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Die Zukunft, 27. März, Jahrg. XVII, Bd. 66, Nr 26.

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XUL Jahrg. Berlin,den«27.März1909. III-.26-.

Heraus-geben

Maximilian Hardew

Inhalt:

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Aktika Teukkrlx.vonZarczeutsch ... ...............482

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Berlin, den 27.März1909.

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Griselda.

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lrichMarkgrafvonSaluzzo,der EnkelBonifaciosdelVasto, dessen

k-» Hausindiesem Theil Piemonts,amOstfußderCottischen Alpen, Jahrhunderte lang herrschte,isteinwunderlicherKauz.Regentewpflichtund Regentenrechtkümmernihn nicht.VomLanderWeltweißerwenigerals dasarmsäligsteBäuerleinWeißnichteinmal.daßseinHerrnrechtnichtmehr gilt,die Bauern ausderLeibeigenschafterlöstsindund dieJungfernnicht zu kommenbrauchen,wennderMarkgrafsieins Bettruft. Nichteinmaldie- sesihmWesentliche.Dennerist höllischhintergeschlitztenRückenher, hat in derLombardei rechtwie einWüstlinggehaustundmanchenZaun, manche mitScheuchscherbengespickteMauerüberklettert,umzu einerMagdineru zukriechen.Daswird,alseinallgemeinerBrauch,nicht sogierigbeschwatzt wie desMarkgrafenNeigunginPöbelgewohnheit.Erwohntin einer Ge- sindekammer,schläftandenWildfutterstellenimLaub,inwärmerenNächten aufdem MoosdesWaldbodens, ißt Speck,KuhkäseoderKastanien,dieer selbstgeröstethatund mit derglühendenAschenkrusteherunterschlingt,und trinktWasseroderLeutewein. WennDunggeladen wird, hilfterundtritt «

dann,dieMistgabelüberderSchulter,denDuft solcherArbeit inHemdund Lederhose,indenPrunksaaldesehrwürdigenSchlosses,wodie Verwandten ängstlichihreSorgebebrüten.Jhre SorgeumdieZukunftderMarkgrafschaft.

Heirathenwill der tolleChrist nicht;stirbterohneWeib undKind, so fällt das Erbe denAgnatenzu,dieschondieHändereiben.DenengönntauchUlrich esnicht·Lieber nimmtereineFrauinsHaus. Nur,Vettern undBusen,eine, dieihmpaßt.Eine,diestarkist,die Armerührenkann,einetüchtigeTracht

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4 73 DieZukunft.

Prügelerträgtund ausihremSchoßderbeBauernbrut gebiert.NichtZierpüpp- chen:vierschrötigeBengelundstrammeMädel,nebenderenurwüchsigemGh räiel derZeugerwieKonditorgebäckaussieht.EineKUhmagdoderandereLands pflanze.DieMaschendesHausgesetzes,dassolcheEhe,als demAnspruchauf Ebenbürtigkeitzuwider,verpönt,kannkaiserlicherKonsenslockern.EineFrau GemahlinmitDamenrechtundPrinzesfinallure·.2UlrichhältsichdieNase zu.Solche kriegteihn unter;würdenichtruhen,bissiedenAufrechtenzum Salonkleiderståndergemachthätte.DieEhe,denkt er,ähnelteinerJagd;der Schlauesorgtdafür, daßerHundoderHabichtist,nicht HaseoderTaube.

HoltsicheinestämmigeDirne,die inihmdenHerrnfürchten,dassichtbare WerkzeugderVorsehunganbetengelernthat. HelmbrechtsTochter:Die wärs.

Der Vater einunterthäniges,dochdurchtriebenesKerlchen,dassrüherNachts wächterdienstthatundnunaufererbtemWaldgütchenknappauskommt. Die Mutter perrackert,aberimKerngesund.UndGriselda selbstwiedieleuchtende FruchteinerPaarung,die Einen vomRiesenvolkeinerreisigen Kriegerin einte.Zwanzig;diePrachteines blondenSchopfesüber derblühendenBrust, dieaufstattlichemGewölb,ausdemKapitellum festerSäulenruht,undArme- mitmännischenMuskeln. Ulrichkenntsie.DieKraft ihres Griffesund den RuchihresgelbesHaaresAlssieKlee in den Stalltrug, haterihr,vordem OhrderMutter,mitfrecherRedezugesetzt,bissie ihnaus derZaunpsorte stießund, trotzdemderherbeigerufeneVaterihnals denMarkgrafenerkannt hat,SeinerErlaucht,diesichwiederinsGehöftzupflanzenwagt,das zum TrunkerbeteneWasserüberdenDickschädelgoß.DahatUlrichsiegepackt,un-

termAugederElternin dieHütteUndaufdenHeubodengeschlepptundihr- gethanwie anderenMägdeninseinerBrunstzeitDiealsokennter.Diehat ihmgeschmeckt.Diesollssein,mußschoneineMarkgräfininsSchloß,weil ohneEhefrauein zum Erbantritt berechtigterSohn nichtzuhaben ist. Zwar hatsieihneinenSchweinhundgenannt,mitFäustenundZähnenbedroht, schiltihn nochjetzteinenSchurkenund einThier,dasinihreLendengebrochen sei,undschütteltsichvorEkel bei demGedanken,vondiesemKeiler einKind zutragen.Willsichauchum denPreiseines Vorwerkesnichtzu einemKuß bequemenundtreibtmitdemKälbermesserJedenweg, derihrzärtlichnahen möchte.Doch derMarkgrasentwindetihr dieWaffe,die alleseidenenBuben geschrrckthat,küßtsieundkürtsie,diesichohnmåchtigsträubt,zumWeib-Ueber- morgenhatSaluzzoeineMarkgräfin·SchonübermorgensollHochzeitsein.

Hochzeit.DerlombardischeAdelbestauntdieschöneBraut, die,im Brokatkleid,diemarkgräflicheKroneaufdemjung strahlendenHaupt, ihres

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Griselda. 473 Führers,desFürstenvonBologna,nichtunwürdigscheint.Aus derKapelle in denBankettsaalzvon derPrunktafelin denSchloßpark.Markgrafund Markgräfinsind selig;undsagens sehrlaut.FestlichgeputzteLandleutebrin- denSense, Spaten,Getreidekörner. NurGriseldakennt die Art und den Na- menjedes Fruchtkornes.NurGriseldaweißdieSensezuwetzen,zubrauchen.

WährendderinBrokatgepreßteArmemsig måht,umfängtdenGeistdie ErinnerungandieWelt,inderHelmbrechtsTochtererwuchs,dieLipperaunt uralteBauernsprücheund dieSchwadenfliegen,alssollekeinHalm aufdem Angerbleiben. Ulrichweckt die ins Traumland Entrückte undführtfiezur RuheinsGrafenhaus.ZurRuhe?DasFlitterglückdieserseltsamenEhe hält sichlängerblank,alsdraußendieLächlererwartet hatten.DerHerr istge- sänftigt,lebtwieder,wieseinStand esheischt,undjubelt,wenn erimzärt- lichenAugederFraueinenWunschliest.Da wölbtsich,einemzweitenLe- benObdachzugewähren,sachtGriseldensLeib,dieBotenspurnahender MutterschaftwirdsichtbarundUlrichfindetdieLiebstezwischenLinnen und Garn. MußdasKleinenicht HemdchenundStrümpfchenhaben?Dem Markgrafenbehagt diesesgeschäftigeWesennichtDer will kein Kind. Das zwingt,nochbevor es ansLichtschlüpft,denMannzuschwererEnthaltsamkeit, schiebtsichzappelndzwischendievorhersoeng·Gepaarten,saugtderMutter den NährsaftausdenBrüstenundfordert heulendseinenTheilvonihremLeben.

Dasnur Einem dochgehörensollte. Gehörensoll.Einem,dertheilennie lernte und dersie schonentweihtwähnt,wenn ein andererMund ihrenNa- menspricht.EinArzt sollihreWehen bewachen? Aufderblonden Weide ihrerGlieder den Blicksättigen?Lieber mag das KindaufdemerstenWeg straucheln;ersticken.Undwenn esimLichtathmet:weg mit demBalg! Katzen, dieihreHandgestreichelthatte, ließderMarkgrasGiftuntersFutterstreuen:

undsollanihrem BusennuneinquarrendesDingdulden, dessenDurst ihn verdrängt?Nein. Jn diesemSeelenbereichisterMonarchundläßt seine Macht nicht kürzen.DieEntstellungdesSeelengehäuseskannernicht hin- dern;willaber denWurm,dersolcheZerstörungwirkte,nichtsehen.Der gedeihtwohlauchbei derMuhme. Schon schaartsichszudichtum die Ge- liebte·VaterHelmbrecht,derTauben undEier, SternblumentheeundBrust- balsam bringt«wirdvonrauhemWortausdemSchloßgeschickt;dochdie Pflegefrauennistenneben derMarkgräfin,derDoktorhorchtanderThiirund neugierigeFreundschaftgucktin dieFenster.Trat derThronerbedieHerr- schaftan?Jhn kostGriseldens Lächeln;ihmfließtihre Thräne.Ungeboren:

undstarkgenug, dem ManndieFrauzuentziehen.Wannblinzeltdervom 370

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474 DieZukunft.

Vater gehaßteGlücksstörerendlichinsHelle?...EinKnabe, starkundschön wie die Mutter.Diesieht ihnnicht.VermißtauchdenGattendreiWochenlang.

Denhat, währenddieFrausichinKindesnöthenwand,dieschwangerePhan- tasieinschlimmereWehengeworfen.AnsBett derWöchnerinschleichternur, wenn siefest schläft.WoistdasKind?Siewagt nicht,zufragen. Auchihn nicht,daernachlangerTrennungvorderWachensteht.Wietrügesiedie Antwort,dieihreHoffnungtötet?Ulrichnimmt sieinseinenArm;zum er- stenMalbetastetderHauch seiner NüsternwiederdasweißeFellund den Mähnenhelm.SehnendesKeuchenvereintsiein derSeligkeit langenKusses, wieeinst,ehe hinter ihres Paradieses PfortederPulsdesKindeszupochen begann-.WoistdasKind?Der Willensklammer hat sichdieFrageentbun- den,die imwundenSchoßeinergeängstetenMutterwuchsundsokaltdoch nun vonderLippe fällt,als kämesieausfremder Kehle.WoistdasKind?

JnersterUmschlingungderGeneseneu ersteFrage. Genug für diesenMann;

zu viel.Stumm wendetersich,tostausdemSaal,fliehtinsWaldgebirg hinaufundhaust dort,wie inledigerZeit,mit denThieren.DemOhm,der ihnobenaufstöbert,sagter,ihm seivom Schicksalbeschieden,allein zusein.

Giebtihmkein WortandieFraumit;danktnichteinmal für ihren Brief.

Reißtnun desWahnesBindeundentwirktsichdenbangenZweifeln endlich Gewißheit?DerMarkgraf vonSaluzzohat,alsihmimHerbst dasBrunft- haaraufderBrusthautlang gewordenwar, ingeilerLauneeine Bauerndirne gefreit.Jetzt istersatt;ihnwidertdieFruchtdrallerLenden,dieim Stallge- schwitzt,seineHeustattgepolsterthaben.UnddieVerschmähtesollbleiben?

OhneKind,ohneMann? MitderinLeibund SeelebrennendenKrånkung- schmachmüßiginPrunkzimmernhocken,vondemGesippsichbedauernlassen undwarten, obsiedemHerrnje nochreizendriecht?DenRingvomFinger.

Rock undHemdderMagdher.DieschreitetstolzausdemSchloß.

ZudenEltern aufs Höfchen.DafehltsanrüstigenArmenunddie Wirthschaftgehtzurück,seiteinMiethmädchenaufdemAckerlungert.Da- hin ist auchvonGriseldensPeinarge Kundegesickert.DasKindchenließder Markgraftöten,weilsdocheben ein Bankertwar.Dernimmtuun eineAdelige zurFrau.HatHelmbrechtsTochterbeiWasserundBroteingesperrtundnach vierWochendanngezwungen,diegräflicheSaufkumpaneinackt zu bedienen undJedem,derdanachschwatzte,zu Willenzusein.Sowird.s,wennBauern- fleischsichanmaßt,blaues BlutinRothgluthzuhitzenDochdasLebengeht weiter undauchunterKummerslast darfeinBauernhirnnichtvergessen,das HeuindieRaufezuthun.Griseldahats schongethan.Jstunbemerktheim-

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«Gtiselda. 47 5

gekehrtund tummelt sichaufdemGehöft,alsseisienieweggewesen.Wer

anArbeitgewöhntist,fliehtzuihr,wenn dasLeidihmdieGurgelschnürt.

Wer in derHerzkammerdasTrostlichtverlöschensah,hältdenMüßiggang nicht langeaus. Bei den ElternistArbeit;vomMorgengraubis ins Däm- mern derNacht. Hier ist ihrHeim;sindihreunausjätbarenWurzeln.Die Handwirdsichwiederhätten.DesMarkgrafenOheim,dersieinsSchloß zurückführenmöchte,scheuchtsiemit einemSteinausihrer Näheundträgt ihn,daersichgarzurGewaltandrohungaufrafft, auf ihremArmvor die Gartenthür.InsSchloß?Ja:wenn sie gerufenwird,dieTreppenzuscheuern.

Sonst nie; niemals,um dasAlmosen adeliger Gunstzuempfangen.Was sieihremneuenStand schuldet?DiezweiFüßehier:DasiftihralterStand- Daß sievondemwich,nahmihrdieKraft. Jetzt steht siewiederauf starken Beinenundistnur alsScheuermagddemHerrn nochzuDienst. Dazu ruft ersie.Jst wüthendins leereHausgestürmtundlangtnachdemWeib,das ihm entlaufenist, statt ihnzusuchen,sichwiederzufindenSeinenFußsoll sieküssen;dannmagsie ihrLebenlangvonderZiegenweidedenMelkeimer in denKuhstall tragen. NochistsderScheuereimer.Mitdemkommtsie;mit Bürste undWischlappenindasSchloß,wosieunterzehnMondenalsHerrin thronte. OhnedieLammsgeduld,diesiedamals entkräftethat.EinWasch- weib,dasihrüber den Mundfahrenwill, spürt schnelldasrauheGewebe desLappensanderfrechenStirnunddemSchloßpropst,dersiezuchrist- licherDemuthmahnt,knalltihreAntwortwie einPeitschenhiebumdieOhren.

Da wird das Kindgebrachtundihr,weil die AmmedenFußverstauchthat, aufdenArmgelegt.Sie will eshinauftragen,wankt,stemmt sichröchelnd gegen dasJoch sounsäglicherQualundsinktanUlrichsBrust,denderSchrei ihres Herzens herbeigeschreckthatund dererwachendbeschließt,inseinesWes sens wärmstenBezirkneben die Mutter dasKindzu betten.WessenFluchhieß michnur,stöhntderMarkgraf,Dichmit allererdenklichenBosheitmartern?

Sagemir,wieich büßenmuß!Undlächelnderwidertdie inLumpenge- mummte Markgräsin:Dumußtmichwenigerlieben,Geliebterl

DasistdasSchlußwortderGriselda,dieHerr GerhartHauptmann geschaffenundaufdieBühnedesberlinerLessingtheatersgebrachthat.Ein nettesLustspielwort.NiehateineFraues ausernstemEmpfindenzu einem Manne gesprochen;nieselbstzueinem,derihrzumQuälgeistundFalter- meisterward.Wenigergeliebtsein,umRuhezuhaben?Aus derAschewehts so;nichtausFlammen.DaszierlichzugefpitzteSchlußworteinesEheschwans kes.Laßt Euchvon GestelzundTheaterbrokatderRedenichtnarren, Ihr

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4i 6 DieZukunft.

Mimen.Forsche,Thespis, nicht langemitfrommem Schauder,wie esDein Dichtergemeinthat.NimmDir aus DeinerBandeeinschönesundstarkes Paar, befiehldenBeiden,allekleineWirklichkeitihresLebenssürdies eine Malzuvergessen,undlaß;wieaufderTennebei altemStegreifspiel,siemit MaulundFaust sichzusammenraufen.Denkeauch dran,ausdemkrausen GeschnörkelDeinesHerrnPoetenAlleswegzuschneiden,wasnichtinDeinen Kramtaugt. NichtalsLiteraturhüter bistDubestellt,sondernalsSpielbes reiter.SollstkrummeStückegeraderecken,ihnendenWortschwallabzapsen unddenBuckelmitChirurgenkunstoperiren,ohnedasRückgratzuverletzen.

SchollenmystikundKlassenkampferallurekannstDu hiernichtbrauchen.Just daraufbestehtDeinLieferant?Dann gieb ihmdie Waarezurück.Stock- ernsthast hatersgemeint?Dann,braveKunsthändlerseele,stimmtnichtsin demExempel.Warum heißtinPiemonteinBauerHelmbrecht,schleselt und hatseineEinzigedochGriseldagetauft?Warum läßter, derauf seineFö- dastersreiheitund Bauernwürde pocht,imEigenen,ohnedieHandnochdie Zungezurühren,dieTochterschändenundschwängernund dienertvorDem, derihrs anthat?(AlssiedemMarkgrafen nicht Wasser reichenwill, flucht er: ,,Kotzscho1schwerenothmillionschwerebrettl«AlsderMarkgrafdieblonde BeuteinsHeuschleppt,sagter, dergehörthat, daßdieTochterden Räuber würgenundbeißenmöchte,nurstillvorsichhin,HerrUlrikushabe,wiesein Vater,nierechtenVerstandgehabt.)Warum wähltUlrich,dersichnurneben eingehorsamunterthanesWeibbequemen«mag,eins,dasihnSchweinhund gescholten,mitSpatenundMesserbedrohthat?Warum galopirterineine Ehe,derenSprossennur vorhervomKaiser gewährterKonsensEbenbürtig- keit undErbrechtsichernkann, auf soflinkemGaul, daßder Bote derMajestät mühsamnachhumpelnmuß?Warum haßter, dergeheirathethat,umeinen Erbenzuzeugen, dieFrucht schonim Mutterleib? Bedenktnicht,daßdemvor derEheGemachtendieAgnatendasThrönchenmittriftigemGrundbestreiten werden?Redetum ZweiwieeingehärteterKriegsheldundWaidmann,umDrei wieeinschlechtesMagisterbuch,umVier wie eineenthäuteteHysterika?Wähnt, seinerTrauten einenTriumphzuschaffen,wenn erbeweist, daßdiezwischen KuhundZiegeErwachseneWeizen,Gerste,Leinsaat besserkennt als einHof- dämchen?Faß Dir,Thespis,einHerzundsagsdemfeinenKundenkeckins Gesicht.GesundesBlutbringstDufür diesenMarkgrafennichtinWallung.

FürGriselden?Die trauertihrerJungfernschaftnichtinbrünstigernachals einemStrumpfband,dasdieStoppeln ihrvomKnöchelstreiften.Schimpft denRitter,dersieihr nahm,zwar einenSchurken,ein wildesThier,dessen Saft siewieJauche ausschüttenmöchte,legt sich,mit demRingamFinger,

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Griselda. 477

seligdannaber inseinBett.Spricht,wie das Kleidihr befiehlt,nicht,wieihr derSchnabelgewachsenist.JmMagdrock:,,Pack’Dich! DubisteinSchweine- hund!«JmBrokatkleid: »Wiekannman Blumen verwüsten?Ichwürde Scheu tragen,siezubetreten, geschweigesiemiteinemstählernenSchneide- windniederzumähen.«JmreichenHausgewand: »SagederMutter, daßich meinenGatten undHerrnvonganzemHerzen,vonganzemGemüthund mit allenKräftenmeinersündigenSeele liebe.« Wieder imMagdrock: »Ver- wünschieKrähe,willstDuwohlDeineWegegehen?Was? WillstDumich wohlinFrieden lassen?AnDeine Arbeit! Undwenn Dunoch aufmuckst, bekommstDu denHolzeimerandenKopf.«Wer-dieWunderholde allzu ernstnähme,wäre mitseinem Gefühlbald in arg dunklerWirrniß. Hoch- stiligesDrama? Legendenspiel2Nichtszuhandeln.EinSchwänklein.

»Man sprichtjetztvielvonderGriseldisdesBaronsMünch,eines aller- dingsnichttalentlosenjungenMannesNachdiesemerstenProduktzuurtheilen, glaube ichaber, ihm fehlt,woran esRaupachfehlt:anRichtigkeitderEmpfin- dung,dererstenundnothwendigstenEigenschafteinesDichters.DieRichtig- keitderEmpfindung bestehtinderFähigkeit,sichdurch starkeAnschauungin dieGemüthslageeineswahr Fühlendenzuversetzen.VerstandundPhantasie habendabei ebensoviel zuthunwie dasGefühl.«DasschriebGrillparzer inseinTagebuch,alsdieGriseldisdesFreiherrnvonMünch-Bellinghausen, dersichalsSchreiberFriedrichHalmnannte,dieBurgbiihnebeschrittenhatte.

DasZiel seinesTadels istkaumnochzu erkennen.Halms Griseldisgehtaus derEhe,weilsievonihremHerrn enttäuschtward·JedeMißhandlunghätte fie,SchmachsogaralsihrerWeibheitSchicksalstheilhingenommen.Beweis- mittel,Wettpreis,Versuchsthierchenwillsienichtsein;kannsnicht.Dasieer-

fährt,daßsieWehundPeinnur tragen mußte,weil der RitterseinerKönigin dieEngelsgedulddesKöhlerskindes,dasergesreithat,demonstrirenwollte, wendetihr Herz sichvonihm.LeibeigeneDienerinihmzusein,Sklavinund Spielzeug,wäreihrunterQualen nochWonnegewesen.Das corpus vite, andemEinerexperimentirt,um dieSicherheitseinerWitterung,dieSchlau- heit seiner Wahlzuerweisen?Daran stürbedieSelbstachtung»Aber sie schärferundschärferzuprüfen,wähletderKenner derHöhenundTiesen Lust undEntsetzenundgrimmigePein«:Das darfnur Mahadöh,derHerrder Erde.EinSterblicher,derseinWeibmartert,um einer Anderenzuzeigen, wasdieaufseineHöheGehobenesichgefallenläßt,verwirktauchda,wo»Ge- horsamimGemüthist«,dasRecht aquiebe.Baron Münchsuchtediespitzen ProblemwinkelundwolltenichthinterderModevon 1830zurückbleiben DieLegendengriseldis,mit derBoccaccioundiPetrarca,Johann Fiedlerund

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4 7 ö DieZukunft.

HansSachs ausgekommenwaren,paßteihmnicht.EineFrau,diesichzwei KinderausderWiegenehmen,sichselbstimHemdausdemSchloßjagen läßt,dann,alssienachJahrenzurückgerufenwird,amHochzeitstischaufwartet wieeindressirterPudelund in derGewißheit,daßAllesnur einevonehe- herrlicherWillkürübersieverhängteSchulprüfungwar,seligwird:dasSchau- spielmagbeweisen,wasdemdemüthigenGehorsameinergezähmtenEva zuzumuthenist;taugtabernichtindieStimmungdesRomantikermorgens.

Taugtein dievomOrientalengeistbeherrschteZeit,in derTertullians Wort nachklang:»Dumüßtest,Weib,stetsinzerlumptemTrauerkleideinhergehen undReuezährenvergießen,dieweil Du derMenschheitVerderberin unddie PfortezurHölle bist!«Das so betrachtete,soverachteteWeibdarfkeinen Willenhabenundkannsichnur durchsklavischen,hündischenGehorsamvon derSündenlaft lösen. »Deobedjentia acHdeuxorja«,von derEhefrau GehorsamundAnhänglichkeit:sonenntPetrarcadieNovelle,derengefol- terteHeldinin dieHeiligengloriewächst.Erfand wohl,wievorihmBoc- caccio undnachihmGeoffreyChancer,die dem LandkindauferlegtePrüfung allzu schwer;EvassühnendeLäuterungabernöthig.DieserWeltausfassung hatPierredeChangyinseinemWerk,,Livrede Pinstitution de la femme chrestienne, tant enSon ensance quematiage etviduittå«denstärksten AusdruckgegebenBisinsneunzehnteJahrhundertlebtsieselbstindenhellsten Köpfen.HörtChamissosLiebendestöhnen:»DarfstmichniedreMagdnicht kennen,hoherStern derHerrlichkeit.«HörtBürgersGrafenWalter,dersein Mädchenjustwie derMarchesediSaluzzogepeinigthat,brünstigächzen:

»Onun,onun,süßsüßeMaid, süßsüßeMaid, haltein! MeinBusen ist ja nichtvonEis undnichtvonMarmelstein.«SehtKleists KäthchendieProbe desWassers,desFeuersbestehen.DasheißeFleischderaltenRitterwollte nicht warten; sorgtezunächstdrum fürvergnüglicheAbkühlungaufdemLa- ken undfürkräftigeBrut undließdanach erstdiePrüfungbeginnen.Die

neuen RitterläuternsichlangsamdasPüppchenheran,das nebenihnenauf demPfühl ruhen soll.DiepfiffigenAltendenken:ZumBettschatzeignetsich einwildes,zurHausmuttereinzahmesWeibchen.DievorsichtigenNeuen:

SitztEineerstwarm,dannists,beiunseren Sitten,nicht mehr leicht,sieso willenloszumachen,wie inSachsensKomoediedie,,gedultigundgehorsam Markgräfin«war.AuchdieHeilbronnerinstammtausGriseldensSamen und ihr GrafWettervomStrahldünktunslangefastso unmenschlichgrausamwie BoccacciosPiemontese. ,,Vergiebmir,wenn mein WortDich oftgekränkt, beleidigt,meinerohmißhandelndeGeberdeDirzuweilenWehgethan.Denk’

ich,wie liebloseinstmeinHerz geeifert, Dichvonmirwegzustoßen,und

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