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Deutsche Illustrirte Gewerbezeitung, 1872. Jahrg. XXXVII, nr 22.

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Academic year: 2022

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No. 22.

Friedrich Georg Yieclis

Den ts che

YIIUZtrirte Gewerbe-Zeitu.

HerausgegebenvonDr.A. Lachmann.

Abounemerits-Preis:

Halbjåhrlich 3Th.lt. Verlagvon Zi. ZerggoldinBerlin, Links-StraßeNr. 104

Jnseraten-Preis:

pro Zeile 2Sgr.

SiebenunddreißigsierJahrgang. Zubeziehen durch.alleBuchhandlungenundPostämter. WöchentlicheinBogen.

Inhalt Gen-erblich stndnstrielle Bericht e:ZurKontroledesBranntweinbrennereibetriebes. Einwichtiger FortschrittinderPapierfabrikatiou. DieEntwicklungder deutschen Bannnvollen-Jndnstrie. Die neuesten Fort schritte nndtechnischeUmschau indenGen-erben undKünsten: Patente vomMonat April.Ein praktischerWasserdrnckmotor neuesterConstrnction. Pradel’sJnjektorbei

Dampfkesselm Eindanerhaftes Email fiirklipferneKorbgefäße.Präg-undSchneid-Stempel znrHandschnh-Fabrikation. Barford’sverbesserteAckerwalzemitWasserfüllnng.Garnknanl-WickelinaschtnevonRob.UlischinLeipzig.Industrielle Notizennnd Recepte: Dastellnng eines Steinkittes zuWafferleitnngen.DieActiengesellschaftenEnglands.—-Wiener Weltausstellnng1873.

Literarischer Anzeiger.

GewerblichindustrielleBerichte ZurKontrole desBranntweinbrennereibetriebes.

ZurKontrole des Branntweinbrennereibetriebes hat Herr ApothekerHerbinPulsnitz(Sachsen)aufder Industrie-Aus- stellungzuAltona zum erstenMal einen Apparat aufgestellt, welcheralseinehöchstzeitgemäßeEinrichtungbetrachtetwerden mußunddurch dessenVerwendung denjenigenLandwirthen, welche den Branntweinbrennereibetrieb als landwirthschaftlicheNeben- bfranchezupflegen haben,wieüberhauptallenBrennereibesitzern,

ein hervorragender Dienst geleistetwird-

EsdarfdieBehauptung Geltung erfahren, daßdasrichtige Verständnißderinneren chemischenVorgängeimMaifch-Und Gahknngspwzeßnicht allen denen eigenist,welchensichimBesitz einer Beennekel befindenund daßsolcheLandwirtheihrem Be- triebspersonalgegenüber in einem gewissen Abhängigkeitsverhält- nisse stehen,Vonwelchemsie zuemancipireneineHauptaufgabe des obigen Apparates Ist-

Aberauchunter dergroßenAnzahlderBranntweinbrenner vom Fach,seien dieselbenin selbstständigenoderdienendenVer- hältnissen, befinden sichnur Wenige inderLage-«dieVorgänge beimMaisch-undGährungsprnzeßnachwissenschaftlichenPrin- zipienzuleiten,und allihr WlssenUndKönnenschließtOft ein Blatt Papier ein, welches,als «Reeepk«indentiefsten Tiefen einesNotizbuchesvergraben,derUmgebung Verschweigensoll,wie«

vieloder wiewenig wahres Vetständnißvon derSachedem Receptinhaber eigen ist.

Jn dieHände solcherEmpyrikeristaberauch das Betriebs- kapital gelegt, welchesdieBrennerei repräsentirtunddessenRen- tabilität nichtimmerzuden schwankendenSpirituspreisenin directem Verhältnissesteht.·

Jst auch vielleichtmitder nahe bevorstehendenEinführung derProductionssteuerimBrennereibetriebe einegrößereUnab- hängigkeitinderWahlderRohmaterialienzurSpiritusfabrika- tiongeboten, fowerden sich dochimmer dieKartoffeln fürdie LandwirthschaftimVordergrunde erhalten. Dieaus denselben zuerzielendeSpiritusausbeute istabervon ihrem Stärkemehlge- halte,der zwischen10 und 250Xo schwankenkann, abhängig;

denn nach demselben schwankendie Spiritnsausbeuten zwischen 330 Und770Quartprocentenaus demCentnerKartoffeln-

»Mit»de1nHerb’schenApparatewird dem Brennereibesitzer zunachstein höchsteinfachesVerfahren geboten,denmittleren

i-

StiirkemehlgehaltderKartoffelnzubestimmenundsichdurch bei- gefügteTabellen miteinemBlicküber diezuerwartende Alkohol- menge beinormalem Betriebe Rechenschaftzugeben«tDaaber

derletztereeinegroßeAnzahlvonFactoren einschließt,diesämmt- lich beeinflussendwirken, so muß gleichzeitigdieMöglichkeitge- boten sein, auchdieUrsachenabnornier Productionsverhältnisse imVerlaufedes Betriebes bestimmenzukönnen,und hierzu bietetderApparat höchsteinfache Mittel, sowohldenGangdes Einmaischens,wieauchden VerlaufderGährung kontinuirlich zumessenund hierbeiunter Anwendungeiniger Berechnungen einenSchluß auf dieSpiritusausbentezuermöglichen,welcher beinormalem Betriebe mit der ursprünglichenKalkulation aus dem StärkeinehlgehaltderKartoffeln korrespondirenmuß.

Der Schwerpunktderganzen Einrichtungdessehr praktisch zusammengestelltenHerb’schenApparates liegt alsoinder Be- nutzungund korrektenund leichtverständlichenVerwendungaller durch dieErfahrungund durch dieWissenschaft gebotenenMittel, inkürzesterZeitmitabsoluter Sicherheit auchindemFalleeinen Brennereibetrieb kontrolirenzukönnen,in welchemdem Besitzer desEtablissementseineingehendes VerständnißüberdenVerlauf der Maisch-und Gährungserscheinungenabgeht. Es sollder Apparat,wie inderEinleitung gesagt ist,den Landwirthvom Brenner emancipirenunddenersterenin denStand setzen,sich überdiemöglichenRentabilitätsverhältnisseein felbstständiges, klaresUrtheilzuverschaffen.

Esbedarf hierzuderLandwirth nichts weiter,als zuwissen, daß.

1) beimEinmaischendas StärkemehldergedämpftenKar- toffelndurchdas MalzzuZucker gemacht wird;

2)daß diese ZuckerbildungbeiTemperaturen von 480bis 520Reaumur inderMaische erfolgt;

3)daßaus 9Pfund Stärkemehl10Pfund Zucker werden;

4)daß dieGährungder Maische zwischen12ound200 Reaumur erfolgtund deshalbdieheißeMaische abge-

kühltwerden muß; —-

5)daßdieHefedieGährungderMaischebeidieserTem- peratur imHefengefäßeeingeleitethat,um sieimMaisch- bottige durchzuführen;

6)daßbeiderGährungallerZuckerin derMaische sich 22

O-,»«

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Eli-- zerfetztinKohlensäure,welchefortgeht,undinWeingeist, welcherinderweingahren Maische bleibt;, 7)daßindemGrade,inwelchemderZuckerin derMaische

abnimmt, dieselbeimmerleichterwirdund«wenigerGrade

amSacharometer zeigt,daßman alsoinderAbnahme derSacharometergradeinderMaischeeinenSchluß auf dieGährungund dieWeingeist(Alkohol-)erzengunghat, diesichnach dendeniApparate beigegebenenMitteln ganzgenauberechnenläßt-

Dies alles wird in der einfachsten Weiseermöglichtund setztnur Das Voraus, daß sichderBrennereibesitzer dazuent- schließt,seineKartoffeln nicht,wieesbisjetztgeschehen,zumessen, sonderndie indenBetrieb einzuführendengewascheiienKartoffeln, bevor sieindas Dämpffaßkommen,zuwägen.Durchdieses WägenderKartoffeln istesalleinmöglich,einenrationellenBe- triebdurchzuführenund unter Anwendungdeshöchstpreiswür- digen Herb’schenApparats sichvon allenZusälligkeitenim Ver- laufe desselben unabhängigzumachen.

Ein wichtigerFortschritt

DertäglichwachsendeBedarfanPapier, heißtesim»Ar- beitgeber«,hat schon seit einiger ZeitzurVerwendungvonErsatz- stoffen für Lumpen geführt,wiesieindiesemMaße früher nicht vorgekommen. Stroh, welches sonstnur zuPackpapier gebraucht worden,wirdjetztselbst für besseres PapierangewendetundEng- land,das sich vorzugsweise aufdas ihm durchbillige Frachtzu- gänglicheSpartogras warf,hatschonimJahre1866 1,400,000 Centner davon eingeführt.Das wichtigste Ersatzmittel istaber inneuerer Zeitdas Holzgeworden,seitdemes durch die von Völter in Heilbronn construirte Holzschleismafchinemöglichge- worden, esinseine feil-istenFasernzuzerlegen.ZahlreicheFa- brikensind seitdementstanden,dienur HolzftoffsiirdiePapier- fabrikenerzeugen und einegroße Erleichterung fürallePapier verbrauchenden Geschäfte,ja fürdas ganzeVolkbilden.

Das Papier hängtso eng mit denBildungsmitteln eines Volkes zusammen,daß Alles, was auf dessenHerstellungBezug hat,von großer Wichtigkeitist.Es ist nichtbloseinematerielle, sondern aucheinehumanistischeFrage. Soll mehrBildungunter diegroßeMassedes Volkes kommen,so müssendieBildungs- tnittel,namentlich ZeitungenundBücher-,möglichstbillig sein- wenigstensnichttheurer werden. Letzteres würde aberbeidem wachsenden VerbrauchanPapier entschiedenderFallfein,wenn nichtinzwischenMittel gefundenworden wären,deinSteigender Papierpreise entgegenzuarbeiten,unddie Männer haben sichwohl- verdient um dasganzeVolkgemacht, welchezudiesem Ergebniß beitrugen.

DieVerwandlung desHolzesinseine Fasernaufmechani- schemWege erfordertvielKraft,dasZeug muß außerdem durch Mahlenvollends kleingemachtwerden,verliert aberdadurch sehr

anHaltbarkeit. Es sind deshalbschon seit mehreren Jahren wiederholt Versuche gemachtworden,u.A.vonAdaulson, Keegan, Deininget,VI’VAD-Sinclair-TcssicåduMotayund Anderen,das HolzaufcheinischeniWegezuzerlegen.Von diesen habennur diezwei letzterenpraktischenErfolg gehabt.DasVerfahrendes EngläiidersSinclair namentlich istbereits an mehrerenOrten ausgeführtund lieferteinen besserenund billigeren Stoff,als derbisherigewar. Nachdenuns zugehendeu Berichten stellt sichderCentner gebleichtengutenStoffes aus Fichtenholz auf 10-—13 fl.jenachdenPreisendernöthigenStoffe,der von Teffiiåetwas höher.

AlledieseVerfahrenberuhen aufderAnwendung sehr hohen Druckes bis 14 Atnlofphären unter Einwirkungeiner starken Sodalauge. Das Bleichen geschiehtwie bisherdurch Chlorkalk. Man gewinntaus Nadelholzvon 20Proc.Wasser- gehalt ungefähr Isz Stoff, hat alsoZXZAbganganHolz;von Laubholz hatman weniger Abfallundbraucht auch wenigerSoda und Chlor, namentlichbeiAspen,die den weißestenHolzftoff liefern.Das Mißlichebeidiesen Verfahren istder bedenklich hoheDruckundderUmstand, daßdasZeugdochnoch geniahlen werden muß, alsoimmernichtdieFestigkeitvonHadernzeng hat.

Sinclair suchtdieGefahrdes hochgespanntenDruckes dadurch zuvermindern,daßerdenKesselmit einem Mantel umgiebtund indem soentstandenenZwischenraumeinenGegendruckvon 8 Atmosphärenerzeugt,sodaßderDruckauf dieKesselwandselbst auf6Atmosphärenermäßigtwird. Ein Uebelstandbleibt es

»aber immer, zudemderDruckdoch nicht ausreicht,umdieFasern

« vollständigzulösenundunversehrtzuerhalten. Letzteres scheint

nun demdeutschen Chemiker Ungerer gelungenzufein, welcher derStruktur und dem Verhalten derFasern den genannten Mitteln gegenübernäher nachforschendendlichdas Gesetz gefun-

"großen900 nndbeiNadelholzgar 1200braucht.

inderPapierfabrikation.

denhat, nach welchemdieAuflösung vorsichgehen muß.Der- selbe brauchtziin Folgedessennur 5bis 6AtmosphärenUeber- druck,dieHälfteSoda undnur denfünften Theil Chlor, letz- teres deshalb,weildieJnkrustationendesHolzes besser gelöst werden und-letzteresdeshalb leichterzubleichenist.

WirlassenhiereineZusammenstellungderbeidenVerfahren für1000 Kilogebleichtentrockenen Stoffesberechnet folgen:

«Ungerer Sinclair

2250 KiloHolz 2250 KiloHolz

212 » Soda ,565 » Soda

128 » Chemikalienz.V, fl.d.Clur. 750 » Kohlen

900 » Kohlen 250 » Chlorkalk

50 » Chlorkalk

FürNadelholzvon 20Proc. WassergehaltgiebtUngerer den Verbrauch auf3000 KiloHolz,"360 Kilo Soda, 220 Kilo Chenlikalien,1206 Kohlenund50KiloChlorkalkan.

DiewesentlicheVerschiedenheitbeiderVerfahrenberuhtdem- nachindergrößeren Mengevon Soda undChlorkalk, welche Sinclair demUngerer’schenVerfahren gegenübernöthig hat. Aus- fallend ist, daßSinclair beiseinemenormen Dampfdrucknur 750 KiloKohlen uotirt, während Ungererbeieinem halbso

Esstehtzu vermuthen, daß ersterer Posteninder Praxissichetwas erhöht oderletzterer sich zuGunstendesUngerer’schenVerfahrens ver- mindert;bisjetztliegenvon letzteremnur Laboratoriumsversuche vor, eineFabrik für50Centner täglichePlrodulctionist aberim Bauund wirdin3Monaten eröffnet,zweiandere werden dem-

nächstinAngriffgenommen. .

WelcheBedeutung dieseErfindungenhabeil istdarauszu erkennen,daßnach Sinclair’s und Telsleis Verfahrendie Her- stellungskostendesHolzftoffesum fast 1,,«3,nachdem Ungerer’s sogarum dieHälftevermindert werden.Der Wettbewerb von Fabriken, welche nach ersterenarbeiten,fängtdeshalbschon an, sichgeltendzumachen.Die BelgischenFabrikeirz.B. haben trotz einesZollesvon 2fl.diePapierpreisealnRheinschon be- deutend gedrückt.UnsereeinheiniischenAnstaltenwerdendeshalb suchenmüssen,möglichstraschnachzukonnueinUnl nichtdauernd Schadenzuleiden. JnWienhat sichbereits einegroßeAmen- gesellschaftunter demNamen »Zellulose«nntFlneln Grundstock von 3,000,000 fl. gebildet,um das ölkekkelchlic)e»Pateiitvon TesfiåduMotayundandere ähnlichezuSTIVEVHEFDHolzftoff-und Papier-Fabrikenzuerrichten,sowieden HaudebniltPapierin großen Maßstabezu betreiben. Eine zwelteGesellschaftist zu

WieninderBildung begriffen,UmdasFingerersscheVerfahren

zuerwerben,undeine dritte hatVasliachslichePatenterworben.

Das Verfahrendes letzterengewinnt dadurchnochanBe- deutung,daßesbeimPapiernichtstehenbleibt,sondernüber- hauptallePflanzenfaserulöst-.clchdie zumSpinnen geeigneten.

Man wirddeshalb künftigkeinenHanfoderFlachsmehrbrechen,

«rösten,schwingen2c.,sondernIhn-mittelstdesUngerer’fchen·Ver- fahrensinsofeineFalemzektheilemwiees aufnllechanischeni Wege nicht möglichIst-Undzwar ohneweitere Zurichtiingals in einemMischholländet Ebenso braucht Ungerer’sHolzzeug nichtgemahlenzuwerden, eswird also nichtblosdiedafür nöthige Kraft gespart, sondern auchdieHaltbarkeitdesPapieres erhöhtDas Zeug ist so fest, daßeine Bemengungvon Hadern- zeugunnöthig.Esleuchtet ein,daß dies einentiefschneidenden Einfluß andie ganzePapierfabrikation,aber namentlich ausden Lumpenhandeläußernmuß.DiePreisederLumpen müssenm

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demselben Verhältniß sinken,wieder alte Holzstoffgegen den neuen.

DieFabrikation selbstwirddurchdieneuen Verfahren wesent- lich vereinfacht,das kostspieligeSchleifendesHolzes fälltweg und man brauchtnur nochca. 10 Pferdekraft für dieHolz- schneidmaschine,2fürdieSäge,2fürden Mischholländerund 2fürdiePumpen, also imGanzenca. 18Pferdekräfte,um täglich50 Eentner Stoffzufertigen. Sinclair brauchtnoch einige Pferdekräfteum denStoffzumahlen. Fassenwir die Sache zusammen, soliegendieVorzügedeschemischenVerfahrens

(undfpecielldie desUngerer’schenvor demVonSinclair, Tessiå 2c.) infolgendem:

1)Einfachheitund größere Billigkeitdes Verfahrens, 2)geringerer Dampfdruck(6Atmosph.gegen14), 3)geringerer Soda-Verbrauch(dieHälftevon Sinelair), 4)geringerer Verbrauchvon Chlorkalk(nur1X5), 5)nahezu vollständigeWieder-gewinnungderSoda (98Proc.,

während Sinclair und Tessiånur 70Proc.erhalten), 6)ErsparnißanKraft,dadasMahlen wegsällt,und 7)größereFestigkeitdes Stoffes.

a

I

Die EntwicklungderdeutschenBanmwhllen-Jndustrie.

Deutschland fingerstszuAnfangdes17. Jahrhundertsan, Baumwolle von EnglandundNordamerika zur eigenenVerar- beitungzubeziehen.BisgegenEndedesvorigen Jahrhunderts war diese Jndustrieaber ohnealleBedeutung, dadieBaum- wollen-Spinnereinur alsNebenbeschäftigungderLandleuteund desGesindesoder als Hausindustrie einzelner Spinnerfamilien und ganzer Spinndörferbetrieben wurde. Mechanifche Spinn- apparate, wiesiedieenglischeBaumwollen-Spinnerei eingeführt hatte,kannteman damals inDeutschland nochnicht. Dieerste Maschinenspinnerei nachenglischem Muster errichtete1783 der CommerzienrathBrögelmann zuCromfort beiRatingen, 1785 entstand eineweitere inElberfeld,1791 zuLuisenthalbeiMühl- heima.d.1794 dreisolchezuInngenthalbeiKirchen,zu Bonnnnd Köln. Diemeisten Garne,deren dieFärbereienund ZeugfabrikeningroßenMengen bedurften, mußtenaberausEng- land bezogenwerden, bis 1807 dieContinentalsperredieAn- legung zahlreicherBaumwollen-Spinnereienam Rhein,an der Wupper, Ruhr, ErstundSieg,inSachsen,SchlesienundBayern hervorrief,von denen vielefreilich ohne ausreichendes Eapital und ohne gehörige Sachkunde eingerichtetwurden. Alsdaher mitdemSturzedesContinentalsystemsdieeuropäischenHandels- verhältnisseeineganzandere Gestaltung erfuhren,war diedeut- scheBaumwollen-Spinnerei nichtim Stande, den großartigen Fortschritten, welche diese Industrie inzwischenin Englandge- machthatte,zufolgen.Vielederneu eingerichtetenSpinnereien, undnamentlich solche, welchedieProduction feinererGarnnum- mern unternommen hatten, gingenwiederzurück,dasiedereng- lischenConcurrenz,deren Garne zuerst zollfrei eingiugen,·nicht entgegenzutreten vermochten. Unsere Baumwollen-Jndustrie führte mehrereDecennien hindurcheinhöchsttrauriges Dasein, obwohl zuderen Unterstützung,alsim Jahre1818 derallgemeinepreu- ßlscheZolllakifWs Leben trat, aufausländischeBaumwollen- garneeinEinfuhrzollvon 1Thalerfürden Centner gelegtund imJahre1832 auf2Thalererhöhtwurde.

Einenneuen AbschnittinderGeschichtederdeutschenBaum- wollen-JndustriebildetdieGründungdesZollvereins. Sieist durchdenfreien Absatz, welchenderVerein denGarnen in einem weiten und gewerbreichenLänderverbande eröffnete, durchden Zollschutzgegen fremdeGarne, durchdas Aufblühendes Ma- schinenbausund durchdenzunehmendenCapitalzuflußder Ent- wicklungderSpinnerei sehrförderlichgewesen«JUden letzten Decennien hat sichdieser Industriezweig- abgesehenvon dendurch denamerikanischenBürgerkrieghekVPkgekaeUeUStockungen,einer mächtigenEntwicklung erfreutund IstdekUAUfickYWUngederan-

deren großenNationalindustrieninwürdlger Welle gefolgt-Es dürfte gewißvon Interessesein, dieer Aufschwungdurch Zahlen

näherzubelegen. » «

ZunächstkommthierbeidieZahlderSpindelnmBetracht- welcheindenmechanischenSpinnereieninThallglellWaren- Diese betruggleich nachderGründungdesZollveretnstmJahVeJSZS

etwa 626,000, stieg1846 bisauf 750,298Und1861 bssaus

2,235,195. Nach1861 habenüberganzDeutschlandsicher-.

streckendeAusnahmen bezüglichdieses IndustriezweigesNoch·nicht wiederstattgefunden;esconstatirt indeß so viel, daßhel endigungdes amerikanischenKriegesdieinunseren Spinnereien vorhandene Spindelzahlkeinegeringere,alsimJahtev1861War- vielmehrimganzen2,300,000 Spindeln betrug. DleZahlder Spindeln zeigt hiernachvon 1836 bis 1846 eineZunahmeVVU 20Proc.oder durchschnittlichfür jedes Jahr2-0Proc--VVU

I

1846 bis1861 einesolchevon 198Proc.oderimDurchschnitt jährlichvon 13,2 Proc. Hierbei ist außerdemnochzuberück- sichtigen, daßdieLeistungsfähigkeitderSpindelninFolgeder VerbesserungdermechanischenVorrichtnngen jetzteine vielgrößere alsfrüherist,während1836 jede Spindeldurchschnittlich24,9 PfundBaumwolle, 1846 42,6 Pfundverarbeitete, stieg1861 dieVerarbeitung fürdieSpindelbereits auf68,6 Pfund. WasdieräumlicheVertheilungderSpindelzahl betrifft, sokom-

men für1866 das Königreich Sachsenmit707,000 Spindeln, Bayern mit 537,000 Spindeln(1846: 50,533), Preußenmit den neue-erworbenen Provinzenmit460,000 Spindeln(1846etwa 220,00()), Baden Mit 296,000 Spindeln(1846: 18,(..j00),und Wiirttenibergmit237,000 Spindeln(1846: 33,000) hauptsäch- lichiuBetracht, währenddieIndustriederübrigendeutschen Staaten von geringerem-Umfang ist. Im KönigreichSachsen wirddieSpinnereiamstärksteninderChemnitzerGegend, außer- demauch in den Kreisdirectious-BezirkenDresden und Leipzig betrieben; sie hatdort einegroßeEntwicklung erfahrenundum- faßt mehrere Etablissements,die alsMusteranstalten geltenkön-

nen. In Bayernsind Schwaben undOberfrankendie Haupt- sitzederJndnstriezdiegrößtenSpinnereien findensich inAngs- burg, Bayreuth, Kempten, Hofund Kaufbeuern. JnPreußen istdieBaumwollen-Spinnereiam stärkstenin derRheinprovinz vertreten, außerdem auchinSchlesien, besondersimRegierungs- BezirkBreslau, inHannover (zuLindenundMünden), inWest- falenund derProvinz Sachsen. In Baden hatdieselbeeine bedeutende Ausdehnung erlangt, und mehrere der dortigen Etabliffements(Ettlingen, Atzenbach,St.Blasien, Hagen,Rötteln

u.s.w.)zählenzudenen ersten Ranges InWürttembergist dieserGewerbszweigderwichtigstederganzenLandesindustriege- worden: die SpinnereienzuMettlingen, Unterhansen, Kuchen, Wangengehörenzudenbedeutendstenderartigen Anstalten.

LäßtsichdieAusbreitungunserer Baumwollen-Judustrieaus derZahlder imBetrieb befindlichenSpindelnerkennen,so ist MSNochin vielhöheremMaßederFall,wenn dieBezügevon roherBaumwolle inBetrachtgezogen werden. Da die Baum- wollezudenjenigen Rohstoffen gehört, welchewirlediglichvom AUslaUVebeziehenkönnen,so läßt sich unserVerbrauch mitziem- licherGenauigkeit feststellen,wenn man von derEinfuhrdas- jenigeQuantum inAbzug bringt, welcheswieder indas Aus- landgeführtworden ist. Die uns vorliegenden Verkehrsüber- ssichtendesZollvereins gewährenindieser Beziehungeinrecht

anschaulichesBild. Nach demselben stellen sichdieEinfuhr,die Ausfuhrund der Verbrauchvon roherBaumwolle folgender- maßen:

Einfuhr Ausfuhr Verbrauch

Ctnr. Einr. Etnr.

imDurchschnitt 1836X40: 233,749 47,978 185,771

» 1841X45: 357,491 81,536 275,955

» 1846X50: 437,964 109,172 328,792

» 1851,-"55: 784,343 233,482 550,861

» 1856X60: 1,257,020 287,662 969,358

» 1861J65: 1,270,410 294,·759 975,651

» 1866x70: 2,024,062 621,549 1,402,513 für 1870allein 2,168,776 482,652 1,685,124 AusdenvorstehendenZiffern läßt sichdergroßartigeAuf- schwung unserer Baumwollen-Industrie mitSicherheiterkennen.

Siehtman von derPeriode 1861j65, welchein dieZeitdes

amerikanischenKrieges fällt, ab, so zeigt sicheinestetigeZu- 22i

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