XVII. Jahrg. M Berlin,den 6.März1909. Alt-.23.
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Eindeutsch- Musik«-.VonJohannes P..,satnkfch ...........368
Mittag. VonOustaogsied .-....·................372
Godwinslcklxilk VonHeleneskmon .......’..........381
Kmügrtr. VonErinnert-staats Hinun, 0stwakd, zchoekek ....386
GeldundKapital. VonJuden .....-.................389
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Uachdruck verboten.
T Erscheint jedenSonnabend.
Preis vierteljährlich5Mark,die einzeerNummer 50Pf«
Berlin.
Verlagder Zukunftv Wilhelmstraßesa.
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Berlin, den 6.März1909.
Disputation.
eberallwaren Solche,die den Greisgebetenhatten,für seinenachtzig-
-·» ftenGeburtstagihnenetwasGeschriebeneszuliefern.Kurzoderlang:
trenn andiesemWeltfeiertagEtwas von ihmin derZeitung steht, sind sie zufrieden.DennihreBerufspflichtist,zuzeigen,daßsieBeziehungenhaben und ihrWink denBerühmtestenzum Redenbringt. LewNikolajewitschsitzt undsucht.Einem könnte er,Zweien vielleichtNeuessagen;dieSchaar muß sichmitderWiederholungdesAltenbegnügen,dasinHirnundHerzjanoch nichtWurzelschlug.DrumsitzterundsuchtseinesLebens Motti. Sätze,die lehren,wieerinseinemWerk des LebensSinn und dieBestimmungder Menschheitzu erdeutengetrachtethat«,,FünfunddreißigJahre lang habeich alsNihilistgelebt.Nicht(nachdementstelltenSinn,denderSprachgebrauch demWortNihilistgegebenhat)alsSozialiftundRevolutionär;nein:als Einer,in demnichtsist, nichteinFünkchenGlaubens. Den Glaubenverlor ichfrühund lebtedann,wie dieMeisten,in denEitelkeitenunsererWelt. Jch schriebBücherundwollte,wie dieAnderen,lehren,wasichnichtwußte.Doch mitunerbittlicherWuth verfolgte michdieSphinxundriefmir zu:,Löse meineRäthseloderichverschlingeDicht«DievondenMenschengerähmte Wissenschafterklärte mirnichts.Aufdieimmerwiederholte,miralleinwich- tige Frage nachdemZweckdesLebensantwortete dieWissenschaftmitder Lehreganz andererDinge,«diemichnichtbekümmern.Werauf diese,w.issen- schaftliche«Lehrehorcht,mußtein denSäkularchorderWeisen,derSalomo, Sokrates,Sakya-Muni,Schopenhauer,einstimmenund,wie diegroßenVor- gänger,dastebeneinsinnlosesUebelnennen.Jchwolltemichtöten.Endlich
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334 DieZukunft.
erleuchtetemichderGedanke,dieungeheureMehrheit derMenschenleben zu sehen. Alle,diesichnicht,wie wir den,höherenKlassen«Angehörige,frucht- loserHirnspekulation hingeben,sondern arbeiten,leiden unddennoch ruhig undihresLebenszweckessichersind. Jchbegriff,daßman wiedieseMenge leben,in dieEinfalt ihresGlaubens zurückkehrenmüsse.Aber meinVerstand konntesichderbeflecktenLehrenichtanpassen,die denimGeistArmenvonder Kirchegespendetwird.Sobeschloßichdenn,denLehrstofsgenauzudurch- forschen,auf daßicherkenne,wasdaran echt,wasvomAberglaubengesponnen fei.DieKirchebietetunsNahrung,dienichtnåhrt;beiderschondasNeugeborene nichtgedeihenkann.Statt desGeistesderEvangeliengiebtsieunsRiten, statt desGlaubens inhaltlose Formeln.JhrKatechismus erlaubt,zurichten,zu tötensogar,wenns nurimDienstdesStaates geschieht;erlaubt,eines An- derenGut zunehmenund demUebel zuwiderstreben.SeitKonstantins Zeit verfälltdieKirche; hörtsie nicht mehr ausGottesStimme, sondern aufden RufdesJahrhunderts Heute ist sie heidnischgeworden.Werhat Euchge- rathennndgestattet,umsDaseinzukämpfen?EuerDaseindenAnderenzu widmen,hatEuchJesusbefohlen.WiderstrebetnichtdemUebel.Richtet nicht.
Tötetnicht.Dasstehtgeschrieben.Jhraberhabt Gerichtshöfe,Heere,Ge- fängnisseund wendet,alsEinzelneundalsGemeinschaft,täglichGewaltan.
Weithr müßt?SolangedieirdischeMachtdergöttlichenWahrheit so fern ist, dürfenihre BefehleundVerbotefür Euch nichtgelten·Wie aber denkt undhandeltJhr?Einst schrittichin MoskaudurchdasBorowitzkijthor.Un- ter derWölbungsaßeinzerlumpteralter Bettlermitverbundenem Kopf.Jch grisfnachmeinerBörse,um ihmeinpaarKopekenzugeben.Dasah ichvom KremlinhereinenGrenadieraufunszulaufen;einenkräftigenjungenMann, deminderUniformwohlzuseinschien.AlserdenSoldaten sah,erschrakder Bettler, stand aufundfloh hinkendin denAlexandergartenamFußdesHü- gels.Erhatte vergessen,daßman unterdemThor nichtsitzendarf.Der Gre- nadierlief ihm nachundschimpftelaut.Jch wartete,bis erdichtvormir war, undfragte dann,oberlesenkönne.,Natürlich;warum denn?«HastTudas Evangelium gelesen?,Ja.« AuchdieStelle,dieempfiehlt,denHungernden zuspeisen?JchsprachihmdieWortevor.Er kanntesie,hörteaberaufmerk- samzu undichfühlte,daßerunruhigwurde.ZweiMänner blieben beiuns
stehenundhorchten.Dem Grenadierwar nichtgutzuMuth.Erhattege- than,wasdieDienstpflichtbefahl,unddochschlechtgehandelt·DieserWider- spruchquälteihn.Erwarunsicherundsuchteeine Antwort. Plötzlichleuch- tetesein klugesAugeauf;ersahmichscharfanundfragte: »HastDud.e
Disputatioit 355 sArmeedienstvorschriftgelesen?·Jch mußte;gestehen,daß siemirunbet-
«kanntsei. ,Na,dannhalteden Mundl«riefderGrenadier;hobmitSieger- mienedasHauptundmarschirtebedächtigenSchrittesweiter.Sotapptdie MenschheitheuteindieJrre.Wasichempfindeundsehe:Allesbestätigtmir-, daßichdenrichtigenSinnderchristlichenLehregefundenhabe.Nur konnte
»ichmichlangenichtin denseltsamenGedankeneingewöhnen,daßnachneun- zehnhundertJahren,in derenVerlaufMilliarden dieLehredes-Heilandsbe- skannt undTausendeihrLeben derGlaubensforschunggewidmethaben,mir beschiedensein sollte,dasSittengesetzdesChristuswie ein Neues zufinden.
Soaberistsgeschehen;wieseltsammirsauchscheinenmochte.«Das wieder «
zulesen,wirdihnen frommen. NochEiniges.,,AllesUebel kommtvonder -«dummen,derschurkischgemeinenVernunft.Solangeichnichtweiß,wasich bin undwofürich hier bin, istdasLebenunerträglich.Jn derUnendlichkeit derMaterie,derZeitunddes Raumes entstehteineorganischeZelle,lebt eine Minuteundstirbtdann wieder.DieseZellebinich.Dasalsoistdasletzte,da"s einzige ErgebnißderGedankenarbeit,diesichJahrhunderte langmitdiesem
Themabeschäftigthat?Nein.Nicht fürsichsollman leben,sondernfürGott.«
Sonstlebtmaneben wie einHundKaratajewsHündchenistselig,als esrings-
umFleischstückewittert ;FleischjvonThierenallerArt,auch vonMenschen,in verschiedenenGradenderZersetzungDieSoldatenließendieWölfenichtheran:
undsokonnte dasHündchensichnachBeliebenvollstopfen.SiehtunserGlück, unseresLebensZielnichtanders aus?WennichmichdesGeisteszustandeserin- nere,in demichmeineJugend verlebte,begreifeichdieschlimmstenVerbrechen;
auchsolche,dieohneZweck,ohnedieSucht, Schadenzustiften,nurausNeugier undunbewußtemThatendrangausgeführtwurden. MancheMinutezeigtuns
dieZukunftinso düsterenFarben, daßderBlicksiefliehtund derGeist sich selbstzu überredensucht,erhabewederZukunft nochVergangenheitInsol- chenMinuten,wenn derGedankenicht mehr jedeWillensregungkontrolirt und nur dieJnstinktedesKörpers nochwalten,begreifeich,warumdasuner- fahrene Kind, ohneZögern,ohne Furcht,mit einemneugierigenLächelnauf denLippen,daseigeneHaus ansteckt,in demEltern undGeschwisterschlafen, dasallevonihmzärtlichGeliebten herbergt.Jchwill die KinderdesVolkes denkenundschreibenlehren. Müßte nicht ichinihrerSchuledenkenumschrei- ben lernen?DieEntwickelungdesMenschenbringt ihndemIdeal derHar-
».monie,daseralsBild insichträgt, nicht so nah, daßersWirklichkeitwerden fühlt;sie hindert eher dieVerwirklichnnkgdiesesJdeals. Eingesunde«rSäug- fsingveikörpertdasteal derWahrheit, derSchönheitund-Güte;diesesFiind
23-"
556 DieZukunft.
istdennichtdenkendenGeschöpfen,demThier,derPflanze,dem ganzen Natur-v bereichnahundjederLebenstagentferntesnurdavon. WirsuchenunserJdeal voruns:undahnen,blindeThoren,nicht,daßeslängstweithinterunsliegt.« DasmußdenMenschengesagtwerden.Auchheute. Immerwieder.Nichts-;
Anderes. KeineStädte,keineMassenansammlung,keineFabrikenmehr. Auf- demLandbleiben;da magJedermitseiner HändeArbeit das demBedürf- nißUnentbehrlicheschaffen.DasUnentbehrliche:nichtdummer Einbildung nöthigScheinendes.Seinem Bedürfniß:nichtdemAnderer« Weh Einem, derAnderesür sicharbeitenläßt!MitsichsollJeder sichbeschäftigeninseins Innerstes schauenunddasLicht suchen,ausdemGöttlicheszuihm spricht.
MitdemAnderensollernur leiden undihmwillig geben,waserentbehren-- kann.Geben,ohnesichzubrüstenundBelohnungzuheischen.AlsmeinHerz sichnochfreute,weilman micheinem Armendrei Rubelgebensah,war ich nochweitvomHeilAlmosen thuns nicht;waswirbrauchen,istTheilungdes- BefitzesMüßiggangundLuxus,Lohnsklaverei undSchuldknechtschastsind allerLaster Anfang. WiderstrebetnichtdemUebel; richtetnicht;tötetnicht;
hütetdieZunge,daßsienichtgegendenStachellecke. WirsindwinzigeTheil- chenderWeltseeleundhabennur fürunsereReinheitzusorgen·Wozubrau-- chenwir eineObrigkeit,Waffen, Heere, Gerichte,Urtheilssprüche,Gefäng- nisse,wozu garKriege?Das AlleshatGottnicht gewollt. Auchnicht, daß wir dieLügeneinersichspreizendenWissenschaftfür wahr nehmenund der NiedertrachtderVernunft glauben,die allenZweifelundHochmuth,alles Unheil aufdieErdegebrachtundnichtsNützlichesgewirkthat.Sondern,daß swirChristenseien,brüderlichimLichtnebeneinanderwandelnund demNäch- sten,demFernsten,demBösensogarkeinen Grund zu Groll undAngrissgeben.
»Undmit demBekenntniß solcherAuffassungdesLebenszweckessind SiederHeldzweierErdtheile,ihrverehrter,beinaheangebeteterLieblingge- wordenund bisheute"noch,Jahrzehnte lang,geblieben?Seltsam.«
LewNikolajewitschhebtdasMushikhauptmit dengroßen,untermäch- tige Stirnknochen gebetteten,mattglänzendenGreisenaugen.Haterwieder- lautgedacht?SchlichderKömmlingaus leisenZehenin dieKammer? sDa stehter. Alt, dochsehnig;zersurchtund ernst-.Greiftungebetenschonnach einemStrohstuhl.Fragen,wieerhineinkam?DemWeisen ziemtnicht,um soKleinessichzu kümmern.Auchklängees,als wolle derAngesprocheneaus- weichen·»Seltsam?DaßdieMenschenEinennichthassen,dersichmüht,sie·
dieLiebe zulehren?DaßesnochChristengiebt,die derJrrsinnmodernen sDaseinsnichtfür-denwahrenLebenszweckgeblendethatund derenSeelesich
Disputation.. 337 -s—reut,wenn einMenschenbruder,umden BrüderninDemuthzudienen,ihnen dieRichtung weist,in dersiewieder einfriedlichesGlückfindenkönnten ?«
»Seltsam:sodünktmichsDennbisherhabendieMenschensolcheWeg- sweiser,Warner,Propheten, Bußpredigernichtgerade freundlich behandelt.
Manchengesteinigt,ansKreuz genagelt oder, statt aufdenThron,aufden Scheiterhauer gesetzt.UndChristensindsienun dochbaldzweitausendJahre- lang.BleibtalsodieFrage,obsieseitderZeitSavonarolas edlergeworden sindoder obsie heutedieMänner,die zurLäuterungrufen, nicht mehrge- fährlichfinden,dieMahnungzuhöhererSittlichkeit nichtmehrsorechternst inehmenzandächtigscheinen,dochihren Weg,dengetadelten,weitergehen«
,,ZweierleiMenschenart giebts; heutewieeinst. Solche,diethierisch leben und desFleischesBegierdennichtzügeln,undSolche,dieimLichtwan- delnwollen. EineZunahmeanEdelsinnund Güteseheichnicht; ehereinen MachtzuwachsdergottseindlichenThierheit.Sieaberreden,als werde mir
»nurDank und Liebeentgegengetragenund alshättensichnichtalleirdischen Gewalten vereint,denLichtbringerzuächtenundihmdieHandzu knebeln.«
»Istesso arg?Von Saoonarola sagteAlexanderderSechste: ,Dieser IMenschmüßte sterben, auchwenn inihmeinneuer Johannes,einzweiter Täufer getötetwürde.«AlexanderderDritteabersprach,alsergebetenworden
«.war, Sie derRachedesHeiligenSynodauszuliefern,dasbeinahewestwelt- lichklugeWort: ,Dieser MenschisteinApostel;ichwill keinenMärtyreraus ihm machen.«UndJhre Gemeinde,die dem LandKinder,Wehrdienst,Steuer weigert,istansichdochnichtunschädlicherals derHaufederPiangjoni,der Jammerthalleute,diehinterdembologneserDominikanerdreinheulten.Dem HausHolsteinottorpistsja nochnichtsoschlechtgegangenwie damals den Medici.Das verdankt es abernicht Ihnen.Savonarola wollte dieHerrschaft frommer Bürger,die allesSchöne,alles denSinnen LabungBietendewie gistigesUnkrautausjätensollten.Immerhin:Herrschaft;alsoOrdnungund UnterordnungSie?Regirung,Kirche,Heer,Gerichtsbarkeit,Steuerpflicht, Volksvermehrung:allesdem Staat UnentbehrlichebekämpfenSie.DenStaat selbstalsdasschlimmstealler Uebel. Sie wollen keineHerrschaftirgendwelcher Art;keinenZwang,keineAbhängigkeit,Zucht,Wehrmöglichkeit.DenKaiser vundseineBeamten, dieKircheundihrePriester,denGrund-und Fabrikherrn, alleMächtigenundReichentrefsenSiemitdemhärtestenRügewort;möchten
diestaatlicheGemeinschaftauflösen,dasEigenthum abschaffen,demLande dieSchlagkraft nehmenund derenwichtigstesWerkzeug,dieMenschenzahl, :ve1kleinern.Undman krümmtauthrem HauptkeinHaar.Exkommunizirt
.358 DieZukunft.
sindSiefreilich,wiederReformatorvonFlorenz.Aberhats Ihnengeschadet WarenSienichtlängstvorherausderGemeinschaftgeschieden,die Sienun- ausstieß?HatderBannstrahlAnderesgewirktals eineweithinloderndeBe-i leuchtungIhrerunangreifbarenGröße?Unangreifbarfind Sie,weilderRuhm desDichters,desgenialenSchöpferintellektsSieheiligt.Nur indiesemLands wunderlichsterWidersprüche;nur hierkonntenSieungefährdetIhrletztes, schroffstesWortsprechen.Nichtin derfreistenRepublik.AchtzigJahrealtund keinTagdavonhinterMauernundEisenstäbenverlebtlAlsderFeindIhre aushundertWunden blutendeHeimathbedrängteundsiederVertrauens- restebedurftewieein Ackersmann nährendenBrotes, spieIhrZornderVer-- schmachtendenGeiferinsAntlitz;wollten Siedie Mutter wehrlosmachen- UnddieseMutter liebtSie,blicktstolzaus Sie,alsaufihren bestenSohn.
Und wiefüreinVolkssestbereitetdieHeimathsichfürIhrenachtzigstenGe-—
burtstag.Ins MartyrologiumpaßtsolcherLebenslauf dochwohl nicht«
ZweiBlickekreuzensich.AlsträfeEiswasserglühendenStahl: sokni-- sterts. Sahet IhrimAltmännerhausunterdemSchädelschneeeinenFunken auflohenundzischendwiederverglimmen?
,,JesusChristus seimitIhnen aufallenWegen!Wer Anderen dies Wahrheit«sagt,mußbereitetsein,sie auchselbstzuhören.DerAbsicht,mir dieseWahrheitinsGewissenzuprägen,dankeichIhren Besuch?«
,,Erzieherabsicht? SubjektundObjekt sinddazu dochwohlschonzu langeinUmlauf.Nein:eigentlichtriebmichnur Neugierher. NehmenSie dasGeständnißnichtübelauf! Ich hatte michaufdenWeggemacht,ummit- eigenemAugezuprüfen,wie es in undbeiBakuaussieht.JnCernij Gorod, meineich,undin derNachbarregiondesEwigenFeuers.Nichtviel Neues-- TankschiffeundCisternenwagonshabensichnichtverändert und überdieZif- fernkonnteman mirnichts vorlägenAber-dasLand!Hältman beiIhnen dennKaukasiennochfürrussischesGebiet?Dasistskaummehr.DerSteuer- eintreiberbemühtsichvergebensund derFremdelernt dasWesenderAnar- chiekennen-Ob JhrZar weiß,daßerdiesesLandfast schonverlorenhat, geht michnichtan; auchnicht,ob die Nobel undRothschild,denen dieNaphthaquelles- fließt,ruhigschlafenkönnen.In Apscheronkamen mir aber allerleiMüßig- gängergedanken.Hier,aufdemFelsgrunddervierzigMeterlangenGrube, brennt-dasGroßeEwigeFeuer,daswederrauchtnochriechtund dem dieParsen einenTempelgebauthatten. FrommeLeute.In ihrer Art, verstehtsich.Ob man dieLeichenaufdenDakhmasvonGeiern oder in der ErdevonWürmern-.
fressenläßt,zurLäuterungnachPriestergebotWeihwasseroder Rinderurin,
Disputation. 359 benutzt,istschließlichnur eineModefrage.Leute,diesich,trotzdemAvesta, denGezeitenderWeltstimmung behendangepaßthabenund, währendan- dere Orientalen nochweitertråumen,längstEisenbahnenundSchiffebauen, Agentur- undBankgeschäftemachen.Wirhaben mitManchemvonderSorte zuthungehabt.MitdemKohlenwasserstofsgasaber,dasaufderHalbinsel ApscherondasFeuer nährt,haben sie nichtsRechtes anzufangenvermocht.
EinTempel-undeinKloster sindschätzbareDinge. Bringenabernichts ein, sorgen nicht fürdieDüngungdesErdreiches;undvonderAnbetungkann Keiner leben.JetztzerfälltdasKloster,undwoeinst derTempelragte,pocht esundstampstinFabriken;wird derunterirdischaustretende Gasstromzur HeizungderRetortengenützt.DerPaktolos hatdenLydernnicht so leicht münzbarenSegengebrachtwie derErdathem denKaukasiern,seitstarkerUn- ternehmergeistsichderWissenschaftgegattetunddiefürdenneuenZwecktaug- licheTechnikgezeugthat.Unternehmergeist,Wissenschaft,Technik:schonbeim HörenderWorteschüttelnSiesich.Dachtemirs Schön.Herrschaftlosistdas Land; ZuchtundGehorsamkaumnochzu merken. Währtesso fort,dann werdenamEnde dieFabrikmauernniedergerissenundaus ihrenFundamenten wiederTempelgebaut.Christlicheoderparsische:derUnterschiedistnicht sehr gewichtig.Den Mann,derdieseRückbildung(Rebarbarisirung:sagenseine Gegner)wünscht,wollteichsehen.Ganznah.Deshalb,Mr.Tolstoi,binichhier-«
»Als Feind.AlsEiner,dernochandasHeil,modernerEntwickelung«
glaubtundnicht begreift,warumdieMenschendesKaukasusdasBand lösen wollen,dassieandenGewaltstaatknüpft,unddemesVerbrechenschiene, wennsiedemFabrikbrodem entliefenundin dieReinheitdesNaturzustandes zurückkehrtenFeindekommenseltenher.Sindaber,alsBrüder,willkommen.«
,,Danke.Aber einFeindbinichnicht«AnnaKarenina, PeterBezu- chow und Andreas Bolkonskijzählenmichzuihren andächtigstenVerehrern.
DenKaukasus haterftderDichterderKosakengeschichtenmichliebengelehrt.
Undichverstehe,daßderGramüber eineVermögenseinbußedas Saiten- spielzu einerKreutzersonatestimmt.WerkönntesichderZauberkraftdes Poetenentziehen,der ausWorten,schlechtem,zerfaserndemStoff, haltbare, denWitterungwechselüberdauernde Weltenschafft?AuchnichtdesPhilo- sophenoderMessias Feind.WasDersagt,istja(verzeihenSiel) nicht so neu,daßesGreisenblutins Siedenbringenmüßte;vonLollharden,Wieder- täufern, frommenKommunistenbisauf RousseauundseineErbenists so oftgesagtworden, daßsichdasOhrderMenschheitdrangewöhnthat.Die ReinheitdesNaturzustandes:Daswar immer dieFormel.Die Naturals
«Z6) DieZukunft.
zuverlässigste,alsalleinvonGottgewollteFreundindesMenschen.Jst sies denn aberwirklich? Nicht,inihrer GrößeundHerrlichkeit,aucheineFein- din,derenzähenVersuch, ihnwiederin dieThierheit zurückzuzwingen,der aufrechteVierfüßlermitseinemganzenKraftaufgebotabwehrenmuß?Von Allem,wasihm seit Jahrhunderten unentbehrlichscheint,bietetsieihm fast nichts.DemThierAlles: BäumeundBuschwerk,HöhlenundKlüfte,Kleid undWaffe, SpeiseundTrank. DerMenschmuß ihrallesNöthigemüh- samabringen:Werkzeug,Wehrmittel,Wohnung,Gewand,Nahrung.Er kannnichtuntereinemBlätterdachleben,das injedem Herbstwelkt; Blatt, Halm, Korn,Kraut,Fleischnichtsogenießen,wie eswuchs.WelcheFüllevon Phantasie, Arbeit,Talentmußteeraufwenden,um dieseErdewohnlichzu machen!JstseinWunder, daßihnimmerwiederderZweifel beschlich,ob einGott,denerfür weiseundgütighalten soll, dieseErdefür ihngeschaffen habe? DochdiegöttlicheWeisheit bestandebendarin, daßderKampfzum Lebensprinzipgemachtwurde.FürAlles,waskreuchtundfleucht,schwimmt undschreitet.Das StarkeverschlingtdasSchwächere,saugtseinenSaftein und mehrtdamitdieStreitbarkeit,dieihminneuen KämpfendenSieg sichern soll.DiegöttlicheGütezeigtsichin derSorge,dasKind dessechstenSchöpf- ungtagesvorErschlasfungzuwahren.Der denHechtund denHai, Fuchsund Wolf, HyäneundTigerschufundseinAllmitRaubzeugjeglicherArtbevöl- kerte,warkeinGottweichmüthigträgerSchwachheit,demThränenin denBart tropfen,wenn dasLammunterZahnoderMesserverblutet.DemMenschen, dessenBildihmgleichensoll,gaberdieHerrschaftüberdieFischeimMeer,über
·
dieVögelunterdemHimmel,überViehundGewürm,überdie ganze ErdeSo lehrtdasBuchderGenesis;sprichtausdrücklichvonHerrschaftrecht,dasnurdurch Gewaltanwendungwirksamwird,und läßtunsahnen,daßweiseGütedenMen- schenzumKampfumdasvonderNothdurftGefordertezwingt,weiler,wenn ers mühelospflückenkönnte,dieKraftnichtübenunddieLeistungfähigkeitmindern würde,stattsiezumehlren.AuchimGeröllderMythologiehat,wieSiesehen,das GesetzdesKampfesumsDaseinfesteWurzeln.Undgöttlicherals derGottbrau- chenwirnichtzusein.Derhatdie,ReinheitdesNaturzustandes·nicht für die Dauergewollt.WederGleichheit(BaumundPflanzesind seineZeugen) nochzwanglose,herrschaftloseBrüderlichkeit.Der kannnicht wollen, daßdie Natur,derseinOdem denMeistergab, Siegerinbleibe,derMenschwieder kriechenlerne,alsdoppelzinkigesGabelthiermitBrei undRöstfleischinHöh- lenhause,KunstundWissenschaft,Eivilisationund Kultur schwindeunddie Erde veröde. Kann esnichtwollen,weilerseineigenesWerksonstzum Un- tergangverdammen müßte.WiesäheIhreWeltdesLichtesdenn aus?Das
Disputation. 361 JammerthalSavonarolas wäre-danebeneinOrtüppigaufblühenderFreu-
»den. Und indiesersNiederungeinträchtigenGewinselssollennicht trübsälige Thieregedeihen,sondernGottmenschen,derenHauptindenHimmelragt?«
»ZwischenunssinddieGrundbegriffestreitig:drumwirddieVer- ständigungüber dasEinfachsteschwer.FürdasLob desDichters kann ich keinen Danksagen.Nichtnur,weil derselbeMund solchesLobaucheinem Shakespeare,einemMaupassantundanderenSchädlingenwohlschonge- spendet hat. Sondern,weilichweiß, daßesderDarstellungsgabegilt,der KunstdesSchildernsundGestaltens,alsoetwasganzGleichgiltigem,nicht Dem, woraufesallein ankommt: demsittlichenVerhältnißzumGegenstand und dersicherenUnterscheidungzwischenGut und Bös.Einerlei. Baldsind dreißigJahre verstrichen,seitich der EitelkeitdesDichterruhmesentwuchs;
undschonvorher hättemichimTiefstenderLobspruchgekränkt,«daßichdas Lebenmeisterlichmale, ohne jezuverrathen,wasichdavonhalte.EinMaler, der eineProzessiondarstelltundnichtzeigt,obersolchenKirchenbrauchliebt oderverabscheut!Wie EinerdenSinndesLebensauffaßtundworinerdie BestimmungdesMenschenfindet: daraufallein kommt esan. Des Lebens wahrenSinnaber und allesmenschlichenRegenswahreBeftimmunghatuns vorneunzehnhundertJahrendieLehre Christi füralleZeiterklärt und wir habendieTafeln,in derenErz dieseLehre geåtztward,nur ausdemSchutt zuschaufeln.Daß ichsversuchte,mißfälltIhnen. DaßSieAbsichtundZiel desVersuchesmitallJhrerstolzenVernunstnichtfassen,offenbartjedesWort, dasvonJhrerLippefällt.Ja:ichwill eine WeltohneTrüffeln,Ganslebers
;pastete,Automobile,Elektrochemie,Pferderennen, Kirchen,Krieg-e,legitimirte oderverstohleneHurerei.Jchwillnichtden StaatnochirgendeineZwangs- anstalt, nicht Hierarchienoch Geldsklaverei.WasJesus Christus wollte,will ich.UndSieglauben,denAchtzigjährigenbekehrenzu können?«
»Nur einTropfoderGeck könntesichmitsolchemWahn mästen.Jch hofftenicht einmal, auchnurfürSekundendie SelbstgewißheitdesProphe- ten zustören.Wieließeerszu und bliebedoch,dererseinmöchte?Zusehen, skamich.EinenlebendHeiligen.DenamLautesten Gepriesenen,vom hell- stenScheinderLiebeUmstrahlten.Als deramLautesten Verwünschte,vom Haß,vonneidischfahlerWuthin dietiefste FinsternißGestoßene.«
»Wer find Sie,dersodenZornder Brüder aufsichzog? Einer,der diemännlicheJugendseinesVolkesamStrickaufdieSchlachtbankschleppte? WennderKlangderRedenichttrügt,einSohn britischerErde...«
,,Amerikaner.-JohnDavisonRockefellerausRichfordim Staat New YorkAmachtenJuliwerdeichSiebenzig.AlsokeingenußfroherJüngling