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Vom Bankw esen in Schlesien

Von Dr. F r i e d r i c h H e i m a n n.

Zur Entstehung und Entwicklung einer regen Bankwirt­

schaft müssen gewisse volkswirtschaftliche Voraussebungen gegeben sein. Diese Voraussebungen waren in Schlesien schon im 17. Jahrhundert in reichstem Mabe vorhanden. Die günstige geographische Lage Schlesiens als Uebergangsland zwischen der reich entwickelten westlichen und der unvoll­

kommener entwickelten östlichen Hälfte Europas, sein natür­

licher Bodenreichtum an Kohle, Eisen und Zink, sowie die schon frühzeitig aufgenommene Produktion von Flachs, Garn, Wolle und Leinwand brachten es mit sich, dab Schlesiens Handel schon im 17. Jahrhundert eine Bedeutung erlangt hatte, wie ihn nur wenige andere Länder jener Zeit aufzuweisen hatten. Es erscheint daher erklärlich, dab bei einem so regen Handel sich alsbald die Notwendigkeit ergab, Einrichtungen zu treffen, deren Aufgabe es war, den Zahlungsverkehr der Kaufleute unter sich, wie auch den mit dem Auslande zu ordnen. Dies ist der Zeitpunkt, wo die Entwicklung des schle­

sischen Bankwesens einsebt.

Die damals geschaffenen Einrichtungen darf man nun nicht mit dem Begriff der heutigen Banken auf einen Fub stellen. Teils waren es Versuche zur Errichtung einer Art von Girobanken öffentlichen Charakters, teils waren es Grün­

dungen sogenannter „gemischter Bankunternehmungen" pri­

vater Natur, die zunächst nur den Warenhandcl betrieben und im Anschlub an diesen allmählich immer mehr zum Geldhandel übergingen. In diesen lebteren Unternehmungen hat man die Wurzel der heutigen reinen Bankinstitute zu suchen. W ir haben in Breslau zwei alte Häuser, die typisch für diese Ent­

wicklung sind, und die sich als reine Bankunternehmen bis auf den heutigen Tag erhalten haben, die 1728 gegründete Firma Eichborn & Co. und die 1819 gegründete Firma E. Heimann. Die eigentliche Bankiertätigkeit bestand damals lediglich in der Münzenumwechslung, in dem Wechselverkehr und in einigen Kreditgeschäften. Von besonderer Bedeutung war sdion damals das Wechselgeschäft, eine natürliche Ent­

wicklung der Hauptbeschäftigung jener Zeit, des W aren­

kommissionsgeschäftes. In welchem Umfange gerade der Wechselverkehr noch zur Zeit der österreichischen Herrschaft in Schlesien gepflogen wurde, geht daraus hervor, dab auf dem Hamburger Kurszettel, mit welcher Stadt Breslau im regsten Wechselverkehr stand, die Breslauer Notiz neben der von Amsterdam, London, Paris und Wien ,zu finden war.

Auch auf den Kursblättern der bedeutendsten deutschen Handelsstädte, wie Frankfurt a. M. und Leipzig, ist die Bres­

lauer Notiz z. B. viel früher und häufiger anzutreffen, als die Berliner.

Die Eroberung Schlesiens durch Friedrich den Groben hatte zur Folge, dab sich unsere Provinz nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich vollkommen umstellen mubie. Der einstmals so blühende Handel, der sich früher bis auf die Türkei, Italien und Amerika erstreckt hatte, wurde jebt durch künstliche Zollgrenzen, die Friedrich der Grobe als eifriger Anhänger des Merkantil-Systems allenthalben errichten lieb, eingeengt. Das war ein wesentlicher Umstand für die Ent­

wicklung des schlesischen Bankwesens, indem die Banken des Warengeschäftes immer mehr verlustig gingen und sich dementsprechend gezwungen sahen, sich mehr den Geld­

geschäften zuzuwenden. Diese Entwicklung zum reinen Bankunternehmen wurde dadurch gefördert, dab Friedrich der Grobe, um das Wirtschaftsleben in Schlesien wieder zu heben, zwei reine Geldinstitute schuf: 1765 die Königliche Bank und 1770 die Schlesische Landschaft, in Schlesien die ersten reinen Bankunternehmungen öffentlicher Art über­

haupt.

Die Königliche Bank, unter der Aufsicht des Königs, sollte eine Staatsbank gröbten Stils sein, der die Aufgabe oblag, den alten schlesischen Leinwandhandel von neuem zu organi­

sieren. Diese Bank, die durch königliches Privileg zu gleicher Zeit auch die erste Notenbank in Schlesien war, bildete im Verein mit ihrer Zentralleitung in Berlin im Jahre 1876 die Grundlage zur Deutschen Reidisbank.

Schlesien, Kultur und Arbeit einer deutschen Grenzmark 99

Von ungleich größerer Bedeutung als die Errichtung der Königlichen Bank war für Schlesien die Gründung der Schle­

sischen Landschaft. Veranlagt durch den hilflosen Zustand der schlesischen Güter nach dem Siebenjährigen Kriege, ent­

schloß sich Friedrich der Große zur Schaffung eines Bank­

institutes eigener Art, wie es bisher noch nirgends zu finden war. Das Eigentümliche und Neuartige dieser Schöpfung bestand in dem Zusammenschluß aller Beteiligten zwecks ge­

meinsamer Tragung der Schuldenlast. Die einzelnen Güter wurden je nach Fürstentümern zu Landschaften zusammen­

geschlossen, und die Vertretung dieser bildete wiederum die Generallandschaft. Durch Ausgabe von Pfandbriefen, die gesichert waren durch die sogenannte „Generalgarantie der Krediiverbundenen“ , konnten den verschuldeten Gutsbesißern Darlehen gewährt werden, die es ihnen ermöglichten, ihren Betrieb weiter zu bewirtschaften. Es ist offensichtlich, welche große Bedeutung die hilfreiche Tätigkeit dieses ersten Grundkreditinstifutes in dieser und der nächstfolgenden Zeit hatte. Es genügt, darauf hinzuweisen, daß nach dem V or­

bilde der Schlesischen Landschaft auch in den anderen P ro ­ vinzen Landschaften errichtet wurden.

Die weitere Entwicklung des Bankwesens in Schlesien erfuhr nun durch die napoleonischen Wirren von neuem eine starke Hemmung. Die Beschäftigung der Banken bestand zu dieser Zeit lediglich in der Herbeischaffung der Kontri­

butionsgelder und der Deckung des Geldbedarfs für Preußen.

Erst um 1820 eröffnete sich für die schlesischen Banken wieder ein Betätigungsfeld, und zwar durch die jährlich wiederkehrenden Wollmärkte in Breslau, die zur Hebung des Geld- und Wechselverkehrs wesentlich beitrugen. Jeßi hören wir auch zum erstenmal von einem Börsenverkehr, wenn auch noch primitiver Art. Doch gab es damals schon Kursblätter, auf denen zunächst die Wechselkurse, dann die Münzen und zuleßt die Pfandbriefe notiert wurden.

Zur selben Zeit entstand auch die städtische Sparkasse, geschaffen, um der Bevölkerung für den Fall weiterer Kriege oder Unruhen eine Gelegenheit zu geben, Hilfsmittel zu sammeln. Mit ihrer Einrichtung hören wir auch zum ersten Male von einem Konto-Korrent-, Scheck- und Giroverkehr.

Neben der Königlichen Bank, die hauptsächlich dem kauf­

männischen Verkehr gewidmet war und der Landschaft, die für den ländlichen Kredit in Betracht kam, war die Städtische Sparkasse, die, wie auch heute noch, vor allem von den kleinen Gewerbetreibenden in Anspruch genommen wurde, nun das dritte der drei öffentlichen Bankinstitute, die wir in Schlesien um diese Zeit zu verzeichnen haben. Inzwischen hatte sich auch die Zahl der Privatbanken nicht nur in Bres­

lau, sondern auch in der Provinz, wie z. B. in Militsch, Glogau, Grünberg, Oels und Loewenberg, vermehrt.

Ein weiterer Faktor, der in der Folge der Zeit dazu bei­

trug, daß die gemischten Bankunternehmungen immer mehr verschwanden und die reinen Bankgeschäfte mehr in den Vordergrund traten, war das Aufkommen der Eisenbahnen und im Zusammenhang damit die Einführung des Finan- zierungs- und Effektengeschäftes. Mit Hilfe der privaten Bankunternehmungen gelang es, Eisenbahnen ins Leben zu rufen, deren Wichtigkeit erst die spätere und die heutige Zeit uns vor Augen führen, wie z. B. die Oberschlesische Bahn, die Bahnverbindung nach der Richtung Berlin und die Krakau—Oberschlesische Eisenbahn. Dadurch, daß die Gründung meistens in der Form von Aktiengesellschaften vor sich ging und die Hauptaufgabe des Bankiers dabei darin bestand, die Aktien und Obligationen im Publikum unterzu­

bringen, erwuchs den Banken eine neue Beschäftigung in dem Effekten-Kommissionsgeschäft. Wertpapiere hatten wir in Schlesien zwar auch vor der Zeit der Gründung von Eisen­

bahngesellschaften, so die Landschaftlichen Pfandbriefe und die aus den Kriegszeifen herrührenden Anleihen des Preußi­

schen Staates. Von einem Effektenhandel jedoch konnte man erst sprechen mit dem Aufkommen der Aktien und Obli­

gationen. Dieser nahm bald einen solchen Umfang an, daß selbst das Wechselgeschäfi und der Konto-Korrent-Verkchr dagegen zeitweise in den Hintergrund traten. Es erscheint daher erklärlich, daß im Zusammenhänge mit dem ge­

steigerten Effektenverkehr sidi die Banken mehr und mehr

auch eines anderen Geschäftszweiges, nämlich des Depot­

geschäftes, annehmen mußten.

Infolge schwerer Börsenkrisen, hervorgerufen durch wilde Effektenspekulationen, und der daraus entstehenden großen Geldknappheit schritt man zur Errichtung mehrerer öffentlicher Geldinstitute, deren Aufgabe es war, der dringendsten Not besonders unter der weniger bemittelten Bevölkerung abzuhelfen. Das einzige Noteninstitut, das wir in Schlesien damals hatten und das den Zahlungsverkehr zu überwachen hatte, war, wie wir wissen, die Königliche Bank.

Nachdem man nun vergeblich sich bemüht hatte, durch E r­

richtung sogenannter Kassenvereine die trostlose Lage der kleinen Kaufleute und Gewerbetreibenden ,zu verbessern, schritt man zur Gründung eines neuen Noteninstituts, näm­

lich der Städtischen Bank. Dieselbe wurde im Jahre 1848 unter regster Beteiligung sämtlicher Breslauer Bankiers ge­

schaffen. Ihre Aufgabe war die Förderung des Geldumlaufes, Anwendung von Gegenmaßnahmen gegen einen allzu hohen Zinsfuß und Untcrstüßung von Handel und Gewerbe. Die Stadt selbst haftete mit ihrem ganzen Vermögen für die Erfüllung aller Verbindlichkeiten. Daß die Bank ihren Auf­

gaben gerecht wurde, zeigte sich alsbald darin, daß der Mangel an Ilmlaufsmitteln wesentlich gehoben wurde, daß der Kleingewerbe- und Handelsstand durch Kredite tatkräftig unterstüßf wurde, und daß die Bank durch.Aufnahme eines großzügigen Giroverkehrs zu einem vereinfachten Zahlungs­

ausgleich wesenilidi bei!rüg.

Um diese Zeit entstand auch eine andere Art von Banken, und zwar die sogenannten Darlehnskassen. Dieselben im Anschluß an die Februar-Revolulion gegründet, waren Ein­

richtungen gemeinnüßiger Art, um über die Zeit der schwersten Not durch Vorschüsse und Darlehen an kleine Gewerbetreibende und Handwerker hinwegzuhelfen. Die Mittel wurden durch Sammlungen der Banken und der ganzen Bevölkerung aufgebracht. Neben der Breslauer Darlehns­

kasse und der Städtischen Darlehnskasse gründete auch die Landschaft auf Grund eines Teiles ihres Reservefonds eine Landschaftliche Darlehnskasse, die dann später zu der heutigen Landschaftlichen Bank mit einem bedeutend er­

weiteren Geschäftskreis vergrößert wurde. In diese Zeit fällt auch die Errichtung der Rentenbanken, deren Aufgabe ebenso wie in den anderen Provinzen auch in Schlesien war, für die Erleichterung der Ablösung der Reallasten Sorge zu tragen.

Die Zeit nach 1850 steht unter dem Zeichen einer immer intensiveren Industrieentwicklung und eines großen Bevölke­

rungszuwachses. Dementsprechend erwuchsen den schlesi­

schen Banken auch neue und größere Aufgaben. Der Eisen­

bahnbau erstreckte sich jeßt sogar auch auf das Ausland, so daß die schlesischen Banken Eisenbahnbauten in Oester­

reich, Rußland und Rumänien finanzierten. Dementsprechend vergrößerte sich auch der Effektenverkehr, besonders auch an ausländischen. Der Effektenhandel nahm jeßt wieder all­

gemein große Formen an, so daß es nötig erschien, ein eigenes Gebäude für die täglichen Börsenzusammenkünfte zu schaffen. Dies geschah im Jahre 1867, wo die Einweihung des noch heute benußten Börsengebäudes stattfand. Um diese Zeit versuchte man auch die Errichtung zweier Börsen in der Provinz, und zwar in Oberschlesien, in Ratibor und Gleiwiß.

Schon hieraus geht hervor, daß das Wirtschaftsleben in Oberschlesien inzwischen ein sehr reges geworden sein muß.

Zur Ausbeutung der Bodenreichtümer Oberschlesiens bedurften die Grundbesißer der Hilfe fremden Kapitals. Dies geschah nun dadurch, daß sie ihre Unternehmen allmählich in eine Aktiengesellschaft umwandelten. Hierzu war wiederum die Hilfe der Bankiers nötig, in deren Hände ebenso wie beim Eisenbahnbau die Finanzierungstätigkeit gelegt wurde. Es ist bezeichnend für das Kreditbedürfnis der einzelnen Industrien, daß die Mittel der Privatbankiers aber nicht mehr ausreichten, um die Ansprüche der sich immer stärker entwickelnden Betriebe zu befriedigen und so kam man dazu, besondere Kreditbanken in Form von Aktiengesell­

schaften zu gründen, deren Hauptaufgabe die Gründung oder Vergrößerung eines Unternehmens war. In Schlesien ent­

stand auf diese Weise der 1856 gegründete Schlesische Bankverein. Damit trat die Entwicklung des Bankwesens in

ein ganz neues Stadium. Denn dank der gewaltigen K a­

pitalien dieser Aktienbanken, mit denen sie gegründet wur­

den, dank ihrer schnell angeknüpften Beziehungen zur In­

dustrie und der eben so schnellen Ausbreitung auf die Pro- vinzstädfc, mußte cs im Laufe der Zeit dazu kommen, daß sie die Privatbankiers immer mehr verdrängten.

Eine Folge der starken und plößlichen Industrie­

entwicklung war es übrigens auch, daß viele Arbeiter infolge der Einführung der Maschinenarbeit brotlos wurden und da­

mit in große Bedrängnis gerieten. Das gab den Anlaß zur Gründung einer neuen Art von Banken, der sogenannfen G e­

nossenschaftsbanken, auf Grundlage der Solidarhaft. ln Breslau entstand auf diese Weise mit Hilfe anderer Banken der „Vorschußverein zu Breslau“ und die „Breslauer Volks- bank“ , welche leßtere erst in jüngster Zeit in der „Hansa­

bank Schlesien“ als eines der zahlreichen Opfer der Kon- zenfrationsbewegung aufgegangen ist. Diese Art von Banken hat sich nun in großem Maße auf die Provinz ausgedehnt, wo wir sie teils als Vorschußvereine, teils als Handels- und Gewerbebanken noch jeßt antreffen.

In Gemeinschaft mit der zunehmenden Industrieentwick­

lung ging auch erklärlicherweise eine gewaltige Bevölke­

rungsvermehrung, die sich besonders im oberschlesischen Industrierevier und in der Hauptstadt Breslau zur Geltung kam. Aber auch in der Provinz entstanden jeßt die größeren Städte. Der Industrie kamen die Aktienbanken mit Kredit- unterstüßung zu Hilfe, während die Kaufleute und Gewerbe­

treibenden zur Errichtung von Wohnungen und Niederlassun­

gen keine Unterstüßung fanden. Auch von privater Seite war diese nicht möglich, da die Privatbanken sich mit ihren Mitteln zu sehr bei dem Industriekredit festgelegi hatten. So kam es, daß die Nachfrage nach städtischen Mypothekenkrediten immer dringender wurde. Diesem Bedürfnis kam zuerst der

„Schlesische Bankverein“ entgegen, indem er das Hypo- thekcndarlehnsgeschäft aufnahm. In der Provinz finden wir im Jahre 1862 den Hypothekenkreditverein zu Leubus, der auf Grund der Solidarhaft seinen Mitgliedern Realkredit ver­

schärfte, ferner 1865 die Kommunalständische Bank für die Preußische Ober- und Niederlausiß, die sich besonders hypothekarische Darlehen auf städtische Grundstücke an­

gelegen sein ließ und ihren Siß in Görliß und Lüben hat.

Zu erwähnen wäre für diese Zeit noch die Entstehung der Provinzialhilfskasse zur Erleichterung des Geldverkehrs mit den Verwaltungskassen der Provinz und zur Befriedigung besonderer provinzieller Notwendigkeiten.

Die weitere Entwicklung des Bankwesens in Schlesien vollzieht sich nun gemäß den großen politischen und wirt­

schaftlichen Ereignissen der 70er Jahre. Von entscheidender Bedeutung war die schnelle Bezahlung der französischen Kriegskontribution, ln der Zeit der dadurch hervorgerufenen Geldflüssigkeit entstand eine neue große Aktienbank, nämlich die „Deutsche Bank“ . Diese nahm das bisher sich nur wenig lohnende Depositengeschäft in großem Maßstabc auf und errichtete unter Ausnußung der neu gewonnenen wirtschaftlichen Einheit allenthalben Nebenstellen. Der da­

durch drohenden Gefahr, ihren Einfluß zu verlieren, mußte von seiten der einheimischen Banken auch in Schlesien vor­

gebeugt werden. Dies geschah dadurch, daß sie ihrerseits durch Errichtung eigner Niederlassungen in der Provinz dem fremden Einfluß zuvorzukommen suchten, eine Bewegung, die wir unter dem Namen „Konzentrationsbewegung“ zu­

sammenfassen. Hierbei war die Lage der einheimischen Privatbankiers dadurch besonders ungünstig, daß, nachdem auch die später gegründeten Großbanken dem Prinzip der

„Deutschen Bank“ folgten, die Privatbankiers sich sowohl gegen die Großbanken, wie gegen die einheimischen Aktien­

banken zu wehren hatten. Aber auch diese hatten keinen leichten Stand gegen das Eindringen der Großbanken. Das erste größere Beispiel hierfür in der Konzeniralionsbewegung haben wir in Schlesien im Jahre 1897 durch den Abschluß einer Interessengemeinschaft der Deutschen Bank mit dem Schlesischen Bankverein. Aber schon vor dieser Zeit tritt die Konzentrationsbewegung innerhalb der Provinz klar zutage, und zwar zunächst beim „Schlesischen Bankverein“ selbst, indem dieser Anfang der 70er Jahre Zweigniederlassungen in Reichenbach, Görliß, Neiße, Leobschiiß, Beuthen, Glaß und

Liegniß errichtete, meistens in Form von Kommanditen. Audi der 1870 gegründeten Breslauer Diskontobank war es dank der Aufnahme des Depositengeschäftes möglich, in den 80er Jahren die Geschäfte des Bankhauses Perls & Co. in Gleiwiß zu übernehmen, und in den 90er Jahren drei Nieder­

lassungen in Berlin zu errichten. Noch klarer trat die Kon­

zentrationsbewegung bei der im Jahre 1870 gegründeten

„Breslauer Wechslerbank" in Erscheinung, die sdion kurz nach ihrer Gründung drei Privatbanken in der Provinz erwarb und ein Jahr später sich in Berlin eine Vertretung verschaffte, indem sie die dortige Firma Gebr. Guftentag aufkaufte. Auch der „Sdilesisdie Bankverein“ hatte sich in der Reichshaupt­

stadt eine Niederlassung gesichert, indem er sich an dem dortigen Bankhaus Georg Fromberg & Co., kommanditistisch beteiligte. Dieser Drang nach Berlin, dem auch die Privat­

banken Folge leisteten (Gebr. Guttentag, Marcus Nelken &

Sohn, S. L. Landsberger, Jakob Landau), war bedingt dadurch, daß das deutsche Bankgewerbe sich immer mehr in Berlin zentralisierte und daß, wenn die schlesischen Provinzbanken in der Orientierung über das allgemeine Wirtschaftsleben und auch in der Geschäftsführung hinter den Filialsfellen der Großbanken nicht Zurückbleiben wollten, sie gezwungen w'aren, entweder selbst mit einer Großbank in Verbindung zu treten oder Niederlassungen in Berlin .zu errichten. Zunächst zog man leßteres vor. Es ergab sich aber, daß sie auf die Dauer dem Uebergewicht der Großbanken nicht gewachsen waren, zumal sic seif ihrer Niederlassung in Berlin zu keinem Geschäftsabschluß mit diesen mehr zugezogen wurden. So kam es, daß z. B. Gebr. Guttentag von der „Dresdner Bank“

übernommen wurde, während die „Breslauer Diskontobank"

ihre Niederlassung der „Darmstädter Bank“ überließ.

Neben dem Beginn der Konzentralionsbewegung in den 70er Jahren, die für die Entwicklung des schlesischen Bank- lebcns von maßgebendem Einfluß war, fällt in diese Zeit ein anderes wirtschaftliches Ereignis, das das Bankwesen in Schlesien in mindestens ebenso starkem, wenn nicht noch stärkerem Maße beeinflussen sollte: die gewaltige Entwick­

lung der oberschlesischen Montanindustrie. Daß die Banken der sich hier bietenden Riesenaufgabe gewachsen w'aren, war, abgesehen von den obenangeführten politischen und wirtschaftlichen Errungenschaften, nur deshalb möglich, weil ihnen einmal infolge der Aufnahme des Depositengeschäftes große Geldmittel zur Verfügung standen, die sie zu Finanzie- rungszwecken verwenden konnten, dann aber auch deshalb, weil ihnen infolge der Verstaatlichung des Eisenbahnbaues dieses Gebiet der Finanzierung entzogen worden war. Die natürliche Folge war eine riesige Gründungstätigkeit, die sich zunächst auf industrielle Werke, aber auch auf Banken und Genossenschaften erstreckte. W as die Gründungstätigkeit hinsichtlich der industriellen Werke betrifft, so kann in diesem Zusammenhänge nur kurz darauf hingewiesen werden, daß das Aufblühen der oberschlesischen Montanindustrie in der damaligen Zeit hauptsächlich der Tätigkeit der schlesischen Banken :zu verdanken ist. So entstanden damals z. B. die Königs- und Laurahiitte A.-G., die Donnersmarckhiitte A.-G., die Oberschlesische Eisenindustrie A.-G. und die Ober- schlesische Eisenbahnbedarfs A.-G. Von anderen Industrie­

zweigen entstanden um diese Zeit z. B. die 1871 gegründete Schlesische Leinenindustrie Kramsta, die Freiburger Uhren A.-G., die Gogolin-Gorasder Kalk A.-G. und die speziell für Breslau bedeutsame Linke-Hofmann A.-G.

Handelte es sich bei diesen vorerwähnten Beispielen um sogenannte „Umwandlungsgeschäfte“ , nämlich die Umwand­

lung eines schon bestehenden privaten Unternehmens in eine Aktiengesellschaft, so begnügten sich die Banken nicht nur damit allein, sondern sie gründeten auch von sich aus Unter­

nehmungen. Ein solches Unternehmen ist z. B. die 1885 ge­

gründete Cellulose-Fabrik Feldmühle, deren Entwicklung und Gedeihen sich besonders das alte Privatbankhaus G. von Pachalys Enkel und das schon in anderem Zusammenhang erwähnte Bankhaus E. Heimann annahmen.

Die Gründungstätigkeit jener Zeit erstreckte sidi nun nicht nur auf die industriellen Unternehmungen, sondern auch auf Bankunternehmungen selbst. Erwähnt war schon die 1870 gegründete Breslauer Diskontobank und die Breslauer

Die Gründungstätigkeit jener Zeit erstreckte sidi nun nicht nur auf die industriellen Unternehmungen, sondern auch auf Bankunternehmungen selbst. Erwähnt war schon die 1870 gegründete Breslauer Diskontobank und die Breslauer