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Unterrichtsblätter für Mathematik und Naturwissenschaften, Jg. 7, No. 6

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Ja h rg a n g V II.

U nter richtsblätter

1901. Nr. 6.

für

Mathematik und Naturwissenschaften.

O rg a n des V e re in s z u r F ö rd e ru n g

d es U n te rric h ts in d e r M a th e m a tik u n d den N a tu rw is se n s c h a fte n .

B egründet u nter M itw irkung von B e r n h a r d S c h w a lb e ,

herausgegeben von

F . P i e t z k e r ,

P ro fe sso r am G ym nasium zu N ordhausen.

V e r l a g v o n O t t o S a l l e i n B e r l i n W . 3 0.

R edaktion: A lle f ü r die R e d a k tio n b estim m ten M itteilu n g en und S en d u n g en w erden n u r an die A dresse des P ro f. P i e t z k e r in N o rd h au sen erb eten .

V erein : A nm eld u n g en u n d B e itra g sz a h lu n g e n fü r den V erein (3 Mk. J a h re s b e itra g oder e in m a lig e r B e itra g von 45 Mk.) sind a n den S ch atzm eiste r, P ro fesso r P r c s l e r in H annover, L in d e n e rstra sse 47, zu rich ten .

V e rla g : D er B e z u g s p r e i s fü r den J a h rg a n g von 6 N um m ern is t 3 M ark, fü r ein zeln e N um m ern 60 P f. D ie V erein sm it­

g lie d e r e rh a lte n die Z e its c h rift u n e n tg e ltlic h ; frü h e re J a h r ­ g ä n g e sind d u rch den V e rla g bez. e in e B u c h h d lg . zu b ezieh en . A n z e i g e n ko sten 25P f. f ü r d ie3-gesp. N o n p a r.-Z e ile ; bei A ufgabe h a lb e ro d . g a n z e r S eiten , sow ie bei W ied erh o lu n g en E rm ässig u n g . — B e ilag e g eb ü h ren n ach U e b erein k u n ft.

N ach d ru ck d e r e in zeln en A rtik e l ist, w enn ü b e rh a u p t n ic h t besonders ausgenom m en, n u r m it g e n a u e r A n g ab e d e r Q uelle und m it (1er V erp flich tu n g d er E in se n d u n g eines B elegexem plars an den V erlag g e sta tte t.

I n h a l t : W elche A n forderungen soll m an an botanische und zoologische Schulbücher stellen ? V on F . K i e n i t z -

den biologischen U n te rric h t; IV . A us der A b teilu n g fü r Chemie] (S. 120). — Schul- u nd U niversitäts- N ach rich ten [Thesen üb er den biolog. U n terrich t an höheren Schulen] (S. 124). — L eh rm ittel-B esp rech ­ ungen (S. 125). — .B ücher-Besprechungen (S. 125). — Z u r Bespr. eingetr. B ücher (S. 126.) — A nzeigen.

W e lc h e A n fo r d e r u n g e n

s o ll m a n a n b o ta n is c h e u n d z o o lo g is c h e S c h u lb ü c h e r s t e lle n ?

V o rtra g , g e h a lte n a u f d er X. H au p tv e rsa m m lu n g zu Giessen.*) Von F . K i e n i t z - G r e r l o f f (W eil b ü rg a. L ahn).

Hocliansehnliche Versammlung!

In einem auf der Hauptversam m lung des Vereins zu W iesbaden 1894 gehaltenen Vortrage, dessen sich, wie ich gehört habe, einige der verehrten Anwesenden noch entsinnen, habe ich d argelegt, in w elcher W eise m. E. der U nter­

rich t in der. B otanik auf Grund heuristischer und historischer G esichtspunkte g estaltet werden sollte. Ich teilte damals den ganzen Lehrgang in vier Kurse ein, von denen ich die drei ersten, den vorbereitenden, den morphologisch-system a­

tischen und den physiologisch-anatom ischen, eingehend begründete, und ich ging bei dem zweiten von dem Grundsätze aus, dass in ihm nicht einzelne Teile, sondern stets ganze Pflanzen vom m orphologischen, system atischen und bio­

logischen S tandpu nkte aus besprochen und ver­

glichen werden sollten. Den A usdruck „biolo­

gisch“ m öchte ich je tz t nach H ä c k e l s Vor-

*) S. Unt.-Bl. VII, 3, S. 55.

gange*) durch „ökologisch“ ersetzen, der mir sehr glücklich gew ählt scheint, indem Oekologie die Lehre von dem H aushalt der Lebewesen, diejenige von ihren Anpassungen an die Um­

gebung bezeichnen, das W o rt „B iologie“ da­

gegen die B otanik und Zoologie in ih rer ganzen Ausdehnung umfassen und an Stelle des je tz t ganz veralteten Ausdruckes „beschreibende N aturw issenschaften“ treten soll. Ich erinnere daran, dass über einen solchen E rsatz gerade auch in W iesbaden verhandelt wurde, dass man aber damals nicht zur E in ig keit gelangte, weil das W o rt „O ekologie“ noch nicht existierte.

F ü r den physiologisch - anatom ischen Kurs verlangte ich, dass in ihm, wie schon die W o rt­

stellung andeutet, die physiologischen G esichts­

punkte die leitenden sein, die Anatomie nur sow eit herangezogen werden sollte, als es das Verständnis der physiologischen Vorgänge er­

fordert, und dass auch hier die Oekologie aus­

giebig berücksichtigt werden sollte. Die L ehr­

m ethode sollte die suchend-heuristische sein.

In den seitdem verflossenen sieben Jahren bin ich von meinen damals geäusserten Ansichten

*) System atische P hylogenie d er P ro tisten un d Pflanzen 1894.

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Un t e r r i c h t s b l ä t t e r.

Jahrg . VII. No. 6.

nicht zurückgekommen, im Gegenteil, sie haben sich in mir immer m ehr befestigt. Ich habe hernach auf die Aufforderung R e i n s hin diese A nsichten grösstenteils in denselben W orten in einem A rtikel seines enzyklopädischen H and­

buches der P ädagogik *) niedergelegt, in welchem ich auch den vierten, den kryptogam ischen und sexualphysiologischen K urs kurz erö rterte und schliesslich auch einen L ehrgang für die Zoologie nach denselben G rundsätzen bearbeitete.

Als nun diesmal wiederum die Aufforderung zu einem V ortrage an mich heran trat, glaubte ich, dass es zweckmässig sein möchte, darzu­

legen, in wie w eit die vorhandenen, botanischen und zoologischen Schulbücher meinen an den U nterrich t gestellten A nforderungen angepasst seien, und icli habe danach auch mein ursprüng­

lich auf der Tagesordnung stehendes Thema form uliert. Sie werden aber hoffentlich m it mir darin einverstanden sein, wenn ich von dem damals angegebenen W o rtla u t insofern ab weiche, dass ich nicht nur eine K ritik gebe, sondern überhaup t bespreche, wie ein für die H ände des Schülers b estim m tes, biologisches Schulbuch m. E. eingerichtet sein m üsste, um einem U nter­

richt nach den dargelegten G rundsätzen zu dienen. K ritik w ird dabei ohnehin Vorkommen.

Als ich selbst noch zur Schule ging, da gab es meines W issens nur zwei allgem einer v er­

b reitete, biologische Schulbücher, näm lich den L e u n i s und S a m u e l S c h i l l i n g s Schul- naturgeschichte. Sie gaben in system atischer Reihenfolge einen kurzen Abriss der W issenschaft, in welchem bei weitem das H auptgew icht auf die Morphologie und das System , bald das L in u e s c h e , bald ein natürliches, gelegt war, w ährend die Anatom ie und Physiologie darin nur eine rech t kümmerliche Rolle spielten.

S a m u e l S c h i l l i n g liegt in neuem Gewände auch je tz t noch vor, er h a t sich bezüglich seiner Stoffauswahl erheblich m odernisiert, b rin g t so­

g ar eine m einer Meinung nach überflüssige, die Z ellkernteilung in ihren In tim itäten darstellende Tafel und h a t in der Stoffanordnung ziemlich grosse A ehnlichkeit m it den W o s s i d 1 o sehen Büchern bekommen.

S päter ist dann ja eine gew altige Menge biologischer Schulbücher erschienen, als eines der ersten in den 70er Jah ren der T h o m e , dann auch das sogenannte Dreim ännerbuch von V o g e l , M ü l l e n h o f f und mir, in dem ich den 5. und ß. Kursus b earbeitet habe.

Diese beiden Bücher stellen gewisserm assen die entgegengesetzten Pole dar, um welche sich auch heute noch die biologischen Schulbücher bewegen, das erste ist rein system atisch, das letztere rein methodisch. Endlich ist dann noch

*) N atu rg esch ich tlich er U n te rric h t nach historischen G esichtspunkten.

ein M ittelw eg eingeschlagen w orden, den ich den m ethodisch-system atischen nennen m öchte.

Ein Beispiel dafür ist W o s s i d l o .

H andelt es sich darum, ein U rteil Uber die Z w eckm ässigkeit der S ehulbucheinrichtung zu fassen und zu fällen, so müssen w ir uns n atü r­

lich zuerst über den Zweck selbst einigen, den das Buch erfüllen soll. Zweierlei Anforderungen könnte man daran stellen. Einm al soll es ja

— dagegen s tre ite t Niemand — der W ied er­

holung des in der Klasse verarbeiteten Stoffes dienen. F ern er aber könnte man verlangen, dass es auch zur E rw eiterun g und V ertiefung der K enntnisse des Schülers durch Gew ährung einer anziehenden L ek tü re beitragen solle, und dann liegt es natürlich sehr nahe, es so einzurichten, dass es auch zum S elbstunterrich t b en u tzt w er­

den kann. So heissen denn auch die T h o m é - schen B ücher „L ehrbücher für die und die Schulen, sowie zum S elb stu n te rrich t.“

Ich m öchte nun von vornherein behaupten, dass die Begriffe „S chulbuch“ und „Buch zum S elb stu n te rrich t“, wenn sie sich auch nich t ge­

rade ausschliessen, so doch gegenseitig stören.

„Qui tro p embrasse mal é tre in t.“ Ich komme darauf später noch zurück und frage vorläufig n u r: „W er will sich denn selbst u n te rric h te n ? “ Das will erstens m ancher gebildete Laie, der m it R echt bedauert, au f der Schule so wenig in der Biologie gelernt zu haben. Zweitens w ill es der Lehrer, der nich t spezieller B otaniker oder Zoologe ist, der au f der U niversität diese F äch er vielleicht nur so w eit getrieben hat, als es zur E rlan gu ng der F aku ltas für die m ittleren Klassen eben notw endig war, andererseits auch derjenige, der sich m it den w ichtigsten F o rt­

sch ritten der W issenschaft, die nicht sein Spezial­

fach ist, b ek ann t machen will. D er Laie w ird nun kaum zu einem eigentlichen Schulbuch greifen, er w ird vielm ehr B ücher wie B r e h m s

„T ierleben“ und K e r n e r s trotz seiner Schw ä­

chen ganz vortreffliches „Pflanzenleben“ zur H and nehmen, die ihm durch ihre schöne D ar­

stellungsw eise eine nicht nur nützliche, sondern gleichzeitig auch, angenehme L ek tü re gew ähren.

D er Lehrer, der nich t als Fachm ann die F o rt­

sch ritte der W issenschaft in den O riginalw erken oder in referierenden Zeitschriften verfolgt, w ird sich die neueren Auflagen der w issenschaftlichen Lehr- und H andbücher verschaffen und darin nachstudieren oder er w ird sich an H ilfsbücher fü r den U n terrich t w enden, für die Zoologie z. B. an S c h m e i l *), fü r die B otanik an L a n d s - b e rg * * ), an B ücher also, die in erste r Linie nicht für die H and des Schülers, sondern fü r die des Lehrers bestim m t sind. D er S chüler ab er? M. H. Schelten Sie mich m einetw egen

*) L eh rb u ch d er Zoologie 1899.

**) H ilfs- u qd U ebungsbuch f. d. b otan. u. zool.

U n terrich t. 1. T eil. B otanik. 1896.

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1 9 0 1 . N o . 6 . We l c h e An f o r d e r u n g e n s o l l m a n

einen Pessim isten, aber schlagen Sie sich ein­

mal an Ihren eignen Busen und fragen Sie sich:

„W er von uns hat, wenn er nich t für eine W issenschaft speziell interessiert war, auf der Schule in seinen S c h u lb ü c h e r n viel anderes gelesen, als was „auf w a r“, w er von uns h at nach Verlassen der Schule diese B ücher noch oft in die H and genommen, wenn er sie nicht gar sofort „v e rk lo p p te“ ? Gewiss, es giebt solche rarae aves, aber sie sind w irklich l-echt ra r, und ich kann es den Jungen auch garnicht verdenken, dass sie, die von der Schule w ährend eines grossen Teiles des Tages in A nspruch genommen sind, in der freien Z eit nach anderer L ek tü re greifen. N ur der verbissenste Schul­

m eister kann wohl die F orderung aufstellen, dass nur die L ehrgegenstände der Schule den Schüler interessieren sollen. Und wenn z. B.

F l e i s c h e r sein Lehrbuch der Zoologie für L andw irtschaftsschulen*) absichtlich so angelegt hat, dass es „den Schüler hinaus ins praktische B erufsleben begleiten und ihm als Nachschlage- buch w ert bleiben so ll“, so m öchte ich einer­

seits daran erinnern, in welchem Z ustande oft Schulbücher beim Verlassen der Schule sind, nachdem sie Jah re hindurch nicht blos zum W iederholen des Gelernten, sondern oft auch als Schutz- und Trutzw affen gedient haben.

„ W e rt“ bleiben sie m eistens nicht viel. An­

dererseits kom m t aber noch dazu, dass die biologischen W issenschaften in rascher E n t­

w ickelung begriffen sind und dass die B ücher schnell veralten, dass auch z. B. — was nam ent­

lich fü r das Leben des praktischen Landw irts in b etrach t kom m t — die Ansichten über Ver­

tilgungsm ittel schädlicher Tiere und Pflanzen sich oft gänzlich ändern und die sogenannten

„b ew äh rten “ M ittel durch andere bessere, m it­

u n ter freilich auch schlechtere ersetzt werden.

D arum komme ich zu dem E rg ebnis: „ D a s S c h u l b u c h f ü r d i e S c h u l e “. W enn es sonst nur seine Aufgabe rech t erfüllt, dann mag m einetwegen sein Stil trocken sein, jed en ­ falls gehören Ausrufe, wie sie bei K r a s s und L a n d o i s zu finden sind, z . B . : „W ie w under­

voll ist doch eine solche B lüte g e b a u t“ ! oder

„W ie unbestim m t ist doch der B egriff „ F ru c h t“

im gew öhnlichen Sprachgebrauch“ !**) nicht hinein.

Von diesem G esichtspunkte aus erscheinen nun die m ethodischen B ücher auf den ersten B lick als die vollkommensten. Geben sie ja doch alles, was in der K lasse vorgekommen, genau in derselben Reihenfolge w ieder und sind daher für den Schüler zunächst sehr bequem. Das ist sicherlich der eine Grund, weshalb sie bei ihrem ersten Erscheinen — bei dem noch heute

*) 1893.

**) L e h rb u c h fü r den U n te rric h t in d er B otanik.

1893. S. 1 1; S. 163.

AN BOT. U. ZOOL. SCHULBÜCHER STELLEN? S . 1 1 1 .

re ch t verbreiteten Dreim ännerbuch, welches da­

mals einen förmlichen Siegeslauf durch D eutsch­

land an trat, weiss ich das noch sehr wohl — m it grossem Beifall begrüsst wurden. W esent­

lich nach demselben Schema wie dieses sind dann m it m ehr oder w eniger Geschick noch m ehrere andere Leitfäden — ich nenne nur L ö w , B a i l und B a e n i t z — entw orfen worden. Diese B ücher sind ferner angenehm fü r den Lehrer, der entw eder m it der einge­

schlagenen Methode in allen Einzelheiten ein­

verstanden is t und dem auch die betr. Uebungs- pflanzen dem G ebiet und der Z eit nach, die betr. Tiere in ausgestopften Exem plaren bezw.

in guten Abbildungen zur Verfügung stehen, oder für den, welchem über die Methode seines Faches nachzudenken die Zeit oder — die L u st fehlt, denn auch solche H erren sollen in unserem Stande sporadisch Vorkommen.

A ber diesen B üchern haften auf der anderen Seite auch grosse Nachteile an, Nachteile, die ich je tz t höher als die Vorteile einschätze.

Jed e r Lehrer, der die Methode des einge­

führten Buches nicht in allen Punkten billigt, fü h lt sich durch das Buch im höchsten Grade beengt, sein U nterrich t wird in spanische Stiefel eingeschnürt. H ä lt er einen Teil des Inhalts für seine Schüler für zu hoch, dann muss er s tre ic h e n , will er aus dem eigenen W issens­

schatz etw as nicht im Buche E nthaltenes bieten, so muss er dazuschreiben lassen. Dieser aber, wie jen er L ehrer kann in die unangenehm sten V erlegenheiten kom m en, wenn eine vielleicht schw er ersetzbare Uebungspflanze in seinem W ohngebiet, ein obligatorisches Tier in seiner Sammlung fehlt. L etzteres kann nam entlich bei den Vögeln und Insekten Vorkommen, aber die Zoologie ist in diesem P u n k te doch viel besser daran als die B otanik. D enn wenn auch die Uebungspflanzen der meisten methodischen B ücher allgemein verbreitet sind, so können ungünstige W itterungsverhältnisse, später An­

fang des Schuljahres oder ein durch eine schlechte Schülergeneration b e d in g te s, aus­

nahmsweise langsames F ortschreiten des U n ter­

richts es bew irken, dass die vorgeschriebenen Uebungspflanzen abgeblüht sind, wenn sie im U nterricht Vorkommen sollen. Auch das Umge­

kehrte, ein zu spätes Erblühen, kann eintreten, besonders im ersten F rü h lin g , und auch dann g erät der L ehrer in um so peinlichere Verlegen­

heiten, je folgerichtiger die E rläuterungen des Buches aufeinander aufgebaut sind. Denn nicht jed er is t ohne w eiteres im stande, geeignete E r­

satzpflanzen ausfindig zu machen, und besten Falles passen dann die Beschreibungen im Buche nicht genau auf sie.

Dazu kommen w eiter Nachteile für die

Schüler. Die vorletzte Stufe in dem Z i l l e r ­

sehen Schema ist die System stufe. Z i l l e r

(4)

S . 1 1 2 . Un t e r r i c h t s b l ä t t e r.

Jah rg. VII. No. G.

verlangt m it Recht, dass die Kenntnisse schliess­

lich in ein gewisses System gebracht, dass sie geordnet werden sollen. Man wird also ab und zu zu diesem Verfahren greifen m üssen, was z. B. in R epetitionen am Ende des Quartals oder Semesters geschehen kann. Zu diesem Zwecke muss dann der Schüler in höchst lästiger W eise in dem Buche herumsuchen und um herblättern.

Das m acht ihm dann die R epetitionen noch w iderw ärtiger, als sie es ihm ohnehin sind, und veranlasst viele — ich spreche aus E r­

fahrung — das ganze Buch bei Seite zu werfen und im besten Palle nach einem anderen, w eniger unbequemen zu greifen. L ö w , B a i l und W o s - s i d

1

o haben wohl auch deshalb besondere, von den Pflanzenbeschreibungen g etrennte Ueber- sichten über Form bezeichnungen und andere Dinge am Schlüsse einzelner Kurse bezw. H efte gegeben, während z. B. das Dreimännerbuch nur auf die b etr. Seiten im Buche verweisende, syste­

m atische Zusam m enstellungen ohne E rklärungen giebt, diese letzteren selbst nur an die Pflanzen- und Tierbeschreibungen anschliesst. Ich sehe darin einen Vorzug der erstgenannten B ücher vor letzterem .

A ndererseits benutzen manche Schüler, die S treb er in bew usster U nredlichkeit, die w irk­

lich strebsam en aus M issverständnis das Buch m itunter nicht blos zur W iederholung, wozu es bestim m t is t, sondern auch zur Vorbereitung von Stunde zu Stunde. Sie wissen ganz genau:

die und die Pflanze, das und das T ier w ird das nächste Mal durchgenommen, sie lesen die B e­

schreibungen und E rläuterungen durch und ge­

winnen das, was eine F ru ch t der Beobachtungen sein sollte, durch L ektüre. So en tsteh t bei ihnen kein wirkliches, sondern ein Seheinwissen, w or­

über der L ehrer dann manchmal stau n t und Ressen H erkunft sich ihm nur dann m it Sicher­

h e it ersch lie sst, wenn der Schüler sich ver­

plappert, d. h. Dinge vorbringt, die er aus dem vorausgegangenen U nterricht g arnicht wissen kann, oder wenn er das Gelesene in einer W eise anw endet, dass es zum B eobachteten nicht passt.

W enn nun auch diese N achteile der m etho­

dischen B ücher z. T. schon von anderer Seite,

z.

B. von W o s s i d l o , hervorgehoben worden sind, so w ollte ich es m ir doch nich t versagen, sie h ier noch einmal zu besprechen, um so mehr, als ich ursprünglich überzeugter A nhänger dieser B ücher gewesen, von dieser A nhängerschaft aber durch die Praxis ganz zurückgekomm en bin. Die m ethodischen B ücher haben ih r unbestreitbares V erdienst gehabt, weil sie den L ehrer auf zw eck­

mässige M ethoden aufmerksam machten, und dazu sind sie auch heute noch für den jungen L ehrer praktisch. Als Schülerbücher aber is t ihre Zeit vorüber.

I c h v e r l a n g e a l s o , d a s s d a s S c h u l ­ b u c h s y s t e m a t i s c h a n g e l e g t s ei !

Aber ich gehe noch w eiter als W o s s i d l o und andere. Ich will im Schulbuch nicht ein­

mal Beschreibungen haben, auch nicht Muster dazu. Das eigentliche L e h r b u c h ist und bleibt die N atur. Gewiss, der Schüler soll ein Tier, eine Pflanze in vernünftiger W eise beschreiben lernen. Gebe man ihm dazu m einetwegen ein bestim mtes Schem a, wie es für die Botanik z. B. von meinem Kollegen K r a u s b a u e r in sehr hübscher W eise entworfen ist, und lasse ihn darin seine Beobachtungen eintragen. Dann ist man sicher, dass das W iederholte auch eigen E rarbeitetes ist. D ann ist man auch sicher, dass der Schüler die Beschreibungen für die W ieder­

holung nicht etw a w örtlich auswendig lernt.

Denn auch das kom m t vor gerade so, wie es Schüler g ie b t, die sich geom etrische Beweise wörtlich einpauken.

In den eben erw ähnten K r a u s b a u e r s e h e n H eften sind nun bei dem Schema für jede Pflanze auch B lätte r für die Zeichnungen der Schüler enthalten. Und dam it komme ich auf die Abbildungen in den Schulbüchern. W ahrlich, viele von ihnen erinnern in bedenklicher W eise an die S e h e r i s c h e „W oche“. Es sind reine Bilderbücher geworden. D er Verfasser rühm t dann, dass der Verleger soviel für die Aus­

stattu n g des Buches gethan habe. Is t vom Verleger auch sehr hübsch und — sehr geschäfts­

klug. Denn ein solches Buch besticht auf den ersten Anblick geradeso, wie die illustrierten W ochenschriften. N utzen aber haben die meisten B ilder wenig. Als ich noch am D reim änner­

buche b eteiligt w ar, habe ich mich auf D rängen des Verlegers und m einer M itarbeiter nu r m it schwerem Herzen dazu entschlossen, die Zeich­

nungen für das Buch, zu liefern. D e n n d i e s e s o l l d e r S c h ü l e r s e l b s t h e r s t e i l e n .

W ieviel ist schon über die N otw endigkeit des Zeichnens im biologischen U n terrich t g e­

sprochen und geschrieben w orden! Wieviele pädagogische A u to ritäten h a t man dafür ins Ge­

fecht gefü hrt! Die grösste von allen bleibt Goethe, wenn er sa g t: „Ich will m it eigenen A ugen sehen und erkennen. Ohne Nachahm ung is t dies nicht m öglich“.*) W ie im geographi­

schen, so ist auch im biologischen U nterricht die abstrahierende, die schem atische Zeichnung das Gebotene. Es kom m t nicht darauf an, dass sie schön sei, dass sie jede K leinigkeit w ieder­

gebe, nu r das W i c h t i g e soll sie darstellen und das r i c h t i g . Die Einw endung, dass das viele Z eit koste, noch m ehr als die schriftlichen Aufzeichnungen der Schüler, und dass dam it der U nterrichtsstoff sehr beschränkt werde, ist h in ­ fällig. Denn w ir wollen ja nicht B otaniker und Zoologen züchten, sondern Menschen heranbilden, die ein offenes Auge haben, die sehen und das

*) Italienische Reise, 5. Ju li 1787.

(5)

1901. No. 6.

w e l c h e An f o r d e r u n g e n s o l lm a n a n b o t.

u.

z o o l. Sc h u l b ü c h e r s t e l l e n?

S. 113.

Gesehene beurteilen, das W ichtige vom Un­

w ichtigen unterscheiden, die das V erarbeitete logisch ordnen können, die Verständnis und Liebe für die umgebende N atu r haben. Und diese F ähigkeiten müssen an einzelnen Objekten, und seien es auch nur wenige, gewonnen werden.

„Multum, nicht m u lta“ ist eine teure W ahrheit, die jed er im Munde fü h rt und gegen die man sich doch so oft versündigt. Ein richtig ge­

leiteter U n terrich t soll auch das G edächtnis­

m aterial m öglichst beschränken, dagegen soll er die Schüler zum K ö n n e n ausbilden. „W er w ollte erw arten “, sagt L a n d s b e r g * ) , „dass morphologische, system atische und biologische K e n n t n i s s e von den Schülern in das Leben mitgenommen werden, von deren Aufnahme sie beim Abgange ein fünfjähriger Zwischenraum tre n n t! A ber die K u n s t , Form en zu sehen und zu b eschreib en, die B ethätigung einer sinnigen N aturbetrachtung, wie es die amtlichen V orschriften nennen, dürften länger Vorhalten, wenn es gelingt, sie sicher zu fundieren“.

W as nun die schematischen Zeichnungen der Schüler angeht, so sind die botanischen so leicht herzustellen, dass dazu eine besondere K unstfertig keit nicht gehört. Blütendiagramm e, Schem ata von B lütenständen, von Sprossfolgen, von B lattform en usw. kann schliesslich selbst der Sextaner zeichnen. Sie brauchen deshalb im Schulbuche um soweniger enthalten zu sein, als es viel rich tig er ist, diese Zeichnungen all- m ählig entstehen, ja sie vom Schüler selbst an der Tafel entw erfen zu lassen, als ihm etwas schon F ertiges zu bieten. Ebensow enig gehören in das Buch Abbildungen solcher Pflanzen, die dem Schüler im wilden oder angebauten Zustande

— schlimmstenfalls im Schulgarten — leicht zugänglich s in d ; er w ird dadurch nur verführt, das Bild s ta tt der N atu r zu nehmen. Soli er zu H ause das in der Klasse Besprochene w ieder­

holen, so mag er sich an das do rt empfangene und mitgenommene Exem plar und an seine eigenen Zeichnungen halten. Dass er das thue, darau f muss man freilich um so strenger halten, als viele Schüler stets die Neigung haben, sich an die W orte allein zu klammern. Man beugt diesem unseligen Verbalismus v o r, wenn man bei der W iederholung die R eproduktion der eigenen Zeichnung an der Tafel verlangt. D a­

gegen gehören in das Buch allerdings gute B ilder frem dländischer Nutzgewächse und einige anato­

mische A bb ildungen, sow eit die Objekte in schem atischer Zeichnung schwer wiederzugeben sind.

E tw as andei’S steh t es in der Zoologie.

Im merhin haben K ö h n e * * ) und L ay***) ge­

zeigt, dass man auch hier m it schematischen

*) H ilfs- u nd U ebungsbuch S. X X V I.

**) R ep etitio n stafeln f, d. zool. U n te rric h t 1898.

***) T ierk u n d e n eb st schem atischen Z eichnungen 1899.

Zeichnungen w eit kommen kann. W em das für die Schüler zu schwer d ü n k t, der mag ihnen die K ö h n e sehen oder L a y sehen Tafeln in die H and geben und sie nachziehen bezw.

farbig ausführen lassen; das is t immer noch besser, als ihnen fertige Abbildungen zu geben.

Dagegen soll es m ir rech t sein, wenn das Buch Bilder w ilder Tiere, einheimischer, sowie aus­

ländischer, und zw ar als lebendiger W esen, m itten in der sie umgebenden N atu r, unter Hervorhebung charakteristischer Lebensäusser­

ungen enthält. Namentlich S c h m e i l s Lehr­

buch und Leitfaden enthalten ausgezeichnete M uster hierzu.

Ebensowenig wie die m eisten Abbildungen gehören m. E. F ragen in das Buch. W ir haben ja mehrere solcher Fragensam inlungen. Eine solche w ar das m ethodische Uebungsbuch fü r den U nterricht in der B otanik von L o e w * ) , ein solches ist auch das Hülfs- und U ebungs­

buch von L a n d s b e r g , dessen andere beiden Schulbücher mir nicht zu Gesicht gekommen sind. Aber F ragestellung is t Sache des Lehrers oder noch besser, es is t seine Sache, die Schüler selbst zu solcher anzuleiten, und der L ehrer m ag sich, nam entlich, wenn er nicht eigent­

licher Fachm ann ist, aus den Fragesanunlungen R a t holen, d a s S c h u l b u c h s o l l a b e r n i c h t s b r i n g e n , w a s A u f g a b e d e s

L e h r e r s i s t .

Endlich w ünsche ich darin auch keine Be- stim m ungstabellen. Bei ih rer notw endigen Un­

vollständigkeit wird der Schüler, der selbst Pflanzen oder Insekten sammelt und sie nach dem Schulbuch bestimmen w ill, entw eder ver­

stimmt, wenn er das Gesuchte n icht findet oder, was schlimmer, er bestim m t falsch, weil er sich einbildet, es m üsste alles darin stehen. F ü r ihn, als auch fü r die Bestimm ungsübungen in der Klasse eignen sich solche B ücher wie die von W ü n s c h e , in denen, abgesehen von den grössten Seltenheiten, alles zu finden ist.

H ierm it bin ich schon bei der S t o f f a u s ­ w a h l des Schulbuches angelangt. W enn ich mich nun vorher zu dem Grundsätze bekannt­

habe, dass der Schüler m it verhältnism ässig wenigem, aber eigen E rarbeitetem genug habe, so verlange ich doch von dem Schulbuch einen reichen Stoff. Dann kann ja der strebsame Schüler w irklich sein W issen daraus bereichern und vertiefen. Vor allem aber w ird dadurch dem L ehrer die M öglichkeit gegeben, nach eigenem Plan, bezw. nach dem W unsch und den Interessen der Schüler und nach den ob­

waltenden Verhältnissen seine Auswahl zu treffen. Ich will dem L ehrer eben keine drückenden Fesseln angelegt w issen , sondern ihm m öglichst freien Spielraum gewähren. D a-

*) 1876.

(6)

Un t e r r i c h t s b l ä t t e r.

Jah rg . VII. No. C.

her darf das Buch nicht einseitig sein, sondern muss das W o rt beherzigen:

„W er vieles b rin g t, w ird manchem etwas bringen. “

Es ist ja doch viel leichter und w eniger zeitraubend, so m anches, was im Buche steht, zu übergehen, als ihm auch nur weniges durch D ik ta t hinzuzufügen.

Das w ird m. E. oft nicht genügend beachtet.

Die älteren B ücher enthielten nichts Oekolo- srisehes und konnten es nicht e n th a lte n , weil

o 4

die Oekologie eine junge, erst durch D a r w i n begründete und gew altig geförderte Disziplin ist. A ber dieser Mangel herrscht auch noch in vielen neuen Auflagen. Dem gegenüber wollen die Oekologomanen womöglich nu r noch A npassungen, nur noch den Zusammenhang zw ischen Bau und Leben b eto n t haben. S tellt doch z. B. W i l l m a n n * ) ganz direk t die F o r­

derung: „Jedes Organ soll aus seiner Verwen­

dung verstanden w erden“, und K o l l b a c l i * * ) verlan g t: „Die ausführliche B eschreibung eines Teils soll nur dann stattfin d en , wenn es da­

durch gelingt, eine E rscheinung des Lebens auf­

zudecken oder eine Beziehung zur übrigen N atur (oder zum Menschen) nachzuw eisen“. Ob K o l l - b a c h dabei nur an ökologische Beziehungen gedacht hat, weiss ich freilich nicht, jedenfalls fasst es aber L a n d s b e r g so auf.***) — Ja, wenn die W issenschaft eyst nur selbst so w eit w äre! A ber w er erk lä rt m ir auf diesem W ege z. B., warum die Mehrzahl der Monokotyledonen paralleladrige, die m eisten Dikotyledonen netz­

adrige B lätte r haben? Diese Merkmale, die w eder aus der Verwendung der Organe ohne w eiteres zu verstehen sind, noch aus denen eine Erscheinung des Lebens aufgedeckt werden kann, haben aber system atischen W ert. Gewiss sollen die ökologischen Beziehungen an passen­

der Stelle berücksichtigt werden und gewiss hat H o l l e ****) recht, wenn er dem L ehrer immer das ironische W o rt Mephistos als W arnung Vor­

halten m öchte:

„W er will was L eb en d ig ’s erkennen und beschreiben, S u ch t erst den G eist herauszutreiben,

D ann h a t e r die T eile in seiner H and, F e h lt leid er! n u r das geistige B a n d “.

Aber,

111

. H., ein geistiges und ein körper­

liches Band lieg t auch in der V e r w a n d t ­ s c h a f t der Pflanzen und Tiere, in der Ver­

w andtschaft in des W ortes verw egenster B e­

deutung, und die erkennt man nicht aus den A npassungen, die bekanntlich bei den nächsten V erw andten oft sehr verschieden sind, sondern die ergiebt sich aus der Form allein. Bei G o e t h e übrigens bildeten in der botanischen

*) D idaktik als B ildungslehre 1894, I I 261.

**) M ethodik d. ges. N aturw issenschaften.

***) A. a. 0 . S. X X II I.

****) L eitfad en d. Pflanzenkunde 1899. V orw ort.

Morphologie auch n ich t die ökologischen Ge­

sichtspunkte das geistige B an d, sondern die M etam orphosenlehre und die Spiraltheorie.

Also Morphologie, Anatomie und System atik dürfen ebensowenig vernachlässigt werden, wie Oekologie und Physiologie.

D er Stoff aber, den das Buch bringt, der sollte wissenschaftlich unangreifbar sein, Schul­

bücher sollten nicht gänzlich falsche oder gänz­

lich veraltete Anschauungen und Angaben en t­

halten. In dieser H insicht nur eine ganz kleine B lum enlese:

Bei P o k o r n y 1) heisst es, die atm osphäri­

sche L uft enthalte 1 % CO

2

, während sie in W irklichkeit n ur etw a 0 ,0 3 % enthält und die V entilation eines Zimmers schon bei l% o CO

2

als ungenügend zu erachten ist. — Da be­

haupten S t e l z und G r e d e ~), dass die Sumpfpflanzen stets W asser im Ueberschuss be­

sitzen, w ährend echte Torfsumpfpflanzen wie der P o rst und die Moosbeere die schönsten Schutz­

m ittel gegen stark e V erdunstung ausbilden, weil sie durch die H um ussäuren in der W asser­

aufnahme behindert sind. Ich bem erke dabei, dass dieses V erhältnis auch bei L a n d s b e r g nicht rich tig darg estellt ist. E r meint, dass die R ollb lätter und ih r H aarpelz beim P o rst E inrich­

tungen seien, welche die ununterbrochene W asser- abscheidung gew ährleisten sollen, w ährend es sich gerade um gekehrt verhält. — Da liest man bei K r a s s und L a n d o i s 3) folgenden, in dieser Form geradezu sinnlosen S atz: „Es ist eine eigentüm liche Erscheinung, dass die so saftigen K rautteile der D ick blätter (Sedum) auch bei strengem F ro st im W in ter nicht e r­

frieren, w a s i n d e n p a r a l l e l g e s c h i c h ­ t e t e n Z e l l l a g e n b e g r ü n d e t i s t “. — Da tre ib t der ganz veraltete und irreführende A us­

druck „W urzelstock“ noch immer in den Schul­

büchern sein W esen und vieles vieles andere mehr. B edeutend schlimmer ist es freilich noch, wenn das Buch Inkonsequenzen enthält. So heisst es in der C harakteristik der F ich ten ­ artigen bei W o s s i d l o 4): „ F r u c h t ein holziger oder ledriger Z apfen“. In der m orphologischen U ebersicht, 30 Seiten sp äter, steh t dagegen erstens eine richtige Definition des Begriffes

„ F ru c h t“ und dann: „Die Zapfen der N adel­

hölzer sind keine F rüchte, sondern Sam enstände“.

U ebrigens besitzen auch bei P o k o r n y 5) die K oniferen „ S t e m p e l b l ü t e n “ und „ F r ü c h t e “.

— Bei S t e l z und G r e d e heisst es bei C altha:

„W enn die B lüte nur e i n e n B lattk reis hat, so heisst dieser B lü tenh ülle“. Sechs Seiten später bei Colchicum und ähnlich kurz darauf

!) N aturgeschichte d. Pflanzenreichs 1887. S. 225.

2) L e itfa d e n f. d. botan. U n te rric h t 1900.

S.

86. 3) L eh rb u ch

f.

d. U n te rric h t i. d. B ot. 1893. S. 75.

■*) E rste A uflage S. 267.

5) L eh rb u ch d. B otanik 1898. S. 32.

(7)

1901. No. 6.

w e l c h e An f o r d e r u n g e n s o l l m a n a n b o t. u. z o o l. Sc h u l b ü c h e r s t e l l e n

? S. 115.

bei T u lipa: „Die B lütenhülle . . . . te ilt sich in sechs B lütenblätter, die in zwei Kreisen steh en “. — Eine ganze Sammlung solcher In ­ konsequenzen lässt sich aber veranstalten, wenn man die B eschreibungen der B lüte der Rosi- floren ansieht, wo in demselben Buche, ja auf derselben Seite ein und derselbe Teil bald als Blüten-, bald als Fruchtboden und bald als Kelch bezeichnet wird. Das heisst denn doch m it G ew alt Konfusion in den Köpfen der Schüler erzeugen. Freilich steck t diese wohl m eist in den Köpfen der Verfasser selbst.

W enn ich nun auch im Schulbuch eine syste­

m atische Stoffanordnung befolgt haben möchte, so w i l l i c h d o c h g l e i c h z e i t i g s e i n e E i n - r i c h t u n g s o , d a s s e s e i n e n m e t h o d i ­ s c h e n U n t e r r i c h t g e s t a t t e t . Ich stelle hier noch einmal meine F orderungen zusammen:

D er Schüler soll, wie gesagt, die einzelne Pflanze, das einzelne T ier m öglichst in säm tlichen ver­

schiedenen Beziehungen, also von der m orpho­

logischen, der system atischen und der ökolo­

gischen Seite kennen lernen, wenn auch auf der einen Stufe diese, auf der anderen jene' m ehr in den V ordergrund t r i t t; er soll das E r­

arbeitete aus dem Buche wiederholen können, er soll in jed er einzelnen Disziplin schliesslich zu einem gewissen System gelangen, also z. B.

die kennengelernten B lutenstände, die Schutz­

einrichtungen und B ew egungsorgane der Pflanzen und Tiere logisch gruppieren können, so un­

vollständig das System auch ausfallen mag.

Dem L ehrer soll endlich w eder in der Reihen­

folge des Stoffes, noch in der Auswahl des M aterials eine beschränkende Fessel auferlegt werden.

W ie ist das nun zu erreichen?

M einer M einung nach nur auf dem W ege, dass die einzelnen A bschnitte des Buches aus lau ter kurzen, durchgehend num erierten Sätzen bestehen, die an sich, d. h. also ohne Zusammen­

hang m it dem übrigen verstanden w erden können.

Ich glaube, dies am besten an einem Beispiel darlegen zu sollen und wähle dazu ein Stück aus der ökologischen B otanik.

D o rt heisst es etw a:

213. Gegen zu starken W asserverlust schützen sich die Pflanzen auf folgende W e i s e : ...885

a. Sie verkleinern bei grossem Raum­

inhalt ihre Oberfläche, indem sie . .

8 8 6 a.

ganz und gar cylindrische oder

kugelige Form annehmen, . . . 887

ß.

dicke B lätte r entwickeln, . . .

8 8 8 y.

die B lätte r bis auf geringe Reste

verschwinden und die Stengel deren Aufgaben übernehmen lassen . . 889 b. Die B lätte r stellen sich m öglichst auf­

recht, sodass sie von den Sonnenstrahlen

nur unter spitzen W inkeln getroffen w e r d e n ... 890 c. Die B lä tte r drehen sich so, dass sie,

m it den K anten nach oben und unten gew endet, vom Stengel nach Norden und Süden a b s t e h e n ...891 d. Die B lätter führen im Laufe des Tages Bewegungen aus, sodass sie in vorteil­

hafte Stellungen gelangen . . . . 892 e. Die B lätte r sind g efaltet oder gerollt. 893 f. Die B lätte r sind oberseits glänzend

und werfen einen Teil der Sonnen­

strahlen z u r ü c k ... 894 g. Die K utikula w ird sehr dick . . . 895 h. Die Pflanzenteile scheiden auf der Ober­

fläche W achs aus . . . . . . . 896 i. Sie entwickeln einen dichten Pelz von

W ollhaaren, welcher dieW ärm e schlecht leitet und die Luftbew egung an der Ober­

fläche b e h i n d e r t ... 897 k. In der Knospe werden die zarten,

jungen Teile von älteren umschlossen, welche W asser und D am pf nur schwer d u r c h l a s s e n ...898 Diese älteren Teile können sein :

a.

ältere, gleichartige B lätte r . . . 899

ß.

N e b e n b lä tte r...900

y.

Besondere schuppenartige N ieder­

blätter, die Knospenschuppen . . 901 1. An Knospen bilden sich drüsenartige

Köpfchenhaare aus, welche m it ihren leim artigen Ausscheidungen die Knospe ü b e r z i e h e n ...902 m. Die Epiderm is w ird m ehrschichtig . 903

n. Es sind wenige Spaltöffnungen vor­

handen . 904

o. Die Spaltöffnungen stehen nu r auf der B l a t t u n t e r s e i t e ... 905 p. Die Spaltöffnungen sind in das um­

gebende Gewebe eingesenkt . . . 906 q Die Spaltöffnungen können geschlossen

w e r d e n ... 907 r. In dem der Oberfläche nahen B latt-

füllgewebe finden sich nur wenige und enge Z w isch e n zellrä u m e... 908 s. In den Epiderm iszellen w ird W asser

g e s p e i c h e r t ...909 t. D er Zellinhalt ist schleim ig, gummi­

artig und h ält das W asser fest . . 9 1 0 u. A eltere Pflanzenteile sind von wasser­

undurchlässigen Korkm assen umgeben. 911 v. Zwiebeln und Knollen dienen Ge­

wächsen eines trocknen Klimas als W asserspeicher ...912 214. Die Einrichtungen, welche gegen zu starken W asserverlust schützen, thun dies auch z. T. gegen T em peraturverlust durch W ä rm e s tra h lu n g ...913

Bei dieser E inrichtung, die ich mir durch

das ganze Buch, also durch Morphologie, Ana­

(8)

S. 116.

Un t e r r i c h t s b l ä t t e r.

Jahrg . VII. No. 6.

tomie, Physiologie, Oekologie und System atik durchgefiihrt denke, wird es möglich, die be­

treffenden Einrichtungen an jed er beliebigen Pflanze, welche sie gerade besitzt, und auf der Stufe, auf der sie nach A nsicht des Lehrers vom Schüler verstanden werden können, durch­

zunehmen. Die linksseitige Num erierung ist dabei eine logisch gegliederte m it U ntereinteilung, die rechtsseitige dient nur dazu, dem L ehrer das Aufgeben von Stunde zu Stunde zu erleichtern, indem er die vorgekommenen Nummern im Buche anstreichen lässt, ohne dabei die Buchstaben der U ntereinteilung angeben zu müssen, was einerseits aufhalten, andererseits leicht Missver­

ständnisse herbeiführen wüi-de. E r w ürde also beispielsweise bei der B esprechung des Mauer­

pfeffers die Nummern 8S5,

8 8 6

,

8 8 8

, 904, 910, bei der des Epheus 885, 894, 895, 905, 908, bei der der Küchenzwiebel 885,

8 8 6

, 887, 890,

•896, 909, 910, 912 anstreichen, bezw. im U ebungsheft notieren lassen. Es hindert ihn auch nichts, zu den betr. Nummern im Buche die Beispiele aus dem U nterricht hinzuschreiben zu lassen. Sollen dann einmal die überhaupt vorgekomm enen ökologischen Thatsachen zu­

sam m engefasst oder w iederholt werden, wie dies z. B. gelegentlich physiologischer oder anato­

m ischer Besprechungen, also etw a bei der V er­

dunstung oder beim B lattb au e in tritt, so liegt nun eine logische Zusam m enstellung im Buche vor, und es können bei dieser Gelegenheit m einetwegen auch die Kenntnisse der Schüler

■durch H inzufügung anderer dahin gehöriger und früher nicht besprochener E inrichtungen er­

w eitert werden.

E ntsprechend denke ich mir das zoologische Schulbuch eingerichtet, nur m it dem U n ter­

schiede, dass dieses sich nicht einfach in die A bschnitte Morphologie, Anatomie usw. gliedert, sondern in der A nordnung zunächst die grossen system atischen Abteilungen, Tierkreise, Klassen und Ordnungen berücksichtigt, wie ja auch in der B otanik gewisse Dinge speziell bei den K ryptogam en erö rtert werden müssen. Besondere, nam entlich ökologische V erhältnisse einzelner T iere werden natürlich u n ter deren Namen be­

sprochen.

Es ist mir von einem Kollegen das Bedenken geäussert worden, dass bei dieser E inrichtung die Sätze so kurz und nam entlich in der Mor­

phologie so definitionsmässig seien, dass bei dem dadurch bew irkten Mangel an A nschaulichkeit dem Schüler das B ehalten nicht leicht werden würde. Ich glaube einerseits, dass es in dieser H insicht sehr darauf ankommt, wie der Stoff in der Klasse verarb eitet ist. A ndererseits aber ging der Kollege von der V oraussetzung aus, dass das Buch auch dem zusammenhängenden Lesen dienen solle. Das ist jedoch meine Mei­

nung nicht. Jed e zusammenhängende D arstellung

schliesst ja eine W iederholung von Stunde zu Stunde, die sich nu r auf den verarbeiteten Stoff' bezieht, aus und ist deshalb nur für Zusammen­

fassungen und W iederholungen brauchbar. Ich gebe hier zur Vergleichung entsprechende Stellen aus L ö w s Pflanzenkunde S. 123 und 194:

„Eine andere Gruppe von Gewächsen zeichnet sich durch auffallende H aarbekleidung, z. B.

manche K orbblütler durch weisse Pilzüberzüge, aus. Der Haarfilz sch ützt die B lätter vor über­

m ässiger Verdunstung, die ein V ertrocknen der Pflanze zur Folge haben könnte. Zahlreiche Pflanzen, die dürre S tandorte oder ein trockenes Klima bewohnen (Dürrepflanzen oder X ero­

phyten), besitzen eine solche Filzbehaarung oder entw ickeln in anderen Fällen dicke, saftreiche B lätte r (Sedum, Sempervivum); bei ausländischen W üstenpflanzen, wie K aktus und W olfsm ilch­

gewächsen treten auch fleischige, blattlose Stengel von kugeliger, säulen- oder scheiben­

förm iger G estalt auf, bei denen durch eine stark verdickte O berhaut das innere, wasser- aufspeichernde Gewebe vor V erdunstung ge­

schützt ist (Fettpflanzen oder Succulenten)“.

— S. 194: „Dem inneren Bau nach w ird das B latt zunächst von einer m eist n u r einschichtigen O b e r h a u t (Epidermis) überzogen, deren Zellen häufig besondere Schutzbekleidungen entwickeln.

Als solche sind zunächst die II a a r e zu be­

trachten, die als Auswüchse einzelner Epiderm is- zellen entstehen und in m annigfachen Form en (als einfache Haare, Filz- und Sternhaare, W oll- haare, Stachelhaare, Brennhaare, K letterhaare, Schuppenhaare, D rüsenhaare u. dergl.) auftreteu.

Eine allgemeine Schutzbekleidung der O berhaut is t die K u t i k u l a , die als dünne, zusammen­

hängende Membran die Aussenwand säm tlicher Epidenniszellen überzieht und fü r W asser mehr oder w eniger undurchdringbar is t; sie schützt demnach die Pflanzen sowohl gegen das E in ­ dringen des W assers von aussen als auch gegen zu stark e V erdunstung des inneren Zellwassers.

Als seltnere Schutzbekleidungen kommen auch W achs- oder K alküberzüge auf der O berhaut vor. Da für das Leben der Pflanzen ein be­

ständiger Gasaustausch zwischen der B innenluft und der L u ft der äusseren Atm osphäre not­

w endig ist, so ist die O berhaut der B lätter, wie überh aup t aller chlorophyllhaltigen Pflanzen­

organe, m it eigentüm lich gebauten, je nach Be­

dürfnis erw eiterungs- oder verengerungsfähigen, offnen Spalten ( S p a l t ö f f n u n g e n ) versehen, die m it einem Netz zahlreicher, zwischen den W änden benachbarter Zellen eingefügter L u ft­

kanäle ( I n t e r z e l l u l a r r ä u m e) im Innern des B lattes in d irek te r V erbindung stehen. Die schlitzförmige, enge Spalte w ird von zwei halb­

m ondförm ig gekrüm m ten Zellen, den S c h l i e s s -

z e l l e n , umgeben, die durch einen besonderen

M echanismus den S palt verengen oder erw eitern

(9)

1901. No. G.

W e l c h e An f o r d e r u n g e n s o l i, m a n

können ; eine E rw eiterung findet bei zunehmen­

dem W assergehalt, eine Verengung bei T rocken­

h eit der Atm osphäre s t a tt ; die Spaltöffnungen dienen som it als R egulatoren der W asserver­

dunstung der Pflanze. Bei Gewächsen trock en er S tan d o rte und regenarm er Klim ate w ird durch besondere E inrichtung ihrer Spaltöffnungen eine zu stark e W asserverdunstung verhindert, indem dieselben tie f in das um gebende B lattgew ebe eingesenkt sind, und der so gebildete enge K anal oft ausserdem durch einen H aarpfropf wie durch einen R espirator geschlossen er­

sch e in t“ usw.

Diese Stellen sind im zw eiten Teil enthalten, d er erste b rin gt von ökologischen Dingen nur wenig, obgleich viele in m einer Tabelle aufge­

füh rte E inrichtungen so leicht verständlich sind, dass auch ein Schüler der unteren Klassen sie begreifen kann. Man w ird durch solche zu­

samm enhängende D arstellungen wie die L ö w sehe bis zu einem gewissen Grade zu system atischem U n terrich t geradezu gezwungen.

D er vorher erw ähnte Kollege m einte ferner, es sei für die W iederholung eine E rneuerung oder Auffrischung der A nschauung nötig, und er s a g t, dass in dieser H insicht vieles zw ar A bbildungen thäten, etw as aber auch der T ext thun müsse. Eine anschauliche D arstellung kann aber w ieder immer nur eine zusammenhängende sein, deren Nachteile m ir eben grösser erscheinen als die etw aigen V orteile. Auch m it Abbildungen ist gerade bei den ökologischen Beziehungen m eist wenig gethan. E h er könnte hier noch ein H erbarium helfen, dessen A nlegung ich aber n icht als obligatorische L eistung vom Schüler fordern möchte. E s w ird dadurch die häusliche A rb eit vergrössert, was ich überh aupt vermieden haben möchte, es komm t verhältnism ässig w enig dabei heraus und es erfordert eine überaus zeit­

raubende K ontrole. Mag man den Schüler auf seinen N utzen aufmerksam m achen und den­

jenigen, die sich freiw illig zu seiner A nlegung erbieten, A nleitung dazu geben. Mehr aber nicht.

In der Zoologie helfen freilich nur A bbildun­

gen, höchstens von G liederfüsslern könnten sich die Schüler selbst Sammlungen anlegen. Aber das w ird man wohl noch w eniger verlangen als ein H erbarium .

Ich bin am Schluss. E in biologisches Schul­

buch, wie es m ir vorschw ebt, existiert zur Z eit noch nicht.*) An Ihnen, m. H., is t es nun, sich darüber zu äussern, in wie w eit sie meinen D arlegungen Ih re Zustim m ung gew ähren oder ihnen entgegentreten. Es sind das ja A nsichts­

sachen. Ich habe heute m ehrfach G o e t h e z itie rt und so w ill ich auch m it einem Aus-

*) N a c h träg lich e A n m e rk u n g : Inzw ischen ist hei V elhagen u nd K lasin g eine P flanzenkunde von E . K oehne erschienen, w elche einen T e il d er v o rg etrag en en F o rd e ­ ru n g en erfüllt.

spruch des grossen W eisen schliessen. E r sagt:*)

„Man th u t immer besser, dass man sich grad ausspricht wie man den k t, ohne viel beweisen zu w ollen: denn alle B ew eise, die w ir

V o r ­

bringen , sind doch nu r V ariationen unserer M einungen, und die W idriggesinnten hören w eder auf das Eine noch auf das A ndere.“

Nehmen sie den A usdruck „W id rigg esin nte“

nicht übel, G o e t h e braucht ih n , nicht ich, und böse is t er nicht gemeint.

* *

*

In der an den V ortrag anschliessenden,D is­

kussion erklärte sich W e t e k a m p (Breslau), der sich als Schüler Herm ann Müllers bekannte, für den F o rtfall des Lehrbuchs auf der U n ter­

stufe, ferner betonte er die N otw endigkeit des Zeichnens von unten herauf, indem er auf die in Dänem ark bestehende U nterrichtspraxis ver­

wies und die am erikanische (japanische) Me­

thode empfahl.

K r e b s (B arr i. E.) sprach im allgemeinen seine Zustim m ung zu den A usführungen des V ortragenden aus, erhob jedoch insofern einige Bedenken, als er bei der vom V ortragenden empfohlenen Form für das feste B ehalten der H auptsätze die Gefahr des verständnislosen A us­

w endiglernens betonte, auch w ollte er einige von dem V ortragenden gebrauchte Ausdrücke durch andere ersetzt wissen (W urzelstab für unterirdischer Stengel). Vor allem müsse der U nterrichtsbetrieb in seinen ersten Anfängen einen floristischen resp. faunistischen C harakter tragen.

E r nahm dabei auch Anlass, gegen die Be­

vorzugung des gebundenen Zeichnens durch die M athem atiker**) zu protestieren und den W erth des Freihandzeichnens gerade für den U nterrich t in den biologischen Fächern zu betonen, s ta tt der geraden w ollte er die krumme Linie, s ta tt der künstlichen die natürlichen Objekte in den V ordergrund gestellt wissen.

Prov. - Schulrat K a i s e r (Cassel) stim m te W e t e k a m p zu, auch er ist gegen den Gebrauch des Lehrbuchs im naturw issenschaftlichen An­

fangsunterricht, insbesondere auch in dem propä­

deutischen K ursus der Chemie. E r exemplifi­

zierte dabei auf den S prachunterricht, besonders den in den lebenden Sprachen. Den A usfüh­

rungen P o s k e s über die Aufgabe des L ehr­

buchs***) stim m t er im W esentlichen zu.

D er V o r t r a g e n d e wendet sich gegen die von K r e b s erhobenen Bedenken, für W urzelstock scheint ihm der Ausdruck Endstam m zw eckent­

sprechender, die Gefahr der B egünstigung des A uswendiglernens g laubt er bei einem sachge-

*) S prü ch e in P rosa, I V 5.

**) S. d. Diskussion üb er den U n te rric h t in der d a r­

stellenden G eom etrie, U nt.-B l. V II, 4, S. 7 0 —76.

***) S. U nt.-B l. V II, 4, S. 67/68.

AN IiOT. TI- ZOOL. SCHULBÜCHER STELLEN?

S.

1 1 7 .

(10)

S. 118.

ü NTERllICHTSBLÄTTER.

Jahrg . VII. No. G.

mässen Lehrbetrieb nicht für erheblich ansehen zu können. Es liege ihm daran, im U nterrich t selb st die system atische B ehandlung zurückzu- drängen. Gegen Notizen zur Aushiilfe, besonders behufs E inprägung der term ini teclinici habe er nichts einzuwenden.

T h a e r (Ham burg) g laubt die zu weitgehende U nterschätzung der methodischen L ehrbücher zurückweisen zu m üssen, wobei er auf das

„D reim ännerbuch“ exem plifiziert; man müsse auch die Bedürfnisse der L ehrer berücksichtigen, die sich ihre Methode erst bilden müssen, der von dem V ortragenden empfohlene Lehrbuchs­

zuschnitt sei gerade fü r w eniger geschickte L ehrer nicht ohne Gefahr. Keinenfalls könne es schaden, wenn ein, im ganzen system atisch angelegtes L ehrbuch im einzelnen diePorderungen des m ethodischen U nterrichts berücksichtige.

K a i s e r nimmt Anlass, seinen vorher kurz skizzierten S tandpunkt noch genauer zu dekla­

rieren, ihm scheint das Bedürfnis eines m etho­

dischen Lehrbuchs für den L ehrer grösser als für den Schüler. Uebrigens glaube er, dass in dieser H insicht zwischen den einzelnen Fächern mannigfache Verschiedenheiten bestehen.

D er V o r t r a g e n d e e rk lä rt zu seinen A n­

sichten durch die E rfahrungen gekommen zu sein, die er als L ehrer an einer L andw irtsch afts­

schule gem acht habe. D er Gedanke, für den L ehrer das Studium eines m ethodischen L ehr­

buchs obligatorisch zu machen, erscheine ihm diskutabel.

K r e b s findet, dass die Besorgnis vor dem Auswendiglernen nicht en tk rä ftet sei. U nter B erufung auf eigene U nterrichtserfahrungen empfiehlt er die allgemeine E inführung kleinerer A usarbeitungen von der A rt, wie sie in Preussen j seit 9 Jah ren bestehen.

N i e s (Mainz) äussert Bedenken gegen den vom V ortragenden empfohlenen L ehrgang nach Umfang und Höhe des Lehrziels.

H a n s e n (Giessen) w eist auf die Kürze der vom V ortragenden zur E inprägung aufgestellten Sätze hin, diese erscheine ihm nicht unbedenk­

lich, bei ungeschickter F orm ulierung sei die G efahr von M issverständnissen nicht abzuweisen.

Eine Beschlussfassung erfolgte nicht.

D e r S p ie g e l s t a b und. s e in e V e r w e n d u n g . V o rtra g a u f d e r H a u p tv e rsa m m lu n g in G iessen*)

V on P ro f. D r. S c h ö n e m a n n (Soest;.

D er Spiegelstab is t ein In stru m e n t, w elches die E n tfe rn u n g von P u n k ten im T e rra in aus d er V erschie­

b u n g ihres Spiegelbildes in einem Spiegel erm ittelt, der parallel im W inkel von 4 5 ° zu r Sehachse um eine bek an n te S treck e, die Basis, verschoben w ird. E in ­ gehende B eschreibung befindet sich in d er A b h an d lu n g des O sterprogram m s 1901 vom A rchigym nasium zu Soest „ lie b e r die E rm itte lu n g von E n tfern u n g en u nd

*) S . U n t.- ß l. V II, 3, S. 5t.

H öhen d u rch perspektivische B eziehungen“. I n der­

selben is t auch d er Einfluss des B eobachtungsfehlers a u f das R e su lta t genau u n tersu ch t. H ie r m öge d u rch eine B eschreibung die T h eo rie des einfach herzustellen- den A p p arates auseinandergesetzt w erden, w elcher in­

sofern das In teresse der S achverständigen erregen w ird, als er den Spiegel zur E rm itte lu n g von L än g en von L in ien benutzt.

K o n s t r u k t i o n d e s S p i e g e 1 s t a b es. Bei dem G ebrauche des Spiegelstabcs w ird die F ä h ig k e it des A uges b e n u tz t, n ic h t n u r zwei P u n k te einer einzigen V isierlinie sich decken zu sehen, sondern zugleich in n er­

halb eines kleinen W inkels bis gegen 6° auch noch zwei an d ere P u n k te in einer zw eiten V isierlinie zu er­

blicken; die letzte w ird d u rch den Spiegel gebrochen.

D er S piegelstab b esteh t in einem S tabe a b c d von rechteckigem Q u ersch n itt, F ig . I. A n dem h in teren

E n d e desselben is t ein k lein er G lasspiegel S u n te r 45°

m it d er R ic h tu n g des S tabes an g eb rach t. A m vorderen E n d e a b befindet sich ein D io p ter o t ; dem selben ent­

sp ric h t am h in te re n E n d e eine N adel n. D urch die D iopteröffnung Oj -und die den Spiegel etw as üb er­

rag en d e N adel n w ird die V isierlinie festgelegt. F e rn e r ist an d er S eite b c des Spiegelstabes ein v erschiebbarer F ad en an g eb rach t, dessen Spiegelbild dem in o : befind­

lichen A uge des B eobachters sich tb ar ist. A u f d e r unteren F läch e is t ein zum A b sch rau b en e in g erich teter H a n d g riff an g eb rach t. D ie L inie von d er D iopterebeno bis zum D u rch sch n itt m it d er Spiegelebene in k, w elche d u rch den v erschiebbaren F a d e n g eleg t is t, a l s o .b k b e tr ä g t 180 m m ; sie b ild e t bei den M essungen die K o n sta n te des A pparates.

A n d er F ig u r I m usste d e r Spiegel au f d e r linken Seite b ed eu te n d grösser gezeichnet w erd en , da die zu

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