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Die Zukunft, 19. Januar, Bd. 34.

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Academic year: 2022

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Berlin, den I9.Januar I901.

s I -:— sp»

Jubilu5.

Kressin,amzweitenSonntag nach Epiphanias.

GroßerBruder undMitglieddesHerrenhausesl

Ia

bequembrauchtestDu Dirs auchnichtzumachen.Nein:imErnst!

« DeinNeujahrgrußwar jadie reinedringendeDepeschezeine Wort- knappserei,alsobDudreifacheTaxezuzahlen hättest.Undseitdemnichts.

UndvorhereineEwigkeitauch nichts.DenndieKarte,die bei dem wunder- vollenStilleben von Borchardt lag,kannich doch nicht rechnen;ich roch ihr an,daßsieim Ladengeschriebenwar. IstsEurer Liebden einso ungeheures Opfer,einerarmen Landfrau,die mitklammen Fingernzunachbarlichen

.

Diners kutschirenmuß, detempsentempsein paarZeilchenzuschreiben?

Die ArbeiterdrücktDich nicht(JhrBefestigten habt Euch ja schonwieder malvertagt)undLotteverlangt auch nichtvonDir, daßDualle Abende mit demHalsordenlosziehst. Jch finde dieseSchweigfamkeiteinigermaßen ftillos.Lcesdoch,wieBismarckseineMalwine bedienthat.Sieistklüger,

zugegeben;aberauchDu hastesmindestensin derDiplomatienichtso weitgebrachtwie derKniephofer.(Womitnicht gesagt sein soll, daßDus nichtverdient hättest!)Manmußsichnachgeradeschämen,immerzu«betteln.

Duweißt,wie wirhier sitzen;halb erfroren,mitstandesgemäßenVerpflich- tungenbisin dieKnochenundohneDraht nach Berlin,wenigstens ohne NachrichtenausdemAllerheiligsten.Duweißtauch, daßDeineSchwester, derDufrüherdieEhre erwiesest,zubehaupten, sieseifür ihr Geschlechtund ihre Jahre nicht übertriebendumm,nunmaldieverdrehteLeidenschaftfür

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allesPolitische hat,dieeinzige ihresLebens(Adoif hokts nicht,lindwenn DuDich unterstehst,zuplaudern, packeichbeiLottenaus). Deshalb finde ichs nichtallzu nobel, daßDumichinneuerer Zeit so ecartirst. Unmöglich kannstDuDir docheinbilden, daßmirmitMolossol, englischerSellerieund französischenBirnen derMund zustopfen ist.SollichmeineKenntniß politischerDinge künftigetwaausdemGotha schöpfen,denPhilisBildmir diesmalübrigensnicht interessantergemachthat?Odersoll ichdenarmen Adolf,derdasneueJahrhundertmiteinembösenBordeauxgichtanfallbe- gann, langsamzu Todequälen?WennDir dasLeben Deiner Agnaten überhauptnocheinBischenliebistxlaßmich nicht länger zappeln!

DreiWortenenn’ich Dir,inhaltsschwer:Wasistlos? Nunlächle gefälligstnichtbisandiePlombeundantworte etwawieder: »Nichtsvon Belang!«Daskennenwir,ebensowie Dein»Nächstensmehr«.Damit hastDumich schonrasend gemacht.Wirdnicht mehrangenommen.

Wasistlos? Jch weißgarnichts.Undschließlichliegt dochAllerlei in derLuft. China.Kanal. Handelsverträge.WieBülow sichmacht. Ob PosadowskywirklichderrothenBandegeopfertwird.. ObWalderseebeim großenSchubdieDurchlauchtkriegt(AugustDönhoffundGuidoHenckel wohlsicher?).DeinMiquel soll fertig sein.UndbeimLandrathwurdeneu- lichgestritten,obPodbielskioderGolzdieEisenbahnen nehmenwird.Das sind dochSachen,vondenenDuwas wissen mußt.AberesscheintDir Vergnügenzumachen,wenn DuDir sagen kannst:Siesitztdraußenin der Kälte undärgert sichüber meinSchweigendieGelbsuchtandenLeib.

DenGefallen habe ichDir bisjetztnicht gethan; kann abernochkom- men. Vorläufigbinichsogarin gehobenerStimmungundamLiebstensetzte ichmichmorgenaufdieBahnund kämezuEuchNichtindieReichshaupt- ftadt(ausdemberühmten»Reich«habeichmirniesoviel wieDugemacht), sondern in die ResidenzdesKönigsvonPreußen.Kinder, seidIhrzu be- neiden! WennichandenAchtzehntendenke, klopftmeinaltesHerzim Galopptempoundichmerke,-daßichin derwüstenZeit seitNeunzigmeinen schwarz-weißenPatriotismusdochnichtverlernt habe.ZweihundertJahrel UndwelcheVeränderung,vomMarquis deBrandebourgbiszumDeutschen Kaiser!Das sollendie Anderen uns erst nachmachen.UnddasGefühl, daß unsere Familiedabei war,ist auch nichtvonPappe.Marien habeich aufdie Seelegebunden,dieHohcnzollernwocheimHostheater nichtzuver- säumen.DenkeDir: »Quitzows«,»NeueHerr«, »Burggraf«, »Eisen- zahn«, »PrinzvonHornburg«,»Aus eigenemRechts-,»Testamentdes

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Jus-nun 99 GroßenKurfürsten«, AllesineinerWoche!Esmußgroßartigsein.

Dugehstnatürlichdochauch hin?Kommtja nichtwiedervor.

Adolf verziehtdieLippe,wenn ichdavonrede,undmurmelt wasvon ByzanzDuahnst nicht,wieroth er geworden ist; nicht wiederzukennen.

Jn seinen Augen istAlles Dekoration. »Ein Fest mehr!«Als obman den Tag,derPreußenzumKönigreichgemacht hat, ungefeiert vorübergehen lassenkönnte,ohnedenDemokraten zuzeigen,wasdieangestammteDynastie unddereingesesseneAdelfür sie gethan hat. Abererhat sich allerhand Schmökerherausgekramtund ausderLeihbibliothekkommenlassenunder- zähltmirnun dietollsten Sachen.Mitdemersten Königsei nichtviel los gewesen. Jch habe ja auch nichtvielfür ihn übrig,wegen der dreiFrauen;

dochAdolfs Schilderung gehtübersBohnenlied.Eitelseiergewesen,ein schlechterSohn,deralsKurprinzmitOesterreichgegen den Vaterkonspi- rirte,undalsEhemanneinsehr unsicherer Kantonist. FesteundEffekte habeerüberAllesgeliebt,dasGeld mitvollen-HändenzumFenster hinaus- geworfenund eineGünstlingwirthschafteingeführt,derenFolgen nochJahr- zehntelangzuspürenwaren. Ich sollenurlesen, wasüber das»dreifacheWeh«

desPreußenlandesdamalsimVolkgeredetwurde (fälltmirnichtein).Gegen Danckelmann habeersichunglaublichundankbar benommen, seinen besten Ministerin dieVerbannung geschicktundsich,bei allemHochmuth,zum Werkzeugderruppigsten Schmeichlerhergegeben.König habeernurwerden wollen,weilihmderneue KurhutdesHannoveranersunddiePolenkrone desSachsenin dieAugen stachund weilersichgeärgert hatte,alsihmim Haagnicht,wiedemoranischenWilhelm,einLehnstuhlhingestelltwordenwar.

Vor allenDingenaberhabeerdieGelegenheitzu einergroßenGalavorstel- lunggesuchtund verdammt wenignachdenBedürfnissendesLandesgefragt.

Ueberhaupt solltenwirnicht so thun,alsseienalleHohenzollernenorme Leutegewesen.KeineSpur. WederaufdenerstenFriedrich noch aufden zweiten,drittenundviertenFriedrich Wilhelm dürftenwir uns waszu Gute thun. Undwasbleibe dann von1688 bis1888P DerSoldaten- könig(denAdolfwegen derErnennungdesHofnarrenzumAkademieprä- sidenten,wohlauchwegen desPodagras,liebt),derjunge Fritzundderalte Wilhelm.Dassei für zweihundertJahre dochnicht allzu riesig.Und dabei haterimmer StellenausirgendeinemSchmökerparat,ummeineZweifel zuwiderlegen.DukannstDir ungefähr denken,wie mirzuMuth ist, wennich solcheSachen höre.DaswärefrüherinPreußenundenkbar ge- Wcsen,besondersvoneinemPommern, dessenVatervomKönigdie Acco-

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ladebekommenhatundderselbstanbesserenFeiertagen heutenochdenMajorss rockträgt.Aberichlassemich nicht unterkriegen. Schadenur,daßman so wenig gelernt hatundnicht ordentlich disputirenkann. Adolfist einfach verärgertundsiehtAllesschwarz.Ichschwarz-weißMeinen Preußenstolz kann Keiner mir rauben. UndwennAlles wahr wäre,wasin den Demo- kratenbüchernsteht:HohenzollernbleibtdocheinegroßeNummer. Und wennwir dieSache nichthalten,werdann? DersogenannteHausherrkann sichaufdenKopf stellen:amAchtzehntenwird,undwenn dieFenster noch sodickgefroren sind, illuminirt,derKantor mußdasPreußenliedspielen undfürdieLeutegiebts KönigsgeburtstagsessenmitPunsch

HastDu’neAhnung,obvondemSegenvielinunsereGegendfallen wird? Kunosolldiesmal die Kettekriegen.Man erwartet großeUeber- raschungen. Schon Silvester setztendieLeute mirzu. »Der HerrBruder ist dochgewißinformirt;beiseinenBeziehungen!«x

Ja,meininformirter HerrBruder! Manwirdwirklichzurkomischen Figur. Na,ichsagenichtsmehr.Duweißt,woranDubist. GrüßemirLotte, dieanDeinenThatenundUnthatensicherschuldlos ist;indiesemWinter kommtsiemitihremBreitschwanzaufdieKosten.UndDu,Gräuel,bessereDich schleunig; sonst schließeichDichvonderJubiläumsamnestieausundleugne

jede Gemeinschaftmit Dir. WofeierstDuFreitag? Jch vermuthe:Mo- nopol,vonwegendesEssens.DahättestDu soziemlichanjedemTisch (Herrgott,wielange ists her!) GelegenheitzureumüthigerErinnerungan Deineeinst verwöhnte,jetztmißhandelteSchwester Rina

Berlin,dreiTagevorm Preußenfest.

O meineholdeKriegerin

(sonennt, glaube»ich,derMohrvonVenedig seinTäubchen):Dubist hart, Dubist grausam,Dubistungerecht.Ja, ohne Spaß. JnDeinerpommer- schenEispalastruhe vergißeDustets, welcheForderungenein berlinerWinter anmeinenimmerhin dochschonaltenLeichnamstellt.AufHalsordenparaden binich,wieDuwissenkönntest,nicht vers.ssen.Aberesgiethachen,denen man sichnichtentziehenkann.Gewiß ists meist Unsinnundreich:agsmäßig langweilig;unddochmußman acte depräsencemachen. Einwahrer Segen, daßdieDiners kürzergeworden sind, seitS.M· dasSystemder dreiGänge eingeführthat.BeimfünftenGericht pflegteichmir zuschwören:

Nie wieder;undamnächstenAbendsaßich,derNoth, nichtdeenTriebege-

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Junius 101 horchend,abermals voreinemHammelrücken.Aber meinSeelenlebeninter- essirtDich nicht.DuwillstNeuigkeiten.JstDasdiewahreLiebe?Glissons.

AuchüberDeinelieblichenAnspielungenaufmeinediplomatischeUnzuläng- lichkeit,VergleichmitBismarckundähnlicheWaffentänzehinweg,pommersche Penthesilea.DuwolltestmirEinsauswischen.Das aberistEuerHoch- wohlgeborenvorbeigelungen.UndderalteRitterantwortet, galant,wie erist, aufdenSchlagmit einerErklärungzärtlichsterLiebe.

DennimGrunde istmeineböseSchwester,die dasGefühlihresgreisen Bruders anderLängeseiner Briefe mißt,einefamose Frau.EinePreußin, dieihre Farbenkennt. Manchmalkommt mirsvor,alsseistDu dieLetzte vomaltenSchlag. Unddeshalbfreutesmich doppelt, daßDuDichvon Adolf nicht röthlichanhauchen läßt.ErhatRecht.AberDu hast auchRecht, hast sogar erst recht Recht.Undwenn Du vonA bisZ,vonAndråe bis Zeppelin,alleNeuigkeiten dieserErdeaus ellenlangen Eilbotenbriefener- führest,könntestDu nichts lernen,wasnebenDeinemprachtvollen Preußen- fanatismus irgendwieinBetrachtkäme.Erhalte ihn Dir,meinKind,und laß Dich nicht aufdieBank derSpötterlocken.Für michwars jaeineharte Entbehrung, daßDuwährendderletztenJahre so selten hierherkamst; für Dichaberwars gut. Jmmerweitvom Schuß! Sonstwäreselbstvon Deinem« festenGlaubenvielleichtmanchesStückabgebröckelt.

Adolf hat Recht:mit demersten Königwar kein Staat zumachen.

ZumGlückwar derStaat schonda.Undwenn dieKrönungderPrunk- suchtdesHerrnzu dankenwar: Soit. UnskommenjatrübeGedanken- wennwirlesen,wieermit einemGefolge,zudessenBeförderungaußerdem Marstallinventar noch dreißigtausendVorspannpferde nöthigwaren,nach Königsbergzog, dieSchloßkirchewie einenFestsaal ausputzenließ,sichin einenScharlachrockkleidete,dervonGoldstickereistrotzteundandemjeder Brillantknopfdreitausend guteDukatengekostethatte; dazudie Diamanten- agraffe,die denPurpurmantel zusammenhieltundderenWerthdamalsun- schätzbarschien.Die ganzeSache muthet uns,mit derSalbung,denHof- predigerleistungenderUrsinusundSanden, densilbernen Thronsesseln undgoldig glänzendenHerolden,einBischen bourbonischan;und dasLand hatandenFolgen solcher Verschwendung,derewigenBauten undFeste, langegenug zu leiden gehabt.Aber wirsehen diese Dinge nichtmit denAugenderLeutevon1701,diefrohwaren,einenKöniginPreußen zuhaben. Schlimmer ist schondasVerhaltendesKurprinzen,daswir aus Reåbenacs,desfranzösischenGesandten,Berichten kennen,dieKonspiration

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mit demAusland gegen deneigenenVater undKönigund der übleschwie- buserHandel.SpäterdanndieWirthschaftmitGünstlingenundMaitressen bösestenKalibers. DielangwierigeAventiuremitdem ehrenwerthen Fräulein RickersausEmmerich,derSchankwirthstochterundverehelichtenReichsgräfin vonWartenberg,diebeiHofdenunvermähltenPrinzessinnenvorgingund die demKönig abgeschmeicheltenStaatsgeheimnisse ihrem englischenLiebhaber, demGesandtenLordRaby, verrieth.UmDeine keuschenOhrenzuschonen, halteichmichbeidiesemheiklenKapitelnichtaus;empfehlenur,imHohenzollern- museummalFriedrichs zweitenTrauring anzusehen,dendieJnschriftäja- mais bestimmteundderschonamTagederHochzeitzerbrach.Duwirst DeinemBruder ausseinehrlichesGesichtglauben,daßesinBerlindamalswüst zuging.Danckelmann hatte seineFehler.Erwarschroff,siihltesichinseinerAll- machtzusicherundschadetesichdurch seinen Nepotismus. Sieben Danckel- manns,sämmtlichSöhnedesselbenholländischenVaters,inhohenbranden- burgischenStaatsstellungen:DaswaraufeinenHiebeinBischenviel. Und Ministern,die mit derFrauihresHerrn nichtgut stehen,drohtbei uns immer derSturz;siehePuttlamersAbhalsterungundBism arcks Leiden. Anderswo ists übrigensauchnichtanders. UndSophieCharlotte,diesichinBrieer andiePöllnitzFriedrichsarmes Schlachtopfernennt,scheintmehralseinen augustischenZug gehabtzuhaben. Einerlei: EberhardDanckelmann war ein ganzerKerl,alsFinanzministereinMiquelmitpupillarischerSicherheit, alsWirthschastpolitikervonbeinahe bismärckischerRücksichtlosigkeit,dieso- garvor Grenzsperren nicht zurückschrcckte,wenn esdaraus ankam,der heimischenManusakturdasLeben zuerleichtern. DaßderKursürst ihnden Wartenberg,Wittgensteinund Wartenslcben opferte,den ,,drei großen Wehs« (oder,wieDeinGebieterauchrichtig citirt,dem,,dreifachenWeh«) Preußens,istundbleibteinJammer.UndderProzeß,derfolgte,einSkandal.

EinjungerProfessor Breysig hat sehr interessantdarübergeschrieben;soll ichsDirschicken?Peitzund Kottbus sind schlimmeNamenfürdasHaus Hohenzollern.AberHerrenvonsehrjugendlichemSelbstgesühlunbequeme Wahrheiten sagen,warnie einleichtes Geschäft.DieDohnaundWarten- berg,diedamalsihrHündchenimSpiel hatten, heißenheute höchstensanders;

dasTreibenistunverändertund wir könntengleichdasJubiläumderKa- marillamitseiern.DerersteKönighatte übrigensnichtnur schlechteSeiten.

Erwarkränklich,verkrüppelt,launisch, seine Dritte,diemecklenburgische Venus,machteihmmitihrem religiösenWahnsinndasLebensauer, aberer zogdochwenigstens ordentlicheLeuteherau,Leibniz,Thomasius, Wolfs,

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Jubilus. 103 Francke,undließoonSchlüterUndEosander schöneSachen, nichtgeschmack- losen Kram, ausdieStraße stellen.DieGeschichtevondemLehnstuhlärger magstimmen.Hatabernichtunser zweiterKaiseralsKronprinzinPeters- bachzuFreytag gesagt,dieUnhaltbarkeitderdeutschenZuständesei ihm ganz klargeworden,alserwährend derpariserWeltaUsstellung sah,wiesein VaterhinterdemZaren rangirte? SolcheMomentehaben sehr oft mitge- sprochen;Gekröntesindebenauch Menschen. ImmerhinbleibtAdolfsAn- sichtbestehen.Wirkönnen denFreundderRickersnichtretten. Gerichtet batihn schonsein Enkel,den der ersteKönigselbstnochüber dieTaufehielt.

Und gegen den AltenFritzen wirstDunichtrebelliren.

Jst auch nicht nöthig.DennschließlichhastDudochRecht;und der kressinerTyrann ist schiefgewickclt,wenn er· überPreußenWitzereißt.Es isteinegroßeSache.War wenigstenseine.OhneGrazie, nicht sehrlieb- reizend;eine wolleneJacke,dieanfangs kratzt,aberwärmt Einaufeine Idee gebauterStaat isteineSeltenheit;unddiePflichtalsPortier,die VernunftalsBeschließerinlMag Friedrich zehnmal nach Königsbergge- gangensein,umsichein paarWochenzuamusirenundHostheaterzuspie- len:was ermachte,mußtegemachtwerden.Und daßersmachte,müssenwirfei- ern. Dukennstmeinen DegoutvorsogenanntenNationalfestenund weißt,wie ichanderSaalburglitt. Diesmal istsaberinderOrdnung;wäreauchunter demalten-Herrngefeiertworden. Adolf ziehtdieLippe.Giebihm stattdes Mouton RothschildleichtenMoselundfrage ihn,obsnichteine ganzhübsche Leistungist:oon1712bis 1815Fritz, WilhelmundBismarck geboren.Mir genügtes. GegenschlechteRegenten istkein Kraut gewachsen,keineSchutzm- pfung erfunden:könnennurvomVolk,wennesdanachist,erzogen undsecun- dumordinemeingeschränktwerden.WasproduzirendennandereFacnilienP JnderFinanz pflegt schondiezweiteGeneration anzufaulen.Ersoll sich denLieutenant ansehen,dengemeinen Mann mitundohne Treffen,die anonymeMasseimWaffenrock,diellotzigeKraftder ganzenStaatsorgani- sation.Undbedecken,was diewendischenundpolackischenBastardeaus ihrem Jammerboden gemacht,wiesiedenWiderstandderhöherkultivirten WestdeutschengebrochenundwelcheStellung sie sichin der Weltzugelegt haben.DaswarkeinKinderspiel.Nein: amAchtzehntenkönnen Volk und Dynastieeinander gratuliren;dasGeschäftwar fürVeidenicht schlecht.

Jetzt sitztjaderSchwammimHaus,dieIdee ist abgelebtundin denFun- damenten krachtesverdächtig.Wir werdenunsmit derModernisirungbe- eilenmüssen,wenn wir weitermitzählenundvonKulturnichtimmernur

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redenwollen. Aber DeinePreußenliedstimmungbrauchstDuDirdarum nicht störenzulassen.UndPunschkannst Du den Leutenauch geben·

«

Nurfordere, schwarz-weißeDame,gütigstnichtvonmir, daßichden BorussenstolzinsTheater führe.DeinRegister hat übrigenseinLoch:Du hastden,,Adlerflug«vergessen,dasNeustedesunter derKanone dichten- den undtrachtendenArtilleristen. WahrscheinlichderGipfelvons Janze.

Für dieseSachen fehltmirdasOrgan.Mirwird zumSpeien,wenn ich einengeschminktenMimen mitgeklebter Kurfürstennaseund der·Vor- nehmheiteinesbramsigenKammerdieners den.Landesvater undJunker- bändigertragiren sehe. Daßdie Stückesomiserabelsind,ginge noch hin;

aberdiese kindischenVerhimmelungen! Jst janur Futter fürdieOppo- sition.UndnachmeinerergebenstenMeinung so unpreußischwiemöglich.

DerAlteFritz sahmitseinemhellenAuge,daßwirfürnationale Heldenge- dichtekein Talent haben;darinseiendienations cultivåes uns über.(-Ob

erandiePucelle odernur andieHenriade seines Freundes dachteP)Jetzt wird dasGenreinTreibhäuserngezüchtet.Sovielich weiß,vollkommen neues System:dasTheateralsMittelzumZweckmonarchischerVolkser- ziehung; selbst Bonaparte ist daraus nichtgekommen·Vielleicht machtdas SiebentagewerkMarien Spaß.Dein Bruder ist nichtmehrjunggenug,um zuglauben,alleHohenzollernseien Halbgötterodermindestensdeslieben HerrgottsGeheimräthe,alleJunker, SchöppenmeisterundähnlicheKu- jone störrige,eigensinnigeEsel gewesen,die dererleuchteteErlauchtezuihrem Glückzwingen mußt. SuchDirdenhomburgerPrinzen heraus(Reclam;

derJunge brauchte ihnalsPennäler)und liesdenkleinenMonologdes Großen Kursürsten,bevorerHansKottwitzempfängt:DasistPreußisch- HohenzollernUnd wenn DueinEndchenweiterkommst hoffentlich bis zu demRuf: »JaStaub mitallenFeindenBrandenburgsl« —,dann nimmeinSchlückchen(aberkeinenTischwein, sondern guteLage)undsage Dir: EsisteineSache;undwirwaren dabei.

Höremal:ichhabeinbedenklichemGrade dasGefühl,zu einerStraf- arbeitverurtheiltzusein.MitListundSchlauheit hastDumich aufein Gebietgelockt,in dasdieBächemeiner fenilen Geschwätzigkeitsichgerner- gießen.Und dannwunderstDuDich,wenn ichmit derBriefschreibereifür einWeilchen Schicht mache! Jchkannseinfach nichtschaffen.Und Dein Speisezettelist ja nochlange nicht fertig. JmmerdieländlicheVorstellung vonmeinerAllwissenheitlJch weißgarnichts,Madame,und auchDas nichtmal genau. Duvergißt,daßichausdereigentlichenHofgesellschaft

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Jubilus. 105

’raus bin. MeineFreundschaft liegtin derMark herumunterderErde.

DukennstdochdieVersemeinesaltenLieblings Fontane:

Sechs rohrscheVetternihn tragen, SechsAnderenebenher.

Dann folgenDreivonderHagen UndDreivonHäseler·

EinRibbeck,einStechow,einZiethen, EinRathenow,einQuast, VorüberanScheuernundMiethen, AufdenSchulternschwanktdieLast.

Oftgenug mitgemacht.Sobinich einsam gewordenundkann Deiner Neugier(pard0n: Deinem Patrioteneifer!)nur selten noch Lohnendes apportiren. VezähmeDeineUngeduld;dieListederJubiläumsauszeich- nungenwirdzwölfStunden nach diesenZeilenin Deinenzarten-Hündchen sein.Dann kannstDudieneuen Fürstenunddiefrisch gebackenenRitter genießenundDichconamore ärgern.FürEurenKreiswirdschonwas

»Ordentliches«abfallen.Und-Kuno brauchtkeineAngstzuhaben.

Jn Sachen Politikkannich wirklichnur sagen:NichtsvonBelang AufdieGefahr, daßmir dieGeburtstagstorte entzogenwird. China läp- pert so sachtzuEnde,Mumm braucht nicht mehrextra dryzusein,in der Wilhelmstraßeathmendie Leuteaufund Alfred Walderseewirdsichbald neueVisitenkarten bestellenkönnen.FürdenKanalsinddieAussichtenjetzt gut undichbinsichererdennje, daßerkommt.Ob derZollhandelmitfünf odersechsMarkschließenwird:dasVergnügen,sichdarüber zuechauffiren, überlasseichdenfraktionell gedrillten Standesgenossen DieSache liegt heuteanders alsZweiundneunzig,wir sindin derExportpolitikmittendrin, legenunser VischenGeld inPanzerschissenundKreuzernanund eshandelt sichnurnoch darum, Uebergängezuschaffen.Dafür interessireich michgar nicht.Liebergleichganz insWasser. Merkwürdig,-daßunsereLeutenicht sehen wollen, wohindieReise geht,undselig sind,wenn sieMorphium kriegen.DiefrüherenFreihändlersindgerissengenug,umdieSituation zu verstehen,undhabenimInnersten ihrerHändlerherzen(sieheHandelstag) nichtsgegenhöherenKornzoll,derdochnichtsändern kann. Vülowsehrge- eignet für dieseAufgabe,dieehereinenPalmerstonalseinen Vismarckver-

langt;wennersichnichtzufrühabnutzt,wasbei dervorhandenen Sucht, diligentiamzuprästiren,nichtundenkbar ist,wirderzwischenMirbach undSiemensgeschicktdurchlavirenundden»Markstein«desArlosen zeit- gemäßersetzen.Hoffentlichsorgterauchdafür,daßderKönigsichdiesmal in der

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106 DieZukunft.

Sachenichtwiederexponirt.Unglaublich günstigeLage,wiestets beiVerschie- bungen derMachtverhältnisse,wozweiKlassensicheinerRegirungzumHeeres- dienstanbieten: eine,dienichtvonderKrippe scheidenmag,und eine,die ’ran will.»Mein«Miquel? Daßergeht,werdeichglauben,wenn ichdenNach- folgerichichsanzeigerlese. Posa hatdenBlattschuß,kannabernochlange laufen;umso länger,je öfterdieUmsturzleuteihn ankrakehlen.Siehabenzu frühgeschossen;wenndieBombeerstimReichstagplatzte,warsietötlich.Das Techtelniechtelmit demCentralverbandist nichtzurechtfertigenundesist eineSchande, daßKonservative sowasüberhauptversuchthaben.Aber den Mann schätzeichnachwievorundbedaure, daßeroffenbarvollkommenab- gearbeitet ist.Glaubt dochnichtanalle»Krisen«,dieReporter erfinden!

S.M.istvielruhiger gewordenundsieht nichtgernmehrneue Gesichter.

Die Männer aufderScheibe müssennur immerso thun,alswüßtensie nicht,obsiemorgennochdaseinwerden. Das gehörtjetztzum Metier.

GlaubstDunun, daß absolute Windstille istunddaßmeinGehor- samkeineGrenzekennt ?FürkünftigeFällemerkeDir:hierwirdheutzutage· immernur eineSache betrieben,eineallein,undbissiezu Endeist, haben alleFlötenzuschweigen.Jetzt heißtdieLosung: Preußenfeier.Warte ab, wasdannkommt...Monopolistnichts für denAchtzehnten;zugetäusch- vollansolchenFeiertagen. KleineSachebeiuns. EinpaaralteStock- junker,dienichts mehrzuhoffenhabenund derenFamilien seitannoJochimken zwischenElbe undWeichselsitzen.Namen kannstDu Dirdenken.Einer- träglicherTropfenwirdsichaustreiben lassen.Dawollenwir,wenn der Hauptrummelvorbeiist,vonPreußensprechen;wie es war,nichtmehr ist, auchnicht mehr seinkann. Schade, daßwirEuchnicht hierhabenkönnen.

Adolf soll seineGalledemJungen verbergen.Wennich nocheinen zuerziehenhätte!Sollte ein kleinerKönig werden, Einer,den keingroßer König umkrempelnund zumgalonnirtenDiener machenkönnte. Aber wir Beide, theuerste Rinette, sinddieLetztenvomMannesstarnm. GuteNacht, tapferesHerz.Jchbinabenteuerlichmüde.Fürs Festprogramm empfehle ich:Eroica (Kantor?)und denhomburgerPrinzen; Rauenthalerundein Schuß Fontanekannauch nichtschaden;undwirwaren dabei.

ImmerDeinBruderundDienstmann Moritz.

Di«

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Kolonialbeamte. 107

Kolonialbeamte.

Bin

jüngstenKolonialetat findetman einenPosten fürdie»Ausbildung

» zweier AssessoreningroßenHandelshäusernzu Bremen undHam-·

barg:die beidenHerren sollen sich-dorteinJahrlang wirthschaftlich»be- lernen«. Voilåueinneuer Direktorim Kolonialamt und einneues»System«.

MantrautdemreinenJusnicht mehrsorechtundwillesvom Seewind ein Jahr hindurch nachderpraktischenSeite hin lüftenlassen.Das ist doch derZweckderneuen ForderungundindieserHinsichtkannman sieals eine lindeRegungzurBesserungmitloyalemBeifallbegrüßen;aberauchnur alsdieerstelindeRegung.Dennwenn esdamitseinBewendenhätte,wenn esnichtinweiterenMaßnahmenzu einemKehrausinderKolonialkarriere kommensollteundnicht auchdiefesteZusicherunggegebenwird,daßinder VorbildungunsererKolonialbeamten nun gründlichWandelgeschaffenwerden soll, dannmußman dieseassessores rerum meroantilium alseinnichts- sagendesKomplimentandie immer dringenderwerdenden Kolonialreformer von derSchwelle abweisen.Ansichkönnenja diesebeidenHerren,dienun einJahr langin denbeidenHansastädtendengroßenwirthschaftlichenGeist desSeehandelsüberund insichergießen lassenwerden,nur alsneue

HumoristikaunsererKolonialpolitikinAnspruchgenommen werden. Das müssenschon wirthschaftlicheGeniessein,dieinso kurzer Zeit wirthschaft- licheAutoritätenwerden können alssolchewünschtsiedochdasKolonial- amt zuseiner eigenen Belehrung auszubilden—, undwenn siedortdieses Genie insichentdecken, dannwerdensiesounklug nichtsein, zum Akten- standerWilhelmstraßezurückzukehrenWer dieMacht, praktisch Großes zuschaffen,insicherkannthat,wirdnichtinderBureaustube hocken.Aber dieGefahr liegt fern, daßdiebeidenHerren sich übermäßigindiehansea- tischeWirthschaftpraxis vertiefenwerden. Es wirdihnenebenso ergehen wiedenjungen Herrn Kommerzienrathssöhnen,die zu denGeschäftsfreunden der Väter indieLehre gegebenwerden: derBetrieb großerHäuser ist so exaktundso peinlich knapp geregelt,daß in ihnen fürLehrlingsspielereien derjeunesse äoräe keineZeitundLust übrigbleibt. Diejungen Herren haben jainderRegelTaktgenug,ihren MeisterndieUnbequemlichkeitihrer AnwesenheitzuersparenundinteressanterenStudien,alssie ihnender Arbeits- tischbietet, injenerWeltsich hinzugeben,woGeschmeidegeschmeidigmachen.

Wassolldenn derHandelspatriziermit demHerrn Kolonial-Assessorauchan- fangen?Soll erihninseine-Bücherguckenlassenundihmerklären, wies gemachtwird? Soll erihm theoretischeVorträgehaltenund schwungvolle Phrasen drechselnüber dieNothwendigkeitderKolonialpolitikunddeutscher Seegeltung7DiePhrasen hatderHerr Assessorauchinseinenpatriotischen

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