Herausgehen
Maximilian Hardew
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HechsundvierzigkterBand.
Berlin.
Verlag der Zukunft
19()4.
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Jlnlxalt
Aalesund ...........229
s.a.Notizbuch 244,32 Alltagsskizzen......·!.118
"Anleihen, unsere......·. 86
Aphorismen..........426
Aera,dieneuste........ 44
Arenberg, Prinzvons. Prinz Prosper. Armeekleiderordnungens.Brief- kasten130. · Bahnen,diefeindlichen.....20
Beatrix,Schwester.......349
Bibliothek, Königliches.Notiz- buch............235
Bonaparte, Prinzessm Mathilde s.Briefkasten 127. Börse, die, imsKrieg......308
Brieskasten ..........127
Bülow, Reichskanzler s. Schnee- gespenst,s·a.Notizbuch 396,472. Byzantistnus s. Briefkasten 130, s.a.Notizbuch 241. Chevaljer orrant .......370
ChristuseinGermane .....139
Cremer, Konsist.-Rath s. Greifs- walder. Demokratie,Industrielle.·..372
Dorothea ...........278
Ehe, s.Pathologie. EhebruchundStandesehre...283
s.a.Notizbuch 464. Fastenpredigt..’.......275
l Fastenzeit...........346
Festreden s. Notizbuch 242. FranzösischeKarikaturisten s.Ka- rikaturisten. Freunde,dieguten.......118
Gebet .......·.....371
Geschichte, die,vomGläsernen.262 Gewalten,dunkle .......194
Glück,das...........120
Greisswalder,zwei.......131
s.a.Notizbuch 236. Gustav Adolf......... 26
Gwinner triumphans......428
Hammerstein..........512
Herrschaft, die,desUnorganischen10 Hochzeitmarsch,der.......422
Hofopernhauss. Notizbuch237· Jdeenlehre,historische.....217
Jeanne d’Arcs. Briefkasten 128. JesuitenundMarianer ....501
Jesuitengesetz s. Notizbuch472. Industriekapitäne.......125
Industrielle Demokraties.Dem o- kratie. s Intermezzo ..........508
Jtalienerin,die........ 29
Kamerun s.Notizbuch238, 317, 470. " Kant s. Notizbuch 311,390, 466. Karikaturisten,französische...110 Kaserne s.Psychologie.
Keramika ...........366
Kohn,Fürsterzbischofs. Notiz- buch471. Königvon Serbien s.Notiz- buch89. Krieg,der...........245
s.a.Notizbuch319. Kriegfiihrung, amoralisches.No- tizbuch464. Krimmitschau......... 47
s.a.Notizbuch233. Kunst,Deutsches.Saint Louis. Kunst,klassische........151
Landauer, Gustav.......163
Landois,Professor s. Greifs- walder. LeipzigimWeltverkehr .... 64
Liebe,moderne ....·...291
Lücke,die.·.........138
Marianer,s. Jesuiten- Marx, Karl,alsTheoretiker.. 18
Melsted, Henningvon..... 23
Meyer,diebeiden.......379
Meyers............359
Militäretat,ostasiatischers.No- tizbuch390. Militärkritik ..........414
s.a.Sine ira. Militärromane s.Notizbuch463. Moctke II...........321
s.a.Notizbuch 395. Moritz undRina .......473
Musikdie...........200
NachtgesprächimParkvonWei- mar ............406
Naturalienkabinet,im .....496
Neujahr ............ 1
Notizbuch.89, 232, 311, 387,461 OppenheimersMarx .....148
Ordensalmanach, deutscher s. Notizbuch 392. Paradies-, ist das, gefunden?. .397
PathologiederEhe......186
Poesie,die,derDinge.....333
Praxis-,aus ärztlicher.....444
Prinz Prosper.........432
s.a.Notizbuch 470. PsychologiederKaserne ...325
Radium,das .........486
Rechtssozialismus .......207
ReichstagundLandtag s. Notiz- buch461. Rina,s. Moritz. Rußland, Japan, China s.Notizbuch 392. Saint Louis.......... 93
s.a.Notizbuch240,387. Schlachten, zwischenden....458
Schneegespenst.........169
Schönheit, unfruchtbare.....452
Schweninger, s. Praxis. Schwester Beatrix s. Beatrix- Selbstanzeigen 40, 83, 122, 160, 201, 226, 273, 304, 344, 384, 413, 455,505. Sezession, Berliner....... 55
s.a.Saint Louis. sing ira.etstudio ......·100
s.a.Militärkritik. Sozialphilosophie........420
Spitzeln, russisches.Notizbuch 240 Standes-ehre s. Ehebruch. Stufenbau derWeltgeschichte..176
Sucher,der ..........146
TheaterbrandinChicago s.Notiz- buch91. Theaterdirektor,derHerr.. Toleranz.....·... Tolstois. Aphorismen. TriumphatorundMarx.... 73
Turbine,die..........165
s.a.Fastenzeit. Unorganische s. Herrschaft- ..337
253,297 Waldersee.......·...435
Weltgeschichtes. Stufenbau. WissenschaftundLeben. .... 78
END »Es-Z
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Berlin, den Z.Januar NR.
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Neujahr.
ekqanusBisrons.SeitNumaPompiliusanderStelle,wodasArgi-
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DJletuminsForummündet. WehmüthigeErinnerung,dennRoms großerHistorikergehörtzu den TotendesJahres-.(KornmendieTotendes Jahres morgen?Ein Drittelwahrscheinlichnur? Schön.) Aus zweiWegen aberdrängtdasBild desaltethalergottes, dennochvorSaturn undJu- piter ausdemJanilulurn herrschte,sichheuteinsGedächtniß.Pathe unseres erstenKalendermonats. UndaufallenLippendiebangeFrage,obdiePforte desihm geweihtenBogens offen stehenodergeschlossenseinwird.Ostasien.
KriegoderFrieden?Japan,die kühnaufstrebendeWeltmacht,dielernfreudige Schülerin unsereralten Kultur,witk.ichdasNippon,dasLandder Licht dringenden Sonne,zumKampfewidermoskowitischeBarbarei gezwungen.
DerLändergierRußlands genügtdieMandschurei noch nicht; auch nach KorearecktsiedieFängeundJapanwürdenichtnur für seineGroßmacht- stellung,sondernauch sürdasBölkerrechtunddieCioilisation sechten,wennes dasSchwert zöge,undseinenFeldzeichenmüßten,wiegegenChina,dieWünsche der ganzenabendländischenMenschheitfolgen.Imponderabilien freilich,deren WerthdermoderneStaatsmannaberzu schätzenweiß.DochjederKriegistein Unglück.Allzu lange schonhahensrivoleHetzervonEnglandausmitLügen-.
meldungenHandelundWandelbeunruhigt.s Noch hatdieDiplomatie ihr letztesWortnicht gesprochen.Wirvertrauen aufdieoft bewährteFriedens- liebe desZarenundaufdieweiseMäßigungderJapaner, denen,alseinem freien Volk,derParlamentarismusPflichtengegen dieöffentlicheMeinung UUfkklkgLUnd wirddiesesVertrauen getäuschtunddieJanuspforte geöff-
1
2 DieZukuan
net,sobleibt unszumTrostdasvom bestenGeistBismarcksersüllteWort, dasunser Reichskanzlerinseiner denkwürdigenRede gegen dieSozialdemo- kratiesprach: ,WenneseinenPunktinOstasien—- ich möchtebeinahe sagen:in der Welt— giebt,wowirnichtszusuchen haben, so istes dieMandschurei.WennalsoderHerrAbgeordneteBebelfürdieTschungusen undMongolen, die,wieichglaube,dieMandschurci bewohnen,alsneuer PetervonAmiens einenneuen Kreuztzug inszeniren will, so lasse ich ihn alleinvorgchen.JchbleibezuHaus.«SolangediedeutschePolitikmitsolcher lohalen Vesonnenheitgeleitetwird, habenwirwahrlichnichtszufürchten.Sie wars imvergangenen Jahr. Mancher Wunschbliebunersülltund an mancherinnerpolitischenMaßregelmußtenwirvomStandpunktedesun- abhängigenBürgerthurnesausstrengeKritiküben.Umsosreudigerkonnten wir derauswärtigenPolitik zustimmen. Noch klingtinAllerHerzen,welcher Konfessionsie auch seien,diefroheBotschaftnach: Friede ausErdenund den MenscheneinWohlgefallen!Unddawirnun ausLichtglanzundWeihnacht- zauber durchdenSilvesterlärmdemPosaunenfest entgegenschreiten,dürfen wirfröhlichenSinnes einendickenStrichunterden vollendetenZeitabschnitt machenundrufen:Eswar eingutesJahr,einJahrdesFriedens, ersprieß- licherArbeit undmuthigen Aufschwungesl FastalleZweigedesvaterlän- dischenGewcrbesinvollster Blüthe. Unser Bankwesen vornzeitgemäßenGcsctz derKonzentrationaus beneidenswcrtheHöhegehoben.DiebürgerlichenPar- teien zumBewußtseingemeinsamerGefahr erwachtund über alle trennenden Schranken hinwegzumZusammenschlußbereit. DerSchatten,den die Er- krankung unseres giliebten Kaisers aufdasnationale Lebenwarf, schnell wiedergeschwunden-HäßlichenJnteressenkämpsen,derenNachhallim vorigen JahrdieFestlust vergällte,ist wenigstens äußerlichRuhe gefolgtundals einZeichendafür, daßdieVernunft zurückzuk.hren beginnt, nehmenwir die ReformdesBörsengesetzes,wennsie auch manchemgerechtenAnspruch nicht genügt.Unvollkommen istallesMenschenwetk.An derSchwelledesneuen Jahresaberdürfenwirwünschenund,im stolzenGefühldereigenenKraft, auch hoffen, daßesseinem Vorgänger gleiche,demdieSilvesterglocken... Kinder,wohabt Jhr eigentlichdieses Gericht aufgegabeltPDas riecht ja, trotzderVourgcoisiauce, auf anderthalbMeilen nachderOfsiziösenlüchr.
Damit solldasJahr anfangen?Dann zeichneeinAnderer dieSpeisenkarte.
Solange ich verantwortlich bin,dankeichergebenstfür solchesMenu.«
»Was istdenn?Jch fanddenArtikrl ganzpassend. BischenvielOp- timismus; ohnedengehtszuNeujahr nicht.AlteJournatrstenregel: Fest-
Neujahr. Z
tagenichtverekelnlDasManuskript giebt natürlichnureinGerippe.Der VerfasseristebennichtvonderZunft.Mirscheintabersoziemlichalles Nö- thigedrin. Friede, Selbstbewußtsein,Kultur, Börsengesetz.BringenSie StimmungundSchwung hinein,dannkann dieSache sichsehenlassen.«
»Schwung?GesegneteMahlzeitlJch möchtenichtausgelachtwerden.«
»Warumdennausgelacht?«
»WeilkeinPolitiker mitRestenvonSelbstachtung sagen kann,anno 1903 sei imDeutschen Reich irgendetwas fürdasVolks-Nützlichesgeschehen.
Weilgerade diesesJahreineso jämmerlicheUnfruchtbarkeit enthüllt...«
»Na,na,lieberKollege!Ganz so schlimmistdieGeschichtedochnicht.
Nicht schlimmeralsdraußen.Gucken Siesichgefälligstmalum,ob dieAn- derenimParadies wohnen.UeberallgrauerHimmel. Selbst England...«
,,Selbst England! Jhr Rcssort istderSchwung,dieewigen Wahr- heitenunddiegroßenGesichtspunkte;mitKleinigkeitengebenSiesichnicht ab.FürSieist EnglandimNiedergang UeberhauptAllesimNiedergang, Allesmorsch, halbverfaultz kerngesundnur Germanias Heldenleib.Die Sachewills.DaSieaberselbstdasBeispiel gewählthaben, ersucheichum slüchtigePrüfungderbritischenJahresbilanz,über die Siesichvielleichtwun- dernwerden.AgrarrcsorminJrland(würdealleinausreichen,umdemJahr 1903einenEhrenplatzinEnglandsGeschichtezusichern).EinSchulgesetz, dasbis über dieMittelstufe hinausdasganzeUnterrichtswesenderGraf- schaftLondon demCountyCounncilunterstellt. FortschrittedesMunizipal- sozialismus. Kampf fürdenbritischenZollverein. VerständigungmitFrank- reichundJtalienzin beiden Länderndeutlich sichtbare Anglophilie.Ende desAlaskastreitesundeine niebishererreichteJntimitätmit d.Vereinigten Staaten. TibetdemenglischenEinfluß offen. ErhöhtesPrestigeamPer- sischenMeer. Dazu,alsreisendeFrucht,Südafrila,dasnochRiesenopfer ford(rtundohneKrieg billigerzuhabenwar, abereinzweitesIndienzu werdenverspricht. SchutzwällegegendiepolitischeGefahr (Rußland)und- dieWirthschaftkonkurrenz(Deutschland).FürdenNothfall dieMöglichkeit, sichviaParismit denRussenzueinigen.DerNiedergang, scheintmir, läßt sichnochertragenDem alten Kontinent ummindestensfünfzigJahrvor- aus. ,SeineHandelsflottestrecktderBrite gierigwiePolypenarrneausund dasReichderfreien Amphitritewillerschließen,wiesein eigenesHaus;zu desSüdpolsnie erblickten Sternen drirgt seinrastlosungehemrnterLauf«..
Heutenoch so wahrwieandernTage,daSchillerdasneunzehnteSäkulum grüßte.Blind binichnicht.JrnStaat Balfours,den derRuhmnicht 1I ff-.",:,,; ,
4 DieZukunft.
alsschöpferischesGeniekrönen wird, istVielesfaul.Anders-wonoch mehr.
Meinetwegen. DochüberallLeben,Bewegung, Kampfum großeGegen- stände. Rußland ist gewißnichtinbeneidenswertherLage;war die Erobe- rungderMandschureidennabereineKleinigkeit? Sogar Oesterreichsieht amSchlußdesJahres seineFährnisseverringert:dieThatsache, daßes ge- meinsammit demZarenreichin der Türkei als Vormund derChristenreden darf, sichertihmeinewerthvolle Balkanhhpothek.Undwir? Können uns denMund wischen.Vor einemJahrredeteman vonVenezuela; Ergebniß:
knappauf dieKostengekommenundAllesverloren,wasdurchdieUmschmeiche- lungdesgutenOnkels Sametwagewonnenwar. (Die Unsummen,die wir jetztzurWeltmessenachMissouri tragen,könnten wir mit demselbenEffekt insWasser werfen) Italien mitEngland,Oesterreich mitRußland befreun- det:leise,aberfühlbareLockerungaller Alliancen.Wirsind,besonnen,fried- liebend, loyal«;derKanzler bescheinigtsichs, alsowirdswahr sein.Wenn wirnur waszu knabbernbekämen!Die Kolonienkümmern dahin;erinnern SiesichnochdesGetrommels fürKiautschou,Karolinen,Marianen undan- dereUnbeträchtlichkeitP(UnserBlatt mußtenatürlichmitmachenzEhren- pflichtundsoweiter.)Jetzt soll OstasienunsHekubasein. ,JnderMand- schureihabenwirnichtszusuchen.«Sehr richtig; ganzsichernichtszufinden- sobaldderRusfedieKlappe zumacht.Obunsere Exporteureaberentzückt wären,wennihnen durch ungünstigdifferenzirteTonnengelderundWerft- abgabeninPortArthur ein Absatzgebietgesperrt würde,in das ganzShant- ungfünfmalhineinginge?SolcheProben zeigen,wiesdraußensteht.Und zu Haus?Zum hundertstenMaloratorischeUeberwindungderSozialdemo- kratie.Das.stkaumnochfürdiereifereJugend brauchbar. EndlosesGe- rede über ein paarHandelsverträge.Sindwir dieEinzigen,diesolcheVer- trägeschließen?NeinzfaberdieEinzigen,diesoviel davonschwatzen,die wichtigsteallerStaatsangelegenheitendarin sehen.Nichts. Aufkeinem Ge-
«bietauchnurum eineFußbreitevorwärts. Nichteinmal einKampf,der Erwachseneinteressirt.JmmerderselbeBrei,den dieKatze schonstehenläßt.
EinJahr istim Leben eines Volkesja nicht viel; irgendeineLeistung aber, irgendeinFruchtversprechenderGedankemußdochalsErtrag zurückbleiben.
Woher nehmen?Wirhaben Wahlen gehabt,Prozesse, Skandale, Feste, Rednereienaller Art.Dochwirhoben nichtsgebaut und,alsNation,keinen neuen Werth geschaffen,keinenstarkenGedankenansLichtgebracht.k«
»Das klingt jawie einTrauermarsch.Wollen SiediesesKlagelied Jeremiasvielleichtin dieNeujahrsnummer bringenP«
Neujahr. b
»Ja.Esist höchsteZeit. Jchbinfestentschlossen,denLobgesangauf unsereErrungenschaftennicht mehr mitzusingen;um keinenPreis.Lange genugsinddie Leutebelogenworden. TagvorTag muß ihnen gesagtwer- den, daßnichts Nützlichesgeschieht,daßwir denBlicknicht,wie eitleKinder, anfremdenMängelnweidendürfen,sondernklarenAuges endlichdieGefahr erkennen müssen,derwirentgegenirrlichteliren.«
»GlaubenSie, daß siesgernhörenund unsdankbarseinwerden?
Daß auf diesemWegdieAbonnentenzahldes Lokalanzeigerszuerreichenist?«
»StadtreisendeundAcquisitenremögendanach fragen. Ichbinnicht hier,umGirnpelzufangen. Erzählt ihnennur,,wiewirsdannzuletztso herrlichweitgebrachkl DaßdieMelodie ihnen behagt, lehrtalteErfahrung.
LaßtEureMeinung censiren, kastriren, handelt für UeberzeugungenNach- richten ein,— abergethuch nicht fürNationalmagister, sondern sagtoffen, daßJhrLadendiener einesKaufmannesseid, dessenWaaren Jhrzuverhö- kern, dessenWinkenJhrzugehorchenhabt.Dann ist fürmich hier keinPlatz undichmuß versuchen,ob ich in einemunabhängiger-enBlatt.-..«
»VersuchenSiesliebernicht erstl Auchbei denGenossenmüßtenSie durchdieSchablone schreiben;undder Proletarier ist nichtimmereinsanf- tererHerrals derKapitalist. ,Freiheit- istnur in demReichder Träume und dasSchöne blühtnur imGesang·.UnddawirgeradebeiSchiller sind:
Wie wärsmit einemGläschenSilvesterpunschPAllright. Einwahrer Segen, daßwirnochalleinsindunddaßichSpaß verstehe.Ausstöhnenmußsich derMensch;unddasSchimper versüßtEinemdasMetier,wie derZucker densaftigenStern derCitrone. Unabhängigkeit!FreierAusdruckpersön- licherUeberzeugunglSohabe ichauch angefangen; beinaheJedervonuns.
Kein Wunder: man ist jung, fühlteine Armee(oder eineMillion)·inseiner Federundglaubt sichzurHeilungderkrankenMenschheitimAllgemeinen, des leidendenStaatesimSpeziellenberufen. Nachundnachwirdman be- scheidenund lerntrichtiger sehen;auch sichselbstundseineigenesVermögens Sehr schön,wenn einestarke Intelligenz,ein«großesTalent sichausspricht.
Diesindaberselten.UndOrganisationen,die dauern wollen, dürfensich daraus nicht stützen.HabenSiewährendderletztenJahremal einePredigt gehört?Schade; dochnur für Ihr Seelenheil.Unterhunderthättehöchstens eineIhnen gefallen.DerprotestantischePrediger mußes eben insichhaben DerkatholischePfarrer brauchtwederPersönlichkeitnochJdealzerliestseine Messeundläßtden Nimbus derKirchefür sichwirken.Unnöthig,zusagen, wermehr Erfolg·hat.DieJugend schiltdieSchablone; ohnediegehtsaber
6 DieZukunft.
nicht, gehtsnurimGenieland,in dem wirnichtAllegeboren seinkönnen.
Bei unskommtnochetwasAndereshinzu. Dawirschließlicherkennenmüssen, daßwirnicht durchdieBankinteressantgenugsind,ummit demfreienAus- druckpersönlicherUeberzeugungzu wirken— sehenSienur dieIndividua- litätchenan, diesichinentlegenenPreßprovinzenheutzutageausstammeln!—,
schaarenwir unsumeinJnteresse; derNoth meistwohl mehrals demeigenen Triebegehorchend. Dieses Interesse verkörpertsichin demHerrn,denJhr ZorneinenGimpelsängerundLügenhändlernannte. Jchliebe die Sortenicht übermäßigundkann UntervierAugendenProtest sparen. Auchderpfiffigste Verleger istabernurderExponenteinesKlasseninteresses,dastauglicheWerk- -zeugesucht.Diesindwir. WasderMannsonstnochmacht,oberdenLeim dünn oderdickausstreicht, ist gleichgilttgzfürunswenigstens,nichtsürseineKasse.
StattalsodenGeniesund denstärkstenTalenten insHandwerkzupfuschen unduns coram publico auszuleben,dienenwir demInteresseeinerzah- lungfähigenGruppe,die unsbrauchbar findet. Auf dieseJnteressenkommts schließlichan,nichtaufdiePrivatmeinungdesHinzoderKunz,dernur sein halbes Dutzend Stammtischverehter hinter sichhat.Undnun überlegenSie fünfSekundenlang,wasJhreJeremiade erreichenwürde. Entweder laufen die Leutevonunsweg in andereBuben,wosienachWunschbedientwer- den:dannistKeinemgeholfen;odersieglaubenIhnen, daßwirin keiner guten Assiettesind.Unddann? DannistdieKonkurrenzgezwungen, auch TrauerstoffeinsFensterzulegen,dieKundschastwirdängstlich,willnichts mehr ausgeben, verkauftallenicht bombensicherenPapiereundlegtdasGeld aufdiehoheKante. Kurssturz, Geschäftskrisis,Bankbrüche,Betriebsein- schränkungen,brotlose—Arbeitcr.Jm Galoppkämen wir in dasJammer- thal,dasSiedochmeidenmöchten.Nein,HerrHeißspormichreitenichtmit.
Wirsind nicht so blind,wieSieglauben.AuchwirsehendieArmsäligkeit unserer Politik, stellenunsaberhübschmunter. Darin bestehtjetztdiewich- tigste-KunstWeraufdemSeiltanzt, muß stets thun,alsschritteeraufge- pflasterter Straße. Ballerinenlächeln.Jmmcr günstigeWetterzeichensehen, Aufschwüngeprophezeien,anschwarzenTagen nochdieunangetasteteGe- sundheitdesVolkslörpers,diegranitenen GrundlagenderWirthschaftloben!
SonststürztAlleszusammen. DeshalbscheintdasRegiren heute so leicht.
Deshalb giebtskeineeigentlicheOpposition mehr.«..Einberstanden?«
»Gut-erstanden Jchbinbereit,alleLeistungenderHochwohlweisen bis in diePuppenzu loben. Wennmirnur schnelleineeinfielelSollich schreiben,dasdeutscheVolkdürfemitGenugthuungaufdasJahr zurück-
Neujahr. 7 blicken,dasden grauenMäntelnderOffiziereAchselstiicke,denen derGene-
..ralesogar rothe AufschlägeundBortengebracht hat?Jchbin bereit.«
»Die innig geselltenvierElementehaben alsodieguteLaunezurück- geführt.DasistschonEtwas. Aber esgeht aufZehnunddieEntscheidung muß fallen,wenn wirnicht ohneLeitartilel erscheinenwollen...Ich habe einerettendeJdee. LassenSiedenNeujahrsrückblickganz weg;derHandels- redakteurundderPlaudererbringenwasFestliches.StreichenSieausdem- ManuskriptAlles,wasnachderloyalenBesonnenheitkommt.DerAnfang, mitJanus,ist gut.Janus mußbleiben. BehandelnSienurOstasien.Das interesfirtjetztWieder,wieimBurenkrieg,einHeldenvolk,dasgegenübermäch- tigeMassen für seineFreiheit kämpft;diesmal zwarnichtunseresStammes undGlaubens,abervonunfererKulturbeleckt.(Einpaar Worte über die preu-
ßischeVerfassungder diejapanischenachgebildetistund dieallerdings eherfür Ostasien alsfür Mitteleuropa paßt.)Wunderbare Fügung,daßAfiatendie Segnungenmoderner Civilisation gegeneineeuropäischeGroßmachtver- fechtenmüssen;dochgrattezle Rasse. ..Vielleichtkönnen Sie einenSatz überKrimmitschau einflechten (der Uebergang ist nicht schwer: Weber, Fla- nell,unser HauptexportnachJapan)und densozialenGedanken(ohneRück- sichtaufKonfession)feiern. DieJapanerin derKunst.DiejapanischeRevolu- tion,voneinerAdelsfrondefürdenlegitimenHerrschergegendenHausmeierbes gonnen,hat dennochdasVolk aus demdunktlstenMittelalter befreitundeinen Feudalstaat,derseitdemdreizehntenJahrhundert,woMarcoPolo ihn fand undbeschrieb,sichkaumwesentlichveränderthatte,in eine moderne Demo- kratieumgewandelt.Wer wolltezweifeln, auf welcherSeite dieSympathien dergebildetenWelt sind? Noch istdasSchwert nichtausderScheide.Wenn derKoloßmitdenthönernenFüßenaber...Soungefährwirdsgehen.Dann vermeidenSieDinge, denenJhre Ueberzeugungwiderstrebt.BinichtolerantP NuramSchluß,bitte,einBischenStimmungundSchwung. Vielleicht:wie diePreußendesOstens, sohaben auchwirAlles,was wirbesitzen,auseigener Kraft erkämpft,habenwiraufnördlichem,undankbaren BodenohneWein- ftocksogaruns den Weingeschaffen.DieSilvesterglacken verhallen.Wir hebendasPunschglasundrufenmitunserem Dichter:
DrumeinSinnbild undeinZeichen Seiunsdieser Feuersaft, WasderMensch sichkannerlangen
Mitdem WillenundderKraft.«
»Reizend;nochrichtiger: rührend.Kannaberauchnichtgeliefertwer-
8 DieZukunft.
den.Von mirnicht. ErstenswäreeskeinKrieg fürdieFreiheit,sondern einerfürdenReis.Um denhandelt sichs.Japan hat nichtgenugNahrung.
Von 1887bis1900 hat dieBevölkerungumzwanzigProzentzugenommen und dieAnbauflächeistin demBergland beschränkt.Auchdarin istdasalte Nippon unsereKarikatur:eskannseineraschwachsendeMenschenmengenicht ernährenundmuß deshalb imperialistischePolitiktreiben.Formosa genügt demBedürfnißnicht.DerReispreis hat sichimletztenJahrzehntfastverdopi pelt,undwennJapan nichtHungersndtheundAufständeerleben will— daß essogarschonKathedersozialistenundwaschechteSozialdemokraten hat, wissen Siewohl?'—, mußesgrößereKolonienhaben.AusKoreaundderMan- dschureiimportirtesebensoviel ReiswieausJndochina;unddochsindin diesenLändernneunZehntelderanbaufähigenFslächenochunkultivirt. Und dahaben sichnun dieRussen festgesetztundthun,als ob dievierzigtausend Japaner aufKoreanicht zählten.DasistdieHauptsacheFürdasUebrige sorgtderhundertjährigeHaßgegen dierussischenBarbaren. Seitdie kleinen KriegerdesMikadosüberChina gesiegthaben,haltensiesichfürunüberwind- lich.MitEnglandhaben sieeinenVertrag:und denvereinigtenFlottenbeider JnselreichekannwederPort Arthur nochWladiwostokwiderstehen.Jelängere Zeitman denRussen läßt,umso besserkönnensiesichrüsten.Jetzt also soll losgeschlagenwerden. Nachher-,wenn man mit den Moskowitern fertig ist, folgtdieFortsetzung.WerRußland niedergeworfen hat, herrschtüberAsien.
Dann wirdChinageweckt,vondenJapanern gedrilltundgeführt,Frank- reichmußaus Tongking weichen, EnglandumIndien zitternunddie Lo- sung heißt:AsiendenAsiaten! ZweifelnSienoch immer,auf welcheSeite dieSympathiendergebildetenWeltsichneigenmüssenPJnLondonweißman, waszu erwarten wäre.DaherdieAngstvoroffenemKonflikt,diedurchdie vomBurenkrieg her noch erschöpftenFinanzenalleinnichterklärt werden könnte·Rußland, ohnedieHandzurühren,eineSchlappe beibringen:ganz schön;aberRußland erträgt jedeNiederlage, erstarkt nach jeder,— unddie RechnungwürdedenBritenpräsentiert.DasGroßkapitalinEngland,in
»derganzenWeltwill denKriegnicht;dieFrage istnur, obdiejapanischen Jmperialisten nochaufzuhalten sind. Langewahrscheinlichnicht.Und daauch dieRufsenohneeinenunwiederbringlichenVerlustanPrestige nicht mehrzu- rückkönnen undsichhütenwerden,inOstasien sichselbstneueDardanellen zu fchaffen,swirdsohne-BlutaufdieDauerwohlnicht abgehen.Wir aber wären die dümmstenKerle,wennwirJapan denSieg wünschtenundnichtwieder,wie nach Shimonoseki,diefranko-russischeAktionunterstützten.UnserJnteresseistnicht,