• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 7. Januar, Bd. 26.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 7. Januar, Bd. 26."

Copied!
52
0
0

Pełen tekst

(1)

Die Zukunftss-

Herausgehen

Maximilian Karmen

pp

HechsundzwanzigllerBand.

—-I-—————

Berlin.

Verlag der Zukunft

1899.

Lisng.,k

(2)
(3)

Anhalt

1899?

Amerika s.Deutschthum.

Amerikanismus undDeutschthum210 Amt,dasArbeitstatistische,in

Oesterreich. . .. . .. . 17

Anfängemoderner Kunst.. .144

Bansfy, von,zuSzell . .. .524

Bankbilanzen.. .. . .392

Bauernsozialistnus,ungarischer."534 Bewegung,diesoziale,in der Kulturwelt . ... . .. .327

Bismarcks Buch s. Wie- BismarcksPosthumus. .. . . 1

Bismarck-Säule, eine. ..,. .127

Bismarck-Säulen .. .. . .258

Börsenwandlungen. .. . ..446

Vrasilien s.Schule. BriefanHerrn Kröner, Inhaber derJ.G.Cottaschen Verlags- buchhandlungs.Notizbuch .135 Bündniß,ein«deutsch-dänisches.101 Caprivi s. Kanzler s.a.Notiz- buch319. Cook,JohnMasons. Notiz- buch491. CyranodeBergerac s. Theater 262 D.R.A.-G. .. . 185

Delbrück,Professor s. Notiz- . buch 182,395. Deutschthum,das,indenVer- einigtenStaaten . .. ..105

Dieesthaten·. .. ·. ..126

3 oder31X2Prozent?. .. ..259

DreiReihersedern s. Theater .270 DurstChristi,der .. .. .. 74

XI,die..·.·-....351

ErlaßderKaiserin-Wittwevon Chinas.Notizbuch94· Fastenspeise.. .. .. .. .273

Fanre s.Präsident. Festrede,eine.. .. .. ..137

Finland s.Notizbuch490. Frau,die modernes.Ketzereiew Frauendichtungs.Männer- urtheil- Fuhrmann Henschels.Theater 271 Gasindustrie - .221 Geldpolitik. ·. .. .. .. 90

Gewitternacht s. Theater 271. Goldbeck,Eduard s.Notizbuch407 Goethe-·Denk1nals.LexGoethe. Grobe Unfug-Paragraph, ders. Notizbuch496. Grundlagendesneunzehnten Jahr- hunderts s. Lucian. Hardens Fabeln s.Notizbuch 395 Hausse,ala. .. .. .. .131

Heimathlosen,dies. Theater .455 Ideale . .. .. .. .. .353

« Kanzler,derzweite . . .. .225

KetzereiengegendiemoderneFrau237 KlubderHarmlosen.. .. .97

s.a.Notizbuch496. Koburg s. Lippe. Königs-,des,Ankus . . ...290

Konsumvereine · .. .. ..516

Kunst, die,von heuteundmorgen 197 Kunst,moderne s.Anfänge. Kunstausstellungs.XI. KünstlerehreundReichstag ..414

s.a.Notizbuch 494. Labriola s.Sozialist. Leute, die,vonNieder-Oesterreich77 LexGoethe. .. .. . ..409

Lieber,Dr.Ernst s.Notizbuch494 LippeundKoburg. .. .. .333

Litauen,imrussischen.. .. .171

Literatur,deutsche. .. .. .374

Löbtau .. .. . .. .. .361

Loubets. Präsident- Lucian .. .. .. .. . ·426

Lülürü ...»...49

(4)

Majestätbeleidigungprozesses.

Notizbuch95.

MännerurtheilüberFrauen- dichtung-".· . ... . .. 26,

Marianna .. . .. .. 21

Mehring»s·Notizbuch395.

Meinung, öffentliche.. . .. 83 Menzel, Adolfvons. Liiliilü.

Militärvorlage,die.. .. .. 70 ModernkDekorativ . .. . 85 Monaco,-Fürstvons. Fasten-

speis·e. s.

«

Monarch.ie,dies·-Notizbuch 96.

MozartischeOperns. Selbst- anzeige 337·

Napoleon ...418

Narrenstreiche. ·. .543 NietzscheunddieFranzosen .462 Notizbuch93, 134, 182, 319, 395,490 Ober-Bürgermeisters.Notiz-

buch 93; s.a.Faste-nspeis-e.

Orientreises.»L«ül«iilii.

,

Pathologie derjüdischenVolks- seele v .. .. . .339 Pauline s.,Theater 449·

PckrePeinen-Cle .355

Perle, die · .344

Petschefiege,der. , .119 Phantasus. .. .. .. ·173 Plakatausstellung s. Modern-

«

Dekorativ.

Podbielskis. Faste.nspeise.

Präsident,der. . .321

Ramirez,DonAlonzo .371

Ratzenhofer, Gustav s. Sozio- logie. »

s..a.Vom Jndividuellen.

s.-a..Wechselbeziehungen.

s.a.Staat.

Reichstag,ders. Klub der Harm-losen,s.a.Kiinstler- ehre.

,«

Rodbertus,derUtopist. .. .190 Rothschild,Alsredvons. Notiz-

buch95.

Sade,derMarquisde. .497

Saharet,die. .308

Schule,diedeutsche,inBrasilicn329

Schweizerpillen .179

SchwesterAgathe .530 Selbstanzeigen 33, 129, 176, 214,-

313, 337, 387, 485,537 Sokrates, Herr und Frau . .439 Soziale Gebilde s.Wechsel-.

beziehungen.

Sozialess.VomJudividuellens Sozialist,einitalienischer.. .255 Sozialpolitiker,einkonservativer216 Soziologie. . .. , ,165 Sprachenstreit,derdeutsch-böhmische280 Staat,-Kulturkreis undMensch-

heit...434 Stadt, dieschönste,derWelt.. 36 Subskri.ptionfest·. .316

Südseebilder .383

Tag,derletzte,einesVerurtheilten240

Theater . .262,449

Theateragenten ..205

Thiergarten s. Fastenspei·se.

Thronrede s.Notizbuch136.

Tugendbold,ein. .472

Unehre .-. ... .378

Unterseeboote,die .476

Berbrecher, jugendliche. .481 Verträge, telephonirte. .540 Vom JndividuellenzumSozialen233

Waarenhausse. .358

Wagner-Klatsch. .. .115 Wechselbeziehungen,die,dersozialen

Gebilde. .. .. .. ..366 Weißheimer,Wendelin s. Wag-

ner-Klatsch.

Weltgeschichte,was ist?.....250 s.a.Notizbuch 407.

Werthe,dunkle .487

WieBismarcks Buchentstand. .457 WissenschaftundPraxis. .303

Zarathustra. .475

Zurechnungfähigkeit,die ver- minderte. .. . ·.. . . 8

(5)

.--·.«.-s-.

f .—v .

l '.

M

--. s

M.

Berlin, den 7.Januar X899.

V- F III » H f

Bismarck Posthumu5.

SeinerExcellenzdemHerrn GrafenvonSenk-Rechtin Berlin.

IcitJhrerEpistelausdemsogenanntenHeiligenLandebinich,lieberGraf,

-leiderohne jedeNachrichtvonIhnen.Iugezdemon diåpiüWas Siemirdamals über dieungünstigeWirkungdersonderbaren Pilgerfahrt aufdasBefindenvonJ.M.andeuteten, hat mich tiefbetrübt. Heiterhat michdagegenJhre SchilderunginSachenwider LucanusnndSenden ge- stimmtundich hatte mich, namentlichnach demverheißendenSchlußsatz JhresBriefes,derangenehmen-Hoffnunghingegeben,baldNähereszuhören.

Bedenken Siegütigst,daßichhierin Liliput, wohineinausmir immernoch undurchfichtigenTiefen herwehenderungnädigerWindmich verschlug,nicht vielbesseralsin derUltima Thule lebe· Man erfährtbuchstäblichnichts;

meine berlinerBekannten habe ich, soweitsiedenbeiHonugelassenenan- gehören,mit derAllerhöchstenHuld fast sämmtlichverloren undsogardie gedruckteöffentlicheMeinung,ausdereingeschulte-sDiplomatennäschen manchmalEtwas witternkann, gehtmir mit argerVerspätungzu.Siesind meineeinzigeZufluchtundichmußelendverschmachten,wennSiesichnicht herbeilassen,meinenDurstzustillen.Wasgehtdenneigentlichvor? Äla- fin des linsscheintIhreCook-Expeditionja nicht gerade lustig verlaufen zusein. Wohl trotzdem TürkenallgemeineEnttäuschnngundDepression?

Sehrgernwüßteich Einigesüber denpolitischenErtrag, falls überhaupt vorhanden.EsisteinJammer,vonallen Quellen abgeschnittenzusein,aus denenman früheradlibitum schlürfendurfte.Kommemir mitunter schon ganzkretinirtvorsbeinahe reif für wichtigenBotschafterposten.

1

(6)

2 DieZukunft.

Scherzbei Seite: Siedürfen mich nichtin derWüste verdursten lassen.Ichbinfroh, daß sichheuteeinschicklicherAnlaß bietet, Ihnenzu schreiben. Weihnachtenund Neujahr nahtundichwillnichtzumersten Maleunter Ihren Gratulanten fehlen. Möge99Ihnen...Aber Sieer- sparenmirwohldieüblicheGlückwunschsormel.Siekennen meineGefühle nicht seit vorgestern.Undwissendeshalb auch, daßesnicht bloßeNeugier ist,wennichfrage:Wasgehtdenn dort vor? Unheimlich still.Inzwischen müssendochBismarcks »GedankenundErinnerungen« herausgekommen sein. Ich hielt, offen gestanden,dieSache fürHumbugundwar zunächst starrvorStaunen,als dasGerüchtbestätigtwurde. Habenatürlichsofort subskribirt,dieBandeabernochnichterhaltenundbinrasend gespannt.Bis- hernur Bruchstücke,meist wohl apokryph,diekeinrechtesBildgeben,und fabelhafteZeitungschwätzereien.Ists wirklichwahr,daßderAltceineMilliou alsHonorarbekommenhat? Gewißnichtzuviel,aberdocheinklotzigerPosten Geld. UndwieistdieWirkungimKreisederLieben und Getreuen?NachAllem, wasSie mir überfriedrichsruherStimmungenim LaufederletztenachtIahre schrieben,denkeichmirdenEffektungefährso,wiewenn eineRaketenkiste

ipsedjxitl —- endlichgeöffnetwird und derInhaltnun losknallt. Ich wollt’,ichwär’ dabeigewesen,comme dit l’aut1-e...EineLeistung ists immerhin,mitsechsundfiebenzigIahrennndnachsolchemVerbrauchaller Kräfte nochunter dieBüchermacherzugehen.Er konnte ebenAlles,waser wollte. Aber einbestimmtes Ziel muß ihn doch gelockthaben, sonstwäre mirsräthselhaft.Bitte: orientiren Siemich sobald wiemöglichüber die Aufnahme.AmEndeistesdochkeineKleinigkeit,wennEinervondiesen Dimensionen, eheernoch feierlicheingeurnt ist,dieHüllensprengtund zu spuken beginnt, Einer,dersovielweiß,soviel in derNähe gesehenhat!

Nützenkanns, schonals warnendes Beispiel,undich wünschte,daß bei allerInkommensurabilität auchLeo undChlodwigGedanken undEr- innerungenaus ihrer KanzlerschastvomStapel ließen.Wirkönntenwas Schönes erleben;undsie brauchten dazugarnicht erst nochtöter zu werden.

Muß ichIhnen ausdrücklichmelden, daßhier nachwievornichtdas Geringstepasfirt?Ich führedasLeben einesspartanischErzogenenbei den Phäaken.MüfsiggangSans phrase, nichteinmal geschäftiger.Alsneu- licheineAnfragewegen einerOperninszenirung kam, ertappte ich mich auf einerRegungfrohenStolzes. Doch eineAufgabel Daßmansichaber-Jahre umdieOhren geschlagenundallesErlernbare zu lernenversuchthat,um nun sozuenden, aufRedouten sichdieBeinein denLeib zustehen,über

(7)

Bismarck Posthumus. 3

einennichtvorhandenenHandelalberneBerichte nachHausezuschickenund beimCercle derMajestätenBlödsinnzuschwatzen: hart istsundbleibts, auchwenn mansichzumTrosttäglichsagt,wiegutesist,aus derSchuß- linieentferntzusein.WasmachtdenndashochwohllöblicheA. A. ?Hol- steinforever oderneuesterKurs? Bülowwirdja jetztriesigbekomplimen- tirt. Hieltihnimmerfür tüchtig,abermehrim Sinneseines Vaters,der

»HeiligenKraft«,undbinerstaunt, ihnalsBismarckup to date gepriesen zuhören.Siesehen,daßSie mirmancheMittheilungschuldigsind. Istdie Sachemit Aribertdenn ganzim Sande verlaufen? Ließsich dochwie ein Riefenskandalan.SolcheSachenwerdenheutzutagewirklichsehrfeingefingert.

EmpfehlenSiemich Allen,dieamPariser PlatzundbeiBorchardt nochmeinergedenken,undlegenSieFrau Alix,derliebenswürdigenGattin, meineHuldigungzuFüßen. Diese Redensart,dieunser Ahnherr Polonius einegemeinenennen würde,magIhnen zeigen,wiejammervoll hierdieherr- lichstenIntelligenzen verbauern,undSie, Verehrtester,an dieFreundes- pflichtmahnen,mir einBischenausdemSchlammzuhelfen. Ich harre Ihres erleuchtendenBriefesundbinin alterErgebenheitauchimneuen Iahr

Ihrarmer Verbannter v.Yvetot,

nachGottesundMarschalls unerforschlichemRathschlußGesandterallhier.

Sr.HochwohlgeborenHerrnFreiherrnvonYvetvt,GesandteninLiliput.

Mitgewohnter Pünktlichkeithaben Sie,lieberBaron, sichmitIhrem GlückwunschzwischendenIahresschlußfesteneingefunden Ich dankeIhnen herzlich, auchinAlixensNamen,diemit mirIhregutenWünsche.erwidert, undbitteSie, michwegen meinerSaumsäligkeitalsBerichterstatterent- schuldigenzu wollen. DieleidigeReiseunter demPatronatCooks undAbd ulHamids,vonderenüblenFolgen auch I. M.,wie Sie mitBetrübniß hören werden, sichnochnicht erholt hat, lähmtbisheutemeineEnergieund macht michso faulwie einenfetten Obereunuchen(sanscomparaisondu reste). Entgangen istIhnen übrigensnichtsvonErheblichkeitWirliegen inleichtemSchlummerundlauschenmithalbem Ohrnur seligdenholden Weisen,dievonunsererMachtundHerrlichkeithnderdingeerzählen.Die Zeitungen habenwir(diepaarnoch ungeberdigenwerdentracassirt,bissie sichin dieZeitschicken),und dawirzufrieden sind,wenn jeder Morgendas gehörigeQuantum Weihrauchbringt,kann dieGeschichtenocheinehübsche Weilesoweitergehen.BedenkenSie,wielangederschwächereStaatFried-

I»-

(8)

4 DieZukunft.

richs nachdemTode desKönigs nochvon demPreftige zehrte, eheder großeBankbruchkam.Undwoist heuteeinkorfischerParvenu?

Diese Sätze schreibeichamersten neunundneunziger Tage, nachder Lecture dergedrucktenNeujahrsbetrachtungen,in denenvonsolchemPessimis- musnatürlichkeineSpurzufinden ist.EitelWonneringsum, trotzdemdie üblenSymptome dochnur Stockblinden nochunsichtbarseinkönnen. Habe- ant. Von demGeschäft,dieMenschenzubessernund zubekehren,habeichmich längstzurückgezogen.OhneGroll: waseinemVismarckinachtJahren nicht gelang,könntevonunsPygmäen nichtinJahrzehnten besorgtwerden.Die Dinge müssensichausleben. AlsgesterndieSilvesterglockenläuteten,dachte ich, noch bewegteralssonst:GottschützedasReichund denKaiser!Amen.

Advocem Bismarck. DieBücherwerdeninzwischenbeiJhnenan- gelangt seinund Siewerdenselbsturtheilen.EineMillionHonorar?Un- sinn.JchkanntedieBedingungen seit92. Bucher hattedieSache auf fünf Bändetaxirt,drei Memoiren undzweiUrkunden, Briefeund anderes Ma- terial,unddieFirma Cotta hattedenFürstenzu einemVertrage bewogen, derfür jedenBand hunderttausendMark Honorarfestsetzte. Daß unser Heldnicht,wieesimmerheißt,geldgierigwar,gehtdaraus wohl deutlich her- vor: erhättemühelosdasDreifachehabenkönnen.Nunsind, nachReklame- trompetenstößen,diemir undmanchemAnderenUebelkeitenerregten, zwei Bändeerfchienen,andeneninDeutschlandalleinschonüberzweiMillionenver- dientseinsollen. EinAbsatzohneBeispiel:kein Wunder nachdemGetöseund derUeberschwemmungmitgelbenZettelnundSubskriptionlisten.Der Ein- banderreichtdenGipfelderGeschmacklosigkeitundauchsonst istdieAus- stattung kümmerlich.Jm letztenAugenblickwandtederVerlag sichnochan HerbertmitdemVorschlag,Allesin einenBand zubringen. Nichtübel: dann wärenlautVertragimGanzennurhunderttausendMarkzuzahlen gewesen.

DerdritteBand soll,wieichhöre,fertig gedrucktsein.ErbehandeltdieGeschichte derEntlassung mitAllem,wasdrum und dranhängt,undgiebtCharakteristi- ken undPortraits ohne Retouche. Vorläufig istanVeröffentlichungalso wohl nochnichtzudenken...Von derSpannung, mitdermanhier,nament- lichzwischenLinden, LustgartenundLeipzigerstraße,derSache entgegensah, könnenselbstSiesichkeinenBegriff machen. Unerhört,—trotz Büschchens Abwiegelungen,über derenUrsprung ich someineeigenenGedankenhabe.

Manhatteso ziemlichdasAeußersteerwartet,dieletztenGeheimnissedesAll- wissenden, dessenRachsuchtman für unersättlichhielt; besonders fürch- tetenEingeweihte,einBrief,denKaiserFriedrich kurzvorseinemTode

(9)

Bismarck Posthumus. 5

andenKanzler schrieb,könnepublici juriswerden. ..Allmählichscheint Beruhigendes durchgesickertzusein,denndieMienen erhelltensich.Undnun mußman beinahevoneinerEnttäuschungreden. NurdieFeindevon der Eouleur Bamberger blasenmit vollenBackenRuhm der Löweist jatot undkannohne Schaden gelobtwerdenund»wir sindebenunparteiisch«—, währenddieFreunde Allerleizumäkelnund zu bekrittelnhaben.Esseiwenig Neuesundfastgarnichts Pikantes;derStil lasseanvielenStellen zu wün- schenübrigund derReizderLecture werdedurchzahlreicheWiederholungen gemindertzseinRoyalistundkurbrandenburgischer Vasall hättedenalten Wilhelm nicht so rücksichilosentkleidendürfen; AugustaunddieKonserva- tiven kämennochschlechterweg als in den»Glossen«,die-in der»Zukunft«

damals sovielAerger erregten.UndsoweiterohneGraziein inlinitum Leiderauchohne jedes VerständnißfürdenMann undseinWerk.

Siekannten ihnundwerdenauch ohne Erläuterung sein schriftliches Bermächtnißzuwürdigenwissen.DerPlan wuchs ursprünglichaushygie- nischenErwägungenhervor.Schweninger istdereigentlicheauct0r. Er fürchtete,deranrastloseThätigkeitgewöhnteRiesekönneinderländlichenMusse leiden,undsuggerirte ihmdenGedanken, nachdemBeispielCaesars, Fried- richsund andererGroßenseineLebenserinnerungen aufzuzeichnen.Er warb Bücher,sporntedenallzu stillen Mann, dersichauch nach90immernochals GeheimrathvordemhohenChef fühlte,undsprang,wenn esnöthigwurde, selbstin diePrescheSiewissen,wieleichtderFürst auseinThemazu bringenwar. DannsaßBuchermit demBleistiftbereit undstenographirte.

EntdeckteerJrrthümeroderschiendieDarstellung ihm nichtganzexakt,so wurdenachgebohrt;war LotharderLeisezuschüchternoderlagerte Mißmuth aufdemBüchlein,dannging Schweningerin dieHöhledes Löwen undregte dasThemanocheinmalan.AlsBucher ausgestöhnthatte,tratdertreffliche Chrysanderbeim Diktiren ein.Auf seinenArztdeutetederFürst,alsermir sagte: »Derwillmichaufmeine altenTage nochzumHistorikermachen,aber mirfehlt, außerTalent undSchulung,auchdasnöthigsteHandwerkszeug MeinBüchervorrathist hier aufdemLandegering,eingroßerTheilmeiner Aktenistmirbei derExmissionnicht ausgehändigtworden, Leute,dieich nachDatenundZiffern nachschlagenkönnte,habe ichseitBuchersTodeauch.

nichtmehr, undvorallenDingen binichunlustigzu demGeschäft.Wozu?

Ichbinlangein derLagegewesen,aufdenWegenderVorsehung oderwie Sie dieMaschineriesonstnennenwollen dieGeschichtemitinGangzu brin- gen,undwasichdageleistethabe, unterliegtdemUrtheilmeinerLandsleute;

(10)

6 DieZukunft.

aufdas der Anderenlegeichkeinensehr hohenWerth.Aberschreiben,nachbe- rüchtigtemMusterälaBeustderHeroldmeinerThatenwerden: dazufehlt mirLustundApplausbedürfniß.«TrotzalldiesenHemmungenundSchwie- rigkeitenistdieSachegeworden.Undichmeine:wir könnenfroh sein,daßwir siehaben.Blind binichnicht,wie Siewissen,auchnichtzumVergötterngeneigt.

Manmerkt, daßManchesauseinerfremden Feder stammtunderstbei der Korrektureinigermaßenindividuellgefärbtwurde.DasMeisteistdiktirt;und derDiktirendesprichtfastnie so persönlichwiederselbstSchreibende, ganz abgesehendavon, daßmanvoneinemAchtzigjährigennicht mehrdie unge- trübteIugendfrischedesStils fordern darf.Einzelnes scheintauchmirver- altet. DieZukunftder russischenPolitikwirdsichumdasBischen europäischen Südosten wohl blutwenigkümmern.RußlandsundOesterreichsInteressen sindin den Balkanländern nicht mehrunvereinbar;undwirsehenjetzt, seit unserer hitzigenTürkenliebe,daßdieSchwarzgelbenvielmißtrauischeraufuns alsaufdieMoskowiter blicken,weilsie fürchten,wir könntenihnendie Ab- satzgebietewegschnappen.AberwasbedeutendiesenachderKrimkriegszeit schmeckendenIrrungenneben derFüllederAnschauungund demunvergleich- lichreichenReizder Details? DasneueLiedvonWilhelmdem»Großen«wird allerdingskaumnochsangbar sein,wenn manvomglaubwürdigstenZeugen erfahren hat,wieschwereswar,in denentscheidendenStunden denKönig undKaiser aufdierichtigeSeitezudrängen; wieentzückendliebenswürdig iftaberdasPortraitdesaltenHerrn!Vieles wird inseinerletztenAbsichtleider nurDenen ganzverständlichwerden,die denInhalt desSchlußbandeskennen;

aufdieKontrastwirkung verstand sichderEinzige. IndenerstenBänden werdenSieaufdiespäterentragischenEreignissenurhierunddaeine An- spielung finden;wenn aberderdritteStreicheinmalfolgt: zittre,Byzanzl Sograziösundprachtvoll,wieichihn nochbis insletzteLebensjahr hinein sprechenhörte, ists freilich nicht geschrieben. Kindisch,andenStil derBriefeanMalwine zuerinnern,alsobvierzig Iahre undwelche!

einPappenstielwären. Immerhinmöchteich sehen,werbeiunsin den hohen Sphären noch so schreibtoderdiktirt. Undwoererregtwar undes ihm wichtiggenugschien,dieseitKullmann immereinBischen gelähmte Handselbstzurühren,daistsganzgroßund wunderbar packend.Schade, daßwir dieEntlassungsgeschichtevorläufignochnichtkriegen.Sie würden die Lippenlecken.EinpaarPortraits:zum-KüssenAberwerweiß,wasnochge- schieht?Am Endehabendie Lieben undGetreuenzufrüh aufgeathmet.

HarryundGoltzsind famos gewordenundAehnlicheskönnteüberAehnliche

(11)

Bismarck Posthumus. 7

daoder dortnochtranspirirenHelleWuth einstweilennurim engstenCirkel undbei denehemalsAugustischen.Jedenfallswar eseinSchlag,wieich nochkeinen erlebthabe;man wirdvondiesenmiåmojres d’0utre iombe nochviel reden undallmählichauch diefeinenSpitzenundBosheiten merken, die unter derOberflächeliegen.Eshatsicheben wieder einmalgezeigt,was erwar und wieernochnachdemTodestärkerwirkt und dieSchafe besservon denBöcken zusondernvermagals alles lebendeGelichter.

Im Uebrigenistaber,wieichschonvorhin andeutete,garnichtslos.Sie fragen,was»vorgeh1«.Nichts, Theuerster.DenndaßderalteMenzelden Schwarzen Adlerhat vonwegen derFritzenbilder unddaßwirkünftig, stattLieutenant,Leutnant schreibensollen,wirdSiesowenigwiemichim Innersten aufregen.DasvielfacherwarteteRevirement ist bisherausgebliek ben, MünsterundHatzfeldthalten sichnochim Sattel undauchdieOberpräsi- dentenwackelnerstmehroderminderleise. Aribertiadenatürlicherstickt.Dans quelmonde viveZ-vou8 dono,mon eher? Allenserstunken, Majestät, hättederKroll-Engel gesagt. Sonst RuhevordemSturm. Essieht, nach Bismarcks Wort,etwasunterköthigaus. Jn Oesterreich offenbar Lustzu Seitensprüngen.Frankreich?DerBlödsinn unserer Dreyfuspressekann dazubeitragen,einemPrätendentenoderDiktator zumSiegezuhelfen, so ungefährdasSchlimmste,wasunspassirenkönnte.DaßSievon»poli- tischemErtrag«derPilgerfahrt sprechen,zeigtmir: Siesind nochderalte Schüler Ertrag!Redenwirüberhauptnicht mehrdavon. DieGeschichte hatgenugbösesBlutgemacht. Auchverstimmt manche sonsthöfischFromme dasAeugelnmit dem Centrum undseinen Patronen. Siefragen nachdem hochwohllöblichenA. A.Ueber BülowsindwirBeideeinig. Verherrlicht wurdeja sogar derHerrausMannheim,denseinimbestenSinn geschickter, aberauchinjedemSinn bequemer NachfolgerdochumHaupteslängeüber- ragt.Und imUebrigen:Holstein ist Wirklicher Geheimergeworden.Das sagt Alles, selbstwenn er, wieEinzelne glauben,alsExcellenznun baldin dieVersenkung rutscht.EinJammer, daßBismarckesnicht mehrerlebte;

vielleichthätteerihmeinhalbes Blättchengewidmet...Aberich mußgen Potsdamundschließe.Baldmehr.Seien Siefroh, daßSieweitabsind.

JnalterHerzlichkeitgrüßt Jhr ergebener

Christian.

(12)

8 DieZukunft.

Die verminderteZurechnungfähigkeit

RitterdiesenNamen bringen JuristenundJrrenärztedenZustand,in ges demeinMenschwedergeistig vollwerthig nochganzunfähigist, frei und vernünftigzuhandeln.Man kannihm seine Handlungenimgesetz- lichenSinne weder ganznochgar nicht zurechnen.Da kleineKinderfür UnzurechnungfähiggeltenunddadieKindheit nicht plötzlichinVolljährig- keitübergeht,dievielmehr künstlichundwillkürlichjenach deninverschie- denen Länderngeltenden verschiedenenNormen mitdiesemoderjenemLebens- jahr gesetzlichbeginnt,so istesklar,daß zwischenKindheitundVolljährig- keit einallmählicherUebergangunvollständigerZurechnungfähigkeitvorhanden seinmuß. Dies erkennennndberücksichtigenauchdiemeistenGesetzgebungen.

Wenn trotzdemgewisseAutoren dieverminderte Zurechnungfähigkeit nichtanerkennen wollen,so zeigt dochdieeinfachsteUeberlegung,daß sievor- handen istundernsthaft nicht geleugnetwerdenkann.

JnsbesonderedieGeisteskrankheitenundganzallgemeindiegeistigen Abnormitäten lassendieFrage nach gänzlichodertheilweiseaufgehobenerZu- rechnungfähigkeitnicht umgehen. Jch schließemichDenjenigenan, die all- mählicheUebergängevon der normalen biszudergänzlichzerrütteten geistigenFunktion nichtnur alshieroder dortvorhanden, sondernalsunge- mein häufigansehen.

DasPublikum,dasnochinvöllig falschenBegriffenvonderGeistes- störung überhauptsteckt,meintfürgewöhnlich,Einer müssekonfusreden,um alsgeisteskrankgeltenzu können. DieRedebildetjedochnur dengeringsten TheildergeistigenFunktion. Jrr urtheilen,irrfühlen,wollen nndhan- deln:Das bedeutetungleichmehr undgreift tieferin diesozialenBeziehungen ein als irr reden. Schlimm ist auch, daßman vielfachGeisteskrankheit undJnternirungimJrrenhaus alsunzertrennlichansieht.Genau jedoch, wieesZuständevonleichternodervonchronischemkörperlichenUnwohlseingiebt, die denUebergangzueigentlichenKrankheitendesKörpersbilden ichnenne

leichteVerdauungbeschwerden,BenommenheitdesKopfes, leichteBlutarmuth, FettleibigkeitundDergleichenmehr—, giebtesauch leichteAbormitäten des Geistes,Funktionstörungen,dienoch nicht Geisteskrankheitengenannt werden könnenunddennochvonderNormabweichen.Beispiele sind leicht hypochon:

drischeAnlage,Neigung,dasLeben zuschwerzunehmen,vermehrteJmpulsivität desHandelns, herabgesetzteWillensstärke,gefälschtesUrtheilsvermögen,Fäh- zorn,übergroßeEmpfindlichkeitund Argwohn, ethischeDefekte, hochgradige

Cytaty

Powiązane dokumenty

Das abstrakte hegelscheGesetz vom historischen Werden auf dem Wege der Antithesen wurde durch Marx und Engels auf die Klassenkämpfe angewandt, in denen sie

Michts arbeitet im neuen Deutschen Reich so prompt wie der offiziellePump- apparat. Jahr vor Jahr giebts eine neue Millionenanleihe; und in diesem Jahr wird man vermuthlich

Doch es mag nochlange dauern, bis es zur AufspürungdieserUrsachen-.. 113 reihen und auf siegegründetergeschichtlichen Gesetze kommt. Die Frage, die auf diesen Blättern

Diese Hoffnung sei natürlich das Resultat bestimmter ·.Wahrneh1nungen, die er von der hohen Warte seiner exponirten Stellung aus zu machen in der Lage war. Aber diese Wahrnehmungen

wichtigenStreitfrage gründlich zu informiren, wenn es ohne großenZeit- aufwand möglichist; und die Lecture der beiden Kritiken (5l und 41 Seiten) erfordert nicht mehr als eine

se beantragt. Die Agrarier drohen mit Obstruktion Doch sie werden sich eines Tages indas Unabänderliche fügenmüssen und vielleichtnicht einmal Gelegenheit haben, zum Ausgleich

Thatsächlich erhältihr Autoritätgefühl leichtBrüche und Spaltungen. Sieben- tens, wenn sie sichkompromittirthat durchHandlungen, die, ohne ihre Macht zu tangiren, den Schein

Der Neudruck dieserSchrift, die lange gänzlichausdem Buchhandel ver- schwunden war, ist längst nothwendig geworden. Wegen äußerer und zum Theil innerer Hindernisse aber konnte er