w elche technischen G a se die Stah l­

flaschen bestim m t sind oder b ish er verw endet wurden, c) die Größe d e r Stahlflaschen.

(2) Außerdem haben binnen zehn T agen nach In­

krafttreten dieser Anordnung d ie H ersteller von techni­

schen G asen in der gleichen W eise M eldung über die- temgen neuen Flaschen zu erstatten, die ihnen seit dem

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