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Die Zukunft, 20. März, Jahrg. XVII, Bd. 66, Nr 25.

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Ur.25.

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xVLL Jahrg. Berlin,den20.März1909.

Herausgehen

Maximilian Bari-m

Inhalt:

Seite

Traumbild-ung. vonJnciapotassirost ................483

Undckg Ist-km Von»dan-Mäkker ...................446

konsum undKapikähVonJustiz-nier ................447

Inchew Vonschibafchew ......................454

meine Jugend VonJoseph Locku- ..................463

DieDank-m von sit-den .............«.........467

Uachdruck verboten.

f Erscheint jedenSonnabend.

Preis picrteljährlich5Makk-djpkinzelgsttxmet 5.0.Psk

Berljw « Verlag der Zuku WilhelmstraßeZa.

1909.

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Gänzticn kenoviekt

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Berlin, den 20.März1909.

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Frauenbildung.

nJndien erweistman demweißenElefanten königlicheEhren,wieeinst

s. JinEgyptendemStier,inChinademDrachen,demHulmanbei den Hindusund derSchlangebei denSemiten. KeinVolkgiebtes,bei dem nichtReste dieses Thierdienstesnochvorhanden sind;erherrschteüberdie ganze Erde. Erwar keinResultatvonFurchtundDummheit,wie dieUeberhebung unserer Geisteskultur anzunehmen liebt, sondernwurde von derUrweisheit desMenschengeschlechtesgefordert:dieHeiligungeinesbestimmtenThieres(res Landesthieres) erhieltdenCharaktereines Stammes konstant: sie züchtete(wie die derrömischenWölfin);undsie bewahrte fernervor denEntwickelungen,.

dievon derAufgeschlossenheitundEmpfänglichkeitdesMenschen drohen. Daß Beidesbeabsichtigtwar,beweistdieVerbindungdesThierdienstesmitHeirath- vorschristen,wiesieim Totemismus erhalten ist,undmitdemAhnenkullus DerUrmensch (odersein Priester) fürchtetenichtdieThiere, sonderndie Ent- artung; also Das,was man heute EntwickelungoderhöhereBildungnennt.

Je höherdieCivilisation steigt, desto nöthigerwirdeinsolcherKultus.

Aberumso schwereristerauch zuerhalten. BeidenGriechen istzuver- folgen,wiederThierdienst seineMachtverlor. AmLängstenerhieltersich noch inoolksthümlichenFestenalsHeiligungdesthierischenPrinzips Man uersuehte,mitdesDionysos Hilfe,einThier aus eigene Faustzusein.Aber derapollinische Grieche gingdarüberhinaus. ,,Unmöglichwäreeseinem griechischenplastischenKünstler gewesen«-,sagt Goethe, ,,eineGöttinsäugend vorzustellen...DerSinn und dasBestrebenderGriechenist,denMenschen zuvergöttern,nicht«dieGottheitzuoermenschen.Hier isteinTheomorphism, keinAnthropomorphism!«Dasliefabernicht gut ab,sondernwar derAnfang

vom Ende. Undwirsinddie Erben. Aus griechischenundjüdischenTheo- 34

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4 3 4 DieZukunft.

morphismenberuht unsere Religion;undwirhaben unseren eigenen hinzu- gefügt:dieEntwickelungtheorie.NunistAllesumgekehrt.Statt derEnt- fchiedenheitundVorbildlichkeitdesThieres herrschtderschrankenloseGeistund Gott, stattderErhaltung herrschtEntfeffelung,stattdesAhnenkultusdas verhängnißvolle,daszweischneidigeWort,dasverkehrtesteWort,dasjege- sprochenwurde: dasLandEurerKindersollt Jhrlieben!

« Das Verkehrtefte fällt heute nicht mehr auf; dieWahrheit macht SchmerzenunddasNothwendigewirdunmöglich.Unsermodernes Bewußt- sein erträgtdieHeiligungdesthierischenPrinzips nicht mehr.Waseinst heilig, urernsthaftund jenseitsvon Freude gestelltwar, isteinmehroder weniger edlesSpiel geworden.DiecivilisirteMenschheit(wie sie ist, nicht,wiesie sein soll) hateinen Reizdes Lebens daraus gemacht.Sie hatdasThier hedonisirt.Liebeist Lebensgenuß: diese fluchwürdigeWeisheit istdiever-

breitetste Weisheit. Man verarbeitete dasThier,um sichzudelektiren,zu zerstreuen,zutrösten.Aberauch sonstverfahrenwirnicht bessermitunserer Physis WirhabendasThier rationalifi1t. Jstnicht die modirne Art, zu arbeiten, dieselbe unverschämteAusnutzungphysiologische-:Fähigkeiten?Den TigersprungdesGedankens haben wirgezähmtundökonomisirt,ausMuskeln undNerven einRepetirwerk gemacht,umunsere Tretmühlenzu treibenund unseren Gewinn zusteigern.Undschließlich:wirhabendasThier reflektirt.

UnsereIntelligenz,unser reichesErbeaus derMenschenthierzeit: auchvon

ihr wollenwirGenüsse;wirbildensieaus, umBildungfreudenzuhaben, um uns selbst schmeichelnzulernen,um uns infalschen Spiegelnzusehen, um überuns hinauszukommenundzugenießen,was wirnichtbesitzen.

Liebe, Arbeit,Bildung:dieselbe Versündigung,dieselbeProfanirungdes Thieres. Wirsaugenan unserem eigenen Mark,wirtreiben Raubbau am eigenenLeibe. Undempfindenesnicht,wienochdieGriechenderbestenZeit, alsfrevelhafle HerausforderungderNatur, sondernalspreiswürdigstcnZu- stand.Wirbauendieser Dreieinigkeit Tempelundhalten ihrPriester.Sie ift unsere höchsteJdeevom Menschenthum.

Diese CivilisationmagdemMann angemessensein;ersieht jadie Ge- schichteanders an. SeineUnbändigkeithat sie jedenfallsverschuldet. Er hat einen Ueberschußundist wesentlich entlastet;ermagdieseCivilisation also besser aushaltenals .wir,ihrer sogaringewissemGradebedürfen;undschließ- lich isterderReingewinnimLeben,derverbrauchtwerden kannzunutzlosen und gefährlichenDingen. Auch ist nichts mehr rückgängigzumachen.Aber warum thutman denletztenSchritt?Warum ziehtman dieFrauen gänzlich indieseWelt hinein?SiebildendenfürdieErhaltungeinerGesellschaft wesentlichenTheil. Deshalb bestandendieGesetzederalten Kulturgemein- schaftenstetsmitunerbitterlicherStrenge darauf, daßdieFrauvon derCivis lisation abgeschnittenundihreinsichererPlatz gegebenwurde.

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Frauenbildung. 435 Man verfuhrdabei nichtimmer glücklich,meistgarzuradikal;·"der sicherePlatz hatte oft verzweifelteAehnlichkeitmiteinemKäfig.Dasist auf dieDauernicht durchführbar.ManbefreitedieFrau. Dadurchkamsieaber indiegrößte Spannung. Jhrnatürliches Lebenführt sieimmerwiedertief indieThierheit zurückunddieCivilisationbotihrnur dieletzten, meistdie gefährlichstenBlüthen Jhre Existenzumfuannte jetztdiestärkstenGegensätze.

DieAnlage ihresLebens wurde romantisch.Nunbegann für siedasProblem, im vollenLichteinerhohen Civilifationsoviel Animalität zubewahren,wie zumgesunden Bestehen nöthig ist:dasProblemderFrauenkultur. Damit das Problemder Bildung überhaupt.Denn Bildung istimGrunde ein spezifischweiblichesBedürfniß· (DerMannwar immer mehr ausAusbilJung eines Talentes bedachtundangewiesen. Erstimverfeinerten gesellschaftlichen Verkehr, erstimUmgangmitFrauenwurde für ihn ,,allgemeine Bildung«

eineNothwendigkeitJm Beruf ist sie eher hinderlich.) DurchdenWider- spruch zwischenderEnge ihrer Existenzunddemweiten Horizont,denihr derfreieVerkehrbot, wurdediesesBedürfnißhervorgerufen.DieFrau braucht Bildungzuihrer BeruhigungundzurGegenwirkung.Siewillnichtdas Leben(auszerwenn siees vertennt), sondernnur eineAnschauungdesLebens, undzwareinemöglichstvollständige,aberauch animalisch wohthuendeAn- schauung,diedasThierinihrnicht verletzt, nicht beschwertundnichtbean- ruhigt, sondern aufsichzurückweist.Daher ihre Neigung fürdas Theater, für Literatur, daher ihre NeugierunddassovielbeklagteheftigereSchwingen ihrer ,,Phantasie«(dieman jetztdurchVermehrungderMathematikstunden inderSchulean derWurzelzutreffen gedenkt).Was man demBildung- bedürsnißderbefreiten Fraubot,war vielleicht meist zuflach,zukünstlich undsüß zubereitet,aberdoch nicht gänzlichverfehlt. Rechnetman dazu,was dieFrau selbstthat,wiediePfychischeGebundenheit,diejede Frauvon starkem Instinkt unbewußtsucht(umso tiefer, je freier ihre Stellung ist), eineweitergespannte, feinereundauch strengere Formvon Sitte, Schick-lich- keit,Geschmackund Pflicht ausbildete, so mußman mindestens zugeben, daß eswundervolle Anfätzezu einerFrauenkultur gab.Aberdiewurden bald überwuchert;dieFreiheit wuchszuüppig. NachdemausderFraudie Dame gewordenwar,wurde aus derDame dieMondaine,aus derMondaine die Similimondaine,einsehr unglücklicherTyp,derjetztdieweiteste Verbreitung hatundbeidemeineGesellschaftnicht bestehenkann. Einenanderen Weg«

suchteinderNachahmungdesMannes dieBer"ufsfrau.JnbeidenTypen istdieBildung verfehlt. Manwird inderFragederFr.iuenbildung jetzt baldwiederamAnfang stehen«WasderFrau nöthigwäre,isteinebesonders gebundeneund intimeErziehungmitdem SchwerpunktimHaus,eineUnzahl bedeutsamerKonventionen, eineprimitive FeinheitderBildung,dievon den

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436 DieZukunft.

Wissenschaftennur dasTiefst-Peisönliche,vom LebennichteinenTheilkatalog, sonderndierichtige JdeeundeinenGrundriß giebt, dazueineGefahrenlehre desLebens, nichtnur einemoralische, sondern aucheineintellektuelle, Alles ausgesucht, erprobt, rassinirtund durchmöglichstleibliche Methoden ausdie unschädlichsteWeise überliefert.VorAllemabereinerichtigeEinschätzungder Schule.DieNatur läßt.denMenschen nichtdeshalbsolangsam reifen,um Gelegenheitzugeben,aus ihmfür LebenszeiteingebildetesKindzumachen.

Fürdieerste HälftedesLebensist Frische das HaupterfordernißzBildung- bedürsnißund Bildungmöglichkeitkommenspäter. Zuerstwärealso auch Autorität undUnterordnung unerläßlich;aberfreilich:niegehorchteinErwach- sener einzelnenMenschen,sondernimmer nur-einer geschlossenen,einigenKultur.

MangehtandereWege.Dieneue FrauenpolitikinDeutschland sorgt sürdie beidenanderen Typen.DasLyzeum istnur scheinbareineAntwort aufdieFrauenbildungfrage;undist jetztkaumnochlebenefähigDerInhalt

derneuen Mädchenschulordnungist vielmehr kurzder: dieBedingungen für

diePhysiswerden schlechter;dieMöglichkeiteinerspezisischweiblichenBildung undKultur wirduns genommen; dieFrauenerziehung nähert sichdermänn- lichenAusbildungMan mußesgenau ansehen.AusderErschließungder akademischenBerufe für Frauen folgtdieVermännlichungihrer Bildungun-

vermeidlich;und nichtnur für Frauen,diewirklich studiren wollen, sondern füralle.DiehöhereMädchenschulemuß jetztderStudienanstaltnacheifern.

Auchwenn BeidenichtdengemeinsamenUnterbau hätten, sowürdedochdie VorbereitunganstaltalsdiestrengereundanspruchsvulleredieBildunganstalt beeinflussen.JedeMutter wirdjetzt geneigt sein, für ihre Tochterdie Studien- anstaltzuwählen,alseinenEntoutcas,dabekanntlich füreinMädchenfast immer zweifelhaftestWetter ist.DaeinesolcheBevorzugungderStudien- anstalt nicht erwünschtist, mußdieHöhereMädchenschulekonkurrenzsähig ausgestattetwerden,so daß sievonderStudienanstult abzieht. GeschiehtDas nicht, so sinktsiezu einerAnstaltzweiten Ranges herab. Kommtsie aber in ihrenAnsprüchenanZeit, KostenundBegabungderStudienanstaltun- gefähr gleich, so behält sieimmer nochdenNachtheil,daßsiezu nichtsbe- rechtigt.Wasmitihrauchgeschehenmag:siebleibtimSchattenderStudien- anstalt.DieBestimmungenwollen«daß sie nicht resignire, sonderndenKampf ausnehme.DieAusbildungzeit für Mädchen soll auf zwölf Jahre verlängert werden; deshalbbekommt dieMädchenschuleeinenoersührerischenAufsatz:das Lyzeum Dieses Lyzeum isteinDing ohne entschiedenenCharakter: Frauen- schule,wissenschaftlicheFortbildungschule,Bildungsklub.SeineHauptaufgabe istdie,,EinführungindenPflichtenkreisdeshäuslichenwie des weiterenGe- meinschastlebens,indie Elemente derKindererziehungund Kinderpslege,in Hauswirthschast,Gesundheitlehre,Wohlfahrtkundeund indieGebiete der

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Frauenbildnng. 437

BarmherzigkeitundNächstenliebe-«Darunter sind Fächer,die indieVolks- schule gehören,andere,die insHausgehörenUndnirgends schwererzu be- handelnsindalsin derSchule,deren Hauswirthschaftunteriichtimmernur einkümmerlicherNothbehelf seinkann. Manches ließe sich wohlauchaus- reichendschondurchein Abonnement aufdie,,Woche«ersetzen.Diese Frauen- schulklassenhätten Berechtigung für Mädchen,dienachderEntlassungvom Lyzeumin uncivilisirteGegenden verschicktwerden sollten,woeskeineGroß- undSchwiegermütter,keineErfahrungund Tradition giebt,keineLiteratur, keineZeitschriften,keineNachschlagewerke,keine VereineundAuskunststellen, keineAerzteundkeine Anwälte und« keinenMenschen,derschnell aufrichtige- Fragen richtigeAntworten giebt.DasLyzeum hatnebenbeinoch,,wissenschaft- liche« Fortbildungsilassen.Eshat dazueinenKindergarten, dessen Pflege sogar obligatorisch ist.(Dieses absichtvolle Vorwegnehmenvon Dingen,die noch nichtdafind, ist nicht geradevom bestenGeschmackundaucheinWenig lächerlich)DasLyzeunibietetVorträgevon»Dozenten,dienichtdemLehr- körperangehören-Idabei ist»GelegenheitzuReferatenundBesprechungen zugeben.EtwaigeReferate sinddenSchülerinnennicht aufzugeben,sondern- zurWahlzustellen-« Ueberhaupt ,,wirdeinefreiere Lehr-und Lernweise Platz greifenkönnen«.Undauf manchesAndere noch sollen sichdieLyzeen einrichten,um denjungen Mädchen ,,Zielezustecken,Streben und Kraft- übungenbeiihnen anzuspornen«.Abergenug. Dieses Nothproduktmitder Signatur,,HausbackenundPhantastisch«sollderStudienanstaltdasGleich- gewicht halten.Daswirdesnicht leisten;denndiesesganzeProgramm,das anziehensoll,enthältdochkeineinziges wirkliches Zugstiick. DieseToilette aus Gelegenheitkäusenwirdnoch genug JronieundMitleid auf sich herab- ziehen. »Nachdiesem Erlaß seheich denAnsturm ausdieStudienanstalten voraus,«schriebderDirektor einesMädchengymnasiumsDenAnsturm auf dieLyzeenwirdso leichtNiemand voraussehen WiesichdasLyzeument- wickelnwird, ist nicht sehrschwervorauszusagen.Wieesin den»Bestimmungen«

entworfenist,kannesnicht lange bleiben;eswirdsichengerandieMädchen- schuleanschließen,soliderw-irden,sicheineBerechtigungzubestimmtenStudien- fächernerkämpfen,-bisessich schließlichvon derStudienanstaltnicht mehr allzu sehr unterscheidetSo mußeswerdenunter demDruckderStudien- anstalt.DieserDrucksetzt sichabernochweiter fort.Demschon so schwer

von derStudienanstalt bedrängtenLyzeum droht nochvon anderer SeiteAb- bruch.EssollimAllgemeinenauspraktischenGründen mit einem Seminar für HöhereLehrerinnenverbunden werden. NunwürdedieWahl zwischenzwei Jahren Lyzeumund dreiJahrenSeminar meistzuUngunstendesLyzeuxns ausfallen.DieAusbildungzurLehrerin ist daher erschwertworden; stattdrei Jahredauert sie jetztvierJahre, statteinesExamens sind zwei nöthig. (Die

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438 DieZukunft.

Bestimmungen stellen dieseErschwerungals eineErleichterunghin:beigleichem ZielundVerlängerungvon drei aufvierJahre seien für jedes Jahrjetzt nur drei Viertel desFrüherenzuleisten.Dasseinothwendig,weildie bis- herigeJntensität sichalsgesundheitschädigenderwiesenhat«Mankönntewissen, daßDasnur eine reineRechnung ist.DieJntensität bleibt,weildasZiel keinemathematischeGrößeist,die Dauer wirdlänger,der Examensdruckver-

doppelt.)SowirktdieStudienanstalt aufdieMädchenschuleunddurchsie ausdasSeminar. NachderStudienanstalt muß sichAllesorientiren: der gemeinsameUnterbau sowohlwieAlles,wasnebenihrgebaut wird; sie ist diedominirende Anstalt.Dasistes,wasverständigeLeuteimmer befürchtet haben,was dieneuen Bestimmungen bestätigen:dieStudienanstalt istzu stark; sie wirftdieganzeFrauenbildungüber denHausen. Darauswurde immermitHoffnungen geantwortetodermitLachen.Nun istessoweit- Bisherwar dieFrauenbildung ausDieberechnet,diesichverheirathen,und dieBerufssrauen trugendenSchaden (derdarin bestand, daß sieden männ- lichenKollegen nichtganzgleichberechtigtundeinige Berufe ihnen verschlossen waren). Jetzt istdieFrauenbildung nachdenBerufssrauenorientirt unddie MütterundFrauen tragendenSchaden. DasistdieReform.

·

Willman beurtheilen,was ausderStudienanstaltwird,so mußman

seine männliche Parallele, das Gymnasium,ansehen.Da auchfür dieses Reformenbevorstehen, so ists richtig,denWerthderStudienanstalt nicht nach Demzubeurtheilen,wasdasGymnasium jetzt ist, sondern nachdemCharakter, denesinZukunft habenwird. DasGymnasium steht schonjetztuntereinem vielstärkerenDruck alsdiebisherige HöhereTöchterschule.DieserDruckist nicht willkürlich,sondernwirdausgeübt durchdieAnforderungendesBeruf- lebens, zu demdasGymnasiumvorbereitet. EinBeruf ist heute sokom- plizirt, setztsovieleKenntnisse,sovielBerufstechnik, sovielDrill,Entsagung undGehorsamvoraus, daßeinGymnasium unmöglicheine StättederFreude seinkann. DieBestrebungenzurHumanisirungdesGymnasiums scheinen nichtsehr aussichtreich. Unsere Civilisation beruht ausdemErnstundNach- druck, mit demdiemännlicheJugendinsie hineingepreßtwird. DieJugend büßtdieFortschrittederErwachsenen.Davon kannsieNiemand sreisprechen.

Man wirstdemGyrnnasiumvor,daßesSklaven erziehe.AberunsereEwi- lisation beruht jaaufSklavendienst Staat, Heer, Industrie, Wissenschaft fordern Sklaven, selbständigeSklaven natürlich;selbständigwie einPfeil,der zwanzigmalum die Eckefliegt, selbständigin«Bezug auseinZiel, nicht auf einenpersönlichenWillen. Dastrifftimmodernen Betrieb niezusammen;

dagiebtskeinZiel,dasman wollenkönnte.Dazu istAlleszukomplizirt.

WenninSüdwest,mitten imNahseuer, plötzlicheinLieutenant inseiner ganzenGardeducorpslängeausspringt,umeinemnachWasserächzen"’:enBlessirten

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Frauenbildung. 439 eineErleichterungzubringen (,,Armer Kerl,wenn DirNiemand hilft, will ich Dirhelfen!«),undnatürlichimnächstenAugenblickfällt, fo starberals Ritter, alsMensch, selbständignachalterArt, abererfielreglemrntwidrig, unmodern. DasReglement fordert:imwirksamen seindlichenFeuer haben dieOffiziere soweitDeckungzusuchen,wieesmit dererforderlichenUebersicht vereinbar ist. So istesüberall. DerZweck,dasZiel,derErfolg istder bestimmendeHerr, nichtderMensch,dereinarmes,gefügigesJnstrument ist.

Ersoll,was ausdem Blutaufsteigt, abwiirgen,diebesten Gefühlehinunter- schlucken.Diestören.Ersoll seineNerven beherrschenund besondersdie großeSündefürchten:dieFahrlässigkeit.DasistdasSystem. Siehtman es imGanzenan, so imponirtes;siehtman dieeinzelnen Menschen, so ists jämmerlich. Jn dieses System gehörtdas Gymnasium.Man kommeaus dieser AnstaltmitgebrochenenKnochen heraus, höchstpolirt,miteinerGut- müthigleitderEinsichtundeinerUniversalitätdesWillens,dabeirohvon Begriffen,mitverwischter Physiognomieund imGanzenübelzugerichtet:Das hörenwirnun alleTageundglaubenesaufsWort. Nunmöchtenwirhören-, wieman esändernkann,dadieseZurichtung doch augenscheinlichnützlichund nothwendigist,auf ihrdiefernere Brauchbarteitim modernen System beruht undohnediese VorschuledesLebens dasSystem krachenwürde. Hundert Jahre habedasErziehungsystemunserLebenverwüftet. Zugegeben;aberin diesen hundert Jahren hat sich auf diesem SystemdasSystemdes modernen Lebensaufgebaut, so daß jetzt Deutschlands GrößeundKraft (ja, vielleicht seine ExistenzundZukunft) aufDemberuht,waswiramMeisten verachten.

Wenn inkleinerenLändern,woespatriarchalischerundbehäbigerzugeht,die Schule humaner istund sein darf, sokannunsDasnichthelfen. Deutsch- land istkeinidyllischesLand,sonderneinHochdruckkessel,eineinzigerGroß- undSchnellbetrieb,woinheftigsterKonkurrenzdreiundsechzigMillionen arbeiten, zusammengedrängtundvon allenSeiten umdrängt; istdasmodernsteund ernstesteLand, in dem mit derIntensitätdesAmerikanersundderAusdauer desKuligearbeitetwird. Diese deutscheStimmung,dieJeden erfaßt,der Berufsarbeitleistet,dieauch allmählichin dieentlegensten Provinz-endringt, magselbst fürdie Männernachundnachunerträglichwerden. Aberanden Ketten schüttelnmachtnochnicht frei.Wiesollenwirglauben, daß sich für sie dieVerhältnissebessern,wenn wirsehen, daßdieKräftederEntwickelung so stark sind, daß siejetzt auchdieFrauenindasSystemziehen!Nein:da dasöffentlicheLebensich noch unaufhörlichkomplizirt,die Betriebe sich diffe- renziren,dasBerufsleben also seine Ansprüchesteigertundbestimmter stellt, so ist vielmehrzu erwarten,daßdiePraxissich noch mehr Einflußaufdie Schule sichernwird. JnUnterrichtundErziehungwird dasGymnasium nochmehraufhören,Bildunganstaltzusein,unddenRest seiner Vornehm-

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440 DieZukunft.

heitverlieren. DieAngreiferwerden wohl durchsetzemdaßderUnterrichts- stoff reicherundmoderner wird,unddieBertheidigerwerden denErziehung- drill halten. Undwenn sichderRauchverzogen hat,istdieeinzige Partei, dieverloren hat,dieJugend: siewird,statt klassischund ideal,modern undrealgebildetwerden;denn siegen muß,wasam BestenindasSystem unsererLebensart paßt. SolcheRevolutionen undReformen pflegen jaganz anders zuenden,alssieangefangenundihreAutoren gedacht haben.Wenn eineBewegungbreiter wird,tritt dieberüchtigteFrontverschiebungein. Man kenntDasaus derGeschichte. AuchinderFrauenbewegungwar esso:mit Bildungfreiheit fängtesan,mitBerufszwang hörtesauf. WährendAlles losist, istauch immerderTeufel los,denvorherzu bindenman immerver-

gißtundderdieLockerheitundVerwirrung,dieErschütterungderTradition dann schon sür sich auszunutzenweiß. Dasist ausnahmeloseRegel. Deshalb istmiteinigem Rechtzuvermuthen,daß derKampfum dieBefreiungdes Gymnasiums aufeinenneuen Zwang hinauslaufenwird. Non scholae, sed vitae discendum: wirklich eine Vertrauen erweckendeParole.

Beidieser aussichtreichenLage giebtman nun also diespezifischeFrauen- bildungauf undacceptirtdiemännliche.Manistdesdells müdeundwill insGetriebe. DasGetriebe wirdunbarmherziger.Wirhaben dafür gesorgt, daß unsere Töchterhineinkommen. Esistzuvermuthen,daßsie dieseEnt- wickelungandersbeurtheilenwerdenalsdieZukunftfrohen,dieschondieDank- barkeitderkommenden Generation ganzinBeschlaggenommen haben. Auch Mädchen,dieschließlichnichtinsGetriebe kommmen, sindwenigstensin der Jugendandasmoderne Arbeitsystemangeschlossen.Die Liberalitätundmen-

schenfreundlicheJndulgenz istausderHöherenMädchenschuleentfernt.Bildung?

DieSchule istansichschonwenig geeignet,Bildungzu vermitteln. Man lerntinihr falschantworten,bevorman dieFähigkeithat, richtigzufragen;

mehralsoberflächlichlernenkannman erst,wenn man genau weiß,wasman

wissen will;und zurReifekannnur erlebteBildung beitragen.Wernach dieser Reform nochmeint,eshandlesichum Bildung,wenn dieSchuleum sich frißt,Demist nichtzuhelfen.

Etwas Echtes fürdieEinzelne ist nichtgewonnen; eherdieMöglich- keiteinessolchenGewinnes verkürzt·Wie aberstehtesumdiesozialenWirk- ungenderneuen OrdnungsDiewerdeninden»Bestimmungen«ineinigen sehr beachtenswerthenSätzen gestreift. »DierascheEntwickelungunserer Kultur unddie damitgegebeneVerschiebungderGesellschaft-,Erwerbs- undBildung- verhältnissederGegenwart habenesmitsich gebracht,daßgeradeindenmitt- lerenund höherenStänden vieleMädchenunversorgtlleiben undvielesür dieGesammtheitwerthvolle Frauenkraft brich liegt.DerUeberschuszder weib- lichenüberdiemännlicheBevölkerungund diezunehmendeEhelosigkeitder

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