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Die Zukunft, 14. Februar, Bd. 42.

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Berlin, den H. Februar t905.

s r -:» As

DeutschlandUnd der Weltmarktsl

Mir

ZiffernderHandelsstatistiksind diebeliebtestenRenommirstückealler fortgeschrittenenNationalökonomen- LeidersindGeist und Witz, mit denen dieZahlenerörtertwerden,nichtimmeringleichemVerhältnißge- wachsenwieEinsuhrundAusführ. Ja,wenn ichden altenKrugoderden Dieterici oderdenViebahnoderdenRedenoder denBienengräberzurHand nehme,kommtesmirsogar manchmalvor, alsseiendieLeuteinvolks- wirthschastlichenDingenum sogescheitergewesen, jeweiterihre Schriften zurückliegen.Kommt esmirvor, alshättendieAltendie vielkleineren Ziffern wissenschaftlichanalysirt, währendsiedieJüngerennur politischpara- PhkasirenDamals herrschtederMensch—- obStatistikeroderTheoretiker über dieZiffern; heutewirdervon ihnen beherrscht.Damals gingman liebevollausdenQualitätwethdereinzelnenZahl ein; heute stehtman wie erstarrtunter demEindruck derQuantitäten einer mächtig anschwellenden Bewegung.Wasman aberantheoretischerBeurtheilung unserer Handels-

:«)Unterdem Titel »DiedeutscheVolkswirthschaftimneunzehnten Jahr- hundert«erscheintimVerlagvon-Georg Bondi imMärzeinneues Buchdes breslaner Professors Werner Sombart, der, besonders seitdieerstenBändeseines

»Modernen Kapitalismus« bekannt geworden sind,weitüber denKreisderFach- genossen hinausgehört wird. AndiesenKreisdenkter,wiemirscheint,beim Schreiben auch nicht; aufdassoziale EmpfindenderinmannichfachenBerufen, arbeitenden Menschheitwillerwirken, nicht aufdieZunft. UnddasStreben, stattdürrerDoktrinendieFüllederGesichtezuzeigen,die dasLebenderVolk- heit dem Auge bietet, istin demneuen Buchnichtminderalsin dem älterenfühl- bar.Nachdenhandelspolitischen Erörterungenderletzten ZeitwirddasKapitel, das denLesernder»Zukunft« hier mitgetheilt wird, nichtunwillkommen sein.

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250 DieZukunft.

entwickelunghatzuTheilwerdenlassen, scheintmirinmehralseinemPunkte ansechtbarzusein.

Wennman aufGrundderhandelsstatistischenZiffernvonderEnt- stehungeinerWeltwirthschaftspricht, so hatDas natürlichinsofern seine volleBerechtigung,alsunbestreitbarheute mehrWaaren zwischendeneinzelnen Ländern umgesetztwerden alsvor fünfzigoderhundert Jahren. Umzu dieserEinsichtzugelangen, genügtes, zuwissen, daß AchtzigmehralsZehn ist« Verstehtman aber unter weltwirthschaftlicherOrganisationeinenZu- standfortgeschrittenerDifferenzirungundJntegrirungdereinzelnenVolks- wirthschaftenuntereinander,einzunehmendesUeber-wiegenderinternationalen Beziehungenüber die nationalen,so ist diese (sovielich sehe) einzigeWeis- heit,die diehandelstheoretischeLiteratur desletztenMenschenalterszuTage geförderthat,ganzentschiedenfalsch.

DieKulturvölker,so behaupte ich vielmehr, sind heute (im Verhältniß zuihrerGesammtwirthschaft)nichtwesentlichmehr, sondern eher weniger durchHandelsbeziehungenunter einander verknüpft.DieeinzelneVolkswirth- schaftist heute nicht mehr, sondern eher wenigerindenWeltmarkt einbezogcn alsvor hundertoderfünfzigJahren. Mindestensaber (unddafür kann ichinZifferndenNachweis erbringen) istesfalsch, anzunehmen,daß die internationalen HandelsbeziehungeneineverhältnißmäßigwachsendeBedeutung fürdie moderneVolkswirthschaftgewinnen.DasGegentheil ist richtig.Die EntwickelungderletztenJahrzehnte hat wenigstens für-diedeutscheVolks- wirthfchafteineAbnahmedesAntheilesder auswärtigenHandelsbewegung an derGesammtleistungderwirthschaftlichenThätigkeitalsErgebnißgehabt.

Sicher fürdieAusfahr,wahrscheinlichauch fürdenGefammthandeL Wie abererscheinendieDinge,wenn wir die weitauseinanderliegcnden Zeiträumevon 1800 und1900 insAuge fassen?GenaueBilanzen fürdie Zeitvor hundert Jahren besitzenwirnicht. Jch stelleaber folgendeBe- trachtungan: 1802 berechneteKrugdas durchschnittlicheEinkommen eines preußischenUnterthanen auf 271X4Thaler, also 81374Mark. Für das Jahr1830 setztman denGesammtwerthdesdeutschenAußenhandelsauf 660Millionen Mark an. Jch glaube,man wirdnicht fehlgreifen,wenn

man annimmt,daßderBolkswohlstand 1830 eher niedrigerwar als1802.

Nehmenwirihnalsgleichgebliebenan, sowürdeaufdenKopfderBe- völkerungalsoeinEinkommenvonrund80Mark entfallen, dagegenein Antheilam auswärtigenHandelvon rund 221X3Mark (Deutschland hatte damals 291J2Millionen Einwohner). Daswären rund 28Prozentvom Gesammteinkommen.Für dasJahr1895 berechnetMulhalldasEinkommen einesDeutschenauf durchschnittlich506Mark. DerWerthderEinfuhrund Aus-fuhr betruginjenem Jahre (im Spezialhandel)7670 Millionen Mark, alsoaufdenKopfderBevölkerung148 Mark. DerAntheildesEinzelnen

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DeutschlandundderWeltinarkt. 251 amAUßenhandelwürdealso29Prozent (gegen28ProzentimAnfangdes

Jahrhunderts)"ausmachen;erwäreso gutwie unverändert geblieben.

Das sindnatürlichBerechnungen,dieauszumTheil sehr anfechtbaren Zahlen beruhen. AlleSchätzungendesVolkseinkommens oderVolksver- mögens sind mehroder weniger Spielereien. Immerhinwirdman jene Rechnungenso lange anstellenund sie auchalsBeweismaterial benutzen dürfen,wie dieentgegengesetzte(herrsehende)Auffassungkeinebesserenund zuverlässigerenBeweisefür dieRichtigkeitihrer Behauptungen erbringt.Um denhiervertretenen Standpunktzustützen,sindnun abersovage Kalkuls nichteinmal nothwendig,dawirgenügendzuverlässigesMaterial besitzen,

Um dieThesevon derabnehmenden (oder wenigstens sich gleichbleibenden) Bedeutungderinternationalen HandelsbeziehungenfürdieeinheimischeVolks- wirthschaftinihrer Richtigkeitzuerweisen.

Jch beginnemitderAusfahr,lsürdieichvoreinigen Jahrenbereits denziffermäßigenNachweis erbracht habe,daßsie wenigstensindenletzten Jahrzehnteneine»sallendeQuote«derdeutschenGesammtproduktionaus- Mllche.Weitere Nachforschungen,derenErgebnisse ichimFolgendenmit- theile, haben michinmeinerAuffassungnur bestärkt.

Damals hatte ichnur vondeinIndustrieexvort gesprochen. man jedochdieFrage allgemein entscheiden,ol)Deutschland mehroderwenigerin dieWeltwirthschafteingegliedertsei,somußman natürlichauch daswich- tigste Gewerbe,dieLandwirthschaft, berücksichtigenDiese lehrtuns ein RückblickaufdiedeutscheBolkswirthfchaftimersten Drittel desJahrhunderts alseinausgesprochenesExportgewerbekennen. Heute,wie Jedermannweis-, decktsie nicht annähernddeneinheimischenBedarf.

Aberich behaupte jadiefallendeExportqnote auch fürdie»Industrie«.

AufdieGründeeinzugehen,dieeserklärlichmachen,weshalbvondenwichtig- sten Industrieneinimmer größererTheilderProduktionim Inlande'bleibt, ist hierja nichtderOrt. Ichbemerkenur, daßesnicht einheitlicheUrsachen- reihen sind,die das selbeErgebnißzeitigen.BeieinigenIndustrien(Montan- industrie, chemischeIndustrie)istesderzunehmendeErsatzderorganisirten durch unorganisirteMaterie,derdieAusweitung ihres Binnenabsatzgebietes bewirkt,bei anderen (Textilindustrie, Lederindustrie, Bekleidungindustrieu.a.) derzunehmende Wohlstandder BevölkerunginVerbindungmitderVer- drängunghandiverkmäßigerProduktion durch kapitalistische,alsomitderEin- bürgerungdesgewerblichenKapitalismus inDeutschland selbst.Wirwerden beobachten,daßeine ganzeReihevonIndustrienallerdingsbisin die sieben- zigerIahreeinensteigendenExport aufweisen,derdannaber,als diedeutsche VolkswirthschastihreSiebenmeilenstieselanzieht, hinterderGesammtpro:

duktionzurückbleibtBeiSteinkohlen ist sichdasVerhältnißderProduktion 19"·«'"·«

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252 DieZukunft.«

zurAusfuhrbisindieletzteZeit annäherndgleichgeblieben:eswurden von derGesammtproduktionausgeführt:186014,6Prozent;1880 l5,3Prozent;

1900 13,9Prozent: also leises Ansteigenbis1880,leisesSinkenbiszur Gegenwart. BeständiggesunkenseitdensechzigerJahren ist jedochdieQuote derMehrausfuhr:siebetrugin dengenannten Jahren12,5Prozent,11,0Pro- zent, 7,3Prozent.

Leiderist dieBerechnungderExportquote nichtüberall soleichtund einwandfreiwiebeiSteinkohlen. Beianderen Industrien müssenwirauf Umwegendazu gelangen.So stelle ichbei derEisenindustriedieProduktion vonNoheiseninVergleichmitderAusfuhr sänimtlicherEisenfabrikate (ein- schließlichRoheifenundMaschinen). Da ergiebtsich, daßdieAusführ- mengen vondenProduktionmengen1880 noch40,7Prozent,1900 dagegen

nur noch20,0Prozent ausmachten.DerAntheilderMehrausfuhrvon EisenfabrikatensankindiesemZeitraum sogarvon29,3Prozent auf7,8Pro- zentderRoheisenproduktion.AlsoderenriesigeSteigerungvon2,7auf8,5 Mil- lionen Tonnen fandvollständigUnterkunft innerhalb Deutschlands.

Bei anderen Industrienbietet einenAnhaltdieMengederbeschäf- tigtenArbeiter: wenn wir(waszulässigist) annehmen,daß dieProduktivität inderIndustrie nichtabnimmt, sobedeuteteineVermehrungderArbeiter- schafteinemindestensgleich starkeSteigerungderProduktion. Steigtder Export nichtingleichemVerhältniß,sofälltdieExportquote.So stiegin derchemischenIndustriedieZahlderbeschäftigtenPersonen1882 bis1895 um6(),5Prozent,dieMengederausgeführtenErzeugnissenurum 38,2Pro- zent;in derMaschinenindustrie betrugimgleichenZeitraumdieZunahme der Arbeiterschaft7,0Prozent,dieAusfuhrmengen nahmen dagegen sogar

um 19,9Prozentab.

Füreinigeandere Industriezweige habe ich versucht,dieMengender verarbeiteten RohstoffeundHalbfabrikatezu ermitteln undaufGrund dieser ZifferndieGesanimtproduktiomncngezuberechnen.Das ist für die Leder- industrie,dieBaumwoll- undWollindustriemiteinigerZuverlässigkeitmöglich.

Für dieLederindustrie besitzenwirdieEinführziffern für Häutennd die ZifferndeseinheiniischenViehbestandes.DafürdieLederindustriedasSchaf- ledcrnur einegeringeRolle spielt, Schafeaberseit1860 allein sichver- mindert,währendalle anderenThierarten sichvermehrt haben,sodürfenwir getrost annehmen, daßdieMengen einheimischerHäute mindestensdie selben geblieben sind.NunbetrugaberdieMehreinfuhranHäutenallerArtin denJahren1860,1880,1900je21700, 36600,85400Tonnen. Dagegen indenselben JahrendieAusfuhranLederundLederwaaren aller Art 4500, 11400, 14100 Tonnen;dieAusfuhrbildetealsovon denzuerstgenannten Mengen20,8Prozent,31,1Prozent,16,5Prozent.Hat sichdieLieferung deutscherHäute gesteigert (was wahrscheinlichist), so istdieBerringerung

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DeutschlandundderWeltmarkt. 253 derExportquotenoch beträchtlicher.Bei derBaumwollindustriehabe ich nach demVorgangeBienengräbersdieBaumwolle aufGarnimVerhältnißvon FünfzuVier,dasGarnaufGewebe imVerhältnißvonVier zu Dreizurück- glführtund dieMehreinfuhrvon Garn demimJnlandegesponnenenzu- gekechNeLJch erhaltedannfolgendeZiffern,dieichinTabellenformzusammen- steL,um sieübersichtlicherzumachen:

Jm gelangteGarn WUWM betrug

Durchschnitt zur baumwollene dieAusfuhr beåkxlg

der Verarbeimng Waaren baumwollener

Expow

Jahre w

angefertigt Waaren quote EVUUM

»

Tonnen Tonnen

1836X40 23 864 17 897 4460 24,90-«

1851x55 46617 34 963 s 7283 20,80-»

1856x61 66649- 49987 s 9157 18,3 0-»

1880 112000 84 000 21300 25,60-»

1897,l99 252600 189450 35 300 18,60-»

JmGanzenkeinewesentlicheVerschiebungseitsechzigJahren;aber doch seit1880 merklicheAbnahmedesAntheilesderAusfuhr.

BeiderWollindustrie habe ichlediglichdieWolleinGarn umge- rechnet (inallenJahrenmit1-5Abgang);dieverbrauchtenWollmengenaber ermittelt aus einerAddition derMehreinfuhrunddereinheimischenWoll- produktion(die ich fürdieGegenwartzuniedrig, so daßdieProduktion- zifferkleinererscheint,alssieinWirklichkeitist durchgängignachDie- tericisundBienengräbersVorgangunter Zugrundelegungvon1,1kgWoll- ertragvomSchaf,wieerdenfeinen Merinoschafenentsprach,berechnethabe).

Dann ergiebtsichfolgende Uebersicht:

.

Verbrauch inländischen Ausfuhr Jnden undausländischen vonWollwaaren aller Esbetrug

Jahren Garns Art dieExportquote

Tonnen Tonnen (anGarnberechnet)

(run d) l (rund)

1840 21 000

«

3250 s 15,50-0

1860x61 42000 12 500 s 29, 80-»

1880 66000 » 21800 s 33,00-«0

1900 156000 29 300 E 18,70-»

AlsoVerdoppelungderExportquotevon1840 bis1880,Herabsinken aushalbeHöhe (fast aufdasNiveau von 1840)innerhalbderletztenbeiden Jahrzehnte.

Ichdenke,diese Beispielewerden hinreichen,umesmindestens sehr

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254 DieZukunft·

wahrscheinlichzumachen,was ich behauptete: daßdieAusfuhrindenletzten fünfzigundnochmehrin den letztenzwanzigJahren (EinflußdesAufschwunges seit1895?)einenimmer geringeren TheilderGesammtproduktionderdeut- schenBolkswirthschaftbildet,um esaberaußerallenZweifelzusetzen,daß dieLehrevonderizunehmendenBedeutungdesExportes sicher falsch ist.

ZweifelhafterbinichgegenüberderEinfuhr. Jedenfalls istesviel schwieriger,hier irgendwieverläßlicheAntheilsberechnungenvorzunehmen. Daß dieLandwirthfchaftüberhaupterstseiteinemMenschenalter mehr importirt alsexportirt, istbekannt:auch,daßsieeine(imVerhältnißzurinländischen Produktion)ständigsteigende Jmportquote habe,dürfteanzunehmensein- Wesentlichanders verhältessichmitderIndustrie Hier haben offenbar dieverschiedenenGewerbezweigewährenddesneunzehnten Jahrhundertsein ganzverschiedenesSchicksal gehabt.

UnzweifelhaftgiebteseinegroßeAnzahl wichtigerIndustrien,die heute (im VerhältnißzurGesammtproduktion) mehr RohstoffeoderHalbfabrikate einführenalsvor fünfzigoder hundert Jahren. Essind alleaut-ochthon- deutschenIndustrien,dieaufdemdeutschenBodenerwachsen sind,willsagen:

einheimischeBodenerzeugnisse(StoffedesPflanzen-oder Thierreiches)ver- arbeiteten. Hauptbeifpiele:Wollindustrie, Leinenindustrie,Holzindustrie,Leder- industrie. Umgekehrtaberistesden anderenIndustrienergangen. Siesind vomAuslande unabhängigergeworden.Dasheißt: sie führenheute weniger TheilederGesammtproduktioneinalsfrüher, stehen also mehr aufrein deutschemBoden,ihre Verschlingungmitanderen Volkswirthschaftenist ge- ringeralsehedem.Sie sind Belege fürdieRichtigkeitderLehrevon der abnehmendenBedeutungderweltwirthschaftlichenBeziehungen.

Hierher gehörenzunächstdieIndustrien,dieausländischeRohstoffe verabeiten,vornehmlichalsodieBaumwollindustrie.Diese habenimmerallen Rohstoff einführenmüssen.Sie thatenesaber früher vorwiegendinder FormvonHalbfabrikaten(Garn), währendheutederunverarbeitete Rohstoff (Baumwolle) nachDeutschland hereinkommt.Danun aberdasHalbfabrikat einengrößerenAntheilamWerthdesGefammtprodukteshatalsderRoh- stoff, fo machtedieEinfuhrbeidiesenIndustrien frühereinen größeren Prozentsatzvon derGesammtproduktionaus alsheute.In denJahren 1840 bis1842 betrugimZollvereindiedurchschnittlicheMehreinfuhrvon

roher Baumwolle 242720 Centner,

·

Baumwollgarn 400874 »

DagegenimDurchschnittderJahre1898bis1900dieMehreinfuhrvon roher Baumwolle 298900 Tonnen, Baumwollgarn 10 900 »

VorsechzigJahrenwurde dasMaterial derdeutschenBaumwollin- I

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DeutschlandundderWeltinarkt. 255 dustrie nochzuetwazweiDritteln,heutewirdesnur nochzu einemDreißigstel

»inGarnformeingeführt.Man ermessedaran, umwievielselbständiger, nationaler heutediegroßeBaumwollindustrie dastehtalsvorzweiMenschen- altern,wosie außerdemnocheinDrittel mehr ausführtealsheute.

Nochvielhandgreiflichertritt dieEmanzipationvomWeltmarkt,also VomAusland,trittdieNationalisirungbei denIndustrienin dieErscheinung, dieStoffedesMineralreichesverarbeiten,an denenDeutschland Lager«be- sitzt-DasgiltvorAllemvondermächtigstenallerIndustrien: derEisen- industrie.UeberihrenStand imAnfangdervierziger Jahre giebteine ZusammenstellungAuskunft,die derkundigeDietericimachtund mitfolgenden ewigdenkwürdigenWorten begleitet: »SollteimZollverein sovielEisen Mehr produzirtwerden, alsderselbe (!)bei demso außerordentlichgestiegenän BedarfanEisenbahnschienenn.s.w.mehralsfrüherverwendet,somüßte Mehr geschafftwerdennachdenZahlenvon 1842:

Et) Dieberechnete MehreinfuhrvonRohcisen...1117302Zollctr.

b)Das Material,dasHalbfabrikat, Roheisen,zu derMehreinfuhrvon Stabeisen. Diesewar 1842:89143680llcentner. 72Centner Schmiede- eisen sind100CtrRoheisen;——die 891436 Zoll- eentner Schmiedeeisen ergeben also...·...1238106 Zolletr.

sindstöftkllsspsolletrs DaderZollvereinetwa3Millionen CentnerRoheisen produzirt,so müßtedieseProduktion fastumdasDoppelte, näher:wie5:9,sicherhöhen, wenn derZollverein seinen Eisenbedarfaus eigener Produktiondeckensollte.

Essteht sehr dahin,obDiesmöglichseinwird. Wenn durch hohenEin- fuhrzollaufRoheisen auchdieKonkurrenz fremden Roheisens verringert werdenkann, sowird docheinZuschußvomAuslande nachdenhierge- gebenenZahlenverhältnissenbeidemsehrgestiegenenVerbrauchdesEisens imZollvereinnöthigbleibenundnur derPreisdesRoheisensgesteigert werden.Festzuhalten istimmer,daß außerdernamhaften Mehreinfuhrvon RoheisenundStabeisen auchimpreußischenStaate dennochdieProduktion vonRoheisenundSchmiedeeisenin derZeitvon 1840 bis1842 nichtzurück- gegangen,sonderngestiegenis

UndamSchlußdesJahrhunderts? ErzeugtdiedeutscheEisenindustrie nichtnur dievonDietericiobenberechneten21X2Millionen Zollcentner mehr, sondernaußerdemnoch 16772Millionen Centner! Undzwarsogutwie völligunabhängigvomAuslande-. Sie beziehtausjenem IX20desRoheisen- bedarfsundebenfalls 1J20desBedarfsanEisenerzen(829 000t von17,9Milli- onenTonnen JahresförderungimDurchschnitt1898bisl900). Dafür liefert sie abernochbeträchtlicheUeberschüsse»einfachbearbeiteten«Eisens,dasfrüher auchvom Auslande kam,andiesesab.

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256 DieZukunft-

Ziehenwir nun inBetracht, daß aufdieMontanindustrie(nach derSchätzungvon 1897) vielleichteinDrittel desGesammtwerthesder industriellen Produktion entfällt, so istesimmerhinderErwägungwerth, obdenn unsere Industrie auchwas dieEinfuhrihrerRohmaterialien betrifft heuteinstärkeremMaßeindenWeltmarlt einbezogenistals vor fünfzigoderhundertJahren. JmEndergebnißwirdesimmerun-

wahrscheinlicher, daßdienationale Differenzirung(wieichdieSpeziali- sirungderGütererzeugungzwischendeneinzelnen Volkswirthschaftennenne) heute quantitativ stärkeristalssonstimLaufedesneunzehntenJahrhunderts Qualitativ, darauf möchteich noch hinweisen, ist sie,wie mirscheint, sicher geringer. Jchmeine:dieAnzahlvonNationen,die bei derErzeugungund demVerzehrderProdukte betheiligtsind, ist heutekleineralsvor einpaar Menschenaltern.Dieinternationalen Beziehungensind,mit anderenWorten, nichtetwa verschlungener, sondern einfacher,lockerergeworden;dieeinzelne Volkswirthschaststeht auchindieser Hinsichtheute selbständigerdaalsvordem.

. Beispiel:wiederum dieEisenindustrie.VorsechzigJahrenwar dieser cFall ein normaler: Englanderzeugt miteigenenErzenundeigener Kohle RoheisenoderSchmiedeeisen; Deutschlandverarbeitet eszuEisenwaaren;

Oesterreichkauft diese:dreiStaaten. Heute dagegen istdasSchema:Nor- malfall: Deutschland erzeugt Roheisen, Deutschlandverarbeitet es, inDeutsch- landwirdesverkauft:einStaat;Ausnahmefall:Deutschlandproduzirtdie Eisenwaare,einanderer Staat kauft sie: zweiStaaten.

Baumwollindustrievor zwei Menschenaltern:Amerikaliefert England die Baumwolle, Deutschlanddas Getreide: England spinnt Garn; Deutsch- landkauftesundverwebtes;Rußland ist AbnehmerdesfertigenFabrikates:

vierStaaten wirkenzusammen. Heute:"Amerika liefertDeutschlandBaum- wolleundGetreide, Deutschlandverarbeitet denRohstoffbiszuEndeund verbrauchtdas Fabrikatselbst:zweiStaaten wirkenzusammen.So istes auch,wenn Deutschlanddie Baumwollwaaren nachAmerika ausführtzdrei Staaten sind betheiligt,wenn dieAusfuhrineindrittes Landerfolgt.

Wennichesnun aberauch fürmeinePflicht hielt,eineroberfläch- lichenundbei VielenverbreitetenAnschauungentgegenzutreten,dieohne rechte KenntnißderSachlageeineTheorievon zunehmender ,,Differenzirung«der nationalen Wirthschaften,von demAnwachsen weltwirthschaftlicherOrgani- sation undähnlichenschönenDingen sich zurechtgezimmerthat, so liegtmir, wieichkaumausdrücklichhervorzuhebennöthig haben sollte, nichts ferner, als die tiefgreifendenAenderungen ableugnenzu wollen, die dieBeziehungen derdeutschenVolkswirthschaftzumAuslande währenddesverflossenenJahr- hunderts erfahren haben. Nur sehe ich sieebenganz woanders alsdie Meisten,die überdiese Dinge geschriebenhaben.

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DeutschlandnndderWeltmarlt. 257 WennichdieWandlung,die dasneunzehnteJahrhundert für Deutsch- landinseinem Verhältnißzudenfremden Wirthschaftgebietengebrachthat, in einemSchlagwortzusammenfassenwollte,sowürdeichetwasagen: Deutsch- landistindiesen hundert-Jahrenaus einemAusführlandeinEinfahrland geworden. Mit dieserFormelersetzeichdieüblicheWendung:esseiaus einemAgrarstaateinJndustriestaat geworden. Jchkönnteauch sagen: Deutsch- landhabe sichauseinemBodenland ineinArbeitland,aus einemNatur- landineinKunstlandverwandelt. AberdieHauptsachebleibtja doch,daß«

ich erkläre,was ichimSinne habe.

UntereinemAusfahrland versteheich ein Land,dasdengesamniten eigenen BedarfanNahrungmittelnundProduktionmitteln durch Eigenerzeuk glmg decktunddarüberhinaus einenTheil seineraus eigenenMitteln ge:

wonnenen Erzeugnissefremden Ländern abgiebt.Jn physiokratischerAus- drucksweisewürdeDaslauten: einLand,daseinenTheil seinesProdujt Iletexportirt. Fürchteteich nicht, mißverstandenunddesAbfallesvon dem alleinseligmachendenGlauben alle-rwissenschaftlichenNationalökonomen (deren Bekenntnißlautet: »ichglaube,that theannual labour ofevery natiou isthe fund which u.s. w.«) geziehenzu werden,sokönnteich auch sagen:

einAusführlandist dasjenige, welches Theile seines Bodenertragesgegen andereBodenerträgeodergegen Arbeit kürzer:Bodengegen Bodenoder Boden gegen Arbeit tauscht,DasaberseinSaldo immermitBodenbe- gleicht.Dabei istesgleichgilttg,obesdieErträgnissedeseigenenBodens selbst nochweiter verarbeitet und etwa inFormvonFabrikaten ausführt (dannkauftesmitBoden—s—Zusatzarbeit ein):wenn nur dieBodenerzeug- nissedasPlusindenAktivenergeben.

JneinemsolchenZustande befandsichnun Deutschlandvor hundert undnochvor fünfzigJahren. EssandtedieUeberschüsseseinesBodens theilsinunverarbeitetem ZustandeinsAusland: inFormvon Getreide, Wolle, Holz,Borke,Flachs; theilsverarbeitet: inFormvon Holzwaaren, von Wollwaaren und Leinenwaaren. Diese beidenIndustrien, die-Woll- industrieunddieLeinenindustrie,dievonAltersher,auch als sienoch durch- aus handwerkmäßigbetriebenwurden,doch schon Exportgewerbewaren, find recht eigentlichbodenständigeIndustrien Deutschlands,dienur zur Entwicke- lung gelangten,weilsieeinebequemereFormzur AusfuhrvonLandes- erzeugnisfendarboten.

JmVorbeigehenmagbemerktwerden,daß immerdann,wenn sichein besonders lebhaftes ExportbedürfnißineinemLande herausstellt, diesesvon einer starken TendenzzumFreihandelerfülltwird. So begründetendie vorwaltenden InteressendesExportagrarismusdiefreihändlerischePolitik Preußensinderersten HälftedesJahrhunderts,die vorwaltenden Interessen

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258 DieZukunft.

desExportindustrialismusaberleitetendieFreihandelsaeradersechzigerund siebenzigerJahreein. Sobald dieEinfuhrinterefsendieOberhand gewinnen, schlägtdieStimmungum: dieschutzzöllnerischenBestrebungengewinnenmaß- gebendenEinfluß.Dasaberwar für einzelneIndustrien (Eisen-undGarn- industrie)inDeutschlanddieSachlageumdie Mitte desJahrhunderts;für dieüberwiegendeMehrzahlalleragrarischenundindustriellenGewerbeaber istesdie Situation seitEndedersiebenzigerJahre-

Deutlichvermögen wirwahrzunehmen,wiederUmschwungsichvoll- zog. DerKapitalismus undzwarinersterLiniedergewerblicheKapi- talismus hat ihnbewirkt:weranders sollte dieseGewalt imneunzehnten Jahrhundert besitzen,Staaten aufandere Grundlagenzustellen,alsdie waren, aufdenensieJahrhunderte lang ruhten?

Schon seit einiger ZeithatteesdasKapital für vortheilhaft erachtet, fremdeBodenerzeugnissemit deneinheimischeninWettbewerb tretenzulassen, auchalsdiese noch beträchtlicheUeberschüsselieferten:man schlugdas Leinen unddenWollstoff durchdasbilligereFabrikatausBaumwolle ausdem Felde.

Hierwar derGrund derEinfuhrvonProduktionmittelndieMinderwerthig-

kcitdesneuen Konkurrenzstoffesgewesen.DieBaumwolle blieb aber doch eine

Ausnahme.Diegrundsätzliche’undallgemeineNeuordnungderDinge nahmerst ihren Anfang,als unter demEinflußdesgewerblichenKapitalismus sichdie Industrieimmerweiter ausdehnteundmitihren Folgeerscheinungen:Zu- nahmederBevölkerungundStädtebildungbehufs Beschaffungdererforder- lichen Produktionmittel,sohoheAnforderungenan dieErzeugnissedes vater- ländischenBodensstellte,daßsieentweder technischoderdoch wenigstenswirth- schaftlich(zu annehmbaren Preisen) nicht mehrvon dereinheimischenLand- wirthschast befriedigtwerdenkonnten. DerinnereMarkt sog zunächstalle Bodenüberschüsseauf,diefrüherausgeführtworden waren. Bald aberge- nügten dieBodenerträge trotzihrer außergewöhnlichstarken Vermehrung———

nicht mehr,um denBedarfderIndustriean Produktionmitteln (wozuich natürlichauchGetreideundVieh rechne)zu decken. UmdenFolgen dieser mißlichenKnappheitzuentgehen,gabeszwei Auswege. Deutschlandhatsie beidebeschritten.Dereineführteunter dieErde imeigenenLande, der andereaufdie BödenfremderLänder.

Unter derErdeim eigenenLande fandendiedeutschen Produzenten Cementlager, Kalisalzlager,vorAllemabernatürlichKohlen-undEisenerz- lager. VerdrängungderorganisirtenMateriedurchdieorganisirtelautet,wie wirwissen,dieLosung,unter dereinTheildermodernen Industrie ihren Siegeslaufangetretenhat. Jeder eiserneTräger, jeder eiserne Mast macht einenBaum imheimischenWaldeentbehrlich.DerkünstlicheDüngerer- setzteeineMenge Vieh,dieAnilinfarben gabendieAckerflächen,dieehedem

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