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Wochenschrift des Architekten Vereins zu Berlin. Jg 7, Nr 43, 43a

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Academic year: 2022

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Jk s J [WOCHENSCHRIFT ^ /IRCHITEKTEN-VERElNSIäBERLlNl

HERflUSGECEBEN^ VEREINE

t E rscheint Sonnabends n. M ittw ochs. — B ezu gsp reis halbjährl. 4 Mark, po stfrei 6,30 Mark, einzelne Nummern von gewOhn. U m fange 30 Pf., stärk ere entspr. teurer t

^ Der A nzeigen preis für die 4 g esp a lten e P e titz eile b eträgt 60 P f., für B eh ö rd en -A n zeig en und ftlr F a m ilie n -A n ze ig e n 30 Pf. — N achlaß auf W iederholungen ^

4 --- ■ " " = -1

N u m m e r 43 Berlin, Sonnabend den 26. O k to b e r 1912 VII. Jahrgang

Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, P ostäm ter und die G eschäftsstelle C a r l H e y m a n n s V e r la g in Berlin W .8, M auerstraße 43.44

A llo R e c h te V o r b e h a l t e n

Können die in den heutigen großstädtischen Wohnverhältnissen liegenden Mängel und Schäden behoben werden?

W e ttb e w e r b a r b e it um den S tr a u c h p r e is 1911 des A.V. B. vom Baurat Albert Weiß in Charlottenburg

(F o rtsetzu n g aus Nr. 42 S e ite 2G8)

c) D ie T ä tig k e it der

Kommunen

bei der Schaffung oder U n te rs tü tz u n g der H e rste llu n g billig er W ohnungen t r i t t z u e rs t in F re ib u rg i. B. in E rsch e in u n g . D o rt w urde m it der U n te r- ' S tü tzu n g des B auens von billigen W ohnungen d urch die S ta d t , b ere its in den 6 0 e r Ja h re n begonnen, aber h a u p tsäc h lic h se it 1886 d u rch den B au von W ohnungen au f stä d tisc h e m G elände m it stä d tisc h e n M itteln g efö rd ert. D ie ä lte s te dieser A nlagen zeigen die A bb. 464 und 465*).

In P reu ß en h a t o rst der m ehrfach g en a n n te M in isteria lerla ß vom 19. M ärz 1901, der zu einer E in w irk u n g der R e g ie ru n g s­

behörden im A u fsich tsw e g fü h rte , eine le b haftere T ä tig k e it der Gem einden und der K om m unalverbände an g e reg t. lie b e r die gesam te h ie r in F ra g e kom m ende T ä tig k e it g ib t die eingehende B e arb e itu n g des K aiserlich en S ta tis tis c h e n Amts**) A ufsch lu ß .

In 42 S tä d te n — 25 in P reu ß en , je 3 in B ay ern und W ü rtte m b e rg , je 2 iu S achsen und H essen, 5 in B aden un d je 1 in B rau n sch w eig und in E lsa ß -L o th rin g e n — davon 35 m it

*) A ns den vom städ tisch en H ochbauam t Freib u rg i. Br. überlassenen Stadtratsdrucksch riften 1909 entnom m en.

'*) W ohn ungsfürsorge in deutschen Städten 1910.

über 50 000 E inw ohnern sind ru n d 1830 W ohnungen m it einem K ostenaufw and von ru n d 9,2 M illionen M ark g e b a u t worden.

D iese W ohnungen w erden stä d tisc h e n A rb e ite rn oder niederen A n g e ste llte n zu einem im D u rc h s c h n itt etw as niederen M ietsatz als den o rtsüblichen M ietpreisen z u r V erfü g u n g g estellt.

In 15 S tä d te n — 8 in P re u ß en , 4 in E lsa ß -L o th rin g e n , 2 in B aden, 1 in Sachsen — w urden ru n d 1220 W o h n u n g en für ru n d 5 M illionen M ark geschaffen, die den A rb e ite rn und d er unbo- m itte lte n B e völkerung im allgem einen w ie oben v e rm ie te t w erden.

26 S tä d te — 14 in P re u ß en , 3 in B ay ern , 1 in Sachsen, 2 in W ü rtte m b e rg , 2 in Baden und je 1 in B raunschw eig, in E lsa ß - L o th rin g e n sowie H am b u rg und L ü b ec k — h aben die E rb a u u n g von K leinw ohnungen durch G ew ährung von ru n d 12,4 M illionen M ark D arlehen zu 2^2 bis 3 l/2 z. T. auch zu 4 und 4^2 °/o gefördert.

19 S tä d te — 14 in P reu ß en , 2 in B ayern, je 1 in Sachsen, B aden und E isa ß -L o th rin g e n — h aben fü r denselben Z w eck fü r ru n d 6,3 M illionen M ark B ü rg sc h aften übernom m en.

In 23 S tä d te n , davon 16 ü b er 50 000 E in w o h n er — 9 in P reu ß en , je 2 in B a y ern und Sachsen, je 1 in W ü rtte m b e rg , B aden und E lsa ß -L o th rin g e n — w urde zusam m en etw a 12 ha G elände zum Bau von W ohnungen fü r die m ind erb em ittelten K lassen z u r V erfü g u n g g e ste llt. D er P re is fü r 1 qm sc h w a n k t dabei zw ischen 1,5 und 12 M .; 3 S tä d te — D resden, F r e i­

b u rg und Colm ar — haben k leinere F läc h en auch g an z u n ­ e n tg eltlich gegeben.

24 S tä d te — 16 in P re u ß en , 3 in B a y ern , je 2 in W ü r tte m ­ b erg un d B aden u n d 1 in E lsa ß -L o th rin g e n — haben w eiter

Abb. 464. A rb eiterh än ser io der B eu rb aru ngsstraße za F reibarg i. B r.

A rch itek t Hocbbauam t Freib u rg i. B r.

■m.»».v.

- 1 1 '. I S t » '• v i J Ir

Abb. 465. Grundriß der A rbeiterbäuser der Abb. 198. E rd geschoß

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Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin Sonnabend, 26. Oktober 1912 d u rch E rla ß , S tu n d u n g oder E rm äß ig u n g der S traß en h au k o sten

sowie der G rund- und G eb äu d esteu em die gleichen Zw ecke zu fördern gesucht.

Abb. 466. U ebersich tsplan von U lm und Um gebung. D ie grauschraffierten Stellen bezeichnen den städ tisch en B esitz

Abb. 467. Schaubild der A rbeiter-E igen häuser ..auf der unteren B leich e“ zu Ulm A rch itek t Stadtbaurat Roinnnn

U nd endlich haben sich eine R eihe von S tä d te n an den B au- und W ohnungsvereinen durch U ebernahm e von A n te il­

scheinen — ru n d 340 000 M. — b e te ilig t un d so n stig e U ntor-

! S tützungen, u. a. d urch den E inschluß der in F ra g e kom m enden Bauflächen in das K a n a lisa tio n sg e b ie t usw . g ew ä h rt.

D iese ganzen h ie r anein an d er g ere ih te n L eistu n g e n der K om m unen zusam m engefaßt ergeben die Schaffung von ru n d 7000 W ohnungen, fü r die ru n d 33 M illionen M ark zu r V er­

füg u n g g e s te llt, geliehen oder d u rch B ü rg sc h a ft übernom m en w urden. A u f dem b illig er oder u n en tg eltlich zu r V erfügung, g e s te llte n G elände w erden bei der A nnahm e von D u rc h sclm itts- ilächen w eitere 1200 K leinw ohnungen in F ra g e kommen, und bei den übrig en E rleic h te ru n g e n w erden, n ac h den teilw eise gegebenen Z ahlen, in sg e sam t kaum m ehr als 800 W ohnungen b eteilig t seiu. In sg e sa m t h a n d e lt es sieh som it um ru n d 9000 W o hnungen, die aber etw a z u r H älfte au f G ebiete e n t­

fallen, wo die M ängel n ic h t v orhanden sind, die für u n sre B e arb e itu n g in F ra g e kommen. In den m eisten F älle n h an d elt es sich w ieder um M io tb au ten , bei w elchen dieselben E in ­ w endungen zu erheben sind, wie bei den B a u te n der P riv a te und G enossenschaften. B ei den g rößeren M ie th ä u sern der K om m unen tr e te n überdies noch w eitere besondere soziale S ch w ierigkeiten auf, die bei den so n stig en M ietkasernen, d urch : den Einfluß des H a u sb e sitz ers m e ist w oniger z u r G eltu n g kommen. O b erb ü rg e rm eister v. W a g n e r sc h re ib t d arü b er u. a. *):

„Dio E rfa h ru n g e n , welche m it diesem B edienstetenw ohnhaus g em acht w orden sind, können als g ü n stig e n ic h t bezeichnet w erden. Obschon die W ohnungen ziem lich geräu m ig e und gesunde sin d und ih r P re is w esentlich n ied erer is t, als der sonstige M ietpreis, w ird doch n u r s ta r k die H ä lfte derselben von denjenigen E lem enten bew ohnt, fü r welche sie bestim m t sind. Z u den N achteilen, welche das W ohnen einer größeren Z ah l von F am ilien u n te r einem D ach, die gem einsam e B e­

n u tz u n g von T reppen, H ausflur, W asc h k ü ch e und H ofraum m it sich b rin g t, is t noch der w oitere M ißstand h in zu g etreten , daß die u n te r den E h efrau en der in den W ohnungen u n te rg e - b rach to n B ediensteten (S ch u tzleu te, S teu e rw ä ch te r, H a u s­

diener usw.) m annigfach ausgebrochenen S tre itig k e ite n sich häufig auf die E h em än n er ü b ertru g e n , w odurch das kollegiale V e rh ä ltn is g e s tö rt und den V orgesetzten B ehörden m ancherlei unerquickliche A rb e it geschaffen w u rd e .“

E ine ganz besondere S te llu n g in d er W o h n u n g sfü rso rg e nim m t, w ie schon im A b sc h n itt IV hervorgehoben w urde, die S ta d t U lm ein. D as S tä d tc h e n L a m b re c h t in B ayern h a t s p ä te r die U lm or V erh ä ltn isse teilw eise nachgeahm t. Die M aßnahm en von U lm erstre c k e n sich au f den G eländekauf, die S tra ß en a n leg u n g , den H ä u se rb a u und die K apitalbeschaffung.

D ie G eschäfte der B odenspekulation sind h ie r sozusagen ver- kom m u n alisiert. D ie Gemeinde i s t d ad u rch eigner H e rr in ihrem G ebiet gew orden. Allo schädlichen E rsch ein u n g en der S p ek u latio n sind unm öglich gem acht, und dio großen Gewinne, die der Bodenwrucher so n st einheim st, kom m en den einzelnen A nsied lern und d er G esam tgem einde z u g u te ; dio dann durch ihren G ew innanteil in die L ag e v e rs e tz t w ird, die K reise der K om m unen, die einen d irek ten V o rteil d urch diese B oden­

p o litik n ic h t haben, in d ire k t d urch niedere S teu e rsä tz e, V erb esseru n g en der G em eindeeinrichtungen und B etriebe zu entschädigen. Dem B augew erbe w ird dabei ein freier W e ttb e w erb erm öglicht, dem alle so n stig en j e tz t bei den M ietkasernen in E rsch o in u n g tre te n d e n M ängel — unge­

eignete U n tern eh m er, sch lech te A u sfü h ru n g , finanzielle S ch ä­

d ig u n g der kleinen H an d w erk er, H em m ung der entw erfenden A rc h ite k te n — fehlen.

B is Endo S eptem ber 1911 w aren allein 122 K leiuhäuser von d er S ta d t e rb a u t und an M inderbem ittelte verkauft**).

D ie A bgaben für die E in z elh ä u ser sind, im V erh ältn is zu den fü r G roß-B erlin e rm itte lte n M ieten, denkbar gering.

F ü r das im A b sc h n itt I bearb eitete Beispiel kommen bei sechs R äum en in den beiden W olingeschossen — davon ein oder zwei als K üchen — , bei 3 °/0 V erzinsung des K ap itals und 2V 2°/o A m o rtisa tio n — , in 23 J a h re n w erden die G ebäude dabei schuldenfreies E ig e n tu m — Ja h re sa u sg a b e n von rund 330 M., sowie 60 M. für S teu e rn und W a sse rz in s, also zu­

sam m en von 3S0 M. in F ra g e. D as O bergeschoß k ann dabei für 110 M. v erm iete t w erden, so daß für den B e sitz e r n u r 250 M. fü r ein J a h r K osten entsteh en . A lso A usgaben, die

Abb. 468. Schaubild der Arbeiter-THfrenhäuser „beim K e ss e l“ zu U lm *) D ie T dtigfceit der Stadt Ulm auf dem G ebiet der W ohnungsltlrsorge.

A rch itekt Stadtbau rat Romann **) N ach einer M itteilung des Stadtbaurats H olch (Ulm).

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Abb. 409. Schaublld der A rboitor-E igenbäuser „am ROmerweg“ und „am Riedfleck“ zu Ulm. Stadtbaurat H olch

für beide W oh n u n g en noch n ic h t halb so hoch sind, als wie in den B e rlin er M ietkasernen und die in w enig Ja h rz e h n te n einen freien, dann jä h rlic h nochm als ru n d 30°/o billigeren E igon­

besitz geben*).

Die Abb. 466 bis 469**) geben einen U eberblick über den B odenbesitz d er S ta d t un d die bis j e t z t geschaffenen h a u p tsä c h ­ lic h ste n A nlagen.

D er E rfolg, den die S ta d t U lm m it dieser großzügigen B odenpolitik e rre ic h t h a t, lie g t aber n ic h t allein in den oben und im A b sc h n itt IV e rö rte rte n , in die A ugen springenden finan­

ziellen E rgebnissen.

W e it h ö h er is t der Einfluß zu bow erten, den dieso g e­

schaffenen einw andfreien W oh n u n g en au f das F am ilienleben se lb st, auf die E rz ie h u n g z u r häuslich en T ä tig k e it und S elb st­

zu ch t, au f die E n tv ö lk e ru n g der K neipen, auf den S p a rsa m ­ k eitssin n , n am entlich aber auch au f die G esundheit der B e­

w ohner und den d ara u s en tsp rin g en d en M achtzuw achs u n sre r W e h rk ra ft u n d bei u n sre r w eltw irtsch a ftlich e n B e tä tig u n g ausüben. O b e rb ü rg e rm eister v. W a g n e r h e b t in der m ehrfach angezogenen Schrift***) besonders noch die g ü n stig e E in w irk u n g der zu den W ohnungen gehörigen G artenflächen hervor, indem e r sc h re ib t: „E s is t eine w ahre F re u d e zu sehen, wio die E ig e n ­ tü m e r der A rb e ite rw o h n h ä u ser und teilw eise auch ih re M ieter im edlen W e ttb e w e rb ih re G ärtc h en pflegen und hegen, m it B lum en und R eblaub schm ücken, und wie es in diesem W e tt­

eifer keinen U n tersc h ied g ib t, ob die F am ilie n h ä u p te r au f dem L a n d oder in der S ta d t aufgew achsen sind. D iesem W e r t d er G artenpflege aber g e s e llt sich noch ein w eiteres rea les und ideales M om ent hinzu. H aben M ann und F ra u ih r T ag w erk vollendet, so s u c h t ¡der e rste re n ic h t, wie idas frü h e r vielfach d er F all w ar, das W irts h a u s auf, sondern es sam m eln sich jeden w arm en

*) V g l. v. W agner, D ie T ä tig k eit der S ta d t U lm auf dem G ebiet der W ohn ungsfürsorge.

**) D ie Abbildungen sind vom O berbürgerm eister v. W agner und Stadtbau­

ra t H olch zur V erfü gu n g g e s t e llt worden.

***) D ie T ä tig k e it der S tad t Ulm auf dem G ebiet der W ohnungsfCrsorge.

A bend um die E lte rn die K inder im schm ucken G artenhäuschen, das n u r in w enigen G ärte n fehlt, und das G ärtchen w ird zu einem S tü c k W o h n ra u m und zu einer S tä tte der Pflege echten F am ilien sin n s.“

Die A n zah lu n g fü r dio H äu se r b e trä g t in U lm m eistens 10 o/o. D ie Gemeinde h a t sich ein R ü c k k au fsrec h t g esich e rt für ein tre te n d e F älle, die dom S chöpfungsgedanken dieser A n ­ lagen d ire k t en tg eg e n lau fen ; u. a.:

Sobald der S ch u ld n er oder seine E rb e n m it einer der v e r­

ein b arten Z ah lu n g lä n g e r als ein halbes J a h r , ohne daß ihnen se ite n s der S ta d t S tu n d u n g g e w ä h rt w orden ist, im R ü ck stan d geblieben sind.

F a lls und so oft d er G ru n d stü ck se ig e n tü m er oder seino R echtsnachfolger (insbesondere die E rben) das G ru n d stü ck in n e r­

halb des Z eitra u m s von 100 J a h re n v erä u ß ern wollen.

F a lls der E ig e n tü m er des W o h n h a u se s tro tz erfo lg ter sc h riftlich e r V erw arn u n g W oh n u n g en zu M ietzinsen v erm iete t, w elche den von dem G em einderat festg e se tzte n .H ö ch stb etrag übersteig en .

W enn S ch lafg än g er aufgenom m en oder gew erbliche B e trieb e ohne G enehm igung e in g e ric h te t w erden.

W enn der E ig e n tü m e r ohne Z u stim m u n g des G em einderats eine w eitere H y p o th ek auf dem G ru n d stü ck bestellt.

W enn er das G ru n d stü ck v o rsä tz lic h oder au s g ro b e r F a h r ­ lä ssig k e it b esc h ä d ig t und in seinem W e r t v e rrin g e rt.

D ie ganzen A nlagen in U lm m achen beim D urchw andern auch re in ä u ß e rlich den b esten E in d ru ck , n ic h t allein bei den B ew ohnern der w eitv erzw eig ten Kolonien, sondern auch bei der g anzen S tad tb e v ö lk e ru n g t r i t t u ns hin sich tlich d ie ser Schöpfungen derselbe S tolz und dieselbe F re u d e und B e g e iste ru n g entgegen, w ie w ir sie bei den b e s te n B eispielen in E n g lan d fanden. A lles in allem h a n d e lt es sieh — um m it E b e rs ta d t zu reden — in w irtsch a ftlic h er, sozialer u n d te ch n isch er H in sic h t um S chöp­

fungen, die u n te r die vornehm sten L e istu n g e n der B odenpolitik alle r L ä n d e r zu rechnen sind.

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Wochonschrift dos Architekten-Vereins zu Berlin Sonnabend, 26. Oktober 1912 d) D ie B e te ilig u n g des S ta a ts bei der Schaffung b illig er

W oh n u n g en is t schon bei den G enossenschaftshäusern g e s tre ift worden. Sie erfo lg t d u rch den E igenbau von K leinw ohnungen, durch G ew ährung von B eihilfen fü r den K leinw ohnbau und d urch H erg ab e von B a u la n d oder von K a p ita l zum W oh­

n u ngsbau.

D as Reich h a t bis 1908*) von den bis d ahin vom R eichs­

ta g b ew illigten 33 M illionen M ark v erw en d e t: 24,6 M illionen M ark D arlehen an g em einnützige U n tern e h m u n g en und 5,4 M il­

lionen M ark fü r B augelände und S tra ß en k e rstellu n g o n . Bis E nde 1910 is t die Sum m e auf 89 M illionen M ark gestiegen**). — In P re u ß en w urden von der B e rg v e rw a ltu n g von 1865— 92 ru n d 4,5 M illionen M ark H auspräm ien und ru n d 7,8 M illionen M ark D arlehen g ew ä h rt, dafür w urden 5790 H ä u se r g e b a u t, die von den A rb e ite rn u n te r gew issen B e d ingungen als E ig e n tu m er­

w orben w urden. A ußerdem w u rd e n noch 1234 M ietw ohnungen geschaflen. D ie preußische E ise n b ah n v e rw altu n g h a tte 1903 36 260 sta a tse ig n e D ionst- und M ietw ohnungen, außerdem h a tte sie ru n d 9,4 M illionen M ark D arle h n für 3080 K lein­

w ohnungen g ew ä h rt. D ie W a sse rw e rk v e rw a ltu n g h a tte bis 1903 910 000 M ark fü r K leinw ohnungen aufgew endet. D ie H ee re sv erw altu n g bis 1900 ru n d 2,8 M illionen M ark für 470 W ohnungen, w eitere 600 W oh n u n g en w aren und sind gep lan t. Die D om änenverw altung bezifferte ih re A ufw endungen bis 1900 au f 3,6 M illionen M ark.

F a sse n w ir die gesam ten M aßnahm en d urch P riv a te , g e ­ m einnützige G esellschaften, die K om m unen und den S ta a t, die die B eschaffung b illig erer W ohnungen betreffen, zusam m en, dann w erden fü r die B ew ohner der Groß- und g rößeren S tä d te in dem im A b sc h n itt I g en an n ten U m fang kaum m ehr als ru n d 12 0 0 0 0 W ohnungen herauskom m en, fü r die ein K ostenaufw and von 700 — 800 M illionen M. erforderlich w urde. Y on diesen W oh n u n g en w erden reichlich % in großen M iethäusern zu suchen sein und bei lange noch n ic h t 10000 W ohnungen b a n ­ d e lt es sich um w irkliche E igenheim e. N ach unsren E r ­ m ittlu n g e n im A b sc h n itt I kom m t aber eine B evölkorung von ru n d 16 M illionen in F ra g e , die ie tz t u n te r unbefriedigenden, sch lech ten oder zu te u re n W o h n v e rh ä ltn isse n leidet. Bei d u rch sc h n ittlich fünf K öpfen für eine F am ilie h a n d e lt es sich som it um ü b er drei M illionen W ohnungen. U nd nach der d u rch sc h n ittlich e n B evölk eru n g szu n ah m e in D eu tsch la n d w ürden für die, fü r u n sre A rb e it in F ra g e kom m enden S täd to jä h rlic h nochm als 5 0 0 0 0 W o h n u n g en hinzukom m en.

D ie ganzen b isherigen schon so erheblichen M ittel be­

n ö tig ten M aßnahm en m achen sich h iern ach noch n ic h t einm al bei 4 % der in F ra g e kom m enden W oh n u n g en und die er­

heblichen M ittel im preußischen E t a t 1911/12 (12 M illionen M.) wieder n u r bei etw a 4 o/0 des Z uw achses in einem J a h r bem erkbar. B e tra c h te t m an die einzelnen grö ß eren S tä d te fü r sich, dann i s t der P ro z e n tsa tz noch w eit g erin g er.

S e it 1905 w orden außerdem durch besonderes G esetz M ittel fü r W oh n u n g en M in d e rb e m ittelter g ew ä h rt. B is 1907 w aren d am it au ß e r den bei den G enossenschaften schon erw ähnten D arlehen

12 359 sta a tse ig n e W ohnunen

und 878 E igenheim e e rb a u t llC lS ß S K lZ Z G Y O ll und dafür ru n d 58,5 M il­

lionen M ark aufgew endet w or­

den. In diesem J a h r sind im E ta t ■weitere 12 M illionen M ark genehm igt. In B ayern

■waren bis 1908 10 097 s ta a ts ­ eigne W oh n u n g en für ru n d 6 M illionen M ark h e rg e ste llt.

A uch in den übrig en E in z el­

s ta a te n w ird von gleichen A u sfü h ru n g e n b eric h tet. D ie L a n d e sv e rsic h e ru n g sa n s ta lte n haben bis Endo 1900 rund 297 M illionen M ark für A r ­ beiterw ohnungen und L ed ig en ­ heim e vorschußw eise gespendet, dazu tre te n noch ru n d 22 M il­

lionen M ark von Pensions-, K nappschafts- u n d andren öffentlichen Kassen**).

Sowohl in ^sozialer als auch te ch n isch er und k ü n s t­

lerisch er B eziehung b ie tet diese s ta a tlic h e B a u tä tig k e it nam entlich in der n eu esten Z e it f a s t durchw eg M u ster­

gültiges***).

D ie grö ß ere Z ahl der Schöpfungen des S ta a ts e n t­

fä llt jedoch a u f G ebiete, die außerhalb der von uns im A b sc h n itt I fü r u n sre E rö r te ­ ru n g e n festg e le g ten Grenzen liegen.

D iese Z ahlen d ü rfte n schon ergeben, daß aus all den von den P riv a te n , gem einnützigen G esellschaften, den K om m unen und dem S ta a t b ish er getroffenen M aßnahm en allein ein H eil­

m itte l fü r die M ängel und Ge­

fahren d er je tz ig e n W ohnungs-

Brimo Kuhlow

V erhältnisse n ic h t erw achsen kan n . D r. E . J ä g e r (Speyer) v e r tr itt in einer in n e u e ste r Z e it erschienenen Schrift*) dieselbe A n sic h t. D erselbe be­

ziffert die in jedem J a h r für die m in d erb em ittelte B evöl­

k e ru n g erforderlichen Woh-r nungen, einschließlich des E r ­ sa tz e s der alte n ab g ä n g ig

■werdenden, so g a r a u f 20 0 0 0 0 u n d die dafür erforderlich w er­

denden M itte l a u f 800 M illionen M ark. Die erforderlichen M ittel, die au ch n u r einen m erklichen Einfluß au f die S chäden der B odenspekulation ausüben könn­

ten, sind nach all den F e s t­

ste llu n g e n so hoch, daß sie für die D a u e r w7obl von keinem S ta a t der W e lt g e tra g e n w erden kö n n ten . D azu kom m t, daß diese erhebliche B e la stu n g der A llgem einheit zum N utzen einer M inderheit sich auch fü r die D au e r rec h tlic h n ic h t h a lte n lassen w ürde. D er grö ß ere T eil der e rö rte rte n M aßnahm en schafft überdies n u r „ U n t e r ­ s t ü t z u n g s e m p f ä n g e r “ und keine freien B e sitz er, die durch den B e sitz m it Leib und Seele an das V a te rla n d und dessen In te re s se n g e k e tte t w erden können, u n d sich auch m it frohem H erzen k e tte n lassen.

A u f die für eine W o h ­ n ungsreform b rau c h b aren T eile der h ie r geschilderten W o h ­ n u n g sfü rso rg e w erden w ir s p ä te r noch zurückkom m en.

(Fortsetzung- folgt)

*) V g l. D rucksachen des R eich s­

ta g s 190«.

**) D r. E. [J ä g e r , Grundriß der W ohnungsfrage ' und der W ohnungs- politik.

***) B esond ers g u te V orbilder linden sich in den verschiedenen V eröffent­

lichu n gen des R egierun gsb aum eisters J r -,3un. Dr. H oltm eyer, so w ie der

h essisch en und säch sisch en S taatsb au - Abb. 470. M ailand S. E u sto rg io P ortin ari K apelle. W iedergabe einer farbigen *) Grundriß der W ohn ungsfrage Verwaltung. Sk izze v o n R egierungsbaum eister B. K uhlow (v g i. W ochenschrift Nr. 16, S . 145) und W ohnungspolitik.

Für die S ch riftleitu n g v eran tw ortlich: B aurat IL G n t h ln B erlin W 67, B ülow str. 35

Carl H eym anns V erla g in B erlin W 8, M auerstr. 43/44 — Gedruckt von J u lie s S ittenfeld , Hofbucbdrucker., B erlin W 8, M auerstr. 43/44 Nr. 43

(5)

P rä s id e n t D r. F rh r. v. E r f f a : W ir kom m en zum A b­

s c h n itt X des B o ratu n g sp la n s: T echnisches U n terrich tsw esen . Ic h eröffne die B esp rech u n g über die dauernden A usgaben K ap. 123 T it. 1. D as W o r t h a t der H e rr B e ric h te rs ta tte r.

D r. F r i e d b e r g , B e ric h te rs ta tte r (n at.-lib.): M eine H erren , bei diesem T ite l -wurde in der K om m ission d a ra u f aufm erksam gem acht, daß an den tech n isch en H ochschulen in P re u ß en seh r w enig L e h rstü h le für allgem eine W issen sch aften vorhanden seien. D as w erde allgem ein als ein M angel angesehen, da die­

je n ig en P riv a td o z en te n , die an den technischen H ochschulen in P reußen in den F äc h e rn V orlesungen hielten, für die keine O rd in ariate ein g e ric h te t soien, keine M öglichkeit h ä tte n , in ein O rd in a ria t aufzurücken. In D resden, D a rm sta d t, S tu ttg a rt, K arlsru h e, M ünchen usw. seien an den technischen H ochschulen O rd in ariate für V o lk sw irtsc h aft, fü r L ite ra tu rg e sc h ic h te , für P hilosophie, fü r G eschichte und andere F ächer.

D er H e rr U n te rric h tsm in is te r erw id erte darauf,

daß dies m it der Z w eckbestim m ung der technischen H och­

schulen Zusam m enhänge, die bei u ns in P re u ß en eine andere sei als in den g en a n n te n S ta a te n . D ie preußischen te c h n i­

schen H ochschulen beschränken sich darauf, Ing en ieu re a u s ­ zubilden. W e n n sich nun P riv a td o z en te n für allgem eine W issen sch aften hab ilitieren , so haben sie allerd in g s keino A u ssic h t au f E rre ic h u n g einer P ro fe ssu r; d ara u f w orden sie ab e r von vo rn h erein aufm erksam gem acht. D ie N iederlassung von solchen P riv a td o z en to n w erde keinesw egs g efördert, so n ­ dern es -werde sogar davor g ew arn t. E r h alte es für rich tig , daß m an die Zw ecke der technischen H ochschulen bei uns n ic h t w eiter ausdehne, als dies bisher geschehen sei.

D r. B e l l (Essen), A bg eo rd n eter (Z e n tr.): D er H e r r B e ric h t­

e r s ta tte r h a t schon d ara u f hingew iesen, daß die in der Kom­

m ission erfolgte B ean stan d u n g , daß an den technischen H o ch ­ schulen allgem eine L e h rstü h le n ic h t vorh an d en seien, vop dem H e rrn M in ister m it der B eg rü n d u n g fü r u n g e re c h tfe rtig t er­

k lä r t w orden soi, daß dies m it der E in ric h tu n g unsorer tech ­ nischen H ochschule in P re u ß en Zusam m enhänge, die w esentlich von der E in ric h tu n g der technischen H ochschulen in ändern L ä n d e rn abw eiche, und daß keine begrü n d ete V eran lassu n g v o r­

liege, an diesem S ystem eine A enderuug herbeizuführen.

D iese A uffassung des H e rrn M inisters s te h t u n v e rm itte lt , denjenigen D arlegungen gegenüber, die ich m ir im vorigen J a h r ! u n te r dem näm lichen T ite l dem H ohen H au se h ie r v o rzu trag e n e rla u b t habe. Ich will m ich dem Vorwmrfe der W ied erh o lu n g n ic h t aussotzen, sondern d arf im w esentlichen au f das v e r­

w eisen, w as ich im vorigen J a h re v o rg etrag e n habe zu g u n sten u n se re r D iplom ingenieure, die au s den technischen H ochschulen herv o rg eg an g en sind. Ich m öchte auch h eu te den S ta n d p u n k t w ied erh o lt v e rtre te n , daß es angezeigt ersch ein t, in die ein­

se itig e P riv ile g ie ru n g der J u r is te n au f dein V erw altu n g sg eb iete B resche zu legen und auch den T echnikern und D iplom ­ ingen ieu ren den ihnen gebührenden P la tz an der Sonne d e rV e r- uTa ltu n g zu gew ähren.

Meine H erren , die besonders in dem le tz te n Ja h rz e h n te vollzogenen hochbedeutsam en F o rts c h ritte der T echnik u n d des In g en ieu n v esen s, und ih r s te tig w achsender Einfluß auf die G e sta ltu n g u n seres gew erblichen und w irtsch a ftlic h en L ebens haben aucli d arin einen c h a ra k te ristisc h e n A u sd ru ck gefunden, daß m an in unsern in d u strie lle n und g ro ß in d u strie llen B etrieben, a b e r auch in den kom m unalen V erw altu n g en und allm ählich auch in don S ta a tsb e trie b e n dazu übergegangen ist, Ing en ieu re und T echniker, die au s den technischen H ochschulen horvor- g eg an g en sind, anzustellen. D abei m öchte ich besonders be­

m erken, daß es m ir erforderlich erscheint, diejenigen T echniker un d D iplom ingenieure, denen m an S tellu n g en a n v e rtra u t, deren A rb e itsfe ld und V era n tw o rtu n g sg e b ie t sieh genau m it den leitenden S tellu n g en in allen w esentlichen P u n k te n deckt, auch m it den R echten der leitenden S tellu n g zu betrau en . D as w ar aber b ish er m eist leider n ic h t der F all. A llm ählich is t man aller­

d ings auch in der kom m unalen V erw altu n g dazu übergegangen, die d o rt a n g e ste llte n T ech n ik er auch zu besoldeten B eigeordneten einzuführen, wie sie das auch in vollem U m fange verdienen.

M eine H erre n , w enn dieser S ta n d p u n k t aber ric h tig is t, dann ersc h ein t es m ir n ic h t an g e b rach t, die T echniker und D iplom ingenieure den S p ru n g in die P ra x is u n v e rm itte lt machen zu lassen. W e n n sie in der V erw a ltu n g die von ihnen m it R e ch t b ea n sp ru ch te S te llu n g einnehm en wollen und sollen, dann is t dazu auch ein gew isses M aß von K enntnis der R e ch ts­

w issen sch aft und des V erw altu n g sg eb ie te s sow ie auch der V olks­

w irtsc h a ft erforderlich. D aru m w ürde ich es fü r dringend w ünschensw ert h alten , w enn zur F ö rd e ru n g u n serer technischen H ochschulen un d um den aus ihnen hervorg eg an g en en T ech­

n ik e rn und D iplom ingenieuren die A n ste llu n g sm ö g lich k e it zu erleichtern, die g eforderten L e h rstü h le fü r R echts- und S ta a ts ­ w issenschaft sow ie N ationalökonom ie und V o lk sw irtsch aft be­

w illig t w ürden. D enn w enn os ric h tig is t, daß sich die T ech­

n ik e r und die D iplom ingenieure, die zur V erw altu n g übergehen und d o rt eine entsprechende S tellu n g finden wollen, ein g e ­ w isses erforderliches M aß von R echts- u n d v e rw a ltu n g sre e h t- lichen K enntnissen anoignen m üssen, dann is t es nach meinem D afü rh a lte n erforderlich, daß m an ihnen b ere its au f der te ch ­ nischen H ochschule die g eeignete G elegenheit b ie te t, den G ru n d stein zu diesen v erw altu n g srech tlic h en und v o lk sw irt­

schaftlichen K en n tn issen zu legen. D as S elb ststu d iu m k an n in dieser B eziehung niem als das S tu d iu m au f der technischen H ochschule ersetzen.

Ich m öchte daher den H errn M inister dringend b itten , den bezüglichen W ü n sch en u n se re r H ochsch u ltech n ik er und der aus den technischen H ochschulen hervorgegangenen D iplom ingenieure tu n lic h s t R echnung zu tra g e n und auch schon für das n äc h ste J a h r oine w en ig sten s teihveise B ew illigung der erforderliehon E ta ts m itte l für die gefo rd erten L e h rstü h le ein tre te n zu lassen.

D r. A r n i n g , A b g eo rd n eter (nat.-lib.): M eine H erren, bei diesem T ite l h a t der H e rr B e ric h te rs ta tte r in der B u d g e t­

kom m ission d ara u f aufm erksam gem acht, daß an don te ch n i­

schen H ochschulen in P re u ß en se h r w enig L e h rstü h le für all­

gem eine W issen sch aften vorhanden seion. D as wrerde allgem ein als ein M angel angesehen, da diejenigen P riv atd o zen to n , die an den te chnischen H ochschulen in P reu ß en in den F ä c h e rn Vor­

lesungen hielten, fü r die keine O rd in ariate e in g e ric h te t seien, keine M öglichkeit h ä tte n , in ein O rd in a ria t aufzurücken. D er H e rr M in ister der g eistlich en und U n terrieh tsa n g e le g e n h e ite n h a t d ara u f erw id ert, daß das A b sic h t sei un d m it der Z w eck­

bestim m ung der technischen H ochschule Zusam m enhänge, die bei uns in P reu ß en eine andere sei als in don än d e rn B undes­

sta a te n , au f die der H e rr B e ric h te rs ta tte r in seinen w eiteren A u sfü h ru n g en hingew iesen h a tte .

Ob das n u n in dem vollen M aße ric h tig ist, w ie der H e rr M inistor angegeben h a t, m öchte ich doch d a h in g e ste llt sein lassen. D enn schließlich haben doch auch die ändern B u n d es­

sta a te n neben den te chnischen H ochschulen U n iv e rsitä te n , und w ir haben auch te chnische H ochschulen in S täd te n , in denen sich keine U n iv e rsitä te n befinden. A u f diesen aber m uß auch denjenigen, die als Ing en ieu re au sg eb ild et w erden, ein gew isses Maß von K enn tn issen allgem einer N a tu r v e rm itte lt w erden, und in den allgem ein w issenschaftlichen F äch e rn muß w en ig sten s inso w eit ein U n te rric h t e rte ilt w erden, als es fü r den gebildeten M enschen, der W eiterarbeiten will, n otw endig ist. W e n n nun aber lediglich P riv a td o z e n tu re n oder L e h ra u fträ g e vorhanden sind und denjenigen, die sich der P riv a td o z e n te n la u fb a h n an den technischen H ochschulen widmen, keine M öglichkeit zum W eiterkom m en gegeben ist, dann w ird es kaum gelingen, fü r diese S tellu n g en M änner der W isse n sc h a ft zu bekom men, die von einiger B e d eu tu n g sind.

W enn das aber n ic h t m öglich is t, dann m üssen die a ll­

gem ein w issenschaftlichen B estreb u n g e n an den te chnischen H ochschulen schließlich v o llstän d ig verküm m ern. D as is t n ic h t g u t für die S tu dierenden, das is t ab e r auch n ic h t g u t fü r die B evölkerung dieser S tä d te . Ich w eiß von H annover — und an

| ändern O rten m it te chnischen H ochschulen w ird es n ic h t anders sein — , daß diese P riv a td o z en te n fü r die allgem einen W isse n ­ schaften eine se h r befruchtende T ä tig k e it au f die B e strebungen allgem ein w issenschaftlicher N a tu r in der S ta d t H an n o v er ent-

W o c h e n s c h r i f t d e s A r c h i t e k t e n -V e r e i n s z u B e r l i n

HERAUSGEGEBEN VOM VEREINE

N u m m e r 43a B erlin, Mittw och, 30. O k t o b e r 1912 VII. J a h r g a n g

R lle R e c h t e V o r b e h a l t e n

Techniker in verantwortlichen Verwaltungsstellen und deren Vorbildung auf den technischen Hochschulen

A u s den sten o g rap h isch en B erich ten des H au ses der A bgeordneten, 46, S itzu n g , 27. M ärz 1912

(6)

702

Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin — Anzeigenteil Mittwoch, 30. Oktober 1912 falten, und das is t doch schließlich auch ein Ziel, w elches sich

diese allgom ein w issenschaftlichen F ä c h e r an den technischen H ochschulen zu stecken haben, näm lich: auch m it für die a ll­

gem eine V olksbildung zu sorgen.

Ich h a lte es d aher für w ünschensw ert, w enn man d ara u t ausginge, allm ählich auch in dieser B eziehung Z u stä n d e zu

schaffen, die es erm öglichen, w irklich tü c h tig e M änner der W isse n s c h a ft in diese S tellu n g en zu bringen. D as k a n n m an n u r, w enn m an ihnen die M öglichkeit g ib t, sich au s diesen S tellen auch w eiter zu entw ickeln. (B ravo!)

P rä s id e n t D r. F rh r. v. E r ff a : Ich schließe die B esprechung ü b er den T it. 1 und stelle fest, daß er vom H auso b ew illig t ist.

„ M ü n c h e n e r S t ä d t i s c h e B a u k u n s t a u s d o n l e t z t e n J a h r z e h n t e n “ b e tite lt sich ein L ieferungsw erk, das im V or­

lage von G eorg D. W . Callwey in M ünchon u n te r B e n u tz u n g der B ildersam m lung des S ta d tb a u a m ts herausgegoben w ird und von dem die erste n sechs L ieferungen*) erschienen sind.

E s h an d e lt sich um ein W e rk , das einen um fassenden U eberblick über die stä d tisc h e B a u k u n st M ünchens goben will, dabei sollen die v erschiedensten G ebiete, wio K u n st, W issen­

schaft, E rzieh u n g , G esundheitspflege, soziale F ü rso rg e , F ü rso rg e für öffentliche S ich e rh e it usw ., B e rü c k sic h tig u n g finden.

A ls ersto L ieferu n g erschienen verschiedene S c h u l h ä u s e r von den A rc h ite k ten K a r l H o c h e d e r , T h o o d o r F i s c h e r , R o b e r t R o h l e n , H a n s G r ä s s e l , W i l h e l m B e r t s c h und P a u l T h i e r s c h . E s sind L agepläne, G ru n d risse, p e rsp e k tiv i­

sche und geom etrische A nsichten, S c h n itte und E inzelheiten z u r D a rste llu n g g eb ra c h t. Den einleitenden T e x t v erfaß te S c h u lra t D r. G e o r g K e r s c h e n s t e i n o r ü ber den Einfluß der V olksschulorganisation in M ünchen au f den S chulhausbau. D ann folgen bautech n isch e E rlä u te ru n g e n zu den einzelnen au f den Tafeln d arg e ste llte n S chulliausbauten.

D ie zw eite L ie fe ru n g g ib t einen um fassenden E inblick in das große s t ä d t i s c h e K r a n k e n h a u s in M ü n c h e n - S c h w a ­ b i n g vom B a u ra t R i c h a r d S c h a c h n e r , das 1904 begonnen w urde und nach B e d arf allm ählich a u sg e b a u t w ird, so daß es schließlich 1300 bis 1400 K ra n k en A ufnahm e gew ähren kann.

A ls G ru n d satz is t in ihm die V erte ilu n g der K ran k en auf k leinere R äum e bis zu h öchstens zwölf B e tte n d u rch g e fü h rt.

U eber die M ü n c h e n e r F e s t b a u t e n , die B a u k u n st der F re u d e, h a n d e lt die d r itte L ieferung. E s sind d a rg e ste llt B a u te n au f dem F e stp la tz e der T heresienw iese au s A nlaß des X V . D eu tsch en B undesschießen in M ünchen im J a h r e 1906 von E m a n u e l v. S e i d l und S tra ß en d e k o ra tio n e n , welcho beim Em pfange des K aisers 1907 in M ünchen nach A ngaben von R. S c h a c h n e r , R. R e h l e n , R u d . G e d o n , H u g o M. R ö c k l , K a r l H o c h o d e r , O t t o L o h r und B r u n o P a u l a u s g e fü h rt

*) D ia einzelnen L ieferungen enth alten m ehrere S eiten T ex t so w ie etw a jo 15 Tafeln im Form at 25:32 cm. Sie werden zum A bonn em entspreise von 1,50 hf.

abgegeben, w enn w en ig ste n s zehn L ieferungen, die H älfte des Ganzen, b e stellt werden. S o n st k o ste t das K inzolh eft 2 M.

w aren. W e ite r is t die U m g e s ta ltu n g der T heresienhöhe zu einem A u sste llu n g sp a rk aus A nlaß der A u sste llu n g „ M ü n c h e n 1 9 0 8 “ z u r D a rste llu n g g eb ra ch t. A ls K ü n stle r w aren dabei tä tig W i l h . B e r t s c h , 0 . D i e t r i c h , 0 . K u r z , F . Z e l l , R i e h . S c h a c h n e r , J u l . D i e z , J a k . B r a d l , E . P f e i f e r , G e b r. R a n k .

F r i t z v. O s t i n i sch ließ t den beschreibenden T e x t m it fol­

genden beherzig en sw erten W o rte n : „D aß der M ünchener in allen A ngelegenheiten, wo S chönheit e n tfa lte t w erden kann, auch den W og zu seinen K ü n stle rn findet, das is t ein D ing, au f das w ir stolz sein dürfen. E s is t n ic h t ü b era ll s o .“

D ie v ie rte L ieferu n g g ib t einen erschöpfenden U eberblick ü ber das große V olksbad an der Is a r, das zu E h re n seines S tif­

te rs den N am en „ K a r l M ü l l e r s c h e s V o l k s b a d “ t r ä g t und von K a r l H o c h o d e r in don J a h re n 1897 bis 1901 e rb a u t w urde.

D as neue B r a u s e - u n d W a n n e n b a d in M ünchen-G iesing vom B a u ra t R i e h . S c h a c h n e r u n d das B rau seb ad am B a v a ria rin g vom B a u ra t ©r.=3ing. H . G r ä s s e l . sow ie die vielen B e d ü r f n i s ­ a n s t a l t e n n eueren D atu m s von T h e o d o r F i s c h e r , R ic li.

S c h a c h n e r und A . B l o ß n e r bilden den In h a lt der fünften L iefe­

ru n g . B ei m ehreren B e d ü rfn isa n sta lte n sind au f den betreffenden Tafeln auch A ngaben über die R aum größen und B aukosten m it g eteilt.

D ie le tz te b ish e r erschienene sech ste L ie fe ru n g ze ig t das H a u p t f e u e r w a c h g e b ä u d e von K a r l H o c h e d e r und R. R e h i o n , und die N e b e n f e u e r w a c h o von R. R e h l e n an d er B o s c h e t s r i e d e r S t r a ß e . D en T e x t h a t der stä d tisc h e O beringeniour L a n g e n b e r g e r v erfaß t.

D ie Tafeln geben k la re un d g u te B ilder. D er T e x t is t knapp und erschöpfend. D as Ganze b ie to t einen trefllichen E in b lick in das arc h itek to n isc h e Schaffen der S ta d t M ünchon. M. G u t h

E in e neuo Z e itsc h rift is t u n te r dem T ite l „ A k a d e m i s c h e R u n d s c h a u “ im V erlage von K. F . K oehler in L eip zig er­

schienen. Sie will das g esam te H ochschulw esen um fassen und w endet sich an allo akadem ischen B e ru fsstän d e . D as e rste H e ft w urde in diesem M onat herausgegeben. E s b ie te t auf 64 S eiten au s den F ed ern b edeutender S c h riftste llo r viele treff­

liche A n reg u n g en . D as einzelne H e ft k o s te t 1,25 M., der B e­

zu g sp reis für das V ie rte lja h r b e trä g t 8 M. M. G.

A n k ü n d ig u n g e n und B e s p re c h u n g e n

A w a-P atentm örtelzusatz. Es geschieht nicht selten, daß ein vorzügliches Mittel gegen Feuchtigkeit in Bauwerken vollständig ver­

sagt, weil es für den besonderen Fall, in dem es angewandt wurde, durchaus nicht paßt. Es muß von Fall zu Fall entschieden werden, oh man unter den vorhandenen Mitteln ein Offensiv- oder ein Defensiv­

mittel zu wählen hat, d. h. also eines, welches selbst trocknend wirkt oder ein anderes, das die Feuchtigkeit nur abwohrt. Zu den ersteren gehören die Andernachschen Patent-Kosmostafeln, durch deren An­

bringung in feuchten W änden die Feuchtigkeit, dank einer energischen Luftzirkulation in den Hohlfalzen dieser Tafeln, dauernd beseitigt werden kann. Dio Defensivmittel gegen Feuchtigkeit teilt man ein in schmiegsame und starre. Bei allen Bauwerken, bei denen Mauern, Gewölbe oder Decken sich in ihrer Lage verändern können, so daß Risse und Sprünge entstehen, wie beim ungleichmäßigen Senken der Fundamentmauern, verwende man nur schmiegsame Mittel gegen die andringende Feuchtigkeit, zum Beispiel: Isolierplatten mit Blei-, Ge­

webe- oder Filzeinlage. Bei der Bekämpfung andringender Feuchtig­

keit in Bauwerken, bei denen die Entstehung von Rissen und Sprüngen nicht zu befürchten ist, und wo die Oberflächen so beschaffen sind, daß man Zemontmörtelputz fest darauf anbringen kann, verwende man ein starres Defensivmittel. Die Gewölbe und Keller von Hoch- und Tiefbauten, die bis unter das Niveau eines in der Nähe belegenen Wasserspiegels oder auch des Grundwassers herabreichen, sichort man am besten gegen das andringende Grundwasser, indem man die Poren des Zementmörtels selbst durch einen wirksamen Zusatz schließt. Die Grundbedingung bei diesem Verfahren ist selbstverständlich, daß die besonderen Beimengungen in ihrer chemischen Zusammensetzung den Eigenschaften und der Bindefähigkeit des Zements entsprechen. Sehr wichtig ist die Auswahl des anzuwendenden Mittels, da es bereits eine große Zahl solcher Mittel gibt. W ichtig ist auch, daß die Mittel von autoritativer Seite oingehend geprüft sind, wie dies z. B. bei dem nach Deutschem Reichspatent hergestollten Awa-Mörtelzusatz der Fall ist.

Dioses Präparat wurde durch das Königliche Mateiialprüfungs- arnt zu Groß-Lichterfelde auf seine W asserdichtigkeit geprüft. Das

A m t stellte folgende Versuche an: Nachdem der Mörtel selbst von dem Materialprüfungsamt in einer Mischung von einem Teile Portland­

zement und zwei Teilen Sand trocken hergestellt worden war, wurde der Awa-Patentmörtelzusntz dem Anmachowasser für den Mörtel im Verhältnis 1:20 zugesetzt und das Ganze von Hand durchgearbeitet.

Das zugesetzte Wasser, einschließlich Awazusatz betrug 73/ i % der trockenen Mischung. Die Beimengung von Awazusatz, auf den voll­

ständigen Mörtel betrug also noch nicht */a % . Die in kreisrunden Formen von 7,5 cm Durchmesser und 3 cm Höhe eiugeschlagenen Probokörpor erhärteten oinon Tag im bedeckten Kasten und 27 Tage unter W asser.

Auf Grund von fünf Proben, die nach fünftägiger Lagerung des geprüften Materials an diesem selbst erneut vorgenommen wurden und wobei es einem stetig zunehmenden W asserdruck unterworfen wurde, stellte man die völlige W asserundurchlässigkeit desselben fest. Das Material wurde zunächst auf den üblichen Druck von fünf Atmo­

sphären, also 50 m Wassersäule, geprüft. Alle Versuchsscheiben blieben vollständig dicht, kein Tropfen W asser drang durch. Dieses günstige R esultat blieb das gleiche, als der Druck bei späteren Versuchen in außergewöhnlicher W eise bis auf 68,4 m W assersäule getrieben wurde.

Seiner außergewöhnlichen W irksamkeit verdankt es auch der Awa-Pütentmörtelzusatz, daß er ähnlichon Fabrikaten bisweilen vor­

gezogen wird, wie dies zum Beispiel aus der Bescheinigung einer Bau­

inspektion hervorgeht, welche den Awa-Patentmörtelzusatz unter neun von ihr in der Praxis geprüften Zusätzen mit drei ändern in die engere W ahl nahm und ihm dann den Vorzug gab.

Zwei Broschüren, betitelt „Moderne Zementarbeiten“ und

„Feuchtigkeit in Bauwerken“, geben Aufschluß über Anwendungs­

weise und Bewährung des Awa-Patentmörtelzusatzes. Der Awa- Patentm örtelzusatz wird ausschließlich hergestellt in den im In- und Auslande gelegenen Fabriken der Firm a A. W . A n d e r n a c h in B e u e l am R h e in . Diese Firma hat sich bereit erklärt, an Interessenten, die sich auf die Deutsche Bauzeitung beziehen, die beiden genannten Broschüren, sowie auch Proben zur Vornahme von Versuchen kostenlos abzugeben.

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Jahrgang Wochenschrift des Architekten-Vereins zu Berlin 93 b elastung.. der

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