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Oberschlesien, 1909, Jg. 8, H. 2

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Academic year: 2022

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8. Jahrgang. « fiefi 2 . « mai iw».

..

cV,

berkbienen

Monatsschrift zur Pflege der Kenntnis und zur üertretuttg der Interessen Oberscblesiens

zugleich

Organ des Oberscblesiscben museums.

Herausgeber: Professor Dr. P. Knötel.

Die Wonatsfcfyrift „©berfcf?Ieflen" erfdfeint im Anfänge eines jeben tHonats.

Bezugspreis üierteljäbrlid? Warf 3,—.

Einzelne ^efte Warf t,25.

LS Bereitungen nehmen alle Bud?t?anblungen unö

|W_jJ| poflanflalten, foroie bie Derlagsbud?t}anbiung B&I/ÜP uo,t ®ebriiber Söfjm, Kaltoroit* <D.--S.,

Guftav Treytag als fördern der deutlebeit Kultur.

Don

3i#rnt 2t. HZ ii ft e.

JgjjMftic (Suftav 3reytag=(Scfellfd?aft 311 Kreugburg, tier (Beburtsftabt (Suftav greylags, bat fid? als elfte unb vornetimfte Aufgabe

>6ji|||j/

geftellt, bie Kenntnis ber Dichtungen (Suftav ^reytags 311 förbcrn unb fein Wirten für bie beutfd?e Kultur insbefonbere bet (Dft in arten burd? 5d?rift unb Wort weiteren Kreifen uorgufü^ren, wie burd? pflege ber f?eimats= unb Dolfsfunbe aus3ubauen.

Was (Suftav ^reytag bem beutfdien Polte burd? feine Komanbid?*

Dingen war unb geworben ift, wirb wie non feiner geit and? mit feltenen 2tusnal?men von ber (Gegenwart bantbar unb et?renb anerfannt. ^riebrid?

Seiler, einer feiner testen £ebensfd?ilberer, beginnt fein Wert mit bem Satter „Heben ^ritj Heuter ift (Suftav greylag ber voItstüm(id?fte Dichter bes neunzehnten 3abrl?unberts. €s gibt wo bl fd?roerlid? einen (Bebübeteu beutfd?er gunge, ber nicht feine ffauptwerfe gelefen hätte, unb auch in ben weiteren Kreifen bcs Polfes wirb man giemlid? tief herunter geben muffen bis man auf eine Sd?id?t ftojft, in welcher fein Harne gan^lid? un#

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56 21. ITC ü de,

befcmnt ift." lllacj bies Urteil Seilers für anbere (Segenben Wittel* unb Weftbeutfdjlanbs gutreffcnb fein, für feine fjeimatsprouing Sdjlefien unb bie ©ftmarfen bes Heicbs einfcbließlid; ©berfd?lefiens Jjat es leiber nid;t feine nolle Hidjtigfeit. Hör allem gilt bies festere non bem Wirten (S u ft a u ^reytags für bie b e u t f dj e Kultur. Kiefern Wirten (Suftau ^reytags für bie beutfdfe Kultur in weiteren Kreifen Kenntnis unb Herftänbnis in höherem Klaffe als bisher 31t fĄaffen, ift ber Zlnlaß 3u ben folgenben Ausführungen.

5iir bie obcrfcblcfifdje ffeimat (Suftau jreytags liegt bagu nod? ein befonberer 2lnlajg nor, ba feine ffeimat unb insbefonbere ©bcrfdjleften in ben lebten Jahrzehnten ben feit Jahrhunberten geführten Kampf bes Dcutf cf? turns mit ben flamifchen Stämmen um bie beutfche Kultur neuer*

bings in fdjärferer Eonart unb mit fd?ärferen Waffen gu führen gegmungen ift. Unb in biefem Kampfe hat (Suftau jrcytag fd?on non feiner Jugenb an bis gu feinem iebensenbe treu gur bcutfdjen fjahne gehalten, and; gu jenen traurigen feiten, in benen felbft bie Beften ber beutfchen Hation fd?on bie poffnung auf ben Sieg ber beutfchen Sache aufgugeben begannen.

(Suftau ^reytag gehört auch fchon in feinen erften Horfal?ren gu ben beutfd?en Anfieblerfamilien in ben ehemals flaroifd?en Eeilen Schlefiens, bie als fränfifdie ober tbüringifdre Austuanberer aus ihrer Beimat gegen, um ben Kampf mit ber herben unb bargen Hatur in ben rauhen unb un*

freunblichen Wölbern unb mit ben gäben flamifchen Stämmen feit bem T3. Jahrhunbert in rüftiger Kraft unb harter Arbeit für bie beutfche Kultur aufgunehmen.

(Suftau ^reyiag fchilbert felbft in feinen (Erinnerungen, bem Werte, bas er als berühmter Kulturfdjilberer am <£nbe feiner fd?riftftelle*

rifchen Eätigfeit fich felbft gefchrieben hat, ben Beginn unb Herlauf bes Gebens feiner familie in turgen marfigen Worten fo: „gtuifeben Sd?lefien unb pofen, ba mo ber Eieine Bad? prosna bie £änber febeibet, ragte in frühem UTittelalter ein umuegfamer (Srengmalb... Als im {3. Jahr*

hunbert Sd?lefien unter ben piaften mit beutfchen Anfieblern befehd mürbe, entftanb am Binnenranbe bes großen Walbes bie beutfdje Stabt Konftabt. §mei Weilen oberhalb mürbe burd; bie Kreugherrn uom roten Stern bie Kreugburg gegrünbet, bagu eine Stabt mit beutfd?em Hed;t... Auch öer (Srengmalb mürbe gelichtet unb mit beutfchen Dörfern befeßt. Witten im Walbe entftanb Sdjönmalb... Dort lebte ber ältefte Dorfahr, non bem Kunbe erhalten ift, Simon

^reytag, geboren ^578, ein Freibauer, mie bie Befißer bes pofes fid; nannten... Die Dorfatmen hielten unter flatuifchem Holte auf beutfche Art, mie man aus ben Hamen ihrer grauen fd?tießen barf,

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Stiftern ^reytag als ^jörbcrer ber beutfdien Kultur. 57

bie bis 311 bem meiner Illutter fämtlid? beutfd? untren." Hie ZT ad? to mmcn jenes Simon ^reytag leben nod? jet,t als Befitjer bes Schulzenhofes in Sd?önwalb, ttnb biefer Srltttlgettbof ift nacf? feiner Bauart, wie bie familie

^reytag. felbft, zweifellos beutfdjen Ursprungs. (Suftau ^reytag ift am

\3. Jittli 1816 3U K r e u 3 b u r g ©.<5. als Sohn bes Bürgermeifters, früheren Kreisarztes (Sottlob ^erbinanb ^reytag geboren. (Er preift es felbft als eine Rügung bes (Sefd?iifs, baff er als preufje ttnb als „ S d? I c = f i e r unweit b e r p o I n i f d? e n ® t e n 3 e " geboren ift unb als

„Kinb ber (Srenge früh fein beutfdjes Züefen im (Segenfat} 31t frembem Bolts tum lieben gelernt bat". (Er bebt babel befonbers Ijeruor, baff er „als erfte E?abe, bie er non feinem (Eigentum ben Borfal?ren verbaute, feinen Zlamett ^reytag als altbeutfdjen ITTännernamen rühmen muffe, ber in (Thüringen noch jet^t altheimifd? fei. ITT an hat in neuefter §eit uerfucbt, unb 3war in einem poInifd?*oberfd?lefifd?en geitungsblatie, (Suftau ^reytag tro% feiner eigenen Befenntniffe 31t einem polnifd?*

flatnifchen Stammesgenoffen ober gar 311 einem abtrünnigen polen, ber 3utu Heutfd?tum erft übergetreten fei, 31t madten unb hat bafür fid? barattf berufen, baff einseine feiner Borfahren fid? mit ber polnifd?en überfetpmg feines Hamens ^reytag in piontet genannt hätten. Hie Kirchenbücher non Schönwalb ergeben aber folgettbes:

(Ein Borfahre, ber Urgroßvater (Suftau ^reytags, mit Born amen 3 0 h ann Simon ^reytag wirb im (Taufbud?e unterm 8. ZTpril 1737 bei (Eintragung ber (Taufe feines Sohnes (Seorg (geboren 6. ZTpril 1737) in ber polnifdten Raffung einmal als piontet bezeichnet, aber fcfjon im 3ahre 1739 zweimal mit ^reytag genannt, bie ITTutter aber aud? im erfteu ^alle als HTarie 3nftiue Kntfd?in. Sein Sohn (Seorg

^rey tag ift ber (Srojjvater bes Hiditers (Suftau ^reytag, ber nad?=

malige paftor unb Senior in Konftabt. 3m (Taufbuche uont 3al?re 1708 ift ein 21bam piontet als pate erwähnt. Hie Sdjönwalber Kirchen*

buchet finb im übrigen nach bem geugniffe bes feigen paftors bafelbft lügenhaft ttnb bie (Eintragung ber früheren Borfahren bes Zlbam piontet baraus nicht feftsuftellen. Zlttch bie eines 3an piontet nicht, ber am io. ©ftober 1725 im Zllter uon so 3ahreu bafelbft uerftorben ift unb burd?

ffeirat mit ber (Erbtochter bes Schulsenhofes ITT arie Zinna Bictor, 19. 3uli 1699, biefen Ąof, bie fpätcre (Erbfcholtifei, in feinen Befiß unb in ben ber familie ^reytag brachte. Her Sohu biefes johann (3an) ^reytag unb ber Zinna geb. IBütcrid? ift jener Zlbam jreytag, von mütterlicher Seite alfo zweifellos beutfdjer Zlbftammung. Seine HTutterfpradje ift alfo Zweifellos bie beutfdje getuefeu, worauf bei ben polnifdjen (Dberfdtlefiern für bie Zlbftammung ja immer entfdteibenber IBert gelegt wirb. Hie

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58 21. lit tide,

lebten ^atttiliemtacfjticfyten grünben fiel? auf gefctjic^ilicfje fforfcbungen (Suftau ^reytags felbft, unb er fjebt in feinen (Erinnerungen Seite 6 betreffs bes Dorfabren Johann (3 an) unb feines Sohnes 2lbam greylag befonbers fervor, baß beibe, Dater unb Sohn, beutfdye grauen geheiratet haben, was in feiner familie bis auf feine Zttutter audi fpäter ftets ber Jfall war. 2tus ben obigen bagu nod? wedjfelnben "Kirchenbuchsangaben, bie wohl auf einen gerabe mehr ber polnifcfien Spradie guneigenben Kirchenbuchführer jurüc^uführen finb, ift alfo für bie potnifdje Kbftammung (Suftau ^reytags nichts 311 entnehmen. Das Dorf Sd?önwalb ift gleich anberen benachbarten Dörfern bes Kreifes, wie bie Kreisftabt Kreugburg felbft, nachweisbar eine b e u t f d) e 2lnfieblung unb (Srünbung aus bem 33. 3ahrhunbert unb es ift, wie bie genannten ZTadibarorte in ber ZK ehr»

gabt ber Bewohner noch heute wie immer beutfdj gewefen unb geblieben.

Die polnifchen ©berfdjlefier oerlangen banach ohne (Srmtb bie Um»

änberung ber Zluffdjrift (Suftau ^reytag» Straße in Beuthen ©.» 5. in (Suftau piontel» Straße ober wohl gar in eine gang polnifche Begeidpumg, bie ihnen uiclleidjt no di genehmer wäre. (Suftau ^reytag bat in feinem beutfehen ffeimatfreife Kreugburg ©.» S. feine gange 'sugenbßeit uerlebt mit Ausnahme feiner (Symnafialgeit in ©1s unb feiner Uniuerfitätsftubien»

geit in Breslau, wo er bann nach mehrjährigen Stubien an ber Uniuerfität Berlin 00m 3ahre 3839 bis 38-37 als D03ent auf germaniftifchem (Sebiete tätig war. 2lls foldjer lünbigte er guletgt eine Dorlefung: „über beutfdje Kulturgefchichte" an, bereu Zlbhaltung ihm allerbings, wie befannt, uon ber Jfafultät nid?t geftattet würbe. (Es ift biefe Borlefung für Sd;Iefien weuigftens fid?er bie erfte biefer 21 rt gewefen, unb ihre 21nfünbigung gibt ficheres Zeugnis bafür, baß ber bamals erft breißigjährige Dogent nid?t nur treu beutfdi badete unb fühlte, fonbem wie bann fein ganges (eben lang fd?on banach ftrebte, ben (Entwicklungsgang bes beutfehen Dolles uon ben Cagen ber Urgeit bis auf bie (Segenwart gefchiditlid? treu unb feffelnb in ber ^orm barguftellen. 3t?n locftc bie (Sefcfiicbte ber Zllenfchheit vornehm»

lieh als Kulturgefdiichte an, ber ^ufammenhang ber (Ereigniffe ber feiten unb ber 2tnfd?auuugeu ber §eitgenoffcn mit ihnen, alfo ber Bilbungsgang ber ZHenfchheit unb insbefonbere bes beutfehen Dolles war es, ben er er»

forfdjen unb fchilbern wollte. (Es ift naturgemäß, baß er, ber ja bis balpn weber im ZDeften unb Siiben Deutfchlanbs noch barüber hinaus perfön»

lidie (Einbrücfe unb Beobachtungen gewonnen balie, burd? feine Begiebun»

gen gur peimat unb ben Derleßr mit allen Stänben unb Kreifen feiner peimatprouing 311 ber Sdjilberung ber Kultur bes ©ftens, ber heutigen

©ftmarlen, befonbers Ipngegogen warb. (Er nennt in feinen (Erinnerungen felbft feinen Züerbegang „bas peraufwachfen eines (Eingelnen in ben fahren

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Suficm ^rcytaoi als ^örbctcr ber beutfcfjen Kultur. 59 ooii beu ^reifyettsfriegeń bis gur (Sriinbung bes beutfchen Kcicbcs" imb bio (Erinnerungen bejeicljnet er als einen einfachen Bericht über feine 3ugenb unb über (Erfahrungen, welche feinen Arbeiten Inhalt unb Farbe gegeben haben, unb fagt im (Eingänge ber (Erinnerungen, baff „Diele (Erb­

folge feines eigenen Gebens nur möglich geworben finb burch bie pabe, welche aus bem geben ber (Eltern auf ihn übergegangen ift unb burch am bores, was ältere Vergangenheit uns vorbereitet hat". IVas (Suftav Frey tag in feiner fpäteren (Tätigkeit als Schilberer unb Förberer beutfeher Kultur feinem (Elternhaufe, feiner Vaterftabt unb feiner fchlefifdien peimat verbanft, bas erzählt er in feinen (Erinnerungen eingehenb unb troß ber manches»

mal recht herben (Erfahrungen unb Schickfalsfddägc feines fpäteren Sebens in echt beutfefjer unb gemütvoll fd?lefifd?er 21rt. (Es würbe hier 311 weit führen, auch nur bas IViditigfte unb 53e3eidiuenbfte baraus 311 wieberlfolen.

Vie Sdiilberung feiner erfteu 'sngeubseit, ber erften (Einbrüche, bes Sehens unb lValiens in feinem (Elternhanfe, fein allmählidjes geiftiges (Erwachen, fein erfter Unterricht bei feinem ©heim, bem paftor Heugebatter, feine erften (Einbrüche in Dichtung unb Kunft finb gerabc3u meifterhafte unb gemütvolle Schilberungen einer froh verlebten 3ugenb3eit, bie er felbft fo fdüießt: „(Es war ein paushalt, fein Vaterhaus, wie es viele (Taufenbe in Veutfcfjlanb gab, aber bas heitere Sicht, weldjes burd; gliicflidjc päuslid?»

feit unb burdf bie §ärtlichfeit guter (Eltern über bas gan3e Vafein bes Kinbes verbreitet würbe, bewahrt ber ältere ITC amt in ber (Erinnerung als bas größte (51 üd feiner 3u9enb". Seine 3u9enb3eit fiel in bie fdjwere 3olge3eit ber Freiheitskriege. Sein Vater (Sottlob Fcrbinanb FreYtag war burch bas Vertrauen feiner Mitbürger fd?on vor ben Freiheitskriegen, in ber traurigen, ja vielleicht traurigften §eit ber preußifdjen (Sefcbidjtc, in ber geit ber (Erniebrigung Preußens burch ben korfifd?en (Eroberer, in bas 21mt bes Bürgermeifters, welches er fd?ou einmal bekleibet hatte, wie ber berufen worben. (Er hatte bie Saften unb ZVehen bes ruffifchen Folb3uges, bes FraTt3°fenPaifers Bapoleon, ben pin» unb Kücpug feines peeres unb feiner Verbünbeten unb bann nach ber Hiebet»

läge bes Kaifers ben bes ruffifchen Verfolgungsheeres mit burdjlebt unb war burd? bie bis3iplinlofen peeresteile unb »(Trümmer felbft in Sehens»

9ofahr unb gleich feinen Mitbürgern in frf?were Hot geraten. Die Bürger Kreu3burgs waren burd? bie Kriegslaftcn unb plünbernben peeresburd?»

3üge in ihrem IVolilftanb arg gefdjäbigt; ba gab es viel 31t orbuen, 31t fd?hd?ten unb 31t tröften, „(Täglich“, fagt (Suftav Freytag, „kamen bie Scute ptm Vater unb klagten, and? bie Männer rangen bie pänbe unb weinten

*tn Kammer um il?r (Scfcpicf. Da flog bie Kunbe von ber Sd?lad?t bei

■~eip3ig burch bas Sanb, unb ber Stop unb bie Fveube, bie biefer Sieg in

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60 21. Ill üc!e,

bie Seelen brachte, mar für bie armen (Srengfreife eine Bettung aus Der gweiftung, in Wahrheit ber Beginn eines neuen Gebens...

Die Kleinbürger wagten mieber für it^r eigenes, frieblidies (Sebeüjen 511 arbeiten. Die ITTenfcfyen hofften mieber. Die früher Wohlhabenheit Innungen ber putmacher unb Strumpfwirfer, wie auefj ber üueümadjer, bie ihre Waren früher für bas £anbvo!f bis weit nach polen gefdudt batten, waren gwar in ihrem (Erwerbe büret) bie Kriegsläufe, in benen ber Derfehr mit ber ^rembe abgebrochen war, arg gefetjäbigt unb befdjränft, unb bie beginnenbe IVtafdiinenarbeit machte im panbwerf mit jebem 3ahrc ben Derbienft geringer. (Es war eine §eit bes Büdganges unb ber erfteu Derfucbe auf neuen Bahnen, in weldje meine Kin bliebt fällt. (Es war aber bod) fefte ©rbnung in ber Stabt, in ber Derwaltung pünftlidifeit unb Sorgfalt, ben Bürgern gegenüber ein altfränfifdjcs, väterliches Begiment.

Die Ittenfchen lebten reblid), glüdvoll unb marmbergig mit geringen Be»

bürfniffen unb geringem Sdimucf ihrer Sage unb was vor allem ben Wert bes eingetnen tUenfchen beftimmt: bie fülle heitere pingabe an bie Pflicht bes Berufes unb bie treue Bnljangliipfeit an ben Staat waren wunbervoll ftarf entwicfelt... je bemann war patriotifd) unb jebertnaun war loyal."

Buch bie (Einbrüde, bie er aus feiner (Symnafial« unb Stubentengeit in (Dis unb Breslau gewonnen ImP mufften bei feinen fpätcren Werfen in bem fühlen unb panbeln feiner p eiben wiebe r gum Busbrud fommen unb finb es in gang ausgiebigem Klaffe in feinem erften großen Werfe, bem Kulturroman „ Soll unb paben“. 3n biefem Werfe, bas gwar erft nach feiner fchlefifcben unb Breslauer gebt, als er fdion in Dresben unb Eeipgig lebte, erf<hicn, verherrlicht er wohl als erfter unter ben beutfeben Schrift«

ftellern unb Dichtern feiner §eit bas beutfdje Dolf in feiner Cüdjtigfeit, bas beutfebe Bürgertum bei feiner Brbeit, feiner pingabe an bie pfliept bes Berufes unb ber treuen Bnbänglichfeit an ben Staat. Die pelben biefer Bomanbichtung finb alle gwcifetlos fcplefifcpen Dolfsfreifen unb bie bes Bürgerftanbes unb bes panbelsftanbes gwcifetlos Breslauer Kreifen unb polnifdvoberfchlefifcficn Dolfsfreifen nadigebilbet unb entnommen. Diefe Schilberungen bes (Treibens unb Stehens ber Bürger, ber Bauern, besBbcts unb ber jiibifdien pänbler in bem Werfe finb ohne Zweifel auf bie (Ein»

brüde aus ber Daterftabt unb ber 3ugeubgcit gurüdguführen. pierfür furg ein Bcifpiel: 3n feinen (Erinnerungen fdjilbert er einen ITT arfttag in feiner Daterftabt Krcugburg treffenb mit folgenbcm Satge: „Zweimal in ber Wo die füllte fiep ber Warft mit ben Wogen ber Stanbleute, bann fab man ein (Sewiibl gefebäftiger Wenfchen, Heine ftruppige pferbe, gahllofe (Setreibefäde, bie Bauernfrauen ber nahen poluifdjeit Dörfer in

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iSuftao jrcytag ais jörberer ber beutfcfyert Kultur. 6f

ihrer auffaltcnben (Tracht jübifdje ßänbler, bie fid; giełdy 2latcn ßmifdien beu Wagen binburdimanben, unb bie Hatsbiener, mie fie im Kmtseifer bie Stöde fcfyroangen, urn (Drbnung 311 erhalten". — HTan vergteid/e bamit bie Sdiilberung bes IHarFttages im 3meiten Sanbe non „Soli unb Baben"

(im vierten Sud;), bie in ihren be3eid;nenben Stellen mie folgt lautet:

„Hod] immer ift bet Htarfttag von Kosmin (Kreußburg) ber große (Tag für bie Itmgegenb; vorn frühen Htorgen 3iel;en ßunberte von Korbmagen mit 21derfrücbteu nad; ber Stabt, unb hoch auf ben Süden fißt ber breitfdjultrige Sauer unb bie Säuerin... 21 uf allen Straffen unb ^elbmegen ßieljt es ber Stabt 311, bie Keinen £eute fahren ihre (Sänfe auf ber Sabmer, unb bie ^rau trägt im Korbe bie Sutter ifiter Kuli, Seeren unb pilße...

Sor allen (Saftbäufern ber Dorftabt ftefen Saufen abgefpannter Wagen, an jeber ScbenFtiir brängen fidj bie ein« unb ausgetjenben £eute. 2luf beut XTTarft finb bie (Setreibemagen bidjt nebeneinanber aufgetan. Der große

Plaß ift bebedt mit runben Süden unb (Sefpannen... Unb in bem Siered ber funbert Wagen ßivifchen ben Knechten, PferbeFöpfen unb peubünbein minbet fidj aalgleid; ber jübifefe ^aftor tjinburdj, (Betreibe«

proben in jeber (Tafcf;e, in 3mei Sprachen fragenb unb antmortenb...

2lu ber (£de bes UTarftes hält auf feinem großen pferbe hoeferfaben ber iSenbarm, aud; er ift heut im (Eifer, unb feine Stimme Hingt lierrifdj über bas (Scmirre ber Wagen, tvelcbe bie (Einfahrt 311t Straße verftopft haben...

Weithin auf bie Straße tönt aus jeber SdjenFe bas (Sefumme unb (Sefd;rei.

Kuch bie Weinftuben finb gefüllt, unb ber Weinfaufmann fömenberg macht heut bie beften (Scfd^äftc, er h«t neben feinem Wein auch einen großen ßanbel mit (Betreibe unb Wolle, er verleiht (Selber unb ift ber Vertraute vieler (Sutsherrn... 3m pintersimmer gefds höher 3», bort finb bie (Ebelleute bes Kreifes verfammelt---- bort fpringt ber KotF bes Champagners 31m Dede, unb neben ben (Befdniften ber Woche roirb noch manches Zlnbcre verhanbelt... 3ft’s nicht politiF, fo rollen vielleicht bie Würfel auf ben <Tifd;, ober ein Spiel Karten fliegt aus ber Cafdje unter bie Weinglüfer...

Sie Sdjilberung bes Gebens unb (Treibens auf ben (Bütern bes

^anb ab eis meifen 3meifelIos aud; auf bie (Begenb um Kreußburg. Das fünfte Sud; bes 3iveiten (Teiles von „ Soll unb ßaben" beginnt bamit.

'Wie (Süter bes ^reiherrn lagen in einer (Ede bes Hosminer Kreifes, vörblich hinter bem Walbe bas beutfd;e Sauernborf Seuborf (KrasFau mit

■Ueuhof) unb meiter ab im (Often Kun au..., im Weften unb Süben öes (Butes grenßten Kreife mit gemifditer SevölFeruug, bie Deutf eben maren bort ftarF, reiche (Srunbherrn unb große Sauernbörfer faßen unter öen Slawen". Die weitere Schüberung muß man im ein3elnen in bem

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62 21. HI ij de,

Werfe felbft verfolgen, insbefonbere and? bic bes polnifdjen 2lufftanbes, bie audi viele 21nfläuge an bie oberfdjlefifdje fjeimat Guftav greylags enthält unb bamit bie Säuberungen vergleichen, bie er in feinen Grimte*

rungen, Seite 26 ff., von ber llntgegenb von Kre 113bürg macht.

ei feinblidjc JTCäcf^te finb es, bie Guftav ^reytag uns in „ Soll unb ßaben“ in lebensmahrer Schilberung vorführt, nämlich: eine äußere feinbliche ITtadjt, bie bas Deutfeh tum unb beutfebes Wefen unb Arbeiten am liebften mit (Bemalt vertilgen möchte, unb eine anbere mehr inner*

1 i di e Gegenmacht, bie ber rüdficbtslofen Geminnfudjt unb gemiffenlofer Gefdjäftsfdjlauheit, bie "ben arbeitenben unb fefjaffenben Stäuben beit £ohn ihres Schaffens 311 entringen fndit. ITT an muß fidj vor allem beim Sefen biefcs Hornaus „ Soll unb If oben" gunädift gegen*

ivärtig hatten, baß er bas Wert für bie ehrenfeften It reife bes beutfdjen Bürgertums in ber traurigen 3cit vor unb na di bem Bevolutionsjaljre I8%8 fchrieb, tvo neue 3been unb plane für bie Dcrbefferung von Staat unb Gcfellfdjaft allenthalben emporfproffen, ja fich faft überftür3ten. Guftav ^reytag mollte mit feinem Werte nicht neue 3been bringen, nicht bie Welt, ben Staat unb bie Gefellfdjaft verbeffern, er mollte bamit nur bas Selbftgefüht ber beutfdjen Biirgerfdjaft ftärfen unb neu beleben. Gatt3 bejetdjnenb ift hierfür, wie ber plan 311 „ Soll unb pabcu" bei iljm entftanben. Gr fdjilbert es in ber Horrcbe 31t bem Wert felbft: Wie er an einem ladjenben ITTaiabenb an ber Seite bes Ifei"3ogs Gruft von Koburg*Gotlja auf bem fdjönen Gallenberge ftanb unb über fo mancherlei mit ihm fpradj, über bie Hermirrung ber leßtvcrgangcnen 'Sahre, über bie IlTutlofigteit unb träge 2(bfpannung ber ZTation, über ben Beruf ber Didjter, bie gerabe in foldjer 3ßit bem Holte jiir tfreube unb Grljebung einen Spiegel feiner Giidjtigfeit Vorhalten fällten. Da würbe er fidj bewußt, baß er, um ben geitgenoffen ein Buch 3ur Gr*

bauung unb Grhebung in fdjweren Gagen 31t fdjreiben, fie auf bie Quellen ber Güdjtigteit hinweifen müßte, weldje unter Geftrüpp unb Geröll Ijalb verborgen unter ihnen floffen, baß er ihnen 3eigen müßte, wie fie biefelben neu aufgraben unb ber 2lllgemeinheit uiißlidj madjen tonnten. 3h1u fdjien es bamals als ein bes Sdjweißes rvürbiges bem beutfdjen

Holte bas halbverlorene Selbftvertrauen wieber3ugcben. Dies Beftreben würbe ihm, wie er turge 3eit nachher in einem Briefe an fferiog Gruft fdjreibt, bie 21 ufgäbe feines Gebens: „Dem Sdjönen in ebelfter ^orm ben hödjften 21usbrucf 311 geben, ift nidjt jeber 3eit vergönnt, aber in jeber foli ber erfinbenbe Schriftfteller waljr fein gegen feine Kunft unb gegen fein Holt. Diefe Waljrljeit 311 fudjeit unb, wo idj fie fanb, 311 vertreten, Ijalte ich für bie 21ufgabe meines Sehens.“

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Suftav ^rcvtag als ^örbcrer ber bcutfcfjen Kultur. 65 Su ft au ^reytag fcbrteb „ Soll unb ffaben" allerbings gunädift für bas beutfdje Bürgertum ber ernften unb traurigen ftfeit um bas 3ahr 18^8, unb er bat mit biefetn IVerf aud? nachhaltig für bie Bilbung unb (Ergießung bes bamaligen Sefcijlecfjtes nuferer Datei gur (Tat gemirft. „Zfunbcrt*

taufenbc haben burdj ihn bas Bcmußtfein erhalten, mie tiidjtig unb brau ihr Dafein ift, mienie! Wärme, Siebe unb poefie audi in ihrem mühevollen Scbeu gu Sage fomntt, fie finb alle bttrdi ihn freier, reifer unb glücflieber geworben'', fdbreibt pad’länber bariiber. ■— „(Es ift ein guter ^ortfdjritt innerhalb ber Hationalentmitfelung, ein edites, rechtes Stiid Sehen, ber Do man „ Soll unb ffaben“, ber am meiften in beutfdjen Bürgerfamilien gclefenc.“. . . . Darum erhielte Soll unb ffaben audi eine gang befonberc Wirfung in ben Kreifen bes Bürgertums unb ber beutfcbcu Familien, bereu Stotg unb Sichling ber Homan alsbalb mürbe. 31t 25 Auflagen mar er febon am Cube ber 1880 er 3(ihre verbreitet, unb man fann mol]!

°*lne Übertreibung grabe betreffs biefes Wertes fagen, bas es feinen üeutfehen unb feine Deutfdie, bie nur irgenbmie auf bas Beimort gebilbet Hnfprud: erheben, gibt, bie ben Homan nicht ein», groei» ober mehrere Wal gelefen haben. (Es ift fein Homan, ben man beut lieft, morgen anbern cm*

pfiehlt unb bann vergibt, fein geiftiger 3nhalt gebt in ben Befitg feiner Sefcr, bes Dolfes, über, unb er lebt unb mirft in uns beftimmenb für unfer Denfen, (Empfinben unb Urteilen. Das Wert hübet einen eiferneu Beftaub in ber Dichtung unb Kutturgefdiidjte nuferes beutfd^en üolfcs.

Cs ift auch, mie nebenbei bemerft roirb, fdion im 3ahre 1857 in brei englifchen Überfettungen unb in einer ruffifd?en erfreuen; fpäter finb auch Überfettungen in anbere frembe Sprachen gefolgt. Hu di bie litcrarifdie üritif hat ben Hornau von Hnfang an gutreffenb unb günftig beurteilt.

Sdjon in ber ^ranffurter geitfehrift Dibasfalia vom 3ahre I860 heißt es bariiber: ^reytags ganger Wirffamfeit ift ber Charaftcr einer abgc»

nmbeten, felbftänbigen perföniidjfeit aufgeprägt.

3n feinem Suchen nadi Wahrheit in Kunft unb potitif, nach Waß unb Selbftbeberrfchuug im Sehen, in feiner mannen Siebe gum Daterlanbt, in allem ift ber (Brunbgebanfe, ber bei bidjterifdiem Schaffen unb politi*

fd?en (Erörterungen ihm bie Seele beßerrf dit: ber Wunfch, fein Half ftarf unb ßolg auf bie innere üiiehtigfeit machen gu helfen.

Hoch ucuerbings urteilt ffetmannJlnbersKtüger (Wefter»

Wanns Wonatshefte Hummer 4 von 1907) barüber rühmenb: „Sreytag will eben auch hiftarifdi betrad?tet fein; mas er gab, mar für feine u>cit fiel unb von um fo höherer Bebeutung, weil er es in leicht faßlicher unb öoeh vollenbeter rfortn gab. L Darum fdilug fein Buch fofort, mie eine Hombe in bas große publifum... Die Hation, vor allem ber Staub,

(10)

64 <E b. 3- 21. 5 d; o 13,

ber tjier 311m erften UTale in ber literatur ohne Übertreibung unb oline Ungerechtigkeit gegen anbere Stäube verherrlicht mürbe, bas Bürgertum fühlte bas and?. „ Soll unb ifaben" ift bis auf ben heutigen (Lag ber

£iebIingsroman ber beutfchen Bürgerfamilie geblieben... (Suftav

^reytag foil es unnergeffen bleiben, mas fein Roman für bie Bilbung biefes (Sefchlechts unb feiner Unter roar... (Er ift feiner nuferer großen Dichter geworben, aber er roar ein Stiebling feines Uolfes unb tnirb es roo^l and? bleiben." Ebuarb (Engel ((Sefdjicbte ber beutfdfen iitteratur, Bb. 2, S. 927), erkennt an: „Der Roman fdjilbert in ber Cat mit ben kräftigen färben ber IDabrbeit oielgeftaltiges beutfcfjes geben, rote benn überhaupt von ^reytags beiben ffauptromanen gefagt roerben muß, ihr gebenskreis umfpannt beinah bie ganje beutfdje Welt... unb überall beroegt ficb ber Dichter auf bem feften Bo ben ber felbftgefchauten Wirklichkeit. Die Eejerroelt atmete freubig auf: ... in ^reytags „ Soll unb ffaben" bekam fie enblidj UTenfchen 311 fehen, bie einen ^roeck im

geben hatten... bas beutfdfe Bürgertum batte feinen Dichter gefunben unb belohnte ihn burcb eine Beliebtheit, roie fie fo anbauentb kein Roman«

bidder je genoffen bat." (Sortierung folgt.)

Bus dem Eeben der $cbein=netzfliiglcr.

Unter befonberer Berüdfiditigung ber oberfdileftfdjen Urten.

1TEit 4 Ubbilbungen.

Don

C b. 3. R. S d; o I 3.

te Sdjein «Heßflügler, Pseudo Neuroptera, rourbcn früher allgemein gu ben eigentlichen Heßflüglern, ben Oerroanbten ber Umeifeujungfer unb ber Skorpionsfliege, gerechnet, bis man in neuerer §eit fie aus gmingenben (Srünben bei ben (Serabftiiglern untergebracht hat. ~Sm Uolksmunbe audi „ Sdineiber"

genannt, pflegt man fie both meift iibellen 311 nennen, welcher Harne bekanntlich ber §immermanusroage entlehnt ift. (Ehe mir uns mit ben gebensäußermtgeu biefer bem Uolksgemiit fo fympathifchen Kerfe näher befdjäftigen, erfdieint eine Darlegung ihrer KĆSrperbefcbaffenheit fdion bestvegen geboten, um bie notroenbige Uerbinbung 3uüfdjen gebetts«

roeife unb ©rganifation gebülfrenb hervorheben 31t können.

(11)

2Ius beru Sieben ber Sdjein^Hetjfliigler. 65 U^te bei allen Herfen, fo bat auch 6er £ibelfenförper brei fjauptteile, KoPff Brujt unb Hinterleib. 21m Kopfe bominieren bie 2tugen, wenigftens tei ben meiften 21rten. Sie finb in ber Zjauptfache nach kem Schema allen an beten gufammengefeßten 3nfcEtenaugen gebaut, aber wegen ber anijerorbentließen, bolzen ^acetterijal)! befonbers ausgegeidptet. (Eine fnjt allfeitige Umficht geftattenb, fann bie Libelle mit ihnen felbft, wie aus

^t'r Stellung ber Kriftallfegel 311 fcfyliejjen ift, bie mit ben Dorberbeinen unterhalb bes Kopfes feftgel]altene 23eute betrauten. Pie ZTeroenfäben

^er 'Eingelaugen burdjbrecfyen bie Ipntere 2tugenwanb unb gelten gum

®berfcfjIunb»(SangIion, wofelbft bie Beigwirfungen aller (Eingelaugen mabrfdjeinlidj als ein (Sefamtreig empfunben wirb. 2Iußerbem fielen n°d? auf ber Stirn brei punftangen, bie ©cellen, benen man bisher gwar nur eine uutergeorbnete Bedeutung unb £i<htempfinbung gufdirieb, in benen man aber jedenfalls bie bisher nodi unerforfdjten (Gleichgewichts«

©rgane biefer 3nfeften gu fucfyen bat. Bei einer Prellung bes Kopfes unb bamit bebingter Zlbweicfjung besfelben non ber Zforigontalen würbe ailf ber einen Seite ber fforigont nerfchwinben, unb es wären bann ben

©teilen jene ^unftionen eigentümlich, wie fie ben Bogengängen ber Wir*

beitlere gweifellos gufommen. So plaufibel uns nun auch biefe (Erklärung bor ©cellenfunftionen erfdjeinen mag, fo barf hoch nicht nerfdiwiegen werben, baß fie menigftons für bas (Gebiet ber Sibellen nur erft bypo^

tbetifeben ZPert bat. ZTidit rein gufällig ift es jebenfalls, bay bie £ibellen«

laruen, bie nur in flehenden (Gewäffent norfommen, entweber ber ©cellen follpänbig entbehren ober nur rudimentäre ©rgane biefer 21 rt haben.

2'tur bei Calopteryx, wo bas £aruenlcben n u r an fließendes UZaffer gebunden ift, hat auch bie £arue woblausgebilbete ©cellen. Zf öffentlich Slücft es nun bald, aud? ejafte Beweife für biefe meine perfönliche 21uf«

faffung beigubringen. —311 näd/fter ZTähe ber punftangen flehen bie Keinen, kastenförmigen fühlet, über deren §wecf wir noch nichts Sicheres wiffen.

Pie untere Kopffeite nehmen ausfchließlich bie IHunbteile in 21m fprudj. Per ZK unb wirb non oben durch eine unpaare reebtedige platte, kie ©berlippe, unb non unten durch bie breilappige Unterlippe, entftanben kurd? Derfdjmelgung mit ncrfchiebenen anderen ZTebenmunbteilen, ner*

fchloffen. Parunter, alfo für gewöhnlich nicht fichtbar, liegen bie eigen!«

Itdjen ^reßwerfgeuge, ber ©ber« unb Unterliefet, bie beide mit nieten fdjarfen Kaugäbnen nerfehen find unb bie ben £ibellen auch den wiffen«

fehaftlidien ZTamen ber ©bonaten eingetragen haben. Piefe Kaugähne wüffen ihre 2trbeit felp- grünblidi nerrichten, außerdem I?ilft eine rege Bornerbauung gang wefentlidj bagn, baß ber Speifebrei ben dünnen

„Kopfftiel" audj paffieren fann.

(12)

66 <Eb. 3. H. 5 d; o 13 ,

ZTäcbft bem Kopf ift bie 23 ruft ber b i elfte ©eil bes Eibellenletbes, ift fie bod? bic 21nfagftelle für bie 3at?Ireicf?en ITtusfel ber 23eine unb ^liigel.

~Sebcr ber letzteren beftebt aus jiuet Sc£?ict?ten (beru ©ber= unb Unterblatt), bereu jebe von einem fomplpierten Syftem oon £ängs= unb ©uerabent burchjogen mirb. Betbe Sd?id?ten lagern fo biebt aufeinanber, bafg ihre 2lbern genau aufeinanber paffen unb mir nur ein 21berfyftem 311 feł?en meinen. Don ihnen führen mand?e, befonbers bie Eängsabern, 231ut, mährenb bie ©uerabern me ift l?ot?I finb. 3n ih^r (Sefamtheit uerfteifeu fie ben ^lügel, (Ein Derbiegen mäl?renb bes Ringes mirb nod? befonbers burd? eine 2(1130!?! non Eängsfaltungen — im ©uerfdjnitt feheit mir eine Zidyadlinic, ä(?nlid? benen bei einem papierfäd?er — unmöglich gemacht.

21m (Srunbe ber ^liigel finben fid? nod? 3arte päutd?en, bie Membranulae, über bereit Zmed man ebenforoenig unterrichtet ift mie über ben ber foge»

nannten ^lügelmale am ©betraube unb in ber 2Kil?e ber ^liigelfpige.

Die Beine mit ft art bebornten Schienen finb typ if die Raubbeine.

Die notbeten bienen 311m ^eftl?alten ber Beute, auf ben 3tnei hinteren Beinpaaren rul?t bie figenbe Eibelle. Beim (Sehen mirb immer nur bas ITtittelbein ber einen Seite unb bas Darben» unb pinterbein ber anbeten Seite 311 gleicher Zeit aufgefegt, fo bag ber Körper immer nur auf brei Beinen ruht.

Das 2tbbomen ober ber pinterleib ift immer bünner als Kopf unb Bruft. (Er ift runblicb, aber guroeilen and? plattgebrüctt. Seine 3et?n 2lb=

fdfnitte ober Segmente finb vielfach mit farbigen Bänbern unb fonftigen Zeichnungen gefd?müdt. Das 3meite Segment enthält beim lTtännd?en bie eigenartigen Begattungsorgane, bie vor ber Dereinigung ber (Sefchled?ter burd? Krümmen bes pinterlcibes mit Samen gefüllt merben. Die roeib«

lidjen (Sefd?lechtsteile liegen im ad?ten Segment. 21m (Enbe bes 2lbbomens finben fiel? fonberbate 2(nl?ängfel, bie Appendices, in ber 2tbbilbung 2 unb 3 gut fid?tbar. Die oberen 2(nal«2(nl?änge finb paarig, mäl?renb bie unteren in ber Regel unpaar finb. Derbauungs=, Rervenfyftem unb Blutumlauf bieten menig von anbeten 3^feften 21bmeid?cnbes. Relativ groß erfdjeint ber in ber pinterbruft gelegene, flafdjenförmige Kaumagen.

Die Sd?eimRegflügler haben eine unvolltommene Dermanblung, unb unfere bergeitige Kenntnis von ihrer (Entroidelung ift völlig un3m reichenb. Sdjon über bie (Eier vieler 21rten miffert mir nid?ts, unb bas liegt ßumeift an ber merfmiirbigen 2lrt ber 2lblage. 3m allgemeinen legen bie eigentlichen Eibellen, Libelluliden, il?re gallertförmigen (Eier bireft ins ID affe r ab. Die (Srofflibellen, Aeschna, Anax unb fömtlid?e Scblanfiungfern, haben einen fogenannten Sagebol?rer, ber fie befähigt, ihre (Eier unter bie Oberhaut von XDafferpflangen abjulegen. Agrion unb

(13)

2lus betu geben ber 5d?ein4te^flüg(er. 67

Lesles bleiben bei her (Eiablage in päreben vereinigt, b. h. bas IVtänncben l?ält mit ben 21ppenbices bas Weibchen an ben (Einfdmittcn ber Dorberbruft 9efaßt. Sie geben ins IDaffer hinein, ertriufen aber nidjt, ba fie von Suft»

blafen umgeben fiub. Der ^lügelfuß, Platycnemis pennipes, geht inbeffen nicht ins IDaffer. Die (Sefcfytediter bleiben wohl audi vereinigt, aber bas Weibchen feßt fid? auf Sdiwimmblättcr, bie 23Iiitenfd?äfte ber Heidß'ofen, unb )tectt nur bas piuterleibsenbe ins IDaffer. Don ber (Epibermis ber Pflanzen roirb eine Schuppe losgetrennt unb bas (Ei barunter gef droben.

5ie meiften Sibeüeneier finb mehr ober weniger gelblich. 2lus ihnen entroideln fiefj Sarnen, bie als typifefje tDaffertiere mit Kiemen verfemen finb. Die Sd?lanfjungfern haben äußerliche, fogenannte Sc^roanßfiemen, bie aus brei propellerähnlichen Slattern befielen unb erforberlic^enfalls leicht burd/ Regeneration erfeßt werben tonnen. Die weitaus größte Ć5atjl ber Sibellen bat aber Darmfiemen. Die Unterlippe ift hier ein 3U»

verläffiges (Sreiforgan geworben unb wirb als ^angmasfe begeidinet.

Don einer größeren f^al/I von 21rten fennt man bie Sarnen überhaupt nod?

nicht, unb itjr Sarnenleben bauert ficber länger als meift angenommen wirb, -o muffen wir bei ben in ©berfcblefien geitweife nid/t feltenen Sibeilen Libellula rubicunda unb Cordulegaster annulatus eine breifädrige (£nt=

micflung annehmen. (Erftere 21rt lebt felbft in ben Schmußgräben bes 3nbuftriebe3irts. Sonft werben allgemein fteßenbe (Sewäffer beno^ugt, nnb nur bie IDafferjungfern, Calopteryx, tonnen bas fließenbe IDaffer niefd entbehren, W03U fie, wie oben fd/on erwähnt würbe, auch gau3 he»

fonbers organifiert finb.

Die Sibellenlarven freffen alle tDaffertiere, bie fie überwältigen können, unb ftellen gewiß bei i lirem nal^3u unheimlichen 21ppetit einen

^attor für bie moberne ^ifd^udit bar, ber etwas mehr 23ead?tung verblend, man ihm bis jeßt hat 3uertennen wollen. Das gilt befonbers von ben Larven ber (Sroßlibellen, ben Aeschniden. (Sehen bod/ biefe „IDaffertiger"

manchmal fogar außerhalb bes tDaffers um 311 rauben.

Dor 21bft"hluß ber puppenreife bilben fiel/ bie 2ltemlöd/er (Stigmen)

^cr 23ruft 3uerft 3111" Suftatmung aus, unb bie Quere, bie bisher meiß topf»

Unters faßen, fteefen nun Kopf unb 23ruft aus bem IDaffer heraus. Ziehen

*>et maugelnben Preßluft ift bies bas fid/erfte geidjen ber bevorftehenben Derwanblung. Dor biefer wirb bas IDaffer neriaffen, unb bie Zlymphe Famt nun gan3 bebeutenbe (Entfernungen 3urüdlegen, ehe fie einen geeig»

ueten piaß 311t Derwanblung ausfinbig macht.

23et ben (Sroßlibellen geschieht bies am fpäten Zlad/mittage unb bc^

Złachts, bei ben eigentlichen Sibellen unb ben S<hlan$jungfern aber vor Einbruch bes Hages bis in bie frühen ITtorgenftunben hm ein. 2ois bie

(14)

68 Cb. 3.%. S4ot3,

Eibelte 3ur ~\nfeftenjagb fällig ift, bauert es aber unter Umftänben mehrere Sage. Die frifdj gefddüpfte Imago läßt ßunärbft von ben herrlichen färben bes gefdjlecfjtsreifen Sieres wenig alpten. Sei Aeschna cyanea Müll, uollßietjt ficfj eine Umbilbung bes pigments berart, baß bie beim Jungtiere fahlen, weißlichen ^arbentöne bes Hinterleibes firf? über gelb, gelbgrün 3um Stau bes im pubertätsftabium befinbltdjen 3nfefts entroicfeln. Ztus bem 23 raun ber Sruft wirb babei Dunfelbraun, aus bem bes Hinterleibes Sd/wa^. Das ^lügclmal färbt ficfj non Schneeweiß in Sditoar3 um.

ITtan bat früher ben Färbungen ber Sibelten innerhalb ber nerfdjie*

benen Zlttersftufen unb bem feßr ausgebilbeten ©efchledits* Dimorphismus nicht genügenb 23eachtuug gefchenft. Die ^olge ift eine üppig wudjernbe Synonymie. Um nur ein Setfpiel 3U geben, würbe bie in ©berfdjlefien bis in Jnbuftrieftäbte hinein häufige fchottifdje Eibelle, I.ibellula scotica, bes Dononan uon Eiune flaveolala, non (Ebarpentier nigra, non (Enersman nigricula, non lilii Iler cancellata unb non Stephens pallidistigma genannt.

21uch bie ^liigel bes ? — ob. Weibchens 3eigen in befonberen fällen gelbbraune Färbung, bodt nerfdiwinbet biefelbe roieber im 2tltcr.

(San3 nerfdpeben banon ift bie ZTeigung ber 211pen=(Solbjimgfer unb bes Dicrflecfs 311 Derbunfelungen ber ^lügel. (Eine fel]r bunfle ^orm ber letzteren, bie ich fßer nbbilbe, ift non mir als ab. Ditirichi befdjrieben

Itbbilb. v

worben. Sie ßeid;net fid) außerbem burch gelbe SrufP unb f^interlcibs^

feiten genügenb non ber Stammform aus.

Über bie eigentümliche Segattung ber Eibellen, bei ber bekanntlich bas Weibchen von ben oberen Unalantjängen bes Wännchens feftgeßalten wirb unb fein Ubbomen nad; bem im ^weiten Segment gelegenen Segattungs»

Organen bes leßteren krümmt, kann id; mir wohl eingel;enbere Ungaben fparen, bod; I;a^en wir monogame formen in ben Schlankjungfern Agrion, Lestes, Platycnemis. Die meiften Eibelluliben l;ulbigen aber ber Polyandrie, was man oft unb fidier am Dierflecf beobachten kann. Dom ftotjeften (Sefd;fed;t Anax, bas wir mit „Herr" überfcßen, wiffcn wir, baß

(15)

Hus bem geben ber 5d?ein=2ftet5fliigfer. 69 felbft auf meiten lüafferftäd?en immer nur e i n ITtänndfen 311 finben ift, öas eiferfüdjtig in feinem Hemer fein anberes ITlänndjen ber 21rt bulbet.

fommt fiter gelegentlich 311 erbitterten Kämpfen, wie auch 6ei ben polygamen Aeschna#2trten.

Hlle Eibellen wanbern mehr ober minber; ber Dierfled, auch IPartbem übelle genannt, manchmal in enormen Klengen. 3905 würbe 3mifdien Reuthen unb Königshütte auch ein anfebnlicber §ug ber gemeinen Eibelle, Libellula vulgata, beobachtet. 23ei ^uglibellen Imnbelt es ficb anfcheinenb

JIbbilb. 2.

Jlbbilb. 3.

ZHe lefjten Zfinterleibs« Segmente non Cord, aenea, 2 lateral, 3 ventral.

imtner um imgepaarte Stere, (Entgelte Hrten firtb art eine gang beftimmte Eartbfdjaft gebunben. Die vom Verfaffer in (Dbcrfd^lefien entbeifte Hlpengolbjungfer, Somatochlora alpestris Selys, würbe bisher nur in einem Hemer gefunben, bag fid? von Hithammer über paneuntif nadr Petromig erftrcdt, alfo wo ITToormalö mit feinen typifd?en Vertretern, bedum palustre Vaccinium uliginosum, vorfjanben ift. Agrion ornatum Hey. ift nur auf Sorfwiefen innerhalb berfelben £anbfd?aft angutreffen, to«hrenb bie §wergfd?Iatifjitngfer, Agrion pumilio Charp., nur in einer eng begrengten ©rtlidjfeit bei pctrowig gefeiert würbe, wo in ben fdilatm mißen (Stäben etc. fiefj reidjüdje Hafeneifenfebimente ttieberfd?lagen.

Biefe 5orm fdfeint alfo an ftarf eifenhaltigen Hoben gebunben gu fein.

Von Schmarotzern werben (Ei unb Jmtago ber Eibellcn verfolgt,

^ngerft gierli^e, Heine IVcfpen bewohnen bie (Eier ber größten Schlank jnngfertt. Sie finb fdeiner gu beobachten.

ffättfiger fieht man an ber f%mago rote bis orangefarbene Kügelchen, iür fidj als bie Earvett von ZVaffermilben, Hydrachniden, barftellen unb

(16)

70 <E b. 3. H. 5 d? o [ 3

insgefamt ais Acarus libellulae D. G. begeid?net werben, bie aber fraglos fid? als 311 einer gangen Beit?e von 2lrten gehörig einmal entpuppen bürften. f)br 2lufentbalt am £ibellenförper ift nid?t gufällig, ba fie immer bie d?itinöfe Oberhaut verleben unb and? an ben ^liigelabern nur an jenen fid? vorfinben, bie 23Iut führen. 23efonbers merfwürbig ift ber Sitj ber parafiten bei ber gemeinen (golbjuugfer Cordulia aenea L., roo fie in ben lebten Segmenten bes pinterleibs in ber verbreiterten Baud? rinne oft, wie bie ZIbbilbungen geigen, in gang bebeutenber §al?l fitgert. 3n fo!d?er ^ahl trifft man fie aber nur bei ben UTännd?en an. Die Sd?Ianf*

jungfer, Lestes nympha Selys, trägt häufig, ein eigentümlicher Zlnblid, gwei biefer Ulilbeularveu nebeneinanber an ber Unterfeite ber ffinterbruft.

Dod? nicf?t jebe £anbfcf?aft beherbergt parafitifd?e Hydra chidden. (Es gibt vielmehr (gewäffer, bie gerabegu als ITtilbenhcrbc angufel?eu finb, wie id?

bas in einem Ccid?e gwifd?en 3amm unb Borofcf?au im ltreife Hofenberg gefunben habe.

Das problem bes £ibellenfluges barf als gelöft betrachtet werben, lit an fann fid? leid?t übergeugen, baß bie £ibellenflügel in gang anberer Weife funftionieren als g. 23. bie ber Dögel. Die Spitge bes Dogelflügels befd?reibt immer eine (Ellipfe, bei ben £ibellen aber ift bies eine ,-'figur bie ber arabifdien Ziffer 8 ähnelt.

Die ^lugfähigfeit ber Ztrten ift fel?r verfdjieben unb man fann fie ohne §wang bieferhalb in brei (gruppen unterbringen:

(gruppe. Die (grofglibellen, Aeschniden. Sie finb bie beften unb ausbauernbften Flieger unb fteigen gu bebeutenben E?öl?en felbft über bie Wipfel bes E?od?waIbes auf. Anax fliegt bei Sonnenfehein ftunbenlang, ohne fid? gu fetgen.

2. (gruppe. §u ihr gehören bie meifteu 2lrten ber (gattung Libellula im weiteren Sinne. Sie fliegen feiten bis gu ben Wipfeln bes podjwalbes auf unb hüben bas 23ebürfnis fid? öfter gu feigen.

3. (gruppe. (Enthält bie fd?Ied?teften Flieger unb befteht ausfd?liefg=

lieh aus Schlanfjungfern. Ulan fönnte fie and? £ibellen bes Habens nennen.

3c 11 ad? ber ^Iugfäl?igfcit ift natürlich and? bie 2(al?rung verfd?ieben.

Die erften gwei (gruppen nähren fid? von fliegenben 31'fcften, mdt?renb ben Sd?lanfjungfern me ift nur fitgenbe Blattläufe u. bergt, gur Beute werben.

Das £ibelleuleben, bas ber Imago, beginnt, von einer überwintern*

ben ^orm abgefef?en, nid?t vor Utitie HTai. 3^re £ebensbauer ift nicht befonbers lang, bod? fönneu fotcf?e formen, bie nicht gur paarung gelang*

(17)

21 its bem €eben ber ~\

tenf febr woffl eine Ausnahme madjen. 'S'1 <Dberfd?leften überfielen broi Wirten, Lib. scotica, vulgata, Aeschna cyanea, bie erften ZLrchtfröfte irn f?erbit unb tummelten fid) 3. 23. fgo? bis Anfang ZTooember.

3n meinem Pergeid?nis ber fd?Iefifd?en Libellen l?abe id? 6\ 21rteti unb gwei neue ütofalförmeu nad?gewiefen. 23ei nur 1 \ mittclcuropäifdieu Wirten ift bies gewiß eine ftattlidje bie fid? auch bei grünblid?fter

Durd?forfd?ung unferer £?eimatproning nur gang unwefentlid? nod? nad?

oben oerfd?ieben fann. Die gjafyl ber oberfd?Iefifd?en 21rten, etroa 46,

2lbl>i!b. ł.

dürfte hingegen nod? uerbefferungsfät?ig fein. (Es finben fief? barunter bie feltenften beutfdjen 2lrten mie Anax formosus Lind., Somatochlora alPestris Selys, Aeschna juncea L. Die fd?on mitgeteilten ober»

fd?lefifd?en ^unborte ber 211pen»(SoIbjungfer fmben aber als bie erften Sdjiefien (mabrfd?eintid? in gang ©ftbeutfdjlanb) 311 gelten. Die oben ('bgebiibete melanotifd?e IDauberlibelle muff bis jetft als eine obetfd?lefifd?e

^ofalform angefelfen inerben. Dagegen finb bier non felteneren formen tis^er nidit beobachtet worben: Anax parthenope Selys, Aeschna rufes- ecus Lind., affinis Lind., Libellula fulva Müll., Epitheca bimaculata Charp.,

^grion hastulatum Charp., lunulatum Charp. unb bie aus bem Kreife

’Dobian befdjriebeue ^ormTümpeli Schlz non Calopteryx plendens Han., bie 'd? and? abbilbeA)

Wenn id? mid? mit uorftebenben feilen an bie gebilbeten Kreife ber

°berfd?Iefifd?en 23euölferung roenbe, fo gefcbal? bies, um gu geigen, wo in

') Ute ®riginabKiifd;ees finb ben 2lrbeiten bes Verfaffers in Sb. Iii nnb IV ber Seitfdjrift für roiffen|d;nft(irf?e Unfcftcnbioloaie, Berlin \V. 30, entnommen.

(18)

72 pani K u tj e r,

ber heimatlichen Haturgefchicbte noch Süden flaffen, 311 beten Ausfüllung bie IHitarbeit aller ZTaturfreunbe roillfommen fein muff. 3rh i>arf tuoljl hoffen, ba;u eine Anregung gegeben 3u haben.

Oskar Uug, ein oberlcblcfiicber BltertumsforTcber.

Don

pani K u t) c r.

So lang bem litami bas Zfcrj nod; fdjlägt, Soll er nid;t Kutje haben.

Die Saat, bie ihm nicht ^rächte trägt, Wirb fie einft anbern tragen.

as sieben bietet oft ftatt ber gehofften buftigen Hofen nur fpiße Dornen, unb bie b öfteren Schotten, welche in man die Seele fallen, wiegen bie wenigen ^reubenbliimd?en unb Sichtfeiten bes Sehens bei weitem auf. (glücklich finb bie*

jenigen 31t nennen, welche troß trüber (Erfahrungen ben JTfut nicht finken laffen, fonbern bes Diditers Wort beher3igen:

Warb bir aud} manch 3beal ßerfdjlagen, (getroft, erwirb ein neues bir!

(Erwirb's im frifdjen, freub’gen Wagen!

~\m Kampf nur fprießt bes Sorbeers §>ier.

(Ein foldjes an Wiß erfolgen unb oergeblichem ibealem Hingen reidjes sieben bietet auch bas nuferes fdrlefifdjen Attertumsforf chers ® s f a r D u g in ffalbenborf bei (Srottkau, ber Hieberfdjdefien feine peimat nennt.

Kt an d;em ift es eben nicht oergönnt, bie ^rüdjte feiner Arbeit 30 genießen, unb er muß in hartem Kampfe um Anerkennung ringen. (Es ift freilid?

nicht 311 oerwunbern, wenn bei einem folgen 00m SdjicEfal weniger Begünftigten Unmut unb (Erbitterung ins Efer3 fchleicht. Wir wollen baher biefen Wann, ben heute ber Silberfchnee bes (Steifenalters ehr*

würbig umrahmt, etwas in unferen (Sefichtskreis rücken, ihn, ber als viator indefessus bas fcljöne Sdjlefierlcmb forfdienb burd/querte, ber bie An*

ftrengungen ber Helfen nicht fdjeute unb angefidits bes gefleckten Zieles ^eit unb (Selb opferte, ber mit unermüblicher Ausbauer, regem fforfchungsgeift,

(19)

©star Dug, ein oberfcblefifdjer 2J[teriumsforfd;ec. 73 uiib fdiarfer Beobachtungsgabe ausgeftattet ift. 3hm bie Hnerfeunung 311 verfdjaffen, bie feinen HTühen gebührt unb bte audi p a r t f d? in feiner £anbes$unbe rübmenb bervorliebt, biefem groede fallen bie ttadi»

ftebenben feilen bienen.

©. Bugs Streben roar bar auf gerichtet, bie Borgefdiidjte feines Bottes flarjulegen. 1)0311 trieb es ihn in einer geit, als fielt ihm bereits im harten Hingen bie Stirn faltete unb bas paar bleichte; biefen groeef verfolgte er burd? bie (Erforfdjung ber S cf? a n 3 e n S d? I e f i e 11 s.')

(Es ift geroiff feine leere Phrafe, wenn er im Bormort feines ZDerfes fagt:

„IBibmet jemanb im Hltcr von 60 fahren einer bisher völlig fern liegcnben Hufgabe ben Heft feiner Kraft unb venvcubet ju ihrer £öfung fein mübfam erfpartes (Eigen, bann muff ber in il?m tvirfenbe ([rieb fidj boct? auf eine feftere (Snmblage ftütjen, als fie etwa perfönlidjes Belieben 311 geben vermag, fonft mürbe er gleich xm Hnfange erlahmen." (Sehelmrat Br.

i) Sdjlefifdfe Jjeibenfcf/anjen. (Selbftnerlag, Untiquar. preis 5,50 ITi.) £ u t f d;

äußert fid; in feinen Kunftbenfmälern giemlid) abfällig über Dugs Sdjanjen, inborn er bas 13ud; als unFritifdj bejeicbnet. (gewiß enthält es tnandje fubjeftiue ltnfidjten; bas gibt and; bcr Derfaffer felbft 31t, inbem er im Dormort fagt: „Unternimmt es jemanb, lieb unb bequem geworbenen Unfdjauungen entgegen 311 treten, ber muß auf Eingriffe aller 2(rt gefaßt fein. Das ift ber Sauf ber IDelt unb nicht fdjlimm; bient aber meine Urb eit bcr Wahr­

heit unb bem Datcrlanbe, bann trat fie ihren ^wed erfüllt." (Scheimrat (Srünbagen urteilt über bas Wert: „Der Keiditum an Beobachtungen fidjert ihm auf {eben Ffall feinen Wert".

(20)

74 pout K u tj e r ,

(Sriinhagen war es, ber ihn auf bie gefd?id?tlid?e Saufbal?n leitete. Dug hatte nämlid? bcn Befd?luß, ber beim 2lusbrud? bes £?ufitenkriegcr- von beu Stäuben im Hatbaus 311 (Srottkau verfaßt würbe, kritifd? beleuchtet 1111b bar auf tjingewiefen, wie bas hochmütig abgefaßte Schreiben, in welchem Bifd?of Konrab bem £?od?meifter in ITtarienburg von feiner (Ernennung 311m Sanbeshauptmann Kenntnis gab, biefen verleßen mußte unb baburd?

bie Urfacf?e bilbete, baß bie kriegserfahrenen (Drbensritter in bem ganßen Efufitenkampfe fid? nicht hervorragenb beteiligten unb ber als Kriegsmann gänglich unfähige Bifd?of Konrab infolgebeffen eine Hieberlage nach ber anberen erlitt. Dr. (Sriinhagen fdjrieb: „Wer fo fd?arf 311 kombinieren verfteht, muß, wenn er fid? ernftcm Stubium Ipnigibt, audi in auberer E?infid?t ffervorragenbes leiften". Dug reifte alfo in „alten Sdfanßen".

~Seneu Buuen5eid?cu fpiirte er nach, welche bie KTutter (Erbe aus ber Der«

gangenbeit aufbewahrt hat unb bie bem ^orfdjer einen (Einblick in bie Kulturverhältniffe unb Efanbelsbegiehungen ber Dorfahren gewähren. Der Herein für (8efd?id?tc unb Hltertum Schlefiens unterftüßte ihn bei feinem Heftreben burd? eine Beihilfe von 200 KTark. ©ft mochten wohl Dug bei feinen Wanbetungen — <Eifenbal?nen gab es in ber KTitte bes vorigen 'Sahrhunberts nod? wenig, unb er reifte baber 31t ^uß von Heiffe bis an ben Hieberrbein — bie KTärdien ber Kinbheit von ben „verwünfdjten Sdilöffern“ unb ben „unburchbringlichen Dornhecken" in feinem (Seifte auftauchen, wenn er fid? burd? bas (Sewirr ber in weltvergeffener Stille liegenben Schlupfwinkel ber Zllten burcharbeitete, bie heute Sd?lingpflan3en überwuchern, hiuunelanftrebenbe Baumriefen mit ihren Wurzeln fprengen unb auf benen in nuferen Hagen nur ber wilbe Had?tjäger fein unheirm Iid?cs IDefen treibt. Hüdbaltlos müffen wir ßugeben, baß bie (Etforfd?ung ber Sch cm3 en keine leidjte Sad?e ift. Die 21nfid?ten über ihre (Entftebung gehen baher oft auseinanber. Dug hält fie für bas Werk ber (Sermanen, wäbrenb Ditd?ow fie für bas ber Slawen erklärt. Dor allem kämpft Dug gegen bie laubläufige, fid? nod? in ben Bahnen bes n.8. ^ahrl?unberts be*

wegenbe 2tnfid?t, nad? welcher bie Schalken als l?eibnifd?e ©pferftätten betrachtet würben; eine I?Ypotl?efe, weld?e befonbers feit ber Brieger

~SubeIfd?rift von ?76g gläubige Dertreter fanb. Dug fud?te alle Dinge vom Stanbpunkte bes wirklichen Sehens 311 beurteilen, was ihn manchmal anfd?einenb über bas eigentliche §iel hinausführt. (SIeid?3eitig mit ihm batte ber Saufißer v^orfd?cr Dr. Behla in Sudan ein Werk veröffentlicht:

„Die Sd?an3en bes öftlid?cn Deutfd?lanbs", weld?es vom Kultusminifterium woblwollenbe ^örberung erful?r unb ber Dugfdjen Zlrbeit vorgc3ogen würbe. (Ein harter Scfilag für ben unermüblid?en Dug! Der HTißerfolg war für ißn gerabesu nieberbrückenb. freilich müffen wir and? I?in3u«

(21)

©star Dug, ein obcrfdjlefifdger 2l(tertumsforfdier. 75 fügen, baß Dug in manchen gälten feine 2tuficf?t vor bei Kritif allein 311 vertreten l?at. ‘)

U-t'oß vieler bitteren (Enttäufd?ungeit ließ Dug feinen ITtut nid?t finfen, fonbem arbeitete raftlos weiter, patte er bei ber Sd?an3enforfd?uitg bie alten Sd?ußwehren mit ben Straßengügcn verfolgt, fo richtete er nun»

uießr fein 21ugennterf auf bie ^eftftellung ber (Brennen nuferer (germania ttad? ben Karten bes alcyaubrinifdjeu (Seographeit (Elaubius ptolemäus.

Had? 33 jüßriger unfagbarer 2(rbeit gelang ihm bie (Erfdjließung biefes IDertes. Dom abriatifd?cn JTleere bis 311m ^innifdjen llteerbnfen, vom (Solf von Gvott bis 3m: Horbfpiße 3ütlanbs, von ber (Elbmünbung bis 311m 2tforofd?cn ITteere, vom Schwarten ItTeere bis 31« itßeinmünbung bat er alle in 23ctrad?t fommenben IDoßnfiße mit §irfel unb Illaßftab ermittelt unb mit ben heutigen Hamen vereitertet. Gelber harrt biefes IDerf noch ber 2luferftehung. 2111e Derfud?e 3m Deröffentlid?ung fdjeiterten am Koftcnpunfte. (H500 IRarf.)

3nt ;yo6 fab fid? Dug genötigt, angrlffsweife eine Heine 23rofd?üre aus3ÜgIid? 311 veröffentlichen über: „Hie Urheimat bes bcutfcßen

Dolfes".2) Darin erflärt er bie (Sermanen für 2lutod?tbouen, eine 2(uf»

faffung, in weither ihn befonbers üacitus beftärten mußte, bie aber heute von maßgebenber Seite angefid?ts ber (Ergebniffe ber neueren Sprad?»

forfd?ung als völlig un3utreffenb bc3eid?net wirb.

Don ben (Ergebniffen ber Dugfd?en 211tertumsforfd?ung gaben öfters bie Spalten ber (Srottfauer Leitung Kunbe. (Es würbe 311 weit führen, wollte id? a ud? über feine politifdje üätigfeit berichten.

Davon 3engen feine 2lrtifel im „23ürgerfreunb" von unb

\866, worin er mit gait3er Schärfe bafiir eintrat, baß in bent alten verfallenen beutfd?en paufe enblid? einmal ber Sd?utt grünb»

lid? weggeräumt würbe, unb in betten er 23ismatcf als ben Hteffias ber Deutfd?en preift, was il?m ben Spißnamen „23ismarcf" eintrug.

Davon 3eugten ferner feine 23eftrebungen im Curn» unb Hationalvereiti unb in ber ZDehrriege in (grottfau. 23ci patriotifd?en 2(nläffen hielt er meiftens bie jeftrebe, fo 3. 23. bei ber (Sebentfeier an ber (Sruft bes (generals Port 31t Klein»®Is. Don mehreren ®rten erhielt er bas 21nfud?ert, an»

laßlid? ber (Einweihung bes Körnerbenfmals bei ber (£id?e von IDöbbclitt

') Per Verein für bcffifdje tiaubcshmbe ließ von Dug ein 2D erleben über Sdjanjen bruden, unb eine ^ortfeßung hiervon, welche ber gefamten <£rforfd>ung bjeffens als ©runblaae bienen foil, erwarb ber Kultusminifter für ben l;effifd;en Verein. 3n ber 5eitfd?rift für I;cffifrf?e (Befdjidjtc (?888) legte Dug feine 2tnfid?t nieber über „uerfd?ladtc 2D alle unb tSIasburgen".

5) Verl. <£. Heugebauer, (Srottfau (f,oo ZTtf.).

(22)

76 21. Bermel? ren,

öic ^eftrebe 51t halten, was er aber aus materiellen unö bienftlidpen (Sriinben ablebnte.1)

Das jüngfte Kinb ber Dugfdjen Schöpfungen finb feine „IPanbe*

rungen",-) eine gar liebliche 2Slume aus feinem poetifchen (Barten. (Er verrät uns in ihnen fein reichhaltiges Wiffert, feine ausgegorene iebens*

Weisheit, bietet in bunter Reihe bie (Bebauten, welche bie (Einbrüche ört=

lieber Derhältniffe in ihm heroorriefen, unb erquidt uns mit bem gaubet ber im Polte tebenben Sagen. (Seheimrat Dr. (Srünhagen wiinfehte, „baff ber (Seift, ber bas 23üchlein befeele, ein allgemeiner werbe", freilich wirb bas rom Hinter verfolgte giel fid? nicht fo leicht verwirklichen laffen. Dug fucht nämlich burch volfsverftänbliche Hinregung balpn 31t wirten, baß im großen beutfehen Daterhaufc nur eine Hirt ber (Bottesverehrung 311t (Bcltung komme. Htls gbeal ift es fd)ön gebadjt! Htber — bie prajis!

3d? famt nid?t fchließcn ohne bem Uhmfd?e unb ber Eröffnung Htus=

brud gegeben 311 haben, baß ber verbienftvolle, halb neununbfieb3tg=

jährige ^orfdjer ber fd?lefifd?cn Schangen, ber fo manchen Sauftein 311m herrlichen Qiempel bcs beutfd?en Hiltertu ms herbeigcfchleppt hat, für fein ibeales Streben, bas mit manchem materiellen (Opfer verbunben war, enblid? bie verblende Wertung finb et, bie ihm ein wibriges (Befdjid bisher 311m größten Qieil verfügte.

Beiträge zu den Tlawiicben Ortsnamen im Kreife 6r.-$trehlitz.

Bon

HL Per m c 1? r e u.

)em intereffanten 21 uf faß u cm prof. 23 o e n i f d? ini Oktober^

Ejeft 1908 über flau?ifct?e (Ortsnamen imKreife (Sroß= Streßliß taffe id? einige (Erklärungen aus bem füblicßen unb fübwefK ließen (teil bes Kneifes folgen, gd? fcßitfe aber voraus, baß id? kein Philologe unb and? ber polnifdjen Spracße nid?t mäeßtig bin unb baß id? mid? freuen mürbe, wenn icß auf ^eßler unb Ungenauigkeiten von berufener Seite aufmertfam gemaeßt würbe.

') Hebenbei fei ermähnt, baff Bug \870 (Einberufung uaefj jranfreid? erhielt unb bei ber jelbeifenbafin tätig roar. — Bon feinem Scßarffinn ßeugt feine erfinberifdje Betätigung; fo fonftruierte er 3. 23. bas erfte (Telephon. (Bgl. geitfdjr. „Sdjlcfien", 3909, S. 339.)

2) Beri. € u 1 i tß, Stiffa i. p. (2,00 litt.), tyos.

(23)

Beiträge 311 ben ftaróifdjen (Drtsnamen im Mreifc (Sr.*Strel|Iitj. 77

Als AusgangspunBt müßte icf? ben ©rt ©cfdjowiß. (Er ift 23 ahn»

uub poftftation unb ©TittelpunBt eines beträchtlichen DerBehrs, ber fiel]

namentlich 311 ben feiten ber großen Wallfahrten nach bem Zinnaberge ins

©roßartige fteigert. Seiber Bann ich eine ausreießenbe (ErBIärung bes Wortes ©efdjomiß nicht geben, ©er alte Abamy leitet es von Deska = Z3rett ab. Pas rvirb aber fcßwerlich rid?tig fein, ©ie alte Sdjreibweife, bie nod? vor runb to fahren auf einigen WegeBrengen 311 lefen tvar, lautet ©giefchomiß. Diellcidit liegt bas polnifche Wort Dzicszka 311 ©runbe, bas fo viel als 23acftrog bebeutet.

^aft genau nörblich von ©efdfomiß liegt bas ©orf Koswab3e, faft ebenfo groß tvie erfteres. ©as Wort ftammt aus bem ITTährifdjen, wo rozwadza etivas auseinanbenvirren bebeutet, 3. 23. ein in Unorbmmg geratenes Knäuel ©am. Zlbarny überfeßt es mit Schiebsridjterort, mo=

rin berfelbe nur auf perfönliche Angelegenheiten übertragene Sinn liegt,

©trs Wort ift ber hiefigen polnifdjen 2SevölBetung gan3 fremb, es gebrandet bafiir rozwiazac, ivas wohl auf benfelben urfpriiuglichen Stamm 3urücf*

inführen ift. ©rtsnamen, bie mit ros, eigentlich roz, anfangen, gibt es noch ńt großer ©Tenge in ©berfchleficn. ©en meiften liegt bie proportion roz 311 ©runbe, bie ftets auf ein trennenbes, auseinanberftrebenbes ITtoment Innbeutet. Kosbjin (Katt 0 tu iß) = abgetrennter ©rt, Ko sn och au (ZTeuftabt)

= 3erftreut liegenber ©rt, audi ber ZTame Koftocf i. 111. gehört hierher;

bie Stabt liegt bort, wo fid? ber ^luß Warnom plößlid? ausbreitet.

Wie her ©rt Bosrvabge 311 feinem ZTamen geBommen ift, wirb wohl Baum 110dl feft3uftellen fein, bagegen haben 3wei DormcrBe, bie 311 bem

©nt ZTosmabse gehören, gan3 crficßtlich ihre ZTamen von ihrer Sage be»

Bommen. ©as eine heißt 23oreB, von hör = ZTabelwalb, in beffen ZTäße nod; heute fich Kiefernwalbungen befinben, bie früher wohl einen viel größeren Kaum in ber ©egenb eingenommen haben, ©er ZTame 23oreB fommt außerbem noch häufig in ©berfd?lefien vor, fo heißt gleich in ber ZTähe ein Ceil bes norbweftlid? von Koswabse liegenben ©orfes Krempa ebenfo, obwohl bort heute Beine Kabelwalbungen mehr vorBommen. ©as anbere DormerB heißt Seng unb liegt in tief gelegenen Wiefen unb Ziefern hart an ber ©ber. ©er ZTame ift nach ©amroth abgeleitet von leg = ZTieberung, unb biefes hat audf einem an bereu tLeil bes ©oifes Krempa, ber norbtveftlichen ^ortfeßung bes ZToswabier DormerBs, feinen ZTamen gegeben, wie auch fonft noch verfchiebcnen ©rtf(haften ©berfdjlefiens berfelbe Stamm 311 ©runbe liegt.

©as DorwerB ZSoreB liegt an bem Wege von Koswabic nach ^efd?=s niß. Audj ber ZTame biefer Bleincn Stabt bebeutet foviel als Walbort, worin aber ber Stamm las = Saubwalb im ©egenfaß 311 bor enthalten ift.

(24)

?8 21. Dermcljien, Beiträge 31t ben flaroifdjen ©rtsnamen :c.

Anbere Ableitungen nom Worte las gibt Boenifd? für mehrere ®rte bes Kreifes in fetjr hübfcfjer Weife, fo für Salefd/e u. f. m. Unweit Scfcbniß liegen noch gwei ®rte, bie ebenfalls ber früher aujgerorbentlid? walbreicfjen (Segenb ihren Hamen nerbanfen. Horblid? bas Dorf poremba, fo viel wie Sicf?tung, unb öftlid? banon ber beliebte Ausflugsort Sdjarnofin, Sdqwaxy ort, fo benannt nad? ber Habe ber bunflen Walbungen. ~Sn biefen ftebt an einfanter Stelle ein einfaches Steinfreug mit ber furzen 3itfd?rift „ ^ilio“.

pier würbe ber junge (Sraf pippolyt Henarb, ber gmeite Sol?n bes ba=

maligen Befißers ber perrfd?aft <Sroß= StrehHß, am (8. ®ftobcr 1855 von mörberifcl?er panb erfd? offen.

Von Sefdfniß führt ein Weg nad? bem norbweftlid? gelegenen Tyrawa, für bas Boenifd? eine fepr eingeljenbe (Erklärung gibt, bie fiep am letzten (Enbe mit ber von Abamy gegebenen betft. Don Iper füprt ber Weg weiter nad? bem nörblid? banon poep an ben Ausläufern bes Annaberges ober beffer bes (Ebetms = (Sipfel ober Spitze, wie früher ber gange (Scbirgs«

gug fepr bcgeid?nenb genannt mürbe, gelegenen Meinen Dorf ffilefcbfa.

Piefcr Harne bietet ein febr intereffantes Bcifpiel bafiir, wie bie lErflärung burd? ben Klang irregefiiprt werben fann. 21bamv bringt ben Hamen in gufammenljang mit ®Ifd?owa, ®ls u. f. w., alfo mit all ben vielen ®rts«

namen, bie ohne ^rage von olsza — (Erle abftammen. Hun ift es aber von vornherein befrembenb, baß in biefer fteinigen unb wafferarmen (Segenb bie (Erle als fo eparafteriftifeper Baum vorfommeu foli, baß fie eiuft namengebenb auftreten tonnte, wie bie (Efdje im benachbarten, tiefer gelegenen j^efdiona. Had? Damrott? hieß benn audi ber ®rt früher ®Iesfe, worin wieber ber Stamm las ftedt unb bie präpofition o = in, bei u. f. w.

®lefd?fa bebeutet alfo ebenfalls fo viel wie Walbort, womit and? bie Sage übercinftimmt, ba ber Walb noch heut biept herantritt unb bas Meine Dorf früher wol?l gang umgeben I?at. Die Kalffteine finb h'er oben billig;

banon geugen bie vielen MTauern, bie bie Dorfftraßen eingämten unb faft jebes (Sehöft umgeben, fo baß ber (Einbruct, ben ber Meine ®rt macht, ein gang eigenartiger ift.

~Sn norbweftlidjer 2\icf?tnng führt ber Weg weiter über bas Donnert Dalinie (entfernter ®rt ?) nad? Dombrowta "= (Eid?enwalb an ber (Eßauffee non (Sogolin nad? (Sroß« Stretjliß. 3n ber Witte biefer Streife liegt bas Dorf Hiewfe = ^lur ober 2lcferlanb, 311 welcher Begeicßnung (ebenfalls bie ebene Sage im (Segenfaß 311 bem füblicp banon fid? erßebenben Anna«

berg beigetragen hat. Süblid? non Dombrowta fommt man nad? Safran

= h'n^er ^ein 3K'ßh, bie präpofition za = hinter unb Kierz = Bufd?.

(Sang in ber Bähe bes (Sntshofes biefes Dorfes fteht eine Buine von beträchtlichem Umfang. (Es ift allerbings nur nod? bas (Erbgcfd?oß

(25)

5 c r b i u a n b B r o f i g , patfdjfcm im 5prid;roort. 79 Vorlauben, aber bic alten Wauern mit ben De^ierungen um bie jenfter nnb bte ßaupttiir madpen bocfp einen großartigen (Einbrud, namentlich menn man ganj unvermittelt plößlidp vor ilpnen ftefpt. Hacfp mir juge^

gegangenen juverläffigen Witteilungen biente bas (Sebäube einftmals als Eperrenfpaus, woraus bann fpäter, wolpl in ben vierziger fahren bes vorigen 3aljrl}unberts, eine Meine gjuderfabrif gemadpt würbe, bie p85^ abge*

brannt ift.

Weftlidp von Safran liegt bie fleine Kolonie Strebinow, fo viel wie gerobetes £anb, 311t Eperrfdpaft gyrowa gelpörig. Über Wygoba, be*

quemer, paffenber ©rt, ebenfalls nur aus wenigen fpäufern beftefpenb, fiilprt bann ber Weg na dp bem größeren Dorfe ©berwiß, unweit ber ©ber, öem bas Wort obora == Kulpftall ober Dielpftanb 31t (Srunbe liegt. Don hier getpt es fiiböftlidp na dp Krempa. Abamy gibt bafiir bie (Erflärung jeuerfteiuplaß. 3dp perfönlidp babe niemals bort ober in ber weiteren Umgebung jeuerftein geftutben, es mag aber immerhin von bem tfdpedpi*

fdpen Wort Kremen = jeuerftein abjuleiten fein.

Das Dorf Krempa beftelpt aus mehreren (Teilen, bereu Begeidpnungen fdpon oben erwälpnt finb. 3n ber Witte befinbet fidp ein größerer Üeidp, c'ine in tpiefiger (Segenb feltene (Erfdpeimmg. Abgefefpen von gauj fleinen Uotfteidpen finb an größeren (Sewäffern nur nodp bie füblidp von Safran gelegenen, baju gehörigen Cteidpe 311 nennen, bie fogar verfdpiebenen Sumpf* nnb Waffervögeln willfommene Aufenthaltsorte unb Hiftpfäße gewähren.

Don Krempa gebt mtfer Weg über Kosun^c nadp Defcfpowitj 3urü(f.

PatscbKau im Sprichwort.*)

Don

jerbin anb 23 r 0 fig.

ine (Erflärung bes Spridp Wortes: „ Sn dp midp 311 potfdpfe!“

bat ber im vorigen 3<U?rgange erwäfpnte anonyme Bürger ebenfalls 311 geben verfudpt, inbent er im patfdpfauer Wodpert*

blatt, 3alprgang p838, Hr. \3, S. po2, unter an berem fagt:

Has Spridpwort: „ Sudp' midp 311 patfdpfe", ift ein fo gangbares Ul,b befanntes, nidpt nur hierorts unb in ber Umgegenb, fonberu au dp in 11 len entfernten ©rtfdpaften, baß es näher 3U erwähnen nidpt mehr bc=

nötiget, ebeufo, baß es eine Art Schimpfen ift, wenn man fidp beffen

*) defter Ceil, ßafprgang (908—^909, Seite 598 ff.

(26)

80 5 e r b i n a u ö 23 r o f i g ,

bebient, inbem es nichts anberes, ais „fu cfj e m i d? b i n t e n " beißen unb bebeuten foli, unb meift non pcrfoncn bes nieberen Stanbes, gleidj*

viel ob fie patfdąfau einmal gefeiten, ober von biefem ©rte fonft etwas gehört haben, häufig unb vorzüglich in zorniger Stimmung angewenbet wirb. 3cb zähle fcbon manches £ebensjabr, unb habe von meinen (Eltern unb (Sroßeltern feine anbere Hebeutung gehört, als bie gefügte. Warum es aber „ f u dj e m i d) h i n t e n " bebeutet, foli ber (Srunb barin liegen, weil patfdjfau, als ein fleiner von aller pauptftraße entlegener ©rt, in feinem Sauftanbe fo befcbaffen war, baß jebes paus als bis zum £ebm=

giebel unb Sdjinbelbach von Bruchfteinen maffiv erbaut, von vorn zur Dermeibung von ^enftern (wegen ber bamals beftanben haben follenben

^cnfterfteuer) nichts wie pausflur unb oben Kammern, unb „ hint e n“

eine große unb refpeftioe bie paupt= unb Wofptftube befaß, welche letztere Zum Hier»Sdianflofale biente; beim befanntlidj fdjenfte in früheren geiten jeber 23iirger=pausbefißer fein fogenanntes Baus^BediKHicr, beffen Z'tußung ben größten «Teil feiner Hahrungs= Quellen ausmachte ...

Hoch beute finbet man, mit Ausnahme ber neu erbauten päufer, bie ßauptftube in ben päufern „hinten“, unb vorne hinaus entweber Kammern, ober in neuerer gfeit, baraus eingerichtete Stübchen. Wollte man baher in früheren feiten, wo überhaupt bie §abl ber (Einwohner unb Wohnungen gering war, ^emanben hierorts, b. h< 3U patfdifau finben, fo mußte man ilpt in feiner Wohnung „ h i n t e n “ fudjen, woher benn and] bas Sprichwort: „Suche midj zu patfdjfe“, ober wie gemeint

„hinten“, entftanben unb bie ausgebreitete Hcfanntfcfiaft erhalten haben mag."

Hiefe (Erflärung, weldje an Stelle bes wörtlichen Ztusbruds bes Sprichwortes einen ganz anberen unb zwar anftößigen unterfcbiebt, ben berjenige, ber bie Hebensart gebrandete, eigentlich im Sinne gehabt haben foil, fönnen wir nicht für richtig halten. Denn fonft müßten wir auch am nehmen, baß ber baulichen (Einrichtung ber päufer, bie Wohnftube nade hinten hinaus zu verlegen, etwas Zlbfdjrecfenbes unb Derächtlid^es ange=

haftet habe, was bodj als ganz unbenfbar zurücEzutveifen ift.

Huf bie weitere Zlngabe, baß bie aus Hrucbfteinen maffiv erbauten päufer einen Cehmgiebel gehabt hätten, ift zu erwibern, baß es maffive päufer mit berartigen (Siebein wenigftens in ber eigentlichen Stabt fdeon feit 3ahr^unberten überhaupt nicht ober höchftens nur ganz vereinzelt gegeben hat. Dielmehr fcheinen biefe (Siebe! ebenfo wie bie ^enfterfteuer ein Phantafie»Probuft bes 21rtifelfdąreibers getvefen zu fein. Hei meinen

^orfdjungen über bie Stabigefchidite habe idą bisher nidits gefunben, was eine foldąe Steuer hätte aitbeuten fönnen.

(27)

patfdifcui im Spridjmort. 8 i 3n (Ermiberung auf Pie obige Deutung bes Sprichwortes fdireibt 30fcph Sdiueiber im Wochenblatt, 3ai)r9an5 t838/ l8' "

„ Die 0011 bem elfteren Spricf?worte gegebene (Erklärung war mir 3tvar itid?t gang uubefanut, aber mehrfache Sebenflidjfetten ließen mid?

auf biefelbe feinen großen Wert legen; audi gweifelte id? nidjt, baß fid?

vielleicht etwas guverläffigetes angeben ließe.1) Da biefes aber nid?t ber all gu fein fdieiut, fo befcßeibc id? mid? gern mit biefer gangbaren unb feit UTenfdjenaltern fdjou fortgepflangten Scbcutuug befagten Sprich*

uiortes. Dod? bie frühere Sitte, bie Wohnftuben n a d? bin te n 3111?aben, ijt feine <Eigentiimlid?feit, bie unferer Stabt allein gitfam, ba fic vielmehr als allgemein üblicher Sauftil in allen Stabten Sd?Iefieiis vorherrfd?enb mar. Sollten fiel? für biefc Satfadie gegenwärtig and? itidit gerabe viele 23eweife aufftellen 1affen; fo liegt bies nioßl bar an, weil in anberen Stabten frittier, als in patfd?fau, bas 211tertiimlid?e burd? Neubauten immer melir in ben fjintergrunb gefd?oben ober gang vertilgt worben ift; beim in patfd?fau t?at befanutlid? erft nad? ben leßten Kriegen bie Sauluft begonnen.

- (Eine anbere (Erflärung biefes Sprichworts will id? gurüdl?alten, um nid;t bei einem (Segcnftanbc, ber ohnehin für bie meiften £efer fein 3n=

tereffe haben mag, länger 311 verweilen."

Der (Srunb, weshalb Sd?neiber fein e (Erflärung bet fprid?mört»

lieben 2\cbensart, bie er offenbar für gutreffenber hielt, uid?t mitteilte, war wol?I ber, baß biefe anbere Deutung 1111b ihre Scgrüubung fid? nic£?t mit furgeu Worten wiebergeben ließ, fonbern eine längere I?iftorifd?e 2lus«

fiibrung nötig machte. Später hat Sd?neiber im Wochenblatt -) eine intereffaute Sdjilberung von ben in ber gweiten pälfte bes ?8. 3ahrhunberts in ber Stabt patfd?fau herrfd?enben guftänben veröffentlicht, bie nad?

unferer 21nfid?t bas Spridjwort in 21ufnahme gebracht haben. Diefett Mitteilungen Sd?neibers fiitb bie folgenben 21ad?rid?ten entnommen, bie von mir nad? 23erid?tcn ber 2Ttagiftrats*2Iften ergängt worben finb.

21 ad? ber Sefißergreifung Sd?lefiens burd? jriebrid? b. (Sr. würbe in bie Stabt patfd?fau eine gahlreidie tSarnifon gelegt, befteßenb aus vier bis fünf Kampagnien 3nfanterie mit einem (Dberften als Stabtfomman*

bauten unb etwa 20 anberen (Dffigieren. (Ein großer Seil ber Unteroffigiere unb (Sememen, weld? leßtcre von ihrer täglid?en Löhnung „ S e d? s * g r ö f d? I e r " genannt würben, war verheiratet unb befaß Kinber, fo baß bie §al?l ber lliilitärperfonen, bie in Bürgerquartieren ber inneren

') D. h.: 5d?neiber batte ermattet, baß jemanb eine richtigere (Erflärung ber Hebens«

art ueröffcntliihen mürbe.

-) Jahrgang 1,842, Hr. 39, 5. 308 f., Hr. 40, 5. 3{6 ff., Hr. 4?, 5. 323ff., unb Hr. 42, S. 33? ff.

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Sine Ulanberbüdterei gibt es übrigens, wie idt ber Statiftif entnehme, am (Orte nicht. Sharafteriftifdi ift in ber Srjablttng bas pfeifen bes frommen Siebes. Ulan muß

Zlllzu früh ift (Soefcbfe feiner zweiten ffeimatftabt unb feinem Jfacbe entriffen worben, aber fein leben ift nicht inhalt» unb zwecklos gewefen; benn fein (Seift wirft in

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