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Herausgehen Maximilian Bart-m
Inhalt:
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Uachdruck verboten.
V Erscheint jedenSonnabend.
Preis vierteljährcich5Mark, dieeinzelneNummer 50Pf.
Berlin.
Verlag der Zukunft WilhelmsfraßeBa.
1909.
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Berlin, den 23. Januar 1909.
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wurde,amneuntenFebruar1801,derFriedevonLunevillegeschlossen.- DasmorscheDeutscheReichverlor das linkeRheinufer,dreiMillionenMen- schenundsechzigtaufendOuadratkilometer Landes,unddeninihrerTerri- torialmachtgeschmälertenFürstenwurde,wieschondreiJahre vorherim Frie- denvonCampo Formio,vom SiegerEntschädigungzugesagt.Dieregens- burgerReichsdeputationwirddieAnsprücheprüfenundJedemgebenYwas ihm gebührt.VonRechtes wegen?Nein.Diefranko-ruffisch.eInteressenge- meinschaftkannnichtwünfchen,daßeinerderdeutschenGroßstaatenBeträcht- liches gewinne;kannsdurch schlaueNutzungderaustro-preußischenEifer- suchtleicht hindernundin-Südwestdeutschlandsichein denGroßenunbe- quemesStaatenbündel schaffen.JmHauptschlußvom fünfundzwanzigften Februar1803fügendieRegensburgersichdemWunschderJmperatoren ausWestundOft. DeutschlandsVolkfühltdieSchmachnicht; ahnt nicht, daßKleinmuthundEigennutzderFürftendenletztenPfeiler derKaisermacht, die desReichesEinheit repräsentirt,lockernmuß;trägtdieSchandefremder Bevormundungwie einunabwendbaresGeschickUndrührtfichnicht einmal, alsdieFranzosenHannoverbesetzenundvon denlschemBoden denHerzog vonEnghiennachVincennes schleppen.VieleFürstenundHäupterFreier StädtejauchzendemEroberer zu, den derWilledesvonsolchemGlanzge- blendetenGalliervolkeszumKaiser krönt.KarlFriedrichvonBadenschreibt anihn: »EureMajestätkennen dasGefühlergebenerBewunderungund
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126 DieZukunft-
Dankbarkeit,dasmichanSiekettet,zugut,um andertiefen Freudezwei- felnzukönnen,dieichbeiderNachr-ichtempfand,daßEureMajeståtmit der Machtbekleidet wordenist,diedenWünschenund derWürdeeinersogroßen Nation,zugleichaberauchdernGenie,demRuhm,dengewaltigenEigenschaf- schaftenentspricht.MeinaufrichtigerGlückwunschsolleineneueHuldigung sein,dieWiederholungderehrlichenWünsche,dieich fürdieErhaltunthres unersetzlichenLebenshege.EureMajestätwollenmirgestatten,in vollem Vertrauen stets aufeingnädigesWohlwollenundaufdieGewährungJhres mächtigenSchutzesin allenAngelegenheitenmeinesHauseszuzählen.Jn BewunderungundktiefsterEhrfurchtbinichEurer Majestät sehrergebe-
nerKarlFriedrichKurfürstvonBaden.«JndemBrief,denbadischePrin- zen zurKrönung nach Parismitbringen,nenntKarlFriedrich sichgar den t1«es humble et.ires devoud Serviteur desFranzosenkaisers.Der Land- grafvonHessen-Rothenburgschreibt:»DassranzösischeVolkhatsoebeneins derschönstenDenkmale nationaler Liebe undDankbarkeit errichtet,als es Eurer MajestätTitel und Würde deserblichenKaiserthumes verlieh. Diese WürdescheintgeschafsenfürDen,derinseinenThatenundinseinemGenieso sehrdemerstenderCaesarenähneltLängstbewundertEuropadiegroßenEigen- schaftenDessen,der demErdtheildenFriedengebrachtundsichimTempel desRuhmeseinen derschönstenPlätzegesicherthat. JndenBeifall spendenden Jubelruf EuropasmischtsichauchmeineStimme,umEurerMajestätGlück- wunschundHuldigungdarzubringen.EureKaiserlicheMajestätwolle darin dasEmpfindenseinesHauseserkennen,das mitehrfurchtvollerTreueanFrank- reichhängt,weildiesesLandesGroßmuthihm SchutzundRechtsbiirgschaft gewährthat. Ichwage, Beides von derSeelengrößeEurerMajestät auch fernernochzu erwarten. MeineDankbarkeit wirdIhremRuhmzuähneln trachten; siewirdohnegleichenseinundin meinenEnkeln fortleben. Jntief- sterEhrfurchtbinichEurerKaiserlichenMajestätsehrgeringerundganzge- horsamerDiener Emanuel LandgrafvonHessen-Rothenburg.«DerFürst von Hohenzollern-HechingenflehtdenHimmelan,dasglanzvolle,füralle Nachbarnundbesonders fürdiedeutschenStaatenkostbareLebendesKaisers zuverlängern.JoachimvonFürstenbergbittetumgnädigenSchutzundspricht seine Freudeüber dieKürung aus,die denFrieden Europasund die unge- störteGeltungderdeutschenVerfassungsichere.DieFürstenvonLeiningen undvonJsenburg schwelgenin TönenähnlicherInbrunst.DieFürstin-Re- gentin vonOettingen-Spielbergstammelt: ,,Jn diesemgroßenEreignißseg- netDeutschlanddieErhaltungundVollendungdesZustandes,denihmdie
Praeludium. 127
mächtigeHandEuerMajestätstattderKriegsgräuelbescherthat. Jchwage,
«andenStufenJhresThronesdenAusdruck derGenugthuungundFreude darüberniederzulegen,daßderHelddesJahrhundertsmitderMachtbekleidet ward,dieihm Einfluß aufdasSchicksalmeinerSöhne sichert. Wenn,wie ich innig wünsche,die DauerJhresLebens derJhres Ruhmesgleicht,wer- dennochmeine Enkel inbegeisterterDankbarkeit sichdesvonEurerMajestät unshuldvoll gewährtenmächtigenSchutzesfreuen.«Lakaien,diederFremd- ling fürdenNachtstuhldiestmiethete?Nein:deutscheFürsten; acht Jahre nachdem TodFritzensvonPreußens.LeidersprechendeutscheBürgernicht anders. JmNamenderFreienundHansa-StadtBremenwimmertderprä- sidirendeBürgermeisterHeinrichLampe-:»EurerMajestätwarvorbehalten, in einemweiten,vondenfurchtbarenStößen derZwietrachtund Anarchieer- schüttertenGebietRuheundOrdnungzuschaffen.SeitJahrhunderten sind swir denInteressen Frankreichsverbunden unddieneustenEreignissehaben sdiesesBandnochengergeknüpft.Sosindwirgewöhnt,dasGlückEurerMa-s jestätals einenZuwachszuunseremanzusehen.EureKaiserlicheMajestät kannsichalso vorstellen,wiegroßunsereFreudeist,danun das mitsoreichem LorbergeschmückteDiademaufdererhabenenStirn glänzt.MögederAll- mächtigedasLeben EurerMajestätmitebensolchemGlücksegnen,wie es
»aus EurerMajestätMühenaufdieFranzosenundaufdieStaaten,dieJhren Schutzerbaten,herabgeträuftist.MögendieTageEurerMajeståt,die das Szepterinso festerHand haltenwerdenwiedieWagederGerechtigkeit,so llangewähren,wie Allewünschen,denen-dasGlück derVölker,dieZusrieden- sheitder Mitlebenden und dasGedeihenkünftigerGeschlechterwahrhaftam
Herzen liegt.Wir,dieunterwürsigstenDiener EurerMajestät,bitten,unsund unsererStadtauch fernerdiehoheGüte zuerhalten,die unsbisher gewährt war.«UnsterblichenRuhm,schreibendieLübecker,habederKaiserzuwohlthä- tiger Wirkunggebracht.Wunderbar,jauchzendieNürnberger,einzigin der Ge- schichteundtröstlichfürdenFreundderMenschlichkeitistderAusblickaufeine ZeitallgemeinenFriedens.Und dieAugsburgerkreischen:»Einstimmigpreist EuropadasgroßeHerzund denweiten Blick Eurer KaiserlichenMajestät, derenHandelnüberalldieglänzendeSpureineserhabenenundwohlthätigen Genieserkennenläßt.WiedürftedieFreieReichsstathugsburg,dieim Ver- lause wenigerJahreso«vieleBeweisederHuldund desWohlwollens empfan- genhat,dieGelegenheitversäumen,EurerKaiserlichenundKöniglichenMa- sestätdieHuldigung tieferVerehrungdarzubringen?UnsereheißestenWünsche Vereinensichzu derBitte,dasunschätzbaieGut dcsmächtigenSchutzesder
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128 DieZukunft
StadtAugsburgin allenFährlichkeitenzuihremHeilzuerhalten« Darf- man darüberstaunen-,daßderEmpfängersolcherBriefe nochaufSanktHe- lenasprach,diePamphletisten,dieseinenRuhmanzunagen versuchten,wür- denaufGranit beißen,dennseinevom Sonnenglanz umleuchtetenThaten zeugtenimWandelderZeitfür ihnundMillionen europäischerMenschen trauerten umihn,alsumEinen,dereinerMenschheitzumWohlthäterward?
EinHalbjahrhundert nachdemFriedenvonLuneville.NichteinFran- zosenkaiserwirdjetztvomdeutschenEmpfindenvergottet,sonderneinReussen- zar.NikolaiPawlowitschgiltalsderHelddesJahrhundertsundGermaniens entmanntes Volkwirft sichvorihm-indenStaub.DarsManteusfelMinister bleiben,trotzdemerdemZaren nicht gefälltundsogar seineFrauamHofder Königinschlechtbehandeltwird?TheodorvonBernhardi schreibtinseinTage- buch: »Derneue BürgermeistervonHirschbergbesuchtmich;eineleganterv undparsumirterjungerManninhellenHandschuhenBürgermeisterwerden zwarvon den Städtengewählt,vonderRegirungaberbestätigt,revera also- vonderRegirungernannt. Diesem jungenMannsiehtman aufdenersten Blick an,daßergebildetistwieJemand,dereinedeutscheUniversitätmitErnst besuchthat.AberwelcheAnsichten!,RußlandverhältsichzuDeutschlandwie- Makedonien zuGriechenland; deutscheBildungwirdundmußinRußland herrschendwerden.DagegenwirdDeutschlandaufhören,alsStaat fortzube- stehen;RußlandwirddiethatsächlicheHerrschaftindemalterschwachenDeutsch- landerlangen,aberdiedeutscheNationalität inihrer siirdieallgemeine Welt- bildungmaßgebendenLiteraturfortlebens. Rußland istdasReichSaturns.
DaherrschtdiegrößteOrdnung,dieallgemeinsteGlückseligkeitin allen Stän- denbegeisterteLiebefürdasKaiserhaus;dasindVolk undRegirungeinig- Von dorther mußdasHeilderWelt kommen-«Sahessoin denKreisender Höchstgebildetenaus,sowarnichtzuverwundern, daßderKultus desrussi- schenZarthumesin dentieferenStockwerken derGesellschaftdiethörichtesten Formen annahm.«Der,,BoteausdemRiesengebirge«bringteinGedicht, in dem Nikolai alsdergrößteMannderErdegefeiertwird, »alseinzigerMann indieserZeitderMemmen,dieSinn nur hat für Weiber,Geld undSchlem- men« ;erbärmlichePygmäenneidenDir,oKaiser,denRuhm »undhuldigend liegtDirdieWeltzuFüßen,Dich,HerrundKaiser,jubelndzubegrüßen«.Nach NikolaisTod wirdsnoch schlimmer. »DieKreuzzeitungistmitschwarzem Randerschienen,alssiedenToddesZarenzu meldenhatte!Soganzunver- hohlenfeiert sieindiesemKaiser ihreneigentlichenHerrn!DerRegirung- PräsidentGrafZedlitzhat,als dieNachrichteintraf,vonseinerFrauverlangt,
Praeludium. 1129 sie solleTraueranlegen,nochehedieVorschriftderHoftrauerdawar.Paftor .--KrummacherhatamBegräbnißtaginPotsdamüber denTextgepredigt:
DerKaiser isttot.DerKaiserlDerKaiserpar- excellencel WelcherPreuße müßtedabeinicht schamrothwerden! Gerlachsagtin derKammer,der Tod desKaisersNikolaus habeinganzPreußengewirkt,als ob einVater gestor- ben wäre.GardeosfiziereundAristokratietreibeneinenförmlichenKaiser- kultus ManträgtTrauermedaillen mit demBildnißdesKaisersaneinem -schwarzenBandDieHerrenGardeoffizieretragen sieanderUhr,dieDamen andenArmbändern. DerKaisertoutcouit istindiesenKreisenimmerder KaiservonRußlandJn denMilitärkreifenüberallKaiserkultusundkein Ende. Man kannnichtgenugüber dieBerblendungder Gardelieutenants staunen.DerNikolaus, fürdensieschwärmen,isteinganzimaginäresWesen, dasnie undnirgends eristirt hat;derwirklicheKaiser sah ihm nicht entfernt ähnlich.JndempommerschenArmeecorpssindsoziemlichalleOsfizierekreuz- ritterlichnndrussischgesinntnndbehelfensichinErmangelungvonJdeen mitgewissenSchlagworten: ,Jch hörelieberdierussischeNationalhymneals dieMarseillaise«;undmitähnlichen.WirsolltenunsvonRechteswegenwohl Beides verbittenundbei,HeilDirimSiegerkranz«stehenbleiben-«Sogrollt Bernhardi.Undberichtet,nacheinemGesprächmit demOberst Etzelx»Der Anblickhier istentmnthigend.KeinMenschweiß,waswerdensoll.Beun- ruhigendistnamentlichdieschlaffeMnthlosigkeit,dieman bei denvernünfti-
gerenunsererStaatsmänner findet.WährendalleVerständigenverzweifelt sind,weilPreußenbeseitigt,unbedeutend,in diepolitischeRumpelkammer gestelltist, glaubtderKönig,derSchiedsrichtervonEuropazusein,glaubt er, Allesbuhleum seine Gunstund alleMächtelegtendieEntscheidungder weltgeschichtlichenFrageninseineHand.«AuffeinenerstenBeratherhörtFried- richWilhelmbderViertekaumnoch.Alsihmerzähltwird,Manteufselbillige irgendeineköniglicheVerfügungnicht,ruster:»Achwas:Manteuffel istmein Schuhpntzer!«ManteuffelkenntdiesenAusspruch,weiß,daßereigentlich gehenmüßte,meintaber,als treuerDienerdürfeerinkritischerZeit seinen Herrnniiixtver-lassen.SoprofitablerTrosthatdeirSchwachheitnochniegefehlt.
NachdenFranzosenund denRuserkamendieBritendran. Jahre lang hatte namentlichSüddeutschlandAlles,wasnachFreiheitschmeckteoder roch,über denRhein importirt.Daswar nachdemStaatsstreichLouis Na- poleons nichtmehrsobequem:undderBlickdeutschenSehnensmühtesich deshalb, durchdenKanalnebel in dasLandzudringen,woschonMontesquieu sdasJdealdesTacitus,dieArbeitgemeinschaftvon Monarchie,Aristokratie
130 DieZukunft.
undDemokratie, verwirklichtfand. Dahlmann,Macaulay,Vincke,Gneist wurdengelesenund unterdemEindrucksolcherLecturewuchsdieEhrfurcht-.
vorder,,unvergleichlichenErbweisheit«derBriten. Church and crown
sinddortdemVolksbewußtseinPalladien:unddennochistdesGewissensRe- gungfreiund dieKroneselbstdemGesetzunterthan.DieMachtdesAdels- istgesichert:unddennochdemkleinstenMann auf derStraße seinRechtver-
bürgt.JstBritanien deutscherBewunderung nicht würdigeralsFrankreich, demwir denPräfektendruck,diepolitischeUnselbständigkeitderBeamten,dies gefährlichenKünstederVerfassunginterpretation,dasAnklagemonopolder StaatsanwaltschaftundähnlicheDanaergabendanken?Mitfast neidischer- Bewunderung mußtegeradederdeutscheBeamte nach England hinüber- schauen.GeheimePersonalakten,in denenauchgrundloserZorneines Vor- gesetztensichungestrastaustobendarf,sinddanichtzufürchten;dieFreiheitdes politischenGlaubensbekenntnifsesist gewahrt,durcheifernde Willfährigkeit auf derEhrenleitereinehöhereSprossenichtzuerreichenund dieAbsetzungnur möglich,wenn dietriftigstenGründedafür sprechen.WillkürlicheEntlassung einesBriefträgerskann imParlamentzu denheftigstenDebattenführen,sagt- Treitschke;undfügt(schon1857)hinzu:»JnPreußenbringtjedeKammerwahl sämmtlicheVerwaltungbeamte,biszumOfenheizerderunterstenBehördeher- ab,ja,wohlgardieHandwerker,derenSchilddasPrädikat,Hof«schmückt,in den- ernstestenKonfliktzwischenihrerpolitischenUeberzeugungundden Inter- essenihrerSubsistenz.«EnglandüberAlIes:wurdedieLosungdesdeutschen Liberalismus,derdochnicht einsah,daßdieFreiheitundKraftdesbritischen Staatslebens sichauf deutscherErdenur wiederholenkonnte,wenn diepoli- tischeLeistungdesBürgers (anZeit, Geld, wachsamemPatriotismus)derdes Jnselrömersähnlichwurde.Gneist selbst,einunverdächtigLiberaler, hatte- inseinemWerk überEnglands VerfassungundVerwaltunggesagt,Deutsch- landhabe»dieweitestegeistigeEntwickelung,diegesundestengesellschaftlichen Verhältnisse,die demGemeinwesenwohlthätigsteVertheilungdes Vermö- gens,die in einemGroßstaatEuropasoorkommt«. DieMagnnChartaBri- taniensbliebauch danachdasZielderSehnsucht.DieFrage,obEnglandvon deutschemNationalempfindenDankverdiene, wurde,weildiesesEmpfinden inseinerSchüchternheitkaum zum Wortkam,garnicht erst gestellt.Jn der ZeitdesDreißigjährigenKriegeshateinBritenkönigdieVerwirrunggemehrt, dieSachedesProtestantismusgefährdetunddenkontinentalenHändelndann kühlden Rückengekehrt.Daß DeutschlandimRastatter Frieden nichtden Elsaß bekam,wardasWerkenglischerStaatskunst,diezuerstzwar dieRück--
Praeludium. 131
gabederStadtStraßburgalsMindestleistungforderte,dannaberdemFrank- reichdesSonnenkönigssichgefälligzeigenundaufDeutschlandsKostenihren Besitzstandsichernwollte. Seitdie BritendasinFrankreicheroberteLand(zu ihrem Heil,wieMacaulay beweist)verlorenhatten,war aufbeidenSeitendes Aermels dieStimmungunfreundlichundLordStanhopekonnteseinVerspres chen,denLandsleuten dieFranzosenfeindschastabzugewöhnen,nur einlösen, wenn derAbtundStaatsrath Duboisihn nichtmitleeren HändenvordieWelt- händlernationtretenließ.UndwerNeufundlandunddieAntilleninselSaint Christopherhaben wollte,durftedenParisernnichtauchnochdenElsaszabsor-, dern.DievordenSturmtagendesSiebenjährigenKriegesgesammeltenEr- fahrungenfaßteFritzvonPreußenin denSatz,den er,alsseinebündigeKritik englischerDiplomaten,ineinemBriefanKarl vonBraunschweigaussprach:
»DieseLeutewollen, daßichFrankreichandieLuft setzeundmichandem Ruhmsättige,ihr Hannoverland gerettetzuhaben,dasmichgarnichtan-
geht;entweder wollensie michgröblichdupirenodersiesind lächerlicheitle Narren.«HundertJahrespäterschriebeinKönigvonPreußen,seineMahn- ungseiin London,,wiedasGebell einesHündchens«überhörtworden. Jn-.
zwischenhatte EnglanddasDeutscheReich nocheinmal um dasRechtan Elsaß-Lothringengeprellt.DieRückgabewäreerreichbargewesen,wenn Wellington nicht, ehedie verbündetenMonarchen nochinPariseingezogen waren, LudwigdenAchtzehntenunterdemSchutzenglischerBayonnettesin die Tuilerien gebrachthätte.DembefreundetenKönigkonntendie Vorkäm- pferderLegitimitätam ersten Tag nachderHeimkehrnichteineLandzer- stückungzumuthen,dieseineMacht entwurzeln mußte.JnderInstruktion, dieTalleyrand sichvomKönig fürdenWienerKongreßgebenließ,wurden dieGroßmächtevorPreußensEhrgeiz(,,dendieserMonarchie ihre körper- licheGestaltung fastzurPflichtmacht«)eindringlichgewarntundBeschlüsse empfohlen,diePreußensBesitzstanduudEinflußschmälernsollten.Der klugeFranzosesetzteseinenWillenauch durch: PreußenerhieltMainz nicht, vonSachsennur einenTheilundwurdeaufderniederländischenSeiteun-
günstigabgegrenzt.Warum? WeilCastlereagh,derdemFürstenHarden- berg vorherdieenergischsteUnterstützungzugesagthatte,in demAugenblick,
woFriedrichWilhelm sichnichtin eine denRassen feindlichePolitikhetzen lassen will, seinWortbrichtundFrankreichundOesterreich,denGegnern preußischerMacht,einBündnißvorschlägt.EinHalbjahrhundertdanacher- eifern sichbritischeStaatsmänner fürDänemarksJntegrität(,,Wir dürfen nicht dulden, daßKiel eindeutscherKriegshafenwird«)und gegen denboh-
132 DieZukunft.
mischenKrieg,derPreußensPrestige erhöhenkönnte.Noch1870hat Eng- land,trotzdemCarlerlautfürdieGerechtigkeitdesdeutschenKampfeszeug- te,Frankreichbegünstigtund derFranzosenflottesogargestattet,imBereich britischenHoheitrechteseinendeutschenKauffahreraufzubringen.AufdemWeg nachAfrikastießenwirbeijedemSchrittaufdenLeunFürsolcheLeistunghätte einanderesVolk nichtdenZoll derBewunderunggezahlt.Deutschlandshats gethan;undmeinte, aufdieObjektivitätseinesUrtheilesstolzseinzudürfen.
Jetzt freilich hatderWindsichgedreht.Wirdviel zuoftbei unsun- freundlichüberEnglandgesprochen.Weil es inseinerPolitikbessereGeschäfte machtals dasDeutscheReichundweil wir denVerantwortlichen erlauben, dieErtraglosigkeitihres MühensmitdemHinweis aufdieskrupelloseVer- schmitztheitderRivalenzurechtfertigen.(EineseltsameSitte.»DieKonkurrenz ist höllischschlauundsperrtunsalleWege-«:derLeiter einerAktiengesellschaft, dersichmitsolchemWortvonschlechtemGeschäftsabschlußzuentschuldigen versuchte,würdevonhöhnendemGelächteraus derRednerreiheund baldwahr- scheinlichvonseinemPosten gejagt.)Dasistwedernützlichnochnobel. Wir habenkeinenGrund, sentimentalischim eitlenBewußtseinanglo-deutscher StammverwandtschaftundWaffenbrüderschaftzuschwelgenund zuwähnen, BlüchersTagesbesehlausdemPachthofLaBeile Alliancehabe wirklich»ein vonderNaturfchongebotenesBündniß«besiegelt.Dem Geniedieseskräf- tigen, herrischstolzenVolkesaber,seinemunbeirrbaren Instinkt,derFähig- keit,dasfüreinWelt1«eichNothwendigezu erkennenund zuerringen,dürfen wirauchimAergerdieAnerkennungnicht weigern.Muß derPendel unseres Empfindensdenn immerin zu weitemBogenausschlagen2Thörichtist,dem Briten alsSchuld anzurechnen,daßernurandasWohlseinesReichesdenkt;
thöricht,ihnzuschelten,weilerumjedenerschwinglichenPreisprofitableGe- schäfteabzuschließentrachtet.NurkeinenNückfallin dieVasallensittedunkler Tage! Nur-,geradejetzt,ruhigeWürdelDieBosheit blinzeltüber dieGrenze.
WenndeutscheMenschenmorgen auchvonfernnur denSchwachgemuthen ähneln,dieausverzücktemAugeaufBonaparteundNikolai,Palmerstonund Gladstonestarrten,wird Germania übermorgenzumKinderspott.
Eduard derSiebente kommtendlichnachBerlin;zumerstenMalals Gekrönter.KommtmitseinerKönigin.Weil er,ohnediePflichtzurHöflich- keitgrobzuverletzen,denGegenbesuchnicht längeraufschiebenkann.Weil mancheanseinemGeschäftkonsortialBetheiligefinden,imanglo-deutschen Verkehr seidieSpannung allzu straff geworden.Undweil derKlugenicht hoffendars, jeinhelleremGlanzkommenzu können.Fasttäglichwird im VereinigtenKönigreichüber dieUnvermeidlichkeitdes gegenDeutschlandzu
Praeludinnl. 133
—fiihrendenKriegesnndüber dieAbwehr deutscherJnvasiongeredet.Die Västungarbeitwirdbeschleunigt,einLandheer (nichtzumSchutzder eng- llischeaKiistygeschaffen,dieLandunginJütlandstrategisch,in anderenThei- lenSkandinavienspolitischvorbereitet. EindeutscherGeneraloberst,derfünf- zehnJahre lang aufMoltkesPlatze saßunddessenArtikelvom Deutschen Kaiser seinenGeneralen empfohlen wird,nenntBritanien laut »einenun- versöhnlichenFeind, dessenHaßsichdurchVersicherungenaufrichtigerFreund- schaftundherzlicherSympathienichtmildernläßt«.EbenersthattedieHerrn Hale gewährteJnterview erkennengelehrt,wieWilhelmüberEnglandund dessenKönigdenke. Dasgenirt VickysSohn nicht. JustindieserZeitwiller nachBerlin. ,,Paßt auf,wiesiesichderAnkündungsreuen,mitwelcherHerz- lichkeitmichempfangenwerden.Jchbin derFreund RnßlandsUndderVer- einigtenStaaten, JapansundChinas,dermusulmanischen,slavischen,la- teinischen,1siordgermanischenVölker. Und meinNeffehat langekeinen ganz großenHerrnzuBesuchgehabt.«Somagergesprochenhaben;hatersicher gedacht.Eristwillkommen. kObseinDeutscherKaiser,dersogegenEngland gehandelt hätte,irr-Londonwäre?) JedehöfischeEhrenbezeugungseiihmge- göant. (Man sollteihn,denmilitärischeSchauspielelangweilen,mit deut- schenGroßindustriellenund Großkaufleutenzusammenbringen,ihm nicht einePrunkoperodergar daswidrigeAssyrerballet,sonderneinenlustigen Schwank VorführenundjedesTages HälftezurBelehrungoderErgötzung nacheigenerWahlfrei lassen.)KeinrohesWortdarf ihnkränken. Wollen dieVertreter desaufrechtenBürgerthumeswieder nebenwieherndenPferde- töpfenanswinterlicherStraßedenMund zurHuldigung aufthun:mögen sie.Nur:nichtallzuvielEifer.KeineHymnenundkeinGewinselnmEng- landsFreundschaftWasBrauchundAnstandheischt;nichtmehr.Die Stunde ist ernstundwirmüssenunshüten,EuropasLachlustzureizen.Jn manchen Praeludienward demBesuchschonzuhoheBedeutunggegeben;nachderWeise- desuhlandischenFrühlingsglaubcns:»NunmußsichAlles wenden.«
Nochsiehtesdraußennichtlenzlichaus;unddieWeltwird unsnicht, wie demSchwabensänger,schönermitjedemTagszwanzigsten Regirung- -jahr WilhelmsdesZweiten sollte übirdenWerthvonMonarchenbesuchea nirgends nocheinZweifel möglichsein.Erfahrenehattenauch früherkeinen.
AlsBismarck inBiarritzwar,sagte ihmLouisNapoleon,erwartenur auf dieGelegenheit,Preußen,dessenInteressedemFrankreichsso nahwie keines anderen Großstautessei,denBeweis freundschaftlicherundthätigerSym- pathiezuliefern;gegendieAngliederungderHerzogthümerhabeernichtsein-«
zuwenden.NachKöniggraetzundNikolsburghießesdann:Revanche pour