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Die Zukunft, 13. März, Jahrg. XVII, Bd. 66, Nr 24.

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Nachdruckverboten.

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ErscheintjedenSonnabend Preisfvierteljåhrlich5Mark,dieeinzelne Nummer 50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft-.

WilhelmstraßeZa.

1909.

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Berlim den 13.1X2ärx1s909.

Für Oesterreichp

1805.

NapoleonBonaparte,der dasDiadem derRömerkaiser,derCaesaren D undKarlinger,aufdasvom PapstgesegneteHaupt gestülpthat,be- sinntdieLandunginEngland,die»sechsJahrhundertevollSchmachund Schimpfrächensoll«,undreist,ukn Europens AugevonderKanalküste,dem Ziel-seinesPlanens,abzulenken,durchItalienssommerlichprangende Flur.

KannderPlan gelingen?AlleNüchternenzweifelnundWilliam Pittsitzt furchtlosinseinerJnselfestung.EingeheimesAbkommen Verbündetihm- Rußland, dessenjunger Zar Alexander nachderGlanzrolledes Völkerbe- freiers langt.UndseitNapoleondenScheitelmit der KronevonItalienge- schmücktundLiguriendemKaiserreicheinverleibt hat, istauchdercasus kee- olerisgegeben,denderaustro-russischeVertragvomDezember1804voraus- sah.England,Oesterreich,Rußland:desUsurpatorsSterbestundemußnahen.

EinKongreßwirdihnentkrönen oderihm mindestensdieHerrschaftüber Jtalien,inDeutschlan"d, Holland,derSchweizdasMitbestimm-ungrechtneh-

men Undseinem FrankreichwiederdenRheinunddieMoselalsGrenzenge- ben.Alexanderwar einSchwärmer,denAdamCzartoryskifürdiePolensache gewonnenundzuhochmüthigerGeringschätzungPreußensberedethatte.Pitt vermochte,wie diemeistenStaatsmännerBritaniens,die festländischenMacht- Verhältnissenicht richtigeinzuschätzen.Undin derHofburgherrschteKaiser Franz, »dasSkelett,demdasVerdienst seinerVorfahren auf denThronge- holfen hat«(Bonapar·te).DieseTriaswähnt,ohneZusammenballungaller erreichbarenMachtmitteldenRiesenbezwingenzukönnen.Zwar mahntErz- herzogJohann,mahntderProtestantenfeindGentzselbstzurVerständigung

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3 9 4 DieZukunft,

mitPreußen,ohnedasnichts auszurichtensei.Sie überredenschließlichden Kaiser auchzu demVorschlageinesaustro-preußischenBündnifses,das den fremdenErobererniederwerfenundOesterreichimSüden,Preußenim Nor- denDeutschlandsdieOberhoheitsichernsolle. DochdieUnterhändlerkom- menüber lauenEifer nichthinaus;undinBerlin hofftman nochimmer, inbehaglicherRuhedenWelthändelnzuschauenzu können.Europa braucht Frieden, sprichtderschwachgemutheKönig,undPreußensPlatzkannnurne- ben Denensein,dieauchunterOpferndenFriedenerhaltenwollen. Selbst imKriegsfall,schreibtHardenberg,kannNorddeutschlandneutral bleiben;

undwarum sollessichnichtdemFranzosenkaiserverbünden,wenn eruns PreußeneinenansehnlichenMachtzuwachs,etwadurchdieAnnexionHanno- vers,erreichenhilft?DerKönigund derMinisterdesAuswärtigenempfin- dennicht,daßessichumeineLebensfragedeutscherZukunfthandelt;daßdem VormarschdesKorsennurHaltzugebietenist,wenn Nordund Süddes deut- schenSprachbereicheszusammenwirken.NapoleonfühltdasDämmern einer Schicksalsstunde.RußlandundOesterreichrüsten? Gut; ihr Tempo,die Schranke ihres Kraftaufwandeskennter·DieAbsicht,Nelsons Flotte nach Westindienzu locken undim Kanal danndenUeber-fallvorzubereiten,hat dieWachsamkeitdesgroßenAdmirals vereitelt.Also mußdieEntscheidung aufdemFestland fallen.Die Armee wirdvonBoulogneandenRheinge- schickt,Bayern,Württemberg,Baden,HessenwerdeninsbonapartischeLager hineingeschmeichelt,dieHeerstraßenanderoberenDonauerspäht.DerKrieg kannbeginnen.Preußen weistzwar denBündnißantragzurück,den der Ge- sandte LaforestirnAuftragdesKaisersinsSchloßbringt;will aber neutral bleiben. UndNapoleonhöhnt:»Preußenmagthunundlassen,wasihmbe- liebt;esist heuteschonindieReihederMächtezweitenRangeshinabgesunken.«

InPreußenwirdumZölle,Steuern, Verwaltungreformengestriiten.

Salzmonopol,neuer Tarif für Ost-undWestpreußen,Fabrikkommissare, Bankpolitik:mitsolchenAufgabenistdasGeneraldirektorium beschäftigt.

Jedeinternationate Vereinbarung scheinteineFessel.NapoleonbietetHan- nooerundließewohl,wennHardenbergungehemmtweiterverhandelndürfte, auchÜberSachsenundBöhmennochmitsichreden.DieKoalirten,England, Russland-,Oesterreich,Schweden, verheißendieStärkungder-Position,die Preußenbis zumBaselerFrieden aufdem linkenNheinufergehabthat.Von beiden Seiten winktGewinn;wermitFritzenmuthdasSchwertzieht,kann ihneinheimsen.DochFriedrichWilhelmderDritte ist nichtderMann tapfe-

renEntschlusses.Ermöchteneutralbleiben undnichtsriskiren; istschonum denPreisderNeutralitätHannooerzuhaben:umsobesser.Nur wollen die

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Für Oesterreich? 395 Großmächtenicht wieder,wie in denTagenderZweitenKoalition gegen Frankreich, durchpreußischeZaudertaktikgehindertsein;werihnen Schwie- rigkeitenbereitet,giltalsgemeinsamerFeind. Alexander schreibtnachBerlin, einTheilsein esHeereswerdedurchSüdpreußenundSchlefienmarschiren:und zwingt durch diesenDrohbriefdenKönigzurMobilmachungDenKrieghofft ernochzu vermeiden. AberauchderZustand,dendieStaatsrechtssprachebe- waffneteNeutralität nennt, kostetGeld.Steinsoll helfen; dringtmitseinen Finanzreformvorschlägenabernochnichtdurch. Jhndünkt derKrieggegen Frankreich unvermeidlich,ermöchteihnin derfürPreußengünstigstenStunde wagen undscheut,unterSäuslerneinMann, nichtdenunpopulärenRufdes .Kriegsparteiführers.Neutralität? DerKorse hat sie ja schonverletzt;hat, utndieOesterreicherbeiUlmzufassen,einCorps durchdaspreußischeFran- kengeschickt.DendadurchinderBrustFriedrich Wilhelms entstandenenGroll mußman nützen.Preußensganzes Heerwirdmobilisirt,derdiplomatische VerkehrmitFrankreichabgebrochen,denRussenderMarsch durchSchlesien erlaubt. AlexanderkommtnachBerlinunderobert,wieüberall,raschdie Herzen. AuchSteins. Mit einemsolchenBundesgenossen,schreibter, können wirdenKampfgegenden»gefürchtetftenManninEuropattgetrostwagen. Der UebermuthdestperatorsistnichtlängerzuduldenzdieSelbsterhaltungpflicht zwingtuns,anderWiederherstellungdeseuropäischenGleichgewichtesmit- zuwirken.DerFriede isteingutesDing;derMann mit denzweiKronenauf demPlrbejerhaupteträumtjetztabervon neuen Siegenundist humanen Friedenswünschennicht erreichbar.DieOeffentlicheMeinung,die den inne- renZwangzukriegerischerWehr nochnicht empfindet,mußaufgeklärtund zurErkenntnißderLagegeleitetwerden.»Durcheine inderStille zuveran- lassendeund zuautorisirende SchriftsinddieBegriffedesPublikumsvon derNothwendigkeitderMaßregeln,die zurEröffnungaußerordentlicherQuel- len desöffentlichenEinkommens ergriffen,werden,undvonderGüte derAb- sichtenundAussichtenzubestimmenund zubesestigen.«JohannesMüller erhältdenAuftrag,einManifestzuverfassen,dasdenTiteltragen soll: »Von demKriegandiePreußen-«UndSteinschreibtanHardenberg:»Gottgebe, daßman indiesemMoment derKrisiskraftvoll-handle!«GottesOhrver-

schließtsichdemWunschdespreußischenPatrioten. Friedrich Wilhelmkann vonderHoffnungauffriedliche-Verständigungnichtlassen.DerEindruckdes französischenNeutralitätbruchesistbald ausseinerBourgeoisseelevermischt.

AuchHardenbergfühltnicht,daßjetztnur einrascherEntschlußzumAeußer- stenzu rettenvermag,undräthzudemVersuchbewassneterVermittlung(der durch jedenSiegdesJmperators dochüberholtwürde).Undselbstdiesem

BPE

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RathfolgtderKönignur,weilihnderZardarum bittet(uniquement paramjtjå pour mos,schreibtAlexander). Jrn Potsdamer Vertragüber- nimmt PreußendiePflicht,VapoleonzurAnerkennungdesBesitzstaw desvonLuneville zubringenoderderKoalition beizutreten;sürdenzwei- tenFallwirdihmeinestattlicheGebietserweiterungzugesagt.AlsderZar aus dieWiederherstellungdesPolenreiches(dessenKroneerschonaufseinemjun- genHauptschimmernsah)verzichtetundamSarg FriedrichsdesGroßenden Königumarmt hat, scheintdasBündnißbesiegeltundstarkgenug,allen Stürmenzutrotzen.Daßesgarnichtersterprobtwurde,istAlexandersSchuld

Der wollte dieWeltdurcheinenschnellentscheidendenSieg überraschen,ging, ohnePreußenantervention undKriegsbereitschaftabzuwarten,gegendieklug gewählteStellungderFranzosenvorundschufdemImperatordieMöglich- keit,beiAusterlitzdenJahrestag seinerKrönungzufeiern.Oesterreicherbittet einenWaffenstillstand.Rußlandstelltdie inSchlesienundNiedersachsenver- sammeltenTruppenunter preußischenBefehl. Friedrich Wilhelm gebietet überdreihunderttausendMannundkannnichtnurNorddeutschlandsFreiheit wahren, sondernauchOesterreichzu einemanständigenFrieden helfen. Fin- deterimDrangnunwenigstensdieKrastzu demnothwendigenEntschluß?

GrafChristianHaugwitzistinsfranzösischeLagergeschicktworden,um mit Napoleonzuverhandeln.Ermuß,wenn seineMissionErfolghaben soll, dasUltimatum so raschoorlegen,daßeinSiegdesGegnersesnichtunwirk- sam machenkann.Erwähntesin demeinzigenGespräch,dasermitNapo- leonvordemTagvonAusterlitzhat,aber garnichtundverpflichtetPreußen, währendderdiplomatischenVerhandlungmitFrankreichdenTruppender KoalitiondiehannoverscheGrenzezusperrenunddamitdieMöglichkeiteines MarschesnachHollandzunehmen.Erdroht nicht, sprichtnichtvonbewaff- neterJntervention,deutetnichteinmalan,daßPreußendenOesterreichern beistehenwolle, läßt sichmitschlauenWorten abspeisenundübergiebtin Wien, währendbeiAusterlitzdie Sonne sinkt, leichten HerzensdemCou- rierseinen Bericht.Als Stein denInhalt kennt, schreibteranHulden- berg:»Das BenehmendesGrafenHaugwitzistfeig,doppelzüngig,strafbar undbestärktmichnur in dertiefen Verachtung,die mirdieserverächtliche Sykophantstetseingeflößthat.SeineFeigheithatsichdaringezeigt,daßer nichteinmalgewagt hat,denFriedensvorschlagauszusprechen,dessenUeber- bringererwar, unddaßerdieBedingungannahm, durchdie ein verbünde- tesHeerimNordenlahmgelegtwurde.Seine Petfidie haterdadurchbekun- det,daßernichtsthat,ummitden VerbündetenRücksprachezunehmen, daßersichwedermitStadion (demösterreichischenMinister)zubesprechen

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Für Oesterreich? 397

gesuchtnochmit denbeidenKaiserhösenvonRußlandundOesterreichin Ver- bindunggesetzthat.Manmußdieseebenso verächtlichewiepersideKreatur zurückrufen,aufihreGüterschickenund denKriegbeginnen,indemman in Böhmeneinrückt undausdie Donaumarschirt.«AuchHardenbergtadelt denGrafen hart, BeymenenntihneinenverächtlichenSchurkenundnochin Treitschkes(demKönigallzu günstiger)Darstellungisterein,,charakterloser Mann-Und,,pslichtvergessenerUnterhändler«.Heute wissenwir, daßHang- witznurdenBesethriedrichWilhelmsausgeführthat.Dereingeschüchterte MonarchwollteumjedenPreisdenKrieggegenFrankreichvermeiden(zudem dervonAlexander Ueberrumpeltesichdochbereit erklärthatte)undgabdem BevollmächtigtenheimlichdenAuftrag, sichimLager desKorsennachgiebig zuzeigen.Die koalirtenMächteunddiepreußischenMinister mußtenglau- ben,HaugwitzseiderUeberbringereinerDrohnote. FriedrichWilhelmhatte ihm befohlen,dasUltimatumzuverschweigen.AmtlicheundköniglichePolitik.

Nochists nichtzuspät. Oesterreichhat sichimWaffenstillstandspakt verpflichtet,seineGrenzekeinemfremdenHeerzuöffnenRußlandhat Preußen vonderFesseldesPotsdamer Vertrages entbunden,willihmaber mitseiner ganzenMachtbeistehen,wenn esdenKriegsriedlicherVerständigungvorzieht.

Einstweilen sinddieCorpsTolstoiundBennigsenleichtheranzuziehen;mit denPreußen,Sachsen,HessenüberzweihunderttausendMann.Hat Preußen nochdieKraftzumWollen,sokann es mitsolcherTruppenzahlseineUnab- hängigkeitwahrenundeinenleidlichenVergleicherwirken. UnsereMittel, schreibtStein, finanzielleundmilitärische,erlaubenuns, eineehrenvolleUn- abhängigkeitzuerstrebenunddurchzusetzen.DochwiederversagtderKönig.

Zwarsträubtersich,denvonHaugwitzausSchönbrunnnachBerlin gebrach- tenVertragzuratifiziren,derdemStaatFritzensAnsbachundKlevenimmt, ihnzurAnerkennungaller denOesterreichernimkünftigenFriedenaufzuer- legendenBedingungen,in einem anderenArtikel zurAnerkennungdesunan- tastbaren türkischenBesitzstandesverpflichtetundihmalsEntgeltdasKur- fürstenthumHannoverzuspricht.DieserVertrag,derPreußenzuSchutzund TrutzanFrankreichbindet, scheintselbstdenfriedseligenBerlinern gar zu schimpflich;erwürde denBriten,vondenenPreußenebenSubsidienanneh- menwoll-te,Hannoverrauben,ausdas FrankreichnichtdasgeringsteRechthat, und dieHöfevonLondon,Wien,PetersburginTodfeindschaftgegen dietreu- losenPreußenhetzenAberFriedrichWilhelmzaudertsolange,vertrödelt insei- nerAngstsovielZeitandenBersuch,dasBenesiziumdesBündnissesohnedessen Nachtheileeinzustreichen,daßdemSiegervonAuster-sitzMuße bleibt, seine HeersäulennäherandiepreußischenGrenzenzu rücken.Alsersoweitistund

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erfährt,daßderKönig,umGeld zusparenund denTitanennichtzureizen, dieKriegsrüstungabgelegt,dieArmeeaufdenFriedensfußzurückgebracht hat,sagterlächelndzuHaugwitz,auchihmpassenun derSchönbrunnerVer- trag nichtmehr;für Ansbachkönne erkeineEntschädigunggebenundPreußen müsseseineHäerundFlußmündungenanderNordseeund denlübeckerHa- fenderSchiffahrtund demHandelEnglandssperren.Auchdiesendemüthi- gendenZusatzhatHaugwitzhingenommen;und derKönighatdenPariser Vertrag,derdochwesentlichungünstigerwar alsderinSchönbrunnentwor- fene,inseinerKriegscheuhastigratifizirtWiediesemuthloseOpferungpreußi- scherLebensinteressenauf starkeHerzenwirkte,spürtman in Steins Worten:

,,HätteeinegroßemoralischeundintellektuelleKraftunserenStaat geleitet, sowürdesiedieKoalition, ehesie denStoß,dersiebeiAusterlitztraf,erlitten, zu demgroßenZweckderBefreiungEuropasvon derfranzösischenUebermacht geleitetundnach ihmwiederaufgerichtethaben.DieseKraft fehlte. Jchkann Dem,demsiedieNaturversagte,so wenigVorwürfe machen,wie Siemich anklagenkönnen,nichtNewtonzusein.JcherkennehierindenWillen der Vor- sehungund es bleibtnichts übrigals GlaubeundErgebung.«

DieGelegenheitwar versäumt.Zu spätsahman, in denTagenvon Jena, ein,welcherFehleres war,OesterreichimStichzulassen. Dashatte Bonaparte früherkannt.SchoninSchönbrunnriefer:-,,WennichPreußens sicherbin, mußOesterrcichthun,was ichwill!«Erzwangmit demerstenVer- trag (demerinParisdannnochdieSpitzegegenEngland gab)Vomwiener HofdieAbtretungdesoenetischen,tirolischenundschwäbischenBesitzesUnd lerntePreußen,dessenthörichteFurchtsamkeitihmdenWeggekürzthat,nie wiederrespektirenAmzwölftenSeptember1806schreibterausSaint-Cloud anTalleyrand:»Der Gedanke,Preußenkönne allein Etwasgegenmichunter- nehmen,.istso lächerlich,daßermir derErörterungnicht werth scheint.Mein BündnißmitPreußenberuhtaufderFurcht·JnBerliniftdasKabinetso verächtlich,derKönigso charakterlos,derHof sovölligvonderAbenteuersucht jungerOffizierebeherrscht,daßmitdieserMachtnichternsthaftzurechnenist.

Wassiejetztgethanhat,wirdsiewiederthun:1·üsten,zaudern,währenddraußen gekämpftwird, abrüstenundsichmit demSieger verständigen.Wirdürfen sienichtdurchdirekteDrohungallzu sehrerschrecken;esgenügt,wenn wir in Berlin sagen:LegtEureRüstungab oderichmußmeineverstärken.Das mindertdieFurchtundläßt sie dochnichteinschlafen.Auf solchemMittel- wegwächstdasHeilkraut,mit demman Preußenbehandelnmuß.«Zu dieser SchätzunghattedieunköniglichePolitikdesKönigsdem StaatFriedrichsver-

holfen.JhnmachteStein,machtejederauswachemAugedemGangderDinge

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Für Oesterreich? 399

Zuschauendefür dasGeschehenundUnterlassenverantwortlich.Undvonihm undseinenKreaturenHaugwitzundKöckritzgilt,was derSteinbiographMax LehmannvondenpreußischenStaatsmännern sagt:»Siewolltenernten,ohne gesät,gewinnen,ohne gesetzt,siegen,ohnegekämpstzuhaben.«Siefühlten nicht, daßOesterreichdiesmalfürdiealldeutscheSache socht.

1909".

Daß OesterreichfürdiealldeutscheSache ficht,scheintauchheutewie- dervonVielennichtklar erkannt zu werden.»Wozusetzenwir unsfür öster- reichischeInteresseneinerKriegsgefahraus?«Das hörtman jetzttäglich;

vonverständigen,aufihreArtpatriotischenLeuten.TäglichdieErinnerung

anBismarcksRath, dieOptionzwischenRußland undOesterreichzu meiden undBalkanfragen,wennderWahlnichtauszuweichenist,lieber imrussischen als imösterreichischenSinnzu beantworten. »DerKaiser Franz Joseph ist eineehrlicheNatur,aber dasösterreichisch-ungarischeStaatsschisfistvonso eigenthümlicherZusammensetzung,daßseineSchwankungen,denenderMon- arch seineHaltunganBordanbequemenmuß,sichkaum im Vorausberech- nenlassen.DiecentrisltgalenEinflussedereinzelnenNationalitäten,dasJn- einandergreifender vitalenInteressen,dieOesterreichnachderdeutschen,der italienischen,derorientalischenundderpolnischenSeitehin gleichzeitigzuver- tretenhat,dieUnlenksamkeitdesungarischenNationalgeistesundvorAllem dieUnberechenbarkeit,mit derbeichtväterlicheEinslüssediepolitischenEnt- schließungenkreuzen,legenjedemBundesgenossenOesterreichsdiePslichtauf, vorsichtigzuseinunddieJnteressendereigenenUnterthanennichtausschließ- lichvonderösterreichischenPolitikabhängigzumachen.»Kannsichnichtdie PolitikfürPflichtgehaltenerUndankbarkeit,derenSchwarzenbergsichRußland gegenüberrühmte,in andererRichtung wiederholen,diePolitik,die unsvon 1792bis1795, währendwir mitOesterreichimFeld standen,Verlegenheiten bereitete und imStichließ,umunsgegenüberindenpolnischenHändelnstark genugzubleiben,die bisdichtandenErfolgbestrebtwar, uns einenrussischen Kriegauf denHalszuziehen,währendwir alsnominelleVerbiindetesürdas DeutscheReichgegenFrankreichfochten,diesichaufdem WienerKongreßbis nahzumKrieg zwischenRußlandundPreußengeltend machte?Die An- wandlungen,ähnlicheWegeeinzuschlagen,werdenfür jetztdurchdiepersön- licheEhrlichkeitundTreuedesKaisersFranzJosephniedergehaltenunddieser Monarchistnicht mehrsojungundohne Erfahrungwie zu derZeit,daer sichvonderpersönlichenRancune desGrafenBuolgegen denKaiserNiko- laus zumpolitischenDruckaufRußlandbestimmenließ,wenigeJahrenach

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Vilagos;aberseineGarantie isteine reinpersönliche,fälltmitdemPersonen- wechselhinwegunddie Elemente,die dieTrägereinerrioalisirendenPolitik inverschiedenenEpochengewesensind,können zuneuem Einflußgelangen...

Die Eindrücke undKräfte,unterdenendieZukunftderwienerPolitik sich zugestaltenhaben wird, sindkomplizirteralsbeiuns,wegen derMannich- faltigkeitderEltationalitätemderDivergenzihrerBestrebungen,derklerikalen Einflüsseund derin den BreitendesBalkanund desSchwarzenMeeresfür die DonauländerliegendenVersuchungen.-WirdürfenOesterreichnichtver- lassen,aberauchdieMöglichkeit,daßwirvonOesterreichfreiwilligoderun- freiwilligverlassenwerden,nichtausdenAugenverlieren.DieMöglichkeiten, die unsinsolchenFällen offenbleiben, mußdieLeitungderdeutschenPoli- tik,wenn sieihrePflichtthun will, sichklarmachenundgewärtighalten,be- vor sie eintreten,undsie dürfennichtvonVorliebeundVerstimmungab- hängen,sondernnur vonobjektiverErwägungder nationalen Interessen-«

(»GedankenundErinnerungen.«)Also mußJeder,deranBismarck glaubt, dieentschiedeneUnterstützungderösterreichischenBalkanpolitikjetzttadeln?

Nein. Erstensgilt hierMoliieres Wort: ,,Quu11dsur une personne on

prätendse lüster,c’estparlesbisaux edles qu’i1luilaut rossom- bleriIund zu denobjektivschönen,inalleEwigkeitalsMusterbrauchbaren SeitenbismärckischenWesensgehörtdiemißtrauischeAntipathienicht,die dergrößtePreußegegenOesterreichhegte,seiterSchwarzenbergsDepesche

vom siebenten-Dezember1850gelesenhatte,»inwelcherderFürstdie ol- mützerErgebnisseso darstellt,alsob esvonihmabgehangenhabe,Preußen zudemüthigenodergroßmüthigzupardonniren«.Zweitens ist dieZeit,von der undfürdieBismaer sprach,unwiederbringlichdahinunddieFurcht, Rußlandkönnesich,wenn wirihm HilfeoderwohlwollendeNeutralität wei- gern, einer unsfeindsäligenKoalition anschließen,unzeitgemäß,seit dieser AnschlußEreignißgewordenist.BismärckischePolitiktreibt Der abernicht, der unter verändertenUmständenhandelt,wieBismarck ineinerbestimmten Stundegehandeltodergerathenhat,sondernnurdergeistigautonome Staats- mann, der ausder Summe desMöglichendas imAugenblickNothwendige so klug, sotapfer,so nüchternzuerrechnenvermagwieBismarckunterdem Druck derVerantwortlichkeitDrittens hättederMann,dervomWinterdes Jahres1805alsvoneinerversäumtenGelegenheitsprach,dieWiederholung des damalsgemachtenFehlersniemalsgebilligt.Und oiertcnshandelt sichs sürunsdauntennichtumösterreichischeJnteressen,sondernumdeutsche.Mer- ken wir Daswieder zuspät,dann treibenwirOesterreichinsLagerdesFein- des underneuen diekaunitzischeKoalition,derenSchreckbild,nachdem Wort PetersSchuwalow,demerstenKanzlerdenSchlummerstörte-

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Für Oesterreich? 401

Warum wirdOesterreichbedroht,gescholten,mit immerneuer Schwie- rigkeitumdrängt?Weil es in der AeradesjungtürkischenParlamentarismus, derBosniaken undHerzegowzenandieWahlurne rufen konnte,seinHoheit- rechtdemBereichdesZweifelsentrückt,dasAnsehendesaltenKaisers zur ErledigungeinesdemNachfolgerunbequemerenStaatsgeschästesbenutztund dieseitdreißigJahtenokkupirtenBalkanprovinzenannektirthat?Nein:weil esdemDeutschenReichverbündetundnochnichtentschlossenist, dieseBun- desgenossenschastgegen einenanglo-russisch-französischenAssekuranzvertrag zutauschen.KeineGroßmachthatgeglaubt, Oesterkeichwerdedieihmin R,eichstadt,aufdemBerlinerKongreßund durch eingeheimesSeparatab- kommenzugesprochenenProvinz-enjewiederräumen. Keiner kann die Be- antwortungderFrage,obOesterreichsSouverainetätrechtindiesenProvinzen beschränktbleibensolle,wichtigerseinalsderTürkei,diesich,nachdemihrein sauständigesTrinkgeldgewährtwar,mitderAnnexionabgesandenhat.Keine würdesichfürSerbiensSehnsucht nacheinemWegandieMeeresküsteer-

hitzen.WasseitdemsiegreichenJungtürkenputschgeschah,hataberbewiesen, daßdieEinkreisungziemlichunwirksambleibenmuß,solangeOesterreichan DeutschlandsSeiteausharrt. Frankreichwillnicht,Rußlandkannnochnicht losschlagen.DieHeerederbeidenmitteleuropäischenKaiserreichewärenver- eintsostark,daßselbstderskrupelloseHerszwolskijnichtwagenwürde,die Reste russischerWehrmachtdiesemAnprallauszusetzen.DeshalbsollOester- reicheingeschüchtertundausdemBund geängstetwerden.Jst diesesZieler- reicht,dannistDeutschlandinunbequemerLageund,daOesterreichsichdem seindlichenConcernanschließenmüßte,gezwungen,gegen diekaunitzische Koalition (Frankreich,Rußland,OesterreichunterbritischemPatronat)zu kämpfenodervon ihrdemüthigendeZumuthunghinzunehmen.Was die Gegner hindern kann,andiesesZielihrerWünschezukommen,muß versucht werden.UndderStaatsmann, derdazu mitwirkt,dientnichtdenHabsburg- Lothringern, sonderndemDeutschenReich. Für dessenLebensinteresseder höchstePreis nichtzuhochseindarf; auchdermitdemBlutdeutscherMenschen zuzahlendenicht.UnddieErkenntnißdersahlungbereitschastwürdegenügen.

Vielleichtwäre dieErneuungdesDreikaiserbündnissesmöglichgewor- den,wenn Deutschland sichfürdasrussischeVerlangenderMeerengenöff- nungeingesetzthätte. FrankreichkonntedemWunschder nation nmieet alliäo kaumwidersprechen,Oesterreichhatte ihmzugestimmt,undgelanges denBriten,dieneuenTyrannenderTürkei zuernstlicherAbwehrzuwaffnen, so konntendieBotschafterderKaiserreichesinPetersburgsagen:JetztsehtJhr,

woEureFeindezusuchen,EurezuverlässigenFreundezufinden sind.Im--

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sehen mit Frau und Kindern Stunden lang nicht einschlief (er mußte sich immer- wieder vorstellen, wie sichseine Frau über den Federnhut und den Spitzensächer freuen werde, die er

Wenn derVersuch mißlingt(wassehrmöglichist), kannFrankreich die Rolle, die es ersehnt, übernehmen.« Delcass6, derimWan- delgang des Abgeordnetenhauses über den coup de thdälre

Friedenau.. Heute sogar noch viel mehr als da- mals, als das Wort geprägt wurde. Die Räthe vom Kammer- gericht, die entgegen dem Widerspruch und dem Zorn des großen und zu Zeiten

Einer von Beiden kann sreilich geirrt haben. Nicht aber hat ein zu srüh verstor- bener Gelehrter, der klugeSchnapper-Arndt, geirrt, als er schrieb: »Wenn man das

Mit einer gewissen Genugthuung hat man die Thatsache verzeichnet daß der deutsche Kapitalmarkt schon seit drei Jahren nicht mehr direkt an einer russischen Anleiheemission

komischenAnstrich hatte und er selbst nun nichts mehr als eben nur ein weimarischer Geheimrath war: Das empfand Goethe wo«hl eben so herb wie Herder, der über den Freund, in einem

Stunden der Virzücktheit und nicht nur in der Sprache der Ahnung davon spricht, der vor Allem sowenig wie ich eine Anlehnung an die Gebilde des Aberglaubens braucht. Und der

Während der Mann, namentlich im freien Leben der Großstadt, schon in jun- gen Jahren seine auf erotischen Wechsel gerichteten Wünscheverhältnißmäßigleicht- befriedigen