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Die Zukunft, 5. Januar, Bd. 34.

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Academic year: 2022

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(1)

Herausgehen

Maximilian Hardew

M

Bierunddreigigller Band-.

———-—s -——

Berlin.

Verlag der Zukunft.

1901.

HGB-»-Js-

(2)
(3)

Ilnlxalt

,

1866 ·............163

Antwort,eine.. ...... 14

I Anzeigen ·.·........132

Apfelfinen...........378

Armee,deutsches.Notizbuch256. ArztundRichter....... 57

Augenblicke........·.469

Ausweg s. Wo. Autorität ...........158

'Ballestrem,Gras s. Notiz- «buch302. Baubanken ..........482

Vergpredigt .....·....401

Bernstein, Eduard ... ...185

s.a.Notizbuch 388. Besuch, russischer...·. . 31

Bdckiin ......... 258,339 a.Göttin. Boles .............249

Vrefelds. Notizbuch 256. Bülotv, Graf s.Notizbuch 138. s.a.Kanzler. "Bülow, Hansvon,anNietzsche s.Notizbuch 392. Bund,der,derBankiers. ...564

«Chaiselongne,die .......225

China s. Notizbuch 390,394. s.a.Bergpredigt. sCivilkleiderperbotfür Ossijiere s.Notizbuch 304. Comteund Mill...·....212

Dämmerungen, zwei......172

Diagnose ...........361

DurchDickundDünn.....233

«Ep1phania..·....... 1

CpistelanDeutschlands junge Dichter...........247

Eulenburg,Fürst Philipp s.Notizbuch 354. Fiskus, der,alsKohlenhändler.230 Flachsmann s. Theater 90. Frage,dieneapolitanische....207

Frankreichs. Notizbuch 444. Fruchtbarkeit..·......·476

Frühlingsbild.........475

Fuchs,Renate .........464

Gedichte............544

Glossen......... 113,332 s.a.Notizbuch 445. Goldener,derjunge s.Theater 354. GoetheunddiegroßenDenker .145 Göttin, die, für Alles ...·.341

GrößenwahnGCo........441

GroßherzogvonHessens. Notiz- buch486. Guilbe1t, Yoette........309

Haeckels Welträthsel s. Glossen 113 HandelskammerundAgenten..384

Hanswirthschuft s. Reform. Hypothekenbanken s.Notizbuch 303 HypothekenRetter,die.....253

erahs Rückkehr....... 34

Jubilus ............ 97

Juristenstil....·......202

« Justizchronik......·... 83

Kinalvorlage s.Notizbuch300. Kanzler, anden........449

Kneipe, Losvon der......550

Kolonialbeamte .........107 KönigEduard VlLs. Notiz-

buch255.

Kostümbälle s. Notizbuch 308.

Kramer, Michael s. Theater 92.

(4)

Reichstagsstcnogramm.....318

iRelativismus ......... 12

Renaissance, die,imKunstgewerbe532 Rentenjubel..........343

Roberts,Lord s. Notizbuch 308. RussischerBesuch s. Besuch. Sammelgriindungen ......518

Schopenhaucr-Denkmal,ein. ..1553

s.a.Notizbuch301,346. Z Schweninger s.Antwort. KröchersTraum ....·...527

Krupp s.Notizbuch 139. Kunst, Symbolische.......373 H Kunstausstellungen. ......289

Kunstgewerbe s· Renaissa11ce. Lehmann,Lili..... · .178 Lesehalle,akademische...... 67

Levy,Moritz..........53153

Luitpold, RegentvonBayern s.Notizbuch 485. MacchiavelliundNietzsche.... 73

Majestätsbeleidigung-Debatte s.Notizbuch346,s.a.Reichs- tagssteuogramm Mario Chigi,Don.......5033

Marx, Karl,alsJournalist .127 Mills. Comte. " Moltke-Denkmal s. Notizbuch 89 Naturgesühl,dasromantische..546

NeapolitanischeFrage s. Frage- 1900 Nietzsches.Maxchiavelli NietzscheanHansvonBülow s.Notizbuch 393. NietzschesFrauenfeindschaft...428

Nordau,Max s. Notizbuch 394. Notizbuch138, 255, 299, 346, 387, 444,484,567. Oberoffiziosus s. Notizbuch299. Orient undOccident ......416

Ott, Josef s.Notizbuch349. Pariser Eindrücke .......195

Pettenkofer, Maxvons. Notiz- buch306. Philosophie,Weibliche··...366

Politik, auswärtige s. Notiz- buch447. Preußenfeier.......... Prioatrechts. Notizbuch 347. Rausch s. Strindberg. Reform,die,derHauswirth- 49 schaft.........408,540 ? Selbstanzeigen 27, 132, 227,293, 382, 515,561. Sezession-Bühne........ 42

Siegesallee,die........492

« Sieh-Dich-vor.........512

Sonne.............438

3Sozialismus undPersönlichkeit. 16 Spielhag«n-Krach,der ..... 87

Staat, derplatonische.....238

SternbergProzeß s. Arzt. s.a.Justizchronik. Strindberg,derneue ·.....433

Stumm ..·.........487

Tag,der ...........2751

Theater ....... 90, 354,521 Theater,Wiener ........121

»Tingeltangel..........396

Traum KröchersT. Trebertrocknung........296

s.a.29.Band Seite 264. Ueberbrettl s.TingeltangeL Untersceboote·......·..460

Verkehrsgesellschaften......180

Victoria, Königin.......183

Wasserwirthschaft..;.....135

Weibliche Philosophie s. Philo- sophie. Weltteiche, Drei......·.219

WienerTheater s. Theater- WoistderAusweg?.·....284

;Zwillingsschwester,dies.Theater 359.

(5)

Berlin, den 5.Januar 1901.

TJ -:s ff

Epiphania.

WieZigeuner spieltenein altesStück.VonBihary, hattederPrimas gesagt.DerKerllogwie einAbendblatt,nur graziäser;undwenn erdieschwarzen Augen aufrißundverzückthimmelwärtsstarrte,war er unwiderstehlich.Jetzt, währendeinesAdagiettos, preßteerdieGeigeso fest andieSchulter,als wärsderKopf seinesbraunen Liebchens,undgingmit RigoschrittenauseineDamezu, die imhellenSpitzenkleidfast noch jugend- lichwirkte.Ganz nahkamerihr;dasHerzlirschenaugeschieninholdem RauschzuschwärmenundzwischendengewichstenSchnurrbartspitzenlag einseligesLächeln.EinMinnesängerausSüdenvorseinerHerrin.Nun schritterlangsam, ohnedasSpielzuunterbrechen,rückwärtsaus seinen Platz.DenStammgästenwar dieseHuldigung,diesichtäglichmindestens dreimalwiederholte,längst bekannt;unddoch hatteandendichtbesetzten TischendasGesprächbeinahezweiMinuten gestockt.Mal sehen,weran derReiheist. Ach,dieBrendel.. .Sehrriihrend,wiesieunterdemRosenhut zuerröthenversucht.VordemFranzosenlrieg soll sie wirklichhübschge- wesensein.Und er, der alteGewohnheitfixer,blickttriumphirendum sich.

Weinheimer83 Co. wirdsichärgern. SchonaberschwingtderMinnesänger denFiedelbogen,dasangeblichalte Stückgehtin einenGassenczardasüber unddoppeltlautschalltdasStimmengeschwirr durchdenSaal.

»Er soll doch’neeigne KircheimHause gehabt haben

»Wiesomerkwürdig?Nach Allem,wasman vonAribert wußte...«

,,KunststücklOhne Mirbachwäre eslängstzumKlappen gekommen.«

1

(6)

2 DieZukunft.

»Famos,wiedie Oterosichhält!UnddieserSchmuck! Für-Die hat dieAusstellung sichernichtmit ’nemDefizit abgeschlossen.«

,,HabenSiedennjewasvonderTrebertrocknung gehalten?«

-,,MeinetwegenauchBitter. MirwurdeRheinbaben genannt. Aber werweißdenn,obPosadowsky überhauptschonfälligist?«« ·

»Na,dannwarten Sie,bisDeutscheBankausHundert’runtersind.«

»GegenseitigeAbneigung zieht nicht mehr.Aber einKünstler..

»DieLeutewaren Jahre lang prima.«

»Stockholmging noch, trotzdem früher auchnur fürältereHerren, Bray, Busch,Wedel undAchnliches,reservirt.AberBrüssel

»DieErben desdessauerCohnkann dieSache’neStangeGold kosten.«

»lcidortde Lara standvorJahren schonamPalais.Und die Re- klamefürdenschlechtenMusikanten! ScheidungeinBischen spät.«

»B0n.Abergerade,weilWallwitz ihr Schwiegersohn ist,hätteerihn nocheinWeilcheninStockholm auf Eis stellen sollen.«

DerWirth machtdieRunde. Nobel. Vornehm gekrümmteArme.

»Uebermäs3igheiter finde ichsin derBarauchnicht,meinJunge.

Und esempfiehltsichnicht,die ganzeNachtSalzmandelnzu knabbern. Elf Uhr fünfzig.Vorwärts, junger Altmeister!DieLuftin dem kleinen Salon istnichtverlockend.Aber daunserKommerzienmaecenas nunmal dieSchrulle hat, seineSäkularfeierianotelsteigenzulassen, können wir alsgesitteteEu- ropäernichtStunden lang draußenbleiben.Uebrigensbereitensichhier fürch- terlicheDingevor.Punkt zwölfUhrgehtdasLichtausundmindestenszehn MinutenleuchtetdannnurderWeihnachtbaumderversammeltenChristen- heit.Sieh dorthin!DawerdenschondieumfangreichenBlumenspenden für die Damenaufgestapelt. PunschmitTulpen.Höchstfeierlich.Undüberall istdieFirma aufgedrucktodereingravirt,zugeneigter Weiterempfehlung.

Jchkenne dasProgrammundbinaufeineWiederholungdesdells nicht gerade versessen.AlsolosdieSchwerterlWirkönnenunseren Futtermeister nichtkränken undichwittereeineMitternachtrede.Eine kleine Queennoch hinterdemTourniquet,woeinLüftchenweht.Inzwischenschlägtesund wirersparenunsdenProfitlärm.Dann abermüssenwir unsnach dieser Entziehungskurdrin wieder einBischen niedlich machen.«

AchtMinuten nachZwölf.Sie klinktensachtdieThür aufundglitten hinein.JhreHeimkehrblieb in dem Lärm unbemerkt-

»Das JahrhundertderNaturwissenschaftenl«

»Des Sozialismusl«

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Epiphania. z-

»Der Friedensidee!«

»Der Eisenbahnen!«

,,UeberhauptdesVerkehrs

»Des Positivismus

»DampfundElektrizität!«

»DerModerne!«

»DerMassenherrschaft!«

»Der Maschinenindustrie!«

»Der Frauenbefreiung

»Das eiserneSäkulum

»Das JahrhundertderGerechtigkeitl«

»JederdieserNamenpaßt,meineverehrten Freunde, dochkeiner ge- nügt;jeder bezeichneteinenTheilderLeistungdesJahrhunderts,daswir nun,auchwennwirnicht, nachGoethesSpottwort,Neunundneunzigersind, dasvorigenennen dürfen,aber keinererschöpftdenRuhm dieserunvergleich lichen Menschheitepoche.Unvergleichlichnenne ichsie nichtetwaim Ueber schwangeinerschönenScheidestunde.Werwollte,wasunszusehengegönnt ward,im ErnstdenPerioden vergleichen,dieman bisherdiegroßengenannt hat?Wiewinzigdünken uns danebendieZeitenderPeriklesundAugustus, derRenaissanceund desSonnenkönigthumslWiegeringdieVeränderungen, diesiedemWeltbild brachten!WirhabendieErdedurchwühlt,vondenausge- grabenenDenkmalen dieGeschichtederMacht,desRechtes,derKunstund allerKultur abgelesen,dascaesarischeRomunddasReichderPharaonen,Pom- pejiundPergamon,ThebenundNinivekennengelernt,als wären wir in die- senaltenSiedlungen ausgewachsen.NahbeiGizeh,nebendemsteinernenEr- innerungzeicheneinesSklavenfleißesden wirunsittlichnennen möchten, weilerunnützlichwar,hatder moderneFleißfreierMenschenzweiMeere verbunden undeinenneuen Weltweg geschaffen.HimmelanragendeBerge habenwirdurchbohrtund mittenin demFelsgestein,dasJahrtausende lang undurchdringlich schien, schnaubtjetztdieLokomotivevorwärts,daswohl- thätigeUngeheueraux grandsmembres demastodonte, aux mus clesde feretd’airajn. Schon sind unsere Pioniere fast biszumEis- pol vorgedrungenundbaldwirddieErdekeinGeheimnißmehr für ihren Herrn haben, fürdenStolzen,demdieTechniknächstensdurchdie Wolken denWegbahnenwird.Wer willwagen, auchnurmitslüchtigemBlick dieFülle desReichthumszuumfassen,dendiesesJahrhundertunsgab,desReichthums angreifbarenundanBewußtseinsschätzenPSolches Vermessenmiedeselbftein

läk

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4 Die Zukunft.

Horaz.Wie vieleSchmerzenhabenwirgestillt,wie vieleFeindein der belebten NaturüberwundenlWelcheMehrungunseres erkenntnißtheoretischenWissens, welcheüppigeBlüthein allenHainenderKunstiNochimmerbleithenen, dieeinstdasParadiesverloren, nichtallesLeiderspart,aber esistgelindert, sein Bereich ist eingeschränktdurchdieLebensarbeit dergroßenHelfer,der ListerundPasteur,derDarwin undMarx,der...WernenntdieNamenl Wer kann mitkleinem,müdemMenschenfingerauchnur aufdieragenden GipfeleinerZeit weisen,in derNapoleonundBismarck,GoetheundKant, NietzscheundWagner,ComteundSpencer,MussetundDostojewskij,Kleist undHeine,SchopenhauerundRuskin,HelmholtzundEoison,Boecklin undLenbachwirkten? Indermit denfeinstenWerkzeugendiePsycheder EinzelnenundganzenVölkerdurchforscht,dasEvangeliumvon derEr- haltungderEnergieverkündet,derBegriffder Solidarität entdeckt wurdeund zumersten Mal, seitvonMenschenMenschengeschichtegeschriebenwird,die MassenzuthätigbewußtemLebenerwachteni Erstwirdürfenunsrühmen, dieMenschheitbefreit,denSchwachendenstützendenStabin dieHandge- gebenzuhaben.Blutig begannesindenletztenWehendergroßenRevolu- tion,derenwichtigsteWirkungin dasnun hinterunsliegendeSäkulumfiel, undwährtedurchallenWechselderZeiten.KeineabsolutenKönige mehr, keineHerrenüber Leben undTod,keineZwingburg feudaler Macht,keine Mauer mehr zwischenden ScändenundKasten,keineZunftwirthschaft undPrivilegienunbill. FreiheitdesGlaubens,desErwerbes,derMeinung.

GleichheitvordemGesetz.ErleichterungderaufminderkräftigenSchultern ruhendenLast.ReligiöseundpolitischeToleranz.Judenemanzipation.Frauen- emanzipation. Arbeiterschutz.Schon diesepaarStichwörterwerdenSieer- kennenlehren,obeseineLustwar, imneunzehntenJahrhundertzu leben. Und als wir denletztenTyrannenthron gestürzt,denletztenHörigenausderFrohn befreitundjedeLaufbahnjedemTalenteröffnethatten,dahabenwirselbst uns,dahat sichderMensch freiwillig entthront,denanthropocentrischen Größenwahnabgeschütteltundsichbescheidenin dienatürlicheGeschichte einerorganischenSchöpfungeingereiht...Währendich spreche,merkeich, wieunklug,wie ganz und garthörichtesvorhinvonmirwar,nacheinem Namen für diesenAbschnittunverwischbarenGeschehenszufragen. Wer darf ihn,kannihnnennen? Wiraber,die wir..

,,UfflEndlichnahtderToast!«

».»dieersteStundedesneuenJahrhundertsgemeinsamandeutschem Bodenverleben,wirdürfenmit ganzbesonderemStolzdenBlick über die

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Epiphania. 5 Zeitgrenzerückwärtsschicken.DerhochansehnlichenGesellschaft,dieichvor mir zusehendieEhre habe, brauche ichdie Summe desgeradevonunserem VolkErreichten nicht nachzurechnen;sieistJedemvonIhnen gegenwärtig.

WelcheEntwickelung selbstnoch seitdengroßenPreußentagen,da derjunge Gneisenau nacheinemParademarschderpotsdamerGrenadiere begeistert ausrief:,Welchesunterallen Völkernahmet wohlganzdieseswunderbare SchauspielnachNochleuchtendieBlechmützenfleckenlosinderSonne,das Erbe desgenialstenallerDrillmeister ist nicht verthan,neue Triumphe sind zu altengehäuftundebenerst riefderHeersührereinerfrühergeborenen MachtdiedeutschenSoldaten ingefährlicherStunde vordieFront.

Heuteaber neidetman uns nichtnur unsere PhilosophenundUnterosfi- ziere.Dasgeeinte Reich istmitkühnemSchrittin dieReihederWelt- mächtegetreten. AufallenMeeren weht seine Flagge. Im fernsten Osten theiltes,sittigtesWelten. Seine Technik, seine Industrieistdemersten Platzin derSchätzungderMenschennah.MitunermüdlichemFleißschaffen seineBürgerinFreiheit,Gleichheit,BrüderlichkeitkostbareGiiter.Waaren imWerthvonviertausendMillionen Markliefern sie alljährlichdemAus- land;undaus denTropen,vomGelbenundvomWeißenMeereilen die Belehrung Suchendenherbei,umuns neue Methoden,neue Erfindungen abzugucken.Unsere Fabriken sind Musterbetriebe, unsere Sorge fürdas Wohlder ärmerenKlassenhatdasGewissenälterer Nationenandieernsteste allerPflichten gemahnt.Politisch, sozial, wirthschaftlichsindwirsoweit voraus,daßjeder Regung deutschenGeistesunddeutschenGewerbefleißes ringsumNeid undBewunderung folgt.Und in derfrohen Gewißheit,daß esnichtnursobleiben, daßMuthundKraftunsnoch wachsen,andeutschem Wesen, nachdem Wort despreußischenPropheten, wirklichdieWelteinst nochgenesenwird, erhebeichnun meinGlasundrufe:..

»Ich habegenug. EinwahrerSegen, daßwir unsvorherein Bis- chen gelüstethabenundwenigstensderEinleitung entgingen.Dasganze carmen saeculare hätteichlebendignichtüberstanden.« «

»DerMannist Kommerzienrath,lieberSohn, seinhellgrauerCaviar warvorzüglichundimZeichenseinesMaximinGrünhäuserwürdeichselbst mit Stumm Frieden machen.WasverlangstDueigentlich? Die Rede...

Erläßt offenbarjetztbeieinem derbesserenJournalistenarbeiten. Etwas schwülstigundbunt;halbLeitartikelaus derSaisonderewigenWahr- heiten, halbHandelskammerbericht.SogarTreitschke,trotz Antisemitis- mus.DieSache mußnicht leichtzu memorirengewesensein. Ichwarschon

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6 DieZukunft.

froh, daß nicht Dreysus, Dunkelmännerthum,agrarische Begehrlichkeit, GoethebundundHohenzollernjubiläumvorkam. Wohlnur aus Rücksicht aufdiedreiAdeligen.MaleDiraus,wasnochkommen konnte: Kunstge- werbe, drahtlose Telegraphie, Buchschmuck,Puppenallee,gen irteGazetten, Hypothekenbanken,Heinze,Selektion, Untergrundbahnundintime Dramenl SchließlichwargegenDas,wasersagte, dochnichtvieleinzuwenden.«

»Na...DukennstmeineAnsichten.Mich überläusts jedesmal,wenn ichdieseParademusikhöre.UndDasgehtjetztTag für Tag, wenigstens hier im Norden. ImmerdasselbeLeitmotiv: wie wirsnun so herrlichweit ge- bracht haben. Oja,bisan dieSterneweitl FaustkannteseineliebenVolks- genossen.Der Romaneemballirt sichwenigstens,wenn erprahlt; dieselei- denschaftloseRenommisterei istunerträglich.GewißhabenwirgroßeLeute gehabt.Aberhatman ihnendasLebennicht schwergenuggemacht?Sind sie nichtwieeinKranichschwarmhochüberden-HäupternderZwerge dahin- gezogen,dienun insettigemStolz lächeln,weilesinihremLandauchein- malRiesengab?Ach,wienöthigwäre unseinSwist,vielnöthigeralsdie be- rühmte starke Flotte! Nichts einzuwenden!Dubistwieder malnihilistisch gestimmtWenns nichtzulangweilig wäre,könnteichin einer Viertel- stunde dieseganzePhrasensassadeniederreißen.SiehDirdoch—- present company alwaysexcepted draußendieGesellschaftan,die da bei Zigeunergesiedeldreiundneunziger Pommery trinkt, lauscheeinWeilchen nur ihrem Geschwätz!JstDas Kultur? UnddieseSippe,Bank,Diplomatie, Kommerz, ist ja ungefähr nochdasGebildetste,was wir zu bietenhaben.

Nein,meinJunge: wirrebarbarisiren uns;undzwarrapid.Dasver- ständigsteWort,dasunserVictorHugoMommsen je gesprochenhat. Dieser Triumphüber das Ende desFeudalismusl Als ob dieabsoluteGeldherr- schaftansichvorzuziehenwäre, dieMenschenglücklichermachte!Ueberhaupt:

GlücklLieberGott! DiejedemIndividuum zugemesfeneGlücksmenge isteineKonstanteundallesBemühen, sie füreinenveränderlichenPara- meter auszugeben,dünktmicheinschlechterSpaß. FreiheitlAlsob der Mann,dersichmitseiner Arbeitlraftalseinzigem Besitz, einzigerWaare aufdenMarktstellenundmitbilligemAngebotdieKäufer herbeiwinken muß,"«wenigerhörigwäre als ein derScholle VerschriebenerderFrohnzeitl Und garGleichheitl Ja, wenn beimAuszugin denKampfums Dasein Waffenund Rüstunggleichwären, ließesichallenfallsdarüber reden.So aber verbrauchtderschlechterAusgestattetedieHälfte,drei Viertel undmehr seiner Kraft, eheernurkonkurrenzfähigwird,wie dashübscheModewort ja wohl

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Epiphania. 7

lautet. Undsosiehisin allen Stockwerken desbegriffleerenWörtergebäudes aus. Rabitzwände.Bazarmöbel.OeffentlicheMeinungen.NiemalsFleisch, geliebtePuppe!Wirstecken in denärgstenVorurtheilen, sind abergläubigwie Kinder, rachsüchtigwie diewildestenTalionanbeter undmitleidlos wie die Fidschi-Jnsulaner,dieja auchmaldurch ihre Industrie berühmtwaren.

Undder Mann wagt,vonPeriklesmithängenderFettlippezu reden! Aller- dings: DynamosvondreitausendKilowatt gabesdamalsnochnicht.Aber dasGesichtdesAtheners nicht etwadesZenooderAnaxagoras,nein:

desdunkelstenEhrenmannes—- rnöchteich sehen,derandenmarmornen Gräuelnunserer neuenMarkgrafenstraßevorüberschrittezerwürdesichbeiden Skythen glauben.Undselbstvorhundert Jahren!Da wurdevonKantdie Vernunft,vonFichte,tant bjenquemal,alleOffenbarung kritisirt.Da schriebHerderdieBrieseüberHumanität,schwärmteSchellingvoneiner Philosophieder Natur. JnWeimar saßGoethe,inJena Schiller. Jean Paul, Novalis,Hölderlin,Tieck, Schlegel dichteten,still, ohne Klüngelbe- gleitung.HeinrichKleistübte dieSchwingenzumersten Flug.Schleier- machersprachüberReligion.HumboldtundGaußwaren auch nichtzuver- achten.UndderStaat! Ich weiß:ersolltebaldzusammenbrechenwie eine unsolideGrundschuldbank;abersindwirheutedennvoreinemJena sicher?

UnterdemTritt desamoralischenRiesenkonntensichhärtereBallen biegen.

Nochaberwar esderStaat Friedrichs,dereinzige,dernachMirabeaus AnsichteinengeistreichenKon ernstlichbeschäftigenkonnte,einkunstvoller, denAufgabenderZeit angepaßterOrganismus,nicht unseregraueMecha- nik,dievongrünen Tischenaus umständlichgeregeltwirdundjedesmal versagt,wennsiewasBeträchtlichesleisten soll. Viertausendmillionenexport, WeltpolitikundWeltmarschallamtkönnen mir nicht imponiren.Kultur brauchenwir. Undso langewir dienicht haben..

»Du schimpfstallerliebstundbist so grenzenlos ungerecht,wieichs gernhabe.Die Kultur kommt.Wattenur!«

»Bis ich schwarzwerdeoderbis dieThiergartenstraßerichtig sehen undnatürlichempfindenlernt?«

»Nichtganzso lange, obgleichichs fast wünschenmöchte.Die merkwürdigeHerzlichkeit,womitDuDichüberjeden Schmutzwinkeldieser anmuthlosenUebergangszeitzuärgern vermagst, hatunseinanderjazuerst näher gebracht. Alles,was Dudasagst, ist wahr;undAlles doch auch wiederfalsch. GewißfehltunsnochdieeinheitlicheKultur,istdieganze Modernitätnur Fassade. MosesundDarwin: Das mußeinesTages

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8

·

DieZukunft.

Kurzschlußgeben. Hinter großenWorten einWustvon Aberglauben, DummheitundProtzerei. Teleologie,Willensfreiheit,Krone derSchöpfung: AllesnochinschönsterOrdnung. Vielleichtwaren wirwirklich,wieDein feiner FreundMirabeau meinte, längstvorderReife schon angefault.

Vielleichtbekommtuns auchReich, MachtundHerrlichkeitnicht, brauchen wir,umunswohlzufühlenundTüchtigeszuleisten,dieHygienederNie- derlagen.Wenn Dusagst,dasgeistigeKlima desalten,zerrissenen, verspottetenGermanenlandes,ohneendemische Denkmalseuche, patri- otischeKunst, FlottencotillonundEinzügeangeblich siegreicherTruppen, seiDirbehaglicher:concedo etaccedo mit allerwünschenswerthenJn- brunst.Nurmachenwir damitkeinenHungerndensatt.Nurkönnen wir dasinNeujahrartikeln selten fehlendefürchterliche,RadderEntwickelung«

nichtrückwärtsdrehen.Sollen wireineetwas größereSchweizwerden undamMüggelseeLuxushotels fürzuHausenicht mehr amusableMilliar- däre erbauen? Ganz leichtwerdenauf diesemschmalen Pfade fünfzigund etlicheMillionen deutscherMenschen,denen jährlich mindestens sieben- hunderttausend nachwachsen,nichtzuernährensein.Dasaber ist dasPro- blem. Duhast nimms nichtübel! dasZiel,wie mirscheint,nie nüchternins Auge gefaßt.DieKultur mußdenbesonderenBedin- gungen des zu einerbestimmtenStunde unvermeidlichen strugglefor-life angepaßtsein.Siekommt.Manmerkt esnur nichtgleich.DenkeanHaeckels berühmteSätze überdieBedeutungdesViehfut,ters,derMäuseundKatzen für Kraft, Gedeihen,persönlichesundpolitischesGlück derAngelsachsen,an Alles,waserüber dieunsichtbarenRelationen derDinge sagt.Dukannst voneinerZeit nicht mehr verlangen,alsdaßsie zuihrem Ziel sichdieWege sucht.DasZielmagDirnichtgefallen ;mitArtistenekelålaRuskin,Nietzsche, meinetwegenauchTolstoi,mit demleidenschaftlichenHaßDerer,dienichtnur einSchräubchenaneiner Riesenmasehine sein möchten,ist dagegen nichts auszurichten.DieMasse ist da,dieMassewillLuft,Licht,Brotundhält sichbei denfeinsten Jndividualitätchennicht lange auf.Duforderstvom Staat,ersolleeinKunstwerksein,einaristotelischesoderwenigstenseinfrideri- zianisches.SiehDir lieber eineAktiengesellschaftan,denKohlenverkaufsverein oder denBankentrust,der über denJahrhundertultimohinaus,trotzChina, sinkender KonjunkturundSpielhagenkrach, dieKurse hielt.Dassind unsere Kunstwerke.DusprichstvonPolitik.Lies denKurszetteltDasistdasfür dieGeschichtevonheuteundmorgen wichtigsteDokument. Wasistdenn der Staat,wasalleoffizielleundosfiziösePolitik? Carnegievermagvielmehr

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