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ÖolfötümlJrtK ^dlfunäe In ÜJolfiynkn

35on Ä u t ( 2 ü cf.

3Ber bentf ba md)f juerff ans 95eipre^cn, bas beinahe nad) in allen Kolonien ge=

i räuebfid) iff. 3Bas bafs bamtf überhaupt für eine Setcanbfnis? — ®as Sefprecben, eine 3al)rl)unberie ober fogar Sabriaujenbe affe ©iffe aller 9Sölfer, barf nid)f ol)ne toetferes als „nur Aberglauben" abgetan »erben. ®tcfe $eilfprücf)e, in benen int Söndlauf oielfad) grömmigfeif unb Vertrauen auf bie Allmacbl ©ottes ntitfcb»ingt, bie jeit Sabrbunberten ol)nc nachhaltigen ©rfolg befämpft toorben finb unb fich i«t

^Bauerntum aller Aölfer (rot; allem beharrlich halten, richtig einjufchatjen, ift ferner.

®ic neujeitliche »iffenichaffliche |>eilfunbe arbeitet heute mehr benn je mit ?kr|ud)en, Äranle burch »illenmäfeige ^eeinfluffung ju heilen. Gin Stranfcr, ber im ©lauben an feine ©efunbung beftärft toirb, überminbet fein ©ebred)en eher als einer, ber baran jtoeifelt. Auf biefet heilfunblichen Satfacbe beruht benn audh ber gelegentliche, er=

toiefene Teilerfolg ber ‘Befprechungsformeln, bie burch bie ihnen eigene Atifchung oon Rauher unb ©ebet, bie ©d)»ungfraft bes Aeimes, geheimnisbolles ©ebahren bes Se=

jprech'Crs uf». bie Ginbilbung bes Uranien ftärfen. Aber es helfet, bie ©preu oom ASeisen ;u fonbern, unb hier gilt für bas 3>eufjd)fum in Aßolhpnien in gemiffem ©inne bie oolfsfunbliche Aleisbeit: „Aßo oiel ©laube iff, iff auch »iel Aberglaube",

3toei Arten oon ‘Befpredietn unb Sefprecfeerinnen finb mir in Aßolhpnien begegnet.

®ie einen, fveiiid) bet überaus fleiuere Seil, erfd)ieneu mir als toillensffarfe, geiftig über ber Kolonie ftehenbe, wirflich heiffunbige unb ernffpnebinenbe äRenfchen, an bereu können alle glauben. ®er gröfete Seil aber finb elenbe Quadfalber, bie ficher in oielen Süllen, in benen fich ber fttanfe lieber an einen A rjf toenben follte, grofees Unheil anrichfen tonnen, ©o mufete j. 55, ein Äolonift gegen 3ahufchnterjen Aauch oon fiebenerlei oerbrennenben Kräutern einatmen, »ährenb bie 93e}precherin ihre Sor=

mein murmelte, eine Aiertelffunbe lang. ®er SÄann hafte hinterher furchtbare 2un=

genfehmerjen unb ber 3 ahn tat toeifer toeh. ©egen biefe ©efunbheifsoerberber müfete mit aller ©chätfe oorgegangen »erben, »ie ja überhaupt bie fircfeliche Unterteeifung jid) fd>arf gegen bas 55ejprecber»efcn wenbet, ohne es alletbtngs ganjltch befeitigen ju fönnen.

3ch führe nunmehr oon Tunberten oon Teit|prüd)en, bie fich grofeer Beliebtheit er=

freuen, nur einige an:

© e g e n S l e ü e n .

©s gingen brei heilige Jungfrauen, ben grünen 2öalb befchauen. Sie erfte feftauf in bie ©onne, bie a»eife in ben Atonb, bie brifte in ben Sieden. — Sieden, bu follff

»eichen, fo»ahr bie ©fern am Timmel ftreichen. 3m Aamen ©offes bes Baters, bes ©ohnes unb bes Teiligen ©elftes. Amen.

© e g e n A l u n b f ä u l e b e i m Ä i n b . Alunbfaul, bu Ataulmunb

»eich in ben Aliffgrunb. 3m Aamen uf».

'Sabei »irb bem Sfinbe mit einem aus bem ®ung hcrausgejogenen ©trohhalm breimal burd) bie 2ippen geftrichen.

© e g e n © e j c h » u l f f .

®er Tein unb ber Sracf)

gingen mifeinanbet über ben Bach.

®er Tein «ff oerronnen,

ber Srad) hats gewonnen. 3m Aamen uf».

IIIIIIIIliillililllHIHIIIIIilllllliilillllüiiniHlllIIllllllllIillllllilllllllinillllHIHIIinilüSHlülllIHIII

®ct 25efpced)cr befiehlt öen Äranf^eiku, aus 5em SIeifd> tu 5ic Suff ju enfloeicfjcn unb „.ootflcffern" toicbctpfommen ober oergleicbt bie Äranfl)eifserid)einunpen tntf 6r=

cigmffen aus ber 55tbel, bergeffalf, bafe bem gläubigen Uranien neuer Sebensmuf unb 2lbtoebrfräffe gletdjfam etngetmpff werben. Unb barauf lowmfs ja an. ®te ©prücbe felbff ftnb metff red)f unfinnig, j. 23. „®ie 9lofe unb ber Stier, bie gingen beib p 23icr;' unb äl)n[id)es mebr.

2fber aueb Haustiere werben mit frommen Werfen bejprocben. ©ewife, jo weif freibfs ber Śoloniff nicbf wie jener Ufrainer in ber unter ben ®euffd)en oielerjablfen gäbet, ber feiner einjigen, eingegangenen Slub eine füteffe lefen liefe. 3lber aueb er öerwenbef gegen bas Verfangen beliebte 23efpred)ungsformetn wie: „Scbabcf Serrn 3efus bas ©ebangen niebt, febabet btr bas Verfangen niebt. 3m Flamen ufw ", unb pblteicbe anbere.

9licbf alle Stoloniften glauben an ben 9tufeen ber 33efpted)ung. ®a»on jeugen bie pbteeicben Spoffoerfe, befonbers bei ben Schwaben.

© e g e n S ) ö r r e (2lusfcblag im ©efiebt).

|jeit is gutr Samfcbtag bot ber 3ub fei ©cbaWes, frefet br 3ub lee Sd>weinefleifcb unb bie $ örr tce SOlenfibenfleifib.

dreimal puffen.

Ober: f)ilff es nicbf, 1» fdwbs boeb nicbf, beffer wärs, Wenns gar nicbf war.

Dagegen glaubt ber Stieberbeutfcbe feffer baran, unb er erjablt ben Spöttern sur

2öarnung fotgenbe ©efd)id)te:

„Sin armer 5DUifd;if tarn mit einer fnocbenllapprigen Uobple (©aul) p einem Schwaben. Der follfe bas ^ferb gegen bie SÖleifel (Drüfengefdbwulft) befpreeben.

Der Sd)Wabe ffellfe ficb gotteslafterlicb »or bie Uobple unb fpracb:

|»of(bfe be SRcifel, bolt bid) ber Deiwel. Öo|d)te be 3«eifel nieb, bolt bieb ber Deiwel nieb. ©eb in 5lcbbods 3lamen!

Da aber fam ein 2Bunber. Die Uobple ffreclte ficb, nnb oor bem erfcbrodcnen Sd)Waben ftanb ein febönes ‘’Pferb. 3a, man foli mit bem heiligsten nicbf fpotten." — Jlun fönnfe icb biec nocb ftunbenlang Pon anberen 3aubermitfeln berid)fen, 5. 23.

»on ber 2lfd)e bes »erbrannten hewbes, bie urn SŚRitternacbf in ben Stpr geftreuf wirb unb anberen Dingen mebt. 2lber icb würbe eine ©änfebauf befommen, wenn icb »lies ©ebörfe wieberbolen rnüfefe. — 2lufllärung tut bi« not unb jwar eine grünblicbe. —

2Benben wir uns aber nunmebr ernffbaff ben ©efunbbeitsfragen ber beuffeben wolbpnifcben Spracbinfel p .

2öenn beul« 2luswanbeter nacb 23rafilien geben, fragen fie fi<b »»Her Sorge:

„SSirft bu auh bas fo ganj anbere Älima »ertragen?" — Unb fo b»f aud) bas Wot=

bpnijdbe SUima Sigenbeifen, bie ber Ureinwohner, ber Ufrainer, beffer »erträgt als alle pgewanberfen gremben, j. 23. bie ^olen unb Deutfcben. Schroffe 2Bitterungs=

Übergänge, 3. 58. 4 Uhr Sauwetter unb Siegen, um 6 Uhr febarfer groft unb Schnee,

— äbnlicb im Sommer —, begünftigen bas 2luffaud)en ber einfachen halsenfsünbung nnb Wäbrenb ber grofeen 2ßitterungsübergänge — bes 2Bo(b»nienfollers, ber bie SRenfcben tageweife unpreebnungsfäbig mad)f. Die halsenfsünbung, beten 23efämp=

fung »on ben Soloniften gewöbnlid) »ernaebläffigt wirb, iff ber Slusgangspunft ber fibweren Slngina, (auch Dipbterifis unb Scharlach), an ber fleine tinber in 2Sotb»=

101

IIHilllllllllllllllHII!lllll!llllll!llllllilll!l)lllllli!illllllliillllllłlllll!NIIIIIIIIIIIIIII!llllillllllli

nien bcfoitöcrs off fferbcn*). ßin einfacher |>alsumfcf){ag genügt als 33orbengungs=

mittel, mufe aber recfjtjeitig gemacht »erben.

©ang unb gebe finb in ÜBoIbpnien bie Sinbebautentjünbungen ber 3Ingen, bie burd) bas grelle ©onnenücbf unb ben ©taub bes S)od)iommers oevurfadit »erben.

®as regetmäfeige s2Bafd)en ber Slugen mit gencbelfee tarnt bie ©ntjünbung befeitigen.

ßetber tut man nict)ts bagegen, beachtet fie überhaupt nicht, unb bas Übet öerjd)liut=

mert fich fcbliefetid) jur anftectenben ägpptiid)en Slugenfranfheit (Sracboma) bie bann taum itod) ju beiten iff. Stein 556unber, bafe beshalb bei uns fo »ict Seute mit e»ig entjiinbeten, plierigen, blin^elnben 2lugen bet umlaufen.

©ic falfhattigen ‘Söben unb bas baburch bebtngfc ftarf tatfbattige 35runnen»affer rufen oft fmutausfcbfäge unb Srfrantungen ber Stieren bernor (Stierenfanb). ©er ©c=

nufi tatfbattigen SBaffcrs erfcb»ert bie Reifung Pon Sßunbcn, bie lieber mit abge- fpcbtcm tattern SBaffer als mit 3ob (jobpna) bebanbett »erben fottten.

©er ftoloniff hat Pon jeher fch»erer arbeiten muffen als alte anberen. i'iberanffren=

gungen, ©ebnenjerrungen, SSerrentungen unb SSerbeben tommen beshalb auch beute noch Perbättnismäfeig oft Por. ©er Stolonift Perffebt ficb leiblich gut auf SHaffage unb bie fonftige ‘Bebanbtung fotcber Sülle, ©ine Unfitte ber grauen muff hier befon=

bers betont »erben, nämlich bas §>eben |d)»erer Saften turj Pot unb nach ber ©eburt ber Stinber. ©ie grau »irb »äbrenb unb naib ber ©cb»angerfcbaff nicht im gering=

ften gefcbont unb quält ficb nachher mit Unferleibstrantbeiten. Slucb leibet bie ©c=

funbbeif ber Äinber off barunter*) ©s iff eine auffällige ©rfcbeinung, baff in Pielen gamilien ein Äinb ent»eber ftotterf ober fonft »ie nicht Pöltig gefunb iff. 3 um groffen ©eite liegt bas baran, bafs bie Stotoniffenfrau neben ihren Wirf)fen als SRuffer noch Slrbeitsfier iff unb manchmal über ihre Kräfte h>uaus eingefpannt »irb. ©ie macht getochnlid) einen ftumpfen, müben ©inbrucf, unb erfdjeint neben bem Sltann unfelbftänbig unb »illenlos. ©ie ^inber »irten ffumpf unb »enig lebhaft, ©od) liegt bas »oht »eniger an ihrem ©efunbheifsjuftanb, als an ber 2lrf, bie Stinber p bc=

hanbetn, benen fröhliches ^inberfpiel, ©ingjang unb Sachen etwas grembes geworben iff, ?6ie ein 2Ilp laftef bie Stof ber Stobejahre, bes Stricges unb ber rechtliche ©rud ber Slacbtriegsjeif auf Sllf unb 3ung.

©ine ©prachinfel läuft, wenn feine neue SMufpfut» fommf, immer ©efahr, ?3npchf ju treiben, ©s iff beim Sttcnfchen nicht anbers als beim “Sieh, bas entartet, wenn man nicht Pon weiter her neue ©ierc in feinen ©fall perpflanjf, ®en »olhpnijchen

®rauf»erbern unb hei^afsluffigen Sungens iff beshatb p raten, ihre gangnetjc ruhig in entfernteren Kolonien ausjuwerfen.

3m allgemeinen tann man aber »oht fagen, baff ber SBolhpnier froft allem nod) ge=

fünber unb ausbauernber ift, als ber Steichsbeuffche. ©r bcfibt einen recht ffarten SBillen pm Stinbe. 4—5 Stinber fönnen als ©urdifdpiftsphl für bie gamilie an=

genommen »erben, ©eine Heilmittel pugen off Pon einer guten Kenntnis ber Statur unb ber aus ihren ^flanjen unb ©ieren ju fchöpfenben Kräfte. Hier tönnte angefefjt

»erben, um biefes SBiffen p Pertiefen unb aufpbauen. Söenn 3. 25. ber Söothpnier SBunben mit bem morgens an feinen genftern befinblichen ©au (genfferfch»ih) be-- ffreid)f, fo fufjf bas auf ber richtigen ^Beobachtung, baft ber SDtorgcntau befonbers rein iff. Slber abgefochfes 2®af}er tut benfelben ©ienff.

Siteinen unoolltommenen Überblid befrachte ich im* als Slnregung.

Sßelcber bcutfche Slrjt hätte Suff, einmal biefc »id)fige Sebensfrage ber »olhpni=

fd)en ©enffchen eingehenber p behanbeln unb fie burd) eine poltstümliche 25eröffent=

lichung p beraten? — Söann »irb bas »olhnnifche ©euffchtum einen beuffd)en 2lrjt haben, ber fich bauernb in feiner Sltiffe nieberläftf?

*) 33crglcid)c Beitrag 1 (über SrinberfiMblidifcif).

lll!lilll!!!!l!!l!l!llllllll!INI!l!lllllllllllllllll!lll!llll!illlllllllllllllllllllllll!llllllll!lll!lli!!llllllllllll

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fe|iürfje öeö ^eulftfjtoolfjyniecs.

( S i t t e u n 5 S t a u cb t u nt.) 53on 3 l l f r e 5 Ä a r a j e { = 2 a n g e r .

®os geben bes beutjd)h>t>l()t)ni|c^en ä>tenid)en ift rdd) an Sitte unb 'Braud)tum. ®ie

©etneinjamteit ber ntitgebradtten Bornäterjitten umfafet alle toloniften, bebt jie oott iljrer onbevsöoltlicbcn Ümtoelt ab unb ift ein pofecs, eintgenbes Banb unter ben bet=

ftreut lebenben beut)d)en 9Jtsnfd)en. S2lus betn »oltstümlicben ©lauben unb ben gtei=

eben äußeren gebensfonnen bcff»« geteadtfen, b^f i'd) Sitte unb Brauch langfant ins SBolbtmifcbe umgeprägt. ®ie Berfcbicbenbeit ber ftertunff ber einjelncn Stämme be=

ginnt ftd> langfam au beftoifdten unb teirb befonbers burd) lebenbige Strafte*

gruppen Perbrängt: erftens ben ftarfen ©influft bes tircblicb=religiöfen Sebens, unb jtDeifens bie in Stongrejjpolcns Spracbinfeln entffanbene Äantorenfultur.

®ie Pilfefiimlicbe Sitte begleitet ben Stoloniffcn oon ber Sßiege bis jum ©rabe, fie toürbe ibnt, raenn er oon ber §eimat »erfcblagen mürbe unb als Sinaelmenfcb aussöge, fehlen unb öeimmel) bringen. Sie fdtafft, auch in ihren fleinften unb nebcnfächlichffen Staublungen, ein ©eborgenfein in Stetmaterbe unb Steimatmenfd)entum, bringt bie einzelnen Stacbbarn einer Kolonie unb bie einzelnen beutfehen Sieblungen in ber mol*

hpnifdtcn Sanbfdtaft cinattber näher. Sie ift es aud), bie an ber (Erhaltung beut*

fehest Bolfstnms inmitten ber flaoifchen Ummelf ftill unb oerborgen mitmirft, bie baruiit and; gepflegt unb bemahrt merben foil.

3tod) ift längft nid>t alles, mas an Sitte unb Braud)tum in ben beutfehen Sprad)*

,^łnfeln Btolhpniens babeim iff, aufgeseichnet morben. ?ßas mir bisher miffen, foil junt ©cofjteil hier gebradd merben unb bie Sülle ber ttorhanbenen Überlieferungen anbeutesi. (Es foil aud) ben Kantoren unb Sehrern bie aJtöglid)fcit geben, felbff meifer ju fammeln unb bas Bilb abprunben, au. ergänaen. Itm ben 2luffaf5 nicht gar au ftart merben a« laffen, mujjfe eine 3teihe oon, oor allem firchlid) bebingten, Bräud)en, mie fiagelfeft, 3obannisfcff uff. fortgelaffen merben. Sie fennacichnen bie Berbunbenbeif bon Kirche unb ooltlichem Brauchtum unb finb in SBolhpnien beliebte 3lusbruds=

formen ber geftesfreube. Sin recht anfchauliches Bilb molhpnifchen Sefttcbens ift aud) bas tirchliche (Erntebanifcfi einer Kolonie, bas fehmer au fchttbern if t SRan mufa jolch ein geft mit ber gülle ber ©äffe aus anberen ®eutfd)fieblungen, ber tiefen Beligiofität brr Teilnehmer, ber ftillen unb reinen geftfreube, miferlebt haben, um bie Berbunbenbeif oon Ktrd)e unb Boltstum, einen Tßcfensjug bes ®eut)d)molbpniers, gana «u oerftehen.

9t e u f a h r.

3n ben meiften ber beutid)ea Kolonien Söolhrmiens, in benen eine Schule befteht, geht am Keujabrsmorgen ber Kantor mit einigen Schulfinbern oon S>aus au §aus aum 9teujahrsmünfchen. 3n früheren Reifen mar ber Kantor burd) feinen Bertrag mit ber ©cmetr.be au biejem 9teufahrsgang oerpflichtet, in ben letjten 3ahraehnfen nid)f mehr. LViburd) iff ber fdmne Brauch fdton feilmeife abgefommen, bürffe aber laum fobclb gana tcrfchminben. gür bas 3teuiahrsmünfd»en erhielt ber Kantor oon jebem B5irt ein ©efd>enf; er foigfe beshalb auch mit allen ihm au ©ebote ffebenben Sfilfsmitteln für eine mögltd)ff fchönc Slusgeffalfung bes Sßünfchengehens. Sner mögen afs ein Beifpiel bie Bcrfe unb Sprüche ber Kinber folgen, mie fie in einigen

Siilcnien oufgefogl lt>er5en^ Jviü ber Santor mit ben Sinbetn in We ©tube, jo

3lun toirb getoobnlicb ein gemeinjames Sircbenlieb aus bem ©cmeinbcgejangbucb gejungcn ober ein ©prucb aufgejogt:

bleibe fern ton biefeni §aus!

®ann tritt ein einseiner Snabe oor unb jpricbt:

Sßcit icb ber erjte bin.

®ie etoige ©lüctjeligfeit!

Stun toerben einzelne ^erjonen bes f>aujes jelbft angetoünjd)t. 3nerjt fommt ber jöcnistoirt an bie Keibe:

Sßir jungen SÖlifcbriften, toir treten betan Unb fingen ben ehrbaren f>ausberrn febön an:

3Bir loünfcben bem Hausherrn ©efunbbeit unb ©tärf Su jebem feinem bäuslicben SiBerf!

iiiiiiiiiiiiiüiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinii

9iad) feiejcc 3(njpi'ac()e an öen Sßttf toen&et man ficf) mit ćtynltdjen SBotfen an t»ie Stau bes panier.:

3Bir jungen SWifctjripen, mir freien l)etan Unb fingen bie ef)rbare Hausfrau icf)ön an:

3Bir mänjcben ber Hausfrau ©ejunbfjeit unb ©färf

3u jebem it)tem t)nus[td)en Sßerf!

3öir münfc^en ber |>aufrau eine gofbene Äron Unb übers 3a[)t einen guten ©ob«'-

3Bir loiinid)en ber Hausfrau ein golbenes 33eft, 5Das runbberum mit fHojen iff beftedf.

©ie fei einem eblen Saume gleid), 3ln Riffen lieblicb, an Stüd)fen reicf).

3öir mollen |ie loben, preijen unb ebren,

©inen Subei wirb fie uns oerebrent

©inen Saler oon ben jcbönffen,

©oll auf unfrer Stoffe glänjen,

®as foil unfre greube fein, 3brc Sßoblfaf ju erfreunt

3ff ein etwacbfener unb beitafsfäbiger ©obn im Saufe, fo baben bie ©cbüler meift aucb für beu einen Sßunfd) bereit, fo jum Seifpiel:

3unggefell unb -Staoalier, 3cb tomme aucb P ibnen allbier, 3d) Will fie aucb bcgrüfjcn:

3cb wünfd) ibm sum neuen 3abr

©in neues Seben immerbar,

©ine fugenbfcböne Srauf,

®ie ibm oon ©oft fetbff anoerfrauf,

©)ie ibm wirb bas Setf aufmacben,

©afe ibm Wirb bas Serje la<^en,

®ie mit ©pinnen unb mit Saben Sßeifj ein bifscben umsugeben!

Socb baju ein paar blaue ©affen,

©»afj fie mögen ibre grau in Sieb umfaffen.

Socb basu ein ipaar ©fiefcl blanf,

®ajj fie mög fpajieren gebn mit ibnen ibr Seben langt Suf 3ßieberfebn!

©benfo wirb, falls in bem Saufe eine ermacbfene unb heiratsfähige ©od)fer iff, biefe mit einem ähnlichen ©lücfwunfcbfprucbe bebacbt:

©cböne 3ungfrau, wollen fie wiffen, 3cb will fie berslid) hier begrüben, 3cb weife aud), was ifer fehlt Unb was babei ihr Serje guälf:

©cbönftes 3ungfräulein,

3cb Wünfcbe ihnen ein Äränjelein Son Sosmarin unb ©ulipan,

®aju einen febönen, jungen dJtann, Sei ©oft unb Stenfcben angenehm,

2ln ©elb febr reich, an ©ugenb fd()ön!

105

illllllllllllllll!lillllllllllll!!!lllllillllllllll!llllllllllllllllllllllllllllll!llllllllllil!lllllll!!llllllllilllll

6 d)a&c, öafe ic^ nod> )o flein, möd)f id) berjen’gc fein, lint) toollen fie fid) tt>ol)l bebenten,

©o lun fie mir ein paar STaler febenfen.

Sann es nicbl grab ein Jaler fein,

©o merbe id) mil ©rofeben jufrieben fein!

2luf SBieberfebn!

3lud) bie ©rcjjelfern, fofern fie nod) leben, unb bie fleinen Sinber merben mand)M=

orfs angeionnf^l;

sI6ir laffen bas graulein felil ffille flebn Unb toollen sum ©rofebaler gel>n!

9Bir loünfdien bem ©rofeoater einen golbenen 3Bagen,

®af( er fann bis in ben fjimmel rein jagen!

2Bir bitten ben ©rofeoaler urn ber Saler brei, 9®enn nur »on brei nod) »erben s»ei, 3»ei Saler, bie baben einen Slang, 95Mr fagen baffir 2ob, ©b* ®ant!

*

30ir laffen ben ©rofeoaler b»r flille flebn Unb »ollen su ber ©rofjmutter gebn!

?ßir »änfeben ber ©rofemutter einen gülbenen ©lubl,

®afe fie tann fi^en im ^immel unb rubn!

3Bir bitten bie ©rojjmutler um ber ©ater brei, Sßenn nur »on brei nod) »erben sK»b 3»ei ©aler baben ein guten Slang,

2ßir fagen bafür 2ob, ©bt un^ ®anf!

*

?8tr laffen bie ©rofemutter b»i fülle ftebn Unb »ollen s« bem ©d)üler gebn!

3Bir »ünfeben bem ©cbüler ein golbenes 33ud),

©)amit er fann lernen unb werben red)t tlug!

2Bir bitten ben ©d)üler um ber ©rofeben brei, SBenn niebt brei, fo boeb sta^i,

3»ei ©rofeben baben ein guten Slang, 35Mr fagen bafür 2ob, ©br unb $anf!

*

2ßir laffen ben ©cbüler jefcf ftiffe ftebn Unb »ollen s« bem Sleinften gebn!

3Sir »ünfeben bem Steinen einen »eifeen ©cbimmel,

©amit er fann reiten bis in ben fnmmel,

?Bir bitten ben Steinen um ber ©rofeben brei, 3Benn ni<bl foei, f» boeb Sta^b

3»ei ©rofd)en geben ein bßlle» Slang, Sßir fagen bafür 2ob, ©br unb $anf!

©inb alte 33e»obner bes f)aufes beglüdwünfebt, fo fingen bie ©cbulfinber naeb

©rbalt ber ©efcbenle ein 2lbgangs= unb ©anleslieb:

©Je baben uns eine T)erebrung gegeben,

©er liebe ©oft laffe fie in grieben leben,

©as ganse 3abr »obl ein unb aus,

©oft fegne fie alle in biefem £aus!

2Ibe, abe, jcf?! ge^en toir fort,

©oft fegnc fto alle an biefcm Orf!

2lbc, abe, jctjt get)en toir raus,

©oft fegnc fie alle in biefem f>aus!

9lad)f>er geben fie in bas näctjfte $aus unb fo bie gange Kolonie burcf).

3it ben Kolonien, in benen es feine Äantorafsfcbulen gibt, ift bcr 5reujabrsuin=

gang nicbt üblicb, man toünfcbf ficb borf nur »on Jlacbbar ju Slacbbar alles ©ufe.

Unter ben ©cblefiern, ben „Jpodcrlingern", mar oor bem Kriege bas „rHeufabrsan»

fcbiefjen" üblicb, feilmeife aucb unter ben Stieberbeutfcben als „^ioaffcbiefeen" befannf.

33ei ben ©tblcfiern mürbe es oon ben älteren 33urfcben ber Kolonie ausgefübtf: fie mäbltcn unter ficb einen ©preeber unb jogen nacb SOlitternad)t oon Öaus ju |)aus.

«or ben einseinen Käufern feboffen fie ibre glinfen ab, ber ©preset trat oor unb fagfe feinen ©lüdmunfib auf. ®ie ^öurfeben mürben bann mit ©peef, iörot, Stern uff.

befebenff. ®a ficb bei biefem ^eujabrsfcbiefeeu allerlei Unfug ergab unb letcfU Un=

glüde gefebeben tonnten, mürbe es oon ben Bebörben nicbt gern gefeben. ©eit bem Kriege ift es nicbt mebr erlaubt unb faff überall abgefommen.

g a ff n a cb t.

2Benn bie 3eit bes lefjten gafebings fommf, bann beginnen bie Vorbereitungen ber Hausfrauen. ®ic Sage oorber merben fleiffig „ ‘ipüfcblen", bas finb in öl gebadene Kucben aus ißeijenmebl, gefüllt mit gefrodnetem Obft, bergeffellt. Oie Slbenbe bes gafebingenbes gelten ben nad)barlicben Vefucben, man fäbrf sur greunbfebaff ober sut Vermanbffcbaff anf einen Slbenbplaufcb, bie 3ugenb fommt su einem Sänsdjcn su=

fammen. ©emöbnlicb ift es fo, baff bie Vurfcben bie ©etränle, gleifcb, Vlcbl unb anbere ©ad)en gemeinfam einfaufen unb bie 3Räbd)en bes Haufes, in bem man su=

fammenfommt, ibnen baoon ein gutes 9tad)tmabl foeben müffen. Stacb bem Sffen mirb gefanst.

2lm gafebingsbienstag gebt es am fröblicbffen sn. ®ie Vurfcben baben eine Sllufit beforgf, Otelfad) eine ufraintfebe. ©ie oertlciben ficb autb an biefem 2lbenb redtf gern unb treiben allerlei SRummenjdwns. Sine Siege mirb öon einem Vurfcbcn barge=

ftellt, unb smei anbere, bie als Hänbler oerlleibet finb, fübren fie in bie ©tube,

ftellt, unb smei anbere, bie als Hänbler oerlleibet finb, fübren fie in bie ©tube,