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Oberschlesien, 1909, Jg. 7, H. 10

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(1)

7. J a h rg a n g . « ReTt 10 . « J a n u a r 1909 .

berkblcTfcn

M o n atssch rift z u r P fle g e der K enntnis und Uertretung der Tnteressen O berscblesien s.

fierau $flcb e r: P ro fe s so r D r. P . Hnötel.

Die iHonarsfdjrift „©berfdjlefien" erfdjeint im Anfänge eines jeben ITlonats.

Abonnementspreis merteljät}tHd? ITlarf 3,—

<£iti3elne ßefte ITlarf \,2b.

Beftellungen nehmen alle Bucfybanblurtgen unj, Poftanftalten, fotme bie Derlagsbucbbanblung

dou ©ebrüber Böfym, Kaitorot^ Q).-S.r entgegen.

JoTepb von €icbendorff$ Sterbeftunde.

Dort

Direftor Dr. 3 . <8. W a h n e r.

Mn falb es 3ahrfyun<>ert erft ift feit bem Cobe bes lebten Hitters ber H om antif oerfloffen, unb fd^on erfdjeint bie Überlieferung über ben genauen (Eintritt feines £ebensenbes unfidjer, I?at ein Het} con tDiberfprüdjen bas ergreifende 23ilb bes bin*

überfdjlummernben Säu gers umfponnen ober roenigftens ben tnidjtigften Dorgang jener Stunben in Dunfel gefüllt.

2Jm 26. Hocem ber bes Ja h r e s \857 um 5 llb r nachmittags Ijat fein großes, ebles fje r j 311 fdjlagen aufgebört. S o fonnte m an allenthalben neulid? an ber 50. IDieberfehr bes üobestages (Eidjenborffs in prunfbaffen (Sebädjtnisreben tme furjen Hadjrufen hören, fo ftetjt es 3U Iefen in ben ihm gefegten biograpbifdjen unb literarbiftorifcben Denfm älern, con ben bei obiger (Selegenheit etfdjienenen jüngften Hefrologen angefangen, bis 3uriitf 3ur gemeinfamen Quelle aller, bem umfänglichen £ebensbilbe, bas Hermann d o u (Eichenborff ber erften unb für lange § e it e w ig e n (Sefamtausgabe ber IDerfe feines uereuugten P aters Dorausgefdjicft.

3en er ©eilte bam als als Hegierungsaffeffor in Slawen unb roar für bie Darftellung ber lebten (Erbentage bes Dichters angetuiefen auf einen

(2)

47 6 D r. 3. <S. lU a t; n e t,

B r ie f feines Schmagers, bes fjau p tm an n s, fpäteren ITtajors £ubmig oon Befferer* Dablftngen, »out 27. Hot>ember, einen feefjs S a g e nach ber Beerbtgung ihm erftatteten längeren Bericht über bas traurige (Ereignis aus ber ^eber feiner Schmefter CLherefia non Befferer* Dahlfingen unb bie, jebenfalls gleichseitig in 2tbfc£jrift ihm überfanbte, balb barauf gebruefte

£eid?enrebe bes K ap lan s £?ertleiu, fpäieren B re sla u e r Domprebigers unb Stabtpfarrers non CDttmachau.

Einm ütigfeit tjerrfd?t unter biefen brei geu gen in ber oben ermähnten Zlnfetjung d o u <Ei<henborffs (Eobesftunbe, oöllige Perm irrung bejüglidj, ber Spenbung ber Sterbefafram ente an ben (Erfranften. Seine CEocfjter gibt bafür iTIontag, ben 23. ZTooember an, ßertlein tTIittmoch, ben 25. Ho*

cember, unb £ubmig oon B efferer Donnerstag, ben 26., b. h- benC obestag felbft. 21ngefidjts biefer brei ihm 3ugegangenen Perfionen hat fidj Berntann

d o u (Eichenborff mehr allgem einer geitbeftim m ungen bebient, aber gerabe baburch bie Unflarheit cerm ebrt. Hachbem er nämlich bes am fünften S ag e ber (Erfranfung feines P aters, b. i. Sonntag, ben 22. Hooember, abenbs nötig geworbenen 2tberlaffes unb bes nach üorübergehenber Er*

Ieidjterung folgenden rafdjen K räftenerfalls (Erwähnung getan, oermerft er ben Perfehgang fjertleins als „fitrg 3ut>or“ ftattgefunben. £e^tere Befttm m ung auf jenen är3tlichen (Eingriff be3ogeu, mürbe alfo bie Spen*

bung ber Sterbefafram ente fogar auf ben genannten Sonntag ober einen noch früheren Term in anfetjen, alfo bie g a fjl ber ficE? miberfprechenben Datierungen um eine neue üermehren. tPaljrfcheiulich aber ift mit „fur3 3Uüor" bie gjeit nor ber „rafdjeu (Erfdjöpfung ber K räfte " gemeint unb biefe Unbeftimmtheit abfic£?flid7 gemählt, um fo über bie merfmürbigen IPiberfprüclje feiner (Semährsmänner hintDe931:l:täufchen. tPeuigftens mürben mir bann nicht ein neues Perfehen bes Biographen an3unehmen brauchen, mie beren freilich fchon manche ihm rtachgemiefeu finb.1)

Daß nun bislang Herm anns unflare Darftellung feiner genaueren P rü fu n g unter3ogeu unb feine (Entmirrung jener gegensätzlichen Datie*

rungeu uorgenommen mürbe, erflärt fiel? aus ber langjährigen Un3ugäng*

lichfeit ber B rie fe Cherefens unb £ubmtgs non Befferer. Erft H om acf2) hat (EinblicE in bie Schriftftücfe erhalten unb ibre poneinanber abmeichen*

ben Angaben nermerft, ohne fie jeboefj fritifch 31t beleuchten. Pielmehr gibt er feine Schilberung ber lebten £ebenstage (Eicheuborffs in ber fjaupt*

fache nach bem Bericht non beffen C o d ie r unb läßt ihn alfo bes ITloutags ') Dg[. £j. 21. K r ü g e r , I)er junge (Eicfjenbotff, ©ppelit 1.898, unb p . H e l), 3)as (Sefdjlecfjt t>on (Etcfjenborff, ©berfdjlefien, 3nl?r3- 6f S . ^22.

2) JofepI] unb 2l(o\’ (ia dou <£idjenborffs le^te £ebenstage. ©berfdjl. ijeimat.

III, t.. ©ppelu H907.

(3)

3 ofept; Port Cgtdjcrtborffs Sterbeftunbe. ^ 7 7

oerfeben loerben, toährenb ibm neuerbings nach einer brieflichen XTIit*=

teilung ber oon fjerilein angegebene IHittiooch beffer gefällt, toeil bem oon B efferer genannten Cerm ine (Donnerstag) nähergelegen. (Hin nichtsfagenber (Srunb, toenn man nicht annimmt, B efferer habe in äugen*

blicflicher Pertoechfelung ber itbfaffu n gsjeit feines B rie fe s, bes 27. mit bem 26. Hooember, toie bas oielfach gerabe beim Korrefpoubteren, 3umal in fo aufgeregtem (Semüts3uftanbe, 3U gefchehen pflegt, ben oon £?ertlein oertretenen UTitttooch als „geftern" be3ei<hnet. Der B r ie f fann ja auch fdjon am Donnerstag, ben 26. Hooember, nach bes D ie te rs erfolgtem (lobe begonnen unb erft am folgenben S a g e oollenbet toorben fein.

tere Perm utung toürbe bei ettoaiger A nfügung bes Datum s am Schluß bes B rie fe s (fo immer bei (Eicheuborffs eigenen B riefen unb ben älteren feiner C o d ier, ber ^ reifrau forc Befferer) an tPahrfcheinlichfeit aujjer*

orbeutlicb geu>innen. Unb mit biefer 2tnnahme, bes D ie te rs Schwieger*

fohn habe mit feinem „geftern“ gleichfalls ben ITTiittooch im Sinne gehabt, erfcheint allerbings bie Angabe ber (Lrauertebe unanfechtbar, obwohl fie fonft oon 3 rrtüm eru feinesm egs frei ift.1)

(Entgegen fteht nun noch bie gan3 unb gar nidji mit ben übrigen

§eugniffen 31t oereinenbe Perlegung ber Safram entsfpenbung auf ITTon*

tag feitens Qlherefes oon Befferer, entgegen fteht enblich bie 2lusfage ber ein3igen noch Iebenben P flegerin bes Dichters, ber treuen UTaly, ber (Tochter feines ehemaligen Seblrtitjer (Sutsoerw alters unb Hentmeifters B a ie r. Diefe, bie betagte Heiffer K au fm ann sfrau 21malie XTTidjIer, hat bie le^te g e it abwechfelnb mit f?errn unb ^rau oon B efferer unb bereu ältefter (Tochter 2lnna, bie letjte Hadjt ausf<hlieblich am Kranfenbette ihres Ejerrn gewacht unb weif; fich fefjr genau noch ^er bamaltgen Por*

gänge in oielen (Ein3elhetten 3U entfinnen. S ie erflärt in Übereinftimmung mit (Eicheuborffs Schtoiegerfohne, ber fje rr B a ro n habe erft am XTTorgen bes dobestages bie hl* Safram ente em pfangen. (Segen \2 Uhr nachts oon ihr gemahnt, fich ITTebigin reichen 3U laffen, habe er biefe trot$ wieber*

holten (Erfudjens unb gu rebens abgelehnt mit bem f?intoeis auf feine am IfCorgeu ftattfinbenbe Kom m union. Diefe mit aller Beftim m theit ge*

machte 2Iusfage fprid^t wiber für buchftäbliche 2Xuffaffung ber 2Ingabe

£ubwigs oon Befferer, b. h* für ben 26. Hooember. 2tuch bas oon E?ertlein gefdjilberte Jtusfehen bes K ranfen, „bem bereits ber (Lob bie bleichen

§üge ins 2intli^ ge3eidjnet hatte", beim (Empfang ber IPeg3ehrung toürbe, follen mir fie nicht als blofje rhetorifche 2lusfdjmücfung anfeljen, beffer auf ben üobestag felbft paffen.

Dg[. H o t p a c ! a. a. © ., 5. 35.

(4)

^78 D r. 3- ® . W a tju c r ,

tPeniget glaublidj aber erfdm nt es, ba§ ber K ranfe bet jenem Sdjwädje3uftartbe ber lebten S ag e eine pollftänbige «Seneralbeidjte abge*

legt fyabe, wie Jftau 2lmalie ITCtdjIer geb. B a ie r r>erfic£?ert, pon ber Fam ilie

p o u B efferer bamals gehört 31a fyaben. lie g t ijier uicfyt eine Derwecfyfelung mit ber in articulo mortis erteilten (Seneralabfolution, bem ben Sterben*

ben rtacfy (Empfang ber Safram ente ober ofyne biefen bei Befu n bun g pon Heueempfinbungen gefpenbeten (Seneralablaf;, not, fo ift rielleidjt eine (Seneralbeidjte (Eicfyenborffs, feinem from m en Sinne entfprecbenb, in ben erften S agen ber (Erfraufuug, etwa an bem Pon feiner S o f t e r genannten ITlontage au3unefymen, w oran fur3 por bem Sobe, am niitttpod} ober Donnerstag, bie abermalige (Erteilung ber U)eg3ef?rung unb Spenbuug ber lebten © lung fiel? anfdjlofj. H ur fo lägt fid? bie 2lngabe Sljerefes pon Befferer, beren Datierung bocfy irgenb eine tatfäcfylicfye Unterlage fyaben mug, in (Einflang mit ben anberen geugniffen bringen, ^reilid? erflärt

^rau Utid^Ier, p o u einem wieberfyolten (Empfang ber Safram ente feitens ifyres ehemaligen fjerrn in jener lebten K ranffjeit nidjts 31t wiffen.

Soldjen fdjwer entwirrbaren tDiberfprüdjen Be3Üglid? bes Perfeb*

aftes gegenüber würbe bie Überlieferung P o m (Eintritt bes £ebensenbes felbft bisher burefy feinen g w e ife l getrübt. Die 5. Hacfymittagsftunbe bes 2 6 . Hopember wirb P o m B iograph en als bie ber 21uflöfung bes Didjters be3eid?net. S ie ift bireft genannt in Bertieins Srauerrebe, beffeu Datie»

rung jeboefy ebenfalls nur auf ben M itteilungen ber 2Ingefyörigen berufen fa n n ; waljrfcfyeinlid? genannt wol^I audj in ben B rie fe n bes (Ehepaares pon B efferer an ben B ru b er unb Schwager fjerm an n . Howacfs Derwer*

tung berfelben lägt bies letber nid?t mit (Sewifjfyeit erfennen.

3n auffallenbem (Segeufa^ ba3u beridjtet nun bie genannte rtod?

lebenbe 21ugeu3eugiu ber lebten Stunben (Eid/enborffs, ^ rau XTTidjler, ber £?err B a ro n fei am Dorm ittag bes 26. Hopember nid}t eben lange nad?

(Empfang ber Sterbefafram ente entfdjlummert. Die allgemein l?eute ausgefprodjeue itnfe^ung feines S obes auf ben H adjm ittag erfülle fie m it größter Perw unberung. Hodj immer fdjwebe ifyr bas erfcfyütternbe B ilb por 21ugen, wie fie fur3e gjeit naclj JDeggang bes öeiftlidjen, aus bem Hebenraum ins Sterbe3im m er gerufen, Freifrau Sfyerefe p o u Befferer an ber £eidje ifyres entfeelten Daters troftlos bie fjänbe ringen fal? unb aus ifyrem ITlunbe ben fd?mer3licfyen 2Iusruf peruafym: „H un ift uns unfere Iet$te Stütje genom m en!"

ITCeiue gjeugin ift uadj ben treuen Dienften, bie fie über ein 3el;nt ber pon iljr fyocfycereljrten ^am ilie (Eidjenborff geleiftet, fo pertrauens*

würbig unb befunbet bei ifyren ITtitteiluugen aus jener g e it eine fo feltene (Sebädjtnisfrifdje, bafj man über iljre itusfage unmöglich ganj

(5)

3°fept) oon ©rfjenborffs Sterbeftuube.

hinwegfehen fann. g u m minbeften fällt biefe für bie 2Infet$ung ber fir liehen CCröftung, wie gegeigt, fern er ins (Sewicht, währenb jene Vorm ittags*

fcene bes 26. ITouember im K ran Jen jim m er fich immerhin auch burdj eine cerfrühte Cobesannahme bes 3eitweife Bew ugtlofen erflären liege.

Unentfdjieben bleibt fomit ber (Termin ber Safram entsfpenbung an ben erlranften Dichter, 3tt>eifell^aft aber aud? ber bisher als gan3 be*

ftimmt angenommene geitp u u ft feines (Tobes. (Eine befriedigende

£öfung ber ^rage erfd?eint unmöglich ohne bie erneute forgfältige P rü fu n g ber mehrfach genannten Befferfdjen Sdjriftftücfe, ohne bie Beibringung weiterer Bew eisgrün de. Soldje fönnten nach bem 2tbleben bes am Sterbebette gleichfalls 3ugegen gewefenen H effen (Eichenborffs, Diftors non £arifdi, Sohnes feines Schw agers, bes damaligen Stabtrid?ters von Heuftabt ® . * S . fein: bas Z eugnis feiner nod? lebenben (Enfelfinder ©tto unb fjelene oon Befferer unb etwaige in ber ^am ilie bes 3weiten (Eidjen*

borfffdjen Soh nes Zlubolf erhaltene Ztadjtidften, falls biefe nicfyi bloß in einem ber an fjerm ann non (Eichenborff gefdjicften gleichförmigen Berichte (T^erefes non B efferer befteben.

Dem Biograph en unb Herausgeber ber neu frilifdEpen (Sefamt*

ausgabe ber IP erfe bes großen H om antifers erficht hier ein intereffantes, banfenswertes (Ein3eIproblem.

K oBbergcr B a u e rn .1)

i i .

S i t t e n u n b < S e b t ä u d ) e . Von

(E lifa b e th ® r a b o w s f i .

m it 3tr>et 2lbbilbungen.

^ein Staub hält fo gäbe am 2llten, hergebrachten, als ber B auernftanb. H ur langfam bröcfelt bie §>eit »on feinen (Sewobnbeiien, w as unhaltbar geworben ift, unb fo fom m t es cor, dag w ir B auernfitten gegenüberftehen, bie nicht nur für uns, fonbern auch fü r die B a u e rn felbft anfeheinenb feinen Sin n haben. Der Urfprung ber Sitte, bie unmittelbare Deraulaffurtg ba3u, ift eben im la u fe ber g e it verloren gegangen, ber lieb geworbene Brauch hat fich erhalten. (gerade ber B a u e r tut uidits ohne inneren (Stund;

') ^ortfetjung nus £jefi 7 biefes 3‘il|rgang,s.

(6)

1 i f a b e 11; © r a b o w s f i ,

es lägt fiel? bies bei gemiffenhafter ^orfdjung leicht nadjroeifen.

alle feine Sitten fiub, fie mögen auf religiöfem Boben flehen ober fidj um fein Fam ilienleben breheu, immer rücfmirfenb auf feinen Staub.

IPenn 3. 23. Brautm erbung unb fjo d ^ eit ber B a u e rn gern, ja faft immer im fjerbft »olbjogen merben, ober im ^afebing, fo ift bies leicht ba*

mit erflärt, bag fü r ben B a u e r in biefer g e it meuiger 2lrbeit im ^elbe üorljanben ift unb ber (Erlös ber (Ernte ihm bie mit einer f^od^eit »er*

bunbenen 21usgaben ermöglicht. Den Som m er burch gibt es in flehten Bauernm irtfdjaften meift leere (Eafdjen. (Es merben häufig aueb heute nod) bie nötigften lebeusm ittel, bie außerhalb ber UHrtfdjaft beforgt merben müffen, mit ZTaturerseugniffen bejafylt.

2ludj bie häufig nod? üblidje Brautm erbung am 21benb Ijat ibren (Srunb barin, bag ber B a u e r bie foftbaren Stunben bes d ages nidjt gern uerjettelt, 3um al ^elbarbeit ja immer t>on ber fyerrfcfyenben UHtterung abhängig ift. 3n manchen (Segenben herrfdjt Ijeute noch bie Sitte (Schön*

malb), ben B rautw erbern bei ihrem (Sange breunenbe late n ten poran^n*

tragen, audi am fyelleu S a g e . (Es erfdjeint uns bies fefyr munberlidj unb auffallenb. Umfrage bei ben beteiligten perfonen felbft Hart uns niebt au f; ber Sin n für biefe Sitte fdjeint oerloren. Denft man aber an bie früher gan3 allgemeine Sitte ber Brautm erbung in ben 21benbftunben unb lieft mau in alten ü jro n ife n non ben fdjledjten IPegen, bie befonbers in ©berfdjlefieu bie früher fet^r entfernten (Drtfcbaften miteinanber nerbanben, dou ber Unficberbeit in ben unbeleuchteten Dörfern unb Stäbt*

djen, bie noeb uor 50— 60 3a^ren beftanb, fo ift biefer Braudj

»öllig aufgeflärt. Der (Srunb für bas laternentragen fiel im la u fe ber geiten meg. Die Stragen mürben beffer, bie Brautm erbung banb ficb nidjt mehr fo au bie 2tbenbftunben, aber bie liebgemorbene Sitte, bie für ben Sin n ber B a u e rn etw as Feierliches au fich hat, blieb befielen.

Hodj eines w eit nerbreiteten Brauches mödbte ich erwähnen, ber, fo*

weit meine Beobachtungen reichen, (Semeingut aller B a u e rn ift.

fanb ihn bei beutfeben, mährifchen, ruffifdjen, flonafifchen, menbifdben ßod^eiten, audj bei oberfdjlefifdjen, noch häufig uor. 3 ^ meine bas lo sfa u fe n bes Ejod73eiis3uges in fremben (Semeinben. XITit Bänbern, Seilen, oft nur burch Burfchengejohle, wirb ber fjod^eitsw agen in jeber neuen Dorfgemeinbe angehalteu itnb nicht eher freigegeben, als bis bas junge p a a r fidj bureb (Sefcfjenfe losgefauft fyat. JTleiftens gefd?ieht bies burch einen C ru n f aus ber $ afche/ feltener burd; Kuchengaben ober gar (Selb.

Der Urfprung biefer Sitte mirb »erfdjieben gebeutet. (Eine Bäuerin in ©fterreidj fagte mir, bie B ra u t tnüffe fidj in bie neue (Semeinbe ein*

(7)

Xojjberger Säuern.

laufen, um Krauffyeiten 31t »erhüten. Dod? fdjeint biefer (Srunb ntcfyi fetjr wahrfdjetulidj unb ift nur eine Kom bination bes heutigen Dolfes.

tlatfadje ift es allerbings, bag »iele (Semeinben bas (Einheiraten F^entber ängftlid) meiben. 3^ Fenne (Segenben, in benen bas JTCäbdjen, bas mit einem fremben Burfcfyen geht, mit Spott unb fjofyn »erfolgt w irb, oft fogar ben © rt »erlaffen mug, in bem fte.rgeboren mürbe. (Es ift barum nidjt unmöglich, bag biefer Umftanb (Einflug auf bie r>orern>äfynte Sitte

23raut oor t>er ^aubung.

hat. Dodj hängt fie meiner 2infid?t uad? mit ber früheren Unfreiheit ber B au ern 3ufammen, bie, an bie Sd?oIle gebunben, biefe nidjt tnillfurlid?

»erlaffen burften. 3fyre (Srunbherren Sonnten fie aber freigeben, »er*

fdjenfen ober auslöfen. Perfudje, fidj biefer meift in (Selb beftehenben

£os?aufung 31t ent3iehen, mürben mit (Semalt »erhinbert. So lieft man in ben (SeridjtsaJten 3U H ybuif aus bem 3at|re \662, „bag fid? 211brecht inronue3 aus Sosnic30ttuce mit bes Jlderbiirgers plit»?a dodjter aus Hybuif fopulieren lieg unb mit ihr fori^og, ohne fie Ios3ufaufen. Da fe^te ihnen ber fjauptm anu mit Solbateu rt ad), bradjte beibe gefänglicfy

(8)

c E l i f a b e t t j ( S r a b o t u s f t ,

3ttrücf unb fetzte fie fo lange hinter Scfjlog unb Hiegel, bis fie bie £os*

laffung unb bie aus ber Verfolgung erwachfenen Koften mit n CEi)lr.

1,7 ggr. begatjli Ratten."

D e n \o. 3uni 1,660 waren für eine 21nna D o m f e \2 (Laler £öfegelb be3al|lt worben.

2ÜtjnIidje Derljältniffe laffen fid? überall aus ber g e it ber Unfreiheit ber B a u e rn nacfyweifen. m it ihrer B efreiu n g aus ber (Erbunter*

tänigfeit fielen bergleidje Sitten weg, aber bie (Sewofynfyeit, ben Braut*

3ug an3uljalten unb ein £öfegelb ein3utreiben, blieb befielen bis auf ben heutigen d a g .

So laffen ficfj faft alle uns fremb erfdjeinenben Bauernfitten erflären;

fie fiebert am Stanbe unb an ber Scholle. D as erflärt bie eigentümliche Crfdjetnung, bag B auernfitten, bie 3ahrf?unt>erte überbauert haben, oft fdjon in ber 3weiten (Seneration cergeffen werben, fobalb ber B au er feinen Stanb wedjfelt unb in frem ber Sphäre fein B ro t fudjt. lllit bem Bauernrocfe legt er liebgeworbene, burdj Überlieferung geheiligte Sitten mit unheimlicher S.chnelligfeit ab.

D as fantt mau auch in ©berfcfylefien fehr genau beobachten. über*

all bort, wo ber B a u e r feinen (Erwerb außerhalb ber £anbwirtfcbaft fudjt, ftirbt B auernfitte, Bauerttbraudj, wie ber Duft ber U^älber unter bem beigen 2ltem bes fjütten* unb (Srubenraudjes. (Es wirb immer fdjwerer, bas nodj üorbanbene 31t fammeln unb 31t ermitteln. Die neue § e it bat auclj eine ber fdjönften cEigenfdjafteit bes oberfchlefifchen B a u e rn mit bem (Sift ber gw ietrad/t burchtränft. D as freunblidje Z utrauen hat fid? in Uligtrauen gewanbelt, unb es gehört genaue Kenntnis bes oberfchlefifchen Dolfsd?arafters ba3U, um bie alte, nicht erftorbene, nur 3urücfgebrängte H aiüität wieber aufleben 3U laffen. Dauon fann ich mich häufig genug felbft über3eugen, wenn ich bie (Sehöfte ber B a u e rn auffuche — idj, bie nöllig F rembe, nur wenig polnifch Derftehenbe. gurücfhaltenbe ITiienen begrügen mich, freunblidjes fjänbefdiütteln unb w illiges (Entgegenfommen begleitet mich beim (Sehen. S o erfahre id/ manches, w as noch oon alter

Sitte im P olfe lebt, manches, beffen fid) bie 211ten nodj erinnern.

Don ben oberfd^Iefifdjen D olfstypen haben mid) bie Hogberger immer gan3 befonbers intereffiert, unb fo habe ich mir hier aud? bie grögte Utühe gegeben, non ihren Bauernfitten 3U erfahren, w as noch nidjt gan3

»ergeffen ift.

Heben bem fdjon früher erwähnten B a u e rn F ^ e f haben mir einige alte F rauen in £ h or3otü, auch einige Dienftmäbdjen aus Hogberg unb ein Beuthener Hebafteur e^ählt, w as fie felbft noch wugten. U?ie überall ift es in erfter £inie bie £jod?3eit, in ber fich noch manche Urfprünglichfeif

(9)

Hogberger Bauern.

bis auf ben heutigen S a g erhalten tjat. (Es würbe in biefen (Stählungen gan3 befonbers betont, bag es heut üorfommt, bag um bie ITTitgift ber B ra u t gesanft wirb, ja, bag bie Verlobung 3urücfgeht, wenn an ber ausbe*

bungenen Sum m e etwas fehlt. (Entfc£?ulbigt wirb bies mit ben heutigen fcf^Iedjten fe ite n . 3n früheren fe ite n w ar es Sitte, bag ber B räu tigam minbeftens fo reich w ar als bie B ra u t. Dies wirb heut nicht mehr fo ftreng genommen.

Hoch cor üier3tg, fünf3ig 3a b te n würbe in Hogberg ber £iebften 3ttr p fin gftjeit ein JTCaien gepflan3t. F ^ e ! erzählt mir wörtlich: x)

„D ie Burfdjen , bie ein ITtäbcfjen lieb Ratten, gingen am Pfingft*

fonnabenb in ben tValb unb fauften einen fdjönen, I^oljen £aubbaum com Förfter. Der würbe feiner 2Ifte bis auf eine Heine Krone beraubt, ber Stam m fpiralförm ig in breiten Streifen gefcfyält unb ber B a u m im (Barten ber £iebften aufgeftellt. 2lm anbern (Eag batte ber B u rfd je ben Stam m binauf3uflimm cn unb non ber Krone bes lITaibaums einen grünen S tran g 311 fyolert. (Er würbe auf einen (Teller gelegt unb ber £iebften überreicht, bie itm mit (Selb — \ bis 2 d a ler — auslöfte. Dann Ratten bie (Eltern ber B ra u t be.u Burfrben mit (Effen unb d rin fen 3U bewirten.

Sd?lieglid? gingen fie gemeinfdjaftlid? 311 bemjenigen (Sefyöft weiter, in bem gleidjfads ein ITTaibaum gefegt worben w ar. £?ier t>oll3og ficf? bas*

felbe S piel, fjatte bas lT?äbd?en ben Stran g, ber B u rfdje bas (Selb, 3ogen alle, audj bie Vorgenannten, 311m nächften ITtaibaum weiter. 3 cbe neu befugte Bauern w irtfd jaft hatte alle (Säfte mit ^Ieifd7, B ie r unb Sd m aps 31t bewirten. IVaren alle XTTaibäume im Dorfe befudjt unb bie (Sefellfd?aft gehörig angewachfen, ging es in bie Scfyenfe, in ber bis 311m ITCorgen getan3t würbe. (Segen 2lbenb holten bie F raiien Kuchen unb IVein 3ur allgemeinen B ew irtun g.

Die lITaibäume ftanbeu eine geitlan g im (Sarten ber £iebften unb würben bann 'Derbrannt, §w eige bauon in ben Dung geftecft, um ihn fruchtbarer 31t madjen. IVaren bie Burfdjen einem ITtäbchen gram , würbe ein perfrüppelter B a u m genommen unb mit £um pen behängen. „ S o ein B a u m ftanb niem als länger als eine Hacht, bas fann id? 3^nen fagen", er3ählte mir ein alter B a u e r, fchmun3elnb im felbft erlebten Erinnern.

Die eigentlid^e B rautw erbu n g folgt bann im £?erbft. (Entweber wirb ein iVerber in bas i?aus ber B ra u t gefdjicft, ber bie UTeinung ber (Eltern aus3ul]oIen hat, ober ber B urfdje geht felbft 3U ben (Eltern ber B ra u t. 3n feinem F aHe fommt ber IVerber mit leeren fjänben. (Er

J ) Piefe Sitte fcfjcint rein beutfcf/en Urfprungs. fanb fie unter ben mir befannten flatuifcl)en Stäm m en nidjt, bagcgen überall, too beutfdje B auern leben.

(10)

C E l i f a f a c t t ; ( S r a b o t u s f i ,

bringt £Dein, B ie r ober Schnaps, um bie (Eltern unb bie (Erwählte bamit 3U traftieren. EDirb bie (Sabe angenommen, hat er 311 troffen, im anbern Falle weig er fidj abgelehnt. Der Befucfj finbet im m er in ben 2lbenb*

ftunben ftatt.

Die

Fra9e

^er IHitgift bleibt uuerlebigt bis 3ur wirflidjen Derlo*

bung. Sobalb ber F reier „JV o rt“ Ijat, geht er mit feiner B r a u t 3um P farrer unb befteltt bas Aufgebot. D as B ra u tp a a r l]at fid) vor bem P fa rrer au einem t>on biefem beftimmten d age über fein Heligious*

befenntnis aus3uweifen. Drei EDodjen fpäter wirb bann bie E?odj3eit au einem ITTontag ober Dienftag gefeiert.

Früher, als bie £anbw irtfdjaft in ber ilogberger (Segenb nocfy blühte, mürben bie (Einlabungen 311t fjocf^eit burch berittene B u rfdjeu über*

mittelt. Die B rautfüh rer batten gewöhnlich biefes 2lmt 3U übernehmen.

~Sm Banbfdjm ud, ben S tran g am ßute, ritten fie non Dorf 31t Dorf unb luben'bie (Säfte oft in launiger tDeife ein. Dem Dorfälteften, einer Ejaupt*

perfon aller länblidjen E)od;3eiten in ©berfdilefieu, unb ben B rautjun gfern würben Stänbdjen gebracht. Dies gefdjab immer in ben 2lbenbftunben.

Vor fur3em nodj gingen 3©ei K tänjelherren am Sonnabenb nor ber Ejocl^eit non E?aus 311 Ejaus, non © rt 311 © rt, unb lubeu (Säfte im Ham en bes B ra u tp aare s ein. 21m Ejod^eitsmorgeu fyatten fie bie (Säfte nor ber drau u n g 3ufammen 3U rufen ; fie würben überall mit ID ein ober Sd jn ap s bewirtet. Diefe Sitte fom m t auch beute nodj nor, baueben wirb aber in reidjen Bauentfreifen mittelft fdjön geflogener K arte ein*

gelaben.

2lm Ejod^ettsmorgen nerfammeln fidj alle (Säfte, angeführt nom Brautw erber, im Ejaufe ber B ra u t. F rüt?er w ar es allgemein, bag ber B rautfüh rer blaue Ejofeu, ben taugen bunten Hod mit fladjen Knöpfen, ben breitranbigen EJüt mit B a n b unb S tran g gefdjmiidt, trug. Ejeut ge*

fdjiefyt bies nur uod) feiten unb ift aud? bann nur uod? ein fünftlidjes 21uffladern alter Bauernfitte. Dasfelbe gilt non ber drad^t ber Krän3el*

burfdjen unb *mäbc£jen, bie in einem früheren 2luffatj non mir genau be*

fcfyrieben worben ift. § u K rän3eipaaren werben immer nur Verlobte gewählt, bie felbft in fm^em ficb 3U ehelidjen gebeufen. Die Krän3e ber Krän3eljungfern finb biabemartig aus M yrte gewunben, bie ber Bräute nur gau3 fdjlid^t, and? ofyne Banbfcbmud.

Der F eft°röner, meifteus ber p ate ber B ra u t ober fouft ein älterer B a u e r aus ber Fam ilie, manchmal and/ ber Dorfältefte, trägt gelbe £eber*

l]ofen, einen blauen ITIantel unb bie übliche 'ShHsmüt^e. 2tudj bie

Frauen

legen ihren fdjönften Kleiberfd/mud au. IPeun fie ficfj in ber d rad jt genau nach alter Sitte richten, tragen fie norn unb rüd w ärts ein langes weiges,

(11)

Kojjbcrger Bauern. ^ g5

üom i^alfe tjerabfallenbes Battb, roeldjes bet ber ITtäbdjentradjt in biefer Form tuegfällt (aud? in Sd?ömr>alb). Sinb alle (Säfte oerfammett, fo (teilt fid? bie B ra u t 3U ihren (Eltern, ber B rä u tiga m 3U ben feinen. Der Feftorbner bätt eine 21nfpradje an bas B ra u tp a a r, an beffen (Eltern unb an bie (Säfte. iTtandjmal l^ält er wäfyrenb biefer Zerem onie ein Kreu3

Kränjelburfdje unb Krängeljungfer.

in ber fjaub unb befprengt 3um Sdjlufj ber Hebe in obiger Keitjenfolge alle mit lüeifyroaffer. Sdjlieglid? orbnet fid? ber § u g 3ur Kirdje, bie ITTufif unb ber F^ftorbner geljen uorau.

3u früheren ^aljren umritt ber Feftorbner breimal ben h°dj3eits3ug unb grüfjte nor jebem IDagen (Sott in ber bl. DreieinigJeit, bie er um Segen für bas B ra u tp a a r anflet^te.1) P o r ber Kirche macfjte er bas 1)1. Kreu3*

3eid?en, forberte bie anbern auf ihm 311 folgen itnb ging 3uer(t in bie Kirdje.

*) 5atuad) Ijanöelte es ftd? um fet;r grojje £jod?3eiten.

(12)

^86 i£ 11 f a. b e t f; © r a b o t r s f i

H a lb e m bie t?[. ItTeffe gelefeu worben ift, geht ber B räu tigam mit einer älteren B rau tju n gfer, bie B r a u t mit einem älteren Brautführer 3um 2lltar; bie S ta u u n g gctjt in üblicher IVeife, meift nach fatljolifc^em B itu s nor ficfy.

Viele abergläubifdje (Sebtäudje finb mit ben f^ocfjgeiisfeierlictjfeiteu fo eng uerfnüpft, bag fie tjier nicht unberücffid/tigt bleiben bütfen. Vieles banou ift auch an anbern ©rten ©berfcfjlefiens unb barübet hinaus befannt.

S o ftecft bie B r a u t fu rj not bem (Sange 3ur Kird}e ein Stücfdjen B ro t in bie Safdje, bamit es in ber (Ehe niem als baran m angele. ITtanch*

mal and? wirb B ro t unb Sal3 heimlich in bie Safdje bes Brautfleibes genäht.

IVer uou ben Brautleuten 3uerft bie Stufen bes 2tltars betritt, ober bie fjanb oben hat, währenb ber priefter fie mit ber S to la Derbinbet, behält in ber (Etje bas Übergewicht.

fje ll brenuenbe Ket3eu auf bem 2lltar bebeitten eine glüdlidje (Ehe, ftüt3t eine Ker3e um, bebeutet bies ben trüben Sob ber B ra u t.

§ u r © pfergabe forbert bie B ra u t (Selb t>om B räu tigam , bamit ihr bie herrfcfyaft über bie Kaffe bleibe.

Der (Einfauf ber B ra u t in bie neue (Semeinbe ift eingangs biefes iluffa^es fdjon erwähnt worben. 3^ habe e'ne fold?e Scene in meiner Kinber3eit anläglicfj eines Durcfouges einer Bogberger f^odjgeit nadj ber IHysIowi^er (Segeub in (Emanuelfegen felbft beobachtet. I>ie anläglid;

ber Sperrun g bes Braut3U ges überreichte (Sabe wirb auch F re^ ailf genannt, wie mir eine ältere B ä u erin et3ählte. Diefe Sitte wirb noch überall geübt.

ÜTanchmal 3erbricht ber Kutfdjer auf bem IVege d o u ber Kirche bie Peitfdje. (Er fagt: „(Es ift mir ein Unglüd 3ugeftogen"; bie B ra u t mug ihm (Selb auf eine neue peitfdje geben, bie er fchon bereit hält. Den Sinn biefer Sitte, bie auch nodj in ITCäbren fefyr Derbreitet ift, fonute ich nicht erfahren.

Hach ber S ta u u n g fährt ober geht ber gan3e £?och3etis3ug tu bie Sdbenfe; hier foll ben übrigen Dorfbewohnern (Selegenheit gegeben werben, bie £j0fh3eit mitgufeiern. (Es wirb getruufen unb getan3t; 3ur felben g e it werben d o u ben F lau en im f?od?3eitshaus bie Vorbereitungen 3um f j och3e’tsm ahl getroffen. Der Aufenthalt im (Safthaufe bauert immer einige Stunben, bann marfchiert ber f}och3eits3ug ins £?och3eitshaus.

D as UTahl ift immer reichlich. Suppe mit Hubeln. — bei allen B au ern beliebt — Hinbfleifch mit (Semüfe, (Enten, fjnhner, Schweine*

fleifdj, Kom pott n. f. w. Der B ra te n !om m t gan3 auf ben Sifch, wirb mit einem fjacfmeffer Dom Feftorbner gerteilt, ber bas Hedjt hat, fid? bas

(13)

Hogberger S a u er». 4 8 ?

größte StücF banon 31t bemalten. Da er biefen D o ^ u g manchmal tu grober IDeife ausbeutet, fommt es nor, bag ber B ra te n fdjoit tu ber Kücfye 3erteilt w irb. 3u reichen Bctuetnbäufern ift bie B e w irtu n g überreidj. Die (Säfte befommen d o u allem bie d eller fo gehäuft, bag es unmöglich ift, alles felbft aufgueffen. S ie erhalten groge B o gen P ap ier, in bie fie alles, w as fie felbft nicfjt effeu fönnen, einpacEeu unb mitneljmen bürfen, fo bag fie bie erften dage nad? ber f^odpgeit baljeim nicht 3U fodjen brauchen.

tDäfyrenb bes ITCafyles fpielt bie ITIufif fromme unb weltliche IPeifen.

Sow ohl in B auern * als auch in 21rbeiterfreifen hält ber Starofta ober ein Krän3elherr Heben, lägt bas B ra u tp a a r fyodjleben unb trägt (Sebidjte nor.

2luctj allerlei $djer3e werben getrieben. Die Köcfjiu fommt mit üerbunbener £?anb ins (Saft3jmmer unb flagt, bag fie fid? bei ber guberei*

tung ber guten Spetfen bie £?anb oerbranut habe (and? in M ähren).

(Es wirb oon ben (Säften für fie ein Sdjm erjensgelb gefam m elt. 2Jfynlidje Sc^er3e wieberfyolen ftdj mit bem gleichen § w ed , eine Dergütigung für geleiftete X^ilfe anlüglidj ber £70d?3eit 31t erlangen.

IDährenb bes ITIatjles barf weber B r a u t nodj B rä u tig a m Dom dtfcfye auf ft eben, es würben fidj fonft bie (Satten in ber (Etje nerlaffeu.

21m Schluffe bes 2Ttal)Ies erhalten bie (Säfte rttttbe Kudieu. 2ludj werben manchmal nodj bie fritie r allgemein üblichen, grogen runben Kudjeu auf ben difd? gebracht, bie ber F eftotbner 3erfdjneiben unb 3er*

teilen mug. Dabei werben allerfyanb Sdjer3e getrieben unb £ieber gefungen. Hadj bem 3Ttal|le geljt ber gcttt3e f}°d?3eitS3ug in bie Sdjeufe gurücf, in ber bis 311m M orgen getan3t wirb.

(Eine fefyr wichtige, nodj fyeut allgemein oerbreitete Sitte bei allen bäuerlichen B od^eiteu ift bie f?aubung (czepiny) ber B ra u t. Sie unter*

liegt aud? in ©berfdjlefien üerfdjiebenen F orm en. 3 n Hogberg Dol^ie!?!

fie fid/ in folgenber JDeife:

3m (Safthäufe nehmen bie F rauen gegen 3ebn Uhr, währenb bie (Säfte noch tau3ert, bie B ra u t in iljre ITTitte unb bilben einen K reis um fie. tüäljrenb bie ITIufif fpielt, wirb ber Ders eines £iebes *) gefungen unb um bie B r a u t fyerum getan3t. Die B u rfd jen fuchen babei ben K reis 3U bttrdjbredjen; gelingt ihnen bies, fo reigen fie bie B ra u t an fich unb füffen fie tje^ljaft ab. Hatürlid? w e r b e n fie d o u ben F r a n e n w ie b e r Der*

fdpeuctjt. Daun wirb ber 3weite Ders eines £iebes gefungen, in bem bie B ra u t 2tbfcfyieb nimmt d o u ifyren IT täbdje njatjreu. Dabei w ir b ber K reis um bie B ra u t immer enger ge3ogett, bis fie f ü r bie außerhalb bes Kreifes Stehenben nicfyt mehr 31t fetjen ift. Unter (Sefang wirb ihr ber Kratt3 aus

‘ ) Jjod^eitstieöer ftub mir nerfprocfjen uioröen.

(14)

488 (£ I i f a b e t lj ( S r a b o i ü s f i ,

bem £?aa£ genommen unb auf einen (Heller gelegt, ben ein Kinb bereit hält. Die F lau en fetten tf?r nun bie £?aube auf, bie bei reidjeu B au ern oft fetjr foftbar ift. (£s ift Sitte, bag bie B r a u t fid? gegen bas fjauben wel?rt. g w eim a l w irft fie bie £jau^e ijerab unb betjält fie erft beim britten m al auf. Huu werben lieb er gefungen, bie ben neuen Staub ber B ra u t gum P o rw u rf fjaben, ober au cf? nur Heben gehalten. Scf?Iie§=

licfy wirb ber K reis gelöft unb bie junge F rau ^em jungen ITTanne gugefüfyrt, ber feinerfeits uon ben M ännern um ringt unb eingefcfyloffeu worben w ar.

Früher würbe wäfjrenb ber h au^un9 ein lidjterbäum cfyen1 ) im S aale aufgeftellt, uor bem bie F rauen einen K reis bilbeten. 3n biefem Kreife mußte bie B ra u t, efye ibr bie £?aube aufgefetjt würbe, erft mit ber ülteften, bann mit allen anbern B rau tju n gfern taugen, fid? gleidjfam d o u biefen »erabfcfyiebenb. Dann fjatte fie nad? einanber mit allen F rauen 3U tan3en.

EDäfyreub biefes (langes gingen brei ^ a u e n im S aa le herum. €ine teilte Kuchen aus, eine anbere tPeiu, bie britte fammelte „in ben K rau 3‘‘, ber auf bem (Heller lag, (Selb für bie — h ^ b e - (Hs wirb bies (Selb gewölyn*

lirfj bis 3ur (laufe bes erften Kinbes aufgehoben. Unter (Sefang würbe bann bie B r a u t bem B rä u tig a m übergeben, ber ifyr IPein reidjte unb bann, nadjbem fie getrnnfen, audj ben anberen F rau en EDeiu anbot.

Damit fanb bie czepiny (£?aubung) ihren 21bfdjlu§. (£ine

bie id? erft Fürglich m itgemadjt, fjabe idj in bem 2lrtifel „D ie aus bem P o lfe" in ber §eitfdjrift „©berfcfjlefien" \906 oeröffeutlidjt. Hadj ber fjaubung wirb burdjgetangt. P o r ^ahcen noch würbe neben bem beutfdjen IPalger niel ber oberfdjlefifdje „o b ra c an y " g e t a g t . P o r 20 3ahren etwa ftellte fid? ber B a u e r mit ber B ä u e rin noch nor bie ITIufifanten, ließ fidj ein Stücf auffpielen unb fang ba3u felbft gebidjtete P erfe. P o r brei, nier 3afyren fam biefer Brauch, wie mir ergäbt würbe, noch uor, leiber treten in neuefter g e ii an Stelle ber alten hod ^eiislieber moberne (Saffenfyauer*

tänge unb * lieb er.

21m (Tage nach ber £70d?3eit finbet biefe in faft gleicher IPeife im fjaufe bes B räu tigam s ftatt. F rü^er follen foldje £?ochgeiten brei, ja uier (Lage unb barüber gebauert haben. 21rmere B a u e rn follen burdj folclje hochgeiten oft auf ein 3atJr hin ^urf|E? iu (Selbnot geraten fein, lladj ber fjochgeit wirb im £?ochgeitshaufe eine Hadjfeier für bie älteren grauen gehalten.

') D as ödjterbäumcfjen a a r lange g e it fyinburd; auch bei ben Sdjöntoalbetn Sitte anläjjUd; ifyrer fjod)3eitsfeiertid/feiten.

(15)

H ofbcrget Bauern. 489

E?err ^it5c? ergcil^Ite mir, bag au ob febon © f e ie r e an foldjen S ä u e rn * fyodj3eiten mit grogem ^ntereffe ietlgenom m en fjaben. S ie mürben ben B rau teltern oorgeftellt unb bann üou biefen eingelaben, blieben bie gan3e hod^eit I^irxburd? (Safte unb reoandjierten fidj mit S e ft unb Ungarn)ein, ben fie reichlich fpenbeten.

Don anberen Sitten ift mir nod? befannt, bag bie Hogberger jungen leu te am (Efyarfreitag Heine K reu je üou palm eu3m eigen biuben. Drei baoon merben nor Sonnenaufgang in bas ^elb getragen unb babei brei Daterunfer gebetet. h err ^ e f fagte mir, er fyabe in feinem leb en uiele foldjer Kreu3e felbft ins gefieeft. S ie follen B litj unb £ja9 d ab*

menbeu. „ F rü h e r", fo fagte m an mir, „Ratten mir bod? feine $eiuxvev*

ficfyerung unb audj feine foldje gegen IDetterfdjäben, ba betete m an oiel metjr unb fyielt auf alte S itten ". Jlucfy mar es übliefy, fidj mit 22* aff er 31t mafeben, bas am (Lfjarfreitag uor Sonnenaufgang aus bem geholt mürbe, bamit böfe Kranffjeiten fern blieben. „tD ir Bu rfd jen mufcfyen uns gleid? immer an © rt unb Stelle, oftm als in grögter K älte; es Ijat uns immer fefyr gut getan. tDir mareu feiten fra n f.“

Das (Siegen1) mit IDaffer an ben beibeu ©ftertagen ift auclj in Hog*

berg Sitte. (Ebenfo ber „(S o jf", bas fyeigt bas 2Iustragen bes ©fterbäum*

cfyens. Dte babei gefungenen lie b e r be3ogen fidj immer auf bie IDiri*

fcfyaft unb Ratten immer eine erbetene ©ftergabe 3ur F°^9e/ an meift armen (Sojfträger be3afylt mürbe unb uod? m irb; benn bas (Sojf*

tragen iftnod? üblidj. (Ein foldjes in Hogberg gefungenes (Sojflieb fängt an :

„ttTein Straudj ift grün unb fdjön gegiert.

Unfer £?err fjat fefjr fcfyöne Pferbe.

W enn bie Pferbe aus bem Stalle fommen, Springen fie mutig.

Die F rau ^es i?errn 'ft eine fd?öne F rcm*

Seine F e^ er tragen guten 2Dei3en unb £?af er u - f* vo-“

g u m Sd?lug tjeigt es bann feljr n aiu: „ W enn fie uns etmas fdjenfen mill, möge es nur fdjnell gefcfyefyen, benn mir finb eilig“ . (Semöfynlid?

merben (Eier unb (Sebäcf gefdjenft, manchmal auefy (Selb.

Die lieb er finb fetjr lang, leiber fefyr fcfymer 3ugänglidj. Die Heime nerlieren fidj in ber Uberfe^ung. 21ber gerabe foIcEpe lieb er fdjeinen mir für ben Kulturfyiftorifer nicfyt unmidjtig. Sie be3ieljen fidj im poluifdjen

*) § u m erftenmal fyörte icl? als (ErHärung bafür, bag CJJntjärxger bet £ef)te bei einet §ufam m en!unft am 2. ©ftertage nad; bem Eobe (Ojtifti non 3 u&en belaufet unb butef; IDaffergiiffe auseinanber getrieben roorben feien

(16)

4 9 0 x « E l i f a b e t f j ( S r a b o t u s f i ,

immer auf bie corfyartbene Situation, uub wenn tu einem fo lg en liebe pferbe, IDeijen u. f. tu. gelobt werben, waren fie and? fidjer in jener iSegenb norbauben. 2lud) bie Kleiber, bie getragen worben finb, finb in fo lg en Siebern oft genau befdjrieben. (Es fpricfyt baraus ber enge Sin n bes B a u e rn ju uns, ber nur für bas ~Sntereffe bat, w as ihn unmittelbar an gelt.

2lud? bie „IVlarganJa“ fennt man in Boßberg fel^r genau. Diefe ffifterfitte ift mir äußerft intereffant. (Es fntipfen fid? manchmal fehr hübfdje lieb er baran.

UTarjanfa, auch ben tDeuben nicht fremb, würbe mir nerfcfjieben überfet$t. (Einmal hieß es tTtarjanfa bebeute „(Sötze“ , bann wieber „unfere F rau " — eigentlich „tttu iter“ . tDenn audi biefe fehr alte Sitte, bie offen*

bar große ähnlichfeit mit einzelnen griedjifclpen ^rühlirtgsfitten bat, nicht ausfcfjließlidpes (Eigentum ber ©berfchlefier ift, fo haben biefe fie wenigfteits ihrem IPefen angepaßt, w as fich auch non nteleu bibltfdjen legenben nachweifen läßt. Die Frau fpielt im religiöfeu leb en aller mir befaunten S law en eine große Holle. Heben ber ITTutter (Sottes werben noch bie heilige 2lnna, lu jie , dherefe un& anbere fehr nerehrt unb mit (Eigen*

fd/aften ausgeftaitet, bie bie innigfte Derbinbung mit bem ITCenfc^entum befitjeit. S o ift bie heilige 2-lnna beu ITC äh rem auch uitfidjtbare £?elf erxtx bei (Seburten u. f. w. (Es finben fiel? in ITTähren niele fleine i^ügel, Steine u. f. w ., an bie fidj immer F raueTlfa3eia fnüpfen, bie in intern innerften tDefen immer wieber ber einen, ntelleidji in U ^eiten nerefyrten, weiblichen (Sottljeit gleichen. S o ift ihnen aucl? bie tftarjan a, bie int Deutfcfyen ben Üob nerförpert (Cobaustragen in Hieberfchlefien), bie

„ F r a u " , aud/ „unfere F ra u “ , m' r e*ne a^te B ä u e rin erflärte.

Früher würbe fie aus Stroh gebilbet unb fchöu angejogett auf langer Stange burch bie Dörfer getragen. Dabei würben lieb er gefungen wie 3- S . :

„tDir haben bidj mit Kleibern fchöu angetan Unb tragen bidj lieb, JTCarjana, nor uns her.

IDohin follen w ir mit bir gehen?

Hiemaub weiß uns bas 31t fagen.

Über jenen h % e l tragen w ir bidj

Unb werfen birf? ins tDaffer, ins tiefe, tiefe tDaffer."

(Es werben biefe Derfe mit fdjwerm ütigen ITtelobien begleitet. Dor einem B a d je ober einer Pfütze wirb bie tTCarjana ausgejogen unb er*

tränft. 3n neuefter § e it fah man ftatt ber Strohpuppen fünftlidje, fchöu gefleibete. B e i ben flawifdjen Frauen läßt fich in ber UTargaitafitte eilte

(17)

Hogberger Bauern.

fdjeue Verehrung bemerJen, bie erFennen läßt, baß ftdj tbre Porftellung non biefer ©fterfitte nidjt mit benen ber beuifefjen B a u e rn bedt. (Es märe mühevoll aber intereffant 3U ergrünben, welcher Bauernftam m biefe Sitte jwerft fannte, ber beutfcfye ober ber flatoifdpe. 3n Bieber*

fdjlefien mürbe fie 311 fe ite n ^riebrichs &es (Stoßen unterbrücüt,*) meil bie lü älber burch ben Derbtauch junger B ä u m e fetjr gefdjäbigt mürben. Darnach fdjeint fie in Hieberfdjlefien fehr netbreitet gemefen 3« fein.

2IIs Sdjutjpatron ber Boßberger gilt befonbers ber heilige 3fibor, befanutlidj ber Vertreter ber ianbm irtfdjaft. 3<t? me iß nicht, ob aud? bie Slam en bem ^eiligen ~Sfibor befonbere Verehrung ermeifen. Sel]r net*

breitet fanb icfj biefe Verehrung, menn fie mirflidj bei ben Slam en »orFommt, nicht. 3rf? weiß mich auf Fein biesbe3üglidjes B ilb aus ben flamifdjen Bauerrtbäufern 31t befinnen. Die männlichen, am meiften nerehrten fjeiligen ber Slam en finb : ber hl. HepomuF unb ber hl. 3° f ef, ^er Häbt*

nater gilt. 2luch ber hl. Florian ift niel, aber nicht überall in Slam enhäufern 3U finben. (Er mürbe früher and? in Boßberg fehr nerehrt, „Fommt aber, feit mir bie Verficberung haben, nidjt mehr fo häufig nor", mürbe mir audj in einem 3meiten Bauernhaufe 3iemlidj uain erFlärt.

3d? führe bie 2(usfprüche beshalb fo genau an, meil fie am beften ben DolFscfyaraFter be3eidjnen unb gleich3eitig 3eigen, mie B auernfitten entftehen unb nergehen. Die meiften finb mohl aus ber Hot unb ber ©hn*

macht gegen nerheerenbe B aturgem alten entftanben, manche bienen auch bem Spott übermunbener böfer fe ite n . D as bürfte 3. B . non ber Fafdjings*

fitte 311 behaupten fein, bie je^t noch *n ^er (Erinnerung alter Boßberger lebt. Darnach ritten grauen in ber F afd?ingsnacht 3ur (Erinnerung an bie übertnunbene fje jre ^ e it in großer (Sefellfd jaftJau f Schaufeln unb B efen im gim m er herum. Vielleicht ift auch fyier ber Urfprung anbers 3u beuten. IHir mürbe biefer Brauch gan3 Füglich non einem Boßberger B a u e rn e^ählt. (Er fd^loß mit ben IV orten: „baneben mürbe niel 2111otria getrieben 3111* (Erinnerung an bie E?e£en3eit".

') (Sottlieb .Jucfys.

(18)

49 2 ( S c r t j a r b ITT e n 3 ,

D ie Beliedelung K r e u z b u r g s .)

Forfchuttgen 3ur (Scfctjidjte ber Stabt K reujbu rg.

II.

Port

(5 e r I) a r b 111 e rt 3 .

)ie tatfädjlictjen V orgänge ber Sefieblun g unb bas heißt int (Srunbe bocfy nichts wefentlidj anberes als ber (germani*

fierung unfrer füblicfjen ©ftm arf liegen fo gut w ie gau3 in tiefftem Dunfel. Die lanbläufige, am weiteften Derbreitete 2tnfd?auung Don jenen (Sefdjefjniffen grünbet fid? im großen unb g a ^ e n auf 21nfidjten, bie fdjou uor f^unbert 3 ahren ausgefprodjeu worben.

Seitbem ift m an nicht Diel weiter gefommen. U lan fjat bas S efan n te ebenfotpenig berichtigt wie weitergeführt, Don Heineren g ü g e n abge*

feigen. D as liegt 3um (Eeil au ben leiber nur fpärlicfy fließenben Quellen, 3um’ d e il aber audj baran, baß 31t grünblicber Dttrdjforfdjung eine große Sum m e 3017er Kleinarbeit gehört, bie burch ihre £attgw ierigfeit unb £ang*

weiligfeit, leiber auch mögliche (Erfolglofigfeit, fetjr unbaufbar erfdjeint unb nicfjt gerabe befonbers anlocft. Unb bod? müffen fjier Fragen 3ur Sprache fommen, bie auf ben K am p f unferer Cage 3wifdjett Deutfdjtum unb Slaw entum , aus3ttfecbten auf bemfelben 23oben, bie hellften Streif*

lichter werfen, ja für manches Problem unfrer g e it erft bas gefdjicfjt*

lidje Verftänbnis, bie redjte IVertung ermöglichen werben.

IVie (teilen fiel? fo bie meiften bie A nlage unb (Einrichtung unfrer fdjlefifcfjen Stäbte n or? — (Einer oon ben alten pia(tenfür(ten, ber gibt irgenb wem bie (Erlaubnis, an irgenb einer Stelle eine (djöne neue Stabt art3ulegen. Der Hl amt geljt bann hin, fudjt fich bie nötigen £eute 3U *

fammen, bie auch im m er gleich 3ur £?aub finb, mtb grünbet feine Stabt.

211s (Entgelt für gehabte Illühe barf er in bem jungen © rt im Hamen bes fjer3ogs- ben leichter fpielen unb genießt mancherlei Vorrechte, bie mit*

unter recht Diel eiubringen fönnen. Die neuen B ü rg e r uerfchreiben (ich bann dou älteren Kollegen tm £anbe eine 21b(chrift bes magbeburgifchen Hechtes unb richten mit (Senehmigung ihres fjerrn ihr (Semeinwefen ein.

Damit ift bie Stabt fertig. S ie fann nun eine (Sered?tigfeit nach ber

‘ ) I. Ceil im »origen 3 al?r3 aT13 - • 24°ff-

(19)

Dte 23efiebeluttg Kreuäbnrgs. 493

anberen erwerben, fu tj bie üblichen Sdjicffale aller fdjlefifcben Sdjweftern erleben.

Sielet man fid? bie (Quellen au : fie werben biefeut allgemeinen S ilb e faunt wiberfpredjen, wenigftens nidji offen unb augenfällig. S ie laffen fich überhaupt über bas w irf lief? e (Entfiel;en ber © rte, ihr allmähliches Eüachfen gar nicht unmittelbar aus. ITC an muß fid) mit Einbeulungen begnügen. Unb irot$bem, w er ben größeren Bahnten ber allgemeinen örtlidjen unb jeitlichen Verhältniffe ftänbig im Auge hat, bem fann bie übliche Aufwartung nicht wahrfcheinlich bleiben, bem müffen Z w eifel fommen. S o ll bie Sache tatfädjlid? fo einfadj gewefen fein ? Sinb bie neuen ©rte wirflich gleich mit einem M ale fo fertig gew efen? Sinb bas tatfäcljlich immer unb ausfchließlich beutfdje M änner gewefen, bie fich 31t einem neuen (Semeinwefen in frembeut £anbe 3ufam m entaien? Unb follte ftdj biefes Dunfel, wenn man nur alle Hachridjten genau burd;*

fudjt, nidji wenigftens etw as aufhellen laffen?

S e i einem Verfucb, in biefer B ie tu n g allgemeiner 3utreffenbe, enbgültige, einigermaßen unurnftößlidje (Ergebuiffe 3U Cage 3U förbern, bürfte unter ben vorläufigen Verhältniffen faum fchon möglich fein. (Es fehlt bie Möglichfeit ber Vergleichung genauer (Eingelforfchungeu für üerfchiebene Stäbte (bei Dörfern bürfte bas (San3e noch fdjwieriger fein).

So mag corläufig einm al genügen, bas 3itfammen 311 faffen, w as ftdj für eine beftimmte S tab t nadjweifen läßt.

Audj bas hier (Erfeunbare wirb nur mehr für ©berfchlefien gleich*

falls nachweisbar fein. 3n ben (Segenben, bie ben beutfdjen £anben näher liegen, unb auch für größere (Srünbungen, an beren Stelle wo*

möglich urfprüngltd? fdjon größere Sieblungen uorhanben w aren, wirb mandjes im ein3elnen wahrfcheinlich — es ift nidjt ttnbebingi nötig — anbers gewefen fein.

§>unt erften M a l wirb einer S tab t gewöhnlich (Erwähnung getan in ber Urfunbe, burch ^ie fid? jemaub bas Hecht nerbriefen läßt, eine b e lü fte (Srünbung anlegen 31t bürfeu. F ü r Kreusburg gefdjieht bas im Februar

\253, unb 3w ar fprechen hier bie Krett3herren mit bem roten Stern 31t S t. M atthias in S re s la u bie Abfidji einer Stabtgrünbung a u s,1) V erw irf*

licht haben fie felbft aber biefe Abfid/t offenbar nie. IVir finbeu Kreu3burg 3U feiner g e it in Abhängigfeit ober auch nur als (Semeinwefen in näherer Se3iehung 31t bem ©rben. Der fpäter auftauchenbe (Erbcogt ber Stabt läßt fich nicht als M itglieb bes ©rbens nachweifen, fteht überhaupt nidji in Verbinbung mit ben Kreu3herren. Seine (Einfünfte unb ebenfo bie

’ ) P g l. Sdjlef. Heg. IXr. 805 u. 8^5.

(20)

m ( 0 e f I) a r b 111 e n 3,

erften Sdjenfungen an bie junge (Semeinbe werben fdjon com £?er3og unmittelbar felber angewiefen, ohne i>a§ babei bes © rbens irgenb wie (Erwähnung getan wirb. (Es gefchieht bas \2 1 $ unb H282.1) Auch hier aber

— unb fo bürfte es wofjl mit ben meiften fogenannten (Srünbungsurfunben ftehen — ift nicht bie Bebe oon ber (Einrichtung eines ftäbtifctjen (Semein*

wefens, wirb nicht etw a einer fertigen Stabt eine fertige Verfaffung ge*

geben. IVorum es fid} tjanbelt, bas finb oielmehr nur §uw eifun gen oon

£anb, Zubilligung oon Vorrechten unb (SerechtigJeiten. K u rj es l^anbelt fich im (Srunbe nur um Verfpredjuugen, bie erft oollen iVert unb über*

haupt erft IVirflidjfeit unter gewiffen Vorausfeijungeu unb Bebingungen erhalten fönneri unb werben. Die Hadjridjteu ber nächften § e it geben wieberfyolt Kunbe oon bem Beftehen einer Stabtgem einbe. (Es werben einige ITtale B ü rg e r ber Stabt erwähnt. (Es fommen V erfäufe unb (Süter*

auflaffungen oor. (Es gibt eine Kirche unb einen (Seiftlicfjen. (Segen (Eube bes ^afyrfjunberts — mit größerer (Sewifjheit — tauchen Confules:

Batm annen ber Stabt au f.2) Sinb biefe Hachrichteu auch nodj fo fpärlidj, fie jw in gen bodj, an bas Vorhanbenfein einer Stabtgem einbe 3U glauben.

§ u weitergeljenben Sdjlüffen forbern auf unb berechtigen anbere Bachrichten, ijau belt es fich bei ben oielfadjen Verpfänbungen Kreu3*

burgs 3unächft im m er bodj um bas gan3e £anb, fo tritt feit ^ 06, oielleidjt auch fdjon früher, bie Stabt wirflid? felbft als (Släubigerin au f.3) Kur3e

§ eit fpäter erwirbt Kreu3burg bas Sal3m onopol für bas gan3e (Sebiet.

(Ebenfo lohnt es fich, oon jetjt ab noch einen 3<*hrmarft mehr ab3uhalten.

(Etwa gleichseitig übernehmen bie ftäbtifdjen Behörben nach unb nach auch bie Bechtfprechung, bie bisher ein3elne ITtitglieber unb Vertreter ber alten, jetjt weit oer3weigten unb in ben £anbabel hinein gew o rfen en Vogtfam ilie beforgt hatten. Die Stabt ift gewifferm afjen münbig geworben. 3etjt erft ntüffen audj bie B ü rg e r bie teure Aufdjaffung eines eigenen (Exemplars ber Abfdjrift bes magbeburgifdjen Bedjtes machen. Die f^anbfchrift, heut ein Befitj ber B re sla u e r Stabtbibliothef, würbe 3ugleid? als Stabtbuch 3111* (Eintragung wichtiger Dinge benutjt.4) Die frühefteu berfelben flam men aus bem 3a^re W 8 . Anbrerfeits, als Daten anberer H atur (3um 3n fyalt ^es rechtlichen Seiles gehörig), werben einzelne 3 a^re aus ^er erften f^älfte bes 3ahrhunberts genannt.

Die Annahm e, ba§ bie £janbfdjrift etw a um ^ 0 0 in ben B e fiij ber Stabt x) Sdjlef. Heg. Hr. ^ 5 4 u. Urf. b. Stab t K . ttr. n. (S ta atsa rd ;. Breslau.)

■) Dgl. bie Hegeften ju r Sdjlef. (Sefd;.

") ^eibenfelb, <£tjronif 0. K . S . 29, bort audj bie weiteren Itacfyricfjten.

4) Die Kenntnis biefer Q uelle oetbanfe tdj einer freunblicfjen Utitteilung »on f?erm Dr. £jeYer*Breslau.

(21)

Die Seftcbelung Krei^burgs. ^95

gebracht worben, bürfte alfo ftimmen, ßumal bies fidj bem allgemeinen B ilb e 3w anglos einfügt.

D as mag einmal an Catfadjenangabert genügen. tüiew eit fidj bas baraus (Erfennbare nod? burdj Büdfcfylüffe aus fpäteren §uftänben unb Derbältniffen aufs befte ftü^en läßt, foll babei l^ier ber Kürge falb er nidjt im eingelneu uäl^er ausgefüfyrt werben. £Das aber läßt fiel? nun aus bem bisher (Sefagten fd^Iießen? gunädjft bürfte bas eine flar fein: es fyat bei*

nabe \50 3a^re gebauert, bis ber (Sebanfe, an ben Ufern ber Sto braw a ein ftäbtifdjes (Semeinwefen nad? beutfdjem ITtufter unb auf ber (Srunb*

läge beutfdjer HecEjtsoerljältniffe unb *anfdjauungen entfielen 311 laffen, 31t ooller tDirflicfyfeit geworben. Die erften, bie ben (Sebanfen gehegt, baben ibn überhaupt nidjt in bie C at umgefet^t. Unb es währte fdjon redjt lange, bis oon anbrer Seite unb ficfyer in anbrem Sinne bie (Srüubung tatfäd?Iid? in bie fjanb genommen würbe. Dann ift es aud] 3unäd?ft nur eine loofyl redjt Hein 311 benfenbe offene Sieblung, bie ba entftebt. ~Sm Dorbergrunbe bleibt lange § eit ber Dogt, ber 3unädjft wobl faum bem

£anbabel angebört, aber fefyr balb burd? ben reichen (Srunbbefit}, 3U bem er burdj fein Am t gelangt, in beffen Beibeit eintritt. (Er bürfte auefj 3unädjft bie wenigen (Sefdjäfte ber Stabt beforgt baben. (Erft nacf? unb nad? gewinnt bie Bürgerschaft felbft neben ifym felbftäubige B eb eu tu u g;

langfam enttDicfelt fidj ftäbtifcfyes £ebeu, bas ftäbtifdje Derw altungsform en braud?t. Damit toirb bie Beoorm unbung burdj ben fyergoglidjeu B eam ten unb ben (Sroßgrunbbefi^er teils läftig, teils aber audj unnötig, fo wie näm*

Itd? bie Siirgerfcfyaft im ftanbe ift, il^re (Sefcfyäfte felbft 3U beforgen. Kreu3*

bürg — unb fo bürfte es wobl ben meiften Heineren Stäbten ergangen fein — w ar alfo nidjt mit einem ITEale fertig; wenn audj längft oon einer Stabt gefprocfyen wirb, fo ift boefy nod? lange nidjt bas ba, w as mau mit bem B e g riff einer mittelalterlichen Stabt 31t oerbtnben gewohnt ift, oiel*

mel?r fefyen w ir bie Heugrünbuug langfam , in gan3 natürlicher (Entwicflung unter all ben uuoermeiblidjen Scfywierigfeiten nadj unb naefy entfielen.

Hun nocfy bie anbere, oielleidjt mefyr intereffierenbe F ra9e:

bie B ü rg e r wirHidj alle eingewanberte Deutfcfje? K u r3 : wie unb tooburd?

ool^ieljt fid? bie (Sermanifierung bes £an b es? Die ur!unblid?en Hadj*

ridjten geben barauf feine Hare A ntw ort. (Es bürfte faum eine gleid?3eitige einwanbfreie <£r3äfylung oorfyanben fein, bie baoou überhaupt berichtet, w as benn ba tatfädjlid? im \3. 3af?rfyuiibert — früher bürfeu w ir nadj Sd/ultes Darlegung in ber Silefiaca*Feftfd?rift bie Vorgänge niefjt fe^en — fü r £eute eingewanbert finb. Die Urfunben fpredjen immer nur baoon, baß £eute, weldje ift nicfyt gefagt, 31t beutfdjem Becfyt ausgefe^t werben ober baß einem © rt, b.b. alfo beffen Bew ohnern, beutfcfyes B edjt oerIiel]en

(22)

<S e r f| a r b ITT e n 3,

wirb. (Särtjlicfj geleugnet fann babei bie (Einwanberung irgenb welcher beutfdjer (Elemente natürlich nidji werben. (Einmal bat ja bodj bie (Ein*

führung beutfcber Kecbtsjuftänbe nur § w e d unb Sin n , wenn £eute nor*

hanben finb, bie bamit etw as an3ufangen wiffen. Dann aber finben ficfe ja aucb iaifädjlich beuifdje Ham en in ben Urfunben. (Eine gweite Frage bleibt babei nur, welcher befonberen A rt biefe beutfdje (Einwanberung gewefen fein m ag.

Die IDafyrfcfyeinlicfyfeit unb bie allgemeinen Perljältniffe fprecben bagegen — wenigftens, wie fcfyon bemerft, foweit meine Kenntniffe ber mehr öftlidjen (Segenben reichen1) — , baß w ir an eine fefyr ftarfe bäuerliche (Einwanberung glauben fönuteu. (gewöhnlich nim m t m an eben an, baß ein wahrer Strom beutfdjer B a u e rn ficf? nach bem CDfteu gewanbt habe, unb m an macht bas wahrfdjetnlich, inbem m an barauf hinweift, baß ein*

m al infolge ber K reujgüge im beutfcfyen P olfe bie tDanberluft wieber er*

wacfjt fei. Dann w ären ber Söhne auf einer Bauernfdjolle im IPeften fchon 3U uiele gewefen, baß »tele ausw anberu mußten unb wollten.

IDeiter hätte bas gelobte £anb hier am F uföe ^er Subeten gelodt unb gerufen. TTEan »ergißt babei nur, baß bie übergroße Be»ölferungs3unahm e tatfächlidj bod? mehr ober weniger £jYP°tf?efe ift, erfcfploffen aus mancherlei Catfadjeu 3weiter fjan b , 3U benen wohl auch ^er ©laube an bie ftarfe Ausw anberung nach ^em ©fiten gehört. Aber bas felbft 3ugegebeu, :»as muß bas für ein JTTenfchenüberfchuß gewefen fein, wenn er gleid?3eitig an bie »erfdjiebenen Kreu3heere, an bie in ber gleichen §>eit 3um Ceti ent*

ftehenben, 311m C eil mächtig anwadjfenben Stäbte bes weftlid/en eigent*

liehen Deutfdjlanbs unb noch an ben ©ften, wo im Horben bie Käm pfe mit ben Preußen auch ® p f er genug fofteteu, foldje TTCengen abgeben fonnte? ITT an bebenfe nur einmal, w as für eine ITTenfdjenmeuge allein 3ur Befieblung ber usoo beutfehen Dörfer gehörte, bie nach einer Bered?*

nung2) in ber erfteu Kolouifatiousperiobe in Schlefien angelegt fein follen.

Des weiteren erinnere m an fich auch an bie ungeheuren Schwierigfeiten bes Heifens in bam aliger § eit. (Es bürften fich auch wohl 3U einer Kriegs*

fahrt, bie mit B eu te unb Abenteuern lodte, w eit eher bie nötigen IDanber*

luftigen gefunben haben, mochte es nun nach patäftin a ober nach bem Slaw eulanbe gehen, »iel w eniger fdjou 3ur fdjweren ITobearbeit in einem bodj burd;aus nidji lodeubeu £anbe.

Daneben gilt es, noch eins 3U bebenfen. Die ian besherrn finb bod?

urfprünglich immer noch flawifdje Fürften. Selbft wenn fie eine beutfdje ') D gl. aud; TDarfdjauer, Die (Etfotfdjuttg b. <Sefcfy. b. beutfcfyen Kolonifation im (Dften. Korrefp.^BIatt b. (Sefamtnet. b. beutfdjen <Sefdj.= u. 2Htert.*Dereine. 1905.

2) Zladi m e in e n , C o d . d ip l. S il. V .

(23)

Die Beftebelung Kreujburgs.

(Einwanberung unb bamit bie (Serm anifierung ihrer £anbe begünftigen unb fogar felbet einleiten, muß es unb wirb es ihnen bocfj in erfter Heilje um bie fulturelle Behung ber eigenen ian besfin ber 3U tun gewefen fein.

Dem ftelle man bie Catfad?e 311t Seite, baß uubeftreitbar beutfdje Klöfter unb beutfdje Hitter tatfädjlid? ins £anb gefommeu finb. (Ebenfo tragen bie ZTTänner, bie mit ber (Einführung beutfdjer Recbtsüerhältniffe in irgenb einem © rt Betraut werben, meift beutfdje Ham en, ©b fie öfter ober immer ritterbürtig gewefen, mag bafyingeftellt bleiben, Kreu3burg ift oben uachgewiefen, baß ber Stabtuogt fdjließlirfj in ben ian b a b el eintritt.

Vielleicht gewinnt nach allem bem bie A rt ber (Serm anifieruug Sdjlefiens ein etw as auberes Ausfehen.

£jin3ugefügt foll hier nodj eine für Kreu3burg feftfteheube Catfadje werben, bie auf ben ftarfen (Einfcljlag flawtfcher (Elemente in ber B ecöl*

Jerung hint°eift. Die beutfdjen Ham en würben überrafcheub fchnell polouifiert, fobaß im \5. ~SahrI?ul1bert betitfdje Ham en fdjon 3ur Seltenheit gehörten, namentlich bie Doruam en — unb bie finb bam als bod? noch überhaupt ber Ham e — erfdjeinen gleich am Anfang in polnifcher F °rm , ftatt 3ohannes I?an?o, ftatt Cbom as Itlac3ef, ftatt H ifolaus Hic3fe u. f. w.

Hoch heili £ ruft man ja auf bem £anbe in ber Kreu3burger «Segenb ben fja n s Zjanet unb ben Heinrich fjeinbriffe! ober BeinbricEo, bie 3°h airna h a n fa unb bie K atharina K athinfa, unb fo ift es in ben 3weifprachigen Kreifen nuferer £)eimat u>ohI überall. Daß baueben bie urfunblidjen 2luf3eichnuugen neben ber lateinifchert fo häufig in ber älteren § e it bie bentfche Sprache aufweifen, währenb polnifche (Eintragungen erft fpäter auftauchen — in bem erwähnten Kreu3burger Stabtbudj ftammt bie ältefte polnifche (Eintragung ungefähr aus bem 3ahre H506 — , bas h«i anbere (Srünbe, bie in biefer geitfchrift uor längerer g e it einm al beleuchtet w ürben.1)

Alles 3ufammen genommen unb mit bem (Ergebnis bes erften Ceiles in Derbinbung gebracht, bürfte fich u>ohI alfo folgenbes B ilb non ber B e*

fieblung Kreu3burgs ergeben unb bamit auch uon feiner (Sermanifieruug.

Hachbem enblidj einmal bie (Srünbung ber Stabt 3m: Catfache geworben, beftel]t bas IPefentliche barin, baß ein beutfd^er ITtanu bie V erw altung als Vogt in bie fjcmb nimm t. D as bleibt folange, bis bie fid? natürlich, wenn aud] nicht in all3u großer Zahl, eingefunbenen Koloniften aus bem tPeften ftarf unb felbftänbig genug unb cor allem bie in bie Stabt eintretenbeu flawifcheu Sdjlefier aus ber näheren unb ferneren Umgebung ber jungen Stabt mit beutfchen Bed^ts* unb tDirtfchaftsoerhältuiffen rertrau t genug

*) gim er, Die Jlmtsfprndje in SrI|Iefien.

(24)

498 25. K u r p t u n ,

geworben, baß fie fdjließlich, nunm ehr wirflich S ü r g e r einer beutfchen Stabt, bie V erw altung ihrer eignen ftäbiifd/en (Sefdjäfte felbft übernehmen unb bem mehr unb mehr 3um (Brunbbefit$er geworbenen Vogte abnehmen fönnen. JV ir haben es alfo faum mit einer beutfchen Kolonifation als ber fjauptfache 3U tun, fonbern mit einer tatfächlidjen (Serm anifierung, mit einet Um wanblung ber flawifdjen Schlefier in beutfche Schlefier (beutfdj unb flawifd? babei ber K ultur, nicht ber Haffe nach auf3ufaffen).

Unb bas JHittel bei biefer Um wanblung w ar bas beutfche Hecht als ber tüefensiuhalt ber beutfchen K ultur.

Z u r P flege des oberlcblefiTcben E andkftaft$bildes.

Port H. K u r p i u 11.

in oberfchlefifdjes io falb latt brachte jüngft ein © ngefanbt, tuorin ein H aturfreuub barüber K lage führt, baß bei ber 33epflan3ung unferer (£hauffeen bie (Srunb3Üge ber Schön*

heit burdj bie ber §wecfm äßigfeit unb Hentabilität oerbrängt werben. (Er führt bafür 3wei Seifp iele an. !

3m erften hankelt es fich um eine (Ojauffee am Haube bes 3 n ^riftriebe3irfs. Sie w ar d o u großen p ap p ein unb überalterten Kirfdjbäum en eingefaßt. Die B ä u m e ha^ e m an feinergeit wenig forgfältig gepflan3t, benn eine gan3e § a h l ftaub außer ber Beihe, ba3u w aren bie fruchte ber Kirfdjbäum e ftarf entartet unb 3um (Sertuß unbraudjbar geworben. Die S ilb u n g bes Aftw erfs wich ftarf ron ber gutgepflegter ©bftbäume ab unb 3eigte mitunter gerabe3u grotesfe unb phantaftifche F°rnten , bie bem aufm erffam en IVartberer manches 3 nfer*

effante boten. (Hin ^ußmarfch auf biefer Straße gewährte 311 jebet 3ahres*

3eit reidjlidje Gelegenheit 3.U Haturbeobadjtungen, benn in ben Sau m * fronen unb 21ftlöchern niftete eine fehr gal^lreidje Vogelw elt, bie fict? im Som m er an ben Kirfchen ergötzte, bie mit Ausnahm e einiger fletterluftiger 3ungen niemaub mochte.

(Einige ber alten B ä u m e w aren im £aufe ber § e it eingegangen unb burch junge Kaftanien ober anbere iaubbäum e erfe^t worben, bie gerabe im beften JV adjstum ftauben unb bei geeigneter P flege fidj 311 wohlgeftalteten Sd;attenfpeuberij entwicfelt hätten.

Cytaty

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©ualrn, nidjt Sdjm u^ unb S ta u b , nid}t £ärm unb IDofjnungsmifere, nid/t H atu ra rm u t unb C eu eru n g, nidjt ungünftige wirtfd?aftlid?e unb gefunbfyeitlicfye,'

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