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Die Zukunft, 18. Mai, Jahrg. XX, Bd. 79, Nr 33.

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XX.Jahrg. Hulinden18.Mai1912. Ut.33.

ukunft H-

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Je —-

Herausgehen

Maximilian Kardm

Inhalt- Selte

U.s.A.VonEduard Gotdbect ..... ..............205

Katharina. vonEugen Zabel ..................·.212

Brig-Malt VonpaulKaliich ...................218

Knxkkgem vonHans Feigl andGustav Fischer. .-...... ..221 Dldvbrandinisclxe Hut-lupft VonCarry Brachvogel ».....·...s.228

Unchdruck verboten

f

Erscheint jedenSonnabend.

Preisvierteljährlich5Mark,dieeinzeerNummer 50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft Wilhelmstraßesa.

»

1912.

(2)

Man

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Berlin, den 18. Mai 1912.

, - - V XI J

U. s.A.

K S. A.: um anzuzeigen, daß,ichimTelegrammstil schreibe;

·Zueinem »Systsem«reichts noch nicht.EAlsich nachAmerika

K kam, ließ ich mich zunächstineinem Borort Chicagos, Evanston, nieder. Mein Töchterchenantwortete damals aufdie stereotype Frage: ,,Howdo you like America ,,Ican notAme- rica,Ican onlyEvanston.« Das war Kaud-erwelschs,aberWeis- heit. Jeder,derüberAmerika schreibt, sollte sie bseherzigen.Wir kennen immer nur einen winzigen Ausschnitt,habennur wenige Alenschenund-Sitten, Jdeen und Institutionen prüfenkönnen.

Schließlich-ist selbst lseinnochsorumfangreiches, noch so.,,wissenschrist- lich-es«Buchnur Jmpression mit Dokumenten. Also:U.s.A.

Wie sinddieMenschen,mitden-en Duhierlebenwirst?Wie die Männer? Wie dieFrauen? Wer etwa zweihundert amerika- nischeRomane gelesen,etwa hundertamerikanischeStücke gesehen hat, kannausihnendienidealen Nianmdasideale Weib abstra- vhiren.DerMann ist nicht »schön«oder,,h-übsch«,erist höchstens good.-1ooking. Groß, schlank; er mag-»etwasungelenk und schwer- fällig sein. AufKleidung giebternichts;nur derFracksanzugsoll tadellos sein« Ringe verschmähtser,docheine Krawattennadel ist (selbst fürden minder Bemittelten) derigueur. Eristseltenkon- templativ, meistaktiv. Außserordsentlichpraktischund ,,suceessful«

(hierdasdritte W-ort), Arbeiter, Geschäftsmann,einguterfighter imKampfdes Lebens. Von esoterischer Bildung keine Spuren.

MiitMännern Kamerad. Niemals empfindlich·Gar nichtnervös.

Anspruch-los Kinderlieb JnderFrauverehrterdiehöhereAatur,

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206 Die Zukunft.

die»Neinhseit«,diefeinere Empfindung, dastiefere Berstäiidnis3, densubtileren Jntellekt. Eristhierzenszartinsein-er Behandlung desWeibes, läßt sich viel, beinah-eAlles gefallenund gewährt Schutz,Nachsicht, Anbetung inunbegrenzten Quantitäten.

Die BetrachtungdestäglichenLebens bestätigt diesesBild (natürlich trivialisirt) im Großenund- Ganzen. Man vergleiche nun hiermit etwadenfranzösischenDurchschnittsroman. Orphelin ä,quinzeans, maitre desa fortune ä.vingt, hat GaftonNichts Eiligeres zuthunalsDies: sein Vermögen inelegantem Müßig- gang durchzubringen. Männern gegenüber ister ,,raide etcas- sant« oder,,d.’unepolitesse alarmante«; Frauen betrachteterals ,,bätesdeluxe«. Einen Berufhaternur selten, dochmagerzur Noth KünstlerinWort,TonoderFarbe sein; Geschäftsmannnie.

Sehr verwöhnt, empfindlich, r-eizbar,kurz:feminin. (Man denke an Renans Wort: «Je suis femme aux trois quarts.)

Die Jungfrau und FrauderLiteratur ift manchmal schlecht- weg ,,sweet«,Das heißt, sie hat wenig intellektuelle Vorzüge, wirktaber durch ihr gefälliges Aeußereund denZauber junger, unberührter Weiblichkeit. Doch ist auchdies hol-deund harmlose Geschöpf sich stetsmitStolzdesBorzugs bewußt,den ihr Geschlecht ihr verleiht.Nie erblickt sieinJhmden,,HerrlichistenvonAllen«, nieempfindet sie sichalsElsavorLohengrin. Bisweilen ist sieder gutesSportkamerad (athletic girl),derinkörperlichemWettbewerb dieLustdesLebens sieht; dann hat sieeine angenehme, durchaus keusche Frankheit. Meistaberist siedieschon geschilderte Trägerin alleridertransfzendentalen Eigenschaften,dieamerikanischeUeber- lieferungihr zufpricht:eineVestalin,diebeiOsborn arbeiten läßt.

Diese Typensind auchim»Leben« vorhanden. Allen istdas außerordentlicheSelbstgefühlgemein. DieFrauen bemühen sich, geistreich, amusant, erziehend, »weiblich«zusein,habenaberdurch- weginStimme, Miene,Geberde härtere Acoente, schiroffereLinien alsdieeuropäischen Frauen.

Seltsam: Die»schö·tleDeufelinne«,Venus tout eniiere uSa-

proieattachee scheintdieamerikanischeLiteratur nichtzukennen.

Ueber dasBerhältnißvonMann undFrau inderEhecitire ichdenBriefeiner Amerikanerin:

»UnsereMänner verziehenuns mitFreundlichkeit,aber sie unterschätzenuns. Sie sind, Deffenbinichsicher,diebestenMän- ner derWelt,aber irgendwo inihnen muß·nochdasBudiment der barbarischenAnschauung vorhanden sein, daß.eine Fraugeschaf- fen xwurde,ieinZschönesSpielzeug zursein.fAfbendskomm-enlsieheim, beladen mitdemreichenErwerb desTages,von demwirhaben

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UijA. 207

können,wasunser Herz begehrt...Brillanten odereineSaison in Europa. Aber dieGeber dieser Geschenke sind durchdieErwerbs- arbeit sovölligerschöpft,daß sie nach Tischnur schlafen gehenoder ein Baudevillc besuchenkönnen. sSiebringesndiejGaben,abernicht diessroheBotschaft Wenn sie docheinPaarStunden früher kämen, mitwenigerErnte inGestalteines vergrößerten Bankdepots,aber mit demschöneren Schatzder Niuße, HandinHandmituns zu sitzenund überdieWelt und uns selbstzured-en!«

Jch glaube, daß dies-eWorte Tausenden amerikanischer Frauen aus derSeele gesprochen sind.

Neulichlas ichein Dutzend,,Vriefean den Herausge«ber«, welche dieFrage erörterten, obdsasWort,,G-ehorchen«inder Trau- formelaufrechterhalten werden solleund dürfe. Fastalle Da- men betonen mitdemhierzulande üblichen nervösen Aachdruchdasz kein-eBrautauchnur dieentfernteste Absicht habe,demkünftigen Manne zugehorchen,unddaßkeinamerikanischer EhemannDas von seiner Frau erwarte. Nietzsche hat gesagt: ,,DesMannes Glück ist,Jch will·;desWeibes Glück: ,Erwill.««Entweder war erzu europäischoderesvollzieht sich hübenwiedrübenein-eUmwand- lungder Jnstinkte. Wo dieser individualistische Standpunkt die Herrschaft erlangt, zerfälltdieFamilie, leiden dieKinder. Denn Konfliktebleiben inkeiner Ehe aus,und wenn dann der eineTheil (derbisher meistdieFrauwar) sich nichtunterordnen will, solau- fendiePartner auseinander. Naiv ists,zuglaub-en, daß. solche Konfliktemit»Liebe« geschlichtetwerden können. Die Ehe istals eine dauernde Institution gedachtund diemenschlicheLiebehört.

imGegensatzzurgöttlichen,immer auf;ihr Flugsand istkeinFund-a-

ment. DeramerikanischeMann lächelt nachsichtig: dieMacht bleibt

ihm ja doch.Erbegnügt sichmit demWesen,derSchein ist ihm gleichgiltig. Jhninteressirtim- Grunde nur dasgeschäftlicheLeben, diematerielle Entwickelung, und hier herrschter,wird eraufun- absehbareZeitderHerrscher sein.

VomjStimmrechtderFrauen erwarten hierVieleeineethische HebungderPolitik,weilbekanntlichdieFrau-ensoviel»reiner«

sind.Sonderbar! DieFrau ist seit Jahrtausenden alsdieSchwä- chere aufList angewiesen. Sie istim Konkurrenzkampf um den Mann skrupellosinderWahlderMittel, kennt weder einen stren- gen Ehrbegriff (diegeschlechtliche Ehrekommt hiernichtinVe- tracht), noch gewährt sietfair play.Was verheißt, daß«siedieherr- schend-eKorruption bessernkönne?

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3208 Die Zukunft.

Jm Uebrigenistineinem Land-e,dasKriegkaumzufürchten hat,gegen dsasStimmrecht der Frauen nichts einzuwenden.

Ein Handwerker wurde neulichzuhundert Dollar Geldstrafe

«ver«urth«eilt,weilerseineTochtergeohrfieigt hatte. Jch bezweifle, daß dieses Urtheil,dasAutorität und Strafgewalt desVaters vernich- tete, derTochter nützlichwar. Siewird nun ,,losgebunden, frei, erfahren, was das Leben sei«.Aber meinetwegen: Ehret die Frauen! Nur scheint mir,dienützlichsteund schönsteArt, Frauen zuehre-n, seidieBeschränkungder weiblichenFabrik-arbeit; und auf diesemGebiet ist natürlichnochAlles zuthiun.

Amerika istvielpatriarchalischer,alsderEuropäerdenkt.Der Richteristhier nochder Erzieher. So stellteneulicheinRichter einen unsoliden Ehiemannunter Aufsichtund befahlihm, sechs BNonate lang abends umsneun UhrzuHauszusein,wenn eraber ausgehen wolle, seine Frau mitzunehmen.

DerBürgermeistervonNew York, Herr Gaynor,schreibtgern Briefe,indenen erihsm Alißliebige gieißelt.EristimRecht,wenn ervor anderer Leute Thüren fegt,denn New Yorkwird täglich schmutzig-et AufdemDamm vor demHausdesSängers MaureL in einer dervornehmstenStraßen,lag, dreiTagelangi dserLeichsnam einer gelben Katze. Hierspricht nichtetwaeinberliner Nörglerz die ,,Wor1d« sagte erst kürzlichdasSelbez

JmiCharakterdesAmerikaners liegt, so energisch-er ist,die Neigung »zum Laisser aller. Er vermeidet Friktionen, scheint immer zuüberlsegen,obsichlderKraftaufwandkaukchlohne,und- der·

,—,Kampfums Recht«inVagatellen istihm fremd-.An Schaltern und —Gardseroben,imStraßen-und Reiseberkehr gehtAlles glatt;

diesLseidsensgefährtensind freundlich,.zuHilfe bereit, gesprächigDie früher .grassirende europäische Vorstellung von dem brutalen, un- manierlichen Amerikaner ist hoffentlich inzwischen ausgestorben.

Gerad-e »indieser Beziehung hatmeiner Ansicht nachdieDemo- kratie einen vollen Erfolgzuverzeichnen.Snobismus ist aufei- nen »sehrkleinen Kreis beschränkt.Niemand posirt; millionen- schwereMänner geben sich einfachund bescheiden.Die unver- schämteHerabliassung,dieProminente inDeutsch-land- so oftan den Tag legen, ist hier zunbekannhDie,,!Vielzuviielen«sind herzlich-rund natürlich, ohne zudringlichzusein.EinAppell andenGientleman loderan dengutenWillen,an dasMenschliche, versagt selten.Die seelischeAtmosphäre ist sehrgünstig.

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U. S. A. 209

Einen sprech-endenBeweis hierfürbietet diezweiteGenera- tiou derJuden. Sie habenweder dielärmende Gewäschiigkeitdes wiener nochdas brüskeAuftrumpfen desberliner Rassegsenossen.

Siezhalten auch- nichtinbewußter Selbstsuchtzurück.Siegehen sich zwanglos Hund ruhig·Sie scheinen (manhälts nicht für möglich) nichteinmal cynischzusein.

Dasschroffe Vorgehen derVereinigten Staaten gegen Nuß- land inSachen derGleichberechtigung jüdischer Reisender wurde vielfach aufden Einfluß. jüdischer Geldmacht zurückgeführt. Mag sein;doch mußeinanderes Moment beachtetwerden. Das Wort Posas, derPrinz solle fürdie Träume seiner Jugend Achtungha- ben,wenn erAlann sein werde, gilt auchdenNationen. Wenn Amerika nichtandemGedanken derpolitischen, sozialen, religiösen Toleranz, ,an den ,,Menschsenrechtsen«und anderen wohilthätigxen Fiktionen festhält,verliertes dienGlauben ansein-e weltgeschichtliche Mission. Amerika bedarfeiner Dosis Quijotismus, um nichtin den schnödestenTNaterialismus zuverfallen.

Europäische Schriftsteller,dieuns besuchen, seh-enimmer nur das fiebernde New York;dasidyllische gewahrensie nicht.Und dochkann man fünfMinuten von derCity mutterseelenallein auf- einer Bank imCentral-Pack sitzen.Vor uns denweiten Wiesen- grund lmitdenSchaer und demalten Schäfer,einer Lederstrumpfs Erscheinung Und überunsdenwunderbar klaren,italischblauen WinterhsimmeL Solcher Zufluchtstätten giebtesviele,und wenn man mitderFähreüberden Hudson setzt, istman ineiner pracht- voll wuchernden Wildniß. Das istja wohl überhauptAmerikas stärksterNeiz:Urnatur und höchste-Civilisationso nahbei einander.

Und dazu diefelinen Launen desheut-e schmeichelnd-en,morgen zermalmenden Klimas! Was wohl Cesare Borgia zudiesemMi- lieu sagenwürd-e?

DiePennsylvania-Station erhebt sichinihrer Zweckmäßigkeit zur Weihe. KeinTempelkann edler wirken. Welchepsychologische Einsichtin dieser Architektur! Woran gebrichtesdemReisen-den vorAllem? An innerer Ruhe. Jndiesen HeiligenHallen kennt man ldie Unrastnicht. Hier scheint unmöglich,Etwas zuvergessen«

zuverlier-en,zuversäumten.EinViertelstündchenins derPennsyl- vania-Station zuspaziren,thuteben soviel fürdieDsiåtetikder Seele wieeinschönes Gedichtoderein gutesBild.

Ein junger Schriftsteller,Harvards Graduato, dessenVater und »MutterDeutsche sind, sagt.mir:»Ichwürd-emich freuen,wenn

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210 DieZukunft.

Deutschland imnächsten Kriegevon Frankreich geschlagenwürde«

Goethe find-eter,,kalt«;Vismarck ,,rollteimmer dieAng-en«.Die erwachsenenKinder eines sehrerfolgreichen Komponisten (Bater verdankt seineganze Bildung Deutschland; Mutter Urteutoninji lehnenmitVerachtung ab,Deutschzusprechen.DieSöhnemeines Vetters, eines angesehen-en Anwalts, können keinWort Deutsch.

Einhervorragender Arzt,inDeutschland geboren, sagt: »Diemo)-·

derne deutscheLiteratur istwohlganz Nachahmung der französi- schenHSexualgeschichtenEin unbefangen urtheilender Ameri- kaner schreibtmir: »Die Einschätzungder Nationen im Gehirn meiner Durchschnittslandsleute istdiefolgende:Amerika,dasEu- ropainjederHinsicht geschlagen hat,dann große Pause, England, Frankreich, große Pause, Deutschland« Diese Ansichtensindin einer Bevölkerung,in der manche Statistiken siebenundzwanzig Prozent dseutscher Abstammung zählen, immerhin befremdend.

Freilich: Herrv.Vethsmann ahsnt nicht,wieesaufhierlebende Deutsche wirkt,wenn er,nach Wahlenwiedenletzten,imReichstag erklärt,von denRechtenderKrone werde nichteinTitelchen abge- lassenwerd-en. Dieseals Prinzipienstrenge aufgedonnerte Ideen- -armutl)i.-kannman nur belä.cheln.Wie sollman sich,Fwennman nicht sehr tiefim Deutschthum wurzelt, nacheinem Lande Politischer Versumpfung zurücksehnen?

Das Gered-e über dendritten ,,teI-m« Roosevelts ist müßig.

sEsgiebtkeine»monarchischeGefahr« fürAmerika. Wichtigaber istdieFrage, welche JdeenRooseveltdenn vertritt. Referendum, Initiative und,als dernier cri,denRecall, dieKassirung gericht- lich-er Urtheileund Absetzung mißliebiger Beamter, auchderRich- ter,durchVolksabstimmung ...Dasheißt: Umwandlung der Re- präsentativ-Republikineine »wirkliche«Demokratie. Alle diese

"Maßre.geln,mitdenen jaeinzelne Staaten schon expserimentiren, verschlechterndasMaterial derGesetzgeberund Richter,weil sie Kongreßund Richter erniedrigen, erzeugen immer neue politische

«Beunrushigung,·vervielfachendsieAbstimmung-en,nehtimem«die52Uög- lichkeit legislatorischer, fachmännischerDurcharbeitung undlegen wichtige EntscheidungenindieHand einsichtloser...Minoritåten Ein Beispiel: Jm Staate Kalifornien wurden im Oktober 1911 dreiundzwanzig Amendsements zur Verfassung, darunter Verlei- hung«dsesStimmrechts andieFrauen, aufein-enHiebdenWählern itnterbreitet. Die Gesammtzahl derStimmen betrug sechzig Pro- zentvondenen, dieimJahr 1908 fürdiePräsidentenwahl abge- zgebenworden waren.

·

Roosevelt hat jetztnur einen Gedanken: erwillderErwähltel

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U.S. A. 211

desVolkes sein. Dahergiebtersich,,logisch«und ,,einfach«.Lo- gisch:dieRichter sindDiener desVolkes;warum solltedasVolk sie nichtabsetzen?Natürlich sinddieRichtereben so wenigin Re- PublikenDiener desDemos wieinMonarchien Diener derKrone.

Sie sollenDiener diesGesetzes sein. PräsidentButler sagtmit Recht-,unter derHerrschaftdesRecall wärenWashington, Madis son,Lincoln und Cleveland abgesetztworden. Und einfach-:Wozu komplizirte,Arbeitstheilung? Alles durchdasVolk und fürdas Volk. Demagogische Plattheiten, die aber dieGrundlagen des ameriksanischen Verfassunglebens bedrohen.

Alsich nochinDeutschland lebte, suchte ich oft leichteund doch lohnende englischeLiteratur und verlor viel Zeitund Geld mit Mißgriffen Schließlich weiß selbstderjungeMann bei,,Nikolai«

nichtim«merrechtBescheid-. Vielleicht istdenLeserneinFingerzeig willkommen. GertrudAtherton ,,TheConqueror«Gamiltons glän- zendeundtragische Gestalt),Eleanor HallowellAbbott ,,Thesick-a.- BedLady«UndMoIly-Make—Be1ieve(Federlelcht,süß, doch nicht zuckrig),KoteDouglasWiggin-,,Rebekka ofSunnybrook Parm«

(Liebenswürdigesdell); Royal Cortissoz ,,.JohnLaFarge« (J-ür Kunstsgnteressirtez ein distinguirtes Vuch), Ediithi Wharton ,,The House of Mirth« (Typischesaus der newyorker Gesellschaft), Piary Wilkins,,Pembroke« (Stillund echt)unsdsvondemEng- länder J.ZW. Vain ,,The Digitof theMoon«(·Entzückende hindos stanische Liebesagen). Von dem wundervollen Aufschwung,den Arnold Vennett demamerikanischenRoman vor einigen Jahren in derNorth Ameriean Review prophezeite,vermag ich nichtszu entdecken. DasVestesistguteUn-terhaltunglecture, ungefähr aufder Höhe unserer Stratz, Wohlbrück, Zobseltitz,dsiejaviel erzählerische Begabung besitzen. Typen wieKeyserling, ThomasMann, Jrene ForbessMosse, die»Fein-enimLande«,kenneich hsier nicht.Der Amerikaner hält sich überhaupt (vom Bombast Patriotischer Fest- rhietorik abgesehen)an dasWort: »Es trägt Verstand-undrechter Sinn mitwenig Kunstsich selbervor.« Erdenkt, eigentlich »komme esdoch ausdenInhalt an«. Der literarischeMonismus istihm fremd;erunterscheidet nochLeibund Seele.

William Dean Howells, nach Taft »der größtelebende ameri- kanische Romandichter«, hatbeidemBank-et,dasihman seinem sünsundsiebzigsten Geburtstage gegeben wurde,gesagt, »Oui«dra-

ma mainlyhasbeen deeent andclean andsweet as our average life Der Satz zeigt,wiegrundverschiedenGebildete diesseits und jenseits desOzeans über dieAufgaben des Dramas denken.

New York. EduardGoldbeck.

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212 DieZukunft-

Katharina.

MieLebensgeschichteder großen russischen Katharina sollte man, nachdemman eine ganze Vibliothek von Schriften durch-gearbeitethat,imTon eines modernen Mrchsens erzählen, indessenbunten Bildern dassonstUnbegreiflicheamEhestennatür- lichund faßlich erscheint.Man müßte voneinem deutschen Aschen- brödelsprechen,demaufderReisevon demarmsäligen Fürstenhof Anhalt-gabst nachderneuen Stadt Peters dsesGroßendie-ver- staubten grauen Kleider abgenommen und dafür kostbare Pelz- gewänderumgehängtwerden. Man müßte zeigen,wiesichaus der dünn aufgetragenen europäischenKultur alle SchreckenderVar- barei mitFolter, Galgen, Richtblockund Giftan dienoch nicht Fünfzehnjährige h-eranschleichen, aufderen Stirn sichaus Eisreif und Schneenebel plötzlicheine golden glitzerndeKrone herabsenkt, alsSinnbild derHerrschaftüber vieleMillionen Menschen,denen eineinziger Wille gebietet.Bis schließlich,wieineinem orienta- lischen Ballet, währendeinMeer von LichtundFarbe zusammen- strömt,die »Apotheose«vor der staunenden Welt erfolgt. Kein Wunder, daß.diegeschichtlicheDarstellung,diekeinePhantasie zum Gestalten mitbringt, sondern nur Thiatsachenmit einander ver- knüpft, hinter ihrer Aufgabe zurückbleibt,wenn siediePersönlich- keitdieserKaiserin ausgestalten will. Der DeutschrusseBrückner hatinseinerBiographie der »Semiramis desNord-ens« (man kommt-umdas abgegriffene Wort Voltaires schwer herum)das Material mit rühmlichem Gelehrtenfleiß geschichtet,das dieein- zelnen Theileeinander verknüpfenkonnte. Derfranzösisch schrei- bende Pole Waliszewski, dessen Temperament fürdasVerständnis-, einer solchenFrauennatur besser geeignet ist, läßtnachdem an-

schaulich erzählten erstenDrittel seinWerk inlauter selbständige, werthvolle Esfays überKatharinas Charakter als Herrscherinin äußererundinnerer Politik,alsFraumit-ihrer Günstlingwirth- schast,ihren künstlerischenNeigungenund literarischen Arbseitenzer- fallen. Dergrundgelehrteundebensogewissenhafte Russe Wassili Bilbafsow hatvon denzwölfBiänden des Riesenwerkes, das er

Kathiarinen widmete, diemittleren acht Bände,wiebestimmtver- sichert wird,vor seinem1904erfolgtenTod aufdenWunschdes Zaren NikolsaiiAlexandrowitschverbrannt. Vilbassow führtunsin denübrig gebliebenenVändensnur bis zurStaatsumwälzung und Thronbesteigung derKaiserinund schildert siedann ,,im Urtheil der Weltliteratur«, wobei erungefähr dreizehnhundert innicht- russischerSpracheübersie erschieneneWerke inihrem Jnhsaltbe- sprichtundkritisirt.Einewahre Schatzkammer biographischer For-

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Katharina. 213- schungüberdiegrößte Herrscherin,dieje gelebt hat, ist durchdenn Will-en desSelbstherrscherszum größten Theil zerstörtworden.

DasMärchenhafteimLebenderKaiserinKatharina beginnt schonbeiihrerGeburt. ,,sEine Tochterdrei-erVäter« hat siseHeinrich- von Sybelineinem Aufsatz genannt, derindasDunkel ihrerAb- stammung hineinzuleuchten sucht. Jhr legitimerVater, derernste, steifleinenepreußischeGeneral und Gouverneur von Stettin Fürst Christian August von Anhalt-Zerbst, war weder zur Brautreise seiner Tochter nachdernordischen Palmyra, wohin ihreMutter sie begleitete,nochzurVerlobung- und Hochzeitfeiermitdemverblösi deten Großfürsten Peter eingeladen worden. AmLiebsten hätteman den alten Herrn überdenganzen Heirath-plan imUnklaren ge- lassen,was natürlich nicht durchführbarwar. DerFürst hatte sich- inSchwedt an der Oder von seinem ,,Fiekchen« (wiediePrin-- zessinimFamilienkreis genannt wurde)militärisch gefaßtverab-- schiede«t,ihreinHeftmitVerhaltungmaßregeln fürdiefremd-eUm- gebung mitgegeben; und hat seinKind niewieder gesehen.Alser- 1747 starb,war aus derPrinzessin SophieFriderike Augustebe- reits seitzweiJahren dieGroßfürstin Katharina Alexejewna mit- demTitel »Kaiserliche Hoheit« geworden, diesich längst überzeugt hatte, daß.ihrem,,lieben Gemahl«dasEinexerziren vonVsedienten,.

das Dressirenvon Hunden und der zwanzigmalige Wechselder Uniform(imLaufeines Tages)lieber waren alsdiesinnlich leuch-- tenden Augenund kirschrothen Lippen seiner Frau,dieihmausdem Nichtseinen Romanow gebären sollte.Katharinas Beziehung-enzu ihrerFamilie lockerten sich schnell. Jhre Mutter hatte sich durch- KlatschereieninPetersburg unmöglich gemsarhstund wurde gleich- nachder Hochzeit schnellnach Deutschland zurückgeschicktJhr Bruder,.

deralsFürstindieErbschaftvon Anhalt-gabst vorrückte,war ihr·

gleichgiltig. Die Mutter, eine Prinzessin von H-olstein-Gottorp,.

war um zweiundzwanzig JahrejüngeralsihrMann undinallen Stücken dasGegentheilvon ihm ;ehrgeiz-ig, leichtsinnig, vers chwende- risch,vollGeistundVildungSelbsteinsovorsichtiger-MannwieKurdi von Schloezerbetont, daß.dieheißblütigeDame frühermitdem natürlichen Sohn desGeneral Trubetzkoi,dembekannten Jwan Betzki,derspäteralsKunstkennerund alsBegründervon Findel--- häusernund Erziehunganstalten inPetersburg eine großeRolle- spielte,insehr nah-en Beziehungen gestanden habe. JnParis,1728, woerzurNussischen Gesandschaft gehörteundKatharinas »Mutter- einJahrvorderGeburt ihrer Tochterlebte.Betzkiwurde steinalt, schließlichblind und taub. AlsdieKaiserindenhinfälligenGreis- besuchte, neigtesiesichzuseinemLehnstuhlnieder und küßte ihan

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