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Oberschlesien, 1909, Jg. 8, H. 6

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Kreugburg O.« 5. Die 3tDöIf 2Jpoftel.

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(3)

$. Jahrgang. « fieft 6. « September

1909

.

(S

berkblefkn

monafsfcftriff zur Pflege der Kenntnis und zur Vertretung der Sntereffen Oberfchlefiens

zugleich

Organ des Oberfchlefifchen Klufeums in Gleiwifz und der Gustav Freyfag-Gefellfchaft zu Kreuzburg,

ficrausgcber: Professor Dr. P. Knötcl.

Die'triomvsfd?rift „(Dberfcblefien" erfdjeint im Anfänge eines jrben ITlonats.

Bezugspreis uierteljätjrlid} ttltirF 3,—.

(Einzelne £?efte tllarf t,25.

Bestellungen nehmen alle Buchh<mhlungen unö pojtanftalten, foiuie bte Dcrlagsbuchhanblung

non ©ebrüber Böhm, Kattoiuitt CD.«5., entgegen.

Zur polnischen Trage in Oberschlesien.

Sin Hacfjtvort 31m Deutfdjen Sage.

Dom

Herausgeber.

3tri Beginn i)es l,ult fanb in ©leiwiß ber ^o. D'cutfthe Spiel*

tongreß ftatt; ilpn ift im 2infang biefes ITlonais in Kattowiß ber Deutfcbe Sag gefolgt. (Sewiß ftehcn beibe Derfamm*

langen in <$ufamntenbang miteinanber, wenn and) bie gweite Sagung ein umfaffenberes Programm batte. Der beutfdjen Sache waren beibe geweiht. Unb nicht gufältig ift cs, baß beibe Kongreffe gerabe in ©ber*

fdjlefien abgehalten würben. 3m 3uli# unb Kuguftheft meiner HTonats*

fdjrift ift biefer llmftanb für ben Spielfongreß näher auseinanber gefeßt worben. Zlber auch für ben Dcutfchen Sag war bie Wahl einer obcrfdjle*

fifdjen Stabt gerechtfertigt. Denn es ift augenblicklich ein hei# umftrittener 23oben, auf bem wir flehen. Unb ba ift es gut, wenn auch von beutfeher Seite nationales Zeugnis abgelegt wirb, Zeugnis bafiir, baß bas Satib uns gehört, baß wir es nicht taffen können unb bürfen.

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266 D r. p. Knotet,

Die (Dftmarfenfrage tauchte guerft nur in begug auf Me urfpriinglich 311m alten Königreich polen gehörigen Ceile unferes Staates auf, unb nur biefe waren ßunächft in ben Kreis ber lllaßnahmen 3um Schutt0 bes Deutfd?»

turns ge3ogen worben. Natürlich; benn I^icr muffte fiel? ja bas pervor»

treten uationalpolnifcher Beftrebungen am eheften gcltenb madten.

(2s finb jeßt fd?on über Ijuubert 2»al;re her, baß bas Königreid? polen 3U (Srabe getragen würbe, ^iir ben Durd?f chnittsmenfd?en ein äußerft langer Zeitraum. (Es ift habet wohl uerftänblicfi, wenn befonbers ber beutfd?e Philifter fid? mit ber Beruhigung in ben politifdjen Schlaf einlullen möchte:

Polen ift für immer Ipn; bas muffen bodi auch bie polen felbft 3ugeben, unb fie finb ja auch gan3 loyale preußifd?e Untertanen geworben. Ulan laffc fie nur hübfdj in ^rieben, unb fie werben es immer mehr werben.

Hur leine Kusnalfmegefeße, feine burchgrcifenben Ulaßnahmen! Das rel3t fie nur. Unb wenn wir eine polnifd/e ^rage haben, fo ift nur bie Regierung baran Schulb unb außer ißr bie Scharfmacher, bie pafatiften.

(Semad?! Ulit ber Schulbfrage ift es allerbings fo eine Sache. 3m politifchen Parteitreiben geht es ba wie beim Knabenftreit: jammer ber anbere hat angefangen. — ID er aber non ber pöl?e gefd?ichtlidier Be»

trad/tung aus bie polnifdfe ^ragc anfiebt, ber wirb in bem jeßigen Kampfe 3wifchen Deutfditum unb polentum nidd non Sdjulb fpredjen — benn Schulb, moralif<he Schulb eignet bem ^nbiuibuum, nie einer (Scfellfchaft, einem Dolfe, einem Staate. Wenn fid? jeßt überall ber Hationalismus regt, wenn, wie ber panfeltismus unb ber Zionismus beweifen, felbft Dölfer, bie bie Ulutterfprache 311m (Teil längft verloren haben, fid? bes uralten BIuts3ufammenhanges erinnern, bann wirb man es auch verftänb»

lieh finben, verftänblidjer noch wie bei manchen anbeten Dölfern, wenn aud? bas polentum fidi rührt, wenn es fich an feiner 311m Ceil fid?er uidit unrühmlichen "(Befeuchte begeiftert, unb wenn es enblid? ben Craum ber nationalen Selbftänbigfeit in lDirflid?feit umwanbeln möchte. (Es ift töriept, wie gefächen, von ben polen im Ubgeorbnetenfjaufe bie (Erflärung 311 verlangen, baß fie bie p Öffnungen auf ZDiebererri<htung ihres König»

reidjs aufgeben follen. (Es mag uns vieles an ber Kampfesweife ber Polen nicht gefallen, bas aber barf uns uidit halbem, bie gefd?id?tlid?e unb menfehliehe Berechtigung ihrer nationalen Beftrebungen art3uerfennen.

Diefe Knerfennung befagt aber nicht, baß wir nun müßig bie pänbe in ben Sd?oß legen, ja fogar no di ihnen entgegenfommen follen. Ul 0 Ute man bod? nicht immer wieber vergeffen, baß nicht bloß eine partei reept 311 herben braucht, baß vielmehr in ben ailermeiften fällen beibe recht haben, baß wir für unfer Hedjt eintreten miiffen, weil es eben uttfet Hecßt ift, nid?t weil ber anbere an fiel? unrecht hat. 3n ber Hatur wie im

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§ur polnifdjen ^rcigc in ©berfĄIefien. 267 Utenfcßenleben formen mir ja faft täglicß bas ßarte Utuß bemerfen, bay ben einen gum Kampf gegen ben anbern gmingt, eben meil es ber Selbft*

erßaltungstrieb jeber ber beiben Parteien forbert. Unb fo muffe n mir bas potentum befämpfen; benit feine «Enbgiele, bie Wieberßerftellung bes Königsreicßs polen ift nur bei einer Zertrümmerung bes preußifcßen Staates unb bamit in meiterem Umfange bes beutfcßen Beicßes möglicß.

Das muß man ficß ftets vor 21 ugen galten, menn man meint, ben polen entgegenfommen gu bürfen. Uie rneiften benfen nid?t baran, bafj eine teitmeife Wieberßerftetlung Polens fd?oit einmal im (Sroßßergogtum Warfcßau ftattgefunbcn bat unb baß biefe Heuerricßtung nur nacß bem Zufammenbrueße Preußens möglicß mar. Wir fcßaubem vor bem (Sebanfen gurücf, baß Preußen tvieberum ein folcßes Ungliicf treffen formte.

Das polentum feßnt es natürlich ßerbei. Unb cintreten formte ber ^all, menn preußen* Ueutfdplaub ficß nicßt immer für ben äußerften ^all friegs*

bereit ßielte, menn es troß feiner 23ünbniffe nicßt immer aueß imftanbe märe, fdpließlicß au di allein ben notmenbigen Kampf aufguneßmen. So ift bie Kriegsbereitfdpaft unferes Staates, bie (Erhaltung eines vorgüglidpen ffeeres aueß eines ber beften Ulittel gegen bie großpolnifdpen Beftrebungen.

Ztidpt fo feßr etma gnrn XTieberfcßlagen aufrüßrerifdper Bemegungen.

<Es fdpcint bodp, als ob bie polen gelernt ßätten, bas Höricßte folcßer 2Iufftanbsverfucße mic etma bes von t863 eingufefjen. Dielmeßr gur i£r*

ßaltung einer ausfdplaggebenben Stellung innerhalb bes Kreifes ber euro*

päifdpen ITtädpte, benn nur infolge von Umtvülgungen auf ber (Srmtblage größerer friegerifefper Permidlungcn in unferetn (Erbteile ift bie gange ober bodr teilroeife IViebcrßcrftellung bes polenreicßes möglidp.

Der innere Kampf gegen bie nationalpolnifcße Bemegung muß ba*

neben allerbings immer nodp geführt merben. 3m Kampfe feßt es ZDunben.

Unb mie auf bem Scßladptfelbe merben gerabc am feßmerften bie getroffen, bie nur bem Befehle ber ^üßrer geßordpen, bie große Ulaffe. Uas ift bitter, unb man braucht ben bavon Betroffenen fein XTXitleib nidpt vorguentßalten.

Wenn bas aber ben Solbaten nicßt abßalten barf, bas (Sefcßoß auf bie ißm gegenüber fteßenben feinbließen Streiter gu ridpten, fo bürfen au dp mir nidrt bavor gurüdfeßreden, gu Ulaßregeln gu greifen, bie außer ber Staats*

gemalt audp bas Deutfcßtum ftärfen unb förbern, menn aueß baburdp bie polnifcßen Untertanen ber preußifeßen Krone gum Heil gefcßäbigt merben follten. Die Berufung auf bas gleicßc in ber Derfaffung gemäßrte 2vedpt für alle fann ßier feine 22oIle fpiclcn. Denn bas größere 21 edpt ber 2(llgemeinßeit geßt beim IViberftreit bem fleineren bes (Eingclnen ober ber (Eingelbeftanbteilc vor. Uergeffen mir bodp aueß nießt, baß biefelbe Derfaffung, auf bie fieß ßeut bie eine Partei im Selbfterßaltungstriebe

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268 Dr. p. Knot cl,

beruft, vielleicht fcßon halb von ißt geäubert tvirb, menu es in ihrem Intereffe liegt. Hub bie polen mären moi]! bie lebten, für bie wnverfeßrte (Erhaltung ber preuff if eben Verfaffung immer einzutreten.

Der von ber Staatsgewalt unb ben mit ißr verbunbenen Parteien geführte Kampf gegen eine Utinberßeit ber Untertanen bat ja allcrbings immer etwas 2Ttißlid?es. (großzügige lltaßnahmcn werben in ihrer 21us<

führung burd? bie fubalternen (gemalten häufig nur allßuieidit fleinlicß.

Hub fo erwirbt fieß allcrbings ein Staat baburd? feine Sympathien. Die augenb lief ließe preußifeße polenpolitif finbet baßer faft überall im 21us=

lanbe Verurteilung. 21n pharifäertum fehlt es babei allcrbings nid?t.

Die (Englänber 3.23. brauchten nur an ^rlanb, bie ^rangofen an bie Vlamen, 23retonen unb Italiener innerhalb ißrer tgrenzpfäßle 31t benfeu, bereu ITCutterfpracße ftaatlidjerfeits gar feine 23eriidfirhtigung finbet, währenb es bod? bei uns mit ber polnifcßen im Religionsunterricht nod? teilweife ber ^all ift. Diefer Illangel an Sympathien barf uns aber auf bem einmal befeßrittenen Wege nießt aufßalten; in ben Kriegen von (866 unb (870/7 ( ßatteu wir aueß verzweifelt geringe Sympathien im 2fuslanbe, unb es ging troßbem!

Hur bas muß fieß jeber, mag er Privatmann, mag er Vertreter ber Staatsgewalt fein, immer vor 2lugen halten, baß ber notwenbige Kampf oßne unnüße Scßärfen gefüßrt wirb, baß es nießt bloß gilt, wirflicß feinb*

felige 23eftrebungen mit aller (Energie zurüdßuweifen, fonbern vor allem aueß noeß unentfeßiebene ober gleichgültige (Elemente 311 gewinnen.

Das gilt vor allem aueß bei uns in (Dberfcßlefien. pier liegen ja bie Vcrßältniffe anbers. Ulan muß ^aßrßunbertc gurüefgeßen, um einen politifeßen §ufammenßang nuferes £anbes mit bem Königreich Polen 311 fiuben. Croßbem wirb es vom Polentum als polnifcßer Hoben beanfprud?t. 2tucß barin miiffen wir, wenn wir gerecht fein wollen, eine entwicfelungsgefd?id?tlid? berechtigte Hatfad?e erbliden, infofern fid?

überall bas 3ntereffe ber Hatioualitäten aueß ben abgefplitterten Heilen Zuwenbet unb man fieß bemüßt, gerabc folcßen, bie nur alpuleicßt völlig verloren gehen, bas nationale Rücfgrat 311 ftärfen. Zlicßt bloß auf biefem (ge=

biete gefeßießt es; nein überall wirb ja jeßt bas 23emußtfein zu ftärfen ver»

fueßt, ßier 3. 23. bas fatholifcße, bort bas evangelifcße, ßier bas Staubes»

bewußtfein u. f. f. Das bebeutet aber natürlich nießts geringeres, als ein 23ewußtwerben ber (gegenfäße, bamit eine Scßärfung berfelben unb im weiteren Verlaufe ben Kampf. Darüber täufdjen alle ganz teblid? gemeinten Verficßerungen von ^riebensliebe, baß man es nur 311 Verteibigungsgwecfen tue, u. f. w. nießt hinweg. So ift cs and? bei uns in (Dberfcßlefien. Von polnifcßer Seite will man bei nuferer polnifd? fpred?enbeit Hevölferung

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gur polnifdjen jrage iit ©berfdjlefieii. 269 bas nationale Bewußtfein ftärfen, ober, roo es nocß garnicßt trorßanben ift, wccfen. Das fielet gurtach ft garniert fo fcßlimm aus, aber man barf rtießt vergefferr, bag bar auf naturgemäß ber Zlrtfcßluß an bas ©roßpolentum unb boffen Zlnfpriicße folgen muß unb feßließließ aueß fdjort gefolgt ift, roenn aueß in unferer polnifcßen preffe bie EDiebeterrid^hmg bes alten Beicßes augcublicflicß nod? feine große Bolle 311 fpielen feßeint.

politifeße (Stengen formen ben nationalen ^ufammenßang nidrt aufßeben, aber fie feßneiben bodj in ben (Eßarafter ber Beoölferung ein.

§um Beifpiel oergleid^e man bie Scßlefier in ©fterreicßifd^» unb preußifcß»

Scßleficn miteinanber; and? frier geigen fieß feßon genug llnterfcßiebe, ob»

gleicß bie (Trennung nocß nießt gurci ^ußrßunberte befielt. Das ober»

fcßlcfifcße polentum aber ift, wie wir anfiibrten, fdron ^aßrßunberte vom übrigen polnifcßen Dolfsförper abgefprengt. Begießungen finb ja allerbings geblieben. Der llmftanb, baß bie oberfcßlefifcßen Piaften im (Segenfaße gu ihren nieberfcßlefifcßen Stammesoettern fidr ißre grauen in polen holten, war ja einer ber (Srünbe, baß bas Deutfcßtum bei uns nießt nur feine ^ortfeßritte machte, fonbern fogar gutücfging. Dagu faux nodj bie fireßließe Zlbßängigfeit etwa unferes ßeutigen ^nbuftriegebtetes uottt Bistum Krafau. Zibet troßbem war ein Biß ba. Begekßnenb genug, baß feit ber Bütte bes f5.3aßrßunberts bas (Egecßifcße, nidrt bas polnifcße als Spradjc ber Urfunben gebraueßt wirb. Dicfes war eben bei uns nod?

feine Scßriftfpracße geworben, llnb fo blieb es bis in bie neuefte §eit. Da löfte bann unter preußifdrer perrfeßaft bas Deutfcße bas (Egecßifdje wiebet ab. Zllocßten fcßließlicß ein Seil bes Zlbels unb ber (Seiftlidrfeit fieß polnifcß füßleri, bie große 11tenge fpraeß gwar polnifcß, aber fie erbarmte bas Deutfcße als perrenfpraeße bodj willig an. 3n folcßen Derßältniffen ßaben ja rnarreße Nationalitäten unb Bationalitätenfplitter bureß ^aßrßunberte gelebt unb ßaben fieß babei boeß ißre allerbings rneßt unb rneßt uerwilberrtbe Ittutterfpracße gewaßrt, not allem barm, wenn biefe an einer Bcligions»

gerneirrf'.ßaft feine Stüßc fanb. Das ift ja nun aueß in ©bcrfdrlefien ber 5all. (Es lag bisßer fein (Srunb vor, fieß irgenbwte feinblicß gegen bie polnifcße Spracße gu roenben. (Es feßiert, als ob man ißre fjjerfeßung rußig ber allerbings nidjt align näßen ßjufunft überlaffen biirfe. (Es ift babei nießt unridßtig bemerft worberr, baß bas Polnifd^e bei uns mit ben beutfeßen llTunbarten anbetet (Scgenben bern poeßbeutfeßen gegenüber nerglicßert werbert farm. palb poirttfep, ßalb beutfeß befeßwerte fieß bei uns marnßer, baß man ißn einen polaf feßimpfe.

pent ift bas arrbers, bas nationale Bewußtfein ift, wie 00t allem bie tüaßlen geigen, bei trielen gemocht, bei einer geringeren graßl allerbings fießer, als biefe gu beweifen feßeiuen. Dert Beftrebungen auf IDieberßer»

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270 Dr. p. Knot cl,

ftellung polerts ftetjt ber ©berfdjlefier im allgemeinen nod; fremb, verftänb»

nislos gegenüber. Das ift aus ber gefcf;idjtlid;en (EntwicEelung etblärlid;.

Die lltehrgaljl ber polnifd; Gerichteten bei uns finb 3Ttbuftrie» ober lattb»

roirtfd;aftiid;e 2trbciter. Sie l;aben gang anbere Sorgen, llnb fo mußte bie polnifd;e Bewegung bei itjnen gang anbers einfeßen. Sie mußte einen ftar! fogialen uub bcmotratifdicn €i;aratter anncbtneu. Der (Typus eines berartigcn Führers ift Korfanty, eine Datur, bie fid; natürlid; fcrueller verbraud;en muß, als etwa DapieralsFi. (Tatfädjlid; fdjeint er fdjon über bie erftc Sliite feines (Einfluffes tjinausgefommen gu fein.

©hne bie ftreng fird;Iid;e Hidjtung ber 23evöitcrung wäre bicfe fd;on längft, foroeit fie fid; I;eut bem polonismus ergeben l;at, bent Sogialismus verfallen. 3n bem Dorljanbenfein bes tirdjlid;en Autoritätsglaubens läge gum (Teil eine gewiffe IHöglidjfeit, fie bem polnifdjen Dcmagogentum gu cntgießen ober wenigftens vorgubauen, baß bie beranwad;fenbe ^ttgenb nidjt von ißm verführt wirb, wenn ba nidjt wieber anberes entgegen wirfte.

Weitere Sdjwierigfeiten bereitet unfere Derfaffungsform. Der ab»

fohlte Staat ber Dcrgangenbeit befretierte einfad;, er befretierte bisweilen allerbings and; vom grünen Eifdj, fo baß nid;t alles and; gur Ausführung fam uub tommen tonnte, aber er bulbete bod; feinen Wiberfprud; unb gab vor allem betten, bie wtberfprecfjen wollten, nictjt bie JTtittel, bas gu tun. Das ift ßeut anbers, wo bie Gleichberechtigung aller burd; bie Der»

fafftmg proflamiert ift. 3^bes Ding hnt eben gwei Seiten; mit biefcr ^jeft»

fteHung brand;! matt fein Aeaftionär gu fein, unb id; fühle mid; fel;r weit bau on entfernt. Auf bemfclben Alatte ftel;t es, baß, wenn ber Staat allen Untertanen bie Dolfsfdjulbilbung angebeihen läßt, er biefen and; bie lliög-- Iid;feit gibt, bicfe Bilbung gegen il;n felbft gu brauchen. Der analpl;abetifd;c

©berfdjlefier ber Dcrgangenbeit unterwarf fiel; bem Deutfd;en willig. Dem auf ber beutfd;en DolFsfrljuIe Gebilbcten erfcblicßt fid; auch bie Utöglid;fcit burd; Kenntnis bes £efens fiel; mit uationalpoInifd;er Literatur vertraut gu machen. So war früher bas polnifrbe bei uns ungefährlich, heut wirb es gefährlich. Wenn nun bie gunächft unverfänglich erfdjeinenbe tforbe»

rung geftellt wirb, aud; bas polnifche gu pflegen, womöglid; in bie Schulen eingufül;reu, fo würbe allmäblid; neben ber beutfdjen Kultttrfpradje bei uns eine gweite gefd;affen werben. §wei Kulturfpradjen aber fönnen nidjt gleichberechtigt nebeneinanber in einem Staatswefeu befteben, eine muß Schaben leiben. Das oberfdjlcfifdje polnifd; ift allerbings nod; weit von einer Kulturfpradje entfernt. (Es beruht auf beit großen Waffen, noch fehlt ber gebilbete ITtittelftanb, ber (Träger jeber Kulturbewegung überhaupt in neuerer Seit. Diele vergeffen bei uns, baß neben ben alten fjerren polens, Abel unb Klerus, fid; ingtvifdjen int Aereid; bes früheren König»

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Sur polnifcfjen j^rage in ©becfdjlefien. 27{

reicßs polen ein folcßcr gebildet l^at unb baß bas naturgemäß ben Kampf erfeßmert. Bis jeßt feßlt ein foldjer ITtitteIftanb in (Dberfdilefien, aber bie Knfäße 311 feiner Bilbung finb fd?on vorßanbeu. Seine Vorläufer, bie polni«

fd?en Krßte, Becßtsanmälte unb nießt 311 vergeffen bie Kebabteure finb feßon ba. (Serabe biefer Umftanb oerbient jebenfalts bie größte Kufmerffamfeit.

Die polnifcße preffe unb bie polnifcßcn Dolfsbiicßereieu arbeiten mit aller (Energie baran, iß re Sprache als Scßrift« unb bamit als Kultur«

fpraeße aueß bei uns 311 förbern. Daraus ergibt fid? für uns Deutfdje bie 2(otroenbigfeit, nnfererfeits bas Deutfeße rneßr unb meßr in bie Klaffe ber polnifdj fpreeßenben Bevölferung ßinein3utragen, biefe immer meßr an beutfeßes £efcu 311 gewönnen. (Es ift behauptet morben, baß unfere Bevölfe«

rung nicht 3tveifpracßig lieft. Dürften mir bas als fidier annehmen — es ift allerbings aud? beftritten morben — fo mürbe bie Statiftif unferer Dotfs«

büeßereien ein Bcmeis fein, baß ber Kampf für bas Deutfeße bodj mit (Erfolg gefüßrt mirb. Unb im meiteren folgt batons, baß bas Keß ber Kolfs«

büeßereien immer engmaftßigcr merben muß, um überall bie lltöglid^feit beutfeßer Seftiire 311 bieten. Die Srmtblage bafür ift unb bleibt immer bie beutfdjc Kolfsfcßule, ber pauptförberer bes Deutfcß turns unfer Kolfs«

fcßulleßrer. put ab oor ißm! 2111c übrigen Stäube tonnen fid? an ißm nur ein Korbilb neßmen. Hub vergeffen bürfen mir babci nießt, baß er, außerßalb bes Bereicßes ber Dolfsfcßule, ßauptfäcßlicß aueß ber paupt«

träger ber Spielbemegung, ber Kolfsbücßereibemegung u. a. ift.

Serabe biefe (Tätigteit bes Dolfsfcßulleßrers ßebt fid? leueßtenb auf ber bunfleren jolic ber übrigen beutfeßen Bevölferung ab. Denn — gefteßeu mir es uns boeß offen — ißr größerer Üeil fteßt ber ©ftmarfenfrage 311m Qieil noeß reeßt glcicßgültig, menu nießt fogar gan3 ableßnenb gegenüber.

Da ift 3imäcßft bie große Klaffe ber gentrumsmäßler. Wenn nießt alles täufeßt, mirb fic bei ben näeßften Waßlen, iß ten ^üßrern folgenb, mit ben polen geßen. Wer alles Sefeßeßen in natürlicßer (Entmidlung ge«

geben, in logifdjer jolge von llrfaeße unb Wirtung entftauben betraeßtet, ber mirb audi bas verfteßen, menu er biefen Sdjritt aueß vom beutfeßen Stanbpuntt aus bureßaus verurteilen muß. Das eine biirfte ja flar fein, baß bei biefem <§ufammengeßen mit ben Polen feßließließ boeß bas Zentrum bie §eeße mirb be3aßlen müffen. ^mmerßin ift es möglidi, baß ein ü-eil beutfdjer Stimmen abfplittert, roie es bei ben Waßlen ja fd?on gefeßeßen

•ift. Die großen Klaffen merben aber fießer 3ufammen bleiben.

Den potnifd?eu ober gentumsf anbibaten finb neuerbings meift beutfeße Kompromißfanbibaten entgegengeftellt morben. (Es mar nießt immer leießt babei bie mittlere £inie 311 finben, unb bie (Sefaßr ber d>er«

fplitterung mirb, menu es mieber 311m Derfucß von Kompromiffen fommt,

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272 21. Ittüde,

febr ftarf fein. Denn bie (Segenfäße innerhalb her Wähler her Kompromiß«

fanbibaten finb ittgmifdjen fo groß geworben, baß ein ßjufammenßalten faft unmögtid; erfcßeint. (Eittigenb follte ja vor allem bas Dcutfd;bewußtfein wirten, aber gerabe batnit ift es, wie id; fcßon anfüßrte, 3. Ü. redd fcßlccßt beftcllt. Das be weift vor allem ber ©ftmarfenverein felbft. 311 vielen (Drtcn ift er ßauptfäcßlicß ein Beamtenverein. Unb bocß follte er gerabe ber (Einigungspunft fein für alle, bie es mit bem Deutfeßtum ernft meinen.

Ulan hält fiel; von ißm gurücf, weif man ißn einfcitig ber ober jener Be«

ftrebung, 3. B. bcs proteftantifierens, and; bes 2Intifemitismus ic. 3eil;t, von betten man nichts wiffett will, (ßerabe beswegen aber follte man il;nt beitreten; betttt baburcß tonnte man ißn, wenn man il;tn einfeitiges Dorgeßen vorwirft, auf eine Ittittellinie bringen, tonnte bewirten, baß er wirtliche ober vermeintliche ffärten vermeibet unb bas eine große §iel ber jörberung bcs Deutfcßtums immer flarer in bie (Erfcßeimmg treten läßt.

DTöge in biefer Begießung ber beutfcße (Tag wcrbenb wirten! Über bie ID ege unb ITtittel mag man ttoeß reeßt verfeßiebener Knfießt fein, gunäcßft tut bod? vor allem bas eine not, baß bas feßlummernbe Deutfdjbewußtfein gemedt wirb, baß allen flar wirb: es gilt einen heiligen Kampf, ber feßließ«

ließ barüber entfrßeiben muß, ob wir, bie (Erbfd;aft ber üorfaßren tvaßrettb,

©bcrfdjlefiett bem Deutfd;tum crßalten unb meßr unb meßr ißm ewige«

meitibett ober aber es bem polentum iiberlaffen.

(Eigentlich follte bie IDaßl für einen, ber fiel; wirtlich einen Deutfcßen nennen gu bürfen meint, nießt feßwer fein!

nachiicbteu über das Stammhaus und die familie Gurtao freytags.

Dort

3uftigrat 21. 11% ii d e.

%^0Ę^)as ©berfcßlefifcße Ittufeum in ©leiroiß ßat gmei ©Ibilber aus ber Dorfaßrenreiße (Emftao ^reytags gut Kusftellung gebraeßt, bie ißm burcß bie (Suftav ^reytag«<SefeIIfcßaft gu Kreugburg bagu übermittelt worben unb burcß (Suftao Jjreytag felbft als folcße beglaubigt finb.

(Suftao ^reytag fcßreibt über feine familie in feinen (Erinnerungen 5. 6: „Dort, in Scßönwalb, Kreis Kreugburg, lebte ber ättefte Dorfaßr, von wclißem Kunbe erßalten ift, Simon ^reytag, geboren t,578, ein Freibauer", wie bie Befißer bes ffofes fid; nannten... Um 1,700

(11)

ZTarf;rid?ten über bas Stammhaus unb bie familie (Siiftao ^revtags. 273 heiratete 2t b a m ^reytag bie (Erbtochter einer Sd?oItifei von Scl?ön=

walb, BI arie 2lnna Pictor. Durch fie tam ber Scfyoljenhof I bes Dorfes in bas (Sefd?lcd?t ber ^rcytag. Sie muß eine Heine Huge

FrrtU

geroefen fein, bie bei ben (Befcl?led?tsgenoffen in hohem 2tnfehen ftanb.

Die Scholtifei unb bie ^reibauernhöfe waren nad? altem fferfommen niinorate, b. h- ber jiingfte Sohn erbte ben £?of, bie ätteften Söhne würben vom Pater ausgeftattet, fie heirateten in anbere £?öfe ober fudjten ihr (SlücE in ber ^rembc.... 3n biefer Weife gab ber Urgroßvater 3 0 h a n 11 Simon ^reytag, (Erb# unb (Serid?tsfd?ol3 in Sd?önwalb, feinem ätteften Sohne (Seorg ^reytag, geb. It. üaufbud? in Scbönwatb am 8. 2Ipril 1737, als Sohn bes Simon Freytag unb feiner ITtutter pelene, als biefer 8 3ahre alt war, 311 Perwanbten nach ZTamstau, bamit er beutfchen Stil unb etwas Latein erwerbe, 3 3ahre fpäter auf bas (Symnafiunt nach 23rieg, wo er aus ber Quarta bis 311t Univerfität auffteigen foltte, um einft (Seiftlicfjer 311 werben... 3m 3ahre 1757 war (Seorg ein hod?gewad?fener pri»

mancr unb foltte burd? ben Qberft ber (Sarnifon 23riecj gwangsweife 311m ITtilitär eingeftellt werben; er vertaufchte jcbod? feine Wohnung mit ber eines anbcrcn (Symnafiafteu von Hinein, für bas IHilitär unbrauchbaren HTaße unb entfloh über 23reslau nad? Königsberg, wo er bis 3um 3ahre 1758 blieb unb bann wegen fdnverer (Erfranfung ber ITtutter unb bes Paters, ber burd? einen Sd?laganfaII gelähmt war, unb wegen Kriegsnot unb (Einquartierung in ber peimat wieber als Flüchtling gut peimat 30g, weil bie Hüffen niemanben in bas (Bebtet König Friebricf?s htnausließen..

3n ber peimat fanb er (Trauer unb Sorge, ber (raufe Pater hatte fein (Be=

bäd?tnis faft gang verloren, bagu fcd?s jüngere (Sefdjwifter im paufe unb im Laube frembes Kriegsvolf, ba mußte ber Kanbibat bas Scßopenamt verfehen, bie fdjweren Lieferungen auf bie eingelnen pöfe verteilen, bas (Belieferte von ben Dorfleuten empfangen unb abfenben, halb öfterreid?ifd?e, halb fäd?fifd?e Kommanbos aufnehmen, bewirten unb vorfidjtig behanbeln, außerbem ber Wirtfd?aft gut vorftehen unb jebeu morgen frül? um 3 Uhr nad? Stall unb Scheuer feljen. So verfaß ber 3üngling burd? gwei Kriegs«1 jaßre bie (Sefd?äfte bes Sd?ul3enI?ofes, es war eine fd?were Leßrgeit, bie it?n 311m ITtanne mad?te. 3m 3ahre 1760 würbe er als Diafonus nach Konftabt berufen, bort würbe er fpäter paftor unb Senior ber Diögefe.

2lber and? von Konftabt aus beforgte er immer nod? bie Wirtfd?aft bes Paters, nad? bem (Lobe besfelben für ben j ü n g ft e n Sruber, bis biefer münbig geworben war.“

Diefer (Seorg FreY*a9 rvar ber (Sroßvater nuferes (S u ft a v Freytag. (Seorg F r e y t a g u,ar e*n kräftiger mann, ber eine angeborene peftigfeit 311 hüten hatte, beliebt bei feiner (Semeinbe unb

(12)

274 21. Itt liefe,

angefeßen in ber Hingegen b; baß er nap bamaligcn Perhältniffen rooty*

ßabcnb mar, erleichterte ihm ben gaftfreien Perleßr unb half bagu, baß er auch unter ben Zlnfprucbsvollcn uotn lanbabel unb HTilitär fich feft unb in gutem (Einvernehmen behauptete. 2(ls er 1799 nod? in voller Kraft ftarb, (unterließ er 5 Oditer unb 2 Söhne, ber ältcfte Sohn mar ber Pater nuferes (Suftav ^reytag, (5 0 111 0 b ^ erb inan b ^ r e y t a g , geboren 1774.

Per „jiingftc Heine 23ruber“, für ben (Seorg ^reytag bie IPirtfdprft bis 311m 18. lebensfahre führte, mar Daniel (Sottfrieb ^ r e y - tag, geboren ben 50. Juli 1757, ber bie väterliche (Erbfcßoltifei 311 Schönmalb am 21. Utai 1775 übernahm unb fid? am 23. Hovembcr 1775, alfo erft 18 Jahre alt, mit Barbara geborenen lipinsH verheiratete, bie erft 16 Jahre 3ählte. Pon beiben ift bie (Suftav ^rcytag=(Sefellfchaft in ber läge 3mei ©Ibilber vov3uführen, bie fie durch bie ^reunblipfeit bes 23efißers perrn (Sutsbefißers Seibel in Sarnau, Kr. Kreusburg ©.»S., überlaffen erhalten hat.

(Suftav ^reytag fagt hierzu (S. 19 ber (Erinn.): „21bcr 311 bem alten Schultenhöfe in Sdpnmalb beftanb auch bei lebseiten meines Paters ein gutes Perhältnis. Der Pater, melcher von ben (Sefchlechtsgcnoffen als 2'lltefter ber familie betrachtet mürbe, befuebte 3iuveileu ben pof, unb ich erinnere midj aus früherer Kinbes3cit noch beutlip, mie er in bem alten Salfenßaufe am meißen poptifpe faß, ihm gegenüber bie breite f ch u 11 r i g e (S e ft a 11 b c s if 0 f b e f i ß e r s , biefer mar jener jüngfte 23rtiber, für ben ber (Sroßvater (Seorg jrevtag 3ur ^eit ^riebridis II.

lange bas (Sut vermaltet hatte, jeßt aber mar bem (Sutserben bas mächtige paupt von einer ^ülle feßneemeißen paares eingefaßt, Jnt pofe mürbe bamals gegenüber bem ßöpernen ZPoßnhaufc ein neuer giegelbau aufge»

führt, beim ber Kite moltte feinem Solptc bas (Sut übergeben unb fiep auf ben 21us3ug feßeit.“

(Suftav ^reytag ift am 13. Juli 1816 geboren, fein (Sroßoheim Daniel(Sottfrieb ^reytag ift am 2. ©Hoher 1830 geftorben, nach»

bem er neun Jahre vorher (am 18. Januar 1821) bas allgemeine (Ehren»

3eicpen erhalten hotte, mit bem er auf bem Silbe fd?on gefdpnüdt erfcheint.

Das ©Ibilb muß alfo in ben Icßten lebensfahren bes (Erbf popen Daniel (Sottfrieb ^reytag angefertigt fein. Der Dialer beiber Sruftbilber ift nicht befannt. Der (Erbfdiop ift als „breitfpultrige (Seftalt“, „bas mächtige paupt von einer ^ülle fchneeroeißeu paares eingefaßt", bargeftellt. Das (Sefipt hat bie beseidptenben beutfd?en gfüge, befonbers eine hohe unb hochgcmölbte Stirn unb bie fräftig baran anfeßenbe etmas längliche Zlafe, bie auch bei (Suftav ^reytags 23ilb von 5tauffer=23ern 3m (Seltung fommen. (Suftav

(13)

ZTacfyridjten über bas Stammbaus unb Me familie cSuftao ^ceytags. 275

^rcytag trug übrigens nod? als Z)03ent in Breslau and? langes malleitbcs Kopfhaar (nach einer Mitteilung bcs (Sei?. Kats prof. Dr. (Srünhagen in Breslau). Die angeblich flawifd?e (Erbeigentümlidjfcit ber ftarf l?ervot*

trctcnbcn Bacfenfnodjcn (Suftav ^reytags ift auf bern Bilbe Daniel (Sott*

fricb ^revtags nidjt 311 erfehen; ber etwas fcftgefdjloffcnc Munb beutet auf ben „garten Bauernl?od?tnut“, ben ihm (S. $r. nadjfagt, hin, aber bic fingen, hell breinblicfenben Bugen bcs Bofbcfißcrs fprcd?cn für pumar­

imb (Suther3igfeit.

Diefe (Eigenf djaften bes (Erbfdro^en Daniel (Sottfrieb ^revtag er*

hellen am beutlidjften aus feinem Heftamente com 26. (februar 1806, bas er, wie folgt, beginnt:

„(Es ift für mid? als (Satte unb Kater eine angenehme Pflicht, fo wie bei meinem leben, auch noch bei meinem Hobe nüglid? 311 fein unb meine (Ehegattin fowohl als meine Kinbcr vor allen IVeitläufigfeiten 311 fidjern, unb ich glaube, bag es ihnen lieber unb angenehmer fein wirb, and? in Küdfidjt ihrer von mir 311 hoffenben (Erbteile ben Wunfcl? unb Willen ihres (Satten unb Katers 311 erfüllen, ber fic mit ber größten ßjärtlidjfeit liebte, befferi größtes (Slücf bas Wohl ber Seinigen war unb beffcn Ztnbenfen fie, and? wenn er nicht mehr unter ihnen fein wirb, baburcf? am bcften ehren werben, wenn fie fidj untereinanber lieben 1111b vertragen.“

So bann fegte et feine geliebte unb brave (Ehegattin Barbara geb.

lipinsfi unb bie mit berfeiben er3engten 8 Kinber Zinna Sitfanna, Zinna Kofina, Zinna Marie pelena, Johann Simon (bamals fd?on Königlicher Sd?id?tnteifter 311 §abrße), (Ehriftian (Erbmann, Daniel (Sottlob unb (Eva fjelena 311 (Erben feines Kcrmögens ein, bas, wie er felbft bemerft, aus feiner (Erbfdjoltifei 311 Sdjönwalb, ben ba3ii gefcfjlagenen gwci (Quart robotfamen gSinsäcfcrn unb außenftehenben (Selbfapitalien befiehl. „Diefe Jyrei* unb (Erbfcholtifei ncbft allem Zubehör foil mein Sohn Daniel (Sottlob nach erlangter Kolljahrigfeit für ein <Erb*pretium von §wcitaiifetib*

Keichsthalern annehmen unb fid? verreichen laffen.“ Bis 311 bem Seit*

punfte feiner Kolljahrigfeit behält bie (Ehefrau bie uneingefd?ränfte Ker*

waliung ber (Erbfdjoltifei „unb", fo fährt er wörtlid? fort, „ba id? über3engt bin, baß fie ebenfo ausge3eid?nete Wirtin als gute Mutter ihrer Kinber ift, ich außerbem (Srunb hübe 311 vermuten, baß fie aus Siebe 311 ihren Kinbctn nidjt wicbcr heiraten wirb, fo oerorbne id?, baß fie mein (811t oljne Hape unb ohne weitere Bedjnungslegung bis 311 bem oben beftimmten Seitpunfte bewirtfdjaftcn foil!" Seine väterliche ^ürforgüdjfeit ergibt fid? nod? bcfonbcrs flar aus einer weiteren Beftimmung bes Heftamentes bes Inhalts: „Wenn meine Sdjoltifei vor ber Übernahme bes fünftigen (Erben burd? Kriegsfdjäben, ^euersgefaljr ober fonftige llngliidsfälle in

(14)

276 21. IHüde,

Verfall kommen fällte, fo verorbne id?, baß mein Sof;n Daniel (Sottlob biefelbe nur für (500 2\eid?sthaler annehmen foil unb baß fid? jebcs meiner Kinber non biefem Kauf*pretio auf bie (Erbportion 50 Keidjstljaler, bas übrige aber meine ^rau abredinen foil."

Das Ceftament ift unterfdjrieben: „Daniel ^reytag, (Erbfholg" unb mit bem ^reytagfdjen Siegel (eine Krone mit Schilb unb cingefdjriebenem F nerfeljen) im Befiße feiner familie in Sdjömnalb, in einem Kftenftücfe, enthaltenb „Sd?riftftücke non l?iftorifd?em Werte betreffenb bie ffreytagfd?e Befißtmg in Scfyömnalb“. Die (Sattin bes (Erbfcholgen Daniel (Sottfrieb ffreytag, Barbara geb. Sipiński, mar geboren 311 (Sottersborf ben 22. (DK tob er 1759, bei ihrer Verheiratung im Zlovember (775 alfo erft (6 3ahre alt. Sie ift in ihrem Wefen unb Walten non ihrem (Ehegatten treffenb beurteilt unb gemürbigt morben. Sie ftarb erft am 25. Januar (8t(. Das Bilb geigt fie in ber bamaligen länblidjen (Eracht ber fd?lefifd?en mohlhaben*

ben Bauernfrauen, bem fog. Spenger mit ber Kopfhaube aus gemuftertem Stoff unb feibencn Bänbern am pinterkopf unb Sdjleife am Kragen (Kapotta). Das (Seficpt trägt einen offenen unb milben KusbrucE unb hat gleidjfalls lerne ber ermähnten flamifdjen (Eigentümlichkeiten; fie ift and?

ihrer Kbftammung nad? gmeifellos eine Dcutfd?e, ber Vatersname Sipiński ift, mie mit Sicherheit angunehtncn, aus bem beutfd?en Siubner in bas polnifdje Sipiński erft übertragen.

3n ber (Eheberebung vor bem Sd?olgen unb bem (Berichte 311 (Setters*

borf vom 26. (Oktober (775, bie fid? aud? in bem obigen Kttenftüde befinbet,

„verfpriebt ihr Bräutigam Daniel (Sottfrieb ^reytag feiner Braut, menu er rtämlid? in einer §jeit von gmei 3ahrcn ®or il?r ohne (Erben mit üobe ab*

gehen follte, 311 einer mähren lltorgcngabe feine eigentümliche 311 Schön*

malb befißenbe ^reifdjoltifei fo mie fie ftel?e unb liege“. Die Braut „Barbara Sipiński mit gugiehung ihrer (Eltern fomol?! als in fpccie ihres bagu erbe*

tenen (Euratoris, bes ITtidjael Krguck, acceptiert biefe ihr von ihrem Bräuti*

gam gemachte UTorgengabe auf bas Kllerbefte unb vermacht ihrem Bräuti*

gam für ben .gleichen ff all von bem (Eingebrachten eine beftimmte Summe, fomie bie eingebraebten Viehftücke unb ITtobilicn 311 einer Zltorgengabe als (Segenvermächtnis".

Die llrkunbe ift von bem ©rtsgeridjte in (Sottersborf in guter beutfeper Sprache errichtet unb von ben Brautleuten, ber (Drtsbehörbe unb ben gierigen unterfd?rieben.

Die elterlidfe Befißung überkam fobann bereu jüngfter Solpi Daniel (Sottlob ffreytag nad? bem alten perkommen bes ZTtinorates. Diefer mar, mie (Suftav ^reytag S. (9 ff. ber (Erinnerungen fagt, „von ftärkerer Scbcnskraft unb klugem Bauernverftanb", er mürbe im Kreife ein ein*

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Hacfjridjten über bas Stammhaus itrtb bie familie (Suftao ^reytags. 277 flugreicf?er nimm; er roar and; ein unternehmenber Stanbroirt, ber als einer bet crftcn in ber (Segcnb bie Wafferröfte bes ^lacbfes entführte.

Dom Pfarramtc in Sdiönroalb rourbc ber (Suftav ^reytag*(8efell*

f di aft nod? ein 2(1153113 ans bem 23egräbnisbud?e non Scfiönroalb iibcrfanbt.

Danach ift „ber (Erb' 1111b (Seriditsfcljob; Daniel (Sottfrieb ^rcytag in Sdjönroalb, ^nfyaber bes Königl. prcufjifchcn (Einilnerbienftjcidiens II. Klaffe, am 2. (Dftober (830 im 2(Itcr von 73 ^a^ren am Schlage ge*

ftorben. (Er feierte am 25. ZTovember (825 fein 25 jähriges Zimts* unb (Ehejubiläum. <£r hinterläjjt 5 Kinber, 3^ (Enfel, (8 Hrenfel am geben, mithin eine Hadjfommenfd/aft von 57 perfoncn. (Er roar eine gierbc feines Staubes, unter feinen Zimtsgenoffen gibt es nur wenige feines gleichen. Woburd? bie tjiefige (Semeinbe fidj im guten vor anbeten aus*

3eidinet, ift faft ausfdjliefjlid? fein Wert."

„Sein SoI]n Daniel (Rottlob greylag, (Erb* unb (Scriditsfcfyolg in Sdjönroalb, ^nl^aber bes ZIIIgemeinen (Etjreujcidjens, ftarb beit (4. (Dt*

tobet (868, 73 3afjre alt am (ßcl]inifdj(age, „er roar ein tüchtiger erfahrener

<SericfjtsfcI?ol3 unb allgemein geachteter Itlann. (Er rourbe groeimal in ben Provingial*ianbtag gcroäl]It, roar groeimal Deputierter in Berlin beim vereinigten sianbtage unb bei ber ffulbigung ^riebridj Wilhelms IV., ein Wohltäter ber Zirmen unb ein fefjr fird?Ii<h gefilmter Wann, burd? feinen Hob verliert bie (Semeinbe ihr beftes Dorbilb unb ihre ßuverläffigfte Stühe."

Der vorftehenb ermähnte Daniel (Sottlob ^reytag ift jiveifellos in bem (Erbrichter Bcrnharb im „lieft ber ^aunfönige" unb im „Warfus König" 311m Porbilbe von (Suftav ^reytag genommen, roie er beim audi nad? ber Bereicherung von ^eitgenoffen häufig bie Bemerfung mad?te:

„3a, mir ^reytage haben einen harten (Eharafter", roomit er nid?t bloß eine entfdjulbigenbe, fonbern and? für bie ^reYtagfdje familie rühmlidje ZSemerfung machen wollte. Diefer Daniel (Sottlob ^reytag war geboren ben (6. Zluguft (795 unb ftarb im 3c>hre (868. (Suftav ^reytag vermehrte bis 311m 3ahre (8^6 von Breslau aus viel in feiner Efeimat unb auf bem Stammgute, jroeifcllos fdion 311 £eb3eiten feines (Srofjoheims Daniel (Sottfrieb ^reytag (<£rinn. S. 19) unb als geitgenoffe bes Daniel (Sottlob

^reytag and? 311 beffen Befreit in ben 3ahren *>on (830 bis (846.

Deffen Sohn Wilhelm ^reytag, (Erbfcholtifeibefi^er unb ZImtsvor*

fteher in Schönroalb, ftarb ben (6. Oftober (887 im ZIIter von ^7 3^K^ am

<Sehirnfd?Iage. (Er war, roie fein Pater unb (Sroßvater, ein treuer Berater feiner (Semeinbe unb in allen bie ganbroirtfdjaft betreffenben Dingen ein Porbilb berfelben, fein Derhältnis 3U biefer war ein wahrhaft

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278 21. lit tide, ZTacfyrióten übet bas Stammhaus unb bie familie (Suftnn ^revfags.

patriard?alifd?es, and? fonft mar er megen ber £auterfeit feiner (Sefiunung nub ber Befonnenheit feines Urteils allgemein beliebt unb geachtet.

Wie mal?r unb ßutreffenb bie in bem Bcgräbnisbud?e unb in (Suftav

^reytags (Erinnerungen unb Werten enthaltenen Sdjilberungen biefer beiben Vertreter ber ^reytagfd?en familie finb, ergeben aud? Urteile unb Überlieferungen, mie fie nod? in ben \870 er fahren über bie beiben in ihrem ffeimatsborfe ßu hören maren: „Wenn mir ben alten <Erbfd?oIßen", fo erzählen bie alten £eute, „bei unferem (Sange burd? bas Dorf uns ent»

gcgenfommcn fal?en, bogen mir fcbon non roeitem uom Uorfmege in bas näd?ftliegenbe (Sehöft, aud? bann, menu mir gang nüdjtern maren unb nur einen (5cfd?äftsgang ins Dorf hatten".

3n ähnlichem „patriard?alifd?en Perl?ältniffe" mie biefe beiben miirbigen Pertreter ber ^reytagfdfen familie ftanb aud? ber <£rbfd?oltifei»

befißer Wilhelm jreytag, ber Befitpiad?folger ber beiben. (Er mürbe non allen Stenten feiner (Semeinbe mit ber b am als nod? feinesmegs allgemein üblid?en Unrebe „Sie" angefprodjen, mogegen er felbft ßu allen, aud? ben größten Befitßern in Sdjönmalb „Pu" fagte. 211s er einmal einen fd?on älteren Befißer eines Bauerngutes aud? mit „Sie" anrebete (mol?! aus bem (Srunbe, meil biefer furß norl?er erft nad? Sd?önmalb ßugeßogcn mar), fül?lte ber mit „Sie" Ungerebete fid? arg gefräntt unb fragte ßttrücf: „Was habe id? 3hnen öenn getan, baff Sie mich mit „Sie" anreben?“

Seit bem Hobe Wilhelm ^reytags im ~Sat?re ?887 mar bie (Erbfd?olti»

fei im Befitße unb ber Permaltung ber Witme Wilhelm ^reytags, bie fie bis ßum £?eraumad?fen ber beim Hobe bes Paters nod? jugenblid?en Ktnber fortgeführt hat. (Erft nor furßem ift bie (Erbfd?oltifei in ben 21lleinbefitß einer Hod?ter Wilhelm ^rcytags übergegangen, bie btirch il?re Perl?eiratung mit einem tüchtigen £anbmirt unb früheren (Sutsinfpeftor, Hamens 3°fef (Sraber, bie(Semäl?r gibt, baß bie <Erbfcf?oltifei in ber familie ber ^reytage erhalten bleiben mirb, menu aud? ber Harne „ ^reytag" in ihren Be»

fitßeru nidjt mel?r fortlebt.1)

') 3" abligen unb aud; in bürgerlichen Samilien roirb oft ein alter bebentenber Harne nad; 2tusfterben ber männlichen Einte als 2lnl;ang an ben erheirateten Hamen ber (Erbtochter fortgeführt. Könnte bas nid;t aud; von feiten ber familie (Staber gefdjehen, bamit ber Harne ^reytag aud; an ber alten Stätte ber (Erbfdjoltifei roeiter

fortlebe? Hie Schriftleitung.

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Marl Siegel, Mftenft liefe 3m" Belagerung Cofcls im 3af;re \807. 2?9

JfkUttTtticke zur Belagerung CoTels im 3ahre i$07.

Veröffentlicht vom Kgl. Kreisfcfmlinfpeftor Karl Siegel.

ei einer 21rbeit über bie BelagcrungCofels im 3«hre 1807 fanb trfj in ben 21 Men ber ©berförfterei Klobnitf einen 23anb, ber ben Hitcl führt „2tda ^ranßofen Krieg im fW^re 1806 unb 1807 unb (Eofels Belagerung unb Biorabe. 2Iebft einem promemoria." Die barin enthaltenen Stüde finb nicht nur für bie Be- lagerung (Eofels non ^ntereffe/) fonbern fie bieten auch vieles, roas für bie Verwaltungsgefdiichte, für bie (Sefinnung unb paltung ber Beamten, für bie (Sefinnung ber Bevölkerung unb bie rvirtfchaftlichen Verhältniffe von Wichtigkeit erfcheint. Die Verwertung nach biefcr Bid/tung h'n muff freilich anberen unb bewährteren Kräften überlaffen bleiben.

ofum befferen Verftänbnis ber unten mitgeteilten 2(ttenftücte mögen einige kurge Hotten über ihre Verfaffer unb (Empfänger fotvie über bie barin ermähnten perfonen bienen.

Der ©berförfter in Klobnitf, an ben bie meiften Stücke gerichtet finb unb beffen Konzepte gleichfalls erhalten finb, führte ben Hamen Johann Salomo Krippenborf. Über feine weiteren Eebensumftänbe ift mir nur bekannt, baff er wahrfcheinlich bis 311m 3ahre 1817, ba bie Heuorganifation ber fiskalifcben ^orften ©berfdflefiens ftattfanb, feinen poften bekleibcte.

2tud;> von bem ^orftkontrolleur Biel, bent Verfaffer bes promemoria, ift nichts bekannt.

Der helbenmütige Vcrteibigcr (Eofels währenb ber Belagerung war ber ©berft v. Heumann, ber am 16. 2lpril \807 ftarb unb in ber Beinfeh- borfer Baftion in Cofel begraben liegt. Seiner tatkräftigen paltung ift vor allem bie Bettung ber Stabt ßugufdfreiben; feine (Ernennung gum (Scneralmajor traf erft nach feinem CEobe in Cofel ein. Höhere lllit- teilungen über fein Sieben f in ben fidf in ber 2tllgemeinen beutfdfen Bio­

graphie, in bem 2(uffatf bes ütajors Zlogl „(Sencral v. Heumann, ber tapfere Vertcibiger ber ^eftung (Eofel 1807“ (ÜTonatsfchrift ©berfdjlefien, VI. 3ahl"3- 3. Ejeft — audi als Sonberbrucf bei (Sebrüber Böhnt-Ka11omih, 1907), ferner in bem ziemlich feltenen Buche „©nkel (Seneral. 21us bem Cebett

') Dgl. Siegel, Die Belagerung non Cofel (807. ^eftfdirift gur Zjunberijahr«

feiet ber Befreiung ber Stabt.

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280 Karl Siegel,

bes (Generalmajors Benjamin Keibel. (Gebrmft für bie ÜTitglieber bet Keibelfdicu familie (873" unb enbticb in bet oben ermähnten

^eftfeßrift.

3n benfelben Werfen fittb auch weitere Hacßritßten über ben (Dberft Puttfammer unb ben Kapitän £c Baulb be Hans erhalten.

v. puttfammer mar bet Hacbfolger Heumanns im Kommanbo unb bereits 7( 3aßrc alt. (Er mußte 3mar, als bie ^eftung ausgehungert mar unb Krattfßeiteu unb Defertion bie Befaßung faft auf ben inerten Ceil bes urfprünglicßen Beftaubes 3uriidgebra<ßt fatten, eine Kapitulation ab»

feßließen, bie glüdlicßermeife nidjt pur 2lusftißnmg fam, meil uor bem pur Übergabe beftimmten (läge bet ffricbe gefißloffen mürbe, über ebenfo menig mie gegen ben (general r. Heumann mürbe gegen ißn von bet im 3uli (808 eingefeßten 3Ktmebiatfommiffion gut llnterfiußung ber Kapitu»

lationen irgenb ein Dormurf erhoben; ausbrüdlitß mürbe vielmehr bie Kapitulation als ehrenvoll bejeichnet.1)

£e Baulb be Hans mar 3"genieurfapitän in ber Heftung. Seine Derbienfte merben in bem Bericht ber 3™tnebiatfommiffion ebenfalls befonbers hervorgehoben.

£anbrat v. peugel ftanb an ber Spiße bes (Eofcler Kreifes von 5(797 bis (808. (Er mar Befißer von Borislamiß unb ftarb (835.

(Generalmajor v. Siebein gehörte 311 ben Belagerungstruppen, bie aus Bayern beftanben unb bereit ©berbefeßl ber bayrifrße (General Deroy füßrte. Siebein fommanbierte auf ber redjten ©betfeite unb nahm 3iierft in 3auujYßfotviß, nörbliiß von (Eofel, ©nattier, fpäter im ^orftßaus Klobniß. 211s bie Belagerung in eine (Einfcßließung vcrtvanbelt mürbe, ging er 311t frait3öftf<ßen pauptarmee 3urüd.

(Generalmajor Haglomuß mar ber pauptfomtnanbierenbe tväßrenb ber §eit ber Blodabe. Sein Hauptquartier mar in (Eontorno, 6 km nörblidi von (Eofel auf ber Hufen ©berfeite.

(Graf Churn unb Caps mar ber Komntanbeur ber bayriftßen Cruppen, bie 21nfang 2lpril gut Derftärfurtg unb Dervollftänbigung ber (Einfcßließung bas redjte © beruf er befeßten.

Über bie Kriegs» unb Domänenräte fomie über ben frßlefifcßen ÜXinifter poym vergl. gtcfurfcp, Beiträge 311t (Eßarafteriftif ber preuß.

Hermaltuugsbeamten tc. (Darftellungen unb ©uelleu 311t ftßlefifcßen (Gefdßcßte IV. Bb.) Breslau (907.

’) Vgl. (806. Vas preupfctje (Dfficierforps uttb bie Unterfudjung ber Kriegs»

ereigniffe, perausg. vom (Sr. (Seneraiftab, Berlin (906.

(19)

Zlttenftiitfe jur Selagerung Cofels im 3«bre iso?. 28%

V promemoria.

2tnno \8oe im ITtonatl? 21uguft marfd?irte bie Königl. Preuß. große 2lrmee aus Berlin nad? Sad?fen, mtb ber ^elbgug mar eröffnet.

pier blieb es ruhig bis in Ulonatl? Januar t807.

3nt ZTooember unb Dezember ?806 mußte ber l^iefige Königl. ^orft 311 prouiantirung ber Deftung Cofel %3%3 Klaftern Brennhop liefern, meld?e burd? Kreißfut?renn ungefähren morben finb.

2lls bie Deftungen (Sros*(Slogau, Breslau unb Brieg über, unb in ben päntbent ber ^einbe maren, tarnen bie Königl. Bayerfd?ert (Truppen von Brieg auf ber beutfd?en unb pot)lnifd?en Seite pieper, um Cofel 311 belagern.

21m 22ften Januar i_807 tarnen bie Bayern jenfeits an.* 1) 21m 23ften Januar f807 als ^reitag, ben dag barauf 2Tad?mittag um palb f llpr tarnen pier-) bie crften Bayerfd?ert Dragoner mit ge3ogenem Säbel, unb batroullirten bis ins Dorf Klobniß.

Um halb 3 Ut^r tarn ber Bayerfd?e (Seneral Siebein mit noch mehreren

©ffpieren Iper an unb recognoscirten bis ins ^orfthauß.

21m nnebmlid?en Cage um t Uhr tarn bie Infanterie, nelpnlich bas Kronprinzen £eib*Begiment, es fcprreite ben ganzen Cag unb bie 21ad?t burd?; bie UTannfd?aft legte fiep am Bant be bes tDalbes ein, machte piitten von 2leften, Stroh unb Brettern.

3m ^forfthauße quartirten fiep ©fficiers ein, int ber Sd?reib», (Sefinbe*

unb 3ägrrftube mar bas £?aupt=piquett, unb fo voll, baß bie Solbaten nicht liegen, fotnbern nnur ftehenn tonnten; fo eben aud? im SamemDörrhauße.

Der (Senteral Siebein lag 311 3anufd?tomiß,8) Utnn täglid? früh untb Bad?mittag ins fforfthauß.

Sonntags, ben 25. 3an110% 1807 früh gegen 8 Ußr fdjoßen bie Cofeler bie erfte Kugel burd? bie Sd?euer, burd? bas 5te Schar Sd?inbeln herein, unb burd? bas 7te hinaus. Die Kugel gintg bei ber BacEhauß«Cid?e4) fort untb nahm einen 3iennlid? ftarfen 2tft mit; ber (Seneral Siebein mar grabe auf bem Bobent, unb fab 311m Kapfenfter hinaus, untb fagte, als er fid? gleid?

entfernte: Das mar eint verflucht guter Sd?uß.

') Die ©berförfterei liegt auf ber rechten ©berfeite am nörblicßen <Enbe von ttlobnitj, — tltit ber polnifdjen Seite ift gleichfalls bie redjte gemeint.

J) D. b. bei ber ©berförfterei. 2tuf ber Iinfeit ©berfeite trafen fie fdjon früh gegen 9 Ut;r ein.

“) Dorf weiter nörblid? auf ber red?ten ©berfeite.

i) Diefe £id?e fieht heute noch als mächtiger Baum.

(20)

282 Karl Siegel,

21m 9. Februar %807 quartirte ficfj ber (Scneral Siebent im tjauße, als Baupt« (Quartier, ein mtb lag fo lange ba, bis bie Selagerung am (3. ZTtärß \807 nadr 7 ZTod^en aufgehoben mürbe, bas £eib«Hegimettt unb alles biesfeits abßog unb fortmarfdiirte. (3 Hage mar hier biesfeits fein ^eirtb, unb bie dosier nugten biefen günftigen ^eitpunft unb oer«

fd; afften fidi verfdjiebene proniantirung. 21m 26. Btärß \807 fant ber CDbrift«Eieutenant <Sraf v_. Hbun unb Hafis als 231ocabe«Hommanbeur biesfeits; bie öeftung mürbe ftrenge bloquirt bis \6. 3uly \807.

Siefen Hag follte nach ber gefdrloßnen Capitulation bie llebergabc erfolgen, aber am ((pen ^uly H807 fam bie 2Tadjridjt vom gefdjloßnen

^rieben unb

Hofei blieb frei,

unb fein Solbat von Selagerungs« unb Slocabe«Hruppen ift als ^einb hinein gefommen.

peil u n f e r m guten König, H 0 f e 1 u n b uns allen.

21nfangs unb aurb mährenb ber Selagerung, auch 2lnfangs ber Slocabe maren bie feittblicben Hruppen fepr milbe unb barfcb, hernadi aber erträglicher mit ihren ^orberungen unb Verlangen.

So mar au dt bas Setragen ber lpefigen Unterthanen außerorbentlidr, hartnäcfig, mieberfeplid? unb grob, fein ^orftbebienter borfte fiep im LDalbe fehen laßen, fie fielen ilpt gleich mit Schimpfreben an, unb brohten ilpt ßtt mißhanbeln, es muffen fogar päße unb Schußfdjeine vom ^einbe gegen fie erbetben merbon. 2tllerhcmb. Hjceffen finb vorgefallen, unb fie fagten gerabeßu: S i e Samern h b e n uns bie S dj I ii ß e I ß u m IPalbe mitgebracht, alles ift unfer, mir fönnen alles nehmen.

5er Schaben ber Sefraubations, welcher burch mühfame Kevifiorts ausgemittelt morben ift, beträgt in biefigen ^orften gegen \2 000 Hthlr.

Sie pegeßäune unb Schonungen Im beut fie boshafterweife ruinirt unb bemolirt; unb noch h*cr nicht mit angerechnet.

2tm \5ten 2tuguft ;807 Imbeti fiep bie erften ^rartßofeu eine ITteile roeit entfernt von Hofei, welche von ber großen 2lrmee aus pohlen ßuriief gefommen, 6 IPodjen in Sdtlefien fteben foltert unb unterhalten werben muffen, einquartirt. (Sefcbrieben ben 2. September (807, in ber großen Hrocfne, als es hier 7 volle IVocben nicht einen Hropfen geregnet h^t.

Kiel, ^orfKHontroIleur.

2.

Sort (Bottes (Snaben ^tiebriep Wilhelm Koenig von preußen etc.

Unfern gnäbigen (5ruß ßtrvor, Hbrenvefter, Eieber, (Betreuer.

(21)

Jtftenftiicfe 311t Belagerung i£ofels im Jal^rc t,807. 283 Da fid? bas Krieges Cheater immer mcl?r Unfern (Sränjen nähert, unb es wohl möglich feyn Kennte, baß einzelne Flüchtlinge ober ftreifenbe parttjeyen, felbft in bie t?iefige proninj herüber Famen, unb ficfj allerl?anb Cjceffe erlaubten, fo ift es vor allen Dingen nötbig, auf biefen Fall, wegen ber Sicherheit Unferer Caffen Bcbadjt 311 feyn.

Wir befehlen (Euch baber hterburd?, bey biefen Umftänben alle beim bortigen Zimte befinblieben (Selber, fie befteljen worin fie wollen, narb 21b»

311g ber 311 ben notbwenbigften Zlusgaben erforberlidjen (Selber, fofort an unfere tjiefigc Domainen Caffe ein3ufd?iden, aud? wie folcfjes gefdjelfen, unb worin bie (Selber beftanben, anbero angugeigen.

Was bie fernere currente (Einnahme betrifft, fo hübet 3hr öie täglid?

eingehenben (Selber von pofttag 311 pofttag an bie gehörige Caffe ein3m fenben.

Uebrtgens wirb ben ZtmtsKDffiäanten bebeutct, fid? nicht von ihrem poften 311 entfernen; fonbern bie ^ortfeßung ber Wirtfdjaft fid? äußerft mit aller Creue unb Vigilance angelegen feyn 311 laßen. Sirtb (Eud? mit (Snaben gewogen.

(Begehen 23reßlau ben gten Decbr. \805.

König!, prcuß. Krieges unb Domainen Cammer.

Ztnbreae. Utente. Werde!.

21n bas ^orftamt Cofel.

5.

Da es bey ben jeßigeu bringenben Zeitläuften gemeßenft nötig ift, baß in ben öeftungen ficßere berittene Seute, auf bereu Creue man ficb verlaßen Faun, vorbauben finb, bie bei bem augenblidlieben ITiangel an hinlänglicher Cavallerie gur (Erhaltung ber Communication 3wifd?en ben öeftungen unter etnanber unb gur Cinbringung fidjeret ZTad? richten von bem, mas in ber proving vergebt, gebraucht werben Föniten, fo erhält bas fforftamt Cofel hiermit ben Befehl, von ben bafelbft ungeteilten reitenben

^orftbebienten alle biejenigen, welche nur irgenb, ohne ben allergrößten Daditheil für ben ^orfthaushalt bort entbehrt werben Föniten, Zlngeficßts biefes mit ihren Pferben nach Cofel an ben £?errn Commanbanten 31t fenben unb fie anguweifen, beßen Befehlen nach gu leben, and? fofort mir unb ber Kriegs« unb Domainen Cammer bie, welche ab gef an bt worben, angugeigen. Quartier unb gutter für fein pferb wirb jeber empfangen.

Breslau, 23ten (DFtober \806.

ffoym.

Kn bas ^orftamt Cofel.

(22)

28^ Karl Siegel, 4.

pod]gebol?rner ©raf!

podjgebietfyenber (Etats unb birigirenber ITtinifter!

©näbiger perr!

^orftamt Cofel, ben 25ftert (October g806.

(Euer fyocfjgräfl. Egcelleng geige iefą tpeburdj in ^olge bes am 23ften biefes per (Eftafette verabfenbeten unb ant 2pten Ztbenbs fyiefelbft cittge*

troffenen l?ol]en Befehls untertänig gefyorfamft an: bay, obgroar beim liiefigen ^orft Zimte nur gwci Unter vförfter, nelpnlidt 311 Klobnitg unb

£enfatt, unb feine reitenbe ^orftbebienten angeftelit finb, ber Unter ^örfter Korras, melcfjer pferbe nor fi di fjält unb fief] 3 u ber vorfommenben Be*

ftimmung qualifidrt, um bem hoben Befehl (Seniige 3 u leiften, bat o an ben perm Commanbanten v. Heumann 3 u (Eofel abgefdjidt worben i ft.

Der id] mit gröften Kefpcct beharre

(Euer podogräfl. Ercelleng untertij. gcI]orfamfter.

Ser Eęcelleng bes Etats unb mirflidi birigirenben ITtinifter, Kitter bes fdtmargett unb rotten übler ©rbetts, perm ©rafen o. poyttt 3u Breslau.

(Unterfdjrift feplt. — ItTeprfacp forrigierter unb abgeänberter Ent*

wurf 31t ber Untwort auf Hr. 3.) 5.

Don ©ottes ©naben vfriebridt IPilbetm König von preußen pp.

Unfern gnäbigen ©ruß guvor, Ebrenvefter, £ieber, ©etreuer!

Es ift von Unferm in Sdjlefiett birigirenben ITtinifter betten in bie Heftungen beorberten orftbebienten außer einer portion unb Kation nodt täglicp 6 Sgr. an CEractament vom Cage iprer Zlnfunft bafelbft bewilligt worben, weldjes Eit dt gur ITacbricpt befannt gemacht wirb. Sinb Euch mit ©naben gewogen, ©egeben Breslau 3pen (October 1,806.

König!, pretty. Kriegs* unb Domainen Cammer.

Knbreä. ITIiiller. Briefe.

Zln bas ^orftamt Cofel.

6.

Dem König!, ^orftamt Cofel wirb (permit aufgegeben, bie ^orft*

gefalle, bie fonft nadj Breslau haben eingegablet werben muffen, von nun an an bie bey ber Heißer Creis Caffe errichtete Keceptur Caffe etngugahlen, 1111b bamit bis auf weitere Beifügung fortgufabren.

Heiße, ben tqten December 38O6.

poym.

litt bas König!, ^orftamt Cofel.

(23)

2Xftenftücfe jur Belagerung Cofels im 3al’re 1807. 285 7.

Dem König!, ^orftamt Cofel wirb hiermit aufgegeben, uns 2lnge=

fidjts öiefes angugeigen, wie viel basfelbe auf bie nadf bcr erhaltenen Qrbre hierher 311 jablenbe jpacfjtgefälle, nicht nur pro 3tes Quartal %806/7 noch rücfftänbig ift, fonbern auch n>ie r>iel biefe (5cfälle nach bem (Etat pro gtes

Quartal betragen. ZTeiße ben Ziten December 1806.

Utilitär Deputation ber König!. Preuß. Krieges unb Dom. Cammer.

ITlente. Sd/rötter.

2ln bas König!. /forft«2lmt Cofel.

(Qben ber Permerf: praes. b. 23. Decbr. 1806.)

8.

^orft 2(ntt (Eofel, ben 23. Decbr. 1806.

(Einer König!, hodjpreißl. KCilitair Deputation 311 ZTciße 3eige ich in /folge bes an bas biefige /forft 2!mt unterm 2 v biefes erlaßenen Kefcripts, bie ^orftgefälle pr. 3tes unb ^tes Quartal 1806/7 betreffenb, pflicht- mäßig an:

Die ^orft (Etats (Sefäfle bes hiefigen Zimtes, welche nunmehro an bie errichtete Kcceptur (Eaffe 31t Zleiße eingesahlt werben muffen, finb pro 3tes unb gtes Quartal 1806/7 noch nicht be3ahlt unb finb laut ^orft (Etat

pro 3tes Quartal 1806/7 mit 800 Kt Ir., pro gtes Quartal 1806/7 mit 909 Htlr. 10—2

ab3utragen feftgefeßt. Wobei folgenber 11 m ft an b au3umerfen ift: Da bie hiefigen ^orft ©ffidanten ihre 23efolbimg 311m übeil aus ber pauptflöß Caffe 31t 23reslau ausgesahlt erhalten, fo finb biefe, um bas porto 311 et- fparen unb bie pin unb pc^ablungen 31t vermin bem, hicfclbft von ben Ctatsgelbern ausgesalilt unb ber K. Domainen Caffe aus bcr paupftlöß Caffe angewiefen worben; bei ber jeßigen Zlbänberung würbe nun biefe Ztnweifung woßl nicht ftatt finben, unb wären bie (Sehalts (Selber von ben (Etats (Befallen bicfclbft an bie /forft Qfficianten aus3U3ahlen. Demnach

lommen pr. 3tcs Quartal 1806/7 von .... 800 Zvthlr.

in 2Ib3ug . . 1^8 „ —5—9______

bleiben . . . 651 Kthlr. 18 Sgr. 3 pf.

pr. Utes Quartal 1806/7

von .... 909 —10 — 2 ebenfo viel . igs — 5 — 9 bleiben ... 761 — 1 — Pf.

(Kon3ept — ohne UnterfQrift — Zlntwort auf 7.)

(24)

286 Karl Siegel,

9-

Pas Köuigl. ^orft 21mt Jtt Klobniß mirb fjierburrfi requtritt, nad]

Auftrag (Eines König, hodjlöbl. (Souvernements fecßs Vierfpännige jtthrcu IVadiolber Strändicr auf fiinftigcn ^reytag als ben gten b. ITT. auf beut hicfigeu Schloß pofe but* bic laut beygehenbet Repartition burd] bic (Sememen (Ejiffoma unb £enfau *) abliefern 311 laßen. Cofel, ben 7tcn 3anuar (807.

König, prcuß. £anbrattj bes Cofeter Creifes von Efeugel.

(0.

Pa es ßttr (Erhaltung ber ffirbnung nötfjig ift, baß mäßrcnb bcr ^eit, in mcleßer llnfere Breslauer Krieges unb Pomainen Cammer an 2(tts»

Übung ihrer 2tmtspflid]t gebinbert mirb, fein Stillftanb in beten LVitfungs»

dreife, vorgüglid] in allem, mas bie Vertheibignng bes Staates, bic (Er»

fjaltung ber Innern (Drbnung in bemfelben unb bie (Erhebung ber £artbes»

herrlichen (Sefälle betrift, enifteßt, fo haben IVir aus einigen ausbrüdlich ba3u bcorberten ITTitglicbern berfclbcn eine eigene Peputatidn vorcrft biefelbft nicbergcfeßt, melrhe unter bem ihr beigelegten Hamen einer ITTilitair Peputation ber König!. Krieges unb Pomainen Cammer unb unter ben gemeinfchaftlid]en befehlen Küfers in Schleficn birigirenben KTiniftcrs unb Knfers interimiftifdjen (Seneral (Souuerneurs Siebben ge»

bacßte (Sefchafte betreiben foil; fo mirb bem ^orft Kutte 311 Cofel bierburd]

in (Snabett anbefohlen, ben Verfügungen biefer Knferer ITTilitair Pepu»

tation eben fo, als menu fie non Knferer p. Cammer fämen, fo lange bereit (Sefdtäftsbctrieb gehemmt mirb, ^folge 311 (elften.

IVegett ber Befchränftheit ihres perfonals ift jeboeß biefe Peputation mit feinen Sadjen 311 behelligen, bie nicht unmittelbar Bc3itg auf oben ermahnte (Segenftänbe haben, fonöcrtt alle biefe mäßen bis 31t micber eintretenber freier Kctinität ber p. Cammer aufberoahrt merben.

Heiße ben 20. Pecbr. (806.

2luf Seiner Königlichen KTajeftät 21IIergnäbigften Special Befehl.

ßoym.

21 n bas ^forft 21mt 311 Cofel.

U.

2lttf Befehl Cities h°hen (.Seneral (Souvernements von Sd]Iefien unb ber (Sraffdjaft (Slaß mirb bas König, ^orft 2lmt Cofel hieburd] äuge»

miefen, feine Zahlungen auf ihre Caffe meiter 311 hemorireu, menu foldje

') Dörfer im Horboften bes Kreifes Cofel.

(25)

JtFicnßiicfc 311t Belagerung Cofefs im ^ahre (807. 287 nidjt non bcs perren (Seneral (Sounerneurs DutdjI. ober bes in Sdflefien birigirenben perm lltiniftri tfodfgräfl. (Egcelleng entmeber immediate ober burd; uns mediate ober enblicff auf Ellardfen non bent angeorbneten Kriegs Commiffariat unter Direftion bes perm Creyg Directors ^reytflf.

n. £tittwig nerfiigt tnetben. 2teige ben giert Januar (807.

lllilitär Deputation ber König, preug. Kriegs ttnb Domainen Cammer.

Diente. Sdfroettcr.

2ltt bas König, ^orft 2Imt Cofel.

12.

2lttf bas gefällige 2lnnerlangen nom (2ten httj. gäbe icff fogleidj bie barinnen genannten beiben peger, £obl ttnb Cjerny, 31t mir gcforbcrt, ge- hörig inftruirt ttnb einem jeben (Einen ITtann militairifdfe Begleitung unter ber Beftimmung ermirtt, baff biefe Begleitung nebft (Egen ttnb Critifen tägl. an Sölfitung f g. gr. ttnb nacff beruhigter 2\enifion ein jeber (Ein paar ttette Sdftige bekommen foil.

Das non mir 3ttglcicf? erbetbene polg Defraubations Derbotlf ift 3roar non (Einem König. Baier. Ifolfen (Seneral (Eottttnanbo nidft erlagen morbett, idf glaube aber, bag bie bereits neranlagte Dorff er ttnb paug Dictation bie fattberen polgbiebe bodf etwas feh reffen uttb für bie ^olge abtfalten wirb. (Einem König. IDohllöb. ^orft 2lmte ermangele idf nidft, biefes itt bienftlidfer 2lntwort Ifiertnit 31t erwiebern.

Dledfttig1) b. (5ten ^ebr. (807.

König, preug. Breslau. Cammer Commiffariat.

Siems.

2In Cin König. IDoIfllöb. ^orft 2(mt Cofcl.

(3.

Da auf Befelfl bes Kaifcrlidf Königlid? £ran3Öfifdjen ^ntenb anten non Breslau unb ©berfdjlefieit, pertn 2lngles, bie Crefor Sdfcitte feinen forcirten Cours pabeit ttnb nidft metfr in ben Königlidfett Caffen an ge­

nommen werben follen, fo wirb bem ^orft-2tmt Cofel eine 2lbfdjrift ber biesfälligen Verfügung ßur 21dftung jugefertigt.

Breslau, ben 2otcn Januar (807.

König, preug. Breslau. Krieges unb Domainen Cammer.

Beifel. fflstnalb. pe uder.

21n bas ^orft-21mt Cofcl.

(©ben Dermerf: praes. b. (. lllay (807.)

') Dorf auf ber linfen (Dbcvfeite int Horben bes Kreifes.

(26)

288 Karl Siegel, 2[bfcbrift:

Der 2lubiteur bes (Scficimen Ctats»Bath, 3ntenbant von Breslau urtb ©berfdilefien, in 2lnbetracbt, baß bie Crefor Scheine gleich auf ber Stelle von ber Königlichen Banque rcalifirt werben, bie nidit mehr in Breslau ejuftirt, unb ba bie lDillens»lTteynung Sr. Kaiferlid) unb König«

licf?en rtlajeftät ift, baß fein Crefor Schein mehr in ben öffentlichen Caffen angenommen werben foil, feßt fperburch feft, baß bie Crefor Scheine feinen forcirten (Lours haben unb baß es jebem ^nbivibuo frey»

fteßet, bie ißm an gafjlungsftatt offerirten abßuweifen.

Breslau, ben igten Januar 1807.

21ngles, ^ntenbant von Breslau.

14.

2tad) ber getroffenen 21norbnung bes franßöfifchcn (Gouvernements follen (amtliche £anbes»2tevenuen unb 2lbgaben ohne bie gcringfte 2tus»

nähme fo, wie foldje bisher ftattgefunben haben, nach wie vor, unb 3 m at vom lltonat Januar biefes Jahres an 311 ben Königl. £)aupt»Caffen in Bres»

lau in ber bisher üblich gewefenen 2trt abgeführt werben.

Das ^orft»2lmt Cofel wirb baher h'crburdj angewiefen, biefer 2in»

orbnung pünftlid) jolge 311 leiften unb ber Königlichen Krieges» unb Domainen Cammer mitte Ift befonberen Berichts balbigft anßußeigen, ob unb in wie weit bie 2Ibgaben bis ult. Dccbr. v. 3- beridętigt worben finb, ingleichen, wohin folcßes geßhehen.

Breslau, ben 20ten 3anuar i807.

Königl. Preuß. Breslauifdie Krieges» unb Domainen Cammer.

2teifel. Briefe. peuefer.

21n bas Jforft 2lmt Cofcl.

(21uf bem oberen 2taub: praes. b. 11t ay 1807.) 15.

Dem Domainen unb ^orft»2Imt Cofel wirb fjierbur<h aufgegeben, binnen 8 Cagcn unb 3war unfehlbar bis 311m 1. 2(pril b. 3- anßußeigen, ob feit bem 3anuar b. 3* noch von preußlfcßen (Truppen unb ßwar bey erfterem (Selber aus ber Dcpofiten»Caffe ober (Serid)ts»(Sefälle unb bey letzterem ^orft Caffen»(Selber unb an welchem Cage in Befdjlag genommen worben unb bie bießfälligen poften ßu fpecificiren.

Breslau, ben 25ten 11tärß 1807.

Königl. preuß. Breslau. Krieges» unb Domainen Cammer.

2tnbreä. (Dsmalb. peuefer.

2tn bas Domainen unb ^orft 2lmt Cofel.

(27)

2I!tenftliefe 3m Belagerung Cofels im 3abre 1807. 289

(2tuf bem oberen Z^anbe: prs. b. 8. ITCay p. 5. Zimt. Efl (?), unb ba»

runter: praes. b. 26. UTay 1807. ^orftamt. — Die erfte §etle ift mit anberer Einte verbeffert, tvaßrfcßeiulid? ftanb nur ba: prs. 8. Zlprit. — Unter ber Unterfdjrift befinbet fid; folgenber vielfach feßlerßaft abgefü^tcr Entwurf ßur Ztntmort, ber im folgenben ausgefcßricbcn wiebergegeben wirb:)

Zlllerburdil. etc. Zluf Königl. Utajeftät Befehl ßabc bato Breslau, b. 25. ItTärg er., pr. 8. Zlpril, attjujeigen, ob feit bertt Januar b. 3- von preußifeßen Etappen Selber aus ber Depofiten ober Sertcf?tsgcfälle»Eaffe in Befcßlag genommen worben finb, 1111b folcße 311 fpecificircn.

Die Eaffc bes Zimtes, meldje obig 23c3ug ßat, befinbet fidi in ber Deftung Eofel, unb mir finb außer Staube wegen Sperrung biefes ©rtes eine Zlu3eige 311 madjen. IlZir bemerken, baff bie Depofiten» unb Senats»

gefälle=Caffe bes Zimtes von feinem Belang ift 1111b in beybeu malnfdicin»

Iid? fein baares Selb ober bodi nur äußerft wenig feyn faun unb um besßalb woßl fcßwerlicß etwas in Befdflag genommen feyn wirb.

Itnterfdjrift.

(Bießl?) Zimt Eofel 8. Ziprii 1.807.

16.

Zladj bem Verlangen bes ^rai^öfifdjen Souvctnements würbe unterm 20. 3unnar b. 3- an nile concernirenben Beworben bie Derorbmmg erlaffen, baß fämtlidjc Stanbesßerrlicße Beveuus unb Zlbgaben, ohne alle Zlusnabme, wie folcße bisher ftatt gefmiben, vom lUonatb 3anuar 3*

ab 311 ben Königl. ffaupt == Eaffen in Breslau, moßin fie gewößnlid? ge»

flogen, ab3ufüßmt. Wenn jeboeß von Seiten gebadeten Souvctnements bemerft worben, baff pro Martio er. nur unbebeutenbe Summen einge»

gangen finb, fo mäßen Eycitatoria bcsßalb erlaßen werben, unb es wirb habet bas Domainen» unb ^orft Zimt Eofel ßierbttreß angewiefen, bie fälligen gaßhmgeu unb Büdftänbe fo wie bie jforft»2\evenus ungefäumt ab3ufüßren unb bem injuncto vom 20tcn 3<inuar c. bie pünftlicßfte ^olge 31t leiften.

Breslau ben 27teu ITTär3 1807.

Königl. preuß. Breslau. Krieges» unb Domainen Eanmter, (3n ber Zlntwort bes Domänenamtes wirb gefagt, baß bie päcßter infolge ber vielen ^ouragterungen u. f. w. bie paeßt nießt 3cßlett fönnen unb aueß bas noeß vorßanbene Setreibe nidjt verfaufen fönnen, weil alles bare Selb im Staube erfeßöpft fei.

Das ^orftamt berichtet, baß fut3 vor ber Belagerung 555 ZKßlr.

11 g. Sr. an ben Kommanbanten v. Heumamt abgeliefert worben feien.

(28)

290 Karl Siegel,

Dies muffte ol;ne Befehl gefd;ehen. p0I3 habe währenb bet Belagerung uicfit verlauft werben fönnen, bah er fei fein (Selb in ber f orftfaffc vor*

hanben.)

17.

f orftamt Cofcl, ben 3. 21pril n.807.

(Ein Königlich bodjlöblidj (Gouvernement traben burd; ben p. paupt*

mann 0. £ebo (£e Baulb be Hans) basjenige Stammhot3, welches aus ben l;iefigen Königlichen 2tmts f orften, burd; bas feinblid;e Bayerfd;c Be*

lagerungs Korps 311 einer über bie (Ober 311 fd;lagenben Sdjiffbrüde, burd;

Bauern abgeftämmt, als (Gered;tfame ber fortification Cofel in Befd?lag nehmen unb befehlen laßen, bamit es an letztere cingebrad;t werben möge!

Die 2(113 ahl bereit Stämme, wcldjc 311 obigem Behuf burd; Kreiß* • leutße gefällt worben, beträgt \6 Stämme Sparnl;ol3, wovon einige Stämme befcßlagcn, welcfje aber uid;t vom feinblidjen Belagerungs Corps in Be*

fd;lag genommen, fonbern blos abgeftämmt unb beut forft wieber über*

laßen worben finb, weil bas Borhaben mit ber Sd;iffbrüde unterblieben ift. Da nun ber feinb von biefetn £70(3e 11 od; feinen (Gebraud; gemacht hat 1111b folcfies 11 od; nicht in feinen pänben gewefen, glaube id; von 2(mts*

wegen behaupten 3U fönnen, baß biefes abgeftämmte X70I3 bem Königl.

forft gel;öre 1111b 31111t Bcften bes Königl. Jntereffc verwenbet werben mäße; 2lus biefent (Grunbe 1111b ba bie Ipefigen Königl. forften burch bie Belagerung total ruinirt worben finb, fowoßl (Guts Bcfißer, pachtet unb Beamte alle vom feinbe gemad;te Hequifitionen nur in Königl. forft gewiefen, ift es pflid;t, baß man auf ben nod; etwann 3U ergtelenben Zfußen bebacht ift, unb 110d; mehr nothmenbig, wegen bem totalen Huin, baß in je ber 2trt fo viel als möglich ber nod; übrig gebliebene unbebeutenbe forft gefd;ont werbe. Unter biefen Umftänben erwartet bas Königl forft 2tmt nid;t nur eine günftige Hefolution, fonbern bittet, baß fünftig ber ßiefige Kgl. forft mit Hequifitionen von Seiten bes Königl. hoh^bl.

(Gouvernements verfdjont bleiben möge.

Kr(ippenborf).

(ITtehrfacf; forrigiertes Kot^ept.) 18.

Königl. Baierifd;es pod;löblid;. (General*(£omtnanbo!

pod;* unb ZTohlgebohrner perr!

pod;3uverehrenber perr (General!

Der HOalbwärter 311 poborfd;au ') unb medjniß hut beim forft*2(mt angegeigt, baß auf Königl. Bayerfdjen ITlititär Befehl ber dämmeret pach*

) poborfd;«u, Dorf im TTorbtvefien von Cofcl, 8 km entfernt.

(29)

ÜlEtenftiicfe jur Selagerung Cofcls im Jahre 1807. 291 ter 51t 2\ogau ’) unb bic bortigc fämmtlid?e (Semeinbe ihr pornvieß in bas

poborfcßauer (Eicßelgeßege treiben unb attborten bis beute laßen mäßen, unb baburd? biefes fcßöne junge (Seßölge, weld?es nicßt nur attfeßnlicßes (Selb foftet, fonbern burd? 8—\0 unb \2 3al?rc mit äußerftcr tTCütje in beften Staub gefeßt warben ift, gang unb völlig jamie fämtticße llmgäunung ruinirt warben; tDenn nun ber benannte päcßter unb (Semeinbe ßinlättg#

ließes (Terrain im haßen polgc auf poborfcßauer unb felbft im Ommerei

^orft derritorio 311m Unterbringen ißres Dicßcs, um boeß ben 23efeßl 311 befolgen, ßaben unb ber fämmtlicße fcßöitc ©berwalb vorßin* 2) in jegigen Seit llmftänben faft total bureß Defranbation ber Zimts llntertßanen unb fremben (Scmeiuben ausgeßolgt unb mitgenommen, fo ßabc id? aus Zimts#

pfließt (Euer pad?# unb tüoßlgeboren ßierburd? gang geßorfamft vorfteilen unb bitten wollen, bcfeßlcn gu laßen, bamit ber päcßter unb bie (Semeinbe gu 2xogau ißr Diel? aus bem paborfd?aucr <Eid?elgeßcgc wegneßmen unb entweber in ben (Eämmerei ^orft ober in ben ßoßen ©berwalb treiben, weil es unvergeißlid? ift, ein fold?cs (Seßege, welches foviel (Selb, ITtüße unb lange ^aßre erforbert ßat, eße es in Stanb gebraeßt unb ber §wecf erreid?t wirb, gernießtet werben fall! So ift es and? ber ^all mit ben (Semeinben paborfeßau unb ITTecßrtiß, weleße aus frevel mit ißretn Dieße im pobor#

feßauer unb 21Icd?nißer (Eicßelgeßege ßjitten (!), ben größten S(ßaben maeßen unb fid? ben ungeteilten IDalbmärtern wieberfeßen, wenn fie betroffen werben, wo id? ebenfalls gang geßorfamft bitte, an biefc (Semeinben einen 23efeßl, bamit fie biefes unterlaffcn, (Snäbigft 311 erlaßen! j)d? würbe mid?

nießt unterftanben ßaben, ßod?bcnfcIbcn mit biefer 23itte 3m- Saft 311 fallen, ba aber gegenwärtig eine anbermeitige 23eßörbc nid?t 311 erlangen unb bie llntertßanen gang unfolgfam finb, werben mir (Euer poeß# unb IDoßlge#

boten biefes nid?t 311t' llngnabe neßmen, ber id? pocßacßtungsvoll unb mit Ztefpect verßarrc

(E. p. unb IDoßlgeboren gang geßorfamfter.

^orft Zimt (Eofel, ben 2{. lltay 1,807.

(Kongept. Unterfthrift feßlt.) 19.

Dom König!. 23eierfd?en (SeneraI#2Tlajor Zxagtomid? an bas Königl.

preußiftße ^orftamt (Eofel.

Hülitärifcße Urfatßen ßaben mid? veranlaßt, ber (Semeinbe gu Zlogau fowie anberen (Semeinben, bey benen in 22iicffid?t ißrer Sage bie nemlicßen Urfad?en ftatt finben, ißre IDeibcpläße Vorwerts gegen bie ^eftung (Eofel 3U verbietßen, bagegen aber ißnen 311 befeßlen, ißr Dieß rüdwärts 31t weiben.

') Hogau, Dorf im ZTorhen Cofels, ą km entfernt.

2) fonie! rote „oßneßin“.

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