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Die Zukunft, 4. Januar, Bd. 38.

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Academic year: 2022

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Die Zukunft-Es

Herausgehen

Maximilian Hardew

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KrlxkunddreigigllerBand.

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Berlin.

Verlag der Zukunft

1902.

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Inhalt

Alt-Heidelbergs.Theater 495.

AnalysederEmpfindungen. .·199

Aera,eineneue? ...·... 97

s.a.Notizbuch 256. Akte-sLiberales ........418

Aerztliche Ethiks. Ethik· Aufbau, der,dereuropäischenGe- schichte.........·.. 55

Aufsichträthe.......... 13

Bankbilanzeu .........253

Bauernfeld...........136

Begriff f. Theorie. Bismarck, Roland ......·514

Brotwucher... ..«.....223

Brüsseler Zucker s· Zucker. Carriåre, Eugone.......151

Darwinismus s. Krisis. Dichters. Schaffen. Differenzeinwand........ 42

Diplomatie, moderne......341

Duellfrage s.Notizbuch376. Eddy,Mrs...........263

EinstundJetzt........205

Empfindungen s.Analyse. Erziehung undErzieher....155

Eslebedas-Leben!s.Theater 330 Ethik, ärztliche.........397

Eulenburg,FürstPhilipps.No tiz- buch257. Falkenhagen s.Notizbuch 378. Feldgeschützs. Notizbuch 46. Feuernoth...........285

Frauenfrages.Mutterrechte. « s.a.Webb. Garten derRosen.·.....231

Gelsenkirchen..........132

»Generalbilanz,die.......484

Geschichtes.Aufbau. GeschichtlicheGesetzmäßigkeiten s· Gesetzmäßigkeiten. Gesetzmäßigkeiten,Geschichtliche107,159 Gesundbetens. Edd y. Gott hats verziehen......358

GroßherzogundGenosse....456

Gykia............. '25

Hochbahn,die.........326

Hugo,Victors.Theater 490. Ideale,die.......... 1

Journalisten,die........381

Kaisers Geburtstag s.Notizbuch 256 Kanonenfabriken·.......248

a.Notizbuch 374. Kleinbahnen....·.....414

Kochs Hoffnung........ 94

Kohlenbergwerke.s.Gelsen- kirchen· Kollegin,dies.Theater 496. Konduitenliste s. Diplomatie. Krisis-, die,desDarwinismus .269 Krüger, Präsident s. Notizbuch 179. Kuhlenkampffs.Notizbuch178. Kunst,moderne»........ 78

Kunst,neue s.Ideale. s.a.Notizbuch 48,"259,s. a.Arres. Lebenf. Es. Leidenschaft s.Theater 497. Licht,dasgroßes. Theater 495. Lobau.............320 MagistratvonBerlin s.Notiz-

buch181.

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MajestätderKönig...... 34

Majson moderne,Ia......279

Meteora ............301

Minenschwindel........368

Möller,Handelsministers.Notiz- buch370. MoritzundRina .......137

Münchhausens. Theater 497. Musik s.Pangermanismus Mutterrechte..........183

Nacht,dietausendundzweite.. 74

NapoleonsLimonade......435

Nase,die nobilitirte ......126

Notizbuch..46, 177, 256, 370,530 PädagogischePsychologie s-«Psy- chologie. Palmarum ..........459

PangermanismusinderMusik.476 Pierson, Geheimrath,s.Notiz- buch379. Plastik;neue«.....»....438

Poststeuer............289

Praterverwüstung..H.... 88

Prinz HeinrichsAmerikareise s.Meteorens.a.Journa- listen,s.a.Saturnalien. Professores .......... 49

Psychologie, Pädagogische.... 99

Publikum,das......·..428

Pußs.Theater 498. Raritätenbetrug........ 29

Rechtsstudiums. Reform- Reform,die,desRechtsstudiums390 Reichsanleihen.........170

Rom,woliegt?........505

Saturnalien ..·.......421

Schaffen,das-,desDichters..-348 SchillerpreissArtes. Seele,die moderne ......243

Selbstanzeigen 92, 130, 175, 215,246 293, 324, 365, 406, 445, 488,524 Sezession und-Sezessiönchen..409

s.a.Arres. Soldaten,deusche,imFeindesland465 Sozialdemokraties. Einst, s.a. GroßherzogundGenosse. Staatsanleihen, drei......527

Stadtfinanzen .........220

Sternennacht.........237

Stunden,lebendige.......535

Tagebuch, Venezianisches....499

TausendundzweiteNacht,die s.Nacht. Theater......... 330,490 TheoriedesBegriffs......233

Thronredes.Aera. Tirpitz’ Erlaß s. Notiz- buch258. Traumnacht..........364

Treberprozeß.......·.296

Tribunal undSzene......402

Turnstunde,die.......«.211

Velsen, Lieutenant .... 519

Venedig s.Tagebuch. Vereinsrecht......·...123

Verse............. 11

Volksaufklärung s.Theater 498. Webb,einedeutscheBeatrice ..307

Wreschener Politik.......218

s.a.Notizbuch48,371. Zechenpolitik..........449

Zolltarifkommissions.Notiz-« buch180, 370, s.a.Brotwucher· Zucker...........·..452

Zucker,Brüsseler........479

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Berlin, den 4.Januar 1902.

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Die Ideale.

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geehrterHerr,habenSiemichnicht überzeugt.Aberauch

« garnicht. Jn JhremArtikel über diedeutscheMuse nämlich.Manch- malgelingtesIhnen,trotzdem ichüber diemeisten Dingeganz andere Meinungen habe, michzu demBekenntnißzubringen:Wasersagt, könnte, daersnun einmalvondieserSeitesieht,Einiges fürsichhaben.Diesmal gelangesnicht.WollenSie denn imErnst behaupten,esseieinGlück,daß derKaiserdieneue Kunstnicht protegirt? Daßesnicht besser,nichtherrlich wäre,wenn Klinger,Hildebrand,ObristundKünstler ähnlichenWesens fürdiePuppenallee gearbeitethätten, stattderarmen Epigonen?Wenn Liebermann demMonarchen sonah stündewiejetztleider Anton vonWer- ner?WennHerrscherportraitsvonLepsiusgemalt, FestsälevonHofmann, BrandenburgoderCorinth geschmückt,JagdrevierevonLeistikow,Meeres- stimmungenvonJakobAlbertsdargestelltwürden?WennHauptmann,nicht Wildenbruch,denSchillerpreis erhielte, stattdes,Eisenzahns«unddes ,GroßenLichtescJbsens Baumeister Solneß selbst aufdieHofbühnekäme undderDombauvandeVelde anvertraut worden wäre? Das könntederKunst, demReich,demVolkdochnur nützen,nur dahin führen,daßdieKultur, nach desKaisers Wunsch,bis in dieunterstenSchichtendurchdringt.Siesprechen ja selbstvondenMedici,dienur gute,nurdieallerbesteKunst fordertenund derenProtektiondenKünstlern wahrlichnicht geschadethat.Nein:ichver- steheSiegarnicht. SchonderTitelscheintmirfalsch.Warum denn,Die deutscheMuse«?InderenHerrschastgebietbraucht dochnichtMittelmäßiges

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undSchlechtesnur zuentstehen.UnddannJulian!Dahat Jhr Gedächt- nißSiewohlimStich gelassen? DurchJulians Gunst hatdasChristen- thum dochnichtdenSiegerrungen. Geradeerhat jadieneue Lehreleiden- schaftlichbekämpftundSieselbsthaben mehrals einmal hiervom Kampf desKaisersgegen den Galiläererzählt.Indervorigen Wochemeinten Sie wahrscheinlichKonstantinunddachtenandasKonzilvonNicaea.Daswäre nichtweiterschlimm;wenn nur JhreganzeDarstellungdertraurigenAn- gelegenheit,so sehrichJhr Urtheilüber dieSiegesallee billige,mirnicht so falschschiene«..·Angenehm ists nicht, zwischenWeihnachtenundNeujahr solcheBriefezubekommen;abernützlich.Manlernterkennen,wie das ge- druckte Wortwirkt, welcherMißdeutungesausgesetztist,von welchemWall ehrwürdigerZwangsvorstellungenesabprallenkann. Undman erwirbt

·dasRecht,einwichtigesThemainRuhe nocheinmal zubehandeln.

Zuerst alsoderTitel. Sprach Lassalle wahr,alsersagte,über der DeutschenHäupterseiendiegroßenGeisterwie einKranichschwarmhinge- zogen,ohneim SinndesVolkes dauerndeSpurzulassen? JstSchiller sogar schonvergessen?Derschriebunter den Titel»Die deutscheMuse«dieVerse:

KeinaugustischAlterblühte, KeinesMedicäersGüte

LächeltederdeutschenKunst;

Siewardnicht gepflegtvomRuhme, SieentfaltetedieBlume

NichtamStrahlderFürstengunst.

VondemgrößtendeutschenSohne, VondesgroßenFriedrichThrone

Ging sieschutzlos,ungeehrt.

Rühmend darssderDeutschesagen, Höher darfdasHerz ihmschlagen:

SelbsterschufersichdenWerth.

Darum steigtinhöhermBogen, Darum strömtinvollernWogen DeutscherBarden Hochgesang Undineigner Fülleschwellend UndausHerzens Tiefenquellend,

SpotteterderRegelnZwang.

DieBehauptung,derTiteldieses noch heute nichtveraltetcn Ge- dichtespassenicht füreineBetrachtungderkaiserlichenKunstproklamation, wirdderBriefschreiberselbstimAergerkaumhaltenkönnen.

UndJuliunP Daß nichter,sondernKonstantin offizielldasChristen- thum zur Staatsreligion machte, istmirnichtganz unbekannt. Nichtihm

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DieJdealez Z

aber,nichtdemJahr324undnichtdemimnächstenJahr nachNicaeabe- rufenen ökumenischenKonzildanktdieGaliläerlehredie dauernden Sieg sicherndeMacht.NachwievorNicaearauftenArianer undAthanasianer, lähmten siediePropaganda;unddasneue RegimederDuldsamkeitwar derSachederChristenheit nicht nützlicheralsdasheidnischeWüthender Maximinus, Decius,Diokletian. DieEinheitdesFühlens,dieErlösung aus dumpferSektenengewar nochnicht erreicht; diesen werthvollstenGe- winnkonnte diejungeGemeinschaft,"dernoch soweniggemeinsamwar,erst ineinemletzten,entscheidendenKampf erstreiten. Wohl durfteGibbon sagen, jederSieg Konstantins habederKircheirgendeineErleichterung oderWohlthat gebracht,aberauch: »Schlau hielterFurchtundHofs- nungseinerUnterthanenimGleichgewicht;so erließerin demselbenJahr zwei Edikte,von denen daseinediePflichtzurFeierdesSonntages -einschärste,dasandere dieregelmäßigeBefragungderHaruspicesvor- schrieb.«Vonihm, dessenGebet mitheißesteranrunst Phoebus Apollo, denStrahlenden,im Gewölksuchte, stammtdieBezeichnungdesRuhe- tagesalsdesdiesSolis; »seineFreigiebigkeitstelltedieTempelderalten.

Götter wiederherundbereichertesie;dieMedaillen,dieaus derkaiser- lichenMünzehervorgingen, tragendieGestaltendesJupiterundApollo, desMars undHerkulesundseine kindlicheLiebevermehrtedenRathdes Olympos durchdiefeierlicheApotheoseseinesVaters Konstantius«.Gali- läergeistsprichtnichtaus solchemHandeln.DasMotiv,dasKonstantins Bekehrungwirkte, ist nochheute nichtganzentschleiert.Vielleichtwares, wie Gibbon sagt: »SeineEitelkeitwurdedurchdieschmeichelndeVersicherung gefesselt,daßervomHimmel auserwähltsei,umüber die Erde zuherrschen;

derErfolg hatte seinRecht aufdenThron bestätigtunddiesesRechtgründete sich aufdieWahrheitdergöttlichenOffenbarung«»«.Vielleichtwirdseine Stimmung richtigmit dem Wortangedeutet,dasderehrfurchtloseSatiriker ihm aufdieLippe legte:Lessaints autels n’åtaient ä«mes regards qu’un marchepiedauträne des Cäsars.DasBündnißvonThronund Altar hatderSohndesKonstantius geschaffen;die innereKraftderChristen- sheitabererwuchs erstin demKampf,den derApostat gegensieführte.Nur ein Jovian,defsenVorgängerJulianwar, konntewirken,sichoffenzuAthanasius -"bekennen,denGlaubenanGriechenlands Götterentwurzeln.Fastmöchteman dieApostasiefüreinklug ersonnenesMittelpolitischerTaktikhaltenund meinen,der feineGeist Julians,desintellectuel, dersogern inParis lebte, lthabebewußtdurchdie SelektioneineshartenKampfesdiezerfahrene,zank-

Isi-

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4 DieZukunft.

süchtigeSchaargestählt,die denMeistennochimmernur einejüdischeSekte war. DemManne,deraufdemTigris seineganzeFlotteverbrennen ließ, um denTruppendieHoffnungaufeinenbequemenRückzugabzuschneiden undsievordieWahl zwischenSiegundTod zustellen,wäresolchesBegin- nen wohl zuzutrauen. Jedenfalls hater,bewußtoderunbewußt,fürdas ErstarkendesChristenthums mehr gethanalseinandereerperator. Da- rinstimmen,seitdieschrillen AnklagerufeGregorsvonNazianzverhallt sind, beinahealleBeurtheilerüberein.SchonGibbonmeinte,derTriumph desChristenthums sei »in gewissemGrade«Julian zuzuschreiben.Renan, derinTheodosiusdenerstenKaisereineschristlichenReiches sieht, sagt,die innige,liebevolleChristengemeinschaftseierst nachdemKampf,den dieGa- liläer unter Julianzubestehenhatten, möglichgeworden.UndStrauß schließtseine oft geschmähteSchriftüber den Romantiker aufdemThron derCaesarenmit demSatz: »Unfehlbarmuß jederJulian Dasheißt:

jeder auch noch so begabteundmächtigeMensch,dereineausgelebteGeistes- undLebensgestaltwiederherzustellenodergewaltsam festzuhaltenunter- nimmt—— gegen den Galiläeroderden Genius derZukunft unterliegen«

Der Titel und dieErinnerunganJulian stimmen,wennsieManchem auchnicht gefallen mögen,imSinnwenigstens also zusammen.Ueber den Gedankenläßtsichnatürlichstreiten; immerhin sollteihn Jeder nachdenken, eheerihn verwirft.Wäre eswirklichbesser,»wennKlinger,Hildebrand, Obristund KünstlerähnlichenWesens für diePuppenallee gearbeitethätten«? AehnlichenWesens! Jedenderangeführten,jeden selbständigschaffenden Künstlertrenntvondemanderen,magerauchThüranThürmitihm hausen undin demselbenSaal ausstellen,eineWelt,eineWeltanschauung.Das- lehrteinBlick in die SälederBerliner Sezesfion,woKlingerjetztneben Hofmannzusehenist. Diese Künstler müßteneinenTheil ihrer Persönlich- keitopfern,um fürdasHausHohenzollernarbeiten zu können.Klinger dürfte seinenBeethoven nicht aufeinenThron setzen,derjanur legitimen Herrscherngebührt.LiebermanndürftefürPrunkgemächerdenKaiser nicht malen,wieerdenhamburger BürgermeisterPetersen gemalt hat,denja sogardiebürgerlicheSenatorenfamilie schon,,scheuslich«undderKunsthalle unwürdigfand. LepsiusmüßteaufdiefeineKunftdesunerbittlichenPsycho- logen,Alberts aufdenleisen Reiz frommer Jntimität verzichten.Viele brächtendasOpfergern;derLockungeinesgroßenAuftrages,dernichtnur Geld undRuhm,deroft überhaupterstdieMöglichkeitvollerBethätigung verheißt,widerstehtseltenEiner.DieanfehnlichereStandbilderreihe,die wir

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DieIdeale. 5

dannimThiergarten hätten,wäre aberrecht theuer bezahlt. DerVorschlag, HenryvandeVeldefür Preußens Hauptstadteinen Dombauenzulassen, klingtwie einWitz.DemBelgier, dessenleidenschaftlicheLogikalleaustoten Kulturen stammendeTraditionalsunbrauchbar bekämpft,istderBaueiner KirchesicherkeinHerszensbedürfniß;ermüßtesein eigenstesWesenaufgeben, wenn erfürdenSummus episcopusderpreußischenLandeskircheeinen Dombauenwollte. UndwennderKaiser sagt, ,,jedes Kunstwerkmüsseimmer einKörnchenvondemeigenenCharakterdesKünstlersinsichbergen«,so werdenVielesichnichtmit solchemKörnchenbegnügen,sondern fordern,das Kunstwerkmüsse,jeder Theilundjedes Ornament,dasdemerstemBlick unverkennbare GeprägederPersönlichkeittragen,die esschuf.In derSieges- allee wirdman dieProfessoren BegasundBrütterkennen;dieNamender anderen Bildhauerwirdnur derin berlinerAteliers Heimischeerrathen.

Unddochsind KlassizistenausderRauchschule,mitSchaperundSieme- ringanderSpitze,BarockplastikerundangeblichModernedarunter ; Und dochsagtderKaiser,erhabe ihnen ,,absolutesteFreiheit«gelassen. Freiheit inGrenzen,dieJedervonihnenkannte,aufdieKeinersiehinzuweisenbrauchte; Freiheit,diesichmitdenUeberlieferungendesHohenzollernhausesverträgt.

WelcheErwägungendamitwirkten,beweisteinewahreGeschichte.Als einem derHofbildhauergesagt wurde,erhabe seinen PreußenköniginKopfund HaltungWilhelmdemZweiten aussallend ähnlichgemacht,antwortete er, mitüberlegenemLächeln:»Daswollteichja!« ObVasari,alserLorenzo, Bronzino,alserGiovannideiMedicimalte, auchsolcheRücksichtenkannten ? DieMediciwaren nicht angestammteHerrscher,sondern Großkapitalisten, Parvenus,Ahnenhöchstens,nichtEnkel. SieschlepptennichtdiegüldeneLast dynastischerUeberlieferungenmitsichundhatten,ehesieeinenKünstlerwähl- ten,nicht erst langezufragen,oberauchschlichtundfromm seinachaltem Brauch.Jhr SchicksalwiesihnendenWeg,den derneueGeist beschritten hatte.Alssie Päpste gewordenwaren, hättensieeinemKünstler, dessen AtheismusinRombekanntgeworden wäre, wahrscheinlichkeinenAuftrag mehr gegeben.Damals aber,vordemneuen Masseneinbruchin dasFeld derGeschichte,that zwischenBesitzundBildung sichnochkeineKluft aufund unmöglichwareinZustand,wieHerrvonWildenbruchihnin einemwun- derlichenArtikel über denSchillerpreis jüngstprophetischverkündete:»Dann kommtDas,wasFeindeundBöswillige ersehnenundwasich,weilich es alseinnationales Unglückbetrachte,mit allenKräften verhindernmöchte, dann entstehtaufdemGebiet,woDeutschlands edelsteGeistessrüchtege-

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deihen,einetiefe,allesgegenseitigeVerständnißausschließende,vielleichtnie- mehrzu überbrückendeKluft zwischendemKaiserundseinemVolk.« Kein VolkhatteinMedicäerplänehineinzureden,keinKünstler standvorder bangenWahl,oberdemHofdienenwolle oder demDemos. Sohochwie heute wagtederEhrgeizderKünstler sichauchkaum. Siefühltensichals- Handwerker dasPortrait Michelangelos zeigtdenTypusdesHand- werkers, freilicheinesvomDämon besessenen undsetztenihren Stolz darein, ihreArbeitbesserzumachenals derNachbarundmindestenseben so gutwie der Konkurrent aus Venedig, SpanienoderHolland.Daher kommtvielleichtdieberuhigendeEinheitinmanchenRäumendesPalazzo Pittiund derUffizien,das überlebende Sinnbild einheitlicherKultur. Diese Männersprachen,wiesiedachten,malten undmeißelten,wiesie empfunden, undbrauchten nichtszuopfern, nichts ihremWollen anzuflicken,wenn sie einesFürsten Auftrag ansführten.UnddieklügstenFürstenkonnten dem Künstler getrostdieAusführung überlassen,weilsie wußten,derMann werdenichts liefern,wasinihre Säle, Gärten, Grüfte nicht passe.

Dasistnunandersgeworden. Nichtseitgestern, nichtdurchdieSchuld derFürsten,nichtnurinMonarchien·Als Overbeck mitseinenJüngernim römischenKlosterSaanidorofaß,trennteihnschoneineWeltvonCanovaund Rauch, die, nichtweitvonihm,unter demHimmelderselbenStadt antiker Skulptorenkunstnachzuschaffenversuchten.Undum wieviel breiternochwar dieKluftzwischendenKünstlern,dieLudwigs,desBayernkönigs,Walhall- traum inStein metzten,und William Türner,dervonderLandstraßeaus dasWunderwerk entstehen sahundnur dieStimmung,dasFarbenspiel desLichtesderWiedergabewerth,zurDarstellung reizend fandLeer und leerer wardsseitdemüber denWolken;deralteGlaubewar verbrauchtund dennochwurdedieNatur wie einefeindliche,desBändigersspottendeBeftie

vomMenschenneidgehaßt,vomMenschenhochmuthverachtet. Mußte siefür alleZeiten gehaßtundverachtet,konntesienicht, gerade sie,zu derneuen Gottheit werden,die dasSehnenimDust suchte?-«Goethehat1812 die kranke Epocheverhöhnt,»wo Staat undSitte,KunstundTalentmit einem namenlosen Wesen,dasman aberNatur nannte, ineinenBreigequirlt ward.«DreißigJahre vorheraberhatteerdasHoheLiedgesungen,dasuns heute klingtwie derunsichtbare, geheimnißvolleChorausderDichtersage:

»DieNatur spritzt ihre Geschöpfeaus demNichts hervorund sagt ihnen nicht, woher siekommen, noch, wohin sie gehen.Siesollennur laufen;die Bahnkenntsie.SieistAllesSiebelohntsichselbstundbestraft sichselbst,

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erfreutundquältsichselbst.Sieistrauhundgelind, lieblichundschrecklich, kraftlosundallgewaltig.Allesistimmerdainihr. Ich preisesiemitallen ihrenWerken.Sieistweiseundstill.Manreißt ihrkeineErklärungvom Leibe,trutzt ihrkeinGeschenkab,dassienicht freiwillig giebt.Sieist listig, aber zugutemZiele;undamBesten ists, ihre List nichtzu merken.Jedemer- scheintsieineinereigenenGestalt.AllesistihreSchuld,AllesistihrVerdienst.«

SolcheWorteverhallen nichtundkeinGreisenspottverwischtihre Spur.Wie dieAnkündungeinerneuen SchöpfungsgefchichteschlagensieanunserOhr.

HerrschtnurdieNatur gleichmüthignoch allein, istAllesihr Verdienst,ihre Schuld,dannmußderMenschzuihreinneuesVerhältnißsuchen;derMensch undderKiinstler,der denStummen,Tauben, Blindendie Welt zu deutenver- mag.Jhm istderOlympos versunken, istdasLeben in derZeitlichkeitauch nicht mehrbestimmt,zu reinerenDafeinsformenheranzuläutern;under kannnicht länger mystischeVorstellungen fertigaus demWaarenlagerder PhilologenundAntiquare beziehen.Das thaten auchdie Altennicht;auch ihrePhantasiewarddurchdasMühendesMenschen befruchtet,deseigenen WesensArt und die dunkleRäthselweltsichselbstzu erklären.Nicht anders wirdderVorgangin der SeeleeinesModernensein,dersich,inbewußtem Gegensätzezu denTheisten,einenNaturalistennennt. LichtundLuft, Alles, wasihndasWalten derNatur,derschaffendenund derleidenden, enträth- seln,erkennenlehrt,wirdihn schöndünken undderDarstellung werther als derGlanz pomphafterStaatsaktionen undderGespensterkultvorAl- tären, die keinerMenge Inbrunst mehr umfleht.Erwird die Altenehr- fürchtiglieben undvonihnen lernen, nichtaberihrGebetnachbeten,nicht mit der SeeledasLand derGriechen suchen,in demerewigeinFremdling bliebe, sondernin derHeimath,amhellenTag,dieSchönheitmitinnigem Werbenumklammern.Ueberallkann ersiefinden:amödestenStrand, aufdem sandigstenBoden,in desBergesdunklemSchacht sogar,woMenschenunter Qual undLebensgefahrden WärmespendendenStein-aus Höhlengängen ansTageslicht fördern.Alle Stätten wirderauffuchen,woihmverwandte Menschenathmen,und keines ElendsAnblick,auchdes,,scheuslichen«nicht, wirdihn schrecken.Denn erkommtnicht,umseinAugeanReizen zuwei- den,dievorihmHunderttausendenschönschienen,sondern,alseinfurcht- loferEntdecker derHeimathnatur,umin derMenschlichkeitGröße,in der GrößeMenfchlichkeitzufinden undAnderesehenzulehren,wieaufder ärm- stenScholle,in derfchmutzigstenHütteNatur undMenscheinander be- kämpfen,einanderertragen.SohatMilletundMeunier uns sehengelehrt;

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Doch es mag nochlange dauern, bis es zur AufspürungdieserUrsachen-.. 113 reihen und auf siegegründetergeschichtlichen Gesetze kommt. Die Frage, die auf diesen Blättern

Diese Hoffnung sei natürlich das Resultat bestimmter ·.Wahrneh1nungen, die er von der hohen Warte seiner exponirten Stellung aus zu machen in der Lage war. Aber diese Wahrnehmungen

wichtigenStreitfrage gründlich zu informiren, wenn es ohne großenZeit- aufwand möglichist; und die Lecture der beiden Kritiken (5l und 41 Seiten) erfordert nicht mehr als eine

zwischen liegt, ist Unwahrhaftigkeit und Heucheleif Hier sind wieder zunächst einige Unklarheiten zu beseitigen. Nicht aus Gewissensdrang glaubt man, sondern, weil man als Kind

erfordern weit mehr Geduld und Beharren als die Einführung eines neuen, die Abschaffung eines veralteten Gesetzes. Und doch wird die Entwickelung in dicfet Richtung vorwärts

Höher hinauf konnte ihn nur die Hand einer Frau führen. Er konnte der insguin einer Nana werden, die ihre Freunde für ihn alarmirte, ihn Von ihrem Deputirten für die

Deighton kam vom Artillerielager herüber und machte ein trauriges Mittags- mahl in der Messe mit; zur allgemeinen Niedergeschlagenheitsteuerte er dadurch bei, daß er fast über

Der Neudruck dieserSchrift, die lange gänzlichausdem Buchhandel ver- schwunden war, ist längst nothwendig geworden. Wegen äußerer und zum Theil innerer Hindernisse aber konnte er